25 JAHRE - Faksimile Verlagsgesellschaft Bibliotheca Rara

Verlagsprogramm
2015 / 16
25 Jahre
Meisterwerke
Faksimilierkunst
V
der
Die Gegenwart des Mittelalters
Europas Faksimile-Welt unter einem Dach
Abb. Seite 1: Petites Prières de Renée de France - Das Blumengebetbuch der Renée de France (siehe S. 6/7)
© 2015 Bibliotheca
Rara 48143 Münster
Schutzgebühr: 10,00 €
Redaktion und Layout: Dr. C. Weinert, Mainz
Druck: Druckerei U. Pohl, Brandenburg
Die Texte und Bilder sind zum Teil
Veröffentlichungen der jeweiligen Verlage entnommen.
LIEBE FREUNDE DER BUCHKUNST,
mit diesem Katalog feiern wir 25 Jahre Bibliotheca Rara. Buch-
kunst ist unser Metier, die originalgetreue Nachbildung einer mittelalterlichen Handschrift stets aufs Neue ein faszinierendes Erlebnis. Erfahrungswelten längst vergangener Epochen geraten ins Blickfeld, das
Öffnen des Codex gewinnt den Charakter einer Zeitreise, vergleichbar
mit dem Besuch einer Kunstausstellung, die nicht nur temporär, sondern
permanent Freude bereitet. Zu entdecken gibt es Kunstwerke, Künstler
und Mäzene, das Buch erweist sich als Glaubensbekenntnis, Wissensfundus und Statussymbol.
Als eines der wertvollsten Stundenbücher des frühen 16. Jahr-
hunderts gilt das Andachtsbuch der Renée de France, Tochter des französischen Königs Ludwig XII. und seiner Gemahlin Anne de Bretagne.
In unserer Hinwendung zum Werk begegnen wir nicht nur meisterhafter
Kunstfertigkeit, sondern zugleich menschlichem Schicksal zuzeiten eines
aufkommenden Protestantismus und des Widerspiels der Inquisition.
Das Breviarium des venezianischen Kardinals Grimani entstand
vor gleichem Hintergrund, zunächst für Margarete von Österreich, Statthalterin der habsburgischen Niederlande. Der künstlerische Rang von
Buchmalern wie Gerard Horenbout, Simon und Alexander Bening und
Gerard David erhebt den Codex zu einem Kabinett der Buchkunst und
lässt den Betrachter vom schönsten Buch der Welt sprechen.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Stöbern in unserer Bücher-
schatzkammer. Selbst längst vergriffene Faksimile-Editionen kann man
dort zahlreich wiederentdecken.
Ihr Hans-Dieter Blatter
Werkverzeichnis
Werk
Das Blumengebetbuch der Renée de France
Seite
6
Das Breviarium Grimani 8
Codex Aureus Escorialensis
Der Codex Aureus Escorialensis 10
Das Speyerer Evangelistar11
Die Kreuzritterbibel / Das Buch der Spiele (Echtpergament)
12
Der Bestiarium von Westminster13
Der Peterborough-Psalter14
Pacino di Bonaguidas Buch der Bilder
15
Boccaccios Decamerone16
Das Stundenbuch der Isabel la Católica
17
Der Chansonnier de Jean de Montchenu
18
Dantes Divina Commedia19
Der Codex rotundus20
Das Stundenbuch des Louis de Laval
21
Das Glockendon-Gebetbuch22
Das Artzney Buch des Christoph Wirsung
23
Die Vita des heiligen Wenzel24
Restbestände25
Codex Purpureus Rossanensis / Vita der Mathilde von Canossa25
Bestiarium von Peterborough / Legenden der Heiligen Margareta und Agnes
26
Libro d’ore di Modena / Vrelant-Stundenbuch der Leonor de la Vega
27
Stundenbuch von Rouen / Weltkarten des Heinrich Bünting
28
Antiquariat: Sehr gut erhaltene 2. Hand-Editionen29
Evangeliar Heinrichs des Löwen29
Codex Etschmiadzin / Evangeliar Ottos III. 30
Perikopenbuch Heinrichs II. / Lambeth-Apokalypse
31
Codex Manesse / Schwarzes Gebetbuch des Galeazzo Maria Sforza
32
Francesco Petrarcas Trionfi / Berliner Stundenbuch der Maria von Burgund
33
Mirandola-Stundenbuch / Rosario de Juana la Loca
34
Book of Kells / Lorscher Evangeliar
35
Mainzer Evangeliar / Brüsseler Stundenbuch
36
Petites Heures des Herzogs von Berry / Ottheinrich-Bibel
37
Les Très Riches Heures du Duc de Berry / Turin-Mailänder Stundenbuch
38
Mazarine-Bibel / Berliner Gutenberg-Bibel 39
Vom Pergament
zum Codex ...
Nach ihrer Beizung in Kalklauge erhielt man durch das
gründliche Abschaben und
Glätten der Haut frisch geschlachteter, junger Tiere
Pergament, sog. Velin-Pergament, für das Kalbshäute
verwendet
wurden,
und Pergament aus Rinder-, Esels- und Schafshaut.
Die Haut wurde mit Stricken auf einen rechteckigen
Rahmen montiert, deren
Spannung dem Trocknungsgrad angepasst wurde. Für
die Herstellung des Codex
Aureus wurden Häute einer
ganzen Kalbsherde benötigt. Das Pergament diente
als Beschreibstoff für den
Federkiel. Die Blätter wurden beschnitten, gefalzt
und in Lagen gebunden.
Cantigas de Santa María
Faksimile und mittelalterliches Buch
Ein Faksimile ist die möglichst genaue
Wiedergabe einer zweidimensionalen Vorlage
samt ihres Einbandes im Sinne einer möglichst
präzisen Bewahrung der inneren und äußeren
Merkmale des Originals. Neben den zur Verfügung stehenden technischen Mitteln ist bis
heute die Beteiligung von handwerklicher Arbeit bei der Erstellung der Filme bis zum Einband notwendig.
Alleine der Vergleich mit dem Original
entscheidet über die Qualität der Wiedergabe
gemäß dem Anspruch von „fac simile“, dem
Imperativ „mache es ähnlich“. Authentizität erfüllt sich nur durch ständigen Vergleich vor Ort
mit dem Original während der Herstellung und
somit durch die vollständige und farbgetreue
Wiedergabe des Originals im Originalformat
mit originalgetreuem Pergament- oder Papierton einschließlich vorhandener Alterspuren, die
auf das Schicksal einer Handschrift hinweisen.
Die Buchherstellung im Mittelalter war
das Werk geübter Schreiber und begabter Buchmaler, unterstützt von kundigen Händen bei Erwerb und Bearbeitung des Pergaments sowie
bei der Anfertigung des Einbandes. Einzigartige
Bücher entstanden im Auftrage von Kaisern und
Königen, Herzögen und Kardinälen, zunächst
in klösterlichen Skriptorien, später auch in weltlichen Buchmalerateliers.
Versierte, über Generationen geübte
Kunstfertigkeit spezialisierter Drucker und
Buchbinder lässt heute Ebenbilder von Handschriften entstehen, die häufig der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich sind. Das Faksimile
ist daher für Wissenschaft, Forschung und
Bibliophilie ein unverzichtbares Äquivalent.
Europas Faksimile-Welt
Zusammen mit Gleichgesinnten ist das
Erschließen der geistigen Welt von Spätantike
und Mittelalter als Faksimile seit Gründung
des Verlages 1990 unsere Aufgabe bei Bibliotheca Rara. Von der fotografischen Aufnahme
bis zum Präzisionsdruck auf originalgetreuem
Material entstehen für uns Faksimile-Ausgaben
einzigartiger Codizes in Traditionswerkstätten.
Langjährige handwerkliche Erfahrung sowie
künstlerisches Einfühlungsvermögen in die Besonderheiten des Originals sind unabdingbare
Voraussetzungen der Zusammenarbeit.
Von Anbeginn ist unser Haus in dieser
Weise mit dem kreativen Atelier Testimonio in
Madrid verbunden. Eine freundschaftliche Partnerschaft pflegen wir seit langem mit den Verlagen Vicent García in Valencia und Siloé in
Burgos. Mit dem Verlag Scriptorium in Valencia gestalteten wir bereits Co-Editionen.
Ausschnitt fol. 1r, Buch der Spiele, Biblioteca del Real Monasterio
de San Lorenzo de El Escorial, Ms. T.J.6, Sevilla, um 1283,
Faksimile-Edition Scriptorium
In gleichem Sinne finden Sie im Katalog
Faksimile-Ausgaben von Verlagen wie Adeva,
Graz, ArtCodex, Modena, Bibliotheca Palatina, Knittlingen, Faksimile Verlag, Gütersloh /
München, Insel, Berlin, Müller & Schindler,
Simbach am Inn, Quaternio Verlag Luzern
und Salerno Editrice, Rom. Unser Katalog
ermöglicht Einblicke in Europas gesamte Faksimile-Welt, so dass Sie alle Erstausgaben aus
einer Hand erhalten.
Glanzlichter
6
Petites Prières de Renée de France
Paris, um 1517
Das Blumengebetbuch der Renée de France
Biblioteca Estense
Universitaria,
Modena,
Ms. α.U.2.28 =
Lat. 614
Limitierte Auflage:
999 Exemplare
Kommentar (ital.):
Prof. Dr. Emilia
Talamo, Università
della Calabria +
dt. Kommentar
64 Seiten
(36 Folios)
Format:
ca. 12 x 9 cm
12 prachtvolle
Miniaturen, 112
Schmuckinitialen,
Textseiten mit
kolorierten
floralen
Verzierungen
Sprache: Latein
und Französisch
Einband:
Seidensamt,
geschmückt von
mit Silberfäden
gesticktem
Wappen samt
Rahmen
ArtCodex
Renée de Valois wurde 1510 im
Schloss Blois an der Loire, der Residenz
des französischen Königs, als zweite Tochter Ludwigs XII. und der Anne de Bretagne
geboren. Obschon bereits mit 5 Jahren Waise
erhielt sie eine vorzügliche Erziehung unter
der Vormundschaft von Luise von Savoyen,
der Mutter des neuen Königs Franz I. Franz
aus der Linie Valois-Angoulême hatte Claude, die ältere Schwester Renées, geehelicht
und nach dem Tod des Vaters der Schwestern
den Thron bestiegen.
Mit der Erziehung der jungen Prinzessin wurde der Theologe Lefèvre betraut,
der Offenheit gegenüber den katholischen
Reformbewegungen an den Tag legen und
schon damit den Weg Renées prägen sollte.
Gerade 17-jährig entsprach Renée bei ihrer
Einwilligung zur Eheschließung mit Ercole
II. d’Este, einem Sohn der Lucrezia Borgia,
dem Wunsch des Königs. Die Staatsräson beförderte eine Verbindung, aus der fünf Kinder
hervorgingen.
Illuminiert in Paris um 1517, wurde ein Gebetbuch zum ständigen Begleiter
Renées, dessen Bildprogramm prachtvolle
Blumen aller Arten in ein Blumenmeer verwandelten. Dieses „Blumengebetbuch“ nahm
Renée sogar mit nach Ferrara, nachdem sie
sich mit Herzog Ercole II. d’Este vermählt
hatte – wohl auch als einen Gegenstand, der
sie an ihre Jugend erinnerte. Die Miniaturen
können der französischen Schule zugeschrieben werden und innerhalb derselben einem
Künstler, der für den Königshof arbeitete.
Schon vor ihrer Hochzeit hatte sich
Renée für den um sich greifenden Protestantismus interessiert. Aufgrund ihrer Verbindungen zu den Hugenotten und Calvinisten,
denen sie am Hofe Ferraras Zuflucht gewährte, wurden schließlich um 1554 alle ihre Bücher, die als häretisch galten, von Inquisitoren verbrannt. Nur einige wenige bestanden
die Untersuchung und wurden gerettet – unter ihnen auch das zur Wegbegleitung der Königstochter gedachte Stundenbuch.
7
Vollständige
Reproduktion des
Codex α.U.2.28
= Lat. 614 auf
CartaPergamena®
mit 23 Karat
Echtvergoldung
Renée de France,
duchesse de Ferrare et de Chartres
Nach dem Tode ihres Gemahls, des
Herzogs, verließ Renée 1560 Ferrara, um sich
auf Schloss Montargis in Frankreich zurückzuziehen. Aus unbekannten Gründen musste
sie ihr kleines Gebetbuch jedoch in Italien
zurücklassen. Es blieb noch bis in die ersten
Jahre des 18. Jahrhunderts in der Bibliothek
der Este.
Von einem bekannten Zeitzeugen
namens Giuseppe Betussi (ca. 1512-73) ist
folgende Einschätzung der Renée de Valois
überliefert: „Man hörte die großherzige Renée niemals von etwas anderem sprechen als
von göttlichen und spirituellen Dingen und
dies weder auf sophistische noch auf anstößige Art. Sie ist eine Frau mit großer Begabung, schöngeistig, ... hochherzig, voller
Keuschheit und Güte, mit guten und geheiligten Sitten. Sie ist beispielhaft für das Blut
CartaPergamena, patentiertes pergamentartiges Papier, gemäß den Erfordernissen
des faksimilierten Originals sorgfältigst
hergestellt, ist eine Besonderheit der
Faksimile-Editionen des Verlags
ArtCodex aus Modena.
CartaPergamena dient der originalgetreuen Reproduktion des Beschreibstoffes, hat
doch die tierische Haut unterschiedliche
Seiten, die raue Fleischseite und die eher
glatte Haarseite. Diese Oberflächen bleiben im Bearbeitungsprozess erhalten.
und das Geschlecht, aus dem sie stammt, ...
und ist klug und umsichtig.“ Das Stundenbuch, das der kleinen Prinzessin einst einen
Anreiz zum frommen Leben bieten sollte, geriet für sie zu einem Quell täglicher Inspiration und Freude, vermittelt vor allem durch die
Zartheit und Lieblichkeit der Miniaturen.
