Gegenantrag - Dachverband der kritischen Aktionärinnen und

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Köln, 17.04.2015
Gegenantrag des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre zur
Hauptversammlung der Allianz SE am 6. Mai 2015
Sehr geehrte Damen und Herren,
in der Anlage erhalten Sie einen Gegenantrag des Dachverbands der Kritischen
Aktionärinnen und Aktionäre zur Hauptversammlung 2015 der Allianz sowie eine aktuelle
Depotaufstellung als Nachweis der Aktionärseigenschaft.
Ich bitte um baldige Bestätigung des fristgerechten Eingangs dieses Schreibens an die
Email-Adresse [email protected] und um Veröffentlichung des
Gegenantrags auf der Internetseite der Allianz SE.
Mit freundlichen Grüßen
Markus Dufner
Geschäftsführer des Dachverbands
der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre
Gegenantrag zu Tagesordnungspunkt 3:
Entlastung der Mitglieder des Vorstands für das Geschäftsjahr 2014:
Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, die Mitglieder des
Vorstands der Allianz SE nicht zu entlasten.
Begründung:
Klima
Zwar rühmt sich der Allianz Konzern für seinen Klimaschutz-Einsatz, und die Allianz
Österreich hat im Dezember 2014 einen Rückzug aus Kohleinvestitionen angekündigt. Im
Angesicht des dramatischen Klimawandels und im entscheidenden Klimajahr 2015 reichen
solche Einzelmaßnahmen aber nicht aus. Stattdessen muss die ganze Allianzgruppe klare
Ausschlusskriterien für treibhausgas-intensive Unternehmen festlegen und umsetzen. Erst
Ende März hat Jeremy Oppenheim von McKinsey und dem New Economy Projekt
Versicherer und Rückversicherer aufgefordert, wegen der Klimarisiken Kohleunternehmen
nicht mehr abzusichern. Noch jedoch gehört die Allianz zu den weltweit größten
Kohleinvestoren. Darüber hinaus zeigt eine Recherche im Auftrag von Facing Finance, dass
die Allianz in großem Maße Anleihen und Aktien von Shell, Gazprom und Chevron verwaltet.
Diese drei Unternehmen gehören zu den sechs größten „Carbon Majors“: Unternehmen, die
weltweit für die höchsten CO2-Emissionen durch die Förderung fossiler Brennstoffe
verantwortlich sind.
Dämme
Die Allianz hat Ende 2011 fünf Prozent der Versicherungssumme für die Baukosten für den
Großstaudamm Belo Monte im brasilianischen Amazonasgebiet übernommen und diese
gegen Risiken versichert. Aktuell ist der Staudamm zu mehr als drei Vierteln fertig gestellt.
Belo Monte entzieht den Einwohnern der Amazonas-Region um Altamira und an der großen
Flussschlinge des Xingu ihre Lebensgrundlage. Der aktuell laufende Prozess der (Zwangs)Umsiedlung der betroffenen Bevölkerung weist nach Meinung der regionalen
Staatsanwaltschaft gravierende Probleme auf: So wurde den Betroffenen von der
Betreiberfirma Norte Energia rechtlicher Beistand zunächst komplett verwehrt. Zugesicherte
Entschädigungen werden teilweise gar nicht oder nur in zu geringer Höhe ausgezahlt. Freie
vorherige und informierte Konsultationen der betroffenen lokalen indigenen Bevölkerung, die
vor dem Verlust ihrer Existenzgrundlage steht, haben bisher nicht stattgefunden und das,
obwohl dies die ILO-Konvention 169 eigentlich zwingend vorschreibt.
Elbit
Nach im Auftrag von Facing Finance durchgeführten Recherchen hält die Allianz
Versicherung im Rahmen ihrer Vermögensverwaltung im Auftrag Dritter Aktien an dem
israelischen Konzern Elbit Systems. Elbit Systems steht in der Kritik, weil das Unternehmen
Sicherheitstechnologie für die Mauer im von Israel besetzten Westjordanland geliefert hat.
Laut einem Gutachten des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag von 2004 verstößt die
Mauer gegen internationales Recht. Die Allianz hat sich in den Prinzipien des Global
Compact verpflichtet, "den Schutz der internationalen Menschenrechte innerhalb ihres
Einflussbereiches (zu) unterstützen und (zu) achten" und sicherzustellen, "dass sie sich nicht
an Menschenrechtsverletzungen mitschuldig" macht. Zahlreiche internationale Versicherer
und Pensionsfonds haben deswegen in den letzten Jahren sämtliche Beteiligungen an Elbit
Systems kategorisch beendet.
Steueroasen
Allianz schreibt Gewinne vor allem in Steueroasen. Laut dem Allianz SE Annual Report 2014
haben allein die 28 Allianz-Tochtergesellschaften im US-Bundesstaat Delaware einen
Nettogewinn von über 6,5 Mrd. Euro erwirtschaftet. Dies entspricht in etwa dem gesamten
Konzerngewinn. Neben den dort niedrigen Steuersätzen profitiert Allianz von der in Delaware
gültigen Nicht-Regulierung der Zinsobersätze, die bei Kreditvergabe erhoben werden darf.
Allianz of America mit Sitz in Delaware hat 2014 über 6 Mrd. vom Mutterkonzern zur
Weitervergabe an andere Tochtergesellschaften erhalten. Dieser konzerninterne
Verschiebebahnhof schmälert die Gewinne der Töchter außerhalb und erhöht die Gewinne in
Delaware, wo dann kaum Steuern darauf anfallen.
Köln, 17.04.2015
Markus Dufner
Geschäftsführer
Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V.