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makeln.com - Harnisch 35 - 22179 Hamburg
Studie zum Thema:
„Geändertes Nutzerverhalten in der Immobilienbranche und die
Konsequenzen für den Vertrieb“
von
Tom Leppin
Über Makeln.com:
Maklen.com versteht sich als Partner der Immobilienprofis. Gern beraten wir Sie
individuell zu Möglichkeiten der Kundenansprache in Ihrem Unternehmen und
erarbeiten mit Ihnen gemeinsam passgenaue Marketingstrategien für alle
Anforderungen rund um das Thema Immobilie.
Der Autor:
Tom Leppin
Managing Director
Kontakt:
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0172 5992312
Telefon:
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www.makeln.com
Sitz der Gesellschaft: Hamburg
Umsatzsteuer-ID: 50/143/02427
Inhalt
Abbildungsverzeichnis .................................................................................................... III
1.
Einleitung ................................................................................................................... 1
1.1.
Themenbegründung............................................................................................. 1
1.2.
Problemstellung................................................................................................... 1
1.3.
Untersuchungsansatz ........................................................................................... 2
2.
Zielsetzung ................................................................................................................. 2
3.
Ausgangshypothesen .................................................................................................. 4
4.
3.1.
Analyse Nutzerverhalten der letzten Jahre .......................................................... 4
3.2.
Ausgangshypothese Immobilienvermittler 2014 ................................................ 5
3.3.
Funktion und Bedeutung der Immobilienportale ................................................ 6
Technologische Trends und deren Auswirkung ......................................................... 8
4.1.
4.1.1.
Google Glass ................................................................................................ 8
4.1.2.
SmartTV ..................................................................................................... 11
4.1.3.
Soziale Suchprofile .................................................................................... 13
4.2.
5.
Fallstudien ........................................................................................................... 8
Immobilienportale als Technologiepartner der Vermittler ............................... 15
Ergebnisse ................................................................................................................ 17
6. Ausblick / Offene Fragen ............................................................................................ 19
Literaturverzeichnis.........................................................................................................IV
Inhaltsverzeichnis
II
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 – Preisentwicklung Anzeigen bei Immobilienscout24.de ............................ 7
Abbildung 2 – „Google Glass“ Beispiel mit Beschriftung ............................................... 8
Abbildung 3 – Mediennutzungsdauer in Deutschland 2013 ........................................... 11
Abbildung 4 – Immobiliensuche am SmartTV von daft.ie ............................................. 12
Abbildung 5 – Entwicklung der Nutzerzahlen von Facebook ........................................ 13
III
1. Einleitung
1.1. Themenbegründung
Viele Branchen sind vom digitalen Wandel betroffen. Die Auswirkungen sind durchaus
mit denen der industriellen Revolution zu vergleichen. Ganze Arbeitsbereiche entfallen,
komplette Berufe entstehen neu. Kaum eine Branche jedoch ist davon so intensiv
betroffen wie die Immobilienwirtschaft. Die Vermittlung von Immobilien wird im
Internet
quasi
neu
definiert.
Kein
Immobilienvermittler
kann
sich
dieser
Aufgabenstellung entziehen.
Hatte das Internet in Deutschland vor ca. 15 Jahren noch keine Bedeutung für die
Immobilienvermittlung, sind seitdem ganze Unternehmen mit dem alleinigen
Geschäftszweck der Onlinevermarktung von Immobilienanzeigen entstanden. Durch das
stetige Voranschreiten des digitalen Wandels, entwickeln sich die Onlinerubriken
immer mehr zu Onlinemarktplätzen für die Immobilienwirtschaft. Die drei
marktbeherrschenden Anbieter sind Immobilienscout24, Immonet und Immowelt. Diese
drei vereinen unter Zugrundelegung der Nutzungszeiten ca. 86% des Gesamtmarktes
auf sich (Immobilien Scout GmbH, 2014).
1.2. Problemstellung
Das Nutzerverhalten bei der Immobiliensuche nach Kauf- oder Mietobjekten hat sich in
den letzten Jahren rasant verändert. Noch vor wenigen Jahren war die Insertion in den
Printmedien das vorherrschende Marketingtool von Immobilienvermittlern. Durch
technischen Fortschritt, insbesondere in der Entwicklung und Anwendung von mobilen
Endgeräten und durch die große Nutzerakzeptanz dieser neuen Möglichkeiten ändert
sich das Konsumentenverhalten vollständig. Damit sieht sich der Immobilienvertrieb
aktuell und vor allem in der Zukunft vor großen Herausforderungen, diese digitalen
Vertriebskanäle professionell zu bedienen.
Häufig
beginnt
sich
auf
Seiten
der
Immobilienvermittler
erst
jetzt
ein
Problembewusstsein zu entwickeln. Jedoch verfügen die Nutzer bereits heute über einen
immensen Wissensvorsprung in der Anwendung. Hierzu gilt es Ansätze zu entwickeln,
um diese Lücke zu schließen und sich auf das geänderte Nutzerverhalten einzustellen.
1
1.3. Untersuchungsansatz
Zur Annährung an das Thema wurde eine Untersuchung der aktuellen Möglichkeiten
der Immobiliensuche und damit des derzeitigen Nutzerverhaltens durchgeführt. Danach
erfolgte
ein
Vergleich
mit
dem
Nutzerverhalten
der
Vergangenheit.
Der
Referenzzeitraum erstreckt sich auf die Jahre 1998 bis heute, da 1998 die Immobilien
Scout GmbH mit dem ersten Onlinevermarktungsangebot begann. Anhand von
anstehenden oder bereits umgesetzten technischen Entwicklungen werden nun Trends
aufgezeigt die weiteren Einfluss auf die Nutzung nehmen können. Dies wird an drei
konkreten Fallstudien veranschaulicht.
Die Zwischenergebnisse wurden mit dem aktuellen Stand von Vertriebsaktivitäten und
der Ansprache über Vertriebskanäle durch die Immobilienvermittler abgeglichen. Dazu
hat ein telefonisches Expertengespräch mit Herrn Reinhard Müller der Firma Sachwert
Plus Immobilien GmbH stattgefunden. Herr Müller wurde auf Grund seiner über 20jährigen Tätigkeit in der Immobilienvermittlung ausgewählt. Zudem ist er ein
anerkannter Experte für die Vermittlung in Berlin. Anhand der Ergebnisse erfolgte
abschließend die Einschätzung der aktuellen Lage der Vermittlungsaktivitäten.
