Speisereste sind teuer - Wirtschaftlich und nachhaltig arbeiten in der Schulmensa Institut für Nachhaltige Ernährung und Ernährungswirtschaft (iSuN), FH Münster 13. Mai 2015 Tagung: Gutes Schulessen zahlt sich aus M. Sc. oec. troph. Christine Göbel 1 15.05.2015 Agenda • Lebensmittelverschwendung in Deutschland und in der AußerHaus Verpflegung • Vorgehensweise im Projekt zur Steigerung der Ressourceneffizienz der Speisenversorgung • Maßnahmen und Handlungsoptionen für die Schulmensa– Erfahrungen und Tipps © iSuN © iSuN © iSuN 2 15.05.2015 Warum ist die Vermeidung von Lebensmittelabfällen auch in der Schulverpflegung wichtig? Wenn Lebensmittel in Schulen in der Tonne landen: geht auch die Energie verloren, die genutzt wurde um die Lebensmittel anzubauen, zu transportieren, zu lagern und zuzubereiten… … Kinder und Jugendliche erhalten nicht den ernährungsphysiologischen Nutzen der Lebensmittel…. … es wird das Geld verschwendet, was für den Einkauf und die Zubereitung eingesetzt wurde und Entsorgungskosten entstehen! Bildquelle: Design Awards, Food Is For Eating by Angela Morelli http://www.cssdesignawards.com/sites/food-is-for-eating/24774, Zugriff 3.6.14 3 15.05.2015 Die globale und regionale Nahrungsmittelverschwendung Rund 1/3 aller weltweit für die Ernährung der Menschen hergestellten Lebensmittel gehen verloren oder werden weggeworfen – jährlich ungefähr 1,3 Milliarden Tonnen Dabei verschwenden Industrie- und Entwicklungsländer ungefähr die gleiche Menge an Lebensmitteln (Gustavsson et al. 2011) 4 15.05.2015 Entstehung des Lebensmittelabfalls in Deutschland Deutschland: 11,5 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle 81,6 kg/Person/Jahr Quelle: Kranert et al. 2012 5 15.05.2015 Volumen von 15 Mio. t LM-Abfällen in D Bildquelle: http://de.wikipedia.org/ Ausgangswerte: 15 Mio. t Lebensmittelabfälle, Durchschnittsdichte von 600 kg/m³ 15000 000 000 kg/600 kg = 25 Mio. m³ Zum Vergleich das Volumen der Cheops-Pyramide beträgt 2,6 Millionen m³. Das bedeutet die deutschen Lebensmittelabfälle würden fast 10-mal in die Cheops-Pyramide passen. 6 15.05.2015 Lebensmittelabfälle in der AHV Lebensmittelabfälle in 72 finnischen Einrichtungen der Außer-Haus Verpflegung (Ø 20% aller verarbeiteten/produzierten Lebensmittel des Verpflegungssektors) 7 Quelle: Silvennoinen et al. 2012 Foodspill -study 2010 – 2012 , Finnland 15.05.2015 Lebensmittelabfälle in der AHV Insgesamt enden etwa 1/5 der den Küchen angelieferten Waren als Lebensmittelabfall Gelieferte Lebensmittel Lagerung, Zubereitung 4% Ausgabe wieder zu verwertende Überschüsse Lager- und Zubereitungsverluste Verzehr 6% Ausgabeverluste und Vorbereitungsreste 10 % Tellerreste Quelle: Engström, R.; Carlsson-Kanyama, A. (2004) Problembewusstsein und die monatliche Berichterstattung spart bis zu 5 % der Kosten ein! Quelle: Compass Group 8 15.05.2015 "Reduktion von Warenverlusten und Warenvernichtung in der Außer-Haus-Verpflegung - ein Beitrag zur Steigerung der Ressourceneffizienz" Christine Göbel, Antonia Blumenthal, Daniel Baumkötter, Linda Niepagenkemper Prof. Dr. Petra Teitscheid, Prof. Dr. Christof Wetter Projektträger: 9 15.05.2015 Projektfokus und Ziele Projektfokus Landwirtschaft Handwerk/ Industrie Großhandel Großküche Kunde Ziel des Projekts ist eine Status-Quo-Ermittlung der Warenvernichtung in der Gemeinschaftsverpflegung sowie die Entwicklung von Lösungsansätzen, zur Einsparung von Kosten für Herstellung