DVGW-TECHNOLOGIEZENTRUM WASSER Jahresbericht 2014 Karlsruhe, 31.03.2015 TZW: DVGW-Technologiezentrum Wasser Karlsruher Straße 84, 76139 Karlsruhe www.tzw.de TZW - Jahresbericht 2014 3 Inhalt 1 Tätigkeiten des TZW - Zusammenfassung ......................................... 5 2 Arbeitsschwerpunkte der Abteilungen ............................................. 10 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 Analytik und Wasserbeschaffenheit ......................................... 10 Technologie und Wirtschaftlichkeit .......................................... 11 Grundwasser und Boden ......................................................... 12 Mikrobiologie ............................................................................ 14 Umweltbiotechnologie und Altlasten ........................................ 15 Korrosion ................................................................................. 16 Prüfstelle Wasser ..................................................................... 17 Außenstelle Dresden ............................................................... 18 3 Wissenstransfer zu Versorgungsunternehmen ............................... 20 4 TZW-interne Forschungsseminare ................................................... 22 5 Internationale Kontakte ...................................................................... 24 5.1 5.2 5.3 Zielstellung............................................................................... 24 Kontakte innerhalb laufender Projekte ..................................... 24 Kontakte außerhalb laufender Projekte.................................... 25 6 Erweiterung des TZW zum DVGW Wasser Campus ........................ 29 7 Kurzfassungen von ausgewählten F&E-Vorhaben, die im Jahr 2014 abgeschlossen wurden ......................................... 31 7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 Acesulfam als Tracer für die Quantifizierung von Abwasser- und Oberflächenwassereinfluss in Uferfiltrat und Grundwasser .................................................................... 31 Entwicklung eines fluorspezifischen Wasserqualitätsparameters als Werkzeug zur Identifizierung rohwasserseitiger Belastungsschwerpunkte hinsichtlich Chemikalien ............................................................................. 32 Studie zum Einfluss von Silikontensiden auf die Rohwasserqualität von Wasserwerken .................................... 34 Oberflächenstrukturen zur Minimierung der Ablagerungsbildung in Trinkwasserleitungen........................... 36 Einsatz von industriellen und kommunalen Abfallstoffen für die Biogaseinspeisung ........................................................ 37 4 7.6 7.7 7.8 7.9 7.10 7.11 8 Pseudomonas aeruginosa in Trinkwassersystemen Wachstumsansprüche und nachhaltige Gegenmaßnahmen ................................................................. 38 Deutsch-Chinesische Kooperation: Mikrobieller Abbau von chlorierten Schadstoffen .................... 40 Evaluierung und Anwendung des Yeast-Estrogen-Screen (YES)-Assays für den summarischen Nachweis des Vorkommens und Abbaus von endokrinen Substanzen .......... 42 Identifikation von prioritären NSO-Heterozyklen ..................... 44 Nano-Eisen-Partikel zur Sanierung von Grundwasserschadensfällen (NAPASAN) – Wechselwirkungen zwischen mikrobieller und abiotischer CKW-Dechlorierung .... 45 Entwicklung und Validierung von analytischen und mathematischen Methoden zur Gefährdungsabschätzung bei der Migration von organischen Spurenstoffen aus Kunststoffmaterialien in Trinkwasser ....................................... 47 Kurzfassungen von ausgewählten internen F&E-Projekten .......... 50 8.1 8.2 8.3 8.4 8.5 8.6 Veranlassung .......................................................................... 50 Weltweite Erfahrungen beim Einsatz von Online-Sensoren im Trink- und Abwasserbereich ............................................... 50 Photochemische Umsetzung von Acesulfam bei der Trinkwasserdesinfektion .......................................................... 51 Untersuchungen zur Entstehung von Transformationsprodukten bei der Chlordesinfektion von metforminhaltigen Wässern .................................................................................. 51 Entwicklung und Test eines GIS-basierten Ansatzes zur Risikoabschätzung für Einzugsgebiete von Trinkwassertalsperren ................................................................................ 52 UV-Sensoren in der Trinkwasserdesinfektion ......................... 53 Anlage 1: Publikationen ................................................................................. 55 Anlage 2: GWRC Annual Review 2013/2014 ................................................. 65 TZW - Jahresbericht 2014 1 5 Tätigkeiten des TZW - Zusammenfassung Das Technologiezentrum Wasser (TZW) ist eine organisatorisch und haushaltsmäßig verselbstständigte, gemeinnützige Einrichtung des DVGW und verfügt über Standorte in Karlsruhe, Dresden und Hamburg. Das TZW ist unter dem Dach des DVGW die größte tragende Einrichtung. Das TZW arbeitet auf wissenschaftlich-technischer Basis unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Gesichtspunkte Lösungsvorschläge für alle Fragen im Wasserkreislauf unter besonderer Berücksichtigung von Trinkwasser aus und begleitet auch aktiv die Umsetzung in der Praxis im Sinne des DVGW-Regelwerkes. Dazu verfügt das TZW über umfangreiches Wissen in den Gebieten Analytik, Technologie und Wirtschaftlichkeit, Korrosion, Mikrobiologie, Ressourcenschutz, Verteilung sowie Umweltbiotechnologie. Die wissenschaftlich-technischen Untersuchungen und Expertisen im TZW wiesen im Jahr 2014 folgende Schwerpunkte auf: Die Abteilung Analytik und Wasserbeschaffenheit führte wie in den Vorjahren in enger fachlicher Zusammenarbeit mit Wasserversorgungsunternehmen, Behörden und der Industrie eine Vielzahl von speziellen Untersuchungen zur Qualitätskontrolle von Roh- und Trinkwässern durch. Hierbei lag der Schwerpunkt auf anthropogenen organischen Spurenstoffen wie Pflanzenschutzmitteln und deren Metaboliten, Arzneimittelrückständen einschließlich Röntgenkontrastmitteln, per- und polyfluorierten Verbindungen, Bioziden, künstlichen Süßstoffen, Korrosionsschutzmitteln usw. Bei den anorganischen Parametern wurden insbesondere Nachweise auf Chromat, Gadolinium, Uran, Bromid und Bromat sowie Chlorit, Chlorat und Perchlorat nachgefragt. Viele Analysen wurden an Vorfeldmessstellen und in Wassereinzugsgebieten durchgeführt, um mögliche Belastungsquellen zu identifizieren und risikomindernde Maßnahmen vornehmen zu können. Im Bereich der Forschungsvorhaben lag der Fokus im Jahr 2014 auf der Entwicklung von selektiven und sensitiven Analysenmethoden für „neue“ und bislang nicht beachtete organische Stoffe. Weitere Themen waren Bildung, Verhalten und Verbleib von mikrobiellen und abiotischen Transformationsprodukten bei verschiedenen Wasseraufbereitungsverfahren oder Detektion und Verhalten von Nanopartikeln und Mikroplastik im Wasserkreislauf. Die Abteilung Technologie und Wirtschaftlichkeit war im Berichtszeitraum wieder Anlaufstelle für Wasserversorgungsunternehmen wenn es galt, Aufbereitungsanlagen hinsichtlich der an sie zu stellenden Anforderungen vor dem Hintergrund der jeweils vorliegenden Wasserbeschaffenheit gutachterlich zu bewerten und Empfehlungen zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung auch im Zusammenhang einer ganzheitlichen Betrachtung des Versorgungssystems abzuleiten. Nach dem Auftreten mehrerer Schadensfälle mit perfluorierten Tensiden in Baden-Württemberg wurden technische Möglichkeiten zur Entfernung solcher Substanzen aus Rohwässern, die der Trinkwasserversorgung dienen, 6 untersucht. Eine besondere Herausforderung besteht bei Vorkommen von überwiegend kurzkettigen perfluorierten Verbindungen, die sich durch die bekannten Verfahren nur mit einem erhöhten Aufwand entfernen lassen. Hierzu werden im Rahmen eines vom DVGW geförderten und kürzlich begonnenen Forschungsprojektes weitergehende Untersuchungen durchgeführt. Im Zusammenhang mit der Erstellung des DVGW-Arbeitsblattes W 214-5 wurden Messungen zur Lösekinetik von dichtem Calciumcarbonat als Grundlage für die Dimensionierung von Vorfiltern vor einer mechanischen Entsäuerung zur Stabilisierung von Wässern durchgeführt. Mit dem Ziel einer stetigen Verbesserung der Abscheideleistung von Schnellfiltern wurde eine Methode zur Ermittlung des Eliminationspotentials nanoscaliger Partikel unter Einsatz der laserinduzierten breakdown detection (LIBD)-Technik weiter vorangetrieben. Erste Messergebnisse mit dieser TZW-standardisierten Methode lassen eine weitergehende Beurteilung der Filtratqualität von Filteranlagen zu. In der Abteilung Grundwasser und Boden stand im Berichtszeitraum die Durchführung und Auswertung gebietsspezifischer Grundwasseruntersuchungsprogramme, etwa bei Belastungen des Grundwassers mit Nitrat, Arzneimittelwirkstoffen, per- und polyfluorierte Verbindungen, Mikroorganismen, Pflanzenschutzmittelwirkstoffen und deren Abbauprodukten sowie Bodenuntersuchungen zur Abschätzung von Nitratauswaschungsverlusten im Mittelpunkt der Tätigkeiten. Daraus wurden Handlungsempfehlungen zur Ursachenbeseitigung von Grundwasserverunreinigungen oder zum Umgang mit Belastungen sowie zur Messnetzoptimierung abgeleitet. Mit Hilfe geografischer Informationssysteme (GIS) erfolgten problem- und gebietsspezifische Auswertungen. In verschiedenen Wasserschutzgebieten werden z. B. die Erstellung und Umsetzung von Sanierungsplänen zur nachhaltigen Erniedrigung überhöhter Nitratkonzentrationen des Grundwassers fachlich begleitet. Die Grundwasserdatenbank Wasserversorgung Baden-Württemberg (GWD-WV) wurde weiterhin wissenschaftlich begleitet. Mit Hilfe der am TZW betriebenen Rohwasserdatenbank Wasserversorgung (RWDB) werden Daten von Wasserversorgungsunternehmen zum Vorkommen von Pflanzenschutzmitteln und deren Metaboliten erfasst. Darüber hinaus war das systematische, prozessbasierte Risikomanagement in der Trinkwasserversorgung („Water Safety Plans“, WSP) Gegenstand mehrerer Projekte und Aufträge. Bei der Abteilung Mikrobiologie rückte im Jahr 2014 die Begleitung von Wasserversorgern bei mikrobiologischen Kontaminationen im Leitungsnetz in den Fokus. Neben coliformen Bakterien traten dabei auch E. coli und Enterokokken in Erscheinung, so dass in einigen Fällen von den Gesundheitsämtern Abkochempfehlungen ausgesprochen wurden. In verschiedenen Praxisfällen wurden die am TZW entwickelten molekularbiologischen Methoden zur Bakterienidentifizierung erfolgreich angewandt. Weiterhin wurden gemeinsam mit Wasserversorgern Handlungspläne für den Netzbetrieb ohne Desinfektionsmittelrestgehal- TZW - Jahresbericht 2014 7 te erstellt. Das hygienisch relevante Bakterium Pseudomonas aeruginosa stand auch im Mittelpunkt des im Berichtszeitraum 2014 begonnenen DVGWKleinprojektes zur Bestandsaufnahme der mikrobiellen Belastung bei Wasserzählern, das in Zusammenarbeit mit der Zählerprüfstelle der Stadtwerke Karlsruhe durchgeführt wird. Es zeigte sich, dass auch fabrikneue Hauswasserzähler mit Pseudomonas aeruginosa belastet sein können. Dieses Thema besitzt eine große Relevanz und führte bundesweit bei zahlreichen Wasserversorgern zu umfangreichen Untersuchungen von Wasserzählern und vorbeugenden Maßnahmen zur Vermeidung von Kontaminationen in Trinkwasser-Installationen. Hierbei konnte das TZW auf Basis der vorliegenden Erfahrungen Wasserversorgungsunternehmen unterstützen, den Herausforderungen erfolgreich zu begegnen. Im Rahmen eines DVGW-Forschungsvorhabens wurden Untersuchungen zum Rückhalt von Bakteriophagen in Ultrafiltrationsmembranmodulen durchgeführt. Hierbei besteht die Zielsetzung darin, ein standardisierbares Prüfverfahren für den Rückhaltegrad von Membranen zu etablieren. Die Schwerpunkte der Abteilung Umweltbiotechnologie und Altlasten lagen in 2014 in den Gebieten heterozyklische Kohlenwasserstoffe, mikrobiologischer Abbau von CKW und Teeröl-Schadstoffen, molekularbiologische Methoden zum Nachweis von Viren, Bakterien und funktionalen Genen, Microbial Source Tracking sowie bei der Elimination persistenter Schadstoffe durch elektrochemischmikrobiologischen Abbau. Für heterozyklische aromatische Kohlenwasserstoffe wurden die existierenden Stofflisten der NSO-Heterozyklen aktualisiert und zusammengeführt. Molekularbiologische Methoden wurden im Berichtszeitraum hinsichtlich Anzahl der nachweisbaren Organismen (Viren, Bakterien) und funktionaler Gene für den Schadstoffabbau erweitert. Molekularbiologische Methoden bieten auch die Möglichkeit, sehr spezifische Nachweise von Markergenen zu führen. Die neuen PCR-Methoden wurden in einem ländlichen Karsteinzugsgebiet zur Identifikation fäkaler Eintragsquellen (Microbial Source Tracking) eingesetzt. Die Detektion von molekularbiologischen Markern war geeignet, um die Relevanz von Regenüberlaufbecken bzw. Austrägen einer Geflügelfarm zu beurteilen. Dieser neue methodische Ansatz im Risikomanagement soll nun für komplexere Einzugsgebiete weiterentwickelt werden. Eine neue Option zur Transformation persistenter Verbindungen stellt die elektro-chemische Behandlung dar. In der Abteilung Korrosion standen bei der Beratung von Wasserversorgungsunternehmen geplante Umstellungen auf die Verteilung von weicherem Wasser im Mittelpunkt. Hierzu wurden in einer Reihe von Wasserwerken automatisierte Korrosionsprüfstände betrieben, um die Auswirkungen der Wasserumstellung auf Werkstoffe wie kupfergebundene Werkstoffe oder Eisenwerkstoffe abzuschätzen. Ein weiterer Schwerpunkt in der Kooperation mit Wasserversorgern lag in der Bewertung von Auffälligkeiten bzw. Schäden an Trinkwasserspeichern. Diese standen oft im Zusammenhang mit einer nicht sachgemäßen Bau- 8 ausführung, wie der Verwendung von Schalöl oder einer Betriebsweise, die die Voraussetzungen für mikrobielle Besiedlung der Behälteroberflächen fördert. Bei Trinkwasser-Installationen wurde eine Reihe von KorrosionsSchadensfällen untersucht. Die Bandbreite der Schäden umfasste unter anderem Lochkorrosion in Kupferinstallationen, Bauteildefekte aufgrund Spannungsrisskorrosion oder Rostwasserbildung durch Flächenkorrosion in Installationen aus verzinktem Stahl. Im Bereich Forschung wurde im Berichtszeitraum das von BMBF, DVGW und Plastics Europe geförderte Verbundvorhaben „Kunststoffe im Kontakt mit Trinkwasser“ erfolgreich beendet und mit der Bearbeitung von zwei neu bewilligten Forschungsvorhaben zu Beschichtungen in Stahlbehältern sowie zur Bewertung von Geruchsschwellenwerten bei TrinkwasserKunststoffrohren begonnen. An der Prüfstelle Wasser hielt sich der Umfang von Erstprüfungen zum Nachweis der hygienischen Eignung von Produkten und Materialien im Kontakt mit Trinkwasser auch im Jahr 2014 auf einem unverändert hohen Niveau. Dazu zählten insbesondere die Arbeiten zur hygienischen Eignung von metallenen Werkstoffen. Ebenso war mit dem Entwurf der Bewertungsgrundlage für Emails und keramische Werkstoffe des Umweltbundesamtes auch hier eine deutliche Nachfrage festzustellen. Aus der Vielzahl der über 150 CEN-, DIN- und DVGWProduktnormen, für die die Prüfstelle Wasser akkreditiert ist, war insbesondere ein gesteigertes Interesse bei der Prüfung von Enthärtungsanlagen, UVDesinfektionsgeräten und des Schutzes des Trinkwassers nach DIN EN 1717 zu verzeichnen. Zusätzlich war in 2014 eine weiterhin positive Nachfrage nach Prüfungen von Armaturen für den Einsatz in der Trinkwasserversorgung gegeben. Im Bereich Forschung wurde die Kooperation mit der Industrie weiter intensiviert. Hierzu zählen zum Beispiel Forschungsarbeiten zur Wirksamkeit von neuen Produkten und Materialien ebenso wie die Entwicklung von Technologien für eine energieeffiziente Trinkwasserdesinfektion mittels UV-LEDs. Schwerpunkt der Außenstelle Dresden im Jahr 2014 waren Untersuchungen zur direkten Beurteilung des Korrosionsverhaltens von metallischen Rohrleitungen im Verteilungssystem. Somit ist es möglich, die Wirkung von Inhibitoren