Wer der oder die Buchmaler der
Petites Prières de Renée de France waren,
bleibt kunsthistorisch noch präzisierbar. Das
Blumengebetbuch entstammt dem Zeitgeschmack am Hofe der Valois im ersten Drittel
des 16. Jahrhunderts. Es wurzelt in der Tradition Jean Bourdichons, auch der Einfluss der
Portraitmalerei Jean Clouets ist bemerkbar,
italienische Impulse kommen hinzu.
Das Breviarium Grimani
8
Gent / Brügge,
ca. 1510-20
Die erhabenste und prachtvollste Handschrift
flämischer Buchmaler der Renaissance
Biblioteca
Marciana
(Markusbibliothek), Venedig,
Ms. lat. I, 99
(=2138)
Limitierte Auflage:
750 Exemplare
Dt. Kommentar:
Prof. Dr.
Eberhard König
Ital. Kommentar,
engl. Kurzkommentar
1.662 Seiten
(831 Folios)
Format:
ca. 28 × 19,5 cm
110 ganzseitige
Miniaturen
Sprache: Latein
SALERNO EDITRICE
Unter den etwa 900.000 Bänden,
13.000 Handschriften und 3.000 Inkunabeln
der Biblioteca Marciana (Markusbibliothek)
in Venedig ragt eine mit der Signatur Ms.
lat. I, 99 (=2138) ausgestattete Handschrift
hervor, die als eines der größten Meisterwerke der Gent-Brügger Buchmalerei gilt – das
Breviarium Grimani.
Der umfangreiche Text der dort enthaltenen Gebete folgt dem Stundengebet in
der franziskanischen Fassung von 1477, und
so erhielt das Werk die Bezeichnung „Brevier“. Als 1514 der Gesandte des Herzogs
von Mailand, Antonio Siciliano, in Flandern
weilte, hat er die besonders reizvolle und umfangreiche Handschrift von insgesamt 831
Pergamentblättern wohl gesehen und bestellt
oder sogleich gekauft – von ihm jedenfalls
erwarb sie 1520 in Rom oder Venedig für
500 Golddukaten Kardinal Domenico aus
der venezianischen Adelsfamilie Grimani.
Domenico wiederum vermachte den Codex
seinem Neffen Marino, der 1517 an seiner Stelle Patriarch von Aquilea geworden
war. Schon zu Lebzeiten hatte der Kardinal
verfügt, nach dem Tod Marinos solle das
wertvolle Buch der Signoria in Venedig zu-
kommen. Aber erst 1593 gelangte es durch
den letzten Erben, Giovanni Grimani, an
den venezianischen Dogen Cicogna und von
ihm in den Besitz der Biblioteca Marciana in
Venedig, wo es 1604 im Inventarium genau
beschrieben wurde.
Es wird vermutet, dass der prachtvolle Codex, an dessen Ausgestaltung mehrere Maler, darunter Alexander und Simon
Bening, beteiligt waren, um 1510 entstanden ist. Charakteristisch für diese Zeit ist die
fensterartige Umrahmung aus vergoldetem
gotischen Schnitzwerk, ähnlich den Altarbildrahmungen in gotischen Kirchen.
Den zwölf ganzseitigen Kalenderbildern des Breviers – mit Darstellungen aus
dem jahreszeitlichen Leben der Bauern und
Adeligen – steht jeweils ein gerahmtes und
geschmücktes Monatskalenderblatt gegenüber mit den zugehörigen Sternbildern, den
Namen der Heiligenfeste und einem Monatsvers. Der Hauptmaler der Kalenderbilder im
Breviarium Grimani, Gerard Horenbout –
1487 in die Genter Malergilde als „Freimeister“ aufgenommen –, war ein Mitarbeiter der
Bening-Werkstatt, später auch in Brügge und
Antwerpen tätig.
So verbinden sich hier, an
der Wende von Gotik und Renaissance Vergangenes und Gegenwärtiges in dem üblichen Vorspann zu
einem Stundengebetbuch, das mit
seinen 110 ganzseitigen Miniaturen
und dem reichen Randschmuck von
Streublumen, Weinranken und Tierdarstellungen zu den berühmtesten
Stundenbüchern der Zeit zählt.
Das ursprünglich von Margarete von Österreich in Auftrag gegebene Breviarium Grimani war bis
1781 Teil des Domschatzes San Marco. Der 831 Blätter (1.662 Seiten)
umfassende Band ist in wertvollen
karmesinroten Samt gebunden, die
Buchdeckel sind mit eleganten, fein
ziselierten Eckbeschlägen verziert,
welche Schriftrollen und Medaillons
mit Abbildungen des Dogen Antonio
Grimani und des Kardinals Domenico, Sohn des Antonio, in vergoldeter
Bronze zeigen.
Außergewöhnliche Merkmale dieser Bilderhandschrift sind
nicht nur die Anzahl und Qualität
der ganzseitigen Miniaturen, sondern
auch die extrem vielfältige und beeindruckende Auswahl an Themen,
die von kirchlichen bis hin zu weltlichen Sujets reichen, sowie die reiche
Ausstattung jeder einzelnen Seite.
9
Auftraggeber:
Margarete von
Österreich
Einband:
gebunden in
karmesinrotem
Samt, mit fünf
echten Bünden
und mit zwei
Buchschließen
versehen. Vorderund Rückdeckel
mit fein gearbeitetem, vergoldetem
Bronzerahmen
Das Breviarium Grimani führte die größten Buchmaler seiner Zeit zusammen, den Meister
Jakobs IV. von Schottland (wahrscheinlich Gerhard
Horenbout), Alexander Bening (den Meister des älteren Gebetbuchs für Maximilian I.), den Meister der
David-Szenen im Breviarium Grimani selbst sowie
Simon Bening und Gerard David. Ihre Werke sind
glanzvolles Zeugnis des virtuosen Könnens der flämischen Miniaturisten, die im Breviarium Grimani
Darstellungen voller Schönheit, Raffinesse und Faszination schufen.
Aus dem Testament Kardinal Grimanis (Oktober 1520):
«Quod Breviarium, tanquam rem nobilissimam et pulcherrimam,
ostendere debeat personis honorificis, quandocunque oportunum fuerit»
Vitrine aus
Acrylglas und
Holz
Geschichte:
Kardinal
Domenico
Grimani
vermachte den
Codex der
Serenissima
Repubblica di
Venezia unter der
Bedingung, das
Buch nur Personen von Rang
zu besonderen
Gelegenheiten
vorzulegen
SALERNO EDITRICE
Neu-Editionen, chronologisch
10
Der Codex Aureus Escorialensis
Das salische Kaiser-Evangeliar
Echternach,
um 1045/46
Real Biblioteca
de San Lorenzo
de El Escorial,
Madrid,
Cod. Vitr. 17
Limitierte Auflage:
980 Exemplare
Exklusiv bei
Bibliotheca Rara
2 deutsche
Kommentarbände:
Prof. Dr. Johannes
Rathofer
340 (+2) Seiten
Format:
50 x 35 cm
13 ganzseitige,
43 halbseitige
Bilder,
12 Kanontafeln,
44 Zierseiten,
18 Seiten mit zwei
Zierkolumnen,
11 Seiten mit einer
Zierkolumne
Einband:
goldgeprägt in
rotem Leder
Dokumentation
mit fünf OriginalFaksimileblättern
TESTIMONIO
Bibliotheca Rara
Bibliotheca Rara
Die Handschrift verbindet
im geistigen Sinne drei Orte: Echternach im heutigen Luxemburg, Speyer
und den Escorial unweit von Madrid
in Spanien, wo der Codex aufbewahrt
wird, jedoch nicht zugänglich ist und in
einem Kühltresor lagert.
Eigentlich wollte der junge Salier-König im Skriptorium des Klosters
Echternach nur ein würdiges Gedenkbuch für seine Eltern bestellen, die bereits
im entstehenden Dom zu Speyer ruhten.
Es wurde jedoch weit mehr daraus: das
größte Evangeliar, das je geschaffen
wurde, eine Stiftung für den größten
Dom, den es zur damaligen Zeit gab.
Im August 1046 hat wohl der
fromme Heinrich mit seiner Gattin
Agnes den goldenen Pracht-Codex der
Patronin Maria zur Weihe des Hochaltars im Dom überreicht, wie es an-
schaulich im Dedikationsbild (siehe
Abb. unten) dargestellt ist. Das Format und die erstaunliche künstlerische
Ausstattung entsprechen durchaus dem
grandiosen Dombau.
Heinrich III. hat den Evangelientext Buchstabe für Buchstabe in
karolingischer Minuskel mit Goldtinte
schreiben lassen. Mit den vier prunkvollen „Vorhang“-Seiten, den zwölf
monumentalen Kanontafeln, den vier
prächtigen Autoren-Bildern der Evangelisten, der graphisch, ornamental
und bildlich überaus reichen Gestaltung ist ein künstlerisches Höchstmaß
in der Buchkunst erreicht, das niemals
übertroffen wurde. Die Fülle der Differenzierungen und Nuancierungen in
der buchgestalterischen Komposition
konnte nur in einem Skriptorium auf
dem Höhepunkt seiner Leistungskraft
wirklich umgesetzt werden, wie es in
Echternach zu dieser Zeit existierte.
Der heutige Einband aus dem
Jahre 1934 ist ein Replikat jener kunstvollen Fassung, die Philipp V., ein Enkel
des Sonnenkönigs, der erste Bourbone
auf dem spanischen Thron (1701-46),
im französischen Pointillé-Stil anfertigen ließ, goldgeprägt in rotem Leder.
Das Speyerer
Evangelistar
11
Ein Monument
romanischer Buchkunst
Der aufgeschlagene Band zeigt links die Geburt
Christi und die Verkündigung an die Hirten
(fol. 5v) und rechts den Beginn der Lesung
aus der Weihnachtsgeschichte nach Lukas.
Das Speyerer Evangelistar gilt heute als die kostbarste Handschrift der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe. Mit
ihrem Prunkeinband aus vergoldetem Silber,
besetzt mit Schmucksteinen und spätantiken
Gemmen, und der eingelassenen vollplastischen Christusfigur sowie der reichen Buchausstattung mit Miniaturen und Initialen ist
die Prachthandschrift eines der herausragenden Werke der deutschen Buchkunst der
Spätromanik.
Um 1220 gab der Domkustos und
spätere Bischof von Speyer, Konrad IV.
von Tann, die Herstellung eines Evangelistars für den Festtagsgebrauch im Speyerer Dom in Auftrag. Drei Buchmaler aus
Speyer oder Trier und fünf Schreiber lassen
sich unterscheiden. Die 77 Blatt des Speyerer Evangelistars sind gleichmäßig mit 17
ganzseitigen Miniaturen und 70 großen (z.
T. miniaturengleichen) Initialen geschmückt.
Die Miniaturen enthalten insgesamt 21 Einzelbilder, die Themen aus dem Neuen Testament illustrieren. Vor intensiv leuchtenden
Farb- und Goldgründen entfalten sich im
Bild die 16 wichtigsten Stationen aus dem
Leben Jesu, dazu kommen vier ganzseitige
Evangelistendarstellungen und das Bild des
segnenden Christus in der Mandorla.
Ein Evangelistar gibt den Wortlaut
der Lesungen aus den vier Evangelien im
Ablauf des Kirchenjahrs wieder. Das sakrale
Buch als Träger der göttlichen Offenbarung
genoss in romanischer Zeit höchste Verehrung, dementsprechend kostbar war die gesamte Buchausstattung. Die plastische Darstellung des Christus auf dem Vorderdeckel
des Speyerer Evangelistars ist daher nicht nur
Schmuck, sondern auch theologisches Programm im Zusammenhang mit der Botschaft
der Evangelien.
Als eine Rarität darf gelten, dass der
Prunkeinband des Speyerer Evangelistars die
Jahrhunderte beinahe unversehrt überdauert
hat und immer noch mit Schmucksteinen
und Silberplättchen aus dem 13. Jahrhundert
geschmückt ist. Der Einband des Faksimiles
ist eine getreue Kopie des mittelalterlichen
Prunkeinbandes.
Speyer oder
Trier, 1220
Badische
Landesbibliothek,
Karlsruhe,
Bruchsal 1
Limitierte Auflage:
280 Exemplare
Dt. Kommentar:
Prof. Dr. Harald
Wolter-von dem
Knesebeck
(Univ. Bonn),
Dr. Ute Obhof
(BLB Karlsruhe)
154 Seiten
(77 Folios)
Format:
ca. 33,2 × 25,3 cm
Dokumentation
mit vierseitigem
Faksimilebogen
12
Paris, um 1250
Auf natürlichem Lamm-Pergament faksimiliert
Die Kreuzritterbibel
Eine Bilderbibel Ludwigs IX. des Heiligen
Pierpont Morgan
Library, New York,
M 638;
Bibliothèque
nationale de France,
Paris, Nouv. acq. lat.
2294, und J. Paul
Getty Museum,
Los Angeles,
83. MA. 55
Limit. Auflage:
390 Exemplare
Span.-engl. Kommentar: Dr. William
M. Voelkle + dt.
Kommentar
92 Seiten
(46 Folios)
Format:
39 × 30 cm
Sevilla, um 1283
Real Biblioteca
de San Lorenzo
de El Escorial,
Madrid,
Ms. T.J.6
Limit. Auflage:
390 Exemplare
Dt. Kommentar:
Dr. Ulrich Schädler,
Dr. Ricardo Calvo
198 Seiten
(99 Folios)
Format:
41 x 29 cm
Im Auftrag König Ludwigs IX.
von Frankreich schufen sechs Buchmaler
283 höchst eindrückliche Bilder zur Geschichte des Alten Testaments von der Genesis bis zur Vita König Davids. Als hätten
die Wand- und Glasmalereien der SainteChapelle in Paris Pate gestanden und seien
die Miniaturen von den gleichen Künstlern
ausgeführt worden, begegnet der Codex
als Fensterblick auf die biblischen Kämpfe um die Herrschaft über das Heilige Land
zur moralischen Stärkung der
Kreuzritter. Erst um 1300 fügte man – vermutlich in Neapel
auf Geheiß Karls von Anjou,
eines Bruders von Ludwig – in
den freien Feldern neben den
Miniaturen lateinische Texte
hinzu, welche die Bildszenerien beschreiben. 300 Jahre später begegnete der Codex im Besitz
des Kardinals Bernard Maciejowski, Bischof von Krakau.
