D 8512 51. Jahrgang nachrichten Politik Weißbuch-Gespräch nr. 17 montag, 4. mai 2015 Sprung ins Wasser Géza Andreas von Geyr im Inter view über den Dialog zum neuen Weißbuch. Seite 4 militärgeschichte Angriff mit HE-111 75 Jahre nach dem Angriff der Deutschen auf Rotterdam zeigt eine gemeinsame Ausstellung beide Perspektiven. Seite 6/7 Vermischtes Der Wolf ist zurück Auf dem Truppenübungsplatz in Munster hat sich ein Wolfsrudel niedergelassen. Seite 11 Die BunDeswehr im internet „Überleben in See“: Im neuen Übungszentrum in Bremerhaven trainieren Soldaten für den Notfall. Seite 8 Foto: Bienert/RedBw www.bundeswehr.de www.wirdienendeutschland.de www.bmvg.de www.youtube.com/bundeswehr G 36: Zweite Runde im Ausschuss Bundestagsabgeordnete wollen am Mittwoch weitere Fragen zum Sturmgewehr stellen. www.facebook.com/bundeswehr www.twitter.com/bundeswehrInfo www.flickr.com/photos/ augustinfotos www.instagram.com/bundeswehr Berlin. Für die Sitzung des Ver teidigungsausschusses steht in dieser Woche erneut das Sturm gewehr G 36 auf der Agenda. In Zusammenhang mit den Prä zisionsproblemen des Gewehrs haben die Mitglieder des Aus schusses zahlreiche zusätzliche Fragen beim Ministerium einge reicht. Nach Angaben des Minis teriums wurden bis Ende der ver gangenen Woche umfangreiche Unterlagen zusammengestellt, die den Bundestagsabgeordneten zeit gerecht vor der Sitzung an diesem Mittwoch zugestellt werden sollten. Ob Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Aus schuss persönlich präsent sein wird, stand vergangene Woche noch nicht fest. Sie hatte den Ausschussmitgliedern bereits am 22. April in einer nichtöffentli chen Sitzung Auskunft über den Sachstand zum G 36 gegeben. Im Anschluss hatte die Ministerin öffentlich erklärt, das G 36 habe in seiner derzeitgen Form „keine Zukunft“ in der Bundeswehr. Ob das G 36 komplett ersetzt werden muss, oder aber der Bun deswehr in einer überarbeiteten Form doch erhalten bleiben kann, ist nach Angaben des Ministe riums weiterhin offen. Insgesamt hat die Bundes wehr in den vergangenen Jah ren 176 544 G 36 beschafft. Der zeit sind 166 619 der Gewehre im Bestand. Eine weitere Beschaf fung ist seit vergangenem Som mer gestoppt. N ac h wi de rs pr üch li ch en Berichten über Probleme mit der Treffgenauigkeit des Gewehres hatte die Ministerin im vergange nen Jahr eine umfassende Unter suchung zum G 36 initiiert. Die Analyse wurde unter anderem in Zusammenarbeit mit dem unab hängigen ErnstMachInstitut in Freiburg (EMI) erstellt. (vmd) 2 aktuell Intern 4. Mai 2015 Foto: Bundeswehr BILD Der WocHe Konzentriert und fokussiert die Lage im Blick: ein Fallschirmjäger der Bundeswehr beobachtet während einer Aufklärungspatrouille sein Umfeld. Das Bild entstand im Zuge eines Fotoprojekts des Heeres. Mehr Bilder gibt es im Internet auf www.deutschesheer.de/wirsinddasheer. IMpressUM Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Redaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: [email protected] Leitender Redakteur ( -2420): Oberstleutnant Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh) Vertreter und Politik ( -2421) Vivien-Marie Bettex (vmd) Streitkräfte/Einsatz: Fregattenkapitän Peter Vossieg (pev -2820), Major Peter Mielewczyk (pm), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie), Jörg Fleischer (jf -2860), Major Anika Wenzel (akw), Hauptmann Patricia Franke (pfr) Sport/Vermischtes/Militärgeschichte: Björn Lenz (ble -2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie), Christiane Tiemann (tie -2850), Oberleutnant Jennifer Fiebig-Schulze (jfs), Ulrike Jenssen (uje) Mediendesign: Eva Pfaender (epf, - 2423) aktuell als E-Paper und im pdf-Format: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: Fachinformationsstelle (FISt)/Bibl. ZInfoA Prötzeler Chaussee 20, 15344 Strausberg Telefon: (030) 886 228 - 2670 E-Mail: RedaktionBwMediendisposition@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernom men. Namensbeiträge geben die Meinung des Ver fassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nach druck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leser briefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. ZItAt eDItorIAL „Es fühlt sich an, als würden wir gleich verschluckt.“ Anfang des Jahres haben renom mierte Atomwissenschaftler – darunter 17 Nobelpreisträger – entschieden, die Zeiger der Welt untergangsuhr auf drei Minuten vor zwölf vorrücken zu lassen. Steht die Welt tatsächlich am Abgrund? „Völlig übertrieben!“, möchte ich auf Anhieb entgeg nen. Aber etwas lässt mich zögern. Zuviel ist in den vergangenen Monaten geschehen, und zuviel geschieht an jedem weiteren Tag. Wenn es auch hoffentlich über spitzt ist, rhetorisch schon mal das Ende der Welt einzuläuten, so stimmt doch, dass sich die Lage nicht gerade verbessert hat. Fazit der vergangenen Monate: Global betrachtet droht der Friede zu Beginn des 21. Jahrhunderts klar ins Hintertreffen zu geraten. Nicht mal in Europa ist er eine gesicherte, zuverlässige Ange legenheit. Theoretisch war das immer klar, die Realität macht trotzdem fassungslos. Die bittere Erkenntnis: Konflikte mit Worten aufzuhalten, die andere um jeden Preis mit Waffen – und in man chen Teilen der Welt mit barbari schen Mitteln – austragen wollen, erscheint nahezu aussichtslos. Neun Jahre habe ich als Jour nalistin gearbeitet. Zunächst als Polizeireporterin bei der Han Die 24-jährige Sita Gurung aus Nepal über das Erdbeben, das Teile ihres Heimatlandes völlig zerstört hat. KALenDerBLAtt Vor 20 Jahren: Am 7. Mai 1995 wird Jacques Chirac nach zwei Misserfolgen zum französischen Staatspräsidenten gewählt. Er vertritt eine strenge Haushaltspolitik, um Frankreich die Teilnahme am Euro zu ermöglichen. Die Neuwahlen im Jahr 1997 verliert er. Vor 25 Jahren: Am 5. Mai 1990 treffen die Außenminister der beiden deutschen Staaten, Hans-Dietrich Genscher und Markus Meckel, mit Vertretern der vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs zur Zwei-plus-vier-Konferenz zusammen, um über Deutschlands Zukunft zu verhandeln. Vor 55 Jahren: Am 9. Mai 1960 erteilt die US-Gesundheitsbehörde der „Anti-Baby-Pille“ die Zulassung. 1961 bringt die Schering AG die erste „Pille“ in Deutschland auf den Markt. Damals ist die Kon zentration der Hormonpräparate mehr als doppelt so hoch wie heute. Vor 60 Jahren: Am 5. Mai 1955 wird der Besatzungszustand in den westlichen Teilen Deutschlands zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beendet. Die Bundesrepublik Deutschland erhält ihre staatliche Selbstständigkeit und Unabhängigkeit. Vor 175 Jahren: Am 6. Mai 1840 gibt Großbritannien die welt weit erste Briefmarke heraus. Das als „Penny Black“ bekannte Post wertzeichen begründet die bis heute anhaltende britische Tradition, dass alle britischen Briefmarken das Porträt des Königs oder der Königin zeigen. noverschen Allgemeinen Zei tung, dann im Ressort Politik der Regionalausgabe von BILD in Hamburg. Von Beginn an war auch die Bundeswehr Thema für mich. Über Soldaten zu schrei ben, bedeutet Menschen zu tref fen, die sich ihrer Aufgabe mit einem Ausmaß an Umsicht und Verantwortung stellen, das viele nicht erahnen. Mein neuer Arbeitsplatz ist die Redaktion der Bundeswehr. Dort arbeiten Soldaten und Zivilisten an einem gemeinsamen Auf trag. Sie gestalten die Print- und Onlinemedien der Bundeswehr, erklären, was Soldaten jeden Tag leisten. Der neue Arbeits platz war eine gezielte Entschei dung. Es gibt viel zu berichten. Gerade jetzt. Vivien-Marie Bettex Redakteurin Politik 4. Mai 2015 MinisteriuM / Hintergrund aktuell 3 Im Osten bereit Regierungskonsultationen und Besuch in Stettin: Verteidigungsministerin reist nach Polen. von Jörg Fleischer und Florian Stöhr Warschau. Zwei Staaten rücken weiter zusammen: Seit einigen Wochen steht fest, dass Deutsch land und Polen sich gegensei tig jeweils ein Kampfbataillon unterstellen werden, außerdem ist eine Kooperationsvereinbarung der beiden Luftwaffen geplant. Bei den 13. Deutsch-Polnischen Regierungskonsultationen in Warschau haben Verteidigungs ministerin Ursula von der Leyen und ihr polnischer Amtskollegen Tomasz Siemoniak vergangene Woche über weitere Möglich keiten der militärischen Zusam menarbeit zwischen Deutschland und Polen gesprochen. Gespräche zur Lage in der Urkraine Während des Besuchs der deut schen Regierungsmitglieder in Polen gab es auch eine gemein same Plenarsitzung im Parla ment in Warschau. Unter der Leitung der polnischen Minis terpräsidentin Ewa Kopacz und Bundeskanzlerin Angela Merkel tauschten sich deutsche und pol nische Regierungsmitglieder über europapolitische Fragen aus. Schwerpunkthema: Die Lage in der Ukraine. Bereits wenige Tage zuvor hat ten von der Leyen und ihr pol nischer Amtskollege Siemoniak gemeinsam mit dem dänischen Verteidigungsminister Nicolai Wammen das Multinationale Korps Nordost in Stettin besucht. Auf Initiative der drei Minister war auf dem NATO-Gipfel im September 