Murren über mehr Mietskasernen

3. 20/~
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STÄDTEBAU
Murren über mehr Mietskasernen
Neue Bürgerinitiative wendet sich gegen eine ihrer Ansicht nach immer dichter werdende Bebauung in der Stadt
BIETIGHEIIYI-BISSINGEN
VON FRANI< I<LEIN
Das fass zum Überlaufen brachten Pläne
der Bietigheimer Wohnbau in der Bissinger Bahnhofstraße. Dortwill die städtische
Wohnungsbaugesellschaft
}wei Häuser
abreißen und auf dem rund 1600 Quadratmeter großen Grundstück mehrere Neu.bauten errichten. Dieses Vorhaben stößt
bei Anwohnern wie Thea Strauch, Sabine
Hohn und Ieffrey Kleinpeter auf Protest.
Sie haben etwa '60 Unterschriften
gegen
die Pläne der Wohnbau gesammelt, die sie
Anfang Pebruar an Oberbürgermeister
Iürgen Kessing, überreichten.
"Er hat so
getan, als ob er von nichts wüsste", sagt
Thea Strauch am Dienstagabend im Ausflugslokal Schellenhof, wo sich die Bürgerinitiative Bissingen offiziell gründet und
über ihr Anliegen informiert.
Strauch kauft dem OB dessen Ahnungslosigkeit freilich nicht ab, ist Kessing doch
nicht nur Chef der Stadtverwaltung, sondern auch Aufsichtsratsvorsitzender
der
Wo'hnbau. "Die geplante Bebauung passt
nicht ins Umfeld der Bahnhofstraße",
meint Strauch. "Wo vorher zwei Familien
gewohnt haben, soll nun Wohnraum für
den Fotos sind gesichtslose Mehrfamilienstellt Wiesbauer klar: "Innenverdichtung
werden wir in Bietigheim weiterbetreihäuser zu sehen, die geriau so auch in
ben."
Flensburg, Castrop-Rauxel oder Posemu'ekel stehen könnten,
Er
wohne
selbst im Neubaugebiet
Kreuzäcker, erzählt Wiesb.imersKollege
Sabine Hohn berichtet von einem ProWestram, und .zwar gerne. Verstehe aber,
jekt eines Besigheimer Wohnbauunter"VieleNeubauten kann man fast
fügt er hinzu, "jeden, der die Kreuzäcker
nehmens
in
der
Tammer
Straße.
Das
Haus
als Bausünde bezeichnen."
gewöhnungsbedürftig
findet" . .Dennoch
ihres Sohnes sei als einziges Objekt im
plädiert auch Westram für NachverdichUmfeld nicht an den Investor verkauft
Thea Strauch Bürgerinitiative Bissingen
tung. "Wir dürfen nicht Boch mehr Fläworden. .Jetzt hat die Firma ihn von allen
Seiten mit riesigen Blöcken zugebaut",
chen verbrauchen, und es ibt einen BeDie Bürgerinitiative
fordert, dass sich
darf an bezahlbarem Wohnraum."
sagt Hohn. .Das' ist deprimierend,
man
künftige Neubauprojek:te
besser in, ihre
,
hat ihn richtig eingekesselt."
,
,
Umgebung
einfügen, llüf NachverdichDie Auftaitveransta1timg"d~r
Bürgerinitung wenigen massiv auMällt. "Wir wollen,
"Esgibt in Bietigheim einen Bedarf
tiative Bissingen, die sich ausdrücklich gedass alte Häuser und .das bauliche Eran bezahlbarem Wohnraum."
'
gen zu starke Nachverdichtung
in ganz
scheinungsbild
erhalten bleiben", erklärt
Axel Westram Stadtrat
Bietigheim-Bissingen
einsetzen will, hat
Ieffrey Kleinpeter. "Wenn weiter so große
Blöcke hingestellt werden, sieht Bissingen , nur ein Dutzend Neugierige angelockt, daDie Bürgerinitiative
Bissingen werde
runter auch der Landtagsabgeordnete
Dain 20 Jahren nicht mehr so aus wie bisher."
sich weiter für ihre Forderungen
einset - ,
niel Renkonen sowie' die beiden Stadträte
Dass viele in den vergangenen 20 Jahren
zen, betont Thea Strauch. Sie erinnert daAxel Westram und Thomas Wiesbauer.
entstandene
Gebäude- tatsächlich - sehr
ran, dass in den 70er Jahren weite Teile der
Die Bebauung in der Tammer Straße sei
vorsichtig formuliert - alles andere als arBietigheimer Altstadt zum Abriss freigegebereits das Ergebnis eines Kompromisses,
chitektonische Glanzstücke sind, demonsben werden sollten. "Nur einer Bürgerinierläutert Wiesbauer.
"Die anfänglichen
triert Strauch anschließend auf ihrem Laptiative ist es zu verdanken, dass es damals
Pläne waren noch viel dichter, da ist der
top. 'Sie zeigt Beispiele aus der Wörth-,
Gemeinderat aus allen Wolken gefallen." , nicht so weit gekommen ist", sagt Strauch.
Flößer-, Schubart-,
Kilian-, Iahn- und
;,Vielen Bietigheimern ist jnicht mehr beDie Stadträte hätten dem' Vorhaben erst
Bahnhofstraße.
die das 'Murren, über
zugestimmt, nachdemdie
Wohnbaufirma
, wusst, dass es ohne diesen Protest heute
Mietskasernen
und modernen Städtebau
,
kein Hornmoldhaus mehr geben würde."
die Pläne überarbettet
habe. Allerdings
nachvollziehbar
erscheinen
lassen. Auf
16 Familien entstehen." Auch an vielen
anderen Stellen in Bietigheim-Bissingen
seien Neubauten
entstanden,
,;die man
fast als BausÜnde bezeichn~n könnte".
.
,