Maciejowski ließ die Handschrift zu Beginn
des 17. Jahrhunderts dem persischen Schah
Abbas als Geschenk überreichen, um ihn für
ein gemeinsames Vorgehen gegen die siegreichen Türken zu gewinnen. Der Schah wiederum ließ erneut Bilderläuterungen an den
Rändern der Miniaturen hinzufügen, diesmal
in persischer Sprache. Drei Blätter wurden
entfernt, die sich heute in Paris und Los Angeles befinden.
Das Buch der Spiele
des spanischen Königs Alfons X. des Weisen,
Urenkel Friedrichs I. Barbarossa
Das Spielebuch König Alfons’
X. von Kastilien und León
(1221-1284) ist eine der bedeutendsten Quellen zur Kulturgeschichte des Spiels. Im
Libro de los Juegos de Ajedrez,
Dados y Tablas, dem ältesten
und mit 150 farbigen Illustrationen wohl schönsten Spielebuch, das wir besitzen, begegnet uns die umfangreichste
Darstellung mittelalterlicher
Brett- und Würfelspiele, die
überliefert wurde. Der Codex
ist darüber hinaus ein einzigartiges Zeugnis für den kulturellen Austausch zwischen
der arabisch-islamischen Welt
und dem christlichen Europa im Mittelalter. Die von
verschiedenen Malern gestalteten Miniaturen entfalten
ein umfangreiches Panorama des Lebens im Spanien des
13. Jahrhunderts. Dabei geht es Alfons nicht um die Darstellung einer Facette höfischer Lebensart, sondern um
die Abwägung von Zufall und Notwendigkeit im Leben.
Das Bestiarium von Westminster
13
Ein Buchjuwel aus der Krönungskirche Englands
In geistlichen und weltlichen Kreisen gleichermaßen beliebt, gehörten Bestiarien ab dem 12. Jahrhundert neben Psalterien
und Apokalypsen zu den am meisten verbreiteten illuminierten Handschriften in England
und Nordfrankreich. Dem nach Anschauungsmaterial für seine Predigt suchenden
Geistlichen boten sie einen reichen Schatz
von Exempeln aus dem Tierreich; private
Auftraggeber ergötzten sich dagegen an der
Originalität der Illustrationen und an der Kuriosität so mancher Tierbeschreibung.
Das Bestiarium von Westminster ist
eines der schönsten und reich dekoriertesten Exemplare des beliebten und zugleich
geheimnisvollen Genres. Die Ikonographie
der Miniaturen lässt den Betrachter ob des
scheinbar einfachen Duktus und der doch so
beeindruckenden Kraft der Bilder erstaunen
und neugierig werden. Die 130 Pergamentseiten des Codex im Format 22 x 16 cm sind
gefüllt mit 164 faszinierenden Illustrationen.
Im Kern geht der Text auf eine Physiologus genannte Schrift zurück, die vermutlich in Alexandria um 200 n. Chr. entstanden
ist. Physiologus meint übersetzt einen „Naturkundigen“. Tatsächlich stellt der anonym
gebliebene Verfasser unter diesem Namen die
Verhaltensweisen wirklicher und fabelhafter
Tiere vor und setzt sie, ausgehend von der
christlichen Religion, in allegorischen Bezug
zu Gott, dem Menschen und dem Teufel. Der
Physiologus wurde im Laufe der Jahrhunderte in viele Sprachen übersetzt und so lange
mit Zusätzen aus naturkundlichen Werken
York (?),
ca. 1275-90
Library of Westminster Abbey,
London, Ms. 22
Limitierte Auflage:
898 Exemplare
Dt. Kommentar:
Dr. Claus Weinert
(in Vorbereitung)
130 Seiten
(65 Folios)
Format:
22 x 16 cm
164 Miniaturen
anderer Gelehrter ergänzt, bis im 12. Jahrhundert daraus das Bestiarium entstanden
war, der „Grzimek“ des Mittelalters. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Motive hinzu,
und die Tendenz der Physiologus-Tradition,
allen vorgestellten Objekten eine christlichmoralisierende Deutung beizugeben, nahm
mit zunehmendem naturkundlichen Interesse ab. Das Bestiarium blieb eine Fundgrube
naturkundlichen, mythologischen und philosophischen Wissens des Mittelalters, ein kulturhistorisches Wörterbuch, das es zu entdecken lohnt.
Geprägter
Ledereinband
mit jeweils 5
Messingbeschlägen auf Vorderund Rückendeckel
in mit Seide
ausgeschlagener
Leinenkassette
SILOÉ
14
London oder
Norwich, um 1300
Der Peterborough-Psalter
Prachtvolle Miniaturen und goldene Schrift der Gotik
Bibliothèque
royale de Belgique,
Brüssel,
Ms. 9961-62
Limitierte Auflage:
680 Exemplare
Dt. Kommentar:
Lucy Freeman
Sandler, Bernard
Bousmanne
282 Seiten
(141 Folios)
Format:
ca. 30 × 19,5 cm
116 goldgerahmte
Miniaturen, 24 Kalendermedaillons,
10 große (acht- bis
elfzeilige) historisierte Initialen
Einband:
Roter Ledereinband mit Spiegel
und Vorsatz aus
grünem Seidenmoiré sowie
Goldprägung
Dokumentationsmappe mit vierseitigem OriginalFaksimilebogen
verfassten höfischen Roman „Jehan et Blonde“ des picardischen Autors Philippe de Rémi zu illustrieren scheinen.
Figuren mit eleganten schlanken Proportionen erzählen
die Geschichten des Alten und Neuen Testaments. Mit
großer Feinheit sind die Gesichter gestaltet, durch ihre individuelle Mimik strahlen sie Lebendigkeit
und physische Präsenz aus. Die Hintergrün
Um 1300 wurde der Peterboroughde aus strahlendem Gold sind fein ziseliert.
Psalter für Geoffrey of Crowland, den Abt
Sie wechseln effektvoll mit den ursprünglich
der mächtigen Benediktinerabtei von Petereinfarbigen Gründen ab, die heute mit dem
borough, geschaffen. Wer den Peterboroughfleur-de-lys-Dekor wahrhaft königlich gePsalter aufschlägt, schwelgt in Gold und
schmückt sind. In strahlendem Gold und in
Farben! Die Vielfalt von Bildern und Motiintensiv leuchtendem Blau sind alle Textseiven und der Ausstattungsreichtum sind überten beschrieben. Wertvolles Gold und ebenso
wältigend: 116 goldgerahmte Miniaturen, 24
kostbares Azurit für die Tintenherstellung leKalendermedaillons, 10 große (acht- bis elfgen nahe, dass allein für die Textabschrift ein
zeilige) historisierte Initialen mit umlaufenVermögen aufgewendet wurde.
dem, szenisch geschmückten Bordürendekor,
kleinere Goldinitialen, Zeilenfüller und stilisiertes Rankenwerk schmücken diese außergewöhnliche Bilderhandschrift.
Der Peterborough-Psalter ist der
einzige Psalter überhaupt, der die Bilder zum
Alten und Neuen Testament in einer typologischen Anordnung zusammenführt und
nicht in getrennten Bilderzyklen aufeinander
folgen lässt. Das bedeutet, dass je einer Szene aus dem Neuen Testament zwei bis vier
Szenen aus dem Alten Testament zugeordnet
sind. Im Peterborough-Psalter korrespondieren 85 alttestamentliche Szenen, die sich auf
71 Miniaturen verteilen, mit 38 Illustrationen
der neutestamentlichen Ereignisse. In einigen
Miniaturen sind auch rein weltliche Motive
ausgeführt. Besonders auffallend sind einige
Darstellungen, die Szenen aus dem um 1278
Pacino di Bonaguidas Buch der Bilder
Strahlende Florentiner Miniaturen zum Leben Christi
15
Florenz, 1320/30
The Morgan Library,
New York, M 643
Limitierte Auflage:
900 Exemplare
Dt.-engl. Kommentar: Christine
Sciacca, Assistent
Curator, J. Paul
Getty Museum,
Los Angeles
Format:
30,9 x 22,5 cm
Die Kunst des italienischen
Trecento – vor allem der überragende Giotto – trug entscheidend zur Entwicklung
der abendländischen Kunst bei. In dieser
wichtigen Phase entstand das Bilderbuch
ganz ohne Text, das Szenen aus dem Leben
Christi darstellt, ausgeführt von Pacino di
Bonaguida (um 1280-1340). Mit ihm wird
zum allerersten Mal die zukunftsweisende
räumliche Bildauffassung des Trecento in
die Buchmalerei aufgenommen – ein Meilenstein der Kunstgeschichte.
Auf 19 Blättern entfaltet sich
in insgesamt 38 ganzseitigen Miniaturen
ein reicher Bilderbogen spätmittelalterlicher italienischer Kunst in Tempera und
Blattgold. Das Trecento zeigt sich hier
in kunstvoller Vollendung. Was Giotto in
seinen Fresken in der Arenakapelle schuf,
findet sich in gleicher Qualität, nur in
kleinerem Maßstab, in dieser einzigartigen Bilderhandschrift wieder. Insgesamt
32 Miniaturen zeigen die wichtigsten
Szenen aus dem Leben Christi. Diesem
Hauptteil beigefügt sind zwei Szenen aus
dem Alten Testament und insgesamt vier
Szenen aus dem Leben des hl. Gherardo di Villamagna. Damit spannt sich der
Bogen vom Alten über das Neue Testament bis hin zur Geschichte von Florenz
im 13. Jahrhundert. Pacino war der erste, der die räumliche Bildauffassung Giottos in die Miniaturmalerei aufnahm – und er war der erste Buchmaler in Florenz, der uns namentlich bekannt
ist. Eine seiner ganz speziellen Qualitäten war
es, Szenen eigenständig zu entwickeln, ohne
auf direkte Vorbilder Bezug zu nehmen. Das
phantastische Buch der Bilder des Pacino
di Bonaguida ist zweifellos eines der wichtigsten Werke der Kunstgeschichte Europas
an der Schwelle zur Renaissance. In den frühen Jahren des 14. Jahrhunderts, 150 Jahre
bevor Leonardo da Vinci und Michelangelo
auf dessen Straßen wandelten, war Florenz
ein Nährboden für Kunst und Kreativität.
19 Blätter mit 38
ganzseitigen Miniaturen ohne Text,
davon 32 mit
Szenen aus dem
Leben Christi,
2 alttestamentarischen Szenen und
4 Miniaturen mit
Szenen aus dem
Leben des hl. Gherardo de Villamagna
als Höhepunkte
der Buchkunst des
Trecento (Vorrenaissance) im Italien des
14. Jhs.
Zeitgenössischer
Einband / Kassette
Wiedergabe aller
Goldpartien in 23,5
Karat Echtgold
Dokumentation mit
zwei OriginalFaksimileblättern
Müller & Schindler
Boccaccios Decamerone
16
Nordfrankreich,
ca. 1445-50
Exemplarisches Zeugnis der sinnenfrohen
italienischen Renaissance
Bibliothèque
nationale de
France,
Paris (Bibliothèque
de l‘Arsenal),
Ms. 5070
Limitierte Auflage:
390 Exemplare
800 Seiten
(400 Folios)
Format:
40 x 28,5 cm
100 Miniaturen
Span.-engl. Kommentar: Danielle
Muzerelle (Kuratorin BNF), MarieHélène Tesniére
(Spezialistin für
Miniaturen zum
Decamerone), inkl.
Textübersetzung
+ Prof. Dr. Eberhard
König, „Boccaccio.
Decameron“, Belser,
2000
Mit seinem Hauptwerk, einer der
bedeutendsten Schöpfungen der Literatur,
schuf Giovanni Boccaccio um 1348 bis 1350
das Ur- und Vorbild aller Novellensammlungen des Abendlandes, aus dessen reicher
Quelle Generationen von Dramatikern und
Erzählern schöpften. Die besondere Leistung
Boccaccios ist aber vor allem in der Legitimierung der sinnlichen Liebe und des erotischen
Instinkts zu sehen, die Il Decamerone von der
mittelalterlichen und von der antiken Tradition
abgrenzt und lange Zeit unübertroffen blieb.
Das Decamerone enthält „hundert
Geschichten, Fabeln, Parabeln oder wirkliche Begebenheiten“, so Boccaccio,
„die zur verderblichen Zeit der
letzten Pest von sieben Damen und drei jungen Männern erzählt wurden“. Den Namen
Decamerone bildete Boccaccio aus den griechischen Wörtern deka (zehn) und hemera
(Tag). Zehn junge Adelige erzählen an zehn
Tagen jeweils zehn Geschichten. Die 100
ernsten und heiteren, erbaulichen und frivolen
Geschichten sind in eine Rahmenerzählung
– Florentiner Adelige fliehen vor der Pest auf
ein Landgut – kunstvoll eingeflochten.
Das Original in der Bibliothèque
de l’Arsenal enthält nicht den italienischen
Originaltext, sondern die erste Übertragung
desselben in die französische Sprache, in exzellenter Weise ausgeführt seitens des französischen Dichters und Humanisten Laurent de
Premierfait um 1414.
Die Handschrift selbst entstand um
1445-1450, verfasst vom Schreiber Guillebert de Mets und illustriert von zwei
Buchmalern, wobei der Name des ersten
zwar unbekannt ist, er aber flämischen
Ursprungs war, zwischen 1430 und 1440
in Tournai und Lille arbeitete sowie auf
Stundenbücher spezialisiert war. Sein
feiner Stil ist von italienischen Einflüssen geprägt. Der zweite Künstler, Jean
Mansel, zeichnet sich durch delikate
Farbgebung aus; er arbeitete vorwiegend
in Amiens.
