aktuell Nr. 21 vom 1. Juni 2015 ( PDF , 3,6 MB)

D 8512
Nr. 21
Montag, 1. Juni 2015
Starker Partner
NachrichteN
Politik
Ob Fernsehsender oder Deutscher Bundestag – niemand ist
vor Hackern sicher. Wie sich die
Bundeswehr schützt.
Seite 4
BuNdeswehr
E-mobil
Bundeswehr-Dienstleitungszentrum in Ingolstadt zieht positives
Fazit nach Übernahme der ersten
Elektro-Nutzfahrzeuge. S. 6/7
soziales/PersoNal
Frau Facebook
Als Social-Media-Leiterin koordiniert Kristin Schünemann den
Auftritt der Bundeswehr in den
sozialen Medien.
Seite 11
Video der woche:
Die Ministerin baut in Indien die deutsch-indische Zusammenarbeit aus.
von Vivien-Marie Bettex
Mumbai. „Unsere Länder ergänzen sich“ – diesen Satz wird Verteidigungsministerin Ursula von
der Leyen während ihres Besuchs
in Indien häufiger sagen.
Natürlich ist die Ministerin
nach Neu Delhi gekommen,
um sich mit der Regierung über
sicherheitspolitische Themen
auszutauschen – aber das ist
nicht alles. Als Regierungsmitglied wirbt von der Leyen um die
Intensivierung der „strategischen
Partnerschaft“ auf allen Ebenen.
In einem Gespräch mit indischen Journalisten berichtet sie
über die deutsche Sicht auf Afghanistan, den Ukraine-Konflikt
und deutsche Waffen für kurdische Kämpfer im Irak, weiter
geht es um in Deutschland fehlende Klempner, Infrastrukturprojekte, erneuerbare Energien,
E
demographischen Wandel, das
duale Ausbildungssystem und
die Zulieferindustrie. Ursula von
der Leyen erklärt ihren indischen
Zuhörern Deutschland.
Eine „gefestigte Demokratie“
nennt von der Leyen das Land.
Eine Eigenschaft, die Indien im
asiatisch-pazifischen Raum für eine
enge sicherheitspolitische Zusam-
menarbeit interessant macht. „Wir
haben die gleichen Werte“, sagt
von der Leyen.
Seite 3
Mehr auf www.bmvg.de
Die Rettung naht
Luftraumüberwachung mit der
AWACS: Vom Flugplatz Geilenkirchen aus startet die Maschine.
Auftrag: den östlichen NATOLuftraum im Blick behalten.
Auf dem Weg wird die Brandbekämpfung an Bord geübt. Die
Abteilungen an Bord arbeiten eng
zusammen. Ihnen entgeht nichts
– drei Maschinen reichen aus,
um den gesamten Luftraum über
Europa zu überwachen. Damit
das lückenlos geschieht, wird
zwischendurch noch eine Luftbetankung durchgeführt. Nach
elf Stunden Flug die Landung:
Auftrag erfüllt.
(sk)
Bei der Übung SNAP 2015 trainiert die
Luftwaffe die Rettung von Menschen aus
Kriegs- und Krisengebieten. Seite 8
Der Beitrag „Luftraumüberwachung mit
AWACS“ unter www.
youtube.com/bundeswehr.
Foto: dpa/pa
Attacke im Netz
[email protected]
Foto: Lang/Bundeswehr
51. Jahrgang
2
aktuell
Intern
1. Juni 2015
Foto: Bienert/RedBw
BIld der Woche
Wasser und Sprengstoff: Wer Minentaucher werden will, darf beides nicht scheuen. So wie dieser Anwärter bei einer Tauchübung vor der Küste bei Eckernförde.
Impressum
ZItAt
E
Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:
Bundesministerium der Verteidigung
Presse- und Informationsstab
Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin
„Das wird ein Fight am Montag.“
Der Besuch von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
in Indien und Singapur macht in
diesen Tagen einmal mehr deutlich, wie sehr sich der sicherheitspolitische Horizont Deutschlands erweitert hat. Die Reise der
Ministerin steht im Zeichen der
Vertiefung einer seit langem
bestehenden strategischen Partnerschaft.
In weltpolitisch unruhigen Zeiten wie diesen ist beispielsweise
die Wirtschaftsmacht Indien als
gefestigte Demokratie, Brückenbauer und Sicherheitsanker in
der Region von enormer Bedeutung. Vor diesem Hintergrund
wird der traditionsreiche Dialog
zwischen beiden Staaten fortgeführt. Das gesamte sicherheitspolitische Tableau ist auf den Tisch
gekommen.
Von der Leyen hat mit
ihren zahlreichen Gesprächen und ihrer Teilnahme am
„Shangri-La Dialogue“ in Singapur die große Wertschätzung für die Partner zum Ausdruck
gebracht.
Ganz konkret tat sie dies
beim gemeinsamen Schutz vor
Cyber-Attacken. Das Internet
ist Tatort und Krisenschauplatz
unserer Zeit, von dem große
Gefahren für uns alle ausgehen.
Gegen diese gilt es, sich zu
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Redaktion das Recht auf Kürzung vor.
HSV-Trainer Bruno Labbadia nach dem 1:1 seiner Mannschaft gegen
den Karlsruher SC. Für den HSV geht es am Montag im Rückspiel
der Relegation um den Klassenerhalt.
KAlenderBlAtt
Vor 25 Jahren: Am 1. Juni 1990 erhält die Stadt Chemnitz ihren alten Namen zurück. Bei einer Volksabstimmung hatten sich 76 Prozent der Bürger für den historischen Namen entschieden. 1953 war
die Stadt durch Beschluss des Ministerrats der DDR in Karl-MarxStadt umbenannt worden.
Vor 40 Jahren: Am 5. Juni 1975 stimmen die Briten in Großbritannien in einem Referendum über den Verbleib des Königreichs in der
Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft ab. Bei dem Votum sprechen
sich 67 Prozent der Wähler für die Fortsetzung der Mitgliedschaft aus.
Vor 50 Jahren: Am 3. Juni 1965 absolviert mit Edward White der
erste amerikanische Astronaut einen Weltraumspaziergang. Nur drei
Monate zuvor hatte der sowjetische Kosmonaut Alexej Leonow als
erster Mensch seine Raumkapsel im All verlassen.
Vor 70 Jahren: Am 5. Juni 1945 verkünden die Siegermächte mit
der Berliner Erklärung die Übernahme der Regierungsgewalt im Gebiet des Deutschen Reiches. In der Erklärung wird zudem die Stationierung alliierter Truppen in allen Teilen des Landes bekanntgegeben.
Vor 105 Jahren: Am 1. Juni 1910 bricht der britische Polarforscher
Robert Falcon Scott zu einer Expedition in die Antarktis auf und eröffnet damit den Wettlauf zum Südpol. 1912 erreicht er den Pol einen
Monat nach dem norwegischen Forscher Roald Amundsen. Scott und
seine Gefährten erfrieren auf dem Rückweg ins rettende Lager. (eb)
wappnen. Angesichts der neuen
Bedrohungen zeigt sich einmal
mehr, dass Zusammenhalt und
Kooperation wichtig sind.
Unser Land steht zusammen mit seinen Partnern, wenn
es darum geht, mehr gemeinsame Sicherheit vor den globalen Bedrohungen unserer Tage
zu schaffen.
Dies hat die Ministerin auf ihrer zurückliegenden
Reise durch ihr Engagement –
beispielsweise für eine engere
Kooperation bei der Cyber-Abwehr – einmal mehr klar zum
Ausdruck gebracht.
Das Fundament für den weiteren Dialog, so etwa die geplanten
deutsch-indischen Regierungskonsultationen im Oktober, ist
somit solide gelegt.
Jörg Fleischer
Ressortleiter Streitkräfte
1. Juni 2015 MinisteriuM / Hintergrund
Seite an Seite
aktuell
3
Workshop zur
Sicherheitspolitik
Ministerin hofft auf indische Unterstützung – nicht nur bei Attacken aus dem Netz.
von Vivien-Marie Bettex
Sie will, dass Indien so ein
Partner wird und ist bereit,
dafür Zusagen einzugehen. Für
den Fall, dass sich Indien – der
weltweit größte Rüstungsimporteur – entscheiden sollte, deutsche U-Boote zu kaufen, sichert
von der Leyen die Unterstützung
der deutschen Regierung zu.
Auch für die Sicherheitslage
auf dem Indischen Ozean ist
Indien von maßgeblicher Bedeutung. 50 Prozent des Welthandels gehen per Schiff durch diese
Region. Dass der Transfer sicher
verläuft und nicht durch regio-
Foto: dpa/pa
Strategische
Partnerschaft
Foto: Lindemann/RedBw
neu delhi. Deutschland und
Indien können im Bereich der
Sicherheit nur voneinander profitieren – da ist sich Ursula von der
Leyen sicher: „Globale Bedrohungen wie der transnationale
Terrorismus betreffen Indien wie
Europa. Allein werden wir dieser
Gefahr nicht erfolgreich begegnen können, sondern nur gemeinsam mit unseren Partnern“, sagte
die Ministerin nach Gesprächen
mit der indischen Regierung in
Neu Delhi.
Dialog: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nach einem Gespräch mit dem indischen
Premierminister Narendra Modi.
nale Konflikte oder Piraterie
gefährdet wird, ist wichtig für
die Exportnation Deutschland.
