Elektromobilität PV-Großanlagen wie Kraftwerke steuern Wetter und

30.03.2015
ISSN 1861-2741 H 2607
www.sonnewindwaerme.de
8,80 € •
Österreich: 9,30 €• Schweiz: 13,50 SFR
WECHSELRICHTER > 10 KW
PV-Großanlagen wie
Kraftwerke steuern
4/2015
SERVICE & WARTUNG
Wetter und Strompreise
bestimmen die Termine
Das Branchen-Magazin für alle erneuerbaren Energien
ENERGIEERZEUGUNG &
NETZINTEGRATION
Strom
Elektromobilität
tanken!
Editorial
Interessant
für die Leser
Unternehmens. Das aber setzt voraus, dass die
Inhalte im Heft so interessant und relevant sind,
dass das Heft überhaupt Leser findet. Wenn die Inhalte zunehmend aus Unternehmen
­kommen, dann erkennen Sie, liebe Leser, das
ganz schnell – und verlieren das Interesse am
Heft. Eine Zeitschrift aber, die von ihren Lesern
nicht mehr als glaubwürdig und unabhängig
­akzeptiert wird, verliert genauso schnell ihre
­Attraktivität für Anzeigenkunden.
Unternehmen, deren Marketingabteilungen
die Schaltung von Anzeigen von der Annahme
sogenannter redaktioneller Beiträge abhängig
machen, entziehen ihren Anzeigen damit also
tendenziell ihre Werbewirksamkeit. Etliche große Konzerne haben das in den letzten Monaten
erkannt und verordnen sich selbst inzwischen
bei diesem Spiel Enthaltsamkeit. Im Gegenteil,
sie ermahnen die Redaktionen, wieder mehr
Wert auf redaktionelle Unabhängigkeit zu legen.
Wer in SONNE WIND & WÄRME unbedingt
seinen Text platzieren will, dem bieten wir ein
Advertorial an – aber das wird dann auch
­entsprechend gekennzeichnet. Da wollen wir
transparent sein und bleiben. Darüber hinaus
wollen wir natürlich vor allem für unsere Leser
interessant bleiben. Um dort gegebenenfalls
nachzujustieren, haben wir gerade begonnen,
in einer Leserbefragung zu prüfen, ob wir für
Sie, liebe Leser, weiterhin die richtigen Schwerpunkte setzen und Ihre Erwartungen an uns
­erfüllen. Unter www.sonnewindwaerme.de/
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Ach ja, bevor ich das vergesse: Wir haben
den angebotenen „Fachbeitrag“ nicht ins Heft
genommen.
[email protected]
Editorial
A
n dieser Stelle schaut üblicherweise der Chefredakteur aus dem Fenster auf die Welt und tippt dann in seinen
Laptop, was er dort draußen beobachtet. Heute
will ich dieses Schema durchbrechen, indem
ich das Fenster öffne und Sie, liebe Leser, in die Redaktion hineinschauen lasse. Sie können
­kluge Köpfe sehen, die über Themen diskutieren, Zahlen und Sachverhalte recherchieren
und über Formulierungen schwitzen. So weit
zum klassischen Bild des Redakteurs. Doch das ist längst nicht alles.
Inzwischen ist eine neue Facette dazu gekommen: die des Redakteurs, der Marketingverantwortlichen von Unternehmen erklären
muss, warum er deren Texte nicht einfach abdrucken mag. In der „guten alten Zeit“, als die
Firmen der Regenerativbranche noch weitgehend sorgenfrei in die Zukunft blickten, waren
Image-Anzeigen noch eine verlässlich sprudelnde Einnahmequelle für Fachzeitschriften. Doch
je mehr dunkle Wolken am Regenerativ-Himmel
aufzogen, umso weniger Image-Anzeigen gab
es. Aber bei interessanten redaktionellen Beiträgen wollten Unternehmen immer noch gern
mit einer Anzeige im für sie passenden Umfeld
platziert sein. Inzwischen hat sich das noch einmal gewandelt. Der nicht mehr ganz neue Trend
heißt: „Ich möchte als Unternehmen die Inhalte
selbst bestimmen.“ Das machen längst nicht
alle Unternehmen so – und wenn, dann wird
das meist nur diplomatisch verbrämt geäußert
– manchmal aber auch ganz unverblümt.
­Kostprobe gefällig aus einer E-Mail dieser
­Woche? „Ich habe mich hierzu noch einmal mit
der Geschäftsleitung abgestimmt. Wenn wir
­einen redaktionellen Fachbeitrag in beiden
­Ausgaben bekommen, dann können wir gerne
auch die Anzeigen schalten, andernfalls muss
ich leider die Anzeigen stornieren.“
Dreist? Vielleicht. Kurzsichtig? Bestimmt!
Denn Anzeigen im Heft sollen die Leser neugierig machen auf die Angebote des inserierenden
Dr. Volker Buddensiek
Chefredakteur
Sonne Wind & Wärme 04/2015
3
Inhalt
Inhalt
Im Fokus
Strom gibt Gas
E-mobilität
Mit dem Elektro-Auto verbinden sich auch aus Sicht der
Erneuerbaren große Hoffnungen. Das Interesse ist riesig,
die Marktdurchdringung noch gering. Denn trotz moderner Technik bleiben Einschränkungen im Betrieb: Reichweite und Ladezeiten sind die Handicaps. Mit anderen
Worten: Die Batterietechnik braucht Entwicklung.
Seiten
28 bis 37
Foto: Ritter XL Solar
Foto: Patrick Pleul/dpa
Eine saubere Sache
SolarthErmie
Schlange ohne Warten:
An einer Stromtankstelle in Berlin
werden Elektroautos während des
Parkens aufgeladen.
Foto: Laurin Schmid/dpa
Prozesswärme Bei Autowaschanlagen passen Wärmebedarf und solare Erzeugung besonders gut zusammen.
Auch bei Lackieranlagen lässt sich mit Solarthermie die
monatliche Energierechnung stark drücken. Die Planung
solcher Anlagen ist allerdings aufwendig. Seite
88
4
Sonne Wind & Wärme 04/2015
66
Photovoltaik
Windenergie
Politik
06
Baden-Württemberg: Windpark fürs
Schlusslicht
Markt
Foto: Seilpartner
Auf dem Weg zum
Kraftwerksstandard
Flexibilität gefragt
Panorama
Foto: SMA Solar Technology
Service & wartung
Volatile Windbedingungen und die Fahrpläne an der Strombörse krempeln das Wartungs­
geschäft gehörig um. Betriebsführer haben
­zunehmend den Kraftwerksgedanken im Kopf
und Servicefirmen ­sollen flexibler werden:
Seite
wechselrichter Die technische Lücke zwischen PV-Anlagen und konventionellen
­Kraftwerken hat sich geschlossen. Das ist der
Leistungsfähigkeit der großen Wechselrichter zu
verdanken, die inzwischen alles können, was für
die Einspeisung großer Leistungen erforderlich ist.