Weiterhin wurden daraus resultierende Ansätze für die zukünftige Vermittlung
aufgezeigt. In die gesamte Arbeit sind auch persönliche Erfahrungswerte und
Erkenntnisse eingeflossen. Dieses Fachwissen gründet sich auf eine sechsjährige
Beratertätigkeit in der Immobilienbranche für die Vermittler.
2. Zielsetzung
Ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit besteht darin, zu Beginn das geänderte
Nutzerverhalten von Immobilienvermittlern und Immobiliennachfragern detailliert zu
analysieren und den bereits stattgefunden Wandel zu verdeutlichen. Die Untersuchung
erstreckt sich im Wesentlichen auf gewerbliche Immobilienanbieter (Bauträger,
Immobilienmakler) sowie private Nachfrager. Die getätigten Transaktionen umfassen
bei Selbstnutzern Eigentumswohnungen, Reihenhäuser, Doppelhaushälften und
freistehende Ein- bis Zweifamilienhäuser, im Bereich der Kapitalanlage vermietete
Eigentumswohnungen, Mehrfamilienhäuser sowie Wohn- und Geschäftshäuser. Auch
die gewerbliche Wohnungsvermietung über Makler wird berücksichtigt. Sämtliche
anderen Immobilientransaktionen, insbesondere institutioneller Anleger, finden auf
eigenen Teilmärkten statt und sind nicht Bestandteil der Untersuchung.
2
Anschließend wird die technische Entwicklung, insbesondere im Bereich der mobilen
Endgeräte, zusammengefasst. Neben einer permanenten Weiterentwicklung der
Prozessorleistung, hat zusätzlich eine Vereinfachung der Technik hin zu einer komplett
intuitiven Bedienungsführung stattgefunden, was zu einem massiven Anstieg der
Nutzerakzeptanz und des Nutzereinstiegs führte. Dadurch sind nachfrageseitig
wesentlich mehr
Nachfragern
örtlich
Marktteilnehmer vorhanden, die im Gegensatz zu früheren
und
zeitlich
unabhängig
agieren.
Darauf
müssen
sich
Immobilienanbieter einstellen, wenn sie konkurrenzfähig bleiben wollen. Im Laufe der
Arbeit soll untersucht werden, ob eine weitere Vereinfachung der Technik möglich ist
und welche praxisrelevanten Auswirkungen sich daraus ergeben. Dazu ist es
erforderlich, den Status Quo des Arbeitsalltags der Immobilienvermittler zu beleuchten
und im Anschluss daran die Trends, die diesen Arbeitsalltag ebenso verändern können,
aufzuzeigen und zu untersuchen. Die sich ergebenden Änderungen des Nutzerverhaltens
sind Bestandteil der Untersuchung.
Die zuvor beschriebenen Entwicklungen werden anhand von drei Fallstudien
dargestellt. Es handelt sich dabei zunächst um die neueste Google-Anwendung, die
Applikation "Google-Glass". Diese Applikation vereinigt, optisch einer Brille ähnlich,
Funktionen von Computeranwendungen mit denen eines Smartphones. Die zweite
Fallstudie beschäftigt sich mit der Veränderung des Fernsehverhaltens hin zur
Interaktion mit dem Kunden, zum Beispiel in Form von virtuellen Besichtigungen.
Dieses interaktive Fernsehen wird als "SmartTV" bezeichnet. Im Gegensatz zum
heutigen Standardfernsehen wird der Nutzer in die Interaktion einbezogen, oft geht sie
sogar von ihm aus. Die dritte Fallstudie befasst sich mit der Nutzung sozialer
Profildaten und ihrer Bedeutung für den Immobilienverkauf. Dabei werden die in
Sozialprofilen (z. B. Facebook, Xing, Linked-In) hinterlegten Daten ausgewertet und
gezielt für Werbung genutzt. Dieses Vorgehen ermöglicht einerseits eine sehr genaue
Identifikation der Zielgruppe, andererseits wird der Suchprozess quasi umgekehrt: war
es bisher der Kunde, der die Immobilie nachgefragt hat, so geht die Aktion künftig vom
Objekt aus.
3
In allen Fallstudien soll untersucht werden, inwieweit die Applikationen geeignet sind,
die Kommunikation zwischen Immobilienanbietern und -nachfragern zu vereinfachen.
Abschließend
erfolgt
ein
Ausblick,
welche
Anforderungen
künftig
den
Immobilienanbieter erwarten, vor dem Hintergrund der zentralen Fragestellung, welche
neuen Vertriebskanäle erschlossen werden können.
3. Ausgangshypothesen
Die Ausgangshypothesen zeigen die Entwicklung der letzten Jahre auf. Dabei wird
sowohl auf die Entwicklung des Nutzerverhaltens, als auch auf die der Vermittler
eingegangen.
3.1. Analyse Nutzerverhalten der letzten Jahre
Wer in den 90er-Jahren eine Immobilie suchte, ganz gleich, ob es sich um eine
Eigentumswohnung zum Kauf oder um eine Mietwohnung handelte, war vollständig auf
die Tageszeitungen angewiesen. Sie waren der beherrschende Vertriebskanal für die
Immobilienvermittlung. Ergänzend dazu konnte ein Interessent sich nur über die
Bauschilder direkt an Wohnungsvorhaben über Kontaktdaten des Vermittlers
informieren. In beiden Fällen war eine persönliche Kontaktaufnahme notwendig, um an
grundlegende Informationen zu den Angeboten zu kommen. Grade in Ballungszentren
war dies für die Immobilienvermittler eine komfortable Vermarktungssituation. Der
Immobilienmarkt war extrem intransparent und der Vermittler hatte einen massiven
Informationsvorsprung gegenüber dem Suchenden. Auch war es zu dieser Zeit durchaus
üblich, einen Makler mit der aktiven Suche nach einer passenden Immobilie zu
beauftragen. Dieser Weg wird heute nur noch sehr selten gewählt (vgl. Müller, 2014).