„Dieses Land ist so dynamisch“,
sagt Ursula von der Leyen über
Indien. Die Bevölkerung wächst
rasant, die Hälfte der 1,25 Milliarden Einwohner ist jünger
als 25 Jahre. Das wirtschaftliche Potenzial, von dem erwartet
wird, dass es sich in den kommenden Jahren weiter entfaltet,
ist riesig. Deutschlands Bevölkerung hingegen schrumpft, es feh-
len Arbeitnehmer. „Indien hat in
den vergangenen Jahren gezeigt,
dass es bereit ist, junge Experten
als Arbeitnehmer ins Ausland zu
schicken.“
Indien:
aufstrebender Riese
„Das Land fürchtet keinen
Brain-Drain“, sagt Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen. Vor allem im IT-Bereich kann Deutschland ihrer
Meinung nach davon profitieren. „Wir brauchen ihre Fachleute“, sagt die Ministerin und
will mit gutem Beispiel vorangehen. Sie hat indische IT-Experten
eingeladen, sich bei der Erarbeitung des neuen Weißbuchs – dem
Grundlagendokument zur deutschen Sicherheitspolitik – zum
Thema Cyber Defence einzubringen. Deutschland suche händeringend nach Fachleuten, sagt
die Ministerin. Und: „Indien hat
diese Fachleute.“
Das sind die indischen Streitkräfte
Foto: dpa/pa
N Angaben von Experten sind zahlreiche Waffensysteme und Einheiten nicht voll einsatzbereit. Die indischen Streitkräfte zählen zu
den größten Truppenstellern für UNO-Missionen und schicken seit Jahren kontinuierlich tausende Soldaten weltweit in die Friedenseinsätze der Vereinten Nationen.
Berlin. An der Bundesakademie
für Sicherheitspolitik in Berlin
wurde der nächste Schritt im
Erstellungsprozess des neuen
Weißbuchs zur Sicherheitspolitik gegangen. Über 70 Teilnehmer aus Politik, Nichtregierungsorganisationen und Wissenschaft
diskutierten beim dritten Experten-Workshop am vergangenen
Dienstag über die grundlegenden
globalen sicherheitspolitischen
Herausforderungen. Dabei standen die Vernetzung von staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren sowie der gesamtstaatliche
Ansatz im Fokus. Der Afghanistaneinsatz der Bundeswehr
wurde dabei von mehreren Referenten hervorgehoben, um auf die
Problematik der Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen
Akteuren hinzuweisen. Mehrere
Teilnehmer sprachen sich für
eine straffere Koordination und
Führung des deutschen Engagements in Afghanistan aus. Diesen Gedanken griff der Parlamentarische Staatssekretär im
Verteidigungsministerium, Ralf
Brauksiepe (Foto), auf. Er warb
für einen „Sicherheitsverbund“
aller zuständigen Ressorts, um
den gesamtstaatlichen Ansatz
bei Konflikten effizienter umzusetzen.
(mal)
Neue Arbeitszeiten für Soldaten
Berlin. Nur mit einer besseren
Vereinbarkeit von Dienst und
Familie bei Soldaten kann die
Bundeswehr auch in Zukunft
beim Wettbewerb der Arbeitgeber um qualifizierten Nachwuchs
mithalten. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen betont
dies immer wieder.
Mit der Verkündung des
„Gesetzes zur Steigerung der
Attraktivität des Dienstes in der
Bundeswehr“ ist die Verteidigungsministerin diesem Ziel ein
Stück näher gekommen. Erstmals wurde eine gesetzliche
Arbeitszeitregelung für Soldaten eingeführt, die im Grundbetrieb eine Arbeitszeit von
maximal 41 Stunden pro Woche
vorsieht. Bislang war eine Rahmendienstzeit von bis zu 46
Stunden pro Woche ohne Aus-
Foto: Hannemann/RedBw
Mit der EU-Arbeitszeitrichtlinie hält im Grundbetrieb der Bundeswehr die 41-Stunden-Woche Einzug.
Kulturwandel: keine überlangen Arbeitszeiten für Soldaten ohne Ausgleich.
gleichsanspruch möglich. Mit
dem Gesetz wurde die EU-Arbeitszeitrichtlinie nun auch für
Soldaten umgesetzt.
Allerdings gibt es auch Ausnahmen. Bei Einsätzen und
„einsatzgleichen Verpflichtungen“ darf die neu festgelegte Obergrenze der Arbeitszeit überschritten werden. Auch
die Amtshilfe bei Naturkatastrophen, mehrtägige Seefahr-
ten oder „Alarmierungen und
Zusammenziehungen“ gelten als
Ausnahmen.
Eine Reihe flankierender Maßnahmen soll helfen, die neuen
gesetzlichen Regelungen nun
zügig umzusetzen. So sieht eine
zusätzliche Verordnung einen
Freizeitausgleich für Mehrarbeit im Grundbetrieb vor. Zudem
sollen militärische Wachleistungen reduziert und eine flächendeckende automatisierte elektronische Zeiterfassung eingeführt
werden.
„Für die Streitkräfte bedeutet
das schon einen Kulturwandel“,
sagt Fregattenkapitän Andreas
Krug, der im Verteidigungsministerium an der gesetzlichen
Umsetzung der Agenda Attraktivität mitarbeitet. Krug kennt die
Härten des Soldatenberufs aus
eigener Erfahrung: als Marineoffizier ist er zwölf Jahre zur See
gefahren. „Wir werden mit der
Ressource Arbeitszeit schlicht
sorgsamer umgehen müssen“,
lautet sein Fazit.
(mat)
4
aktuell
Politik / Hintergrund
1. Juni 2015
Attacke im Netz
Amnesty: Folter
im Gazastreifen
L
von Stefan Rentzsch
Berlin. Im April legten sie einen französischen Fernsehsender lahm,
im Mai griffen sie das interne Datennetz des deutschen Bundestags an:
Hacker treffen mit ihren Cyberattacken mitten ins Leben. aktuell erklärt,
wie die Bundeswehr sich schützt.
Cyber-Strategie
für Deutschland
Auf Bundesebene hat sich das nationale Cyber-Abwehrzentrum (Cyber-AZ) als Informationsdrehscheibe etabliert. Die 2011 gegründete
Einrichtung soll die Zusammenarbeit zwischen den
verschiedenen beteiligten Behörden verbessern sowie Schutz- und Abwehrmaßnahmen gegen IT-Vorfälle koordinieren. Unter Federführung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
sind unter anderem das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV), das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK)
und der Bundesnachrichtendienst (BND)
am Cyber-AZ beteiligt. Auch der
MAD unterstützt mit seiner
Expertise.
101101010100011101
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Foto: dpa/pa
China: Weißbuch
zur Verteidigung
Peking. China will in den kommenden Jahren den Ausbau neuer
Militärstützpunkte vorantreiben. Das geht aus dem neuen
Weißbuch zur Verteidigung
hervor, das von der Regierung
am vergangenen Dienstag veröffentlicht wurde. Mit der neuen
Strategie soll der Machtanspruch
im Südchinesischen Meer untermauert werden. Die Lage in der
Region gilt als angespannt, nachdem bekannt wurde, dass China
auf Atollen künstliche Inseln aufschüttet, die als Basis für militärische Stützpunkte dienen können.
Neben China machen mehrere
asiatische Staaten Gebietsansprüche geltend.
(sk)
EU-Flüchtlingsplan
stößt auf Widerstand
Brüssel. Die EU-Kommission
hat Pläne zur Verteilung von
Flüchtlingen innerhalb der Europäischen Union vorgestellt. Insgesamt 40 000 Flüchtlinge sollen
aus Italien und Griechenland auf
andere Mitgliedsstaaten verteilt
werden. Eine Quote soll bestimmen, welches Land wie viele
Flüchtlinge aufnehmen muss.
Deutschland müsste demnach
in den kommenden Jahren etwa
9000 zusätzliche Flüchtlinge aufnehmen. Ob diese Pläne umgesetzt werden, ist allerdings fraglich, da sich in mehreren Ländern
– wie etwa in Großbritannien –
bereits Widerstand regt.
(sk)
Der MAD
Ein weiterer Stützpfeiler der Cyberabwehr innerhalb der Bundeswehr ist der
Militärische Abschirmdienst (MAD) in Köln.
Die IT-Abschirmung analysiert und bewertet
Vorkommnisse auf einen möglichen nachrichtendienstlich relevanten Hintergrund. Das umfasst zum einen gegen die Bundeswehr gerichtete Tätigkeiten fremder Geheimdienste. Aber
auch extremistische und terroristische Bestrebungen auf IT-Ebene stehen im Fokus des
MAD. Die IT-Abteilung des Abschirmdienstes ist eng mit dem CERTBw
sowie diversen zivilen Behörden vernetzt.
Das CERTBw
Als zentrale Einrichtung fungiert das
Computer Emergency Response Team der
Bundeswehr (CERTBw). Seit 2002 als Teil des
IT-Zentrums der Bundeswehr in Euskirchen aufgestellt, ist es für die Überwachung, Erhaltung und
Wiederherstellung der IT-Sicherheit in der Bundeswehr zuständig. Die rund 60 Spezialisten des CERTBw
sind die „Feuerwehr des Cyber-Raums“. Sie schützen die gut 200 000 Rechner der Bundeswehr, analysieren Schwachstellen und Schadsoftware, untersuchen
Zwischenfälle und überwachen das gesamte Netzwerk auf verdächtige Ereignisse. Aus den gewonnenen Erkenntnissen erarbeitet das CERTBw Empfehlungen für Abwehrmaßnahmen. Dabei hilft
auch die enge Zusammenarbeit mit den
ähnlich strukturierten CERT BWI
in Meckenheim und CERT
Bund in Bonn.
