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2.1.2 Wettbewerbsfunktionen
VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE
Klasse: __________
© SEI
Datum: ___________
Thema: Wettbewerbsfunktionen
Signalfunktion (Informationsfunktion)
Ä In einer freien Marktwirtschaft werden die Entscheidungen, welche Güter in welchem Umfang
produziert und konsumiert werden sollen, von den Produzenten und Konsumenten eigenständig
getroffen. Die Produktions- und Konsum-Entscheidungen der Wirtschaftssubjekte sind dabei abhängig von den Preisen auf den Güter- und Faktormärkten. Preiserhöhungen signalisieren, dass
das Angebot für die herrschende Nachfrage zu gering ist. Preissenkungen zeigen an, dass das
Angebot für die herrschende Nachfrage zu hoch ist.
Ä Der Preis, der sich im Wettbewerb ergibt, zeigt die Knappheit eines Gutes an. Er informiert die
Marktteilnehmer darüber, wie sie sich sinnvoll am Markt verhalten sollen. Steigt der Preis, so wird
erkennbar, dass sich entweder das Güterangebot bei gleich bleibender Nachfrage verknappt hat
oder dass sich die Nachfrage bei gleich bleibendem Güterangebot erhöht hat. So wissen die Anbieter, dass sie ihre Produktion ausdehnen müssen.
Ä Der fallende Preis zeigt die gegenteilige Marktsituation. Das Güterangebot ist größer als die Nachfrage. Die Anbieter wissen nun, dass sie ihre Produktion einschränken können. Nachfrager werden dagegen zu dem billiger gewordenen Produkt hingezogen.
Lenkungsfunktion (Allokationsfunktion)
Ä In der Marktwirtschaft, also im Wettbewerb, ist es der Preis, der regelt, was produziert wird und
mit welchen Produktionsmitteln.
Ä Der Preis „lenkt“ das Angebot und damit die Produktion sowie die zur Produktion erforderlichen
Investitionen auf diejenigen Güter, nach denen die größte Nachfrage herrscht und folglich der
höchste Gewinn erzielt werden kann. Bei hoher Nachfrage ist der Preis besonders hoch und ermöglicht damit hohe Gewinne.
Ä Indem die Produzenten ihre Produktionsmenge an die veränderte Knappheitssituation auf den
Gütermarkt anpassen, werden gleichzeitig die Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital in
die Bereiche gelenkt, in denen nach der Preisänderung die größten Gewinne zu erwarten sind.
Dadurch ist gewährleistet, dass die Produktionsfaktoren jeweils in ihrer produktivsten Verwendung
eingesetzt werden.
Ausgleichsfunktion (Planabstimmungsfunktion, Koordinationsfunktion, Markträumungsfunktion)
Ä Es wäre reiner Zufall, wenn die Pläne der Produzenten und Konsumente von vornherein so übereinstimmen würden, dass alle Produzenten zu den von ihnen geplanten Preisen ihre gesamte
Produktion absetzen könnten und alle Konsumenten zu den von ihnen akzeptierten Preisen die
erwartete Gütermenge erhalten würden. In Wirklichkeit müssen Produzenten und Konsumenten
ihre Pläne laufend korrigieren.
Ä Möchten beispielsweise die Konsumenten zu einem bestimmten Preis weniger Güter kaufen, als
die Produzenten aufgrund ihrer Produktionspläne anbieten wollen, so werden die Produzenten
den Preis senken. Zu diesem niedrigeren Preis sind einige Konsumenten zusätzlich bereit, diese
Güter – abweichend von ihrem ursprünglichen Konsumplan – zu kaufen. Eine am Preis orientierte
Produktionsplanung der Hersteller wird gleichzeitig den Konsumentenwünschen gerecht.
Ä Der beschriebene Anpassungsprozess, der ständige Preis-, Produktions- und Nachfrageänderungen beinhaltet, setzt sich so lange fort, bis die Pläne der Produzenten und Konsumenten aufeinander abgestimmt sind.
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2.1.2 Wettbewerbsfunktionen
Auslesefunktion
funktion)
(Erziehungsfunktion,
Selektions-
Ä Über den Preis erzielen leistungsfähige Marktteilnehmer (also Anbieter und Nachfrager) ein entsprechendes Einkommen und werden belohnt. Nichtleistungsfähige oder nichtleistungswillige
Marktteilnehmer werden dagegen über den Preis mit einer Einkommensminderung bis hin zur
Verdrängung vom Markt bestraft.
