Das Sicherheitsmagazin der AUVA Oft ist es nur ein Moment. April 2015 8 Schlaf ohne Ende Tipps gegen Frühjahrsmüdigkeit 16 23 „Cobra, übernehmen Sie!“ Wenn Risiko zum Beruf gehört Sport-Tipps 124 Muskeln im Teamwork Jung und Alt auf Augenhöhe So arbeiten Generationen im Familienbetrieb zusammen P.b.b. GZ: 11Z039012 M Retouren an PF 555, 1008 Wien Erscheinungsort Wien Verlagspostamt 1090 Wien ie S n er on h c i S ch s h sic zt Ihr r! jet imme elz t o H Foto: sail716,123rf.de FORUM PRÄVENTION 18. bis 21. Mai 2015 Hofburg | Wien THEMEN: Neue Medien Arbeitszeit als Faktor für Sicherheit und Gesundheit Da der Europäische Song Contest 2015 in Wien ausgetragen wird (Finale am Samstag, den 23. Mai 2015), empfehlen wir eine möglichst rasche Hotelreservierung oder -buchung. Setzen Sie sich direkt mit dem Hotel Ihrer Wahl in Verbindung! http://forumpraevention.auva.at Editorial • Inhalt Wolfgang Hawlik, Chefredakteur Wenn ich gross bin ... COVERFOTO: © PeopleImages - istockphoto Familienunternehmen stellen gute Beispiele dar, wie Generationenmanagement klappen kann. Sie sind nicht immer leicht zu lenken, aber sie haben dennoch oft Erfolg. Kinder sehen die Welt oft mit ganz anderen Augen als Erwachsene. Und sie haben – zugegebenermaßen altersabhängig – oft ganz andere Vorstellungen davon, wie sie ihr eigenes Leben einmal gestalten und die Welt verändern werden. Und dann gibt es einen Bereich, in dem der skizzierte Generationenkonflikt scheinbar überhaupt keine Rolle spielt: In tausenden Betrieben in diesem Land arbeiten täglich Familienmitglieder unterschiedlichen Alters Hand in Hand am gemeinsamen Unternehmenserfolg und ziehen an einem Strang. Warum „scheinbar“? Natürlich kommt es auch in Familienbetrieben zu generationsspezifischen Meinungsverschiedenheiten. Und oft will die Jugend genau hinterfragen, ehe sie gemeinsam mit den „Alten“ etwas weiterführt. Und oft müssen die Alten eingestehen, dass die Jungen vielleicht recht haben, wenn Sie Veränderungen einmahnen und Neues umsetzen wollen. Es existiert so gut wie kein profitabler Familienbetrieb in Österreich, der sich in den letzten Jahrzehnten nicht wesentlich verändert hat: Neue Produkte, neue Dienstleistungen, vielleicht auch „nur“ neue zeitgemäße Rezepturen, umgesetzt mit neuen Maschinen und Technologien – die Veränderung und Anpassung war immer ein Erfolgsrezept. Und dieses Erfolgsrezept immer eine Mischung aus Wissen und Tradition gepaart mit Fortschrittsgeist und einer Prise unternehmerischem Risiko. „Was Du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen“, heisst es in Goethes Faust. – Dies ist eine Aussage, die sehr gut zum Generationenmanagament in Familienunternehmen passt, meint Ihr Redaktionsteam [email protected] © tunedin - Fotolia © R. Reichhart/AUVA 10 News ............................................................................................................................................. 4 Was tun, wenn der Kollege unter „Frühjahrsmüdigkeit“ leidet? ........................................................................... 8 Tipps für den Umgang mit Mitarbeitern, die nicht in Schwung kommen COVERTHEMA: Jung und Alt auf Augenhöhe ....................................................................... 10 Wie Generationen im Familienbetrieb miteinander zurecht kommen Zukunftsszenario 2040 ........................................................................................ 14 Wie das Leben in 25 Jahren aussehen kann Berufsbilder/Menschenbilder: „Cobra, übernehmen Sie!“ .............................................................................. 16 Wie trainiert und risikobewusst die bekannte Spezialeinheit ist ALLE!ACHTUNG!-Award: Erdbau Josef Rass .................................................................................................... 18 Mit dem Fahrrad von Baustelle zu Baustelle Vision „Zero“ ................................................................................................................ 