Das BITS
In direkter und enger Kommunikation mit dem CERTBw stehen die Kollegen aus dem Betriebszentrum IT-System der Bundeswehr (BITS) in
Rheinbach. Etwa 50 Experten prüfen unter
anderem die durch das CERTBw empfohlenen Maßnahmen auf ihre Machbarkeit und
setzen sie um. Zudem betreibt das BITS ein
Risikomanagement. Darunter fällt vor allem die Planung von Maßnahmen zur
Schadensbegrenzung oder -vermeidung und der Wiederherstellung der IT-Sicherheit.
Die Gruppe CNO
Mit der Gruppe Computer-Netzwerk-Operationen (CNO) im Kommando
Strategische Aufklärung besitzt die Bundeswehr die militärische Fähigkeit, aktiv im Cyber-Raum aufzuklären und zu wirken. Dies geschieht im Rahmen ihres verfassungsgemäßen
Auftrages in der Landes- oder BündnisverteidiWissenschaft als
gung oder aufgrund eines Bundestagsmandats für
Fundament
einen militärischen Einsatz der Streitkräfte. Solchen Einsätzen gehen umfangreiche Prüfungen
Wissenschaftliche Grundlagen für die IT-Sicherpolitischer, rechtlicher und operativer Fakheit liefern mehrere Forschungseinrichtungen und
toren voraus. Soweit verfügbar, können
Think Tanks auf staatlicher und überstaatlicher Ebedie CNO-Kräfte zudem in einer Cyne – für den Bereich Bundeswehr in erster Linie das Forberkrise die Cyber-Abwehrschungszentrum Cyber Operational Defense (CODE). An der
kräfte unterstützen.
Universität der Bundeswehr in München vernetzt das Zentrum
zwölf Fakultäten und bündelt damit Wissen und Fähigkeiten
im Themenfeld Cyber Defense. Die Hauptaufgabe des CODE
ist die Umsetzung gemeinsamer Forschungsprojekte. Es steht
sowohl mit dem CERTBw, als auch mit dem BITS, MAD und
CNO im Informationsaustausch. Ein bedeutendes überstaatliches Institut ist das NATO Cooperative Cyber Defense Center of Excellence (NATO CCDCOE). Die 50
militärischen und zivilen Experten dieser Denkfabrik beraten die NATO und deren Mitgliedsstaaten in technischen, strategischen und
völkerrechtlichen Fragen der Cyber-Kriegsführung.
Grafik: Pfaender
Foto: dpa/pa
Schutz im Verbund: Cybersicherheit für die Bundeswehr.
1. Juni 2015 Einsatz / BundEswEhr
„Patriots“ in der Türkei
aktuell
5
Führungswechsel
bei KFOR
Das Waffensystem der Luftwaffe und sein Einsatz bei „Active Fence Turkey.“
Der allwissende
Kopf
Eine „Patriot“-Einheit, die
sogenannte Staffel, besteht aus
fünf Teilen. Dies sind der Feuerleitstand, das Radargerät, das
Startgerät mit den Raketen, die
Richtfunkanlage und der Führungswagen. In dem Container
des Feuerleitstandes verbirgt
sich das Herz des Systems. In
seinem Inneren sind Elektronik
und Computer
simplen Knopfdruck und löst
das Startgerät mit den Raketen aus.
ßer sind und eine höhere Reichweite erzielen können, zeichnen
PAC-3 sich durch ihre Wendigkeit aus. Dies ist besonders für
die Abwehr taktischer ballistischer Raketen wichtig. Noch
im Flug werden die berechneten Flug- und Korrekturdaten
durch das Radargerät an die
PAC übermittelt und so diese
in das heranfliegende Ziel
geleitet.
Das „Patriot“-System hat
in einer Vielzahl von verschiedenen Tests und Einsätzen seine Leistungsfähigkeit
bewiesen. Auch zahlreiche
andere Länder nutzen es zum
Schutz gegen Bedrohungen
aus der Luft. In der Türkei
sind neben den deutschen
Einheiten auch US-amerikanische und spanische eingesetzt.
(eb)
Zwei könnten gegen
Einen
Das Startgerät besteht aus
einem Lastkraftwagen mit rechteckigen grünen Kanistern. In
diesen Kanistern oder auch
Container genannt, lagern die
Flugkörper. Der Container ist
etwa mit 45 Grad gen Himmel
gerichtet (Bild). Aus dieser Position können die Lenkflugkörper
verschossen werden. Das Waffensystem „Patriot“ kann mit
verschiedenen
Typen von
Lenkflugkörpern
ausgestattet werden, den
sogenannten
PAC-2 und
PAC-3 Flugkörpern. Während
PAC-2 grö-
Foto: Bundeswehr
verborgen. Auf Bildschirmen
sieht man alle Objekte in der
Luft, die das Radargerät anzeigt,
denn hier werden alle Informationen verarbeitet und dargestellt. In diesem unauffälligen
grünen Container wird entschieden, ob geschossen wird oder
nicht. Da eine solche Entscheidung nicht durch die Technik
getroffen werden kann, arbeiten
die Soldaten im Schichtsystem.
Der Feuerleitstand ist im Einsatz
24 Stunden besetzt.
Das Radargerät ist in der
Lage, Flugobjekte sehr genau
zu unterschieden. Es kann
unter anderem Größe und
Geschwindigkeit eines Objekts
in der Luft erkennen. Auch
den voraussichtlichen Zielort können die Computer errechnen und anzeigen. Im Ernstfall
müssten Gegenmaßnahmen
sehr schnell eingeleitet werden. Die Entscheidung obliegt
dem Feuerleitoffizier. Er arbeitet
im Team mit dem Feuerleitfeldwebel. Ein Befehl zum Abschuss
der Rakete erfolgt über einen
Prizren. Am vergangenen Mittwoch hat der Befehlshaber des
Einsatzführungskommandos
der Bundeswehr, Generalleutnant Hans-Werner Fritz, das
Kommando über das 41. Einsatzkontingent KFOR an Oberst
Hartwig Stork übertragen. Stork
war bereits ab Juni 2013 Kontingentführer des 35. Deutschen
Einsatzkontingents. In Anwesenheit vieler nationaler und internationaler Gäste wurde der Reservist abermals mit der Führung
der deutschen Soldaten auf dem
Balkan betraut.
(eb)
„Bayern“ trainiert
Sicherheitskräfte
Der Beitrag „Schießen mit Patriot
Foto: Bundeswehr
auf Kreta“ unter
www.youtube.com/
bundeswehr.
Gemeinsames Training bei KFOR
Multinationaler Schweiß beim Training gegen mögliche Unruhen im Kosovo.
Foto: Seidenschwanz/Bundeswehr
N
Voller Einsatz: Beim Training wird mit vollem Körpereinsatz geübt.
Es ist neun Uhr am Morgen
und die Sonne brennt bereits.
Die Soldaten der deutschen Einsatzkompanie stehen in ihren
Schutzanzügen Seite an Seite
mit ihren polnischen Kameraden. Der Schweiß läuft. Die
Kräfte sollen im Übungsszena-
rio gemeinsam eine Brücke räumen. Die Brücke wurde auf dem
Übungsgelände in Novo Selo
mittels „Hamburger Gitter“,
auch als Polizei- oder Absperrgitter bekannt, nachgestellt. Dort
werden unterschiedliche Formationen trainiert.
Es wird mit vollem Körpereinsatz gearbeitet, die Ausrüstung wird auf das Höchste beansprucht. Die Angreifer werfen
mit Flaschen, es kommt zu Handgreiflichkeiten. Die Rollenspieler versuchen gegen die Soldaten anzukommen. Diese sind
jedoch gut eingeübt. Mit dem
Schild vor dem Körper und dem
Schlagstock fest in der Hand,
heißt es im Rhythmus: „Rückt
– vor!“ Die Störer haben keine
Chance. Alle Ordnungskräfte
agieren Hand in Hand.
Kompaniechef, Hauptmann
Tobias Z., ist zufrieden: „Die Herausforderung bei dieser multinationalen Zusammenarbeit ist natürlich die Sprache. Sie macht alles
etwas langsamer. Insgesamt war
das Training dennoch ein Erfolg.
Es hat gezeigt, bei welchen
Details wir noch nachbessern
müssen.“
(csz)
Port Victoria. Besatzungsangehörige der Fregatte „Bayern“
haben vor kurzem eine Ausbildung mit Sicherheitsbehörden der
Seychellen veranstaltet. Während
der Hafenbesuche wurden mit
der „Seychelles Coast Guard“
verschiedene zivil-militärische
Ausbildungsprogramme als Mittel zur Stärkung der Sicherheit
trainiert. Ebenso trainierte eine
kleine Gruppe der Polizeieinheit „Maritime Police Unit“ mit
deutschen Soldaten taktische
Fahrmanöver. Diese wird im
Land vor allem im Kampf gegen
Drogen- und Menschenschmuggel eingesetzt.
(eb)
Fährausbildung
erfolgreich beendet
Foto: Bundeswehr
Kahramanmaras. Die Bundeswehr beteiligt sich seit 2012 an
der integrierten Luftverteidigung
der Türkei durch die NATO.
Eingesetzt wird das Raketenabwehrsystem „Patriot“ der Luftwaffe. Die Systeme dienen dem
Schutz türkischer Städte nahe
der Grenze nach Syrien. Hintergrund ist der im etwa 100 Kilometer entfernten Syrien herrschende Bürgerkrieg. Die dort
eingesetzten Raketen könnten
ebenso Ziele in der Türkei treffen. Neben den deutschen werden auch US-amerikanische und
spanische Systeme eingesetzt.