Das Stundenbuch der
17
Isabel la Católica
Im engeren Sinne bezeichnet man mit Stundenbuch oder „Libro
de Horas“ ein Gebetbuch für Laien.
Ein solches Buch war das Hochzeitsgeschenk der Stadt Saragossa an
Isabel la Católica. Ursprünglich für
Königin Juana Enriquez von Navarra
und Aragón geschaffen, besticht dieser Codex nicht nur durch die Schönheit seiner Ikonographie, sondern
auch mit seiner ungewöhnlichen
Textfülle.
Er zählt zu den Meisterwerken der so genannten flämischen
Schule und gilt als ein Hauptwerk
der Werkstatt von Willem Vrelant, einem der angesehensten Künstler der
flämischen Buchmalerei. Seine 72
goldgeschmückten Miniaturen sind
ein Beweis für den Reichtum und das
Prestige, die sich mit dem Besitz solcher Handschriften verbanden. Das
Stundenbuch der Isabel la Católica
ist heute eines der Schmuckstücke
der Bibliothek des Königspalastes
von Madrid.
Als Erzbischof Carillo 1469
Isabel von Kastilien und Fernando von Aragonien fast heimlich in
Brügge,
um 1455
Biblioteca del
Palacio Real,
Madrid,
ohne Sig.
Limitierte Auflage:
980 Exemplare
Exklusiv bei
Bibliotheca Rara
Deutscher
Kommentar:
Dr. Gregory Clark
732 Seiten
(366 Folios)
Valladolid traut, ist der Affront gegen Isabels Halbbruder und König perfekt. Hier wird nicht nur die
Vereinigung zweier Kronen eingeläutet, sondern
auch die Geburt Spaniens, die Einigung der verschiedenen Königreiche auf spanischem Territorium
unter der kastilischen Krone. Prinz Fernando bringt
aus Saragossa von seiner Mutter Juana ein Buch mit
in die Ehe, ein „Libro de Horas“ ohnegleichen, das
ob der Vielzahl seiner Illustrationen und des Umfanges seiner liturgischen Texte wie ein doppeltes Stundenbuch wirkt.
Format:
20,5 x 13,8 cm
72 Miniaturen,
24 Kalenderbilder
2 Einbandarten:
Dekor-Version
Mudéjar-Version
TESTIMONIO
Bibliotheca Rara
Der Chansonnier de Jean de Montchenu
18
Ein doppelt herzförmiges Liederbuch
Frankreich,
um 1475
Bibliothèque
nationale de
France, Ms.
Rothschild 2973
Limitierte Auflage:
1.380 Exemplare
Kommentar
(engl.): Prof. Dr.
David Fallows
(Univ. of
Manchester),
dt. Übersetzung:
Dr. Susan M.
Weinert
144 Seiten
Format:
22 x 16 cm
2 ganzseitige
Miniaturen,
127 Seiten mit
Illustrationen von
Pflanzen, Tieren
und mythologischen Wesen,
reiches Golddekor
Einband: herzförmig in rotem Samt
mit Lederschatulle
und Präsentationsvitrine in Acryl
Audio CD:
Ensemble
Fontegara
VICENT GARCÍA
Bibliotheca Rara
Wahrscheinlich um
1475 wurde diese Handschrift,
eine Sammlung italienischer
und französischer Liebeslieder (und eines spanischen), für
Jean de Montchenu, Adeliger,
Apostolischer Protonotar, Bischof von Agen (1477) und Viviers (1478-1497), geschaffen.
Ist das Buch geschlossen, hat es die Form eines Herzens. Wird es geöffnet, nimmt es die Gestalt
eines Schmetterlings an, gebildet aus den
Herzen zweier sich Liebenden, die in ihren
Liedern Liebesbekundungen austauschen.
Wie leicht vorstellbar, ist bereits die herzförmige Kontur der Handschrift eine Rarität.
Einzigartig jedoch sind die bei ihrer Öffnung
sichtbare Darstellung zweier verbundener
Herzen und das reichhaltige Dekor.
Die Lieder in französischer und italienischer Sprache, geschrieben für verschiedene Stimmen, sind das Werk einiger der besten mittelalterlichen Tondichter und Musiker.
Guillaume Dufay und Johannes Ockeghem,
die führenden Komponisten in der ersten
Hälfte des 15. Jahrhunderts, zählen dazu.
Guillaume Dufay (1397-1474), vom Papst
ernannter Kanoniker in Cambrai und Mons,
schuf gleicherweise geistliche und weltlichhöfische Musik, Messen und Motetten sowie
französische Chansons. Johannes Ockeghem
(1410-1497), flämischer Komponist und Kleriker, Sänger am Hof des französischen Kö-
nigs Karl VII., Schatzmeister der Kirche
St. Martin in Tours und Diplomat des Papstes, war einer der herausragendsten Bassisten seiner Zeit.
Taucht das Wort „Herz“ im Liedertext auf, wird es symbolisiert durch ein fein
anmutendes Piktogramm. Im Codex finden
sich zwei ganzseitige Miniaturen. In der ersten
schießt Liebesgott Cupido mit seinen Pfeilen
auf eine junge Dame, während die Schicksalsgöttin Fortuna das Lebensrad dreht. In der
zweiten nähern sich die Verliebten einander.
Pentagramme, Musik und Liebesgedichte sind
umgeben mit Illustrationen von Tieren, Vögeln, Hunden und Katzen sowie aller Arten
von Blumen und Pflanzen, erhöht durch die
reiche Verwendung von Gold. Zu Harmonie
und Eleganz des Codex trägt auch der Einband
aus blutrotem Samt bei, der dieses „Buch des
Herzens“ umschließt.
Dantes Divina Commedia
19
Ein lebendiges Geschichtskompendium
Venedig, 1491
Biblioteca della
Casa di Dante,
ohne Sig.
Limitierte Auflage:
499 Exemplare
Ital.-engl.
Kommentar: Prof.
Dr. Luca Marcozzi
650 Seiten
(325 Folios)
Format:
34 x 22,5 cm
Die Commedia, von Giovanni Boccaccio dann auch Divina Commedia genannt,
ist das Hauptwerk des italienischen Dichters
Dante Alighieri (1265-1321) und eines der
größten Werke der Weltliteratur. Die Commedia wurde wahrscheinlich um 1307 begonnen
und erst kurze Zeit vor dem Tod des Dichters
1321 vollendet. In diesem Epos, das zentrale
Gedanken des Christentums mit Glaubensvorstellungen aus der Antike zusammenführt,
setzt sich Dante mit theologischen, philosophischen und moralischen Fragen auseinander, die bis heute von gesellschaftlicher
und politischer Brisanz sind. Anknüpfend an
das Genre mittelalterlicher Jenseitsvisionen
schildert die Commedia in der Ichform eine
Reise durch die drei Reiche der jenseitigen
Welt, durch Hölle, Fegefeuer und Paradies.
Dementsprechend besteht das Werk aus 3
Teilen, jeder dieser Teile wiederum aus 33
Gesängen, wobei der erste der 34 Gesänge
des ersten Teils der Commedia als Einleitung
dient.
Der Titel Commedia verweist zwar
auf die dramatische Gattung der Komödie, ist
jedoch keineswegs streng der klassisch-antiken Gattungspoetik verhaftet. In Dantes
Widmungsbrief an seinen Gönner Can Grande della Scala erkennen wir die Intention des
Autors. Das Epos erzählt von Widrigkeiten,
ja Schrecken, führt uns aber zu einem glücklichen Ende, den Freuden des Paradieses,
dem Blick auf die Dreieinigkeit.
Die dem Venezianer Antonio Grifo
(ca. 1430-1510) zugeschriebene Illustration
wurde kurz nach dem Druck der Inkunabel
(18. November 1491) zu Ehren des Galeazzo da Sanseverino (1458-1525) ausgeführt,
eines ruhmvollen Condottiere und Mäzens,
u.a. von Leonardo da Vinci. Eine Besonderheit der handillustrierten Inkunabel ist der
umfangreiche Zusatz handschriftlicher, kommentierender Eintragungen des italienischen
Humanisten und Dichters Cristoforo Landino (1425-98).
97 gestochene
Vignetten; 3 große
Holzstiche; mehr
als 400 handgemalte Illustrationen mit Goldverzierungen
Pietro di Piasi,
genannt Cremonese (Typographie);
Antonio Grifo (Illustration); Pietro
da Figino (Herausgeber); Cristoforo
Landino (Glossen)
Zum
750. Geburtstag
Dante Alighieris
(1265-1321)
SALERNO EDITRICE
Der Codex rotundus
20
Höchste Buchkunst auf kleinstem Raum
Brügge,
Ende 15. Jh.
Dombibliothek
Hildesheim,
Hs 728
Limitierte Auflage:
980 Exemplare
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Dt. Kommentar:
Dr. Bodo
Brinkmann
(Kunstmuseum
Basel)
König David beim Bußgebet
532 Seiten
(266 Folios)
Format:
ca. 9,3 cm
Durchmesser
3 ganzseitige
Miniaturen,
20 fünfzeilige und
10 vierzeilige
historisierte
Initialen, über 850
ein- bis fünfzeilige
goldene Initialen
Einband: roter
Ledereinband mit
Goldprägung, drei
handgefertigte
Schließen
Dokumentation
mit 3 Faksimileblättern in
Passepartouts
ADEVA
Hinter dem heutigen Namen Codex
rotundus verbirgt sich ein 266 Blatt starkes
Stundenbuch in lateinischer und französischer Sprache. Einzigartig sind Form und
Größe der Handschrift: die Blätter sind annähernd rund beschnitten und messen etwas
mehr als 9 cm im Durchmesser. Das buchbinderische Wagnis war enorm. Da die Lagen
auf einen nur 3 cm breiten Rücken geheftet
sind, wird der Buchblock mit drei Schließen
zusammengehalten. Die originalen Schließen
sind beim Neubinden der Handschrift im 17.
Jahrhundert wiederverwendet worden; sie
wurden als Monogramm aus kunstvoll ineinandergesteckten gotischen Buchstaben
gebildet.
Für wessen Augen der üppige, abwechslungsreiche und unterhaltsame Bilderschmuck des Codex rotundus ursprünglich
bestimmt war, darüber gab einst die Initiale
„D“ Auskunft, mit der auf fol. 24r die KreuzHoren als erster eigentlicher Text nach dem
Kalender beginnen. Sie ist mit einem Wappen
gefüllt, das ein späterer Besitzer zwar zu zerstören versucht hat, an dem man aber immer
noch die roten Felder mit Resten des klevischen Karfunkels und die goldenen Felder
mit dem geschachten Balken der Grafschaft
Mark sowie den blauen Herzschild ausmachen kann. Erstbesitzer und möglicherweise
auch Auftraggeber war also ein Herzog von
Kleve und Graf von der Mark.
Mit Adolf von Kleve und von der
Mark, Herr zu Ravenstein und Winnendahl,
begegnen wir einem Adeligen, der aufs engste mit dem burgundischen Herzogshof verbunden war. Der Neffe Herzog Philipps des
Guten, an dessen Hof er aufwuchs, blieb auch
dessen Sohn und Nachfolger Karl dem Kühnen treu, der ihn 1475 sogar zum Generalstatthalter der Niederlande ernannte.
Rund sind nicht nur die Blätter, sondern auch der Textspiegel und die drei ganzseitigen Miniaturen. Diese stammen ebenso
wie die 20 fünfzeiligen und 10 vierzeiligen
historisierten Initialen von einem höchst
originellen Buchmaler, der nach der Hildesheimer Handschrift als „Maler des Codex rotundus“ in die Kunstgeschichte eingegangen
ist. Stilistische Parallelen verbinden ihn mit
einem anderen großen Brügger Buchmaler,
dem „Meister des Dresdner Gebetbuchs“, mit
dem er mindestens in einem Fall zusammengearbeitet hat.
Das Stundenbuch des
Louis de Laval
21
1.234 Miniaturen auf 700 Seiten
aus dem Atelier des Jean Colombe
Frankreich,
Bourges (?),
1470-75 und
1485-89
Bibliothèque
nationale de
France,
Ms. lat. 920
Limitierte
Auflage:
898 Exemplare
Originaleinband
des Stundenbuches für Louis de Laval
Das Stundenbuch des Louis de Laval
verdanken wir einem herausragenden Bibliophilen und Angehörigen eines der ältesten
Adelsgeschlechter Frankreichs. Louis de Laval (* 1411, † 1489), einer von zuerst nur 36
Rittern des Michaelsordens, geschaffen vom
französischen König nach dem Vorbild des
burgundischen Ordens vom Goldenen Vlies,
war Seigneur de Châtillon-en-Vendelais und
Herr weiterer Besitzungen in der Bretagne
und Aquitanien. Louis de Laval ließ im 15.
Jahrhundert nicht nur ein einziges außergewöhnliches Stundenbuch entstehen. Große
Buchmaler und versierte Schreiber gestalteten in seinem Auftrag zahlreiche Handschriften. Der Gelehrte Sébastien Mamerot stand
in seinen Diensten, schrieb und übersetzte
für ihn, und es war ein Bruder des Bildhauers
Michel Colombe, der das Stundenbuch des
Louis de Laval illustrierte.
Wir reden von Jean Colombe, der
für Louis de Laval das um 1470 begonnene
und wohl 19 Jahre später vollendete Stundenbuch des Louis de Laval mit Miniaturen
versah. François Avril nannte diese Handschrift „das zweifellos ambitionierteste
Werk aus dem Atelier des Jean Colombe“.
Der Codex beinhaltet auf 700 Seiten
die unfassliche Zahl von 1.234 Miniaturen,
157 davon ganzseitig. Leuchtende Farben und
eine reich verzierte gotische Staffage prägen
die kleinen Gemälde. Baldachinartig wirkt
der architektonische Rahmenbau, der uns wie
durch ein Fenster die Sicht auf eine idyllische
Landschaft oder edle Interieurs öffnet.