und Entsorgung durch Optimierung der Produktionsmengen und Reduzierung der Lebensmittelabfallmengen Steigerung der Mahlzeitenzufriedenheit, indem frische und bedarfsgerechte Mahlzeiten angeboten werden Verringerung der Verschwendung von Ressourcen durch Prozessoptimierung entlang der Bestellkette und Steigerung der Wirtschaftlichkeit 10 15.05.2015 Projektplan Ziel Verringerung von Lebensmittelabfall Befragung der VerbraucherInnen Zielformulierung Messung Prozessanalyse Phase 2: Innovationen implementieren Maßnahmenplanung Umsetzung der Maßnahmen Controlling/ Transfer Zielerreichung Phase 1: Informationen erheben und analysieren 10.10.13 Phase 1: Informationen erheben und analysieren - Prozessanalyse Wie werden die Prozesse analysiert? Prozessanalyse anhand von: Analysebögen zur Ermittlung von Strukturen und Prozessen in den Einrichtungen Fließdiagrammen zur Visualisierung von Material- und Informationsflüssen Validierung der Prozesse u. Strukturen durch: Beobachtungen in den Einrichtungen Gespräche mit Mitarbeitern 12 15.05.2015 Phase 1: Informationen erheben und analysieren – Mengenmessung (1/3) Was muss für die Durchführung der LMA-Messung geplant werden? Messzeitraum Anzahl und Repräsentativität der Messtage Abfallarten Lagerung Lagerverluste Zubereitung Putz- und Zubereitungsverluste Ausgabe Verzehr Ausgabeverluste Tellerreste Fehl- und Überproduktion Produktionsverluste 13 15.05.2015 Phase 1: Informationen erheben und analysieren – Mengenmessung (2/3) Was muss für die Durchführung der LMA-Messung geplant werden? Fisch/Fleisch/ Eiprodukte Stärkebeilagen Sonstiges Nachtisch Gemüse / Salat Mahlzeiten Frühstück, Mittagessen, Abendessen, Zwischenmahlzeiten Lebensmittelklassen z.B. Stärke-, Eiweißbeilagen, Gemüse, Salat, Nachtisch, Nicht-vermeidbares Nicht-vermeidbare Abfälle 14 15.05.2015 Phase 1: Informationen erheben und analysieren – Mengenmessung (3/3) Welche Erkenntnis soll die Messung bringen? Ziel ist es zu erfahren, welcher Anteil der eingesetzten bzw. produzierten Speisen verworfen wird % LM-Abfälle von der Produktionsmenge Abfall und Portionsmenge pro Verpflegungsteilnehmer/Portion Deshalb muss während des Erfassungszeitraumes die Produktionsmenge erfasst werden! (bzw. die Anzahl der produzierten und/oder ausgegebenen Menüs) Input – Output Vergleich 15 15.05.2015 Phase 1: Informationen erheben und analysieren – Kundenbefragung Was ist das Ziel der Kundenbefragung? Sind die Kunden zufrieden mit: der angebotenen Menge? der Qualität der Mahlzeiten? dem Service, Ambiente? Was können die Kunden sagen zu: den Gründen für Lebensmittelabfall? Haben die Kunden Verbesserungsvorschläge? 16 15.05.2015 Phase 2: Innovationen implementieren - Maßnahmenplanung Maßnahmen 1. Gemeinsame Ermittlung von Problemfeldern und Lösungen mit den Mitarbeitern 2. 3. Festlegung von Umsetzung der Maßnahmen Maßnahmen Pflege/ Pädagogen Geschäfts -leitung Projektteam Qualitäts manage ment Küche Arbeitskreise in Betrieben mit allen beteiligten Mitarbeitern, um für jeden Betrieb individuelle Maßnahmen zu entwickeln Umsetzung der Maßnahmen erfolgte eigenständig in den Betrieben 17 15.05.2015 Phase 2: Innovationen implementieren - Kontrolle und Bewertung Wie werden die Umsetzung kontrolliert und die Ergebnisse bewertet? Ermittlung der veränderten Betriebsstrukturen und Prozesse durch Beobachtungen, Befragungen Einhaltung des Maßnahmenplans Erneute Mengenerhebung und Kundenbefragung Auswertung