Sicherheit an der Dialyse - Fischland Symposium 2015

Sicherheit an der Dialyse
Dierhagen - Fischland 25. April 2015
Joachim Böhler
Nephrologie Wiesbaden
[email protected]
Gerätekommission der DGfN
Sicherheit an der Dialyse
• Elektrische Sicherheit
• Dialysatkreislauf
• Risiken des extrakorporalen Blutflusses
- Blutverlust in die Umgebung
- Hämolyse
• Ausblick: Sicherheit des Einmalmaterials
Gerätekommission der DGfN
Sicherheit an der Dialyse
• Elektrische Sicherheit
• Dialysatkreislauf
• Risiken des extrakorporalen Blutflusses
- Blutverlust in die Umgebung
- Hämolyse
• Ausblick: Sicherheit des Einmalmaterials
Gerätekommission der DGfN
Fall 1: Sicherheit an der Dialyse
Patient mit bekannter KHK
- seit einer Woche über einen zentralen Katheter dialysiert nach Shuntrevision
- Während HD: Kaltschweißigkeit, Übelkeit,
- RR von stabilen 140 mmHg auf 95 mmHg vermindert, klinisch arrhythmisch
- Die Schwester schiebt den Patiententisch mit Laptop zur Seite für die
Kopftieflage, Dialysatbypass, UF-Pause
- Bis der EKG-Monitor angeschlossen ist, sind die Symptome schon wieder
vorbei und es wird Sinusrhythmus dokumentiert.
- Kalium 2 h nach HD-Beginn 3,8 mval/L (Anfangs-K nicht gemessen).
Gerätekommission der DGfN
Bei der Dialyse fließen
nicht nur Blut und Dialysat,
sondern auch elektrischer Strom
Ziel 1: Es soll kein Strom von der
Maschine zum Patienten fließen
Daher 2.PotentialAusgleichskabel
Schutzleiter
220V
Grafik mod. nach G. Bock, B.Braun-Avitum Vortrag DGFN Hamburg 2012
Ziel 2: Es soll kein Strom vom Patienten
zur Maschine fließen !
220V
nach G. Bock, B.Braun-Avitum Vortrag DGFN Hamburg 2012
Der Patient als Stromleitung
• Fasst der Patient mit der re Hand ein
stromführenden Gegenstand an, fliest der
Strom bei der Fistel hauptsächlich über die
Haut
• Der Grenzwert ist in der DIN EN 60601-1 mit
100 µA festgelegt
• Dialysatkreislauf
• Beim zentral venösen Katheter, dessen Spitze
im rechten Vorhof liegt, fließt der Strom
hauptsächlich über das Herz
• Dadurch können schon bei geringen Strömen
Mikroschocks entstehen.
• Der Grenzwert ist in der DIN EN 60601-1 mit
10 µA festgelegt
modifiziert nach G. Bock, B.Braun-Avitum Vortrag DGFN Hamburg 2012
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Netzbetriebene „Nicht-Medizin-Geräte“ sind
bei zentralen Kathetern unbedingt zu vermeiden
Sicherheit an der Dialyse
• Elektrische Sicherheit
• Dialysatkreislauf
• Risiken des extrakorporalen Blutflusses
- Blutverlust in die Umgebung
- Hämolyse
• Ausblick: Sicherheit des Einmalmaterials
Gerätekommission der DGfN
Sicherheit an der Dialyse
•
•
•
•
Wo kommt das Wasser auf dem Boden her?
Hat das Leck Auswirkungen auf die Bilanz?
Gibt es Leckage ohne Bilanzfehler ?
Besonderheiten des Dialysats bei CVVH
Gerätekommission der DGfN
Fall 2: Sicherheit an der Dialyse
Auf der Intensivstation wird eine kontinuierliche Dialyse durchgeführt
- Die Blutdrucküberwachung meldet einen zu niedrigen Blutdruck
- Die Pflegeperson bemerkt Dialysierflüssigkeit vor dem CVVHD-Gerät
- Die Bilanzierungseinheit zeigt keine Abweichung vom Soll an
- Die Pflegeperson fragt sich dennoch:
- ob dem Patienten evtl. dennoch zu viel Flüssigkeit entzogen wurde
- oder ob der niedrige Blutdruck auf der Sepsis des Patienten beruht
Gerätekommission der DGfN
Das Krümelmonster war da
Sicherheit an der Dialyse
• Elektrische Sicherheit
• Dialysatkreislauf
• Risiken des extrakorporalen Blutflusses
- Blutverlust in die Umgebung
- Hämolyse
• Sicherheit des Einmalmaterials
Gerätekommission der DGfN
Großes Risiko: Venöse Nadel
• 2004 insgesamt: 34 Meldungen an BfArM
(davon 12 Mal Blutleckproblem)
• Häufigste Todesursache durch
technische Probleme: Venöser Blutverlust
• Theoretisch immer verhinderbar durch
1:1 Überwachung (nur wen soll man überwachen?)