oder den Effekt einer Veränderung der Wasserbeschaffenheit zu beurteilen. Weiterhin wurden wie in den Jahren zuvor zustandsorientierte Spülpläne erarbeitet und Vorhaben zur Umstellung auf einen desinfektionsmittelfreien Netzbetrieb bzw. Umstellung der Wasserbeschaffenheit begleitet. In Bereich Forschung wurde ein Verbundprojekt abgeschlossen, welches sich mit der Beeinflussung der Bildung von Ablagerungen in Trinkwasserleitungen durch strukturierte Oberflächen befasste. Hierbei wurden Strukturen entwickelt, die eine Verringerung der Anreicherung von Ablagerungen bei geringen Fließgeschwindigkeiten bewirken. In einem weiteren Projekt werden in Zusammenarbeit mit 12 Wasserversorgungsunternehmen hochaufgelöste Messungen zum Wasserverbrauch in über 250 Objekten durchgeführt. Auf dem Gebiet der Wassergüte TZW - Jahresbericht 2014 9 wurde 2014 eine Studie zum Einsatz von Online-Sensoren für die Trinkwasserüberwachung fertig gestellt. Zu den TZW-Kolloquien in Karlsruhe und Dresden wurden mehr als 220 Besucher von Versorgungsunternehmen, Behörden und Industrieunternehmen begrüßt. Die Print- und online-Medien des TZW erhielten im Berichtszeitraum weiteren Zuwachs. Hierbei handelt es sich beispielsweise um sechs Bände der TZW-Schriftenreihe sowie um drei Newsletter. Die Homepage des TZW (www.tzw.de) informiert regelmäßig über aktuelle Ereignisse. Ein Höhepunkt bei den internationalen Tätigkeiten des TZW war die Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung mit PUB, der nationalen Wasserbehörde von Singapur. Die Vereinbarung zielt auf gemeinsame Aktivitäten in der Wasserforschung und Aufbereitungstechnologie. Weiterhin setzte das TZW seine aktive Mitgestaltung in Führungspositionen beim europäischen Forschungsnetzwerk ACQUEAU (www.acqueau.eu) sowie bei der Global Water Research Coalition GWRC (www.globalwaterresearchcoalition.net) fort und informierte Besucher aus dem Ausland über die Trinkwasserversorgung in Deutschland. Im Berichtsjahr wurden entsprechend Anlage 1 am TZW 71 Publikationen in Fachzeitschriften sowie in Konferenzunterlagen angefertigt. Mit Stand zum 31.12.2014 befanden sich am TZW 36 Forschungsvorhaben in Bearbeitung, die im Wesentlichen durch BMBF, BMWi, DVGW und von der EU gefördert wurden. In 2014 konnte ein wesentlicher Punkt zur Realisierung des TZWErweiterungsbaus durch den einstimmigen Beschluss des Gemeinderats der Stadt Karlsruhe zur Änderung des Bebauungsplans erreicht werden. Mit dem Beginn des durch das TZW eigenfinanzierten Erweiterungsbaus im Sinne eines DVGW Wasser Campus in Karlsruhe ist im ersten Halbjahr des Jahres 2015 zu rechnen. 10 2 Arbeitsschwerpunkte der Abteilungen 2.1 Analytik und Wasserbeschaffenheit Wie in den Vorjahren wurde in enger fachlicher Zusammenarbeit mit Wasserversorgungsunternehmen (WWU), Behörden und Industriebetrieben eine Vielzahl von physikalisch-chemischen Untersuchungen zur Qualitätskontrolle von Roh- und Trinkwässern sowie von Grund- und Oberflächengewässern durchgeführt. Neben den routinemäßigen und umfassenden Untersuchungen gemäß Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2011) lag der Schwerpunkt der Analysen auf verschiedensten wasserchemischen Sonder- und Spezialparametern, die ergänzend zu den üblichen Überwachungs- und Qualitätskontrollen gemessen wurden. Der Schwerpunkt lag dabei wie in den vergangenen Jahren auf den anthropogenen organischen Spurenstoffen wie Pflanzenschutzmitteln (PSM und PSM-Metaboliten), Arzneimittelrückständen einschließlich Röntgenkontrastmitteln, per- und polyfluorierten Verbindungen, Bioziden, künstlichen Süßstoffen, Korrosionsschutzmitteln etc. Bei den anorganischen Parametern sind insbesondere Chromat (ChromVI), Gadolinium, Uran, Bromid und Bromat sowie Chlorit, Chlorat und Perchlorat zu nennen. Viele Analysen wurden an Vorfeldmessstellen und in Wassereinzugsgebieten durchgeführt, um mögliche Belastungsquellen zu identifizieren und risikomindernde Maßnahmen vornehmen zu können. Im Auftrag von Wasserwerksverbänden (AWBR, ARW, RIWA, IAWD) und behördlichen Institutionen wurden wiederum umfassende Monitoringprogramme an Rhein, Elbe und Donau sowie ihren Nebenflüssen und in Seen auf eine Vielzahl von anorganischen und organischen Stoffen durchgeführt. Ziel dieser Untersuchungen ist die mittel- und längerfristige Beobachtung der Entwicklung der Wasserbeschaffenheit insbesondere vor dem Hintergrund der Entnahme von Rohwasser direkt oder indirekt über Uferfiltration zur Trinkwasserversorgung. Des Weiteren wurden gezielte Untersuchungen auf prioritäre Stoffe gemäß EUWasserrahmenrichtlinie an Schwebstoffen und Sedimenten durchgeführt. Im Bereich der Forschungsvorhaben und -projekte lag der Fokus im Kalenderjahr 2014 auf der Entwicklung von selektiven und sensitiven Analysenmethoden für „neue“ und bislang nicht beachtete organische Stoffe (emerging substances), die in Roh- und Trinkwasserressourcen vorkommen können. Daneben wurden in mehreren Forschungsprojekten Bildung, Verhalten und Verbleib von mikrobiellen und abiotischen Transformationsprodukten bei technischen (Ozonung, Chlorung, UV, AOP) und natürlichen (Uferfiltration, Bodenpassage) Verfahren untersucht. In laufenden Forschungsvorhaben werden aktuelle Fragestellungen wie Bildung und Entfernung von Chromat, Detektion und Verhalten von Nanopartikeln und Mikroplastik im Wasserkreislauf, Weiterentwicklung der TZW - Jahresbericht 2014 11 Online-Analytik für organische Parameter sowie Multimethoden für Pflanzenschutzmittel, Biozide und Arzneimittelrückstände bearbeitet. Die Leistungsfähigkeit und hohe Qualität der analytischen Arbeiten wurden auch im Jahr 2014 durch interne und externe Audits sowie durch sehr erfolgreiche Teilnahmen an nationalen und internationalen Ringversuchen bestätigt. Zudem beteiligt sich die Abteilung Analytik und Wasserbeschaffenheit schon seit Jahren an den Arbeiten zur Entwicklung von Analysenmethoden im Rahmen der nationalen und internationalen Normung. 2.2 Technologie und Wirtschaftlichkeit Auch im Jahr 2014 befasste sich die Abteilung Technologie und Wirtschaftlichkeit sowohl mit praktischen Fragestellungen, die von Wasserversorgungsunternehmen an das TZW herangetragen wurden, als auch mit wissenschaftlichen Arbeiten im Rahmen von Forschungsarbeiten. Dabei sind neben der Erledigung routinemäßiger Aufgaben u. a. nachfolgende Themen bearbeitet worden: Im Zusammenhang mit der Erstellung des DVGW-Arbeitsblattes W 214-5 ergänzende Messungen zur Ermittlung der Lösekinetik von dichtem Calciumcarbonat als Grundlage für die Dimensionierung von Vorfiltern vor einer mechanischen Entsäuerung zur Stabilisierung von Wässern durchgeführt. Darin einbezogen wurden auch Pellets mit extrem hoher Reinheit wie sie bspw. bei der Schnellentcarbonisierung anfallen. Dabei wurde durch Optimierung des großtechnischen Betriebs von Schnellreaktoren eine Verbesserung der kinetischen Eigenschaften angestrebt. Die prinzipielle Eignung von solchen Pellets zur Entsäuerung weicher Wässer hat sich nach ersten Untersuchungen im halbtechnischen Maßstab bewährt. Weitere Optimierungsarbeiten hierzu sind in Gange. Mit dem Ziel einer stetigen Verbesserung der Abscheideleistung von Schnellfiltern wurde eine Methode zur Ermittlung des Eliminationspotentials nanoscaliger Partikel unter Einsatz der laserinduzierten breakdown detection (LIBD)-Technik weiter vorangetrieben. Erste Messergebnisse mit dieser TZW-standardisierten Methode lassen durchaus eine weitergehende Beurteilung der Filtratqualität von Filteranlagen als dies beispielsweise mittels Trübungs- bzw. Partikelmessung möglich ist zu. Der Vorteil der Methode liegt insbesondere darin, dass damit bevorzugt Partikel im nm-Bereich erfasst werden. Weitere Untersuchungen unter Einbeziehung unterschiedlicher verfahrenstechnischer Randbedingungen werden derzeit im Rahmen eines von der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren geförderten Forschungsvorhabens unter Beteiligung verschiedener Versorgungsunternehmen durchgeführt. 12 Nachdem in Baden Württemberg mehrere Schadensfälle mit perfluorierten Tensiden bekannt geworden sind, befasste sich die Abteilung Technologie und Wirtschaftlichkeit mit den technischen Möglichkeiten der Entfernung solcher Substanzen aus Rohwässern, die der Trinkwasserversorgung dienen. Eine besondere Herausforderung bestand in einem der Fälle, bei dem mehrere Wasserversorger gleichzeitig betroffen sind, dass die Stoffpalette überwiegend aus kurzkettigen perfluorierten Verbindungen in Form von Carbonsäuren besteht, die sich durch die bekannten Verfahren nur mit einem erhöhten Aufwand entfernen lassen. Neben der Aktivkohleadsorption und den prinzipiellen Möglichkeiten des Einsatzes der Membrantechnik werden im Rahmen eines vom DVGW geförderten und kürzlich begonnenen F&E-Vorhabens auch Einsatzmöglichkeiten von Ionentauschern sowie alternativer Adsorbentien geprüft. Die Auswahl von Adsorbentien nach dem von im TZW entwickelten GCS-Test stellt hierbei eine wesentliche Erleichterung bei der Auswahl der Adsorbentien dar. Auch unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Gesichtspunkte ist das Verfahrenskonzept zu entwickeln. Dazu werden verschiedene Verfahrenskombinationen und Betriebsweisen im Rahmen halbtechnischer Untersuchungen in Anlagen untersucht und bewertet. Im Bereich der Membrantechnik lag der Schwerpunkt der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten bei der Elektrodialyse. Im Rahmen des BMBFForschungsvorhabens PRiMaT wurde eine energieeffiziente Konfiguration auf Basis eines neuartigen Elektrodialysemoduls im Pilotmaßstab unter Praxisbedingungen in einem Wasserwerk zur Entsalzung und zur Entfernung niedermolekularer, geladener Spurenstoffe erfolgreich eingesetzt. Neben den F&E-Aktivitäten mit praxisnahem Hintergrund wurden im Rahmen der Tätigkeit der Abteilung Technologie und Wirtschaftlichkeit auch im Jahr 2014 Aufbereitungsanlagen hinsichtlich der an sie zu stellenden Anforderungen vor dem Hintergrund der jeweils vorliegenden Wasserbeschaffenheit gutachterlich bewertet und Empfehlungen zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung auch im Zusammenhang einer ganzheitlichen Betrachtung des Versorgungssystems abgeleitet. 2.3 Grundwasser und Boden Die Durchführung und Auswertung gebietsspezifischer Grundwasseruntersuchungsprogramme, etwa bei Belastungen des Grundwassers mit Nitrat, Arzneimittelwirkstoffen, PFC (Per- und Polyfluorierte Verbindungen), Mikroorganismen, Pflanzenschutzmittelwirkstoffen und deren Abbauprodukten sowie Bodenuntersuchungen zur Abschätzung von Nitratauswaschungsverlusten waren ein Schwerpunkt der Tätigkeiten im Berichtszeitraum. Diese haben zum Ziel, TZW - Jahresbericht 2014 13 Handlungsempfehlungen zur Ursachenbeseitigung von Grundwasserverunreinigungen oder zum Umgang mit Belastungen sowie zur Messnetzoptimierung abzuleiten. Mit Hilfe geografischer Informationssysteme (GIS) erfolgten problem- und gebietsspezifische Auswertungen. In verschiedenen Wasserschutzgebieten werden z. B. die Erstellung und Umsetzung von Sanierungsplänen zur nachhaltigen Erniedrigung überhöhter Nitratkonzentrationen des Grundwassers fachlich begleitet. Weiterhin wurden für Wasserschutzgebiete Risiken bewertet, die durch verschiedene weitere Aktivitäten und Einrichtungen ausgelöst werden können (z. B. Baumaßnahmen, Biogasanlagen) und entsprechende Maßnahmen zur Risikominimierung vorgeschlagen. Die Grundwasserdatenbank Wasserversorgung Baden-Württemberg (GWDWV) wurde weiterhin wissenschaftlich begleitet. Mit Hilfe der am TZW betriebenen Rohwasserdatenbank Wasserversorgung (RWDB) werden Daten von Wasserversorgungsunternehmen zum Vorkommen von Pflanzenschutzmitteln und deren Metaboliten erfasst. Anhand der Auswertungen der Befunde wählt der Beirat der Rohwasserdatenbank, bestehend aus Vertretern der Wasserwirtschaft (BDEW, DVGW, VKU, Wasserversorgungsunternehmen) und der Pflanzenschutzmittelhersteller (Firmen- und IVA-Vertreter), mit Einverständnis der betroffenen Wasserversorger Trinkwassereinzugsgebiete aus, die eine Rohwasserbelastung mit einem aktuell zugelassenen Pflanzenschutzmittelwirkstoff oder einem Metaboliten eines zugelassenen Wirkstoffes aufweisen. In diesen Gebieten werden Maßnahmen zur Verminderung der jeweiligen Belastung eingeleitet und umgesetzt. Das systematische, prozessbasierte Risikomanagement in der Trinkwasserversorgung („Water Safety Plans“, WSP) war Gegenstand vieler Projekte und Aufträge. Für mehrere WVU wurden gemeinsam mit dem jeweiligen Wasserversorger Risikomanagementsysteme gemäß DVGW-Hinweis W 1001 erarbeitet und umgesetzt. Im BMBF-Verbundvorhaben PRiMaT (Präventives Risikomanagement in der Trinkwasserversorgung) wurde gemeinsam mit Partnern aus Wasserversorgung und Wasserforschung ein neues datenbankbasiertes System zur Gefährdungsanalyse in Einzugsgebieten entwickelt, das über eine GISSchnittstelle sowohl Daten des Wasserversorgers einlesen als auch die Basis für die Risikoabschätzung ausgeben kann. Das in 2014 abgeschlossene DVGW-Forschungsvorhaben G1/08/10 „Einsatz von industriellen und kommunalen Abfallstoffen für die Biogaseinspeisung“ ergab, dass der Beitrag der Bioabfälle und biogenen Reststoffe zur Gasbereitstellung in Deutschland zwar begrenzt aber ökologisch sinnvoll ist. Es sind erweiterte Anforderungen an die Aufbereitung schadstoffbelasteter Gärreste zu stellen, um diese in der Landwirtschaft ohne negative Auswirkungen auf die Gewässer verwerten zu können. Vor der Ausbringung ist es erforderlich, die 14 Gärreste auf Schad- und Störstoffe im Sinne der Wasserwirtschaft zu untersuchen. 2.4 Mikrobiologie Ein Schwerpunkt der Arbeiten der Abteilung Mikrobiologie im Jahr 2014 war die Beratung und Begleitung von Wasserversorgern bei mikrobiologischen Kontaminationen im Leitungsnetz. Neben coliformen Bakterien traten dabei auch E. coli und Enterokokken in Erscheinung, so dass in einigen Fällen von den Gesundheitsämtern Abkochempfehlungen ausgesprochen wurden. Gerade im Falle von Enterokokken oder coliformen Bakterien kann eine Identifizierung der auftretenden Stämme hilfreich für die Ursachenanalyse sein. So wurden in einigen Praxisfällen die von der Abteilung Mikrobiologie entwickelten molekularbiologischen Methoden zur Bakterienidentifizierung erfolgreich angewandt. Die aufgetretenen mikrobiologischen Probleme belegten auch, wie wichtig es für Wasserversorger ist, Handlungspläne aufzustellen, um auch im Notfall schnell reagieren zu können. Die Abteilung Mikrobiologie erarbeitete gemeinsam mit Wasserversorgern solche Handlungspläne für den Netzbetrieb ohne Desinfektionsmittelrestgehalte. Das DVGW-Forschungsvorhaben zu dem hygienisch relevanten Bakterium Pseudomonas aeruginosa in Trinkwasserverteilungssystemen konnte im Jahr 2014 erfolgreich abgeschlossen werden. Dieses Bakterium stand auch im Mittelpunkt des im Sommer 2014 begonnenen DVGW-Kleinprojektes zur Bestandsaufnahme der mikrobiellen Belastung bei Wasserzählern, das in Zusammenarbeit mit der Zählerprüfstelle der Stadtwerke Karlsruhe durchgeführt wird. Es zeigte sich, dass auch fabrikneue Hauswasserzähler mit Pseudomonas aeruginosa belastet sein können, z. T. in einem sehr hohen Prozentsatz. Bei einem Praxisfall in einer Hamburger Kindertagesstätte hatte sich bereits die große Relevanz des Themas gezeigt und bundesweit bei zahlreichen Wasserversorgern zu umfangreichen Untersuchungen von Wasserzählern und vorbeugenden Maßnahmen zur Vermeidung von Kontaminationen in TrinkwasserInstallationen geführt. Ebenfalls im Rahmen eines DVGWForschungsvorhabens wurden Untersuchungen zum Rückhalt von Bakteriophagen in UF-Membranmodulen durchgeführt, wobei die Zielsetzung darin besteht, ein standardisiertes Prüfverfahren für den Rückhalt von UF-Membranen zu entwickeln. Im Rahmen des BMBF-Verbundvorhabens PRiMaT wurden Laborsysteme sowohl für die Untersuchung der Desinfektionsmittelwirksamkeit von chemischen Desinfektionsmitteln als auch für die Untersuchung der UVDesinfektion etabliert und Untersuchungen zur Desinfektionsempfindlichkeit von bakteriellen Krankheitserregern durchgeführt. Mit diesen Systemen kann auch die Desinfektionswirksamkeit bei Umweltisolaten überprüft und mit Laborstäm- TZW - Jahresbericht 2014 15 men verglichen werden. Die Entwicklung molekularbiologischer Nachweisverfahren für bakterielle Krankheitserreger stand im Mittelpunkt des laufenden EUProjektes Aquavalens. 