Geschichte greifbar machen

Bad Cannstatt
II
Nr. 12
Freitag, 20. März 2015
Antrag
Bericht über
Feinstaub gefordert
Bad Cannstatt Die Fraktionsgemeinschaft
SÖS-Linke-Plus im Bezirksbeirat Bad
Cannstatt fordert in einem Antrag die
Stadtverwaltung auf, den Bezirksbeirat
über die Schadstoffbelastung (Feinstaub
und Stickstoffdioxid) entlang der Waiblinger und Nürnberger Straße, der Wilhelmstraße, der Daimlerstraße, der Schmidener
Straße, der Gnesener Straße und der Schönestraße zu informieren. Gleichzeitig wollen die Lokalpolitiker wissen, wie die Konzeption der Verwaltung für die Einhaltung
der Schadstoffgrenzen und wie der entsprechende Zeitplan aussieht.
ani
Zur Person
Degerloch/Bad Cannstatt
Pfarrerin Nieser wechselt
Foto: Eveline Blohmer
Die Pfarrerin der Degerlocher Michaelsgemeinde Teresa Nieser übernimmt zum Mai
eine Pfarrstelle in der evangelischen Steigkirchengemeinde in Bad Cannstatt. Nieser, die
über drei Jahre lang in Degerloch tätig war, verlegt dann auch ihren Wohnsitz nach Bad Cannstatt. „Ich bin sehr dankbar für die vielen Begegnungen in Degerloch und die offene Aufnahme, die Sie meinem
Sohn und mir bereitet haben“, schreibt die scheidende Pfarrerin im Gemeindebrief. Am Sonntag, 19. April, hält sie von
10 Uhr an in der Michaelskirche, Große Falterstraße 12, einen Abschiedsgottesdienst mit
anschließender Feier. eve
Teresa Nieser
Kurz berichtet
Geschichte greifbar machen
Schüler stellen
authentische Bronze-Güsse her.
Von Georg Linsenmann
Espan
D
ogan gibt Gas. Mit Feuereifer bewegt er die beiden Blasebälge, sodass die Holzkohle im Schmelzofen
aus Lehm ein wenig Funken schlägt. „Nicht
so hektisch, schön gleichmäßig! Und den
Tegel schön gerade stellen und mit Kohle
umhüllen“, mahnt der Archäo-Techniker
Frank Trommer. Im Kegel köchelt gerade
die Bronze vor sich hin. Demnächst wird
das flüssige Metall die Formen füllen, die je
fünf Schüler der Jahrgangsstufe 1 der Wilhelm-Maybach-Schule, ein Jahr vor dem
Abitur, im Praxisteil ihres Geschichtsprojektes „Bronze“ hergestellt haben.
Zur Vorbereitung des Gusses schwärzt
Jacqueline ihren Mo„Alles in die
del aus Sandstein mit
einem brennenden
Hand zu
Holzspan: „Das sorgt
nehmen, ist
für ein glatte Oberfläeine wichtige
che“, weiß sie. „Ganz
schön spannend“ finErfahrung.“
det sie das Projekt.
Frank Trommer,
Warum? „Weil man
Blaubeuren
nachvollziehen kann,
mit wie geringen Mitteln die Menschen damals das Gleiche geschafft haben wie wir heute mit viel größerem Aufwand.“
Die Menschen damals: Das waren die
Generationen vor den Kelten. Etwa um das
Jahr 4000 v. Chr. „Die Entwicklung des
Bronzegusses war ein technologischer
Quantensprung“, erklärt die Geschichtslehrerin Sabine Hägele. „Es war der Beginn
einer neuen Epoche. Als dem Kupfer Zinn
beigemischt wurde, war ein hartes, haltbares Material gefunden. Und der Bronzeguss
ermöglichte quasi serielle Produktion von
Alltagsgegenständen, Kultobjekten, Waffen und Schmuck.“ Mit dem bereits zum
Das Feuer im Schmelzofen aus Lehm flackert dank zweier Blasebälge.
dritten Mal aufgelegten Projekt wiederholt
sich nun für sie eine starke Erfahrung:
„Durch die Anschaulichkeit ist der Funke
der Thematik erst richtig übergesprungen“, sagt die Lehrerin.
