Bericht zum Massnahmenplan der Abfall

Kanton Zürich
Baudirektion
Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft
Bericht zum Massnahmenplan der
Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
2
Vorwort
3
Kernaufgaben und wichtige Entwicklungen
4
1. Herausforderungen der Abfall- und Ressourcenwirtschaft
5
2. Ausgangslage – Bezug zur Planung 2011···2014
8
3. Das Zielsystem – Ziele und Strategieelemente
10
4. Urban Mining – Beitrag zur Ressourcenwirtschaft
12
5. Senken und Risiken
17
6. Abfallstatistik und Zusammenarbeit der Kantone
21
7. Vom Systembild zur Ökoeffizienz-Analyse –
methodische Aspekte der Abfallwirtschaft
23
8. Siedlungsabfälle
8.1
8.2
8.3
8.4
Separatabfälle
Biogene Abfälle
Kehricht
Klärschlamm und Klärschlammbehandlungsanlagen KSBA
8.5 Strassenabfälle
8.6 Unterstützung der Gemeinden
9. Rückbaustoffe, Bauabfälle
25
25
29
32
34
36
37
39
10. Belastete Standorte/Belastete Abfälle
43
11. Diverse Abfälle
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47
47
48
50
51
52
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57
57
11.1
11.2
11.3
11.4
11.5
11.6
11.7
11.8
11.9
11.10
Abfallarten
Zielsystem
Sonderabfälle
Sonderabfälle aus Haushalten
Altfahrzeuge und Altreifen
Holzabfälle/Altholz
Elektrische und elektronische Abfälle
Kunststoffabfälle
Tierische Abfälle
Medizinische Abfälle
12. Abfallanlagen
59
12.1 Thermische Anlagen –
Kehrichtverbrennungsanlagen und
Biomassekraftwerke
12.2 Mechanische Anlagen/
Bauabfallanlagen
13. Deponien und Ablagerungen
13.1 Deponien
13.2 Kiesabbau/Ablagerung von
unverschmutztem Aushub
14. Ressourceneffizienz
60
66
69
69
73
76
14.1 Ressourceneffizienz im
Industriesektor
14.2 Konsum und Abfallvermeidung
14.3 Öffentliche Beschaffung
15. Schwerpunkte der neuen Planungsperiode
Abkürzungen/Gesetzliche Grundlagen/Impressum
2 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
76
77
79
81
83
Vorwort
Basis und Richtschnur für die Entwicklung
der Abfallwirtschaft im Kanton bildet das
Leitbild für die Schweizerische Abfallwirtschaft vom Juni 1986. In diesem Grundlagenpapier wurden die politischen, die naturwissenschaftlich-technischen und die ökonomischen Grundsätze und Zielsetzungen für
die Abfallwirtschaft in der Schweiz formuliert.
Diese wurden im Abfallkonzept von 1989 für
die kantonale Umsetzung konkretisiert. In
späteren Planungsberichten wurde der Grad
der Zielerreichung überprüft und im Sinne
einer rollenden Massnahmenplanung mit
neuen Zielsetzungen weiter entwickelt.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass
viele der im Abfallleitbild formulierten Forderungen in der Zwischenzeit umgesetzt
werden konnten. So wurde beispielsweise
das ursprünglich aus Einzelteilen bestehende
Entsorgungsangebot erneuert, ausgebaut
und zu einem umweltverträglichen Gesamtsystem entwickelt, damit möglichst endlagerfähige und für den Menschen und die Umwelt unproblematische Produkte entstehen.
Die Entsorgungssicherheit ist, basierend auf
einer gesicherten Datengrundlage und unter
Berücksichtigung der regionalen Gegebenheiten, in Absprache und Zusammenarbeit
mit den verschiedenen Partnern garantiert
und raumplanerisch gesichert. Die Gebühren
für die Entsorgung der Abfälle werden dem
Abfallverursacher in Rechnung gestellt. Sie
werden kosten- und risikogerecht angesetzt.
Die Separatsammlung von Wertstoffen wie
Papier, Glas, Aluminium und Altmetall konnte
dank der guten Zusammenarbeit mit den
Gemeinden und dem umweltbewussten Verhalten der Bevölkerung des Kantons Zürich
auf einem hohen Stand stabilisiert werden.
Mit dem in der letzten Planungsperiode eingeführten und seither konsequent weiter
verfolgten Ansatz des Urban Mining wurden
entscheidende Fortschritte bei der Gewinnung von metallischen Rohstoffen aus
KVA-Rückständen, von Phosphor aus Klärschlammasche und von Wertstoffen aus
dem Hoch- und Tiefbau erzielt. Bei all
diesen technisch-naturwissenschaftlichen
Fortschritten sanken die Kosten u.a. bei
den Separatsammlungen, der Kehrichtlogistik und bei den Einlieferpreisen an
die Verbrennungsanlagen in den letzten
15 Jahren massiv. Und nicht zuletzt zeigten
die sehr hohen Zustimmungen bei Abfallvorlagen, dass der beschrittene Weg in der
breiten Bevölkerung gut verankert ist und
getragen wird.
Dr. Jürg Suter,
Amtschef AWEL
Die stolze Bilanz gibt Schwung, die bisherigen Erfolge weiter zu entwickeln und
sich den neuen Herausforderungen zu stellen. In diesem Zusammenhang besonders
zu erwähnen sind die Fortsetzung und Intensivierung des Urban Mining, die vermehrte
Nutzung von Energie aus Abfällen, die Ermittlung des Standes der Technik für weitere
Abfallarten bzw. -behandlungsverfahren, die
vertiefte Auseinandersetzung mit der Senkenproblematik, die Zusammenarbeit mit den
Gemeinden und der Wirtschaft, die Unterstützung der Bemühungen zur Abfallvermeidung sowie die dauernde Umfeldbeobachtung mit dem Ziel, neuartige Probleme in der
Abfallwirtschaft möglichst frühzeitig zu erkennen und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Die hohe Qualität der Abfallbewirtschaftung
im Kanton Zürich konnte nur erreicht werden
dank dem Vertrauen, der Zusammenarbeit
und der Unterstützung von Bevölkerung,
Wirtschaft und Wissenschaft. Ihre Unterstützung wird uns helfen, die Abfallwirtschaft
auch in Zukunft ökologisch und ökonomisch
erfolgreich weiter zu entwickeln und damit
einen wichtigen Beitrag zur Sicherstellung
der hohen Umweltqualität des Wohn- und
Wirtschaftsstandortes Zürich zu leisten.
Dr. Jürg Suter, AWEL
Amtschef
Vorwort 3
Kernaufgaben und wichtige Entwicklungen
Kap. Bereich
5 Senken und Risiken
8.1 Separatabfälle
8.2 Biogene Abfälle
8.3 Kehricht
8.4 Klärschlamm und
-Behandlungsanlagen
Massnahmen
Umsetzung
Alternativen zur Untertagedeponie
Klärung Senkenbelastung der Abfallwirtschaft, Handlungsbedarf
Nanomaterialien: Handlungsbedarf ermitteln
Erhebungen und Information zu Mengen, Gebühren, Kosten
Unterstützung der Gemeinden in Planung von Sammlungen und
Sammelstellen, Kehrichtsammlung, Abfallbildung
Produkte für den Markt verbessern und Ausbildungsmassnahmen planen
Zusatzpotenzial für Separatsammlungen abschätzen
Ökologische Relevanz von Grüngutgebühren klären, kommunizieren
Revision Faktenblatt Submission, Umsetzung Motion «Kurt Fluri»
Kehricht-Transporte per Bahn für Importe mit langen Transportwegen
Stand der Technik weiter verfolgen, Monodeponie sichern
Phosphor-Recyclinganlage ermöglichen; Energiebilanz optimieren
AWEL − Branche
8.5 Strassenabfälle
8.6 Unterstützung der
Gemeinden
9
10
11.3
11.4
11.5
11.6
11.7
11.8
11.9
11.10
12.1
12.2
13.1
13.2
Abklärung von Stoffströmen/Umweltleistungen für Schlämme/Wischgut
Austausch in Gemeindeseminaren, Grundlagen und Beratung,
Newsletter
Basiskurs Abfallwirtschaft, Kommunale Abfallverordnungen,
Erfahrungsaustausch zwischen Gemeinden fördern
Unterstützung bei Litteringproblemen und illegaler Abfallbeseitigung
Rückbaustoffe,
Installation und Stärkung der Organisation «Kies für Generationen»
Bauabfälle
Schadstoffabklärung/Entsorgungskonzept bei Rück- und
Umbauten einführen
Verwertungsstrategie Gips und Beläge entwickeln, umsetzen mit
der Wirtschaft
Der Kanton unterstützt Nachhaltigkeit als Bauherr, neu auch im Tiefbau
Belastete Standorte/
Voruntersuchungen durchführen, Altlastenrechtliche Abklärungen,
belastete Abfälle
Sanierung
Kontrolle der Einhaltung der Verwertungsregel
Periodische Kontrolle der Betriebe
Stand der Technik für weitere Prozesse ermitteln
Sonderabfälle
Beobachten der Entwicklungen, Konzeption neuer Indikatoren
Vollzug VeVA: Bewilligungen, Beratung, Kontrolle, VeVA-online
S-Kleinmengen
Vollzug und Verwaltung des Sonderabfall-Fonds
aus Haushalten
Definition und Kontrolle der Rücknahmepflichten
Altreifen und
Verbesserungsmassnahmen im Ersatzteilhandel
Altfahrzeuge
Umsetzung des Merkblattes «Lagerung und Behandlung
von Altreifen»
Holzabfälle/Altholz
Einführen Statistikmodell, entwickeln Q-Überwachungskonzept
Vorgaben erarbeiten und umsetzen in Betriebsreglementen
Elektrische und
Vorbereitung der Inkraftsetzung der VREG-Revision,
elektronische Abfälle Stand der Technik ermitteln
Abklären Handlungsbedarf zur Rückgewinnung seltener
technischer Metalle
Kunststoffabfälle
Aktives Beobachten der Umfeldentwicklung, Dialog mitgestalten
Tierische Abfälle
Vorbereitung, evtl. Ausbau der Zusammenarbeit für
Risikofälle (Seuchenereignisse)
Medizinische Abfälle
Prüfung der Umsetzung korrekter Entsorgung von
medizinischen Abfällen
Thermische Anlagen
Forcierte Wertstoffrückgewinnung KVA-Schlacke und RGRR
Reststoffqualität verbessern
Energienutzung optimieren: ENE-Zielvorgaben umsetzen
Kapazitätsplanung: regelmässige Überprüfung, Anpassung
Mechanische Anlagen/ Stand der Technik eruieren (BSAA) bzw. in Bewilligungen
Bauabfallanlagen
umsetzen (BSAA/BSSA)
Erarbeitung neuer Regelungen für PAK und Umsetzung
Deponien
Aushubdeponien: Grundsatz in kantonalem Richtplan festsetzen,
in regionalen Richtplänen festlegen, Nutzungsplanung
Versuchskompartimente Trockenschlacke aufbauen und erproben
Asphalt thermisch behandeln, neue Verfahren einführen
Verwerten von Gips fördern
Kiesabbau/Ablagerung Erhöhen des Bahnanteils via Planungs- und Baugesetz,
von unverschmutztem Ausführungsbestimmungen um offenes Volumen zu erhöhen,
Aushub
Aushubdeponien erstellen, offene Flächen reduzieren
14.1 Ressourceneffizienz
im Industriesektor
14.2 Konsum und
Abfallvermeidung
14.3 Öffentliche
Beschaffung
Kennzahlen in Betrieben erarbeiten, Anleitung zur Erhebung
Prozesse und Stand der Technik klären, Anwenden der
Erkenntnisse in Betrieben
Partnerschaften Reparaturführer und Mehrweggeschirr aufbauen
Investition in Massnahmen zur Reduktion der Lebensmittelverschwendung (Food waste)
Verstärkte Zusammenarbeit der Beschaffungsorgane der Verwaltung
Erwirken und Umsetzen eines Regierungsratsbeschlusses zur
nachhaltigen Beschaffung
4 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
AWEL
AWEL
AWEL
AWEL − ERZ
AWEL
AWEL − Gemeinden
AWEL − Branche
AWEL
Altlastenbüros
Baubranche
AWEL
AWEL
AWEL
AWEL − Branche
AWEL/BAFU − Branche
AWEL
AWEL/VETA
AWEL
AWEL
ZAR
ZAV
AWEL − ARV
AWEL − ARE
BD
AWEL
AWEL
BD/Verwaltung
1. Herausforderungen
der Abfall- und Ressourcenwirtschaft
Herausforderung 1
Urban Mining – die Güter im Gebrauch
als Rohstofflager für die Zukunft
Die Abfallwirtschaft entwickelt sich immer
mehr in Richtung Ressourcenwirtschaft. Die
zunehmende Nachfrage nach Energieträgern
und Rohstoffen trägt zu deren Verknappung
und Verteuerung bei. Auch starke Abhängigkeiten von einzelnen Produzenten bzw. von
einzelnen Produzentenländern führen zu vermehrtem Interesse an sekundären Rohstoffen
und der Energiegewinnung aus Abfällen.
Unter dem Titel “Urban Mining” werden die
Güter im Gebrauch als Rohstoff- und Energielager verstanden, welche in Zukunft zielgerichtet und effizient zu nutzen sind. Beispiele
sind die Wiederverwendung von Rückbaustoffen, die Verwertung möglichst grosser
Anteile von Stoffen aus den KVA-Rückständen und die Gewinnung von Phosphor
aus Klärschlamm.
Die Abfallwirtschaft ist gefordert weitere
Ressourcen zu ermitteln. Mit der eigens entwickelten Methode der «Urban Mining Potenzialbetrachtung» wurde anhand von fünf
Abfallarten die Sekundär- mit der Primärproduktion verglichen, nämlich für Kupfer,
Gold, Antimon, Gips und Seltenerdmetalle.
Es zeigte sich, dass die Sekundärproduktion
in sehr vielen Fällen der Primärproduktion
aus ökologischer Sicht weit überlegen ist.
Es stellt sich die Frage, wie die relevanten
Stoffe mit der richtigen Technologie auf ökonomische Art und Weise zurückgewonnen
werden können. Dabei sind allerdings nicht
allein die Aufarbeitungskosten massgebend.
Von Bedeutung ist auch, welche Kosten in
der Abfallwirtschaft durch die Aufbereitung
an anderem Orte eingespart werden können.
Dazu zählen etwa nicht anfallende Deponierungskosten. Sie ergeben sich aus Mengen,
die nicht abgelagert werden müssen sowie
aus reduzierten Risiken dieses Materials.
Zu berücksichtigen – wenn auch schwieriger
zu quantifizieren – sind reduzierte Beschaffungsrisiken, in sozialer Beziehung ungeeignete Gewinnungsmethoden der Primärrohstoffe und anderes mehr.
Aus Elektroschrott zurückgewonnene Metalle
werden, sind den zu gleichen Zwecken ver(Foto: Immark AG, Regensdorf)
wendbaren Stoffen, Materialien und Produkten
aus der Primärproduktion gleichzustellen.
Auf Gesetzes- und Verordnungsstufe braucht
es Bestimmungen, die eine Diskriminierung
von Produkten aus der Abfallverwertung verhindern.
Damit Wertstoffe und Energie aus Abfällen
langfristig einen echten Beitrag zur Ressourcenstrategie leisten können, sind einerseits
die Behandlungsprozesse zu optimieren und
andererseits rechtliche, administrative,
psychologische und technische Handelshemmnisse abzubauen. Es muss also gelingen, die Verwendungseigenschaften zum
Kaufkriterium zu machen, und diese müssen
denjenigen der primären Ressourcen entsprechen. Begriffe wie «Recycling-Baustoffe»
oder «Recycling-Dünger» sind nicht zielführend. Die Behandlungsprozesse sind so
zu gestalten, dass Produkte mit spezifischen,
vom Markt verlangten Eigenschaften angeboten und nicht mit ihrer Vergangenheit belastet werden.
Herausforderung 2
Abbau von Handelshemmnissen
Die Produkte-Gesetzgebung verfügt bereits
heute über ein Konzept, das den verschiedensten Anforderungen wie Gesundheit,
Umwelt, usw. Rechnung trägt. Nicht das
«Abfallende» ist somit von Bedeutung, vielmehr ist der «Produkteanfang» der geeignete
Ansatz. Abfälle, die durch Behandlung in
den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt
Urban Mining ist ein Jungbrunnen für
die zurückgewonnenen Rohstoffe
Herausforderungen 5
schaft erzielt werden. Heutige und künftige
Konsumenten können in angemessener
Weise über die Zusammenhänge informiert
werden. Die öffentliche Hand kann ökologische Kriterien bei der Beschaffung von
Produkten und Dienstleistungen anwenden
und damit ihre Vorbildfunktion wahrnehmen.
Durch die Vermeidung von problematischen
Stoffen, beispielsweise im Bau, können zudem
die Senken entlastet werden.
Herausforderung 4
Innovation und Stand der Technik
Aussortieren von Fremdstoffen aus
Material der Sondermülldeponie
Kölliken
(Foto: Keystone)
Die traditionellen Aufgabenstellungen in der
Abfallwirtschaft, namentlich das Entsorgen,
haben einen hohen Standard erreicht. Die
Abläufe sind eingespielt. Die BehandlungsAbfällen, die aufbereitet werden, um sie
wieder in den Kreislauf der Wirtschaft zurück- prozesse erfolgen relativ umweltschonend.
Es ist wichtig, den erreichten Stand der
zuführen, steht bei der Vermarktung häufig
das Abfallimage im Wege. In der Vorstellung Technik zu sichern und darüber hinaus − in
einem Land mit zunehmender Bevölkerung
vieler Konsumenten ist ein Primärprodukt
und steigendem Konsum von besonderer
grundsätzlich besser. Auch bei Energie aus
Abfall bestehen Vorurteile, obwohl hier oft eine Bedeutung − für die stete Weiterentwicklung
geringere Umweltbelastung erreicht werden besorgt zu sein.
kann, als dies bei vielen anderen EnergieDie laufende Feststellung des Standes der
umwandlungsprozessen der Fall ist.
Technik und seine Durchsetzung haben hohe
Priorität. Was sich als machbar erweist und
ökonomisch vertretbar ist, muss von den
Herausforderung 3
Anlagenbetreibern verlangt werden. Mittels
Ressourceneffizienz beginnt in
Förderung der technologischen Entwicklungen
Produktion und Konsum
ist nicht nur die ökologische Wirkung sondern auch die ökonomische Effizienz zu verDie Aussicht auf vermehrte Verwendung
bessern.
sekundärer Materialien darf indessen nicht
darüber hinwegtäuschen, dass Rohstoffe und
Energieträger weltweit in stark steigenden
Herausforderung 5
Mengen genutzt werden. Gewinnung und
Risiken neuer Produkte und
Einsatz von sekundären Rohstoffen sind oft
Technologien
erst in geringem Masse möglich. Die Produktion von Gütern ist daher so anzulegen,
Neue Produktionstechniken und neue Prodass Rohstoff- und Energieverbrauch optidukte können bisher nicht bekannte Entmiert sind, möglichst wenig Produktionssorgungsprobleme schaffen. Elektrische und
abfälle anfallen und die Umweltbelastung
minimiert wird. Es ist keine neue Forderung, elektronische Geräte waren früher einfach zu
klassieren und − zu Abfall geworden − auch
die Produkte auf Wiederverwendung (Reparierbarkeit, weitere Nutzung von Produkt- relativ einfach zusammenzuführen. Heute
gibt es in vielen Produkten Elektronik. Entbestandteilen) oder Recycling hin zu konzisorgungskonzepte dazu müssen neu entwipieren. Nicht mehr von der Wiege bis zur
Bahre, sondern von der Wiege bis zur Wiege ckelt werden, sollen die darin enthaltenen
wertvollen technischen Metalle gesammelt
(cradle to cradle) sollen Produkte gestaltet
und wiederverwertet werden. Bisher sind
werden. Auch wenn diese Forderung an die
erst begrenzte Gütermengen zu Abfall geProduktion erfüllt sein sollte, bleiben sparworden, die mittels Nanotechnologie produsamer Ge- und Verbrauch wichtig. “Share
ziert worden sind. Mengensteigerungen und
Economy” (nach dem Harvard-Ökonomen
Martin Weizmann) zielt darauf, dass Produk- eine zunehmende Produktevielfalt sind aber
absehbar. Die Entsorgungsfragen können
tions- und Gebrauchsgüter gemeinsam gekauft oder gemeinsam benutzt oder verliehen und müssen in Kooperation frühzeitig angegangen werden. Es verlangt Aufmerksamkeit
werden.
der Verantwortlichen, um rechtzeitig Problemlösungen bereit zu halten. Andererseits
Auf die Produktion von Gütern einzuwirken,
bieten neue Technologien wie die Nanotechist den Abfallverantwortlichen in einer international arbeitsteiligen Wirtschaft weitgehend nologie die Chance bei der Produktion von
verwehrt. Verbesserungen können vor allem Gütern Ressourcen zu schonen und die Resin Kooperation mit der produzierenden Wirt- sourceneffizienz drastisch zu erhöhen.
6 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
Herausforderung 6
Entsorgungssicherheit erhalten
9
Abfolge der Anlagenkapazitäten (Mengenszenario Basis)
800 000
t/Jahr
Mengenszenario Basis
Abfallanlagen sind oft Grossanlagen, die
mit hohen Investitionen für langjährigen
Gebrauch erstellt werden. Ihre Kapazitäten
lassen sich in einer dynamischen Wirtschaft
kurzfristig nur beschränkt an neue Bedürfnisse und Erkenntnisse anpassen. Umso
wichtiger ist eine langfristig angelegte, flexible Planung, welche angemessene Reaktionen innert nützlicher Frist ermöglicht.
3. Ofenlinie Hagenholz (2K2) 120 000 t/a für erhöhten Fernwärmebedarf
700 000
Ersatz HH 2K1
600 000
ERZ Hagenholz Zürich
Ersatz HH 2K3
500 000
Ausbau KEZO + 120 000 t/a
400 000
KEZO Hinwil
Neuanlage KEZO 120 000 t/a
300 000
Ersatz SW OL2 100 000 t/a
Entsorgungssicherheit heisst in einem dicht
besiedelten Gebiet, wie es der Kanton Zürich
darstellt, auch das Bereitstellen ausreichender Deponievolumina für die verschiedenen
Abfallkategorien. Parallel zur Suche und
Sicherung geeigneter Deponiestandorte ist
natürlich auch die Reduktion der zu deponierenden Abfälle voran zu treiben. Die
zunehmende Verdichtung beim Bauen hat
zu einem riesigen Massenstrom an unverschmutztem Aushub geführt. Zwar ist dieser
Aushub umwelttechnisch weitgehend unproblematisch, aber auch für diese Mengen
sind ausreichende Ablagerungsstandorte
und -Volumina zu sichern. Parallel dazu ist
auch die Reduktion der zu deponierenden
Abfälle voranzutreiben.
200 000
100 000
Stadtwerk Winterthur
ZV Horgen
Neuanlage Limeco auf 120 000 t/a (2 Linien)
wenn Fernwärmeausbau wie geplant
Limeco Dietikon
0
2011
2016
2021
2026
2031
2036
2041
2046
Zielkapazität 2035: 780000 t/a
Dietikon
Hinwil (KEZO)
Horgen
Winterthur
Zürich Hagenholz (HH)
120000 t/a
120000 t/a
nicht mehr in Betrieb
180000 t/a
360000 t/a
Neuanlage
Neuanlage
Stilllegung 2030
Ersatz der 2. Ofenlinie 2025/26
3. Ofenlinie ab 2025
Quelle: Überprüfung der Kapazitäts- und Standortplanung der thermischen Verwertung
von Abfällen im Kanton Zürich 2012–2035 (Juli 2012)
nicht mehr den Anforderungen. Es entstehen
somit auch in einer auf Sekundärressourcen
basierenden Wirtschaft Abfälle, die nicht
mehr gebraucht werden können und in einer
(letzten) Senke abgelagert werden müssen.
Die Abfallwirtschaft wird sich in den kommenden Jahren vermehrt um die Verfügbarkeit und Sicherheit dieser Senken kümmern
müssen.
Es existieren aber auch ungewollte und
unkontrollierte Senken. Beispiele dazu sind
Emissionen in die Luft bei Produktion und
Gebrauch sowie Auswaschungen von Stoffen
aus Bauwerken oder Gebrauchsgegenständen mit nachfolgender Ablagerung in Seen
und Fliessgewässern. Wie viel Phosphor liegt
in den Schweizer Seen? Welche Mengen an
Schwermetallen liegen in den Fliessgewässern, in den Seen und im Raum der Stauwehre? Auch von diesen Senken können
negative Wirkungen auf Umwelt und Mensch
ausgehen. Ihre Sanierung oder Beseitigung
ist in der Regel mit hohem Aufwand verKiesabbaugebiete werden
bunden oder gar nicht möglich. Um ihr Entvermehrt zu Ablagerungsstandorten
für unverschmutzten Aushub
stehen weitgehend zu vermeiden und
negative Auswirkungen zu minimieren sind
zusammen mit der Wissenschaft und der
Wirtschaft Lösungen zu finden. Überdies
Herausforderung 7
haben belastete Standorte ebenfalls den
Sichere Senken
Anforderungen von sicheren Senken zu geWenn man Rohstoffe in mehreren Zyklen ein- nügen oder sie sind zu saninieren.
setzen will, bedingt dies konsequentes Ausscheiden von Schadstoffen wie z.B. Quecksilber, Cadmium und PCB (polychlorierte Biphenyle). Auch entsprechen die eingesetzten
Rohstoffe nach mehreren Gebrauchszyklen
in ihren funktionellen Qualitäten teilweise
Herausforderungen 7
2. Ausgangslage −
Bezug zur Planung 2011···2014
langt. Das Thema der (letzten) Senken ist
in seiner Wichtigkeit erkannt und angegangen worden. Die folgenden Abschnitte in
Die vorliegende Abfall- und Ressourcenplanung ist wie verwandte Berichte des AWEL diesem Kapitel beleuchten in knapper Form
die Erfolge in den im Bericht 2011···2014 als
ein Element der strategischen Umweltplanung des Kantons Zürich. Sie nimmt Bezug Schwerpunkte definierten Anliegen.
auf wichtige nationale und internationale
Entwicklungen, welche den Bereich AbfallHohe Selbststeuerung der
und Ressourcenwirtschaft beeinflussen.
Abfallwirtschaft erreichen
Für jeden Teilplanungsbereich werden die
Herausforderungen und notwendigen MassDem seit rund 10 Jahren angewendeten Zielnahmen erarbeitet und aufeinander abgesystem kommt heute in hohem Masse eine
stimmt.
Steuerungsfunktion zu. Gleichzeitig ermöglicht es, die Absichten des AWEL in der
1989 hat der Kanton mit dem Abfallkonzept
Abfall- und Ressourcenwirtschaft gegenüber
erstmals eine Planung nach den Vorgaben
allen Akteuren zu kommunizieren. Es geht
der bundesrechtlichen Technischen Verordnung über Abfälle (TVA) vorgelegt. Bereits aber auch darum, die Rahmenbedingungen
zum vierten Mal als rollende Planung erstellt, im Hinblick auf angemessene Selbstregulierung zu setzen. In verschiedenen Bereichen −
schliesst der Massnahmenplan der Abfallund Ressourcenwirtschaft 2015···2018 naht- etwa bei den Rückbaustoffen − wurden als
Grundlage die Systemkenntnisse verbessert.
los an frühere Bestrebungen des Kantons
Dazu braucht es aber immer auch kooperaZürich an, regelmässig eine Gesamtschau
tive Ansätze. Das heisst, als richtig erkannte
der Problemstellungen vorzunehmen. Die
Lösungen müssen in Zusammenarbeit mit
eigenen Aktivitäten werden im Interesse erhöhter Wirksamkeit überprüft, bewertet und den direkt Betroffenen umgesetzt werden.
die Absichten zuhanden aller Akteure auch
klar kommuniziert.
Den Stand der Technik dokumentieren,
kommunizieren, umsetzen
Die vergangenen vier Jahre waren geprägt
von einem steigenden Interesse an sekunDas Zürcher Abfallgesetz von 1994 verlangt
dären Ressourcen und der Energiegewindie systematische Weiterentwicklung der
nung aus Abfall. Zur Sicherstellung eines
ökologischen und technischen Fortschritte.
hohen Niveaus in ökologischer Hinsicht
Die regelmässige Dokumentation des
haben Ermittlung und Durchsetzung des
Standes der Technik (SdT) kann das frühere
Standes
der
Technik
hohe
Bedeutung
erAbfallkonzept 1989 und
nachfolgende 4-Jahresplanungen
Konzept der Grenzwerte weiter entwickeln
und in Teilbereichen ersetzen. Tatsächlich
konnte in verschiedenen Bereichen, namentlich für die Abfallanlagen, der SdT eruiert
und dokumentiert werden, so etwa für die
KVA sowie für Anlagen zur Behandlung von
Bausperrgut und Altlastenmaterial. Damit
sind auch die Grundlagen für das Vorgehen
bei weiteren Anlagen und Problemstellungen
gelegt. Die Branchenverbände und verantwortlichen Akteure partizipierten an diesem
Prozess. Im Rahmen der Erneuerung der
Betriebsbewilligungen wurden – basierend
auf der Dokumentation des SdT und unter
Abwägung der wirtschaftlichen Tragbarkeit −
die erforderlichen Massnahmen zur Erbringung der ökologischen Leistung festgelegt.
Die fünfte Planungsperiode
8 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
Abfälle sind Rohstoffe − Schliessung
von Stoffkreisläufen
Es wurde als vordringliches Ziel postuliert,
die Stoffkreisläufe weiter zu schliessen. Mit
reduziertem Energie- und Primärressourcenverbrauch soll der ökologische Fussabdruck
verringert werden. Neben der seit langem erfolgreich praktizierten Sammlung von Separatabfällen erstreckten sich die Bemühungen
auf die Wiederverwendung von Rückbaustoffen, auf die Gewinnung der Metalle sowie der
mineralischen Komponenten aus Verbrennungsrückständen und auf die Verwertung
von Altlastenmaterial. In diesen Bereichen sind
wohl die wichtigsten Fortschritte zu verzeichnen. Das Bestreben zur Rückgewinnung
von Stoffen aus Abfällen ist in allen Planungsbereichen spürbar. So wurden auch Anstrengungen unternommen, die produzierenden
Betriebe für ein abfallgerechteres Verhalten
Beschickung einer KVA-Feuerung
zieren. Mit den Bemühungen zur Rückgezu gewinnen. Es ist indessen offensichtlich,
dass die Wirtschaft hier erst am Anfang einer winnung von sekundären Rohstoffen wird
letzteres automatisch erreicht. Durch die
längeren Entwicklung steht.
Gewinnung von Metallen aus der Schlacke
und aus den Rauchgasreinigungs-Rückständen sowie durch die Sicherstellung einer
Energetische Nutzung von Abfällen
hohen Ausbrandqualität wird insbesondere
auch die Qualität des zu deponierenden
Die konsequente Energienutzung der KVA
wurde im Rahmen einer komplexen Planung Materials deutlich verbessert.
der Kapazitäten unter Berücksichtigung des
Es konnten zudem ausreichend AblagerungsStandes der Technik sowie der erweiterten
standorte für die kommenden 25 Jahre raumSchlackennutzung auf einen Zielpfad gebracht. Die erarbeiteten Grundlagen und die planerisch gesichert werden.
vereinbarten Mechanismen erlauben eine
echte und sehr flexible Steuerung. Die UmUnterstützung der Gemeinden in
setzung wird aufgrund von notwendigen
Investitionen und Umstellungen noch einige ihrer Aufgabe
Zeit beanspruchen. Die Biomassekraftwerke
Auch in der abgelaufenen Planungsperiode
sind diesbezüglich ebenfalls gefordert. Die
wurde viel zur Unterstützung der Gemeinden
Vergärung von biogenen Abfällen hat eine
in ihren Abfallaufgaben unternommen. Es
weitere Steigerung erfahren.
wurden Unterlagen für die Optimierung der
Sammlung von Kehricht und Separatabfällen
bereitgestellt. Es besteht ein Benchmarking
Die Sammlung von Separatabfällen
zu den Abfallkosten. Im Rahmen der jährlich
konsequent weiterführen
stattfindenden Gemeindeseminare wird ein
Auch wenn ein breites Spektrum von Stoffen reger Gedankenaustausch gepflegt. Die
aus den KVA-Rückständen zurückgewonnen Gemeinden haben die Möglichkeit ihre Anliegen einzubringen. So werden die jeweiligen
werden kann, dürfen die Bemühungen zur
Sammlung von Separatabfällen nicht gemin- Schwerpunktthemen wesentlich nach ihren
Wünschen gestaltet. Das Thema Submission
dert werden. Dank dem Engagement von
von Entsorgungsaufträgen wurde ebenfalls
Bürgerinnen und Bürgern konnten die Sammelquoten hoch gehalten, da und dort sogar angegangen.
leicht gesteigert werden. Die Sammlung von
weiteren Kunststoffabfällen wurde durch die
Koordination mit anderen Aufgaben
Grossverteiler in Angriff genommen (Hohlkörpersammlung).
Die Abfall- und Ressourcenplanung wurde
in Absprache mit anderen Planungsbereichen
im Umweltbereich vorgenommen. Durch die
Nur noch nachsorgefreie Materialien
enge Koordination mit den Planungsbe(sicher) deponieren
reichen Energie, Wasser und Lufthygiene wird
Das Ziel wurde formuliert nicht nur die Quali- eine wirkungsvolle Umsetzung gewährleistet.
tät des deponierten Materials zu verbessern,
sondern auch die Massenströme zu redu-
Ausgangslage 9
3. Das Zielsystem –
Ziele und Strategieelemente
Das Zielsystem der Abfall- und Ressourcenwirtschaft im Kanton Zürich wurde im Rahmen
der Planung 2002···2006 als Führungsinstrument konzipiert. Ziele, Strategieelemente
und Indikatoren werden seither im Rahmen
eines definierten Prozesses periodisch überprüft und soweit nötig angepasst. Die Ziele
der einzelnen Teilplanungsbereiche orientieren sich an den übergeordneten Zielen
und werden daraus abgeleitet.
Das Zielsystem ermöglicht ein systematisches und vergleichbares Vorgehen in den
verschiedenen Tätigkeitsbereichen. Die definierten Ziele sind gleichzeitig auch Element
der Kommunikation. Es ist wichtig, dass die
Akteure der Abfall- und Ressourcenwirtschaft
die Intentionen des Kantons jederzeit erkennen und sich daran orientieren können.
Der Kanton will ein berechenbarer Partner
sein.
3.1 Ziele der Abfall- und Ressourcenwirtschaft im Kanton Zürich
Ziele
1
Nachsorgefrei bedeutet kurz- und
langfristig ohne umweltrelevante
Immissionen in Luft, Wasser und
Boden.
2
Effizienz ist ein Mass für ein
Ergebnis unter Berücksichtigung der
eingesetzten Mittel.
1
2
3
4
Ressourcen
schonen, Ressourcen nutzen
Abfall- und Ressourcenwirtschaft erzeugen nur Rohstoffe
und Produkte, die in
den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt
werden und Stoffe,
die zur eventuellen
späteren Nutzung
nachsorgefrei1 zur
Seite gelegt werden
können.
Nicht erneuerbare
Ressourcen werden
durch erneuerbare
ersetzt. Erneuerbare
Ressourcen werden
nachhaltig genutzt.
Ökoeffizienz und
Energieeffizienz2
Der ökologische
Nutzen bei sich entwickelndem Stand
der Technik soll unter
Berücksichtigung des
Aufwandes maximiert
werden (Ökoeffizienz).
Die im Abfall enthaltene Energiemenge
wird gemäss Stand
der Technik in nutzbare Energie umgewandelt und genutzt
(Energieeffizienz).
Optimierte Entsorgungssicherheit
Entsorgungssicherheit ist gegeben, wenn
die Abfälle innert nützlicher Frist umweltgerecht und gemäss
dem Stand der Technik entsorgt werden
können.
Logistik und Infrastruktur der Entsorgung werden laufend
optimiert, die Anlagenkapazitäten sind
nahe am effektiven
Bedarf.
Entsorgungskapazitäten sind soweit notwendig zu definieren.
Schutz von
Umwelt und
Bevölkerung
Umwelt und Bevölkerung sollen vor negativ wirkenden Stoffen
aus Entsorgung und
Abfallverwertung –
bei Risiken auch vorsorglich – geschützt
werden.
Abfälle, die nicht verwertet oder zerstört
werden können,
werden gemäss dem
Stand der Technik
behandelt und prioritär im Inland nachsorgefrei1 abgelagert.
Schadstoffe sind in
sichere (letzte)
Senken zu lenken.
Die Entwicklung von der Abfall- zur Ressourcenwirtschaft, wie sie sich etwa in den Bemühungen um das Urban Mining manifestiert,
ist im Ziel 1 deutlich erkennbar. Hier wird
auch klar, dass der Kanton die Ressourcennutzung umfassend und langfristig versteht.
Ziel 2 unterstreicht das Streben nach erhöhter
ökologischer und ökonomischer Effizienz
aber auch nach Energieeffizienz. Beschreibung
und Durchsetzung des aktuellen Standes
der Technik hat in diesem Zusammenhang
eine hohe Bedeutung. Die optimierte Entsorgungssicherheit (Ziel 3) ist unverändert wichtig. Gerade bei grossen Anlagen wie den KVA
sollen mittels weitsichtiger Kapazitätsplanung nicht nur Unter- sondern auch Überkapazitäten vermieden werden. Nachsorgefreie
Lagerung von Abfall im Inland und die vermehrte Lenkung von Schadstoffen in sichere
letzte Senken wurden als bedeutungsvoll erkannt und im Zielsystem (Ziel 4) ergänzt.
3.2 Indikatoren der Abfallwirtschaft
Für jeden Teilplanungsbereich wurde ein
umfangreiches Set von Beobachtungs- und
Wirkungsindikatoren definiert, welches sich
an den jeweiligen Zielen orientiert. Dieses
dient der Überwachung und Steuerung des
Systems. Die Berechnung der Indikatoren ist
detailliert umschrieben und teilweise mit
Fehlerangaben hinterlegt. Für die meisten Indikatoren sind Zielgrössen oder Sollwerte
festgelegt. Der Vergleich von Ist- und Sollwerten liegt am Anfang jedes Planungsschrittes. Entscheidende Abweichungen von Soll
und Ist lösen in aller Regel Korrekturmassnahmen aus.