2014 eine Verstär kung des Kommandos beschlos sen worden, um die Reaktionsfä higkeit der NATO zu erhöhen. So kooperieren Deutschland und Polen bereits Im Oktober haben Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und der polnische Vertei digungsminister Tomasz Siemoniak verkündet, eine vertiefte Zusammenarbeit der deutschen und polnischen Landstreitkräfte anzustreben. Inzwi schen haben beide Heeresführungen einen Plan zur Intensivierung der deutsch-polnischen Hee resbeziehungen verabschiedet und sich auf die Einrichtung einer Arbeitsorganisation geeinigt. Bereits im Mai 2013 wurde eine Zusammenarbeit beider Marinen vereinbart. Im November 2013 kaufte das polnische Heer rund 120 Kampfpan zer vom Typ „Leopard 2 A4/A5“. Im darauffol genden Jahr wurden erstmals polnische Panzerbe satzungen und polnisches Instandsetzungspersonal in Deutschland ausgebildet. (eb) „Polen setzt auf die Entwicklung des Korps“, sagte Siemoniak. Sein Land werbe dafür, „dass möglichst viele Bündnispart ner in Stettin präsent sind“. Das Korps solle „zum Organisator der Verteidigung in Osteuropa“ werden. An der Speerspitze des Bündnisses Schon heute leisten dort mehr als 200 Soldaten aus 15 Natio nen ihren Dienst. Ab September werden 400 Soldaten aus mehr als 20 Nationen die Drehscheibe für die NATO in Osteuropa bil den, darunter dann 100 Deutsche. Von der Leyen wertete das Multinationale Korps Nordost als ein unmissverständliches Zei chen des Westens, das Stärke und Besonnenheit ausgewogen demonstriere. Das Multinatio nale Korps Nordost ist Auge und Ohr der NATO in der Region. Vom Standort in Stettin aus soll die Speerspitze des Bündnisses geführt werden. Marine auf dem Weg ins Mittelmeer rostock. Die Fregatte „Hessen“ und der Einsatzgruppenversorger „Berlin“ sollen in den kommen den Tagen das Mittelmeer erreichen. Die Schiffe werden dort eingesetzt, um in Seenot gera tene Flüchtlinge zu retten. Die zwei deutschen Schiffe waren zuletzt im Golf von Aden unterwegs. Vergangene Woche war zunächst noch unklar, wann die Schiffe den Suez-Kanal pas sieren und somit das Mittelmeer erreichen können. Sie sollen dann im Hafen von Souda auf Kreta einlaufen und medizini sches Material sowie Hygieneund Desinfektionsmittel an Bord Foto: Herholt/Bundeswehr Die Einheiten „Hessen“ und „Berlin“ sollen in Seenot geratene Flüchtlinge retten. Auf dem Weg ins Mittelmeer: die Fregatte „Hessen“. nehmen. Außerdem werden Teile der Besatzung ausgetauscht. Die Marine hat unterdessen mit den Vorbereitungen für die Ret tungsmission begonnen. Unter anderem muss sichergestellt wer den, dass die deutschen Kriegs schiffe kurzfristig ausländische Häfen anlaufen können. Nor malerweise müssen sich mili tärische Einheiten drei Wochen im Vorfeld anmelden, bevor sie in fremde Hoheitsgewässer ein laufen. Die rechtliche Grundlage für die Aufnahme der in Not gerate nen Flüchtlinge durch deutsche Einheiten bildet das Internationale Seerechtsabkommen der Vereinten Nationen. Hilfsbedürftige Personen werden an Bord genommen und in den nächstge legenen Hafen gebracht. Der Einsatz der deutschen Schiffe im Mittelmeer ist unab hängig von den Missionen der europäischen Grenzagentur Fron tex. Auch die Bekämpfung von Schleppern, die Flüchtlinge in seeuntauglichen Booten übers Meer schicken, zählt nicht zum Auftrag der Marine. (vmd) Verdienstkreuz für Befehlshaber Foto: Ebeling/Bundeswehr Für die nAtO im Osten: das Multinationale Korps in stettin (l.) – rechts im Bild das Verbandsabzeichen – wird weiter ausgebaut. Berlin. Die Bundeswehr soll sich mit bewaffnetem Personal an der Stabilisierung des ehema ligen Bürgerkriegslands Liberia beteiligen. Das Bundeskabinett billigte am vergangenen Mitt woch den Einsatz von bis zu fünf deutschen Soldaten für die UNOMission. Die Vereinten Nationen hatten 2003 nach dem Ende des Bürgerkriegs in dem westafrika nischen Land eine Mission ent sandt, um Zivilisten zu schützen und die Regierung Liberias beim Aufbau von Justiz- und Sicher heitsinstitutionen zu unterstützen. Der Bundestag muss im verein fachten Verfahren noch zustim men. (eb) Berlin. Der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos, Generalleutnant Hans-Werner Fritz, hat das Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdien stordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Der Gene ralinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, über reichte Fritz die Auszeichnung vergangene Woche für seine Verdienste um die Bundeswehr und die Bundesrepublik in mehr als 42 Dienstjahren. Der Ver dienstorden der Bundesrepub lik Deutschland ist die höchste Anerkennung, die die Bundes republik ausspricht. (eb) Abschied im Planungsamt Foto: Twardy/RedBw Foto: Twardy/RedBw Liberia: Bundeswehr schickt Soldaten Berlin. Nach mehr als zweieinhalb Jahren an der Spitze des Planungsamtes wechselt Gene ralmajor Frank Leidenberger in das Hauptquartier der Mission „Resolute Support“ in Afghanis tan. Dort übernimmt er die Auf gaben des Chef des Stabes. Die Führung des Planungsamtes hat der Generalinspekteur, General Volker Wieker, Konteradmiral Thomas Jugel übertragen. Er war zuletzt stellvertretender Leiter. der Abteilung Strategie und Einsatz im Verteidigungsministerium. (eb) aktuell Politik / Hintergrund Taliban starten Offensive kunduz. In Afghanistan haben sich einheimische Sicherheits kräfte in der vergangenen Woche heftige Gefechte mit Tali ban-Kämpfern geliefert, die auf die Stadt Kunduz im Norden des Landes vorrücken. Nach Behör denangaben waren die Kämpfe im nördlichen Bezirk Imam Sahib nur sechs Kilometer von Kun duz entfernt. Hunderte Aufstän dische standen den Berichten zufolge vor der Provinzhaupt stadt. Die Taliban hatten zuvor ihre jährliche Frühjahrsoffensive gestartet und in den vergange nen Tagen außerhalb der Stadt Kunduz bereits mehrere Kont rollpunkte von Polizei und Armee angegriffen. (eb) Foto: imago 7000 Soldaten gegen Terror in Frankreich Paris. Wegen der Terrorge fahr stärkt Frankreich sein Mili tär: Von 2016 bis 2020 würden 3,8 Milliarden Euro zusätzlich für das Verteidigungsbudget bereit gestellt, sagte Präsident François Hollande vergangenen Mittwoch in Paris. 7000 Soldaten sollen im Inland dauerhaft zum Anti terroreinsatz abgestellt wer den (Foto). Auch Luftwaffe, Cyber-Abwehr und Geheim dienst werden gestärkt. Hollande sagte, die Franzosen sollten sich „geschützt“ fühlen. (eb) Keine EU-Mission in der Ukraine 4. Mai 2015 Der Mann fürs Weißbuch Géza Andreas von Geyr moderiert den Beteiligungsprozess für das neue Grundsatzdokument. Berlin. Vor 24 Jahren trat Minis terialdirektor Géza Andreas von Geyr in den Auswärtigen Dienst ein. Nach Stationen im Bundes kanzleramt und beim Bundes nachrichtendienst leitet er seit 2014 die Abteilung Politik im Verteidigungsministerium. Im Interview zum neuen Weißbuch spricht er über ein sich wan delndes sicherheitspolitisches Umfeld und hybride Kriegsfüh rung. Warum ist ein neues Weißbuch wichtig? Um Bürgern die politi schen Belange der Bundeswehr nahezubringen? Ein Weißbuch ist das ent scheidende strategische Grund lagendokument für die Bun deswehr – und damit auch für unsere Tätigkeit hier im Vertei digungsministerium. Es gebie tet die Aktualität – weil sich das sicherheitspolitische Umfeld ja stark ändert – dass man von Zeit zu Zeit das Weißbuch überarbeitet, die strategischen Grundlagen zurechtlegt, auf deren Basis man Verteidigungspolitik macht, für die Bundeswehr plant, sie führt und in Einsätze bringt – mit dem man also den ganzen Aktionsra dius der Bundeswehr ausleuchtet. Sie ziehen militärisches, wissen schaftliches, politisches Fach wissen und Bürgerfachwissen zusammen. Wie soll das alles in das Weißbuch einfließen? Wir brauchen vieles, um einen kompletten Blick zu haben: Von der Tiefenschärfe, die uns Experten geben können, über die besondere Expertise aus dem par Foto: Bundeswehr/Twardy 4 Bringt alle Stimmen zusammen: géza Andreas von geyr während des interviews in seinem Büro. lamentarischen Raum, die spezifischen Erfahrungen von NGOs, bis zu Einstellungen die sich zeigen, wenn man gewissermaßen der Bevölkerung auf den Puls fühlt: Wie deren Befindlichkeiten sind, deren Sorgen, die Bedro hungsvorstellungen, gegen die wir ja schützen sollen. All das zusammen ergibt ein komplet tes Bild. Inwiefern lassen Sie sich leiten von der aktuellen, auch außen politischen Lage? Es wird unser Ziel sein, zum Schluss Aussagen zu bekom men, die perspektivische Halt barkeit haben, die sich bewäh ren in den kommenden Jahren, unter Umständen, die wir heute teils noch gar nicht kennen. Stichwort hybride Kriegsführung. Werden wir auch dazu etwas lesen können am Ende des Weißbuch-Prozesses? Hybride Kriegsführung zu begreifen und ihr vorherzukommen, ist bestimmt eine der zentralen sicherheitspolitischen Zukunftsfragen. Hybride Kriegs führung erleben wir aktuell bei spielhaft im Osten der Ukraine, wo es um eine eigentlich über holt geglaubte Machtprojektion zum Erhalt von Einflusszonen geht. Die Gegenmaßnahmen der NATO zeigen, dass sich Bünd nispartner konkret bedroht füh len. Hybride Kriegsführung wird unsere Sicherheitspolitik gewiss noch lange fordern und ein zentrales Thema des Weiß buchs sein. Eine innenpolitisch sensible Frage: Wird es ein „Weißbuch der Großen Koalition“? Ich würde es folgenderma ßen sagen: Es sollte ein Weißbuch sein, das ausgeht von den Bedrohungen, denen unser Land Deutschland, Europa, unsere ver bündeten entgegensehen – und zu einem gewissen Maß auch der gesamte Westen. Bedrohungen, gegen die wir uns vereinen müs sen, gegen die wir uns miteinan der wappnen müssen. Das Thema ist zu groß, um es in einer innen politischen Auseinandersetzung zum Spielball zu machen. Die Fragen stellte Andrea Zückert. Das vollständige Interview lesen Sie auf www.bmvg.de. Foto: imago Workshop in Brüssel: Deutschland muss Interessen im neuen Weißbuch klar benenen Brüssel. Die EU lehnt Kiews Forderung nach einer interna tionalen Friedenstruppe für die Ostukraine ab. „Es ist unmöglich, eine Militärmission zu entsen den“, sagte EU-Ratschef Donald Tusk. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hatte zuvor erneut um eine Militärmission gebeten, um die vollständige Umsetzung des Minsker Frie densabkommens sicherzustellen. Die prorussischen Rebellen und die ukrainische Führung haben das Abkommen zwar unter zeichnet. Dennoch wird weiter gekämpft (Foto). (eb) Brüssel. Deutschland will in Zukunft mehr Verantwortung übernehmen. Das ist der eigene Anspruch. Doch dazu muss das Land klar Stellung zu den eigenen Interessen beziehen. Das ist das Fazit eines Workshops zum neuen Weißbuch, an dem vergangene Woche in Brüssel zahlreiche Wissenschaftler, Experten aus Reihen der Politik und des Mili tärs sowie Vertreter von Nicht regierungsorganisationen teilge nommen haben. Während des Workshops zum Thema „Perspektiven der Part nerschaften und Allianzen” for mulierten die Teilnehmer klare Erwartun gen an Deutschland. Sie befassten sich mit der Entwicklung internationaler Allianzen, Deutschlands Rolle in diesem Prozess sowie Erwartungen an zukünftige Missionen. Tenor unter den Experten: Das sicherheits politische Umfeld habe sich massiv verändert, die Gemengelage der Bedrohungen sei noch diffuser geworden. Neue und schon bekannte Herausforderungen träten jetzt parallel auf und stellten klassische Bündnissysteme vor große Probleme. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sprach sich bei einem an den Workshop anschließenden Kolloquium für eine stärkere europäische Integration im mili tärischen Bereich bis hin zur Europäischen Armee aus. Eine Stärkung der EU auf die sem Sektor bedeute stets eine Stärkung der NATO. Ein Teil der Experten erwartet in diesem Zusammenhang Schwierigkeiten. Genannt wurde die Gefahr von Doppelungen mit NATO-Strukturen. Hier sei eine gute Abstim mung in der Entwicklung und bei der Teilung von Fähigkeiten und Aufgaben notwendig. Von großer Bedeutung sei die Bedrohung im Cyberraum, der die EU mit einer rein mili tärischen Herangehensweise nicht gerecht werden könne. Zudem lasse die aktuelle Entwicklung und die Nicht-Nutzung bestehender Instrumente in der EU einen echten politischen Willen zur Bildung einer europä ischen Armee vermissen. Wenn Deutschland diese Entwicklung wirklich wolle, müsse es auch in diesem Zusammenhang klare Interessen formulieren, befand ein Teil der Experten. Verteidigungsministerin von der Leyen will bei der Entstehung des neuen Weißbu ches zahlreiche externe Experten einbinden. Für die kommenden Wochen sind weitere Workshops geplant. (afl) Mehr Informationen zum neuen Weißbuch auf www.bmvg.de. 4. Mai 2015 Einsatz / BundEswEhr aktuell 5 Berg- und Talfahrt: die Versorgungsgruppe Prizren im Einsatz. Prizren. Rund 700 deutsche Sol daten leisten zurzeit ihren Dienst bei KFOR. Fast jeder möchte mindestens drei Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen. Der Nach schub an Lebensmitteln ist kein Problem – eigentlich. Doch so einfach wie in Prizren ist die Ver pflegung für die Fernmeldesolda ten auf dem Mount Cviljen nicht. Stabsunteroffizier Marcel G. und Oberstabsgefreiter Martin G. von der Transport gruppe im 40. Deutschen Ein satzkontingent KFOR fahren mit ihrem Fünf-Tonner vor der Lebens mittelumschl agstelle im Feldlager Prizren vor. Zwei Kühlcontainer haben sie auf der Ladefläche. „Jede Woche machen wir mehrere Versorgungsfahrten auf den Cviljen. Dreimal jeweils 10 000 Liter Frischwasser (Foto) und pro Woche rund 1,5 Tonnen Lebensmittel“, sagt Oberstabs gefreiter G. Mit vollbeladenem Lkw beginnen die beiden Solda ten ihre rund 45-minütige Fahrt hoch auf den Berg. Schnee und Eis auf dem Cviljen Erst gehts durch den Verkehr von Prizren, dann hinauf auf der engen Serpentinenstraße zum Camp. Kurz vor dem Ziel ein auch zu dieser Jahreszeit noch notwendiger Stopp: Die Witte rungsbedingungen machen immer noch Schneeketten erfor derlich. Bei einem Lkw ist das nicht ganz so leicht. Doch nach 15 Minuten kann es schon wei tergehen. Hier oben ist die Straße nicht mehr befestigt – Schnee und Eis erfordern die volle Aufmerk samkeit des Fahrers. In 1 396 Metern Höhe werden die beiden mit ihrer Lieferung bereits erwartet. Beim Entladen packt jeder mit an – schließlich wird die Lieferung auch von allen benötigt. Bei Temperatu ren nah am Gefrierpunkt stellen sich die Soldaten in einer Kette auf die 1500 Kilo Trockenware. Obst, Salat und Tiefkühlkost ver schwinden schnell in den Vor ratscontainern. Das Ganze dau ert eine gute halbe Stunde, aber für die nächste Woche ist sicher: Die Küche bleibt nicht kalt. nämlich gleich nochmal hier hoch, dann aber mit 10 000 Litern Trinkwasser“, so der Stabs unteroffizier über den Rest sei nes Arbeitstages. Vom Aufladen der Lebens mittel in Prizren bis zur Rück kehr ins Feldlager hat die Fahrt gute drei Stunden gedauert. Deut lich länger als die heimatliche Fahrt zum Supermarkt um die Ecke. Doch der Dank der Kame raden oben auf dem Berg ist den Soldaten der Transportgruppe gewiss. Berg- und Talfahrt sind Routine Für Stabsunteroffizier Marcel G. und Oberstabsgefreiter Martin G. ist damit der Tag noch lange nicht vorbei: „Wir fahren jetzt wieder nach Prizren und tauschen dann das Fahrzeug. Wir müssen Foto: Koch/Bundeswehr von Lars Koch Entladen auf dem Berg Cviljen. Mayday, Mayday, Mayday Deutsch-zyprische Seenotrettungsübung mit der Korvette „Erfurt“ vor der Küste Zyperns. Limassol. Zwei lange Klin gelsignale ertönen: „Mann über Bord, Mann über Bord!“ Sofort finden sich alle Besatzungsange hörigen der Korvette „Erfurt“ an den Sammelpunkten zur Über prüfung der Vollzähligkeit ein. Zwei Mann fehlen. Eine Per son kann geret tet werden, die Zweite ist nicht auffindbar. Die zyprische See notrettung wird alarmiert. Dieses fiktive Szenario ist die Ausgangslage für eine „Search and Rescue“-Übung: Das Joint Rescue Coordination Centre“ in Larnaca auf Zypern führt zusam men mit der deutschen Korvette „Erfurt“ eine Seenotrettungs übung durch. Um zehn Uhr wird die Übungspuppe von der Besat zung der Korvette „Erfurt“ über Bord geworfen. Der Notruf wird abgesetzt. Nur wenige Minuten später meldet die Operationszen trale der Korvette einen neuen Luftkontakt – ein zypri scher Rettungshelikop der SAR-Hubschrauber seine Ankunft. Nach kurzer Suche wird die Hubschrauberbesatzung fün dig: Der Dummy wird mittels eines an einer Winde herabgelas senen Rettungssanitäters an Bord des Helikopters geholt. Anschließend nimmt der Hu bsc hr aub er K urs a uf das Flugdeck der Korvette Foto: Bun deswehr ter vom Typ „Agusta Westland“. Zeitgleich wird der bereits geret tete Seemann erstversorgt. 15 Minuten später meldet (Foto). Zwei Sani täter des Rettungs dienstes werden a bg es et z t un d auch der geret tete Seemann wird in den Helikopter gebracht. Beide verunglückten Personen werden in Richtung des zypri schen Paphos ausgeflogen. Die Übung stellt ein Beispiel für zivil-militärische Koopera tion dar. Sie unterstreicht die professionelle Zusammenar beit zwischen den deutschen und zyprischen Einsatzkräften. Die lokalen Rettungskräfte und Pilo ten können so Erfahrungen im Umgang mit Kriegsschiffen sam meln und ihre Alarmierungs kette überprüfen. Für die Besat zung der Korvette bedeutet es dagegen, Maßnahmen bei See notfällen sowie das Start- und Landeverfahren von zivilen Helikoptern auf dem eige nen Schiff zu trainie ren. (eb) Erbil. Die Peschmerga des 4. Bataillons haben nach vierwö chiger Ausbildung ihre Abschluss zertifikate erhalten. Minister Mustafa Sayid Quadir lobte Ende April die gute Ausbildung und betonte ihre Bedeutung für den weiteren Kampf gegen die Terror organisation „Islamischer Staat“. Nach der offiziellen Zeremonie ließen es sich die internationa len Ausbilder des Kurdistan Trai ning Coordination Center nicht nehmen, „ihren“ Peschmerga persönlich die Zeugnisse zu überreichen und sie zu verab schieden. (eb) Marsch auf den „Kapi Cam“ Kahramanmaras. 