Seite
I m Fokus:
E-Mobilität
28
Strom gibt Gas – Ein Beitrag über
Fahrzeuge und Batterietechnik
33
Forschung: Bochumer Doppelsieg bei
der European Solar Challenge
34
Stadtwerke: Mit sauberer Mobilität
punkten
44
80
Rotorblätter: Letzte Ruhestätte
82
EWEA Offshore: Gemeinsam stark
Bioenergie
84
Nah- und Fernwärme: Warme
Wohngebiete durch Biogas
08
Nachrichten
14
Börse: Die Angst vor der Finsternis
16
PV-Investitionen: Leitfäden für neue
Geschäftsmodelle
18
Einspeisevergütung: Zwei-KontenModell und geteilte Stromlieferung
38
20
Marktanreizprogramm: Mit vollen Händen
41
Finanzierung: Chancen und Risiken
22
Stromspeicher: Eine Bank für Überschussstrom
44
Wechselrichter: Auf dem Weg zum
Kraftwerksstandard
96
Generatoranschlusskästen: Vernachlässigte Komponente
Recht: Volle Kraft zurück: WEA und Drehfunkfeuer
97
INTERVIEW Milk the Sun: „Die Akteure direkt zusammenbringen“
Marktdaten: MAP-Zahlen, Pellets- und Modulpreise
98
Firmenverzeichnis
110
Termine
Photovoltaik
52
Wissenschaft & Technik
24
Nachrichten
25
Produkte
26
Großspeicher: Das Rennen scheint gelaufen
56
Ausschreibungen: Zeitenwende in
der freien Fläche
Windenergie
60
Finanzierung: Wer soll das bezahlen ...?
Solarthermie
88
Prozesswärme: Eine saubere Sache
91
Großanlagen: Die Erfahrung
macht‘s
94
Praxistipp
Hydraulik von Großanlagen
Service
Rubriken
112
Köpfe
66
Service & Wartung: Flexibilität gefragt
113
Impressum
113
Vorschau
76
Arbeitsmarkt: Hart umkämpft
114
Hüters Finale
Sonne Wind & Wärme 04/2015
5
Panorama
politik Baden-Württemberg
Windpark fürs Schlusslicht
Der Windmarkt in Baden-Württemberg kommt nur langsam in Schwung. Ende Januar wurde
ein neuer Windpark in Weikersheim eingeweiht – durchaus ein Grund zu feiern.
F
ranz Untersteller ist optimistisch:
„Ich hoffe, dass dies ein neuer
­Startpunkt für die Windkraft in
­Baden-­Württemberg ist“, sagte Baden-­
Württembergs Umweltminister Ende Januar
bei der Einweihung eines 4,7-MW-Windparks
in ­Weikersheim (Main-Tauber-Kreis).
62 neue Windkraftanlagen seien im vergangenen Jahr im Land genehmigt worden,
mehr als doppelt so viele wie in den Jahren
2011 bis 2013 zusammen. In Betrieb genommen wurden 2014 sieben Anlagen mit einer
Leistung von 15 MW. Insgesamt sind in
Baden-­Württemberg Windräder mit einer
Leistung von 560 MW installiert (Stand: 31.
Dezember.2014), die meisten davon im Nordosten des Landes. Für 263 Windräder mit ca.
700 MW liegen laut Angaben des Umwelt­
ministeriums Anträge vor.
Damit ist Baden-Württemberg bundesweit immer noch Schlusslicht in punkto
Windkraft und noch deutlich von den Ausbauzielen der grün-roten Landesregierung
entfernt. 10 % soll die Windkraft bis 2020 zur
Stromerzeugung in Baden-Württemberg
­beitragen, dies entspricht einer installierten
Leistung von 3.000 MW.
Diverse H
­ erausforderungen
„Wir mussten quasi bei Null anfangen“,
sagt Untersteller zu den Gründen, warum die Windkraft im Ländle bisher
nur schleppend vorankommt. Planungen für Windparks nähmen oft
mehrere Jahre in Anspruch, man
könne nicht erwarten, dass mit
einem
Regierungswechsel
­bereits der Boom anfange.
So seien unter früheren
Landesregierungen beispielsweise keine windkraftrevelanten Artenschutzkartierungen
durchgeführt worden.
Vor allem aufgrund
des
europaweit
6
Sonne Wind & Wärme 04/2015
höchsten Vorkommens an Rotmilanen
kommt es jedoch bei Windparkplanungen
häufig zu Konflikten mit dem Naturschutz.
Dazu kommen Bedenken aus Landschaftsschutzaspekten. Auch die Windkartierungen,
vor allem in hügeligem Gelände, seien
­ nspruchsvoll und müssten jeweils vor Ort
a
an den geplanten Standorten durchgeführt
werden. Aufgrund der bisher nur wenigen Anlagen, fehlten zudem oftmals benach­barte
­Referenzanlagen.
Stadtwerke wie Tübingen, die sich dem
Ausbau der erneuerbaren Energien verschrieben haben, sind jedenfalls „händeringend auf der Suche nach Windparkstandorten in Baden-Württemberg“, wie Ortwin
­Wiebecke, Sprecher der Geschäftsführung,
betont. Bisherige Windparks wurden nur in
Rheinland-Pfalz und in Bayern betrieben. Der
nun in Weikersheim eingeweihte Park ist das
erste Windkraftprojekt der Tübinger im
­Ländle. Der Akzeptanz kam zugute, dass sich
die örtlichen Grundstückseigentümer für das
Projekt zu einer Eigentümergemeinschaft
zusammenschlossen.
Mehr Beratung für die
­Kommunen nötig
Untersteller verweist darauf, dass es nicht
nur bei der Artenschutzkartierung, sondern
auch auf der Planungsebene Fortschritte
­gebe. So hätten die Regionalverbände mit
den größten Windpotenzialen im Land, Ostwürttemberg und Heilbronn-Franken, ihre
Windparkplanungen im Wege der Teilfortschreibung der jeweiligen Regionalpläne
mittlerweile als Satzung beschlossen. Auf
Ebene der Bauleitplanung hätten 252 der
insgesamt 412 Planungsträger einen
­Aufstellungsbeschluss für einen Flächennutzungsplan zur Steuerung der
Von links: Marc Krezer (Juwi), Klaus
­Windenergie gefasst. Das Land sei nun
Kornberger (Bürgermeister von Wei­allerdings gefordert, die Kommunen
kersheim), Franz U
­ ntersteller, Boris
aktiver zu beraten, damit diese „die
Palmer (Oberbürgermeister Tübingen)
komplexen
Planungsvorgaben
und Ortwin ­Wiebecke (Stadtwerke
­einfacher umsetzen“ könnten, unTübingen) bei der Inbetriebnahme des
terstreicht Günther Garbe,
4,7-MW-­Windparks in Weikersheim.
­Sprecher der Landesarbeits
Foto: de Maddalena/Stadtwerke Tübingen
gruppe Energie und Klima vom
Verband
kommunaler
­Unternehmen (VKU).
Hans-Christoph Neidlein
Panorama
Markt Nachrichten
RWE beteiligt sich an Conergy
■ Conergy verstärkt die Zusammenarbeit mit der Energiewirtschaft auch auf der Kapitalebene. Der Energiehandelsbereich von RWE, die Supply &
Trading GmbH, beteiligt sich im
Rahmen einer Kapitalerhöhung
an Conergy. Mehrheitseigner
des Solarunternehmens bleibt
der US-Investor Kawa Capital
Management.
Nach Unternehmensangaben will Conergy international
weiter wachsen und das Geschäft mit Projekten in allen
Marktsegmenten ausbauen.
­Eine Zusammenarbeit mit RWE
besteht bereits bei Solar-PachtLösungen für Gewerbekunden
in Deutschland und bei einem
großen Solarpark in England.