20 Die Salzburg Fuelling GmbH ist aktueller Preisträger der Goldenen Securitas in der Kategorie „Sicher und gesund arbeiten“. Kinder & Jugendliche .......................................................................................... 22 Checklisten Maschinensicherheit V 2.0 Sport-Tipps ....................................................................................................................... 23 Golf: 124 Muskeln im Teamwork Hinweis: Mit Rücksicht auf die bessere Verständlichkeit verzichten wir auf durchgängige beidgeschlechtliche Personenbezeichnungen. IMPRESSUM: Herausgeber: Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA), 1200 Wien, Adalbert-Stifter-Straße 65, Internet: www.auva.at | eauftragter Redakteur: Wolfgang Hawlik, Tel.: +43 5 93 93-22907 | [email protected] | ASSISTENZ: Michaela Krasznyanszky, B Tel.: +43 5 93 93-22901 | [email protected] | Medieninhaber: ÄrzteVerlag GmbH, 1090 Wien, Währinger Straße 65, Tel.: +43/961 1000-0, [email protected] | Redaktion: Mag. 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D ie AUVA-Website ist mit knapp 2.100 Seiten die größte Internet-Präsenz unter den heimischen Sozialversicherungsträgern, die zweitgrößte umfasst „nur“ knapp 1.600 Seiten. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass die AUVA ihren gesetzlichen Auftrag zur Werbung für die Gedanken der Prävention sehr ernst nimmt: Dem umfangreichen Dienstleis- tungsangebot rund um die Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten wird auch im Internet breiter Raum gewidmet, sämtliche Publikationen aus dem Bereich Prävention stehen als PDFDateien zum Download zur Verfügung. Das neue Design der AUVA-Website hat auch zu einer Neugliederung der Startseite bzw. der sogenannten Knoten- seiten für die vier Kernaufgaben Prävention, Unfallheilbehandlung, Rehabilitation und finanzielle Entschädigung geführt. Den Besuchern der Website – immerhin verzeichnet www.auva.at monatlich rund 170.000 Visits – soll damit die Orientierung im umfangreichen Informationsangebot der AUVA wesentlich erleichtert werden. Dank sogenanntem Responsive Design können sämtliche Websites nun viel besser auf Smartphones und Tablets dargestellt werden. BUCHTIPP Wartezimmer wird mobil War das Handy früher in öffentlichen Warteräumen verpönt, wird es nun immer öfter als Medium zur nachhaltigen Patienten-Information und -Aufklärung eingesetzt. Die neueste Innovation in diesem Bereich ist ein modernes Online-Quiz mit spannenden Gesundheitsfragen, das die Patienten auf ihrem Handy oder Tablet spielen können. Über einen QR-Code, der im Wartezimmer auf das neue Tool aufmerksam macht, können sich die wartenden Patienten schnell und einfach in das Quiz einwählen. „Die Quizfragen werden passend zum Fachbereich des Arztes zusammengestellt und bereiten die Patienten spielerisch und dennoch effektiv auf das kommende Arztgespräch vor“, erklärt Mag. Lars Tursky, Geschäftsführer der IDS Media Austria GmbH, der das neue Online-Aufklärungstool nach Österreich bringt. So können etwa spezielle Fragen zu Diabetes oder Alzheimer die Patienten für die Symptome dieser Krankheiten sensibilisieren und zu einer verstärkten Eigenbeobachtung und Vorsorge führen. Nimmt der Patient das eine oder andere Anzeichen für eine Krankheit an sich selbst wahr, kann er dies dem behandelnden Arzt gleich im anschließenden Gespräch mitteilen. In den ersten zwei Monaten konnten bereits über 2.500 User verzeichnet werden. www.ids-media.at Gleichstellung in der Sackgasse Frauen, Männer und die erschöpfte Familie von heute. Frauen sind mehrheitlich berufstätig, Männer engagieren sich in der Kinder- und Altenbetreuung. Jedoch ist es um die Entwicklung in Richtung Gleichberechtigung ruhiger geworden. Statt Rollenzuweisungen fordern mehr Menschen Selbstbestimmung bei der Lebensgestaltung. Doch wie frei