2.5 Umweltbiotechnologie und Altlasten Die Schwerpunkte der Abteilung Umweltbiotechnologie und Altlasten lagen in 2014 auf folgenden Gebieten: • • • • • Vorkommen, Ökotoxizität und Abbau von heterozyklischen Kohlenwasserstoffen Mikrobiologischer Abbau von CKW und Teeröl-Schadstoffen Molekularbiologische Methoden zum Nachweis von Viren, Bakterien und funktionalen Genen Entwicklung des Microbial Source Tracking Elimination persistenter Schadstoffe durch elektrochemisch/ mikrobiologischen Abbau Heterozyklische aromatische Kohlenwasserstoffe werden zunehmend als relevante Kontaminanten an z. B. Gaswerks- und Imprägnier-Standorten festgestellt. Bisher fehlten validierte Methoden zur Erfassung des heterogenen Spektrums (N-,O- und S-Heterozyklen) an Verbindungen in Grundwasser und Boden sowie belastbare Empfehlungen zur Auswahl von Leitsubstanzen. Im Rahmen eines LABO-Projektes wurden GC-MS-Methoden systematisch validiert und die existierenden Stofflisten der NSO-Heterozyklen aktualisiert und zusammengeführt. Molekularbiologische Methoden (z. B. PCR-Nachweis) eröffnen neue analytische Möglichkeiten zur Beurteilung und Optimierung mikrobiologischer Reinigungsverfahren. Im Bereich hygienisch relevanter Mikroorganismen können beispielsweise Viren nachgewiesen werden, für die kein Kulturverfahren zur Verfügung steht oder diese sehr aufwändig sind (z. B. Noroviren). In der Abteilung Umweltbiotechnologie wurde die Anzahl der nachweisbaren Organismen (Viren, Bakterien) und funktionaler Gene für den Schadstoffabbau ausgeweitet. Im Rahmen des PRiMaT-Projektes wurde ein laborübergreifender Test zum PCR-Nachweis von E. coli und Adenoviren durchgeführt. Der PCR-Nachweis zeigte dabei eine gute Reproduzierbarkeit der Ergebnisse in unabhängigen Arbeitsgruppen. Molekularbiologische Methoden bieten auch die Möglichkeit, sehr spezifische Nachweise von Markergenen zu führen. Die neuen PCR-Methoden wurden in einem ländlichen Karsteinzugsgebiet zur Identifikation fäkaler Eintragsquellen 16 (Microbial Source Tracking) eingesetzt. Die Detektion von molekularbiologischen Markern war geeignet, um die Relevanz von Regenüberlaufbecken bzw. Austrägen einer Geflügelfarm zu beurteilen. Dieser neue methodische Ansatz im Risikomanagement soll nun für komplexere Einzugsgebiete weiterentwickelt werden. Eine neue Option zur Transformation persistenter Verbindungen stellt die elektrochemische Behandlung dar. Die Umsatzraten können durch die Potentialdifferenzen und die Stromstärke gesteuert werden. Die verfügbaren Elektrodenmaterialien unterscheiden sich in Beständigkeit, Umsatzeffizienz und Kosten. Im Rahmen eines neuen F&E-Vorhabens wurde des Weiteren mit dem Test von mikrobiologischen Brennstoffzellen (Microbial Fuel Cells) begonnen. 2.6 Korrosion Ein wichtiger Aufgabenbereich der Abteilung Korrosion umfasste die Beratung von Wasserversorgungsunternehmen im Zusammenhang mit geplanten Umstellungen auf die Verteilung von weicherem Wasser. Hierzu wurden in einer Reihe von Wasserwerken automatisierte Korrosionsprüfstände betrieben um die Auswirkungen der Wasserumstellung auf Werkstoffe wie kupfergebundene Werkstoffe oder Eisenwerkstoffe abzuschätzen. Anhand der Untersuchungsergebnisse kann unter anderem bewertet werden, ob aufgrund der neuen Wasserbeschaffenheit beispielsweise höhere Schadensraten an Messingbauteilen oder das Auftreten von Rostwasser in Trinkwasser-Verteilungssystemen zu erwarten sind. Ein weiterer Schwerpunkt in Kooperation mit Wasserversorgern lag in der Bewertung von Auffälligkeiten bzw. Schäden an Trinkwasserspeichern. Diese standen oft im Zusammenhang mit einer nicht sachgemäßen Bauausführung wie der Verwendung von Schalöl oder einer Betriebsweise, die die Voraussetzungen für mikrobielle Besiedlung der Behälteroberflächen fördert. Hier sind insbesondere der Einsatz von ungeeigneten Reinigungsmitteln oder eine nicht ausreichende Belüftung einhergehend mit Kondenswasserbildung zu nennen. Im Bereich von Trinkwasser-Installationen wurde eine Reihe von KorrosionsSchadensfällen untersucht. Die Bandbreite der Schäden umfasste unter anderem Lochkorrosion in Kupferinstallationen, Bauteildefekte aufgrund Spannungsrisskorrosion oder Rostwasserbildung durch Flächenkorrosion in Installationen aus verzinktem Stahl. Ebenso war die Expertenmeinung der Abteilung Korrosion in verschiedenen anderen nicht Trinkwasser führenden Systemen gefragt. So wurden die Ursachen für auftretende Korrosion in einem Löschwassersystem eines Autobahntunnels oder in den Betriebswasserleitungen einer Groß- TZW - Jahresbericht 2014 17 Brauerei in Afrika ermittelt. Auf Grundlage der Befunde konnten den Betreibern geeignete Lösungsvorschläge zur Behebung der jeweiligen Problematik empfohlen werden. Hinsichtlich der Forschungsaktivitäten wurde das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem DVGW und Plastics Europe geförderte Verbundvorhaben „Kunststoffe im Kontakt mit Trinkwasser“ erfolgreich beendet. Zwei weitere Forschungsvorhaben wurden vom DVGW zur Förderung bewilligt, so dass die Arbeiten an beiden Projekten begonnen werden konnten. Das eine Projekt hat zum Ziel, ein neues Verfahren zur Überprüfung von Beschichtungen in Stahlbehältern auf Porenfreiheit wissenschaftlich zu etablieren, um diese Untersuchungsmethode in das entsprechende technische Regelwerk aufzunehmen. Das zweite Projekt befasst sich mit erhöhten Geruchsschwellenwerten bei Trinkwasser-Kunststoffrohren. Hier ist zu untersuchen, inwieweit DVGW zertifizierte Rohre auf dem Markt von dieser Problematik betroffen sind. Darüber hinaus soll in diesem Zusammenhang durch Migrationsuntersuchungen mit unterschiedlichen Stagnationszeiten überprüft werden, inwieweit eine Anpassung der Geruchsschwellenwerte insbesondere im Hinblick auf eine europäische Harmonisierung innerhalb der 4 MS Gruppe zu vertreten wäre. 2.7 Prüfstelle Wasser Der Umfang von Erstprüfungen zum Nachweis der hygienischen Eignung von Produkten und Materialien im Kontakt mit Trinkwasser war im Jahr 2014 auf einem unverändert hohen Niveau. Dazu zählten insbesondere auch die Arbeiten zur hygienischen Eignung von metallenen Werkstoffen. Ebenso war mit dem Entwurf der Bewertungsgrundlage für Emails und keramische Werkstoffe des Umweltbundesamtes auch hier eine deutliche Nachfrage festzustellen. Aus der Vielzahl der über 150 CEN-, DIN- und DVGW-Produktnormen, für die die Prüfstelle Wasser akkreditiert ist, war insbesondere eine gesteigertes Interesse bei der Prüfung von Enthärtungsanlagen, UV-Desinfektionsgeräten und des Schutzes des Trinkwassers nach DIN EN 1717 zu verzeichnen. Zusätzlich war in 2014 eine weiterhin positive Nachfrage nach Prüfungen von Armaturen für den Einsatz in der Trinkwasserversorgung gegeben. Ebenso war unter anderem die Auftragslage für Prüfungen von Kugelhähnen und Rückflussverhinderern weiterhin gut. Darüber hinaus waren die Mitarbeiter der Prüfstelle Wasser sehr gut ausgelastet, um die werkseigene Produktionskontrolle bei Herstellern von wasserfachlichen Produkten im Inland sowie europäischen und außereuropäischen Ausland 18 zu verifizieren. Dies ist insbesondere bei Produkten notwendig, die einer Zertifizierung durch den DVGW unterliegen. In 2014 konnten zudem die Forschungsarbeiten zusammen mit der herstellenden Industrie weiter intensiviert werden. Hierzu zählen zum Beispiel Forschungsarbeiten zur Wirksamkeit von neuen Produkten und Materialien. Beispielsweise wurde das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt zur Entwicklung von Technologien für eine energieeffiziente Trinkwasserdesinfektion mittels UV-LEDs weiter bearbeitet. Hierzu sind bereits weitere Nachfolgeprojekte in Planung. Ebenso wurden wesentliche Investitionen für die Untersuchung der Möglichkeiten und Grenzen von UV-Strahlern und UV-Sensoren getätigt. Hierzu wurde unter anderem eng mit der PhysikalischTechnischen Bundesanstalt (PTB) zusammengearbeitet. Darüber hinaus wurden die in der Prüfstelle Wasser bereits etablierten Prüfstände für Armaturenprüfungen in ihrer Funktionalität überarbeitet und verbessert. Dies wurde möglich, da in 2014 die Personalstärke in der Prüfstelle Wasser den aktuellen Erfordernissen angepasst wurde. Neben den vielfältigen Tätigkeiten in der Forschung und Prüfung sind die Mitarbeiter der Prüfstelle Wasser auch intensiv in der nationale und internationale Regelsetzung und Normenarbeit aktiv eingebunden. In 2014 sind hierbei unter anderem die intensiven Arbeiten zur Harmonisierung der Prüfnorm für UVDesinfektionsgeräte zu nennen. 2.8 Außenstelle Dresden Schwerpunkt der Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Wasserverteilung waren 2014 Untersuchungen zur direkten Beurteilung des Korrosionsverhaltens von metallischen Rohrleitungen im Verteilungssystem. Im Ergebnis von Testreihen an Versuchsanlagen sowie in Verteilungssystemen zeigte sich, dass der Effekt der Korrosion auf die Wasserbeschaffenheit unter den vorliegenden Randbedingungen mittels kontinuierlicher Trübungsmessung detailliert erfasst werden kann. Somit ist es möglich die Wirkung von Inhibitoren oder den Effekt einer Veränderung der Wasserbeschaffenheit zu beurteilen. Im Rahmen von Untersuchungen zur Anpassung von Wassergütemodellen wurde ein 150 m langes Modellnetz inkl. Fernwirktechnik gebaut. Im Ergebnis umfangreicher Versuchsreihen zeigte sich, dass die Mischungsprozesse in Armaturen (Kreuze und T-Stücke) erheblich von den hydraulischen Bedingungen abhängig sind. TZW - Jahresbericht 2014 19 In Zusammenarbeit mit 12 Wasserversorgungsunternehmen werden innerhalb eines Forschungsprojektes hochaufgelöste Messungen zum Wasserverbrauch in über 250 Objekten durchgeführt. Darüber hinaus wurde ein Verbundprojekt abgeschlossen, welches sich mit der Beeinflussung der Bildung von Ablagerungen in Trinkwasserleitungen durch strukturierte Oberflächen befasste. Hierbei wurden Strukturen entwickelt, die eine Verringerung der Anreicherung von Ablagerungen bei geringen Fließgeschwindigkeiten bewirken. Im Rahmen des Teilprojektes „Einfluss des DOC auf die Aufbereitung von Talsperrenwässern“ eines vom BMBF und DVGW geförderten Forschungsvorhabens zur Huminstoffproblematik (TALKO) wurden im Jahr 2014 kleintechnische Versuche zur Ermittlung der Leistungsgrenzen und Möglichkeiten der Leistungssteigerung der Einschicht- und Mehrschichtfiltration sowie der Ultrafiltration durchgeführt. Auf dem Gebiet der Wassergüte wurde 2014 eine Studie zum Einsatz von Online-Sensoren für die Trinkwasserüberwachung fertig gestellt. Dabei zeigte sich, dass durch den Einsatz der auf dem Markt verfügbaren Online-Sensoren im Normalbetrieb eine sichere Qualitätskontrolle des Trinkwassers und die Prozesssteuerung prinzipiell möglich sind. Im Rahmen der wissenschaftlichen Beratungstätigkeit wurden wie in den Jahren zuvor zustandsorientierte Spülpläne erarbeitet und Vorhaben zur Umstellung auf einen desinfektionsmittelfreien Netzbetrieb bzw. Umstellung der Wasserbeschaffenheit begleitet. Daneben wurden in mehreren Wasserwerken Funktionsprüfungen unter Einbeziehung von Leistungstests durchgeführt. Ein weiterer Schwerpunkt war die Erarbeitung von Gefährdungsanalysen bzw. die Unterstützung von Wasserversorgungsunternehmen beim Aufbau eines prozessorientierten Risikomanagements. 20 3 Wissenstransfer zu Versorgungsunternehmen Der Wissenstransfer von Ergebnissen der TZW-Forschung in die Versorgungsunternehmen erfolgte über folgende Wege: - TZW-Schriftenreihe TZW-Newsletter TZW-Kolloquien TZW-Diskussionsreihe TZW-Homepage Ergebnisse von Forschungsarbeiten werden in der TZW-Schriftenreihe abgedruckt. Im Jahr 2014 erschienen weitere Ausgaben: - Band 61: Wirksamkeit der Elimination von Viren durch Filtrationsverfahren der Wasseraufbereitung - Band 62: Elimination anthropogener Spurenstoffe im Zuge der Grundwasseranreicherung - Band 63: Verbleib von DOC und Spurenstoffen bei der Grundwasseranreicherung in den Langen Erlen (Basel) - Band 64: DOC-Analytik mittels 2D-Fluoreszenzspektroskopie - Band 65: Neue Methoden und Verfahren für die Wasserversorgung. Beiträge zum 19. TZW-Kolloquium Ausgaben des TZW-Newsletters erschienen im April und Oktober 2014 mit Kurzinformationen zu aktuellen Themen in der Wasserversorgung. Hierbei standen Risikomanagement und Energie in der Wasserversorgung im Fokus. Darüber hinaus wurde ein Newsletter in englischer Sprache gestaltet, der an Fachleute aus dem Wasserfach aus der ganzen Welt versandt wurde. Im Mittelpunkt dieses internationalen Newsletters standen Prognosen des Wasserbedarfes zum energieeffizienten Betrieb von Wasserverteilungssystemen. Die 6. TZW-Diskussionsreihe am 29.10.2014 war aus Anlass des 10-jährigen Jubiläums des „Water-Safety-Plan“-Ansatzes der WHO ebenfalls dem Thema Risikomanagement in der Trinkwasserversorgung gewidmet. Referentinnen von DVGW und UBA stellten den Stand der nationalen und europäischen Diskussion vor, Vertreter von TZW und verschiedener Wasserversorger präsentierten TZW - Jahresbericht 2014 21 Erfahrungen aus Forschungsvorhaben und der praktischen Umsetzung. Die Beiträge wurden unter den Teilnehmern rege diskutiert. Das TZW führte im Jahr 2014 die traditionellen TZW-Kolloquien fort, bei denen Mitarbeiter des TZW aktuelle Forschungsergebnisse vorstellen. Das 23. Dresdner Trinkwasserkolloquium fand am 13.05.2014 in Dresden statt. Etwa 110 Fachleute und Entscheidungsträger aus Versorgungsunternehmen und Behörden nahmen an dieser Veranstaltung teil. Auch das 19. TZW-Kolloquium vom 02.12.2014 erfreute sich eines starken Interesses aus der Praxis, wie die Anreise von mehr als 120 Fachleuten aus dem Wasserfach zum TZW nach Karlsruhe zeigte. Unter der Adresse www.tzw.de ist die Homepage des TZW zu erreichen, die im Berichtszeitraum laufend aktualisiert wurde. 22 4 TZW-interne Forschungsseminare Die TZW-internen Forschungsseminare über neue Entwicklungen der Forschung im Wasserfach dienen der Fortbildung, der Verbesserung des Informationsaustausches und der Diskussion unter den Mitarbeitern des TZW. Im Jahr 2014 wurden neun dieser Seminare zu den in Tabelle 1 gelisteten Themen durchgeführt. Hierin ist auch eine Veranstaltung mit der Außenstelle in Hamburg enthalten, um Synergieeffekte innerhalb des TZW noch besser zu nutzen. Tabelle 1: Themen der TZW-internen Seminare Datum Vortragender Thema 27.01.14 Dr. Robertino Turković Geruchs- und Geschmacksprobleme in TrinkwasserInstallationen Dr. Wolfgang Werner Untersuchungen zur Überprüfung der Eignung metallener Werkstoffe in Trinkwässern 25.02.14 Prof. Dr. Mathias Ernst Auswahl aktueller Forschungsprojekte am Institut Wasserversorgung TUHH und der DVGW Forschungsstelle TUHH 17.03.14 Dr. Oliver Happel Entfernungsleistung gängiger Aufbereitungstechniken für akut toxische Chemikaliengehalte Daniel Schumann Erstellung von Spülplänen durch das Softwaretool FlushPlan Dr. Marcel Riegel Ergebnisse des STATuS-Projekts: Hilfestellungen zum Schutz vor Anschlägen 28.04.14 Martin Wagner Charakterisierung und Quantifizierung natürlicher organischer Wasserinhaltsstoffe mittels Fluoreszenzspektroskopie Florian R. Storck Verbleib von gelöstem organischen Kohlenstoff (DOC) und organischen Spurenstoffen bei der künstlichen Grundwasser-anreicherung in den Langen Erlen (Basel) 23.06.14 Prof. Dr. Andreas Tiehm Molekularbiologische Methoden in der Umweltbiotechnologie Johannes Otto Weiterentwicklung der PCR für eine lebend/totUnterscheidung bei Bakterien und Viren Claudia Stoll Antibiotikaresistenzen: Nachweis, Verbreitung und Elimination in der Aufbereitung TZW - Jahresbericht 2014 11.09.14 Martin Tröster 23 Nanopartikel in der Trinkwasseraufbereitung: Ergebnisse des PRiMaT-Projekts 20.10.14 Joachim Janda Neue Methoden zur Erfassung von PFCs Dr. Wido Schmidt Vorkommen und Bildung von Perchlorat bei der Aufbereitung von Trink- und Badebeckenwässern Martin Wagner Moderne (Daten-)Analytik: Möglichkeiten der Spektroskopie sowie der Datenanalyse in der Trinkwasserüberwachung 17.11.14 Dr. Pia Lipp Bestimmung des Eliminationspotentials nanoskaliger Partikel aus Wasserproben 15.12.14 Friederike Brauer Risikomanagement in Wasserschutzgebieten der RheinEnergie Thilo Fischer Gefährdungsanalyse mit Hilfe eines datenbankbasierten Bewertungssystems 24 5 Internationale Kontakte 5.1 Zielstellung Internationale Kooperationen tragen dazu bei, den Bekanntheitsgrad des TZW und des DVGW bei europäischen und außereuropäischen Partnern zu erhöhen und entsprechende Kontakte und Netzwerke zu pflegen. Dies ist nicht zuletzt erforderlich, um auch künftig Forschungsmittel aus internationalen Quellen einzuwerben und den deutschen Entwicklungsstand im Trinkwasserbereich im Ausland zu dokumentieren. 