BOND MAGAZINE - fixed

„In den kommenden Jahren wollen wir wachsen –
und das sehr profitabel“
Seite 11
„Wir werden die Mittel der Anleihe pünktlich,
Seite 22
vollständig und ohne Probleme an die Anleihegläubiger
zurückführen“
B OND M AGAZINE
Interview mit Andrew John Flowers, CEO,
Enterprise Holdings Limited
FLASH
Interview mit Willy Koch, Vorstand,
AVW Immobilien AG
DAS MAGAZIN FÜR EMITTENTEN UND INVESTOREN AM ANLEIHENMARKT
4. Jahrgang – Ausgabe 80 – 19.03.2015 – www.fixed-income.org – 7,50 Euro
Best German Issuer 2014
Inhalt
19.03.2015
Editorial
Seite 3
Kurz notiert
Seite 4
BOND MAGAZINE Awards 2014
Best German Issuer
Fresenius
Seite 6
Best Issuer SME Bonds
(Mittelstandsanleihen)
Seite 7
Best Bookrunner SME Bonds
ODDO SEYDLER BANK
Seite 8
Neuemissionen
Analyse
Enterprise Holdings
Seite 9
Interview mit
Andrew John Flowers,
Enterprise Holdings
Seite 11
Deutsche Real Estate
Funds Advisor (DREF)
Seite 12
Interview mit
Seite 14
Dr. Andreas Schneider-Neureither,
SNP Schneider-Neureither & Partner
Investment
Analyse VTG
Seite 16
Legg Mason Global
Investment Survey
Schockstarre bei Anlegern?
Seite 18
Qualitätsindex für
Mittelstandsanleihen
Der GBC MAX
Seite 20
Interview mit Willy Koch,
AVW Immobilien
Seite 22
Stephan Sturm, Vorstand Finanzen,
Fresenius SE & Co. KGaA
Aktuelle Neuemissionen
Distressed
Ekotechnika
Seite 23
Impressum
Seite 10
Emittent
Enterprise Holdings
Deutsche Real Estate
Funds Advisor
Zeichnungsfrist
19.03.– 26.03.2015
Ende März
Kupon
7,000%
n.bek.
Seite
9 – 11
12
Wichtige Termine
Emittent
Ekotechnika
Termin
Event
30.03.– 02.04.2015 Gläubigerversammlung
(Abstimmung ohne Versammlung)
BOND MAGAZINE FLASH | Ausgabe 80 | 19.03.2015 | www.fixed-income.org
www.oddoseydler.com
ODDO SEYDLER BANK AG – Schillerstrasse 27-29 – 60313 Frankfurt am Main
EDITORIAL
Anleihen ohne Rückzahlung und
Gläubigerversammlungen ohne Versammlung
Die Ekotechnika GmbH hat ein deutlich negatives Eigenkapital. Um die Gesellschaft zu
retten, plant das Management die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft sowie einen sogenannten Debt-Equity-Swap (Details auf Seite 20). Bislang liegt das Sanierungsgutachten
nach IDW S6-Standard noch nicht vor.
Die erste Gläubigerversammlung von Ekotechnika, in der die Anleihegläubiger den Vorschlägen des Managements zustimmen sollen, ist als Abstimmung ohne Versammlung geplant. Das klingt nicht nur eigenartig, es ist auch unsinnig. Denn im Rahmen einer Präsenzveranstaltung können sich Anleger ein besseres Bild von der Lage machen; sie hören
die Fragen der anderen Investoren und sehen, wie überzeugend das Management diese beantworten kann. Das Management kann im persönlichen Gespräch Investoren möglicherweise deutlich besser überzeugen.
Christian Schiffmacher
Chefredakteur
Doch weshalb macht man dann Abstimmungen ohne Versammlung? Die Antwort ist einfach: Weil es in den Wertpapierprospekten einiger Emittenten (Ekotechnika, Mifa, DF
Deutsche Forfait) so vorgesehen war. Offensichtlich dachte man damals bei der Prospekterstellung, als es übrigens noch keine praktischen Erfahrungen mit Restrukturierungen nach
dem neuen Schuldverschreibungsgesetz von 2009 gab, man könne die Restrukturierung
kostengünstiger und einfacher handhaben. Inzwischen dürften wohl alle Beteiligten – Emittenten, Banken und Anwälte – von diesem Irrglauben abgekommen sein.
Zur Kostenseite: Bei einer Gläubigerversammlung, die ich kürzlich besucht habe, betrugen
die Kosten für die Raummiete 1.000 Euro. Ein Catering gab es nicht, vielleicht muss es das
bei einer Gläubigersammlung nicht zwingend geben. Die Kosten für Rechtsberatung etc.
sind jedoch erheblich höher.
Wenn es schon Anleihen gibt, die nicht zurückgezahlt werden, dann bleibt zu hoffen, dass
wir künftig in Wertpapierprospekten nicht mehr die Regelung finden, wonach (die erste
Gläubigerversammlung) ohne Versammlung organisiert werden soll. Ekotechnika hat in
den Corporate News schon einmal darauf hingewiesen, dass eine zweite Gläubigerversammlung als Präsenzveranstaltung am 9. Mai stattfinden könnte – falls das Quorum bei
der Abstimmung ohne Versammlung nicht erreicht wird.
Wie man hört, soll bei einem Anleiheemittenten, der sich in deutlicher Schieflage befindet, nicht einmal mehr das Geld für eine Gläubigerversammlung vorhanden sein.
Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen
Christian Schiffmacher
BOND MAGAZINE FLASH | Ausgabe 80 | 19.03.2015 | www.fixed-income.org
3
KURZ NOTIERT
versität Manchester und ist CFA Charterholder. Jamie Cane wird Mitglied im 14köpfigen Team der Credit Research Spezialisten. Muzinich & Co. hat eine globale
Ausrichtung, unterstützt durch gezielte, regionale Investmentteams und eine ausgeprägte Research-Kultur, die die eigenständige, fundamentale Bottom-Up-Kreditanalyse betont.
März 2015 sein. Die Transaktion wurde von
der Steubing AG und der quirin bank AG
als Joint Bookrunner gemeinsam begleitet.
Volkswagen Finanzdienstleistungen
2014 mit Rekordergebnis
Die Volkswagen Finanzdienstleistungen
sind im Geschäftsjahr 2014 abermals sehr
erfolgreich gewachsen. Das operative Ergebnis stieg auf 1,7 Mrd. Euro (+5,5%), die
Bilanzsumme auf 137,4 Mrd. Euro
(+19,4%) und der Gesamtvertragsbestand
auf 12,4 Mio. Stück (+15,5%). Für das laufende Geschäftsjahr wird ein operatives Ergebnis nicht unter Vorjahresniveau erwartet.
Die Volkswagen Finanzdienstleistungen
umfassen neben der Volkswagen Financial
Services AG mit ihren Beteiligungsgesellschaften auch die direkt oder indirekt zur
Volkswagen AG gehörenden Finanzdienstleistungsgesellschaften in den USA, Kanada,
Argentinien und Spanien. Ausgenommen
sind lediglich die Finanzdienstleistungsaktivitäten der Marken Scania, Porsche sowie
der Porsche Holding Salzburg.
Steilmann-Boecker emittiert zweijährige Anleihe
SINGULUS erhält Großauftrag für die
Lieferung von Produktionsmaschinen
für Hochleistungs-Solarzellen
Die SINGULUS TECHNOLOGIES AG
hat einen bedeutenden Auftrag zur Lieferung von Prozessanlagen erhalten. Die Anlagen sind für die Fertigung von Hochleistungs-Solarzellen. Zusammen mit dem
neuen Auftrag in zweistelliger Millionenhöhe wird der Auftragseingang für das Solarsegment im ersten Quartal 2015 auf über
50 Mio. Euro ansteigen.
Muzinich & Co. verstärkt europäisches Kreditanalystenteam
Muzinich & Co., der institutionelle Asset
Manager mit Schwerpunkt auf Corporate
Credit, hat Jamie Cane zum Kreditanalysten ernannt. Cane verstärkt das Investmentteam des Unternehmens in London
und fokussiert sich auf die Identifikation
von Kreditmöglichkeiten innerhalb des
wachsenden europäischen High YieldMarktes. Cane war zuletzt bei Babson Capital, wo er sich mehr als drei Jahre auf High
Yield-Anleihen und Leveraged Loans in einer Vielzahl von Branchen und Regionen
konzentrierte. Davor war er bei Anglo Irish
Bank, hauptsächlich im Bereich Restrukturierung, tätig. Cane hält den Abschluss First
Class Honours in Wirtschaft von der Uni4
UBM Realitätenentwicklung hat
erfolgreich aufgestockt
Die UBM Realitätenentwicklung AG hat
nur einen Tag nach Bekanntgabe der geplanten Aufstockung der im Juli 2014 begebenen Anleihe um 25 Mio. Euro die
Transaktion erfolgreich abgeschlossen. Das
Gesamtvolumen der Anleihe beträgt nunmehr 200 Mio. Euro. Valutatag wird der 10.
BOND MAGAZINE FLASH | Ausgabe 80 | 19.03.2015 | www.fixed-income.org
Die Steilmann-Boecker Fashion Point
GmbH & Co. KG hat im Wege einer reinen
Privatplatzierung eine Unternehmensanleihe
(ISIN DE000A14J4G3) erfolgreich platziert.
Ein Emissionsvolumen von 10 Mio. Euro
wurde bei institutionellen Investoren in der
Bundesrepublik Deutschland und in bestimmten weiteren Staaten der EU platziert.
Aufgrund der hohen Überzeichnung der im
vergangenen Jahr emittierten Anleihe und
dem starken Wachstum des Unternehmens
entschied man sich eine weitere Anleihe zu
begeben. Die neue als Kurzläufer strukturierte Unternehmensanleihe verfügt über eine
Laufzeit von 2 Jahren bei einem jährlichen
Kupon von 7,00%. Aufgrund der erneut
deutlichen Überzeichnung wurde die am 5.
März angelaufene Zeichnungsfrist bereits am
selben Tag um 16:30 Uhr vorzeitig beendet.
Die Anleihe wurde am Montag, 9. März
2015, in den Handel im Freiverkehr der
Frankfurter Wertpapierbörse einbezogen.
Damit erhöht sich das börsennotierte Anleihevolumen der Emittentin nunmehr auf insgesamt 73,6 Mio. Euro. Mit den zusätzlichen
Mitteln soll die weitere Expansion vorangetrieben werden. Steilmann-Boecker erwartet
im Jahr 2014 durch die Übernahme der Fashion Aktivitäten des Mutterkonzerns einen
annualisierten Konzernumsatz von rund 900
Mio. Euro (Vj. 440 Mio. Euro) mit entsprechendem Anstieg des Ergebnisses. Begleitet
wurde die Emission von der Oddo Seydler
Bank AG, Frankfurt am Main, als Sole Bookrunner sowie von der KIMED Investments
& Management AG als Kapitalmarktberater.
Wollen Sie als Mittelständler Ihren Unternehmenserfolg einer
Großbank anvertrauen, für die Sie nur eine Kundennummer sind?
Oder wollen Sie einen fairen Partner auf Augenhöhe?
Dann lernen Sie die quirin bank kennen.
Als etablierte, unabhängige Unternehmerbank stehen wir mittelständischen Unternehmen
und Unternehmern bei der Umsetzung von Finanzierungslösungen zur Seite.