können sich Frauen und Männer heute entscheiden bzw. welche Rahmenbedingungen benötigen sie dafür? Die Autoren des Buches beschäftigen sich mit der Frage, welchen Veränderungen die Rollenbilder von Frauen und Männern unterworfen sind und vor welchen Herausforderungen sie zwischen Tradition und Moderne stehen. Ist die Balance zwischen Privatleben und Berufsleben ausgeglichen? Weitere Themenbereiche, die in dem Buch behandelt werden, umfassen: Frauen und Männer im Modernisierungsstress, wie Gleichberechtigung heute (nicht) funktioniert und Fakten, Tendenzen und offene Fragen. Für die gerechte Verteilung der Lasten gilt es, kreative neue Lösungen für die Herausforderung der Gegenwart und Zukunft zu entwickeln, diese sollten partnerschaftlich getragen werden. Paul M. Zulehner, Petra Steinmair-Pösel. Gleichstellung in der Sackgasse. Styria premium. ISBN 978-3-222-13437-1 4 4/2015 www.alle-achtung.at Immer mehr Berufstätige achten darauf, dass sich der Job gut mit ihrem Privatleben vereinbaren lässt: 58 Prozent der Erwerbstätigen in Österreich sagen, dass sie keinesfalls für die Karriere ihr soziales Umfeld aufgeben würden – bei den Frauen sind es sogar 62 Prozent. W ichtiger als berufliches Fortkommen ist den Befragten auch ihre Partnerschaft. Mehr als die Hälfte lehnt zum Beispiel eine Fernbeziehung als Preis für die Karriere ab. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Marketagent.com im Auftrag von XING durchgeführt hat. Wenn es um das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben geht, stehen flexible Arbeitszeiten ganz oben auf der Liste. Kinderbetreuung direkt im Unternehmen ist dagegen nur für gut ein Drittel ein relevanter Benefit des Arbeitgebers. Dass es im Unternehmen eine hohe Akzeptanz von Karenz für Männer gibt, halten 56 Prozent für wichtig bzw. sehr wichtig – vor allem Frauen und 18- bis © BartekSzewczyk - iStockphoto Stress bei der Jobsuche 39-Jährige geben diesem Angebot eine hohe Bedeutung. Gleichzeitig glauben 18 Prozent, dass es ein Karriereknick ist, wenn Männer Elternzeit nehmen. Ob ein neuer Arbeitgeber hält, was er verspricht, zeigt sich meist erst in der Praxis. Die Angst davor, dass ein Unternehmen im Nachhinein nicht dem entspricht, wie es sich nach außen präsentiert, ist für nahezu zwei von drei Befragten mit Abstand der größte Stressfaktor bei der Jobsuche. Nicht zu wissen, wie man den Job findet, der am besten zu einem passt, stresst Menschen mit Kindern deutlich mehr als solche, die ohne Kinder leben. Nicht zuletzt deshalb befürworten viele Jobsuchende Hilfe von gewinn spiel außen. Die Befragten setzen ihre Hoffnung z. B. auf eine Internetplattform, die eine gezielte Jobsuche zu den jeweiligen Lebensumständen ermöglicht oder auf Erfahrungsberichte und Bewertungen des potenziellen Arbeitgebers durch dessen Mitarbeiter. Entsprechende Recherchemöglichkeiten bieten beispielsweise Arbeitgeberbewertungsplattformen wie kununu (www.kununu.com) oder der XING Stellenmarkt, der eine neue Art der Jobsuche integriert (www.xing.com/stellenmarkt). Ob im Büro, im Auto oder zu Hause vor dem Fernseher – die meiste Zeit des Tages verbringen wir sitzend. Der daraus entstehende Bewegungsmangel und eine häufig falsche Sitzhaltung haben oft Verspannungen und Rückenbeschwerden zur Folge. Ein Problem, das mit dem richtigen Training in 15 Minuten, drei Mal pro Woche, bald vergessen ist. Das MFT Rückenfit-Set, bestehend aus der Balanceplatte MFT Fit Disc und dem Aktiv-Sitzkissen Magic Sit, wirkt diesem Problem entgegen. Dank Koordinationstraining auf der MFT-Balancierplatte Fit Disc werden selbst die verstecktesten Muskeln gestärkt – das schont die Wirbelsäule und verbessert die Haltung. Damit auch beim Sitzen die Rückenmuskeln gefordert werden, bietet der Magic Sit die optimale Ergänzung. Durch Gewichtsverlagerungen am Sitzkissen wird die sonst weitgehend lahmgelegte Muskulatur fast nebenbei trainiert. © MFT Gewinnen Sie drei Rücken Fit Sets, bestehend aus dem Magic Sit und der MFT Fit Disc, und trainieren Sie sich fit. Die Gewinnfrage: Aus welchen 2 Produkten besteht das MFT Rückenfit Set? Senden Sie die richtige Antwort an: [email protected] Und speziell für ALLE!ACHTUNG!