Das Indikatorenset muss laufend überprüft
und gegebenenfalls weiter entwickelt werden. Die entsprechenden Prozesse sind umschrieben.
10 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
Es wurde darauf verzichtet einen übergeordneten Indikator zu berechnen und darzustellen. Ein solcher kann der komplexen
Realität der Abfallwirtschaft als Ganzes und
ihrer Problemstellungen kaum gerecht
werden, um als Steuerungsgrösse herangezogen zu werden.
Klärschlamm-Asche, aus der
Phosphor extrahiert werden soll
3.3 Strategieelemente
A
B
C
D
Definiertes Rollenverständnis
Die Aufgaben des
Kantons als Regulator sind:
− Standards unter
Wahrung der
Rechtsgleichheit
entwickeln und
durchsetzen
− Anlagenstandorte
sichern
− (optimale) Kapazitäten gewährleisten
− Marktmechanismen und Vorbildfunktion der
öffentlichen Hand
nutzen
− Monitoring bzw.
Umweltbeobachtung betreiben.
Der Staat gibt für die
Tätigkeit der Abfallwirtschaft klare,
durchsetzbare
Leitplanken vor. Die
Akteure der Abfallwirtschaft handeln in
diesem Rahmen
eigenverantwortlich.
Aktive Information
und Kommunikation
Informationen werden
aktiv nach aussen getragen und sind allen
Betroffenen zugänglich. Grundlage ist
Transparenz, z.B.
bezüglich Kosten,
Zielen und Handlungsweisen.
Kommunikation wird
gefördert durch
Mitwirkung und
Mitbestimmung aller
Betroffenen. Das
Ausmass von Mitwirkung und Mitbestimmung wird festgelegt.
Kostenwahrheit
Kostenwahrheit setzt
Kostentransparenz
voraus.
Sie wird geschaffen
durch verursachergerechte Kostenverteilung sowie durch
Internalisierung der
externen Kosten.
Kooperation
Die partnerschaftliche
Zusammenarbeit
mit Kunden wird zielorientiert gesucht.
Die Kooperation mit
Gemeinden, Industrie
und Gewerbe, der
Entsorgungswirtschaft, mit Verbänden, Bund und den
anderen Kantonen
sowie mit nationalen
und internationalen
Organisationen und
Hochschulen soll
über den Erfahrungsaustausch die Suche
nach wirkungsvollen
und effizienten
Lösungen erleichtern.
Strategieelemente
Aus Trockenschlacke gewonnene
Fraktion mit hohem Kupfer- und
Aluminiumanteil
(Foto: ZAR)
Es hat sich als absolut entscheidend herausgestellt, dass der Kanton in seiner Arbeit ein
klares Rollenverständnis entwickelt und in
der Folge danach lebt. Gestützt darauf definiert er die Leitplanken, welche den Akteuren
der Branche auch Freiraum lassen. Aktive
Information und Kommunikation machen den
Kanton zu einem berechenbaren Partner.
Kostenwahrheit wird angestrebt. Als sehr
zielführend hat sich das Angebot zur Kooperation mit allen Partnern erwiesen. Sie ist vor
allem für Problemstellungen wichtig, welche
die Wirtschaft betreffen bzw. wenn von ihr ein
wichtiger Lösungsbeitrag erwartet wird.
Das Netz der in Abfallfragen kooperierenden
Partner ist denn auch weit gespannt.
Zielsystem 11
4. Urban Mining –
Beitrag zur Ressourcenwirtschaft
Der Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2011···2014 hat sich erstmals “Urban Mining” – die Nutzung der aus
der Verwendung ausscheidenden Rohstoffe
in Produkten − auf die Fahne geschrieben.
In der Planungsperiode wurde das Vorhaben
entscheidend vorangebracht. Die Absicht,
den Phosphor aus Klärschlamm verfügbar zu
machen, wird intensiv verfolgt. Das Zentrum
für nachhaltige Abfall- und Ressourcennutzung hat wichtige neue Erkenntnisse erarbeitet, die jetzt umgesetzt werden können.
Und nicht zuletzt sind wichtige Schritte beim
grössten Massenstrom, den Rückbaustoffen,
gemacht worden. Die eigens entwickelte
Urban Mining Potenzialbetrachtung (siehe
Kapitel 4.5) soll die Entscheidfindung für
künftige Aktivitäten unterstützen.
Die Stadt als Rohstofflager
Rohphosphatpreise immer grösseren
Schwankungen unterworfen.
Andererseits liegt in den Abfällen Klärschlamm
und tierische Abfälle unserer Zivilisation ein
noch sehr grosses Potenzial brach. Die Phosphorbilanz Schweiz zeigt, dass die ganze im
Klärschlamm gebundene Menge Phosphor
etwa gleich gross ist, wie die heute mit Mineraldünger aus geogenen Quellen importierte
Menge (fast 6000 t/Jahr). Mit dem bis heute
praktizierten Klärschlammentsorgungskonzept wird diese wertvolle Ressource im
Kanton Zürich noch nicht genutzt. Noch
gravierender ist jedoch, dass der grösste Teil
des Potenzials dissipativ für immer verloren
geht. Er wird verdünnt mit Zement in der
Infrastruktur eingebaut oder mit Verbrennungsrückständen vermischt in Deponien abgelagert.
4.1 Phosphor aus Klärschlamm
Die Ressource Phosphor (P) ist im Vergleich
zu anderen Rohstoffen finanziell und mengenmässig wenig attraktiv, um ein Urban Mining
zu rechtfertigen. Sie ist aber neben Wasser
und Luft eine der wichtigsten Ressourcen für
den langfristigen Fortbestand von Mensch
und Umwelt überhaupt. Ohne Phosphor
können Menschen, Tiere und Pflanzen nicht
leben. P ist ein unersetzlicher Rohstoff für die
landwirtschaftliche Produktion. Die relevanten
abbaubaren Vorkommen in geogenen Minen
sind weltweit auf wenige, teils politisch instabile Länder begrenzt. Jetzt schon wird die
Qualität infolge höherer Schadstoffbelastung
(vor allem Cd) laufend schlechter. Damit
verbunden nimmt die heute schon hohe Umweltbelastung der Primärrohstoffnutzung
Extraktion von Phosphor aus weiter zu, in absehbarer Zeit gehen die geoKlärschlammasche,
Grossversuch Leachphos, KVA Bern genen Quellen zur Neige. Auch sind die
(Foto: BSH, Sursee)
Detaillierte Abklärungen unter Einbezug der
Klärschlammproduzenten und -entsorger
führten zum Entscheid für das zukünftige
Klärschlammentsorgungskonzept unter Einbezug der Kriterien Phosphor-Nutzung, Kosten und Energie. Schon ab Mitte 2015 wird
mit der Inbetriebnahme der neuen zentralen
Klärschlammverwertung im Klärwerk Werdhölzli für den ganzen Kanton die Dissipation
des Phosphors aus Klärschlamm gestoppt.
Ab dann steht praktisch das ganze Phosphor-Potenzial aus dem Zürcher Abwasser
zur direkten Rückgewinnung zur Verfügung.
Zurzeit existieren für die favorisierten Rückgewinnungsverfahren von Phosphor aus
der Klärschlammasche noch keine grosstechnischen Anlagen. Umfangreiche Abklärungen sind seit Anfang 2011 im Rahmen
des Projekts «Phosphor Mining im Kanton
Zürich» realisiert worden. Ziel dieses Projekts ist es, durch die wirtschaftlich vertretbare und grosstechnisch machbare direkte
Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlammasche einen verwertbaren oder emissionsfreien mineralischen Rückstand zu produzieren. Dank der Rückgewinnung aus der
urbanen Mine Klärschlamm soll in Zukunft
die Umweltbelastung im Vergleich zur Versorgung aus geogenen Lagerstätten sowie die
Abhängigkeit von Importen und steigenden
Rohstoffpreisen gesenkt werden.
12 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
4.2 Industrielle Metallverwertung aus
KVA Schlacke – die ZAV Recycling AG
Die im Rahmen der Stiftung Zentrum für
nachhaltige Abfall- und Ressourcennutzung
(ZAR) gewonnenen Erkenntnisse zu den
Möglichkeiten der Metallrückgewinnung aus
der KVA-Schlacke haben 2013 zur Gründung
der ZAV Recycling AG geführt. Vier von fünf
KVA Betreibern des Kantons Zürich haben
diese Gesellschaft mit dem Ziel gegründet, in
den kommenden Jahren die KVA-Schlacke
möglichst weitgehend zu verwerten. Die Gesellschaft zielt vorerst darauf, möglichst viele
Metalle wieder in den Kreislauf zurück zu
führen. Damit soll in erster Linie eine ökologische Verbesserung erzielt werden. Diese
wird erreicht
− durch die Verringerung der Metallablagerung auf der Deponie,
− durch die vollständigere Verbrennung
(TOC-Wert der Schlacke <0.5%) und
− durch den Ersatz von primären durch
sekundäre Metalle.
Schema der Aufbereitungsanlage
treiber müssen ihre Anlagen noch auf Trocken- der ZAV-Recycling AG
austrag umrüsten, um liefern zu können.
Zum zweiten werden mit der SchlackenverDenn die Anlage kann nur trocken ausgewertung auch finanzielle Verbesserungen
für die Betreiber erwartet. Die Annahmepreise tragene Schlacke verarbeiten. Aufgrund der
Erfahrungen im ZAR werden im Einzelnen die
für die Schlackenlieferung liegen deutlich
folgenden Ziele verfolgt:
unter den Deponiegebühren. Die ZAV-Recycling AG wird die Erträge aus dem Wertstofferlös an die anliefernden KVA-Betreiber Ausbeute (kg rückgewonnenes Metall/
weitergeben. Dies könnte sich positiv auf die kg Metall in der Schlacke):
− Eisen
>98%
KVA-Annahmegebühren auswirken.
− Aluminium
>95%
− Kupfer
>90%
Die Verwertungsanlage der ZAV-Recycling
Restschlacke (mg Metall/kg depon. Schlacke):
AG in Hinwil auf dem Betriebsgelände der
Aluminium <400 mg/kg
KEZO wird Mitte 2015 in Betrieb gehen. Sie
<350 mg/kg
wurde auf eine Kapazität von 200000 Tonnen Kupfer
Trockenschlacke ausgelegt, was etwa einem
Das angewendete Verfahren erlaubt eine
Drittel des Schlackenanfalls in der Schweiz
entspricht. Es geht darum, die in den Verwer- gemessen am vorhandenen Potenzial sehr
tungsrückständen und anderen Abfällen ent- hohe Metallausbeute.
haltenen metallischen Wertstoffe zu extraEs wird damit gerechnet, dass zudem etwa
hieren und so aufzubereiten, dass sie pro2% Glas entnommen werden können. An
blemlos in den Rohstoffkreislauf zurückgeder Verwertung der etwa 85% mineralischer
führt werden können. In einem weiteren
Anteile wird im ZAR weiter gearbeitet. Neue
Schritt sollen mineralische Stoffe so aufbereitet werden, dass sie entweder nachsorge- Erkenntnisse wird die ZAV Recycling AG
zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls im
frei deponiert oder als Rohstoff verwertet
industriellen Massstab umsetzen.
werden können. Im Rahmen des von der
Stiftung ZAR entwickelten Thermo-RecyclingVerfahrens werden folgende Prozessschritte Differenzierte Ökobilanzen zeigen, dass mit
dem neuen Verfahren ganz erhebliche ökoausgeführt:
− Abfallkonfektionierung,
logische Verbesserungen möglich sind. Die
− thermischer Aufschluss,
im Rahmen von Grossversuchen ermittelten
− Schlackenaufbereitung,
Metallgehalte liegen meist über denjenigen
− Veredelung der Rohstoffe,
von Erzen, die als abbauwürdig gelten. Da
− Rückführung der gewonnenen Rohstoffe
jeweils mehrere direkt verwertbare Metalle
in den Kreislauf und
in gut sortierter Form gewonnen werden,
− umweltschonende Zwischenlagerung der darf auch bei reduzierten Metallpreisen von
Reststoffe.
einem wirtschaftlichen Betrieb ausgegangen
werden.
Die Anlage ist so konzipiert, dass die Verarbeitungsmenge sukzessive erhöht werden
kann. Die meisten der beteiligten KVA-Be-
Urban Mining 13
Neu sind Unternehmen dazu übergegangen,
den Mischabbruch nicht nur zu sortieren und
zu brechen, sondern auch zu waschen, um
damit eine höhere Homogenität und somit
auch eine bessere statische Berechenbarkeit
zu erreichen. Ähnlich wie bei der trockenen
Aufbereitung werden in einer Abfolge von
wiederholtem Brechen, Aussortieren unerwünschter Fremdstoffe und Sieben mehrere
Sortimente geschaffen, die sich vor allem
bezüglich Körnung der Hauptkomponenten
unterscheiden. Der Waschvorgang erfolgt
ähnlich wie beim primären Kiesmaterial. Er
erlaubt es insbesondere, Fein- und Grobanteile zu trennen. Diese können je nach benötigter Baustoffqualität später wieder gezielt
zusammengeführt werden. Ein Vermischen
mit Primärmaterial ist ebenfalls möglich.
Aufbereitung von Mischabbruch,
Richi AG, Weiningen 4.3 Die Verwertung von Mischabbruch
Die Verwendung von Betonabbruch als
(Recycling-)Material in neuem Beton ist heute
erfreulicherweise schon ziemlich häufig anzutreffen. Bei Gebäudeabbrüchen fällt aber
auch relativ viel gemischtes mineralisches
Abbruchmaterial an. Wechselnde Zusammensetzung, insbesondere auch die Vermischung
mit organischem Material und unterschiedliche Körnung erschweren hier die Verwendung als hochwertiges Recycling-Baumaterial. Für die Herstellung von Magerbeton
ist die Trockenaufbereitung mit Aussortieren
von Fremdmaterial, Brechen sowie Sieben
mittlerweile üblich. Noch selten ist hingegen
die Verwendung in der Konstruktion.
Der aufbereitete Mischabbruch lässt sich –
mit ähnlichen statischen Werten wie Primärkies − auch im Konstruktionsbeton verwenden. Bei den Baufachleuten gibt es noch
erhebliche Vorbehalte. Wie bei allen Neuerungen wird deren Überwindung noch einige
Zeit in Anspruch nehmen. Beschleunigend
für die Verbreitung wirken sich gebaute Beispiele aus. Die Hersteller dieses konfektionierten Mischabbruch-Materials stellen fest,
dass häufig alte Gewohnheiten und fehlende
Erfahrung die Verwendung verhindern. Ziel
der Hersteller ist es, ein Baumaterial mit
definierten Anwendungswerten anzubieten,
welche zu keinen Unsicherheiten Anlass
geben und in dieser Form von den Normengremien akzeptiert sind.
Die Bauprodukte aus Mischabbruch
sind funktional wie Primärkies und
Betongranulat anzubieten,
Richi AG, Weiningen
14 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
4.4 Kies für Generationen
In den kommenden Jahren wird eine zunehmende Bauerneuerung erwartet. Dabei
anfallende Rückbaumaterialien müssen aufbereitet und in die Baustoffmärkte zurückgeführt werden. Die Bauwirtschaft erhält hier
die Chance, sich mit den Rückbaustoffen die
Baustoff-Ressourcen zu sichern und sich
an ihrer Wertschöpfung zu beteiligen. Die
Nachfrage nach Baustoffen nimmt vor allem
im Hochbau zu. Im Tiefbau dagegen wird sie
sinken, da hier in erster Linie die bestehende
Infrastruktur zu erhalten ist. In Zukunft wird
die Baustoffbranche deshalb mit Vorteil vermehrt gebundene Rückbaustoffe anbieten,
wie sie im Hochbau zum Einsatz kommen,
zum Beispiel Beton. Rückbau- und Kiesmarkt
werden vermehrt zusammenwirken müssen,
was entsprechende Rahmenbedingungen
erfordert. Rückbaustoffe sollen als alltägliche
Baustoffe betrachtet und eingesetzt werden.
Ungenügende Funktionalitäten müssen
beseitigt werden. Werden Rückbaustoffe verwertet, lassen sich Deponievolumen und
natürliche Rohstofflager schonen. Auch die
Wirtschaft zieht aus innovativen Technologien zur Verarbeitung und Qualitätssicherung
von Rückbaustoffen ihren Nutzen.
Geordneter Rückbau von
Altbauten
Die noch zu gründende Organisation «Kies
für Generationen» fördert die Verwertung von
Rückbaustoffen. Sie vernetzt Unternehmen
der Baubranche, Architekten, Planer, Bauherren und Behörden untereinander und
fördert den fachlichen Austausch. Die Organisation vermittelt Wissen über Angebot,
Verwendung und Herstellung von Rückbaustoffen, schafft Informationsunterlagen und
zeigt auf, wie sich Rückbaustoffe erfolgreich
verwenden lassen. «Kies für Generationen»
ist eine Initiative des Amtes für Abfall, Wasser, Energie und Luft des Kantons Zürich.
Zentrales Anliegen ist es, Rahmenbedingungen für die vollständige Integration der Rückbaustoffe in den Baustoffmarkt zu schaffen.
Baustoffe werden nach ihren Eigenschaften
und nicht nach Inhaltsstoffen vermarktet. Die
Produktverantwortung liegt in der Kompetenz
der Bauwirtschaft.
Weitere Hinweise finden sich in Kapitel 9
«Rückbaustoffe, Bauabfälle».
Neuste Informationen zum Stand des
Projekts werden laufend publiziert unter:
www.kiesfuergenerationen.ch
Aufbereitung von Rückbaustoffen
Urban Mining 15
Abfallprobleme zu lösen. Die öffentliche
Hand hat die Möglichkeit, die Gewinnung von
Sekundärrohstoffen entweder selber an die
Auf Einladung des AWEL fand im Herbst 2012 Hand zu nehmen oder diese – allenfalls bei
der Privatwirtschaft − zu veranlassen. Je
ein Expertenworkshop mit internationaler
nach Abfallart und Stoffen ist der Bund anBeteiligung zur Problematik der Sekundärgesprochen, oder Massnahmen sind gar auf
rohstoffe statt. Es wurde erkannt, dass diesen in Zukunft eine hohe Bedeutung zukom- internationaler Ebene vorzusehen.
men wird. Die öffentliche Hand hat öfters
Zugriff auf die Abfallströme. In jedem Fall gilt Ein Ergebnis des Expertenworkshops war
die Feststellung, dass vielfach mangelndes
es sorgfältig zu klären, wo ihre Gewinnung
Rohstoff-Systemverständnis und fehlendes
anzusetzen hat. Es stellt sich zudem die
Frage, ob sich relevante Mengen eines Stoffes Grundlagenwissen die Argumentation und
Strategiebildung erschweren. Als Vorbereimit vertretbarem Aufwand zurückgewinnen
lassen. Und nicht zuletzt sollen diese Mengen tung auf die neue Abfall- und Ressourcenplanung 2015···2018 wurde die Urban Mining
mithelfen, wichtige Versorgungs- und/oder
Potenzialbetrachtung entwickelt, welche den
Entscheid für oder wider eine aktive Rolle bei
Stoffflüsse und -lager von Kupfer in der Schweiz
der Rückgewinnung von Rohstoffen unterstützen soll. Das Ergebnis der Abklärungen
Total Lager
Kupferflüsse
Welthandel
Gebäude + Infrastruktur + Mobilien
kg/Kopf · Jahr, 2000
wird in Stoffdossiers festgehalten. Sie bilden
kg/Kopf, 2000 und 2060
die Grundlage für das Festlegen von Mass109
280
nahmen.
79
4.5 Stoffdossiers als Grundlage für
künftige Nutzungsentscheide
1.8
2.796
4
15.
222
0.86
110 120
18
0.7
6
Gebäude
Infrastuktur
Umwelt
5
0.32
9
01
0.
07
0.
Abbau &
Abriss 2
0
0.
0.8
0 .0 0
65
0.00
5
?
0.3
7
34
Mobilien
1.3
Produktion
1.4
2.3
2.43
2
3.3
180?
Deponien
34
67
49
Es wurden vorerst fünf Stoffdossiers erstellt,
nämlich für Kupfer, Gold, Seltenerdmetalle
(insbesondere Europium, Yttrium und Terbium), für Antimon und für Gips. Mittels Ökobilanzen konnten Primär- und Sekundärproduktion miteinander verglichen werden.
Die Stoffdossiers sind abgestützt auf den
international verfügbaren Stand des Wissens,
wie er sich aus einer breit angelegten Literaturrecherche ergab. Entsprechend besteht
zu jedem Stoffdossier ein umfangreiches
Literaturverzeichnis. Es wird jeweils eine
Wertung der aktuellen Situation gemäss
Nachhaltigkeitskriterien vorgenommen. Es
ist vorgesehen, in Zukunft bei Bedarf Dossiers zu weiteren Stoffen zu erstellen.
Stoffdossiers samt Struktur der Analyse
Literaturverzeichnis
1. Bedeutung des Rohstoffes
− Mengengerüst im weltweiten Kontext, Abbaugebiete, Kritikalität
2. Systemverständnis Schweiz
− Stoffflussanalyse zu Produktion, Nutzung, Entsorgung,
Rückgewinnungs-Möglichkeiten
Bedeutung der
Ressourcen
für die Welt, für
die Schweiz,
evtl. für Zürich
3. Primär-/Sekundärrohstoffe
− Mengenverhältnisse von Primär- zu Sekundärgewinnung
4. Ökologie der Sekundärproduktion im Vergleich
− Primärenenergiebedarf, Treibhausgas-Emissionen,
Umweltbelastung
5. Technologie
− Stand der Gewinnungstechnik des sekundären Rohstoffs
6. Ökonomie
− Weltmarktpreise, ihre Volatilität und Kosten der primären
und sekundären Produktion
Beurteilung der
NachhaltigkeitsAspekte
7. Gesellschaft
− Problemstellungen zur primären und sekundären Gewinnung
8. Zusammenfassung
− Handlungsbedarf in Relation zum Zielsystem der
Zürcher Abfallwirtschaft, zu grünen Wirtschaft;
Spider-Grafik
16 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
Erstes Fazit für
die Planung der
Zürcher Abfall-/
Ressourcenwirtschaft
5. Senken und Risiken
5.1 Letzte Senken
Senken als Schlüsselgrösse
Produktion, Einsatz und Entsorgung von
Stoffen können aus Sicht von herkömmlich
akzeptierten Konzepten wie der Ökobilanz
oder Ökoeffizienz beurteilt werden. Bei der
Beurteilung von Entsorgungs- und Verwertungswegen soll verstärkt die Sicht der Senken berücksichtigt werden − insbesondere
diejenige der letzten Senken. Es ist zu klären
wie ökologisch bedeutsam das «Verlieren von
Ressourcen», das gezielte Platzieren in letzten Senken bzw. wie wertvoll der Vorteil der
Rückführung in den Wirtschaftskreislauf ist.
Ein Schlüsselfaktor wird sein, für die verschiedenen letzten Senken wie Luft, Wasser,
Boden und Deponien einen bewertenden
Vergleich herbeizuführen. Mit der Methode
der ökologischen Knappheit existiert bereits
ein erfolgreich verwendetes Instrument, das
wertvolle Aussagen zu vermitteln vermag.
Dieses ist bezüglich Ablagerung von Schadund Wertstoffen noch zu verbessern.
Saubere Kreisläufe –
Produkte als Senken
Bereits 1986 entstand das «Schweizerische
Schwermetallbelastung der Sedimente Abfallleitbild». Dieses zeichnet die Kreislaufwirtschaft bereits vor. Professor Paul H.
2004−2011
Brunner, Technische Universität Wien,
%
fordert, dass die «Recyclingwirtschaft von
100
morgen» für saubere Kreisläufe sorgt. Schäd90
liche Stoffe müssen von künftigen Produktzyklen ferngehalten werden und die aus
80
sekundären Rohstoffen hergestellten Produkte eine einwandfreie Qualität aufweisen.
70
60
Zinkgewinnung aus Rauchgasreinigungs-Rückständen
(Fotos: KEBAG, Zuchwil)
Kreislaufwirtschaft beinhaltet neben
Urban Mining eine hohe Ressourceneffizienz in Produktion und Konsum
sowie die Nutzung sicherer Senken.
Produkte
50
Produktion
40
Konsum
30
20
10
0
Queck- Cadmium Blei
silber
쐽
쐽
쐽
sehr gut
mässig
schlecht
쐽
쐽
Chrom Nickel
Zink
Kupfer
gut
unbefriedigend
Schwermetalle in der Senke FliessgewässerSediment. Die Umweltanforderungen hinsichtlich
Kupfer und Zink wurden in knapp 40% aller
Abschnitte nicht erfüllt.
(Quelle: Zürcher Gewässer 2012, EntwicklungZustand-Ausblick, S. 25, AWEL 2013).
Die Schadstoffflüsse aus der Entsorgung in
die letzten Senken müssen mit denjenigen
aus Produktion und Konsum verglichen
werden (z.B. Schwermetallbelastung der
Sedimente). Sind wesentliche Anteile der
Entsorgung zuzuschreiben, so sind Alternativen zu prüfen.
Rohstoffe
Deponie
Boden
Wasser
Luft
End of Life
Minen
Stoffliche
Verwertung
Thermische
Behandlung
Energetische
Nutzung
Urban Mining
Senken und Risiken 17
5.2 Gefährliche Abfälle in
Untertagedeponien
Historische Entwicklung
Gefährliche industrielle Abfälle (= Sonderabfälle) wurden zwecks Entsorgung früher
direkt der Umwelt übergeben, indem sie verdünnt (z.B. Meer) oder in direkter Nähe zur
Biosphäre abgelagert wurden (z.B. Sondermülldeponie Kölliken). Im Laufe der Jahrzehnte wurden Umweltschäden und -risiken
dieser Praxis ersichtlich. Sonderabfälle
wurden nun zunehmend recycliert, thermisch
behandelt oder geordnet in Oberflächendeponien mit Basisbarrieren bzw. besonders
gefährliche Abfälle im tiefen geologischen
Untergrund abgelagert. Seit wenigen Jahrzehnten werden Sonderabfälle aus der
Schweiz in ausgedienten deutschen Salzbergwerken, den Untertagedeponien (UTD), eingelagert. Die Schweiz liefert derzeit hauptsächlich KVA-Rauchgasreinigungsrückstände
und Rückstände aus der chemisch-physikalischen Behandlung von Abwässern in ausländische UTD. Bei einigen UTD ist die
Rückholbarkeit der Abfälle vorgesehen, um
bei weiterer technologischer Entwicklung
eingelagerte Abfälle einem Recycling zuzuführen. Bisher sind allerdings nur minime
Abfallmengen wieder ausgebaut worden.
Aus dem Kanton ZH in Untertagedeponien exportierte Sonderabfallmenge
übrige Sonderabfälle 쐽
(inkl. Hydroxidschlämme)
weitergehende 쐽
Rauchgasreinigungsrückstände
Elektrofilter- und Kesselasche 쐽
Die über viele Jahre registrierten Wasserzuflüsse im Versuchsbergwerk Asse und in der
UTD Morsleben, in welchen schwach- und
mittelradioaktive Abfälle eingebaut wurden,
haben auch die Diskussion um die Sicherheit
der UTD für nicht-radioaktive Abfälle belebt.
Hydrogeologische Risiken
Die Ausbeutung von Lagerstätten im tiefen
Untergrund fügt dem Gestein häufig schwere
Verletzungen zu, was langfristig eine beträchtliche hydraulische Gefährdung für eine
Grube und deren Verschlüsse darstellen
kann. Es gibt eine grosse Zahl an Salzbergwerken, die bereits während der Betriebsphase oder später unabsichtlich mit Wasser
geflutet wurden. Sind gefährliche Abfälle eingelagert, muss mit der Ausbreitung von
Schadstoffen gerechnet werden.
Ein Teil der Experten vertritt heute die
Meinung, dass Wasser langfristig nicht von
verschlossenen Bergwerken und Gruben
ferngehalten werden kann (Zufluss von
Tageslaugen, vollständige Flutung). Die
Wahrscheinlichkeit der Flutung einer Grube
wird beeinflusst durch eine Reihe von technischen, baulichen, geologischen oder
hydraulischen Rahmenbedingungen und
zwar vor und nach Verschluss der Anlage.
Eine Quantifizierung dieser Wahrscheinlichkeiten − in Abhängigkeit der genannten Rahmenbedingungen − liegt heute nicht vor.
Auch wenn Gruben mit ihren Schächten und
Zufahrtsstrecken verschlossen werden, ist
dies keine Garantie gegen eine Flutung. Die
Entwicklung von Druckdifferenzen zwischen
dem Gebirgsdruck und dem Wasserinnendruck einer konvergierenden Grube etwa
kann zur hydraulischen Rissbildung, dem
“Fracking”, führen. Aufgrund der Dichtigkeitsunterschiede zum Gestein ist zudem
langfristig mit dem Phänomen des Auspressens von Restlaugen und eingelagerten
Schlämmen zu rechnen. Auch können Bohrungen im Umfeld der UTD zu Wassereinbrüchen und vollständiger Flutung führen
(z.B. Intrusion − Jefferson Island Mine,
Louisiana).
Aus dem Kanton Zürich in UTD
exportierte Sonderabfallmenge aus
KVA und chemisch physikalischen
Abfallbehandlungsanlagen
2010
2011
2012
2013
Insgesamt nahm die Ablagerung von Sonderabfällen aus dem Kanton Zürich in UTD in den
vergangenen vier Jahren deutlich ab. Dies ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass die vor
allem aus KVA stammenden Elektrofilter- und
Kesselaschen in ihrer Menge deutlich abnahmen.
Im Gegensatz dazu ist bei den übrigen Sonderabfällen (inkl. Hydroxidschlämmen) eine erhebliche
Zunahme zu verzeichnen.
18 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
Untertagedeponien
neues Haus
Schacht
evtl. Salzhalde
Deckschichten
Grundwasserführender
Horizont
Salinar
Abfälle (maximal)
Abbaufront
Liegende Schichten
Grundwasserführender
Horizont
Grundgebirge
x x
x
x
x
x
x
x
x
x
Verbruch/Gebirgsschlag
Abfallspezifische Aspekte
Verwertungs- und Immobilisierungsschritte
sind auszuschöpfen, es sollen nur noch stark
abgereicherte bzw. vorbehandelte Reststoffe
den Weg in den Tiefuntergrund finden. So ist
die Löslichkeit von Abfällen zu vermindern
und inertstoffähnliche Qualität zu erreichen
(Bsp. Zinnober für Quecksilber). Die Rückgewinnbarkeit muss über eine Dauer von mindestens 100 Jahren unter Beachtung von
technischen und finanziellen Kriterien sichergestellt werden. Höhere Rückstellungen
durch die UTD und die Ablagerung höchst
unlöslicher Stoffe könnten das Preisgefüge
zugunsten von alternativen Entsorgungswegen verschieben.
Alternativen
Es sind auch Alternativen zur Ablagerung zu
prüfen. Die Ablagerung von KVA-Filterstäuben in UTD erfüllt den Stand der Technik
nicht, da bereits ökologisch vorteilhaftere
Alternativen in der Praxis bestehen (siehe
Kapitel 12.1. «Thermische Anlagen»).
Schwermetalle sind aus Filterstäuben zurückzugewinnen und der Verwertung zuzuführen. Die abgereicherten Filterstäube
können in der Folge auf einer Oberflächendeponie in der Schweiz abgelagert werden.
Die heute schon beachtliche Wiederverwertung von Sonderabfällen kann so weiter
gesteigert werden. Für ausgewählte Abfälle,
beispielsweise Hydroxidschlämme und
Leuchtstoffmittel, soll die Rückgewinnung
der Schwermetalle und Seltenerdmetalle
entwickelt und gefördert werden. Die abgereicherten Rückstände sollen im Inland in
Oberflächendeponien abgelagert werden.
Hier ist es eher möglich, die Rückstände
allenfalls zurückzuholen. Auch ist die Beobachtung der Emissionen wesentlich einfacher
zu realisieren.
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
Wassereinbruch
5.3 Nanomaterialien – neue
Schadstoffe im Abfall?
In vielen industriellen Anwendungen und zunehmend auch in Produkten des Alltags werden Nanomaterialien eingesetzt. Sie besitzen
im Vergleich zu herkömmlichen Materialien
auf Grund ihrer geringen Grösse oft stark
veränderte Eigenschaften. So verleihen
Kohlenstoff-Nanoröhrchen (Carbon Nanotubes, CNT) Verbundmaterialien eine extrem
hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, TitanNanopartikel wirken als effektive UltraviolettFilter in Sonnenschutzmitteln und Nanopartikel werden für kratzfeste oder schmutzabweisende Oberflächen sowie als Biozide
oder in neuartigen Medikamenten verwendet.
Genau diese geringe Grösse und andersartigen Eigenschaften der Nanomaterialien
können auch zu unerwünschten oder schädlichen Auswirkungen auf die menschliche
Gesundheit oder auf Lebewesen in der
Umwelt führen. Bisherige Studien geben
genügend Hinweise, um im Sinne des Vorsorgeprinzips kritische Punkte aufzeigen zu
können. Die meisten Untersuchungen waren
auf Fragen des Arbeitnehmerschutzes und
auf Gefahren einer direkten Exposition des
Menschen ausgerichtet. Zu den Umweltauswirkungen und zu anderen Prozessen im
Lebenszyklus der Nanomaterialien gibt es
nur wenige Studien.
Mit der zunehmenden Verbreitung der Nanomaterialien in Produkten werden sie auch in
die Prozesse der Abfallwirtschaft gelangen.
Ob sie dort ein Risiko für Mensch oder Umwelt darstellen, ob es überhaupt zu relevanten Expositionen kommt, oder ob allenfalls
neue Behandlungsmethoden erforderlich
sind, kann heute kaum beantwortet werden.
Senken und Risiken 19
Salzgewinnung und Einbau
von Sonderabfällen in Teilgebieten
der UTD:
die roten Pfeile illustrieren den
Gebirgsdruck und mögliche
Senkungen
(Quelle: M. Buser, Institut für
nachhaltige Abfallwirtschaft GmbH
INA, Zürich)
Nanostrukturen auf Textilien
(Foto: EMPA)
1
Entsorgung von Abfällen
aus Herstellung sowie
industrieller und gewerblicher
Verarbeitung von synthetischen
Nanomaterialien. Konzeptpapier,
BAFU 2011.
2
Nanomaterialien:
Auswirkungen auf Umwelt
und Gesundheit.
TA-SWISS Bericht 60/2013,
vdf Hochschulverlag AG 2013,
ISBN 978-3-7281-3559-9.
3
Aktionsplan Synthetische Nanomaterialien: Zweiter Bericht des
Bundesrates über den Stand der
Umsetzung, die Wirkung und den
Regulierungsbedarf. Dezember 2014
von Nanopartikeln oder Nanofasern aus Behandlungs- oder Aufbereitungsanlagen vermieden werden. Dies betrifft vor allem
Shredder- und Sortieranlagen, sowie allenfalls Anlagen zur trockenen Aufbereitung von
Asche oder Schlacken und Schlammtrocknungsanlagen. Dagegen zeigen erste Versuche eine gute Elimination in der Rauchgasreinigung der Kehrichtverbrennung. Über den
Wasserpfad können Nanomaterialien auf verschiedenen Wegen in die Umwelt gelangen.
Über ihr Verhalten und ihren Verbleib in Gewässern unter natürlichen Bedingungen ist
aber noch wenig bekannt. Die Abwässer aus
den meisten Abfallbehandlungsanlagen werden über die Kanalisation in Kläranlagen eingeleitet. Verschiedene Studien zeigen, dass
Kläranlagen eine sehr gute Elimination von
vielen Nanopartikeln aus dem Abwasser aufEin Konzeptpapier des Bundesamtes für
weisen. Somit dürfte der grösste Teil über
Umwelt (BAFU)1 schlägt eine vorläufige Lösung für Abfälle aus der industriellen Herstel- den Klärschlamm wieder in die Entsorgung
bzw. die Verwertung gelangen. Ein direkter
lung und Bearbeitung von Nanomaterialien
Eintrag in Gewässer ist durch Auswaschung
vor, die Fragen zur Entsorgung von Produkten nach der Anwendungsphase bleiben aber aus Bauabfällen oder aus Deponien (Inertstoffdeponien) denkbar.
unbeantwortet. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Zentrum für TechnologieZusammenfassend muss festgehalten werfolgen-Abschätzung (TA-SWISS)2 zu den
Auswirkungen von Nanomaterialien auf Um- den, dass noch in vielen Teilen des Systems
welt und Gesundheit befasst sich ein kurzes «Abfallwirtschaft» weitere Untersuchungen
notwendig sind, bis ein einigermassen vollKapitel mit der Entsorgung. Es stellt eine im
Moment noch ungenügende Datenlage fest, ständiges Bild über die möglichen Risiken
durch Nanomaterialien sichtbar wird. Der
namentlich für die Nachgebrauchsphase.
Einige Lebenszyklusanalysen bzw. eine Stoff- Fokus sollte einerseits auf mechanische
bilanzierung für ausgewählte Nanomaterialien stauberzeugende Behandlungsprozesse und
bleiben begrenzt aussagekräftig, da verläss- andererseits auf persistente (nicht biologisch
liche Angaben zur tatsächlichen Anwendung abbaubare) Nanopartikel bzw. -fasern und
ihre «Senken» (Bsp. Inertstoffdeponien mit
in Produkten weitgehend fehlen.
direkter Einleitung ins Gewässer) bzw. sekunDie Weiterführung des Aktionsplan Syntheti- däre Rohstoffe mit möglichen NanomaterialRückständen gelegt werden.
sche Nanomaterialien des Bundes3 sieht
unter anderem vor, für Betriebe, die Nanomaterialien herstellen oder verwenden, eine
Meldepflicht einzuführen, sowie die Marktkontrolle mit nanomaterialhaltigen Produkten
sicher zu stellen. Beides könnte zur Verbesserung der Datengrundlage für Lebenszyklusanalysen beitragen.