25 Soldaten vom deutschen Einsatzkontingent „Active Fence Turkey“ haben Ende April auf Einladung ihrer türkischen Kameraden an einem Bergmarsch teilgenommen. Angeführt von Oberst Acar, Kom mandeur der türkischen Garnison und Oberst Wolfgang Rasquin, dem deutschen Kontingentführer, ging der Marsch über sieben Kilo meter auf den Berg „Kapi Cam“. Neben dem Gemeinschaftsge fühl wurden die Soldaten auf dem Gipfel mit einem atembe raubenden Blick über Kahra manmaras und einem Frühstück belohnt. (eb) Material für den Nordirak Foto: Bundeswehr Essen auf Rädern Foto: Müller/Bundeswehr Foto: Bundeswehr Bataillonsausbildung abgeschlossen Erbil. Mit einem Transport flugzeug vom Typ „Antonov AN-124“ sind weitere 70 Ton nen Material von Leipzig in den Nordirak geflogen worden. Zur Lieferung gehörten unter ande rem Waffen für den Ausbildungs und Übungsbetrieb, Fahrzeuge, Ausrüstung und Ersatzteile. In einer Erklärung verpflichtete sich die kurdische Regionalregierung bei der Übergabe, das Material nicht an Dritte weiterzugeben und zweckgebunden zu verwenden. Seit September 2014 wurden auf 20 Flügen bereits rund 1500 Ton nen Material geliefert. (eb) 6 aktuell Militärgeschichte Angriff auf Rotterdam aktuell Eine besondere Herausfor derung ergab sich aus dem Umstand, dass viele Details zum Angriff noch nicht abschließend historisch untersucht sind. Daher sei großer Wert darauf gelegt worden, ein möglichst diffe renziertes Bild zu zeigen: „Uns war es wichtig, die Geschichte aus niederländischer und deut scher Perspektive zu zeigen. Dadurch wollen wir die Besucher zum Nachdenken anregen, statt ihnen fertige Antworten zu prä sentieren“, erklärt Oberstleutnant Ralf-Gunther Leonhardt, Leiter der Außenstelle des Militärhis torischen Museums in BerlinGatow. 75 Jahre danach: gemeinsame Aufarbeitung der Niederlande und Deutschland als Beitrag zur Völkerverständigung. Ausstellungsstart „heinkel“ he 111: Mit dem mittleren Bomber flog Deutschland einen großteil der luftangriffe zwischen 1939 und 1942. von Alessa Weber rotterdam. Es ist kalt am Hafen von Rotterdam. Der Himmel ist wolkenverhangen und der Wind bläst Regen vom Meer an die Anleger. An einem dieser Anle ger, unmittelbar vor einem nieder ländischen U-Boot-Hangar, liegt ein Schiff mit besonderer Fracht: An Bord ist ein Bomber, Typ „Casa“ 2.111. Die „Casa“ ist ein spanischer Lizenznachbau einer „Heinkel“ He 111, dem Flugzeug, mit dem die deutsche Wehrmacht die Innenstadt Rotterdams am 14. Mai 1940 dem Erdboden gleich gemacht hat. Heute, 75 Jahre nach dem Angriff, kommt der Bom ber zurück – aus Freundschaft. Die „Casa“ ist das zentrale Aus stellungsstück in der Ausstellung „De Aanval“, die vom Museum Rotterdam, dem Stadtarchiv und dem Militärhistorischen Museum gemeinsam konzipiert wurde. Angefangen hat alles mit einer Versteigerung beim Online- Auktionshaus Ebay. 3-2-1 und das Kriegstagebuch eines deut schen Offiziers wechselte den Besitzer. Geschrieben hatte er es vor und während des deut schen Angriffs auf Rotterdam. Als das Museum Rotterdam von dem Verkauf erfuhr, kam die Idee auf, zum 75. Jahres tag eine Ausstellung zum Bom bardement der Stadt zu kon zipieren – in Zusammenarbeit mit deutschen Partnern. Der Anfrage kam das Militärhisto rische Museum in Berlin-Gatow gerne nach. Deutsch-Niederlän dische Kooperation Das war 2012. Mehr als zwei Jahre intensiver Recherche, Dis kussionen niederländischer und deutscher Historiker, Entwick lung des Gestaltungskonzeptes und das Zusammentragen der Objekte folgten. Die Zusammen arbeit sei optimal verlaufen und habe mehr bewirkt als zunächst erwartet: „Deutschland und die Niederlande waren immer Freunde. Das Bombardement hat viel zerstört, auch zwischen den Ländern. Was könnte da ein besserer Weg der Versöhnung sein, als gemeinsam ein so heik les Thema aufzuarbeiten? Die Zusammenarbeit an dieser Aus stellung ist ein Beispiel, wie man partnerschaftlich weiterkommt“, sagte Paul van de Laar, Direktor des Museums Rotterdam. Foto : Rogier Bos Foto (2): ullstein Zentrales Exponat ist eingetroffen Im März dieses Jahres traf mit der „Casa“ das zentrale Exponat in Rotterdam ein. Der Bomber ist eine Leihgabe des Militärhis torischen Museums in Gatow. Nach neun Tagen Transport über den Seeweg wurde er in Rotter dam ausgeladen und kam als ers tes Objekt in die Ausstellungs halle. Ein wichtiger Moment, zu dem neben dem deutschen und dem niederländischen Team auch viele Journalisten anreis ten. Weitere Highlights sind die vollständige Uniform eines Fallschirmjägers, aber auch viele persönliche Gegenstände, die aus den Trümmern nach dem Bom bardement gerettet wurden. eröffnung: etwa 1100 geladene gäste verfolgen den Festakt. „Heinkel“ He 111 Nachbau – „Casa“ 2.111 Im Herbst 1939 nahm die Wehrmacht die „Heinkel“ He 111 Typ P3 (Foto) erstmalig in Betrieb. Angetrieben wird die zweimoto rige Maschine von zwei DB-601-Triebwerken. Die He 111 P-3 hat eine Spannweite von 22,6 Metern. Sie ist 16,4 Meter lang und 3,40 Meter hoch, typische Maße für einen mittleren Bom ber aus der Anfangszeit des Zweiten Weltkrieges. Die vierköp fige Besatzung bestand aus je einem Piloten, Navigator, Bombenschützen und Heckschützen. Der Schütze war gleichzeitig auch der Funker in der Maschine. Kontakt zum Boden hielt er über Schleppantennen, die am Heck des Flugzeugs angebracht waren, mit etwa 400 Kilometern allerdings eine sehr kurze Reichweite hatten. Funksprüche mussten daher am Boden oft mehrere Stati onen durchlaufen bis sie zur Besatzung durchstellt werden konn ten. Vor Angriffsflügen wurden die Antennen allerdings eingekur belt. Die Piloten waren dadurch nicht mehr erreichbar – mit fatalen Konsequenzen, wie auch der Angriff auf Rotterdam gezeigt hat. Historiker vermuten, dass die Bomben im Mai 1940 aus einer Flughöhe von 800 bis 1000 Metern über der holländischen Hafen stadt abgeworfen wurden. Dabei haben die Schützen vermut lich auch mit automatischen Bombenzielgeräten gearbeitet. Die Foto (2): Neumann/RedBw Foto: Wilke/RedBw Position der niederländischen Truppen Grafik: Nothing/RedBw Position der deutschen Truppen Abschussstelle des Leuchtsignals Heinkel HE-111 Bomberstaffel bombardiertes Gebiet He 111 P3 konnte etwa zwei Tonnen Bomben laden. 90 Tonnen wurden am 14. Mai über Rotterdam abgeworfen. Neben der Junkers Ju 88 war die „Heinkel“ He 111 der Standardbomber der Wehrmacht, mit dem Ende der 1930er, Anfang der 1940er-Jahre alle Bombenangriffe geflogen wurden. Zwischen 1939 und 1942 wurden 388 „Heinkel“-Maschinen Typ P gebaut. Ab 1942 löste das Modell H-16 die He 111 P-3 ab. Die „Heinkel“ H-16 diente als Vorlage für den „Casa“ Nachbau, der aktuell in der Ausstel lung „De Aanval“ in Rotterdam zu sehen ist. (kwe) rotterdam. Am vergange nen Mittwoch haben Nieder länder und Deutsche gemein sam in Rotterdam vor 1 100 Gästen die Ausstellung „De Aanval“ eröffnet. Neben dem Bürgermeister von Rotterdam, Ahmed Aboutaleb und dem Ausstellungsteam waren auch Zeitzeugen gekommen. „De Aanval“ zeigt erstmalig eine Aufbereitung des Bom benangriffs auf Rotterdam am 14. Mai 1940 in deutsch niederländischer Koopera tion. Statt ausschließlich die Perspektive der Opfer einzu nehmen, überrascht die Aus stellung mit einem Blick, der sowohl die holländische als auch die deutsche Perspektive zeigt. Eine Herangehensweise, die bislang einzigartig ist. Der Leiter der Außen stelle des Militärhistorischen Museums in Berlin-Gatow, Oberstleutnant Ralf-Gunther Leonhardt, ist von dem Ergeb nis begeistert: „Es ist wun derbar. Die Ausstellung wirft Fragen auf, genau wie wir es uns gewünscht haben. Und sie hat schon jetzt ein Beitrag zur Völkerverständigung geleis tet.“ Paul van de Laar, Direk tor des Stadtmuseums Rot terdam, ergänzt: „Ein solch sensibles Thema gemeinsam zu bearbeiten und auch Span nungen gemeinsam auszuhal ten, schafft einen Grundstein um auch andere große The men gemeinsam anzugehen.“ Neben der „Casa“ zeigt die Ausstellung auch Berichte von Zeitzeugen. Die Besonderheit: Ihre Berichte geben nicht aus schließlich dem Schrecken des Krieges ein Gesicht, sie zeigen vielmehr, dass es selbst im Kriegsgeschehen solidarische Begegnungen zwischen Deut schen und Niederländern gab. Durch die parallel gezeigten historischen Bilder von den jeweiligen Orten entsteht eine besondere Nähe zu den Zeit zeugen. (kwe) Die Ausstellung ist bis zum 25. Oktober 2015 im Waal haven in Rotterdam zu sehen. Mehr auf www.mhm-gatow.de. Aufwendiger transport: Die „casa“ 2.111 wird von Berlin-gatow nach rotterdam verlegt. 10. Mai 12. Mai Die Deutsche Wehrmacht überfällt Holland und besetzt strategisch wichtige Punkte wie Brücken und Flugplätze. 9. Panzerdivision erreicht Moerdijk bei Rotterdam. 11. Mai Luftlander warten auf Unterstützung der Infantrie. 14. Mai - 10:40 Uhr 14. Mai - 13:40 Uhr Entsendung der deutschen Delegation, um Übergabe Rotterdams mit dem Stadtkommandanten Scharro zu verhandeln. 