Wir bieten individuelle Lösungen für Ihre Unternehmensziele:
Anleihen/Mittelstandsanleihen
Börseneinführungen
Kapitalerhöhungen
Wandel- und Optionsanleihen
Übernahmen & Fusionen
quirin bank AG, Investment Banking:
Schillerstraße 20, 60313 Frankfurt am Main
Telefon: 069 247 50 49-30
E-Mail: [email protected]
Die Unternehmerbank
BOND MAGAZINE AWARDS
Best German Issuer 2014
Fresenius SE & Co. KGaA
Text: Christian Schiffmacher
ls bester Anleiheemittent des Jahres
2014 wird die Fresenius SE & Co.
KGaA ausgezeichnet. Fresenius hat Ende Januar 2014 eine unbesicherte Anleihe im Volumen von 300 Mio. Euro und einer Laufzeit von 10 Jahren emittiert (ISIN
XS1026109204). Der Kupon beträgt
4,00%, die Anleihe wurde zum Nennwert
ausgegeben. Die Transaktion wurde am
Markt ausgezeichnet aufgenommen und
war deutlich überzeichnet. Daher wurde
das zunächst geplante Emissionsvolumen
von 200 Mio. Euro auf 300 Mio. Euro erhöht. Die Anleihe wurde im Rahmen eines
öffentlichen Angebots in Luxemburg und
in Deutschland angeboten und außerhalb
dieser Länder institutionellen Anlegern im
Rahmen eines Private Placement angeboten. Emittentin ist die Fresenius Finance
B.V., eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Fresenius SE & Co. KGaA. Die
Transaktion wurde von Deutsche Bank,
BNP Paribas, Credit Suisse und Royal Bank
of Scotland begleitet.
A
Anfang Februar 2014 hat Fresenius die
Ende Januar 2014 platzierte Anleihe um nominal 150 Mio. Euro auf 450 Mio. Euro
aufgestockt, zum Ausgabepreis von 102%.
Der Erlös aus der Aufstockung wurde zur
teilweisen Finanzierung des angekündigten
Erwerbs von Krankenhäusern der RhönKlinikum AG verwendet. Die Tranche
wurde im Rahmen einer Privatplatzierung
ausschließlich institutionellen Anlegern angeboten. Am 17.03.2015 ging die Anleihe
mit 118,00% aus dem Handel (Börse Stuttgart).
Standard & Poor’s stuft Rating auf
Investment Grade herauf
Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat
Anfang 2015 das Unternehmensrating von
Fresenius von BB+ auf BBB- angehoben.
Das Rating wurde mit einem stabilen Ausblick versehen. Das verbesserte Rating spiegelt die höhere Stabilität des Unternehmens
aufgrund der Größe, Diversifikation und
führenden Marktpositionen wider. Die Ratingagentur Moody’s hat ihren Ausblick für
das Ba1 Rating von Fresenius auf „stabil“
6
Stephan Sturm, CFO der Fresenius SE & Co.
KGaA, war früher Investmentbanker.
angehoben. Fresenius wird, nach eigenen
Angaben, auch künftig aktiv an der Marktkonsolidierung teilnehmen und Akquisitionen weiterhin primär mit Fremdkapital finanzieren. Ein wesentliches Ziel der Finanzierungsstrategie des Unternehmens bleibt
es, die gewichteten Kapitalkosten zu minimieren.
Starke Zahlen und guter Ausblick
Fresenius hat zudem hervorragende Zahlen
für das Geschäftsjahr 2014 veröffentlicht.
Der Konzernumsatz stieg um 14% (währungsbereinigt: 16%) auf 23,2 Mrd. Euro.
Das organische Wachstum betrug 4%.
Währungsumrechnungseffekte hatten einen
negativen Einfluss von 2%. Akquisitionen
trugen 12% zum Umsatzanstieg bei. Desinvestitionen wirkten sich nur geringfügig
aus. Der Konzern-EBIT stieg um 4% auf
3,2 Mrd. Euro. Die EBIT-Marge betrug
satte 13,6% – und dies bei einem Umsatz
von über 20 Mrd. Euro. Das Konzernergebnis stieg um 3% (währungsbereinigt: 4
%) auf 1,1 Mrd. Euro. Für das Geschäftsjahr 2015 erwartet Fresenius einen wäh-
BOND MAGAZINE FLASH | Ausgabe 80 | 19.03.2015 | www.fixed-income.org
rungsbereinigten Anstieg des Konzernumsatzes zwischen 7 und 10%. Das Konzernergebnis soll währungsbereinigt um 9 bis
12% steigen.
Fresenius war bereits in der Vergangenheit positiv aufgefallen
Fresenius war bereits in der Vergangenheit
am Anleihemarkt sehr positiv aufgefallen.
So hat man bereits im Januar 2009 als erstes europäisches Unternehmen nach Ausbruch der Finanzkrise wieder eine High
Yield-Anleihe begeben.
BOND MAGAZINE AWARDS
Best Issuer SME Bonds
(Mittelstandsanleihen) 2014
Preis wird nicht vergeben
Text: Christian Schiffmacher
014 war ein schwieriges Jahr für SME
Bonds (Mittelstandsanleihen). Die Anzahl der Emissionen ging im Vergleich zum
Vorjahr deutlich zurück. Skandale und Insolvenzen überschatteten den Markt. Es gab
jedoch auch eine Reihe von guten Anleiheemissionen: Neue ZWL Zahnradwerke
Leipzig GmbH, Vedes AG, TAG Immobilien AG, ADLER Real Estate AG, Steilmann-Boecker Fashion Point GmbH & Co.
KG, Beate Uhse AG und der UBM Realitätenentwicklung AG. Doch anders als in
den Vorjahren ist kein Emittent besonders
positiv herausgestochen.
2
Im Februar 2014 hat die Neue ZWL
Zahnradwerk Leipzig GmbH eine Unternehmensanleihe im Volumen von bis zu 25
Mio. Euro (ISIN DE000A1YC1F9) emittiert. Bei einer Laufzeit von 5 Jahren hat
die Gesellschaft einen Kupon von 7,500%
geboten. Am 17.03.2015 betrug der
Schlusskurs 106,40%. Im Februar 2015
hat die Gesellschaft dann eine weitere Anleihe mit einem Volumen von 25 Mio.
Euro emittiert. Bei einer Laufzeit von 6
Jahren ist auch diese Anleihe mit einem
Kupon von 7,500% ausgestattet. Beide
Anleihen erscheinen attraktiv. Bedingt
durch die zweite Anleiheemission wurde
das Rating jedoch von BB- auf B+ heruntergestuft.
Die VEDES AG hat im Juli 2014 eine fünfjährige Anleihe mit einem Volumen von 20
Mio. Euro platziert (ISIN DE000A11QJA9).
Der Kupon beträgt 7,125%. Mit einem
Kurs von 107,00% (17.03.2015) weist die
VEDES-Anleihe die beste Performance von
allen 2014 emittierten Mittelstandsanleihen
auf. Bedingt durch Integrationskosten im
Zusammenhang mit der Übernahme des
Mitbewerbers Hoffmann war das Ergebnis
2014, wie erwartet, jedoch leicht negativ.
Ende Juni wurde eine fünährige Anleihe
der Beate Uhse AG platziert (ISIN
DE000A12T1W6). Das Volumen beträgt
30 Mio. Euro, der Kupon 7,750%. Am
17.03.2015 ging die Anleihe mit 105,00%
aus dem Handel. Doch in den ersten Bör-
sentagen rutschte die Anleihe, trotz hoher
Überzeichnung, unter den Ausgabekurs.
ber hinaus Möglichkeiten zur Durchführung einer Kapitalerhöhung im Jahr 2015.
Die TAG Immobilien AG hat im Juni eine
sechsjährige Anleihe mit einem Kupon von
3,750% und einem Volumen von 125 Mio.
Euro emittiert (ISIN DE000A12T101).
Der Schlusskurs betrug am 17.03.2015 an
der Börse Frankfurt 105,00%. Die Anleihe
wurde allerdings nicht öffentlich platziert,
es handelte sich um ein Private Placement.
Diese Unternehmen stehen beispielhaft für
eine ganze Reihe von guten Neuemissionen
im Jahr 2014. Wirklich herausragend war
2014 jedoch keine dieser Emissionen. Bleibt
zu hoffen, dass wir den Award für das Jahr
2015 wieder vergeben können.
Anfang April 2014 emittierte die ADLER
Real Estate AG eine fünährige Unternehmensanleihe mit einem Kupon von 6,00%
und einem Volumen von 50 Mio. Euro
(DE000A11QF02). Im Juli 2014 wurde die
Anleihe um 50 Mio. Euro auf 100 Mio.
Euro aufgestockt. Die Anleihe ging am
17.03.2014 mit 104,20% aus dem Handel.
Bei beiden Tranchen handelte es sich um ein
Private Placement.
Die in Wien ansässige UBM Realitätenentwicklung AG hat im Juli letzten Jahres eine
Unternehmensanleihe im Volumen von 160
Mio. Euro emittiert (ISIN AT0000A185Y1).
Diese wurde im Dezember 2014 um 15
Mio. Euro und im März 2015 um weitere
25 Mio. Euro aufgestockt. Das Anleihevolumen beträgt somit insgesamt 200 Mio.
Euro. Bei einer Laufzeit bis 09.07.2016 bietet die Gesellschaft einen Kupon von
4,875% p.a. Die Anleihe ging am
17.03.2015 mit 100,50% aus dem Handel.
Die Gesellschaft wird jedoch komplett neu
ausgerichtet. Im Februar wurde ein Downstream-Merger erfolgreich vollzogen und ins
Firmenbuch (Handelsregister) eingetragen.
Es erfolgte der Downstream-Merger von
PIAG, welcher Strauss & Partner Development sowie die nicht betriebsnotwendigen
Immobilien der PORR AG umfasste, in
UBM. PIAG-Aktien wurden im Verhältnis
von 10 zu 3,701098 in UBM-Aktien getauscht. Durch die Ausweitung des Geschäftsvolumens entsteht ein Immobilienentwickler von europäischer Dimension. Im
Rahmen der nächsten Hauptversammlung
soll die Umbenennung in UBM Development AG erfolgen. Die UBM erwägt darü-
BOND MAGAZINE FLASH | Ausgabe 80 | 19.03.2015 | www.fixed-income.org
7
BOND MAGAZINE AWARDS
Best Bookrunner SME Bonds
(Mittelstandsanleihen) 2014
ODDO SEYDLER BANK AG
Text: Christian Schiffmacher
ie ODDO SEYDLER BANK AG,
vormals Close Brothers Seydler Bank
AG, wird als bester Bookrunner bei SME
Bonds (Mittelstandsanleihen) für das Jahr
2014 ausgezeichnet. Die ODDO SEYDLER BANK hat auch 2014 eine Reihe von
erfolgreichen SME Bonds platziert. Anders
als in den Vorjahren wurden diese jedoch
nicht öffentlich, sondern im Rahmen von
Private Placements bei institutionellen Investoren platziert. Die ODDO SEYDLER
BANK AG gilt als platzierungsstärkste Bank
für SME Bonds in Deutschland. Durch eine
enge Zusammenarbeit mit der neuen Muttergesellschaft Oddo & Co. ergeben sich Synergien, insbesondere bei der Betreuung institutioneller Investoren.
D
Anfang April 2014 platzierte die ODDO
SEYDLER BANK eine fünährige Unternehmensanleihe der ADLER Real Estate
AG mit einem Kupon von 6,00% und einem Volumen von 50 Mio. Euro
(DE000A11QF02). Im Juli 2014 wurde die
Anleihe um 50 Mio. Euro auf 100 Mio.