Bisherige Untersuchungen zeigen, dass die
Aufnahme über die Atemwege der weitaus
wichtigste Expositionsweg für den Menschen
sein dürfte. Insbesondere gilt das für faserförmige Nanomaterialien wie CNT, die ähnZink-Oxid-Nanopartikel liche Wirkungen wie Asbestfasern zeigen.
(Foto: EMPA) Daher sollte eine staubförmige Freisetzung
Zeitliche Abwicklung der Massnahmen
Massnahmen
Ziel/Strategie 2015
2016
2017
2018
Klärung Alternativen zur UTD
4, 3 / A, B Stoffflüsse ermitteln, Alternativen entwickeln
Senkenbelastung der
Abfallwirtschaft
4 / A, B Handlungsbedarf abklären, Handlungsoptionen entwickeln
Handlungsbedarf Nanomaterialien
4 / A, B Abklärung Produktion, Anwendung in Betrieben
Risikobetrachtung der Entsorgung
Leitfaden zur Entsorgung
Behördenaustausch (kantonal/eigenössisch) pflegen
20 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
6. Abfallstatistik und Zusammenarbeit
der Kantone
Zahlen zur
Siedlungsabfallwirtschaft
1987−2011
Sonderabfälle und
andere kontrollpflichtige Abfälle
im Kanton Zürich
2009−2012
Deponie
Jahresbericht Kies/Aushub
Jahresbericht
2013
2013
KVA
Jahresbericht
2013
Kompostier-/Vergärungsanlagen
Jahresbericht
2013
6.1 Hohe Bedeutung der Abfallstatistik Seit 8 Jahren engagiert sich der Kanton
Zürich im Projekt «Vollzugsordner Abfall &
Die gemäss Art. 16 der TVA jährlich zu erRessourcen» der Ostschweizer Abfallfachstellende Abfallstatistik erfolgt im Kanton
stellen mit dem Ziel der Harmonisierung des
Zürich − zum Vorteile der Verbreitung −
Vollzugs und hinsichtlich eines strukturierten
strukturiert nach Abfall- oder Abfallanlagen- Informationsaustauschs.
gruppen.
Aus dieser Zusammenarbeit entstanden in
Weitere Angaben zu aktuellen und künftigen verschiedenen Themenbereichen konkretiAbfallmengen sind in projektspezifischen Be- sierende Faktenblätter (vgl. folgende Tabelle).
richten und im vorliegenden Abfallplanungs- Als Kernelement halten sie das gemeinsame
bericht festgehalten. So wurden für «KiesVerständnis der kantonalen Abfallfachstellen
Aushub-Rückbaustoffe», für Ausbauasphalt
fest.
und für Gipsabfälle je aufwändige Modelle
erstellt (siehe Kap. 9 «Rückbaustoffe, Bauabfälle»). Sie ermöglichen einen Blick in die Zukunft im Hinblick auf ein früh- und rechtzeitiges Ergreifen von geeigneten Massnahmen.
6.2 Strukturierte Prozesse für die
nachhaltige Zusammenarbeit der
Kantone
Abfälle halten sich nicht an Kantonsgrenzen.
Zwecks optimierter wirtschaftlicher Nutzung
der Entsorgungsangebote bewegen sie sich
in beiden Richtungen darüber hinweg. Die
Bewegungen des Zürcher Abfalls über die
Schweizer Grenze sind eher von zweitrangigem Ausmass (siehe Kapitel 11.3 «Sonderabfälle»), was die Bedeutung der kantonsübergreifenden Entsorgung innerhalb der
Schweiz untermalt. Zur besseren Interpretation von abfallwirtschaftlichen Entwicklungen, zum Austausch von Informationen sowie zur generellen Zusammenarbeit treffen
sich die kantonalen Abfallfachstellen periodisch. Die Abfallfachstelle des Kantons
Zürich beteiligt sich hierbei an den Treffen
der Ostschweizer und denjenigen der Nordwestschweizer Kantone.
Wirtschaft und Kantone entwickeln ein
gemeinsames Verständnis in Abfallfragen
Abfallstatistik und Zusammenarbeit 21
Bauabfallanlagen
Jahresbericht 2013
Abfallstatistik Kanton Zürich
(Berichte)
Abfallflüsse und weitere umweltrelevante Informationen können branchenbzw. abfallgruppenspezifischen
Berichten des AWEL, Sektion Abfallwirtschaft, entnommen werden
(Jahresberichte rechts, Mehrjahresberichte links).
Die abgebildeten Berichte sind nicht
abschliessend; sie sind zu ergänzen
mit Berichten, die sich zu speziellen
Fragestellungen äussern (z.B.
«Bau und Rückbau: Massenflüsse
1900−2020»).
Erarbeitete Merkblätter
Bauabfallanlagen Anforderungen an Bau und Betrieb
Sekundäre Rohstoffe
aus Bauabfällen Anforderungen an Qualität und Verwertung
Bauabfälle Beurteilung von schadstoffhaltigen Abfällen;
Entsorgungswege
Unverschmutzter Aushub Definition der stofflichen Qualitätsanforderungen
Biogene Abfälle Entsorgung von Speiseabfällen aus dem
Gastrobereich/Kompaktoren
Altmetallanlagen Anforderungen an Bau und Betrieb
Asche aus Holzfeuerungen
(naturbelassenes Holz, Restholz) Anforderungen an die Entsorgung
Schwach belasteter Aushub
im Untergrund Erweiterte Verwertungsstrategie
Sportbeläge aus dem
Aussenbereich Entsorgungswege
Faktenblätter im Vollzugsordner der Ostschweizer
Abfallfachstellen
Deponien Standardisierte Zulassungsliste für
Inertstoffdeponien
KVA Anforderungen an die Annahmekontrolle
http://www.kvu.ch/de/
vollzugsordner?dossier=2
KVU-Ost - Konferenz der Vorsteher der Umweltämter der Ostschweiz/FL
Bei der Erarbeitung dieser Dokumente wurden auch kantonale Fachstellen ausserhalb
der Abfallwirtschaft insbesondere aus dem
Gewässerschutz und der Lufthygiene, das
BAFU und die je nach Thema relevanten
Schweizerischen Branchenverbände beigezogen (z.B. Baumeisterverband, VBSA, ARV,
FSKB, VKS). Als letzter Prozessschritt bzw.
zum Abschluss der Erstellung eines Faktenblatts erfolgt die Genehmigung durch die
Konferenz der Umweltvorsteher der Ostschweiz KVU-Ost und die Internetaufschaltung bei der KVU Schweiz.
Vertretung verschiedener Kantone hat zusammen mit dem BAFU und unter Einbindung der relevanten Verbände eine «Wegleitung für die Erhebung und Auswertung
von Abfallmengen» entwickelt. Dieses als
DARWIS-Bericht (Datenmanagement Abfallund Ressourcenwirtschaft Schweiz) bezeichnete Dokument enthält Definitionen von Abfällen sowie Grundlagen zur einheitlichen
Aggregierung der erhobenen Daten. Das
BAFU plant das durch die KVU Schweiz genehmigte Dokument als Vollzugshilfe für die
TVA zu nutzen.
Für besonders relevante Bereiche wird nach
einigen Jahren Nutzung der Faktenblätter
eine Standortbestimmung vorgenommen (z.B.
Anforderungen an Bau und Betrieb von Bauabfallanlagen). Die kantonalen Abfallfachstellen äussern sich hierbei zum Umsetzungsgrad des gemeinsamen Verständnisses
und zum aktuellen Handlungsbedarf. Die
Ergebnisse belegen, dass die vereinbarten
Ziele beachtet und umgesetzt wurden wie
auch, dass diese künftig weiterhin zu verfolgen sind.
Cercle Déchets Schweiz
Zur Intensivierung des Informationsaustauschs und der Zusammenarbeit zwischen
Bund und Kantonen rief die Konferenz der
Umweltvorsteher KVU Schweiz den Cercle
Déchets ins Leben. Am 29. Oktober 2013
wurde die erste Vollversammlung in Bern
durchgeführt, an welcher die kantonalen
Abfallfachstellen und die entsprechende
Fachstelle des Bundes teilnahmen. Der
Cercle Déchets wird durch einen Kantonsvertreter präsidiert und organisiert sich über
einen Vorstand und verschiedene Arbeitsgruppen. Damit besteht ein geeignetes
Scharnier für Fragestellungen zwischen
Bund und Kantonen. Es ist ferner geplant
regelmässig (Fach)Tagungen anzubieten.
Entwicklung von Datenstandards
Der Vergleich von Abfalldaten zwischen den
Kantonen wie auch die gesamtschweizerische Aggregation von Daten verlangen eine
einheitliche Definition für die Abfälle. Eine
22 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
7. Vom Systembild zur Ökoeffizienz-Analyse –
methodische Aspekte der Abfallwirtschaft
Für die Beurteilung von Umweltrelevanz und
Ökoeffizienz verschiedener Prozesse spielen
Bewertungsmethoden eine grosse Rolle –
auf dem Weg dahin aber auch ein fundiertes
Systemverständnis. Im Folgenden wird am
Beispiel Verpackungsglas die Systembildung
und eine darauf bauende Ökoeffizienzanalyse
diskutiert.
Prozesse und Massenflüsse darstellen
Nahezu bei jeder abfallwirtschaftlichen Problemstellung orientiert sich die Lösungsfindung an Prozessen und Massenflüssen. Um
Begriffliches und Systemisches einer Aufgabe von Anfang an zu klären, empfiehlt es
sich frühzeitig ein Systembild anzufertigen.
Es stellt für alle an einem Projekt Beteiligten
eine verbindliche und hilfreiche Arbeitsgrundlage dar.
System Verpackungsglas Schweiz
Import
Export
Glaswerk
Saint-Prex
260
105
Leere und befüllte Verpackungen
Verbrennung
15
Grünglas
Altglas im
Kehricht
25
Handel &
Verbrauch
25
Kerichtabfuhr
Altglas
Altglas
325
Separatsammlung
Schaumglasherstellung
Farbgemischte
Scherben
Grüne Scherben
95
45
Beispiel eines Prozess-MassenflussSchemas (Massenflüsse 2009 in
1000 Tonnen). Für Ökobilanzbetrachtungen im VerpackungsglasBereich sind weitere Systembilder
nötig.
Die grünen Pfeile kennzeichnen
die ausschliesslich aus Grünglas bestehenden Massenflüsse.
185
(Quelle: Grégoire Meylan, ETH,
bzw. VetroSwiss)
Schweiz
Deutschland, Frankreich, Italien, u.s.w.
Export
Farbgetrennte und -gemischte
Scherben
Ein grosser methodischer Schritt besteht
darin, das Systembild zu einem Modell des
Produkt-Lebensweges zu erweitern (vgl.
Abbildung auf der folgenden Seite). Dieser
beginnt mit dem Abbau der benötigten Rohmaterialien und endet mit der Deponierung
von Rückständen aus der Abfallbehandlung.
Wird das Produkt wiederverwertet, spricht
man von einem Lebenszyklus. Die Prozesse
des betrachteten Lebensweges sind meistens auf zahlreiche Vorleistungen angewiesen. Es werden also weitere Systembilder
Ökobilanzierung und
benötigt und diese via Vorleistungen jedes
Lebenswegbetrachtung
Lebenswegabschnitts verknüpft. Die auch im
Um die Relevanz einzelner Aktivitätsbereiche vorliegenden Beispiel relevanten Energieund Transportsysteme spielen bei praktisch
aufzeigen zu können, sind Bewertungen erforderlich. Zwar ist methodische Einfachheit jedem Lebensweg eine Rolle.
erwünscht, die Realität der zu beurteilenden
Situationen ist aber meist komplex. Es muss Die Ökobilanzierung ermittelt die Umweltauswirkungen eines Produktes über seinen
zu Methoden gegriffen werden, welche der
«ganzen Wahrheit» möglichst nahe kommen. ganzen Lebensweg. Sie beantwortet Fragen
wie: Wie viel CO2 wird durch die Herstellung
Ökobilanzierung und verwandte Methoden
vermögen dies zu leisten. Sie sind zudem
eines Kilogramms Verpackungsglas ausgegenerell etabliert und lassen eine umfasstossen – wenn neben der Produktion auch
sende Umweltbeurteilung zu.
der Abbau von Quarzsand und anderen
Rohstoffen, deren Transporte ins Schweizer
Die Bewertung beginnt immer mit dem
Glaswerk sowie die Deponierung von Altglas
Systembild. Bereits daraus lassen sich Indi- mitberücksichtigt werden?
katoren ableiten, so beispielsweise Altglassammelquoten oder andere gewünschte
Beobachtungs- oder Steuergrössen.
Die Abbildung zeigt das System Verpackungsglas Schweiz. Schon das Grundgerüst eines
Prozess-Massenfluss-Schemas sagt viel aus.
Sein Informationsgehalt nimmt mit der Bezifferung der Massenflüsse stark zu. Sein
Aussagewert wird weiter erhöht, wenn Fehlerangaben dazu kommen (in obenstehender
Grafik nicht der Fall). Dies macht die «Sicherheit» der Daten ersichtlich.
Methodische Aspekte 23
Ökoeffizienz-Indikatoren
Vom abfallwirtschaftlichen Systembild (A) zu Ökoeffizienz-Indikatoren.
Mit Hilfe weiterer Grössen und
Systembilder (B, C, etc.) können
ökologische und ökonomische
Gesamtbetrachtungen angestellt
werden.
Umweltbelastungpunkte,
ökologischer Fussabdruck, etc.
Hybride Ökobilanz
Input-OutputTabellen
Einfache oder berechnete
Indikatoren
Ökobilanz
Systembilder B, C, etc.
(quantifiziert)
Diverse Grössen,
Faktoren, etc.
Systembild A, quantifiziert
(evt. mit Fehlerangaben)
Systembild A
Prozesse
Weitere Grössen (Grenzwerte,
Emissionsfaktoren etc.)
Massenflüsse, quantifiziert
(evt. mit Fehlerangaben)
Massenflüsse
Im Kontext der Abfallwirtschaft fokussiert
die Ökobilanzierung meist auf eine Dienstleistung: auf die Verwertung bzw. Entsorgung von Materialien. Es werden Prozesse
dargestellt, welche ein Material in ökonomisch interessante Produkte, allenfalls auch
Energie, oder in ablagerungsfähige Stoffe
umwandeln. Im Jahr 2009 etwa stiess die
Behandlung eines Kilogramms von separat
gesammeltem Altglas – durch Neuglasproduktion und Schaumglasherstellung in der
Schweiz sowie durch Scherbenexport –
0.2 Kilogramm CO2 aus, verbrauchte 0.2 Liter
Wasser und verursachte insgesamt 254 Umweltbelastungspunkte (UBP). Hierbei sind
CO2 und Wasser nur zwei von vielen betrachteten Roh- bzw. Emissionsstoffen. So lassen
sich auch verschiedene Verwertungswege
miteinander vergleichen, etwa die Neuglasproduktion und die Schaumglasherstellung.
Input-Output-Tabellen und
Ökoeffizienz-Analysen
Die Ökoeffizienz-Analyse verbindet die Ökobilanzierung mit ökonomischen Kennzahlen
(z.B. Wertschöpfung, Arbeitsplätze). Die
Informationen hierfür werden meist InputOutput-Tabellen entnommen. Diese stellen
die Entstehung der Produkte und die dabei
eingesetzten Vorprodukte sowie Produktionsfaktoren (Inputseite) und gleichzeitig die Verwendung der produzierten Mengen (Outputseite) einer nationalen Volkswirtschaft dar.
Jeder Sektor der Volkswirtschaft wird vom
Bundesamt für Statistik mit ökologischen
und ökonomischen Grössen (z.B. CO2, Wert-
schöpfung) versehen. Die Verknüpfung einer
Input-Output-Tabelle mit einem abfallwirtschaftlichen System wird hybride Ökobilanzierung genannt. So hat die Behandlung
eines Kilogramms von separat gesammeltem
Altglas in der Schweiz 2009 eine Bruttowertschöpfung von CHF 0.48 generiert. Als Ökoeffizienz-Indikator können nun z.B. die
Anzahl UBP angegeben werden, die pro
Wertschöpfungseinheit aufgewendet werden
müssen. Im Fall Altglas sind dies ca. 5 UBP
pro Rappen.
Mit hybriden Ökobilanzierungen lassen sich
vielfältige Vergleiche und Bewertungen vornehmen. Es sind damit aber keine Betrachtungen möglich, die über ökologische und
wirtschaftliche Aspekte hinausgehen. Es
sind überdies Anstrengungen nötig, um die
Methodik im Kernbereich zu erweitern. Ein
markantes Beispiel stellt der Prozess Deponierung dar. Aus der Perspektive der (letzten)
Senken sind methodische Verbesserungen,
Erweiterungen oder Alternativen zu entwickeln. Sie sollen dem langfristig relevanten
Bereich Ablagerung den Stellenwert geben,
der ihm aus ethischer, ökologischer und sozialer Sicht wirklich zukommt (vgl. Kapitel 5
«Senken und Risiken»).
24 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
8. Siedlungsabfälle
«Abfallbegriffe» in Gesetzen und Verordnungen
Siedlungsabfälle
Kehricht und Separatabfälle
Übrige Abfälle
Nicht klassierte Abfälle
Belastete Standorte
Andere kontrollpflichtige Abfälle (ak)
Klärschlamm, Strassenabfälle
Allgemeines
8.1 Separatabfälle
Siedlungsabfälle sind Abfälle aus Haushalten
und solche ähnlicher Zusammensetzung
aus Betrieben. Dieser Bericht stellt die Siedlungsabfälle in den folgenden Kapiteln dar:
− Separatabfälle
− Biogene Abfälle
− Kehricht
− Klärschlamm
− Strassenabfälle
− Unterstützung der Gemeinden
8.1.1 Situationsanalyse
Im Jahr 2012 fielen im Kanton Zürich
870000 t Siedlungsabfälle an, das sind ca.
1% mehr als im Jahr 2007. Im selben Zeitraum ist die Bevölkerung jedoch um fast 8%
gewachsen. Die produzierte Menge pro Einwohner hat demnach um 6% abgenommen.
Davon sind 720000 t den Siedlungsabfällen
aus Haushalten und Betrieben zuzuordnen
(vgl. Abb. rechts). Die Menge an kommunal
gesammeltem Kehricht und gesammelten
Separatabfällen zeigt steigende Tendenz, dagegen haben sich die nicht kommunal gesammelten Siedlungsabfälle etwas reduziert.
Bauabfälle
Betriebs-/Produktionsabfälle
Kleinmengen aus Haushalten
Sonderabfälle (S)
Umsetzung der Massnahmen
2011···2014
Das AWEL erstellt jährlich die Statistik der
kommunalen Siedlungsabfälle sowie die
Gebührenstatistik und erhebt einige Kennzahlen zur Abfallrechnung. Daraus entstehen
Berichte zu den Mengenflüssen und spezifischen Analysen in Artikeln der Zürcher Umweltpraxis (ZUP). Die Kostenstruktur in der
kommunalen Abfallwirtschaft wird jährlich
aufgrund der Daten von 13 repräsentativen
Gemeinden analysiert.
In einer Arbeitsgruppe des BAFU wurde ein
Standard-Kennzahlen-Set für die kommunale
Abfallwirtschaft erarbeitet. Die Verbreitung
wird weiterhin aktiv vom AWEL begleitet. In
enger Zusammenarbeit zwischen der Organisation Kommunale Infrastruktur (OKI) sowie
einzelnen Städten und Kantonen bringt das
AWEL seine Vorstellung zur Umsetzung einer
Littering-Abgabe ein.
Unter dem Dach des Vereins Zürcher Gemeindeschreiber und Verwaltungsfachleute
(VZGV) wurde ein zweitägiger Grundlagenkurs zum Thema «Kommunale Abfallbewirt-
Siedlungsabfälle 25
Siedlungsabfälle aus
Haushalten und Betrieben
in t, Kanton Zürich 2012
kommunal
gesammelter
Kehricht
kommunal
gesammelte
Separatabfälle
300000
(42%)
280000
(39%)
direkt an die KVA
gelieferter Kehricht
übrige Separatabfälle
80000
60000 (8%) (11%)
total 360000 (50%)
total 360000 (50%)
Kehricht/
Sperrgut
Separatabfälle
Separatabfälle und Kehricht machen
je 50% der hier ausgewiesenen
Menge aus. Davon werden rund
80% kommunal und 20% nichtkommunal gesammelt.
schaftung: ökologisch und kostengünstig»
geschaffen. Zudem wurde ein Newsletter an
die Gemeinden eingeführt. Er informiert über
Neuigkeiten und beantwortet häufige Fragen
im Zusammenhang mit der kommunalen
Abfallbewirtschaftung. Die gesamten Grundlagen zu Separatabfällen wurden für
www.abfall.zh.ch neu aufbereitet. Unter «Abfallarten von A bis Z» stehen nun vor allem
Privaten umfassende Informationen − von
der Verwertung bis zur Finanzierung − zu den
Separatabfällen zur Verfügung. Der Abfallun-
terricht in den Gemeinden wird weiterhin gefördert.
Der Leitfaden für den Chemieunterricht an
den Sekundar- und für Mittelschulen wurde
mit Informationen zur korrekten Entsorgung
ergänzt. Aus verschiedenen Ansätzen zur
Kommunikation mit Migranten wurde einer
weiterverfolgt und steht kurz vor der Fertigstellung.
8.1.2 Zielsystem
Ziele
Strategieelemente
1
2
3
4
Ressourcen
schonen, Ressourcen nutzen
Separatabfälle sollen
in möglichst hohem
Masse wieder verwendet und verwertet
werden.
Ökoeffizienz und
Energieeffizienz
Bei der Verwertung
von Separatabfällen
sollen Ökoeffizienz
und Energieeffizienz
maximiert werden.
Ökobilanzen der Verwertung müssen im
Vergleich zu Verbrennung und Ablagerung
günstiger sein.
Optimierte Entsorgungssicherheit
Für die anfallenden
Separatabfälle sollen
angemessene Sammelorganisationen
sowie sinnvolle und
verlässliche Verwertungswege bestehen.
Schutz von
Umwelt und
Bevölkerung
Durch das Fernhalten
von separat verwertbaren Abfällen vom
Kehricht soll die
Menge an Schlacke
und Filterasche minimiert werden.
A
B
C
D
Definiertes Rollenverständnis
Der Kanton beteiligt
sich aktiv an der Entwicklung der Separatsammlungen wo
sinnvoll und möglich.
Er unterstützt brancheneigene Lösungen
für die Verwertung
von Separatabfällen.
Aktive Information
und Kommunikation
Der Kanton stellt
Resultate von Studien, statistischen
Erhebungen etc. der
Öffentlichkeit in geeigneter Form zur
Verfügung.
Kostenwahrheit
Eine Kostenkontrolle
stellt Transparenz her
und bildet die Grundlage für die ökonomische Optimierung.
Kooperation
Der Kanton sucht und
pflegt das Gespräch
mit den beteiligten
Akteuren und setzt
Schwerpunkte aufgrund der aktuellen
Problemstellungen.
Sammelquoten pro Wertstoff S10
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
쐽
쐽
쐽
쐽
쐽
쐽
쐽
쐽
쐽
(Quelle: BAFU)
Glas
Papier
PET
Aludosen
26 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
Stahlblechdosen
8.1.3 Handlungsbedarf und
Massnahmen
Fehlende Entscheidungsgrundlagen:
«standardisierte ÖkobilanzPlus»
gefordert
Die separate Sammlung wurde vom Gesetzgeber ursprünglich eingeführt, um Leben
sowie Wasser, Boden und Luft zu schützen,
aber auch um Verwertbares im Stoffkreislauf zu halten. In den letzten Jahren werden
«Ökobilanzen» fast nur im Auftrag privater
Recyclingorganisationen oder der produzierenden Industrie erstellt. Ihre Qualitäten sind
sehr unterschiedlich, sie werden teilweise
nur selektiv publiziert und selten diskutiert.
Gewünscht sind aber Transparenz, Nachvollziehbarkeit und die breite Diskussion der
Resultate, um die richtigen Massnahmen
ableiten zu können. Eine von allen Beteiligten
anerkannte, standardisierte «Ökobilanz» fehlt.
Sie soll zusätzliche entscheidungsrelevante
Aussagen z.B. zur Ökoeffizienz enthalten. Da
dieses Ziel nur auf nationaler Ebene erreicht
werden kann, will das AWEL die «standardisierte ÖkobilanzPlus» national thematisieren
und damit möglichst auf die Agenda der
Beteiligten bringen.
Logistik- und Entsorgungskosten S14
1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
왎
쐽
Separatabfälle
Gesamtabfall
der öffentlichen Sammelstellen über das gesetzlich verlangte Mass hinaus erhöht. Diese (Quelle: AWEL)
Haltung wird zusätzlich gestützt durch die in
der Bevölkerung weit verbreitete, aber nicht
immer zutreffende Annahme, dass die
separate Sammlung von Abfällen in jedem
Fall der ökologisch sinnvollste EntsorgungsErgänzendes Entsorgungsangebot von weg sei. In dieser Situation erscheint es
angezeigt, die Rechte und Pflichten klar zu
öffentlicher Hand und Wirtschaft
definieren und gegenüber Gemeinden und
Die gesetzliche Pflicht zur Entsorgung von
Wirtschaft zu kommunizieren. Überdies soll
Abfällen aus Haushalten und von Abfällen
die Zusammenarbeit der öffentlichen Hand
ähnlicher Zusammensetzung aus Industrie
mit dem Handel und der Entsorgungsund Gewerbe liegt beim Kanton und den
branche periodisch geprüft werden, um für
Gemeinden. Diese haben eine angepasste
Entsorgungsinfrastruktur bereitzustellen. Mit die Bevölkerung ein den regionalen Rahmender Übernahme des Betriebs von öffentlichen bedingen angepasstes, ökologisch und
ökonomisch optimiertes Entsorgungsangebot
Sammelstellen durch private Entsorgungsunternehmen sowie dem gezielten Marketing anbieten zu können.
der Privatwirtschaft werden die Erwartungen
der Bevölkerung an das Leistungsangebot
Ein hoher Anteil von Aluminium wird
separat gesammelt
Siedlungsabfälle 27
Für Sammelstellen fehlen planerische
Vorgaben, Infrastruktur der Opportunitäten
Im Gegensatz zu anderen Aufgaben der Gemeinden im Bereich der Ver- und Entsorgung
ist die Infrastruktur der Abfallentsorgung
nicht im Detail geregelt. Einzig die Pflicht zur
Sammlung einzelner Fraktionen ist vorgegeben. Die Gemeinden können ihre Infrastruktur
nach den eigenen Bedürfnissen frei gestalten. Es gibt allerdings einige Eckpunkte,
die für jede durchschnittliche Gemeinde zutreffen. Dazu gehören etwa die Anzahl Sammelstellen und Sammlungen sowie der damit
verbundene Verkehr. Nicht jede Gemeinde
muss alle Abfallfraktionen sammeln; eine regionale Sammelstelle für selten anfallende
Abfälle ist ausreichend, mehrere lokale Sammelstellen sind für häufig anfallende Abfälle
nötig. Werden die Sammelstellen ausschliesslich nach Platzangebot bzw. sich bietenden Gelegenheiten errichtet – was doch
recht häufig vorkommt − wird kaum ein sinnvolles Gesamtsystem entstehen. Die Möglichkeit regionaler Zusammenarbeit wird noch
zu wenig genutzt, obwohl dazu ein erhebliches Potenzial besteht. Das Thema soll bei
den Gemeinden und Verbänden platziert
werden.
Verursacherprinzip in Gefahr
Die Kehrichtsackgebühr ist für den überwiegenden Teil der Bevölkerung die einzige
Abfallgebühr, der sie sich bewusst ist. Da
die Abfall-Grundgebühr bei den Mietern in
den Nebenkosten versteckt ist, ist deren
Höhe kaum ein Thema. Das hat zur Folge,
dass das Nichteinführen bzw. die Abschaffung einer verursachergerechten Grüngutgebühr keinen Widerstand auslöst, obwohl
damit Wohnungsmieter eine deutliche
Quersubventionierung von EinfamilienhausBesitzern gewährleisten. Für Gemeinden
steht häufig nicht das Verursacherprinzip –
wer Kosten verursacht, trägt diese auch – im
Vordergrund, sondern die “Convenience”
für die Bevölkerung. Viele Gemeinden erfüllen
das Verursacherprinzip in ihrer Abfallrechnung heute unzureichend.
Die Gemeinden sind daran zu erinnern, dass
die kommunale Abfallwirtschaft und deren
Finanzierung dem gesetzlichen Grundsatz
des Verursacherprinzips zu entsprechen
haben. Das AWEL unterstützt die Gemeinden
bei der Umsetzung und informiert über Gebührensysteme mit guter Lenkungswirkung.
Die in Überarbeitung befindliche Richtlinie
«Verursachergerechte Finanzierung der Entsorgung von Siedlungsabfällen, BAFU 2001»
soll ebenfalls dazu genutzt werden, das
Verursacherprinzip in der Praxis zu fördern
(siehe auch Kap. 8.2 «Biogene Abfälle»).
Abfallbildung: Neue Akteure
Der Abfallunterricht wurde in den letzten
Jahrzehnten durch NGOs aufgebaut und
etabliert. Nun haben auch die Recyclingorganisationen das Thema für sich entdeckt.
Im Sinne einer neutralen und wirkungsvollen
Abfallbildung muss sichergestellt werden,
dass die vermittelten Inhalte sowohl auf
Schüler- wie auch Lehrerseite grundsätzlich
übereinstimmen. Zudem sollten sie einer von
den vollziehenden Behörden anerkannten
Strategie entsprechen. Das AWEL will die
Entwicklung kritisch mitverfolgen.
Kunststoffe aus Haushalten
Handlungsbedarf und Massnahmen zu
Kunststoffen aus Haushalten sind im Kapitel
11.8 «Kunststoffabfälle» zu finden.
Zeitliche Abwicklung der Massnahmen
Massnahmen
Ziel/Strategie 2015
2016
2017
2018
Finanzielle Aspekte der kommunalen Abfallwirtschaft
Kostenstruktur
3/C
Abfallrechnung
3 / A,C
Empfehlung betr. Anpassung IPSAS
Gebührenstatistik
3 / B,C
Verursacherprinzip, Umsetzung
2 / C Kommunikation, Unterstützung der Gemeinden
Sammelstellen
Planung Sammlungen/
Sammelstellen
3/B
Abfallbildung
Begleitung von Projekten
Bereitstellen von Planungshilfsmitteln
1−4 / D Projekte zu Grundlagenwissen, Schulen, Migranten, Umweltpsychologie
Unterstützung der Gemeinden
Grundlagen, Beratung
Kommunale Siedlungsabfälle
3 / D Planung, Logistik, Sammelstellen, Gebühren, Zusammenarbeit
3 / D Erhebung
Umfeldbeobachtung
Aktives Beobachten der Entwicklung
1 / D Projekte, z.B. Migros, AVAG etc.
28 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
Vergärungsanlage Werdhölzli
(Foto: ERZ, Entsorgung und
Recycling Zürich)
Im Jahr 2012 hat das Bundesamt für Umwelt
(BAFU) eine Erhebung zur aktuellen Kehrichtsackzusammensetzung durchgeführt. Die
8.2.1 Situationsanalyse
biogenen Abfälle im Kehrichtsack weisen
einen Anteil von knapp 33 Gewichts-% auf
Die in Revision stehende TVA wie auch das
und damit deutlich mehr als noch vor zehn
kantonale Recht fordern die stoffliche und
Jahren, als der Anteil bei 27% lag. Dieser
energetische Verwertung der biogenen
Abfälle. Seit Jahren nehmen die in Vergärungs- Befund überrascht insofern, als im selben
Zeitraum die separat gesammelten und stoffund Kompostieranlagen verarbeiteten
lich verwerteten biogenen Abfälle in ihrer GeMengen zu, von 130000 t (Feuchtsubstanz)
samtheit um rund 50% zugenommen haben.
im Jahre 2000 bis auf 211000 t im Jahre
Bei knapp der Hälfte der biogenen Abfälle im
2013 (vgl. Indikator S. 30). Davon werden
heute über 135000 t (64%) mittels Vergärung Kehrichtsack (15 Gewichts-%) handelt es
energetisch genutzt. Im Vordergrund stehen sich um Essensreste und nicht konsumierte
Lebensmittel.
die industriellen Feststoff-Vergärungsanlagen, während landwirtschaftliche (Co-)Vergärungsanlagen lediglich eine untergeordnete
Rolle spielen. Bei der Behandlung der biogenen Abfälle werden zudem 23000 t Holzschnitzel aussortiert.
8.2 Biogene Abfälle
Seit der erstmaligen Erhebung der Energiekennzahlen im Jahre 2000 bis zur letzten
Erstellung der Bilanz 2013 hat sich die NettoEnergieproduktion aus der Verwertung biogener Abfälle von 8 GWh auf 53 GWh gesteigert. Mit rund 23 GWh haben die aus dem
Grüngut aussortierten Holzschnitzel wesentlich zu diesem starken Anstieg beigetragen.
Dem im kantonalen Energierecht verankerten
Ziel zur energetischen Verwertung biogener
Abfälle wird somit weitgehend entsprochen.
Durch die Inbetriebnahme der Vergärungsanlage Winterthur wird sich die energetische
Nutzung weiter erhöhen.
15%
Essensreste,
nicht konsumierte
Lebensmittel
17%
Garten- und
Rüstabfälle
Zusammensetzung der
Siedlungsabfälle 2012 im Abfallsack
(Quelle: BAFU/AWEL)
쐽
쐽
쐽
쐽
쐽
쐽
쐽
쐽
쐽
쐽
쐽
쐽
쐽
쐽
쐽
쐽
Auch bei der Behandlung von Speiseresten
in Abwasserreinigungsanlagen mit einer
Faulung (Co-Vergärung) kann heute Energie
aus Biogas gewonnen werden. Dabei gehen
aber wertvolle Nährstoffe für Pflanzen und
die organische Substanz für den Humusaufbau im Boden verloren. Speisereste sollten
deshalb primär einer stofflichen Verwertung −
vorzugsweise der Vergärung − zugeführt
werden.
Siedlungsabfälle 29
Biogene Abfälle 32.6%
Papier
14.6%
Kunststoffe
11.0%
Mineralien
6.9%
Verbundverp.
5.3%
Karton
3.4%
Glas
3.3%
Textilien
2.3%
Kunststoffbeh.
1.9%
Org. Naturprod.
1.8%
Eisen
1.0%
Nicht Eisen
1.0%
Elektronik
0.5%
Sonderabfälle
0.3%
Restfraktion
0.2%
Verbund übrige
14.0%
8.2.2 Zielsystem
Ziele
Strategieelemente
1
2
3
4
Ressourcen
schonen, Ressourcen nutzen
Ein möglichst hoher
Anteil der biogenen
Abfälle soll stofflich
und energetisch
genutzt werden.
Ökoeffizienz und
Energieeffizienz
Die in biogenen
Abfällen enthaltene
Energie ist möglichst
effizient zu nutzen.
Optimierte Entsorgungssicherheit
Die Entsorgungssicherheit ist auch in
Zukunft gewährleistet.
Schutz von
Umwelt und
Bevölkerung
Die Entstehung von
Klimagasen und
Luftschadstoffen,
namentlich Methan,
Lachgas und Ammoniak, sowie Geruchsbelastungen werden
gemäss dem Stand
der Technik begrenzt.
A
B
C
D
Definiertes Rollenverständnis
Die Gemeinden sind
verantwortlich für die
Sammlung und Verwertung biogener
Abfälle. Der Kanton
unterstützt sie im
Bestreben biogene
Abfallströme optimiert
zu sammeln und
richtig zu lenken.
Aktive Information
und Kommunikation
Der Kanton informiert
Gemeinden und
Anlagenbetreiber über
die entwickelten
Strategieelemente
und korrekte Verfahrensabläufe.
Kostenwahrheit
Der Kanton empfiehlt
Gebührensysteme
zur Finanzierung der
Separatsammlungen,
die verursachergerecht, kostendeckend
und lenkungswirksam
(ökologisch) sind.
Kooperation
In Zusammenarbeit
mit Branche (Produzenten) und Ausbildungszentren (Verwender, Düngeberater) werden Massnahmen zur Stärkung
des Markts erarbeitet
und umgesetzt. Mit
den Fachstellen
und der Branche sind
Konzepte zur Verminderung der Luftschadstoff-Emissionen und zur Sicherstellung der Hygienebarrieren zu erarbeiten.
Indikatorwerte
Verarbeitungsmengen in Kompostier- und Vergärungsanlagen von 2000 bis 2013
250 000
Tonnen Grüngut
200 000
Stand: im Jahr 2013 wurden
135000 t (64%) vergärt und 75000 t
(36%) kompostiert. Aus diesen
Behandlungsprozessen werden
zudem 23000 t Holzschnitzel zu Heizzwecken gewonnen (nicht dargestellt).
Vorgabe: Ein möglichst hoher Anteil
der biogenen Abfälle soll stofflich
und energetisch genutzt werden.
Vergärung 쐽
Kompostierung 쐽
150 000
100 000
50 000
0
30 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
8.2.3 Handlungsbedarf und
Massnahmen
Kompostier- und Vergärungsanlagen haben
vom Markt verlangte, bedarfsgerechte und
möglichst hochwertige Produkte anzubieten.
Der Verwender muss vom Nutzen der eingesetzten Düngemittel überzeugt sein. Aufgrund der erwarteten Separatsammlung von
biogenen Abfällen in weiter steigenden
Mengen gilt dies in verstärktem Masse. Auch
die Umsetzung bereits entwickelter Richtlinien und Empfehlungen kann bei der Vermarktung einen wichtigen Beitrag leisten. Die
Qualität der Produkte sowie die Innovationskraft der Anlagenbetreiber sind über die
Aus- und Weiterbildung zu fördern. Auch die
verbesserte Qualitätssicherung von Produkten
aus Vergärungs- und Kompostieranlagen
wirkt positiv. Zu stärken ist das Marketing
von Produkten insbesondere hinsichtlich der
Kommunikation der Verwender (Landwirtschaftliches Bildungszentrum Strickhof, Ausund Weiterbildung Gärtner und Gartenbau).