Derweil macht Annika in der Gießereiwerkstatt der Schule einen Probeguss mit
Zinn. Ein Herz, wie es auch Luana als Negativform in den Stein gekratzt hat: „Das ist
für Mama.“ Nico und Luco sind schon einen
Schritt weiter. Beide sind zufrieden mit
dem Ergebnis: „Jetzt kann es losgehen“,
freut sich Luco.
Jetzt kommt der „Deckel auf den Topf“:
ein nasses Stück Eichenholz. „Das verhin-
dert, dass eine Oxyd-Haut entsteht und
hält zudem die Hitze im Tegel“, erklärt der
Projektleiter Frank Trommer vom Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren im AlbDonau-Kreis. „Das Auspacken ist das Spannendste“, findet Thomas, auch wenn er ein
bisschen Pech hatte. In seinem Guss ist ein
Loch: „Das muss ich nochmal machen.
Aber man lernt ja aus seinen Fehlern.“ Und
er hat noch manches mehr gelernt bei dem
Projekt: „Es ist schön, so direkt nachmachen zu können, wie sie früher Waffen und
Werkzeuge hergestellt haben. Ohne unsere
industriellen Mittel. Die waren einfallsreich und clever.“
Foto: Georg Linsenmann
„Die Werkzeuge waren einfach, aber
man kann damit noch heute so gut arbeiten
wie mit den neuen Methoden“, bestätigt
Trommer und betont den Wert des Projektes für die Schüler: „Alles in die Hand nehmen, den ganzen Produktionsprozess
selbst gestalten, das ist eine wichtige Erfahrung für die jungen Leute.“ Ähnlich resümiert Simone Hägele: „So entsteht ein Bezug zu einer anderen historischen Epoche
und eine Wertschätzung. Das ist eben nicht
Papier oder Display-Oberfläche, sondern
greifbare, lebendige Geschichte. Ich bin begeistert, wie interessiert meine Schülerinnen und Schüler das aufnehmen.“
St. Peter
Basar für Kindersachen
Am Samstag, 21. März, veranstaltet das Basarteam des Kindergartens St. Peter von 11.30 bis
13.30 Uhr einen sortierten Kindersachenbasar
im Gemeindesaal St. Peter, Winterbacherstraße 36. Angeboten werden Frühjahrs- und
Sommerkleidung, Spielsachen und alles rund
ums Kind. Zur Stärkung gibt es Kaffee und
Kuchen, im Kindergarten wird eine Kinderbetreuung angeboten.
Neckar-Käpt’n
Die Saison beginnt
Am kommenden Sonntag, 22. März, beginnt
die Saison beim Neckar-Käpt’n. Im März und
April finden samstags, sonn- und feiertags
folgende Fahrten statt: 12 Uhr Max-Eyth-SeeLinie, 13 Uhr Neckarpark-Linie, 14 Uhr MaxEyth-See-Linie, 15 Uhr Neckarpark-Linie,
16 Uhr Max-Eyth-See-Linie. Mit einer Eintrittskarte der Wilhelma oder des Rosenstein- oder
Löwentormuseums kann am gleichen Tag zum
halben Preis gefahren werden.
Cultur in Cannstatt
Musik im Kursaal
Für diesen Sonntag,22. März, lädt der Verein
Cultur in Cannstatt zu einem Kammermusikabend ein. Die Ludwig Chamber Players
spielen Werke von Franz Schubert und Sergej
Prokofjew. Beginn ist um 18 Uhr im Kleinen
Kursaal, Königsplatz 1. Der Eintritt kostet zehn
Euro (ermäßigt 8,50). Karten sind im Vorverkauf erhältlich bei Bücher Wagner, Marktstraße 34, Telefon 56 39 15 und bei Cultur in
Cannstatt, Ferdinand-Hanauer-Straße 42,
Telefon 53 30 24. Weitere Informationen
stehen im Internet unter www.cultur-in-cannstatt.de.
Heilig Kreuz
Konzert in der Kirche
Der ökumenische Vocalkreis führt das MozartRequiem in der von David Black nach der
Auslieferungspartitur rekonstruierten Fassung
auf. Um die ursprüngliche Klarheit des Werkes
zu unterstreichen, wird die Totenmesse in
kleinerer Besetzung und als Orgelversion
aufgeführt. Die Aufführung beginnt am
Sonntag, 22. März, um 18 Uhr in der Katholischen Kirche Hl. Kreuz, Immergrünweg 30.