13. Mai An der Niuewe Maas Brücke in Rotterdam kommt der Angriff ins Stocken. Befehl: Widerstand brechen. Deutscher Gesandter benachrichtigt General Schmidt bei Noordereiland über die Verhandlungsbereitschaft der Niederländer und befiehlt Abbruch des Angriffs. 14. Mai - 12:15 Uhr Schaaro empfängt die Delegation. Noch zwei Stunden bis zum Ablauf des Ultimatums. 14. Mai - 14:10 Uhr Holländischer Gesandter trifft bei General Schmidt ein und moniert Formfehler auf dem Ultimatum. Schmidt setzt umgehend ein neues Ultimatum auf. 14. Mai - 13:50 Uhr Etwa 100 „Heinkel“ He 111 Bomber des Kampfgeschwaders (KG) 54 starten in Richtung Rotterdam. 7 14. Mai - 14:45 Uhr KG 54 fliegt den Angriff mit zwei Staffeln, wobei eine Staffel von Osten und eine von Süden die Stadt anfliegt. 14. Mai - 14:15 Uhr Funkspruch: „Luftangriff auf Rotterdam wegen laufender Verhandlungen abgebrochen“ erreicht KG 54 nicht mehr. 14. Mai - 15:00 Uhr 15. Mai Abgefeuerte Leutsignale zum Stoppen des Angriffs werden nur von der aus Süden anfliegenden Staffel gesehen, die daraufhin abdreht. 14. Mai - 14:55 Uhr Bis 18:00 Uhr verlängertes Ultimatum wird holländischen Gesandten übergeben. Die Niederlande kapitulieren, um Bombar dierungen weiterer Großstädte zu verhindern. 14. Mai - 15:23 Uhr Ost-Staffel des KG 54 beendet Angriff auf Rotterdam: 90 Tonnen Bomben abgeworfen, Altstadt vollständig zerstört, etwa 900 Tote und 78 000 Obdachlose. Pilotprojekt Berliner Dialog Sicherheit berlin. Der Showroom der Bun deswehr in Berlin Mitte wurde jüngst zum Ort für Dialog und Diskussion. Mit einer ersten Veranstaltung der Berliner Jugendoffiziere wurde das Pilot projekt „Berliner Dialog Sicher heit“ als Forum zur offenen Diskussion gestartet. Schüler, Lehrer, Studenten, Redakteure und politisch interessierte Bürger nahmen das Informations- und Diskussionsangebot wahr. Teil nehmer begrüßten insbesondere die Offenheit, mit der sich die Bundeswehr den aktuellen Fra gen zur Sicherheitspolitik stellte. Die Jugendoffiziere beabsichti gen das Pilotprojekt „Berliner Dialog Sicherheit“ weiterzufüh ren und quartalsweise mit wech selnden, aktuellen Themen anzu bieten. (eb) Neue Ausgabe des Y-Magazins ist da berlin. Diese Woche erscheint die neue Y! Das Magazin der Bundeswehr berichtet in der aktuellen Ausgabe unter anderem über die nigerianische Terrorgruppe Boko Haram, Hybride Kriegsführung, das Gefechtsschießen eines Pan zergrenadierzuges, das Qualifika tionstraining für den Deutschlandachter und über die Jagd. Die neue Y liegt ab Donnerstag in den Einheiten, Verbänden und Dienststellen der Bundeswehr aus. (mbg) „Mit Olli“ - neues Format auf YouTube berlin. Mehr als 180 000 Sol daten an hunderten Standorten in ganz Deutschland verheißen viele interessante Geschich ten. Diese Woche startet auf dem Youtube-Kanal der Bun deswehr das neue Format „Mit Olli“. Ab Donnerstag widmet sich Hauptfeldwebel Oliver Bender darin jeden zweiten Don nerstag einem neuen Thema aus dem Bereich der Truppe. Dazu geht der Protagonist auf Tuch fühlung mit den Soldaten aller Teilstreitkräfte. Die erste Folge führt den Ex-Panzerkomman danten Bender, eine bekennende Landratte, auf das Schulschiff „Gorch Fock“. (mat) Der Beitrag „Mit Olli“ finden Sie unter www. youtube.com/bundes wehr. bundeswehr 4. Mai 2015 Vorbereiten für den Ernstfall Der Lehrgang „Überleben auf See“ bereitet Soldaten auf Flugunfälle über dem Wasser vor. Foto (2): Bienert/RedBw aktuell Anspruchsvolle Ausbildung: sowohl in der halle als auch auf see fordert das Training den Lehrgangsteilnehmern einiges ab. von Stefan Rentzsch bremerhaven. Der Helikop ter fällt aus. Schnell verliert er an Höhe. Unaufhaltsam steuert er auf die Wasseroberfläche zu. Dann schlägt er auf. Die Insassen haben Glück – alle überleben den Aufprall. Verzweifelt versuchen sie, einen Weg aus dem Fluggerät zu finden. Es ist ein Horrorsze nario für alle Beteiligten. Eines, das sich niemand wünscht, aber dennoch vorkommen kann. Neue Halle bietet viele Möglichkeiten „Etwa ein Drittel aller Flugun fälle ereignet sich über Was ser“, weiß Korvettenkapitän Jan Oliver Möller. „Wir trainieren hier, wie man sich in einer sol chen Extremsituation verhält.“ Der Marineoffizier ist Leiter der Inspektion „Überleben auf See“ an der Marineoperationsschule in Bremerhaven. Damit trägt er die Verantwortung für einen der außergewöhnlichsten Lehrgänge in der Bundeswehr. Die eigens dafür neu gebaute Rettungs- und Wasserübungshalle in der Nord seestadt ersetzt die in die Jahre gekommene Halle am Standort Nordholz. Seit Anfang März öff net sie ihre Türen für das flie gende Personal der Bundeswehr. Die moderne Ausstattung ermöglicht viele Übungsszena rien. Stolze 1500 Kubikmeter Wasser fasst das Hallenbecken. Um ganztags trainieren zu kön nen, wird die Luft auf angenehme 30 Grad Celsius erwärmt – das Wasser ist fast genauso warm. Die Grundübungen des Lehr gangs bilden die kontrollierte Landung mit dem Fallschirm bei Sturm und Windstille sowie der Umgang mit einer Rettungs insel. Auch das Winschen – also die Rettung per Seilwinde durch einen Hubschrauber – und das Tauchen in fünf Metern Wasser tiefe lernen die Soldaten. Das Herzstück der Ausbil dung bildet der METS (Modu lar Egress Training Simulator). In dem mehr als drei Tonnen schwe ren und über vier Meter langen Metallgestell üben die Soldaten den Ausstieg aus einem über Wasser verunglückten Flugge rät. „Ist der METS untergetaucht, heißt es für die Teilnehmer: Luft anhalten, Ruhe bewahren, Sicher heitsgurt lösen und nacheinander aussteigen“, erklärt Möller. Die Übung wird in mehreren Varian ten trainiert. So können die Aus bilder beispielsweise die „Hub schrauberrolle“ simulieren, bei der sich der METS unter Was ser um 180 Grad dreht. „Zudem können sie vorgeben, dass nur bestimmte Notausgangstüren zu öffnen sind, oder die Halle abdunkeln“, ergänzt der Inspek tionschef. Zum Schluss geht es auf die hohe See Ein besonderes Erlebnis für jeden Teilnehmer ist der letzte Lehrgangstag. Dann geht es auf hohe See, wo jeder zeigen muss, dass er die vorher gelern ten Übungen verinnerlicht hat. „In der Halle können wir eini ges simulieren, aber das Training in der Nordsee ist noch mal was ganz anderes“, sagt Möller. „Hier hat man mit Salzwasser, Wellen gang und kalten Wassertempera turen zu kämpfen.“ Eine der Ersten, die die drei tägige Ausbildung in der neuen Halle in Bremerhaven hinter sich hat, ist Oberfeldwebel Jacqueline Konrad. „Ich bin zufrieden und froh, dass ich es geschafft habe. Durch den Lehrgang habe ich neue Grenzen erfahren“, schil dert die 29-Jährige ihre Eindrü cke. „Für mich war ganz klar der METS die größte Schwie rigkeit. Dort habe ich Unterstüt zung gebraucht. Und ich habe sie bekommen. Ein großes Lob geht daher an die Ausbilder“. Diese werden auch weiterhin Gelegen heit haben, ihre Hilfe anzubieten. Denn Woche für Woche machen sich neue Soldaten auf den Weg nach Bremerhaven, um sich für den Ernstfall vorzubereiten. Der Beitrag „Überleben auf See“ unter www. youtube.com/bundes wehr. Flugzeuge am Haken Bei der Übung „Elephant Recovery“ wird in Schortens das Bergen von Luftfahrzeugen trainiert. Foto: Wilke/ RedBw 8 hängepartie: der bergepanzer „büffel“ birgt einen „Tornado“. schortens. Der stillgelegte Flug platz auf dem Fliegerhorst Jever sieht aus wie ein Friedhof für Flug zeuge und Hubschrauber. Auf sie ben Stationen verteilt erstrecken sich acht ausgesonderte Luftfahr zeuge der Luftwaffe. Einige lie gen mit eingeknickten Fahrwerken oder abseits der Start- und Lande bahn. Darunter die Waffensysteme „Tornado“, „Bell“ UH-1D, CH-53 und die C-160 „Transall“. „Wir haben hier die optima len Voraussetzungen, um die Bergeübung von Luftfahrzeu gen so realistisch wie möglich darzustellen“, so Oberstleut nant Markus Rist, stellvertre tender Kommandeur des Takti schen Luftwaffengeschwaders 33. An der jährlich stattfin denden Übung sind rund 150 Soldaten aus 20 Dienststellen eingebunden. Das Gelände in Schortens eigne sich durch die gute Infrastruktur und den ausreichenden Platz für die Übung „Elephant Recovery“ besonders gut. Zudem unterstütze die ehe malige Luftwaffeninstandhal tungsgruppe 21 mit ausgeson derten Luftfahrzeugen. Die Übungsteilnehmer aus den verschiedenen Verbänden werden gemischt in feste Bergeteams eingeteilt. Sie haben die Aufgabe, die unterschiedli chen Luftfahrzeuge im Laufe der Übung sorgsam zu bergen, sodass diese nach Zuführung zu Instandsetzungseinrichtungen wieder in den Flugbetrieb ent lassen werden könnten. Die Bergespezialisten sind in der Regel technisches Personal aus den Luftwaffenverbän den. Unterstützt werden sie vom Technischen Hilfswerk aus der Region, sowie mit Bergepanzern „Büffel“ vom Heer. (of) Der Beitrag „Elephant Recovery“ finden Sie unter www.youtube. com/bundeswehr. 