Mit der zunehmenden Verbreitung des Internets und den ersten Onlineinseraten begann
eine rasante Veränderung des Nutzerverhaltens. Zwar gab es um das Jahr 2000 noch
nicht besonders viele Angebote im Internet, aber die Vorteile für die Interessenten
wurden sehr schnell deutlich und die Vermarktungszahlen über das Internet sind
deutlich gestiegen. Die Vielzahl von Objektinformationen, und, später dann auch Bilder
der Immobilie bildeten die entscheidenden Kriterien. Die Nutzung von mobilen
Endgeräten und damit auch die mobile Immobiliensuche begann mit der Einführung
von UMTS als Übertragungsstandard im Jahr 2002 (vgl. Wikimedia Foundation Inc.,
2014).
4
Mit der zunehmenden Verbreitung von Smartphones und der stetigen Entwicklung der
Übertragungsgeschwindigkeiten stieg auch die Akzeptanz und Nutzung der mobilen
Endgeräte von Jahr zu Jahr rasant an. Die Immobilienportale veröffentlichten
Anwendungen für die Suche von unterwegs und ermöglichten das Abrufen von mehr
Medieninhalten zu den Immobilien. Heute nutzen nach internen Auswertungen des
Immobilienportals Immonet bereits ca. 35% der Interessenten ausschließlich mobile
Endgeräte. Die Suche wird immer mehr zu einem spielerischen Erlebnis für den Nutzer.
Er hat die Möglichkeit, sich im Vorfeld einer Besichtigung detailliert über eine
Immobilie und ihre Umgebung zu informieren - völlig unabhängig von einem
stationären Computer.
3.2. Ausgangshypothese Immobilienvermittler 2014
Die Vermittlung von Immobilien hat sich in den vergangen 20 Jahren stark verändert.
Einerseits haben sich die Medien komplett gewandelt - weg von der Zeitung, hin zum
Internet -, andererseits werden die Anforderungen an die Vermittler immer größer. Dies
betrifft sowohl die Einflussnahme durch Gesetzgeber als auch vom Interessenten.
Haben bis zum Jahr 2000 wenige, recht einfache Fotos einer Immobilie für die
Vermarktung vollkommen ausgereicht, ist heute eine Vielzahl von professionellen
Aufnahmen notwendig. Zusätzlich zur erforderlichen Kompetenz im Bereich der
Objektpräsentation, muss der Immobilienvermittler heute Wissen und Praxis im Bereich
der Onlinevermarktung besitzen. Diese veränderte Anforderung stellt viele Vermittler
vor große Herausforderungen. Dies liegt unter anderem daran, dass noch kein
endgültiger Generationenwechsel stattgefunden hat. Für viele der heute tätigen Anbieter
ist
der
Umgang
mit
dem
Internet
und
den
mobilen
Endgeräten
keine
Selbstverständlichkeit. Auch die zunehmende Menge und Geschwindigkeit der
Kommunikation mit den Interessenten stellt viele Makler vor große Herausforderungen.
Hierzu sollten professionelle Immobiliensoftwarelösungen eingeführt und beherrscht
werden um den Anforderungen der Kunden gerecht werden zu können (vgl. Müller,
2014).
Zusätzlich stellt der Gesetzgeber diverse Anforderungen an den Vermittler. Hierzu
zählen zum Beispiel die eindeutige Identifizierung des Kunden nach dem
Geldwäschegesetz und die Aufbewahrung aller Unterlagen zu einem Vertragsabschluss
über einen Zeitraum von fünf Jahren. Eine neue Herausforderung wird sich durch die
5
neue Fassung des §312c BGB zum 13.06.2014 ergeben. Dann fallen Maklerverträge
unter das Fernabsatzgesetz und es besteht für die Kunden nach §355 BGB ein
Widerrufsrecht (vgl. Koch, 2014). Wie auch zum Geldwäschegesetz muss der
Vermittler hierzu Maßnahmen ergreifen und sich sowohl auf die Bedürfnisse seiner
Kunden, als auch die gesetzlichen Anforderungen einstellen. Da zu vermuten ist, dass
weitere gesetzliche Reglungen folgen werden, ist dies für die Vermittler ein
entscheidender Punkt frühzeitig passende Strategien zu entwickeln und die
Kommunikation mit dem Kunden entsprechend anzupassen.
Bis heute ist es für die Vermittlung von Immobilien, die einen immensen
Vermögenswert darstellen, nicht notwendig einen Fachkundenachweis für die
Ausübung des Berufes zu erbringen. Es ist lediglich die Erteilung einer
Gewerbeerlaubnis gemäß §34c notwendig, um Immobilien zu vermitteln. Dies stellt für
die professionell arbeitenden und gut ausgebildeten Vermittler eine große Bedrohung
dar. Es gibt erste Interessenten, die aufgrund von negativen Erfahrungen und
mangelnder
Beratung
nicht
mehr
bereit
sind
Dienstleistungen
von
Immobilienvermittlern in Anspruch zu nehmen. Die Immobilienverbände in
Deutschland fordern hierzu bereits seit einigen Jahren einen entsprechenden
Fachkundenachweis vor Erteilung der Gewerbeerlaubnis (vgl. Immobilienverband
Deutschland IVD Bundesverband der Immobilienberater, Makler, Verwalter und
Sachverständigen e.V., 2012).
3.3. Funktion und Bedeutung der Immobilienportale
Immer mehr entwickelten sich Immobilienportale als der stärkste Vertriebskanal für die
Vermittlung, da der Bereich der Printvermarktung inzwischen deutlich zurückgegangen
ist. Damit hat sich allerdings auch eine neue Abhängigkeit der Vermittler von den
Portalen
ergeben.
Der
Markt
bildet
ein
Angebotsoligopol
bestehend
aus:
Immobilienscout24.de, Immonet.de und Immowelt.de. Wobei diese in verschiedenen
Regionen
in
Deutschland
unterschiedlich
stark
vertreten
sind.
In
einigen
Nischenmärkten oder wenigen regionalen Märkten existieren noch einzelne weitere, zu
vernachlässigende Immobilienportale.