Vergärungsanlage Volketswil
Die Untersuchung des BAFU belegt, dass
über den Kehrichtsack substanzielle Anteile
an essbaren und nicht essbaren biogenen
Abfällen entsorgt und damit der stofflichen
Verwertung entzogen werden. Die bisherigen
Angebote der Gemeinden zur Sammlung
von biogenen Abfällen sollen daher weiter
verbessert und optimiert werden. Zu beachten bleibt, dass die separat gesammelten,
stofflich verwerteten Abfälle in unverDurch Einhaltung des Standes der Technik
schmutzter Form bereit zu stellen sind. Verist die Freisetzung von klimaaktiven Gasen
packungsmaterialien aus Kunststoff und
gering zu halten. Die Zielerreichung der Treib- andere Verunreinigungen sind fernzuhalten.
hausgasreduktion liegt in der Verantwortung Massnahmen betreffend den essbaren Ander Abteilung Lufthygiene, die den Stand
teilen (Essensreste und nicht konsumierte
der Technik beschreiben und durchsetzen
Lebensmittel) werden im Kapitel 14.2 «Konwird.
sum und Abfallvermeidung» behandelt. Hier
geht es darum, Verhaltens- und Strukturänderungen in der ganzen Prozesskette anzustossen, von der Herstellung über den
Handel bis hin zum Konsum von Nahrungsmitteln. Auch die Reduktion der nicht essbaren biogenen Abfälle (Rüstabfälle und
Gartenabfälle) im Kehrichtsack ist nicht einfach zu realisieren. Inwieweit diesbezüglich
noch ein stoffliches Verwertungspotential
besteht, ist hinsichtlich Umsetzbarkeit und
Auswirkungen zu prüfen. In Betracht kommt
der steuernde Einsatz von Gebührensystemen oder die Vorbildfunktion der Verwaltung
(Separatsammlung). Bei Anwendung einer
Grüngutgebühr kann sich die Menge an
separat gesammelten biogenen Abfällen in
starkem Ausmass reduzieren. Es ist zu
prüfen, ob damit auch eine ökologisch vorteilhafte Lenkung erreicht wird.
Co-Vergärungsanlage
Zeitliche Abwicklung der Massnahmen
Massnahmen
Markt für Produkte
− produzentenorientiert
− verwenderorientiert
Ziel/Strategie 2015
2016
1 / B, D Erarbeitung Konzept
1 / B, D Planung Ausbildung
2017
2018
Umsetzung
Umsetzung
Biogene Abfälle im Kehrichtsack
− Potenzial Separatsammlung
1−4 / C, D
Abschätzung
Umsetzung der Erkenntnisse
Effekt Grüngutgebühr
− Ökologische Relevanz
Abklärung
Kommunikation der Erkenntnisse
1−4 / B, D
Siedlungsabfälle 31
für Kehrichtlogistik-Dienstleistungen. Das
Faktenblätter-Set kann bei Bedarf mit weiteren Spezialthemen modular ergänzt werden.
In der kantonalen Verwaltung sind gemäss
Massnahme V2 des Massnahmenplans Luftreinhaltung, 2008, saubere Fahrzeugflotten
einzusetzen.
In der Frühjahressession 2014 hat das
Schweizer Parlament entschieden, dass der
Markt für Gewerbekehricht nicht voll liberalisiert werden soll. Eine solche Liberalisierung
hatte die im Jahr 2006 eingereichte Motion
«Carlo Schmid» (06.3085, Kein Transportund Entsorgungsmonopol für Gewerbekehricht) verlangt. Als Reaktion hat die Motion
«Kurt Fluri» (11.3137, Keine vollständige
Liberalisierung des Abfallmarktes für Gewerbekehricht) zu einem späteren Zeitpunkt
geltend gemacht, welche Nachteile den
8.3 Kehricht
Gemeinden und Städten aus einer solchen
vollständigen Liberalisierung erwachsen
8.3.1 Situationsanalyse
würden. Die Motion «Kurt Fluri» wurde zuerst
durch den Nationalrat und im März 2014
Einzugsgebiete
durch den Ständerat angenommen. Die KonDas Abfallgesetz sieht vor, dass der Regierungsrat nach Anhörung der Gemeinden die sequenzen aus der Motion «Carlo Schmid»
Einzugsgebiete von Anlagen zur Behandlung werden somit hinfällig. Für die Entsorgung
der Siedlungsabfälle von kleinen und mittelvon brennbaren, nicht verwertbaren Siedlungsabfällen festsetzt. Für die Periode 2014− grossen Betrieben bleiben weiterhin die
Gemeinden und Kantone zuständig.
2018 kam das Flexibilisierungsmodell mit
den im RRB Nr. 1130/2001 festgelegten
Rahmenbedingungen zum vierten Mal zur
Überkantonale Kehrichttransporte
Anwendung. Es basiert auf einer Forderung
Bei Importen aus dem Ausland wird anhand
des Kantonsrats zu mehr Wettbewerb unter
ökologischer und ökonomischer Kriterien
den Zürcher KVA für den zugewiesenen Ab- geprüft, ob die Abfälle auf der Schiene transfall. Die Gemeinden hatten auch diesmal die portiert werden müssen. Diese Kriterien wurOption, unter den drei nächstgelegenen KVA den im Rahmen einer Vereinbarung zwischen
im Kanton auszuwählen. Gegenüber der
AWEL und Zürcher Abfallverwertungsletzten Periode 2009−2013 ergaben sich
Verbund (ZAV) festgelegt.
kaum Veränderungen. Die Zuteilung für die
Für Abfalllieferungen mit Ursprung südlich
folgende Periode ist 2018 vorzunehmen.
der Alpen ist der kombinierte Verkehr gesetzt, der alpenquerende Transport erfolgt
also per Bahn. Von den in den Jahren 2010
Kehrichtlogistik in der Gemeinde
Mit dem neu aufgelegten AWEL-Leitfaden zur bis 2012 im gesamten ZAV umgesetzten
Kehrichtlogistik stellt die Gemeindeberatung Abfallmengen betrafen die Anlieferungen im
Kombiverkehr Bahn/Strasse pro Jahr 16800 t
(siehe Kapitel 8.6 «Unterstützung der Gebis knapp 38000 t, das heisst, 2.6% bis 5%
meinden») Grundlagen zu Optimierungsder entgegengenommenen brennbaren
potenzialen in der kommunalen Kehrichtlogistik zur Verfügung. Dieses Dokument wird Siedlungsabfälle.
ergänzt mit separaten Faktenblättern zu
Spezialthemen – zum Beispiel zu Unterflursammelsystemen oder zur Submission
8.3.2 Zielsystem
Ziele
1
2
3
4
Ressourcen
schonen, Ressourcen nutzen
Der nicht direkt stofflich verwertbare Abfall wird als Kehricht
der energetischen
Verwertung zugeführt.
Ökoeffizienz und
Energieeffizienz
Die Öko- und Energieeffizienz wird optimiert.
Mehrverkehr infolge
falscher Marktanreize
wird vermieden.
Optimierte Entsorgungssicherheit
Die Gemeinden sorgen für eine kundengerechte, geeignete
und kostenoptimierte
Logistik.
Schutz von
Umwelt und
Bevölkerung
Die Emissionen der
Kehrichtlogistik (inkl.
CO2, Stickstoffoxide
und Feinstaub) sollen
reduziert werden.
32 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
A
B
C
D
Definiertes Rollenverständnis
Sammlung und
Transport von Kehricht ist Aufgabe der
Gemeinde. Der Kanton unterstützt sie im
Hinblick auf eine effiziente Ausführung.
Aktive Information
und Kommunikation
Die Kennwerte zur
Kehrichtlogistik werden regelmässig erhoben und publiziert.
Die Akteure werden
animiert, kundenfreundliche und effiziente Entsorgungssysteme anzubieten.
Kostenwahrheit
Die Gemeinden werden bei der Rechnungslegung im
Sinne einer korrekten,
transparenten Kostenzuweisung unterstützt. Erfahrungsaustausch und Zusammenarbeit zwischen
den Gemeinden werden gefördert.
Kooperation
Die Zusammenarbeit
mit den Gemeinden
und mit den KVABetreibern in Fragen
der Logistikoptimierung wird gesucht.
Strategieelemente
8.3.3 Handlungsbedarf und
Massnahmen
Kehrichtlogistik in der Gemeinde
Für eine zielführende Umsetzung der Motion
«Kurt Fluri» und der darin vorgeschlagenen
Teil-Liberalisierung des Abfallmarktes für
Gewerbekehricht braucht es eine zweckmässige Regelung für den Umgang mit grossen Betrieben. In den letzten 15 Jahren ist
die kommunale Kehrichtlogistik ökologischer
und auch kostengünstiger geworden. Verbleibende Herausforderungen und Ansatzpunkte für weitere Optimierungen liegen
künftig vor allem bei der Bereitstellung des
Kehrichts und dem Gesundheitsschutz der
Kehrichtbelader. Die Einführung von zentralen Sammelplätzen und rechtlich verbindlichen Gebindepflichten (z.B. Containerpflicht) sowie die Zusammenarbeit der Gemeinden sind dabei wichtige Ansatzpunkte.
Die Empfehlungen zur Submission im AWELLeitfaden zur Kehrichtlogistik sollen den
aktuellen Fragestellungen und Veränderungen angepasst und mit Praxisbeispielen
ergänzt werden.
Entwicklung des kommunal gesammelten Kehrichts
im Kanton Zürich
Einwohner
t/Jahr
kg/E·Jahr
2001
1223101
264000
216
2005
1264141
280000
221
2009
1344866
290000
216
2012
1406083
290000
206
Die Entwicklung des kommunal gesammelten Kehrichts verläuft näherungsweise parallel zur Einwohnerzahl im Kanton Zürich. Wie gross die Anteile aus
den Haushalten und den Betrieben sind, wird nicht erfasst und kann nur über
Abschätzungen oder Modelle erfolgen.
Zeitliche Abwicklung der Massnahmen
Massnahmen
Ziel/Strategie 2015
2016
2017
Kehrichtlogistik in der Gemeinde
Kehrichtlogistik
2−4 / A, B Revision Faktenblatt Submission
Motion «Kurt Fluri»
2, 3 / A, B
Gestaltung der Umsetzung
Importe mit langen Transportwegen
2 / A Kehricht-Transporte per Bahn
Zuteilung Siedlungsabfälle auf KVA 2, 3 / D
Siedlungsabfälle 33
2018
Neuzuteilung der
Gemeinden
8.4 Klärschlamm und Klärschlammbehandlungsanlagen KSBA
8.4.1 Situationsanalyse
Basierend auf einer umfangreichen Standortevaluation mit Vernehmlassung beschloss
der Regierungsrat am 31. August 2012 (RRB
Die neue Klärschlammverwertungs- 1035/2012), dass die Stadt Zürich am Standanlage Werdhölzli ort des Klärwerkes Werdhölzli für den gesamten Zürcher Klärschlamm eine neue
zentrale Klärschlammverwertungsanlage (KSV)
bauen und betreiben kann. Das Stadtzürcher
Volk hat der Investition im März 2013 zugestimmt. Nach dem Bau kann die gesamte
Klärschlammmenge aus dem Kanton Zürich
ab Mitte 2015 im Werdhölzli verwertet werden.
Dabei fallen pro Jahr 15000 Tonnen verwertbare phosphorhaltige Klärschlammasche an,
die auf einer Monodeponie abzulagern oder
− sobald die P-Rückgewinnungsanlage geplant und gebaut ist − zu verwerten ist.
Transportkostenausgleich (TKA) ausgewählt.
Das optimierte Logistikkonzept und der TKA
gewährleisten, dass die richtigen Anreize gesetzt werden, um weiter Kosten zu sparen
und Umweltressourcen zu schonen.
Eine Projektgruppe unter der Leitung des
AWEL klärt mit dem ZAV, dem Zentrum für
nachhaltige Abfall- und Ressourcennutzung
(ZAR) und weiteren Partnern seit 2012 ab,
wann und wie Phosphor aus der Klärschlammasche der Klärschlammverwertungsanlage
In Absprache mit den Klärschlammlieferanten direkt zurückgewonnen werden kann.
Produkt- und Verfahrensentwicklung für
und dem AWEL wurden ein optimiertes
die vielversprechendste nasschemische
Logistikkonzept sowie eine möglichst faire
Preisgestaltung erarbeitet. Aus etlichen Vari- Phosphorrückgewinnung sollen weiterverfolgt werden.
anten wurde ein attraktives Modell für den
8.4.2 Zielsystem
Ziele
Strategieelemente
1
2
3
4
Ressourcen
schonen, Ressourcen nutzen
Klärschlamm soll so
behandelt werden,
dass eine spätere
Nutzung des Phosphor-Anteils möglich
ist. Eine baldige
direkte P-Rückgewinnung ist zu
realisieren.
Ökoeffizienz und
Energieeffizienz
Die Energieeffizienz
von KSBA ist anlagen- und systemspezifisch zu optimieren.
Die Emissionen werden tief gehalten.
Optimierte Entsorgungssicherheit
KSBA sollen ausreichende Reservekapazitäten aber keine
Überkapazitäten aufweisen.
Schutz von
Umwelt und
Bevölkerung
Emissionen in Luft,
Wasser und Boden
werden minimiert.
Heute nicht verwertbare Rückstände werden in nachsorgefreier Qualität
zwischengelagert.
A
B
C
D
Definiertes Rollenverständnis
Die Klärschlammbehandlung ist Aufgabe der Gemeinde.
Der Kanton nimmt
eine Aufsichtsfunktion wahr und koordiniert mit den anderen
Kantonen. Er investiert zusammen mit
Partnern in die technologische Entwicklung.
Er transferiert das
neu erarbeitete
Wissen aktiv.
Aktive Information
und Kommunikation
Eine aktive Information der Anlagenbetreiber und der Aufsichtsbehörden soll
auf die Erhöhung der
Akzeptanz der Bevölkerung für die KSBA
gerichtet sein.
Fallweise sind Kommunikationskonzepte
mit klarer Zieldefinition zu erstellen.
Kostenwahrheit
Ein einheitliches
finanzielles Führungssystem der KSBA ist
Voraussetzung für
Kosten- und Effizienzvergleiche sowie
für die Festlegung
der Annahmegebühren. Diese basieren
auf betriebswirtschaftlichen Ansätzen
und enthalten die
erforderlichen Rücklagen für Ersatzinvestitionen.
Kooperation
Mit den Betreibern
der KSBA wird eine
partnerschaftliche
Zusammenarbeit gepflegt. In Kooperation
mit nationalen sowie
internationalen Organisationen und Hochschulen wird nach
Lösungen für die anstehenden technischen Probleme
gesucht.
34 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
Indikatorwerte
Anteil der gesicherten/genutzten
Phosphorressourcen aus Klärschlamm:
− Zielwert 2016: 90% des Potenzials
gesichert
− Zielwert 2019: 70% des Potenzials
genutzt
Anteil des nachsorgefrei abgelagerten
Rückstandes aus der Klärschlammentsorgung:
− Zielwert 2019: 95% der mineralischen
Rückstände verwertet.
Koordination/Kooperationen
Dank der Ausrichtung der KlärschlammEntsorgung auf den innerhalb des Kantons
Zürich anfallenden Klärschlamm werden
Überkapazitäten vermieden. Hinsichtlich
Phosphorrückgewinnungsanlagen wirkt das
AWEL national koordinierend mit. In der
Pionier-Position im Bereich Urban Mining/
Phosphor Mining ist das Wissen aktiv national
und international zu transferieren sowie das
Umfeldwissen zu stärken.
8.4.4 Massnahmen bis 2018
Die Massnahmen in diesem Teilplanungsbereich erfolgen in enger Abstimmung mit
dem Bereich «Thermische Anlagen» (vgl.
Kapitel 12.1).
8.4.3 Handlungsbedarf und
Massnahmen
Klärschlamm-Verwertungsanlage
Werdhölzli im Bau
Phosphorrückgewinnung
Nach erfolgreichen Abklärungen zur technischen Machbarkeit sowie der Planungsphase
durch ZAR (Basic- und Teile des Detailengineerings mit Businessplan) ist die Finanzierung für den Bau und den Betrieb der
Rückgewinnungsanlage zu sichern und eine
Trägerschaft für Bau und Betrieb zu definieren. Die Planung und der Bau mit Zielhorizont für die Inbetriebnahme Mitte 2018
wird durch das AWEL begleitet.
Zeitliche Abwicklung der Massnahmen
Massnahmen
Sichere Entsorgung
Kontrollen der TVA/SdT
Betriebsbewilligung
Umfeldbeobachtung
Kapazitäten
Zusammenarbeit
Information
Nationaler/internationaler
Wissenstransfer
Ziel/Strategie 2015
1−4 / A
1−4 / A
1−4 / A−D
3 / A, D
3 / A, D
2016
2017
2018
Kontrollen TVA/Überprüfung des Standes der Technik
Permanente Aufgabe
Durch ERZ in Absprache mit ZAV (Kontrolle durch AWEL)
Bei Bedarf: Mitarbeit bei Koordination Bund/Kantone
1−4 / A Netzwerk unterhalten, Partnerschaften eruieren
Wissenstransfer forcieren, Umfeldwissen stärken
Sicherung/Nutzung der Phosphorressource aus Klärschlamm
Klärschlammverwertungsanlagen/
Monodeponie sichern
1, 4 / A Inbetriebnahme
Engineering der P-Recyclinganlage 1, 4 / A Wahl Verfahren, Entwicklungspartner
(ZAR mit Externen)
Engineeringphase, Businessplan
Finanzierung sichern,
Trägerschaft definieren
1, 4 / A, C
«Stabübergabe an Trägerschaft»
Bewilligung; Bau und Inbetriebnahme
durch Trägerschaft
1, 4 / A, C
Rest Detailengineering, Bau, Inbetriebnahme
Optimierung der Energienutzung
Gesamtsystem
2 / A, B Energiebilanz KSV inkl. Entwässerung
Siedlungsabfälle 35
8.5.1 Strassensammlerschlämme
8.5 Strassenabfälle
Strassensammlerschlämme sind mit Schadstoffen (Kohlenwasserstoffe und Schwermetalle) belastet und müssen als Sonderabfall
entsorgt werden. Sie können wieder verwertet werden. Das am weitesten verbreitete
Verfahren zum Entleeren der Schächte entspricht allerdings nicht mehr dem Stand der
Technik, da die feinsten, mit Schadstoffen
Im Bericht zum Massnahmenplan zur Abfall- beladenen Schlammanteile beim Zurückpresund Ressourcenwirtschaft 2011···2014 wurde sen des Füllwassers wieder in die Schächte
basierend auf älteren und neueren Angaben gelangen.
Moderne Saugfahrzeuge verfügen über
geschätzt, dass im Kanton Zürich 30% vermehrere Filterstufen und behandeln das
wertet, 15% deponiert und 55% der AtmoAbwasser mit Flockungsmitteln, so dass
und Hydrosphäre übergeben werden. Zehn
Saugfahrzeug zur Leerung von Jahre zuvor existierte noch keine Verwertung. zum Wiederbefüllen der Schächte sauberes
Strassensammlerschächten
Wasser verwendet wird. Strassensammlerschächte dürfen deshalb nur noch mit
sauberem Wasser aufgefüllt werden (siehe
Rundschreiben BAFU vom 5. Februar 2014).
Das Tiefbauamt hat diese Massnahme
bereits umgesetzt.
Unter dem Begriff Strassenabfälle versteht
man zum einen Strassenwischgut und zum
anderen Strassensammlerschlamm. Beim
Strassensammlerschlamm handelt es sich
um einen Sonderabfall, von dem jährlich
mehr als 140000 Tonnen in der Schweiz
anfallen.
8.5.2 Handlungsbedarf und
Massnahmen
Die Verarbeitung der mit Flockungsmitteln
behandelten Schlämme stellt die Entsorgungsbetriebe vor neue Herausforderungen,
die von einigen Entsorgern bereits angenommen worden sind. Eine wichtige Aufgabe der
Behörden wird in den kommenden Jahren
sein, diejenigen Saugwagenunternehmer, die
sich noch nicht mit den aktuellen Anforderungen auseinander gesetzt haben, auf den
neuen Weg zu bringen. Diese Entwicklung
erfordert die Überwindung von finanziellen
Hürden und technischen Problemen.
Mit einem Merkblatt sollen Gemeinden und
Saugwagenunternehmer auf die neuen Anforderungen aufmerksam gemacht werden. Zur
Umweltrelevanz und zu den Stoffströmen von
Strassenabfällen besteht – im Gegensatz zu
den mobilen Aufbereitungsanlagen – kein aktuelles Wissen.
Zeitliche Abwicklung der Massnahmen
Massnahmen
Ziel/Strategie* 2015
2016
2017
Aufbereitung von Strassensammlerschlämmen und Wischgut
Entsorgung
1, 2 / D Abklärungen Stoffströme/Umweltleistungen
Mobile Anlagen
1, 2 / D Merkblatt zur Unterstützung der Gemeinden
* siehe übergeordnetes Zielsystem S. 10
36 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
2018
8.6 Unterstützung der Gemeinden
8.6.1 Situationsanalyse
Der Kanton unterstützt und berät die Gemeinden und Städte bei der Ausführung ihres
gesetzlichen Auftrags Siedlungsabfälle zu
bewirtschaften (sammeln und behandeln).
Er selbst kann die BürgerInnen nicht direkt
erreichen und befähigt die Gemeinden deshalb, dies an seiner Stelle zu tun. Nur durch
einen ständigen Kontakt, den Austausch
und die Zusammenarbeit mit Gemeinden,
anderen Kantonen, dem Bund und weiteren
Akteuren kann die kantonale Fachstelle für
Abfallwirtschaft einerseits ihre Beratungsund Vernetzungstätigkeiten und andererseits
ihr Aufsichts- und Lenkungsfunktionen wahrnehmen, zielführend umsetzen und weiter
entwickeln. Gemeinden und Städte ihrerseits
Besichtigung von Unterflurcontainern
anlässlich Grundlagenkurs
8.6.2 Handlungsbedarf und
sind immer wieder auf eine solide fachspe«Kommunale Abfallbewirtschaftung».
zifische Beratung durch den Kanton und eine Massnahmen
offene Zusammenarbeit angewiesen, um
ihre Aufgaben möglichst effektiv zu erfüllen.
Kommunikation und Beratung
Die Resultate einer Umfrage am GemeindeDie Gemeindeberatung wurde in den letzen
seminar 2012 – mit 169 GemeindevertreterInJahren ausführlich gepflegt, weiterentwickelt nen aus 107 Zürcher Gemeinden und Städund mit breiter Präsenz gut vernetzt. Mit Hilfe ten – zu «Sorgenbereichen» in der kommudiverser Produkte, Dienstleistungen und Akti- nalen Abfallwirtschaft lieferten wertvolle
vitäten wird die stetige Informations- und Be- Erkenntnisse und Hinweise darüber, welche
ratungstätigkeit zu aktuellen rechtlichen und Themen in der Gemeindeberatung zukünftig
fachlichen Fragestellungen und zu interkan- mit höherer Priorität behandelt werden solltonalen sowie nationalen Entwicklungen ge- ten bzw. wo sich die Gemeinden weitere kanwährleistet. Evaluationen zu den Gemeinde- tonale Unterstützung wünschen. Zudem
seminaren 2010 bis 2013 sowie Rückmelsollen neue Trends und Herausforderungen in
dungen auf den seit 2011 periodisch erder Abfall- und Ressourcenwirtschaft auch
scheinenden Newsletter zeigen, dass die
künftig mit Initiative angegangen werden.
kantonalen Bemühungen geschätzt werden
Informationstätigkeiten zu konkreten rechtund bisherige Stossrichtungen bei der Verlichen Aspekten und die Beratung für den
mittlung relevanter Inhalte sowie Weiterentkommunalen Vollzug sind weiterhin gefragt.
wicklungen in der Gemeindeberatung Anerkennung finden.
Littering
Ein Engagement mit ausgewählten SchwerDas Thema Littering gehört in umfassendere punkten im Bereich Littering besteht seit
Diskussionen und Ansätze zur Nutzung
2010. Aus der am Gemeindeseminar 2011
und Gestaltung öffentlicher Räume, den
durchgeführten Situationsanalyse und einer
damit auftretenden Nutzungskonflikten und
Bedürfnisabklärung bei den teilnehmenden
unserer Wertehaltungen gegenüber diesen
Zürcher Gemeinden konnten verschiedene
Räumen. Littering ist keine reine AbfallproAktivitäten und Empfehlungen zu erprobten
blematik. Der Dialog und eine enge ZusamLösungselementen ausgearbeitet, Projekte
menarbeit zwischen verschiedenen Partnern und Partnerschaften aufgebaut und in der
und Fachstellen sind weiterhin nötig und
Planungsperiode 2011 bis 2014 umgesetzt
unerlässlich, um im Kampf gegen Littering
werden. Zukünftig gilt es, weitere neue und
Erfolge zu erzielen. Dem verursachergerech- innovative Ideen zu Anti-Littering-Strategien
ten sowie lenkungswirksamen Umgang zur
und -Massnahmen zu fördern, sobald solche
Deckung der entstehenden Reinigungskosauftauchen, und wo möglich mit engagierten
ten in Gemeinden und Städten (bisher unge- Gemeinden umzusetzen. Dazu und zu einer
löst) ist dabei ebenfalls Rechnung zu tragen. generell besseren Vernetzung laufender AntiLittering-Aktivitäten (Kampagnen, Aktionen
etc.) in Schweizer Gemeinden/Städten sollen
interkantonale Bemühungen und Projekte –
wie z.B. die «Littering-Toolbox» oder die Plattform «Saubere Veranstaltungen» – weiter ausgebaut, optimiert und über möglichst viele
Partner abgestützt und multipliziert werden.
Siedlungsabfälle 37
Littering beschäftigt viele Gemeinden
und Städte in hohem Masse Das Thema wird mit nationalen Aktivitäten
abgestimmt. Dazu eignen sich vor allem der
«Runde Tisch Littering» des Bundesamtes für
Umwelt (BAFU) und die Arbeitsgruppe der
Organisation Kommunale Infrastruktur (OKI)
für eine nationale «Littering-Abgabe», welche
aufgrund des Bundesgerichtsentscheids zu
erhöhten Abfall-Grundgebühren für Betriebe
der Unterwegsverpflegung (BGE 2C_239/
2011) formiert wurde. In Zukunft müssen
unter anderem national taugliche verursachergerechte Finanzierungswege definiert
und angestrebt werden, welche dem Littering
möglichst nahe und lenkungswirksam an der
Quelle entgegenwirken und die Verursachenden adäquat in die Verantwortung und die
Deckung der Kosten einbinden.
Illegale Abfallbeseitigung (Ablagerung
und Verbrennung)
Der kommunale Vollzug bei illegalen Abfallablagerungen und -verbrennungen sowie das
Vorgehen bei Verstössen gegen das Ablagerungs- oder Verbrennungsverbot sind gesetzlich klar geregelt. Das ordentliche Verfahren
wird auch künftig als sinnvoll erachtet. Die
kantonalen Vollzugshilfen liefern durch idealtypisch beschriebene Vorgehensweisen und
Hintergrundinformationen Hilfestellungen für
Gemeinden und Städte. Bei grösseren und
komplexeren Fällen begleitet und berät die
Gemeindeberatung des AWEL kommunale
Fachstellen individuell. Im Bereich der illegalen Abfallverbrennung ist die Zusammenarbeit mit den Fachleuten der Lufthygiene
erforderlich.
8.6.3. Zeitliche Abwicklung der Massnahmen
Massnahme
Ziel/Strategie* 2015
2016
2017
2018
Kommunikation und Beratung
Gemeindeseminare
1−4 / B, D
Grundlagen und Beratung
1−4 / B, D
Newsletter
1−4 / B periodisch veröffentlichen, pflegen, weiterentwickeln
Unterstützung der Gemeinden
Basiskurs Abfallwirtschaft
1−4 / B, D
Kommunale Abfallverordnungen 1−4 / A, C Vorprüfen & genehmigen; AWEL-Muster auf aktuellem Stand halten
Erfahrungsaustausch
1−4 / B, D Erfahrungsaustausch zwischen den Gemeinden fördern
Littering / illegale Abfallbeseitigung
Beratung zum Vollzug
4/B
Interkantonale Projekte
1, 4 / B, D
Engagement BAFU/OKI
1, 4 / B, C, D
Vollzugshilfen
4 / B Aktualisieren
* siehe Zielsysteme der Kap. 8.1 bis 8.3.
38 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
9. Rückbaustoffe, Bauabfälle
9.1 Situationsanalyse
Verwertung von ausgebautem Belagsmaterial
Betongranulat/Mischgranulat
Die dem AWEL zur Verfügung stehenden
Modelle zur Quantifizierung der Massenflüsse im Baubereich für die aus dem Kanton
Zürich stammenden Rückbaustoffe weisen
unterschiedliche Ergebnisse aus. Der Verwertungsgrad liegt je nach Modell zwischen
60% und 80%. Bei der Verwertung der mineralischen Rückbaustoffe (Beton, Backstein)
sind in letzter Zeit grosse Fortschritte erzielt
worden. Die aktuellste Berechnung für das
Jahr 2010 zeigt, dass 80% verwertet, 5%
deponiert und 15% in andere Kantone exportiert und dort zur Hälfte in den Baustoffkreislauf zurückgeführt wurden. Für Betongranulat ist, auch dank vermehrter ökologischer Bauweise (eco-bau), ein Markt entstanden. Beim Mischgranulat konnte sich
noch kein stabiler Markt entfalten.
Tonnen
pro Jahr
500000
400000
300000
200000
100000
0
1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035
Kantone St. Gallen, Thurgau, Zürich
und Fürstentum Liechtenstein
an polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) im Bauwerk Strasse nur Belag Szenario Referenz
sehr langsam abnehmen. Bis zu zwei Drittel
Behandlung
Total Deponie
des verwerteten Belags wird in loser Form als
Aufbereitung zur Verwertung
Recycling Kiessand A im Strassenbau als
Koffermaterial eingesetzt. Das Vermischen
mit Kies widerspricht den Grundsätzen der
Abfallwirtschaft, wenn auch bis zu 30%
Asphaltanteil bautechnisch einsetzbar sind.
Gemäss ASTRA-Fachhandbuch, Doku-Nr.
22001-14110, gibt es einschränkende Bestimmungen zur Verwendung von Ausbauasphalt im Strassenbau bspw. Anforderungen
Belag
zur Frost- und Tausalzbeständigkeit. In ZuDie Ergebnisse zeigen, dass sich die Materialkreisläufe innerhalb des Bauwerks Strasse kunft übersteigt das Angebot die Nachfrage.
Der Überschuss findet ohne Behandlung
mit den heutigen Recycling-Raten kaum
keinen vernünftigen Verwendungszweck.
mehr schliessen lassen. Die Entsorgungskosten werden weiter steigen und die Lager
Die beiden neu entwickelten dynamischen
Modelle der Belags- und Gipsflüsse, mit
denen verschiedene Szenarien gerechnet
werden können, zeigen die momentane
Situation, ermöglichen aber auch den Blick in
die Zukunft. Die Situation bei den Strassenbelägen und den stark zunehmenden Gipsflüssen stellt sich nicht so positiv dar, wie bei
den mineralischen Rückbaustoffen. Für die
Zukunft zeigt sich unter anderem eine starke
Zunahme beider Flüsse in die Deponien.
Materialflüsse Kanton Zürich
Systemgrenze: Kanton Zürich; Bezugsjahr 2010
35
RC-Baustoffe
710
RC-Baustoffe
Aufbereitung
RC-Material
23
76
768
RB-Mat.
Rückbaumaterial
134
Triage
Rückbaumaterial
(RB-Mat)
Direkte Verwertung
0
Deponien
Feinfraktion
Rückbaumaterial
173
Export RB-Mat
46
Import RB-Mat
1105
850
Baustoffe
Sammeln
Baustoffe
4159
BAUWERK
(HB + TB)
Baustoffe
2465
Primäre Baustoffe
Rückbaumaterial
4666
Aushub
47
Terrainveränderung
47
Aufbereitung
Primärmaterial
1554
Triage
Aushub
Kiesiger Aushub
Aushub
3019
Aushub
HB Hochbau
TB Tiefbau
RC Recycling-Material
Gruben (Kies, Ton, andere)
3273
755
Primäre Baustoffe
Primärmaterial
100
Feinfraktion
Abbau
Primärmaterial
쐽
쐽
Ablagerung
Aushub
Abbau: 3273
Grubenbilanz: –93
60
Aushub
Ablagerung: 3179
Rückbaumaterialflüsse
RC-Baustoffe (d.h. aufbereitete
Rückbaumaterialien)
쐽 Baustoffe (v.a. Kies/Sand), inklusive
Rückbaumaterial- und Rückbaustoffflüsse
쐽 Primäre Baustoffe (v.a. Kies/Sand)
쐽 Aushubmaterialflüsse
1000 m3 (fest)
(Quelle: AWEL)
Rückbaustoffe, Bauabfälle 39
In der Schweiz muss in thermische oder
chemische Behandlungsanlagen investiert
werden, soweit die ausgebauten Beläge nicht
deponiert werden sollen. Neuste Erkenntnisse aus der Belagsforschung (Forschungspaket PLANET) legen den Schluss nahe,
dass sich höhere Anteile an Ausbauasphalt
(RAP) in der Neuproduktion wieder einsetzen
lassen. Sofern höhere Anteile an Ausbauasphalt zu vermehrten Emissionen führen,
sind die Anlagen gemäss dem Stand der
Technik nachzurüsten.
Gips
Trotz den reichen Gipsvorkommen in der
Schweiz wird mehr als 50% des Gipsbedarfes in Form von Produkten durch Importe
gedeckt. Ein Stoffflussmodell Gips zeigt auf,
dass das Lager im Hochbauwerk jährlich um
450000 t zunimmt. Die Rückgewinnung von
Gips bewegt sich heute mit 4000 t/a auf
einem bescheidenen Niveau. Deshalb gelangen heute über 230000 t/a in die Deponie.
Der Anfall von Gips wird sich bis ins Jahr
2035 fast verdoppeln. Bei der aktuell geringen
Produktion von Gipsbaustoffen in der
Schweiz wird eine Rückführung ins Bauwerk
innerhalb der Landesgrenzen nicht möglich
sein.
Gipsoutput aus dem Bauwerk Schweiz
Gips Szenario Referenz, Entwicklung
der verschiedenen Gipsabfälle aus
dem Bauwesen
Baugips
Gips aus dem Zement im Beton
Gipsplatten Trockenbau
Vollgipsplatten
쐽
쐽
쐽
쐽
Die Aufbereitung von Rückbaustoffen ist ein aufwendiger Prozess,
Richi AG, Weiningen
1970
1975
1980
1985
1990
1995
2000
2005
2010
2015
2020
40 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
2025
2030
2035
9.2 Zielsystem
1
2
3
4
Ressourcen
schonen, Ressourcen nutzen
Mineralische Rückbaustoffe werden
in den Kiesmarkt
integriert und substituieren geogene Kiesvorkommen.
Für Strassenbeläge
und Gips müssen
Verwertungswege
geschaffen werden.
Ökoeffizienz und
Energieeffizienz
Mineralische Rückbaustoffe müssen
vermehrt in gebundener Form eingesetzt
werden.
Optimierte Entsorgungssicherheit
Durch die Stärkung
des Marktes für
Rückbaustoffe erhöht
sich die Entsorgungssicherheit.
Schutz von
Umwelt und
Bevölkerung
Die Bauabfälle und
die nicht verwertbaren mineralischen
Rückbaustoffe
werden gesetzeskonform entsorgt.
A
B
C
D
Definiertes Rollenverständnis
Mit Kies für Generationen übernimmt die
Wirtschaft die Verantwortung und die
Kompetenz für das
Rückbaumaterial.
Die öffentliche Hand
erstellt Bauten im
Hoch- und Tiefbau,
die als Vorbilder einer
ökoeffizienten und
Ressourcen schonenden Bauweise
dienen.
Aktive Information
und Kommunikation
Im Rahmen von Kies
für Generationen wird
eine Informationsplattform installiert.
Diese wirkt als Think
Tank und vermittelt
Wissen. Sie dient
auch dem Austausch
zwischen Wissenschaft und Praxis.
Gips und Beläge
werden in das Kommunikationskonzept
aufgenommen.
Kostenwahrheit
Die verursachergerechte Verteilung der
Verwertungskosten
ist geregelt.
Kooperation
Kies für Generationen
errichtet und unterhält als selbständige
Organisation ein
Netzwerk zwischen
Wissenschaft, Behörden, Organisationen
und Bauwirtschaft.
Indikatoren
Ziele
Strategieelemente
Verwertung der Rückbaustoffe
Der Anteil gebundener Anwendungen an
Rückbaustoffen illustriert den strategisch
wichtigen zukünftigen Einsatz von Rückbaustoffen insbesondere im Konstruktionsbau (Indikator gemäss AWEL-Index). Auf
der Basis der Modellierung der wichtigsten
Materialflüsse rund um das Bauwerk Kanton
Zürich sollen weitere Indikatoren entwickelt
werden.
1500 000 t
%
100
1200 000
80
900 000
60
600 000
40
300 000
20
24.1% 28.6% 29.7% 38.6% 36.0% 36.3% 52.1% 52.6%
Einsatz in loser Form 쐽
Einsatz in gebundener Form 쐽
Anteil in gebundener Form 쐽
65.0%
0
0
2007
2008
2009
2010
2011
Rückbaustoffe, Bauabfälle 41
2012
2013
2014
2022
9.4 Handlungsbedarf und Massnahmen
Zentrales Anliegen ist, Rahmenbedingungen
für die vollständige Integration der Rückbaustoffe in den Baustoffmarkt zu schaffen.
Wenn der Markt nicht Beton nach Zuschlagstoffen, sondern nur noch nach Eigenschaften nachfragt, ist das Ziel erreicht.
Die Baustoffbranche muss in vermehrtem
Masse gebundene Rückbaustoffe wie sie vor
allem im Hochbau zum Einsatz kommen –
zum Beispiel Beton – anbieten. Nicht nur Rückbaustoffe aus dem Hochbau sollen als Rohstoffquelle dienen, sondern auch überschüssiges Koffermaterial aus der Strasse muss in
die gebundene Form überführt werden.