RWE will die Kooperation vertiefen, so Andree Stracke, Mitglied
der Geschäftsführung von RWE
Supply & Trading: „Im Hinblick
auf unsere bereits erfolgreich
geführte Zusammenarbeit mit
Conergy in Europa freuen wir
uns, die weltweite Expansion
des Unternehmens unterstützen zu können.“ Für Conergy,
so CEO Andrew de Pass, sei die
Beteiligung ein „Vertrauensbeweis dafür, dass die Trendwende von Conergy geschafft und
der Wachstumskurs gewiss ist.“
Im deutschen Energiekonzern gilt RWE Supply & Trading
als Schnittstelle zu den globalen
Handelsmärkten für Energie
und energienahe Rohstoffe. Die
Investition des Unternehmens
Tradinggebäude in Essen: Die RWE-Handelstochter beteiligt sich an
Foto: RWE
Conergy.
in ein Photovoltaik-­
Unternehmen unterstreicht die
wachsende Bedeutung und
Marktfähigkeit von Solarstrom
zumindest auf internationaler
Bühne. Im Gegenzug steigt die
Bedeutung der Energieversorger als Partner im Solargeschäft. Conergy arbeitet neben
RWE auch mit dem Stadt­
werkeverbund Trianel im Endkundenbereich zusammen. (ro)
Biogasrat fordert Klimazuschlag und Power-to-Gas für die Energiewende
Abschaffung der KWK-Deckelung
■ Eine von der Etogas GmbH reduzieren sollen. Die Studie
■ Der Biogasrat unterstützt die Forderung
nordrhein-westfälischer Politiker, die
­Deckelung der KWK-­
Förderung aufzuheben
und fordert außerdem
einen Zuschlag für erneuerbare Brennstoffe.
Ebenso wie der
­Biogasrat hält auch der
Verband kommunaler
Unternehmen (VKU) die Deckelung der KWK-Förderung von
750 Mio. €/a für schädlich. Nur
wenn eine höhere Förderung
möglich sei, könne der Stromanteil der Kraft-Wärme-­
Kopplung bis zum Jahr 2020
auf 25 % erhöht werden. Und
genau diese 25 % sind im Koalitionsvertrag als Ziel für 2020
vereinbart. Im Moment liegt der
Anteil moderner KWK-Anlagen
bei 16 % der gesamten Nettostromerzeugung in Deutschland. „Wir brauchen eine klimapolitisch kluge Reform des
Kraft-Wärme-Kopplungs­
gesetzes und unterstützen die
nordrhein-­westfälische Initia­
tive von SPD, CDU sowie
8
Sonne Wind & Wärme 04/2015
Foto: dpa
­ ündnis90/Die Grünen nach
B
einer schnellen Gesetzesnovelle“, so Michael Rolland, Geschäftsführer des Biogasrates.
Zusätzlich fordert der Biogasrat einen Klimazuschlag.
„Damit die Bundesregierung
­ihre internationalen Verpflichtungen zum Schutz des Klimas
einhalten kann, brauchen wir
bei der jetzt anstehenden KWKNovelle einen Klimazuschlag
von 2 Ct, sofern fossile Brennstoffe durch erneuerbare
Brennstoffe ersetzt werden
oder effizientere Technologien
zum Einsatz kommen“, fordert
Rolland. So ließen sich die
Treibhausgasemissionen um
(tp)
weitere 10 % senken. in Auftrag gegebene und vom
Fraunhofer-Institut für Solare
Energiesysteme ISE durchgeführte Studie zeigt, dass Powerto-Gas, eine Technologie zur
Umwandlung überschüssigen
Stroms aus Wind und Sonne in Wasserstoff, die Kosten der
Energiewende deutlich senken
kann.
Die Studie kommt zu dem
Ergebnis, dass die Senkung des
Kohlendioxid-Ausstoßes um 75
bis 82 % in 35 Jahren mithilfe
des kommerziellen Ausbaus
von Power-to-Gas mit wesentlich geringeren volkswirtschaftlichen Kosten verbunden ist als
in einem Energiesystem ohne
die Speichertechnologie. Die
Einsparungen bei 80-%iger Reduktion des CO2-Ausstoßes mit
Power-to-Gas belaufen sich auf
60 Mrd. €.
Power-to-Gas könnte demnach eine entscheidende Rolle
im Klimaschutzplan 2050 der
Bundesregierung spielen. In
diesem sind bis zum Jahr 2016
Maßnahmen festzulegen, die
die Treibhausgasemissionen in
Deutschland bis 2050 um mindestens 80 % gegenüber 1990
des ISE zeigt, dass sich die
­benötigten Investitionen in die
­Power-to-Gas-Technologie
schnell bezahlt machen: Bei
­einer 80-%igen CO2-Reduktion
amortisieren sie sich nach weniger als fünf Jahren, bei 82 %
noch schneller. Etogas-­
Geschäftsführer Gregor
­Waldstein hierzu: „Wir brauchen die Technologie für eine
klimaschonende und günstige
Energieversorgung. Das zeigt
die Studie deutlich. Damit wir in
Zukunft entsprechende Kapa­
zitäten und die gewünschte
Kostenstruktur haben, müssen
wir die industrie- und energie­
politischen Weichen jetzt
­stellen. Sonst wird es teurer.“
Ein weiteres Ergebnis der
Studie ist, dass höhere CO2-­
Reduktionsziele zu einem
wachsenden Anteil elektrischer
Mobilitätstechnologien mit und
ohne Brennstoffzellen führen
würden. Grundlage der ISE-­
Studie ist ein für die aktuelle
Analyse weiter differenziertes
Simulationsmodell für eine
kostenoptimierte, nachhaltige
Energieversorgung in
(jo)
­Deutschland.
SolarWorld will Standort Arnstadt
stärken
Deutschland fernab von Umsetzung
der EU-Energieeffizienzrichtlinie
■ Ein Jahr ist vergangen,
■ Deutschland liegt im Ver-
seit die SolarWorld AG
die Zell- und Modul­
fertigung von Bosch
­Solar Energy in Arnstadt
übernommen hat. Nun
Solarworld-Vorstandschef Frank Asgab Vorstandsvorsitzenbeck setzt ein Jahr nach der Übernahder Frank Asbeck Signale
zum Ausbau des Standorts: me auf den Standort Arnstadt. Foto: dpa
Die Zellfertigung wird vollnen Kristalle sind die Vorstufe
ständig auf PERC-Zellen (Passizur Waferfertigung, die weiter
vated Emitter Rear Cell) umgezentral in Freiberg/Sachsen
stellt, die Produktion von Ingots
­stattfindet.
kommt in Arnstadt neu hinzu.
Die PERC-Technologie wird
Vor Kurzem hatte
in Arnstadt von einer Pilotlinie
­SolarWorld Investitionen in die
auf die gesamte 700-MW-­
Zellfertigung sowohl in den USA
Zellproduktion übertragen. als auch in Deutschland beBei den neuartigen Beschichkanntgegeben. Wie der Bonner
tungsprozessen auf der VorderKonzern mitteilt, läuft der eheund Rückseite der Zelle war der
malige Bosch-Standort mit den
US-Standort in Hillsboro
verbliebenen 830 Stellen mit
­Vorreiter. Solarworld konnte zu
voller Auslastung. Durch die geBeginn des Jahres für industriplante Ingotfertigung (JahresSonne
Wind500 MW)
& Wärme
ell gefertigte PERC-Zellen einen
kapazität
sollen 60
Format:
190x125 mm,
4c
Wirkungsgrad von 21,42 %
StellenSsp
hinzukommen.
Die aus
DU: 4.03.15
(ro)
­melden.
der
Siliziumschmelze
gezogeET: 30.03.15
gleich zu anderen europäischen
Mitgliedsstaaten im Schlussfeld
bei der Umsetzung der EUEnergieeffizienzrichtlinie, so
das Ergebnis einer vom europäischen Energieeffizienzbündnis
Coalition for Energy Savings
veröffentlichten Studie.
­Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien liegen im
­Ranking im Mittelfeld vor der
­Bundesrepublik.
