P1 a Protokoll 1 – Arbeitsblatt „Grundinformationen” Menschen mit chronischen inneren Erkrankungen: Kurzinformation und Grundverständnis Menschen mit chronischen inneren Erkrankungen -Herz- und Kreislauferkrankungen -Krankheiten der Atmungsorgane -Krebserkrankungen -Hormon- und Stoffwechselkrankheiten -Chronische Nierenerkrankungen -Erkrankungen des Verdauungstraktes -Weitere: HIV-Infektion und AIDS, hämatologische Krankheitsbilder Unter dem Sammelbegriff „chronische innere Erkrankungen” versteht man Organ- und Systemerkrankungen der inneren Organe, die mit dauerhaften Beeinträchtigungen verbunden sind. Die wachsende Zahl von Personen mit chronischen internistischen Krankheiten in den letzten Jahrzehnten ist weniger auf die Zunahme von Erkrankungen als vielmehr auf die Fortschritte der Medizin zurückzuführen, die heute in der Lage ist, bei vielen Erkrankungen, die früher unweigerlich zum Tode führten, ein Weiterleben sicherzustellen. Erkrankungen der Lunge und der Atemwege -Asthma bronchiale -Chronisch-obstruktive Lungenkrankheit (COPD) -Restriktive Lungenkrankheiten -Schlafbezogene Atmungsstörungen Asthma bronchiale und chronisch-obstruktive Lungenkrankheit gehören zu den Haupterkrankungen der Atemorgane. Asthma bronchiale kommt bei etwa 10% der kindlichen und bei etwa 5% der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland vor. Es nimmt weltweit zu, seine Arbeitsbedingtheit wird auf 10% geschätzt. Krebserkrankungen -Brustkrebs -Prostatakrebs -Darmkrebs -Lungenkrebs -u. a. An der Spitze der Krebserkrankungen liegt bei Männern der Prostatakrebs, bei Frauen der Brustkrebs; Darmkrebs ist bei beiden Geschlechtern die zweithäufigste Tumorerkrankung. Krebserkrankungen können prinzipiell jedes Organ bzw. Organsystem betreffen. Art und Stadium der Erkrankung bestimmen die Beeinträchtigungen von Aktivität und Teilhabe. Die bleibenden krankheits- und therapiebedingten Funktions- und Aktivitätseinschränkungen sowie das verbleibende Leistungsvermögen bestimmen die Rehabilitationsmaßnahmen. Beschwerdefreie Intervalle (Remission) wechseln sich oft mit Erkrankungsrückfällen (Rezidiven) ab. Hormon- und Stoffwechselkrankheiten -Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) -Schilddrüsenerkrankungen -Adipositas Mit einer Häufigkeit von 4-5% gehört der Diabetes mellitus zu den wichtigsten chronischen Erkrankungen. Vom Typ-1-Diabetes sind ca. 250.000 Menschen in Deutschland, vom Typ-2-Diabetes ca. 5-6 Mio. betroffen. In den vergangenen 10 Jahren hat der medizinische Fortschritt zu einer erheblichen Verbesserung der Einstellung insulinbehandelter Diabetiker geführt. Nahezu jeder Insulin spritzende Diabetiker kann sich heute an die berufliche Situation gut adaptieren. Die Zuckerkrankheit mit ihren Komplikationen ist in Deutschland die häufigste Ursache sowohl für Erblindungen als auch für Dialysebedürftigkeit und Amputationen im Bereich der unteren Extremitäten. Diabetes ist häufig an der koronaren Herzkrankheit beteiligt. Chronische Niereninsuffizienz -Chronische Nierenparenchym erkrankungen -Nierentransplantation Chronische Niereninsuffizienz ist ein irreversibler Ausfall von funktionstüchtigem Nierengewebe, der allmählich in Monaten oder Jahren fortschreitet. Entgiftungs- und Entwässerungsfunktionen müssen durch eine künstliche Blutwäsche vorgenommen werden. Insgesamt sind etwa 45.000 Menschen in Deutschland auf eine Dialyse (Blutwäsche) oder Nierentransplantation angewiesen. Die Leistungsfähigkeit Nierentransplantierter ohne Begleitkomplikationen beträgt etwa 70% derjenigen altersgleicher Gesunder. Erkrankungen des Verdauungstraktes -Krankheiten von Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm -Krankheiten des Darms (Morbus Crohn und Colitis ulcerosa) -Chronische Pankreaskrankheiten -Chronische Leber- und Gallenwegskrankheiten Erkrankungen von Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm können chronifizieren (z. B. chronische Gastritis). Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind meist in Schüben verlaufende Erkrankungen des gesamten Verdauungstraktes. Ca. 2 Mio. Menschen leiden an einer chronischen Leberkrankheit. Menschen mit chronischer innerer Erkrankung im Arbeitsleben – © Integrationsamt Bayern 2005 (Begleitunterlagen dürfen kopiert werden) P1 b Jugendliche mit chronischen inneren Erkrankungen Umfängliche Rehabilitationsmaßnahmen im Kindes- und Jugendalter sind besonders bei folgenden Erkrankungen erforderlich: -Mukoviszidose -Asthma bronchiale -Neurodermitis -Adipositas Wenn innere Erkrankungen schon im Vorschulalter bestanden und längere Therapiezeiten erforderlich waren, kann die psychische und soziale Entwicklung erheblich beeinträchtigt sein. Krankheitsbedingter Unterrichtsausfall und überbehütende Erziehung können verminderte Eigeninitiative und mangelndes Selbstvertrauen zur Folge haben. Daraus ergeben sich wiederum unrealistische Vorstellungen über die eigenen beruflichen Möglichkeiten und Grenzen. Beurteilung der Funktionsfähigkeit und der Behinderung eines chronisch erkrankten Menschen Das ICF-Modell der Weltgesundheitsorganisation (ICF: dt. Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit) hat Eingang gefunden in die Sozialgesetzgebung in Deutschland (SGB IX, Rentenversicherung) und wird als Grundlage für sozialmedizinische Fragestellungen und zur Ermittlung des individuellen Rehabilitationsbedarfs herangezogen. Eine Behinderung ergibt sich nicht zwangsläufig allein aus einem bestimmten Körperschaden, sondern konstituiert sich erst in Relation zu den Einschränkungen der Aktivität und der Beeinträchtigung der Teilhabe (Partizipation) unter Berücksichtigung des gesamten Lebenshintergrundes (Kontextfaktoren) der Person. Die Wiederherstellung oder wesentliche Besserung der funktionalen Gesundheit, insbesondere der Aktivitäten und der Teilhabe bei drohender oder bestehender Teilhabestörung, ist zentrale Aufgabe der Rehabilitation. Psychische Belastungsreaktionen, Krankheitsverarbeitung, Selbsthilfe der Betroffenen Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen: www.nakos.de BAG SELBSTHILFE – Bundesarbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e.V.” (BAG SELBSTHILFE) www.bag-selbsthilfe.de Chronische innere Erkrankungen gehen oft mit behandlungsbedürftigen Belastungsreaktionen in Form von Ängsten und Depressivität einher. Im Rahmen von medizinischen und beruflichen Rehabilitationsmaßnahmen werden Betroffene auf die Notwendigkeit einer selbstgestalteten Krankheitsverarbeitung hingewiesen und dabei durch Patientenschulungen, soziale und psychologische Hilfen unterstützt. Ein erfolgreiches Krankheitsmanagement verlangt ein hohes Maß an Motivation, Disziplin und Selbstverantwortung vom Betroffenen, weil in allen Lebensbereichen (Arbeit, Familie, Freizeit) neue Verhaltensweisen und Einstellungen aufgebaut und gefestigt werden müssen. Hinweis: Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (Hg.): Rehabilitation und Teilhabe. Wegweiser für Ärzte und andere Fachkräfte der Rehabilitation. Köln 2005 Menschen mit chronischer innerer Erkrankung im Arbeitsleben – © Integrationsamt Bayern 2005 (Begleitunterlagen dürfen kopiert werden)
© Copyright 2025 ExpyDoc