Der Kanton als Bauherr kann Entwicklungen
anstossen und als Pionier einen Primärmarkt
schaffen. Gemäss dem Standard «Nachhaltigkeit im Hochbau» der Baudirektion wird
deshalb die Verwendung eines hohen Anteils
an Sekundärbaustoffen für die Bauten des
Kantons gefordert. Im Speziellen soll der Einsatz von Recycling-Beton gefördert werden.
Ähnliche Standards stehen für den Tiefbau in
Erarbeitung.
Hohe Wiederverwertung setzt eine sorgfältige Umsetzung im Rückbau voraus. Deshalb sind vorgängige Abklärungen notwendig.
Die durch die TVA vorgesehene SchadstofErmittlungspflicht, verbunden mit dem Erstellen eines Entsorgungskonzeptes im
Rahmen des Baubewilligungsverfahrens, ist
rasch einzuführen.
Geordneter Rückbau von
Altbauten als Standard 9.3 Rahmenbedingungen
Die Bauerneuerung bewegt sich immer noch
auf einem hohen Niveau, dies vor allem in
urbanen Regionen. Während der Hochbau
schnell wächst, reduziert sich das Bauvolumen bei den Infrastrukturanlagen (Strassen,
Werkleitungen, usw.) im Tiefbau. Entsprechend steigt die Nachfrage für Baustoffe vor
allem im Hochbau.
Für die Vermittlung und den Austausch von
Wissen zwischen Wissenschaft und Praxis
wird eine Informationsplattform installiert und
betrieben. Die Anstrengungen zur besseren
Verwertung von Gips und Belagsmaterialien
wird in das Projekt Kies für Generationen eingebunden. Erfolgversprechend scheint vor
allem die Gipsverwendung bei der Zementherstellung. Konkrete Ziele und daraus
resultierende Massnahmen müssen noch entwickelt werden.
Zeitliche Abwicklung der Massnahmen
Massnahmen
Ziel/Strategie 2015
«Kies für Generationen»
Rückbau
Verwertung von Gips
Verwertung von Strassenbelägen
Kanton als Bauherr
2016
2017
2018
1, 2 / A, D Installation der Organisation
Unterstützung
Innovationen fördern
4 / A, B, D Schadstoffermittlung und Entsorgungskonzept: entwickeln und einführen
private Kontrolle einführen, Controlling
1, 3 / A, D Verwertungsstrategie entwickeln
Umsetzung mit Wirtschaft
1, 3 / A, D Strategie zum Umgang mit Schwarzbelagüberschüssen entwickeln
Umsetzung mit Wirtschaft
1, 3 / A, B Unterstützung von «Nachhaltigkeit im Hochbau», neu: Tiefbau
42 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
10. Belastete Standorte/Belastete Abfälle
10.1 Situationsanalyse
Kataster der belasteten Standorte
Der öffentlich zugängliche Kataster der belasteten Standorte (KbS) ist ein zentrales
Instrument, das durch Bauherren, Investoren
sowie Behörden genutzt wird. Im KbS sind
alle belasteten, überwachungsbedürftigen
und sanierungsbedürftigen Standorte verzeichnet, aber auch noch nicht altlastenrechtlich klassierte Standorte mit einer hohen
Wahrscheinlichkeit für relevante Belastungen.
Bei Bauvorhaben, Handänderungen etc. wird
auf den KbS zurückgegriffen, neue Informationen sowie erfolgte Massnahmen werden
hier nachgeführt. Der KbS gibt damit erhöhte
Sicherheit für zukünftige Planungen.
Durchschnittliche Abfallqualitäten und -anteile bei der Entsorgung
von belasteten Bauabfällen 2010–2013
Tolerierbarer Aushub
41 %
Inertstoff
35 %
Reaktorstoff /
Reststoff
20 %
6%
8%
Baustoffrecycling
Zementwerk
26 %
Nassmechanische
Behandlung
58 %
Deponierung
Das Altlastenprogramm
Die unsachgemäss entsorgten Abfälle der
Vergangenheit sollen aufgeräumt werden.
Die Aufarbeitung erfolgt in vier Schritten, beginnend mit der KbS-Erstellung und endend
mit der Sanierung der akut gefährlichen Altlasten bis ins Jahr 2023. Der 1. Schritt wurde
bereits 2011 abgeschlossen.
Beispiel Ausschnitt aus dem KbS.
Gelb: belasteter Standort ohne schädliche und
lästige Einwirkungen.
Violett: prioritär untersuchungsbedürftiger
Standort.
I: Industriestandort
Schritte der
Generationenaufgabe
1. Schritt
Erstellung des
Katasters der
belasteten Standorte
2. Schritt
Voruntersuchung
3. Schritt
Detailuntersuchung
Flächenrecycling und Abfallentsorgung ökologisch optimieren
Belastete Standorte haben eine grosse
volkswirtschaftliche Bedeutung. Nicht mehr
genutzte Betriebsstandorte oder Ablagerungsstandorte gelten vor allem im städtischen Raum als wesentliche Ressource
und können einer neuen Nutzung zugeführt
werden. Durch die Bewirtschaftung dieser
Areale fallen jährlich 500000 t bis 800000 t
belastete Bauabfälle an. Den Hauptanteil
mit ca. 77% bilden die eher schwach belasteten Materialien wie tolerierbarer Aushub
oder Bauabfälle/Aushubmaterial mit Inertstoffqualität. Ziel ist ein möglichst hoher
Verwertungsanteil, etwa durch nassmechanische Behandlung, Baustoffrecycling oder
als Rohstoffersatz in Zementwerken.
Durch die seit 2005 geltende Verwertungsregel hat sich die Verwertungsquote auf über
40% etabliert. Dadurch konnte bisher nahezu
eine Deponie eingespart werden. Gleichzeitig findet eine wesentliche Schadstoffentfrachtung aus der Umwelt statt. Mit der
Evaluation und Anpassung der Verwertungsregel 2014 wird eine weitere Steigerung der
Verwertungsquote erwartet.
4. Schritt
Sanierung
Belastete Standorte 43
Schlechtere
Qualität
4%
2%
Übrige
10.2 Zielsystem
Ziele
Strategieelemente
1
2
3
4
Ressourcen
schonen, Ressourcen nutzen
Die Sanierung der
belasteten Standorte
erhöht die neu nutzbaren Flächen
(Flächenrecycling).
Die teilweise Verwertung des belasteten
Materials reduziert
den Bedarf an
Deponieraum und ersetzt Primärrohstoffe
(geschlossene
Kreisläufe).
Ökoeffizienz und
Energieeffizienz
Die Sanierung der
belasteten Standorte
erfolgt gemäss
einem detaillierten
Sanierungskonzept
ökoeffizient und
nachhaltig.
Für die Verwertung
wird der Stand der
Technik eingesetzt.
Optimierte Entsorgungssicherheit
Die Sanierung
belasteter Standorte
und der Altlasten ist
mit den verfügbaren
Kapazitäten möglich.
Schutz von
Umwelt und
Bevölkerung
Das nicht wieder
verwertete Material
kann nachsorgefrei
deponiert werden.
Die akut gefährlichen
Altlasten werden
saniert. Insgesamt
erfolgt eine Entfrachtung der Schadstoffe
aus der Umwelt.
A
B
C
D
Definiertes Rollenverständnis
Der Kanton erstellt
den KbS und überwacht die ordnungsgemässe Umsetzung
der Sanierungen
sowie der Verwertungsregel.
Für die Bewirtschaftung der belasteten
Standorte und den
Umgang mit belasteten Materialien gemäss Stand der
Technik stellt der
Kanton weitere Leitplanken zur Verfügung. Die Akteure im
Altlastenbereich handeln selbstverantwortlich.
Aktive Information
und Kommunikation
Das Altlastenprogramm wird aktiv
kommuniziert und
die Öffentlichkeit
laufend über den
Stand der Umsetzung
informiert.
Die interessierten
Kreise (Standortinhaber, Gutachter,
Gemeinden usw.)
werden über die Entwicklungen im Altlastenvollzug informiert.
Die Behörde setzt
Rahmen für Mitwirkung/Mitbestimmung.
Kostenwahrheit
Die externen Kosten
aus der Bewirtschaftung belasteter
Standorte werden
(z.B. bei Verfahrensentscheiden) soweit
möglich berücksichtigt.
Verursachergerechte
Kostenverteilung
schafft soziale Gerechtigkeit und
fördert umweltgerechtes Handeln.
Interne Kosten
werden verursachergerecht verrechnet.
Kooperation
Die Sanierungsstrategien wurden
zusammen mit involvierten Verbänden
und Unternehmen erarbeitet. Die Verfahren werden mit
diesen Akteuren
laufend weiter entwickelt.
Die Zusammenarbeit
erfolgt partnerschaftlich. Die Kooperation
mit dem Bund,
anderen Kantonen,
Hochschulen und
nationalen sowie
internationalen Organisationen wird gewährleistet.
2023
Indikatorwerte
2022
Reduktion Flächen mit altlastenrechtlichem
Handlungsbedarf
Gemäss Altlastenprogramm sind bis 2023 alle
akut gefährlichen Altlasten saniert oder gesichert.
Ein altlastenrechtlicher Handlungsbedarf besteht
bei Standorten, welche sanierungs- oder überwachungsbedürftig sind. Er ergibt sich aber auch
für untersuchungsbedürftige Standorte, da hier
noch nicht feststeht, ob ein Sanierungsbedarf vorliegt oder nicht. Der zugehörige Indikator beschreibt den altlastenrechtlichen Handlungsbedarf bezogen auf die Gesamtfläche der betroffenen
Standorte.
Die Ausgangsfläche der untersuchungs-, überwachungs- und sanierungsbedürftigen Standorte
betrug rund 1350 ha. Bisher wurden ca. 450 ha
altlastenrechtlich bearbeitet. Die Bearbeitung wird
nach einer Prioritätenordnung ausgelöst und abgewickelt, welche auf grösstmögliche Umweltwirkung abzielt. 2023 wird eine Restfläche von
überwachungsbedürftigen belasteten Standorten
verbleiben (langfristige Überwachung oder Erfolgskontrolle von Sanierungsmassnahmen).
2021
2020
2019
2018
2017
2016
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
Reduktion Flächen
mit altlastenrechtlichem
Handlungsbedarf
2007
2006
2005
ha 0
200
400
600
800
1000
1200
1400
44 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
Voruntersuchungen 2006–2014, Planung und Durchführung
800
Anzahl
600
400
Zur Abwicklung des Altlastenprogramms müssen alle prioritär
untersuchungsbedürftigen Standorte
bis 2017 abgeklärt werden.
200
Voruntersuchung ausgelöst
(rote Linie)
Voruntersuchungen abgeschlossen
(grüne Linie).
0
Juni
2006
Juni
2007
Juni
2008
Juni
2009
Juni
2010
Juni
2011
Juni
2012
Juni
2013
Juni
2014
Entsorgte belastete Bauabfälle (t) und Verwertungsquote (%)
1 000 000 t
Verwertungsquote belastete Bauabfälle
Im Kanton Zürich gibt die Verwertungsregel seit
2005 vor, welche Anteile der verschiedenen Abfallklassen verwertet werden müssen. Da die Verwertung in der Regel teurer ist als die Deponierung,
entstehen dabei Mehrkosten. Deswegen wird die
Verwertung nur soweit verlangt, wie sie ökologisch
sinnvoll, technisch möglich und wirtschaftlich
tragbar ist. 2013 wurde die Verwertungsregel überprüft und angepasst. Die Verwertungsquote von
schwächer belastetem Abfall wurde von 30/40%
auf 50% angehoben. Stark belasteter Abfall muss
weiterhin grundsätzlich vollständig verwertet
werden.
% 100
900 000
90
800 000
80
700 000
70
600 000
60
500 000
50
400 000
40
300 000
30
200 000
20
100 000
10
0
0
*Geschäftsjahr vom 01.10. bis 30.09.
Verwertungsquote belastete
Bauabfälle
Baustellenkontrollen
쐽 Entsorgte Menge
Mit der Auslagerung des einfachen abfall쐽 Verwertungsquote
rechtlichen Vollzuges wurde die private
Kontrolle bei Bauvorhaben auf belasteten
Standorten ausgebaut. Hierzu wurde ein Inspektorat eingerichtet, welches die externen
Befugten (Altlastenberater) begleitet und
kontrolliert. Gleichzeitig nehmen die Sanierungsmassnahmen durch die Vorgaben des
Altlastenprogramms zu. Deshalb soll mit
vermehrten Baustellenkontrollen sichergestellt werden, dass die jeweiligen Massnahmen auf den Standorten den behördlichen
Vorgaben entsprechend durchgeführt
werden.
Im Rahmen von Bauvorhaben werden grosse
Altlastenflächen dekontaminiert bzw. saniert
Belastete Standorte 45
10.3 Handlungsbedarf
Im Rahmen des Altlastenprogramms werden
derzeit alle prioritär untersuchungsbedürftigen Standorte überprüft. Aufgaben im
abfallrechtlichen Bereich, wie die Begleitung
von Bauten auf Standorten ohne Untersuchungsbedarf, können vermehrt an Gutachter und Gemeinden ausgelagert werden.
Zur Überprüfung der Verwertungsregel sind
die ALIS- und ALMIS-Datenbanken (ALIS:
Altlasten-Informationssystem, ALMIS:
Altlasten-Monitoring-Informationssystem)
wesentliche Planungs-und Auswertungsinstrumente. Bei den Abfallbehandlungsanlagen im Kanton Zürich wird weiter der Stand
der Technik ermittelt. Insgesamt ergibt sich
dadurch eine Intensivierung der behördlichen
Kontrollen vor Ort.
10.4 Massnahmen
Sanierung einer CKW-Belastung mit
geschlossener Halle als Sicherungsmassnahme Ressourcen zur Abwicklung des
Altlastenprogramms
Mit der privaten Kontrolle werden wiederkehrende Geschäftsabläufe im abfallrechtlichen Bereich durch externe Beauftragte
bzw. Befugte (geschulte und akkreditierte
Altlastenberater) ausgeführt. Dadurch wird
der einfache Vollzug effizienter gestaltet.
Altlastenrechtliche Belange werden grundsätzlich weiterhin von der Behörde begleitet.
Mögliche Auslagerungen von einzelnen
Schritten der Altlastenbearbeitung werden
überprüft. Damit wird eine effiziente und
zielgerichtete Abwicklung des Altlastenprogramms gewährleistet.
Implementierung und Einhaltung der
neuen Verwertungsregel
Aus der erneuerten Verwertungsregel wird
eine erhöhte Verwertung der Abfälle von belasteten Standorten resultieren. Die Einhaltung findet durch eine verstärkte Überprüfung der erfassten Abfallströme in der
ALIS-Datenbank sowie durch Baustellenkontrollen statt. Neben der Vorgabe für Verwertungsquoten sind auch Regelungen für
die Verwertung von leicht belastetem Aushubmaterial angeführt: damit soll der Einbau
von schwach belastetem Aushubmaterial
(T-Qualität) auf belasteten Standorten oder
anderen Standorten mit grossräumiger
geringer Belastung gefördert werden. Zugehörige Massnahme sind Kontrollen zur Einhaltung der Verwertungsregel.
Stand der Technik und Bauabfallbehandlungsanlagen
Für verschiedene Prozesse der Abfallbehandlung wurde der Stand der Technik ermittelt. Die Ergebnisse sind veröffentlicht und
daraus abgeleitete Anforderungen werden in
Betriebsbewilligungen übernommen. Weitere
Prozesse werden folgen. Die Einhaltung der
behördlichen Auflagen wird mittels Kontrollen
gewährleistet. Zugehörige Massnahmen:
Weiterentwicklung Stand der Technik und
Kontrollen Anlagen.
Zeitliche Abwicklung der Massnahmen
Massnahmen
Voruntersuchungen
Schiessanlagen
Generationenaufgabe
Altlastenprogramm
Kontrollen Verwertungsregel
Stand der Technik
Kontrollen Anlagen
Ziel/Strategie 2015
2016
2017
1 / A Abschliessen der Voruntersuchungen
prioritär untersuchungsbedürftiger Standorte
4 / B Altlastenrechtliche Abklärung
1/B
3/C
2/D
3/B
Sanierung der akut gefährlichen Altlasten
Permanente Überprüfung
Ermittlung und Beschreibung für weitere Prozesse
Periodische Kontrollen der Betriebe
46 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
2018
11. Diverse Abfälle
11.1 Abfallarten
Unter dem Teilplanungsbereich Diverse Abfälle sind folgende Abfallarten subsumiert:
– Sonderabfälle (S-Abfälle) inkl. Kleinmengen aus Haushalten
– andere kontrollpflichtige Abfälle (akAbfälle), im Einzelnen werden hier erläutert
– Altfahrzeuge und Altreifen
– Altholz/Holzabfälle
– Elektrische und elektronische Geräte
– Kunststoffabfälle
– Tierische Abfälle
– Medizinische Abfälle
verbessert werden. Durch vermehrte Kontrolle
und Information der meldepflichtigen Betriebe wird sich die Datenqualität hier noch
weiter steigern lassen.
Datenerhebung und Indikatoren
Die nachstehend aufgeführten Daten bzw.
Indikatoren dienen der Beobachtung von
ausgewählten Mengenentwicklungen und
Kenngrössen über einen längeren Zeitraum.
Das Ziel ist es, eventuelle Veränderungen
zu erkennen, deren Ursachen zu ergründen
und allenfalls notwendige Massnahmen zu
ergreifen bzw. zu veranlassen. Die Indikatoren sind daher fortzuschreiben, und ihre Eignung ist periodisch zu prüfen.
Die Datenlage zu den ak-Abfällen konnte in
der vergangenen Planungsperiode aufgrund
der Meldungen der Entsorger (VeVA) deutlich
11.2 Zielsystem
1
2
3
4
Ressourcen
schonen, Ressourcen nutzen
Abfälle der verschiedenen Kategorien
sollen in möglichst
hohem Masse stofflich und energetisch
verwertet werden
bzw. nach Behandlung in nachsorgefreier Form anfallen.
Insbesondere Seltene
technische Metalle
(STM) sollen wieder in
den Kreislauf zurückgeführt werden.
Ökoeffizienz und
Energieeffizienz
Die Verwertung soll
erfolgen, soweit die
Öko- und die Energiebilanz gegenüber
der Verbrennung und
Ablagerung günstig
sind.
Bei der Verwertung
der Diversen Abfälle
sollen Ökoeffizienz
und Energieeffizienz
maximiert werden.
Optimierte Entsorgungssicherheit
Für die anfallenden
Abfälle sollen angemessene Sammelorganisationen und
sinnvolle Wege für
Verwertung, Behandlung und Ablagerung
bestehen.
Verfügbare Grundlagendaten (VeVAonline) zu Abfallmengen und Entsorgungswegen werden
für die Überwachung
und für zielgerichtete
Verbesserungen genutzt.
Schutz von
Umwelt und
Bevölkerung
Mit der Entsorgung
der Diversen Abfälle
soll keine Dissipation
von Schadstoffen in
die Umwelt erfolgen.
A
B
C
D
Definiertes Rollenverständnis
Der Kanton unterstützt
brancheneigene
Lösungen für die Entsorgung spezieller
Abfälle. Er bleibt mit
dem Bund in Kontakt
für die Lösung bei
Problemfällen.
Aktive Information
und Kommunikation
Die Information der
Konsumentinnen und
Konsumenten sowie
der beteiligten Betriebe über branchenspezifische Entsorgungslösungen und
technische Möglichkeiten zur Rückgewinnung von STM
wird laufend verbessert.
Kostenwahrheit
Es wird eine verursachergerechte
Kostenverteilung angestrebt.
Kooperation
Mit den Branchenorganisationen werden
optimierte Lösungen
erarbeitet, umgesetzt
und unterhalten.
Die Möglichkeiten zur
Rückgewinnung von
STM werden in Zusammenarbeit mit
Wissenschaft und
Wirtschaft abgeklärt.
Diverse Abfälle 47
Ziele
Strategieelemente
grundsätzlich bewährt. Möglichkeiten zur
Klärung der Klassierung von gewissen Abfallarten und zur Erleichterung der Online-Er11.3.1 Situationsanalyse
fassung für ak-Abfälle werden in Zusammenarbeit mit dem BAFU und den betroffenen
Die ab 2006 mit der Einführung der VerordBranchen geprüft. Auf eine Veröffentlichung
nung über den Verkehr mit Abfällen (VeVA)
und der Verordnung über Listen zum Verkehr der ak-Zahlen wird daher zurzeit noch vermit Abfällen (LVA) neu geregelte Klassierung zichtet. In der unten stehenden Abbildung
der Sonderabfälle sowie die Online-Erfassung sind die Mengenflüsse der Sonderabfälle in
den Jahren 2009–2012 aufgrund der VeVAder durch Entsorgungsunternehmen angenommenen Sonderabfälle und anderen kon- Meldungen dargestellt.
trollpflichtigen Abfälle (ak-Abfälle) hat sich
11.3 Sonderabfälle
Mengenflüsse der Sonderabfälle 2009–2012 in t
Entstehung im Ausland
Ausland
F5
Entstehung in der übrigen
Schweiz
F4
114 100
191 000
Entstehung Sonderabfälle im
Kanton Zürich:
Summe OUT (2012) 589 700
Summe OUT (2011) 425 100
Summe OUT (2010) 419 400
Summe OUT (2009) 497 200
F2
289 700
203 300
278 900
109 500
132 000
31 000
6000
11 800
209 400
218 300
0
Entsorgung Sonderabfälle im
Kanton Zürich:
Summe IN (2012) 501 100
Summe IN (2011) 427 600
Summe IN (2010) 404 800
Summe IN (2009) 482 700
259 700
183 900
Systemgrenze Kanton Zürich
37 900
40 300
■ Mineralische Abfälle
■ Anlagen, Maschinen,
Fahrzeuge und
Zubehör
■ Chemische Abfälle
700 000 Menge (t)
600 000
500 000
42 %
400 000
33 %
30 %
Entsorgung in der übrigen
Schweiz
Entsorgung im Ausland
■ Siedlungsabfälle und
einzelne Fraktionen
■ Metallische Abfälle
■ Behandlungsrückstände und Schlämme ■ Medizinische Abfälle
2000
F1
291 700
F3
73 500
Entwicklung der im Kanton entstandenen Sonderabfallmengen DSI01
2009
Systemgrenze übrige Schweiz
300 000
2010
200 000
2011
2012
Die im Kanton Zürich entstandene Sonderabfallmenge lag in den Jahren 2009–2012
immer über den Mengen von 2006–2008. Im
Jahr 2012 wurde mit knapp 600000 t der klar
höchste Wert erzielt. Im Jahr 2012 wurde
erstmals eine grössere Menge an Sonderabfällen aus dem Kanton Zürich «ausgeführt»
als «importiert». Der «Exportüberschuss» in
die anderen Kantone und ins Ausland lag bei
knapp 90000 t. Mit über 500000 t wurden im
Jahr 2012 auch am meisten Sonderabfälle
entsorgt. Etwa drei Viertel der entsorgten
Gesamtmenge wurden verwertet oder deponiert. Der Rest wurde chemisch-physikalisch
behandelt oder in einer KVA verbrannt.
57 %
41 %
58 %
46 %
48 %
100 000
0
8%
9%
9%
6%
2009
2010
2011
2012
Über 90% der im Kanton Zürich entstandenen
Sonderabfälle waren mineralische Rückstände oder
Behandlungsrückstände und Schlämme. Die im
Jahr 2012 entsorgte Gesamtmenge von knapp
600000 t übertraf die seit 2007 gemeldeten Werte
massiv.
Entwicklung der entsorgten
Sonderabfallmengen DSI02
■ Siedlungsabfälle und
einzelne Fraktionen
■ Mineralische Abfälle
■ Anlagen, Maschinen,
Fahrzeuge und
Zubehör
■ Chemische Abfälle
■ Metallische Abfälle
■ Behandlungsrückstände und Schlämme ■ Medizinische Abfälle
11.3.2 Indikatorwerte
700 000 Menge (t)
Die im Planungsbericht 2011···2014 ausgewählten Indikatoren werden weitergeführt
mit Ausnahme des Indikators DSI03, Sonderabfallentsorgungs-Preise im Vergleich. Auf
die Veröffentlichung dieses Indikators muss
verzichtet werden, da gemäss den Ausführungen im Planungsbericht 2011···2014 im
Bereich Sonderabfälle eine verbindliche
Preisliste praktisch nicht zu erstellen ist.
Stattdessen wird als neuer Indikator DSI02
die Entwicklung der im Kanton Zürich entsorgten Sonderabfallarten aufgeführt. Der
im Planungsbericht 2011···2014 als DSI02
bezeichnete Sonderabfallindikator wird neu
als DSI03 geführt.
600 000
500 000
400 000
33 %
46 %
30 %
35 %
65 %
61 %
51 %
2010
2011
2012
300 000
200 000
63 %
100 000
0
2009
Klar über 90% der im Kanton Zürich entsorgten
Sonderabfallmengen bestanden aus mineralischen
Abfällen sowie Behandlungsrückständen und
Schlämmen.
48 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
Sonderabfallentsorgungswege im
Vergleich DSI03
Anteil der ausgeführten Sonderabfälle
DSI05
■ Chemisch-physikalische
Behandlung
■ Deponierung
■ Verwertung
■ Thermische Behandlung
(exkl. KVA)
■ Biologische
Behandlung
■ Anteil Lieferung
in die übrige Schweiz
■ Anteil Export
ins Ausland
■ Verbrennung in der KVA
700 000 Menge (t)
100 %
90
600 000
80
500 000
70
37 %
400 000
32 %
46 %
300 000
38 %
200 000
36 %
12 %
6%
2009
9%
7%
43 %
44 %
2011
2012
40
30
47 %
30 %
15 %
7%
20
100 000
0
60
50
49 %
10 %
9%
11 %
10 %
18 %
10
8%
0
2010
2011
2012
27 %
26 %
2009
2010
Etwa drei Viertel der im Kanton Zürich entsorgten
Sonderabfälle wurden deponiert oder verwertet.
Ein Drittel wurde chemisch-physikalisch behandelt
oder in einer KVA verbrannt. Knapp drei Viertel der
in einer KVA verbrannten Sonderabfälle waren
nichtmetallische Shredderabfälle.
Die Menge der in die anderen Kantone und ins
Ausland exportierten Sonderabfälle hat im Jahr
2012 mit 300000 t den Höchstwert der Jahre
2006–2012 erreicht.
Anteil stofflich verwerteter
Sonderabfälle DSI04
Anteil der eingeführten Sonderabfälle
DSI06
■ Anteil Import aus
dem Ausland
70 %
70 %
60
60
50
50
40
40
30
30
20
10
23%
27%
35%
2009
2010
2011
20
■ Anteil Lieferung aus der
übrigen Schweiz
7%
51%
38%
30%
36%
27%
10
0
0
2012
Im Vergleich mit den Jahren 2009 und 2010 wurden von den im Kanton Zürich entstandenen Sonderabfällen im 2011 und 2012 eine um 64000 t
bzw. 35000 t grössere Menge verwertet. Hauptsächlich verantwortlich für die Zunahme sind die
grössere Menge an verschmutztem Aushub sowie
verschmutzte Abfälle aus der Sanierung von belasteten Standorten. In den 4 Jahren machten
mineralische Sonderabfälle sowie Behandlungsrückstände und Schlämme über 80% der stofflich
verwerteten Abfälle aus.
11.3.3 Handlungsbedarf und
Massnahmen
Die aufgrund der Teilrevision der VeVA auf
den 1.1.2010 eingeführte Verpflichtung der
kantonalen Zuständigkeit für die Sicherstellung der umweltgerechten Entsorgung von
am Zoll zurückgewiesenen Abfällen wurde
nach einer entsprechenden Schulung an
externe Experten übertragen. Aufgrund der
positiven Erfahrungen haben weitere Kantone
das System übernommen. Die Delegation
gemäss Art. 43 des Umweltschutzgesetzes
wird weitergeführt.
2009
2010
2011
2012
Der Anteil der aus den anderen Kantonen und dem
Ausland eingeführten Sonderabfälle, bezogen auf
die im Kanton Zürich entstandene Menge, variierte
in der Beobachtungsperiode recht stark. Mengenmässig belief sich die jährlich exportierte Gesamtmenge für 2009, 2011 und 2012 auf ungefähr
200000 t. Es handelte sich bei über 90% um
mineralische Sonderabfälle sowie Behandlungsrückstände und Schlämme.
Die Auswertung der VeVA-Meldungen ergibt
einen Überblick über die Entwicklung der
Sonderabfallsituation im Kanton Zürich.
Allfällige Veränderungen können erkannt und
ein eventueller Handlungsbedarf abgeklärt
werden.
Diverse Abfälle 49
Deklarierte Sonderabfälle in
einem Speziallager
(Foto: ERZ, Entsorgung und
Recycling Zürich)
Das Sonderabfallmobil – ein
kundenfreundliches Angebot zur
Sammlung von Sonderabfällen aus
Haushalten.
11.4 Sonderabfälle aus Haushalten
11.4.3 Handlungsbedarf
11.4.1 Situationsanalyse
Mit dem neuen Chemikalienrecht wurde im
August 2005 auf eidgenössischer Ebene eine
Rücknahmepflicht für gefährliche Stoffe und
Zubereitungen eingeführt. Deren konkrete
Umsetzung wird von Fachstellen des Bundes
und der Kantone verschieden interpretiert
und unterschiedlich gehandhabt. Zudem ist
das Interesse an einer Durchsetzung des
Vollzuges dieser Vorschrift unterschiedlich
stark vorhanden.
Die vom AWEL durchgeführte Sammlung
von Kleinmengen an Sonderabfällen aus
Haushalten kann nochmals eine Steigerung
der Mengen und Anzahl Abgeber verzeichnen. In den letzten drei Jahren haben sich
diese auf einem erfreulichen Niveau eingependelt. Gleichzeitig konnte die Sonderabfallabgabe, welche die Sammlungen finanziert, erneut gesenkt werden. Seit 2013
beträgt diese pro-Kopf-Abgabe CHF 0.95.
Sie lag anfänglich 1996 bei CHF 6.50.
Es wird weiterhin eine einheitliche und einfach kommunizierbare Lösung angestrebt,
gerade auch weil der Kanton Zürich seit 2001
eine kantonale Rücknahmepflicht für Sonderabfälle kennt.
Die mobilen Sammlungen im Kanton Zürich
wurden wie geplant per 2013 erneut ausgeschrieben. Am bewährten Sammelkonzept
wurde nichts verändert. Die Zusammenarbeit Die Bemühungen, die Rücknahmepflicht im
Sinne der Bevölkerung einheitlich, einfach
mit den beauftragten Firmen läuft zur Zufriedenheit aller Beteiligten und Betroffenen. und kundenfreundlich umzusetzen, werden
zusammen mit dem Handel, weiteren Kantonen und dem Bund fortgesetzt.
11.4.2 Indikatorwerte
Sonderabfallmobil: Gesamtmengen und Abgeber 2005–2014
11.4.4 Massnahmen
Anzahl Abgeber
500 to
30 000
450
25 000
400
350
20 000
300
15 000
250
200
10 000
150
100
5000
50
Als Daueraufgaben sind der Vollzug der
Sonderabfallabgabeverordnung und die
Verwaltung des Fonds zur Entsorgung von
Kleinmengen an Sonderabfällen gesetzt.
Darin enthalten sind die Organisation der
Sammlungen durch das Sonderabfallmobil
und durch die kantonale Sonderabfallsammelstelle inklusive Qualitätssicherung,
Controlling und Management des Fonds,
Reporting intern und zuhanden der Gemeinden, Informationsmittel für Gemeinden zur
Verfügung stellen und Unterhalt der Website.
0
0
2005
2006
2007
2008
2009
Menge in kg 쐽
Anzahl Abgeber 쐽
2010
2011
2012
2013
2014
Mit der Umsetzung des neuen Konzeptes für die
Sammlung von Sonderabfällen aus Haushalten ab
2005 haben die Anzahl Abgeber und die erzielten
Mengen bei den mobilen Sammlungen laufend
zugenommen und pendeln sich jetzt auf hohem
Niveau ein.
50 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
11.5 Altfahrzeuge und Altreifen
11.5.2 Indikatorwerte
11.5.1 Situationsanalyse
Altfahrzeugverwertungswege im Vergleich DAF01
2013 fielen im Kanton 64000 t Altautos und
14300 t Altreifen an. Im Schnitt verbrauchen
Herr und Frau Schweizer etwa alle drei Jahre
einen Satz Winter- und einen Satz Sommerreifen. Das ergibt 2,67 Altreifen pro Jahr. Das
Gewicht der über Zürichs Strassen rollenden
Fahrzeuge stieg zwischen 1998 und 2013
linear von 1360 kg auf 1540 kg an. Auch
Reifen sind schwerer geworden: Sie wiegen
heute etwa 8,5 kg pro Stück. Das entspricht
einem Verbrauch von rund 49 kg Fahrzeug
und 23 kg Reifen pro Kopf und Jahr der
Zürcher Bevölkerung. (Annulation Fahrzeugausweis nach durchschnittlich 15,4 Jahren).
%
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
Altfahrzeuge in t
2008 2009 2010 2011 2012 2013
55000 50000 54000 57000 62000 64000
Quellen: Statistisches Amt des Kantons Zürich,
Stiftung Autorecycling Schweiz (Jahresberichte)
und AWEL, Abt. Lufthygiene.
Die in der Schweiz ausser Verkehr gesetzten Fahrzeuge gelangen jeweils zu gleichen Anteilen in
Shredder-/Schmelzwerke sowie ins Ausland (gemeinsam rund 80%). Die niedrigen Schrottpreise
führten zwischen 2009 und 2012 zu sinkenden
stofflichen Verwertungsraten. Entsprechend mehr
Fahrzeuge wurden exportiert.
Annahmen: ZH-Zahlen = 18% der CH-Zahlen.
Anteil stofflich verwerteter Altreifen DAR01
Altreifen in t
2008 2009 2010 2011 2012 2013
12600 13100 13300 13600 14000 14300
Quelle: Statistisches Amt des Kantons ZH.
Berechnung: PW-Bestand Kanton ZH –
Neuzulassungen Kanton ZH, verrechnet mit 2.67
Altreifen und dem durchschnittlichen AltreifenGewicht von 8,5 kg.
왎
왎
왎
왎
2009
2010
2011
2012
in den Export (RESH)
in die KVA (RESH)
in Shredder-Schmelzwerke
in den Export
(Fahrzeuge/Fahrzeugteile)
%
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
2007
2008
2009
Kommentar: Seitdem für Altreifen-Entsorgungsunternehmen eine Meldepflicht über die pro Jahr
entsorgten Altreifen besteht, können die Zahlen
anhand der digitalen Datenbank VeVA-Online des
Bundesamtes für Umwelt (BAFU) in verbesserter
Güte ermittelt werden. Dennoch bleibt die Buchhaltung bei manchen Altreifen-Entsorgern noch
mit Lücken und systemischen Schwächen behaftet. Ein vom AWEL in Auftrag gegebenes MiniManagementsystem für Kleinentsorger soll dem
entgegen wirken.
Für die stoffliche Verwertung des nichtmetallischen
Anteils (z.B. Runderneuerung, Pyrolyse oder Herstellen von Produkten aus Gummi) bestehen im
Inland noch immer wenig ökonomische Anreize.
Daher werden Altreifen hierzulande hauptsächlich
in der Zementindustrie thermisch verwertet. Es
besteht die Tendenz, Altreifen vermehrt stofflich im
Ausland zu entsorgen.
Substitution fossiler Energie aus Altreifen
DAR02
Durch die thermische Verwertung von Altreifen
konnten im Jahr 2012 6,221 Mio. Liter Heizöl EL
eingespart werden. Das entspricht dem Heizwärmebedarf von 2500 Einfamilienhäusern.
Diverse Abfälle 51
2010
쐽
쐽
쐽
쐽
2011
2012
stoffliche Verwertung im Ausland
thermische Verwertung im Ausland
stoffliche Verwertung im Inland
thermische Verwertung im Inland
2013
11.5.3 Handlungsbedarf und
Massnahmen
11.6 Holzabfälle/Altholz
11.6.1 Situationsanalyse
Altfahrzeugentsorgung
Die technische Komplexität, aber auch internationale Handelsverträge, stehen einer
juristisch eindeutigen Begriffsbestimmung für
Altfahrzeuge entgegen. Stark reparaturbedürftige und fahruntaugliche Vehikel können
so als Gebrauchtfahrzeuge exportiert werden
und gehen dem heimischen Sekundärrohstoffmarkt verloren. Ein vom AWEL in Auftrag
gegebenes Punktesystem des Branchenverbandes VASSO erlaubt zumindest bei
Unfallfahrzeugen eine klare Unterscheidung
zwischen Abfall und Nicht-Abfall. Das System
ist seit 2011 schweizweit im Einsatz.
Holz wird als Brennstoff, als Verpackungsmaterial, als eigentliches Baumaterial für
Gebäude oder für Inneneinrichtungen eingesetzt. Wenn die stoffliche Nutzungsdauer des
Holzes zu Ende ist, fällt es als «Altholz» an.
Es fällt gemischt mit Bauabfällen aus Rückbauten an oder es wird an der Quelle des Altholz-Anfalls vorsortiert, als grössere AltholzLieferung bei Altholzverarbeitern angeliefert
und muss sortiert werden. Holzabfälle
werden aus Gründen der Einsparung von
Transportkosten zu Schnitzeln «geshreddert».