Euro aufgestockt. Die Anleihe ging am
17.03.2014 mit 104,20% aus dem Handel.
Die ADLER Real Estate AG hat das Geschäftsjahr 2014 sehr erfolgreich abgeschlossen. Im Rahmen der Umsetzung der
strategischen Neuausrichtung konnte sich
der deutlich gewachsene Konzern von einer
ganzen Reihe von Immobilien trennen, die
nicht mehr zum Kerngeschäft zählten. Darüber hinaus blickt das Unternehmen auf
ein ebenfalls sehr gut verlaufendes operatives Geschäft. Das Transaktionsvolumen aus
Immobilienverkäufen im gesamten Jahr
2014 summiert sich auf rund 70,5 Mio.
Euro. Aus den Transaktionen sind ADLER
ca. 28,3 Mio. Euro an liquiden Mitteln zugeflossen und es hat sich ein Buchgewinn
von 4,91 Mio. Euro (ca. 7% bezogen auf
das Transaktionsvolumen) ergeben. Nachdem der Wohnimmobilienbestand von ADLER im Jahr 2014 bereits von 7.800 auf gut
25.000 Einheiten gewachsen ist, konnte ein
weiteres bedeutendes Portfolio mit nahezu
7.000 Einheiten gesichert werden. Die ADLER Real Estate AG übernimmt zudem die
Mehrheit an der WESTGRUND AG, wo8
René Parmantier, CEO, ODDO SEYDLER
BANK AG
durch – gemessen an Wohneinheiten – das
fünftgrößte börsennotierte Wohnimmobilienunternehmen in Deutschland entsteht.
Im Juni 2014 folgte eine Anleiheemission
im Volumen von 125 Mio. Euro der TAG
Immobilien AG. Die sechsjährige Anleihe
ist mit einem Kupon von 3,750% ausgestattet (ISIN DE000A12T101). Der
Schlusskurs betrug am 17.03.2015 an der
Börse Frankfurt 105,00%. Die TAG Immobilien AG konnte nach vorläufigen Zahlen die Umsätze aus Vermietung des Konzerns von 251,0 Mio. Euro auf 257,4 Mio.
Euro erhöhen. Das Ergebnis vor Steuern
(EBT) des Gesamtkonzerns lag mit 83,1
Mio. Euro deutlich über dem EBT des Vorjahres (23,1 Mio. Euro). Dieser Anstieg resultiert im Wesentlichen aus Bewertungsgewinnen der Renditeliegenschaften von
insgesamt 46,8 Mio. Euro (im Vorjahr Bewertungsverlust von 15,9 Mio. Euro) sowie
aus dem starken Verkaufsergebnis. Das Konzernergebnis für den Gesamtkonzern betrug
zum Ende des vierten Quartals 29,0 Mio.
Euro (Vorjahr 27,0 Mio. Euro).
BOND MAGAZINE FLASH | Ausgabe 80 | 19.03.2015 | www.fixed-income.org
Für das Modehandelsunternehmen Steilmann-Boecker Fashion Point GmbH & Co.
KG platzierte die ODDO SEYDLER
BANK im September 2014 eine vierjährige
Anleihe mit einem Kupon von 7,000% und
einem Volumen von 33 Mio. Euro (ISIN
DE000A12UAE0). Die Anleihe ist am
17.03.2015 mit 101,00% aus dem Handel
gegangen. Steilmann-Boecker hat 2013 die
Adler Modemärkte AG übernommen. Steilmann-Boecker hat im Geschäftsjahr 2014
einen Konzernumsatz auf annualisierter Basis von rund 900 Mio. Euro (2013: 440,5
Mio. Euro) mit entsprechendem Anstieg des
Ergebnisses erzielt.
NEUEMISSIONEN
Enterprise Holdings emittiert zweite Anleihe
Lukrativer Nischenmarkt, gutes Rating, vergleichsweise hoher Kupon und
ein positiver Track Record
Text: Christian Schiffmacher, Robert Cleve
ie Enterprise Holdings Limited mit
Sitz in Gibraltar emittiert eine Anleihe
mit einem Volumen von 85 Mio. Euro, einer Laufzeit von 5 Jahren und einem Kupon
von 7,00%. Ab 19. März beginnt die Zeichnungsfrist. Die Creditreform Rating AG
stuft Enterprise Holdings mit BBB+ ein. Die
Erlöse aus der Anleiheemission dienen der
Finanzierung des zukünftigen Unternehmenswachstums, vor allem in Europa. Vom
Emissionserlös sind bis zu 35 Mio. Euro für
ein gleichzeitig stattfindendes Umtauschangebot reserviert. Inhaber der im September
2012 emittierten und 2017 fälligen Anleihe
(ISIN: DE000A1G9AQ4) können diese
ebenfalls ab Donnerstag, 19. März bis einschließlich 26. März 2015 im Verhältnis 1:1
in neue Anleihen umtauschen und erhalten
zudem je Anleihe eine Barzahlung in Höhe
von 20 Euro je nominal 1.000 Euro, was einem Veräußerungspreis von 102% entspricht.
D
cherungen, Hausratversicherungen, Garantieversicherungen und verschiedene Versicherungsprodukte gegen diverse Finanzverluste. Spezialisiert hat sich die Gesellschaft
auf lukrative Nischenprodukte in verschiedenen Versicherungsmärkten, wie z.B. Autoversicherungen für Taxifahrer oder Fahrlehrer. Für diese Nischenmärkte gibt es eine
bestehende Nachfrage, aber wenig Wettbewerb. Die Gesellschaft vertreibt die Versicherungen jedoch nicht selbst, sondern
übernimmt die Schadensabwicklung. Darüber hinaus konzentriert sich das Unternehmen auf Kalkulation, Preisfindung sowie die Einhaltung aufsichtsrechtlicher Bestimmungen. Die Enterprise Holdings Limited ist hauptsächlich im Vereinigten Königreich, Griechenland, Frankreich und Italien tätig. Wichtigste Beteiligung der Enterprise Holdings Limited ist mittelbar die
Enterprise Insurance Company Plc, die in
verschiedenen Ländern der EU als Sachversicherer tätig ist.
Das Unternehmen
Die Emittentin ist ein Versicherungsunternehmen und bietet Produkte im Bereich der
Sachversicherungen. Die hauptsächlichen
Versicherungsprodukte sind KFZ-Haftpflichtversicherungen, Rechtschutzversi-
Gibraltar ist seit dem EU-Beitritt Großbritanniens Vollmitglied der EU und unterliegt
somit den aufsichtsrechtlichen Bestimmungen für Versicherungen. Gibraltar hat
sich in den letzten Jahren zu einem europa-
weit bedeutenden Standort für Versicherungen entwickelt, deren zuständige Aufsichtsbehörde die Gibraltar Financial Services Comission (FSC) ist.
Strategie und Mittelverwendung
Enterprise Holdings beabsichtigt den Umsatz auf über 250 Mio. GBP zu steigern und
zwar durch zusätzliche Umsätze von 100
Mio. GBP innerhalb der nächsten zwölf
Monate. Die Emittentin hat insoweit eine
Reihe von Möglichkeiten für den Abschluss
von Versicherungsverträgen (Underwriting)
mit einem Volumen von 115 Mio. GBP als
Bruttoprämieneinnahmen identifiziert. Dafür ist jedoch zusätzliches Kapital in Höhe
von 28 Mio. GBP (37 Mio. Euro) erforderlich. Außerdem beabsichtigt Enterprise Holdings weiteres Wachstum auch mit einer
niedrigeren Beteiligung der Rückversicherer zu erreichen. Aktuell liegt die Beteiligung
der Rückversicherer bei 50% der Bruttoprämieneinnahmen. Die Emittentin plant
diese Quote im neuen Geschäftsjahr auf
25% zu reduzieren. Diese Strategie erfordert einen höheren Anteil an Kapital, führt
aber auch zu höheren Gewinnen, da die
Vergütung für die Beteiligung der Rückversicherer höher ist als die Verzinsung des ge-
Tab. 1: Eckdaten zur Anleihe
2015/20
Emittentin
Volumen
ISIN / WKN
Anleiherating
Kupon
Ausgabepreis
Stückelung
Zeichnungsfrist
Laufzeit
Besonderheiten
Segment
Lead Manager &
Bookrunner
Internet
BOND MAGAZINE FLASH | Ausgabe 80 | 19.03.2015 | www.fixed-income.org
Enterprise Holdings Limited
bis zu 85 Mio. Euro
DE000A1ZWPT5 / A1ZWPT
BBB+ (Creditreform Rating AG)
7,00% p.a.
100%
1.000 Euro
19.03. – 26.03.2015 (vorzeitige
Schließung vorbehalten)
5 Jahre: 30.03.2015 – 29.03.2020
(ausschließlich)
Sonderkonto zur Thesaurierung
der Zinszahlungen (wird auf
Unternehmenswebsite
veröffentlicht)
Entry Standard für Anleihen
VEM Aktienbank AG, München
www.enterprise-holdings.de
9
NEUEMISSIONEN
genständlichen Angebotes. Darüber hinaus
beabsichtigt die Enterprise Holdings das
Geschäft in Europa durch Übernahmen zu
erweitern. Die verbleibenden Mittel, die
nicht für das Umsatzwachstum oder die Reduzierung der Beteiligung der Rückversicherer verwendet werden, sollen als Basis
dienen, um flexibel und schnell attraktive
Übernahmemöglichkeiten, die zum Geschäftsmodell der Emittentin passen, zu realisieren. Die Basis für die Generierung weiterer Bruttoprämieneinnahmen, die Reduzierung der Beteiligung der Rückversicherer oder die Durchführung von Übernahmen sind nicht nur die hier genannten Nettoerlöse, sondern auch Verträge und Verhandlungen mit Versicherungsvermittlern
und anderen Intermediären sowie eine sorgfältige Abwägung der in der vorgesehenen
Transaktion enthaltenen Risiken.
Geschäftsentwicklung
Das Prämienvolumen der Enterprise Insurance Company Plc stieg auf Basis vorläufiger Zahlen erneut deutlich von 134,81 Mio.
GBP zum 31.03.2013 auf 152,75 Mio.
GBP zum 31.03.2014. Die vorläufigen
Zahlen zum 31.12.2014 lassen ein gleichbleibendes Prämienniveau für das laufende
Geschäftsjahr erwarten. Dies geht einher
mit einer dem Geschäftsmodell entsprechenden Ausweitung der Bilanzsumme von
165,57 Mio. GBP zum 31.03.2013 auf
190,96 Mio. GBP zum 31.03.2014. Bedingt durch die hohe Bewertung der Schadensrückstellungen aufgrund der fehlenden
Schadenshistorie, blieb das Ergebnis nach
Steuern mit -2,07 Mio. GBP erneut negativ, was entsprechende Auswirkungen auf
die Eigenkapitalquote hatte. Der Cashflow
aus der laufenden Geschäftstätigkeit betrug
21,27 Mio. GBP, was die Auffüllung der Reserven und damit die Sicherheit für den Anleihegläubiger weiter gestärkt hat.
Sonderkonto
Die Emittentin wird monatlich einen Betrag (10% der jährlichen Zinsen) auf ein
speziell dafür vorgesehenes Bankkonto einzahlen. Wenn auf dem Sonderkonto ein
Guthaben in Höhe sämtlicher noch ausstehender Zinsen während der Laufzeit vorhanden ist, erfolgen keine weiteren monatlichen Zahlungen. Enterprise Holdings wird
die Höhe der monatlichen Zahlung und
den kumulierten Betrag tabellarisch auf ihrer Webseite www.enterprise-holdings.de
veröffentlichen.
