2. Fall

Pflichtübung aus Zivilrecht
SS 2015
Univ.-Prof. Dr. C. Fischer-Czermak
zivilrecht.univie.ac.at
Fall 2
(Mo, 16.03.2015)
Louis legt viel Wert auf gute Kleidung und lässt seine Anzüge regelmäßig maßanfertigen. Er
wurde gerade in einer Rechtsanwaltskanzlei zum Namenspartner ernannt und möchte sich
deshalb neu einkleiden. Louis beauftragt den für seine besonderen Fähigkeiten bekannten
Schneider Angelo mit der Anfertigung eines neuen Maßanzugs um € 5.000,- und sucht zu
diesem Zweck bei Angelo einen passenden Stoff aus. Es wird vereinbart, dass Louis den
Anzug in vier Wochen abholen kann.
Außerdem ist Louis gerade in eine neue Wohnung gezogen und möchte diese neu einrichten.
Er will den Spannteppich im Schlafzimmer auswechseln und schaut sich bei der
Wohntraum-GmbH nach einem neuen Bodenbelag um. Louis wird fündig und wählt ein
edles Parkett aus. Der Fußboden soll in drei Wochen geliefert und verlegt werden (Kosten für
Material, Lieferung und Montage € 40.000,-). Zum vereinbarten Liefertermin wollen die
Monteure der Wohntraum-GmbH den bestellten Parkettboden in Louis‘ Wohnung verlegen.
Louis hat jedoch kurzfristige finanzielle Schwierigkeiten und muss sparen. Deshalb schickt er
sie mit der Bemerkung, er habe es sich anders überlegt und wolle den neuen Boden nun doch
nicht mehr, unverrichteter Dinge wieder weg.
Am Abend möchte Louis gemeinsam mit seiner neuen Sekretärin Donna Abendessen. Sie
machen sich mit dem Auto von Louis auf den Weg und fahren mit angemessener
Geschwindigkeit im Stadtgebiet während des dichten Abendverkehrs, als plötzlich der Hund
der Passantin Jessica auf die Straße springt. Jessica war mit ihrem Hund ohne Leine auf dem
angrenzenden Gehsteig spazieren. Um eine Kollision mit dem Hund zu vermeiden, verreißt
Louis das Lenkrad. Er gerät ins Schleudern und das Fahrzeug kracht gegen einen Baum.
Donna erleidet leichte Verletzungen und muss im Krankenhaus behandelt werden. Am
Fahrzeug entsteht erheblicher Sachschaden. Louis lässt das Auto um € 10.000,- vollständig
reparieren, ärgert sich jedoch, dass es nun als Unfallwagen € 7.500,- weniger wert ist, zumal
der Wagen (ein Lexus LS 460) noch relativ neu ist.
Kurz darauf stirbt der Schneider Angelo an plötzlichem Herzversagen. Er hatte mit den
Arbeiten für den Maßanzug zwar bereits begonnen, konnte diese jedoch vor seinem Tod nicht
mehr beenden.
Wie ist die Rechtslage?