Das Volumen wird so um etwa 30% reduziert. Anschliessend wird das Altholz thermisch in dafür geeigneten Anlagen oder
Der Aufbau einer Branchenlösung für den
Vollzug der VeVA wurde wegen der geringen stofflich für die Spanplattenherstellung geAnzahl Demontagebetriebe im Kanton Zürich nutzt. Problematische Holzabfälle sind an der
zurückgestellt. Viele dieser Betriebe werden Quelle auszusortieren und ausschliesslich
ohnehin im Rahmen des ausgelagerten Voll- zur Verwendung in einer thermischen Anlage
mit weitergehender Rauchgasreinigung (WRR)
zugs vom Auto Gewerbe Verband Schweiz
(AGVS) kontrolliert, weil dort auch Fahrzeug- zugelassen. Der strikten Fernhaltung von
problematischen Holzabfällen aus Altholzreparaturen stattfinden.
mengen, die einer empfindlichen Nutzung
Die beste Art der stofflichen Verwertung bleibt zugeführt werden, ist vermehrte Beachtung
zu schenken. Unter «empfindlicher Nutzung»
die möglichst lang anhaltende Weiterverist die stoffliche Verwertung oder die therwendung von Autoteilen in ihrer ursprünglichen Form. Aus diesem Grund möchte das mische Nutzung als Holzbrennstoff in einer
Feuerung ohne weitergehende RauchgasAWEL in Zusammenarbeit mit der Branche
und dem BAFU verstärkt auf eine Verbesse- reinigung zu verstehen.
rung des Ersatzteilhandels und der sepaAufgrund preislicher Anreize in den umraten Entsorgung von Autoelektronik in
spezialisierten Verwertungsanlagen hinwirken. liegenden Ländern wird die vollständige thermische Nutzung im Inland erschwert.
Aktuell erforscht die EMPA im Auftrage des
BAFU das Potenzial zur Rückgewinnung der Überdies sei auf die Massnahmen im Bereich
seltenen technischen Metalle (STM) in zu ent- Holzfeuerungen des Massnahmenplans Luftsorgenden Altfahrzeugen. Das AWEL beteiligt hygiene 2008 hingewiesen.
sich an der Entwicklung von Strategien des
Bundes zur Rückgewinnung von STM aus
11.6.2 Indikatoren
Altfahrzeugen.
Altreifenentsorgung
Altreifen werden zumeist von Occasionsreifenhändlern gesammelt, von der handelbaren Gebrauchtreifenfraktion ausgesondert
und zur Entsorgung abgegeben. Die gesetzeskonforme Lagerung setzt oft kostenintensive Massnahmen für den Brand- und
Gewässerschutz sowie den Rückhalt von
Löschwasser voraus. Das 2013 überarbeiteten AWEL-Merkblatt «Lagerung und Behandlung von Alt- und Gebrauchtreifen» trägt dem
im Hinblick auf die Lagerung von Reifen im
Freien Rechnung. Weitere Erleichterungen
sind im Zusammenhang mit der Harmonisierung der Mengengrenzen und Berechnungsgrundlagen beim Rückhalt von Löschwasser
unter den Schweizer Kantonen und mit der
EU geplant.
In der Abfallplanung 2011···2014 wurde der
Indikator DAH2 aufgeführt:
− DAH2 Holzabfallentsorgungswege (energetische versus stoffliche Nutzung) im
Vergleich.
Zur Belegung der Sortiermodalitäten im Verlauf der Jahre sollen die Anteile an separat
entsorgtem problematischem Altholz erhoben werden:
− DAH3 Anteil problematische Holzabfälle.
Zur Berechnung der beiden Indikatoren
sollen die Mengen an:
− anfallendem,
− entgegengenommenem und
− weitergeleitetem Altholz im Kanton Zürich
erhoben werden.
52 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
Altholzflüsse im Kanton Zürich im Jahr 2013 (t/a)
Direkte
Deponierung
oder RBS-Triage/
-Aufbereitung akB
Altholz
akB
5000
2500
2500
2500
5000
50000
Stoffl, Verwertung
akB
0
Therm. Verwertung
akB
5000
25000
Bauwirtschaft/
Bauwerke ZH
0
15000
KVA/Altholzfeuerung
mit WRR
20000
RBS-Triage-/
Aufbereitung
(inkl. Shredd.)
10000
Altholzfeuerungen
ohne WRR
12500
Haushalt/Möbel
Betriebe*/
Verpackungen/
Paletten etc.
5000
20000
5000
5000
Restholzfeuerungen
(inkl. Schreinereirestholz, ohne Sägereinebenprodukte)
30000
45000
ZH
akB
Massnahmen an der Quelle sowie die Verbindlicherklärung der Pflichten von Abgebern und Empfängern. Der Einsatz von
optischen Sortieranalysen zur Einsparung
von chemischen Analysen ist zu prüfen.
− Es sollen wirksame Qualitätskontroll11.6.3 Rahmenbedingungen
Schemata, Handlungsanweisungen und
Kontrollvorgaben für Betriebsreglemente
Die Entsorgungswege bei Holzabfällen sind
erarbeitet werden. Ferner ist sicherzudurch die Marktsituation und Anlagekapazitästellen, dass belastete Holzabfälle nicht
ten geprägt. Die Verhältnisse sind komplex
als Holzbrennstoffe genutzt werden.
und schwierig nachvollziehbar. Im Hinblick
− Bei der Erneuerung von Betriebsregleauf die stoffliche Verwertung sind vermehrt
menten ist der Stand der Technik bezügKontrollen angezeigt.
lich Annahmekontrolle, Qualitätskontrolle
des Outputs und Massnahmen bei Überschreitungen festzulegen. Die Entwicklung
11.6.4 Handlungsbedarf und
der Vorgaben erfolgt unter Einbezug der
Massnahmen
Branche.
Der Vollzug der eidgenössischen und kantonalen Gesetze lässt im Bereich der Holzabfälle einige Fragen offen – es fehlen konkrete
Handlungsanweisungen zur Durchsetzung
der gesetzlichen Vorgaben. Es ist erwiesen,
dass etwa 10% der im Kanton Zürich anfallenden Holzabfälle aus der Gebäudekonstruktion mit Pentachlorphenol (PCP) behandelt worden sind. PCP wurde als Holzschutzmittel bis Ende der 80er-Jahre breit
eingesetzt. Die bestehenden Verwertungswege könnten z.T. erhebliche Risiken in
Bezug auf die Umweltbelastung bei nicht
korrekten Entsorgungsarten aufweisen.
Der Indikator DAH2 Holzabfallentsorgungswege soll durch ein Statistikmodell erweitert
werden.
− Das bestehende Statistikmodell soll durch
ein angepasstes dynamisches Modell
ergänzt werden. Erkenntnisse sollen umgesetzt werden.
− Es soll ein Konzept zur Vermeidung belasteter Altholzlieferungen an Aufbereitungsanlagen und zur Sicherstellung der
Qualität der Anlieferung von Holzabfällen
ausgearbeitet werden. Vorgesehen sind
Diverse Abfälle 53
akB ausserkantonaler Bereich
RBS Rückbaustoffe
Betriebe* Restholz aus Schreinereien, Zimmereien,
ohne Sägerei-Nebenprodukte
Pfeile
Rot
Gelb
Blau
Grün
Schwarz
aus ausserkantonalem Bereich akB
aus dem Bauwerk Zürich
aus Haushalten, Möbel
aus Betrieben
aus Altholzaufbereitung
11.7 Elektrische und elektronische
Abfälle
11.7.1 Situationsanalyse
Die auf den 1. Juli 1998 in Kraft gesetzte
Verordnung über die Rückgabe, die Rücknahme und die Entsorgung elektrischer und
elektronischer Geräte (VREG) wird umfassend revidiert. Zentrale Punkte sind die
Sicherung der Finanzierungsregelung für die
Geräteverwertung und die Anpassung an den
Stand der Technik bei der Entsorgung. Von
besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Abklärung, inwiefern es ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist, seltene
technische Metalle (STM) aus elektronischen
Bauteilen in der Schweiz zurückzugewinnen.
Verarbeitung von elektrischen und
elektronischen Abfällen Die neue Verordnung soll Mitte 2015 in Kraft
(Foto: Immark AG, Regensdorf) gesetzt werden.
11.7.2 Indikatorwerte
Die beiden im Planungsbericht 2011···2014
dargestellten Indikatoren wurden, basierend
auf der SENS-Datenbank (SENS: Stiftung
Entsorgung Schweiz), weitergeführt.
Mengenentwicklung von elektrischen und elektronischen Geräten
DEI01
30000 Masse und deren Unsicherheit in Tonnen
25000
20000
Die Menge der im Kanton Zürich über das SENS/
SWICO-System einer umweltgerechten Entsorgung zugeführten elektrischen und elektronischen
Geräte verzeichnete seit 1999 eine stete Zunahme.
Sie erreichte im Jahr 2012 einen Wert von über
22000 t.
15000
10000
5000
Mittelwert
Unsicherheitsbereich ± 15%
0
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Anteil stofflich verwerteter elektrischer und elektronischer Geräte
DEI02
1.0
Verwertungsanteil [-]
0.9
0.8
0.7
0.6
0.5
0.4
Der Anteil der elektrischen und elektronischen
Geräte, die über das SENS/SWICO-System einer
Verwertung zugeführt wurde, belief sich 2012 auf
über 80 %.
0.3
0.2
0.1
Mittelwert
Unsicherheitsbereich ± 5%
0
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
54 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
11.7.3 Handlungsbedarf und
Massnahmen
11.8 Kunststoffabfälle
11.8.1. Situationsanalyse
Die anfangs 2008 erfolgte Auslagerung
der Kontrolle der Unternehmungen an die
Branchenverbände SENS (Stiftung Entsorgung Schweiz) und SWICO (Schweizerischer
Wirtschaftsverband der Informations-, Kommunikations- und Organisationstechnik) hat
sich bewährt. Sie wird daher weitergeführt.
Die veröffentlichten Berichte zum Projekt
«Kunststoff-Verwertung Schweiz» des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) zeigen, dass in
der Schweiz pro Jahr geschätzte 780000 t
Kunststoffabfälle aus allen Sektoren anfallen.
Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft
liefern dabei die grossen Mengenströme.
Die totalrevidierte Verordnung über die Rück- Etwa 80000 bis 90000 t (inkl. PET-Getränkeflaschen) werden stofflich rezykliert und
gabe, die Rücknahme und die Entsorgung
700000 t thermisch verwertet. Rund 250000 t
elektrischer und elektronischer Geräte
pro Jahr bleiben als Produkte im Gebrauch
(VREG) soll auf Mitte 2015 in Kraft gesetzt
und akkumulieren sich im Zwischenlager.
werden. Die allfällig notwendigen Vorbereitungen für die Umsetzung des kantonalen
Vollzugs werden in Absprache mit dem Bun- In Szenario-Analysen geht das BAFU davon
aus, dass die stoffliche Verwertung durch
desamt für Umwelt (BAFU) rechtzeitig in
ausgebaute Separatsammlungen auf rund
die Wege geleitet.
30% gesteigert werden könnte. Das würde
einem Potenzial von 230000 t pro Jahr entDas AWEL liefert Beiträge zur Potenzialbesprechen, also rund 150000 t mehr, als betrachtung und zur Entwicklung des Recycreits heute rezykliert wird. Dabei kämen 80%
lings von seltenen technischen Metallen
aus Industrie, Gewerbe, Land- und Bauwirt(STM) aus elektrischen und elektronischen
schaft, die verbleibenden 20% aus privaten
Geräten. In Betracht kommen hierbei auch
Haushalten. Davon sind 15000 t Kunststoffdie Evaluation von Sammelsystemen oder
verpackungen aus Haushalten. Im Idealfall
Abklärungen zu Rückgewinnungstechnokönnten diese separat gesammelt und stofflogien. Die Potenzialbetrachtung von STM
lich rezykliert werden (1.5 bis 2 kg Kunststoffresultierte in folgenden relevanten Abfallverpackungen pro Person und Jahr).
bereichen: Abfälle aus industriellen Produktionsprozessen, Neodym-Eisen-Bor-Magnete,
Nickel-Metallhydrid-Akkumulatoren, Leucht- Kunststoffe aus Haushalten
stofflampen und Screens mit LeuchtstoffDie neuste Erhebung des BAFU über die
pulver sowie Fahrzeugkatalysatoren (siehe
Zusammensetzung des Kehrichts in der
Kapitel 4.5 «Stoffdossiers als Grundlage für
Schweiz (Kehrichtsack-Analyse) zeigt, dass
künftige Nutzungsentscheide»).
Kunststoffe von 13 Gewichts-% (2002) auf
11 Gewichts-% (2012) abgenommen haben.
Das AWEL engagiert sich hinsichtlich der
Die Kunststoffbehälter machen weitere 2 GeEntwicklung von ressourcenschonenden
wichts-% im Kehrichtsack aus. Die Tendenz
Strategien wie der Rückgewinnung von STM der leichten Abnahme könnte auf eine Verlaaus Elektroschrott oder aus bestimmten
gerung hin zu Verbundstoffen sowie leichteGerätebestandteilen.
ren Verpackungen zurückzuführen sein.
Kosten kommunaler Kunststoffsammlungen Die Kosten für kommunale
Kunststoffsammlungen liegen zwischen CHF
400 und 600 pro Tonne (inkl. Materialerlös
des Verwerters). Sie sind nicht kostendeckend (Stand Ende 2013). Die Kosten müssen über die Abfall-Grundgebühr finanziert
werden. Ein national einheitliches und verursachergerechtes Finanzierungssystem
existiert noch nicht. Das führt zu einem zusätzlichen Druck auf das kommunale Gebührengefüge.
11.8.2 Indikatorwerte
Die Festlegung von Indikatoren ist zu diskutieren, wenn genauere Abschätzungen zu den
Potenzialen der Kunststoffsorten und Branchen vorliegen und eine nationale Empfehlung
Yttrium ist eines der seltenen technischen Metalle,
das in Zukunft aus elektronischen Geräten zurück- bzw. Strategie mit rechtlichen Rahmenbegewonnen werden soll. Im Bild: Yttrium-Kristall.
dingungen feststeht. Eine Beschränkung auf
Diverse Abfälle 55
den Kanton Zürich wird dabei als nicht möglich und sinnvoll betrachtet.
stoffsammlungen Sinn. Sie werden mit den
PET-Sammlungen seit Jahren praktiziert,
zudem haben die Grossverteiler PE-Sammlungen erfolgreich in Angriff genommen.
11.8.3 Handlungsbedarf und
Wichtig sind optimale VerwertungsmöglichMassnahmen
keiten. Diese Sammlungen sind auch aus
ökonomischer Sicht vorteilhaft, da die besteUnter Leitung des BAFU soll das Modul 5 des hende Logistik des Handels synergistisch
Projekts «Kunststoff-Verwertung Schweiz»
genutzt werden kann. Diese Rücknahme ist
mit der Beteiligung aller bisher betroffenen
überdies verursachergerecht, da die EntsorAkteure ausgearbeitet werden. Aus den bis- gungskosten auf den Handel und schliesslich
herigen Erkenntnissen gilt es Empfehlungen auf den Hersteller der Verpackung abgewälzt
und eine Strategie für das weitere nationale
werden. Bei der Sammlung durch die GeVorgehen abzuleiten. In diesem Prozess
meinden würden hingegen hohe Kosten anwerden die Entwicklungen beobachtet und
fallen, die über die Abfallgebühren abzuein aktiver Dialog mit den Beteiligten gedecken wären. Die derzeit hauptsächlich durch
pflegt. Aufgrund der Mengenströme sollte
regional tätige Entsorger initiierten Sammder Hauptfokus für die stoffliche Verwertung lungs- und Verwertungswege von gemischten
auf Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft
Kunststoffabfällen aus Haushalten sind aus
gelegt werden.
ökologischer Sicht gegenüber sortenreinen
Kunststoffen weniger vorteilhaft, ihre UmIm Rahmen der Gemeindeseminare 2013
weltrelevanz ist vertieft zu beurteilen. Sollten
wurde der Handlungsbedarf betreffend
neben dem Handel auch die Gemeinden
Sammlung und Verwertung von Kunststoffen aktiv Kunststoffe aus Haushalten sammeln,
aus Haushalten umfassend studiert. Aus öko- so ist ein verursachergerechtes Finanzielogischer Sicht machen sortenreine Kunstrungssystem zu entwickeln und anzubieten.
Kunststoffströme
Schweiz 2010
Produktion
Granulate, Halb- und
Fertig-Fabrikate
110 000 t
Produktions- 80 000 t
abfälle
Sonstige
24 %
E+E
Verpackung
37 %
Verbrauch
Jahresverbrauch CH
1 000 000 t
570 000 t
Zwischenlager
(je nach Verweildauer
der Branche)
5%
Fahrzeuge
9%
Bau
25 %
Auf verschiedenen Stufen finden
Importe und Exporte statt, teilweise
werden Kunststoffe im Ausland
aufbereitet und dann wieder
re-importiert. Nach Zollstatistik liegt
der Exportüberhang bei etwa
50000t/Jahr.
430 000 t
Import
30 000 t
Export
320 000 t
Abfall
(aus Verbrauch,
Zwischenlager
und Produktion CH)
145 000 t
635 000 t
Sortierung/
Aufbereitung
aus «Bericht Kunststoffverwertung
Schweiz, Module 1 und 2», BAFU,
März 2011, S. 13
90 000 t
45 000 t
10 000 t
Stoffliches
Recycling
Abfallströme aus Verbrauch Schweiz
5 000 t
5 000 t
80 000 t Rezyklat
Produktströme
Orange Boxen:
Prozesse, die sowohl in der Schweiz
als auch im Ausland vorkommen
Energetische
Verwertung
50 000 t
Kehrichtverbrennung
650 000 t
56 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
11.9 Tierische Abfälle
11.10 Medizinische Abfälle
11.9.1 Situationsanalyse
11.10.1 Situationsanalyse
Für den Vollzug und die umweltgerechte Entsorgung von tierischen Nebenprodukten ist
gemäss Verordnung über die Entsorgung von
tierischen Nebenprodukten (VTNP) und Tierseuchengesetz (TSG) das kantonale Veterinäramt zuständig. Die Daten wurden wie in
den früheren Planungsberichten vom kantonalen Veterinäramt geliefert.
Gemäss den Meldungen in VeVA-Online
nahm die Gesamtmenge der im Kanton
Zürich entstandenen medizinischen Abfälle
seit 2008 laufend zu. Sie betrug im Jahr
2012 gut 1400 t. Dies bedeutet eine Zunahme von über 40% gegenüber 2008.
11.9.2 Indikatorwerte
Mengenentwicklung tierische Abfälle
DTi01
Menge (t) und Unsicherheit
35000
30000
Das Handbuch für die eigenverantwortliche
Überprüfung des Vollzugs der Umweltschutzgesetzgebung in den Spitälern des Kantons
Zürich hat sich in der Praxis nicht bewährt.
Am 1. November 2012 wurde deshalb entschieden, das Projekt in dieser Form zu beenden. Die korrekte Entsorgung von medizinischen Abfällen aus Spitälern wurde anhand von Betriebsbesuchen («Betriebskontrollen») evaluiert. Das Projekt wurde 2014
abgeschlossen.
25000
20000
11.10.2 Indikatorwerte
15000
Indikator DMedi01: Entwicklung der
medizinischen Sonderabfälle
10000
5000
1600
Menge (t)
0
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
■ Mittelwert
1400
■ Unsicherheitsbereich ± 10%
1200
Die Menge der tierischen Abfälle schwankt im
Zeitraum von 2005 bis 2013 zwischen 21000 und
27000 t, mit einem Höchstwert von 31000 t im
2006. In den Jahren 2006 und 2007 verzichteten
zwei Abnehmer auf die Entgegennahme von
tierischen Abfällen. Im Jahr 2007 fielen zusätzlich
tierische Abfälle aus dem Kanton St. Gallen an, da
der Schlachthof St. Gallen ausser Betrieb war.
1000
800
600
Entsorgungswege für tierische Abfälle 400
DTi02
Im Zeitraum von 2005 bis 2013 wurden in
200
jedem Jahr 50% der tierischen Abfälle für die
Tierfutterherstellung eingesetzt oder expor0
tiert, 50% wurden thermisch behandelt. In
2008
2009
2010
2011
2012
der Kehrichtverbrennungsanlage wurden
Die anteilmässige Zusammensetzung der medizikeine tierischen Abfälle verbrannt.
nischen Abfälle blieb über die Jahre relativ konstant.
11.9.3 Handlungsbedarf und
Massnahmen
Die mit dem Verbot der Verfütterung von
Speiseresten per 1. Juli 2011 benötigte zusätzliche Entsorgungskapazität für max.
40000 t tierische Abfälle konnte ohne
Schwierigkeiten bereitgestellt werden. Die
Zusammenarbeit mit dem kantonalen Veterinäramt wird weitergeführt und in allfälligen
Risikofällen, wie bspw. Seuchenereignissen,
bedarfsgerecht ausgebaut.
Den Hauptbeitrag lieferten kontaminationsgefährdende und infektiöse Abfälle mit knapp 70%
und Altmedikamente und feste pharmazeutische
Abfälle mit ca. 25%.
11.10.3 Handlungsbedarf und
Massnahmen
Die Mengenentwicklung der im Kanton
Zürich entstandenen medizinischen Abfälle
wird weiter verfolgt.
Spitäler werden einer regelmässigen Betriebskontrolle unterzogen. Dabei wird unter
anderem die Umsetzung der Massnahmen
zur korrekten Entsorgung von medizinischen
Abfällen überprüft.
Diverse Abfälle 57
쐽
Medizinische Abfälle
mit Verletzungsgefahr
Nicht infektiöse Abfälle
aus der Medizin
쮿 Kontaminationsgefährdende und
infektiöse Abfälle
쐽 Altmedikamente und feste
pharmazeutische Abfälle
쐽
Zeitliche Abwicklung der Massnahmen
Massnahmen
Ziel/Strategie 2015
2016
2017
2018
Sonderabfälle (S) und andere kontrollpflichtige (ak) Abfälle
Meldepflicht, Statistik (S), (ak) 3, 4 / A, B, D Kontrolle und Zusammenarbeit mit den zuständigen Fachstellen und
Branchen(verbänden)
3, 4 / A, B Kontrolle und Auswertung der gemeldeten VeVA-Daten für S- und ak-Abfälle
Fortführung der Jahresberichte mit Indikatoren
Vollzug VeVA (S), (ak)
1, 4 / A−D Bewilligungen (inkl. VeVA-online Einträge, Kontrolle, Beratung)
Betriebskontrollen
4 / A, D
Weiterführung durch externe Experten
Meldungen
3, 4 / A Optimierung der ak-Meldungen
4 / A, D Anfragen bearbeiten, Betreuung Expertensystem
Rückweisungen durch Zoll
Sonderabfall-Kleinmengen aus Haushalten
Abgabeverordnung
1, 3, 4 / B Vollzug und Verwaltung des Sonderabfallfonds, Erstellung des Jahresberichtes
Rücknahmepflichten
3 / D Definition und Kontrolle
Altreifen und Altfahrzeuge
Altfahrzeugentsorgung
Altreifenentsorgung
Holzabfälle/Altholz
Statistikmodell
Überwachungskonzept
Qualitätssicherung
1 / A, D Verbesserung des Ersatzteilhandels, Strategien zur Rückgewinnung von STM
4 / B, D Umsetzung der angepassten Vorschriften
1/B
3 / B Entwickeln, Ziele festlegen
1, 3, 4 / A, C, D
Elektrische und elektronische Abfälle
Branchenlösung
1−4 / A−D
VREG Revision
1−4 / B, D
Seltene technische Metalle
1, 2 / A, B, D
Umfeldentwicklung/Stoffflüsse 1, 3, 4 / B, D
Kunststoffabfälle
Umfeldentwicklung
Umsetzung in Betriebsreglementen
Weiterführen der Branchenlösung SENS/SWICO
Vorbereitung der Inkraftsetzung, Ermittlung des Standes der Technik
Abklärung Handlungsbedarf und Entwicklung von Recyclingmassnahmen
Beobachten
1−4 / A−C Umfeld beobachten, Dialog mitgestalten, Empfehlungen ableiten
Tierische Abfälle
Zusammenarbeit mit Veterinäramt
Medizinische Abfälle
Datenerhebung
Kontrolle der Spitäler
Einführen
3, 4 / D Unterstützung bei Seuchenereignissen
3, 4 / B Mengenentwicklung wird weiter verfolgt
3, 4 / A, B, D Prüfung der Umsetzung der korrekten Entsorgung von medizinischen Abfällen
Gebrauchte Dialysefilter müssen
als medizinische Sonderabfälle
entsorgt werden.
58 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
12. Abfallanlagen
Anzahl Mit BBAnlagen Erlass
Allgemeines
Anlagentyp
Die Tabelle gibt einen vollständigen Überblick über die Abfallanlagen im Kanton
Zürich. Sie werden aufgeteilt in thermische
und mechanische Anlagen. Die Klärschlammbehandlungsanlagen werden in Kapitel 8.4
behandelt, die hier aufgeführten 8 Deponien
in Kapitel 13.1. Betriebe oder Anlagen, die
mehr als 10000 t Abfälle pro Jahr bearbeiten
können, benötigen eine abfallrechtliche Betriebsbewilligung. Für Betriebe, deren Kapazität unterhalb dieser Grenze liegt, besteht
eine abgestufte Bewilligungspflicht. Sie benötigen entweder eine Entsorgungsbewilligung gemäss VeVA, wenn sie andere kontrollpflichtige Abfälle oder Sonderabfälle entgegennehmen, oder zumindest eine gewässerschutzrechtliche Bewilligung.
Für mehrere Gruppen von Abfallanlagen
wurde ein «Branchenvollzug» eingerichtet.
In diesem Modell übernimmt eine Branchenorganisation gewisse Vollzugsaufgaben. Es
handelt sich vorwiegend um Kontrollaufgaben. Die Vollzugshoheit bleibt jedoch vollständig bei der kantonalen Verwaltung.
Kompostier- und Vergärungsanlagen
Stationäre Kompostierung
16
Feldrandkompostierung
6
Feststoffvergärung
7
Flüssigvergärung (Covergärung)
7
Bauabfallanlagen
Bauschutt-/Belagsaufbereitung
Bausperrgutsortierung
Aufbereitung Altholz
28
21
3
2
−
7
1
23
18
3
VeVABew.
1
−
−
−
−
3 a
− b
Anlagen für E&E-Abfälle und Spezialbetriebe
Verwertung E&E-Abfälle
14
1
13 c
Öff. Sonderabfall-Sammelstellen
3
−
3
Thermische Anlagen und Schlackenaufbereitung
Kehrichtverbrennung (KVA)
6
6
Klärschlammverwertung
2
−
Biomassekraftwerke
2
2
−
Schlackenaufbereitung (stationär) 2
2
d
Deponien
Deponierung
8
8
−
10
3
6
Mehrstoff-Recyclinganlagen
Mehrstoffaufbereitung
13
10
2
Altmetallanlagen
Aufbereitung Metalle
Weitere Anlagentypen
Altölsammler (Fahrzeugbereich)
3
Aufbereitung von Strassenabfällen 8
Entsorgung von Altfahrzeugen
9
Entsorgung von Altreifen
41
Behandlung von
belastetem Aushub
5
Total der Abfallanlagen
a
b
c
d
e
f
g
214
−
2
−
1
3
6 e
9 f
40 g
5
−
94
86
7 zusätzlich als Bauschuttaufbereiter tätig
1 zusätzlich als Bauschuttaufbereiter und Bausperrgutsortierer aktiv
3 zusätzlich in weiteren Anlagentypen aktiv
1 in KVA enthalten
inkl. 3 mobile Anlagen
3 auch in anderen Bereichen tätig
davon 39 auch in anderen Anlagenbereichen tätig
BB
Betriebsbewilligungspflicht bei Verarbeitungsmengen ab 10000 t bzw. 5000 t bei
biogenen Abfällen, inkl. VeVA-Bewilligungen, sofern erforderlich.
VeVA Anlagen, die keine Betriebsbewilligung benötigen (<Mengenschwelle UVP)
hingegen eine VeVA-Entsorgungsbewilligung erhalten haben, da sie Sonderabfälle
oder andere kontrollpflichtige Abfälle annehmen.
Abfallanlagen 59
Im Juli 2012 konnte die Überprüfung der
Kapazitäts- und Standortplanung der thermischen Verwertung von Abfällen im Kanton
Zürich für die Planungsperiode 2012−2035
abgeschlossen werden (Ergebnisbericht
12.1.1 Situationsanalyse
2.7.2011). Das Resultat ist ein gegenüber
der Planung von 2002 differenzierterer und
Kehricht und KVA
zeitlich angepasster Übergang zu den vier
Die Zürcher KVA (ohne KVA Josefstrasse,
seit 2011 nicht mehr in der kantonalen Abfall- Standorten Hagenholz, Dietikon, Winterthur
und Hinwil. Die KVA Horgen halbiert ihre
planung) behandelten in den letzten Jahren
Kapazität im Jahr 2015 und geht 2030 ausser
im Durchschnitt total zwischen 725000 und
Betrieb.
780000 Tonnen brennbare Abfälle pro Jahr.
Dies entspricht einer jährlichen Schlackenmenge von rund 160000 t. Auch in der letzten Das Ergebnis wird mitgetragen von allen
Verantwortlichen der beteiligten und betrofPlanungsperiode 2011 bis 2014 konnte die
Entsorgungssicherheit jederzeit gewährleistet fenen Trägerschaften. Das gewählte Konzept
ist ökologisch und ökonomisch optimiert.
werden. Es wurde (ohne KVA Josefstrasse)
Es basiert auf den Szenarien «Basis», «Min»
eine mittlere Auslastung von mehr als 98%
erreicht. Dafür verantwortlich ist neben einer und «Max» und weist eine hohe Anpassungsflexibilität auf. Zur Steuerung wurde ein
langfristig orientierten Kapazitäts- und
Controlling-Prozess eingeführt. Die AnlageFinanzplanung der KVA auch massgeblich
die gute Koordination innerhalb des Zürcher betreiber werden mit der Betriebsbewilligung
Abfallverwertungs-Verbunds (ZAV), wodurch verpflichtet ihre Daten jährlich einzuspeisen.
Marktkehricht aus dem eigenen Kanton und Zeigt sich, dass das Mengenszenario «Basis»
nicht mehr zutrifft, können die Partner entin geringerem Ausmass durch Importe aus
scheiden, ob die nächste Kapazitätskonfeandern Kantonen und dem Ausland auf die
Werke verteilt wird. Aus der einfachen Gesell- renz (2015/20/25) vorgezogen werden muss.
schaft (Zürcher Abfallverwertungs-Verbund
Der Stand der Technik (SdT) der EnergieZAV) ist im Jahre 2013 eine Aktiengesellnutzung sowie weitergehende Optimierungen
schaft, die Zürcher Abfallverwertungs AG
im Zuge der Anlagenerneuerung hatten einen
entstanden. Die ZAV AG hat nach mehrwesentlichen Einfluss im Planungsprozess.
jährigem Aufbau die gemeinsame Bewirtschaftung des Marktkehrichts übernommen. Die Umsetzung wurde in den BetriebsbeFür den kommunalen Kehricht erfolgte 2013 willigungen festgehalten (Energie-Nettoeffizienz-Kriterium). Dort wird auch die Umfür die Jahre 2014 bis 2018 wiederum die
setzung gemäss dem Dokument «Stand der
Zuweisung gemäss bewährtem FlexibilisieTechnik für die Aufbereitung von Rauchgasrungsmodell (siehe Kap. 8.3 «Kehricht»).
reinigungsrückständen aus Kehrichtverbrennungsanlagen» (29. Juni 2013) definiert.
Betreffend Metallrestgehalte sollen Anforderungen zur Schlackequalität erarbeitet
werden.
Das zusammen mit den KVA neu
Zentrum für nachhaltige Abfall- und Ressourcennutzung (ZAR)
entwickelte
stoffflussbasierte QualitätssicheSeit Gründung im Jahre 2010 konnten bezüglich Wertstoffrückgewinnung aus den festen
rungskonzept für die Annahme von SonderKVA-Rückständen grosse Fortschritte erreicht werden. Als wichtigste Meilensteine sind
zu erwähnen:
abfällen wurde ebenfalls Bestandteil der
− Erfolgreiche Inbetriebnahme der Feinstschlacken-Aufbereitung (0.2−1 mm) im März 2012
Betriebsbewilligungen.
Die jährliche Über− Anreicherung und Rückgewinnung wertvoller Edelmetalle in Fein- (1−5 mm) und
prüfung der einheitlichen Kostenrechnung der
Feinstschlacke (0.2−1 mm)
− Entwicklung von Probenahme-, Probeaufbereitungs- und Analysemethoden für die
KVA mit dem finanziellen Führungssystem
verlässliche Charakterisierung der NE-Metalle und mineralischen Fraktionen.
(FFS KVA) sorgt weiterhin für Transparenz
− Planung und Bau der Trockenschlackenaufbereitung für das gesamte Kornspektrum.
− Diese wird von der ZAV Recycling AG gebaut und ab 2015 von der KEZO betrieben.
und Sicherheit bzgl. der mittel- und langfristigen Finanzplanung (Rückstellungen für
1
Ziel des ZAR ist es, die metallabgereicherte Trockenschlacke nachsorgefrei deponieren
Ersatzinvestitionen) als auch als Grundlage
zu können. Angestrebt wird auch, dass sie vollständig oder mindestens teilweise
verwendbar wird. Folgende Untersuchungen wurden gestartet:
für die Festlegung von Entsorgungspreisen.
− Rückgewinnung spezifischer Elemente oder Phasen aus dem mineralischen
Die Rückgewinnung von Metallen aus KehSchlackenanteil
richtschlacke versteht sich aus heutiger Sicht
− Wiederverwendung von Fraktionen der aufbereiteten mineralischen Trockenschlacke
− Nachsorgefreie Deponierung des «Restmaterials» nach Metallabtrennung und
als Ergänzung zur Separatsammlung von
Rückgewinnung einzelner mineralischer Fraktionen (Einbau, Verhalten in der Deponie,
Alumium, Blechdosen und Altmetallen.
Emissionen).
12.1 Thermische Anlagen –
Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA)
und Biomassekraftwerke (BMK)
2013 wurde entschieden, die nasschemische Wertstoffgewinnung als zusätzlichen
Kompetenzbereich aufzubauen. Der Aufbau erfolgt am Standort der KEBAG in Zuchwil
mit bestehenden Techniken (FLUREC).
Biomassekraftwerke
Im Kanton Zürich werden zurzeit zwei Altholzfeuerungen (Entsorgungszentrum Richi AG in
Weitere Informationen zur Stiftung ZAR finden sich unter: www.zar-ch.ch.
Weiningen und das Biomassekraftwerk Otelfingen) betrieben. Die gesamte Jahresmenge
1
Nachsorgefrei sind Endlager, wenn sie den Zielen der Altlastengesetzgebung entsprechen: beider Betriebe beträgt rund 60000 Tonnen.
Das Sickerwasser kann ohne Vorbehandlung in ein Oberflächengewässer eingeleitet
Die Anforderung bezüglich Energienutzung
werden. Das Grundwasser wie auch andere Umweltkompartimente sind weder kurz-,
mittel- noch langfristig gefährdet (vgl. hierzu auch Kapitel 13.1 «Deponien»).
ist im kantonalen Energiegesetz geregelt.
60 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
12.1.2 Zielsystem
1
2
3
4
Ressourcen
schonen, Ressourcen nutzen
Aus den festen KVARückständen soll ein
möglichst hoher
Anteil an Rohstoffen
zurückgewonnen
werden.
Ökoeffizienz und
Energieeffizienz
Die Energieeffizienz
von KVA und BMK
ist anlagen- und
systemspezifisch zu
optimieren.
Die Emissionen
werden tief gehalten.
Die Qualität der Verbrennungsrückstände
und die Energienutzung sollen
optimiert werden.
Optimierte Entsorgungssicherheit
Die KVA sollen ausreichende Reservekapazitäten, aber
keine Überkapazitäten
aufweisen.
Der Kanton verfügt
über eine mit den
Anlagebetreibern
und den Nachbarkantonen abgesprochene
ökonomisch und
ökologisch optimierte
Kapazitätsplanung.
Schutz von
Umwelt und
Bevölkerung
Die Emissionen in
Luft, Wasser und
Boden werden
minimiert.
Heute nicht verwertbare Rückstände aus
thermischen Behandlungsprozessen
sollen in nachsorgefreier Qualität ab- oder
zwischengelagert
werden können.
A
B
C
D
Definiertes Rollenverständnis
Die Kehrichtverbrennung ist Aufgabe
der Gemeinden. Der
Kanton nimmt eine
Aufsichtsfunktion
wahr. Er unterstützt
Gemeinden, Zweckverbände und Betreiber in der Erfüllung
ihrer Aufgaben. Er beaufsichtigt die KVA
und koordiniert mit
den anderen Kantonen. Der Kanton
investiert in Zusammenarbeit mit Partnern aus dem KVA-,
Entsorgungs- und
Technologiebereich in
die technologische
Entwicklung.
Aktive Information
und Kommunikation
Die aktive Information
der Anlagenbetreiber
und der Aufsichtsbehörden ist auf die Erhöhung der Akzeptanz der Bevölkerung
für KVA und BMK
gerichtet.
Fallweise sind
Kommunikationskonzepte mit klarer
Zieldefinition zu
erstellen.
Kostenwahrheit
Das Führungssystem
der KVA ist Voraussetzung für Kostenund Effizienzvergleiche sowie für die
Festlegung der Annahmegebühren.
Diese basieren
auf betriebswirtschaftlichen Ansätzen
und enthalten die
erforderlichen Rücklagen für Ersatzinvestitionen.
Kooperation
Mit den Betreibern
von KVA und BMK
wird eine partnerschaftliche Zusammenarbeit gepflegt.
In Kooperation mit
nationalen sowie
internationalen
Organisationen und
Hochschulen wird
nach Lösungen für
die anstehenden
technischen Probleme gesucht.
Ziele
Strategieelemente
Metallrückgewinnung aus Schlacke S01
Indikatorwerte
a) Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA)
Menge zurückgewonnener Metalle in t/a
14000
12000
10000
Stand: Repräsentative Stoffflussbetrachtungen
deuten auf beachtliche Potenziale von Eisen- und
Nichteisenmetallen (inkl. sogenannter Gewürzmetalle) hin. Durch die Weiterentwicklung der Wertstoffrückgewinnung konnten Mengen und Qualität
der aus Schlacke zurückgewonnenen Metalle (Cu,
Al, Fe aber auch Pb, Au etc.) deutlich gesteigert
werden. In Ergänzung zur Separatabfallsammlung
soll in den nächsten Jahren die Rückgewinnung
von Metallen inklusive seltener, wertvoller und ökologisch relevanter (Gewürz-)Metalle weiter deutlich
gesteigert werden. Das Potenzial ist verlässlich zu
bestimmen.
Vorgaben: Die zurück gewonnenen Mengen an Feund NE-Metallen werden erfasst und beobachtet.