Bapho. Nach neun Wochen
Ausbildung der europäischen
Trainingsmission EUTM Mali
kann eine positive Bilanz gezogen werden. Mit einer herausfordernden Abschlussübung
endete Ende vergangenen
Monats die intensive Ausbildung der malischen Soldaten.
Deutsche Pioniere übten unter
Einsatzbedingungen die Gewässerüberquerung mit einer Fähre.
Das sichere Überqueren des
Niger ist aufgrund der geringen
Anzahl der Brücken eine wichtige Qualifikation zur Erleichterung des Alltags der malischen
Streitkräfte.
(eb)
6
aktuell Bundeswehr
aktuell 7
Pionierarbeit: Bundeswehr wird „E-mobil“
Im Dienstleistungszentrum in Ingolstadt sind die ersten 17 Elektro-Fahrzeuge erfolgreich im Einsatz.
Ingolstadt. Pionierarbeit in der
Pionierkaserne auf der Schanz:
Das dortige Bundeswehr-Dienstleitungszentrum (BwDLZ) hat
vergangenen Dezember die ersten Elektro-Nutzfahrzeuge übernommen. Die E-Worker sind
vor allem im Bereich Facility
Management (siehe Info-Box)
im Einsatz – bisher mit hervorragenden Erfahrungen.
Die Hausmeister flitzen mit
den lautlosen Micro-Cars flink
zwischen Werkstätten und Einsatzorten hin und her. Wer nur
wenig Werkzeug oder Material
braucht, muss ja nicht unbedingt einen der rund 50 größe-
Energie im Blick: Regierungsdirektor Christian Fuchs, Leiter der
BwDLZ Ingolstadt (links), und Michael Strauss, Leiter Zentrales
Facility Management.
ren Werkstattwagen benutzen,
zum Beispiel den Mercedes
Sprinter. Zwar gab es bisher
für die Kurzstrecken – neben
Dienstfahrrädern – die kleineren „Piaggio Ape Kastenwagen“ auf drei Rädern,
die ein spezielles Kraftstoff-Öl-Gemisch brauchten. Doch die sind schon
sehr in die Jahre gekommen.
„Der Ersatz unserer bisherigen Kleintransporter mit
Zwei-Takt-Motoren durch
Fahrzeuge mit einem umweltfreundlichen Elektroantrieb
stand an und eröffnete die
Chance, frühzeitig eine energiebewusste, leise und schadstofffreie mobile Zukunft in
unserer Dienststelle zu fördern“,
sagt Regierungsdirektor Christian Fuchs, Leiter des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums
Ingolstadt. Die Idee, Elektrofahrzeuge einzusetzen, hatte Siegmar
Braun, Leiter des Technischen
Gebäudemanagements, schon
seit zwei Jahren im Kopf. Viele
Gemeinden und Städte setzen
auf E-Mobilität. Kann die Bundeswehr bereits am Markt eingeführte Elektro-Kleintransporter
für übliche Fahrleistungen von
bis zu 40 Kilometern pro Fahrzeug täglich nutzen? Sie kann!
„Optimal für unsere
Kurzsstrecken“
Übergabe: Michael Strauß (links, Leiter Zentrales Facility Management), Regierungsdirektor Christian Fuchs (2. v. r., Leiter
BwDLZ Ingolstadt), Siegmar Braun (Leiter Technisches Gebäudemanagement).
Das Bundeswehr-Dienstleistungszentrum
Das Zentrum in Ingolstadt ist eine Dienststelle der Wehrverwaltung mit 590 Dienstposten und zirka 620 Mitarbeitern, davon neun
Soldaten. Viele Beschäftigte arbeiten in Teilzeit. Es ist Dienstleister für zivile und militärische Stellen. Es gibt bundesweit 41
Zentren. Sie gehören zum Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw).
Eine der Aufgaben neben dem Personal- und Finanzmanagement ist das Facility Management, also im Rahmen des Bauunterhalts das technische Inbetriebhalten der Liegenschaften.
Dazu gehören:
• 3 Flugplätze (Manching, Neuburg, Roth)
• 5 Kasernen
• 2 Wehrtechnische Dienststellen
• 2 Schulen
• 3 Standortübungsplätze
• 3 Pionierübungsplätze
• 2 Standortschießanlagen
• 1 Fallschirmabwurfplatz
• 3 Wertstoffhöfe
• 1 Karrierecenter
• 1 NATO-Munitionsniederlage
Die zu betreuende Gesamtfläche beträgt mehr als 2500 Hektar, das entspricht zirka 500 Fußballfeldern.
Gerhard Betz ist Leiter der
Technischen Betriebsgruppe.
Dass die E-Worker beschafft
wurden, hält er für ideal und ist
von dem Konzept überzeugt:
„Optimal für unsere Kurzstrecken, komfortabel, im Winter mit Standheizung, zuverlässig, kaum Wartung.“ Pro
Batterieladung können Betz
und seine Kollegen, überwiegend Installateure und Elektriker,
etwa hundert Kilometer zurücklegen. Das reicht etwa für eine
Woche und übers Wochenende
kann aufgeladen werden. Die
robusten Elektronutzfahrzeuge
bieten aufgrund ihrer Ladekapazität und ihrer Bauweise
logistische Lösungen für
die täglichen Aufgaben im Hausmeisterund Werkstattbetrieb in
den Kasernen. „Mit 1,25
Metern Breite passt der
E-Worker bequem auf die
meisten Wege und durch
schmale Durchfahrten“,
beschreibt Betz. Und der
Wendekreis beträgt nur
drei Meter. Außer Steckdosen
und einem frostfreien Abstellplatz ist an Infrastruktur nichts
nötig. Das Batteriewasser wird
Umweltschutz neben Technischem Gebäudemanagement
und Geländebetreuung auch eine
Aufgabe der Bundeswehr-Dienstleistungszentren ist. Sie sind in
vielen Angelegenheiten immer
auch Schnittstellen zu kommunalen Gebietskörperschaften, zum
Beispiel zu Gemeinden und Landkreisen, anderen Behörden wie
Polizei, Wasserwirtschaft oder
Forst, zum staatlichen Bauamt
und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.
Bundeswehr
als Multiplikator
Bundeswehr als Mulitiplikator: Christian Fuchs ist stolz
unkompliziert
von den Fahrern aufgefüllt, falls nötig. Ebenso der
kleine Dieselkanister für die
Standheizung.
Aufbauten nach
Bedarf
Die Aufbauten variieren
bedarfsgerecht, je nach Einsatzzweck: unter anderem als
Pritsche, hydraulischer Kipper
oder Kastenaufbau oder
mit Dachträgern für Leitern. Je
nach
Art
bietet der
E-Worker
­­
eine maximale Nutzlast von
bis zu 870 Kilogramm. Der
17,3-Kilowatt-Elektromotor
sorgt für ausreichende Kraftreserven, auch an Steigungen. Das
72-Volt-Antriebssystem sorgt für
Effizienz. Durch Energierückgewinnung kann die Strecke auch
flotter gefahren werden – bis
maximal 40 Stundenkilometer
sind möglich. Die E-Worker sind
auch im Straßenverkehr zugelassen, um umliegende Liegenschaften zu erreichen.
„Zu unserem Zuständigkeitsbereich gehören Bundeswehrliegenschaften der Region und die
Standortbetreuung in
Ingolstadt, Manching,
Greding, Neuburg, Roth
und Nürnberg“, zählt
Michael Strauß, Leiter Zentrales Facility
Management,
auf. Die
Dimensionen im Vergleich:
„ W i r
betreuen
mehr als 1500
Gebäude, vom Postenunterstand mit drei Quadratmetern
Nutzfläche bis zur Werfthalle
auf dem Flugplatz Manching mit
mehr als 15 500 Quadratmetern.“
Da spielt Mobilität eine entscheidende Rolle. Und die
soll möglichst energiebewusst, kostengünstig und nachhaltig sein, weil
auf die E-Worker in seinem Zuständigkeitsbereich. „Wir wollen ja sparen, wenn
es geht, gerade
bei einem so großen Betrieb“,
sagt er. „Umwelt,
Wirtschaftlichkeit, Effizienz –
das greift alles ineinander.“ Nach dem
Regierungsprogramm der
Bundesregierung zur Elektromobilität sollen bis 2020 mindestens eine Million und bis
2030 sechs Millionen Elektrofahrzeuge auf den Straßen fahren. Die Zulassungszahlen des
Kraftfahrtbundesamtes für den
Deutschland noch nicht erste
Priorität genießt. So
gingen die Zulassungen für reine
Elektrofahrzeuge
gegenüber dem
Vergleichsmonat
im Vorjahr sogar
Oktober
2014 zeigen
allerdings, dass die Ziele des
Regierungsprogrammes „Elektromobilität“ hoch gesteckt sind
und das Thema „elektrische
Mobilität“ beim Autokäufer in
zurück.
In diesem Punkt sieht
Christian Fuchs die Multiplikatorfunktion von Behörden. „Soldaten und
Mitarbeiter nehmen die emissionsfreien
Elektrofahr-
neuen
Fahrzeuge
als effizient und
umweltschonend.
Verbrennungsmotoren arbeiten gerade
in der Kaltlaufphase
besonders kraftstoffzehrend und ineffektiv.“ Auch für
den Per-
zeuge
im täglichen Betrieb
wahr. Sie interessieren sich für die Technik, freuen sich am niedrigen Geräuschpegel und
sammeln so erste
eigene positive
sonentransport
sei E-Mobilität wünschenswert.
Viele Dienstreisen führen in
die benachbarten Kasernen im
Umkreis von etwa 100 Kilometern. „Eine ideale Entfernung für
den Betrieb von Elektrofahrzeugen“, meint er.