5.2 Kontakte innerhalb laufender Projekte In weiten Teilen der serbischen Provinz Vojvodina sowie im angrenzenden Ungarn und Rumänien wird zur Trinkwasserversorgung Grundwasser genutzt, das hohe Anforderungen an die Aufbereitung stellt. Es ist durch hohe Gehalte an Hydrogencarbonat, natürlichen organischen Substanzen, Ammonium und Arsen gekennzeichnet. Seit Juli 2014 führt das TZW in Serbien in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern (Ingenieurbüro Setec E&C d.o.o., Belgrad, Universität Novi Sad) kleintechnische Aufbereitungsversuche in der Stadt Kikinda durch. Getestet werden konventionelle Verfahren u. a. mit Ozon und biologischer Nachbehandlung sowie die Flockungsfiltration. In 2014 wurde das fünfjährige EU-Forschungsprojekt Aquavalens fortgeführt. Das integrierte Projekt mit einem Fördervolumen von ca. 6 Mill Euro hat u. a. zum Ziel, molekularbiogische Methoden für Viren, Bakterien und Protozoen zur Anwendungsreife zu entwickeln. Die Koordination des Arbeitspaketes Standardisierung und Validierung liegt beim TZW. Im Rahmen des Projektes wurden intensive Kontakte zu etwa 40 europäischen Partnern gepflegt. Hier zählen Universitäten (z. B. Univ. of East Anglia, TU Wien, Universität Bern), Forschungsinstitute (z. B. CETAQUA, WRC) sowie KMU (Vermicon, MicroLAN, EPIGEM). Eine Pilotanlage zur Grundwasseranreicherung wurde in Fuheis (Jordanien) betrieben und die Limination von Spurenstoffen und hygienisch relevanten Mikroorganismen untersucht. Die Anlage war Teil des SMART-Projektes, in dem neu entwickelte Konzepte zum Integrated Water Resources Management (IWRM) in semi-ariden Gebieten erprobt wurden. Im SMART-Projekt wurden gemeinsame Arbeiten von Instituten aus Palästina, Jordanien, Israel und Deutschland durchgeführt. TZW - Jahresbericht 2014 5.3 25 Kontakte außerhalb laufender Projekte Das TZW: DVGW-Technologiezentrum Wasser und PUB, nationale Wasserbehörde von Singapur, unterzeichneten anlässlich der Singapore Water Week 2014 eine Kooperationsvereinbarung. Die Vereinbarung zielt auf gemeinsame Aktivitäten in der Wasserforschung und Aufbereitungstechnologie. Hierzu zählen neben Fragestellungen zur Trinkwasserqualität und Überwachung mit modernen Online-Sensoren auch neue Entwicklungen in der Wasseraufbereitungstechnik sowie der Wasserverteilung. Singapur hat sich in den letzten Jahren als weltweit führender Standort für innovative Wassertechnologien etabliert. Das TZW festigt damit seine weitreichenden Kontakte zu internationalen Schlüsselpartnern, um den Herausforderungen der Wasserversorgung in der Zukunft erfolgreich zu begegnen. Bild: Feierliche Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zwischen dem Chief Technology Officer von PUB, Harry Seah, und dem Geschäftsführer des TZW, Dr. Josef Klinger, am 02.06.2014 in Singapur (Foto: PUB) Im Januar 2014 empfing das TZW auf Initiative von BADEN-WÜRTTEMBERG INTERNATIONAL eine Delegation aus Peru, bestehend aus Vertretern aus Wissenschaft und Forschung sowie des größten staatlichen Wasserversorgungsunternehmens SEDAPAL. Die peruanischen Vertreter präsentierten eine 26 Initiative zur Gründung eines Exzellenzzentrums für innovative und nachhaltige Wasserwirtschaft in urbanen und ländlichen Gebieten. Im Rahmen des BMBFVorhabens Agua Gestíon besuchten daraufhin Vertreter des TZW und anderer deutscher Forschungseinrichtungen die peruanische Hauptstadt, um mit den peruanischen Partnern vor Ort Ideen für gemeinsame Projekte zu entwickeln und die Gründung des Centro de Competencias del Agua (CCA) voranzubringen. Die offizielle Gründung des CCA wird voraussichtlich in 2015 vollzogen und eine Förderung durch den peruanischen Staat wird angestrebt. Das TZW unterstützt die Gründung des CCA, da insbesondere für schnellwachsende Volkswirtschaften wie Peru eine gesicherte Versorgung mit Wasser von großer Bedeutung ist und hat bereits einige Vorschläge zu Projekten skizziert. Bild: Wassertransport in Peru (Foto: TZW Karlsruhe, Marco Scheurer) Am 24.02.2014 besuchte eine Gruppe von 15 Studenten und Professoren aus Japan das TZW, um sich über aktuelle Entwicklungen im Trinkwasserbereich zu informieren. Hierbei wurde vom TZW ein Überblick gegeben, wie das Trinkwasser in Deutschland aufbereitet und kontrolliert wird. Vom 15. bis 16.10.2014 weilte Frau Seiko Ito vom Bureau of Waterworks, Tokyo Metropolitan Government, Japan im TZW. Vor dem Hintergrund auf die Vorbereitung der 32. Olympischen Spiele in Tokyo im August 2020 informierte TZW - Jahresbericht 2014 27 sich Frau Ito in persönlichen Gesprächen mit Mitarbeitern des TZW über Erfahrungen beim Risikomanagement und Online-Sensorik in Deutschland. Darüber hinaus nahm Frau Ito am Projekttreffen des BMBF-Verbundvorhabens PRiMaT im TZW teil. Bild: Das Bureau of Waterworks mit 3.900 Mitarbeitern versorgt im Großraum Tokyo 13,2 Mio. Verbraucher mit durchschnittlich 4,1 Mio. m³ Trinkwasser pro Tag (Foto: TZW Karlsruhe, Uwe Müller) Im Rahmen der bereits mehrjährigen Zusammenarbeit mit China besuchte Prof. Tiehm im Frühjahr die Tongji-Universität in Shanghai sowie das CRAESInstitut in Peking. Zur Vorbereitung eines Kooperationsprojektes am Tai See fanden Workshops mit chinesischen Fachkollegen statt. Im Dezember besuchte eine chinesische Delegation unter Leitung von Prof. Dai (Tongji Universität, Shanghai) das TZW. Mit Vertretern des MOHURD (Ministry for Housing and Urban and Rural Development) sowie der Wasserversorgung Kunming wurden die Inhalte eines neuen Forschungsprojektes unter Koordination des TZW diskutiert. 28 Bild: Besuch der Tongji-Universität im TZW im Dezember 2014 (Foto: TZW Karlsruhe) Wie in den Vorjahren erfolgte ein internationaler Austausch zwischen den Niederlanden, Deutschland und der Schweiz im Rahmen der IAWRQualitätsgruppe, bei dem die Herausforderungen der Wasserversorger im Rheineinzugsgebiet im Vordergrund stehen. Selbstverständlich waren die Mitarbeiter des TZW wie in den Vorjahren in verschiedenen internationalen Gremien, wie CEN, DG ENTR, ECI, GWRC, Plastics Europe oder WRF tätig, um dort das umfangreiche Wissen der Wasserversorgung in Deutschland darzulegen. Am 28.03.14 besuchten Mitarbeiter des PHCR - Europe (Environmental Health Engineering Division Public Health Command Region - Europe) das TZW. Das PHCR befasst sich mit der Inspektion und Überwachung von Trinkwasseranlagen auf dem Gelände der U.S. Streitkräfte in Deutschland und Europa. Hierbei wurden mit Experten des TZW insbesondere Fragen der Analytik und Wasserbeschaffenheit, Korrosion und Mikrobiologie erörtert. Das TZW ist weiterhin in der Global Water Research Coalition (GWRC) aktiv vertreten. GWRC ist ein globaler Zusammenschluss der führenden Wasserforschungseinrichtungen, um den internationalen Wissenstransfer in der Wasserforschung im Sinne eines Forschungsradars zu unterstützen und zu fördern. Als Beispiel für die Arbeiten von GWRC ist dem Jahresbericht der jährliche Rückblick der GWRC 2013/2014 in Anlage 2 beigefügt. TZW - Jahresbericht 2014 6 29 Erweiterung des TZW zum DVGW Wasser Campus Im Jahre 1991 hat der DVGW-Vorstand beschlossen, das DVGWTechnologiezentrum Wasser zur Unterstützung des Vereins in seinen satzungsgemäßen Aufgaben zu gründen, welches aus der DVGWForschungsstelle, Bereich Wasserchemie am Engler Bunte Institut der Universität Karlsruhe, dem heutigen Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hervorgegangen ist. Nach der Grundsteinlegung für ein neues Gebäude am 1. Juli 1993 wurde zum 1. Juli 1995 der Neubau des TZW in Karlsruhe-Hagsfeld bezogen und in Betrieb genommen. Bereits damals war der Neubau von der engen Kooperation des TZW mit den Stadtwerken Karlsruhe getragen. Aufgrund der kontinuierlichen Ausweitung der wissenschaftlich-technischen Tätigkeiten des TZW für das Wasserfach wurde deutlich, dass die Raumsituation für neue Arbeitsschwerpunkte in den letzten Jahren immer beengter wurde. Aus diesem Grund wurde Anfang 2011 gemeinsam mit den Stadtwerken Karlsruhe die Möglichkeit erörtert, ob das im Besitz der Stadtwerke Karlsruhe stehende benachbarte Grundstück des Umspannwerkes Blöße für die Erweiterung des TZW zum Verkauf zur Verfügung gestellt werden könnte. Innerhalb kurzer Zeit wurde seitens der Stadtwerke Karlsruhe hierzu wie bei der Gründung des TZW vollumfängliche Unterstützung zugesagt. Nach weiteren Vorgesprächen mit der Stadt Karlsruhe wurde daraufhin in 2012 eine Machbarkeitsstudie inklusive erster Kostenkalkulation abgeschlossen. Im Jahr 2013 hat das DVGW-Präsidium dem Erweiterungsbau zugestimmt. Daraufhin wurden die weiteren Planungsarbeiten angestoßen. Ebenso wurde das für die Erweiterung notwendige Grundstück von den Stadtwerken Karlsruhe an den DVGW, vertreten durch das TZW, veräußert. Im Zuge der detaillierteren Planungsarbeiten wurde deutlich, dass ein Satzungsverfahren für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan gemäß Baugesetzbuch einzuleiten ist. Nach intensiven Planungs- und Gutachtertätigkeiten sowie mehreren Anhörungsrunden wurde das gesamte Verfahren mit dem Satzungsbeschluss gemäß § 10 des Baugesetzbuches einstimmig durch den Gemeinderat der Stadt Karlsruhe am 18. November 2014 freigegeben. Seit Ende Februar 2015 liegt nun die Baugenehmigung vor. Der Bau wurde mittlerweile in Auftrag gegeben, so dass die Bauarbeiten im Sommer 2015 beginnen werden. Damit wird das lange geplante Bauvorhaben zur Erweiterung des TZW nun Realität und der DVGW stärkt damit seine Wasserkompetenz am Standort Karlsruhe für die Zukunft. 30 Bild: Zukunft DVGW Wasser Campus TZW - Jahresbericht 2014 31 7 Kurzfassungen von ausgewählten F&E-Vorhaben, die im Jahr 2014 abgeschlossen wurden 7.1 Acesulfam als Tracer für die Quantifizierung von Abwasser- und Oberflächenwassereinfluss in Uferfiltrat und Grundwasser Im Rahmen eines DVGW-Forschungsprojektes wurden künstliche Süßstoffe, besonders Acesulfam, in Konzentrationen bis zu 10 μg/L in Oberflächenwasser nachgewiesen. Da Acesulfam sich im aeroben Milieu als sehr stabil erwiesen hat, in großen Mengen eingesetzt wird, eine hohe Persistenz aufweist und über die Kläranlagen in die Vorfluter gelangt, scheint es als Tracer gut geeignet zu sein, um den Einfluss von Oberflächenwasser in Uferfiltraten zu quantifizieren. In der ersten Phase des Vorhabens wurden Sorptionsneigung und Stabilität von Acesulfam in Batchversuchen und Laborsäulenversuchen bei unterschiedlichen Redoxbedingungen gemeinsam mit dem IfW (Schwerte) untersucht. Dabei wurden sowohl Stabilität gegenüber Bioabbau als auch eine sehr geringe Sorption bei für die Uferfiltration maßgeblichen Randbedingungen nachgewiesen. In einem Versuchsansatz mit geklärtem Abwasser erfolgte jedoch eine reproduzierbare, vollständige Transformation von Acesulfam innerhalb von 7 bis 11 Tagen. Bild: Uferfiltratstrecke (Foto: TZW Karlsruhe, F. R. Storck) Feldstudien an 6 verschiedenen Uferfiltratstandorten mit Aufenthaltszeiten von etwa 1 Tag bis > 2 Jahren erbrachten unterschiedliche Ergebnisse, die jeweils 32 durch Betrachtung weiterer Wasserinhaltsstoffe abgesichert wurden. An drei Standorten erfolgte eine Verminderung der Acesulfamkonzentration um bis zu 66 %, die sich nicht durch Verdünnung erklären ließ. Bei kurzen Aufenthaltszeiten von wenigen Tagen erfolgte am vierten Standort nur ein geringer Rückhalt (15 %), während dort bei längeren Aufenthaltszeiten von 36 bis zu 90 Tagen ein Rückhalt von bis zu 49 % beobachtet wurde, der auf einer teilweisen Transformation von Acesulfam beruhen dürfte. Auch in älterem Wasser (ca. 280 Tage Aufenthaltszeit) wurde Acesulfam noch in relativ hohen Konzentrationen bis 1,4 μg/L nachgewiesen. An einem weiteren Standort ließ sich der Konzentrationsrückgang von Acesulfam alleine durch advektiv/dispersive Effekte erklären. Am sechsten Standort war eine Quantifizierung des Acesulfamrückhaltes nicht möglich, jedoch wurde in Messstellen mit älterem Uferfiltrat (>2a) über etwa ein halbes Jahr Acesulfam in gleichbleibend hohen Konzentrationen nachgewiesen, was für eine hohe Stabilität von Acesulfam an diesem Standort spricht. Die Resultate der Feld- und Laborstudien befinden sich im Einklang mit bisher publizierten Erkenntnissen zum Verhalten von Acesulfam, da insbesondere in jüngsten Studien ebenfalls ein Abbau von Acesulfam beobachtet wurde, während in vielen älteren Untersuchungen meist eine hohe Persistenz von Acesulfam festgestellt wurde. Hinweise auf mögliche Ursachen für dieses ambivalente Verhalten von Acesulfam erbrachten die Untersuchungen eines Kläranlagenablaufes, die auf einen Zusammenhang der Acesulfamtransformation mit dem Nitratrückhalt schließen lassen. Außerdem könnten an den Uferfiltratstandorten kurzfristige Wechsel im Redoxmilieu und/(oder) der Nährstoffversorgung eine Transformation von Acesulfam induzieren. Acesulfam kann daher nicht als idealer Tracer angesehen werden. Es ist jedoch nach bisherigem Kenntnisstand im Feld stabil genug, um qualitativ einen Oberflächenwassereinfluss oder eine Kanalleckage zu belegen. Im günstigsten Fall lassen sich sogar längerfristige Konzentrationsschwankungen von Acesulfam im Gewässer in Uferfiltratstrecken nachvollziehen und dadurch Rückschlüsse auf die Aufenthaltszeiten ziehen. Eine vollständige Transformation von Acesulfam wurde nur im Labor, nicht aber im Feld beobachtet. 