Alle Anbieter verfolgen eine konsequente Skimmingstrategie, um ein schnelles
Wachstum und damit ein möglichst großes Immobilienangebot zu erreichen. Noch vor
6
ca. fünf Jahren lagen die Preise für eine Anzeige in einem Immobilienportal bei ca. 10%
des Preises für eine Zeitungsanzeige. Dies zeigen interne Preisaufzeichnungen und
Vergleiche der Firma Immonet GmbH. Nach dem Wechsel von den Printmedien in die
Onlinevermarktung, ist ein deutlicher Preisanstieg zu beobachten. Dieser wird in der
folgenden Grafik veranschaulicht. Abgebildet sind die Preiseentwicklungen für drei
Objektstaffeln bei Immobilienscout24.de in den letzten sechs Jahren.
Abbildung 1 – Preisentwicklung Anzeigen bei Immobilienscout24.de
Quelle: eigene Darstellung
Ferner haben sich die Portale immer mehr zu einem digitalen Marktplatz für die
Immobilienbranche entwickelt und bieten dem Nutzer heute weit mehr als die reinen
Immobilienanzeigen. Dazu gehören Dienstleistungen rund um die Immobilie wie zum
Beispiel Umzugsdienste oder die Vermittlungen von passenden Versicherungen. Damit
versuchen die Portale für ihre Kunden immer mehr Zusatznutzen zu generieren und sich
als Plattform rund um das Thema Immobilien zu positionieren. Unter dem Aspekt von
nachhaltigem Marketing wollen sich die Portale als Marke etablieren.
Diese Entwicklung macht sie zur entscheidenden Schnittstelle zwischen Interessent und
Vermittler und bietet beiden Gruppen im Bereich Technologie maßgebliche Vorteile.
Für die Interessenten werden immer neue, mobile Anwendungen entwickelt, die
grundlegende Suche dadurch weiter vereinfacht. Dies könnte ein einzelner Vermittler
7
auf Grund des massiven Aufwandes nicht gewährleisten, was wiederrum seine Bindung
an das Portal nach sich zieht. Er erreicht bestimmte Vertriebskanäle nur noch über das
Schalten von Online-Inseraten, da diese dann durch die Immobilienportale verbreitet
werden. Grade mit diesen Entwicklungen rechtfertigen die Portale zum Teil auch ihre
stark steigenden Nutzungsentgelte.
4. Technologische Trends und deren Auswirkung
4.1. Fallstudien
Anhand der folgenden Fallstudien werden technologische Entwicklungen in Bezug auf
die Immobilienvermittlung betrachtet. Wichtig ist hierbei, dass alle aufgezeigten
Möglichkeiten
bereits
heute
am
Markt
existieren
und
sich
nur
für
die
Immobilienbranchen weiter spezifizieren werden. Ziel der Betrachtung ist es, nach der
grundlegenden Funktionserklärung die konkreten Einsatzmöglichkeiten aufzeigen. Dazu
werden sowohl das Nutzerverhalten, als auch die notwendigen Reaktionen der
Vermittler beachtet. Die Fallstudien wurden auf Grundlage einer Expertenmeinung
hinsichtlich ihrer hohen Relevanz für die Immobilienvermittlung ausgewählt. (vgl.
Müller, 2014)
4.1.1. Google Glass
Das Projekt „Google Glass“ ist ein völlig neuer Ansatz der Kommunikation zwischen
Mensch und Computer. Die Kernidee hinter dem im April 2014 in der ersten Testphase
gestarteten Projekt besteht in der vereinfachten Integration der Technologie ins Leben
der Menschen. Bei „Google Glass“ handelt es sich, vereinfacht ausgedrückt, um eine
neuartige Brille mit eingebauten Computer- und Smartphone Funktionen.
Abbildung 2 – „Google Glass“ Beispiel mit Beschriftung
Quelle in Anlehnung an: https://www.google.com/glass/start/how-it-looks/; Zugriff: 28.05.2014
8
Die Kamera und das Mikrofon im Frontbereich der Brille bilden das Herzstück des
Projektes.
Mit
ihnen
wird
eine
Vielzahl
der
im
Folgenden
dargestellten
Einsatzmöglichkeiten realisiert (vgl. Google Inc., 2014). Für die Übertragung von
Tönen wird Knochenleitung, auch Knochenschall genannt, eingesetzt. Dies bezeichnet
die Weiterleitung von Schall-Schwingungen bzw. Vibrationen durch den das
Gehörorgan umgebenden Schädelknochen unter Umgehung des Mittelohrs.
Der Schallpegel muss um etwa 50 Dezibel erhöht werden, um die gleiche
Lautstärkeempfindung zu erzielen wie über das Ohr. Der Knochenleitungslautsprecher
wird auf den Warzenfortsatz des Schläfenbeins (Knochen direkt hinter der Ohrmuschel)
aufgesetzt (vgl. Wikimedia Foundation Inc., 2014).
Die Benutzung ist für den Anwender denkbar einfach und schnell intuitiv zu erlernen.
Viele Funktionen, die in der Brille zur Verfügung stehen, kennen die Nutzer bereits von
Smartphones und Tablets. Dazu gehören neben der Aufnahme von Bildern und Videos,
die Nutzung von Kartenmaterial oder die Suche nach Informationen im Internet.
Vergleicht man die technischen Möglichkeiten mit der Entwicklung der Smartphones,
werden in naher Zukunft viele weitere Bereiche mit einbezogen. Im Homeentertainment
ist die Steuerung des Fernsehers und der Stereoanlage ein mögliches Einsatzgebiet.
Nähert man sich dem Themenkomplex Immobilie, wird das Thema Haussteuerung eine
zentrale Bedeutung bekommen. So kann mit „Google Glass“ zum Beispiel die
Alarmanlage bedient oder die Haustür geöffnet werden. Auch sind Licht- und
Energieverwaltung sinnvolle Anwendungsbereiche. Diese haben bereits heute über
andere mobile Endgeräte eine große Akzeptanz erlangt.