Energieeffizienz und der schonende Umgang mit Ressourcen
spielen im Bundeswehr-Dienst„Mega-E-Worker“ in Zahlen
leistungszentrum Ingolstadt
•Hersteller: Iseki Maschinen GmbH (Meerbusch) eine große Rolle.
• Investition: 26 000 Euro pro Fahrzeug
Wo immer es
• Höchstgeschwindigkeit: 40 Kilometer pro Stunde m ö g l i c h i s t ,
• Reichweite: bis 100 Kilometer
wird modernste
• Leistung: 17 Kilowatt
Umwelttechnik
vorausschauend
eingesetzt, wie
zum Beispiel bei
der Nutzung der Fernwärme in
der Wilhelm-Frankl-Kaserne
Erfahrun- in Neuburg an der Donau. Die
gen mit E-Mobi- E-Worker zu nutzen, ist somit
lität, die sie in ihre Familien und die konsequente Fortsetzung
die Öffentlichkeit tragen.“
dieser Philosophie. Christian
Fuchs: „Mit dem Einsatz dieEffizient und
ser energiebewussten, schadstofffreien und leisen Fahrzeuge
umweltschonend
will die Bundeswehr ein ZeiSiegmar Braun, Ingenieur und chen setzen und geht den Weg
Leiter des Technischen Gebäude- in Richtung eines umwelt- und
managements, wünscht sich noch kostenbewussten Fuhrparks.“
mehr Elektro-Dienstfahrzeuge. Und das Bundeswehr-Dienst„Beim Kurzstreckenverkehr, leistungszentrum Ingolstadt
innerhalb der Kasernen oder beim übernimmt damit eine VorreiMaterial- und Werkzeugtrans- ter-Funktion für andere Bereiport erweist sich der Einsatz der che – Pionierarbeit eben.
Fotos: © BwDLZ Ingolstadt
von Anja Wagner
8
aktuell
bundeswehr
Foto: Wörsdörfer/Bundeswehr
„Wir sind das Heer“:
Erster Preisträger
Freyung. ­Oberstabsgefreiter
Daniel Druskat ist der erste
Preisträger bei der Mitmachaktion „Wir sind das Heer“. Druskat schilderte sehr persönlich und
eindrucksvoll seine Dienstzeit
und seine Vorbereitungen auf
die Zeit danach. Mit dieser herausragend verfassten Geschichte
setzte er sich gegen eine Vielzahl von Mitbewerbern durch
und erhielt eines der begehrten
Smartphones. Dieses überreichte
ihm bei einem Appell am vergangenen Mittwoch in Freyung der
Brigadekommandeur der Panzerbrigade 12, Brigadegeneral
André Bodemann.
(cw)
1. Juni 2015
Die neue Y-Doppelausgabe ist da
Aus dem Leitartikel: „Klitschnass und mit einem breiten Grinsen taucht Hauptmann Robert Klawonn (28) aus dem kleinen Metallbecken vor dem Fliegerischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe in Holloman auf. Er ist glücklich und erleichtert: ‚Der Flug war aufregend. Es hat alles super
geklappt und ich bin wirklich sehr zufrieden.‘ Der junge Pilot und sein Waffensystemoffizier, der
sogenannte ‚Backseater‘, wurden gerade von ihren Kameraden schwungvoll ins Wasser befördert.
Die beiden haben an diesem Tag ihren ersten ‚Crew Solo‘-Flug im Tornado erfolgreich absolviert.
Das erste Mal sind sie selbstständig und ohne die Unterstützung eines Fluglehrers eine komplette
Mission in dem zweisitzigen Kampfflugzeug geflogen.“ Über die Auswahl der Bewerber, die Ausbildung in den USA und die Erfahrungen der neuen „Tornado“-Piloten berichtet die aktuelle Ausgabe des Y-Magazins.
Politische Themen im neuen Heft sind der Drogenkrieg in Mexiko und die Bedrohung Deutschlands durch
Dschihadisten. Aus der Truppe wird ein Blick hinter die Kulissen der Arbeit der Pipelinepioniere und auf den
Standort Torgelow mit seinen Angeboten für die Freizeit geworfen. In der Kategorie Wissen werden die Bombardierung Rotterdams im Zweiten Weltkrieg, der Prozess der Luftbetankung mit einem Airbus A310 MRTT
sowie die Telemikrobiologie dargestellt. Zusätzlich berichtet Y über die neue Sportfördergruppe Segelfliegen und die letzte Schlacht Napoleons bei
Waterloo vor 200 Jahren. Die Ausgabe für Juni und Juli liegt ab Donnerstag in den Verbänden, Einheiten und Dienststellen der Bundeswehr aus.
(akw)
Zur rechten Zeit im Ziel
Lufttransporter, Objektschutzkräfte und Kampfjets trainieren bei SNAP 2015 Evakuierungen.
Wehrmaterial auf
dem Prüfstand
Foto (2): Bundeswehr
Garlstedt. Die Streitkräftebasis hat kürzlich das „Auswertegespräch Wehrmaterial“ an der
Logistikschule der Bundeswehr
in Garlstedt veranstaltet. In diesem Jahr wurden als Bestandteil
der Einsatzauswertung Handwaffen, Bekleidung, die Waffenanlagen FLW 100 und 200 sowie
die persönliche Sanitätsausstattung betrachtet und auf Verbesserungsmöglichkeiten untersucht. Traditionell werden bei
dieser Veranstaltung Erfahrungsberichte von Einsatzsoldaten als Grundlage für Weiterentwicklung und Verbesserung von
Material herangezogen.
(eb)
Rundum: Die Forward Air Controler sichern sich nach der Landung der CH-53 selbst.
von Erik Pflanz
Foto: Twardy/RedBw
2000. Crew-Mitglied
„Tornado“ graduiert
H
Den Beitrag über den
ersten „Crew Solo
Flight“ unter www.youtube.com/bundeswehr.
Laage. Es ist der Stoff, aus
dem Hollywoodfilme gemacht
sein könnten. Die Rettung und
Evakuierung von Menschen aus
Krisen- und Kriegsgebieten. Die
Bundeswehr trainiert auch dieses Szenario, um einsatzbereit
zu sein.
So in der vergangenen Woche:
Da fand auf dem Fliegerhorst in
Laage die Übung SNAP (Significance of National Air Power)
statt. Beteiligt waren Soldaten und Flugzeuge der Taktischen Luftwaffengeschwader 51
„Immelmann“, 33 und 73 „Steinhoff“ sowie des Lufttransportgeschwaders 63, des Hubschraubergeschwaders 64 und
des Objektschutzregiments der
Luftwaffe. Oberstleutnant der
Reserve Bernd Pfähler, Moderator der Übung und 22 Jahre
Pilot auf der F-4F „Phantom“
und MiG-29, beschreibt die Herausforderung so: „Die Schwierigkeit besteht in der Koordination. Alle Luftfahrzeuge müssen
zeit- und zielgenau eintreffen,
also ‚on time on target‘.“
Um weiter die Operationsfähigkeit von vier „Tornados“
und vier „Eurofightern“ zu erhöhen, wurde ein Tankflugzeug der
Flugbereitschaft in die Übung
eingebunden.
Luft und Boden eng
koordinieren
Das Ziel der Übung lautete,
eigene Truppen in ein feindliches Gebiet zu bringen, feindliche Stellungen aufzuklären und
anschließend deutsche Soldaten
unter Einsatz von Transport- und
Kampfflugzeugen zu evakuieren.
Zwei „Tornados“ klärten den
Einsatzraum auf. Zwei weitere
Jets dieses Typs bekämpften
dann die aufgeklärten Bodenziele. Mit Hilfe einer CH-53
gingen drei Forward Air Con-
troller in Stellung. Sie klärten
weitere gegnerische Ziele und
Stellungen am Boden auf und
wiesen den „Tornado“-Besatzungen die Ziele per Funk und
Lasermarkierungen zu. Weitere
Maschinen sicherten unterdessen
den Luftraum ab. Während die
„Tornados“ die Ziele bekämpften, bereiteten die Forward Air
Controller bereits die Evakuierung vor.
Evakuierung mit
„Transall“
Zu dem Szenario gehörte
die „Sarajevo-Landung“ einer
C-160 „Transall“. Dabei nähert
sich das Transportflugzeug zum
Schutz vor feindlichem Beschuss
Formation: Zwei „Tornados“ kurz vor der Betankung.
in größerer Flughöhe, um dann
mit einem sehr steilen Anflug
eine stark verkürzte Landung zu
absolvieren. Die Landung und
Aufnahme der zu Evakuierenden
ist eine sensible Phase der Operation, da die Retter aufgeklärt
werden könnten. Daher benötigen Maschine und Forward
Air Controller erneut Unterstützung aus der Luft. Die ist
hilfreich, wie sich auch bei dieser Übung zeigte: „Tornado“Piloten klärten feindliche Truppen auf und bekämpften diese.
Objektschutzkräfte an Bord der
„Transall“ sicherten die Operation am Boden und koordinierten
die Aufnahme der Forward Air
Controller. Schließlich startete
die „Transall“, mit den Evakuierten an Bord, unter dem Schutz
der „Eurofighter“ und wurde von
ihnen sicher aus dem Übungsgebiet eskortiert.