Ein Grund für die abgeschlagene Platzierung ist zum einen,
dass Deutschland das für alle
Mitgliedsstaaten geltende Energieeinsparziel von 1,5 % nicht
erreichen kann, da viele der von
der Bundesregierung gemeldeten Energieeinsparungen von
Maßnahmen stammen, die
nicht mit den Bestimmungen
der Energieeinspar-Richtlinie
konform sind oder nicht über
die EU-Mindestanforderungen
hinausgehen; beispielsweise
die Lkw-Maut, Maßnahmen zur
Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien oder die
­Energieeinsparverordnung.
Ein weiterer Grund ist, dass
die Bundesregierung 2014 ihr
ursprüngliches Energieein­
sparziel – die Senkung des
­Endenergieverbrauchs auf
48.880 Mio. t Rohöleinheiten
bis zum Jahr 2020 – um 14 %
auf 41.990 Mio. t Rohöleinheiten reduziert hat.
Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der Deutschen
Unternehmensinitiative
­Energieeffizienz e.V. (DENEFF),
zu den Ergebnissen der Analyse: „Die Maßnahmen des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz müssen jetzt konsequent
und vollständig umgesetzt werden. Deutschland muss seine
Effizienzstrategie weiter ausbauen, um die nationalen
­Klima- und Energieziele bis
2020 noch zu schaffen.“ (jo)
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Sonne Wind & Wärme 04/2015
9
Im Fokus
e- m o b i l i t ä t fa h r z e u g e
Strom
gibt Gas
Mit dem Elektro-Auto
verbinden sich, auch
aus Sicht der Erneuerbaren, große Hoffnungen. Das Interesse ist
riesig, die Marktdurchdringung noch gering.
Denn trotz moderner
Technik bleiben
­Einschränkungen im
Betrieb: Reichweite
und Ladezeiten sind
die Handicaps. Mit
­anderen Worten: Die
Batterietechnik
braucht Entwicklung.
U
Bisher gibt es in Deutschland knapp 5.000 Lade­
stationen für Pkw.
28
Foto: Patrick Pleul/dpa
Sonne Wind & Wärme 04/2015
m das Jahr 1900 bedachte der Kaiser der
Deutschen eine neue Erfindung mit einer
grandiosen Fehleinschätzung: „Ich glaube an
das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende
­Erscheinung.“ Diese „Erscheinung“ hat Wilhelm II.
bisher um rund 70 Jahre überlebt. Reduziert man das
Automobil auf seinen Kern, so hat sich bis heute nicht
viel geändert: Ein Fahrer lenkt einen Blechkasten mit
vier Rädern und einem Otto- oder Dieselmotor. Die
­Erfinder und Namensgeber dieser Verbrennungs­
motoren sind seit über 100 Jahren tot.
Nun steht mit dem Elektromotor aber Revolutionäres ins Haus. Aus seiner Umgebung wurde berichtet,
dass Seine Majestät hauptsächlich die Abgase störten.
Das ist in der Tat heute noch eine der grundsätzlichen
Schwächen des konventionellen Autos. Die zweite große Schwäche ist die geringe Effizienz: Heiße Luft ist
das Hauptprodukt eines Verbrennungsmotors. Der
Transport von Personen und Gütern verbraucht über
ein Viertel der Endenergie in Deutschland. Daran ist der
Straßenverkehr zu 80 % beteiligt. Autos verursachen
dabei große CO2-Emissionen, denn jede Verbrennung
So kann man sich Mobilität eingebettet in ein
Gesamtsystem vorstellen:
Das Auto hilft mit seinem
Speicher, die fluktuierenden Erzeuger Photovoltaik und Windenergie zu
Grafik: Volkswagen
puffern.
setzt ein Dreifaches des Brenngutgewichts an CO2
frei. Um das zu vermeiden, könnte ein Elektromotor
das Auto antreiben. Wirklich revolutionär wäre dieses
Konzept aber erst, wenn der Strom aus erneuerbaren
Energien stammt. Dieses moderne Technikkonzept
hätte eindeutige Vor-, aber auch gravierende Nachteile, die vor allem die Reichweite und die Ladezeiten
­betreffen. Neben den bislang saftigen Preisen für ein
E-Auto, sind dies die Haupthindernisse, die den Durchbruch bisher behinderten.
Es war einmal ein Elektroauto ....
Noch einmal zurück in die Zeit der Wende zum
20. Jahrhundert: Es ist völlig in Vergessenheit geraten,
dass der Elektroantrieb, immerhin von etwa 1896 bis
kurz vor dem Ersten Weltkrieg, die automobile Welt
beherrschte. Um 1900 waren in den USA doppelt so
viele Autos mit E-Motor unterwegs, wie mit einem
­Verbrennungsmotor. Erst die anlaufende Petrochemie
verbilligte den Treibstoff für die Verbrennungsmotoren, sodass sie bei den Kosten und der Reichweite die
Nase vorn hatten.
Manfred Ziemer ist Technischer Assistent im Department Fahrzeugtechnik der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg. „Eine entscheidende Rolle spielte auch der elektrische Anlasser“,
stellt er fest. „Er machte es möglich, das Auto vom
Fahrersitz aus ohne lästiges Kurbeln zu starten. Damit
war ein lästiger Umstand, der gegen den Benziner
sprach, beseitigt. Ein Treppenwitz der Technik­
geschichte: Ausgerechnet ein Elektromotor – der
­Anlasser – trägt dazu bei, den Elektromotor für den
Antrieb aus dem Auto zu verbannen.“
Das soll jetzt rückgängig gemacht werden, denn
das Auto ist in eine Krise geraten – trotz steigender
Zulassungen. Verstopfte Straßen, riesiger Flächenund Ressourcenverbrauch, Bodenversiegelung und
schließlich die klimaschädigenden Abgase sind
­Begleiterscheinungen einer veralteten Technologie.
Elektromobilität kann nur eines dieser Probleme
­lösen – den CO2-Ausstoß. Vorausgesetzt, die E-Auto
fahren mit Strom aus erneuerbaren Energien, würde
der Verkehr klimaneutral ablaufen.
Bundesregierung und Industrie haben deshalb
2010 die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE)
ins Leben gerufen. Ihre Aufgabe: Beratung von Politik
und Wirtschaft (siehe Infobox), um die Elektromobilität voran zu bringen. Mit Erfolg? Die Zulassungs­zahlen
elektrisch angetriebener Pkw, Busse und Lkw steigen
in den meisten Ländern zwar exponentiell, sind aber
erst vor wenigen Jahren bei Null gestartet. Der Fortschrittsbericht 2014 der NPE gibt ein klares Bild von
den Marktverhältnissen.
Leitmarkt sind die USA mit 223.600 Zulassungen.
Auf den Plätzen folgen Japan (88.500), Frankreich
und die Niederlande (rund 38.000) und eine Mittelgruppe mit China, Norwegen und Deutschland mit
24.000 bis 29.000 Zulassungen. Diese, im Bericht der
NPE erwähnten Zahlen, dürften sich, aufgrund der
Dynamik des Marktes, seit Verfassen des Berichtes
unterschiedlich stark erhöht haben. Das ändert aber
vorerst nichts an der Marktverteilung. Die Verfasser
rechnen allerdings auf lange Sicht mit einer Verschiebung der Gewichte: „In China sind deutliche Tendenzen einer Entwicklung zum Leitanbieter und Leitmarkt
erkennbar. Hier ist heute bereits ein schnell wachsender Markt mit großer Dynamik und einer mittlerweile
hohen Modellvielfalt zu sehen. Hohe Förderquoten
und Investitionen vor allem in der Technologie von
elektrischen Komponenten, im Batteriesektor und bei
der Infrastruktur sowie eine entsprechende Industrieansiedlung unterstützen diesen Trend.“
Lithium-Ionen-Akkus sind Stand
der Technik
Elektromobilität ist also nichts grundsätzlich Neues.