Leitet man nun daraus die neuen Möglichkeiten für die Immobilienvermittlung ab,
ergeben sich im Wesentlichen die folgenden vier Ansätze:
Zum einen neue Möglichkeiten in der Immobiliensuche. Der Interessent kann
Informationen zu Angeboten noch schneller und ortsunabhängiger abrufen. Die Suche
findet nicht mehr am Computer, sondern meist mobil statt. Häufig sind in den
Immobilienportalen nur wenige Informationen veröffentlicht. Vor Ort kann man sich
dazu einen wesentlich besseren Eindruck verschaffen und bekommt über die Brille
mögliche Angebote, die den eigenen Suchkriterien entsprechen, direkt angezeigt. Dies
führt von einer eher aktiven zu einer eher passiven Suche des Interessenten. Konkret
9
meint dies, dass nicht mehr nach passenden Immobilien gesucht wird, sondern passende
Objekte durch „Google Glass“ vorgeschlagen werden. (vgl. Ruiz, 2013)
Oft ist es für den Immobilienvermittler schwierig, passende Termine für Besichtigungen
zu finden. Dies liegt häufig an der zeitlichen Verfügbarkeit der Interessenten. Hier
ergeben sich nun mit virtuellen Besichtigungen komplett neue Möglichkeiten. Die
Immobilie wird erlebbarer, da es sich bei einer virtuellen Begehung nicht mehr um
Einzelbilder des Objektes handelt, sondern um eine Echtzeitübertragung aus der Sicht
des Vermittlers. So können potenzielle Kunden die Immobilie flexibler besichtigen,
sowie eine größere Anzahl an Objekten detailliert anschauen. Für den Vermittler bringt
dies den Vorteil, dass er die Immobilien mehreren Kunden gleichzeitig und dennoch
persönlich zeigen kann. Er qualifiziert damit auch Interessenten vor der dann folgenden
„Vor- Ort- Besichtigung“ und kann somit Arbeitszeit sparen. Zusätzlich kann in dieser
Besichtigung auf die Umgebung der Immobilie eingegangen werden, indem der
Vermittler diese nach der eigentlichen Besichtigung begeht und erklärt. Somit wird
auch das Umfeld für den Kunden viel greifbarer. (vgl. Ruiz, 2013)
Bis zur ersten Besichtigung und einer möglichen, positiven Kundenentscheidung ist die
Kommunikation zwischen Vermittler und Nachfrager eher gering und vor allem
standardisiert. Ein Großteil des Kommunikationsaufwandes findet erst im Nachgang
statt, beispielsweise bei der Beschaffung von relevanten Unterlagen oder in der
Koordination weiterer Termine mit Gutachtern oder der finanzierenden Bank. Gerade in
kleinen Immobilienbüros ist eine ständige Erreichbarkeit des Maklers aufgrund der
vielen Außentermine kaum zu gewährleisten. Genau diese Erreichbarkeit jedoch wird
von den Interessenten erwartet. Über den mobilen Einsatz von „Google Glass“ könnte
der Vermittler eine bessere Erreichbarkeit gewährleisten und ist für seine Kunden
persönlich ansprechbar. Unterstützt wird dies durch die Funktion der Videotelefonie.
(vgl. Ruiz, 2013)
Durch geschicktes Marketing hat es Google bereits geschafft, eine hohe Nachfrage und
Begeisterung für das neue Produkt zu wecken. Von diesem Effekt kann auch der
Vermittler profitieren, in dem er frühzeitig diese neuen technischen Möglichkeiten
ausnutzt und sich damit als innovativer Partner des Kunden positioniert. Diesen Effekt
konnte man in den letzten Jahren bereits einmal in der Immobilienbranche beobachten.
10
Dies geschah mit der Einführung des iPads von Apple und der steigenden Präsentation
der Objekte über das Tablet beim Kunden (vgl. Ruiz, 2013).
„Google Glass“ hat das Potenzial in vielen Bereichen neue Maßstäbe zu setzen und
neue Anwendungsmöglichkeiten zu erschließen. Gerade in der Immobilienbranche
könnte dies signifikante Veränderungen mit sich bringen. Der Vermittler wird sich auf
diese Neuerungen einstellen müssen um die entsprechende Nachfrage bedienen zu
können. Gleichzeitig besteht darin auch eine Chance zu einer einfacheren und
effektiveren Arbeitsweise.
4.1.2. SmartTV
Als SmartTV werden alle Fernsehgeräte bezeichnet, welche auch Computerfunktionen
bereitstellen. Besonders wichtig ist hierbei die Konnektivität des Gerätes zum Internet.
Weitere Eigenschaften sind diverse Schnittstellen zu anderen Medien über USB oder
WLAN. Diese Entwicklung ist besonders interessant, da der Fernseher noch immer
einen der Mittelpunkte des häuslichen Lebens bildet. Die folgende Grafik zeigt die
tägliche Nutzungsdauer und das dazugehörige Medium.
Abbildung 3 – Mediennutzungsdauer in Deutschland 2013
Quelle entnommen aus: SevenOneMedia; 19 Research Flash-Status quo der Mediennutzung 2013; Seite 4
11
Durch die starke Bedeutung und die immense Reichweite des Fernsehens ist dieser
Vertriebskanal für nahezu alle Branchen relevant. Funktionen von SmartTV
ermöglichen die Interaktion des Nutzers mit dem Gerät. Bis vor kurzem war dies immer
nur ein in eine Richtung ausgelegter Kommunikationsweg.
In Deutschland ist die Immobilienbranche im Fernsehbereich aktuell so gut wie nicht
vertreten. Es findet lediglich die vereinzelte Ausstrahlung von Werbespots statt. In
Irland und England haben Anbieter bereits Anwendungen für die Immobiliensuche am
Fernseher entwickelt und dadurch einen komplett neuen Vertriebskanal erschlossen.
Das irische Portal daft.ie hat eine vollständige Suche nach Immobilien am TV realisiert.
Der Interessent kann nun von Zuhause aus, gemeinsam mit der Familie, nach
Immobilien suchen und diese auch sofort digital besichtigen. Es sollen 3D-Rundgänge
und Visualisierungen folgen.
