Dr.-Ing. Viktor Mertsch, MKULNV NRW

Wasserwirtschaftliche und
wasserrechtliche Herausforderungen an
die Abwasserableitung und
Abwasserbehandlung in NRW
BWK Landeskongress 2015
Schwerte
23.04.2015
Viktor Mertsch
Ministerium für Klimaschutz, Umwelt,
Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz
Nordrhein-Westfalen
Herausforderungen
für die Zukunft
1. Erhalt der siedlungswasserwirtschaftlichen
Infrastruktur
2. Weiterentwicklung des Standes der Technik
3. Gewässerorientierte Abwasserbehandlung
4. Regionale Wasserhaushaltsbilanzierung
5. Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel
6. Rückbesinnung auf die Aufgabe als
Gesundheitsingenieur
Abwasserbeseitigung – heute
634 Kommunale Kläranlagen
79.000 KKA und 6.600 abflusslose Gruben
1.300 Direkteinleitende Industriebetriebe
und rund 40.000 Indirekteinleiter
mehr als 9.310 Regenbecken und
Entlastungsanlagen, darunter 2843
Regenrückhaltebecken
rund 70.000 km öffentliche Kanalisation
geschätzte 200.000 km private
Kanalisation rund 3 Mio. Hausanschlüsse
im nationalen und internationalen
Vergleich in NRW ein hoher Standard
Kommunale Kläranlagen
Abwasseranfall
Abwasserbeseitigung – heute
Öffentliches Anlagevermögen der
Kanalisation und Abwasserbehandlung:
93 Mrd. €, Anlagenvermögen sinkt!
634 Kommunale Kläranlagen
(Kläranlagenbestand ist durchschnittlich
30 Jahre alt!)
rund 70.000 km öffentliche Kanalisation
geschätzte 200.000 km private
Kanalisation rund 3 Mio. Hausanschlüsse
Schadensraten 15-70 %
Abwassergebühren
Abwasseranteil im Gewässer
< 1/3 MNQ
Aktueller Gewässerzustand NRW
90 % der Gewässer weisen einen schlechten
ökologischen Zustand auf
100 % der Gewässer weisen einen schlechten
chemischen Zustand auf ( ohne Quecksilber 30 %)
Konsequenz:
Für den 2. und 3.WRRL-Bewirtschaftungsplan 2015
müssen Maßnahmen definiert und umgesetzt werden
Ökologischer Zustand
1. Erhalt der siedlungswasserwirtschaftlichen
Infrastruktur
Der Erhalt der Infrastruktur erfordert gleichmäßige
Investitionen
Die Bilanzen dokumentieren Wertverluste!
Die konzeptionelle Arbeit muss intensiviert werden!
Benchmarking liefert Vergleichsgrößen
Das ABK stellt die Steuerungsgröße dar
1. Erhalt der siedlungswasserwirtschaftlichen
Infrastruktur
Der Erhalt der Infrastruktur erfordert gleichmäßige
Investitionen –auch bei privaten Abwasserleitungen
Zustands- und Funktionsprüfungen sind notwendig.
Kommunikation – Verbraucherzentrale !
Kommunen sollten ein Kanalkataster der privaten
Leitungen haben oder aufbauen.
Kommunen sollten die Bescheinigungen über die
durchgeführte Überprüfung der Zustands- und
Funktionsprüfung einfordern.
2. Weiterentwicklung des Standes der Technik
Umsetzung europäischer Anforderungen (BREF)
Phosphorrückgewinnung?
Niederschlagswasserbeseitigung!
Mikroschadstoffe?
Abwasserabgabengesetz !!!!
3. Gewässerorientierte
Abwasserbeseitigung - WRRL
Die Wasserrahmenrichtlinie ist seit 2002 deutsches
Recht.
Europarechtskonforme Umsetzung der WRRL in
deutsche Gesetze = die nationalen Gesetze steuern den
Vollzug so, dass die Gewässer/das Grundwasser des
Mitgliedsstaats die Bewirtschaftungsziele erreichen.
Die Wasserrahmenrichtlinie betrifft alle Gewässer ( nicht
nur die berichtspflichtigen Gewässer)!
ABK – Maßnahmen müssen umgesetzt werden, neue
ABK müssen die WRRL berücksichtigen.
Gewässerbewirtschaftung
- Einleitungserlaubnisse und Anlagengenehmigungen sind
- Instrumente der Gewässerbewirtschaftung.
- Sie folgen den Bewirtschaftungszielen und den
Bewirtschaftungsplänen.
- Ohne Kenntnisse der Gewässerbeschaffenheit ist keine
rechtskonforme Einleitungserlaubnis möglich!
- Ohne Berücksichtigung des Maßnahmen- und
Bewirtschaftungsplans können keine Einleitungserlaubnisse erteilt werden.