Allerdings hat die Batterietechnik in den vergangenen
hundert Jahren derartige Fortschritte gemacht, dass
man von einem Neuanfang sprechen kann. Die Nickel­Metallhydrid-Batterien gaben nur ein relativ kurzes
Sonne Wind & Wärme 04/2015
29
Photovoltaik
a u ss c h r e i b u n g e n
Zeitenwende
in der freien Fläche
Die erste Pilotausschreibung für Freiflächenanlagen
läuft. Aus der Photovoltaik-Branche gibt es viel Kritik
an dem neuen Verfahren. Vor allem Bürgerenergieprojekte sieht man in diesem Segment vor dem Aus.
E
Solch ein Solarpark am
Dorfrand wäre ideal für ein
Bürgerprojekt. Für Bürgerenergiegenossenschaften
wird es aber schwer, sich
an den Ausschreibungen
zu beteiligen.
Fotos (3): Schletter GmbH
38
Sonne Wind & Wärme 04/2015
ines der meistdiskutierten Pilotprojekte seit
dem Start des EEG 2014 hat begonnen. Die
erste Runde des neuen Ausschreibungsverfahrens für Freiflächenanlagen ist eingeläutet. Noch
bis zum 15. April können Marktteilnehmer ihre Gebote für Freilandanlagen bei der Bundesnetzagentur einreichen. Die Bundesregierung verteidigt das neue Modell als notwendigen Schritt beim Übergang von der
Festvergütung hin zu einem flexiblen System. Kritiker
wie der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar)
geißeln es als ein „von der Europäischen Union diktiertes ­Bürokratie-Monster“. So oder so, die Bauwilligen stellt es vor komplett neue Voraussetzungen.
Am 1. September dieses Jahres geht eine Ära zu
Ende. Solarstrom aus Freilandanlagen wird dann
nicht mehr auf Basis gesetzlich festgelegter Einspeisetarife vergütet. Stattdessen wird die Höhe der
Förderung in Ausschreibungen ermittelt. Neue Anlagen werden ab diesem Datum nur noch gefördert,
wenn sie einen Zuschlag in einem Ausschreibungsverfahren erhalten haben.
Die Basis hierfür ist § 55 Absatz 3 im EEG, beziehungsweise die Freiflächenanlagenausschreibungsverordnung (FFAV), die im Februar veröffentlicht wur-
de. Sie regelt die Gebotstermine, das Ausschreibungsvolumen, Voraussetzungen für Bieter, Formularvorlagen, Formalien, die bei der Antragstellung einzuhalten
sind und viele Einzelheiten mehr. Die Anlagengröße
wurde auf 100 kW bis 10 MW DC-Leistung limitiert.
Dabei gilt die Obergrenze von 10 MW nicht nur für Einzelprojekte, sondern sie beschreibt die Höchstgrenze
für Anlagen, die innerhalb von 24 Monaten in einem
Radius von 4 km gebaut werden.
Schrittweise Volumenkürzung
In diesem Jahr gibt es drei Ausschreibungsrunden.
Die erste endet am 15. April, die zweite am
1. ­September. Für beide ist ein Volumen von jeweils
150 MW installierter Leistung vorgesehen. Für die
dritte Runde ist der Stichtag der 1. Dezember, das
Ausschreibungsvolumen liegt bei 200 MW. Im kommenden Jahr sinkt es auf insgesamt 400 MW, 2017
sollen es nur noch 300 MW sein. 2016 und 2017 sind
die Stichtage der Monatserste von April, August und
September. Die Bundesnetzagentur muss die Ausschreibungen sechs bis acht Wochen vor den gesetzten Terminen bekannt geben.
Als erlaubte Flächen gelten weitgehend die aus
dem EEG 2014, also versiegelte Flächen, Konversionsflächen und solche in einem Korridor von 110 m
entlang Autobahnen und Schienenwegen. Für Industrie- und Gewerbeflächen gilt, dass hier nur Gebiete
zulässig sind, die eine Vorbelastung aufweisen und
deshalb als Konversionsflächen anerkannt werden.
2016 wird die sogenannte Flächenkulisse etwas aus-
geweitet. Dann lässt die Verordnung
auch Flächen der Bundesanstalt für
Immobilienauf­gaben (BImA) zu sowie
Ackerflächen in benachteiligten Gebieten, in denen Landwirtschaft nur unter
erschwerten Bedingungen möglich ist.
Auf letzteren werden 2016 insgesamt
zehn Solarparks ausgeschrieben. Deponien fallen nicht unter die FFAV, denn sie
gelten als Aufschüttungen, beziehungsweise fiktive bauliche Anlagen.
eine Zweitsicherheit leisten. Laut FFAV
ist dies ein „Pfand für die Realisierung
der Anlage“. Die Zweitsicherheit beträgt
50 €/kW, kann sich allerdings auch bei
gewissen Voraussetzungen halbieren.
Wird die Zweitsicherheit nicht innerhalb
der Frist geleistet, erlischt das Gebot. In
dem Fall werden die Erstsicherheit und
eine Gebühr als Strafzahlung einbehalten. Soweit zu den wichtigsten Eckdaten
des Ausschreibungsverfahrens.
Preisbildungsverfahren
Umstrittenes Verfahren
WAN
N
Grundsätzlich erhalten die Gebote den
Zuschlag zu dem im jeweiligen Gebot
angegebenen „anzulegendem Wert“.
Dies wird als „Pay-as-bid“-Verfahren bezeichnet. In der ersten Ausschreibungsrunde darf der anzulegende Wert maximal 11,29 Ct/kWh betragen. Der anzulegende Wert kennzeichnet den Strompreis, der für den Strom aus der Anlage
am Strommarkt erzielbar sein soll. Er ist
jedoch nicht identisch mit der Förderung. Darauf weist Rechtsanwalt Peter
­Nümann in seinem Green-Energy-Blog
hin. „Die Förderung wird als ‚Marktprämie‘ auf den direkt vermarkteten Strom
geleistet. Der unterstellte Ertrag der Direktvermarktung in Höhe des Marktwertes von Solarstrom an der Strombörse
wird hierzu monatlich ermittelt und vom
anzulegenden Wert abgezogen.“ Die Differenz werde dem Anlagenbetreiber als
„Marktprämie“ zusätzlich zu seinem tatsächlichen Erlös gezahlt. Deshalb sei immer eine Zusammenarbeit mit einem
Direktvermarkter notwendig, so Nümann. Diese könne sich aber lohnen.
Denn wenn höhere Erlöse erzielt werden, profitiert davon auch der Anlagenbetreiber.
Für die Gebotstermine 1. August und
1. Dezember 2015 werden Ausnahmen
vom Pay-as-bid-Verfahren gemacht. In
diesen Runden werden die Zuschlagswerte im sogenannten Einheitspreisverfahren („uniform pricing“) ermittelt.
Bei dieser Methode ist das jeweils
höchste bezuschusste Gebot entscheidend für die Ermittlung des anzulegenden Wertes.