Eine phantastische Bildersammlung
biblischer Inhalte von der Genesis bis zur Geschichte des Daniel zeichnet den Laval-Codex aus. Eine Gesamtschau abendländischchristlicher Kultur steht vor uns.
Deutscher
Kommentar:
Prof. Dr.
Eberhard König
700 Seiten
(350 Folios)
Format:
24,3 x 17,2 cm
1.234 Miniaturen,
davon 157
ganzseitige
Illustrationen
arte y bibliofilia
SILOÉ
Das Glockendon-Gebetbuch
22
des Mainzer Kardinals Albrecht von Brandenburg
Halle, Nürnberg,
1536 / 37
Österreichische
Nationalbibliothek, Wien,
Codex 1847
Limitierte
Auflage:
998 Exemplare,
davon
Nrn. 1-99 als
Luxusausgabe
Deutscher
Kommentar:
Dr. Dagmar Thoss
200 Seiten
(100 Folios)
Format:
24,5 x 19 cm
42 ganzseitige
Miniaturen,
73 Zierinitialen
Einband:
Ledereinband mit
Goldprägung
Luxusausgabe mit
Folienvergoldung
der Initialen,
in hochwertiger
Lederkassette
Bibliotheca Rara
Hinten, fol. 6r: Geburt Christi, NT
Rahmung: Moses und der brennende Dornbusch, AT
Vorne, fol. 24v: Das letzte Abendmahl, NT
Rahmung: Die Begegnung von Abraham und
Melchisedek, AT, Gen.14
Albrecht von Brandenburg, als
Erzbischof von Mainz Reichserzkanzler des
Heiligen Römischen Reiches für Deutschland und dadurch ranghöchster Kurfürst,
Erzbischof von Mainz und von Magdeburg
sowie Administrator von Halberstadt, ein
leidenschaftlicher Sammler und Förderer der
Künste, hat diese Handschrift in Auftrag gegeben. Vom Nürnberger Buchmaler Gabriel
Glockendon, einem Sohn Nikolaus Glockendons d. Ä., stammen die 42 ganzseitigen Miniaturen zu neu- und alttestamentlichen Szenen, von Georg Stierlein, dem Schreiber des
Kardinals, das Randdekor und die Initialen.
Der um 1515 geborene Gabriel
führte schon in jungen Jahren die Werkstatt
seines berühmten Vaters als technisch äußerst versierter Miniaturist. Charakteristisch
für die Miniaturen Gabriel Glockendons im
Deutschen Gebetbuch für Kardinal Albrecht
von Brandenburg sind ein ausgeprägter Hang
zum Detail, stimmungsvolle Landschaftsbilder sowie eine harmonisch-kraftvolle und
dabei in faszinierender Weise aufgelichtete
Farbgebung. Vor allem das raffinierte Layout
der Miniaturen, der Perspektivwechsel vom
Hauptbild zu einer auf den Randleisten gemalten Szene fesselt maltechnisch wie inhaltlich die Aufmerksamkeit des Betrachters. Die Miniaturen zeigen – mit Ausnahme eines Blicks auf die Erschaffung Evas
– das Heilsgeschehen, von der Verkündigung
an Maria bis zur Grablegung Christi. Die
deutschen Gebetstexte sind gut lesbar und
heutigem Sprachgebrauch nahe. Vorlage war
ein 1521 in Augsburg gedrucktes Gebetbuch
des Thomas von Kempen, eines AugustinerMönchs und Mystikers, dessen Text den 1518
zum Kardinal erhobenen Albrecht so beeindruckte, dass er ihn handschriftlich fassen
und illustrieren ließ.
Das Artzney Buch des Christoph Wirsung
23
Naturheilkunde der frühen Neuzeit im goldgeprägten
Einband des Hugenotten Guillaume Plunion
Heidelberg,
1568
Biblioteca
Apostolica
Vaticana, Ms.
Stamp. Pal. II. 491
Christoph Wirsungs Arbeiten am Artzney Buch fanden im
Jahre 1568 zum Abschluss. Ein medizinisches Nachschlagewerk lag
nun vor, verfasst in frühem Neuhochdeutsch. Der Hugenotte Guillaume Plunion sollte drei Jahre später den atemberaubenden goldenen
Mantel für eine einzige besondere Ausgabe des Arzneibuchs fertigen,
das im Übrigen zum Bestseller avancierte. In 15 Auflagen nachgedruckt und in zahlreiche europäische Sprachen übersetzt, erschien es
noch im Jahre 1619 in Frankfurt a. M. in einer Neubearbeitung von
Peter Ussenbach.
Christoph Wirsung, 1500 oder 1505 in Augsburg geboren,
lebte in seiner Jugend einige Jahre in Venedig und lernte dort Italienisch. Die erworbenen Sprachkenntnisse nutzte er für Übersetzungen literarischer Werke. Bekannt wurde Christoph Wirsung jedoch
als Arzt und Apotheker. 1543 wurde Wirsung in Augsburg als Ratsherr
berufen. Später siedelte er nach Heidelberg über, wo er die letzten Jahre bis zu seinem Tode 1571 mit literarischer Tätigkeit zubrachte.
Das in Heidelberg erschienene Artzney Buch überliefert die
über 46 Jahre gesammelten therapeutischen Anweisungen und Rezepturen Wirsungs der interessierten Öffentlichkeit. Das umfassende
medizinische Werk „Ein New Artzney Buch, Darinn fast alle eußerliche und innerliche Glieder deß menschlichen Leibs, sampt ...
Kranckheiten und Gebrechen, ... und wie man dieselbigen ... curieren
soll“ ist ein Ratgeber zur Selbstmedikation, eine populäre Rezeptsammlung „für den gemeinen Mann“.
Gewiss erscheint das Artzney Buch als ein Spiegel seiner Zeit
und gibt Einblick in die Pharmaziegeschichte und den Arzneischatz
der Kräutermedizin. Es enthält die zur damaligen Zeit anerkannten
Arzneitherapien, wobei über die sehr vordergründige Fokussierung
auf mancherlei skurrile Ratschläge die heilende Wirksamkeit bestimmter Therapeutik heute oft vergessen oder verdrängt wird.
Christoph Wirsung überreichte das
Artzney Buch im Jahre
1571 dem in Heidelberg
residierenden Pfalzgrafen Kurfürst Friedrich
III. als Geschenk, der
es aufwendig einbinden
ließ. Ein goldener Mantel entstand, ein Prachteinband, hergestellt von
dem aus Frankreich vertriebenen Hugenotten
Guillaume Plunion. Plunions Arbeit repräsentiert einen völlig neuen,
ornamentalen Stil in der
pfalzgräflichen Buchbindekunst. Der Einband ist
reich mit rot, grün, gelb
und weiß lackiertem
Bandwerk verziert, der
glatt gearbeitete Rücken
mit Arabeskenmuster,
Stempelgruppen
und
Vierpassbordüren
geschmückt.
Limitierte Auflage:
950 Exemplare
für den deutschsprachigen Raum
933 Seiten
Format:
33 x 21 cm
Kommentar: Prof.
Dr. Wolfgang
U. Eckart, Dr.
Armin Schlechter,
Peter G. Mack
Einband und
Buchschnitt mit
23-Karat Gold
Buchschuber:
Plexiglas
mit 23-Karat
Goldprägung
Bibliotheca Palatina
Die Vita des heiligen Wenzel
24
Prag, 1585
Die Legende eines vorbildlichen Christen
Österreichische
Nationalbibliothek,
Wien, Codex Ser.
nov. 2633
für die Rückkehr der Missionare und setzte
dem Christentum unter anderem mit dem Bau
der sogenannten St. Veits-Rotunde – über
deren Grundmauern heute der berühmte St.
Veits-Dom steht – ein Zeichen. Am 28. September des Jahres 929 oder 935 wurde Wenzel von seinem Bruder und dessen Gefolgsleuten in einem Kampf getötet.
Limitierte Auflage:
480 Exemplare,
davon
Normalausgabe
(1-381),
Echtgoldausgabe
(I-IC)
Dt. Kommentar:
Dr. Maria Theisen
(Österreichische
Akademie der
Wissenschaften)
66 Seiten
(33 Folios)
Format:
22,6 x 15,8 cm
23 Miniaturen
mit Gold
Einband:
rote Seide
Dokumentation
mit drei OriginalFaksimileblättern
ADEVA
fol. 15r: Der heilige Wenzel als Sämann
Wenzel von Böhmen wurde um 908
als ältester Sohn von Wratislav I. und dessen
Frau Drahomíra geboren. Wenzels Vater war
Christ. Seine Mutter hingegen war nicht getauft, wie auch ein Großteil der Bevölkerung
im Fürstentum. Als Wratislav I. 921 starb,
übernahm seine Mutter Drahomíra für den
noch unmündigen Wenzel die Regierung.
Wenzel wurde seiner christlichen Großmutter
Ludmilla übergeben und dementsprechend
erzogen. Diese Konstellation begründete ein
hohes Konfliktpotential.
Drahomíra sah im Christentum vor
allem einen Machtverlust: die Christianisierung würde die Unabhängigkeit des damals
kleinen Fürstentums schwächen, insofern
man sich den römischen Königen unterwerfen müsste. Um ihre Macht zu demonstrieren
und den böhmischen Christen ein Exempel
zu statuieren, griff Drahomíra zu einer drastischen Maßnahme. Sie ließ ihre Schwiegermutter Ludmilla ermorden und vertrieb
alle Missionare. Dadurch sollte jeder äußere
Einfluss eines christlichen Herrschers auf das
Fürstentum verhindert werden.
Alles änderte sich mit der Machtübernahme Wenzels im Jahr 925. Er sorgte
fol. 13r: Der heilige Wenzel als Befreier und
Verteidiger des christlichen Glaubens
1585 widmete Martin Hutský, Meister der Malkunst in Prag, seinem Gönner und
Förderer Erzherzog Ferdinand II. von Tirol
diese Handschrift. Das farbenprächtig gestaltete Wappen des Erzherzogs leitet die Handschrift auf fol. 1 ein. Darauf folgt ein Widmungsschreiben Hutskýs an seinen Mäzen.
Bevor nun die Legende mit ihren
Miniaturen einsetzt, wird die historische Lebensgeschichte Wenzels geschrieben. Die
Legende des Heiligen ist auf 23 Seiten wiedergegeben. Eine schmale Goldleiste bildet
den Rahmen, in dem Bild und Text miteinander verbunden werden. Unter jeder Miniatur
wird das Dargestellte geschildert. Der Künstler hat nicht nur die Buchmalerei gestaltet, er
schreibt auch selbst die Erläuterungen in die
Handschrift.
Restbestände verschiedener Editionen
Codex Purpureus Rossanensis
Ein byzantinisches Purpurevangeliar in Gold und Silber
Geschaffen vor beinahe 1.500 Jahren, ist der Codex Purpureus Rossanensis
eine der ältesten Bilderhandschriften der
Welt. Königlich ist sein Erscheinungsbild –
die purpurne Färbung des Pergaments machte
den Codex bekannt und berühmt. Der griechische Text der 386 Seiten
ist durchgehend in silbernen
und goldenen Majuskeln geschrieben. Die auserlesene
Ausführung der 15 Miniaturseiten begeistert jeden Betrachter – sie stellen ein unersetzlich
kostbares Dokument der byzantinischen Kunst des 6. Jahrhunderts dar. Die Miniaturen
sind zum Teil ganzseitig oder in
friesartigen Szenen über oder
zwischen den Text gestellt.
Motiv und Darstellungsweise gehen auf ältere Vorbilder
– wahrscheinlich monumentale
Wandmalereien – zurück.
Im Vergleich zu den 43 Blättern des
Codex Sinopensis der Bibliothèque nationale
de France in Paris und den 26 Blättern der
Wiener Genesis der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien umfasst die Purpurhandschrift in Rossano beeindruckende 188
Folios.
Rossano
Calabro, Museo
dell´ Arcivescovado
Limitierte Auflage:
750 Exemplare
386 Seiten
Format:
31 x 26 cm
15 Miniaturseiten
mit Goldschmuck
ADEVA
Das Denkmal einer außergewöhnlichen Frau
Der Benediktinermönch Donizio von Canossa setzte in seiner Vita Mathildis der Markgräfin ein literarisches
Denkmal. Sein zwischen 1111-14 entstandenes und 1115 ergänztes Werk umfasst zwei
„Bücher“ mit jeweils rund 1.400 Hexametern, die durch Prosatexte eingeleitet sind.
Es handelt sich – im ersten Buch – zunächst
weniger um eine Biographie Mathildes als
um eine Preisung des Aufstiegs des Hauses
Kleinasien,
Antiochia (?), 6. Jh.
Kommentar
(engl., ital., dt.):
G. Cavallo, Rom;
W. C. Loerke,
Washington
Vita der Mathilde von Canossa
25
Canossa zum mächtigsten italienischen Fürstengeschlecht im 11.
Jahrhundert. Das zweite Buch allerdings hat Donizio ganz Mathilde gewidmet. Ihre in tiefer
Frömmigkeit gründende Treue
zum Papsttum und ihr Bestreben,
zwischen Heinrich IV. und Papst
Gregor VII. vermitteln zu wollen,
stehen im Vordergrund. Die Vita
Mathildis belegt das entschiedene Eintreten der Markgräfin
zugunsten des Kaisers, der am 25.
Januar 1077 im Büßergewand vor dem Tor
der Stammburg Mathildes erschien, in der
Papst Gregor Zuflucht vor ihm gesucht hatte.
Die vollständige Wiedergabe der
Handschrift begeistert mit acht prachtvollen
Miniaturen in leuchtenden Farben und mit
nachempfundenem Goldauftrag im Folientransferverfahren. Der Kommentar enthält
eine Transkription der Verse Donizios sowie
deren Übersetzung ins Deutsche.