8000
6000
4000
2000
0
2001
2002
2003
■ Fe in Tonnen
2004
2005
2006
2007
2008
2009
■ NE in Tonnen
Abfallanlagen 61
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Energienutzung KVA: Elektrizität und Wärme S02
1.00
Energetische Nettoeffizienz (ENE)
Energie
0.90
GW h
1400
Zielpfad ENE
0.80
1200
0.70
1000
Wärme
0.60
0.50
800
0.40
600
0.30
400
Strom
0.20
Stand: Die Energienutzung aus der Abfallverbrennung ist gesetzlich vorgeschrieben. Zwischen
Energieeffizienz und Qualitätsverbesserungen
fester Rückstände besteht ein Spannungsfeld.
Mit Feststellung des Standes der Technik auf Basis
der Energetischen Nettoeffizienz Kennzahl (ENEKennzahl)2 und Einbezug ihrer Umsetzung in der
aktuellen Kapazitäts- und Standortplanung ist der
Zielpfad bis 2035 definiert. Damit wird ein grosses
zusätzliches Potenzial für die Stromnutzung von
340 GWh auf 450 GWh (+30%) bzw. Wärmenutzung von 650 GWh auf 1060 GWh (+60%) erschlossen. Die ENE-Kennzahl bezieht sich auf den
gewichteten Mittelwert über alle Zürcher KVA im
ZAV.
Vorgaben: Gesamtnutzungsgrad 2035: ENE>0.9.
200
0.10
2
0
0.00
2010
*
2015
2020
2025
2030
2035
Energienutzung in KVA (2011, publiziert auf der
AWEL-Homepage).
2040
Optimale Auslastung der KVA Verbrennungskapazitäten S03
110 Auslastung [%]
105
100
95
90 %−100 %
90
85
Stand: Die Kapazitätsplanung gemäss Artikel 31
USG erfolgt in Zusammenarbeit mit dem ZAV.
Dank guter Planung und effizientem Abfallmanagement sowie den Importen bewegte sich
die mittlere Auslastung3 während der letzten
Planungsperiode in einem optimalen Bereich von
90–100%. Die Fortsetzung der Zusammenarbeit
im ZAV, die verstärkte Koordinationsarbeit auf
nationaler Ebene und eine langfristige strategische
Kapazitätsplanung inkl. Controlling sind notwendig, um die Entsorgungssicherheit weiter zu
gewährleisten und Überkapazitäten zu vermeiden.
Vorgaben: (gewichtetes Mittel aller ZAV-Betriebe)
Auslastung in Zielband bis 2018: 90–100%
80
3
Verhältnis der jährlich verbrannten Abfallmenge
zur technischen Kapazität, basierend auf 8000
Betriebsstunden pro Jahr mit berücksichtigten
Revisionen, aber ohne saisonale Schwankungen.
75
70
2001
2002 2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Anteile der verwerteten Schlacke oder solcher mit hoher
Ausbrandqualität (ehemals S04)
%
100
Stand: In den letzten 4 Jahren konnten zwar
Mengen und Qualität der Metallrückgewinnung im
ZAR und teilweise auch in der Praxis deutlich gesteigert werden. Die volle Umsetzung in der Praxis
sowie weitere Optimierungen stehen jedoch noch
an. Vor allem bezüglich der Rückgewinnung
mineralischer Fraktionen sowie der Qualität nicht
verwertbarer Rückstände besteht noch grosser
Handlungsbedarf.
Anteil Ablagerungsort und Verwertung [%]
90
80
70
30
Vorgaben: (gewichtetes Mittel aller ZAV-Betriebe):
Anteile
verwertet
verwertet oder
emissionsarm
zwischengelagert4
Zielwert 2018:
12%
50%
Prognosewert 2024:
50%
90%
20
4
60
50
40
Mit einem Zielwert TOC <0.5% wird für gelösten
organischen Kohlenstoff DOC <20 mg/l angestrebt
(vgl. Indikator S09).
10
0
2001
2003
2005
2007
2009
2011
2013
2018
2024
■ Anteil emissionsarm zwischenlagerbare Schlacke
■ Verwertete Wertstoffe
■ Reaktordeponie bzw. Schlackekompartiment
62 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
Stand: Der Gesamtgehalt an organischem Kohlen- Schlackequalität TOC-Gehalt S09
stoff (TOC) ist ein geeigneter Indikator für die Güte
des Ausbrandes und auch entscheidend bzgl. des
Emissions- und Langzeitverhaltens der Schlacke
% TOC-Anteil Schlacken
auf Deponien. Bisherige Untersuchungen zeigen,
dass auch mittels Optimierungen an bestehenden
1.20
KVA (Rosttechnologie mit Nassschlackeaustrag)
Gewichtetes
ein TOC <0.5% nicht gesichert eingehalten werden
Jahresmittel aller KVA
1.00
kann. Mit Rosttechnologie und Trockenaustrag
dagegen kann der Zielwert <0.5% gesichert deut0.80
lich unterschritten werden (0.2−0.35%). Durch
technische Optimierungen sowie Anpassungen bei
Um- und Neubauten soll der TOC weiter reduziert 0.60
werden.
Zielwert 2016
0.40
Vorgaben: (gewichtetes Mittel aller ZAV-Betriebe)
Zielwerte: 2012: TOC < 1 Gew.-%
2016: TOC < 0.75 Gew.-%
2020: TOC < 0.5 Gew.-% (Prognose)
Zielwert 2020
0.20
0.00
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Schlackequalität und Kupfergehalt S15
Stand: Kupfer ist aus ökologischer Sicht
(Wertstoff, Rückstandsqualität) bestmöglich aus
Rohschlacke abzureichern. Mit der im ZAR entwickelten Technologie kann partikuläres Kupfer
aus Rohschlacke (1−5 mm) bei hohem Rückgewinnungsgrad herausgeholt werden. Eine besondere Herausforderung besteht betreffend der
Kupfer-Restgehalte in chemisch gebundener Form.
Vorgaben: Prognosewert 2016: Cu, partikulär
(1−5 mm): <0.35g/kg
Metallsortierung aus aufbereiteter KVA-Schlacke, KVA Hinwil (Foto: Keystone)
Abfallanlagen 63
2015
b) Biomassekraftwerke (BMK)
ersten Stufe (Mechanische Aufbereitung)
stehen die Metallrestgehalte von Cu met.
Rückstandsqualität (TOC) BMK02:
(<350 mg/kg) sowie von Fe und Al im Fokus.
Feststellung und Optimierung mit Fokus TOC/Mineralisierungsgrad (Ausbrand6) und Restgehalte
Untersuchungen zu chemisch gebundenen
(NE-Metallrückgewinnung7)
Metallen bzgl. der Freisetzung sind durchzu6
führen (Bewertung der Deponiequalität). BeZielwert TOC 2.0%: im Vergleich zur KVA entstehen vier- bis fünfmal weniger mineralische
züglich des Ausbrands soll der TOC <0.5%
Rückstände, weshalb der Zielwert entsprechend
gesichert eingehalten werden. In einer zweihöher festgelegt wurde. Der TOC soll möglichst
ten Stufe ist die forcierte Wertstoffrückgewinwenig organisch gebundenen und möglichst viel
elementaren Kohlenstoff enthalten.
nung
mit nasschemischen und allenfalls
7
Zu Abreicherung und Rückgewinnung von
weiteren Verfahren (min. 90% Abreicherung
Metallen ist der SdT abzuklären, ggf. sind Indikatoren und Zielwerte zu definieren.
bzw. Rest in schwerlöslicher Form) zu evaluieren und anzustreben. Die Verwertung
mineralogischer Fraktionen bzw. nachsorgec) Thermische Abfallanlagen
(Summe alle KVA, BMK inkl. KSBA und freie Qualität der nicht verwertbaren Fraktionen ist das Ziel.
Vergärung)
Für sauer gewaschene Filterasche beGesamtenergie-Nutzungsgrad der
thermischen Abfallbehandlungsanlagen im steht der Handlungsbedarf primär in einer
Kanton Zürich: Verkaufte Nettoenergie (Strom
Maximierung der Wertstoffrückgewinnung.
und Wärme) aus Kehricht- und KlärschlammverSekundär soll mit ähnlichen Verfahren wie bei
wertungsanlagen (Werte für KVA entsprechen
Indikator S02, Seite 62), Biomassekraftwerken und der Schlacke der mineralische Rest in eine
Vergärungsanlagen. Qualitätsziel evaluieren und
verwertbare Form gebracht werden. Nicht
vereinbaren, kontinuierliche Verbesserung.
verwertbare Reste sollen möglichst nachsorgefrei in schwerlöslicher Form abgelagert
werden können.
Nettoenergie aus Abfall (Strom und Wärme)
1600 Verkaufte Energie total [GWh pro Jahr]
Edelmetalle sind einzubeziehen. Synergiepotenziale sind zu berücksichtigen.
1400
1200
1000
Prognose
800
600
400
200
0
2010
왎 Vergärung
왎 BMK
왎 KVA
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
12.1.3 Handlungsbedarf
Strategische Kapazitäts- und
Standortplanung KVA
Mittels des gemeinsam vereinbarten Controlling-Prozesses zur regelmässigen Überprüfung der kapazitätsrelevanten Rahmenbedingungen und möglicher Risiken soll garantiert werden, dass sich alle Akteure frühzeitig gemeinsam mit eventuellen Abweichungen von den Planungsvorgaben der
Kapazitäts- und Standortplanung der thermischen Verwertung von Abfällen im Kanton
Zürich für die Planungsperiode 2012−2035
(Ergebnisbericht vom 2. Juli 2011) auseinandersetzen können.
Wertstoffrückgewinnung und
Rückstandsqualität (KVA)
Für Schlacke besteht der Handlungsbedarf
im Bau und der Optimierung der Schlackeaufbereitung in Hinwil und der weitergehenden Optimierung der Wertstoffrückgewinnung und Rückstandsqualität. In der
Optimierung der Energienutzung
Die Energieeffizienz von KVA und BMK ist
anlagen- und systemspezifisch und für KVA
gemäss den Vorgaben der gültigen Kapazitätsplanung (ENE-Zielvorgaben), des Standes
der Technik und in Koordination mit der kantonalen Energieplanung zu optimieren. Die im
Sommer 2014 unterschriebene Zielvereinbarung zwischen UVEK und VBSA definiert die
CO2-Reduktionsziele für KVA der ganzen
Schweiz bis 2020. Eine Nachfolgeregelung
zur Grossverbrauchervereinbarung ab 2016
wird für die KVA geprüft. Die Ziele dieser
Grossverbrauchervereinbarung werden mit
den ENE-Vorgaben gemäss kantonaler
Standort- und Kapazitätsplanung vollständig
abgedeckt (Energieeffizienz). Ein hohes Umweltschutzniveau bleibt primäres Ziel.
Entwicklung, Definition und
Anwendung des Standes der Technik
Um die Zielsetzungen bezüglich Rückgewinnung und Rückstandsqualität mittelfristig zu
erreichen gilt es den Stand der Technik weiter voranzubringen, anzuwenden und festzustellen. Es ist zu gewährleisten, dass im ZAR
an der Entwicklung und Definition mitgearbeitet werden kann. Der fortschreitende
Stand der Technik ist aktiv zu kommunizieren/veröffentlichen und auf den Anlagen umzusetzen.
Biomassekraftwerke und Stand der
Technik
Der Stand der Technik ist auch bei den BMK
zu ermitteln, zu beschreiben und umzusetzen
(Ausbrandqualität, Annahmekontrollen, Behandlung Rauchgasreinigungs-Rückstände).
64 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
12.1.4 Massnahmen
Es werden folgende Instrumente angewendet:
I Potenzialbetrachtung und Evaluation der
technischen Machbarkeit zur Herstellung
von sekundären Rohstoffen aus der thermischen Abfallbehandlung (in Koordination mit dem Urban Mining Projekt),
II Entwicklung von innovativen TechnoloOfen-Beschickung in einer KVA
der vier Ziele der Abfall- und Ressourcen- (Foto: Keystone)
gien, Technologietransfer im vom AWEL
wirtschaft,
mitgetragenen Zentrum für nachhaltige
V Investition in die Zusammenarbeit mit
Abfall- und Ressourcennutzung ZAR
Partnern und allen Stakeholdern,
(«Vordenkfabrik»),
III Entwickeln, ermitteln und beschreiben des VI Vollzug (Bewilligungen, Kontrollen inkl. Controlling der KVA-Kapazitäts- und StandortStandes der Technik sowie dessen Anplanung mit allfälliger Anpassung der
wendung,
Planung und im kantonalen Richtplan).
IV Branchenlösung mit Verpflichtung zur
kontinuierlichen Verbesserung hinsichtlich
Zeitliche Abwicklung der Massnahmen
Massnahmen
Ziel/Strategie 2015
2016
2017
2018
Entwicklungstätigkeit im ZAR
Verfahrenstechnik
1, 4 / A, D Weiterentwicklung von Wertstoffrückgewinnung und Reststoffqualität
(nachsorgefrei)
(1. Priorität: Schlacke und mineralischen Anteil aus Klärschlammasche verwerten
2. Priorität: Rauchgasreinigungsrückstände (RGRR) sowie Synergiepotenziale)
Produkte
1, 4 / A, D Qualitätsuntersuchungen, Vermarktung
Qualitätssicherung
1, 4 / A Weiterentwicklung schneller Analysemethoden für Produkte, Rückstände
Schlackeaufbereitung
1, 4 / A, B SdT ermitteln
SdT weiter entwickeln
Biomassekraftwerke
Schadstoffabreicherung
Stand der Technik
1, 4 / A, D Prüfen, Entwicklung Rückstandsqualität mit Fokus Ausbrand
1, 4 / A, D RGRR Rückgewinnung
Beratungstätigkeit/Begleitung der Entwicklung
Qualität
1−4 / A, D Qualitätszielentwicklung für feste Rückstände
Umfeldbeobachtung
1−4 / A permanente Aufgabe
Technologie
1−4 / A, D Vergleich von Technologie-Optionen
Förderung/Begleitung ZAR
1−4 / A permanente Aufgabe
Organisatorisch/Gesetzgebung
Stand der Technik
1−4 / A
Betriebsbewilligung
1−4 / A
Kommunikation
1−4 / A−D
Wissentransfer national,
1, 4 / D
international
Energienutzung optimieren
KVA
Allgemein
Gesamtenergie-Nutzungsgrad
Umsetzung mit Fokus KVA-Schlacke, RGRR, Energie
Kontrolle Umsetzung BB 14−18
BB 19−23
Kantonal, national, international
Netzwerk aufbauen, Partnerschaften eruieren, Wissenstranfer forcieren,
Umfeldwissen stärken
2 / A Grossverbrauchervereinbarung Evaluation
Nachfolgevereinbarung
2 / A Kontrolle der Umsetzung ENE-Zielvorgaben gemäss
KVA-Kapazitäts-/Energieplanung
2 / A Umsetzung von Änderungen energetischer Vorgaben (national/international)
2 / A, C Neuer ENE-Indikator für die gesamte AWS bewirtschaften
Ensorgungssicherheit
Kapazitäts- und Standortplanung 3 / A, B, D
Abfallprognose
3 / B, D
Notfallplanung KVA/KSV
3 / A, D
Modellierung
3/A
Zusammenarbeit
Planung mittels Controlling auf aktuellem Stand halten
regelmässige Überprüfung der Abfallprognose im Rahmen Kapazitäts-Controlling
regelmässige Überprüfung der Notfallplanung
dynamische Modellierung bezügl. Rahmenbedingungen, Voraussetzungen,
Treiber, Strategien
3 / D Interkantonale Zusammenarbeit, Koordination mit dem Bund
Abfallanlagen 65
12.2 Mechanische Anlagen/
Bauabfallanlagen
12.2.1. Situationsanalyse
Anlagen, die Abfälle entgegennehmen und
Aus dem angelieferten Bausperrgut behandeln, sind der Aufsicht des Standortwerden bei Bausperrgutsortieranlagen zuerst mittels Bagger grosse kantons unterstellt. Betriebe oder Anlagen,
Stör- und Wertstoffteile separiert die mehr als 10000 Tonnen Abfälle pro Jahr
bearbeiten können, benötigen eine abfallrechtliche Betriebsbewilligung.
Neuerlass von Betriebsbewilligungen für die
mechanische Aufbereitung von Bausperrgut
die folgenden Vorgaben relevant sein:
Für sämtliche Bauabfallanlagen im Kanton
Zürich ist ein «Branchenvollzug» eingerichtet – d.h. Kontrollen und Beratungen in Vollzugsfragen werden von der Branchenorganisation, dem Aushub-, Rückbau- und Recycling-Verband Schweiz ARV, durchgeführt. Die
Vollzugshoheit bleibt bei der kantonalen Verwaltung.
Vorgaben für Bausperrgut-Sortieranlagen
1. Sonderabfälle, Batterien, elektrische und
elektronische Geräte werden aussortiert und
gesetzeskonform entsorgt.
2. Gips-Materialien werden aussortiert und
fachgerecht entsorgt.
3. Die Verwertbarkeitsquote muss in Anlagen
>5000 t/a Behandlungskapazität mindestens
70%, mit <5000 t/a 60% erreichen.
4. Die Verwertbarkeit der Fraktionen «brennbare
Materialien» (inkl. Kunststoffe), «Metalle» und
Das zürcherische Abfallgesetz (AbfG) ver«Altholz» ist gewährleistet.
5. Mineralische Grob- und Mittelfraktionen,
langt, dass alle Abfallanlagen im Sinne von
− die einer Aufbereitungsanlage zugeführt
Art. 19 Abs. 3 TVA (Technische Verordnung
werden, entsprechen den Qualitätsanüber Abfälle) nach dem Stand der Technik
forderungen an Mischabbruch gemäss BAFUBauabfallrichtlinie. Metallanteil und brennbarer
(SdT) sowie nach der wirtschaftlichen TragAnteil liegen je unter 1%.
barkeit erstellt, angepasst und betrieben wer− die einer Inertstoffdeponie zugeführt werden,
weisen einen TOC-Gehalt von maximal 2%
den. Ziele einer optimalen Abfallbehandlung
auf. Der Metallanteil liegt unter 1%.
sind eine möglichst hohe stoffliche Verwer6. Die brennbare Fraktion, die einer KVA zugeführt
tung, hohe Energierückgewinnung sowie die
wird, enthält weniger als 30% mineralische Materialien und weniger als 5% Gipsanteil.
nachsorgefreie Ablagerung der nicht verwert7. Die in der Reaktordeponie abgelagerte Feinbaren Rückstände. Dazu muss die Technik
fraktion enthält weniger als 5% TOC.
der Abfallbehandlung kontinuierlich weiterentwickelt werden.
Für die 21 Unternehmen, die Bausperrgut
sortieren:
Das AWEL hat den Stand der Technik ermittelt und beschrieben. Zukünftig sollen bei
Stoffflüsse bei Bauabfall-Anlagen
(in 1000 Tonnen, Kanton Zürich 2012)
Für die 28 Unternehmen, die Bauschutt
sortieren:
Das AWEL wird 2015 ebenfalls den Stand der
Technik ermitteln und beschreiben. Sobald
dieser auch in diesem Bereich der Bauabfallaufbereitung ermittelt und beschrieben ist,
sollen bei Neuerlass von Betriebsbewilligungen für die mechanische Aufbereitung
von Bauschutt die ermittelten Vorgaben angewendet werden.
Bauwerk (Hoch- und Tiefbau) 2200
Systemgrenze Bauabfallaufbereitung
Altmetallhandel
7
13
200
Bausperrgut
Bausperrgutsortierung
90
90
Brennbare Bauabfälle
25
KVA
60
50
1300
Rückbaumaterial
(exkl. Ausbauasphalt)
Holzverwertung
95
Deponien
Bauschuttaufbereitung
1275
Bauwerk
Hochbau
35
310
Belagsaufbereitung
Ausbauasphalt
275
Bauwerk
Strasse
60
300
Aushubaufbereitung
Belagsaufbereitung
Belag wird heute aufgrund des PAK-Gehaltes
bestimmten Verarbeitungsprozessen zugewiesen. Ab 20000 mg PAK pro kg Bindemittel gilt das Material als Sonderabfall und darf
nur an bewilligte Empfänger weitergeleitet
werden. Zwischen 5000 und 20000 mg/kg
können die Beläge mit besonderen Auflagen
wieder eingesetzt werden. In der zur Zeit in
Anhörung befindlichen TVA soll die Grenze,
bei der eine Belagsverwertung noch erlaubt
ist auf 250 mg PAK pro kg Belag festgelegt
werden.
180
Belasteter Aushub
60
Zementwerke
Aushubaufbereitung
Die Aufbereitung von unbelastetem Aushub
geschieht heute in Kieswaschanlagen, wobei
die Benennung des Einsatzmateriales als
«Kies» oder «Aushub» nicht immer eindeutig
ist. Die Situationsanalyse von belastetem
Aushub wird in Kapitel 10 behandelt.
66 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
12.2.2 Zielsystem
1
2
3
4
Ressourcen
schonen, Ressourcen nutzen
Recycling- und
weitere Abfallanlagen
erzeugen einen möglichst hohen Anteil
an marktfähigen
Sekundärrohstoffen
und Produkten.
Ökoeffizienz und
Energieeffizienz
Der ökologische
Nutzen soll maximiert
werden (Ökoeffizienz).
Energieeffizienz: Die
im Abfall enthaltene
Energiemenge wird
umgewandelt und
deren Nutzung
maximiert.
Optimierte Entsorgungssicherheit
Die Anlagen verfügen
über eine angemessene Selbstkontrolle.
Verfügbare Grundlagendaten (VeVA-online) zu Abfallmengen
und Entsorgungswegen werden für die
Überwachung und für
zielgerichtete Verbesserungen genutzt.
Schutz von
Umwelt und
Bevölkerung
Die Anlagen werden
so betrieben, dass sie
dem Stand der Technik entsprechen.
Abfälle, die nicht
verwertet werden
können, werden in
nachsorgefreier
Qualität abgelagert.
A
B
C
D
Definiertes Rollenverständnis
Der Kanton definiert
die Anforderungen
für den Betrieb der
Recyclinganlagen,
hält im Rahmen der
Bau- und Betriebsbewilligungen die entsprechenden Anforderungen fest und
setzt sie durch.
Aktive Information Kostenwahrheit
und Kommunikation
Die Betriebe und ihre
Verbände werden
über die vom Kanton
festgelegten Anforderungen informiert.
Die UVP ist ein
zweckmässiges
Kommunikationsinstrument.
Ziele
Strategieelemente
Kooperation
Mit Branchenorganen
werden optimierte
Lösungen zur
Kontrolle erarbeitet,
umgesetzt und unterhalten.
Sortierung von mineralischen Rückbaustoffen für die Weiterverarbeitung
Abfallanlagen 67
Asphaltaufbereitungsanlage
Die revidierte TVA regelt die Aufarbeitung der
polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) aus Strassenbelägen neu. Ferner
haben Modellrechnungen gezeigt, dass die
Der Vollzug der eidgenössischen und kantonalen Gesetze ist im Bereich der Bauabfall- Aufnahmefähigkeit von Ausbauasphalt im
anlagen weit fortgeschritten und eingespielt. Strassenbau künftig nicht mehr ausreichen
wird. Es gilt hier für die Aufarbeitung und
Er wird mit der Branche zusammen durchgeführt. Dabei ist nicht immer einfach zu defi- Wiederverwendung von PAK im Kreislauf
Lösungen zu finden (vgl. auch Kapitel 9
nieren, ob eine Vorgabe aufgrund von Vorschriften bestehender Gesetze oder aufgrund «Rückbaustoffe, Bauabfälle»).
des geltenden Standes der Technik gültig ist.
12.2.3 Handlungsbedarf und
Massnahmen
Es sollen transparente wirksame Kriterien,
Handlungsanweisungen und Kontrollvorgaben für Betriebsreglemente erarbeitet werden, um die Wirksamkeit der Indikatoren zur
Festlegung des Standes der Technik zu belegen. Bei der Erneuerung von Betriebsreglementen ist der Stand der Technik bezüglich Annahmekontrolle, Qualitätskontrolle,
Output und Triage festzulegen. Die Entwicklung der Vorgaben erfolgt unter Einbezug
der Branche.
Zeitliche Abwicklung der Massnahmen
Massnahmen
Ziel/Strategie 2015
2016
2017
Stand der Technik
Implementierung bei BSSA
Erarbeitung bei BSAA
Implementierung bei BSAA
1, 4 / A, D Bei neuen Betriebsbewilligungen für BSSA
1, 4 / A, D Erarbeitung SdT
1, 4 / A, D
Bei neuen Betriebsbewilligungen für BSAA
PAK
Umsetzung neue PAK-Regelung
1, 4 / A, D
Umsetzung bei Aufbereitungsanlagen
68 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
2018
13. Deponien und Ablagerungen
13.1 Deponien
Qualität
Der Anteil an Inertstoffen und damit an Abfäl13.1.1 Situation
len ohne wesentlichen Nachsorgebedarf
nimmt seit der Jahrtausendwende zu. Die
Entfrachtung des eingelagerten DeponiemaDeponiemengen
Die letzten 20 Jahre waren geprägt von einer terials schreitet voran: im Reaktor konnte der
im Ausmass robusten Baukonjunktur, ange- organische Anteil auf 5% reduziert werden.
Er mutierte zu einem Salzreaktor, der heute
trieben von einem beträchtlichen Bevölkehauptsächlich mit Kehrichtschlacke verfüllt
rungswachstum im Kanton. Trotz erfolgwird. In den letzten Jahrzehnten etablierte
reichen Verwertungsstrategien bei Bauabsich eine moderne Deponietechnik. Im Kanfällen und im Altlastenbereich nahm die auf
ton Zürich sind nur noch Kompartimente mit
Deponien abgelagerte Abfallmenge kontinuierlich zu und überschritt 2013 600 000 Fest- kontrollierten Basisbarrieren in Betrieb. Das
Resultat ist Ausdruck einer knapp gehaltenen
kubikmeter. Dank der vier seit 2000 neu in
Vorhaltung von abfallrechtlich bewilligtem
Betrieb genommenen Deponien ist aber die
Deponievolumen. Damit lässt sich der Vollausserkantonale Ablagerung von Deponieabfällen mengenmässig und im Vergleich zur zug nahe an den aktuellen gesetzlichen Vorgaben führen.
Gesamtmenge rückläufig.
Unverschmutzter Aushub
Im Kanton fallen jährlich 4.5 Mio. Festkubikmeter unverschmutzter Aushub an. Davon
werden 1.5 Mio. m3 in umliegende Kantone
transportiert. Er wird fast ausschliesslich als
«Rekultivierung im weiteren Sinne» in Kiesabbaugebieten abgelagert. Eigentliche Aushubdeponien gibt es keine im Kanton.
Richtplanung
Im kantonalen Richtplan 2014 ist ein Deponievolumen von rund 20 Mio. m3 festgesetzt.
Bei der heutigen Ablagerungsmenge von
600000 m3/Jahr reicht das Volumen etwa
30 Jahre, sofern alle Standorte auch im vorgesehenen Ausmass genutzt werden können.
Mengenentwicklung Deponiematerial
700000
Festkubikmeter
600000
500000
400000
300000
200000
100000
쐽
쐽
쐽
쐽
0
1988
■
1990
1992
1994
1996
1998
2000
2002
2004
2006
2008
2010
Inertstoff
Reaktor
Reststoff
Export
2012
■
Sickerwasser-Messstation
Deponie Häuli, Lufingen
Deponien und Ablagerungen 69
13.1.2 Zielsystem
Ziele
Strategieelemtente
1
2
3
4
Ressourcen
schonen, Ressourcen nutzen
Die im Richtplan festgelegten Deponiestandorte werden
maximal genutzt.
Ökoeffizienz und
Energieeffizienz
Um Transporte zu
vermeiden, ist die
regionale Entsorgung
zu gewährleisten.
Die Abfallströme über
die Kantonsgrenzen
sind zu reduzieren.
Optimierte Entsorgungssicherheit
Im Richtplan ist regional genügend Deponievolumen festzusetzen.
Schutz von
Umwelt und
Bevölkerung
Deponien sollen in
Richtung Nachsorgefreiheit entwickelt
werden.
A
B
C
D
Definiertes Rollenverständnis
Private oder Zweckverbände bauen und
betreiben Deponien.
Der Kanton organisiert den Vollzug und
die Kontrollen.
Aktive Information
und Kommunikation
Deponiespezifische
Jahresberichterstattungen und Aufsichtskommissionen halten
Datenfluss zwischen
Gemeinde, Anstösser,
Betreiber, Ingenieur
und Kanton aufrecht.
Kostenwahrheit
Jede Deponie äufnet
über den Deponiefonds Rückstellungen
für die Nachsorge
und allfällige Sanierungen.
Kooperation
Branchenverbände
tauschen sich regelmässig mit dem
Kanton aus.
Indikatoren
Endlageranteil an Deponiematerial Dep01
80
%
60
Der Endlageranteil entspricht dem Anteil von abgelagerten Inert- und Reststoffen an den gesamten
abgelagerten Abfällen im Kanton Zürich. Seit 2004
liegt der Endlageranteil bei 60% des abgelagerten
Materials. Er erhöhte sich mit der Eröffnung der
Inertstoffdeponie Bruni in Pfungen im Jahre 2001
von 10 auf 60% und ging nach 2007 leicht zurück,
weil das Reststoffkompartiment restriktiver definiert wurde und sich der Export von Reaktormaterial verkleinerte. Sobald die Kehrichtschlacke
Inert- oder Reststoffqualität erreicht, wird der
Endlageranteil wesentlich erhöht werden.
40
Endlageranteil
20
Vorgabe: 2020 100%
0
1988
1992
1996
2000
2004
2008
2012
Der Indikator zeigt, welcher Anteil vom im Kanton
anfallenden Deponiematerial über die Kantonsgrenzen exportiert wird. Der Import von ausserkantonalem Material wird herausgerechnet. Der Export
von unverschmutztem Material wird nicht berücksichtigt. Seit der Jahrtausendwende nimmt der in
den 90er Jahren stark angestiegene Abfalltourismus kontinuierlich ab. Wesentlich trugen dazu die
Neueröffnungen dreier Inertstoffdeponien und von
vier Schlackenkompartimenten im Kanton Zürich
bei.
Anteil exportierten Deponiematerials Dep03
%
Anteil exportierten Deponiematerials
60
50
40
Seit der Eröffnung der bahnerschlossenen Inertstoffdeponie Hardrütenen in Weiach im Jahr 2011
nehmen die Importe an Deponiematerial ein spürbares Ausmass an. 2013 waren es rund 70000
Tonnen oder 35000 Festkubikmeter. Sie liessen
den Export unter 30% fallen. Das Ziel, Export und
Import von Abfällen auszugleichen und damit den
Anteil an reinem Export gegen Null zu senken, ist
mittelfristig erreichbar.
30
20
10
0
1990
1994
1998
2002
2006
2010
2014
2018
70 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
Restvolumen und mittleres
Einbauvolumen bewilligter/realisierter
Kompartimente Dep04
1 600 000 m³
1 400 000
1 200 000
1 000 000
Das Restvolumen umfasst das umweltrechtlich bewilligte Deponievolumen für die einzelnen Kompartimente im Kanton. Das mittlere Einbauvolumen
errechnet sich aus dem Mittelwert der Ablagerungen der letzten fünf Jahre.
800 000
600 000
400 000
Die umweltrechtliche Vorhaltedauer für die Schlacke
beträgt knappe drei Jahre. Die Erweiterung der
Schlackenkompartimente ist aber vorbereitet (bewilligte Gestaltungspläne). Die übrigen Kompartimente halten mehr als 5 Jahre vor.
200 000
쐽
쐽
0
Inertstoff
Reststoff
Schlacke
mittlerer jährlicher Einbau
Restvolumen
Reaktor
13.1.3 Handlungsbedarf
Zur Reduktion von Deponierisiken braucht
es eine Inertisierung von Abfällen vor ihrer
Soll der überkantonale Aushubtransport von Ablagerung. Jeder Abfall soll so behandelt
1.5 Mio. m3/Jahr reduziert werden, so muss
werden, dass seine Emissionen umweltverder Aushub aus Grossbaustellen mit der
träglich sind und die Deponie somit keine
Bahn in die grossen Abbaugebiete im Norden Nachsorge braucht.
des Kantons transportiert und Aushub aus
kleinen Baustellen in der Region abgelagert
Will man die Mengen an Deponieabfällen
werden können. Die regionale Ablagerung
reduzieren, muss die Vermeidung und Vervon Kleinmengen an Aushub verlangt neu die wertung weiter getrieben werden. Die VerErrichtung von Aushubdeponien in den Remeidung bedingt Konsumverzicht. Die Vergionen Oberland/Pfannenstiel und Zimmerwertung verlangt funktionierende Märkte
berg/Knonaueramt.
für die ausgeschleusten Produkte. Beide
Optionen erfordern Massnahmen ausserhalb
der Deponieplanung.
DHZ, Deponie Häuli, Lufingen
Deponien und Ablagerungen 71
Annahmegebäude DHZ,
Deponie Häuli, Lufingen
den Vollzug im Altlastenbereich intensiviert werden. Sie könnten Inertstoffdeponien theoretisch um 200000 t/a entlasten.
In den nächsten vier Jahren fokussieren sich
die neu zu ergreifenden Massnahmen auf die − Asphalt wird heute zu 90% verwertet.
Zukünftig wird diese hohe Recyclingrate
Konkretisierung von Aushubdeponien und
abnehmen, da weniger Asphalt gebraucht
die Behandlung von Abfällen. Die nachstewerden wird. Damit muss er zunehmend
hende Aufzählung folgt einer abnehmenden
thermisch oder chemisch behandelt werPriorität:
den, um die mineralischen Anteile verwerten zu können. Mittelfristig können da− Die Standortstudie für Aushubdeponien
durch Reaktordeponien um 100000 t/a
wurde 2014 abgeschlossen. Die Standorte
entlastet werden.
werden nun richtplanerisch festgesetzt: im
kantonalen Richtplan als Anmerkung und − Die Wiederverwertung von Gips wird in
der Schweiz bereits praktiziert. Die verin den Regionalen Richtplänen als Standwerteten Mengen sind aber bescheiden,
ortvorschläge. Damit können ab 2018 jährda ein Markt fehlt. Auf der anderen Seite
lich 0.3 Mio. m3 unverschmutzter Aushub
wird zunehmend Gips aus Umbauten anzusätzlich regional abgelagert werden.
fallen. Es braucht neue Kunden, die Gips
− Die Arbeiten zur Inertisierung von Schlaübernehmen. Die Verwertung in Zementcken und Stäuben aus Kehrichtverbrenwerken ist voranzubringen. Die mittelnungsanlagen müssen weiterentwickelt
fristige Entlastung von Inertstoffdeponien
und abgeschlossen werden (siehe Kapitel
liegt bei 40000 t/a.
12.1 «Thermische Anlagen»). Damit sollen
Reaktor- und Reststoffkompartimente bis − Zur Minderung von Dieselemissionen
bei der Deponiebewirtschaftung wurden
2024 um 200000 t/a entlastet werden.
bereits Massnahmen eingeleitet.
− Der tolerierbare Aushub soll vermehrt
verwertet werden. Die 2010 eingeleiteten
Massnahmen greifen, sollen aber durch
13.1.4 Massnahmen
Zeitliche Abwicklung der Massnahmen
Massnahmen
Ziel/Strategie 2015
2016
2017
2018
Aushubdeponien erstellen
Kantonaler Richtplan
1, 3 / A, C, D Grundsatz anmerken
Regionale Richtpläne
1, 3 / A, C, D
Standorte festsetzen
Nutzungsplanung
4 / A, D
Erstellen
Inertisieren der Kehrichtschlacke
Versuchskompartimente
Trockenschlacke
4 / A, D Begleiten der Versuche
Verbesserungsprozesse einleiten
4 / A, D
Verwertung fördern
Tolerierbaren Aushub verwerten
Asphalt thermisch verwerten
Gips verwerten
Erarbeiten, umsetzen
1 / A, D Vewertungsmöglichkeiten ausweiten
1 / A, D
Verfahren suchen Neue Verfahren einführen
1 / A, D
Verwertung in Zementwerken und Gipsplattenherstellung
initiieren
72 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
Durch die Option von Höherschüttungen wird
es sich innerhalb der nächsten Jahre voraussichtlich auf gegen 35 Mio. m3 erhöhen.
13.2.1 Situationsanalyse
Trotzdem sind Aushubdeponien im Süden des
Kantons notwendig, da der Kiesabbau viel
Kiesabbaugebiete werden mit Aushub wieder offenes Volumen benötigt (siehe Kapitel 13.1
aufgefüllt. Die Abbaugebiete produzieren
«Deponien»).
jährlich 3 Mio. m3 Kies. Im Kanton fallen aber
4.5 Mio. m3 Aushub an. Der Überschuss von Ausgezeichnete Kiesvorkommen liegen im
1.5 Mio. m3 wird ausserkantonal abgelagert. Unterland. Der Kies wird aber vorwiegend in
Regionen ohne Kiesabbau verbraucht. AusDie 50 Kiesabbaugebiete beanspruchen rund hub fällt in Bauregionen und damit in Regio400 ha an Landwirtschaftsfläche. Sie bergen nen ohne auffüllbare Kiesgruben an. Dieser
Umstand produziert Verkehr. Die Bahn überein offenes Volumen von über 20 Mio. m3.
nimmt davon zurzeit etwa 20%.
13.2 Kiesabbau/Ablagerung von
unverschmutztem Aushub
13.2.2 Zielsystem
1
2
3
4
Ressourcen
schonen, Ressourcen nutzen
Das offene Volumen
und die offene Fläche
sind klein zu halten.
Ökoeffizienz und
Energieeffizienz
Der Bahnanteil für
den Transport von
Aushub soll auf 35%
erhöht und jener für
Kies gehalten werden.
Optimierte Entsorgungssicherheit
Die ausserkantonale
Ablagerung von unverschmutztem Aushub soll verkleinert
werden.
Schutz von
Umwelt und
Bevölkerung
Die Aushubqualität
ist systematisch zu
kontrollieren.
A
B
C
D
Definiertes Rollenverständnis
Der Fachverband
FSKB kontrolliert und
betreut die Kiesabbaugebiete, der Kanton übernimmt die
Systemkontrolle.