Seelbergtreff
Tag der offenen Tür
Am Mittwoch, 25. März, geht es im Seelbergtreff, Taubenheimstraße 87, auf einen
Spaziergang durch Stuttgart. Ulrich Strauß
führt in seiner Diashow durch die Landeshauptstadt, Ziele sind bekannte und auch
unbekannte Gebäude. Am Donnerstag,
26. März, findet im Seelbergtreff ein Spielenachmittag statt. Es werden alter Klassiker,
aber auch neue Spiele ausprobiert. Neue
Mitspieler sind willkommen. Beginn ist jeweils
um 14.30 Uhr. ani
Mehr Sicherheit für Schulkinder
Espan Der Bezirksbeirat spricht sich für die Umgestaltung der
Kreuzung Brenz-/Melanchthonstraße aus. Von Annina Baur
A
n der Kreuzung von Brenz- und Melanchthonstraße ist einiges los, und
das zu jeder Tageszeit. Weil dort
auch Schul- und Kindergartenkinder
unterwegs sind, wünschen sich sowohl Bezirksbeiräte als auch Bürger seit einiger
Zeit eine Veränderung, sagte Christiane
Wüsteney-Arbabi dem Bezirksbeirat Bad
Cannstatt in dessen jüngster Sitzung.
Um das Überqueren der Straßen zu erleichtern schlägt die Stadtplanerin zum
einen vor, die Melanchthonstraße einzuengen. Dies sei allerdings nicht überall möglich, da die Strecke auch Zufahrt zum Krankenhaus und für dessen Lieferverkehr ist.
„Außerdem könnte ein Baumbeet verkleinert werden, was die Sicht verbessern und
das Überqueren erleichtern würde“, so
Wüsteney-Arbabi. Die beiden bestehenden
Zebrastreifen blieben erhalten, neue gebe
es nicht: „In Tempo 30-Zonen werden generell keine neuen Zebrastreifen mehr gemacht.“ Nicht zuletzt sollen laut den Plänen Poller vor dem Haus Nummer 26 das
Parken verhindern. Insgesamt würden bei
der Umgestaltung sechs Stellplätze wegfallen, sagte die Stadtplanerin dem Bezirksbeirat. Kosten würde die Umgestaltung
40 000 Euro und kann im Zuge von ohnehin anstehenden Sanierungsmaßnahmen
SPD
durchgeführt und finanziert werden. Die
CDU sieht keinen Handlungsbedarf: „Die
Kreuzung funktioniert“, sagte Roland
Schmid. Außerdem seien Parkplätze in
dem Wohngebiet ohnehin schon rar, sodass
seine Fraktion nicht auf sechs weitere verzichten wolle.
Zustimmung für die Pläne gab es von der
ökosozialen Mehrheit: „Wir sind sehr froh,
dass auf diese Weise die Wege zu Kitas und
Schulen sicherer werden“, sagte Peter Mielert (Grüne). Und auch Gerhard Veyhl von
den Freien Wählern sprach sich für die Umgestaltung aus: „Es ist eine gefährliche
Kreuzung, auch wenn es wünschenswert
wäre, dass bei der Umgestaltung nicht so
viele Parkplätze wegfallen.“
Letzten Endes sprach sich der Bezirksbeirat mehrheitlich für die Pläne des Stadtplanungsamts aus.
Chancen für Kinder
und Jugendliche
Neckarvorstadt „Gute Chancen für alle
Kinder und Jugendlichen in unserem
Land“ ist das Thema eines Vortrags von
Claus Schmiedel. Zu der Veranstaltung mit
dem Fraktionsvorsitzenden der SPD im
Landtag laden die Alevitische Gemeinde
und der SPD-Ortsverein Bad Cannstatt für
Freitag, 20. März, ein. Die Veranstaltung ist
Ergebnis eines gemeinsamen Gespräches
der Vorstände beider Organisationen. Eingeladen sind Eltern, die wissen wollen, was
sie für ihre Kinder tun können. Die Stadträtin Marita Gröger, die schulpolitische Sprecherin der SPD im Gemeinderat, wird
ebenfalls Rede und Antwort stehen. Beginn
ist um 18 Uhr im Saal der Alevitischen Gemeinde, Glockenstraße 10.
