Wachwechsel mit Perspektive Der BDS Kirchheim setzt auf Beständigkeit und verstärkt den Dialog mit Handwerk und Industrie Der Wechsel an der Spitze des Bundes der Selbständigen in Kirchheim stand am Freitagabend im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung im gut besuchten Henninger Saal der Kreissparkasse. An einem Abend gespickt mit Rückblicken und Erfolgen des aktiven Unternehmerverbandes übergab das Führungsduo Bettina Schmauder und Thomas Oßwald an den neuen Vorsitzenden Steffen Kernstock. Kirchheim. Dass der Kirchheimer Bund der Selbstständigen auf Erfolgskurs bleibt, zeichnet sich durch die personelle Kontinuität ab. Dennoch ist der neue Vorsitzende Steffen Kernstock mittlerweile fast schon Garant für das Unerwartete. Keine leichte Kost bot seine Antrittsrede, er sprach die Mitglieder auf eine große Zahl von gesellschaftlichen Missständen an und verwies auf Chancen und Gefahren für die kleinen und mittelständischen Betriebe in den kommenden Jahren. Nach dem gelungenen Ausbau zum stärksten deutschen Ortverband soll der BDS seine Stärke vor allem durch den Dialog der unterschiedlichen Kerngruppen untereinander gewinnen, nicht zuletzt mit einem starken produzierenden Gewerbe. Der neue Vorsitz aus den Reihen des bisherigen Vorstands, der die letzten 5 Jahre sehr kraftvoll die Geschicke des BDS Kirchheim lenkte, lässt eine gute Weiterführung erwarten. Bettina Schmauder, die seit dieser Wahlperiode aktiv im Gemeinderat mitwirkt und beruflich vor neuen Herausforderungen steht, möchte ihre Kräfte bündeln, Thomas Oßwald steht als Vorstand für interne Kommunikation weiterhin in der Verantwortung. Zur Seite stehen Steffen Kernstock ferner zwei neu gewählte Vorstände: die Steuerberaterin Simone Wallawitz (Kooperationen) und der Fachmann aus dem produzierenden Gewerbe Joachim Weiss (Politik und Zukunftsthemen). Karin Battenschlag (Veranstaltungen), Volkhard Priss (Öffentlichkeitsarbeit), Jochen Hummel (Finanzen) sowie Olaf Neumann (Schriftführer) komplettieren das Vorstandsteam. Unter dem Beifall der über 100 Teilnehmer wurde die 5-jährige Doppelspitze sowie der Vorstand Hans-Joachim Most nach 4 Jahren Vorstandstätigkeit verabschiedet. Im Henningersaal der Kreissparkasse hatte zunächst Bürgermeister Günter Riemer das Wort. Er hob zum Gruß auch im Auftrag der Oberbürgermeisterin das gute Verhältnis der Stadtverwaltung zum BDS hervor, das sich in den letzten Jahren vor allem durch die beiden Vorsitzenden entwickeln durfte. Hierbei kamen die Herbstmesse und die weit überregionale Resonanz auf die gemeinsam entwickelte Parksanduhr zur Sprache, aber auch die Fortschritte, die sich dank des BDS in den Gewerbegebieten ereigneten. Der Zukunftsdialog, das Kirchheimer Klimaschutzkonzept sowie die geplante Mittelstandsakademie wurden als Herausforderungen für die Zukunft formuliert, ebenso der gemeinsame europäische Weitblick nicht nur mit den Partnerstädten, sondern vor allem in Bezug auf europäische Arbeitsund Ausbildungsplätze sowie die Flüchtlingsproblematik. In einem „Blick zurück“ ließen die beiden bisherigen Vorsitzenden Bettina Schmauder und Thomas Oßwald dann ihre Amtszeit in einem charmanten Dialog Revue passieren – es klang auch ein gut Stück Wehmut mit – schlussendlich war es doch eine sehr erfolgreiche Zeit trotz der anfänglichen Unkenrufe ob der Doppelspitze. „300 Mitglieder zu erreichen ist das eine, sie zu berücksichtigen und zu vertreten mache schon richtig viel Arbeit.“ Die traditionelle Neumitgliedervorstellung durch Hans-Joachim Most und Volkhard Priss mit Überreichung der BDS-Anstecknadel gereichte jedenfalls zum witzigen Intermezzo im Vorstandsbericht. Dann waren die bleibenden Spuren Thema, vom Sprachrohr der Wirtschaft zur Stadtverwaltung, einem auf Augenhöhe geführten Umgang mit allen Partnern und die Wichtigkeit gegenseitigen Vertrauens als Basis dafür, dass Forderungen Gehör finden. Als gutes Beispiel einer erfolgreichen Kooperation wurde die übergreifende Zusammenarbeit in der Projektgruppe „Think Global – Buy Local“ geprie- sen. Aber auch die zahlreichen Höhepunkte, Aktivitäten und Veranstaltungen sollten Erwähnung finden, einerseits traditionell gemeinschaftsfördernde, wie zum Beispiel der Business Lunch oder die gemeinsame Skiausfahrt, andererseits Großveranstaltungen wie die letztjährige Messe „BDS Open“, bei der sogar Ministerpräsident Winfried Kretschmann Kirchheim die Ehre gab, oder die nicht nachlassende Anziehungskraft des Wirtschaftspreises. Last but not least wurde das neue Paten-Projekt in Kooperation mit der Raunerschule und dem Pädagogischen Fachseminar vorgestellt, in dem durch die Unterstützung im Übergang Schule in den Beruf dem Fachkräftemangel entgegengetreten werden soll. Dabei kümmern sich Paten – oftmals erfahrene ältere Unternehmer oder ehemalige Führungskräfte – um Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klasse. Sie motivieren sie bei Bewerbungen, geben Tipps für Vorstellungsgespräche oder vermitteln aufgrund ihrer Kontakte eine Praktikumsstelle. Eine kurze Pause mit dem Kirchheimer Duo Swingology, das mit bekannten Swingrhythmen Leichtigkeit verströmte, leitete über zum zweiten Teil der Versammlung, den Neuwahlen und der Antrittsrede des neuen Vorsitzenden, die weniger von Leichtigkeit als eher von Schicksalsfragen angesichts der globalen politischen wie auch vor allem der technologischen Entwick- lung geprägt war. „Industrie 4.0“ müsse eigentlich „Wirtschaft 4.0“ heißen, so Kernstock, da die Digitalisierung und Automatisierung schon in den kommenden Jahren mit „smarten“ Produkten massiv Einzug hält, und zwar in alle unternehmerischen, beruflichen wie auch privaten Bereiche und das in allen Gewerken, im Handel ebenso wie im Handwerk oder im Dienstleistungssektor. „Wir dürfen uns nur nicht die Butter vom Brot holen lassen“, führt er weiter aus, „denn wir sind keinesfalls we- Foto: Jochen Braasch niger innovativ als die Großkonzerne, nur bisher nicht so gut in den entscheidenden politischen Gremien vertreten!“ Das Credo seiner Rede, ein Zitat der amerikanischen Zeichnerin Vivian Greene, nahm er dann abschließend augenzwinkernd zum Anlass für eine Einladung in den Regen zum Tanzkurs: »Life isn‘t about waiting for the storm to pass, but learning to dance in the rain!«
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