7.2 Entwicklung eines fluorspezifischen Wasserqualitätsparameters als Werkzeug zur Identifizierung rohwasserseitiger Belastungsschwerpunkte hinsichtlich Chemikalien Im Rahmen eines weiteren DVGW-Forschungsvorhabens gelang es, mittels der sogenannten Combustion Ion Chromatography (CIC), kombiniert mit der Anreicherung organischer Fluorverbindungen an einer sehr fluorarmen, synthetischen Aktivkohle ein neues Analysenverfahren zur Bestimmung des Gruppen- TZW - Jahresbericht 2014 33 parameters adsorbierbares organisch gebundenes Fluor (AOF) zu erarbeiten. Dieses neue Verfahren ist mit einer Bestimmungsgrenze von 1 µg/L unter Routinebedingungen etwa zwei Zehnerpotenzen empfindlicher als ein alter Normentwurf DIN 38409-29 von 1996, dessen Arbeitsbereich bei 50-500 µg/L F lag. Damit steht nun neben der Einzelstoffanalytik mittels Hochleistungsflüssigkeitschromatografie-Elektrospray-Tandem-Massenspektrometrie (HPLC-ESIMS/MS) ein weiteres Werkzeug zur Verfügung, mit dem sich auffällige Kontaminationen mit Organofluorverbindungen im Wasserkreislauf identifizieren lassen. Vergleichende Messungen von AOF und poly- und perfluorierten Verbindungen (PFC), wie sie beispielhaft in diesem Projekt durchgeführt wurden, erlauben nun eine Abschätzung, wie groß der Beitrag der analysierten PFC am AOF ist. Solche Bilanzierungen zeigen, dass in Proben aus der aquatischen Umwelt sehr große Lücken (bis über 90 %) zwischen dem AOF und dem davon mittels PFCAnalytik erklärbaren Anteil auftreten können. Dies bedeutet, dass neben den bekannten PFC auch andere Verbindungen eine wichtige Rolle spielen. Dies können z. B. unbekannte Fluortenside bei Kontaminationen mit Feuerlöschschäumen, nicht analysierte PFC aus früheren legalen oder heutigen illegalen Papierschlammablagerungen auf landwirtschaftlichen Flächen oder auch Beiträge von fluorhaltigen Pflanzenschutzmitteln, pharmazeutischen Wirkstoffen oder anderen fluorierten, organischen Verbindungen sowie deren ─ im Falle der PFC sehr stabilen ─ Abbauprodukte in Abwässern und Gewässern sein. Es ist daher dringend notwendig, dass Hersteller von chemischen Produkten, z. B. die Hersteller von fluorhaltigen Feuerlöschmitteln, die aktiven Inhaltsstoffe offenlegen. Nur so kann zu einem Schadensfall eine zielgerichtete quantitative Einzelstoffanalytik zur Beurteilung aufgebaut und herangezogen werden. Solange dies nicht möglich ist, kann ein Gruppenparameter wie der AOF helfen, zumindest die Größenordnung der Kontamination abzuschätzen und einen Anhaltspunkt für das Ausmaß noch unbekannter Kontaminationen in den Wasserressourcen zu bekommen. Es hat sich in jüngster Zeit gezeigt, dass PFC-Fahnen im Grundwasser sehr schnell wandernde Fahnen mit großen Reichweiten darstellen. Häufig ist es aufgrund der begrenzten Parameteranzahl bei der PFC-Analytik schwierig, diese Fahnen, z. B. nach einem Großbrand, zuverlässig abzugrenzen. Hierfür könnte der AOF auch ein pragmatischer Ansatz sein, wenn man z. B. bei hoch kontaminierten Grundwässern den Ort, an dem der AOF auf unter die Bestimmungsgrenze von 1 µg/L fällt, als Fahnenrand definiert. Eine toxikologische oder ökotoxikologische Bewertung von Wasserverunreinigungen mit Organofluorverbindungen erfordert jedoch stets die Kenntnis der Einzelstoffe. Insofern ersetzt der AOF für solche Fragestellungen nicht die Ein- 34 zelstoffanalytik. Er stellt vielmehr einen Indikatorparameter dar, der die Unterscheidung von belasteten und unbelasteten Wässern hinsichtlich fluororganischer Chemikalien erlaubt. Bild: Mikroskopische Aufnahme der für die Anreicherung der Organofluorverbindungen beim AOF-Verfahren verwendeten synthetischen Aktivkohle (Foto: TZW Karlsruhe, Frank Thomas Lange/Ingrid Eberhagen) 7.3 Studie zum Einfluss von Silikontensiden auf die Rohwasserqualität von Wasserwerken Dem Verbraucher begegnen Silikonverbindungen im Alltag in Form von Polymeren, beispielsweise als Fugendichtungen, Backformen oder als Brustimplantate. Kleinere Silikonmoleküle sind in Körperpflegeprodukten wie Shampoos oder in Kosmetika enthalten und werden z.T. kontrovers diskutiert. Trotz der steigenden Bedeutung von Silikonen seit etwa einem halben Jahrhundert wurden erst in den letzten Jahren einige Verbindungen aus dieser umfangreichen Stoffgruppe hinsichtlich ihrer Umweltrelevanz in einem im Berichtszeitraum abgeschlossenen DVGW-Forschungsvorhaben untersucht. Für ein- TZW - Jahresbericht 2014 35 zelne Stoffe aus der Gruppe der flüchtigen Methylsiloxane mit den Bezeichnungen D4, D5 und D6 gibt es inzwischen eine Reihe von Studien, in denen ihre Persistenz, Bioakkumulierbarkeit sowie verschiedene toxische Wirkungen nachgewiesen wurden. Aufgrund ihrer geringen Wasserlöslichkeit, ihrer Flüchtigkeit und Adsorbierbarkeit gelangen diese Stoffe überwiegend in die Atmosphäre oder adsorbieren an Feststoffe, insbesondere an Klärschlamm. Nach derzeitigem Kenntnisstand stellen sie daher kein Problem für die Trinkwasserversorgung dar. Hingegen war es bislang aufgrund fehlender spurenanalytischer Methoden nicht möglich, das Vorkommen und Verhalten von polaren Silikontensiden in der aquatischen Umwelt zu untersuchen. Eine wichtige Gruppe von Silikontensiden sind die Trisiloxantenside, die u. a. als Hilfsstoffe in Pflanzenschutzmitteln, sogenannten Superspreader, zur Benetzung von Pflanzenteilen (Bild), eingesetzt werden und damit potentielle Kontaminanten für die Trinkwasserressourcen darstellen. Im Rahmen des DVGW-Projekts wurde analytische Pionierarbeit geleistet, um ausgewählte, wichtige Trisiloxantenside im Spurenbereich aus Wasser analysieren zu können. Mithilfe dieser neuen analytischen Methode wurden u. a. Stabilität und Verlagerungsverhalten ins Grundwasser anhand von Laborversuchen mit einem repräsentativen Tensid getestet sowie Untersuchungen von Oberflächenwässern durchgeführt. Adsorption und Hydrolyse wurden als wichtige Eliminationsmechanismen in der Umwelt für diese Stoffklasse abgeleitet. Danach ist ein Eintrag von Trisiloxantensiden ins Grundwasser unwahrscheinlich. In Oberflächenwässern wurden nur im Einzelfall geringe Spuren im ng/LBereich gefunden. Durch Hydrolyse entsteht eine Reihe von Transformationsprodukten, von denen einige identifiziert wurden. Deren weiterer Verbleib in sowie ihre Wirkungen auf die Umwelt können derzeit nicht beurteilt werden, da diese Transformationsprodukte analytisch noch schwieriger zu fassen sind als die Tenside selbst und außerdem keine toxikologischen und ökotoxikologischen Daten hierzu vorliegen. 36 Bild: Rasche, gleichmäßige Benetzung eines Pflanzenblattes bei Einsatz eines Trisiloxantensids (Foto: TZW Karlsruhe, Oliver Happel) 7.4 Oberflächenstrukturen zur Minimierung der Ablagerungsbildung in Trinkwasserleitungen Im Rahmen des im Berichtszeitraum abgeschlossenen AiF-Verbundprojektes „Oberflächenstrukturen zur Minimierung der Ablagerungsbildung in Trinkwasserleitungen“ wurde der Effekt von Strukturen in Trinkwasserrohren auf die Anreicherung von losen Ablagerungen untersucht. Im ersten Schritt wurden mögliche Strukturen analysiert. Nachfolgend wurden in Frage kommende Innenstrukturen computertechnisch bearbeitet und einer Strömungssimulation unter definierten Bedingungen unterzogen, um Geschwindigkeits- und Turbulenzverteilungen zu identifizieren. Hierauf aufbauend wurden unterschiedliche Strukturtypen in Testrohre eingebracht und in Versuchsanlagen der Effekt überprüft sowie die Ergebnisse mit den aus der Simulation gewonnenen Daten abgeglichen. Hierbei zeigten die Testreihen an den Versuchsanlagen einen deutlich positiven Effekt der Innenstrukturen auf die Bildung und den Austrag loser Ablagerungen. Im nächsten Schritt wurde eine fertigungstechnisch umsetzbare Struktur identifiziert, welche mit einem neu zu entwickelnden Extrusionskopf zu fertigen war. Nach Fertigstellung des entsprechenden Werkzeugs wurden mehrere Rohrlängen mit strukturierter Innenoberfläche extrudiert. TZW - Jahresbericht 2014 7.5 37 Einsatz von industriellen und kommunalen Abfallstoffen für die Biogaseinspeisung Im Jahr 2014 wurde das DVGW-Forschungsvorhaben G 1/08/10 „Einsatz von industriellen und kommunalen Abfallstoffen für die Biogaseinspeisung“ abgeschlossen. Das Projekt wurde im Zeitraum Juni 2011 bis März 2013 zusammen mit dem DBI - Gastechnologischen Institut gGmbH in Freiberg, dem GasWärme-Institut (GWI) in Essen und der DVGW-Forschungsstelle am EnglerBunte-Institut des KIT (Projektleitung) bearbeitet, der Abschlussbericht wurde im Jahr 2014 abgegeben. Ziel war es, die Potentiale und die Verwendbarkeit von kommunalen und industriellen Rest- und Abfallstoffen als Substrate für die Biogasgewinnung und die besonderen Anforderungen bei der Aufbereitung zu Erdgassubstitut zu erfassen, zu vergleichen und zu bewerten. Anschließend galt es, eine geeignete Prozesskette zu definieren und die Ausbringung der Gärreste in der Landwirtschaft zu bewerten. Ergebnisse von Analysen von Gärresten aus fünf abfallvergärenden Biogasanlagen gaben Hinweise auf eine Belastung derartiger Gärreste u. a. mit Arzneimittelwirkstoffen, Weichmachern und PAK. Deshalb sind erweiterte Anforderungen an die Aufbereitung schadstoffbelasteter Gärreste zu stellen, um diese in der Landwirtschaft ohne negative Auswirkungen auf die Gewässer verwerten zu können. Als Projektfazit resultiert, dass der Beitrag der Bioabfälle und biogenen Reststoffe zur Gasbereitstellung in Deutschland zwar begrenzt aber ökologisch sinnvoll ist. Die Einhaltung des Kreislaufwirtschaftsgedankens ist nur bei ausreichend großen Flächen oder bei der Erzeugung eines transportierbaren Düngers möglich. Daher ist es erforderlich, die Gärreste vor Ausbringung auf Schad- und Störstoffe im Sinne der Wasserwirtschaft zu untersuchen. Bild: Projektschema 38 Für die Nutzung von Gärresten aus biogenen Reststoffen in der Landwirtschaft bleibt festzuhalten: • Bei der Ausbringung von Gärresten finden unterschiedliche Grenzwerte aus der Düngemittelverordnung, der Bioabfallverordnung und der Klärschlammverordnung Anwendung. Dies führt zu unklaren Zuständen. Die Grenzwerte sollten harmonisiert werden. • Für mehrere Stoffe sind keine anwendbaren Grenzwerte definiert. Für eine Ausbringung unter Beachtung wasserwirtschaftlicher Belange sollten Grenzwerte definiert werden. • Gärreste können aufgrund der Vielfalt eingesetzter Substrate unterschiedlichste Schadstoffe aufweisen. Diese sind vor einer Ausbringung zu identifizieren, zu quantifizieren und zu bewerten. Eine Hilfestellung gibt die DVGW-BGK-Information „Eignung von Gärprodukten aus Biogasanlagen für die landbauliche Verwertung in Trinkwasserschutzgebieten für Grundwasser“ vom 19.06.2013. In diese Information sind die Ergebnisse des vorliegenden Forschungsvorhabens eingeflossen. • Eine Abschätzung des Abbaus bzw. der Mobilisierung der Schadstoffe im Boden ist in diesem Projekt nicht möglich gewesen. Hier besteht weiterer Untersuchungs- und Forschungsbedarf. • Die Schwankungsbreite der Schadstoffkonzentrationen im Gärrest ist bedingt durch die unterschiedlichen Substrate sehr hoch. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um statistische Aussagen bzgl. Mittelwerten und Schwankungsbreiten treffen zu können. • Eine Gärrestaufbereitung besteht derzeit maximal aus einer FestFlüssig-Trennung. Die definierte Entfernung von Schadstoffen aus den Gärresten muss noch erforscht und entwickelt werden. • Insbesondere für stark kontaminierte Gärreste bietet sich eine thermische Nutzung an, die auch einen signifikanten Beitrag zum Wärmehaushalt des Gesamtsystems liefern kann. 7.6 Pseudomonas aeruginosa in Trinkwassersystemen - Wachstumsansprüche und nachhaltige Gegenmaßnahmen Das Umweltbakterium Pseudomonas aeruginosa zählt zu den wichtigsten fakultativen Krankheitserregern. In der Praxis tritt dieser Mikroorganismus häufiger TZW - Jahresbericht 2014 39 nach Baumaßnahmen im Trinkwassernetz, in neu verlegten Trinkwasserleitungen und in neu errichteten Trinkwasser-Installationen auf. Herkömmliche Beseitigungsmaßnahmen sind oftmals nicht nachhaltig. Bisher lag kein umfassendes Prozessverständnis zum Verhalten von Pseudomonas aeruginosa in Trinkwassersystemen vor, so dass sich dementsprechend oftmals keine zielgerichteten Maßnahmen ableiten ließen. Im Rahmen des DVGW-Forschungsprojektes wurden daher die Wachstumsansprüche von Pseudomonas aeruginosa und Maßnahmen zur Beseitigung untersucht. Der Schwerpunkt lag hierbei auf der Beurteilung der Vermehrung im Wasserkörper und auf unterschiedlichen Materialien. Darüber hinaus wurden die Auswirkungen von Desinfektions- und Spülmaßnahmen überprüft. Es konnte gezeigt werden, dass sich Pseudomonas aeruginosa in Reinkultur in allen untersuchten Wässern sehr stark vermehrt. Durch eine gleichzeitig vorhandene autochthone Mischbiozönose trat jedoch ein deutlicher Konkurrenzeffekt auf, so dass die Vermehrung von Pseudomonas aeruginosa bei 20 °C um ca. 2 Zehnerpotenzen niedriger lag als in einer Reinkultur. Bei niedrigeren Temperaturen von 10°C und 15 °C wurde die Vermehrung von Pseudomonas aeruginosa durch die autochthone Mischbiozönose fast völlig unterdrückt. Die Untersuchungen auf neuen Materialoberflächen zeigten, dass alle Materialien durch Pseudomonas aeruginosa besiedelt wurden, wobei auf elastomeren Dichtmaterialien (EPDM) die stärkste Besiedlung erfolgte. Auch hier bewirkte ein bereits vorhandener Trinkwasserbiofilm eine Verringerung der Besiedlung durch Pseudomonas aeruginosa. Die Konzentration auf den Oberflächen nahm im Durchfluss allmählich ab, wobei jedoch eine sehr lange Nachweisbarkeit gegeben war. Bei der Untersuchung von Desinfektionsmaßnahmen zeigte sich, dass die Desinfektionsmittel Chlor oder Chlordioxid auch gegen Pseudomonas aeruginosa wirksam waren. Dies gilt sowohl für den Wasserkörper als auch für Oberflächen. Eine Ausnahme bildeten jedoch die untersuchten elastomeren Dichtmaterialien bzw. Materialien ohne W 270-Zulassung. Von diesen Oberflächen war Pseudomonas aeruginosa durch Desinfektionsmaßnahmen nicht entfernbar. Durch Spülmaßnahmen konnte keine Beseitigung von Pseudomonas aeruginosa auf Oberflächen erreicht werden. 40 7.7 Deutsch-Chinesische Kooperation: Mikrobieller Abbau von chlorierten Schadstoffen Chlorkohlenwasserstoffe wurden vor allem anthropogen in die Umwelt eingebracht. Die Eintragspfade in die Umwelt sind so zahlreich wie die Anwendungsgebiete der Chlorkohlenwasserstoffe - von Pestiziden (Hexachlorcyclohexane, Hexachlorbenzol, Pentachlorphenol) über unsauberes Arbeiten mit Lösungsmitteln (Chlorethenen) bis hin zur schlechten Entsorgungspraxis von Elektronikschrott (Polychlorierte Biphenyle). Dabei stellen die Chlorethene die am häufigsten gefundenen Schadstoffe im Grundwasser und Boden dar. Ziel des Projektes war die Evaluierung des CKW Abbaus, der Sauerstofftoleranz und der mRNA-Expression durch Laborkulturen. Das Untersuchungsgebiet war im Rahmen des deutsch-chinesischen YangtzeKooperationsprojektes das Three-Gorges-Reservoir in China. Zur Beurteilung der Standortproben aus dem Three-Gorges-Reservoir wurden 19 Sedimentproben auf die fünf reduktiv dechlorierenden Mikroorganismen Dehalococcoides spp., Desulfuromonas spp., Dehalobacter spp., Desulfomonile spp. und Desulfitobacterium spp. untersucht, die zum CKW-Abbau befähigt sind. Dabei wurde in 17 der 19 Proben mindestens eine der fünf reduktiv dechlorierenden Mikroorganismengruppen detektiert. Zunächst wurde mit PCE als Modellsubstanz in Mikrokosmen und Anreicherungskulturen mit und ohne Auxiliarsubstrat ein Abbau festgestellt. Dabei waren in acht der zehn durchgeführten Versuche die Kulturen dazu in der Lage, das PCE bis hin zum Endprodukt Ethen zu dechlorieren. In drei der Kulturen wurde als Zwischenprodukt nicht nur das häufigere cDCE, sondern auch das tDCE in einem Verhältnis von cDCE:tDCE von 1:3 detektiert. Während der Dechlorierung der Modellsubstanz PCE war ein Anstieg der reduktiv dechlorierenden Mikroorganismengruppen Dehalobacter spp., Desulfomonile spp. und insbesondere von Dehalococcoides spp. und Desulfitobacterium spp. zu verzeichnen. TZW - Jahresbericht 2014 Bild: Projektpartner projektes des 41 deutsch-chinesischen Yangtze-Kooperations- Das Substratspektrum der Kultur wurde auf weitere im Sediment relevante CKWs erweitert. Die untersuchten CKWs waren Hexachlorcyclohexane, Hexachlorbenzol, Pentachlorphenol und Polychloriertes Biphenyl 180. Bei allen Substanzen konnte ein Abbau nachgewiesen werden. Für die Substanzen Hexachlorbenzol, Pentachlorphenol und Polychloriertes Biphenyl 180 konnten Abbauprodukte identifiziert werden. Das Hexachlorbenzol wurde über Pentachlorbenzol zu Tetrachlorbenzolen, Trichlorbenzolen und Dichlorbenzolen, das Pentachlorphenol zu Tetrachlorphenolen, Trichlorphenolen und Dichlorphenolen dechloriert. Für das Polychlorierte Biphenyl 180 konnten als Abbauprodukte PCB153, PCB138 und PCB146 identifiziert werden. Somit konnten die aus den Yangtze Sedimenten angereicherten Kulturen alle fünf im Sediment relevanten hochchlorierten Kohlenwasserstoffe zu niedriger chlorierten Substanzen abbauen. Um den Einfluss von wechselnden Redoxbedingungen, wie sie im ThreeGorges-Reservoir vorliegen, auf die Mikroorganismen zu evaluieren, wurden die reduktiv dechlorierenden Mikroorganismen bezüglich ihrer Sauerstofftoleranz untersucht. Hierbei konnte nach einem Sauerstoffkontakt der inaktiven Mikroorganismen kein Einfluss auf den Anstieg der Dehalococcoides spp., Desulfuromonas spp. und Desulfitobacterium spp. Gene während des darauffolgenden anaeroben PCE-Abbaus festgestellt werden. Nur für den reduktiven Dechlorierer Dehalobacter spp. wurde ein Verlust der Dehalobacter spp. Kopien nach längerfristigem Sauerstoffkontakt (72 h) nachgewiesen. 42 7.8 Evaluierung und Anwendung des Yeast-Estrogen-Screen (YES)Assays für den summarischen Nachweis des Vorkommens und Abbaus von endokrinen Substanzen Beobachtungen von Entwicklungsstörungen wie z. B. die Vermännlichung weiblicher Tiere und eine reduzierte Fruchtbarkeit bei aquatischen Wildtieren, ließen in den letzten Jahren Befürchtungen aufkommen, dass über den Trinkwasserpfad aufgenommene Stoffe die menschliche Gesundheit gefährden können. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen dieser Studie die aktuelle Literatur ausgewertet und ein Hefezell-basiertes Verfahren (Yeast Estrogen Screen, YES) zum Nachweis estrogener Wirkungen evaluiert und zur Untersuchung des Vorkommens und Abbauverhaltens estrogen aktiver Substanzen eingesetzt. Bild: Schema zur Detektion von estrogen wirksamen Substanzen mittels YES-Assay Die Analyse von estrogen aktiven Modellsubstanzen zeigte eine gute Reproduzierbarkeit und ergab eine Bestimmungsgrenze von 11,5±2,9 ng/L für 17βEstradiol. Die gängigen Festphasen zur Aufkonzentration erwiesen sich als ungeeignet, da hohe Blindwerte auftraten. Im Rahmen der Evaluierung wurde geprüft, ob die Matrices von Umweltproben den Test stören und ob Substanzverluste bei der Inkubation auftreten können. Insgesamt zeigten die Evaluierungsergebnisse, dass mit Kläranlagenablauf oder Oberflächenwasser nur geringe Matrixeffekte auftreten. Substanzverluste wurden bei besonders hydrophoben Modellsubstanzen beobachtet. Im Vergleich zu Zellkulturverfahren ist die Durchführung des YES-Tests vergleichsweise einfach. Die folgenden Maßnah- TZW - Jahresbericht 2014 43 men zur Qualitätssicherung sind dabei einzuhalten: die Protokollierung der Zelldichte, die Mitführung von Positivkontrollen und Negativkontrollen sowie die adäquate Lagerung und zeitnahe Vermessung der Proben. Insgesamt steht mit dem YES-Assay ein einfacher und robuster biologischer Test zur Erfassung der endokrinen Aktivität von Umweltproben zur Verfügung, der eine wichtige Ergänzung zur chemischen Analytik darstellt. Der Hefezell-Estrogentest zeigte keine estrogene Wirkung in 24 Oberflächenwasserproben. Die Untersuchung von Proben aus der Kläranlage ergab Zulaufkonzentrationen von bis zu 70,3 ng/L EEQ (Estradiol-Äquivalent-Konzentration). Insgesamt zeigten die Ergebnisse des YES-Tests einen deutlichen Rückgang des endokrinen Potentials während der Abwasserbehandlung. Die mittels YESAssay erfasste estrogene Wirkung der Proben war dabei nicht allein auf die mittels chemischer Analytik erfassten Konzentrationen an synthetischen und natürlichen Steroiden sowie der Alkylphenole 4-tert.-Octylphenol, 4-iso-Nonylphenol und Bisphenol A zurückzuführen. Der Vergleich der chemischen Analytik mit dem YES-Test zeigte damit, dass der biologische Wirktest weitere, chemisch nicht identifizierte Substanzen erfasst. In Abbauversuchen wurde ein guter Abbau der untersuchten Substanzen unter aeroben Bedingungen beobachtet. Ein schlechterer Abbau der natürlichen und synthetischen Hormone sowie der Umweltchemikalien 2-Hydroxybiphenyl und Bisphenol A wurde unter anaeroben Bedingungen beobachtet. Insbesondere unter Fe(III)- und sulfatreduzierenden Bedingungen führte die mikrobiologische Transformation eines spezifischen Hormons zum Anstieg anderer estrogen wirksamer Verbindungen. Bei den Abbauversuchen wurden zum Teil noch erhöhte Werte im YES-Test festgestellt, nachdem die estrogenen Ausgangsverbindungen schon nicht mehr chemisch analytisch nachweisbar waren. Offenbar kommt es zwischenzeitlich zur Bildung von unbekannten Abbauprodukten, die noch estrogene Wirkung aufweisen. Auf Basis der Ergebnisse dieser Studie und einer umfassenden Literaturauswertung wurde eine Gefährdungsanalyse und Risikoabschätzung durchgeführt. Im Ergebnis ist eine Beeinträchtigung durch estrogen wirksame Stoffe über den Trinkwasserpfad als gering einzustufen. Trotzdem ist aus Gründen der Vorsorge zu fordern, dass insbesondere der Eintrag von schwer abbaubaren anthropogenen Stoffen mit endokrinem Potential in die aquatische Umwelt kontrolliert und weiter reduziert wird. Zur Kontrolle der Wasserbeschaffenheit sind chemisch-analytische Methoden zum Nachweis bekannter Estrogene geeignet. Eine zusätzliche Überwachung mittels biologischer Wirktests wie dem L-YES-Test erhöht die Aussagesicher- 44 heit, da auch das Vorkommen bisher unbekannter estrogener Substanzen sowie von estrogen wirksamen Abbauprodukten erfasst wird. 7.9 Identifikation von prioritären NSO-Heterozyklen Zur Gefährdungsbeurteilung von Teeröl-Kontaminationen tritt neben etablierten Leitsubstanzen, wie die EPA-PAK und die BTEX-Aromaten zunehmend auch die Gruppe der NSO-Heterozyklen (NSO-HET) in den Fokus der Altlastenbearbeitung. Aufgrund ihres hohen toxischen Potentials und ihrer relativen Persistenz bei gleichzeitig hoher Mobilität gelten sie als potentiell umwelt- und trinkwassergefährdende Schadstoffe und der Nachweis ihrer Elimination bei der Sanierung kontaminierter Standorte ist zunehmend gefordert. Da für viele NSO-HET nur unzureichende Informationen über das Vorkommen an Teeröl-kontaminierten Standorten sowie ihre toxikologische Bewertung vorlagen, wurden im Rahmen eines Projektes der LABO (Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Boden) nun zusätzliche Daten zum Vorkommen und zur ökotoxikologischen Wirkung von NSO-HET erhoben und verschiedene Empfehlungen für die Untersuchung prioritärer NSO-HET in einer Liste zusammen geführt. Für ausgewählte NSO-HET sowie Indan und Inden wurde die aquatische Toxizität mit einem Spektrum an genormten toxikologischen Tests ermittelt, die unterschiedliche Trophiestufen und toxikologische Wirkungen repräsentieren (Leuchtbakterienhemmtest, Daphnienimmobilitäts-Test, Algenwachstumshemmtest, Fischembryotoxizitäts-Test). Die Tests wurden durch eine chemische Analytik der Testsubstanzen begleitet, um Verluste während der Durchführung zu erfassen. Die so ermittelten halbmaximalen Effekt- bzw. LetalKonzentrationen (EC50, LC50) führten zu einer ähnlichen Grundwassergefährdungseinstufung wie die bereits routinemäßig untersuchten EPA-PAK und BTEX-Aromaten. Basierend auf den neuen ökotoxikologischen Daten sowie Literaturdaten zur Toxizität, der biologischen Abbaufähigkeit und dem Transportverhalten der Stoffe wurde eine Stoffbewertung vorgenommen. Das Vorkommen der Stoffe und ihre Ausbreitung in der Fahne an Altablagerungen/ Altstandorten wurden anhand konkreter Felddaten beleuchtet (Standortbewertung an neun Standorten). Schließlich wurde in Abstimmung mit der LABO aus der Stoff- und Standortbewertung die aktualisierte Liste für prioritäre NSO-HET abgeleitet TZW - Jahresbericht 2014 7.10 45 Nano-Eisen-Partikel zur Sanierung von Grundwasserschadensfällen (NAPASAN) – Wechselwirkungen zwischen mikrobieller und abiotischer CKW-Dechlorierung Die Verwendung von Nano-Eisen(0) (nFe(0)) ist eine Erfolg versprechende Option zur Sanierung kontaminierter Altlasten-Standorte. Häufig auftretende Schadstoffe wie die hoch chlorierten Ethene Perchlorethen (PCE) und Trichlorethen (TCE) können aufgrund ihres stark oxidierten Charakters reduziert und dabei dechloriert werden. Diese reduktive Dechlorierung kann sowohl abiotisch an elementarem/ nullwertigem Eisen (Fe(0)) als auch biologisch durch Bakterien erfolgen. Im Rahmen eines BMBF-Verbundforschungsprojektes war das Ziel des TZWTeilprojekts daher die Untersuchung der Synergieeffekte von abiotischer mit mikrobiologischer Dechlorierung und Wasserstoff-Zehrung sowie die Abschätzung möglicher Risiken beim Einsatz von nFe(0) in Dispergierungsmedium bei Grundwassersanierungen. Sowohl bei der Feldanwendung als auch bei Laborversuchen wurde gezeigt, dass biologische Prozesse an der reduktiven Dechlorierung mit nFe(0) beteiligt waren. Der anaerob-reduktive mikrobiologische Abbau von PCE wurde dabei durch dispergiertes nFe(0) stimuliert. Eine quantitative Einschätzung des Anteils biologischer Prozesse am Gesamtumsatz von PCE war nicht möglich. Inhibierende pH-Effekte durch die Fermentation organischer Substanzen traten nur vorübergehend auf. Bleibende toxische Effekte durch nFe(0) bzw. das Dispergierungsmedium wurden nicht beobachtet. Wasserstoff-zehrende biologische Prozesse, welche zur Vermeidung von Gasclogging beitragen können, wurden nachgewiesen. Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens wurde somit gezeigt, dass biologische schadstoffabbauende Prozesse durch die Injektion von dispergiertem nFe(0) stimuliert wurden. Es konnten des Weiteren biologische Prozesse nachgewiesen werden, die das Risiko von Gasclogging durch Wasserstoff-Bildung verringern. Ökotoxikologische/ inhibierende Effekte wurden lediglich temporär beobachtet. Biologische Untersuchungen können zusammen mit physikalisch-chemischen Parametern zur standortspezifischen Bewertung der synergetischen Effekte sowie der Risiken bei der Feldanwendung von nFe(0) herangezogen werden. Die im Projekt erprobten biologischen Parameter haben sich dabei als aussagekräftig erwiesen. Die angewandten Methoden wie z. B. molekularbiologischer Organismen-Nachweis per PCR (Polymerase Chain Reaction) und ökotoxikologische Testverfahren stehen für den Einsatz im Feld zur Verfügung. 46 Bei der Sanierung kontaminierter Altlastenstandorte mit nFe(0)-Technologien ist es damit möglich, synergetische Effekte mit biologischen Prozessen nachzuweisen und dadurch gezielter zu nutzen. Diese Effekte sind abhängig vom verwendeten nFe(0)-Material und den Standortbedingungen (vorhandene Mikroflora, Milieubedingungen etc.). Zur Abschätzung der Risiken sowie der Synergieeffekte von abiotischer mit mikrobieller reduktiver Dechlorierung/ WasserstoffZehrung wird empfohlen, bei der Anwendung von nFe(0) immer eine standortspezifische Prüfung vorab sowie ein begleitendes Monitoring durchzuführen. Bild: Säulenversuch mit Nano-Eisen(0) (Foto: TZW-Karlsruhe, Kathrin Schmidt) TZW - Jahresbericht 2014 7.11 47 Entwicklung und Validierung von analytischen und mathematischen Methoden zur Gefährdungsabschätzung bei der Migration von organischen Spurenstoffen aus Kunststoffmaterialien in Trinkwasser Mit Veröffentlichung der KTW-Leitlinie im Jahr 2008 fand ein grundsätzlicher Wandel hinsichtlich der Bewertung von Kunststoffen im Kontakt mit Trinkwasser statt. So waren bis dato die maximalen Einsatzmengen von Einzelsubstanzen bei der Kunststoffproduktion über Positivlisten begrenzt. Die Prüfung der Stoffabgabe an das Wasser erfolgte mittels Migrationsexperimenten und der Bestimmung von (kunststoffspezifischen) Summenparametern wie beispielsweise der TOC-Abgabe. Nach dem neuen Verfahren der KTW-Leitlinie müssen zwar die zur Kunststoffproduktion eingesetzten Substanzen auf Positivlisten gelistet sein, die Begrenzung der maximalen Einsatzmenge entfällt jedoch. Vielmehr wird für toxikologisch relevante Stoffe ein Maximalwert DWPLL (Drinking Water Positive List Limit) angegeben, der im Migrationswasser eingehalten werden muss. Die Überprüfung des Migrationsverhaltens setzt damit voraus, dass die Konzentrationen der organischen Einzelstoffe in dem Prüfwasser durch geeignete analytische Verfahren zumindest bis zu den Migrationsgrenzwerten sicher bestimmt werden können. Für viele der in den Rezepturen der Kunststoffprodukte genannten Einzelstoffe ist dies allerdings nicht der Fall, so dass die Entwicklung und Validierung analytischer Verfahren für die Anwendung der neuen Prüfvorschriften von entscheidender Bedeutung war. Die Ziele in dem vom BMBF (02WT1001/2/3), DVGW (W 10/03/05) und PlasticsEurope Deutschland e.V. geförderten Verbundprojekt waren daher die Entwicklung und Validierung der für die Durchführung der Migrationstests erforderlichen spurenanalytischen Verfahren und deren Anwendung im Rahmen von Produktuntersuchungen. Gleichzeitig sollte, um in Zukunft die notwendigen analytischen Arbeiten auf ein vernünftiges Maß beschränken zu können, die mathematische Modellierung und Berechnung der Migrationsvorgänge vorangebracht werden. Aufgrund der Vielzahl an Teilaspekten, die Fachkenntnisse auf verschiedenen Gebieten erfordern (Wasseranalytik, mathematische Modellierung, Produktprüfung, Zulassungsverfahren,…), konnten diese Ziele nur im Rahmen eines Verbundprojektes mit mehreren Partnern erreicht werden. Die Projektpartner waren das TZW (federführendes Institut), das Hygieneinstitut des Ruhrgebiets Gelsenkirchen (HY) sowie die FABES Forschungs GmbH München. Am TZW wurden für 40 ausgewählten Einzelstoffe Analysenmethoden für die Analyse der Stoffe aus Migrationswässern entwickelt. Die Anforderungen an die Nachweisempfindlichkeit orientierten sich dabei zunächst an den toxikologisch abgeleiteten Migrationsgrenzwerten (DWPLL). Im Projektverlauf zeigte sich al- 48 lerdings, dass für die Validierung der mathematischen Modellierungen deutlich niedrigere Bestimmungsgrenzen erforderlich sind. Aus diesem Grund liegen die im Projekt erreichten Bestimmungsgrenzen für viele Substanzen deutlich niedriger als es für die Überprüfung der Einhaltung der Migrationsgrenzwerte erforderlich wäre. Die am TZW entwickelten Analysenmethoden wurden anschließend vom HY an den dort bestehenden Gerätepark erfolgreich angepasst, so dass eine allgemeine Anwendbarkeit der Methoden vorausgesetzt werden kann. Am HY wurde des Weiteren die Ermittlung der Lagerstabilität der Zielsubstanzen und Untersuchungen zur Bestimmung von Faktoren, die eine Langzeitstabilität wesentlich beeinflussen können (Temperatur, Standzeit, pH-Wert, Lichteinfluss, Material der Probenahmegefäße), durchgeführt. Es zeigte sich, dass von allen betrachteten Einzelsubstanzen lediglich bei 6 Substanzen eine Lagerstabilität über 72 Stunden im Kühlschrank bei 4 bis 8 °C und bei Dunkelheit nicht gewährleistet ist. Anhand dieser Befunde lassen sich zukünftig die Abläufe von der Probengewinnung, Lagerung bis hin zur Analyse in Hinblick auf Stabilität der Analyte im Prüfwasser weiter optimieren und standardisieren. In dem Projekt wurden insgesamt 37 verschiedene Werkstoff- und Produktproben, aus den Materialien Epoxidharz, PA, PE, PE-X, POM , PP und PPSU berücksichtig, die im Wesentlichen seitens der Industrie (Rohstoffhersteller und produzierendes Gewerbe) bereitgestellt wurden. Alle Material bzw. Produktproben wurden am TZW Migrationsuntersuchungen gemäß der KTW-Leitlinie unterzogen. Teilweise wurden bei ausgewählten Proben die Prüfungen im Doppel- bzw. Dreifach-Ansatz durchgeführt, so dass sich die Gesamtzahl der Prüfansätze auf insgesamt ca. 550 Stück mit ebenso vielen zu analysierenden Migrationswasser-Proben summierte. Unter Anwendung der innerhalb des Projekts neu entwickelten bzw. verbesserten Analysenmethoden wurden die gewonnenen Migrationswässer auf Einzelsubstanzen hin untersucht. Besonders anwenderfreundlich zeigten sich dabei die Multimethoden, deren Anwendung den Analysenaufwand deutlich reduzierte. Anhand der Untersuchungen konnte bestätigt werden, dass im Rahmen des jeweiligen Einsatzbereichs, der überwiegende Teil der untersuchten Produkt- und Materialproben für den Einsatz im Trinkwasserbereich geeignet sind. Für die Modellierung der Migrationsuntersuchungen nach UBA KTW-Leitlinie wurden im Rahmen des Projektes seitens FABES die Software MIGRATEST©Exp-RU für planare Kunststoffproben und die Software MIGRAPIPE© für Kunststoffrohre entwickelt. Mittels beider Softwarelösungen wurde die Migration von Stoffen für alle Proben modelliert und mit den beim TZW experimentell ermittelten Daten verglichen. Dabei waren die erzielten Ergebnisse in Abhängigkeit vom Material und betrachteter Einzelsubstanz schwankend. So gab es zwischen Experiment und Modellierung nahezu über- TZW - Jahresbericht 2014 49 einstimmende Werte (+/- 5 %) aber auch teilweise deutlich überschätze oder unterschätzte Werte. Diese Diskrepanz wurde vor allem auf mögliche Zersetzungsvorgänge bestimmter Analyten sowie die meist unzureichenden Informationen hinsichtlich der Ausgangskonzentration der Einzelstoffe im Material zurückgeführt. Zur Klärung dieser offenen Fragen besteht weiterer Forschungsbedarf. 50 8 Kurzfassungen von ausgewählten internen F&EProjekten 8.1 Veranlassung Um unmittelbar anstehende Fragestellungen zu bearbeiten oder um Vorkenntnisse zur Ausarbeitung von Forschungsanträgen zu ermöglichen, sind mitunter F&E-Arbeiten erforderlich, die nicht im direkten Zusammenhang mit laufenden Projekten stehen. Am TZW werden solche Arbeiten aus Eigenmitteln getragen. Die nachstehenden Beispiele geben einen Überblick über entsprechende Projekte für den Berichtszeitraum. 