2015-07-08 fzhg_leporello_SoSe-15 - Goethe

FF2 Kulturen des Politischen
8. Juli 2015, 18 Uhr,
Publikationen
Terminübersicht
Campus Westend, IG-Farben-Haus,
MITTWOCH, 29. APRIL 2015, 18 UHR
Forms of forgetting
Aleida Assmann
Norbert-Wollheim-Platz 1, Raum 411
Bisher
erschienen
Fiskus und Finanz:
zum Begriff einer
›seignioralen Macht‹.
Joseph Vogl ist Professor für Literatur- und Kulturwissenschaft
an der HU Berlin
MITTWOCH, 27. MAI 2015, 18 UHR
»to climb into other people’s heads«
– Thomas Kuhn, die Wissenschaftsgeschichte und das Interview
Anke te Heesen
MITTWOCH, 10. Juni 2015, 18 UHR
Wie christlich ist das
Mittelalter?
Jan-Dirk Müller
Joseph Vogl
Die Neuzeit hat nicht nur souveräne Staatsapparate, international operierende Handelskompagnien, einflussreiche Financiers
und dezentrale Märkte hervorgebracht. Es hat sich auch ein
spezifischer Machttypus formiert, der weder durch politische
Strukturen noch durch ökonomische Strategien hinreichend
beschreibbar ist. Er konstituiert sich allein über das Ineinanderwirken beider Pole. Mit Blick auf die Monetarisierung der europäischen Wirtschaft seit der Renaissance und auf die Bereicherungseffekte fiskalischer Geldpolitik könnte man hier von einer
‚seignioralen Macht‘ sprechen (abgeleitet von seigniorage, dem
Münzgewinn oder Schlagschatz bei der Emittierung von Geld).
Sie unterscheidet sich von den Spielarten staatlicher Macht dadurch, dass sie weder mit der politisch-juridischen Institution
souveräner Gewalt noch mit den Technologien der Regierung
koinzidiert und auf der Integration privater Akteure und unternehmerischer Praxis in die Ausübung von Politik basiert.
Die hohe Verschuldung europäischer Fürsten- und Staatshaushalte seit der Renaissance führte nicht nur zu engen Bündnissen
und Verwicklungen zwischen Fiskus und privater Finanz, sondern zugleich zur Entstehung und Expansion internationaler
Kapitalmärkte. Der Vortrag ist verschiedenen Aspekten in der
Genese seignioraler Machtformen seit der frühen Neuzeit gewidmet: dem Problem des Fiskus, dem Status der Münzpolitik,
der Rolle des öffentlichen Kredits.
Forschungszentrum
Historische Geisteswissenschaften
Frankfurt Humanities
Research Centre
Historische Geisteswissenschaften.
Frankfurter Vorträge.
Publikationsreihe des Forschungszentrums Historische
Geisteswissenschaften im Wallstein Verlag für 9,90 € je Band.
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Alain Schnapp – Was ist eine Ruine?
Entwurf einer vergleichenden Perspektive, 2014
David Nirenberg – »Jüdisch« als politisches Konzept.
Eine Kritik der Politischen Theologie, 2013
MITTWOCH, 24. JUNI 2015, 18 UHR
From Breslau to Jerusalem:
The Transformation of the
Geisteswissenschaften to
Madaei Haru`ach
Rivka Feldhay
Mittwochskonferenzen
Termine Sommersemester
2015
MITTWOCH, 8. JUlI 2015, 18 UHR
Fiskus und Finanz:
zum Begriff einer
»seignioralen Macht«.
Joseph Vogl
Ute Frevert – Vergängliche Gefühle, 2013
Luca Giuliani – Possenspiel mit tragischem Helden.
Mechanismen der Komik in antiken Theaterbildern, 2013
Helmut Lethen – Suche nach dem
Handorakel. Ein Bericht, 2012
Lyndal Roper – Der feiste Doktor.
Luther, sein Körper und seine Biografen, 2012
Quentin Skinner – Die drei Körper des Staates, 2012
Forschungszentrum
Historische Geisteswissenschaften
Frankfurt Humanities
Research Centre
Goethe-Universität | Campus Westend
Norbert-Wollheim-Platz 1
60323 Frankfurt a. M.
Telefon 069 / 798-32344,
Fax 069 / 798-32115
[email protected]
fzhg.org
Mittwochs, 18 Uhr,
Campus Westend, IG-Farben-Haus,
Norbert-Wollheim-Platz 1, Raum 411
FF3: WISSENSKULTUREN
FF1: Historische Epistemologie
29. April 2015, 18 Uhr,
27. Mai 2015, 18 Uhr,
FF2 Kulturen des Politischen
FF3 Wissenskulturen
10. Juni 2015, 18 Uhr,
24. Juni 2015, 18 Uhr,
Campus Westend, IG-Farben-Haus,
Campus Westend, IG-Farben-Haus,
Campus Westend, IG-Farben-Haus,
Campus Westend, IG-Farben-Haus,
Norbert-Wollheim-Platz 1, Raum 411
Norbert-Wollheim-Platz 1, Raum 411
Norbert-Wollheim-Platz 1, Raum 411
Norbert-Wollheim-Platz 1, Raum 411
Forms of
Forgetting
“to climb into other
people’s heads” – Thomas Kuhn,
die Wissenschaftsgeschichte
und das Interview
Wie christlich
ist das Mittelalter?
From Breslau to
Jerusalem: The Transformation of the Geisteswissenschaften to Madaei Haru`ach
Aleida Assmann
Anke te Heesen
Jan-Dirk Müller
Rivka Feldhay
Erinnern und Vergessen bilden kein ein striktes Gegensatzpaar.