Luftbetankung
erhöht Reichweite
Die Basis der beteiligten
Kampfflugzeuge befindet sich
in sicherer Entfernung zum Einsatzgebiet. Um neben der Flugstrecke in das Einsatzgebiet eine
ausreichende Stehzeit zu erreichen, wird Treibstoff in der Luft
ergänzt. Die Luftwaffe verfügt
über drei Airbus A310 MRTT
(Multi Role Transport Tanker),
die als „fliegende Tankstellen“
die Kampfflugzeuge im Flug
auftanken und so die Einsatzdauer verlängern können. Zwei
Kampfflugzeuge können zeitgleich betankt werden.
Abschließend ist sich Pfähler
sicher: „Die Übung heute ist für
alle Beteiligten erfolgreich verlaufen: von der Kommandostruktur, der Einsatzplanung über die
Piloten, die Sicherheitsberater
bis zu den Bodentruppen.“
1. Juni 2015 innere Führung / Militärgeschichte
aktuell
9
Innere Führung: ein schwieriger Weg
Mit der Gründung der Bundeswehr vor 60 Jahren wurde die neue Konzeption der Inneren Führung heiß diskutiert.
geschichte. Wer die offizielle Bundeswehrgeschichte
(von 1975) aufschlägt, wird in
der Zeittafel beim 7. Juni 1955
auf einen recht merkwürdigen
Januskopf stoßen: Steht auf dem
einen Blatt die Umbenennung
der Dienststelle Blank und die
Ernennung von Theodor Blank
zum „Bundesverteidigungsminister“, so beginnt nach einer Leerseite auf dem nächsten Blatt die
Geschichte der „Bundeswehr“
mit demselben Datum – die
Benennung zum neuen Ministerium gehörte dazu also nicht.
Angesichts diverser Gründungsdaten der Bundeswehr ist
der 7. Juni 1955 bisher ein Datum
ohne geschichtliche Bedeutung.
Immerhin wurden an diesem Tag
Fakten geschaffen, die dazu führten, dass knapp drei Wochen später die ersten „Offiziere“ etwa zur
Fliegerausbildung in die USA und
nach Großbritannien in Marsch
gesetzt wurden. Damit hatte also
nach mehr als vier Jahren Vorarbeiten die Realisierungsphase für
die Bundeswehr offiziell begonnen. Nun musste sich erweisen, ob die neuen Gedanken zur
Konzeption der Inneren Führung
praktikabel waren. Wie es darum
zum 7. Juni 1955 stand, das zeigen einige Beispiele.
Der Soldat ist Bürger
in Uniform
Wolf Graf von Baudissin, dessen „Urheberschaft“
der Inneren Führung kein
Mensch leugnen könne, so
de Maizière, war die Wochen vor-
Foto: dpa/pa
von Claus von Rosen
Ermekeil-Kaserne Bonn 1955: Bundesverteidigungsminister Theodor Blank (2.v.r.) nach Feierstunde.
her bis zu diesem Tag im Urlaub
gewesen. Das neue Verteidigungsministerium bestand zunächst in
den Strukturen des ehemaligen
Amtes Blank im Wesentlichen einfach fort. Dabei hatte ein „Sonderstab“ seit Oktober 1954 vom
Dienststellenleiter den Auftrag
gehabt, die künftige Ministeriumsorganisation und Spitzengliederung zu erarbeiten. Dies führte
innerhalb des Amtes zu erheblichen Machtkämpfen mit deutlicher Tendenz zum Primat der
Beamten im künftigen Verteidigungsministerium. Der Umgliederungsbefehl vom 18. Mai 1955
hielt sich aber in Grenzen; auch
wurde der provisorische Charakter betont. Für die Bearbeitung der Inneren Führung hatte
er jedoch erhebliche Konsequenzen, da sie „nur noch“ als Gruppe
in der Unterabteilung „Personal“
untergeordnet war. Die „angemessene Beteiligung der Inneren Führung an der militärischen Planung“
wurde dadurch in Frage gestellt.
Erst die Spitzengliederung vom
14. November 1955 fügte erstmalig das Arbeitsgebiet „Innere
Führung“ für die Bundeswehr als
Unterabteilung in die Spitzengliederung ein. In den vorangegangenen Jahren waren die Angehörigen der Gruppe Inneres Gefüge,
allen voran Baudissin, laufend
zu Vorträgen und Diskussionen
über die Gedanken zum Bild vom
neuen Soldaten durch die Republik unterwegs gewesen. Diese Diskussionen hatten inhaltlich eher
die Form von Workshops. Heinz
Karst arbeitete nun seit 1953 an
einer „Broschüre“ zur Information der Öffentlichkeit, die hausintern bald der „Ur-Karst“ hieß. Als
dann die 110 Seiten starke Bro-
schüre „Vom künftigen Deutschen Soldaten“ endlich am
15. Juli 1955 verteilt werden
konnte, zeigte sich, wie kontrovers das Konzept der Inneren
Führung in weiten Kreisen in der
Öffentlichkeit diskutiert wurde.
Das eigentliche „Soldatengesetz“
wurde erst am 6. März 1956 verabschiedet.
Widerstand an der
Spitze
In dieser zeitlich und arbeitsmäßig sehr gedrängten Atmosphäre sah Generalinspekteur
Adolf Heusinger sich zwischen
der Politik Konrad Adenauers
und Blanks einerseits sowie dem
von ihm immer noch nicht bewältigten Abstimmungsbedarf im
Haus andererseits in die Zange
genommen. Er entpuppte sich als
Das größte Gemälde der Welt
Im Panorama Museum in Norden Thüringens hängt der Deutsche Bauernkrieg von 1525 in Öl.
Foto: imago
G
Epochales Schlachtenbild: der Deutsche Bauernkrieg.
tzer gewidmet sein sollte. Doch
mit der Auftragsübernahme 1976
durch den international bekannten Maler und Zeichner Werner
Tübke wurde eine rein künstlerische Lösung bevorzugt.
Die materialtechnischen Voraussetzungen schuf man im
eigens errichteten Panoramagebäude auf der Kuppe des
Frankenhäuser Schlachtberges
Anfang der 80er-Jahre. Der Bildträger, eine aus einem einzigen
Stück gewebte Leinwand mit
den Ausmaßen von 14 Metern
Höhe, 123 Metern Länge und
einem Gewicht von 1,1 Tonnen,
wurde im zukünftigen Bildsaal in
16 Metern Höhe an einer Stahlkonstruktion befestigt. Für die
Ausführung des Ölgemäldes mit
über 3000 Einzelfiguren benötigte Werner Tübke im Stile alter
Bauhüttengesinnung vier Jahre.
Der Altmeister der Leipziger
Schule erschuf ein Panoramagemälde der Wende vom Spätmittelalter zur Neuzeit, in dem man
das Wirken Martin Luthers und
Müntzers als Teile einer grundlegenden Umwälzung in Kirche
und Gesellschaft sinnlich erlebt.
entschiedener Gegner der neuen
Konzeption Innere Führung.
Auch Karst sah Innere Führung
kritisch und brachte seine Gedanken als Interimsleiter der Gruppe
Inneres Gefüge zu Papier. Er gab
es am 1. August 1955 hausintern den militärischen Unterabteilungsleitern zu lesen. Durch eine
Indiskretion hatte aber auch der
Spiegel das Papier erhalten und
berichtete zunächst kurz darüber;
14 Tage später wurde es dort auch
in Gänze veröffentlicht. Damit
war die „Bombe“, die sogenannte
„Karstiade“, geplatzt. Im Hause,
bei der SPD-Fraktion des Bundestages sowie in der Presse
erfuhr die Schrift Zustimmung.
Selbst Blank stellte sich hinter Karst. Betroffen regierte nur
Blanks Stellvertreter, verständlich, da dieser sich sehr für die
Dominanz des Zivilen einsetzte.
Er ließ Karst sofort aus dem
Urlaub zurückrufen. Es wurde
sogar über „disziplinare“ Maßregelungen nachgedacht.
Das Gesetz zu einer
Disziplinarordnung
Baudissin, von seiner Dienstreise zurück, blieb als direktem Vorgesetzten nichts anderes übrig, als mit Karst zu
„sprechen“. Die ZDv 11/1 mit
den Leitsätzen für die Erziehung
des Soldaten wurde im Februar
1957 verteilt und das Gesetz zur
Disziplinarordnung am 21. Februar 1957 veröffentlicht.
Autor: OTL a.D. Claus von
Rosen, Leiter Dokumentationszentrum Führungsakademie.
Bw Classix
Filmbeiträge aus sechs Jahrzehnten Bundeswehr – das
sind die Bw Classix. Mal informativ, mal humorvoll berichten sie über die damaligen
politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse.
Im Beitrag „Edelweiss und
Enzian“ kämpfen die deutschen und französischen
Gebirgsjäger 1982 eine Woche
lang um die Auszeichnung
des jeweils anderen Landes.
Abschluss bildete die gemeinsame Übung „Almenrausch“.
Der Beitrag „Edelweiss und Enzian“
unter www.you-
Autorin: Silke Krage, Leiterin
Museumsmanagement, Panorama-Museum.
tube.com/bundeswehr.
10
aktuell
sport
1. Juni 2015
Kanuten auf Erfolgskurs
Bronze für Judoka
Martyna Trajdos
Sportsoldatinnen holen gleich in mehreren Disziplinen Silber und Bronze.
Foto(4): imago
von Gabriele Vietze
Judo. Bei den World Masters
im marokkanischen Rabat vom
21. bis 25. Mai hat Hauptgefreiter Martyna Trajdos (Foto rechts),
eine der sieben Teilnehmer der
Bundeswehr, eine Bronze-Medaille gewonnen. Die 26-jährige Studentin an der Deutschen Sporthochschule Köln trat
in der Gewichtsklasse 63 Kilogramm an. Von den restlichen
acht Angehörigen des Deutschen Judo-Bundes, die sich zu
den Masters gemeldet hatten,
holten noch drei weitere BronzeMedaillen.