Abbildung 4 – Immobiliensuche am SmartTV von daft.ie
Quelle entnommen aus: http://technology.ie/daft-ie-launch-smart-tv-app/ Zugriff: 28.05.2014
Die Abbildung zeigt die passenden Immobilien als Ergebnis einer Suchanfrage des
Nutzers direkt auf dem Fernseher an. In einem weiteren Schritt können Details, Fotos
12
oder eine Umgebungskarte angezeigt werden. Die Präsentation der Immobilie erreicht
somit eine neue Dimension.
Auch deutsche Immobilienportale arbeiten an der Umsetzung solcher SmartTV
Anwendungen und haben bereits Prototypen vorgestellt. Da solche Anwendungen für
die Nutzer kostenfrei sind, verbreiten sie sich wahrscheinlich sehr schnell und erreichen
in kurzer Zeit eine hohe Akzeptanz.
Neben der Erschließung des neuen Vertriebskanales bietet die Darstellung am Fernseher
für den Immobilienvermittler eine neue Chance der Immobilienpräsentation. Im
gleichen Maße steigt aber auch der Anspruch des Nutzers auf vollständige Information
und vor allem an hochwertigen Bildern der Immobilie. Wahrscheinlich werden
ausschließlich die Immobilienportale diese Technik bereitstellen. Eine Umsetzung für
einen einzelnen Vermittler scheint nicht zielführend und zu kostenintensiv.
4.1.3. Soziale Suchprofile
Ein wesentlicher Aspekt bei der heutigen Nutzung des Internets ist die Verwendung von
sozialen Netzwerken. Dies zeigt beispielsweise die rasante Entwicklung der
Nutzerzahlen des Netzwerks Facebook. Inzwischen nutzen mehr als eine Milliarde
Menschen dieses Netzwerk um miteinander zu interagieren. Das entspricht ca. 16% der
Weltbevölkerung (vgl. Wikimedia Foundation Inc., 2014).
Abbildung 5 – Entwicklung der Nutzerzahlen von Facebook
Quelle entnommen aus: http://bernetblog.ch/2014/01/31/facebook-zahlen-weltweit-123-milliardennutzer-62-sind-taeglich-aktiv/ Zugriff: 30.05.2014
13
Neben dem Teilen von gemeinsamen Inhalten wie Nachrichten oder Bildern, ist die
Kommunikation und die soziale Interaktion ein bedeutender Nutzungsgrund. Viele
Anwender sind heute bereit, eine Vielzahl von persönlichen und sozialen Informationen
in den Netzwerken zu veröffentlichen. Hier hat bereits ein Umdenken in Bezug auf
Datensicherheit und Privatsphäre stattgefunden. Bisher wurden die sozialen Netzwerke
vermittlerseitig ausschließlich als ein Instrument zur Imagewerbung oder als
Empfehlungsmarketing betrachtet. Eine Nutzung als Vertriebskanal konnte bis heute
nicht erreicht werden. Höchstwahrscheinlich wird es auch in der Zukunft schwierig
soziale
Netzwerke
zu
erschließen,
da
die
Nutzer
diesen
mit
anderen
Erwartungshaltungen beitreten und es bisher so gut wie keine sinnvollen
Vertriebsstrategien gibt.
Der Mehrwert für fast alle Branchen liegt jedoch in den hinterlegten Daten der Nutzer
selbst. Würde man diese als Grundlage für weitere Vertriebsaktivitäten verwenden,
ergibt sich für Verkäufer ein großer Vorteil – er kennt die individuellen Wünsche und
Bedürfnisse seiner Kunden.
Bei der Wahl einer Immobilie spielen neben den Fakten des Objektes auch viele
„weiche“ Kriterien eine entscheidende Rolle. Zusammen mit der Lage der Immobilie,
stellt insbesondere das Umfeld ein wichtiges Merkmal dar. Viele dieser Informationen
lassen sich aus den sozialen Netzwerken und den jeweiligen Nutzerprofilen auslesen
und verwerten. Es besteht bei der Vermarktung von Immobilien damit zum ersten Mal
die Möglichkeit, dass der Kunde nicht mehr selbst suchen muss, sondern passende
Objekte anhand seines Profils vorgeschlagen bekommt.
Bei der Suche im Internet über ein Immobilienportal könnte der Kunde in Zukunft eine
Art „Lifestyle-Profil“ anlegen, welches die klassischen Suchkriterien nach einer
Immobilie (Objektart, Preis, Größe, Lage) beinhaltet und automatisch über
Schnittstellen zu den sozialen Netzwerken weiter befüllt werden könnte. Beispielsweise
findet ein Abglich statt, in welchen Regionen bereits befreundete Personen leben und
wo es entsprechende Freizeitmöglichkeiten gibt, die den im eigenen Profil hinterlegten
Interessen bzw. Aktivitäten des Nutzers entsprechen. Auch Empfehlungen von anderen
Mitgliedern der Netzwerke werden hierbei berücksichtigt. So wird das Lifestyle-Profil
am Ende mit einer Milieuanalyse vervollständigt. Nun ist es möglich proaktiv
Immobilienangebote zu unterbreiten. Im weiteren Verlauf der Immobiliensuche werden
14
die GPS-Daten (Standortdaten) des Suchenden permanent ausgewertet und bei den
weiteren Vorschlägen berücksichtigt.