Für jedes Gebot ist eine Erstsicherheit zu stellen. Sie beträgt 4 €/kW PVLeistung. Unter gewissen Umständen
verringert sich die Erstsicherheit auf
2 €/kW. Zieht der Bieter sein Gebot zurück oder hat er keinen Zuschlag erhalten, bekommt er sein Geld zurück. War
der Bieter mit seinem Gebot erfolgreich,
muss er innerhalb von zehn Werktagen
Laut Aussage von Karin Freier, Leiterin
des Referats Erneuerbare Energien
Technologien im Bundesministerium für
Wirtschaft und Energie, hat die EU-­
Kommission dieses Verfahren vorgegeben. Nach ersten Pilotprojekten sei eine
Förderung über Ausschreibungsverfahren ab dem 1. Januar 2017 Pflicht. Auf
dem ­Forum Solarpraxis im November in
Berlin bezeichnete sie es als „einfaches
Ausschreibungsdesign mit geringen
Hürden“. Doch genau das sehen viele in
der PV-Branche anders. Der BSW-Solar
nennt es ein kompliziertes Verfahren,
dessen Erfolg unsicher sei. „Die Bundesregierung setzt damit Vorgaben der
EU im Rahmen der Beihilfeleitlinien um,
die von der Erneuerbare-Energien-­
Branche scharf kritisiert werden“, sagt
Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig.
Sein Verband und viele andere in der
Branche hätten sich gewünscht, dass
die Bundesregierung sich in Brüssel
stärker für die Interessen der deutschen
PV-Branche eingesetzt hätte. „Besser
wäre es gewesen, den Ausbau der Photovoltaik weiterhin auch für Solarparks
über eine kostendeckende, gesetzlich
garantierte Einspeisevergütung zu fördern“, fährt er fort. Die Bundesregierung
sei jedoch vor dem Druck aus Brüssel
eingeknickt. „Damit sind wir nun – bei
­aller Kritik im Grundsatz und in zahlreichen Details – mit diesem In­strument
zum Erfolg verdammt, um das wichtige
Marktsegment zumindest auf bescheidenem Niveau in Deutschland zu sichern“, so Körnig.
Seiner Meinung nach ist das
­Auktionsvolumen mit durchschnittlich
400 MW im Jahr zu gering. Die Standortwahl sei zu sehr eingeschränkt worden, wobei er die Ausweitung auf BImA-­
Flächen und benachteiligte landwirtschaftliche Flächen im Jahr 2016 begrüßt. „Die Ausweitung geht aber nicht
weit genug“, moniert ­Körnig. Weiterhin
schränke die Verordnung die Akteurs-
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Windenergie
Finanzierung
Wer soll das bezahlen ...?
Dank guter Finanzierungsmöglichkeiten ist Deutschland
sehr erfolgreich beim Zubau von Windenergie an Land. Als Alternative zu den „Big Deals“ der Offshore-Industrie
bieten sich für kleinere Onshore-Parks Genossenschaften
an. Crowd-Finanzierung gilt noch als Exot – und am
­Horizont droht das Ausschreibungsverfahren, kleine
­Akteure vom Markt zu drängen.
W
er will bestreiten, dass der Aufbau einer
smarten Energieversorgung mit einem
­hohen Anteil an Windenergie eine kostspielige Angelegenheit ist – in der Dimension vergleichbar mit der Rettung Griechenlands? Hier wie
dort sind die Riesen der Finanzwelt aktiv. Ohne die
­Europäische Investitionsbank (EIB) geht gar nichts,
war vor fast zwei Jahren der Presse zu entnehmen.
Der „fast unsichtbare Riese“ – so taufte Welt-Autor
Stephan Maaß einen der größten Finanzierer von
Ökoenergie-Projekten in Europa. Das meiste Geld
fließt in den Aufbau der deutschen Offshore-­
Windenergie. „Dieser Aufbau wäre ohne die EIB nicht
zu schaffen“, bestätigt Jan Rispens, Geschäftsführer
der Clusteragentur Erneuerbare Energien Hamburg.
Bei der Finanzierung von OnshoreWindprojekten sind Genossenschaftsmodelle auf dem Vormarsch.
Foto: dpa
60
Sonne Wind & Wärme 04/2015
In der Tat ist das Zahlenwerk imponierend. In der
Regel vergibt die „Bank der EU“ Darlehen. Das sind
teilweise Summen, die für private Banken allein nicht
mehr zu stemmen sind. Es sei denn, es bilden sich
Konsortien, die mit Einzelbeträgen von bis zu
50 Mio. € einem Dutzend und mehr Banken
­eine Heimat bieten. Das streut die Risiken.
Allerdings liegt das nicht unbedingt daran, dass die Banken risikoscheu sind. Sie
folgen vielmehr den Vorgaben des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht, die
eine strikte Regulierung des Kreditwesens vorsehen und sich im Hinblick
auf die nächsten Stufe – Basel 3 genannt – auf eine nochmalige Verschärfung der Vorschriften einstellen müssen. Aber auch ohne die
­Baseler Vorschriften hat der Bankenschock 2008 die Geldinstitute
zu vorsichtigem Handeln bewegt
– um nicht das Adjektiv „zaghaft“
zu gebrauchen. Diese Finanzierungslücke wäre ohne die EIB
nicht zu schließen gewesen –
und ohne Finanzierung
­keine Windparks.
Die Stromwende wäre
voraussichtlich in der umfassenden Form gescheitert.
Die EIB finanzierte in den Jahren 2013 und 2014 allein
vier Vorhaben der Windenergie mit insgesamt
825 Mio. €. Darunter sind 100 Mio. € für die
­Forschungsvorhaben des norddeutschen Turbinenherstellers Nordex. Die Hamburger Turbinenbauer
­arbeiten an der Effizienzsteigerung ihrer Anlagen.
Zwei Finanzierungen im Volumen von 225 Mio. €
­gingen nach Niederösterreich, um den Ausbau der
Windenergie auch in dieser von Investoren nicht übermäßig verwöhnten Region voranzutreiben. Für ein
Einzelprojekt schwer zu toppen dürfte die Unterstützung des Offshore-Windparks Baltic 2 durch die EIB
sein. Das Darlehen für den bisher größten Windpark
in der deutschen Ostsee beträgt 500 Mio. €. Das
­Gesamtvolumen der EIB-Darlehen für Projekte des
Klimaschutzes betrug 2013 weltweit rund 19 Mrd. €.
Genossenschaftsmodelle auf dem
Vormarsch
Die Finanzierung der Windenergie spielt sich in zwei
Welten ab. Die „Big Boys“ der Finanzwelt wie die EIB
oder britische Großbanken sind in Sachen OffshoreWindenergie oder landgestützte Großparks unterwegs. Daneben gibt es aber immer noch die kleineren
Akteure mit begrenztem Kapital, die Parks mit zwei,
drei oder auch sechs Windrädern errichten. Geht es
dabei um die Finanzierung, sind in der Windbranche
Genossenschaftsmodelle auf dem Vormarsch. Die
Wir gestalten die Energiewende –
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Onshore und Offshore – Windpark-Projektierung seit 1995
• Standortentwicklung
• Finanzierung
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• Verkauf
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PNE WIND AG –
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Bioenergie
n a h - u n d f e r n w ä r me
Warme Wohngebiete
dank Biogas
Der aus vier einzelnen Biogasanlagen bestehende Biogaspark in Wolgast hat eine Gesamtleistung von 2,5 MWel und 2,7 MWth und versorgt
Fotos (4): Danpower
­ ohngebäude in der 12.000-Einwohner-Stadt mit „grüner Wärme“. W
Biogas kann ein wichtiger Faktor für die Wirtschaftlichkeit von Nah- und Fernwärmeversorgungen sein – sowohl durch die Nutzung der KWKWärme aus der Vor-Ort-Verstromung als auch den Bezug von ­Biomethan
aus dem Erdgasnetz. Das zeigt die Danpower-Gruppe unter anderem mit
ihren Fernwärmesystemen in Wolgast und ­Oberschleißheim.