Stärken:
• Fokussierung auf lukrative Nischenmärkte
• hoher Cashflow
• umfangreiche Covenants
• positive Entwicklung der Anleihe
2012/17
Schwächen:
• niedriges Eigenkapital (jedoch verursacht
durch hohe Schadensrückstellungen)
• Risiko regulatorischer Änderungen
Fazit
Enterprise Holdings ist in einem lukrativen
Nischenmarkt tätig, hat ein gutes Rating
und einen vergleichsweise hohen Kupon.
Die Gesellschaft verfügt, auch am Kapitalmarkt (Anleihe 2012/17), über einen positiven Track Record. Die Vermögens-, Finanz- und Ertragsplanungen sind positiv
und zeigen die Fähigkeit zur geplanten
Rückführung der Anleihe aus dem operativen Cashflow. Daher spricht vieles für eine
erfolgreiche Entwicklung der Enterprise
Holdings-Anleihe.
Impressum
BOND MAGAZINE Flash 80, 19.03.2015
Verlag: Institutional Investment Publishing GmbH, Raiffeisenring 1,
76831 Eschbach, www.fixed-income.org, Tel: +49 (0) 63 45 / 959 46-51,
Fax: +49 (0) 63 45 / 959 46-52
Fotolia: 67950644 – Traktor-Brand © Gerhard Bittner – Fotolia.com |
79430555 – Tablet with car insurance online and money. © designer491–
Fotolia.com
Gestaltung/Layout: signalrot – grafik & kommunikations design, Stephan
Hörmann, 88677 Markdorf
Redaktion: Christian Schiffmacher (Chefredakteur), Robert Cleve, Stefan Scharff
Mitwirkung bei dieser Ausgabe: Dominik Gerbing, Manuel Hoelzle, Stefan
Röhle
Interviewpartner: Andrew John Flowers, Willy Koch, Dr. Andreas Schneider-Neureither
Disclaimer Die Institutional Investment Publishing GmbH kann trotz sorgfältiger Auswahl und ständiger Überprüfung der recherchierten und durch die von
den jeweiligen Unternehmen zur Verfügung gestellten Daten keine Gewähr für
deren Richtigkeit übernehmen. Informationen zu einzelnen Unternehmen bzw.
Emissionen stellen keine Aufforderung zur Zeichnung und zum Kauf bzw. Verkauf von Wertpapieren dar. Eine Investitionsentscheidung sollte nicht auf Grundlage dieses Dokumentes und von Artikeln bzw. Interviews erfolgen.
Bildredaktion: Denny Guzman Gonzalez, Angelika Schiffmacher
Korrektorat: Anke Speringer
10
Wertpapiere von im BOND MAGAZINE, BONDBOOK/BOND YEARBOOK bzw. auf www.fixed-income.org genannten Unternehmen können zum
BOND MAGAZINE FLASH | Ausgabe 80 | 19.03.2015 | www.fixed-income.org
Zeitpunkt der Erscheinung der Publikation von einem oder mehreren Mitarbeitern der Redaktion und/oder Mitwirkenden gehalten werden.
Darüber hinaus können die Mitarbeiter der Redaktion und/oder Mitwirkende
einen Interessenkonflikt haben, da sie teilweise neben ihrer journalistischen/analytischen Tätigkeit auch anderen, unternehmensberatenden Tätigkeiten, u.a. im
Bereich der Fremd- und Eigenkapitalbeschaffung, nachgehen können. Die Institutional Investment Publishing GmbH hat hierfür interne Verhaltensregeln und
Compliance-Richtlinien erlassen.
Nachdruck: © 2014 Institutional Investment Publishing GmbH, Eschbach.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Vervielfältigungen oder Verbreitung mittels elektronischer Medien sind grundsätzlich nicht gestattet. Ausnahmen nur
mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages.
NEUEMISSIONEN
„In den kommenden Jahren wollen
wir wachsen –
und das sehr profitabel“
Andrew John Flowers, CEO, Enterprise Holdings Limited
Interview
ach der erfolgreichen Anleiheemission im
Jahr 2012 emittiert die Enterprise Holdings Limited eine zweite Anleihe mit einem
Volumen von 85 Mio. Euro und einem Kupon von 7,00%. Der Emissionserlös soll dabei
vorwiegend für das weitere Wachstum verwendet werden. Im Gespräch mit dem BOND
MAGAZINE erläutert Gründer und CEO
Andrew John Flowers die Strategie des Unternehmens.
N
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen ist Enterprise Holdings Limited aktiv?
Flowers: Die Enterprise Holdings ist eine
Holdinggesellschaft, deren Tochterunternehmen, eine Versicherungsgesellschaft und
verbundene Serviceunternehmen, unabhängige White-Label Versicherungslösungen anbieten, vor allem Autohaftpflicht-,
Rechtsschutz-, Hausrat- und Garantieversicherungen. Lebensversicherungen gehören
nicht dazu. Mit unserem sehr gut skalierbaren Geschäftsmodell fokussieren wir uns
vor allem auf ertragsstarke Versicherungsnischen innerhalb Europas.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die
Mittel verwenden?
Flowers: Die Erlöse aus der Anleiheemission dienen der Finanzierung des zukünftigen Unternehmenswachstums, vor allem in
Europa. Wir sind eine von der EU-Versicherungsaufsicht voll regulierte Nischenversicherung mit der branchenüblichen Auflage, Neugeschäfte mit entsprechendem Kapital, zurzeit sind das 24%, zu hinterlegen.
Im kommenden Geschäftsjahr, das am 1.
April 2015 beginnt, planen wir den Umsatz
von zurzeit ca. 150 Mio. auf 250 Mio. GBP
zu steigern, also um 100 Mio. GBP. Wir verfügen aktuell über eine Projektpipeline von
mehr als 115 Mio. GBP, was bei der geforderten Kapitalhinterlegung von zurzeit 24%
rund 28 Mio. GBP bzw. ca. 35 Mio. Euro
erfordert. Darüber hinaus wollen wir einen
Teil des Umsatzwachstums mit einer niedrigeren Beteiligung der Rückversicherer erreichen. Aktuell liegt die Beteiligung der
Rückversicherer, die sogenannte Quota
Share, bei 50% der Bruttoprämieneinnahmen und ist relativ kostenintensiv. Diese
Quote wollen wir auf 25% reduzieren, was
einen erhöhten Kapitalbedarf nach sich
zieht. Unser rückversichertes Verlustrisiko
bleibt dadurch unverändert. Und als Drittes beabsichtigten wir das Geschäft in
Europa auch durch Übernahmen zu erweitern.
BOND MAGAZINE: Sie haben eine Firma
zur Schadensfallbearbeitung gegründet.
Bitte erläutern Sie die Hintergründe.
Flowers: Die im Jahr 2014 gegründete
Claims Consulting Solutions Limited
(CCSL) zur internen Schadensfallbearbeitung hat von den bisher beauftragten externen Dienstleistern Akten von 8.700 offenen Schadensfällen übernommen. Die
meisten dieser Fälle wurden inzwischen abgewickelt. Zurzeit beschäftigen wir über
100 Spezialisten, darunter 52 Schadensbearbeiter, in der neuen Firma. Sie bearbeiten Schadensfälle, Betrugsdelikte, Ersatzwagengestellungen und gerichtliche Schadensprozesse. Ein separates Team ist spezialisiert auf das Aufspüren von Betrugsfällen. Innerhalb der letzten Monate ist es
uns gelungen, im Durchschnitt knapp
2.000 GBP je Schadensfall einzusparen.
Bei 500 Schadensfällen monatlich betragen damit die Einsparungen 1 Mio. GBP
bzw. 1,3 Mio. Euro – pro Monat wohlgemerkt!
BOND MAGAZINE FLASH | Ausgabe 80 | 19.03.2015 | www.fixed-income.org
BOND MAGAZINE: Bitte erläutern Sie
Ihre Covenants.
Flowers: Sie sind sehr gläubigerfreundlich
ausgestaltet und bieten größtmögliche Sicherheit für unsere Investoren. Neu ist die
freiwillige Verpflichtung, obwohl im Entry
Standard nicht gefordert, ab sofort quartalsweise Finanzzahlen zu veröffentlichen,
um den Gläubigern eine noch höhere Transparenz zu bieten. Hinzu kommt die Ansammlung der Zinsen für die Anleihe auf
einem Sonderkonto, die monatlich angespart werden – und jeder Investor kann das
wachsende Guthaben mitverfolgen. Der
Kontostand wird während der Laufzeit der
Anleihe regelmäßig auf unserer Internetseite
www.enterprise-holdings.de veröffentlicht.
BOND MAGAZINE: Sie wollen wachsen,
wäre da nicht ein Börsengang sinnvoll?
Flowers: Bei unserer jetzigen Größenordnung als Versicherung macht ein Börsengang noch keinen Sinn. Wir planen in den
kommenden Jahren, unser Geschäftsvolumen auf eine neue Ebene zu bringen und
eine überzeugende Erfolgsgeschichte zu
schreiben. Dazu helfen uns die Zuflüsse aus
der neuen Anleiheemission. Langfristig sehen wir einen Börsengang durchaus als weitere Finanzierungsoption. Dann aber gleich
in einem Transparenzsegment, das uns eine
Indexaufnahme sichert.
Das Interview führte Christian Schiffmacher.
Der Text wurde gekürzt. Das vollständige Interview kann unter www.fixed-income.org >
„Neuemissionen“ nachgelesen werden.
11
NEUEMISSIONEN
Deutsche Real Estate Funds (DREF) plant
Anleihe im Volumen von 100 Mio. Euro
zur Finanzierung von Studentenwohnheimen
Text: Robert Cleve
ie Deutsche Real Estate Funds
(DREF) plant die Begebung einer besicherten Anleihe zur Finanzierung von Studentenwohnheimen. Der geplante Emissionserlös von circa 100 Mio. Euro soll für
den Erwerb und die Renovierung von Studentenwohnheimen in Deutschland verwendet werden.
D
„Studentisches Wohnen hat sich in ausländischen Märkten bereits als eine risikoarme
und attraktive Assetklasse etabliert. Wir wollen privaten und institutionellen Investoren
im deutschsprachigen Raum nun ebenfalls
den Zugang zu diesem zukunftsträchtigen
Markt öffnen. Dabei investieren Anleger
gleichermaßen in Infrastruktur wie in Bildung“, sagt CEO Felix Bauer. „Eine derartige Anleihe wird ein absolutes Novum im
deutschsprachigen Raum sein.“
Die Anleihe wird mittels des Emissionsvehikels „Deutscher Studenten Wohn Bond I
S.A.“ begeben werden, das in diesem Zusammenhang auch als Eigentümer der Studentenwohnheime fungiert. Die Laufzeit
der erstrangig grundschuldrechtlich besi-
cherten Anleihe soll 5 Jahre betragen. Als
Bookrunner wurde die IKB Deutsche Industriebank AG mandatiert.
Die Bauer Gruppe hat die DREF gegründet, um die Expertise für Studentisches
Wohnen und die Erfahrungen auf dem
deutschen Immobilienmarkt innerhalb der
Gruppe zu bündeln. Die Bauer Gruppe
blickt als Projektentwickler, Investor und
Investment/Asset Manager auf eine mehr als
hundertjährige Geschichte im Markt für
deutsche Wohnimmobilien zurück. In den
vergangenen zehn Jahren hat sich das
ema Studentisches Wohnen zu einer weiteren Kernkompetenz der Unternehmensgruppe entwickelt. So war die Gruppe bereits an der Entwicklung, Finanzierung,
Modernisierung und dem Management von
etwa 1.500 Studentenwohneinheiten im
Gesamtwert von rund 110 Mio. Euro beteiligt.