Ä Im vollkommenen Polypol (also vollständige Konkurrenz auf vollkommenen Märkten) kann das
einzelne Wirtschaftssubjekt den Preis nicht beeinflussen. Andernfalls würde er Kunden verlieren
oder sofort an seine Kapazitätsgrenze stoßen. Der Preis zwingt die Produzenten dazu, ihre Kosten zu senken, wenn sie ihre Gewinne erhöhen wollen. Die Produzenten werden also dazu veranlasst, das Minimalprinzip zu verfolgen.
Ä Die Nachfrager von Produktionsfaktoren (also die Arbeitgeber) werden die kostengünstigsten Einkaufsmöglichkeiten ausfindig machen müssen, wenn sie ihre Gewinne maximieren wollen. Die
Nachfrager von Konsumgütern (also die Haushalte) werden die preisgünstigsten Einkaufsmöglichkeiten wahrnehmen, um ihren Nutzen zu maximieren. Sie handeln nach dem Maximalprinzip.
Anreizfunktion
Ä Der Wettbewerb bedeutet für den Unternehmer Chance und Risiko zugleich:
·
Unternehmen, die bessere Produkte anbieten oder kostengünstiger produzieren, werden
durch Gewinne belohnt. Das fördert den technischen Fortschritt.
· Unternehmen, die auf Kundenwünsche oder Wettbewerbsvorstöße der Konkurrenz nicht reagieren, werden mit Verlusten bestraft oder vom Markt verdrängt.
Ä Die Steuerung einer Marktwirtschaft durch einen sich frei am Markt bildenden Preis kann nur funktionieren, wenn die Anbieter miteinander in Wettbewerb stehen. Ein funktionierender Wettbewerb
schafft bei den Produzenten Anreize zur Leistungsverbesserung und erzwingt Anpassungen an
veränderte Konsumentenwünsche, da auf diese Weise die Gewinnerzielungsmöglichkeiten steigen. Für die Produzenten stellen Gewinne einen Leistungsanreiz dar, während Verluste einer Bestrafung für unwirtschaftliches Verhalten gleichkommen.
Ä Produzenten und Konsumenten werden durch den Preis zu wirtschaftlichem Handeln und zur
Berücksichtigung der Knappheitsverhältnisse auf den Güter- und Faktormärkten veranlasst.
Verteilungsfunktion
Ä Der Wettbewerb enthält nicht nur einen Anreiz zur Leistungsverbesserung, sondern er verteilt das
Einkommen der Unternehmen und Haushalte entsprechend ihrer Leistung. Die Einkommen werden gemäß dem Prinzip der Leistungsgerechtigkeit verteilt.
Ä Mit der Veränderung von Produktionsmenge und Produktionsstruktur verändert sich auch der
Bedarf an bestimmten Produktionsverfahren. Das beeinflusst die Preisverhältnisse auf den Faktormärkten. Somit ziehen Preisänderungen auf den Gütermärkten auch Preisänderungen auf den
Faktormärkten nach sich. Da die Preise auf den Faktormärkten die Einkommen für die Inhaber der
Produktionsfaktoren darstellen, ergeben sich daraus auch Veränderungen für die Einkommensund Vermögensverteilung.
Ä Auf der Nachfrageseite teilen die Preise das Angebot den Nachfragern zu, die bereit sind, den
Marktpreis zu akzeptieren.
Kontrollfunktion
Ä In der Marktwirtschaft herrscht Privateigentum an Produktionsmitteln. Mit privaten Eigentumsrechten geht aber die Gefahr einer wirtschaftlichen Machtkonzentration einher. Der Wettbewerb zwischen den Produzenten stellt diesbezüglich ein wirksames System zur Machtkontrolle dar. Bei
funktionierendem Wettbewerb ist es ausgeschlossen, dass ein Produzent auf Dauer eine unangemessen hohe Marktmacht innehat, da die Mitbewerber seine Produkte und Produktionsverfahren nachahmen und den von ihm verlangten Preis unterbieten. Da sich in einer Wettbewerbswirtschaft Konsumenten und Produzenten bei der Suche nach eigenen Vorteilen ständig gegenseitig
beobachten und überwachen, beinhaltet der Wettbewerb nicht nur einen Leistungsanreiz, sondern
gleichzeitig auch eine wirksame Leistungskontrolle für wirtschaftliches Verhalten.
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