4. Mai 2015 innere Führung / Militärgeschichte aktuell 9 Die Waffen schweigen endlich Vor 70 Jahren endet der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Seit 1943, dem Wendejahr des Zweiten Weltkrieges, wur den die deutschen Armeen an allen Fronten kontinuierlich zurückgedrängt. Von allen Sei ten bestürmten die Truppen der Anti-Hitler-Koalition die völlig überdehnten deutschen Linien, zunehmend dramatischer auch aus der Luft. Die zuvor so sie gesgewohnte Wehrmacht erlitt Niederlage um Niederlage und hielt im Mai 1945 nur noch zwei kleine Räume auf deutschem Reichsgebiet. Faktisch waren zu diesem Zeitpunkt allerdings noch Dänemark und Norwegen sowie diverse Ägäisinseln von deutschen Soldaten besetzt. Gleichzeitig befreite der Rück zug die zuvor eroberten Land striche von den Kämpfen: In Afrika endeten sie bereits 1943, in vielen osteuropäischen Staa ten 1944 ebenso wie in Finnland und Frankreich. Selbst innerhalb des Deutschen Reiches verhielt es sich unterschiedlich: Wäh rend in Berlin noch Anfang Mai Foto (2): dpa/pa Wehrmacht erleidet erste Niederlagen Das ende: Am 9. Mai 1945 unterzeichnet generalfeldmarschall Wilhelm Keitel (Mitte) mit dem generalstabschef der luftwaffe, hans-Jürgen stumpf (links), und generaladmiral hans-georg von Friedeburg (rechts) die Kapitulationsurkunde in Berlin. 1945 brutale Häuserkämpfe tobten, war Aachen beispiels weise bereits seit September 1944 befreit. Der Krieg geht andernorts weiter Das offizielle Kriegsende am 8. Mai ist also nur ein politi sches Datum. Dieser Tag ziert die Kapitulationsurkunde, mit dem tatsächlichen Töten und Sterben hat er nur mittelbar zu tun. Darü ber hinaus beschloss es auch nur diesen Krieg. Im Pazifik lieferten die kai serlich-japanischen Verbände den britischen und US-amerika nischen Truppen noch bis zum September 1945 harte Rückzugs gefechte. Und wo der Zweite Weltkrieg beendet worden war, ging er oft in andere militäri sche Auseinandersetzungen über: Frankreich schickte sich in Indochina an, seinen vorma ligen Kolonialbesitz zurückzu erobern. In Griechenland ent brannte ein Bürgerkrieg und auf dem afrikanischen Kontinent brachen sich diverse Konflikte gewalttätig Bahn. Durch den Zweiten Weltkrieg ordnete sich schließlich die Welt politisch neu. Die aus ihm her vorgegangenen beiden Super mächte USA und UdSSR teil ten sie in ihre Einflusssphären auf und scharten ihre jeweiligen Verbündeten um sich. Der Kalte Krieg ersetzte den Heißen jedoch nur grundsätzlich. Statt auf ihrem Boden ließen die Industriestaa ten ihre Schlachten fortan in so genannten Stellvertreterkriegen schlagen, vor allem in der „Drit ten Welt“, beginnend mit dem Korea-Krieg kein halbes Jahr zehnt nach dem Schweigen der Waffen in Europa. Ächtung des Kriegsbegriffs gehisst: Fahne der sowjets auf dem zerstörtem reichstag 1945. In Zentraleuropa aber herrscht seitdem Frieden. Die Monstrosi tät des Zweiten Weltkrieges und die ohne ihn kaum vorstellbare Unmenschlichkeit des national sozialistischen Deutschland hat über die Nachkriegsgeneratio nen hinweg einen Entwicklungs prozess in Gang gesetzt, der zu einer wenigstens grundsätzlichen Ächtung des Krieges als Mittel der Politik geführt hat. Was Krieg bedeutet, zumal in seiner totalitarisierten Form, kennt die deutsche Gesellschaft glücklicherweise auch deswegen nur mehr aus den Geschichts büchern und medialen Insze nierungen, weil die Soldaten der Anti-Hitler-Koalition ihre deutschen Gegner bis zum Mai 1945 niedergerungen und sie anschließend demokratisiert haben. Weder die Einsicht in die unumgängliche Niederlage noch einem verbrecherischen Regime zu dienen, war im Zweiten Welt krieg bis über sein Ende hinaus in Deutschland mehrheitsfä hig. Nicht einmal als die westli chen Verbündeten erfolgreich in Frankreich gelandet waren und die Wehrmacht bis zum Spätsom mer 1944 auf die Reichsgren zen zurückgedrängt hatten, wäh rend die Rote Armee zeitgleich die Heeresgruppe Mitte im Osten Europas zerschlagen hatte und in Ostpreußen auf Reichsge biet vorgestoßen war, erfolgte ein Umdenken. Mit übergroßer Mehrheit folgte die deutsche Gesellschaft mitsamt ihren Streit kräften ihrem „Führer“ in den all gemeinen Untergang. Am 8. Mai der Opfer gedenken Der Preis, der dafür entrich tet worden ist, scheint unfass bar: Alleine im letzten Jahr des Zweiten Weltkrieges in Europa fielen beinahe ebenso viele deut sche Soldaten wie in den Kriegs jahren zuvor zusammengerech net, im Durchschnitt 300 000 pro Monat seit Dezember 1944. Stadt um Stadt fiel im alliierten Bom benhagel in Schutt und Asche, Hunderttausende verloren dabei Leben oder Gesundheit. Dieser grausigen Bilanz hinzuzurech nen sind die Verluste der spä teren Siegermächte. Und nicht zuletzt ist daran zu erinnern, dass das Morden in Deutschland ver längert worden ist. Zehntausende konnten währenddessen noch in den Konzentrationslagern umge bracht werden, zuletzt auf barba rischen Todesmärschen, als die KZ vor den anstürmenden Befrei ern evakuiert wurden. Wer also, wie in den letzten Jahren immer wieder, im Kon text mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges darüber diskutieren möchte, ob es sich beim 8. Mai 1945 um einen Tag der Nieder lage oder der Befreiung handelt, mag sich überlegen, was er den Opfern und deren Angehörigen dazu mitteilen möchte. An diese Opfer, nicht an das juristische Ende des Zweiten Weltkrieges, sollten wir uns an diesem 8. Mai erinnern. Autor: Oberstleutnant Dr. John Zimmermann ist wissenschaft licher Mitarbeiter am Zentrum für Militärgeschichte und Sozial wissenschaften der Bundeswehr. Bw Classix Foto: dpa/pa geschichte. Dass der Zweite Weltkrieg in Europa am 8. Mai 1945 endete, gehört zum Allge meinwissen. Der genaue Zeit ablauf der Kapitulation war wie folgt: Sie wurde am 7. Mai 1945 im Obersten Hauptquartier der Alliierten Expeditionsstreitkräfte in Reims unterzeichnet und trat am 8. Mai 1945 um 23:01 Uhr MEZ in Kraft. Aus protokollari schen Gründen wurde die Unter zeichnung im Hauptquartier der Fünften Sowjetarmee in Ber lin-Karlshorst wiederholt - kurz nach Mitternacht am 9. Mai 1945. Abgesehen davon, dass mit der Kapitulation mitnichten die Waf fen überall schwiegen, vielerorts noch weiter gestorben worden ist, bis der Frieden durchgesetzt war, hatte der Krieg andernorts schon lange zuvor aufgehört. Filmbeiträge aus sechs Jahr zehnten Bundeswehr – das sind die Bw Classix. Mal informa tiv, mal humorvoll berichten sie über die politischen und gesellschaftlichen Verhält nisse vergangener Zeiten. Diesmal geht es um die Unterstützung der Bevöl kerung in der Türkei: Nach einem schweren Erdbeben im November 1977 sind tausende Menschen obdachlos. Die Bundeswehr stellt eine Luftbrücke und versorgt die Menschen in den Dörfern mit dem Nötigsten. Der Beitrag „Erd bebenhilfe für die Türkei“ unter www.youtube.com/ bundeswehr. sport Dritter Platz für Klein und Hausding Wasserspringen. Hauptfeld webel Sascha Klein und Stabsun teroffizier (FA) Patrick Hausding haben auch bei der dritten Station der World Series im russischen Kasan eine Podestplatzierung erreicht. Im Synchronspringen vom Zehnmeterturm belegten die Weltmeister im Austragungsort der kommenden WM den dritten Platz. Das Erfolgsduo musste sich nur den Chinesen Aisen Chen/Yue Lin sowie den Mexi kanern Ivan Garcia/German San chez geschlagen geben. Bereits in Peking hatten sie Rang zwei und in Dubai Rang drei verbucht. Hausding kam auch in der Ein zelkonkurrenz vom Dreimeter brett auf den dritten Platz. (sid) Foto: dpa/pa Segler weiter auf Erfolgskurs segeln. Obermaat (BA) Erik Heil (Foto links) hat beim Segelweltcup im südfranzösi schen Hyeres in der olympischen 49er-Bootsklasse den dritten Platz belegt. Gemeinsam mit sei nem Vorschoter Thomas Plößel gelang Heil im Laufe des Wett kampfs eine spektakuläre Auf holjagd. Am ersten der vier Renn tage an der Cote d‘Azur hatte das Europameisterduo noch auf Platz 29 gelegen, kämpfte sich jedoch immer weiter nach vorn. Die bei den Berliner setzten damit nach dem zweiten Platz beim Cham pions Sailing Cup vor Mallorca ihre Erfolgsserie fort. Oberge freiter Leonie Meyer kam mit Elena Stoffers in der leichten 49er-FX-Bootsklasse als Achte ins Ziel. (sid/sr) Top Ten für die Triathletinnen triathlon. Die Triathletinnen der Bundeswehr haben beim vierten World-Series-Rennen in Kapstadt mit einem starken Mannschaftsergebnis geglänzt. Beim Sieg der Britin Vicky Holland belegte Oberfeldwebel Rebecca Robisch einen starken fünften Platz. Hauptgefreiter Anne Haug kam nach 1,5 Kilometern Schwim men, 40 Kilometern Radfahren und fünf Kilometern Laufen auf Rang acht. Damit rehabilitier ten sie sich vom enttäuschenden Abschneiden beim dritten Saisonrennen in Australien. (sr) 4. Mai 2015 Kurs auf Rio Richard Schmidt ist bereit für Olympia 2016. von Stefan Rentzsch sevilla. Der Kraftraum ist voller Sportler. Es riecht nach Schweiß. Von allen Seiten hört man ange strengtes Schnaufen. Es wird nur von dem regelmäßigen Schep pern der Gewichte, die Stabsun teroffizier (FA) Richard Schmidt unermüdlich hebt und wieder absetzt, übertönt. Ein Meter über dem Boden auf dem Bauch lie gend stemmt er die Langhantel. Die Arme bewegen sich dabei fast genauso wie im Ruderboot. Krafttraining ist gerade hier in Sevilla, wo der Deutsche Ruderverband (DRV) sein Trai ningslager aufgeschlagen hat, ein wesentlicher Bestandteil im Tagesablauf. Das sieht man auch Schmidts Körper an. An dem Kraftpaket ist kein Gramm Fett sichtbar. Ständig topfit zu sein ist allerdings auch Voraus setzung, wenn man sich einen Platz im Deutschlandachter, dem „Flaggschiff“ des DRV, erkämpfen möchte. Die Weichen in Richtung Leis tungssport stellte Schmidt schon im Alter von acht Jahren. Damals nahmen ihn Freunde mit zum Rudern. Zunächst spielte er par allel noch erfolgreich Handball. Doch als er im Alter von 15 Jah ren sein erstes Rennen auf dem Wasser gewann, war klar, wohin sein Weg gehen wird. „Meine Eltern wollten immer, dass ich Sport mache und haben mich die ganze Zeit über unterstützt“, ist der Sportsoldat dankbar. Heute weiß er, was er am Trai nieren mit seinen Mannschaftska meraden und dem Teamgeist im Wettkampf hat: „Die Faszination Deutschlandachter liegt für mich darin, dass man als Team wort wörtlich in einem Boot sitzt und alles für den gemeinsamen Erfolg gibt“, beschreibt der Athleten sprecher des DRV seine Passion. Erfolge hat Schmidt in sei ner Karriere schon viele vorzuweisen. 