(vie)
Zweimal Bronze im
Turmspringen
T
Nur ein achter Platz
für Winter
Duisburg. Sportsoldaten waren
auf dem Weltcup im Kanurennsport in Duisburg vom
21. bis 24. Mai mit sechs Medaillen, jeweils dreimal Silber und
Bronze, recht erfolgreich. Besonders die Frauen zeigten sich leistungsstark.
So gewann Stabsunteroffizier
(FA) Conny Waßmuth jeweils
Silber sowohl im Kajak K2 über
200 Meter als auch zusammen
mit Oberfeldwebel Tina Dieze in
der Disziplin K4 über 200 Meter.
Dieze holte auch noch Bronze in
der Disziplin K2 über 500 Meter.
Auch im K4 über 500 Meter
gewannen Hauptgefreiter Melanie Gebhardt, Stabsunteroffizier
(FA) Verena Hantl und Waßmuth
Bronze. Den achten Platz im K1
über 5000 Meter machte ebenfalls Gebhardt.
Von den Männern gewann
Hauptgefreiter Tom Liebscher
im Team mit Oberfeldwebel Ronald Rauhe im K2 über
200 Meter Silber. Stabsunteroffizier (FA) Ronald Verch gewann
Bronze im Canadier C2 über
1000 Meter.
Im Kanurennsport wird mit den
Bootsgattungen Kajak (K) und
Canadier (C) gestartet. Der Canadier wird mit geringerer Schlagfrequenz und Endgeschwindigkeit gefahren als das Kajak.
Überdies ist das Boot nicht sehr
breit, der C1 nur etwa 30-40 Zentimeter, und daher relativ instabil.
Gesteuert wird mit einem Schlag
in Form eines J.
Traditionell wurden Canadier-Rennen nur von Männern
bestritten. Erst 2010 wurden
Voller Einsatz: SU (FA) Conny Waßmuth (links) im K2 über 200 Meter auf dem Weg zu Silber.
Frauen-Canadier-Rennen erstmals offiziell in das Weltmeisterschaftsprogramm aufgenommen.
Die Wettkämpfe werden in
Leistungsklassen unterteilt.
Neben der grundsätzlichen
Unterscheidung Frauen/Männer wird nach Altersgruppen
unterschieden. Die Rennen finden über folgende Strecken statt:
Sprintstrecke 200 Meter, Kurzstrecke 500 Meter, Mittelstrecke
1000 Meter, Langstrecke 2000
Meter (für weibliche und männliche Schüler A) und Langstrecke 5000 Meter. Streckenlängen
von mehr als 10 000 Meter zählen zum Kanumarathon.
Seit 1936 ist das Kanu-Flachwasserrennen Disziplin der
Olympischen Spiele, nachdem
es 1924 in Paris als Schauwettkampf vorgestellt worden war.
Die erfolgreichste deutsche
Olympionikin ist die Kanutin
Birgit Fischer.
In den Jahren ohne Olympische Sommerspiele finden seit
1938 Weltmeisterschaften statt.
Außerdem wird eine Welt-CupSerie durchgeführt. Rennen über
500 Meter wurden zugunsten der
200 Meter gestrichen. Der Teilnehmerkreis sollte damit erweitert und Doppelstarts reduziert
werden, da diese beiden Distanzen Sportler sehr unterschiedlich fordern. Zudem wurde auf
eine Männerdisziplin (C2 500
Meter) zugunsten einer weiteren
Frauendisziplin (K1 200 Meter)
verzichtet. Damit konnte das
zahlenmäßige Übergewicht der
Männerdisziplinen von früher
9:3 auf die heutigen 8:4 reduziert
werden. Kanuten unterstützen ihr
Training mit Kraftsport und Laufen, um eine einseitige Belastung zu vermeiden. Im Winter
wird außerdem in vielen Kanuvereinen Hallensport betrieben
oder auf speziellen Paddelergometern trainiert.
Bootsklassen im Kanu-Rennsport
Diese Bootsklassen kennt der Kanu-Rennsport:
•
Einer-Kajak(K1,maximaleLänge:520cm,minimales
Gewicht 12 kg)
•
Zweier-Kajak(K2,maximaleLänge:650cm,minimales Gewicht 18 kg)
•
Vierer-Kajak(K4,maximaleLänge:1100cm,minimales Gewicht 30 kg)
•
Einer-Canadier(C1,maximaleLänge:520cm,minimales Gewicht 14 kg)
•
Zweier-Canadier(C2,maximaleLänge:650cm,minimales Gewicht 20 kg)
•
Vierer-Canadier(C4,maximaleLänge:900cm,minimales Gewicht 30 kg)
•
Achter-Canadier(C8,maximaleLänge:1100cm)(nationale Bootsklasse in Deutschland).
Bronze mit dem Degen
Oberfeldwebel Kneip ist als einziger Sportsoldat beim Grand Prix in Brasilien erfolgreich.
R
T
der Europameisterschaft im eigenen Land in Leipzig. Insgesamt
nahm er an fünf Weltmeisterschaften teil (davon vier sowohl
im Einzel als auch mit der Mannschaft und eine nur mit der Mannschaft) sowie an vier Euro-
pameisterschaften (jeweils Einzel
und Mannschaft). Im Einzel war
sein bestes Ergebnis auf einer
internationalen Meisterschaft ein
12. Platz bei der Europameisterschaft 2012 im italienischen
Legnano.
Fechten gehört neben Boxen
und Ringen zu den ersten Wettbewerben der Menschheit und
wurde bereits in der Antike und
in Afrika betrieben.
Heute wird mit Fechten
überwiegend das Sportfechten
bezeichnet. Gefochten wird mit
Florett, Degen und (leichtem)
Säbel, die Ende des 19. Jahrhunderts standardisiert wurden. Florett und Degen sind reine Stoßwaffen, der Säbel
ist eine Hieb- und
Stichwaffe. Der Degen war die
zum Duell verwendete Waffe
mit V-förmiger Klinge. Die
offizielle Wettkampfsprache ist Französisch.
(vie)
1. Juni 2015 SozialeS/PerSonal
Frau Facebook
aktuell
11
Artikelgesetz zum
nachschlagen
Kristin Schünemann verantwortet den Bereich Social Media der Bundeswehr.
Berlin. Ob Seenotrettungsübungen im Mittelmeer, Beiträge zum
Tag der Bundeswehr oder Vorbereitungen von Streitkräften zum
Einsatz in Somalia: Über SocialMedia-Kanäle wie Facebook,
YouTube und Twitter kann sich
jeder über die Streitkräfte und ihre
Aktivitäten informieren.
Verantwortlich für die Inhalte,
die dort publiziert werden, ist Kristin Schünemann. Die 32-Jährige ist
bereits seit neun Jahren dabei, als studentische Mitarbeiterin betreute sie anfangs
Medienprojekte an der Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation in
Strausberg. „Das hat mir Lust auf
mehr gemacht. Ich habe festgestellt, dass die Bundeswehr gar
nicht so ein steifer Haufen ist, wie
immer alle glauben“, erzählt sie
und lacht. Als Beispiel nennt sie
den Journalisten Klaus Pokatzky,
der den Weg vom Kriegsdienstverweigerer zum Medientrainer
gegangen ist. „Er hat den
Satz geprägt ‚So bunt
wie die Bundeswehr‘,
und genau so empfinde
ich es auch“sagt die SocialMedia-Leiterin. Denn ebenso vielfältig sind die Themen, die sie
mit ihrem Team über die sozialen
Kanäle publiziert. „Wir sind diejenigen, die dieses Bunte der Bundeswehr den Bürgern vermitteln.“
Foto: Wilke/RedBw
von Angelika Finkenwirth
Teamplayer: Kristin Schünemann (rechts) koordiniert die Aufträge mit ihrem Social-Media-Team.
Ihr ist es besonders wichtig,
den Menschen in den Mittelpunkt zu rücken und nicht so
sehr die Institution. Deshalb mag
sie auch die Kampagne Wir.Dienen.
Deutschland. – ihr
erstes großes Projekt,
das die Brandenburgerin angehen
durfte, als sie vor vier Jahren in
die Redaktion der Bundeswehr
wechselte. Für die Kampagne
führte sie Interviews, verfasste
beinahe alle Texte für die medialen Kanäle und leitete die Pro-
duktion der Imagefilme. „Dabei
wurde auch der Facebook-Kanal der Bundeswehr etabliert“,
erzählt sie.
Heute nutzen rund
320 000 Menschen den
Kanal, um sich über die
Aktivitäten der Truppe
zu informieren. 117 000 Abonnenten sind es auf YouTube
und mehr als 17 000 Follower
bei dem erst seit sechs Monaten bespielten Instagram-Kanal. „Das Schöne ist, dass wir
eines der Medien bei der Bun-
deswehr sind, das wirklich live
arbeitet. Ob beim Hamburger
Hafengeburtstag oder dem Tag
der Bundeswehr: „Alle Kanäle
sind mobil bespielbar“, so
Schünemann.
Zu ihren momentanen
Lieblingsprojekten gehören
das Geschichtsblog www.60JahreBundeswehr.de. Darüber hinaus liebt sie alles, was mit Hunden zu tun hat. Wer die junge
Frau trifft, kann sich das leicht
denken: Ihr Labradormix Hugo
ist ihr ständiger Begleiter.
Buch. Das neu im Verlag Walhalla erschienene Buch „Das neue
Attraktivitätssteigerungsgesetz –
Mehr Geld, höhere Rente. Geregelte Dienstzeit in der Bundeswehr“ soll die wichtigsten Fragen
beantworten und Auskunft geben.