-Leser: Mit dem Rabatt-Code „Fit20“ erhalten Sie bis Ende Mai 20 Prozent beim Erwerb des MFT Rückenfit-Sets im Online Shop: www.mftshop24.com. Eingabe des Codes im „Warenkorb“ unter „Ihr Guthabenkonto“ + „Einlösen“ – dann ist der reduzierte Betrag gleich ersichtlich. Damit sparen Sie Geld und unterstützen Ihren gesunden Rücken. AUVA news Essstörungen bei Männern am Vormarsch © Kurhan - Fotolia Robbie Williams ist nicht der einzige Prominente, der wegen seines Aussehens ins Kreuzfeuer der Kritik geriet. „Gladiator“-Star Russell Crowe wurde wegen ein paar zusätzlichen Pfunden „Bladiator“ getauft, „Terminator“ Arnold Schwarzenegger wegen seiner altersbedingten Leibesfülle als „Schwartenegger“ bezeichnet. Gesundheitsinitiative als internationales Vorzeigeprojekt Die von der niederösterreichischen Gemeinde Grafenwörth und dem AIT Austrian Institute of Technology ins Leben gerufene innovative Gesundheitsinitiative „Grafenwörth bewegt“ wurde kürzlich mit dem Zukunftspreis Niederösterreich ausgezeichnet. Das Projekt kombiniert ein attraktives Laufnetz für verschiedene Schwierigkeitsstufen mit modernsten Technologien, die eine orts- und zeitunabhängige Betreuung und Kommunikation zwischen sportlich Tätigen und medizinischer Betreuung ermöglichen. Zur aktiven Förderung einer regelmäßigen körperlichen Aktivität entwickelten die Projektpartner ein ganzheitliches Bewegungskonzept. Kardiologe und Sportmediziner Dr. Manfred Wieser, MSc: „Egal ob jung oder alt, ob Sportler oder Patient, jeder kann mitmachen. Bewegung wird für uns Ärzte ganz gezielt verordenbar. Gleichzeitig können mit dem System sowohl Häufigkeit der Bewegung als auch Vitaldaten wie Gewicht und Blutdruck dokumentiert werden.“ Damit werden sowohl die Mobilität im hohen Alter und die Bewegung von Kindern gefördert als auch Hobby- und Leistungssportler professionell während ihres Trainings unterstützt und betreut. www.ait.ac.at 6 4/2015 www.alle-achtung.at M änner – und zwar nicht nur Promis – sind solche Kritik nicht gewöhnt, während Frauen traditionell mit Bildern von unerreichbar schönen Mädchen in Magazinen, Werbung, Filmen und im TV aufwachsen. Experten meinen, dass dies nicht zuletzt zum Anstieg von Essstörungen beigetragen hat und dieser Trend jetzt auch die Männerwelt erreicht. Steve Bloomfield von der Eating Disorders Association (EDA) bestätigt, dass in Großbritannien bereits zehn Prozent der Männer von Anorexie und Bulimie betroffen sind, Tendenz steigend: „Die Ursachen sind bei Frauen und Männern gleich: persönliche Krisen, Depressionen, sozialer Druck.“ Während Frauen hungern, halten sich Männer für schmächtig und sind trotz Waschbrettbauch magersüchtig. www.sowhat.at etro ffene Rund je der zehntn lie chB, b ei der ist b ereits mänStörun g (Ess Bin ge-Eatin g- ontrollver lust) attacken mit K der dritte. ist d ies so ga r jeu Essstörun gen Im V ergleich zd d iese b ei b ei Frauen wir hr spät Männern o ft se d iagnostiziert. AUVA-Seminare Einzelpersonen, Firmen und Organisationen können das umfassende Seminar angebot der AUVA für ihre Weiterbildung nutzen. Hier ein Auszug an Terminen: TerminThema Ort 15.04. Die Maschinen-Sicherheitsverordnung (MSV 2010) 15.04. Unterbrechungen und Störungen in der Arbeitsorganisation 16.04. Auffrischung für Brandschutzbeauftragte 17.04. Behindertengerechte Gestaltung von Arbeitsstätten 28.04. Die GHS Verordnung 29.04. Anforderungen an Arbeitsmittel nach der AM-VO 05.05. Durchführung und Dokumentation der Arbeitsplatzevaluierung 11. und Ausbildung zum Laserschutzbeauftragten 12.05. (Technik) 12.05.Alternsgerechtes Arbeiten 19.05. Umbau von Maschinen 28.05. Prüfpflichten im