8.2 Weltweite Erfahrungen beim Einsatz von Online-Sensoren im Trink- und Abwasserbereich Die Global Water Research Coalition (GWRC) und die Water Environmental Research Foundation (WERF) hatten das Projekt Compendium of Sensors and Monitors and Their Use in the Global Water Industry zur Erstellung einer Übersicht zu weltweit verfügbaren Online-Sensorsystemen für die Überwachung der Wasserqualität im Trink- und Abwasserbereich initiiert. Im Projekt wurden Informationen von Anwendern, Herstellern, aus der Literatur, aus Datenbanken und dem Internet zusammengetragen und ausgewertet. Alle Daten sind in ein Online-Kompendium eingeflossen, das unter der Adresse www.wqsmc.org zu finden ist. Das DVGW-Technologiezentrum Wasser (TZW) hat sich als Mitglied der GWRC in Deutschland aktiv bei der Akquirierung der Daten von Wasserversorgern und Sensorherstellern beteiligt. Da sowohl die Projektbegleitgruppe der GWRC als auch das Projektteam international besetzt waren, stellen die Projektergebnisse eine globale Übersicht zum Stand der Online-Sensorik dar. Die Studie hat gezeigt, dass der jetzige Stand der Sensor-Technik gut für den Routineeinsatz geeignet ist, die jeweils richtige Sensortechnologie jedoch eng mit der Messaufgabe abgestimmt werden muss. Für die erfolgreiche Nutzung der Sensoren ist auch ihre Einbindung in den Gesamtprozess und das Qualitätsmanagement erforderlich. Zur Prüfung, ob eine Online-Sensorik wirtschaftlich implementiert werden kann, wurden mehrere Vorabfragen definiert und an Fallbeispielen diskutiert. Über die WERF erhalten die GWRC-Mitglieder in den jeweiligen Ländern Zugangsberechtigungen zur Datenbank. Für Zugangsberechtigungen in Deutschland sind Anfragen an das DVGW-Technologiezentrum Wasser in Karlsruhe zu richten. Eine Zusammenstellung wichtiger Projektergebnisse ist als Veröffentlichung in „Vom Wasser“ geplant. TZW - Jahresbericht 2014 8.3 51 Photochemische Umsetzung von Acesulfam bei der Trinkwasserdesinfektion Seit einigen Jahren sind künstliche Süßstoffe als Umweltkontaminanten bekannt. Acesulfam (ACE) wird während der biologischen Abwasserreinigung nicht eliminiert und ist ubiquitär in abwasserbeeinflussten Oberflächengewässern nachweisbar. Bei einem Wasserversorger zeigte es sich, dass die ACEGehalte während der UV-Desinfektion um ca. 30 % abnehmen. Dies war Ausgangspunkt für weitergehende Untersuchungen am TZW. Um die Acesulfam-Umsetzung und die Bildung von Transformationsprodukten im Prozess der UV-Desinfektion bewerten zu können, ist die Identifizierung der Photolyseprodukte notwendig. Aus diesem Grund wurden Laborversuche in unterschiedlichen Labor-Bestrahlungsanlagen durchgeführt. Für möglichst praxisnahe Aussagen wurden sowohl die eingesetzte Acesulfam-Dosis als auch die Höhe der angewandten UV-Bestrahlung in weiten Bereichen variiert. Wichtige Fragen waren hierbei die Bestimmung der Reaktionskonstanten der Photoreaktion sowie die Bildung der Transformationsprodukte bei unterschiedlichen Ausgangsgehalten und Wassermatrices. Als Quantenausbeuten der Umsetzung von Acesulfam mit UV-Licht (254 nm) wurden Werte zwischen Φ = 0,26 und Φ = 0,33 gefunden, was bedeutet, dass etwa jedes dritte bis vierte absorbierte Photon zu einer photochemischen Umsetzung führt. Durch die Nutzung verschiedener analytischer Methoden gelang die Identifizierung der Produkte (IC-ESI-TOF) und die Bilanzierung des Umsatzes (IC-ICP-MS) in Bezug auf die Bestrahlung mit UV-Licht (254 nm). Als Transformationsprodukte konnten neben Sulfat und Amidotrizoesäure noch zwei weitere anionische Verbindungen identifiziert werden: TP1 (m/z = 180) als ein Wasseraddukt und TP2 (iso-Acesulfam, m/z = 162) als ein Umlagerungsprodukt des Acesulfams. Der analytische Nachweis der Bildung von TP2 nach der UV-Desinfektionsstufe eines Wasserversorgers bestätigte die im Labor erhaltenen Ergebnisse in der Praxis. 8.4 Untersuchungen zur Entstehung von Transformationsprodukten bei der Chlordesinfektion von metforminhaltigen Wässern Im Zuge der am TZW betreuten Masterarbeit „Determination of the Fate of the Antidiabetic Drug Metformin During Chlorine Disinfection of Water“ wurden zwei zuvor unbekannte Transformationsprodukte identifiziert, die bei der Chlorung von metforminhaltigem Wasser entstehen. Metformin wird zunächst zu einem reaktiven, cyclischen Triazolderivat Y oxidiert, das in einer Folgereaktion unter Abspaltung von Stickstoff zu einem chlororganischen Nitril C zerfällt. Sowohl Y 52 als auch C wurden im präparativen Maßstab hergestellt, charakterisiert und strukturell aufgeklärt. Hierzu wurden auch Einkristallstrukturanalysen mit Röntgenstrahlung an beiden Transformationsprodukten durchgeführt, über die eine zweifelsfreie Strukturbestimmung möglich wurde. Diese Methode in Kombination mit den üblicherweise eingesetzten analytischen Techniken (Chromatographie, Massenspektrometrie, NMR-Spektrometrie) sollte zukünftig verstärkt zur Charakterisierung zuvor noch nicht beschriebener Transformationsprodukte angewandt werden. Bild: Strukturen von Metformin und den beiden charakterisierten Transformationsprodukten Y und C, die bei der Chlorung gebildet werden An die bisherigen Arbeiten anknüpfend sollen systematische Untersuchungen zur Bildung und zum Verhalten beider Transformationsprodukte unter Berücksichtigung der Randbedingungen im Verteilungsnetz durchgeführt werden. Die Ergebnisse wurden auf der Fachtagung Disinfection By-products (DBP 2014) in einem Posterbeitrag vorgestellt und sollen in einer wissenschaftlichen Publikation veröffentlicht werden. 8.5 Entwicklung und Test eines GIS-basierten Ansatzes zur Risikoabschätzung für Einzugsgebiete von Trinkwassertalsperren Die Trinkwassergewinnung aus Oberflächengewässern (Flüssen, Seen, Talsperren) ist möglichen Beeinträchtigungen deutlich ungeschützter ausgesetzt als Grundwasservorkommen. Daher sollte die am TZW entwickelte Methodik einer zweistufigen und GIS-basierten Risikoabschätzung entsprechend DVGWHinweis W 1001 für die Anwendung auf Einzugsgebiete von Oberflächengewässern übertragen werden. Hierzu wurde ein Konzeptmodell der Gefährdungsanalyse und Risikoabschätzung im Einzugsgebiet von Oberflächenwasserressourcen entwickelt, das die Relevanz möglicher Eintragspfade auf Grundlage der hydrologischen Zusammenhänge, Standortfaktoren und weiterer Einflussgrößen darstellt. Dieses Konzeptmodell wurde anschließend in ein Bewertungsschema für Risiken für die Rohwasserressource Oberflächengewässer überführt, mit dem sowohl punktu- TZW - Jahresbericht 2014 53 elle Einträge, wie etwa die direkte Einleitungen in das Gewässer, als auch diffuse Belastungsquellen, wie etwa die Freisetzung von Schadstoffen oder Krankheitserreger in der Fläche/an Land berücksichtigt werden können. Das Bewertungsschema wurde anschließend im Rahmen einer Masterarbeit auf den Anwendungsfall von Trinkwassertalsperren übertragen; modifiziert und - mit dem Schwerpunkt auf hygienische Risiken - am konkreten Beispiel einer Trinkwassertalsperre getestet und erfolgreich auf seine Praxistauglichkeit und Plausibilität hin überprüft. Dieser GIS-basierte Bewertungsansatz steht nun zur Anwendung und Weiterentwicklung im Rahmen künftiger Projekte mit Wasserversorgungsunternehmen am TZW zur Verfügung. Bild: Einzugsgebiet der Talsperre, an der das neue Bewertungssystem zur Risikoabschätzung getestet wurde (Foto: TZW Karlsruhe, Sebastian Sturm) 8.6 UV-Sensoren in der Trinkwasserdesinfektion Für die weitere Harmonisierung der Prüfnormen von UV-Desinfektionsgeräten und deren Überwachung mittels UV-Sensoren ist es unerlässlich, weitere Erfahrungen zur Charakterisierung von UV-Sensoren zu sammeln. Hierzu wurde ein 54 internes Projekt mit der herstellenden Industrie sowie der Physikalisch Technischen Bundesanstalt (PTB) bearbeitet, das in den Aufbau eines Arbeitsplatzes für UV-Sensoren mündet. Dabei wurden die spezifischen, laserbasierten Untersuchungssysteme von der herstellenden Industrie aufgebaut und der PTB im Hinblick auf Genauigkeit und Rückführung zur Prüfung und Freigabe übergeben. TZW - Jahresbericht 2014 Anlage 1 Publikationen 55 56 TZW - Jahresbericht 2014 57 Bartelsen, T.; Müller, J.; Tiehm, A.; Müller, A.; Schad, H.; Weingran, C.: Grundwassersanierung mittels Funnel-and-Gate zum mikrobiologischen Abbau von BTEX und PAK am Standort der ehemaligen Teerfabrik Lang in Offenbach, Teil 1: Vom Konzept zum Bauwerk, Teil 2: Von der Pilotphase zum Regelbetrieb. In: Sonderdruck aus Handbuch Altlastensanierung und Flächenmanagement (Hrsg.: Franzius V, Altenbockum M., Gerhold T.): 115 Seiten (2014) Bergmann, A.; Weber, F.-A.; Hansen, C.; Wilde, S.; van Straaten, L.; von Berk, W.; Häußler, S.; Dietrich, P.; Franko, U.; Kiefer, J.; Rödelsperger, M.: Konsequenzen nachlassenden Nitratabbaus in Grundwasserleitern. DVGW energie|wasser-praxis 02/2014, 36-42 (2014) Brauch, H.-J.: Konzepte der organischen Spurenanalytik – Was ist zu beachten? In: Neue Methoden und Verfahren für die Wasserversorgung. Veröffentlichungen aus dem Technologiezentrum Wasser 65, ISSN 1434-5765, 1-11 (2014) Brauch, H.-J.; Fleig, M.; Schmidt, C. K.: Wesentliche Ergebnisse aus dem ARW-Untersuchungsprogramm 2013. In: ARW Jahresbericht Nr. 70, 2013, Hrsg.: Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft Rhein-Wasserwerke e. V.(ARW), Köln, ISSN 0343-0391, 13-62 (2014) Brinkmann, M.; Blenkle, H.; Salowsky, H.; Bluhm, K.; Schiwy, S.; Tiehm, A.; Hollert, H.: Genotoxicity of heterocyclic PAHs in the micronucleus assay with the fish liver cell line RTL-W1. PLOS ONE Vol. 9 (1): 1-8 (2014) Coors, A.; Weisbrod, B.; Schoknecht, U.; Sacher, F.; Kehrer, A.: Predicting acute and chronic effects of wood preservative products in Daphnia Magna and Pseudokirchneriella Subcapitata based on the concept of concentration addition. Environ. Toxicol. Chem. 33, 382-393 (2014) Eggers, J.: UV-Desinfektion – Rahmenbedingungen und Entwicklungen. In: Neue Methoden und Verfahren für die Wasserversorgung. 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V.(ARW), Köln, ISSN 0343-0391, 125-140 (2014) TZW - Jahresbericht 2014 59 Henneberg, A.; Bender, K.; Blaha, L.; Giebner, S.; Kuch, B.; Köhler, H.-R.; Maier, D.; Oehlmann, J.; Richter, D.; Scheurer, M.; Schulte-Oehlmann, U.; Sieratowicz, A.; Ziebart, S.; Triebskorn, R.: Are In Vitro Methods for the Detection of Endocrine Potentials in the Aquatic Environment Predictive for In Vivo Effects? Outcomes of the Projects SchussenAktiv and SchussenAktivplus in the Lake Constance Area, Germany. PLOS ONE Vol. 9, Issue 6 (2014) Hesse, S.; Ball, Th.; Baldauf, G.: PFC im Grundwasser – Aktuelle Fallbeispiele und Lösungsmöglichkeiten. In: Neue Methoden und Verfahren für die Wasserversorgung. 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DVGW energie|wasser-praxis 09/2014, 76-79 (2014) Wricke, B.: Das DVGW-Arbeitsblatt W 557 – Reinigung und Desinfektion von Trinkwasser-Installationen. Sanitär+Heizungstechnik 7/2014, 85 – 87 Wricke, B.; Aigner, D.; Müller, N.: Optimierung der Kalkwassereinmischung im Wasserwerk Gottleuba. DVGW energie|wasser-praxis 05/2014, 42-45 (2014) Zemann, M.; Wolf, L.; Pöschko, A.; Schmidt, N.; Sawarieh, A.; Seder, N.; Tiehm, A.; Hötzl, H.; Goldscheider, N.: Sources and processes affecting the spatio-temporal distribution of pharmaceuticals and x-ray contrast media in the water resources of the lower Jordan valley, Jordan. Science of the Total Environment (STOTEN) 488-489: 100-114 (DOI 10.1016/j.scitotenv.2014.04.063) (2014) TZW - Jahresbericht 2014 Anlage 2 GWRC Annual Review 2013/2014 65 66 IWA affiliate Worldwide cooperation for the generation and exchange of water knowledge through research collaborations to support safe and sustainable water supply and sanitation for the protection of public health and the environment. A partnership among leading water research organisations. Annual Review 2013 - 2014 Global cooperation for the generation and exchange of water knowledge In 2002 twelve leading research organisations have established an international water research alliance: the Global Water Research Coalition (GWRC). GWRC is a non-profit organisation that serves as a focal point for the global collaboration for research planning and execution on water and wastewater related issues. The Coalition focuses on water supply and wastewater issues and renewable water resources: the urban water cycle. The function of the GWRC is to leverage funding and expertise among the participating research organisations, coordinate research strategies, secure additional funding not available to single country research foundations, and actively manage a centralised approach to global issues. GWRC offers its members the opportunity to leverage resources through cooperative planning and implementation of research. The present members of the GWRC are: CWN – Canadian Water Network (Canada), KWR – Watercycle Research Institute (Netherlands), PUB – Public Utilities Board (Singapore), Stowa – Foundation for Applied Water Research (Netherlands), SUEZ Environnement – CIRSEE (France), TZW – German Water Center (Germany), UK Water Industry Research (UK), Veolia Environnement VERI (France), Water Environment Research Foundation (US), Water Research Australia Limited (Australia), Water Research Commission (South Africa), Water Research Foundation (USA), and Water Services Association of Australia (Australia) The US Environmental Protection Agency has been a formal partner of the GWRC since 2003. The Global Water Research Coalition is affiliated with the International Water Association (IWA). GWRC members represents the interests and needs of 500 million consumers and has access to research programs with a cumulative annual budget of more than €180 million. The research portfolio of the GWRC members spans the entire urban water cycle and covers all aspects of resource management. GWRC Annual Review 2013 – 2014 GWRC Activities in 2013 – 2014 in brief The focus of the twelfth year was on the development and implementation of research strategies for the selected priority issues including the areas pipe materials and water quality, the review and expansion of the joint research agenda, and the exchange of information and discussion of emerging issues regarding present and future developments within the urban water cycle. In the period also the change of the managing director position took place. The main activities completed during the period are summarised below. “Water in the Chicago”, The Role of Diffuse Pollution”, “The Future of the GWRC”, “The PUB R&D strategy” and “The Use of Natural Processes in Today’s Infrastructures”. Research workshops on Sensors were held in Melbourne (September) and London (December), meetings and side visits of the wastewater cluster were organised, and the topics Disinfection Practices and Green Infrastructure are added to the research agenda. New projects and joint efforts on Water Quality (EDC Toolbox – field evaluation) and Pipe Materials (Rapid Aging of Plastic Pipe Materials) were started in this period. The topic Antibiotic Resistance was discussed and a project is under development. The projects on Desalination – Brine and Residual Management and Sensors and Monitoring are successfully completed. In this period, Frans Schulting retired as MD and Stéphanie Rinck-Pfeiffer was appointed as the new Managing Director and took office in May 2014. The procedure for the inventory of new emerging parameters identified possibilities for new joint activities and supported the exchange of information and the development of common views within the membership. Special topics of discussion in this period included organic micro-pollutants in water and soil, hydraulic fracturing, antibiotic resistance and micro plastics. The presentations by the hosting organisations and their stakeholders gave an additional dimension to the Board events. The connections of the Chicago meeting with the WEFTEC 2013 conference and the Singapore meeting with the SIWW 2014 