Oberitalien, 1115
Biblioteca Apostolica Vaticana,
Vat. lat. 4922
Limitierte Auflage:
2.000 Exemplare
(600 für deutschsprachige Länder)
Dt. Kommentar:
Prof. Dr. V. Fumagalli, Bologna
180 Seiten
Format:
22,3 x 16,7 cm
8 Miniaturen
BELSER
ADEVA
26
Ostengland,
um 1300
Corpus Christi
College,
Parker Library,
Cambridge,
Ms. 53
Limitierte Auflage:
1.480 Exemplare
Dt. Kommentar:
Dr. Claus Weinert
44 Seiten
Format:
22 x 17 cm
104 Miniaturen
FAKSIMILE VERLAG
Bologna,
Ende 13. Jh.
Biblioteca
Riccardiana,
Florenz,
Ms. Ricc. 453
Das Bestiarium
von Peterborough
Bestiarien haben ihren Ursprung
im griechischen Physiologus, einer christlichen Naturkunde, die vermutlich im 2.
Jahrhundert entstand. Der Physiologus,
sein Autor ist unbekannt, wendet sich der
Schöpfung in zweifacher Hinsicht zu:
zum einen realiter, der spätantiken, naturnahen Darstellung folgend, zum anderen
allegorisch-symbolisch aufgrund christlicher Deutung der Tiere und Pflanzen, wie
sie im Mittelalter üblich wurde.
Die Beschreibung von mehr als
100 Landtieren, Vögeln, Reptilien und
Wassertieren macht aus dem Bestiarium
von Peterborough eines der vollständigsten Tierkompendien dieser Art. Insgesamt 104 Miniaturen illustrieren alle
Seiten der Handschrift. Sie stehen auf
leuchtendem Goldgrund mit farbigen gotischen Zierrahmen oder auf farbig gemustertem Grund und sind in Gold eingefasst.
Die Legenden der Heiligen
Margareta und Agnes
Limitierte Auflage:
499 Exemplare
Kommentar (ital.):
Dr. Giovanna Lazzi,
dt. Kommentar: Dr.
Susan M. Weinert
(in Vorb.)
122 Seiten
Format:
14,5 x 10,3 cm
33 ganzseitige
Miniaturen
ArtCodex
Die Hl. Margareta (in der Ostkirche
ist Marina der gebräuchliche Name) gehört
ebenso wie die Hl. Agnes zu einer Gruppe
von Heiligen, die um die Wende des 3. zum
4. Jahrhundert den Märtyrertod erlitten haben
sollen. Der Codex – die einzige lateinische
Version der Passion der Hl. Margareta in
Florenz wird einem Künstler aus dem Umkreis des Meisters von Gerona zugeschrieben
– wurde Ende des 13. Jahrhunderts für herrschaftliche Kreise angefertigt und
war Anna, einer Dame in
gesegneten Umständen,
als Wunsch für eine gute
Schwangerschaft gewidmet, galt doch Margareta
als Schutzheilige für Gebärende, da sie nach der
Legende unversehrt aus
dem Leib des sie heimsuchenden Drachen befreit
wurde. Agnes begegnet
zudem als Patronin der
Kinder.
Auf dem Untergund aus feinstem
Blattgold (23 Karat) bewegen sich die leichten, eleganten Figuren vor prächtigen, reliefartig anmutenden Szenerien, die an byzantinische Stilelemente erinnern. Der Einband
beeindruckt mit blauem Seidensamt, Goldund Silberornamentik sowie Lapislazuli, einem Lasurstein in Ultramarinblau.
Libro d‘ore di Modena
Prachtcodex der italienischen Gotik
Fol. 240r:
Der Heilig
e Georg
Unter der Regierung Gian Galeazzo Viscontis (1380-1402) erlebte Mailand
eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte,
die sich durch die ausgeprägte Bibliophilie des Fürsten auch in der Förderung von
Meisterwerken der Buchmalerei niederschlug. Mit Gian Galeazzo leitete ein Mann
die Geschicke des Fürstentums, der
sich sowohl als strategisch denkender
Diplomat erwies als auch zum freigiebigen Mäzen der Künste und Wissenschaften entwickelte.
Die erfolgreiche Ausweitung
der landesfürstlichen Herrschaft und
Würde fand symbolischen Ausdruck
vor allem in der Errichtung des Doms
zu Mailand. Einer der verantwortlichen
Dombaumeister war Giovannino de‘
Grassi, die herausragende Künstlerpersönlichkeit Ende des 14. Jahrhunderts
am Hof der Visconti, genialer Architekt, Bildhauer und Maler. Aus seiner
lombardischen Werkstatt stammt das Stundenbuch Ms. Lat. 842, das heute in der Biblioteca
Estense Universitaria in Modena verwahrt
wird. Der so genannte Meister des Stundenbuches von Modena war sehr wahrscheinlich
Tomasino da Vimercate, einer der bekannten
Schüler von Giovannino de‘ Grassi.
Vrelant-Stundenbuch
der Leonor de la Vega
Das Unikat der Leonor de
la Vega ist im Brügger Atelier des
Willem Vrelant gestaltet worden,
um 1465-70. Bischof Diego Ramírez de Villaescusa de Haro hat es
wohl käuflich erworben und als Geschenk an Botschafter Garcia Laso
de la Vega übermittelt, den Repräsentanten Kastiliens und Aragoniens am Heiligen Stuhl, „embajador
de los Reyes y Rey de los embajadores“, ‚Botschafter der Könige
und König der Botschafter’, so
die respektvolle Einschätzung des
französischen Königs Ludwig XII.
Ob die Handschrift ein Geschenk
des Bischofs zur bevorstehenden
Geburt oder zur Taufe eines Sohnes des sehr angesehenen, mit dem
Marquis de Santillana verwandten
Repräsentanten der ‚Katholischen
Könige’ war, ist nicht verifizierbar.
Genauso kann die anspruchsvolle
Tätigkeit des Botschafters am Heiligen Stuhl
freundliche, ja freundschaftliche Würdigung
erfahren haben. Garcia
Laso jedenfalls war
Vater einer Tochter,
der Condesa Doña Leonor de la Vega, die
das Stundenbuch als
Geschenk oder Erbe
erhielt.
27
Mailand, 1390
Biblioteca Estense
Universitaria,
Modena,
Ms. Lat. 842
= alfa. R.7.3
Limitierte Auflage:
499 Exemplare
Dt. Kommentar:
Mag. Christiane
Roth
544 Seiten
Format:
21,5 x 15,5 cm
28 ganzseitige
Miniaturen
IL BULINO
Brügge,
um 1465-70
Biblioteca
Nacional, Madrid,
Ms. Vitrina 24-2
Limitierte Auflage:
500 Exemplare
Dt. Kommentar:
Dr. Claus Weinert
406 Seiten
Format:
20,2 x 13,5 cm
23 ganzseitige
Miniaturen,
34 historisierte
Initialen,
23 FleuronnéeInitialen
Club Bibliófilo Versol
Das Stundenbuch von Rouen
28
Rouen, 1475
Biblioteca Nacional de Lisboa,
Ms. Il. 42
Limitierte
Auflage:
980 Exemplare
Dt. Kommentar:
Dr. Claus Weinert
142 Seiten
Format:
20,5 x 14,5 cm
9 Miniaturen,
11 Kalendermedaillons
TESTIMONIO
Hannover, 1581
Limitierte
Auflage:
898 Exemplare
Dt. Kommentar:
Prof. Dr. Dietrich
Briesemeister,
Dr. Claus Weinert
Format:
51 x 33 cm
5 farbige (original
handkolorierte)
Doppelfolios, 11
Schwarz-WeißDoppelfolios,
1 SW-Folio und 1
S. des Itinerarium
sacrae scripturae
SILOÉ
Ein Mariengebetsbuch des Maître de l’Échevinage
Aus der Schule von Rouen sind
hervorragende Livre d‘Heures erhalten, unter denen der Codex de Lisboa wegen seiner
Zuschreibung an den Maitre de l‘Echevinage
einen besonderen Rang einnimmt. Der Maitre de l‘Echevinage de Rouen, benannt nach
seinen Förderern, den Échevins (Schöffen)
von Rouen, war ein äußerst kreativer Buchmaler, der zwischen 1455 und 1485 in der
Hauptstadt des Departements Seine-Maritime nachweisbar ist. Er war der erfolgreichste
Illuminator der Normandie im dritten Viertel
des 15. Jhs. Der Codex besitzt alle Merkmale der goldenen Zeit französischer Miniaturenmalerei, sichtbar in der Bearbeitung von
Landschaften, Perspektive, Licht und Farbe, der Bekleidung der Personen, in der das
Gold bestimmte Einzelheiten betont und als
Grundfarbe für die Seitenborte dient. Zudem
symbolisiert er die große Marienverehrung
der französischen Gotik.
Die Weltkarten des Heinrich Bünting
Klassiker der symbolischen Kartographie
Heinrich
Bünting
(1545-1606), ein in Hannover geborener evangelischer
Theologe und Chronist, schuf
diesen Klassiker der symbolischen Kartographie. Besonders reizvoll sind die darin
enthaltenen illustrierten emblematischen Karten, welche
Europa als Jungfrau, Asien als
Pegasus und die Welt als Kleeblatt, durch das gleichzeitig die Dreieinigkeit
des Christentums angedeutet wird, darstellen. Bünting begreift
sein Werk als Reiseführer für den christlichen Leser. Geographie verwandelt sich
zu religiöser Allegorie
auf der großen Bühne
des göttlichen Werks.
Antiquariat: Sehr gut erhaltene 2. Hand-Editionen
29
Wir informieren Sie gerne über unseren Bestand an vergriffenen Faksimile-Editionen aller Verlage!
Das Evangeliar Heinrichs des Löwen
Liturgisches Buch und
historisches Monument
Heinrich der Löwe, 1129 (31)-1195,
einer der mächtigsten Landesfürsten der
Stauferzeit, Herzog von Sachsen und Bayern,
hat diese prunkvolle Handschrift in Auftrag
gegeben. Gemeinsam mit seiner Gemahlin
Mathilde, widmete er das Evangeliar dem
Braunschweiger Dom, den er seit 1173 errichten ließ, anlässlich der Weihe des dortigen Marienaltars 1188.
Das Evangeliarium Heinrici Leonis
ist nicht nur eine der großen Schöpfungen
romanischer Buchkunst in Deutschland. Es
ist zugleich ein eindrucksvolles Monument
der weltlichen wie geistlichen deutschen Geschichte, einzigartig deshalb, weil es ebenso
von mittelalterlicher Frömmigkeit zeugt, wie
seine Bilder den weltlich-politischen Anspruch Heinrichs des Löwen kundtun. Der
selbstbewusste Welfe, der sich vom tatkräftigen verlässlichen Mitstreiter zum ebenso
engagierten Gegenspieler seines Vetters, des
Staufers Kaiser Friedrich I. Barbarossa entwickelte, hat deutsche Geschichte geprägt.
Er kann als der machtvollste deutsche Territorialfürst des Mittelalters bezeichnet werden, Städtegründungen wie die von München, Bremen, Lübeck und Schwerin bleiben
nachhaltig in Erinnerung. Dass Heinrich dem
Kaiser schließlich die Waffengefolgschaft
im Konflikt mit norditalienischen Städten
und dem Papst verweigerte, erneuerte den
welfisch-staufischen Konflikt und führte zu
einem Verlust an Territorium und Einfluss.
Das Original des Evangeliars Heinrichs des Löwen wurde 1983 als das damals
teuerste Buch der Welt für 32,5 Millionen
DM im Londoner Auktionshaus Sotheby’s
versteigert und liegt seither als Codex Guelf.
105 Noviss. 2° in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel bzw. als Clm 30055
in der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Noch heute steht das Evangeliar auf der
Forbes-Liste der teuersten Bücher der Welt
auf Rang 2 und nur der Codex Leicester des
Leonardo da Vinci wurde von Bill Gates zu
einem höheren Preis ersteigert.
Helmarshausen,
vor 1188
Herzog August
Bibliothek,
Wolfenbüttel,
Codex Guelf. 105
Noviss. 2o
und Bayerische
Staatsbibliothek,
Clm 30055
Limitierte Auflage:
950 Exemplare
452 Seiten
Format:
34,2 x 25,3 cm
Fol. 19r: Heinrich der Löwe und seine Frau Mathilde
neben den Heiligen Blasius und Aegidius
Ausgabe Insel-Verlag und
Bibliotheks-Studienausgabe
in braunes Ganzleder gebunden
50 ganzseitige
Miniaturen,
17 Kanontafeln,
7 ganzseitige
Initialen, ca. 1500
kleine und 84
große Initialen
INSEL
Bibliotheca Rara
ADEVA
Der Codex Etschmiadzin
30
Monumentale Miniaturen führen zu
den Wurzeln des Christentums
Armenien, um 989
Bibliothek Mashtots Matenadaran,
Eriwan, Cod. 2374
Limitierte Auflage:
250 Exemplare
464 Seiten
Format:
34,5 x 26 cm
19 Miniaturen
Normalausgabe
(100 Ex.) mit
Ledereinband und
Vorzugsausgabe
(150 Ex.) mit Wiedergabe des Elfenbeineinbandes
ADEVA
Reichenau,
um 1000
Bayerische
Staatsbibliothek,
München,
Clm 4453
Limitierte Auflage:
850 Exemplare
554 Seiten
Format:
33,4 x 24,2 cm
29 ganzseitige
Miniaturen auf
Echtgoldgrund und
23 Kanonseiten
bzw. Initialzierseiten
Müller & Schindler
Der Text des im
Jahre 989 im Kloster Noravank (südöstlich
von Eriwan) geschriebenen Evangeliars gilt
als getreueste Kopie jener altarmenischen
Bibelübersetzung, die auf das frühe 5. Jh.
zurückgeht und wegen ihrer Genauigkeit und
ihrer stilistischen Reinheit als die „Königin
der Bibelübersetzungen“ bezeichnet wird.