Sie sind meist eng mit einander verschränkt und wirken als ein
dynamischer Zusammenhang. Auf den ersten Blick ist Vergessen ein Geschehen, das sich jenseits von bewusstem Handeln
vollzieht und über das wir keine Kontrolle haben. Das ändert
sich allerdings, wie ich zeigen möchte, wenn man über die individuelle Erfahrung hinausgeht und Vergessen im Rahmen
sozialer Dynamiken, politischer Prozesse und kultureller Praktiken untersucht. Der Vortrag wird anhand von Beispielen unterschiedliche Formen und Funktionen des Vergessens in ihren
sozio-kulturellen Kontexten vorstellen. Dabei soll auch die Frage gestellt werden, ob das Internet Zeitalter eine neue Mediensituation hervorgebracht hat, die die Ökologie des Erinnerns
und Vergessens radikal verändert und auf eine neue Grundlage
gestellt hat.
1961 wurde nach umfangreichen Vorarbeiten das von der National Science Foundation geförderte Projekt Sources for History of
Quantum Physics begründet. Mit einer Laufzeit von drei Jahren
hatte es sich vorgenommen, eine Vielfalt an noch existierenden
schriftlichen Dokumenten und lebenden Erinnerungen zu den
großen physikalischen Entwicklungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu sammeln und zu sichern. Mit der Leitung des Projekts wurde Thomas S. Kuhn beauftrag. Dieses heute unter dem
Titel Archives for the History of Quantum Physics bekannte Projekt hat viele physikgeschichtliche Arbeiten erstmals ermöglicht
und ist als einzigartige Quellensammlung in die Wissenschaftsgeschichte eingegangen. Blickt man allerdings in die Projektunterlagen, so wird schnell deutlich, dass zu Beginn noch ganz andere Hoffnungen mit den living sources verbunden waren. Wer
und warum sollte interviewt werden?
Der Vortrag handelt von einigen Spannungen, die den Geisteswissenschaften als Forschungsfeld inhärent sind, zwischen einer
epistemischen Verpflichtung zur Wahrheit, einer ethischen und
politischen Verpflichtung zu Reflexion und Kritik, und dem Streben der Künste und Wissenschaften nach institutioneller Autonomie. Im ersten Teil wird eine kurze Genealogie des Problems
der Geisteswissenschaften in drei Stationen skizziert: die Studia
Humanitas des 14./15. Jahrhunderts; Kants Ideen der Freiheit
der Philosophie; Humboldts Konzept der Positionierung der
Universität gegenüber Staat und Nation. Im zweiten Teil wird
die Migration der Geisteswissenschaften nach Palästina dargestellt und ihre Transformation zu Madaei Haruah (wörtlich: die
Wissenschaften des Geistes) an der Hebräischen Universität. Der
Vortrag schließt mit einigen Worten zur Gegenwart und Zukunft
der Geisteswissenschaften in Israel.
Der Vortrag erfolgt in Kooperation mit unserer FRANKFURT
MEMORY STUDIES PLATFORM und findet deshalb in englischer
Sprache statt.
Anke te Heesen ist Professorin für Wissenschaftsgeschichte an
der HU Berlin
Wie stichhaltig ist das Bild vom christlichen Mittelalter? Unstreitig
breitet sich seit der Spätantike das Christentum aus, bestimmt nicht
nur die religiöse, sondern auch die politisch-soziale Ordnung und
durchdringt das Denken und Imaginieren der Eliten. Die seit der frühen Neuzeit und dem mit ihr einsetzenden Säkularisierungsprozess
typische Trennung geistlicher und profaner Sphären ist daher der
mittelalterlichen Literatur unangemessen. Ebenso unstreitig aber
enthält die mittelalterliche Welt Elemente, die sich der Christianisierung widersetzen und die u. a. in den Reformationen des Spätmittelalters als in der Tendenz ‚heidnisch‘, ‚abergläubisch‘ und unchristlich
ausgeschieden werden. Solche Elemente finden sich in Selbstbildern und Weltentwürfe einer adligen Kriegergesellschaft, die schon
von ihrer ursprünglichen Struktur und Ethik in Spannung zu christlichen Lebensordnungen steht. Diese greifbare Spannung versucht
man in immer neuen Anläufen zu bewältigen. Eine wichtige Station
ist die höfisch-ritterliche Kultur des hohen Mittelalters. Sie wird als
Synthese christlicher und feudaler Traditionen gesehen. Bei näherem Zusehen sind freilich Risse zu erkennen, Spannungen, die von
den größten Autoren reflektiert werden. Ein besonders zugespitzter
Kasus soll am ‚Herzmaere‘ Konrads von Würzburg dargestellt werden, am Verhältnis von profanen und religiösen Zielen, von Gottesliebe und erotischer Liebe, von Sakralisierung und Blasphemie.
Aleida Assmann ist emeritierte Professorin für Anglistik an
der Universität Konstanz
Jan-Dirk Müller ist Emeritus für deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters an der LMU München
› Im Anschluss an den Vortrag:
Eröffnung der Ausstellung »The Russian Ending«
von Tacita Dean in der Studiengalerie 1.357
› Im Anschluss an den Vortrag:
Eröffnung der Ausstellung »Schlesisches Himmelreich« von Jörg Herold in der Studiengalerie 1.357
Rivka Feldhay ist Professorin für Wissenschaftsgeschichte an
der Universität Tel Aviv