VI SERVICE Deutsche Compliance Konferenz 2015: Nachbericht zur Konferenz am 23./24.3.2015 im Hotel Meliã, Berlin CB-VERANSTALTUNGSBERICHT Deutsche Compliance Konferenz 2015: Nachbericht zur Konferenz am 23./24.3.2015 im Hotel Meliã, Berlin Zum nunmehr zweiten Mal fand unter dem Motto „Compliance der Zukunft“ vom 23. bis 24.3.2015 in Berlin die von der dfv Mediengruppe veranstaltete „Deutsche Compliance Konferenz“ statt. Unter der Tagungsleitung und Moderation von Prof. Dr. Martin Schulz sorgten erneut praxisnahe und abwechslungsreiche ComplianceThemen für rege Diskussionen unter Teilnehmern und Referenten. Abgerundet wurde das Konferenzprogramm durch eine Parlamentarische Runde sowie die Verleihung des Deutschen Compliance Preises 2015. Die Konferenz eröffnete Tagungsleiter Prof. Dr. Martin Schulz (German Graduate School of Management & Law, GGS, Heilbronn), der in seinem Kurz-Referat die Entwicklung einer erfolgreichen Compliance-Strategie skizzierte. Themenblock: Risikoanalyse Im Themenblock Risikoanalyse referierte sodann Dr. Manfred Rack (Rack Rechtsanwälte), der sich dem Thema Risikomanagement aus dem Blickwinkel menschlichen Fehlverhaltens näherte. In diesem Rahmen zeigte Rack verschiedene Organisationsrisiken im Unternehmen auf – so etwa den Verfügbarkeitsfehler (Availability Bias), bei dem die interne Organisation der Beschaffung und Auswertung von Informationen unzureichend ist. Zur Vermeidung dieses Verfügbarkeitsfehlers verwies Rack nicht zuletzt auf den unterstützenden Einsatz moderner Datenbanktechnik, mit dem sich große Erfahrungsschätze im Unternehmen mit vertretbarem Aufwand effektiv auswerten ließen. Gegenstand des nachfolgenden Vortrages von Dr. Maik Ebersoll und Dr. Florian Stork (beide Linde AG) war die praktische Durchführung eines erfolgreichen Compliance Risk Managements. Die Referenten präsentierten anhand der gestuften Herangehensweise der Linde AG, wie sich unter Berücksichtigung zahlreicher Unternehmenseinheiten und einer globalen Konzern-Ausrichtung die Risiken innerhalb einer Konzernstruktur identifizieren und steuern lassen. Tenor der anschließenden, um Herrn Thomas Muth (ehem. Corpus Sireo) erweiterten Panel-Runde zum Thema Compliance Risk Management war schließlich, dass der Compliance Officer nicht nur die einschlägigen Risiken, sondern zugleich auch die sich aus Compliance ergebenden Chancen im Blick haben und diese auch entsprechend im Unternehmen kommunizieren sollte („value at work“). des Bundesverbandes der Unternehmensjuristen (OWiG-Reform) sowie des Deutschen Instituts für Compliance (CompAG) in Bezug auf ihre jeweilige Ausgestaltung des CMS. Vor diesem Hintergrund analysierte er ergänzend auch die jüngsten Entwicklungen in der Rechtsprechung (Urteil des LG München vom 10.12.2013) sowie den ISO-Standard 19600. Auf dieser inhaltlichen Basis erörterte das anschließende Panel mit Prof. Dr. Jörg Rodewald (Luther Rechtsanwaltsgesellschaft) sowie Martin Stadelmaier (Flughafen Stuttgart GmbH) insbesondere die derzeit viel diskutierte Frage, ob und auf welche Weise ein Unternehmensstrafrecht gesetzlich verfestigt werden sollte. Themenblock: Compliance Management Frau Dr. Katharina Hastenrath (Kanzlei Dr. Hastenrath) zeigte in ihrem Vortrag auf, was einen erfolgreichen Compliance Officer ausmache. Neben erforderlichen Kenntnissen von Gesetzen/Standards und von internen Prozessen verwies sie in diesem Zusammenhang insbesondere auch auf die Schnittstellenfunktion von Compliance, die einen regen Austausch mit anderen Unternehmenseinheiten wie Rechtsabteilung, Interne Revision und Qualitätsmanagement erfor- Bild 1: Tagungsleitung und Moderation durch Prof. Dr. Martin Schulz Themenblock: Aktuelle Entwicklungen Ob – und wenn ja, welche – Compliance-Management-Systeme (CMS) bei der Sanktionszumessung belohnt werden sollten, untersuchte Prof. Dr. Bartosz Makowicz (Europa-Universität Viadrina) in seinem Vortrag über aktuelle Compliance-Entwicklungen. In diesem Rahmen verglich er die unlängst veröffentlichten Gesetzesinitiativen des Landes Nordrhein-Westfalen (Entwurf eines VerbStrG), Compliance-Berater | 5/2015 | 5.5.2015 Alle Fotos © Felix Holland SERVICE Deutsche Compliance Konferenz 2015: Nachbericht zur Konferenz am 23./24.3.2015 im Hotel Meliã, Berlin VII Bild 2: Feierliche Preisverleihung mit Preisträgern, Juroren und Teilnehmern der Parlamentarischen Runde derlich mache. Das anschließende Panel mit Wirnt Galster (Sick AG), Ulrich Hadding (SMA Solar Technology AG) und Hartmut Renz (Kaye Scholer LLP) formulierte darüber hinaus entsprechende Rechte und Kompetenzen, die ein Compliance Officer benötige. Hierzu zählten ein uneingeschränktes Einsichtsrecht in sämtliche Unternehmensdokumente, eine