Aktive Information
und Kommunikation
Der Kanton veröffentlicht jährlich
eine Kiesstatistik.
Kostenwahrheit
Der Aufwand zur Systemüberwachung
wird den Kiesbetreibern verrechnet.
Kooperation
Der Fachverband
FSKB tauscht sich
regelmässig mit dem
Kanton aus.
Indikatoren
Ziele
Strategieelemente
Kiesabbau und Aushubeinbau Dep07
5 000 000
m³
4 500 000
4 000 000
3 500 000
3 000 000
2 500 000
Zwischen 2002 und 2006 überwog in zürcherischen
Kiesgruben der Einbau von Aushub gegenüber
dem Abbau von Kies. Es war die Zeit der Erstellung der Westumfahrung Zürich, von der viel
Aushub mit der Bahn zu den Kiesabbaugebieten
im Unterland transportiert wurde. Seit 2007 überwiegt wieder der Kiesabbau, obwohl gleichzeitig
über 1.5 Mio. Festkubikmeter Aushub in umliegenden Kantonen abgelagert werden. Ziel ist es,
mittelfristig die Aushubablagerung im Kanton
wesentlich zu steigern und über den Kiesabbau
anzuheben.
2 000 000
1 500 000
1 000 000
500 00
0
1989 1991 1993 1995 1997 1999
■ Kiesabbau (Festkubikmeter)
2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019
■ Aushubablagerung
Deponien und Ablagerungen 73
Bahnanteil Kies und Aushub Dep08
40
%
35
30
25
Der Bahnanteil von Kies und Aushub berücksichtigt Kiestransporte ab zürcherischen Kiesabbaugebieten und Aushubtransporte in zürcherische Kiesabbaugebiete. Er ist mengen- und nicht leistungsorientiert: es wird mit Tonnen, nicht mit Tonnenkilometern gerechnet.
20
15
Die Baudirektion ist daran, einen gesetzlichen Auftrag vorzubereiten, der die Bauherren grosser Bauten veranlasst, Kies und Aushub mit der Bahn zu
transportieren. Ab 2016 dürfte der Bahnanteil für
Aushub daher kontinuierlich zunehmen und jener
für Kies mindestens gehalten werden. Damit wird
sich langfristig der Bahnanteil für Kies und Aushub
auf 35% hin bewegen.
10
5
0
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
■ Bahnanteil Kiestransporte
■ Bahnanteil Aushubtransporte
■ Bahnanteil Summe
Offenes Volumen
Das gesamte offene Volumen aller Kiesabbaugebiete im Kanton nahm seit 2008 von 14 auf zurzeit
23 Mio. m3 zu. Der Sprung in der Zunahme im Jahr
2011 basiert auf den im Windlacherfeld erlaubten
Höherschüttungen. Trotz dem hohen offenen
Volumen reduzierte sich im gleichen Zeitraum das
offene Volumen, das sofort aufgefüllt werden
kann, von 8 auf 3 Mio. m3. Gleichzeitig werden seit
2010 jährlich über 1.5 Mio. m3 Aushub in umliegenden Kantonen und in Deutschland abgelagert.
40 000 000 m³
35 000 000
30 000 000
25 000 000
20 000 000
In mehreren Kiesabbaugebieten sind Höherschüttungen geplant. Ziel ist es, den enormen Export
von Aushub über die Kantonsgrenze wesentlich zu
verkleinern. Dazu soll in den nächsten Jahren das
offene Volumen gegen 35 Mio. m3 erhöht und das
sofort einbaubare Volumen verdoppelt werden.
Zusätzlich werden im Oberland Aushubdeponien
geplant, damit Kleinmengenüberschüsse an Aushub regional abgelagert werden können.
15 000 000
10 000 000
5 000 000
0
2008
2010
■ Offenes Volumen
2012
2014
2016
2018
■ davon sofort auffüllbares offenes Volumen
Offene Flächen
450
ha
400
350
300
Der Kantonsrat gibt im kantonalen Richtplan vor,
offene Flächen in Kiesabbaugebieten nicht anwachsen zu lassen. Seit 2010 nahm die offene
Fläche von 400 auf 390 ha ab. Wenige kleine Abbaugebiete wurden rekultiviert und zwei offene
Gebiete wurden dem Naturschutz übergeben.
250
200
150
Im Unterland wuchsen seit 2009 die offenen
Flächen stark an. Sie müssen mit der Zeit wieder
auf Werte vor 2009 reduziert werden. Die Verringerung der offenen Fläche auf 360 ha im Jahr
2018 ist ambitiös aber möglich, wenn der Aushubeinbau forciert und der Vollzug gestrafft wird.
100
50
0
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
74 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
13.2.3 Handlungsbedarf und
Massnahmen
von Aushubdeponien (siehe Kapitel 13.1
«Deponien») angegangen.
Der Bahnanteil für Kies und Aushub muss
gemäss Auftrag des kantonalen Richtplans
2014 auf 35% erhöht werden. Die Erhöhung
setzt einen Paradigmawechsel in den Verantwortlichkeiten voraus. Neu müssen die
Bauherren in die Pflicht genommen werden.
Dazu braucht es eine Anpassung des Planungs- und Baugesetzes, entsprechende
Ausführungsbestimmungen und deren frühzeitige Umsetzung.
Die offenen Flächen sind klein zu halten. Das
Ziel verlangt einen kleinräumigeren Vollzug.
Namentlich sollen Abbau und Auffüllung
etappenweise mit klarer Vorgabe der maximal
zulässigen offenen Fläche bewilligt werden.
Kiesabbaugebiete sind Ablagerungsstandorte für unverschmutzten
Aushub
Die ausserkantonale Aushubablagerung muss
reduziert werden. Das Ziel wird kurzfristig
über die Erhöhung von offenem Volumen in
Kiesabbaugebieten und einen gestrafften
Vollzug, mittel- und langfristig über die Erhöhung des Bahnanteils und die Erstellung
Zeitliche Abwicklung der Massnahmen
Massnahmen
Bahnanteil erhöhen
Planungs- und Baugesetz/
-verordnung
Ausführungsbestimmungen,
private Kontrollen
Vollzug
Ziel/Strategie 2015
2016
2017
2018
2 / A, D Ausarbeiten, anpassen
2 / A, D
2 / A, D
Ausarbeiten
Vollzug starten, Controlling mittels KIMIS
Angebot für Ablagerung im Kanton sicherstellen
Offenes Volumen erhöhen
2, 3 / A, D
Aushubdeponien erstellen
2, 3 / A, D
Offene Flächen reduzieren
4 /A, D Vollzug straffen mittels Gestaltungsplänen und Abbaubewilligungen
Deponien und Ablagerungen 75
14. Ressourceneffizienz
sie anzuwenden. Aktuelle Befragungen bei
Unternehmen im Kanton Zürich lassen darauf schliessen, dass die Verantwortlichen
Unternehmen werden motiviert und bewegt, sich häufig weder der Umweltrelevanz ihrer
vom reinen Einhalten der gesetzlichen Grenz- Betriebsprozesse noch der ökonomischen
Potenziale nachhaltigen Wirtschaftens bewerte und vom Realisieren punktueller Umwusst sind. Viele Entscheidungsträger fühlen
weltschutzmassnahmen umzuschwenken
zum Konzept «Legal Compliance Plus». Die- sich von den vielen im Markt angebotenen
ses wirkt in die Management- und Betriebs- Nachhaltigkeitsinstrumenten nicht angesprochen.
prozesse hinein. Das «Plus» steht für Mehrwerte in Ökologie und Ökonomie.
Auch auf eidgenössischer Ebene sind Bestrebungen im Gang, die Wirtschaft durch
den verstärkten Einsatz von Cleantech zu
14.1.1 Situationsanalyse und
stimulieren (Masterplan Cleantech).
Rahmenbedingungen
14.1 Ressourceneffizienz im
Industriesektor
Im Durchschnitt sind nachhaltig agierende
Unternehmen wirtschaftlich stabiler und
finden leichter geeignete Marktpartner. Das
Angebot an erprobten technischen Verfahren
und Nachhaltigkeitsinstrumenten im Markt
ist gross. Trotzdem (oder gerade deshalb)
schrecken viele Unternehmen davor zurück,
Die bisherigen Bemühungen des Kantons
Zürich, Unternehmen ökoeffizienter zu gestalten (Cleaner Production) werden deshalb
in praxisgerechter Form weiter entwickelt.
Das Hauptaugenmerk richtet sich auf die
Entwicklungs- und Produktionsprozesse
sowie die Verwendung von Gütern.
14.1.2 Zielsystem
Ziele
Strategieelemente
1
2
3
4
Ressourcen
schonen, Ressourcen nutzen
Unternehmen produzieren ressourcenschonend und
setzen – soweit
möglich − erneuerbare Rohstoffe ein.
Ökoeffizienz und
Energieeffizienz
Unternehmen produzieren ressourceneffizient. Ihre relevanten Prozesse
entsprechen dem
Stand der Technik.
Optimierte Entsorgungssicherheit
Abfälle und Abwasser
sollen durch ÖkoDesign oder die
Wiederverwendung
vermieden oder vermindert werden. Fallen trotzdem Abfälle
an, sollen sie stofflich
oder thermisch verwertet werden. Das
Ablagern von Sonderabfällen ist zu vermeiden.
Schutz von
Umwelt und
Bevölkerung
Unternehmen minimieren negative Wirkungen auf Umwelt
und Bevölkerung.
A
B
C
D
Definiertes Rollenverständnis
Der SdT von umweltrelevanten Prozessen
wird abgeklärt, die
entsprechenden technischen und methodischen Entwicklungen
dokumentiert. Die
Mitarbeitenden unterstützen bei ihren
Betriebskontakten
die Unternehmen bei
Abklärungen zur Ressourceneffizienz.
Sie begleiten die Umsetzung.
Aktive Information Kostenwahrheit
und Kommunikation
Die Mitarbeitenden
des AWEL informieren aktiv über die Vorteile und Möglichkeiten von Ressourceneffizienz und über
Benchmarks.
«Leuchtturmprojekte»
werden publik gemacht.
Kooperation
Unternehmen, welche
im Kanton Zürich
herausragende
Umweltschutzmassnahmen realisieren
(«Leuchtturmprojekte»), können
vom Kanton ausgezeichnet werden.
Die Umsetzung erfolgt zusammen mit
den Unternehmen,
Branchenverbänden
und anderen Beteiligten.
76 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
14.2 Konsum und Abfallvermeidung
14.2.1 Situationsanalyse
Mit «Legal Compliance Plus» möchte der Kanton
unter Einbezug neuer Aspekte zu einer gesamtheitlichen Betrachtungsweise kommen
14.1.3 Handlungsbedarf und
Massnahmen
Mit dem Projekt «Legal Compliance Plus
(LC+)» soll gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft, Forschung und anderen öffentlichen
Diensten eine Strategie entwickelt werden, in
der Unternehmen vom reinen Einhalten von
Grenzwerten und von einfachen Partikularmassnahmen hin zu einer ganzheitlichen, in
alle Management- und Betriebsprozesse
hineingreifende und von den Mitarbeitenden
getragenen Nachhaltigkeitsstrategie bewegt
werden können. Das «Plus» in dieser Strategie steht für Mehrwert in Ökologie und Ökonomie.
Die Studie «Gesamt-Umweltbelastungen
durch Konsum und Produktion der Schweiz»
(BAFU, 2011) zeigt, dass die Ernährung mit
knapp 30% den grössten Anteil an der gesamten Umweltbelastung ausmacht, gefolgt
von Wohnen und Mobilität. Zudem geht aus
der Studie hervor, dass rund 60% der durch
die Endnachfrage verursachten Umweltbelastungen im Ausland und durch den Import
von Gütern anfallen. Der prozentuale Anteil
der Abfall- und Ressourcenwirtschaft –
sammeln, behandeln und entsorgen der ausgedienten Konsumgüter usw. – an den Gesamtbelastungen ist sehr gering. Daher ist
es nicht effizient, für die Verminderung der
Umweltbelastungen nur bzw. erst dann anzusetzen, wenn Abfälle bereits entstanden sind
und der Abfallwirtschaft übergeben werden.
Vielmehr geht es darum, Abfälle gar nicht
erst entstehen zu lassen, ressourcenschonende sowie ökoeffiziente Produkte und
Dienstleistungen zu verwenden oder die in
Produkten gebundenen Ressourcen mehrmals in der gleichen Form und Funktion
(Mehrwegsysteme) zu nutzen. Das Umweltschutzgesetz (USG) stellt hierzu den gesetzlichen Auftrag. In den Grundsätzen zum
Thema Abfall wird darin festgehalten, dass
«Abfälle vermeiden, verwerten und entsorgen» in dieser Reihenfolge zu priorisieren
ist. Abfallvermeidung bedeutet insbesondere,
dass aus einer bestimmten Tätigkeit, wie z.B.
der Verwendung eines Produktes oder dem
Führen eines Haushaltes, dank gezielter Bemühungen weniger bewegliche Sachen als
Abfälle anfallen als ohne diese Bemühungen.
Der Schwerpunkt wird auf Prozesse in Betrieben gelegt. Diese sollen dem Stand der
Technik entsprechen und damit punkto Ressourceneffizienz optimal geführt werden. Das
Ermitteln und Dokumentieren des Standes
der Technik erfolgt nach einer standardisierten Vorgabe in Zusammenarbeit mit der jeDies kann erreicht werden durch:
weiligen Branche.
− die Reduktion des Güterkonsums, indem
Produkte oder Dienstleistungen gemeinDie Projektumsetzung startet 2015. Die
sam genutzt werden oder durch die VerMassnahmen werden anhand von Indikatoren
wendung langlebiger, reparaturfähiger
regelmässig überprüft und angepasst.
Produkte
Luftemissionen
− die Wieder- und Weiterverwendung von
Abwärme
Gütern unter der Voraussetzung, dass
diese weitgehend ihre Gestalt und Funktion beibehalten (Mehrwegsysteme).
Produkte
und Dienstleistungen
Rohstoffe
und
Energie
Abfälle
Abwasser
Ganzheitliche Massnahmen sind im Allgemeinen
auch wirtschaftlich attraktiv, weil sie Prozesse
transparent, Synergien sichtbar und Einsparungen
messbar machen können. Die Vorteile bleiben
auch langfristig erhalten.
Ressourceneffizienz 77
14.2.2 Zielsystem
Ziele
Strategieelemente
1
2
3
4
Ressourcen
schonen, Ressourcen nutzen
Der Konsum orientiert
sich an ressourcenschonenden Produkten und Dienstleistungen und nutzt −
soweit möglich – Produkte mit kreislauffähigen Rohstoffen.
Ökoeffizienz und
Energieeffizienz
Der Konsum orientiert
sich an ökoeffizienten
Produkten und
Dienstleistungen.
Optimierte Entsorgungssicherheit
Der Einsatz von Produkten, die zu einer
nicht nachhaltigen
Entsorgung führen,
wird vermieden.
Schutz von
Umwelt und
Bevölkerung
Emissionen aus dem
Konsum sind umweltund gesundheitsverträglich.
A
B
C
D
Definiertes Rollenverständnis
Der Kanton beteiligt
sich an der Entwicklung von abfallvermeidenden Strategien
und Massnahmen.
Aktive Information Kostenwahrheit
und Kommunikation
Der Kanton stellt Gemeinden und Öffentlichkeit in Zusammenarbeit mit Bundesstellen Informationen
und Empfehlungen
zur Abfallvermeidung
zur Verfügung.
Kooperation
Der Kanton sucht und
pflegt das Gespräch,
den Austausch und
die Zusammenarbeit
mit relevanten Akteuren. Er unterstützt
brancheneigene
Lösungen zur Abfallvermeidung.
14.2.3 Handlungsbedarf und
Massnahmen
Das AWEL wendet sich dem Thema «Abfallvermeidung» nicht nur bei der Produktion
sondern auch beim Konsum verstärkt zu und
arbeitet mit geeigneten Partnern aus dem
Konsumbereich zusammen. Abfallvermeidung
soll als Beitrag zu einer umweltschonenden
und ressourceneffizienten Wirtschaft dienen
(Stichwort: «Grüne Wirtschaft»). Dabei sind
beispielsweise Ansätze aus der Bewegung
der “Share Economy” (gemeinsame Nutzung
von Gütern) im Sinne von teilen statt besitzen
oder Projekte wie der «Reparaturführer» und
«Reparier-Kaffees» mögliche Entwicklungsfelder. Zudem sind Aktivitäten zum Thema
“Food Waste” (Lebensmittelverschwendung)
aufzubauen (vgl. Kapitel 8.2. «Biogene Abfälle»). Es wird nach Mitteln und Wegen gesucht, den Anteil an verschwendeten
Lebensmitteln auf verschiedenen Ebenen zu
reduzieren.
“Food Waste“
Nahrungsmittel (ohne Rüstabfälle) machen fast
einen Sechstel des Kehrichtsackinhaltes aus.
Gemäss Schätzungen sind etwa ein Viertel dieser
Abfälle, entsprechend gut 7 kg pro Person und
Jahr, noch geniessbar und müssen daher nicht
weggeworfen werden.
78 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
14.3 Öffentliche Beschaffung
14.3.1 Situationsanalyse
Grundsätze der Abfallwirtschaft und Vorbildfunktion der kantonalen Verwaltung sind
nach wie vor zentrale Elemente einer nachhaltigen öffentlichen Beschaffung. Die geplanten Massnahmen (Beschaffungsleitfaden
der IGÖB, Pilotkurse für Gemeinden) konnten
weitgehend umgesetzt werden. Mit dem neu
eingeführten optimierten Beschaffungswesen
(RRB Nr. 890/2012) entstehen neue Möglichkeiten ökologische und soziale Aspekte in
die Ausschreibungen einzubringen. Grössere
Ausschreibungen wurden in den vergangenen 3 Jahren erfolgreich ökologisch begleitet, z.B. IT-, Mobiliar- und Output-SystemBeschaffung. Mit dem Massnahmenplan
Luftreinhaltung 2008 wurden ökologische
Anforderungen an die Fahrzeugflotte der
kantonalen Verwaltung festgelegt. Die Verwendung von Rückbaustoffen wird mit
Standards im Hoch- und Tiefbau gefördert
(vgl. Kap. 9 «Rückbaustoffe, Bauabfälle»).
Bei IT- und Mobiliarbeschaffungen
des Kantons Zürich sind ökologische
Kriterien berücksichtigt worden.
14.3.2 Zielsystem
1
2
3
4
Ressourcen
schonen, Ressourcen nutzen
Der Kanton zielt im
Rahmen seiner
Beschaffung auf Produkte aus erneuerbaren Rohstoffen
sowie auf Recyclingprodukte.
Er berücksichtigt
Produkte mit hoher
Ressourceneffizienz,
wählt langlebige
Produkte und prüft
Alternativen zur Beschaffung.
Ökoeffizienz und
Energieeffizienz
Die eingekauften
Produkte weisen vorteilhafte Öko- und
Energiebilanzen auf.
Optimierte Entsorgungssicherheit
Es werden Produkte
beschafft, die weitgehend wieder verwertet oder recycliert
werden können bzw.
deren Entsorgung
problemlos ist.
Schutz von
Umwelt und
Bevölkerung
Es werden keine
Produkte beschafft,
welche bei der Entsorgung Umwelt
oder Bevölkerung gefährden könnten.
Soziale Aspekte
sollen bei Ausschreibungen verstärkt
integriert werden (z.B.
Erfüllung der ILOKernarbeitsnorm
etc.).
A
B
C
D
Definiertes Rollenverständnis
Die Beschaffungsorgane des Kantons
sehen sich als Vorbild
für eine Ressourcen
schonende Beschaffung. Sie nutzen ihre
Marktmacht um die
Produkte in diesem
Sinne voran zu bringen.
Sie prüfen Alternativen zur Beschaffung
von Gütern.
Aktive Information
und Kommuni
kation
Der Kanton kommuniziert seine Beschaffungspolitik aktiv.
Er hält seine Lieferanten an, Produkte im
Sinne der Zielsetzung
anzubieten.
Kostenwahrheit
Bei der Beschaffung
findet eine ganzheitliche Kostenbetrachtung Anwendung.
Externe Kosten (z.B.
graue Energie)
werden mit in die Betrachtung einbezogen.
Kooperation
Wo sich Erfolg versprechende Entwicklungen abzeichnen,
sucht der Kanton Kooperationen mit den
beteiligten Herstellern
und Entsorgern (z.B.
bei der Anwendung
von Sekundärbaustoffen).
Ressourceneffizienz 79
Ziele
Strategieelemente
Indikatoren
14.3.3 Handlungsbedarf
Der Recyclinganteil bei Kopierpapier, Drucksachen und Couverts konnte von gesamthaft
knapp 34% (2010) auf nahezu 75% (2013)
gesteigert werden. Bei den restlichen rund
25% Frischfasern handelt es sich hauptsächlich um solche aus FSC-zertifiziertem
Holz. Die Abfallmenge in Zentral-/Bezirksverwaltung hat in den letzten 4 Jahren im Durchschnitt 973 Tonnen/Jahr betragen, davon
konnten in den Jahren 2011−2013 69% dem
Recycling zugeführt werden (2009: 62%;
2010: 65%).
Die ökologische und ökonomische Komponente ist in der öffentlichen Beschaffung des
Kantons Zürich bereits recht gut etabliert.
Verbesserungspotenzial ist allerdings noch
viel vorhanden. Es ist wichtig eine Erfolgskontrolle durchzuführen und die Resultate im
Sinne der Vorbildfunktion des Kantons zu
kommunizieren. Nach wie vor besteht Handlungsbedarf bei der sozialen Komponente,
auch wenn diesbezüglich bereits für einzelne
Produkte die Berücksichtigung von sozialen
Aspekten verlangt wird (z.B. zertifizierte
Steine aus Asien).
Bei der Steinbeschaffung kommen
immer seltener Steine aus
einheimischer Produktion (wie
der Valser Quarzit im Bild) zum Zug.
Zur Sicherung der sozialen Aspekte
sind bei Steinen aus ausländischer
Produktion deshalb anerkannte
Zertifikate zu verlangen.
(Foto: Adrian Michael)
Zeitliche Abwicklung der Massnahmen
Massnahmen
Ziel/Strategie 2015
2016
2017
Ressourcenffizienz im Industriesektor
Veranstaltung AWEL
1−4 / B
Kennzahlen in Betrieben
1, 2 / A, D Anleitung zur Erhebung erarbeiten (Zielpublikum Betriebe)
Stand der Technik von Prozessen 2, 4 / A, D Ermitteln, dokumentieren (Anzahl gemäss Jahreszielen)
Konsum und Abfallvermeidung
Food Waste
1, 2 / A−D Projekte mit Partnern (mit-)entwickeln und unterstützen
Reparieren statt wegwerfen
1, 2 / A, B, D Projekte mit Partnern aufbauen und aktiv pflegen
Mehrweggeschirr im Alltag
1, 2 / A, B, D Projekte mit Partnern aufbauen und aktiv pflegen
Öffentliche Beschaffung
Verstärkte Zusammenarbeit
Nachhaltiges Beschaffen
1−4 / A, B, C «Ökologische Beschaffung», «optim. Beschaffungswesen»,
«Beschaffungskommission» arbeiten zusammen
1−4 / A−D Erwirken RRB
Umsetzen des RRB
80 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
2018
15. Schwerpunkte der neuen Planungsperiode
Intensivierung des Urban Mining
Die Bemühungen zur Rückgewinnung von
Rohstoffen aus Abfällen werden auch in der
kommenden Planungsperiode hohe Priorität
haben. Bei der Sammlung von Separatabfällen sind die hohen Quoten zu halten. Die Verwendung von mineralischen Recycling-Baustoffen soll noch deutlich gesteigert werden.
Die Verwertung von KVA-Schlacke wird neben
der Rückgewinnung von Eisen- und Nichteisenmetallen künftig auch die mineralischen
Anteile umfassen. Die Verwertungsquote
von Altlastenmaterial soll gehalten oder erhöht werden. Und als wichtiges Projekt soll
die Gewinnung von Phosphor aus der Klärschlammasche vorangebracht werden.
Die Möglichkeiten Gipsmaterialien aus dem
Rückbau wieder in den Kreislauf zurückzuführen werden näher geprüft. Der Handlungsbedarf zur Rückgewinnung seltener
technischer Metalle muss noch näher analysiert werden. Soweit neue Überlegungen
zur Gewinnung von sekundären Rohstoffen
anstehen, bietet die Potenzialbetrachtung im
Rahmen der Stoffdossiers die Möglichkeit,
den Handlungsbedarf näher zu klären.
Namentlich im Bereich der Rückbaustoffe
müssen – soll deren Verwendung sichergestellt werden – auch die technischen Handelshemmnisse beseitigt und Vorurteile abgebaut
werden.
Aus Abfall zurückgewonnenes Zink
Stand der Technik
Der hohe Stellenwert des Standes der Technik SdT sichert nicht nur Erreichtes, sondern
hat auch wichtige ökologische und ökonomische Verbesserungen in der Abfallwirtschaft
gebracht. Die Anstrengungen werden in
neuen Bereichen weiter geführt. Die Schadstoffflüsse des entsorgten Altholzes sollen
unter Berücksichtigung der Rückgewinnung
der Schwermetalle gesteuert werden. Unter
Federführung des BAFU soll der SdT für die
Behandlung und Verwertung elektrischer und
elektronischer Abfälle ermittelt werden. Er ist
auch für Bauschuttaufbereitungs-Anlagen zu
Energie aus Abfall
erarbeiten. Für Bausperrgut-Sortieranlagen
Intensive Diskussionen zur vermehrten Ener- sowie für Metallrückgewinnung aus Schlacke
und Rauchgasreinigungs-Rückständen soll
gienutzung wurden mit den KVA-Betreibern
geführt. Der im Rahmen der Kapazitäts- und er umgesetzt werden. Zu erarbeiten sind
auch neue Regelungen für den Umgang mit
Standortplanung vereinbarte Pfad zur ErPAK-belasteten Belägen. Vor Rück- und
höhung der Energienutzung basiert auf der
Umbauten sind neu Schadstoffabklärungen
laufenden Anpassung der Anlagen an den
Stand der Technik. Er soll in den kommenden vorzunehmen und Entsorgungskonzepte auszuarbeiten.
Planungsperioden umgesetzt werden.
Altholz wird in zunehmenden
Mengen in Biomasse-Kraftwerken
energetisch verwertet
Schwerpunkte der neuen Planungsperiode 81
Vertiefte Auseinandersetzung mit der
Senkenproblematik
Das nachsorgefreie Deponieren von Rückständen aus KVA ist ein älteres Postulat. Im
Wesentlichen geht es um die weitgehend optimierte Abreicherung der Kehrichtschlacke
sowie der Rauchgasreinigungs-Rückstände
bezüglich Metallen. Es soll eine inertstoffähnliche Qualität der verbleibenden Materialien erreicht werden. Es sind ferner Alternativen zur Ablagerung in Untertage-Deponien
zu finden. Die qualitative und quantitative
Senkenbelastung der Abfallwirtschaft als
Ganzes soll näher untersucht werden. Für
unverschmutzten Aushub sind regionale Ablagerungsmöglichkeiten zu eröffnen (Festsetzung von Aushubdeponien). Um das Entstehen von ungewollten und unkontrollierten
Senken weitgehend zu vermeiden und negative Auswirkungen zu minimieren sind zusammen mit Wissenschaft und Wirtschaft
Lösungen zu entwickeln.
Abfallvermeidung
Ein klassisches Feld der Abfallvermeidung
besteht bei den Lebensmittelabfällen (food
waste). Es muss gelingen, die einmal produzierten Lebensmittel einer sinnvollen Verwendung zuzuführen und sie gar nicht zu
Abfall werden zu lassen. Denn die Umweltbelastung, welche aus unterschiedlichen
Verwertungs- oder Behandlungswegen resultiert, unterscheidet sich kaum. Die weit
grössere Umweltbelastung, welche aus der
Lebensmittelproduktion entsteht, verlangt
nach Anstrengungen, die einmal produzierten
Lebensmittel auch zu verwerten. Zusammen
mit Partnern und weiteren Akteuren wird hier
nach Lösungen gesucht, damit die Lebensmittel nicht im Abfall landen sondern verwendet – sprich gegessen − werden.
Beobachtung und Problemanalyse
auf methodischer Grundlage
Auf der Basis guter methodischer Grundlagen werden ständige Verbesserungen des
Systems angestrebt. Die dauernde Umfeldbeobachtung erlaubt es, neuartige Probleme
Die Zusammenarbeit mit den Gemeinden
behält ihren hohen Stellenwert. Sie sollen ihre rechtzeitig zu erkennen und angemessen zu
lösen. So wird etwa die Abfallproblematik im
Anliegen im Rahmen eines regelmässigen
Zusammenhang mit Nanomaterialien vorausErfahrungsaustausches einbringen können
und mit guten Arbeitsgrundlagen unterstützt schauend angegangen. Die Zusammenarbeit
mit den entsprechenden Fachstellen der
werden. Dazu sind Planungshilfsmittel für
Sammelstellen sowie ein Faktenblatt für Sub- Kantone und des Bundes wird intensiv gepflegt.
missionen vorgesehen. Die Umsetzung der
Motion «Kurt Fluri» zur Sammlung von Siedlungsabfällen erfolgt unter Berücksichtigung
der revidierten TVA. Zudem soll auch weiterhin in die Abfallbildung investiert werden.
Unterstützung der Gemeinden
82 Bericht zum Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
Abkürzungen
A
andere kontrollpflichtige Abfälle
Aluminium
Altlasten-Informationssystem
Aushub-, Rückbau- und Recyclingverband Schweiz
Au Gold
AVAG Thun Abfallverwertung AG Thun
AWEL Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft
ak-Abfälle
Al
ALIS
ARV
BAFU
BB
BD
BGE
BMK
BSAA
BSSA
B
Bundesamt für Umwelt
Betriebsbewilligung
Baudirektion Kt. Zürich
Bundesgerichtsentscheid
Biomassekraftwerk
Bauschutt-Aufbereitungsanlage
Bausperrgut-Sortieranlage
C
CNT Carbon Nanotubes
Cu Kupfer
D
DOC dissolved organic carbon; gelöster
organischer Kohlenstoff
E
ENE energetische Nettoeffizienz
ERZ Entsorgung + Recycling Zürich
Fe
FL
FLUREC
FSKB
F
Eisen
Fürstentum Liechtenstein
Flugasche-Recycling
Fachverband der Schweizerischen
Kies- und Betonindustrie
G
GWh Gigawattstunde
R
RAP Recycling Asphalt Paving
RBS Rückbaustoffe
RESH (nichtmetallische) Reststoffe aus
Shredderanlagen
RGRR Rauchgasreinigungsrückstände
RRB Regierungsratsbeschluss
SdT
SENS
STM
SWICO
S
Stand der Technik
Stiftung Entsorgung Schweiz
Seltene technische Metalle
Schweizerischer Wirtschaftsverband
der Informations-, Kommunikationsund Organisationstechnik
T
TOC total organic carbon; gesamter
organischer Kohlenstoff
TVA Technische Verordnung über Abfälle
U
UBP Umweltbelastungspunkte
UTD Untertagedeponie
UVP Umweltverträglichkeitsprüfung
V
VASSO Vereinigung der offiziellen Autosammelstellen-Halter der Schweiz und
des Fürstentums Liechtenstein
VBSA Verband der Betriebsleiter und
Betreiber Schweiz. Abfallbehandlungsanlagen
VETA Veterinäramt Kanton Zürich
VeVA Verordnung über den Verkehr mit
Abfällen
VKS Verband Kompost- und Vergärwerke
Schweiz
W
WRR Weitergehende Rauchgasreinigung
H
Hg Quecksilber
I
IGÖB Interessengemeinschaft Ökologische
Beschaffung Schweiz
ILO International Labor Organization
IPSAS International Public Sector Accounting
Standard
Z
ZAR Zentrum für nachhaltige Abfall- und
Ressourcennutzung
ZAV Zürcher Abfallverwertungs-Verbund
Zn Zink
L
LC+ Legal Compliance Plus
N
NE-Metalle Nichteisen-Metalle
O
OKI Organisation Kommunale Infrastruktur
(des Städteverbandes)
P
PAK polycyclische aromatische
Kohlenwasserstoffe
Pb Blei
PE Polyethylen
PET Polyethylenterephthalat
PLANET Potenzial und Analyse der
Niedertemperatur-Asphalte
Herausgeber
Baudirektion des Kantons Zürich
AWEL Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft
Walchetor, 8090 Zürich
Projektteam Massnahmenplan
Dr. Elmar Kuhn,
Sektionsleiter Abfallwirtschaft, AWEL
Dr. Alois Villiger,
Sektion Abfallwirtschaft, AWEL
Peter Hofer,
GEO Partner AG, Zürich
Teilplanungsleiterinnen, Teilplanungsleiter
Herausforderungen: Franz Adam
Senken und Risiken: Dr. Elmar Kuhn
Methodische Aspekte der Abfallwirtschaft:
Dr. Beat Stäubli
Separatabfälle: Brigitte Fischer
Biogene Abfälle: Rolf Wagner
Kehricht: Dr. Elmar Kuhn
Klärschlamm und KSBA: Dr. Leo Morf
Strassenabfälle: Silvia Högger
Unterstützung der Gemeinden: Brigitte Fischer,
Simon Schwarzenbach
Rückbaustoffe, Bauabfälle: Rolf Wagner
Sonderabfälle, elektrische und elektronische
Abfälle und tierische Abfälle: Dr. Alois Villiger
Sonderabfälle aus Haushalten: Brigitte Fischer
Altfahrzeuge: Daniela Brunner
Altholz: Beat Hürlimann
Kunststoffabfälle: Simon Schwarzenbach
Medizinische Abfälle: Andrea Weder
Thermische Anlagen: Dr. Leo Morf
Mechanische Anlagen: Beat Hürlimann
Deponien und Ablagerungen: Christian Sieber
Ressourceneffizienz im Industriesektor:
Dr. Peter Dell’Ava
Konsum und Abfallvermeidung:
Simon Schwarzenbach
Öffentliche Beschaffung: Dr. Beat Hofer, KOFU
Berichtskoordination, Redaktion
und diverse Texte
Peter Hofer, GEO Partner AG
Fotonachweis
Fotos ohne Bildnachweis von AWEL
Grafik und Layout
dwj Dieter W Joos Werbeagentur AG, Zürich
Druck
kdmz
Papier
Cyclus Print matt (hergestellt aus 100% Altpapier)
PERFORM ANCE
Gesetzliche
Grundlagen
J
JB Jahresbericht
K
KbS Kataster der belasteten Standorte
KEBAG Kehrichtbeseitigungs-AG, Zuchwil
KIMIS Kiesgruben-Management und
Informationssystem
KSBA Klärschlammbehandlungsanlage
KSV Klärschlammverwertungsanlage
KVA Kehrichtverbrennungsanlage
KVU Konferenz der Umweltvorsteher
Impressum
Gesetzestexte und
Verordnungen Kanton Zürich
AbfG Gesetz über die Abfallwirtschaft
(Abfallgesetz) (25. Sept. 1994)
AbfV Abfallverordnung (24. Nov. 1999)
LVA
TSG
TVA
USG
VeVA
VREG
VTNP
Gesetzestexte und
Verordnungen
Eidgenossenschaft
Verordnung des UVEK über Listen
zum Verkehr mit Abfällen
(18. Okt. 2005)
Tierseuchengesetz (1. Juli 1966)
Technische Verordnung über Abfälle
(10. Dez. 1990)
Umweltschutzgesetz (7. Okt. 1983)
Verordnung über den Verkehr mit
Abfällen (22. Juni 2005)
Verordnung über die Rückgabe,
die Rücknahme und die Entsorgung
elektrischer und elektronischer Geräte
(14. Jan. 1998)
Verordnung über die Entsorgung von
tierischen Nebenprodukten
(23. Juni 2004)
neutral
Drucksache
No. 01-15-441812 Ð www.myclimate.org
© myclimate Ð The Climate Protection Partnership
Der Druckauftrag wird klimaneutral produziert.
Kanton Zürich
Baudirektion
Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft
Bericht zum Massnahmenplan der
Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2015···2018
Druckversionen
Bericht
84 Seiten, farbig,
Einzelexemplare gratis
Massnahmenplan
20 Seiten, farbig, gratis
Als pdf
www.abfall.zh.ch,
Schnellzugriff
«Abfallplanung»
Bestellung
AWEL Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft
Abteilung Abfallwirtschaft und Betriebe
Weinbergstrasse 34, 8090 Zürich
Telefon 043 259 39 49, [email protected]
März 2015
Abkürzungen/Gesetzliche Grundlagen/Impressum 83
“Qualität vor Quantität: Die Priorität für die Recyclingwirtschaft der Zukunft liegt bei sauberen Kreisläufen. Schadstoffe
müssen ausgeschleust und in sicheren letzten Senken untergebracht werden. Nur so kann Recycling einen wirkungsvollen
Beitrag zur Ressourcenschonung und zum Schutz von Mensch
und Umwelt leisten.”
Prof. Dr. Paul H. Brunner
Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft, TU Wien
“Der Massnahmenplan der Abfall- und Ressourcenwirtschaft
unterstützt die Nachhaltigkeits-Bestrebungen der Stadt Zürich
in allen Bereichen. Bei der Abwasserreinigung sind wir bereits
heute weltweit führend – im Bereich Metallrückgewinnung aus
Abfallschlacke wollen wir es in den nächsten Jahren werden.”
Filippo Leutenegger
Stadtrat, Vorsteher Tiefbau- und Entsorgungsdepartement, Stadt Zürich
“Durch eine gute Kooperation der Kantone mit innovativen
Betreibern von Abfallanlagen, Unternehmungen und
Branchenverbänden kann im Umweltbereich eine beachtliche
Innovationsdynamik ausgelöst werden, die wiederum zu
Leuchtturmprojekten führt. Mit der Aufbereitung von KVASchlacke stellt dies der Kanton Zürich eindrücklich unter
Beweis.”
Foto: ZAR
Foto: ZAR
Foto: KEZO
Foto: KEZO
Yannick Buttet
Nationalrat,
Präsident des Verbandes der Betreiber Schweizerischer Abfallverwertungsanlagen (VBSA)