„Wir beschäftigen uns seit vielen Jahren intensiv mit dem ema Studentisches Wohnen. Dabei haben wir zahlreiche Projekte in
Deutschland und im Ausland realisiert und
eine besondere Expertise für studentische
Wohnbedürfnisse und die spezifischen Herausforderungen bei der Finanzierung, Renovierung und Verwaltung von Studentenwohnheimen erworben. Mit diesem Wissens- und Erfahrungsvorsprung werden wir
nun ein umfangreiches Immobilienportfolio in Deutschland aufbauen“, so Felix
Bauer.
Zukunftsmarkt Studentisches Wohnen
In Ländern wie Großbritannien und den
USA hat sich Studentisches Wohnen bereits
als eigene Immobilien-Assetklasse etabliert.
Auch in Deutschland gewinnt dieser Markt
zunehmend an Fahrt. Mit 232 Mio. Euro
wurden in Deutschland 2014 etwa 40%
mehr in diesem Segment investiert als noch
im Vorjahr und damit das höchste bis dato
registrierte Transaktionsvolumen erzielt.
Die steigende Nachfrage und das knappe
Wohnraumangebot für Studenten sorgen
bereits heute für eine Versorgungslücke in
Deutschland. Die Wartelistenplätze für Studentenwohnheime übersteigen die Anzahl
der verfügbaren Wohneinheiten um ein
Vielfaches. Ohne private Investitionen wird
sich diese Angebotslücke in den nächsten
Jahren weiter vergrößern. Bis zum Jahr
2020 rechnet das Deutsche Studentenwerk
mit einer Versorgungslücke von 45.000
Wohnheimplätzen. Aufgrund der studentischen Wohnbedürfnisse betrifft das vor allem gehobenen, aber erschwinglichen
Wohnraum.
Die DREF hat sich auf die Entwicklung,
Finanzierung, Modernisierung und das Management von Studentenwohnheimen spezialisiert. Der Track Record umfasst Projekte in London sowie in mehreren deutschen Städten. Derzeit plant die DREF die
Emission einer besicherten Anleihe zur Finanzierung von Studentenwohnheimen mit
Volumen von circa 100 Mio. Euro. Die Gesellschaft befindet sich im Mehrheitsbesitz
der Bauer Gruppe. Kürzlich haben sich Internos Global Investors und das Family Office Somerston gemeinsam mit 27,5% an
DREF beteiligt.
12
BOND MAGAZINE FLASH | Ausgabe 80 | 19.03.2015 | www.fixed-income.org
NEUEMISSIONEN
„Wir kaufen nur profitable
Unternehmen“
Dr. Andreas Schneider-Neureither, CEO, SNP Schneider-Neureither & Partner AG
Interview
ie SNP Schneider-Neureither & Partner
AG hat im Rahmen eines Private Placements eine fünährige Anleihe mit einem Volumen von 10 Mio. Euro und einem Kupon
von 6,25% emittiert (ISIN DE000A14J6N4).
Die Mittel aus der Emission sollen vorwiegend
für Akquisitionen verwendet werden. Im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert
CEO Dr. Andreas Schneider-Neureither Hintergründe zur Emission.
D
BOND MAGAZINE: Mit 10 Mio. Euro ist
ihre Anleihe recht klein.
Dr. Schneider-Neureither: Wir möchten
die Mittel für Akquisitionen nutzen und haben eine konkrete Pipeline. Zudem haben
wir aktuell ca. 6 Mio. Euro Cash. Diese
Mittel reichen zunächst aus.
BOND MAGAZINE: Wie konkret ist die
Akquisitionspipeline?
14
meinsames Projekt, dann folgt die Verknüpfung der Sales-Teams, denn die sollten
relativ schnell zusammen arbeiten und beide
Seiten müssen das gesamte Portfolio verkaufen können.
BOND MAGAZINE: Welche Erwartungen haben Sie an die Akquisitionen?
Dr. Schneider-Neureither: Wir wollen
weltweit liefern. Zurzeit trennt gerade ein
IT-Konzern mit einem Umsatz von 120
Mrd. USD seine Drucker- von der PCSparte. Solche Projekte machen wir weltweit. Aktuell arbeiten wir überwiegend aus
Deutschland. Das muss sich ändern, denn
ein Consultant verdient in Singapur nur ein
Drittel eines deutschen Consultants.
BOND MAGAZINE: Welche Wachstumsziele haben Sie?
Dr. Schneider-Neureither: Vor einigen
Monaten haben wir die RSP, ein SAP-Beratungshaus, übernommen. Aktuell sind wir
in konkreten Verhandlungen mit einem
weiteren Unternehmen. Wir beginnen aktuell mit der Due Diligence.
Dr. Schneider-Neureither: Im letzten Jahr
haben wir einen Umsatz von 30 Mio. Euro
erzielt. Wir möchten überproportional
wachsen. Neben einem starken organischen
Wachstum planen wir jährlich ein bis zwei
Akquisitionen. Bis 2018 möchten wir einen
Umsatz von 100 Mio. Euro erreichen.
BOND MAGAZINE: RSP und das weitere
Akquisitionsziel sind auch profitabel?
BOND MAGAZINE: Gibt es denn am
Markt ausreichend Akquisitionsziele?
Dr. Schneider-Neureither: Wir kaufen nur
profitable Unternehmen. Diese Unternehmen könnten auch standalone weiterlaufen.
Wir haben bereits fünf Unternehmen akquiriert und verfolgen dabei die Strategie,
möglichst sanft zu integrieren, weil wir
keine Mitarbeiter verlieren möchten, denn
die Mitarbeiter sind der Engpass in unserem Geschäft. Diese Strategie hat sich bewährt. Bei RSP haben wir bereits ein ge-
Dr. Schneider-Neureither: Es gibt interessante Unternehmen, die zu uns passen. Als
SAP R/3 im Jahr 1993 herauskam, gab es
eine Vielzahl von Ausgründungen. Viele der
damaligen Gründer kümmern sich jetzt um
die Nachfolge. Daher kann man zurzeit zu
vernünftigen Preisen zukaufen. Hinzu
kommt, dass sowohl Consultants als auch
Programmierer am Markt mit dem Schwerpunkt Unternehmenstransformation sehr
BOND MAGAZINE FLASH | Ausgabe 80 | 19.03.2015 | www.fixed-income.org
rar sind. Daher müssen wir über Akquisitionen wachsen. Zudem haben wir bei Akquisitionen natürlich noch das Kundenpotenzial.
BOND MAGAZINE: 2013 hatten Sie ein
Verlustjahr – woran lag das?
Dr. Schneider-Neureither: Auch wir sind
in einem Transformationsprozess. Aktuell
haben wir einen Softwareanteil von ca.
25%. Wir haben damals versucht, den Software-Vertrieb parallel zum Beratungsgeschäft laufen zu lassen. Das hat nicht funktioniert. Zudem haben wir 2012 zwei große
Projekte bei Siemens erfolgreich beendet.
Parallel hatten wir den Umbau im Vertrieb,
so dass wir 2013 einen Verlust hinnehmen
mussten. Doch die Verluste sind vorwiegend
auf die Entwicklung im ersten und zweiten
Quartal 2013 zurückzuführen, das dritte
und vierte Quartal verlief dann schon wieder deutlich besser. 2014 haben wir wieder
mit einem deutlichen Gewinn abgeschlossen.
Das Interview führte Christian Schiffmacher.
INVESTMENT
VTG Aktiengesellschaft
Der größte Waggonvermieter Europas
Text: Stefan Röhle, Independent Research
ie 1951 in Hamburg gegründete VTG
AG zählt heute mit einer mehr als
80.000 Eisenbahngüterwagen umfassenden
Flotte zu den führenden Waggonvermietungs- und Schienenlogistikunternehmen
in Europa. Ihr Kerngeschäft ist die Vermietung von Eisenbahngüterwagen, schwerpunktmäßig Kesselwagen sowie Großraumgüter- und Flachwagen. Daneben bietet der Konzern weltweite intermodale
Transporte – das heißt auf der Straße, auf
den Schienen oder mit dem Schiff.
D
Übernahme von AAE abgeschlossen –
operative Synergien und verbesserte
Wachstumsperspektiven erwartet
Durch die kürzlich abgeschlossene Übernahme der schweizerischen Waggonvermietungsfirma AAE – Ahaus Alstätter Eisenbahn Holding AG – hat VTG seine Flotte
von etwa 50.000 auf über 80.000 Waggons
ausgebaut und konnte damit seine Führungsposition als größtes privates Waggonvermietungsunternehmen in Europa weiter
stärken. Durch den Zusammenschluss entsteht der europaweit einzige Komplettanbieter für alle wesentlichen Wagensegmente
des Schienengüterverkehrs. VTG erwartet
durch die Übernahme Synergien in der Verwaltung und im Einkauf und eine strategisch gute Positionierung im stark wachsenden Markt der intermodalen Transporte.
Daneben kann durch den Deal das Durchschnittsalter der Flotte gesenkt werden, lag
es doch vor der Übernahme bei AAE bei 15
Jahren und bei VTG bei 23 Jahren. Das
sollte dazu führen, dass der Investitionsbedarf für neue Flottenwaggons sinkt.
Der Kaufpreis für AAE belief sich auf 370
Mio. Euro und wurde durch eine Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage, ein Verkäuferdarlehen und Barmitteln finanziert. Dabei hat VTG rund 7,4 Mio. neue Aktien
ausgegeben und erhöhte damit ihr Kapital
um ca. 34% auf 28,8 Mio. Aktien. Der
AAE-Alteigentümer Andreas Goer ist damit
mit 26% der Anteile zum zweitgrößten Einzelaktionär der VTG nach der von Wilbur
Ross kontrollierten Compagnie Européenne
de Wagons aufgestiegen.
16
Neben dem anorganischen Wachstum des
Waggonvermietungsgeschäfts wurden
ebenfalls die beiden ergänzenden Logistikgeschäftsbereiche, vor allem die Schienenlogistiksparte (Eintritt in den Transportmarkt für Agrargüter (Akquisition der
TMF Group)), ausgebaut. Obwohl die
konzernweite EBITDA-Marge wegen des
Ausbaus der Logistiksparte gesunken ist,
konnte die Waggonvermietung (für ca.
90% des Betriebsergebnisses verantwortlich) weiter stabile Gewinne einfahren
(EBITDA-Marge: >60%; nur ein leichter
Rückgang in der Kapazitätsauslastung
während der Krise 2009/2010).
Erstmalige Ausgabe einer Hybridanleihe
Vor der AAE-Übernahme war VTG maßgeblich durch Bankdarlehen und eine Privatplatzierung von Schuldtiteln bei US-Investoren finanziert. Im Zuge des AAEDeals hat sich die Kapitalstruktur stark verändert. Fast zwei Drittel des Kaufpreises
wurden durch ein Verkäuferdarlehen gestemmt. Um dieses Darlehen abzulösen, hat
VTG nun zum ersten Mal eine Hybridanleihe ausgegeben. Da es sich hierbei um
eine eigenkapitalähnliche Anleihe handelt,
wird sie bilanziell dem Eigenkapital zugerechnet. Das Volumen der Anleihe beträgt
250 Mio. Euro, wird mit 5% verzinst und
ist gegenüber anderen Finanzverbindlichkeiten nachrangig. Nach fünf Jahren haben
die Investoren erstmals ein Kündigungsrecht. Wird davon kein Gebrauch gemacht,
erhöht sich die Verzinsung um 3%, so dass
sich durch den Step-Up eine Gesamtverzinsung von 8% ergibt. Durch die Anleiheemission steigt also die EK-Quote von
rund 20% im Jahr 2014 auf voraussichtlich
25% 2015.