angemessene Sach- und Personalausstattung sowie eine direkte Berichtslinie zum Vorstand. Im letzten Themenblock des ersten Konferenztages – Haftung und Aufsicht – untersuchte und bejahte Dr. Christian Caracas (Allianz Private Krankenversicherungs-AG) schließlich in seinem wissenschaftlich fundierten Vortrag die Verantwortlichkeit des Vorstands in internationalen Konzernstrukturen nach § 130 OWiG. gies GmbH) und Dr. Jürgen Gleichauf (Mercedes Benz-Cars, Daimler AG) bot den Konferenzteilnehmern einen äußerst interessanten Erfahrungsaustausch über die gelebte Compliance in Russland. So wies Bühring darauf hin, dass die russische Geschäftskultur eher auf die menschliche und weniger auf die rechtliche Ebene ausgerichtet sei. Dies mache ein kulturelles und sprachliches Verständnis unabdingbar, um mit dem russischen Geschäftspartner „warm zu werden“ und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Gleichauf empfahl, bei Geschäften mit Russland wenn möglich auf Vermittler zu verzichten und besser Direktgeschäfte abzuschließen, um Compliance-Risiken zu minimieren. Schwarz erwähnte ferner das „russische Telefonrecht“ als eine weitere russische Besonderheit, an das sich auch Richter halten müssten. Parlamentarische Runde und Verleihung des Deutschen Compliance Preises Themenblock: Branchen-Fokus Am Abend des ersten Konferenztages wurde in feierlicher Atmosphäre unter der Moderation von Armin Fladung (dfv Mediengruppe) der Deutsche Compliance Preis 2015 verliehen. Eine hochkarätig besetzte Jury mit Vertretern aus Forschung, Verbänden und Praxis hatte über die Vergabe der Preise entschieden. Zu den diesjährigen Preisträgern gehörten die Ferro GmbH, die Weilburger Coatings GmbH, die Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM) sowie die Entsorgungsbetriebe Lübeck. Weitere Hintergrundinformationen zu den Preisträgern des Deutschen Compliance Preises 2015 sowie zur Jury, den Nominierten und den Kriterien für die Preiswürdigkeit können Interessierte dem „Preisträger Magazin – Deutscher Compliance Preis 2015“ entnehmen (in Kürze abrufbar unter www. deutsche-compliance-konferenz.de). Kurz vor der Preisverleihung diskutierten im Rahmen der „Parlamentarischen Runde“ Mitglieder des Deutschen Bundestages – Lothar Binding (SPD), Dr. Thomas Gambke (Bündnis 90/Die Grünen) und Halina Wawzyniak (DIE LINKE) – mit den Experten Dr. Johannes Ludewig (Nationaler Kontrollrat), Dr. Heiko Willems (Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.) und Dr. Manfred Rack (Rack Rechtsanwälte) über Compliance, Demokratie und Bürokratieabbau. Für lebhafte Diskussionen sorgte auch in dieser Runde die mögliche Einführung eines Unternehmensstrafrechts in Deutschland. Themenblock: Länder-Fokus Der zweite Konferenz-Tag widmete sich ausgewählten ComplianceThemen der Zukunft. Den Anfang machte dabei Dr. Benno Schwarz (Gibson, Dunn & Crutcher LLP), der im Länder-Fokus zu Russland einen Überblick über die dort geltende und praktizierte Compliance gab. Das folgende Panel mit Dr. Christian Bühring (NUKEM Technolo- Im „Themenblock Branchen-Fokus“ nahm sich Dr. Michael Ramb (Freshfields Bruckhaus Deringer LLP) dem Thema „Compliance im Gesundheitssektor“ an. In seinem Vortrag stellte Ramb aktuelle Trends und rechtliche Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen vor, wie etwa die Pflicht zur Offenlegung von Zuwendungen sowie den Referentenentwurf zur Einführung eines neuen § 299a StGB. Diese Themen waren letztlich auch Gegenstand der folgenden Paneldiskussion mit Frank Keller (Techniker Krankenkasse) und Dr. Eberhard Schmuck von Troilo (Bayer HealthCare Pharmaceuticals). Themenblock: Untersuchungen im Unternehmen Wie sich ein Unternehmen angemessen bei unangekündigten kartellrechtlichen Durchsuchungen („Dawn Raid“) durch das Bundeskartellamt oder die EU-Kommission verhält, zeigten Dr. Daniela Seeliger (Linklaters LLP) und Dr. Oliver Mross (Hella KGaA Hueck & Co.) in ihrem gemeinsamen Vortrag auf. Darüber hinaus beleuchtete Tim Wybitul (Hogan Lovells International LLP) im letzten Vortrag der Konferenz die datenschutzrechtlichen Hürden in der Compliance-Praxis bei der Auswertung von E-Mails. Fazit Der Deutschen Compliance Konferenz ist es mit spannenden Compliance-Themen i. V. m. hervorragenden Referenten, den erstmals auch auf politischer Ebene geführten Compliance-Diskussionen sowie der abermaligen Verleihung des Deutschen Compliance Preises erneut gelungen, den Compliance-Themen der Zukunft auf einem angemessenen Niveau zu begegnen. Wir freuen uns auf eine Fortsetzung der Deutschen Compliance Konferenz im kommenden Jahr! Kontakt: [email protected] Compliance-Berater | 5/2015 | 5.5.2015
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