Den künstlerischen und spirituellen
Höhepunkt des Codex Etschmiadzin bilden
jene zwei Blätter, die, an Pergamentstreifen
angenäht, in die letzte Lage der Handschrift
eingebunden wurden. Diese beiden Folios
entstammen einem Evangeliar des 6. Jhs. und
tragen vier ganzseitige Festtagsbilder.
Das Evangeliar Ottos III.
Reichenauer Buchkunst in ottonischer Zeit
Zu den größten Werken
der abendländischen Buchmalerei gehört das um 1000 auf der
Reichenau entstandene Evangeliar Ottos III.. 2003 wurde es
in das Weltdokumentenerbe der
UNESCO aufgenommen. Es war
nicht die erste Handschrift, die
das Skriptorium des Inselklosters für Otto III. schuf, und sie
blieb auch nicht die letzte. Es ist
aber die bedeutendste und großartigste in der Reihe der kostbaren, für den Kaiser bestimmten
Codizes. Der Empfänger erscheint dann auch am Anfang der
Handschrift: über zwei Buchseiten ausgebreitet, ist dieses monumentale Herrscherbild eine
der schönsten Dokumentationen
des ottonischen Kaisertums,
der Idee des Kaisers, wie die Zeit ihn sah. Kaiserlich wie
dieses Bild ist auch der übrige Schmuck der Handschrift.
Sie besitzt in den Miniaturen der Evangelisten Schöpfungen von einmaliger Erfindungskraft, und die ihnen
zugeordneten ganzseitigen Initialblätter gehören zu den
vollendetsten Zeugnissen der mittelalterlichen Ornamentkunst.
Das Perikopenbuch Heinrichs II.
Zu den kostbarsten Werken, die
Kaiser Heinrich II., der Cousin des 1002 unerwartet verstorbenen Otto III., dem Bamberger Dom schenkte, zählt neben dem Evangeliar Ottos III. das zusammen mit diesem
in das Weltdokumentenerbe aufgenommene
Perikopenbuch Heinrichs II., ein Evangelistar mit für den Gottesdienst bestimmten
Abschnitten der Evangelien, „Perikopen“,
abgeleitet vom griechischen „perikóptein“
(dt.: herausschneiden). Wie auch das ältere
Evangeliar Kaiser Ottos III. gehört das Buch
zur sogenannten Reichenauer Liuthar-Gruppe. Die Handschrift glänzt mit einem christologischen Zyklus von Miniaturen zum Neuen
Testament, einem Widmungsbild und der Illustration zur Krönung Heinrichs und seiner
Gemahlin Kunigunde durch Christus. Die Zeitlosigkeit der christlichen
Verkündigung hat hier eine adäquate Bildsprache gefunden, in der alles auf die Aussage konzentriert ist. Die Goldpartien des Originals sind wie beim Evangeliar Ottos III. in
23,5 Karat Echtgold faksimiliert. Der grüne
Reichenau,
ca. 1007-12
Bayerische
Staatsbibliothek,
München,
Clm 4452
Limitierte Auflage:
500 Ex. (Vz. 250)
410 Seiten
Format:
42,5 x 32 cm
Seideneinband mit durchbrochener Messingplatte, ein Replikat des Rückendeckels, wird
in der Luxusausgabe ergänzt durch die Wiedergabe des vergoldeten Prunkdeckels nach
dem Baseler Antependium mit einer Nachbildung des zentralen Christusreliefs und der
Figuren Heinrichs und Kunigundes.
Die Lambeth-Apokalypse
Die Bilder der Lambeth-Apokalypse zeugen vom tradierten Verständnis der Symbolik
und der jüdischen Schriften
des Alten Testaments. Aber
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sau
zug
r
o
V
Die Lambeth-Apokalypse ist eines
jener frühen Zeugnisse, die für eine ganze
Epoche der franko-englischen Buchmalerei
Maßstäbe setzten – in einer Zeit, in der die
apokalyptischen Visionen wie in kaum einem
anderen Land für Auftraggeber und Künstler besondere Aktualität gewonnen hatten.
31
auch Anspielungen auf Zeitgenössisches finden
zuweilen versteckte Darstellung. Diese Vielfalt der Aspekte, verbunden mit der hohen
künstlerischen Qualität der Miniaturen im
kräftig kolorierten Zeichenstil, gibt dem Lambeth-Codex eine zentrale Bedeutung in der
Überlieferung. Strahlendes Gold betont den
visionären Charakter der Bilder.
40 ganzseitige
Miniaturen und
Schmuckseiten,
184 Großinitialen
Müller & Schindler
London, 1260-67
Lambeth Palace,
Bibliothek des
Erzbischofs von
Canterbury,
London, Ms. 209
Limitierte Auflage:
550 Ex. (Vz. 250)
Dt. Kommentar:
Ruth Mettler,
Nigel Morgan
112 Seiten
Format:
27,2 x 19,6 cm
78 halbseitige
Miniaturen mit
Echtgoldauflage
sowie 28 zusätzliche Illustrationen
Müller & Schindler
Codex Manesse
32
Zürich,
1305-40
Große Heidelberger
Liederhandschrift
UB Heidelberg,
Cod. Palatinus
Germanicus 848
Limitierte Auflage:
750 Exemplare
Dt. Kommentar:
Dr. Walter
Koschorreck u.a.
852 Seiten
Format:
35,5 x 25 cm
137 ganzseitige
Autorenportraits
INSEL
Flandern, um 1470
Österreichische
Nationalbibliothek,
Wien, Cod. 1856
Limitierte Auflage:
850 Exemplare
Dt. Kommentar:
Dr. Ulrike Jenni,
Dr. Dagmar Thoss
308 Seiten
Format: ca.
25,5 x 18,2 cm
124 Miniaturen,
Lichtdruck
in 13 Farben
INSEL
Bibliotheca Rara
Die Große Heidelberger Liederhandschrift gilt als wichtigster Überlieferungsträger mittelhochdeutscher Lyrik, als
bedeutendste Quelle des Minnesangs überhaupt. 5.400 Liedstrophen von 140 verschiedenen Dichtern auf 426 Pergamentblättern
sind geschmückt mit 137 Autorenbildern.
Sie halten das Typische der Gestalt, der
Dichtung und der Zeit für die Nachwelt fest.
Durch seine Minaturen wird der Codex zum
Dokument höfischen Lebens und des Geistes
der Stauferzeit, ja des Mittelalters. Die Initiative zur Entstehung einer Minnesang-Sammlung wird den Zürchern Rüdiger Manesse und
dessen Sohn Johannes zugeschrieben.
Das Schwarze Gebetbuch
Ein Rarissimum der flämischen Buchmalerei
Erstausgabe
der InselVerlag-Edition
mit Einband
aus rotem
Veloursleder
(Auflage 101500) / Einband
aus rotem
MaroquinLeder (Auflage
001-100)
Handaufbindung der
Sonderedition
in weinrotem
Ganzleder
als Teil der
limitierten
Gesamtauflage des
InselVerlages
Nach nur 10-jähriger glanzvoller Herrschaft hinterließ der kunstsinnige Galeazzo Maria
Sforza, Herzog von Mailand, der Nachwelt ein
rätselhaftes Erbe: das wohl wertvollste Stück seiner erlesenen Bibliothek, das Schwarze Gebetbuch
Karls des Kühnen, des Herzogs von Burgund.
Die Handschrift verdankt ihren Namen der
schwarzen Einfärbung der Pergamentblätter. Nicht
nur der gesamte Text, auch die Lichter und Konturen der Bilder und ein Großteil des ornamentalen
Schmucks wurden in Gold und Silber aufgetragen.
Francesco Petrarcas Trionfi
33
Gedichtzyklus im Geist ritterlicher Minne
Am Karfreitag 1327 begegnete der junge Francesco Petrarca (1304-74)
in der Kirche Sainte Claire in Avignon der
verheirateten Laura, seiner lebenslangen
platonischen Liebe und Leitfigur seiner
Dichtungen, der lyrischen Gedichte des Canzoniere (Lieder) und der allegorischen der
Trionfi (Triumphe). Trionfi, die vom Geist
der Antike getragene Lobpreisung der Triumphe des
Göttlichen, entstand nach
1352, vielleicht noch in Avignon, der Stadt, in der Petrarca für längere Zeit am
Papsthof gelebt hatte, die er
aber 1353 für immer verließ.
Dem Askanierfürsten Ludwig v. Anhalt-Köthen
(1579-1650) gelang 1628
eine kongeniale Übertragung
des Textes, deren Wiederentdeckung im Zentrum dieser
Edition steht. Der Codex selbst stammt
aus der Bibliothek des römischen Kardinals Zelada. Nach der Besetzung des
Kirchenstaates durch Frankreich und seiner Verbannung stiftete Zelada seine Büchersammlung der Biblioteca de la Catedral, Toledo. Von dort gelangte der Codex
1869 in die Biblioteca Nacional, Madrid.
Biblioteca
Nacional, Madrid,
Ms. Vitr. 22-4
Limitierte Auflage:
1.380 Exemplare
Dt. Kommentar:
Elisa Ruiz,
Robert Hilgers
176 Seiten
Format:
11,5 x 7,5 cm
7 Miniaturen
VICENT GARCÍA
Das Berliner Stundenbuch
der Maria von Burgund und Kaiser Maximilians I.
Kunst als Liebesbeweis
Die Verbindung der
Häuser Habsburg und Burgund durch die Heirat zwischen Maria von Burgund,
der einzigen Tochter und
Erbin Karls des Kühnen, und
dem Sohn Kaiser Friedrichs
III., Maximilian, war trotz
dahinter stehender politischer
Erwägungen ein romantischidyllisches Intermezzo und
führte zu persönlichem Liebes- und Familienglück.
Im Zuge dieser
Verbindung aus dem Jahre 1477 entstand eine der
schönsten Bilderhandschriften des burgundischen Fürstenhauses:
Das Berliner Stundenbuch der Maria von
Burgund und Kaiser Maximilians I.. Der
Buchmaler erschließt Innenräume und weite Landschaften und tritt mit den besten
Florenz,
um 1480
Brügge,
um 1480
Kupferstichkabinett der Staatl.
Museen zu Berlin,
Preußischer
Kulturbesitz,
Ms. 78 B 12
Limitierte Auflage:
980 Exemplare
726 Seiten
Format:
10,3 x 7 cm
27 ganzseitige
Miniaturen, 11
größere Miniaturen
36 Kleinbilder,
16 Ornamentseiten
Tafelmalern seiner Zeit in einen Wettstreit,
bei dem die Buchkunst nicht selten triumphiert. Sogar der große Simon Bening hielt
später so manche Bildidee aus dem Stundenbuch für zeitlos gültig.
CORON / FVL
Das Stundenbuch des
Pico della Mirandola
34
Norditalien,
um 1499
British Library,
London,
Ms. Add 50002
Limitierte Auflage:
1.495 Exemplare
l. 13r:
Ausschnitt fo
ndigung
Marienverkü
230 Seiten
Format:
16,5 x 11 cm
4 ganzseitige
und 7 kleinere
Miniaturen
Müller & Schindler
CORON
Brügge,
1. Hälfte 16. Jh.
Boston Public
Library, Ms. Med.
35 & Fitzwilliam
Museum,
Cambridge,
Ms. 257 a, b
Limitierte Auflage:
999 Exemplare
32 Seiten
Format: 11 x 9 cm
16 ganzseitige
Miniaturen und
14 Initialen
(Gold / Silber)
PATRIMONIO
Galeotto Pico della Mirandola (1442
-99), für seinen militärischen Dienst durch
Kaiser Sigismund zum Ritter geschlagen, residierte in Norditalien im kleinen Fürstentum
Mirandola, malerisch gelegen zwischen der
Grafschaft Mantua und den Herzogtümern
Ferrara und Modena. Das kurz vor seinem
Tode fertiggestellte Stundenbuch beginnt mit
einem Kalender, der Feste
und Heiligentage verzeichnet. Fein gemalte Tierkreiszeichen und Monatsbilder
führen durch das Jahr. Vier
ganzseitige Miniaturen stehen vor den einzelnen Offizien. Sie sind, wie die Kalenderminiaturen, nach den
Prinzipien mittelalterlicher
Handwerkskunst in 23,5
Karat vergoldet. Sieben
kleinere Miniaturen bilden
den Randschmuck, Christi
Geburt, die Darstellung im Tempel, die Auferstehung und anderes mehr.
Der Meister dieser vollendeten Maltechnik, die Konturen und plastische Komplexe nicht exakt umreisst, sondern durch
feinste Pinselstriche liebevoll umgrenzt, war
Giovanni Francesco Maineri, Hofmaler des
ferraresischen Fürstenhauses Este.
Rosario de Juana la Loca
Johanna I., 1479-1555, Königin von
Kastilien und Aragón, Tochter der Katholischen Könige, Ferdinands II. und Isabellas I.,
bedeutendste Fürstin Europas und Herrscherin über ein fast unermesslich großes Gebiet,
vom eigenen Vater für angeblich regierungsunfähig erklärt und 1509 von Staatsaufgaben
entbunden, gab das Werk zu Beginn des 16.
Jahrhunderts bei Simon Bening in Auftrag.
Zur Zeit der Entstehung
des Codex war Johanna,
Das Rosenkranz-Gebetbuch
einer spanischen Königin
die Gemahlin Philipps des Schönen von
Burgund, auf dem Zenit ihres Daseins. Der
Flame Bening (um 1483-1561) war der herausragendste Miniaturist seiner Zeit. Der
portugiesische Diplomat und Humanist Damiao de Goes bezeichnete ihn einst als den
besten Künstler
der Buchmalerei.
In Benings Werkstatt in Brügge
entstand die gewünschte Handschrift, ein Rosenkranz-Gebetbuch,
dessen 16 farbenprächtige Miniaturen die in altspanischer Sprache
verfassten
Gebete illustrieren.