Allerdings erhöht sich die Nettoverschuldung von VTG durch die übernommen
Schulden der AAE schätzungsweise von
887 Mio. Euro im Jahr 2014 auf gut 2.000
Mio. Euro im Jahr 2015. Das Net Gearing
(Nettofinanzverschuldung/Eigenkapital)
liegt damit weiterhin bei 2,5 bis 3,0. Die
hohe Verschuldung muss unseres Erachtens
BOND MAGAZINE FLASH | Ausgabe 80 | 19.03.2015 | www.fixed-income.org
aber relativiert werden. Das Geschäftsmodell von VTG ist zwar anlageintensiv und
erfordert hohe Investitionen in das Sachanlagevermögen, ein Waggon kann aber
schätzungsweise 30 bis 40 Jahre genutzt
werden und hat sich schon nach 10 bis 20
Jahren amortisiert. Zudem ist die Kundenloyalität bei VTG hoch. Dies führt zu nachhaltigen starken, relativ krisenresistenten
Cashflows. So war beispielsweise das Verhältnis vom operativen Cashflow zum Umsatz in den letzten Jahren immer in einer
Bandbreite von 16% bis 25%. Diese Merkmale findet man ansonsten in der zyklischen Logistikbranche selten. Insgesamt
kann man das Geschäftsmodell daher eher
mit dem eines Infrastrukturbetreibers oder
dem Konzessionsgeschäft vergleichen.
Neben dem Cashflow werden durch die
AAE-Übernahme zudem die Ertragskennziffern des neuen VTG-Konzerns steigen.
Auch hierdurch relativieren sich die Verschuldungskennzahlen. Daher dürfte bei einem Anstieg der Nettoverschuldung um
130% und einer erwarteten Steigerung des
EBITDA um 80% im Jahr 2015 der dynamische Verschuldungsgrad (Nettofinanzverschuldung/EBITDA) nur unterproportional zunehmen.
Tab. 1: Eckdaten der VTG-Anleihe
Emittent
WKN / ISIN
Laufzeit
Nominalvolumen
Emissionskurs
Kupon
Emissionstag
Fälligkeit
Zinszahlungstermin
Stückelung
Aktueller Kurs
Rendite p.a.
Internet
VTG AG
A1ZVCJ / XS1172297696
endlos*
250 Mio. Euro
100,00%
5,00% / 8,00%**
26. Januar 2015
endlos*
jährlich
1.000 Euro
102,12% (13.03.2015)
4,5%***
www.vtg.de
* Kein Laufzeitende
** Die ersten fünf Jahre 5,00%, danach 8,00%
*** bei unterstellter Laufzeit bis zum 26. Januar 2020
Quelle: VTG AG, Bloomberg
INVESTMENT
Eckdaten 2014 – Vorläufige Jahreszahlen
Auch die vorläufigen Jahreszahlen zeigen,
dass es im operativen Geschäft gut läuft. So
steigerte VTG 2014 den Umsatz um 4,4%
auf 818,3 (783,8) Mio. Euro und das
EBITDA um 4,0% auf 191 (183,7) Mio.
Euro. Die gute Umsatzentwicklung ist vor
allem auf die Verbesserung im Industriegütergeschäft in Südosteuropa und der höheren Kapazitätsauslastung im Waggonvermietungsgeschäft zurückzuführen. Für 2015
erwartet der Vorstand einen Umsatz zwischen 1,0 und 1,1 Mrd. Euro sowie ein
EBITDA zwischen 325 und 350 Mio. Euro.
Fazit
VTG verfügt heute u.E. über ein cashflowstarkes, stabiles Geschäftsmodell. Der operative Cashflow war in den letzten Jahren
stets positiv und ist durchschnittlich mit
9,3% (CAGR 2011 bis 2014e) gewachsen.
Der für Anleiheinvestoren wichtige Free
Cashflow war allerdings seit 2011 negativ.
Gründe hierfür sind vor allem hohe Investitionen in die Modernisierung der Wagenflotte. Dies sollte sich jedoch nach der Integration von AAE, die eine wesentlich jün-
gere Flotte haben, nivellieren, so dass u.E.
bereits 2015 ein positiver Free Cashflow erreicht wird. Vor diesem Hintergrund halten
wir die VTG-Hybridanleihe mit einer Rendite von 4,5% (bei einer unterstellten Laufzeit bis Januar 2020; nachfolgender StepUp des Kupons nicht berücksichtigt) für attraktiv.
Tab. 2: VTG AG – Geschäftsentwicklung
Mio. Euro
Umsatz
EBITDA
EBITDA-Marge
Eigenkapitalquote
Nettoverschuldung / EBITDA
Zinsdeckungsgrad (EBITDA)
2013
784
184
23,4%
20,7%
4,3
3,6
2014
821
190
23,2%
20,4%
4,4
3,8
2015e
1.064
341
32,0%
24,7%
4,3
4,0
2016e
1.111
356
32,0%
25,9%
5,7
4,2
Quellen: VTG AG, Independent Research, Bloomberg
Anzeige
INVESTMENT
Legg Mason Global Investment Survey
Schockstarre bei Anlegern?
Text: Robert Cleve
ieber keine Entscheidung als eine falsche
– das scheint der Leitsatz deutscher Investoren im vergangenen Jahr gewesen zu
sein. Denn wie die jährliche Legg Mason
Global Investment Survey nun aufdeckt, haben 61% der befragten deutschen Investoren trotz Niedrigzinsumfeld ihr Anleihenportfolio nicht verändert. Für die Investment-Umfrage 2015 wurden über 4.208
Anleger in 20 Ländern mit einem Anlagevermögen von mindestens 150.000 Euro
befragt.
Und anscheinend haben die deutschen Investoren auch noch immer keine geeignete
Strategie, wie sie ihr Portfolio an die veränderten Marktbedingungen anpassen können. 69% wollen lieber nichts verändern.
Auch hier heben sich die Deutschen vom
weltweiten Schnitt ab. Lediglich 38% der
Befragten wollen in den kommenden zwölf
Monaten keine Portfolioveränderungen vornehmen. Nur die Briten (72%) und die
Schweizer (71%) sind noch reservierter als
deutsche Anleger.
Die 39% der deutschen Anleger, die etwas
verändert haben, agierten jedoch vorbildlich: 40% haben ihre Anleiheninvestments
breiter über Sektoren und Regionen gestreut, 38% schauten sich die Investmentstrategien nun genauer an und achten auf
zusätzliche Renditequellen und 17% waren sogar bereit, ein höheres Risiko einzugehen.
Bei diesen Umfrageergebnissen wundern
auch die folgenden Antworten nicht: Legg
Mason wollte wissen, ob Anleger bereit sind,
für ein Mehr an Rendite dem Fondsmanager auch mehr Freiheiten einzuräumen.
Doch anscheinend drückt der RenditeSchuh noch nicht so sehr, denn 27% der befragten Investoren in Deutschland gaben an,
eine benchmarkorientierte Strategie sei ihnen lieber. Immerhin 20% akzeptieren den
Einsatz von Derivaten und anderen strukturierten Produkten, über ein Ausschöpfen
aller Investmentmöglichkeiten unter
UCITS freuen sich immerhin 19%. Nur
14% würden sich für Extrarendite auch außerhalb von UCITS bewegen, für 10% ist
auch shorten akzeptabel, doch nur 9% würden in benchmarkunabhängige Strategien
investieren.
L
Doch es sind nicht nur die Anleihen, die
Investoren im letzten Jahr lieber nicht anrührten. Der deutsche Investor war insgesamt sehr zögerlich mit Portfoliobewegungen. Nur 13% haben in Aktien auf Kosten
des Anleihenanteils investiert. 15% der Befragten haben gleichzeitig von Aktien in
Anleihen umgeschichtet. Von Emerging
Markets in die Industrienationen ging es
für 4%, die umgekehrte Richtung war für
10% eine Umschichtung wert. Die große
Mehrheit (67%) konnte sich für keine der
Optionen begeistern. Im Vergleich: Weltweit blieben nur 40% der Befragten untätig.
„Aus verhaltenswissenschaftlicher Sicht ist
das der klassische Status Quo Bias. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet das, dass Menschen aufgrund von Verlustaversion eine mit
möglichen negativen Folgen verbundene
Entscheidung unterlassen und sich stattdessen lieber für den bisherigen Zustand
entscheiden“, erklärt Prof. Dr. omas
Holtfort, Behavioural Finance-Professor an
der FOM Hochschule für Ökonomie &
Management, die Umfrageergebnisse.
18
„Vor allem die geringe Anzahl an Investoren, die bereit sind, auf benchmarkunabhängige Strategien zu setzen, hat uns überrascht“, gibt Klaus Dahmann, Head of Sales
Germany and Austria bei Legg Mason offen
zu. „Denn gerade solche Strategien haben
sich im anhaltend schwierigen Marktumfeld für Anleihen behauptet. Hier gilt es, in
jedem Fall mehr Aufklärungsarbeit zu leisten und die guten Ergebnisse dieser Produkte noch stärker zu kommunizieren.“ Gemeint ist etwa der Legg Mason Western Asset Macro Opportunities Fund mit seiner
Unconstrained-Strategie. Während der
Fonds seit Auflage am 21.03.2012 eine kumulierte Performance von 7,52% erzielen
konnte, musste die Vergleichsgruppe Mor-
BOND MAGAZINE FLASH | Ausgabe 80 | 19.03.2015 | www.fixed-income.org
ningstar GIFS – Alt – Long/Short Debt
(USD) einen Verlust von 6,65% hinnehmen (Stand: 31.12.2014).
Was nun wirklich niemanden mehr überraschen dürfte: 62% der Investoren hierzulande bezeichnen sich als konservativ oder
sehr konservativ (22%). Lediglich 16%
würden ihren Investmentstil als aggressiver
angeben. Damit sind die Deutschen im
weltweiten Vergleich am risikoscheusten.
„Auch wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass die Risikotoleranz der deutschen
Anleger im weltweiten Vergleich am niedrigsten ist“, sagt Prof. Holtfort. Denn: Weltweit würden sich nur 59% der Befragten als
konservativ bezeichnen, 41% halten sich für
aggressive oder zumindest einigermaßen aggressive Investoren. Und das, obwohl 63%
der Befragten weltweit von sich behaupten
würden, mittlerweile konservativer zu agieren als noch vor einem Jahr. In Deutschland
sagen das ebenfalls 62% der Befragten über
sich.
Kommt Fintech auch für deutsche
Anleger in Frage?
Geteilter Meinung sind die deutschen Anleger, wenn es um die viel zitierte FintechKonkurrenz für Banken und Asset Manager
geht: Für 21% der Befragten sind Finanzprodukte eine Vertrauensangelegenheit, die
man Google und Co nicht zutraut. Für 29%
ist außerdem der Track Record ausschlaggebend für die Investmententscheidung. Die
Hälfte der befragten Investoren ist dann aber
doch nicht mehr so konservativ wie eben
noch selbst eingeschätzt. 13% würden auch
auf Finanzprodukte ‚made by Fintech‘ setzen, wenn diese überzeugen. Stimmt dann
noch der Preis, wäre das ein zusätzliches
Bonbon. Jeder Siebte (14%) sucht bereits
entweder im Internet nach den günstigsten
Angeboten oder managt sogar einen Teil seines Portfolios selbst (14%). Mit mobilen
Endgeräten managen 10% der deutschen
Anleger ihr Portfolio. Für sie spielen vor allem ein schneller Zugang zu den Daten und
natürlich auch die Kosten eine Rolle.