Auf 144 Seiten erklärt der Ratgeber die Neuheiten des Gesetzes.
Kurz zusammengefasst finden
sich die wichtigsten Änderungen
zu Arbeitszeiten, Erschwerniszulagen, Außendienst, Teilzeitbeschäftigung und vieles mehr. Die
Neuerungen im Gesetz sind hervorgehoben und der Leser erhält
zu jeder Änderung, eine ausführliche Begründung.
(mag)
„Das neue Attraktivitätssteigerungsgesetz – Mehr Geld,
höhere Rente. Geregelte Dienstzeit in der Bundeswehr“. Walhalla Verlag, Regensburg 2015,
Taschenbuch. 9,95 Euro.
ISBN: 978-3-8029-6227-1. Als
E-Book bei Walhalla 5,99 Euro.
aktuell verlost zwei Exemplare.
Einfach bis 7. Juni 2015 eine
E-Mail mit Adresse und Betreff
„Attraktivität“ an [email protected] senden.
Lebensversicherer der Piloten
H o l l o m a n . Stabsunteroffizier Florian
Eisenacher dient seit
2013 als Fluggerätemechaniker am Fliegerischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe
in Holloman. Dort ist er
für die Inspektionen und
die Instandsetzung der
überlebensnotwendigen
Sicherheitsausrüstung
der Piloten und Waffensystemoffiziere auf dem
Kampfjet „Tornado“ verantwortlich. „Wir sorgen dafür, dass der Pilot
sich im Notfall auf seine
Notausrüstung verlassen kann“, erklärt der gebürtige
Westfale seine Aufgabe. Dafür
müssen Helme, Anti-G-Hosen
und Notausstattungsbehälter
regelmäßig gewartet, überprüft
und bei Bedarf ausgetauscht werden. Dazu gehört auch das Kontrollieren und Festziehen jeder
Foto: Twardy/RedBw
Stabsunteroffizier Florian Eisenacher ist Fluggerätemechaniker für Rettungs- und Sicherheitsgerät und Geocacher.
einzelnen Schraube an den Pilotenhelmen bei der sogenannten
Vorfluginspektion.
Bereits in Deutschland verfolgte Eisenacher sein Hobby
Geo-Caching. Bei der „modernen
Schnitzeljagd“ werden Behälter
jeder Art versteckt. In ihnen befin-
det sich ein Logbuch und häufig
auch Gegenstände zum Tauschen.
„Das Verstecken, Suchen und
Finden von Geo-Caches ist weltweit zu einem beliebten Hobby
geworden, durch das man häufig
Orte entdeckt, die man sonst nie
gesehen hätte“, erklärt der Stabsunteroffizier seine Leidenschaft.
Auf der Webseite Geocaching.
com sind weltweit rund 2,6 Millionen der geheimen Verstecke mit
ihren GPS-Koordinaten registriert
– darunter auch winzig kleine,
solche, die nur durch Knobelei oder durch optische Signale
ausschließlich nachts auffindbar
sind. „Vor allem zusammen mit
Kindern macht Geocaching eine
Menge Spaß“, weiß Eisenacher.
Dennoch empfiehlt der 29-Jährige eine gute Vorbereitung für
dieses Hobby. GPS-Gerät, festes Schuhwerk, Handschuhe,
Taschenmesser und Stift sind
Pflicht beim Geocaching in der
„Wildnis“.
(uje)
Welches Lied singen oder hören Sie gern?
Josef Salvat - Diamonds in the sky.
Was ist Ihr höchstes Gut?
Meine Familie.
Wie können Sie am besten entspannen?
Auf meinem Motorrad.
Was ist Ihre höchste Errungenschaft?
Meine Tochter, die im Juli auf die Welt kommt.
Was mögen Sie an sich selbst nicht?
Dass ich schlecht verlieren kann.
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?
Zu Schokolade.
Wo möchten Sie am liebsten leben?
Auf den Malediven.
Was können Sie besonders gut kochen?
Nudelauflauf.
Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie zu
häufig?
„Stupid is as stupid does“.
aktuell
VERMISCHTES
Retter auf hoher See
Mein Herz tanzt
015
21/2
Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger blickt auf 150-jährige Geschichte zurück.
von Doreen Kinzel
Bremen. Für die Seenotretter
gibt es keine Einsatzgrenze.
Keine Wind- oder Seegangsstärke hält sie davon ab, nach
einem Notruf rauszufahren.
Die Deutsche Gesellschaft
zur Rettung Schiffbrüchiger
(DGzRS), eine unabhängige, freiwillige, spendenfinanzierte Organisation, kümmert sich seit 1865
um Schiffbrüchige in der Ostund Nordsee. Die Retter riskieren nicht selten dabei ihr Leben
für andere.
Bis zu 25 Meter hohe Wellen und orkanartige Windstärken können herrschen. Die Retter
wissen, dass derartige Umstände
bei der Bergung extreme Herausforderungen an Mensch und
Technik stellen. Für den in See-
notgeratene ist jede Minute, die
er im Wasser verbringt, meist
lebensbedrohlich. Hilflos an sein
gekentertes Kajak geklammert,
hielt sich unlängst ein 70-jähriger Mann stundenlang über Wasser. „Ich habe nicht mehr daran
geglaubt, dass ich überleben
werde”, sagte er später. Kraftlos
und völlig unterkühlt holten ihn
die Retter an Bord.
Nach Schätzungen gerieten
Mitte des 19. Jahrhunderts jährlich mehr als 50 Schiffe allein
vor den Inseln der deutschen
Nordsee in Seenot. Mangelnde
Organisation und Ausrüstung
sowie das zum Teil noch ausgeübte Strandrecht verhinderten zu
jener Zeit in vielen Fällen Rettungsmaßnahmen. Küstenbewohner betrachteten Seenot lange als
unabwendbares Schicksal.
Foto: Hofer/DGzRS
Kino. Wie
viel ist man
bereit, für
die Liebe zu
geben? Hinter dieser
eher kitschigen Frage
verbirgt sich
die tiefgreifende Geschichte von Eyad, der
als erster und einziger Palästinenser an der israelischen EliteSchule in Jerusalem angenommen worden ist. Dort trifft er den
jüdischen Mitschüler Yonathan,
der im Rollstuhl sitzt und wie er
ein Außenseiter ist. Schnell entsteht zwischen ihnen eine enge
Freundschaft. Kurz darauf verliebt sich Eyad in die schöne
Jüdin Naomi. Eine Liebe, die
sie gegenüber ihren Familien
geheim halten müssen. Sie sind
bereit, für ihre Liebe alles zu tun.
Eyad muss eine Entscheidung
fällen, die sein Leben für immer
verändern wird. Der Film „Mein
Herz tanzt“ wirkt nach und ist in
seinem gesamten Umfang nicht
unmittelbar zu erfassen. Dabei
bedient der Regisseur Eran Riklis
nicht blind Klischees vom Palästinenserkonflikt in Israel. Er
beschreibt die schwierige Suche
nach Identität in einer Gesellschaft voller Vorurteile. Der Film
basiert auf dem halb-autobiografischen Buch „Tanzende Araber“ (2002) von Sayed Kashua.
Kinostart ist am 4. Juni. (pfr)
1. Juni 2015
Heute: Der Seenotkreuzer „Hans Hackmack“ im Einsatz.
Foto: Claus Bergen/DGzRS
12
Die Anfänge: Mit Muskelkraft stellten sich die Retter der See.
In den ersten Jahren waren
jeweils acht oder zehn Ruderer in
offenen Booten unterwegs. Allein
mit ihrer Muskelkraft stellten sie
sich mutig der tosenden See entgegen. Heute verfügt die DGzRS
über sicherste Technik und eine
moderne Flotte, sogenannte
Selbstaufrichter, die jedem Wind
und Wetter trotzen. Das Ziel der
Retter ist gleich geblieben: Die
sichere Heimkehr für die geretteten Schiffbrüchigen.
150 Jahre nach ihrer Gründung verfügt die Organisation
über 60 Seenotrettungskreuzer und -boote auf 54 Stationen zwischen Borkum im Westen und Ueckermünde im Osten.
180 Festangestellte und mehr als
800 freiwillige Retter sind an 365
Tagen im Jahr rund um die Uhr
zum Einsatz bereit. Alle mariti-
men Such- und Rettungsdienste
werden über die Seenotleitung
Bremen zentral koordiniert und
überwacht. Jährlich fahren die
Retter mehr als 2000 Einsätze.
Allein 2014 wurden 768 Menschen aus Seenot gerettet. Mittlerweile verdanken fast 82 000
Schiffbrüchige ihr Leben der
DGzRS.
Für besonders schwierige
Fälle, beispielsweise wenn ein
Mensch schnell ins Krankenhaus
muss, hat die Organisation Partner, mit denen sie auf und über
See zusammen arbeitet. Eine
besondere und vertraglich fixierte
Zusammenarbeit besteht mit der
Deutschen Marine, vor allem den
Marinefliegern. Die Bremer Zentrale kann die Unterstützung durch
SAR-Luftfahrzeuge der Marine
anfordern.
SUDOKU
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Senden Sie die vier Lösungszahlen,
lück
die sich aus den farbigen Feldern
!
ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
“Sudoku 21/2015” und Ihrer Postanschrift an:
[email protected]
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Der Gewinn:
Eine Outdoor-Kaffeepresse
Lösung der Ausgabe 19/2015:
2857
Gewonnen hat:
Florian Höhn
Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.
Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.