und Bewertung der Ergebnisse 18 15.05.2015 Durchführung der LMA-Messung © iSuN © iSuN © iSuN © iSuN © iSuN © iSuN 19 © iSuN © iSuN © iSuN 15.05.2015 Ergebnisse der LMA-Messung – Abfallanteil an der Produktionsmenge 20 15.05.2015 Ergebnisse der LMA-Messung – Anteil der Abfallarten Ergebnisse 2013 (Durchschnitt der Küchen) Aufteilung der Lebensmittelreste in englischer Studie: 36 % aller Reste fallen in der Küche an (zubereitet, aber nicht serviert) 36 % der Reste bleiben als Tellerreste zurück (serviert, aber nicht verzehrt) 21 (Quelle: wrap 2008) 15.05.2015 Ergebnisse der LMA-Messung – Anteil der Produktgruppen Ergebnisse 2013 (Durchschnitt der Küchen) %-Anteil der Produktgruppen an der gesamten Abfallmenge (3462kg) 17% Gemüse/Salat 32% 6% Fleisch/Fisch Stärkebeilagen Nachtisch 19% Sonstiges gemischte Reste 23% 3% Auch in der englischen Studie sind Obst, Gemüse und „mixed“ die am meisten verschwendeten Produktgruppen: diese weniger zu produzieren wäre nicht sinnvoll aufgrund der Einhaltung der Ernährungsempfehlungen und dem „Lerneffekt“ neue und verschiedene Produkte kennen zu lernen (Quelle: wrap 2008) 22 15.05.2015 Ergebnisse der LMA-Messung – - Kosten der Lebensmittelabfälle verkaufte Mittagsportionen in 5 Tagen: 4.483 durchschnittliche Wareneinsatzkosten pro Mittagessen (2,10 €) Wareneinsatz des Mittagessen und Kosten der Lebensmittelabfälle im Erhebungszeitraum (in €) 10.000,00 € Hochrechnung auf 365 Verpflegungstage: Warenverlust von 170.339 € 9.103,50 € 8.000,00 € bei 26% LMA im Durchschnitt 6.000,00 € 4.000,00 € 2.333,42 € 2.000,00 € Einsparung von 15% Lebensmittelabfällen: Ersparnis von 25.550 € Wareneinsatzkosten pro Jahr! 0,00 € Gesamtkosten Mittagessen in € 23 ungefähr berechnete Kosten der Abfälle in € 15.05.2015 Ursachen & Handlungsoptionen Ausgabereste - Kalkulierte Portionsgröße entspricht nicht der Ausgabemenge geplante/berechnete Portionsgröße und ausgegebene Portionsgröße weichen ab! © iSuN produzierte Menge pro Person 24 ausgegebene Menge pro Person 15.05.2015 Ursachen & Handlungsoptionen Ausgabereste – Produktion/Bestellung „auf Sicherheit“ Die Gäste können zwischen mehreren Gerichten frei wählen und die tatsächliche Gästezahl ist unbekannt! © iSuN © iSuN © iSuN 25 15.05.2015 Ursachen & Handlungsoptionen Fehlende Kommunikation zwischen Produktionsküche und Ausgabe/Spülküche bzw. Außenstellen Diese Mengen kommen vom Salatbuffet zurück. Die Mitarbeiter in der Spülküche entsorgen die Speisereste, die Mengen werden jedoch nicht an die Produktionsküche kommuniziert! © iSuN 26 15.05.2015 Ursachen & Handlungsoptionen Tellerreste der Essensteilnehmer sind teilweise hoch Ursache für Tellereste sind: „es war zu viel“, „es hat nicht geschmeckt…“ Verschiedenen Zielgruppen (jüngere und ältere Schüler) © iSuN © iSuN 27 15.05.2015 Handlungsoptionen Gemeinschaftsverpflegung 28 15.05.2015 Reduktion von Warenverlusten in der AHV Fazit: Kommunikation und Schaffung von Bewusstsein! - Informationen optimieren - Kommunikation verbessern - Kompetenzen erhöhen - Verantwortung teilen 29 Natur, 02.02.1990 15.05.2015 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! FH Münster - iSuN Corrensstr. 25 48149 Münster [email protected] - www.fh-muenster/isun Unser Kompetenzteam zum Thema Lebensmittelabfälle: Prof. Dr. rer. pol. Petra Teitscheid Institutsleitung Projektleitung „Gemeinschaftsverpflegung“ Projektleitung „Nachhaltig gesund“ Prof. Dr. oec. troph. Guido Ritter Projektleitung „Brot und Backwaren“ Tel: 0251/83-65429 Email: [email protected] Tel: 0251/83-65422 Email: [email protected] Tel: 0251/83-65570 Email: [email protected] M.Sc. Christine Göbel Projekt „Gemeinschaftsverpflegung“ Dipl.