Der Netzwerkgedanke wird sich ebenfalls in der Suche wiederfinden. Familienzugänge
könnten beispielsweise eine gemeinsame Auswahl von potenziellen Objekten
ermöglichen und auch die Meinung bzw. Bewertung von weiteren Personen könnten in
den Entscheidungsprozess einfließen. Für die Vermittlung von Immobilien eröffnet sich
somit ein sehr attraktiver Vertriebskanal, da die heutigen Nutzer der sozialen Netzwerke
die zukünftigen Kunden darstellen. Mit der Umkehrung des Angebotsweges von einer
passiven Suche hin zu proaktiven Angeboten müssen dafür die technischen
Voraussetzungen geschaffen werden. Wie auch bei der Fallstudie von SmartTV, ist dies
vermutlich eher ein Gebiet mit dem sich die Immobilienportale weiter profilieren
werden. Grundvoraussetzung für fast alle Funktionen ist allerdings die Freigabe der
Objektadresse durch den Immobilienvermittler. Nur dann können Standortdaten korrekt
ausgewertet und berücksichtigt werden. Allerdings werden nach unternehmensinternen
Auswertungen der Firma Immonet GmbH nur ca. 40% der Immobilienangebote mit
einer Adresse veröffentlicht. Die Anbieter fürchten, dass die Suchenden direkt an die
Eigentümer herantreten und somit Provisionen gefährdet werden. Auch herrscht eine
Rivalität zwischen den Vermittlern. Die grundlegende Bedeutung der Freigabe von
Objektadressen muss Immobilienanbietern klar werden und es ist notwendig
diesbezüglich Lösungsansätze zu entwickeln. Sollte eine Einführung des sogenannten
„Besteller Prinzips“ von der aktuellen Bundesregierung beschlossen werden, könnte
dieses Thema in den Hintergrund rücken. Der Gesetzesentwurf sieht eine fast
ausschließliche Bezahlung des Vermittlers durch den Eigentümer vor (vgl. Deutscher
Bundestag, 2013).
4.2. Immobilienportale als Technologiepartner der Vermittler
Bereits durch die Fallbeispiele wird die wichtige Rolle der Immobilienportale als
Technologiepartner für die Vermittler ansatzweise deutlich. Viele Funktionen, die von
den Nutzern nachgefragt werden, sind aufgrund des Aufwands und Geldeinsatzes, der
für ihre Realisierung notwendig wäre, durch einen einzelnen Anbieter wahrscheinlich
nicht umsetzbar. Weiterhin scheint es für den einzelnen Vermittler nicht zielführend, da
in der Regel das Angebot zu beschränkt wäre und die Nutzer die Anwendungen nicht
annehmen würden. Damit bleibt ihnen aktuell keine sichtbare Alternative, als die
15
Immobilienportale als Partner für die Bereitstellung von Immobilien über die diversen
digitalen Vertriebskanäle zu akzeptieren. Die Portale versuchen wiederum durch neue
und innovative Konzepte und Entwicklungen, die Suchenden an sich zu binden und
somit die Abhängigkeit der Vermittler weiter zu verstärken.
Die in den Fallstudien vorgestellten Vermarktungsstrategien werden nur bei einer
entsprechenden Vielzahl des Angebots, also von Objekten, durch die Nutzer akzeptiert.
Auch hier zeigt sich die marktbeherrschende Stellung der Immobilienportale, die damit
versuchen ihre Vermittler langfristig an sich zu binden. Grundsätzlich besteht ein
massives Interesse auf Seiten der Portale mögliche neue Vertriebskanäle zu erschließen.
Folglich wird in die technische Entwicklung weiterhin stark investiert. Die Vermittler
begeben sich zwar in eine gewisse Abhängigkeit zu allen Immobilienportalen,
profitieren aber von der Innovationsbereitschaft dieser. Auch erleichtert diese
Partnerschaft für die Immobilienanbieter die tägliche Arbeit enorm. Sie müssen die
Immobilien nur in das jeweilige Portal einstellen und die weitere Verteilung und
Bereitstellung der Objekte auf den verschiedenen Endgeräten übernimmt das Portal. Da
die Angebote des Vermittlers nun entsprechend platziert sind, nimmt der Kunde dies
auch positiv bei seiner Suche war. Es entsteht ein gewisser „Abstrahlungseffekt“ für den
Vermittler.
Für eine Vielzahl der Anwendungsmöglichkeiten ist allerdings eine Freischaltung der
Objektadresse notwendig. Die Problematik wurde bereits in der Fallstudie zu den
sozialen Netzwerken erläutert und stellt eine zentrale Herausforderung für die
Zusammenarbeit von Immobilienvermittlern und -portalen dar. Schon heute erhalten
Objekte
mit
freigegebener
Objektadresse,
durch
Anwendungsmöglichkeiten, signifikant mehr Kontaktanfragen.
16
die
aufgezeigten
5. Ergebnisse
Im Verlauf dieser Projektarbeit wurde im Rahmen der detaillierten Analyse der
aktuellen Marktsituation ein enormer Unterschied bei der Ausnutzung der technischen
Möglichkeiten zwischen Immobilieninteressenten und Vermittlern aufgezeigt. Die
Suchenden sind die Ersten, die sich von neuer Technologie begeistern lassen und diese
intensiv nutzen. Auf der Seite der Vermittler weiß man zwar inzwischen um die
Möglichkeiten und auch in einem gewissen Maße um die Notwendigkeit, allerdings
fehlt es an Medienkompetenz und Verständnis um die Anforderungen der Nutzer zu
erfüllen. Bis jetzt sind diese Unterschiede noch nicht vollständig sichtbar, da die
Immobilienportale, stellvertretend für die Anbieter, als Technologiepartner agieren und
somit als Bindeglied zwischen beiden Seiten fungieren.
Es ist zu vermuten, dass diese Unterschiede in Zukunft sich deutlicher zeigen werden,
beispielsweise in den unterschiedlich starken Umsatzzahlen der Vermittler. Diese
müssen sich mehr zu Medienexperten entwickeln, wenn sie keine Umsatzrückgänge
erleiden wollen. Die Qualifizierung und Weiterbildung im Umgang mit den modernen
Technologien und sozialen Netzwerken wird eine wesentliche Herausforderung der
nächsten Jahre darstellen. Aufgrund der noch fehlenden Kompetenz in diesen Bereichen
ist zu vermuten, dass in der nächsten Zeit vorübergehend diverse, externe Dienstleister
neu auf den Markt treten werden. Diese werden jeweils Teilaufgaben der Vermittler
übernehmen.
Trotzdem
müssen
sie
ein
Grundverständnis
erwerben,
um
wettbewerbsfähig zu bleiben und auch die Dienstleister sinnvoll in Anspruch nehmen zu
können.
