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Pressemitteilung:
Deutsche Rohstoffpolitik: Zugang zu Platinversorgung wichtiger als Menschenrechte?
Deutsche Rohstoffagentur lädt Bergbaukonzern ein, der mitverantwortlich für Massaker in Südafrika von
2012 ist
Berlin, 21. April 2015: Die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) lädt morgen den britisch-südafrikanischen
Bergbaukonzern Lonmin Plc zu einem hochrangigen Workshop über die Verfügbarkeit von
Platingruppenmetallen für den Industriestandort Deutschland ein. Lonmin trägt maßgebliche
Verantwortung für das Massaker von Marikana im August 2012, bei dem 34 streikende Bergarbeiter in
Südafrika getötet wurden. Laut DERA-Programm soll die geladene Vertreterin von Lonmin zu „nachhaltigem
Platinabbau“ referieren. Die im Arbeitskreis Rohstoffe zusammengeschlossenen deutschen
Nichtregierungsorganisationen zeigen sich irritiert von der Einladung und erwarten, dass die staatliche
DERA von Lonmin Plc Auskunft darüber verlangt, welche Wiedergutmachung in Südafrika geleistet wird und
wie in Zukunft massive Menschenrechtsverletzungen verhindert werden.
„Die DERA wurde im Jahr 2010 gründet, um eine nachhaltige Versorgung Deutschlands mit Rohstoffen zu
gewährleisten. Vor dem Hintergrund der Ereignisse im südafrikanischen Marikana wirft die Einladung von
Lonmin schon die Frage nach dem Nachhaltigkeitsverständnis der DERA auf. Auf jeden Fall sollte die DERA
von Lonmin Plc nachdrücklich verlangen, aktiv zur Aufklärung der Konfliktursachen beizutragen,
Wiedergutmachung zu leisten und angemessene Vorsorge dafür zu tragen, dass sich die Vorgänge in
Marikana nie wiederholen“, so Michael Reckordt vom AK Rohstoffe. Dies sei insbesondere deshalb von
großer Bedeutung, da Südafrika der bei weitem wichtigste Lieferant für Platin auf dem Weltmarkt sei und
deutsche Industrieunternehmen auf Lieferungen von dort angewiesen sind.
Am 16. August 2012 starben 34 streikende Bergarbeiter im südafrikanischen Marikana, als die Polizei einen
einwöchigen Streik gewaltsam beendete. Der Vorfall gilt als größter bewaffneter Übergriff gegen Zivilisten
in Südafrika seit dem Ende der Apartheid. Während der Anhörungen der von Präsident Zuma eingesetzten
Untersuchungskommission, wurde vielfach auf die Mitverantwortung des britisch-südafrikanischen
Konzerns Lonmin am Massaker verwiesen.
Dem Streik vorausgegangen war die verschleppte Umsetzung des staatlich vorgeschriebenen „Sozial- und
Arbeitsplans“ durch Lonmin. So hatte der Konzern über ein Jahrzehnt lang den Bau von 5.500 Häusern für
die Minenarbeiter versprochen – gebaut wurden drei. Die Streikenden in Marikana forderten daher bessere
Arbeits- und Lebensbedingungen, Lohnerhöhungen und direkte Verhandlungen mit dem
Minenmanagement. Lonmin lehnte jegliche Kommunikation mit den Arbeitern ab und unterstützte
stattdessen Pressemitteilungen zu Folge aktiv den militarisierten Polizei-Einsatz, der zum Massaker führte.
Die DERA wurde im Oktober 2010 eingesetzt, um die deutsche Industrie bei der Beschaffung von Rohstoffen
zu beraten und zu unterstützen. Ihre Gründung ist Teil der Umsetzung der deutschen Rohstoffstrategie. Die
deutsche Zivilgesellschaft, vertreten im Arbeitskreis Rohstoffe, kritisiert diese Strategie als einseitig auf die
Interessen von Unternehmen und einen weiterhin hohen Rohstoffverbrauch ausgerichtet. Menschenrechte,
Sozial- und Umweltstandards und die Entwicklung einer Strategie für eine Kreislaufwirtschaft kommen dabei
stets zu kurz.
Kontakt:
AK Rohstoffe, Michael Reckordt, Telefon: 030 428 05 479 / Email: [email protected]
Website: http://alternative-rohstoffwoche.de ///
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