Arbeitnehmerschutz Kremsmünster Linz Laaben bei Wien Graz Linz Semmering Linz Hall/Tirol Keutschach Semmering Kremsmünster Weitere Angebote, nähere Informationen und Anmeldung unter www.auva.at/ kursbuchung. Wenn Sie regelmäßig über das Seminarangebot der AUVA informiert werden wollen, abonnieren Sie unseren Newsletter unter www.auva.info. © Klaus Eppele - Fotolia Imagekampagne für Zeckenimpfung Gegen die FSME schützt nur die Impfung. Jetzt wird in Österreich zur „Zeckenkrankheit“ eine Informationskampagne mit dem Motto „Kein Bundesland ist frei von Zecken“ gestartet. V ergangenes Jahr gab es in Österreich 80 Erkrankungen. Nur noch 46 Prozent der Österreicher befinden sich im korrekten und somit zu 99 Prozent wirksamen Impfschutz. Als die Immunisierungskampagnen im Jahr 1981 gestartet wurden, gab es jährlich noch bis zu 700 Erkrankungen. Die Verbreitung der Fälle der „ZeckenKrankheit“ hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich geändert. Mit 20 Fällen war Tirol im Jahr 2014 nach Oberösterreich (23) bereits an zweiter Stelle der Bundesländer-Rangliste. Im Laufe der Zeit ist die FSME in Österreich offenbar immer mehr nach Westen gewandert. Die meisten Erkrankungen gab es im vergangenen Jahr in der Altersgruppe der 51-bis 60-Jährigen. Irgendwann einmal gegen die FSME geimpft worden sind bereits 85 Prozent der Bevölkerung. Doch das bedeutet nicht, dass sie sich wirklich im Impfschutz befinden. Im wissenschaftlich abgesicherten, korrekten Impfschema – das sind alle fünf Jahre Auffrischung bzw. ab dem 60. Lebensjahr alle drei Jahre sind mittlerweile nur mehr 46 Prozent aller Österreicher. Forum Prävention 2015 Das „FORUM PRÄVENTION“ ist die bedeutendste österreichische Fachveranstaltung auf dem Gebiet der Prävention und findet jährlich statt. Die Sicherheitsexpertinnen und -experten stellen neue Entwicklungen vor, informieren über Vorschriften, präsentieren Kampagnen für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz und führen Workshops durch. Neben Fachleuten aus diesen Bereichen sollen auch Führungskräfte und Betriebsräte angesprochen werden. Forum Prävention 2015 | 18. bis 21. Mai 2015 Kongresszentrum Hofburg | 1010 Wien, Heldenplatz 1 Zum Forum wird heuer der Eröffnungsvortrag des Mathematikers und Physikers Univ.-Prof. Dr. Rudolf Taschner zum Thema „Die Kunst, Schwieriges zu vermitteln“ einleiten. Komplexe, interaktive Vorgänge wie die Vermeidung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten verlangen umfassende Kommunikation. Mangelhafte Kommunikation stellt einen wesentlichen Risikofaktor dar. Zudem verlangen neue Herausforderungen einer globalisierten Wirtschafts- und Dauerstress im Job stoppen Eine von der EU im Jahr 2014 gestartete Aufklärungskampagne unterstützt Arbeitgeber und Arbeitnehmer beim gemeinsamen Stressmanagement. Stress am Arbeitsplatz ist das zweithäufigste arbeitsbedingte Gesundheitsproblem in Europa. Lange Krankenstände, Invaliditätspensionen und Fehltage sind die Folgen. Eine Enttabuisierung des Themas tut dringend not, wünscht sich Sozialminister Rudolf Hundstorfer: „Obwohl arbeitsbedingter Stress immer weiter verbreitet ist und zu immer höheren Kosten führt, mangelt es immer noch an Verständnis für die Problematik und das Thema bleibt weiterhin sensibel.“ Ziel der Kampagne ist es zu zeigen, dass mit psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz genauso systematisch umgegangen werden kann wie mit anderen Risiken im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit. www.arbeitsinspektion.gv.at ische Da der Europä t 2015 Song Contes Wien ausgezeitgleich in pfehlen wir em , tragen wird t rasche hs eine möglic ung oder ier rv se lre te Ho -buchung. http://forumpraevention.auva.at Arbeitswelt nach neuen Strategien und nach der Nutzung von neuen Medien. Gerade die Experten für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit wissen um die Schwierigkeit und um