2010 und im vorigen Jahr gewann er den Euro pa m ei s te r ti te l i m Achter. Von 2009 bis 2011 wurde er mit dem „Flaggschiff“ drei Mal in Folge Weltmeis ter. Zusammen mit seinem Trainingspartner, Stabsunter offizier (FA) Felix Drahotta, ist er zudem aktueller Deutscher Meis ter im Zweierboot ohne Steuer mann. Der bisherige Höhepunkt seiner Karriere war jedoch die Goldmedaille bei den Olympi schen Spielen 2012 in London – ebenfalls mit dem Achter. Die Titel sind hart erkämpft. Das fordernde Training beginnt Foto (2): Wilke/RedBw aktuell Am Limit: richard schmidt gibt auch im training alles. bereits im Winter am Ergometer und im Kraftraum. Im Frühjahr setzt es sich mit diver sen Trainingslagern und Klein wettkämpfen fort. Doch trotz aller Anstrengungen: Schmidt denkt auch an seine Zukunft nach dem Leistungssport. Nebenbei studiert er Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Uni versität Dortmund. „Was genau ich nach dem Rudern machen möchte, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht“, gibt er allerdings zu. „Der Sport steht erstmal im Vordergrund.“ Und das mindestens noch bis 2016, wie er versichert. Denn im kommenden Jahr steht das große Ziel: Die Verteidigung des Olympiasieges in Rio de Janeiro. Und bis dahin wird Schmidt noch einige Male zur Langhantel greifen. Rudern: Bereits in der Antike bekannt Die erste Deutsche Meisterschaft im Rudern, das bereits in der Antike als Sportart betrieben wurde, fand 1882 in Frankfurt am Main statt. 1900 wurde Rudern zur olympischen Disziplin. Das erste Rennen im Einer ging über eine Distanz von 1750 Metern. Heute sind 2000-Meter-Rennen üblich. Die Bundeswehr betreut derzeit rund 30 Ruderer in der Sportfördergruppe Appen. Beim Rudern wird nach Riemen- und Skull booten unterschieden. Beim Skullen hält ein Ruderer in jeder Hand ein sogenanntes Skull. Beim Riemenrudern hält der Sportler ein Ruder mit beiden Händen. Gerudert wird mit Gewichts limit (Leichtgewicht) oder ohne (unbeschränkt). Die vom Weltruderverband anerkannten olym pischen Bootsklassen sind Einer, Zweier und Vierer (jeweils mit oder ohne Steuermann) sowie Achter (immer mit Steuermann). Ein guter Steu ermann, von dem ein ganzes Rennen abhängen kann, ist immer sehr gefragt und erhält bei Siegen auch eine Medaille. Wegen äußerer Einflüsse wie Wind und Strö mung kennt Rudern keine Weltrekorde, sondern Weltbestzeiten. Im Finale der Weltmeisterschaf ten 2014 erreichten etwa die deutschen Frauen im Doppelvierer mit Steuerfrau eine Weltbest zeit von 6:06 Minuten; der neuseeländische Vie rer ohne Steuerfrau brauchte 6:14 Minuten. (vie) Lichtblick für Versehrte Spende macht Erwerb von Sportrollstühlen am Zentrum für Sportmedizin in Warendorf möglich. Warendorf. Mitte vergangenen Monats sind im Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr in Warendorf zwölf Sportrollstühle im Gesamtwert von 30 000 Euro übergeben worden. Sie kommen versehrten Soldaten zugute, die am Zentrum für Sportmedizin und der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf therapiert werden. Oberstarzt Andreas Lison nahm symbolisch die Sportrollstühle entgegen. Der Leiter des Zent rums für Sportmedizin arbeitet seit vielen Jahren mit versehr ten Soldaten zusammen. Es sind Schicksale wie das von Stabsgefreiter Jens Engelke, die Lison bewegen und antreiben. Engelke erlitt bei einer Lehr übung einen schweren Unfall. Foto: Kemper/ Bundeswehr 10 Für den guten Zweck: Die soldatinnen und soldaten freuen sich über die neuen sportgeräte. Beide Beine wurden einge quetscht und mussten amputiert werden. Ein schweres Schicksal für den 28-jährigen Familienva ter. Doch Engelke nahm – auch unterstützt durch die sportthera peutische Behandlung am Zen trum für Sportmedizin – sein körperliches Handicap an. Die Übergabe der Sportrollstühle war denn auch ein großer emotionaler Moment für Engelke und Lison. Der Förderverein zur Unter stützung der Arbeit mit Versehr- ten (FUAV) machte gemeinsam mit dem Soldatenhilfswerk die aufwändige Investition möglich. „Die neuen Rollstühle werden den Patienten helfen, zurück ins Leben zu finden“, ist Lison zuversichtlich. Auch Engelke zeigte sich nach seiner ersten Proberunde ange tan von dem neuen Gefährt: „Das Teil läuft leicht, es lässt sich gut bewegen.“ Die Schirm herrin des Fördervereins, Gene ralarzt Gesine Krüger, war sicht lich erfreut: „Schließlich wurde der Verein gegründet, um das Therapieprogramm für Soldatin nen und Soldaten, die beispiels weise im Einsatz an Körper und Seele erkrankt sind, projektbezo gen zu unterstützen.“ (uh) 4. Mai 2015 VerMischtes Comeback des Isegrim Wildes Wolfstreiben auf den Truppenübungsplätzen – ein Erfolg für den Artenschutz. Foto: imago Munster/Bergen. Rund um den Truppenübungsplatz Munster Nord und Süd geht ein dort niedergelassenes Wolfsrudel auf Tuchfühlung. Warum das sonst so scheue Wildtier dem Menschen so nah kommt, wird derzeit von Wolfsberatern wie Bundesförster Jörg-Rüdiger Tilk geprüft. Er leitet den Funktionsbereich Naturschutz im Bundesforst Lüneburger Heide. A l s W ol f s b e r a ter analysiert er die ansässigen Wölfe und ihr Verhalten auf den Trup penübungs plätzen Muns ter Nord und Süd sowie Bergen. Dabei sammelt der Bundesförs ter Daten für ein sogenann tes Wolfsmo nitoring: Eine dauerhafte und struktu rierte Überwa chung der Wölfe durch Sichtbeob achtung, Fotofal len oder mittels genetischer Daten erhebung wie Kot, Speichelproben, Haaren oder Blut. Ziel seiner Arbeit: Die Ausbreitung der Art zu doku mentieren und zu überwachen bei gleichzei tiger Minimierung der Konflikte zwischen Mensch und Wolf. Außerdem steht er der Bevölke rung mit Rat und Informationen zur Seite und dokumentiert mög liche Angriffe auf Nutztiere wie beispielsweise Schafe. Dynamische Population Einst war der Wolf eines der weltweit am stärksten verbreite ten Säugetiere. Seit 1850 hingegen galt Deutschland nahezu als wolfsfrei. Heute genießt der in der Fabel Isegrim genannte Wolf als stark gefährdete Art in Deutschland und der EU den höchs ten Schutz status. Im Jahre 1 9 9 8 wurde das erste Wolfs paar in der Mus kauer Heide in Sachsen wieder sesshaft. Seitdem nimmt die Popu lation stetig zu. Foto: Privat von Jennifer Fiebig-Schulze Bundesförster und Wolfsberater: Jörg-rüdiger tilk. Innerhalb Deutschlands sind 38 Wolfsterritorien bekannt, die 34 Rudel beziehungsweise Paare und drei Einzelwölfe unter sich aufgeteilt haben. Die zuneh mende Zahl der Wölfe ist ein Erfolg für den Artenschutz. „Es ist eine Population mit unglaubli cher Dynamik“, bemerkt Wolfs berater Tilk zur natürlichen Ver breitung der Wölfe. Oberflächlich betrachtet mag die Zahl der Wölfe eine rasante Entwicklung beschreiben, aber rein biologisch wäre noch mehr möglich. „Wölfe können mit vier Jahren bereits Großeltern werden und mit sechs Jahren schon Urgroßeltern.“ Andere Rudel, andere Sitten In Niedersachsen konnten bisher fünf Wolfsrudel beob achtet werden. „Durchschnitt lich besteht ein Rudel aus dem Elternpaar, den Welpen sowie den noch nicht geschlechtsreifen Jungtieren des vorangegangenen Jahres, den sogenannten Jährlingen“, erklärt Tilk. Die Anzahl könne aber nie genau beziffert werden. Sobald die Nach kommen geschlechtsreif sind, machen sie sich auf die Suche nach einem eige nen Revier. So hat auch der Wolf auf den Truppenübungs plätzen Fuß gefasst. Seit 2012 ist ein Wolfsrudel auf den Trup penübungsplätzen in Munster unterwegs. 