INVESTMENT
Chancen werden richtig bewertet
Nach den Regionen befragt, die in den kommenden zwölf Monaten die besten Investmentchancen bieten, sehen 49% der deutschen Investoren China weit vorn. Es folgen
die USA mit 42%. Auch dem indischen Premier Narendra Modi scheinen die Deutschen
zuzutrauen, seine Reformpläne wirklich umzusetzen. 28% sehen hier gute Anlagechancen. Einen Bogen wollen die meisten um
Europa machen. Lediglich 2% glauben, in
diesem Jahr hier ihr (Investment-)Glück zu
finden. Weltweit stehen die USA mit 49%
der Stimmen auf Platz 1. Die Lage in Europa
wird hingegen weltweit deutlich positiver bewertet als hierzulande. 26% glauben an gute
Investmentchancen in Europa.
Dennoch zieht nur rund die Hälfte der befragten deutschen Investoren (55%) ein Investment außerhalb des Heimatmarktes in
Betracht. Und auch sie investieren dann lediglich 16% des gesamten Portfolios international. Auf die Frage, ob deutsche Investoren zustimmen würden, dass sie im kommenden Jahr verstärkt auf internationaler
Ebene investieren wollen, antworteten 61%
mit einem Nein – fast doppelt so viele wie
im weltweiten Vergleich (34%).
Wenn überhaupt, würden deutsche Investoren alternative und Währungsinvestments international in Betracht ziehen (jeweils 70%),
gefolgt von Immobilien (57%). Globale Anleihen kämen für 44% der Befragten in Betracht – ein Anstieg von 27 Prozentpunkten
im Vergleich zum Vorjahr. Hauptgrund für
die Zurückhaltung der deutschen Investoren
ist Unsicherheit. 54% finden das weltweite
makroökonomische Umfeld zu instabil, 45%
mangelt es an Transparenz und für 42% ist
das Währungsrisiko zu hoch. 29% fühlen
sich nicht in der Lage, die Chancen richtig
zu bewerten und 23% geben offen zu, nicht
alle Risiken richtig zu verstehen.
Deutsche setzen bei Income auf
Immobilien
85% der befragten Investoren in Deutschland setzen auf regelmäßige Erträge – und
zwar gleich durchschnittlich 31% ihres
Portfolios. Für 69% sind Income-Investments wichtig. Doch während die Mehrheit
der weltweiten Investoren – für die IncomeInvestments noch wichtiger sind – auf Aktien für regelmäßige Erträge setzen (63%),
lieben die Deutschen ihr Betongold (51%).
Auf Aktien als Einkommensquelle vertrauen
hingegen nur 32% der Investoren in
Deutschland. Anleihen traut man hierzulande unter Income-Aspekten hingegen
kaum etwas zu – lediglich jeweils 9% setzen
auf High Yields oder Investment Grade
Bonds als regelmäßige Einkommensquelle.
Weltweit sehen das immerhin 32 beziehungsweise 27% der Investoren anders.
Immerhin: Beim ema Income wagen
auch die deutschen Investoren einmal den
Blick über den Tellerrand. Wenn ertragreich
investiert wird, dann bei 61% international.
Im Schnitt erhoffen sich die Deutschen eine
Rate of Return von 5,9% und sind damit
wesentlich bescheidener – und auch realistischer – als der weltweite Schnitt mit 9,5%.
Entsprechend kongruent ist das Bild von
Erwartung und tatsächlicher Rendite, die
mit Income-Produkten in Deutschland bei
5%, weltweit bei 7,1% liegt.
Übrigens: 65% der Deutschen reinvestieren
die erwirtschafteten regelmäßigen Erträge
wieder. 47% versüßen damit ihren Alltag
und finanzieren sich Luxus oder Urlaube.
34% decken mit dem zusätzlichen Income
ihre täglichen Kosten.
Anzeige
INVESTMENT
Qualität, Qualität, Qualität – entscheidend für
eine erfolgreiche Anlage in Mittelstandsanleihen
Qualitätsindex für Mittelstandsanleihen – der GBC MAX
Text: Manuel Hoelzle, Dominik Gerbing, GBC
ie sich in der Vergangenheit bereits
deutlich gezeigt hat, ist im Bereich
der Mittelstandsanleihen die richtige Auswahl der Emittentin und der Anleihe besonders entscheidend für den Anlageerfolg.
Im Fokus potenzieller Investoren sollte daher bei der Analyse vor allem die operative
Entwicklung der Emittentin und die Ausgestaltung der Anleihe sein. Es geht im Anleihebereich grundsätzlich darum, Verluste
zu vermeiden, damit sich attraktive Renditen erzielen lassen.
W
Mindestrating BB-
Auf diesem Ansatz basiert der GBC Mittelstandsanleiheindex, „GBC MAX“ (ISIN:
DE000SLA1MX8). In den Index werden
nur Anleihen aufgenommen, deren Emittenten eine bestimmte Mindestqualität aufweisen. Das Rating für die Emittentin oder
die entsprechende Anleihe muss mindestens
BB- lauten.
… oder positive Analysteneinschätzung
Liegt kein Rating vor oder liegt das Rating
unterhalb der Mindestanforderung, so ist
eine Aufnahme nur im Ausnahmefall bei
Vorlage einer positiven Credit Research Investmentstudie oder entsprechend positiver Fundamentaleinschätzung des für den
Index zuständigen Analysten möglich. Beispielsweise muss das Unternehmen vor der
Anleiheemission und vor allem im Nachgang einen soliden Zinsdeckungsgrad sowie eine akzeptable Eigenkapitalquote vorweisen.
Zudem wird der Index sowie alle enthaltenen Anleihen in einem wöchentlichen
Rhythmus aktualisiert und die Entwicklung entsprechend analysiert. Bei anstehenden Ratingveränderungen wird bereits
im Vorfeld auf Basis der im Geschäftsbericht der Unternehmen verfügbaren Prognosen eine eigene Einschätzung über das
zukünftig mögliche Rating getroffen. Darüber hinaus werden die Kursverläufe der
Einzelwerte sowie des Gesamtmarktes bewertet.
20
Klassifizierung als Mittelstandsanleihe
nicht über Segmentzugehörigkeit,
sondern Unternehmensstruktur
Alle Unternehmen des Index müssen an einer deutschen Börse handelbar sein und
eine Restlaufzeit von mehr als zwölf Monaten aufweisen. Dabei ist ein Listing in einem speziellen Mittelstandsmarktsegment
nicht erforderlich. Vielmehr muss eine mögliche Anleihe als Mittelstandsanleihe klassifizierbar sein. Kriterien sind z.B. eine Umsatzgröße des Anleiheemittenten von weniger als 5 Mrd. Euro bei Industrieunternehmen bzw. weniger als 10 Mrd. Euro bei
Handelsunternehmen. Damit können auch
größere Mittelstandsanleihen wie Techem
GmbH oder Hornbach Baumarkt AG Berücksichtigung finden, welche häufig nicht
in den Mittelstandssegmenten gelistet sind.
Manuel Hoelzle, Chefanalyst,
GBC AG
Mindestrendite ist Pflicht zur Kompensation des Mittelstandsrisikos
Um dem erhöhten Mittelstandsrisiko auch
eine entsprechende Rendite entgegen zu
stellen, fordern die Richtlinien auch eine
Mindestrendite als Voraussetzung für eine
mögliche Aufnahme und den Verbleib im
GBC MAX. Diese entspricht der deutschen
Umlaufrendite plus einem Aufschlag von
150 Basispunkten.
Besonderer Qualitätsansatz unterscheidet GBC MAX von anderen Indizes …
Der Qualitätsauswahlansatz unterscheidet
den GBC MAX von den anderen bekannten
Mittelstandsanleihenindizes. So berücksichtigt z.B. der breite Mibox Micro Bond Index
ohne Qualitätsauswahl alle in Mittelstands-
segmenten gelisteten Anleihen mit einer Restlaufzeit größer 12 Monaten, aber keine Mittelstandsanleihen außerhalb des Segments.
Der ebenfalls bekannte MiBoX_IG MICRO BOND Investment Grade Index hingegen nimmt eine Qualitätsselektion vor
und berücksichtigt auf gleicher Universumbasis deshalb ausschließlich Unternehmen mit Investment Grade Rating.
Erfolg zeigt sich in höherer Rendite bei
niedrigerem Risiko
Und der Erfolg zeigt sich in der Entwicklung der letzten beiden Jahre und damit
auch im vergangenen Jahr 2014. Auf Basis
Tab. 1:
Kursentwicklung
Micro Bond Index (MiBoX)
Micro Bond Index Investmentgrade
Mittelstandsmarkt Index
XETRA Entry Standard Corporate Index
Bondm Index
GBC MAX
BOND MAGAZINE FLASH | Ausgabe 80 | 19.03.2015 | www.fixed-income.org
Performance 2014
-1,8%
-1,1%
0,0%
+1,6%
-10,2%
+5,1%
Jahresvolatilität 2014
4,6%
6,3%
8,2%
5,0%
8,4%
3,4%
INVESTMENT
der Auswahlstrategie innerhalb des GBC
MAX hat der Index im vergangenen Jahr
eine Performance von 5,1% erzielt, was
deutlich über den Renditen der anderen Indizes für Mittelstandsanleihen liegt.
Verglichen mit den meisten Mittelstandsanleihenindizes und Segmentindizes, welche bis auf den Entry Standard sogar negative Renditen auswiesen, konnte der GBC
MAX damit eine deutliche Outperformance
ausweisen. Und auch das Risiko lag im Jahresvergleich mit einer Volatilität von 3,4%
deutlich unter den Werten der vergleichbaren Indizes, welche zum Teil recht deutlich
schwankten.
telstandsanleihen zeigt die Entwicklung des
GBC MAX, dass in dieser Anlageklasse der
„Mittelstandsanleihen“ eine attraktive Rendite bei vertretbarem Risiko erzielbar ist.
Risiken vermeiden, gute Renditen
erzielen
für Investoren unverzichtbar, um die Spreu
vom Weizen zu trennen. Es gilt, Risiken zu
vermeiden und damit optimale Renditen zu
erzielen. Das geltende Motto für einen
nachhaltigen Anlageerfolg lautet wie so oft:
Qualität, Qualität, Qualität.
Eine genaue Analyse und Bewertung der
Emittenten und deren Anleihen sind jedoch
Abb. 1: Renditevergleich zwischen GBC MAX und den Mittelstandsindizes MiBoX & MiBoX Investmentgrade im Verlauf des Jahres 2014
Jährliche Renditeerwartung liegt derzeit bei ca. 5%
Am 13.02.2015 hatte der GBC MAX einen
Stand von 119,13 Punkten und hat damit
wieder ein neues Allzeithoch erreicht. Auf Basis der aktuellen Selektion mit 34 Mittelstandsanleihen wird für das laufende Jahr 2015
eine Effektivrendite von ca. 5% erwartet.
Trotz der geringeren Anzahl an Emissionen
im vergangenen Jahr und des zuletzt eher
negativen Sentiments im Bereich der Mit-
Quelle: GBC AG
Anzeige
INVESTMENT
„Wir werden die Mittel der Anleihe
pünktlich, vollständig und ohne
Probleme an die Anleihegläubiger
zurückführen“
Willy Koch, Vorstand, AVW Immobilien AG
Interview
m ersten Halbjahr des Geschäftsjahres
2014/15 konnte die AVW Immobilien AG
Umsatz und Betriebsergebnis deutlich steigern.