die Herausforderung bei der Vermittlung von komplexen Sachverhalten Bescheid, ist es doch ihre Kernaufgabe, Schwieriges verständlich und nachvollziehbar darzustellen. Ideen, Anregungen und Lösungen werden in dem umfassenden viertägigen Programm dargestellt und diskutiert. AUVA aktuell n n we , n tu as W … … ein Kollege unter „Frühjahrsmüdigkeit“ leidet? Das Gefühl kennt fast jeder: müde aufzustehen, nicht in die Gänge zu kommen, unmotiviert und lustlos zu sein und sich dabei über sich selbst zu ärgern. Eine Reihe von Gegenstrate gien hilft, den Organismus wieder in den Aktivitätsmodus zu schalten. Probieren Sie es! E s ist eigentlich widersinnig: Die Blumen drängen ins Freie und gieren nach Sonne, die Bäume setzen ihr erstes Grün an,Tiere werden aktiv und die Natur fasziniert mit ihrer alljährlichen Energieexplosion. Und wir? Wir werden müde und würden am liebsten ständig ein Nickerchen einlegen – wir, das sind immerhin etwa 29 Prozent der Bevölkerung. Frühjahrsmüdigkeit ist keine Krankheit im eigentlichen Sinne, sondern eine verringerte Leistungsbereitschaft und Mattigkeit, die viele Menschen im Frühling verspüren. Häufig kommen auch Wetterfühligkeit, Schwindel, Kreislaufprobleme, emotionale Gereiztheit, Kopfschmerzen und Antriebslosigkeit dazu. Betroffene fühlen sich krank, obwohl sie es nicht sind. Wer diese Symptome kennt oder sie in der Kollegenschaft beobachtet, kann aktiv dagegen ankämpfen. Extreme Müdigkeit trotz aus reichend Schlaf oder ohne Anlass deutet meist auf Probleme hin. Chaosstifter Sonne Über die Ursachen der Frühjahrsmüdigkeit sind sich Wissenschaftler nicht ganz einig. Lichtmangel in der kalten Jahreszeit könnte einen Faktor darstellen, aber auch der Hormonhaushalt spielt mit. Schwankende Temperaturen machen dem Blutdruck zu schaffen und schicken ihn ab und an in den Keller – das verstärkt das Müdigkeitsgefühl noch zusätzlich. Ziemlich sicher hat der Körper Probleme, sich auf die neuen Licht- und Temperaturverhältnisse einzustellen. Die vermehrte UV-Strahlung sorgt für eine zusätzliche Ausschüttung des Glückshormons Serotonin und eine Reduktion des Schlafhormons Melatonin. Das kann Chaos im Hormonhaushalt verursachen – der Körper findet sein ausgewogenes Maß nicht so schnell, wie die Umstellung erfolgt, und reagiert mit dem Zurückfahren der Energie. Höhere Temperaturen weiten die Blutgefäße und 8 4/2015 www.alle-achtung.at senken den Blutdruck. Das macht müde, manchmal auch schwindelig und oft matt. Wetterfühlige Menschen leiden vermehrt unter Frühjahrsmüdigkeit, aber auch jene, die schon grundsätzlich eher einen niedrigen Blutdruck haben. Daher sind es oft Frauen, die nicht auf Touren kommen, und ältere Menschen. Je fitter wir sind, desto eher stecken wir den Temperaturanstieg weg. Oder doch krank? Während Frühjahrsmüdig keit in den allermeisten Fällen eine harmlose Erscheinung ist, die verhindert werden kann und von selbst ein Ende Tages nimmt, existieren auch it schläfrigke Krankheitsformen, die der 14 Prozent durch ähnliche SympBetrifft etwa utet, de be d un Bevölkerung tome oft schwer davon ne Schwierig dass Betroffe untertags n, be zu unterscheiden sind. keiten ha ben. wach zu blei Funktioniert etwa die Schilddrüse unzureichend, macht sich dies auf ähnliche Weise bemerkbar, und auch beginnende oder leichte Depressionen fühlen Strategien gegen die Frühjahrsmüdigkeit • viel Frischluft und Tageslicht – im Idealfall in Kombination mit Bewegung • regelmäßiger Sport • nicht mehr schlafen als sonst, aber möglichst entspannt und regelmäßig • im Notfall Power Naps von maximal 20 Minuten Dauer einlegen • kalt-warme Wechselduschen für den morgendlichen Energieturbo • Gewichtsreduktion • Stressabbau und regelmäßige Entspannung • eingefahrene Rituale wie Mittagessen in der Kantine oder Nach mittagskaffee mal durch einen kurzen Spaziergang ersetzen © GiZGRAPHICS - Fotolia sich nicht wesentlich anders an. Wer in der