2013 konnte auch in Bergen ein Wolfspaar mit Nach wuchs festgestellt werden. Die einzelnen Rudel in Bergen und Munster unterscheiden sich stark in ihrem Verhalten: Im Gegensatz zu den Munsteraner Artgenossen hat das Rudel in Bergen seine natürliche Scheu nicht verloren. Eine Begegnung mit ihnen ist möglich, aber äußerst selten. Die Wölfe aus Munster sind auch am Tage weiträumig aktiv, wodurch häufig Begegnungen zwischen Wolf und Mensch – auch außer halb des Geländes der Truppen übungsplätze – entstehen. Da diese Wolfsgemeinschaft oft im gesamten Rudel auftritt, kann das für die Menschen sehr befremdlich und gefährlich wir ken. „Das Problem ist, dass die Munsteraner Wölfe einfach nicht genug Distanz zu den Menschen halten“, bestätigt Tilk. „Das kann an der Vielzahl an Jungtieren lie gen, die zwar körperlich ausge wachsen sind, aber sich im Kopf wie Kinder von Neugier lenken lassen.“ Dennoch erklärt der Wolfsberater, dass es in seinem Bereich rund um die Übungs plätze noch zu keiner Begegnung gekommen ist, bei der von Wöl fen aggressives Verhalten gegen über Menschen zu erkennen war. Als Tipp gibt er mit auf den Weg: „Bei einer Begegnung mit Wölfen sollte man sich möglichst auffällig verhalten – auf keinen Fall verstecken. Klat schen, Pfeifen, Rufen und andere laute Geräusche oder Gesten führen dazu, dass der Wolf den Menschen frühzeitig bemerkt. Das vermeidet ein Schreck erleben des Tieres auf naher Dis tanz, das zu einer unvorherseh baren Reaktion des Wolfes füh ren könnte.“ Sean Penn lässt die Muskeln spielen. Kino. Der Actionthriller „The Gunman“ hält, was er verspricht: Unterhaltung gepaart mit knallhar ten Kampfszenen, in denen blanke Fäuste oder Waffen aller Art zum Einsatz kommen. Der zweifache Oscar-Preisträ ger Sean Penn verkörpert in „The Gunman“ den Ex-Söldner Jim Terrier, der von seiner brisanten Vergangenheit eingeholt wird. Jahre nach sei nem letzten Einsatz und getarnt als Mitarbei ter einer gemeinnützigen Organisation in der Demokratischen Republik Kongo gerät er ins Visier des einstigen Auftraggebers. Denn die Details des tödlichen Attentates auf den Berg bauminister der Demokratischen Republik Kongo dürfen nie ans Licht kommen - alle Beteiligten müssen ausgelöscht werden. Schnell beginnt eine Verfolgungs jagd von Afrika über London und weiter durch Europa, auf der er nicht nur sich, sondern auch die Liebe sei nes Lebens, die Ärztin Annie (Jas mine Trinca), beschützen muss. Ter rier sucht nach den unbekannten Auftraggebern seiner Mission im Kongo und nimmt es dabei auch mit zwielichtigen Ex-Kollegen wie Felix (Javier Bardem) und Cox (Mark Rylance) auf. Die eher ungewohnte Rolle des adrena lingeladenen Helden, steht dem 54-Jähri gen gut zu Gesicht. Muskelbepackt präsen tiert er den gesundheitlich angeschlagenen Terrier, der in dem actiondominierten Kino film erbittert um sein Überleben kämpft. Regie führte Pierre Morel, der mit „96 Hours“ oder „From Paris With Love“ für actionreiche Filme bekannt ist. In „The Gunman“ versucht er nun mit Charakter darsteller Sean Penn an seine Erfolge anzu knüpfen. Es bleibt abzuwarten, ob sich Penn als Actionheld beim Publikum etablieren lässt. Durch den hohen Anteil an eindrucks vollen Actionszenen, ist der Film erst ab 16 Jahren freigegeben. (jfs) Kinostart: 30. April aktuell 11 Gewinnauslosung aktuell 13/2015: Über die Blu Ray Mr. Turner - Meister des Lichts darf sich Johannes Silberhorn freuen. Herzlichen Glückwunsch! Von leckerer, glutenfreier Kost Buch. Bereits beim ersten Durch blättern des Buches „glutenfrei!“ läuft einem das Wasser im Munde zusammen. Und das, obwohl auf diverse Zutaten im Sinne einer glutenfreien Kost verzichtet wird: beispielsweise auf Hafer, Wei zen, Dinkel oder auch Roggen. Da fallen zahlreiche Lebensmit tel von der Einkaufsliste weg – zumindest diejenigen, für die es keine glutenfreie Variante gibt. Die Autorin und gelernte Köchin Pamela Moriarty geht positiv an die Herausforderung heran: Sie selber leidet seit Jahren an Glu tenunverträglichkeit, der soge nannten Zöliakie; statt aber von Verzicht auf Lebensmittel zu spre chen, sieht sie darin die Chance, die Nahrungsmittel zu entdecken und erkunden, die sie essen darf. 100 Rezepte hat sie in diesem Buch vereint, von schmackhaften Vorspeisen und Partyhäppchen über teils exotisch anmutende Hauptspeisen und Beilagen bis hin zu himmlischen Nachtischen. Es findet sich alles wieder, was den Gaumen erfreut: Fladenbrot mit Kichererbsenmehl, Nudel suppe mit Ingwer und Huhn, Cup cakes oder Macarons. Es gibt nichts, was nicht geht - und man hat das Gefühl: Hier wird gar nicht verzichtet – von Schonkost keine Spur. Einfach hineinhüp fen in die Seiten und mitschlem men. (eic) Pamela Moriarty: „glutenfrei! 100 leckere Rezepte für alle, die auf Gluten verzichten wol len oder müssen“, 223 Seiten, Südwest-Verlag, München 2015, 17,99 Euro, ISBN 978-3-517 09371-0 aktuell verlost zwei Kochbücher. Einfach eine E-Mail mit Adresse und Betreff „glutenfrei“ bis zum 11. Mai an aktuell@bundeswehr. org schicken. aktuell Ausgewählte Medienbeiträge 7. April, 11:00 Uhr, hr: Auftrag umstritten? Die Bundes wehr im Wandel Ein Übernahmebeitrag des SWR zur Sendereihe „Quo vadis BRD?“, die sich unter anderem mit der Frage befasst: „Wie sind die Auslandseinsätze der Bun deswehr vor dem Hintergrund des Grundgesetzes zu bewerten?“ Vor diesem Hintergrund wird Deutschland anhand der Prinzi pien seiner demokratischen Verfassung, wie Gewaltenteilung, Föderalismus, Unabhängigkeit des Mandats, Informationsfrei heit, Sozialstaatsprinzip, Demo kratieprinzip oder Freiheit der Person kritisch betrachtet. Youtube-video der Woche: Betriebliches Gesundheitsma nagement, kurz BGM: ein Pilot projekt in der Bundeswehr. Koor dinator ist Oberleutnant Michael Holly beim Panzergrenadierba taillon 391 aus Bad Salzungen. Elf Fitnesskurse, darunter Aqua fitness und Rückenfitness, bietet der studierte Sportwissenschaft ler an. Erste Erfolge sind schon nachweisbar. (eb) Der Beitrag „Fit am Arbeitsplatz“ unter www.youtube.com/bun deswehr. 015 17/2 vermischtes 4. mai 2015 Ausbilder aus Leidenschaft Sascha Konitzer trainiert fliegendes Personal an der Inspektion „Überleben auf See“. Bremerhaven. „Wir sind als Ausbilder Dienst leister. Der Erfolg des Einzelnen und der Gruppe steht im Vordergrund.“ Wer Kapitänleutnant Sascha Konitzer bei der Arbeit beobachtet, weiß, dass er sein Credo ernst meint. Der 45-Jährige ist einer von drei Hörsaalleitern in der Inspektion „Überleben auf See“ an der Mari neoperationsschule Bremerhaven (S. 8). Er bereitet einen Teil des fliegenden Personals der Bun deswehr auf die Extremsituation eines Absturzes über Wasser vor. Am spannendsten seien die Menschen, die vorher sagen: „Hier kriegt ihr mich nicht rein“, beschreibt Konitzer den anspruchsvollsten Teil seiner Arbeit. „Mein Ziel in solchen Situationen ist es, den Teilneh mer an seine Grenzen zu führen und diese gemeinsam mit ihm zu überschreiten.“ Der Marineoffizier weiß um die motivierende Wirkung des Humors. „Bei der Ausbildung darf auch mal gelacht werden. Aber nur miteinander, nicht über einander“, so Konitzer. Die Sol Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie zu häufig? „Schauen wir mal...“ Wie können Sie am besten entspannen? Bei Country-Musik. Was treibt Sie an? Beruflich: Die Freude am Job. Privat: Die Freude am Leben. Foto: Bienert/RedBw 12 daten, die von ihm trainiert wer den, können aber auch von seiner großen Erfahrung profitieren. Der gebürtige Bremerhavener ist vor seiner derzeitigen Tätigkeit 20 Jahre lang auf Seefernaufklä rern der Marine zur See geflo gen. Außerdem kann er auf fünf verschiedene Auslandseinsätze zurückblicken. „Für mich ist es erfüllend, erworbenes Wissen weiterge ben zu dürfen“, meint der Aus bilder. Sowohl im Unterrichtsraum als auch bei der Praxis im Wasser merkt man ihm seine Lei denschaft an. Wer während der Ausbildung Probleme bekommt, kann auf sein Einfühlungsvermö gen vertrauen. „Am schönsten ist es, wenn man am Ende des Tages in stolze Gesichter blickt. Dann weiß man, wofür man es gemacht hat“, sagt Konitzer. (sr) Was können Sie besonders gut kochen? Italienisch. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen am meisten? Toleranz. Was können Sie überhaupt nicht leiden? Schlechten Führungsstil. Welches Lied singen oder hören Sie gern? „Shotgunrider“ von Tim McGraw. Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen? Zu Schokolade. Was mögen Sie an sich selbst nicht? Dass ich manchmal unangenehme Dinge aufschiebe. Wo möchten Sie am liebsten leben? In den USA. Meine Favoriten sind die Bundesstaaten Montana und Idaho. Was ist Ihr Hauptcharakterzug? Geradlinigkeit. Wie lautet Ihr Lebensmotto? „Nutze den Tag, denn Du hast nur ein Leben.“ SUDOKU Vi el G Senden Sie die vier Lösungszahlen, lück die sich aus den farbigen Feldern ! ergeben, per E-Mail mit dem Betreff “Sudoku 17/2015” und Ihrer Postanschrift an: [email protected] Einsendeschluss: Sonntag dieser Woche Der Gewinn: Eine Outdoor-Kaffeepresse Lösung der Ausgabe 15/2015: 4 9 8 1 Gewonnen hat: Nadin Hubrich Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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