Durch die Analyse im Rahmen der Fallstudien ist die Beeinflussung des Marktes durch
neue Technik und gesetzliche Änderungen sehr deutlich geworden. Vor allem der
schnelle
und
nicht
berechenbare
Wandel
stellt
die
Vermittler
vor
große
Anpassungsschwierigkeiten sich kurzzeitig darauf einzustellen. Diese Faktoren werden
sich in der Zukunft vermutlich weiter verstärken. Zieht man einen Vergleich zur
Versicherungsbranche, stehen der Immobilienvermittlung höchstwahrscheinlich weitere
gesetzliche Regulierungen im Sinne des Verbraucherschutzes bevor (vgl. Müller, 2014).
Es bleibt abzuwarten, inwieweit viele Vermittler diese mit ihrer heutigen Kompetenz
und Arbeitsweise erfüllen können.
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Im Rahmen von zukünftigen Marketingstrategien zur Immobilienvermittlung, werden
sich die Vermittler immer mehr mit der sogenannten „Customer Journey“ beschäftigen
müssen. Dies bedeutet umgangssprachlich übersetzt: „Die Reise des Kunden“. Damit
werden die Phasen bezeichnet, die ein Kunde bis zur Umsetzung seiner Kaufabsicht
durchläuft. Insbesondere die erste Phase, in der es um das Bewusstsein des Kunden für
eine Dienstleistung oder ein Produkt geht, wird sich zunehmend weiterentwickeln (vgl.
Wikimedia Foundation Inc., 2014). Die Immobilienvermittler müssen immer mehr
Vertriebskanäle bedienen. Dabei geht es nicht nur um die reinen Objektangebote,
sondern auch um die Darstellung der eigenen Dienstleistungen gegenüber dem Kunden.
Es ist zu vermuten, dass es dem Großteil der Vermittler aktuell nicht gelingt die
Anforderungen ihrer Kunden zu erfüllen und den schnellen Wandel im Bereich der
Technologie für sich zu nutzen. Dies liegt höchstwahrscheinlich daran, dass viele
Immobilienvermittler inzwischen sehr lange am Markt und in nur kleinen Büros
organisiert sind. Gerade die Inhaber der Firmen kommen inzwischen oft aus einer
früheren Generation und durch die geringe Anzahl, insbesondere von jungen
Mitarbeitern, fehlen die Kompetenzen im Unternehmen. Das Erlernen von neuen
Technologien fällt den Firmeninhabern oft schwer und bindet viele Kapazitäten.
Dadurch existiert auch kein grundlegendes Bewusstsein für die Einsatzmöglichkeiten
und die sich daraus ergebenen Chancen. Vermutlich wird erst durch den jetzt begonnen
Generationenwechsel in der Branche ein wirklicher Umbruch stattfinden. Die
Unterschiede im Erfolg der Vermarktung werden höchstwahrscheinlich in Zukunft noch
deutlicher an der Medienkompetenz des Vermittlers zu messen sein. Anzunehmen ist
auch, dass weitere gesetzliche Regulierungen zu einer Marktbereinigung führen und die
bestehenden oder auch neu einsteigenden Unternehmen zu einer größeren
Professionalität zwingen.
Zusammenfassend müssen sich die Vermittler auf die neuen Möglichkeiten einstellen
und sich durch ständiges Lernen konsequent weiterentwickeln. Nur so kann es gelingen,
die Kunden über alle Vertriebskanäle zu erreichen und die Bedürfnisse der Nutzer zu
erfüllen. Diese haben grade in der Immobilienvermittlung eine sehr hohe Macht der
Einflussnahme. Die Suchenden zwingen letztendlich mit ihrer Entscheidung zur
Nutzung von neuer Technologie die Immobilienvermittler zur Anpassung ihrer
Arbeitsweise.
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6. Ausblick / Offene Fragen
Eine der wichtigsten Fragen die sich aus dieser Arbeit ergibt, ist ob die Vermittler die
nachhaltige Bedeutung und die Vertriebsmöglichkeiten der neuen Technologie
vollständig verstehen und entsprechende Maßnahmen ergreifen werden. Vor allem
scheint eine Aneignung von Medienkompetenz notwendig. Hier ist fraglich, in welchem
Umfang und in welchem zeitlichen Rahmen dies gelingt.
Mit einem weiteren Fortschritt der technischen Möglichkeiten, wird voraussichtlich der
Druck auf die Vermittler weiter zunehmen. Offen bleibt, ob dieser ausreicht um einen
nachhaltigen und vollständigen Wandel zu erzeugen. Dies wird sich danach richten,
inwieweit die Unterschiede im Vermarktungserfolg zwischen den Vermittlern deutlich
werden. Fraglich ist es, ob die Anbieter zeitnah Techniken wie „Google Glas“ einsetzen
werden und ob sich damit kurzfristig Umsatzsteigerungen erzielen lassen.
Abschließend stellt sich die Frage, ob durch die starke Innovationsbereitschaft der
Nutzer und die schnelle technische Entwicklung nicht ein zweiter Markt für Immobilien
entstehen könnte. Hiermit ist der direkte Consumer-to-Consumer Markt gemeint. Dies
sind Geschäftsbeziehungen die zwischen Privatpersonen stattfinden (vgl. Wikimedia
Foundation Inc., 2013). Bereits in anderen Branchen wie dem Onlinehandeln haben
Firmen wie beispielsweise eBay Plattformen für diese Art von Geschäften geschaffen.
Auch in der Hotelbranche entsteht ein schnell wachsender Consumer-to-Consumer
Markt. Privatpersonen vermieten ihre Wohnungen und Unterkünfte an Reisende. Das
Unternehmen AirBnB stellt dafür eine Plattform zur Verfügung und hat nach eigenen
Angaben seit seiner Gründung im Jahr 2008 über 11 Millionen Gäste vermittelt und
aktuell über 600.000 Angebote von Privatpersonen geschaltet (vgl. Airbnb, Inc. , 2014).
Derartige Entwicklungen sind auch für die Vermittlung von Immobilien denkbar und es
gibt erste Trends in diese Richtung, dass die Suchenden gezielt Angebote ohne
gewerbliche Vermittler ansprechen. Aktuell liegt der Fokus hierbei stark auf dem
finanziellen Aspekt, der mit der Inanspruchnahme eines Vermittlers zusammenhängt.
Aber auch ein technischer Rückfall der Vermittler könnte diese Entwicklung verstärken
und deutlich beschleunigen.
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Literaturverzeichnis
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IV