-Ing. Christina Strotmann MBA Projekt „Nachhaltig gesund“ Tel: 0251/83-65575 Email: [email protected] Tel: 0251/83-65572 Email: [email protected] Dipl.-Oecotroph. Antonia Blumenthal Projekt „Gemeinschaftsverpflegung“ 30 B.Sc. Silke Friedrich Institutskoordination Projekt „Nachhaltig gesund“ Projekt „Brot und Backwaren“ Tel: 0251/83-65582 Email: [email protected] Institut für nachhaltige Ernährung und Ernährungswirtschaft https://www.fh-muenster.de/isun 31 15.05.2015 Literatur aid infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V. (Hrsg.) (2011): Verpflegungssysteme in der Gemeinschaftsverpflegung. Bonn: aid infodienst e.V. Engström, Rebecka; Carlsson-Kanyama, Annika (2004): Food losses in food service institutions. Examples from Sweden. In: Food Policy (29), S. 203–213. Beer-Borst, S (2008): Festlegung einer Arbeitsdefinition für den Forschungsgegenstand “Gemeinschaftsgastronomie“. Online verfügbar unter: http://www.goodpractice-gemeinschaftsgastronomie.ch/fileadmin/user_upload/downloads_de/D_Arbeitsdefinition_GG_V1.2_100806.pdf (Zugriff 11.11.2013) FAO (Hrsg.) (2011): Global Food Losses and Food Waste. Save Food Congress, Düsseldorf,16.05 2011. Flick U, von Kardorff E, Steinke I (2000): Qualitative Forschung. Ein handbuch. Rowohlts enzyklopädie. Rowohlt taschenbuch verlag, Reinbek bei hamburg,2000. Goebel, C. et al. (2012): Verringerung von Lebensmittelabfällen – Identifikation von Ursachen und Handlungsoptionen in Nordrhein-Westfalen. Studie für den Runden Tisch „Neue Wertschätzung von Lebensmitteln“ des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen. Online: https://www.fh-muenster.de/isun/projekte/Projektealt.php?p=3#a1, letzter Zugriff: 29.01.2013. Gustavsson, J.; Cederberg, C.; Sonesson, U.; van Otterdijk, R.; Meybeck, A. (2011): Global Food Losses and Food Waste. Extent, Causes and Prevention. Hg. v. FAO. Food and Agriculture Organisation of the United Nations. Rom. Online verfügbar unter www.fao.org, zuletzt geprüft am 01.09.2011. Kranert, M. et al. (2012): Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate bei Lebensmitteln in Deutschland. Kurzfassung. Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft. Online verfügbar unter http://www.bmelv.de/SharedDocs/Downloads/Ernaehrung/WvL/Studie_Lebensmittelabfaelle_Kurzfassung.pdf?__blob=publicationFile, letzter Zugriff: 13.03.2012. Roehl R und Strassner C (2011): Sektoranalyse Außer-Haus-Markt Schwerpunkt Gemeinschaftsverpflegung. Schriftenreihe des Projektes Nachhaltigkeitsorientiertes Rahmencurriculum für die Ernährungs- und Hauswirtschaftsberufe. 2. Band. Hg v. Fachhochschule Münster, Institut für Berufliche Lehrerbildung. Rother, Mike; Shook, John; Wiegand, Bodo (2011): Sehen lernen. Mit Wertstromdesign die Wertschöpfung erhöhen und Verschwendung beseitigen. Dt. Ausg., Version 1.4, Oktober 2011. Mühlheim an d. Ruhr: Lean Management Inst. Silvennoinen et al. (2012): Avoidable Food Waste in the Public Catering Sector in Finland, Präsentation “Workshop on avoidable food waste” 13.06.2012, Oslo Vahs, Dietmar (2012): Organisation. Ein Lehr- und Managementbuch. 8. Aufl. Stuttgart: Schäffer-Poeschel 32 27.02.2013
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