Informationsblatt Ernährungs- und Konsumgewohnheiten Eine globalisierte Welt! Wir wachen morgens vom Geräusch eines in Taiwan hergestellten Weckers auf, ziehen uns eine Jeans aus China und ein T-Shirt aus Bangladesch an. Zum Frühstück trinken wir zum regional produzierten Müsli einen Saft, dessen Früchte aus Brasilien und Kuba oder aber auch aus unserem Bundesland kommen. Und es geht weiter so, denn die Computer, auf denen wir jeden Tag arbeiten, und das Auto das wir fahren, werden meist in asiatischen Ländern gefertigt. Wir leben in einer globalisierten Welt und nutzen ihre Vorteile. Mit unseren Ernährungs- und Konsumgewohnheiten beeinflussen wir jedoch auch die Lebensbedingungen und die Ernährungslage anderer Menschen. Was auf meinen Tisch kommt… Wenn wir viel Fleisch essen, haben wir unseren Anteil an der massiven Nutzung von Agrarland für die Fleischproduktion. In Deutschland werden jährlich ca. 60 kg Fleisch pro Kopf verzehrt, was einer der höchsten Fleischkonsumquoten weltweit entspricht. Ein hoher Fleischkonsum bedeutet, dass enorme Getreidemengen als Tierfutter benötigt werden. Rund 30% der weltweiten Ackerfläche werden für die Tierhaltung verwendet, obwohl mit pflanzlicher Ernährung auf gleicher Fläche viel mehr Menschen ernährt werden könnten. Für 1 kg Kartoffeln benötigt man 0,2 m2 Anbaufläche, für 1 kg Rindfleisch 30-50 m². Auch auf das Klima hat die Fleischproduktion negative Auswirkungen: Die Tierhaltung ist für ca. 20% der CO2-Emissionen verantwortlich. Wer seinen Fleischkonsum reduziert, kann somit sowohl das Klima schonen, als auch einen Beitrag zu einer sinnvolleren Nutzung von Agrarland leisten. Auch abseits vom Fleischkonsum können wir Akzente in unseren Ernährungsgewohnheiten setzen und uns folgende Fragen stellen: • Wählen wir oft Produkte, die in weit entfernten Gegenden wachsen und viele Kilometer zu uns transportiert werden müssen? • Essen wir im Winter gerne Tomaten, die in Treibhäusern beheizt und beleuchtet werden müssen, damit sie gedeihen können? Durch die bewusste Auswahl von saisonalem und regionalem Gemüse schonen wir das Klima und unterstützen lokale Produzenten. Wollen wir hingegen Produkte, die aufgrund klimatischer Bedingungen in Europa nicht wachsen können, müssen sie oft aus Lateinamerika, Afrika oder Asien importiert werden. Wir sollten auf Zertifikate achten, die einen Fairen Handel gewährleisten. Dadurch wird sichergestellt, dass die Wertschöpfungsgewinne gerechter verteilt werden. Probiere beim Einkauf doch auch diese Zertifikate aus. Vor allem in Weltläden findest du ausschließlich Produkte aus Fairem Handel. Wähle, wenn möglich, Lebensmittel aus umweltschonender Produktion. Sie sind mit Bio-Zertifikaten ausgezeichnet. Versuche diese Produkte nicht nur in den bekannten Supermärkten zu kaufen, sondern auch in kleineren Läden. Je größer die Nachfrage nach fair gehandelten und biologischen Nahrungsmitteln ist, desto mehr Bauern werden ihre Produktion umstellen. Ernährungssouveränität wird als das Recht der Menschen und souveränen Staaten definiert, auf demokratische Weise ihre eigenen Agrar- und Ernährungspolitiken zu bestimmen. (Quelle: Weltagrarbericht 2008: 15) Entscheide selbst über dein Essen! Du kannst auch noch einen Schritt weiter gehen. Dem Konzept der Ernährungssouveränität folgend müssen wir versuchen, die Produktion, den Handel und den Konsum der Lebensmittel demokratischer zu gestalten. Erkundige dich in Deinem Umfeld nach lokalen Produzenten, bei denen du ohne Zwischenhändler einkaufen kannst. Durch den Zwischenhandel werden die Preise für den Konsumenten nur unnötig teurer und die Produzenten werden einem Preisdruck ausgesetzt. Überzeuge deine Freunde und Familie davon und schließt Euch zu kleinen Einkaufsgemeinschaften zusammen. Achte auch hier auf Umwelt- und Sozialstandards. Du wirst sehen, dass dies nicht unbedingt teurer sein muss, als im Supermarkt einzukaufen, hingegen viel mehr Spaß und neue Erfahrungen verspricht. Somit kannst du regionalen, fairen, saisonalen und naturnahen Konsum vereinen. Du könntest aber auch selbst einen kleinen Gemüsegarten anlegen und Erfahrungen als Gärtner sammeln. Die wachsende Bewegung des Urban Gardening oder des Guerilla Gardening zeigt, dass das auch in Städten möglich ist. Auch unser Mobilitätsverhalten können wir uns genauer ansehen: • Wie oft fahren wir mit dem Auto? • Wie oft fliegen wir und tragen somit unseren Teil zum Klimawandel bei? Wenn es das Verkehrsnetz zulässt, haben wir die Möglichkeit, das Klima zu schonen, indem wir öfter auf das Auto verzichten, öffentliche Verkehrsmittel oder ein Fahrrad benutzen und ohne Flugzeug verreisen. So können wir die Auswirkungen des Klimawandels reduzieren, die negative Folgen auf die weltweiten Ernteerträge und auf die Lebensbedingungen von Menschen in den vom Klimawandel am meisten betroffenen Ländern des globalen Südens haben. Bewusst kaufen Dann sind da noch die vielen Konsumgüter, die wir kaufen: Kleidung, Sportartikel, technische Geräte. Hier sollten wir öfter überlegen, ob wir tatsächlich schon wieder ein neues „Stück“ brauchen oder ob es nicht doch noch länger hält oder repariert werden kann, denn sowohl die Herstellung als auch die Entsorgung jedes Konsumgutes belasten die Umwelt. Auch sollten wir bei diesen Produkten kritisch hinterfragen, unter welchen Bedingungen und für welchen Lohn sie hergestellt wurden. Wer sich eine fair gehandelte Jeans nicht leisten kann, kann doch Kampagnen für würdige Arbeitsbedingungen, zum Beispiel die Clean Clothes Kampagne, unterstützen. Bei dieser Kampagne werden Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen in der Textilproduktion aufgezeigt und die Konsumenten mobilisiert, sich im Rahmen der Kampagne für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen. Das Ziel ist, dass immer mehr Menschen Druck auf den Handel ausüben und immer mehr Arbeiter einen Lohn erhalten, von dem sie sich und ihre Familien ausreichend und adäquat ernähren können. Quellen und Links: • International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development (IAASTD) (2008): Agriculture at a Crossroads (“Weltagrarbericht”) • Schlatzer (2011): Tierproduktion und Klimawandel • Footprint – Der ökologische Fußabdruck: http://www.mein-fussabdruck.de Hier kannst du deinen persönlichen ökologischen Fußabdruck, also die Zukunftsfähigkeit des eigenen Lebensstils, berechnen und herausfinden, wie du ihn verkleinern kannst. • Eccoshopper – Die Plattform für ethischen Konsum: http://www.ecoshopper.de/
© Copyright 2024 ExpyDoc