N
ach einem technischen Defekt an einer
­Begleitheizung im Biofilter hat sich dieser
entzündet. Trotz sofortigem Einsatz der
­Feuerwehr konnte ein Übergriff der Flammen auf die
Anmischhalle nicht verhindert werden“, sagt Günter
­Göbel, Geschäftsführer der Wärmeversorgung ­Wolgast
GmbH. Der Biofilter dient zur Abluftreinigung im
­„Biogaspark“, der für die 12.000-Einwohner-Stadt im
Landkreis Vorpommern-Greifswald, die auch „Tor zur
Insel Usedom“ genannt wird, Fernwärme liefert.
60 Feuerwehrleute mussten im vergangenen November ausrücken, um den Brand mit Löschschaum zu
bekämpfen. Schließlich verursachten die Flammen
­einen Schaden von ca. 350.000 €. „Die Versorgung
unserer Fernwärme-Kunden war aber zu keiner Zeit
beeinträchtigt“, erzählt Göbel, „wir haben genügend
Überkapazitäten in der Wärmeerzeugung.“
84
Sonne Wind & Wärme 04/2015
Vier Biogasanlagen für Wolgast
An dem am Stadtrand von Wolgast gelegenen Biogaspark ist die Danpower-Gruppe (siehe Kasten, ­Seite 87)
mehrheitlich beteiligt. Insgesamt betreibt Danpower
25 Biogasanlagen an elf Standorten. 23 Anlagen
­stehen in den neuen Bundesländern. In zwei Anlagen
in Sachsen wird das Biogas zu Biomethan aufbereitet
und ins Erdgasnetz eingespeist. Wie Karsten Krieg,
Prokurist und Leiter Betrieb Biogas bei der Danpower
GmbH, schildert, sei der Brandschaden in Wolgast
mittlerweile behoben und die betroffene Anlage ­werde
derzeit wieder hochgefahren. Der Biogaspark in
­Wolgast besteht aus vier einzelnen Biogasanlagen mit
einer Gesamtleistung von 2,5 MWel und 2,7 MWth. In
drei identischen Nassvergärungs-Anlagen kommen
hauptsächlich Mais und Gülle zum Einsatz. Die vierte,
vom bayerischen Hersteller Agraferm ­Technologies AG
gebaute Anlage, ist für höhere Trockensubstanz-­
Gehalte geeignet. Hier wird keine Gülle eingebracht.
Stattdessen können auch Getreide-Ganzpflanzenund Grassilage verwendet werden. „Mit diesem erweiterten Inputspektrum erreichen wir, dass unsere Partner aus der Landwirtschaft Monokulturen vermeiden
und die Fruchtfolge einhalten können“, sagt Krieg.
In Wolgast sorgt in großem Umfang die Feldfruchtund Tierproduktions GmbH für die Bereitstellung der
Einsatzstoffe und die Rückführung der Gär-Reste. Der
Landwirtschaftsbetrieb ist zu 24,8 % am Biogaspark
beteiligt. Die dort erzeugte thermische Energie wird
fast vollständig über eine eigens errichtete Leitungs­
trasse zum 1,5 km entfernten Heizwerk der Wärmeversorgung Wolgast (WVW) transportiert und dann ins
Fernwärmenetz eingespeist. Auch an der WVW ist die
Danpower-Gruppe mehrheitlich beteiligt: Hier hält die
Tochterfirma EKT Energie und Kommunal-Technologie
GmbH 51 %. „Nach der Wende war die Stadt Wolgast
auf der Suche nach einem kapitalkräftigen Investor
mit Know-how in der Fernwärmeversorgung“, berichtet WVW-Geschäftsführer Göbel. In Vor-­Wendezeiten
sei das Heizwerk noch mit Braunkohle betrieben
­worden. 1993 sei die WVW GmbH gegründet worden
mit dem Mehrheitseigner EKT – einem der Pioniere
des Energie-Contractings in ­Deutschland.
Das Fernwärmenetz der WVW ist heute 19 km lang,
die Heißwasser-Kesselanlage im Heizhaus auf Erdgasbetrieb umgebaut. Neben einigen öffentlichen Einrichtungen sowie gewerblichen Abnehmern versorgt die
WVW hauptsächlich Wohngebäude. Zwar liegt Wolgast
idyllisch am Peenestrom und wird von vielen Touristen
besucht, dennoch teilt die Stadt das Schicksal vieler
Städte im Osten: „Die Bevölkerung schwindet“, sagt
Göbel, „das führt dazu, dass sich die Sanierung
schlecht ausgelasteter Wohnblöcke nicht mehr lohnt.
Es mussten schon Wohnblöcke abgerissen werden.“
Für die WVW habe dieser schleichende Prozess in den
letzten zehn Jahren einen „Anschlussverlust“ von
2,4 MW bedeutet. „Wir haben deshalb einen Erdgaskessel im Heizhaus außer Betrieb genommen“, erzählt
der Geschäftsführer. Noch seien drei Kessel in Betrieb,
einer davon aber auch nur aus Redundanzgründen in
Stand-by. Die Wärmeerzeugungs-­Kapazität liege jetzt
bei 13 MW. Hinzu kämen die 2,7 MW ­Biogaswärme.
Göbel zufolge wird mit der Biogaswärme die
Grundlast im Wärmenetz abgedeckt. Für die Mittellast
steht ein Biomethan-BHKW zur Verfügung. Die Erdgaskessel werden nur für die Spitzenlast gebraucht. In
gleicher Reihenfolge verhält sich auch die wirtschaftliche Priorität. Näheres zu ­Wärmegestehungs- und
­-bezugskosten möchte ­Göbel nicht sagen. Die fernwärmeversorgten Liegenschaften in Wolgast würden
zu über 60 % mit „grüner Wärme“ versorgt, während
die erzeugte elektrische Energie statistisch die Hälfte
des privaten Stromverbrauchs von Wolgast abdecke.
Bei den Wärmepreisen für die Fernwärmekunden
­seien viele Faktoren zu berücksichtigen: Vor allem
würden Investitionen (Leitungsbau/Hausanschluss-­
Stationen) in die Preisbildung einfließen; aber auch
die abgenommene Menge und die Vertragslaufzeit
wirken sich aus. Anhand eines komplexen Index’
­würden gegebenenfalls Preisanpassungen berechnet.
„Für die Integration der Biogaswärme mussten zwei
hydraulische Systeme aufeinander abgestimmt
­werden. Das haben wir erfolgreich gelöst“, sagt Göbel.
Außerdem sieht er die WVW durch die Diversifizierung
mit drei Wärmequellen gut aufgestellt.
Das Biomethan-BHKW mit 1,19 MWel und
1,19 MWth wurde erst vor zwei Jahren angeschafft,
als zwei veraltete Erdgas-BHKW ersetzt werden
mussten. Durch die EEG-Vergütung des Stroms, der
unter Inanspruchnahme der Flexibilitätsprämie
­direkt vermarktet wird, habe die Wirtschaftlichkeit
für die Abdeckung der Mittellast verbessert werden
können, sagt Göbel. Er geht davon aus, dass das
BHKW ab April/Mai abgeschaltet werden kann und
danach die Biogaswärme ausreicht. Die DanpowerGruppe betreibt in ihren Wärmeversorgungen insgesamt 15 Biomethan-BHKW, wie Krieg berichtet. In
der 1-MW-Klasse würde dabei überwiegend das
­Aggregat von GE Jenbacher mit je 1,19 MW elek­
trischer und thermischer Leistung eingesetzt.
Noch drei der ursprünglich vier Erdgaskessel der
Heißwasseranlage erzeugen
thermische Energie, die
in das Fernwärmenetz
­eingespeist wird.