• Welche Maßnahmen sind sinnvoll?
Maßnahmen gegen
Dislokation der venösen Nadel
• Sichere Fixierung der Nadeln
• Zug- und Torsionsentlastung
• Venöse Druckgrenzen eng einstellen
20 mmHg von aktuellem Wert
• Pat in Sichtweite wenn unruhig/unzuverlässig
• Niemals Konnektionsstellen von Schlauch und
Nadeln bzw. Katheter abdecken
Die venöse Nadel darf nicht abgedeckt sein
- keine undurchsichtigen Materialien
- keine saugfähigen Materialien
Die Konnektionsstellen des Katheters
dürfen nicht abgedeckt sein:
- keine undurchsichtigen Materialien
- keine saugfähigen Materialien
Venous Access Monitor VAM
• Detektion von 13 statt 30 mmHg Druckabfall
Sicherheit an der Dialyse
• Elektrische Sicherheit
• Dialysatkreislauf
• Risiken des extrakorporalen Blutflusses
- Blutverlust in die Umgebung
- Hämolyse
• Sicherheit des Einmalmaterials
Gerätekommission der DGfN
Fall 3: Sicherheit an der Dialyse
Ein Patient wird an der Dialyse unruhig, klagt über thorakalen Druck,
Rückenschmerzen und Übelkeit.
- als Dialysegerät auch noch Blutleckalarm gibt, wird
die Dialyse vorzeitig beendet
- der Patient wird auf die Intensivstation verlegt
- LDH, Amylase, Kalium sind erhöht.
- Bilirubin nicht messbar, da Röhrchen hämolytisch.
- Erst jetzt kommt der Verdacht auf Hämolyse an HD auf,
das Schlauchsystem ist aber schon entsorgt.
Gerätekommission der DGfN
Hämo(dia)lyse-Schwester bei der Arbeit
Wie führt ein Knick zur Hämolyse?
Wasserstrahlpumpeneffekt:
Nach einer Engstelle bildet sich ein „Vacuum“ (Niedrigdruck-Zone)
Es ist gleichgültig, ob die Flussbeschleunigung durch die Stenose
(1) auf Sog oder (2) auf Druck beruht !
Die Erys platzen durch den Unterdruck
(auch an Lumen-Verlegung denken
nicht immer nur Knick)
Symptome der Hämolyse sind unspezifisch z.B.:
-Thorakaler Druck
-Rückenschmerzen
-Luftnot
-auffallend oft: Pankreatitis
Eine tückische „Verbesserung“
11/2011
„Bestimmte Schläuche
führen zu Hämolyse“
Ursache:
Kürzung des Schlauches
im Bereich des Pumpensegmentes führt zu Einengung
des Lumens -> Hämolyse
Schläuche wieder länger
Sicherheit an der Dialyse
• Elektrische Sicherheit
• Dialysatkreislauf
• Risiken des extrakorporalen Blutflusses
- Blutverlust in die Umgebung
- Hämolyse
• Sicherheit des Einmalmaterials
Gerätekommission der DGfN
Kleber fehlt völlig
Druckhaltetest o.k.
Nach Aufwärmen
oder durch Segmentbewegung
Rausrutschen aus dem Gegenstück
Kleber lässt Spalt nach außen
Haarfeiner Strahl
evtl. erst nach Erwärmung?
Kleber verlegt teilweise das Lumen
Hämolyse
?Geben Schläuche/Dialysatoren
Kunstoffbestandteile an das Blut ab?
?Reagieren Schläuche/Dialysatoren
mit dem Blut: „Biokompatibilitätstests“?
Sicherheit an der Dialyse
„In Europa ziehen Kontrolleure immer
häufiger gefährliche Konsumgüter aus dem
Verkehr. 2364 Mal meldeten sie in 2013
Spielzeug, Textilien oder Elektrogeräte an
das EU-Schnellwarnsystem Rapex. Zwei
Drittel dieser Waren stammten aus
chinesischer Produktion.“
Quelle Focus online
Veranstaltung der Gerätekommission der DGfN beim Nehrologenkongress
Samstag, 12. September 2015, 13:00 – 15:00 Uhr, ECC Raum 4
FAZIT: Technische Sicherheit der Dialysebehandlung
„Jedes denkbare Risiko wird irgendwann auftreten“
• Elektrische Sicherheit -> Fremdgeräte / Schutzleiter
• Blutverlust in die Umgebung:
-> der unruhige Patient ist nicht „selbst Schuld“
- Hämolyse: -> Scharfe Kurven vermeiden
• Dialysatkreislauf -> ein nasser Boden ist nicht normal
Hinterfrage jede zu simple Erklärung!!!