liebe leserin, lieber leser, text raum

2 I N H A LT
TEXT RAUM 42
ISSN 1860-9686
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,
TEXT
RAUM
2 1. J A H R G A N G | A U S G A BE 4 2 | A P R IL 2 0 15
W
ar es die verschärfte Weltlage oder einfach nur vermutete Langeweile, die uns in der Redaktion auf das Schwerpunktthema „Es kracht“ kommen ließen? Wie auch immer,
heftige Gefühle und Krach sind in Gruppenprozessen nicht immer willkommen, sind aber prägend und bleiben auch bei den
nicht direkt Beteiligten in Erinnerung, was aber nicht bedeutet, dass gerne darüber etwas geschrieben wird. Das mussten
wir bei der Suche nach Beiträgen erfahren. Ein Krach gehört
eher in den nicht öffentlichen, geschützten Raum. Dennoch
blieben wir dabei. Das Heft soll Mut zu großen Gefühlen und
Auseinandersetzungen machen. Und so beginnt der Hauptteil
mit zwei Bekenntnissen zum Krach. Auf diese folgen mehr theoretische Beiträge. Dabei ist es interessant zu beobachten, wie
unterschiedlich die verschiedenen Professionen auf den Krach
sehen. Die Psychologin fragt nach der persönlichen Entwicklung, der Pädagoge danach, wie man bei einem Konflikt wieder
zu einer Lernsituation in der Gruppe kommen kann, der Theaterpädagoge danach, wie er am Ende zu einer befriedigenden
Gestaltung kommt. Der-TZI-Graduierte sieht darauf, wie die
Leitenden selber dabei beteiligt sind. Die Erwachsenenpädagogin interessiert der Zusammenhang zwischen Emotionen und
Lernerfolg. Die Bewegungslehrerin warnt. Die Psychodramatiker kommen im Interview, das Bernd Fichtenhofer mit Doris
Immich führte, zu Wort. Dass auch das Heimkommen in den
beruflichen oder familiären Alltag mit einem Krach verbunden sein kann, deuten die Splitter zu „coming home“ an. Marcel Martins Hinweis auf „it’s a crack in everything“ wendet das
Thema noch einmal ins Ontologische. Der erste Comic in einem
TEXT RAUM bezieht sich auf den Deutschen Bibliodrama-Tag.
Wir hoffen auf weitere. Im Kontrast dazu steht der anspruchsvolle Forschungsbericht von Gudrun Lohkemper. Sie wirbt auf
charmante Weise dafür, sich einer etwas komplexeren Sprache
zu stellen und mit ihr einen neuen Blick auf die Trinitätslehre
zu wagen, einen Traditionsbestand, den Bibliodramatikerinnen
und Bibliodramatiker eher ignorieren. Ekkehard Langbein berichtet ausführlich vom Deutschen Bibliodrama-Tag. Daneben
geht in Köln etwas zu Ende, in Belgien gibt es Aufbrüche in der
Bibliodrama-Bewegung. In diese gibt der Beitrag von Agnes
Bouwen und Anne Coussement einen informativen Einblick.
Bei der Beschäftigung mit großen Gefühlen sind wir auch auf
ein Luther-Zitat gestoßen: „Niemals geht mir Beten, Predigen,
Schreiben besser vonstatten, als wenn ich zornig bin. Denn Zorn
erfrischt mir mein ganz Geblüt, schärft den Geist, vertreibt die
Anfechtungen.“ (WA Tischreden 2410a) Damit wären wir dann
auch schon beim nächsten Deutschen Bibliodrama-Tag zum
Thema „Luther im Reformationsjubiläum ins Spiel bringen“ am
16. Januar 2016 in Bielefeld. Zur kommenden Osterzeit wünschen auch noch andere Gefühle
BIBLIODR AMA INFORMATION
G E S E L L S C H A F T F Ü R BIBL I O DR A M A E .V.
ES KRACHT
ES KRACHT.
Heftige Gefühle im Bibliodrama
KURZNACHRICHTEN
Zentrum Bibliodrama und Bibliolog auf dem 35. Deutschen
Evangelischen Kirchentag Stuttgart 3. – 7. Juni 2015
4
Polnisch-deutsch-dänische Ausbildungsgruppe
besucht Zentrum auf dem Kirchentag
4
Internationaler Spielemarkt in Potsdam unter dem Thema
„spiel-weise“4
Bibliodrama-Angebote zur Reformationsdekade
4
Swedish Bibliodrama has a new place
at Bromma folkhighschool, Stockholm 5
EBEDin.EU-Steuerungsgruppe tagte in Budapest
5
Neuer Vorstand der GfB gewählt
5
INTERVIEW
Bernd Fichtenhofer im Interview mit Doris Immich
„Wenn´s mal kracht im Bibliodrama…“ 6
GRUNDLEGENDE ARTIKEL
Hans Hütter
„wenn‘s kracht“ – Grenzerfahrungen
und Grenzüberschreitungen im Bibliodrama
9
Heiner Aldebert
Wenn‘s kracht – Aus der Rolle fallen… oder auch nicht?
Ein persönlicher Bericht.