Editionen des Faksimile Verlages Luzern
Das Book of Kells
wurde vermutlich im Kloster Iona um das Jahr 800
von unbekannten Künstlern
geschaffen. Kaum ein anderes Werk besitzt eine so
ungeheuere Symbolkraft
und magische Ausstrahlung wie dieses prachtvolle
Evangeliar. Das Geheimnisvolle gründet vor allem im
Reichtum und in der Komplexität seiner Dekoration.
Der Eindruck der Heiligkeit
des Textes wird durch eine
Ausgestaltung, die übernatürlich anmutet, bestärkt.
Bis auf zwei sind alle Seiten der Handschrift mit einer fast unbeschreiblichen
Fülle
symbolträchtiger
und mystischer Malerei
Book of Kells
Mystisches Zeugnis
frühen Christentums
35
Insel Iona
(Hebriden),
um 800
Trinity College
Library, Dublin,
Ms. A.I.6 (58)
Limitierte Auflage:
1.480 Exemplare
680 Seiten
Format:
33 x 25 cm
ausgeschmückt. Das Buch enthält die vier Evangelien als den
heiligsten Text der Christenheit, aber auch vielfältigste Zitate, die sehr humorvoll sind. Buchstaben werden zu Bildern
und Bilder zu Buchstaben.
Das Lorscher Evangeliar
In der berühmten Hofschule Karls
des Großen in Aachen entstand als formvollendetes Werk um 810 eine Evangelienhandschrift, also eine Sammlung der vier Evangelien des Neuen Testaments, die wohl auch
Karl der Große in Händen gehalten hat, geschaffen von den besten Künstlern ihrer Zeit:
das Lorscher Evangeliar.
Dieses monumentale Werk der karolingischen Hofkunst ist eine der seltenen
frühmittelalterlichen Handschriften, die ganz
mit Goldtinte geschrieben sind. Ganzseitige
Prachtillustrationen begeistern durch ihre
Monumentalität: so die Kanontafeln, die am
Anfang eines jeden Evangeliars stehen und
dem Leser die Harmonie der Evangelien vor
Augen führen, ebenso wie die Evangelistenporträts zu Beginn der jeweiligen Vorworte
oder die prachtvollen Incipitseiten, also die
Textanfänge der einzelnen Evangelien.
Einband aus
feinstem weißen
Leder und
Schmuckkassette
Aachen,
um 810
Biblioteca
Apostolica Vaticana,
Pal. lat. 50;
Biblioteca
Documentară
Batthyáneum, Alba
Julia; Victoria &
Albert Museum,
London, Inv. Nr.
138-1866; Museo
Sacro, Vatikan
Limitierte Auflage:
333 Exemplare
473 Seiten
Format:
37 x 27 cm
Nachbildungen der
Elfenbeintafeln des
Originaleinbandes
36
Erzbistum Mainz,
um 1250
Das Mainzer Evangeliar
Ein Fest der Farbe und des Lichts
Hofbibliothek
Aschaffenburg,
Ms. 13
Limitierte Auflage:
980 Exemplare
200 Seiten
Format:
35,3 x 27 cm
71 teilweise
ganzseitige
Miniaturen und
300 Zierinitialen
Nordfrankreich,
Anfang 15. Jh.
Royale Albert I,
Brüssel,
Ms. 11060-61
Einmalig für seine Zeit ist die Fülle des Bilderzyklus, der
das vollständige Leben Jesu in Gold und leuchtenden Farben in der Stilistik
des frühgotischen Zackenstils illustriert. Die nahezu durchgehend goldene Schrifttextur und
meist auf Goldgrund gemalte Miniaturen machen den Codex Aureus zu einem der bedeutendsten
Werke deutscher Malerei des 13. Jahrhunderts. Der Auftraggeber dieses unvergleichlichen
Prachtevangeliars ist heute unbekannt. Die außergewöhnlich kostbare Ausstattung legt aber nahe,
den mächtigen Mainzer Erzbischof entweder als Stifter oder Adressaten der einzigartigen Handschrift anzusehen. Ausgesprochen reizvoll sticht das brillante Kolorit der Miniaturen heraus, das
den Vergleich mit farbenprächtigen Kirchenfresken und der Leuchtkraft der Glasmalerei nicht zu
scheuen braucht. Gleich einem lichtdurchfluteten Kirchenfenster leuchten die kräftigen Farben
der Bild- und Zierelemente aus dem fast blendenden Goldgrund.
Das Brüsseler Stundenbuch
Inbegriff des gotisch
gestalteten Buches
Limitierte Auflage:
980 Exemplare
276 Seiten
Format:
27,5 x 18,5 cm
20 ganzseitige
Miniaturen und
17 Initialseiten
Das Brüsseler Stundenbuch gilt als Inbegriff des gotisch gestalteten
Buches. Erstmals zeigt sich hier eine ganz moderne Art der Illumination: eine große Miniatur im einfachen Rechteck, ohne jedes Maßwerk und ohne rechte Anpassung an das Buch. Fast scheint es, als
wolle der Maler ein Fenster in das Pergament schneiden und den
Blick nach außen öffnen. Man nimmt an, dass die Konzeption und
die Vorzeichnungen auf den Miniaturisten Jacquemart zurückgehen,
der seit 1384 im
Dienste des Herzogs
von Berry stand. Er
wandelte die Miniatur in ein ganzseitiges, autonomes Bild
um, ganz nach italienischem Vorbild.
Einer
der
Höhepunkte im Brüsseler Stundenbuch ist
zweifellos die Demi-Grisaille-Doppelseite. Im Brüsseler
Stundenbuch ist sie
mit kräftigen Farbtupfern gepaart, ein
künstlerisches Mittel
zu neuer Ästhetik.
Les Petites Heures
Das „Kleine Stundenbuch“
Ein großes Kunstwerk
des Herzogs von Berry
Die bedeutendsten Buchmaler des 14. Jahrhunderts haben im
Auftrag des Herzogs von Berry ein wahres Kunstwerk geschaffen, darunter zu Beginn der große Jean Le Noir, in einem zweiten Arbeitsabschnitt der berühmte Jacquemart de Hesdin, zuletzt
sogar noch einer der Gebrüder Limburg. So entstand in diesem
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herrlichen Buch eine Galerie von Bildern in einer Anzahl, die jedem
Museum heute zur Ehre
gereichen würde. 119 Miniaturen finden sich im
Codex. Die Schrift- und
Miniaturseiten
dieses
prächtigen Stundenbuches
sind durchweg mit filigranen Ranken, Vögeln
und Schmetterlingen ausgeschmückt. Die feinen
Darstellungen dienen als
kunstvolle visuelle Unterstützung, mit der die
Buchmaler den Gebetstext zur Geltung brachten.
Es gibt viele Hinweise
darauf, dass der Herzog
dieses Stundenbuch auf
seinen häufigen Reisen
immer bei sich hatte.
Frankreich,
1372-80 /
1385-90 /
1410
Bibliothèque
nationale de
France, Paris,
Ms. lat.18014
Limitierte Auflage:
980 Exemplare
586 Seiten
Format:
21 x 14,5 cm
119 Miniaturseiten
sowie weitere über
300 prächtig
verzierte Seiten
Die Ottheinrich-Bibel
Die Königin der deutschen Bibeln
Regensburg,
um 1425
Bayerische
Staatsbibliothek,
München, Cgm
8010/1.2
Limitierte Auflage:
980 Exemplare
156 Seiten
Format:
53,2 x 37,2 cm
100 Jahre vor Luthers Bibelübersetzung, um 1425, entstand die frühneuhochdeutsche Handschrift. Prachtvoll in Gold und
kostbaren Farben von zwei Regensburger
Meistern illuminiert, geriet die Bibel zum
höfischen Prachtwerk. Der bibliophile Kurfürst Ottheinrich von der Pfalz (1502-1559)
erwarb die Handschrift um 1530 als Prunk-
stück für seine weltberühmte Heidelberger
Bibliotheca Palatina. Im Auftrag Ottheinrichs
setzte der Renaissancemaler Matthias Gerung
die Ausstattung der Handschrift fort, so dass
nunmehr eine unvergleichlich prächtige Ausgabe des Neuen Testaments vorliegt, die – in
frühneuhochdeutscher Sprache geschrieben
– für den heutigen Betrachter gut lesbar ist.
46 Miniaturen,
41 Goldinitialen
Les Très Riches Heures
du Duc de Berry
38
Paris,
1410-1485
Museé Condé,
Chantilly bei Paris,
Ms. 65
Limitierte Auflage:
980 Exemplare
416 Seiten
Format:
29,4 x 21,5 cm
131 Miniaturen,
über 3.000
Goldinitialen
Flandern,
um 1380-? /
1405-16 /
1424-41 / 1450?
Museo Civico
d’Arte Antica,
Turin, Inv. No. 47
Limitierte Auflage:
980 Exemplare
252 Seiten
Format:
28,4 x 20,3 cm
28 Miniaturen, u.a.
von Jan van Eyck,
unzählige Initialen
und Bordüren
Einband aus dunkelgrünem Samt
mit goldgeprägter
Deckelvignette
Jean, Duc de Berry, der die Très Riches Heures in Auftrag gab, war der wohl größte Bibliophile
des Mittelalters. Einsam überragt das zwischen 1410 und 1485 entstandene Werk an Neuem und
Kühnheit seine Zeit. Was der Handschrift zu ihrem einzigartigen Ruhm verholfen hat, sind ihre
großen Miniaturen, in der Art und im Format kleiner Tafelbilder. Paul Limburg und seine Brüder
begannen mit der Ausschmückung des prunkvollen Stundenbuchs, Jean Colombe vollendete sie.
Verfeinerter Manierismus der Hofkunst, Einflüsse der italienischen und niederländischen Malerei vereinigten sich mit den Stileigenheiten der Pariser Werkstätten zu einer Synthese, die den
„Internationalen Stil“ begründete. Im Codex begegnen 131 reich mit Gold und Silber ausgelegte
Prachtminiaturen, 3.000 Goldinitialen sowie über 1.800 vergoldete Zeilenleistchen.
Das Turin-Mailänder Stundenbuch
Buchmalerisches Lebenswerk des Jan van Eyck
Das Turin-Mailänder
Stundenbuch wurde
in einem Zeitraum
von 70 Jahren geschaffen. Am Anfang
stand ein äußerst
ehrgeiziges Projekt
für eine Handschrift
monumentalen Umfangs. Auftraggeber
war der Herzog Jean
von Berry, nach dessen Tod die Arbeit
am Manuskript ruhte.
Der Erbe des Codex,
Graf Johann von Holland, war es, der Jan
van Eyck 1424 mit
der Vollendung des
Werkes beauftragte.
Van Eyck verstarb
1441, die Vollendung
geschah auf Initiative Philipps des Guten. Das
eigentliche Stundenbuch, die Très Belles Heures de Notre-Dame,
gelangte in den Besitz von Robinet d’Estampes, Schatzmeister des
Herzogs von Berry; der zweite Teil bestand aus den 1904 verbrannten
Heures de Turin, deren Überreste, nur vier Blätter, heute im Louvre
aufbewahrt werden, und schließlich aus dem Messbuch, benannt als
Turin-Mailänder Stundenbuch.
Die 42-zeilige Gutenberg-Bibel –
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das erste mit beweglichen Lettern gedruckte Buch
Die Mazarine-Bibel
300 Jahre nach der Erfindung Gutenbergs entdeckte
der Pariser Bibliograph und Buchhändler Guillaume-François de Bure 1763 in der Sammlung des Kardinals
Mazarin (1602-61) eine 42-zeilige Gutenberg-Bibel. Das
Exemplar der Bibliothèque Mazarine, an dem die Inkunabelkunde zuerst erkannte, dass es sich um Gutenbergs
Werk handelt, ist vollständig erhalten und in einem hervorragenden Zustand. Es
besteht aus zwei Bänden
von 648 und 636 Seiten,
zweispaltig gesetzt auf
elfenbeinartigem Papier.
Das Exemplar weist
zahlreiche gemalte Initialen auf, insbesondere in
Blau und Rot gehaltene
Initialen am Anfang der
Kapitel, welche noch in
Das Faksimile der Mazarine-Bibel
Mainz ausgeführt wurden
mit Reproduktion des Originaleinbandes
(Mainzer Kalligrafie).
Die Berliner Gutenberg-Bibel
Die künstlerische Ausstattung
des Berliner Exemplars der
Gutenberg-Bibel ist einem um
die Mitte des 15. Jahrhunderts
tätigen Buchmaleratelier zuzuschreiben. Es wird nach einem
Schmuckmotiv als „Pfauenwerkstatt“ bezeichnet und war wahrscheinlich in Leipzig ansässig.
Charakteristisch für Arbeiten
dieses Ateliers sind Vogel- und
Insektendarstellungen.
Entstanden in Mainz,
1454-56, gelangte der Druck auf
Pergament nach Sachsen in das
Bistum Meißen, und dort eben
nach Leipzig, um rubriziert und
illustriert zu werden. Schmuckinitialen, zum Teil mit figürlichen Darstellungen, und Randleisten mit ornamentalem oder
naturalistischem
Rankenwerk
verweisen auf den hohen ästhetischen Anspruch der höfischen
Kunst des 15. Jahrhunderts.
Mainz,
1454-56
Bibliothèque
Mazarine, Paris,
Ms. Inc. 1
Limitierte Auflage:
250 Exemplare
inkl. einer
Luxusausgabe mit
Reproduktion des
Originaleinbandes
1.284 Seiten
Format:
42,5 x 31 cm
Bibliotheca Rara
Mainz,
1454-56,
illustriert in
Leipzig
um 1460
Staatsbibliothek zu
Berlin, Preußischer
Kulturbesitz,
Ms. Inc. 1511
Limitierte Auflage:
895 Exemplare
Etwa 100 farbige
Miniaturen in
Lichtdruck mit
4-12 Farben mit
Goldfolienauflage
1.282 Seiten
Format:
42,5 x 31 cm
IDION
Unser Domizil
48143 Münster
Rosenstr. 12-13
(vis-à-vis der Überwasserkirche)
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