Fastenzeit für die Bedürfnisse des Körpers zu wenig isst, kann unter Müdigkeit leiden, ebenso jene, die zu lange einem hohen Stresslevel ausgesetzt sind. Auch Erkältungen kündigen sich mitunter durch bleierne Müdigkeit an. Müdigkeit – abseits des natürlichen Schlafbedarfs – deutet fast immer darauf hin, dass etwas fehlt: Sauerstoff, Nahrung, Flüssigkeit, Bewegung oder Schlaf. Nutzen die Gegenmaßnahmen nicht und bleibt das Gefühl der Mattigkeit davon gänzlich unbeeindruckt, kann ein Arztbesuch helfen, Schlimmeres auszuschließen oder rechtzeitig zu erkennen. Mit anderen Worten: Nach dem Schlaf sollen wir uns auch ausgeruht fühlen, extreme Müdigkeit trotz ausreichend Schlaf oder ohne Anlass deutet auf andere Probleme hin. Zusätzliche Frühjahrs Beschwerden wie Schlafstörungen, müdigkeit Schmerzen, Atemnot, Gedächtnisstönt der ze ro P 29 a rungen oder depressive VerstimmtBetrifft etw in einer d äußert sich r heit sind immer ein Alarmzeichen ne ei Menschen un d un üdigkeit Mattigkeit, M istungsbereitund gehören medizinisch abgeklärt. Le verringerten vorrangig s, ag rt te Selbst Tumore oder Bluterkrankungen un schaft im Frühling. werden manchmal durch Müdigkeit in einem frühen Stadium angezeigt. Eine besondere Form der Müdigkeit stellt das chronische Müdigkeits- oder Erschöpfungssyndrom (Chronic Fatigue Syndrom, CFS) dar. Noch weiß die Wissenschaft nicht, was hinter der bleiernen Müdigkeit, die bis heute unheilbar ist, steckt. Konzentrationsstörungen, Muskel- und/oder Gelenksschmerzen, Hals- und Kopfschmerzen sowie Schlafstörungen sind meist Teil der Krankheit. CFS ist sehr Wie Schlafhygiene helfen kann Schlafhygiene sind all jene Faktoren, die einen erholsamen Schlaf ermöglichen oder erleichtern. Dazu gehören beispielsweise ... • Entspannungsrituale vor dem Zubettgehen wie Lesen, Musik hören, eine Tasse Tee, ein heißes Bad etc. • gute, frische, nicht zu warme Luft im Schlafzimmer • möglichst wenige Geräusche • möglichst wenig Licht • ein qualitativ hochwertiges Bett mit einer guten Matratze • ausreichend Müdigkeit beim Zubettgehen schwer zu diagnostizieren – meist gelingt es nur mittels Ausschlussdiagnose, das heißt, andere Erkrankungen werden durch eingehende Untersuchung ausgeschlossen. Schließlich können auch zahlreiche psychische Erkrankungen mit Müdigkeit einhergehen: Depressionen, Essstörungen, Angst- und andere Störungen, Suchterkrankungen oder neurologische Erkrankungen. All diese Krankheiten haben mit Frühjahrsmüdigkeit nichts zu tun und müssen ärztlich abgeklärt werden. Frohlockende Aktivitäten Im Falle klassischer Frühjahrsmüdigkeit hilft es, diese Jahreszeit für einen Frühjahrsputz des Körpers zu nutzen. Sport wirkt wie immer ausgleichend, reguliert den Blutdruck und sorgt für Energie. Dabei muss niemand eine Bewegungssteigerung von null auf hundert Prozent anpeilen – das ist für den Anfang meist sogar kontraproduktiv. Regelmäßige Spaziergänge, Radfahren, Schwimmen, Wandern,Yoga oder Gymnastik stellen gute Initiativen dar. Jede Form der zusätzlichen Bewegung ist ein Bonus auf dem Bewegungskonto. Laden Sie doch Ihren frühjahrsmüden Kollegen ein, die Mittagspause bei einem kleinen Spaziergang zu verbringen oder das schwere Mittagsmenü ab und an durch Obst und Gemüse zu ersetzen. Das Leistungstief nach Mittag reduziert sich wie von selbst und die Stimmung erlebt ebenfalls einen Aufschwung. Die Ernährung stellt nämlich genauso einen nicht zu verachtenden Faktor dar. Leichte, frische Kost beschwert weniger und macht es deshalb einfacher, über das Leistungstief nach Mittag hinwegzukommen. Gerade wenn die Frühjahrsmüdigkeit zuschlägt, kann eine sanfte Ernährungsumstellung, sozusagen von „Winterkost“ auf „Frühlingsfrische“, viel zum Guten verändern. Auch kann darauf Rücksicht genommen werden, was am Abend den Schlaf fördert und was ihn behindert. So sorgt etwa Eiweiß eher für Aktivität, Kohlehydrate für Müdigkeit. Und auch das ist eine wichtige Strategie gegen Müdigkeit – so grotesk es auch klingt: ausreichend Schlaf. Jeder Mensch hat ein individuell höchst unterschiedliches Schlafbedürfnis, das irgendwo zwischen vier und zehn Stunden liegt. Wird vorübergehend weniger geschlafen, stellt das noch kein Problem dar, doch auf Dauer reduziert Schlafmangel relativ rasch die Leistungsfähigkeit. Kurz und gut: Mit Frühjahrsmüdigkeit muss sich niemand abfinden – sie kann ein hervorragender Anlass sein, um den Lebensstil auf erhöhte Aktivität umzustellen. n ALLE!ACHTUNG! 