12
Ruth Knaup
Wenn‘s kracht - Vom Umgang mit großen Gefühlen
und emotionalen Krisen in Bibliodrama-Gruppen
14
Jürgen Weiß
Störungen haben Vorfahrt
16
Wolf-Peter Szepansky
Wege zur Konfliktklärung in Seminaren 18
Ekkehard Langbein
Krisen im kreativen Prozess
22
P.S.: Vielleicht treffen Sie Redaktionsmitglieder ja auch im Zentrum Bibliodrama und Bibliolog auf dem Kirchentag in Stuttgart.
Denise Frey-Gravili
Emotionen als wichtige Begleiter in Bildungsprozessen
27
PPSMit der Galerie der Titelseiten feiert der TEXT RAUM den
Beginn des 21. Jahrgangs seines Erscheinens.
Andrea Brandhorst
Wenn die Knochen krachen, die Sehnen reißen und die Seele
Schaden nimmt. Prävention im Bibliodrama? 31
Wolfgang Wesenberg, Maria Harder, Heiner Aldebert, Ruth
Knaup, Stefan Schumacher, Else-Natalie Warns.
I N H A LT 3
TEXT RAUM 42
DEAR READERS,
W
FORSCHUNGSBERICHT
Gudrun Lohkemper
„Wenn‘s kracht – Grenzerfahrungen und
Grenzüberschreitungen im Bibliodrama“. 33
PRAXISBERICHTE
Coming home. Zwölf Splitter und ein Blatt zum Übergang
vom Bibliodrama-Erleben zum Alltag 42
Christine Ziepert
Bibliodrama in der systemischen Pädagogik
44
RESONANZEN ZUM DEUTSCHEN BIBLIODRAMA-TAG
Anja Stieghorst
Die kleine Diakonin entdeckt die GfB. Comic 46
Ekkehard Langbein
Inszenierte Entdeckung. Ein Bericht vom Deutschen Bibliodramatag am 17. Januar 2015 in Bielefeld
48
KOMMENTAR
Gerhard Marcel Martin
‚there is a crack in everything’
51
GLOSSE
Ruth Knaup
Feuerwerk der Erinnerungen: Unvergessliche Teilnehmer/innen 53
NACHRICHTEN
Annette Hummelsheim
Meister Eckehart Haus (MEH) 1989 bis 2014
54
Agnes Bouwen, & Anne Coussement
What happens in Belgium?
55
Björn Krondorfer
Sam Laeuchli †
59
BÜCHER UND ANDERE MEDIEN
Heiner Aldebert
Ingo Baldermann: Der Gott der Lebenden. Die Einzigartigkeit der
biblischen Gotteserfahrung.
62
Hermann Brandhorst
Jörg Rosenstock & Roland Rosenstock: Wie lese ich die Bibel?
Neugier genügt.
64
TERMINE
Europäischer Bibliodrama-Kongress und EBN-Meeting 2016 65
Terminseiten 66
REDAKTIONSBEIRAT74
as it due to a rapidly worsening international situation or
possibly out of boredom that we editors thought of the key
topic “There is a clash”? Be it as it may, strong feelings and clashes are not always welcome to group processes. They have a
strong impact on all participants and even are remembered by
those who were not directly involved. During our research for possible contributions to our magazine we came to realise that conflict is not a topic people like to write about. Emotional outbursts
of this sort seem to be associated with a non-public, extremely
private and sheltered sphere. Still, we decided to hold on to our
subject, for the magazine is supposed to embolden us to express
strong feelings and help us to open up to controversy. Along these
lines, the main section will start off with two personal confessions
about a clash. The following essays are more theoretical. They
illustrate the multitude of views different disciplines and professions have on conflicts: the psychologist asks after the personal
development, the educationalist seeks for a way to overcome the
conflict to return to a new learning situation for the group, and
the theatre pedagogue wishes to find a satisfying staging. The
TZI graduate focuses on the part the group leader plays in the
conflict, and the pedagogue of adult education is interested in the
close connection of emotions and learning success. The kinesiologist cautions; and the approach of the psychodrama director is
captured in the interview of Doris Immich by Bernd Fichtenhofer.
Even such an everyday occurrence as getting home from a Bibliodrama event and returning to the family or the job can be the
cause for conflict as seen in the short snippets in our column coming home. The statement of Marcel Martin “it’s a crack in everything” finally considers the topic ontologically. The first comic
published in TEXT RAUM refers to this year’s German Bibliodrama
Congress. We hope for a continuation of this text-image-format.
It is followed by the ambitious research paper by Gudrun Lohkemper. She charmingly pleads to re-engage in a more complex
language and, with this, to chance a new perspective on trinity,
a traditional concept that bibliodramatists tend to ignore. Then,
Ekkehard Langbein recounts the German Bibliodrama Congress.
And while in Cologne something comes to an end, new developments concerning the Bibliodrama movement are reported from
Belgium.
On our pursuit of strong feelings we stumbled upon a quote by
Martin Luther: “I am never praying, preaching, writing quite as
easily as when I am furious. Anger refreshes my whole blood,
sharpens the mind, and banishes temptations.” (WA Tischreden
2410a). With this we would like to announce the next German Bibliodrama Congress in Bielefeld on January 16, 2016. The topic is:
„Luther im Reformationsjubiläum ins Spiel bringen“.
With best wishes for the coming Easter Season and especially
for other feelings as well,
Wolfgang Wesenberg, Maria Harder, Heiner Aldebert, Ruth
Knaup, Stefan Schumacher, Else-Natalie Warns.
P.S.: Perhaps you will meet the editors at the Bibliodrama and
Bibliolog Centre on the Kirchentag in Stuttgart.