Fernwärme für Wohnsiedlung in
Oberschleißheim
In Oberschleißheim bei München versieht seit drei
Jahren das gleiche BHKW wie in Wolgast seinen
Dienst. Die Danpower Energie Service GmbH (DES)
Sonne Wind & Wärme 04/2015
85
Solarthermie
S o l a r e P r o z e ss w ä r m e
Eine saubere Sache
200 m² Vakuumröhrenkollektoren erwärmen das Osmosewasser in der Mannheimer Autowaschanlage der Mr.-Wash-Gruppe. Die Solarthermie­
Fotos (3): Ritter XL Solar
anlage soll ca. 100.000 kWh/a Sonnenwärme liefern.
Bei Autowaschanlagen passen Wärmebedarf und
­solare Erzeugung besonders gut zusammen. Auch
bei Lackieranlagen lässt sich mit Solarthermie die
monatliche Energierechnung stark drücken. Die
­Planung solcher Anlagen ist allerdings aufwendig.
W
as haben Solarthermie- und Autowasch­
anlagen gemeinsam? Bei Sonnenschein
haben beide ihr Leistungshoch. Denn seit
jeher motiviert ein strahlend blauer Himmel die Autobesitzer, ihren fahrbaren Untersatz zu reinigen und zu
pflegen. Bei Regen kommt dagegen kaum jemand auf
diese Idee. Diesen Zusammenhang hat sich die
­Mr.-Wash-Kette zu Nutze gemacht und im vergangenen Sommer ihre Mannheimer Waschanlage mit
knapp 200 m² CPC-Vakuumröhrenkollektoren
­ausgestattet.
„Nachdem wir uns in den vergangenen Jahren
hauptsächlich mit dem Thema Energieeffizienz
­beschäftigt haben, ist die direkte Nutzung der Sonnenenergie für unseren großen Wärmebedarf jetzt
88
Sonne Wind & Wärme 04/2015
der logische nächste Schritt“, erklärt Raoul Enning,
technischer Geschäftsführer der Mr.-Wash-Kette. Ziel
sei es gewesen, eine möglichst hohe Effizienz pro
Quadratmeter Dachfläche zu erreichen. Aus diesem
Grund habe sich das Unternehmen für die CPC-­
Vakuumröhrenkollektoren von Ritter XL Solar aus
Karlsbad entschieden. „Diese Solaranlage ist zudem
sehr wartungsarm gegenüber einem BHKW oder
­anderen Wärmeerzeugern mit fossilen Brennstoffen“,
lobt E
­ nning.
Insgesamt 40 Kollektoren vom Typ XL 50 P mit
­einer Bruttofläche von jeweils 4,93 m² liefern ihre
Wärme über einen Wärmetauscher an die Osmosewasserversorgung für die Waschstraße. Das demineralisierte Osmosewasser kommt im letzten Waschgang zum Einsatz und verhindert Trocknungsflecken
an den gewaschenen Fahrzeugen. An Werktagen wird
das Osmosewasser direkt über die Thermieanlage auf
40 bis 45 °C vorgewärmt und dem Waschprozess
­zugeführt. Am Abend und am Wochenende wird die
Kollektortemperatur ermittelt. Ist diese geringfügig
höher als die eingestellte Solltemperatur, öffnet sich
ein Ventil und die Osmosepumpe befördert die Wärme über den Wärmetauscher in den 50.000 L großen
Osmosetank. Pumpe und Tank waren in Mannheim
bereits vorhanden und konnten in das Konzept mit
­ ingebunden werden. „Der Deckungsanteil unserer
e
Solarthermieanlage liegt heute bei 35 % des Wärmebedarfs für die Osmosewasser-Stufe beziehungs­
weise bei 10 % des Gesamtwärmebedarfs für die
Waschanlage“, berichtet Enning. „Den Restwärme­
bedarf für die Wasch- und Reinigungsprozesse ­decken
wir mit Fernwärme.“
Anlageninstallation bei laufendem
Waschbetrieb
Die hydraulische Einbindung der Solaranlage erfolgte
in Kooperation zwischen Enning und der technischen
Abteilung von Ritter XL Solar. „Zunächst galt es eine
passende Dachfläche zu ermitteln, die den Dach- und
Windlasten standhält“, erläutert Thomas Neuer, Projektmanager bei Ritter XL Solar, den Planungsablauf.
„Außerdem wurde ein Tages- und Wochenlastprofil
über den Verbraucher erstellt, um die Wärme bestmöglich einzuspeisen.“ Anschließend musste die
­Anlagenhydraulik mit der Einbindung in die Waschtechnik erarbeitet, die Rohrleitungsführung zur Einbindestelle bestimmt und der zusätzliche Einbau
­eines Wärmetauschers in den Waschvorgang geprüft
werden. „Zu guter Letzt haben wir dann den KfW-­
Förderantrag eingereicht“, berichtet Neuer. „Planung
und Antragstellung haben uns die meiste Zeit gekostet, auch weil der Antrag erst genehmigt sein musste,
bevor wir mit dem Bau beginnen durften. Die Installation der Solaranlage mit Unterkonstruktion, Rohr­
leitungsdämmung und Verdrahtung ging dann in nur
sechs Wochen über die Bühne.“
Die Solaranlage wurde von der Paradigma-Partnerfirma Janssen aus Heidelberg auf dem Dach des
Technikgebäudes montiert. Dank der langjährigen
­Erfahrung des Unternehmens bei der Integration von
Solaranlagen in vorhandene Systemtechnik konnte
die Anlage ohne Betriebsunterbrechung in die Waschstraße eingebunden werden.
In den ersten acht Monaten seit der Inbetrieb­
nahme im Juni 2014 hat Mr. Wash bereits 65.000 kWh
Solarwärme geerntet. „Dieser Wert entspricht unseren Planungsvorgaben, die bei 100.000 kWh/a liegen“, erklärt Neuer. „Mit dieser Wärmemenge lassen
sich ca. 40.000 Fahrzeuge waschen und etwa 6.900
€/a ­sparen.“
„Die Kosten der Anlage liegen gut im sechsstelligen Bereich“, ergänzt Raoul Enning. „Das ist auf den
ersten Blick recht teuer, jedoch hilft die KfW bei der
­Finanzierung – und eine Förderung gibt es auch.“ Das
mache die Investition zwar zu keiner Goldgrube, aber
vernünftig erschwinglich. „Als inhabergeführtes Familienunternehmen denken wir weniger in Quartalen,
sondern richten unsere Strategie auf längerfristige
­Investitionen“, erläutert Enning das Unternehmenskonzept. „Man muss auch bedenken, dass die Anlage
selber gar nicht so extrem teuer ist. Ein erheblicher
Faktor sind die Kosten für die Unterkonstruktion und
die Installation. Auch hier fordern wir eine Qualität, die
mehr als nur ein paar Jahre hält. Dafür muss man
dann bereit sein, heute etwas mehr auszugeben, um
morgen den Nutzen daraus zu ziehen.“
Die Solaranlage wurde von der Paradigma-Partnerfirma Janssen aus Heidelberg auf
dem Dach des Technikgebäudes montiert.
Die Planung für eine weitere Waschanlage in Hannover hat Enning bereits in Auftrag gegeben. Noch in
diesem Jahr sollen dort ca. 600 m² CPC-Vakuumröhrenkollektoren von Ritter den Betrieb aufnehmen.
Solarthermie hilft Umweltziele zu
erreichen
Bei den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB) hilft eine
­Solarthermieanlage dabei, die gesteckten Umwelt­
ziele zu erreichen. Bereits im Februar 2014 wurde die
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