-
Konkret: Kombinierter Ansatz
Emissionsseitige Anforderungen § 57 Abs. 1 Nr. 1
WHG und § 3 AbwAG: Stand der Technik und
Abwasserverordnung
Immissionsseitige Anforderungen § 57 Absatz 1
Nummer 2 WHG
Für welche Stoffe im konkreten Gewässer besteht bei
der konkreten Einleitung Anlass für immissionsseitige
Anforderungen nach § 57 Abs.1 Nr. 2 WHG?
Welche Vorgaben gibt es?
§ 12 Abs. 1 Nr. 1 WHG: BWZ
Immissionsbezogene Anforderungen an die
Abwassereinleitung gem. §§ 57 Abs. 1 Nr. 2, 12 Abs. 1 WHG
Neben den emissionsbezogenen Anforderungen des § 57 Abs. 1
Nr. 1 WHG erfüllt die beantragte Einleitung auch die
immissionsbezogenen und sonstigen Voraussetzungen.
Bewirtschaftungsziele des § 27 WHG
Die gestattete Einleitung in die …. steht mit den nach Maßgabe
der §§ 57 Abs. 1 Nr. 2, 1. Alt., 12 Abs. 1 Nr. 1 WHG für die
Einleitung von Abwasser in einoberirdisches Gewässer
einzuhaltenden Bewirtschaftungsziele des § 27 WHG in Einklang.
Es gilt der sog. kombinierte Ansatz (Art. 10 WRRL)
Emissionsanforderungen
Sie erfassen:
Entstehung von Einträgen
Abwasseranlagen
Verhaltensbezogene
Standards
Anforderungen an
Gewässereigenschaften
Sie sind ausgerichtet auf:
Qualitätskomponenten für den
ökologischen Zustand
Umweltqualitätsnormen für
den chemischen Zustand
bestimmte Nutzungen wie die
Trinkwassergewinnung
RISIKOABSCHÄTZUNG FÜR 6 MIKROVERUNR.
Verteilung der Zustandsklassen
über alle 650 Einleitstellen
(AN DEN 650 KA-EINLEITSTELLEN IM GEWÄSSER)
An rund 35% aller Einleitstellen überschreiten Carbamazepin, Clarithromycin,
Sulfamethoxazol und Diclofenac die wirkungsbasierten Qualitätskriterien.
Die Trinkwasservorsorgewerte sind teilweise noch niedriger als die wirkungsbasierten
Qualitätskriterien, was in den betroffenen trinkwasserrelevanten Gewässern einen noch
höheren Handlungsdruck ergibt.
Eintrag von Arzneimitteln in NRW
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BERECHNUNG DES IST-ZUSTANDS
DICLOFENAC (OBERFLÄCHENWASSERKÖRPER)
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4. Regionale Wasserhaushaltsbilanzierung
Niederschlagswasser und Wasserrahmenrichtlinie
GISBREIN: GIS- gestützte Beurteilung
der hydraulischen Belastung von
Fließgewässern durch
Niederschlagswassereinleitungen
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Thomas Sürder, Dezernat 54.8
5. Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel Aufgaben und Chancen der Abwasserbeseitigung
Anpassung der Infrastruktur zur
Bewältigung nicht abwendbarer
Folgen des Klimawandels
Nutzung der vorhandenen
Energie(einspar)potenziale der
Abwasserbeseitigung
Beitrag zur Reduzierung von
Treibhausgasen
Bildquelle: 1. Grontmij und 2. Emschergenossenschaft
Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel
Experten erwarten in der Zukunft
mehr Wetterextreme
Handlungsbedarf !!!
Überprüfung und ggfs. Anpassung des Überflutungsschutz von
Abwasseranlagen
Überprüfung der Bemessungsansätze für
siedlungswasserwirtschaftliche Maßnahmen
Identifikation von Risikobereichen
Kommunikation mit allen Betroffenen
Identifikation von möglichen kombinierbaren Minderungsmaßnahmen
mit allen Beteiligten (zentral/dezentral, Betrieb/Bau, Organisation,
Information, etc)
Klimawandel und Wasserwirtschaft
Überflutungsintensität ist abhängig von:
- örtlicher kleinräumiger Topographie
- Versiegelungsgrad
- Kapazität des Kanalnetzes
Aufgabe:
- Erstellung regionaler Ereignisdatenbanken
- Erstellung von Starkregengefahrenkarten
- grundsätzliche städteplanerische Ansätze!
6. Rückbesinnung auf die Aufgabe als
Gesundheitsingenieur
Legionellen
Hygienisierung von Abwasser (Badegewässer,
Freizeitnutzung)
Multiresistente Keime
Die wichtigste Herausforderung
Fachexpertise muss in der Umweltverwaltung und bei den
Abwasserbeseitigungspflichtigen auch zukünftig
gewährleistet sein !
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!