ani
Im langen Rock zum Nostalgieturnier
Der Cannstatter
Tennisclub besteht seit
125 Jahren. Von Lisa Wazulin
Bad Cannstatt
S
eit 125 Jahren dreht sich in Bad
Cannstatt alles um das Spiel mit dem
Filzball. Nicht nur der Sport selbst,
sondern auch das gesellschaftliche Leben
der Mitglieder spielt eine wichtige Rolle in
dem Verein, der am 25. März 1890 gegründet wurde. Mit einem außergewöhnlichen
Jubiläumsprogramm vom Nostalgieturnier bis zum Auftritt in historischer Tenniskleidung zelebriert der Cannstatter
Tennisclub (CTC) in
Der Verein ist
diesem Jahr sein Jubiläum.
von Schülern
Der kleine gelbe
aus Cannstatt
Tennisball stand algegründet
lerdings am Anfang
nicht im Mittelpunkt.
worden, die
Schüler aus Bad
zunächst
Cannstatt gründeten
Fußball und
zunächst den CannRugby spielten. statter Fußball Club
(CFC), in dem neben
Rugby auch Fußball
gespielt wurde. Einige Mitglieder des CFC
gründeten später den FV Stuttgart 1893,
andere den Kronen-Klub Cannstatt, also
die Vorläufer des VfB. Und wieder andere
Mitglieder gründeten einige Jahre später
mit anderen Fußballbegeisterten die Stuttgarter Kickers. Schon zuvor hatte der Tennis als elitärer Sport an Bedeutung gewonnen. Zunächst für die Passivmitglieder –
die Spielerfrauen – gedacht, wurde das
Spiel immer beliebter. Nachdem die Fuß-
Beim Volksfestumzug tragen die Mitglieder des CTC historische Tenniskleidung wie auf
Foto: CTC
diesem Foto aus dem Jahr 1920.
baller eigene Vereine gegründet hatten,
nutzte der Verein einen Teil des Kurparkgeländes als Tennisanlage. Im Jahr 1909
gab sich der Verein dann seinen heutigen
Namen. Im Zweiten Weltkrieg musste der
Spielbetrieb eine Weile eingestellt werden.
Im Jahr 1989 beschloss der Verein, eine
Zweifeldtennishalle mit Sandboden und
integriertem Clubhaus auf der Kursaalan-
lage zu bauen. Acht Freiplätze kamen hinzu
und sind bis heute in Betrieb. Zu diesem
Zeitpunkt wurde die Anlage von den schon
damals zahlreichen Mitgliedern genutzt. In
den folgenden Jahren gewann der Tennisclub mit Trainer John O’Malley stetig neue
Mitglieder. Als A-Trainer besitzt O’Malley
die höchste Trainerlizenz, die der Deutsche
Tennisverband vergibt. In Schnupperkur-
sen und Feriencamps gibt der in Schottland
geborene Trainer seine Begeisterung an
Kinder, Jugendliche und Erwachsene weiter. „Unter unseren 450 Mitgliedern gibt es
120 Jugendliche. Unsere Nachwuchstalente fördern wir aktiv in unserem Kader,“ erklärt der CTC-Präsident Helmut Bayer.
Am Freitag, 1. Mai, öffnet der Verein seine Türen für Tennisbegeisterte und -interessierte. Als Auftakt ist ein Umzug mit
Oldtimern durch Bad Cannstatt geplant.
Danach lässt der Verein seine Geschichte
wieder aufleben. Liebhaber können ganz in
Weiß Tennis spielen wie vor 125 Jahren.
Balljungen und -mädchen in historischen
Outfits stehen den Teilnehmern des Turniers zur Seite.
Holzschläger und weiße Tennisbälle
werden vom Club gestellt. Von den Spielern
wird ein besonderer Dresscode erwartet.
Bei den Damen sind ein knielanger Rock,
passende Kniestrümpfe und Hut gewünscht, die Herren sollen sich in langer
Hose, mit Hemd und Sakko angemessen
kleiden. Auch eine Fliege oder ein Strohhut
dürfen nicht fehlen, denn die originellste
Verkleidung wird prämiert. Trotz historischer Verkleidung geht es letztlich um die
sportliche Leistung der Teilnehmer. Die
Gewinner des Turniers erhalten einen
Nostalgie-Pokal inklusive Gravur. Gespielt
wird in sogenannten Mixed-Paarungen.
Das bedeutet, dass je zwei gemischte Paare
gegeneinander spielen.
Zum Cannstatter Volksfest werfen sich
die Mitglieder des Tennisclubs erneut in
Schale: In nostalgischen weißen Tennisoutfits inklusive Kniestrümpfen reihen
sich die Tennisspieler dann in den Volksfestumzug ein.