Im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE
gibt Vorstand Willy Koch einen Ausblick auf das
Gesamtjahr. Die Anleihe der Tochtergesellschaft
AVW Grund AG wird am 1. Dezember pünktlich und ohne Probleme zurückgezahlt, wie er
im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert.
I
BOND MAGAZINE: Bitte erläutern Sie die
Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr.
Koch: Wir sind mit dem Verlauf des ersten
Halbjahres 2014/2015 sehr zufrieden. Die
getroffenen Maßnahmen der Vorquartale
greifen wie geplant. Im ersten Halbjahr
konnten wir die Umsatzerlöse um 13,9% auf
6,71 Mio. Euro steigern. Gleichzeitig ist es
uns gelungen, das Betriebsergebnis überproportional um 45,5% auf 3,24 Mio. Euro zu
steigern. Somit konnten wir seit dem Geschäftsjahr 2010/2011 erstmals wieder ein
positives Periodenergebnis erzielen.
BOND MAGAZINE: Wie ist der Stand Ihrer aktuellen Projekte?
Koch: Wir sind Projektentwickler. Der Zeitplan einzelner Projekte kann sich durch verschiedene Faktoren laufend verändern. Leider
können wir diese Faktoren oft nicht beeinflussen. Durch eine fehlende Genehmigung
kann sich ein Projekt schnell um mehrere Monate verzögern. Diesen Fehler machen wir jetzt
nicht mehr. Wir haben derzeit kein Projekt,
das sich im Zeitplan extrem verzögert. Bei unserer Planung sind wir aber sehr konservativ
gewesen. Ich möchte jetzt nicht die einzelnen
Projekte näher erläutern. Gehen Sie aber davon aus, dass wir unsere Gesamtjahresplanung
auf jeden Fall erreichen werden.
22
BOND MAGAZINE: Werden die Wohnungen einzeln verkauft?
Koch: Beim Vertrieb der einzelnen Objekte
gehen wir nicht immer gleich vor. Es gibt
Objekte, die sich besser einzeln vertreiben lassen und es gibt Objekte, die sich nur für institutionelle Investoren eignen. Das ist von
Fall zu Fall unterschiedlich.
BOND MAGAZINE: Sie haben für das Geschäftsjahr 2014/15 einen Vorsteuergewinn
von 2,0 bis 3,0 Mio. Euro prognostiziert. Mit
Blick auf die Halbjahreszahlen muss im zweiten Halbjahr der Großteil davon realisiert
werden. Welche Projekte werden maßgeblich
zum Ergebnis beitragen?
Koch: Wie schon eben erwähnt, möchte ich
nicht auf einzelne Objekte eingehen. Alle in
der Planung und der Pipeline berücksichtigten Projekte befinden sich im entsprechenden Stadium und werden wie geplant zum
Ergebnis beitragen. Daher mache ich mir
keine Sorgen, dass wir unsere Planung nicht
erreichen werden. In unserer jüngsten Unternehmensmeldung haben wir ja auch kommuniziert, dass sich das Ergebnis tendenziell
eher am oberen Ende der Spanne von 2,0 bis
3,0 Mio. Euro bewegen wird.
BOND MAGAZINE: Bei der Bestandhaltung war die Ergebnissituation in der Vergangenheit nicht immer befriedigend. Woran lag das?
Koch: In der Tat hat dieser Geschäftsbereich
in der Vergangenheit nicht immer nur positive Beiträge zum Gesamtkonzernergebnis
beigesteuert. Die Gründe dafür waren mannigfaltig. Auch hier konnten wir die Probleme lösen. Im Wesentlichen lieferten erfolgreiche Nachvermietungen einen hohen
BOND MAGAZINE FLASH | Ausgabe 80 | 19.03.2015 | www.fixed-income.org
Beitrag zur Stabilisierung. Darüber hinaus
konnten Finanzierungen zu deutlich günstigeren Konditionen abgeschlossen werden.
Ebenso griff das Konzept der Nebenkostenreduktion. Auch hier stellten sich nennenswerte Einsparpotentiale ein. In den kommenden Quartalen sollte es uns gelingen, die
Erträge weiter zu steigern.
BOND MAGAZINE: Wie ist Ihre aktuelle
Finanzierungsstruktur?
Koch: Als Projektentwickler mit eigener Bestandshaltung sind wir immer sehr hoch
fremdfinanziert. Klassisch werden die meisten Objekte bei uns von Banken finanziert.
Hier profitieren wir vom aktuell sehr niedrigen Zinsniveau. Zudem verfügen wir über
ein gutes Netzwerk vermögender Privatpersonen, die uns entsprechende Darlehen zur
Verfügung stellen. Neben den klassischen
Fremdfinanzierungen haben wir aber auch
eine Unternehmensanleihe mit einem Volumen von rund 21,5 Mio. Euro emittiert, die
Ende dieses Jahres zur Rückzahlung fällig
wird.
BOND MAGAZINE: Die Anleihe der
Tochtergesellschaft AVW Grund AG läuft bis
1. Dezember 2015 und notiert leicht unter
100%. Wie wird die Refinanzierung erfolgen?
Koch: Dass die Anleihe unter 100% notiert,
kann ich nicht nachvollziehen. Wir werden
die Mittel der Anleihe pünktlich, vollständig
und ohne Probleme an die Anleihegläubiger
zurückführen. Wir haben ja schließlich einige Jahre Zeit gehabt, uns darauf einzustellen. Hier werden wir definitiv keine Probleme bekommen.
Das Interview führte Christian Schiffmacher.
DISTRESSED
Ekotechnika – der Traktor brennt
Eigenkapital deutlich negativ, Anleihegläubiger sollen Debt-Equity-Swap zustimmen
Text: Christian Schiffmacher
er Konzernumsatz der Ekotechnika
GmbH sank im Geschäftsjahr
2013/2014 (zum 30.09.2014) um 18,8%
auf 172,5 Mio. Euro. Das EBITDA fiel um
10% auf 17,6 Mio. Euro. Das EBIT fiel um
77,5% auf 3,8 Mio. Euro. Das Gesamtergebnis im Geschäftsjahr 2013/2014 beträgt
-21,1 Mio. Euro, wovon 8,9 Mio. Euro auf
Währungseinflüsse zurückzuführen waren.
Das Konzerneigenkapital war zum 30. September 2014 negativ und betrug -20,8 Mio.
Euro. Auf Ebene der Einzelgesellschaft, Ekotechnika GmbH, mussten umfangreiche
Darlehensforderungen gegenüber den Tochtergesellschaften in Russland sowie der Wert
dieser Beteiligungen deutlich reduziert werden. Für die Ekotechnika GmbH ergibt sich
zum 30.09.2014 ebenso wie zum
31.12.2014 ein vorläufiges negatives Eigenkapital von rund 50 Mio. Euro. Der Abschluss wurde unter der Prämisse der Unternehmensfortführung erstellt, die derzeit
im Rahmen eines Sanierungsgutachtens
(IDW S6 Gutachten) überprüft wird. Sollte
sich daraus ergeben, dass eine Fortführung
nicht möglich sei, können sich die genannten Zahlen noch deutlich verändern.
D
Die Geschäftsführung hat mit Zustimmung
der Gesellschafterversammlung Maßnahmen zur finanziellen Restrukturierung beschlossen, die in Kürze Gegenstand einer
ersten Abstimmung der Anleihegläubiger
ohne Versammlung sein werden. Zunächst
soll das derzeitige Stammkapital der Gesellschaft im Verhältnis 25 zu 1 von 2.025.000
Euro um 1.944.000 Euro auf 81.000 Euro
im Wege einer vereinfachten Kapitalherabsetzung reduziert werden. Danach erfolgt
eine Sachkapitalerhöhung von 81.000 Euro
um 1.539.000 Euro auf 1.620.000 Euro
durch Einlage der 9,75% Anleihe
2013/2018 (ISIN DE000A1R1A18) mit einem Nennbetrag von 60 Mio. Euro samt
aufgelaufenen Zinsen.
Der Beschlussvorschlag sieht vor, dass die
Ekotechnika-Anleihe in ein Recht zum Erwerb von insgesamt 1.539.000 neuen
Stückaktien an der in eine Aktiengesellschaft
formgewechselten Ekotechnika GmbH umgetauscht werden soll. Das bedeutet für die
Anleihegläubiger, dass sie für eine Anleihe
mit einem Nennwert von 1.000 Euro bei
Ausübung ihres Erwerbsrechts jeweils 25,65
neue Stückaktien an der neuen Aktiengesellschaft erhalten. Wenn Anleihegläubiger
ihr Erwerbsrecht auf neue Aktien nicht ausüben, sollen diese Aktien bestmöglich verwertet und der Verkaufserlös an die Anleihegläubiger ausgekehrt werden. Nach
Durchführung dieser Sachkapitalerhöhung
wird 95% des Stammkapitals der Gesellschaft den Anleihegläubigern der Ekotechnika-Anleihe zugeordnet.
Anschließend ist eine Erhöhung des Grundkapitals der Gesellschaft gegen Bareinlagen
von 1.620.000 Euro um 1.520.000 Euro
auf 3.140.000 Euro vorgesehen, durch die
der derzeitige Alleingesellschafter, die Ekotechnika Holding GmbH, der Gesellschaft
Eigenkapital in Höhe von insgesamt
3.040.000 Euro zuführen wird. Nach der
Umwandlung der Ekotechnika GmbH in
eine Aktiengesellschaft und der Durchführung der Sach- und Barkapitalerhöhungen,
sollen die Stückaktien der Gesellschaft zum
Handel in einem Freiverkehrssegment einer
deutschen Börse einbezogen werden. Das
vorgeschlagene Restrukturierungskonzept
bildet die Grundlage für ein von der Gesellschaft beauftragtes Sanierungsgutachten
(IDW S6 Gutachten), das derzeit von PricewaterhouseCoopers erstellt wird. Es wird
vorgeschlagen, die One Square Advisory
Services GmbH mit Sitz in München als gemeinsamen Vertreter für alle Gläubiger der
Ekotechnika-Anleihe zu bestellen.
Die erste Gläubigerabstimmung findet, im
Wege einer Abstimmung ohne Versammlung, im Zeitraum vom 30.03. –
02.04.2015 statt, weil dies im Wertpapierprospekt so vorgesehen ist. Sollten bei dieser Abstimmung weniger als 50% des
Nennwerts der Anleihe teilnehmen, fehlt
der Abstimmung die Beschlussfähigkeit. In
diesem Fall wird eine sogenannte zweite
Gläubigerversammlung als Präsenzveranstaltung einberufen. Diese ist beschlussfähig, wenn mindestens 25% des ausstehenden Anleihenwerts anwesend oder vertreten
sind. Sofern erforderlich findet diese zweite
Gläubigerversammlung voraussichtlich am
6. Mai 2015 statt.
BOND MAGAZINE FLASH | Ausgabe 80 | 19.03.2015 | www.fixed-income.org
23
Transparenz ist der
Anfang eines jeden
erfolgreichen
Investments.
Unser Research
schafft
Transparenz.
(Auszug aus über 100 Unternehmen)
Unsere Leistungen:
Unternehmensanalyse/Research
Kapitalmarktberatung
Kapitalmarktkonferenzen
Kontakt:
GBC AG . Tel.: +49 821 241133-0
offi[email protected] . www.gbc-ag.de