were very useful. New MD (Stéphanie Rinck-Pfeiffer) The reports “Evaluation of Analytical Methods for Nanomaterials in Water” and “Compendium of Sensors and Monitors and their Use in the Global Water Industry”– were released and the Science Brief on “non-CO2 GHG Emissions by Wastewater Collection and Treatment Systems” was finalised in this period. In this period member visits and meetings with staff were organised with CIRSEE, KWR, PUB, Stowa, TZW, UKWIR, VERI, WERF and WRA. The MD attended two meetings of the IWA Strategic Council in this period. Links were made with a number of EU and US projects relevant to the GWRC research agenda. The exchanges of information between members and partners has developed into a highly valuable part of the Board meetings. Board meetings, workshops and topic discussions were organised for the Board of Directors in Chicago on 3 & 4 October 2013 and Singapore on 30 & 31 May 2014. Workshops and topic discussions included A number of contributions were given at specialised conferences on e.g. the topics water quality and innovative concepts for water and wastewater systems. This type of international presence and recognition is important in building up the credibility of the GWRC. GWRC Annual Review 2013 – 2014 GWRC Research 2013 – 2014 The joint research agenda of the GWRC addresses the urban water cycle and covers a number of research areas including Water Quality, Asset Management, Wastewater Treatment, Water Reuse, Energy, Climate Change and Resource Recovery. For each of these areas research strategies have been developed including a set of specific projects. For the projects, tailor-made teams of experts from GWRC members are formed and agreements are made on the joint funding and execution of the projects. New Research Areas The joint research agenda was reviewed by the GWRC members at the Bordeaux meeting and new areas were added to the agenda: - Antibiotic resistance - Disinfection Practices - Green Infrastructures For each of the areas teams of experts of the collaborating members will be formed to address knowledge gaps and research needs. Sensors The scope of the project Guidance on Sensors in the Global Water Industry was to develop a compendium of case studies of real-world experiences of the water industry with the use of available online sensors in the urban water cycle including the catchment areas and receiving waters. Water Quality Water Quality has been one of the main research areas from the start of the GWRC. This research area deals with topics such as algal toxins, endocrine disruptors (EDC), pharmaceuticals and personal care products (PPCP), water-borne pathogens (WBP) and emerging substances like nitrosamines, hardness and cardiovascular diseases, and nanoparticles. Endocrine Disruptors The occurrence of estrogenic endocrine disruptors in water is still of international concern because of potential adverse health effects on wildlife and humans. Bio-analytical methods have become increasingly popular and are seen as a possible screening tool for measuring estrogenic activity in water. Following the successful project Tools to detect estrogenic activity in environmental waters a similar GWRC project was started which includes in addition to estrogenicity bioassays for analysing androgen, thyroid, glucocorticoid and progestogen activity in environmental waters. The most relevant ED endpoints and related bioassays are selected for further study. The second stage of this project by GWRC members and associated research groups is on its way to evaluate the application of the selected bioassays using different water matrices (surface, drinking water, wastewater). Results will be available in 2015. A large number of surveys and interviews with utilities and manufactures in different countries were undertaken. Workshops with representatives of members and stakeholders are organised in Australia, Europe, South Africa and the USA to present and discuss the results. Based on the feedback a web based database was developed. The final report has been released in 2014. Emerging Substances An important activity of the GWRC is the regular survey of emerging substances related to water quality. To keep the membership informed review papers are produced on priority topics of common interest. Examples are Hardness and Cardiovascular Diseases, THM and still birth, Copper and Alzheimer, and Avian Influenza and Risk to Water Supply. . A study recently published in the Proceedings of the National Academy of Sciences (September 2013) which claims that copper may be an environmental trigger for Alzheimer’s disease was reviewed. The discussion on the link between Copper and Alzheimer’s disease is not new (see above) and it was concluded that there is still no solid evidence that support the link between low level of copper in drinking water and Alzheimer’s disease. To support these activities and exchange of information within the GWRC framework the first biennial workshop Waterborne Pathogens was organised by the GWRC working group on qPCR in Bordeaux (May 2013). The next event was scheduled at the WWC 2014 in Lisbon. Special topics on the radar screen include Chromium VI, a range of organic micropollutants (i.e. carcinogenic volatile organic compounds, neonicotinoids, biosolids), antibiotic resistance, and micro plastics as well as the possible impact of hydraulic fracturing on water quality. The loss of well integrity, subsurface transportation and surface spills are possible routes of exposure of groundwater to pollution by the fracking fluids used. Waterborne Pathogens One of the key parameters regarding the reliability of drinking water, recreation water, wastewater effluent and reclaimed water is the biological quality. Despite the importance for water quality, the majority of the biological methods that are routinely used have a long response time and are quite labour-intensive. Following the expert workshop as part of the project Harmonisation and International Evaluation of Molecular Methods used for the Detection of Waterborne Pathogens (WBP), data on occurrence of waterborne pathogens and indicators in water resources are collected by the involved GWRC members using qPCR methods. The results of this joint effort demonstrate the good sensitivity and specificity of real-time PCR methodology and supports its status as the best methodology since few years. The members also regularly review and update the WBP Map of Knowledge which gives an overview of the priority pathogens and the availability or absence of information on occurrence, impact, monitoring and water treatment. Nanotechnology and Nanomaterials Among the increasing emerging contaminants into wastewater are engineered nanoparticles corresponding to the dramatic introduction of consumer products and industrial applications. The present activities by the GWRC members are focussed on Analytical methods and collection of occurrence data of Nanomaterials in water. An inventory of analytical methods used by GWRC members and associated research organisations was made. TEM images by PUB of a gold nanoparticles (left) and TiO2 cluster (right) Test samples of nanomaterials in water have been analysed for concentration and size distribution with the different analytical methods available at the laboratories participating in this first inter-laboratory study. The results show that the application of these techniques for the chemical and physical characterisation of the particles is quite robust. The report on this study was released in this period. In addition, a survey on the occurrence of nanomaterials in environmental waters will be undertaken in the next period. Among the increasing emerging contaminants in wastewater are engineered nanoparticles corresponding to the dramatic introduction of GWRC Annual Review 2013 – 2014 consumer products and industrial applications. The scope of the project is on the fate and behaviour of ZnO nanomaterials in wastewater treatment plants and possible impact Pipe Materials Understanding the behaviour of the different pipe materials used in the urban water cycle is an important aspect of asset management. At present mainly cement mortar and also epoxy lined and plastic pipes (PVC or PE) are applied. Recently, plastic pipes were a topic of discussion because of the release of organic substances like antioxidants. Also rubber materials used in fittings are under special consideration because of the possible release of nitrosamines from pipe materials. Additionally, it was observed in the field that with the use of disinfectants like chlorine (inhibition) of the biological treatment processes. Results will be available by the end of 2014. dioxide expected lifetime is dramatically decreased for certain materials. A workshop was organised in Karlsruhe (2012) to review the present knowledge and experiences. As a follow up of the project “Rapid aging of Plastic Pipe Materials” with a phase approach to collect data from case studies and define the key parameters involved in the deterioration process and the development of improved test methods and a lifetime expectancy model is ongoing. Members have collected operational data in different countries but coherent and conclusive evidence is lacking so far. Energy, Climate Change and Resource Recovery As part of the global developments regarding the availability and cost of energy as well as the mitigation and adaption measures needed to manage the risks associated with climate change, the GWRC members support the water and wastewater industry in its review of their present way of operations with a three phase approach and related set of actions including : Implement the present State of the Art: picking the low hanging fruit; Reduce of the energy consumption by 20%: optimisation and innovation; Further reduction of the energy consumption with another 80%: a paradigm shift! Joint activities and projects to support this approach are undertaken including the projects Compendium Energy Efficiency in the Water Industry and Wastewater Treatment Technology in 2030. The results of the projects indicate that a reduction of 25-50% of the energy use is possible and even energy neutrality is likely to be feasible in conventional systems. The project “Toolbox for Assessment Energy Use and GHG emission” identified performance indicators, including process models and assessment methods, used by water utilities in around the globe to evaluate their energy use and greenhouse gas (GHG) emissions and recommends strategies for working toward harmonisation of the tools. As result of the joint activity regarding GHG emissions by wastewater treatment systems including Methane and Nitrous oxide emissions it was concluded that N2O emissions are highly variable among different WWTPs and at the same WWTP during different seasons or during the day. A generic emission factor is not feasible. However, it was demonstrate that WTTPs with a good effluent quality (TN < 5mg/l) have a low risk of N2O emissions! These overall messages are included in a GWRC Science Brief on this topic. In addition to the project looking at the reduction of the use and recovery of energy to reduce costs and carbon footprint, new joint activities within the wastewater area are now focussed on promising anaerobic treatment options including Anammox based wastewater treatment technologies and processes for Resource Recovery like the recovery of phosphorous, cellulose and minerals, the beneficial use of biosolids, and the production of bioplastics. Based on member’s programs and projects an intensive exchange of information and knowledge during workshops, staff meetings and field visits is ongoing. GWRC Annual Review 2013 – 2014 Communication One of the key assets of the Global Water Research Coalition is the rapid and intense exchange of information, knowledge and know-how within the membership including GWRC members sharing information with their stakeholders and vice versa. The meetings of the Board of Directors play a vital role to keep the research agenda up-to-date and to set the course for the joint activities and projects. The research strategy workshops are a unique platform for the members staff to discuss their ongoing programs and to design research projects to address remaining knowledge gaps and research needs of agreed highest priority. Board workshop topics covered in this period included the Role of Diffuse Pollution (Chicago) and The use of Natural Processes in Today’s Infrastructures’ (Singapore). Meetings of the GWRC working groups on Wastewater treatment (Singapore) and the project teams on Sensors (Melbourne and London) and EDC (Zurich and Basel) were organised. These face-to-face meetings are a valuable investment to secure long lasting cooperation’s and effective collaborations between staff of the members. A site visit was organised by PUB in Singapore to the ABC Waters project site along the Kallang River@ Ang Mo Kio-Bishan Park as part of the Board of Directors meeting in Singapore (May 2014). This project is a joint collaboration between the National Parks Board of Singapore (NParks) and PUB. In this period member visits and meetings with staff were organised with the members CIRSEE, KWR, PUB, Stowa, TZW, VERI, WERF and WRA. Links were made with a number EU and US projects relevant for the GWRC research agenda. A number of GWRC reports are also released as a joint edition with IWA Publishing as part the GWRC Reports Series and in this way made available to the global water community at large. At specialised conferences presentations are given including the topics Water Quality and Emerging Substances, Energy Efficiency, Greenhouse Gas Emissions, and the Future of Wastewater Treatment Systems. This type of international presence and recognition is important in building up the credibility of the GWRC and its members. GWRC Annual Review 2013 – 2014 GWRC Board of Directors The GWRC Board of Directors is made up of the representatives of the GWRC members. Rob Renner is the chair and Josef Klinger the vice chair of the Board. Frans Schulting - who served as the managing director of the GWRC from its start in April 2002 - retired in 2014. Stéphanie Rinck-Pfeiffer is appointed as the new managing director and took office in May 2014. Board meetings, workshops, side visits and topic discussions were organised in Chicago and Singapore and covered the topics “Water in Chicago”, The Role of Diffuse Pollution”, “The Future of the GWRC”, “The PUB R&D strategy” and “The Use of Natural Processes in Today’s Infrastructures”. The presentations by the hosting organisations and by staff of the local water supply and wastewater utilities give an additional dimension to the Board events. The connection with WEFTEC 2013 (Chicago meeting) and with SIWW 2014 (Singapore meeting) was very productive. Members of the Board are: Bernadette Conant Executive Director, Canadian Water Network Theo van den Hoven Director Research, KWR Harry Seah Director Technology & Water Quality, PUB Joost Buntsma Executive Director, STOWA Philippe Gislette Scientific, Technical and Innovation Director, SUEZ Degrémont Josef Klinger Managing Director, TZW (vice chair) Hans Jensen Executive Director, UK Water Industry Research Marie-Renée de Roubin Veolia Environnement – VERI research centers Amit Pramamik Director of Research, Water Environment Research Foundation Dhesigen Naidoo CEO, Water Research Commission David Halliwell CEO, Water Research Australia Limited Rob Renner Executive Director, Water Research Foundation (chair) Adam Lovell Executive Director, Water Services Association Australia Stéphanie Rinck-Pfeiffer Managing Director, GWRC (secretary/treasurer) Suzanne van Drunick (National Program Director Safe and Sustainable Water Resources, US EPA) and Keith Roberson (Director Operations and Congress, IWA) have an ex-officio position in the Board. GWRC Annual Review 2013 – 2014
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