4/2015 9 AUVA coverstory Jung und Alt auf Augenhöhe Generationenmanagement ist ein wenig griffiges Wort für die Fragen und ihre Lösungen, die sich Firmen stellen, wenn junge und ältere Mitarbeiter in einem Betrieb zusammenarbeiten. Familienunternehmen stellen gute Beispiele dar, wie das klappen kann – sie sind nicht immer leicht zu lenken, aber sie haben dennoch oft Erfolg. E in chinesisches Sprichwort sagt: „Leicht ist es, ein Reich zu regieren, aber schwer eine Familie.“ Familienmitglieder, vor allem wenn sie miteinander arbeiten, kennen alle Ecken und Kanten des anderen, aber auch seine Vorzüge und Schokoladenseiten. Was einerseits zu handfesten Konflikten führen kann und nicht selten ein enormes Maß an Toleranz und Selbstbeherrschung erfordert, kann andererseits dafür sorgen, dass jeder seinen Platz optimal ausfüllt und sich voll und ganz einbringen kann. Fest steht, dass Familienunternehmen im Schnitt länger „leben“ als andere – und das liegt sicherlich auch an der einzigartigen Art und Weise, wie Generationen miteinander zurechtkommen. Sie machen eindrucksvollvor, was es heißt, Alt und Jung gemeinsam an einem Ziel ar beiten zu lassen. Was Väter und Söhne, Mütter und Töchter, Großeltern, Neffen und Nichten zu Wege bringen, kann als hervorragendes Modell für alle Unternehmen gelten, in denen unterschiedliche Altersstrukturen am Werk sind. Generationenmanagement ist nämlich mehr als nur u fs D ie w en igsten B er ein steiger n eh men im w o h l ein e Kar ri ere s al elter li c h en B etri eb L eb en stra u m w ah r. 10 4/2015 www.alle-achtung.at © tunedin - Fotolia Jung und Alt in einem Betrieb muss nicht immer auf Konflikte hindeuten Family Business Laut KMU Forschung Austria gibt es in Österreich etwa 150.000 Familienunternehmen im engeren Sinne – Ein-Personen-Unternehmen werden nicht mitgezählt. Etwa die Hälfte dieser Unternehmen befindet sich im Besitz der zweiten oder einer Nachfolgegeneration. Familienunternehmen sind im Schnitt nicht besonders innovationswillig, sondern vertrauen eher auf Stabilität. Auf Wachstum setzen lediglich jene, die besonders jung oder größer sind. Stabilität klingt ein wenig nach Stagnation, doch kann das auch bedeuten, dass das Gute erkannt und bewahrt wird. Oftmals geht damit eine sehr geringe Mitarbeiterfluktuation einher. Etwa ein Fünftel dieser Unternehmen bildet Lehrlinge aus. Noch ein Charakteristikum ist der relativ hohe Frauenanteil. Laut KMU Forschung Austria beträgt in 43 Prozent der Familienunternehmen das Geschlechterverhältnis 50:50. Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern werden in 20 Prozent der Fälle von Frauen geleitet, bei größeren Betrieben sind es nur acht Prozent. Familienbetriebe können ein Lied davon singen, was es heißt, wenn Alt und Jung gemeinsam ein Ziel verfolgen: ein florierendes Unternehmen. Das beginnt damit, dass oftmals jene Dinge, die von jeher bekannt sind, am wenigsten Attraktivität ausstrahlen. Die wenigsten Berufseinsteiger nehmen wohl die Übernahme des elterlichen Betriebes als Lebenstraum wahr – schon gar nicht im Hinblick darauf, dass sie sich dort zunächst ihre Sporen verdienen müssen und nicht sofort den Chefsessel übernehmen. Konflikte – ganz besonders zu Beginn – bleiben selten aus, manchmal sind sie auch zu heftig, um noch gemeinsam an einem Strang ziehen zu können. Dann gilt es, sich einzugestehen, dass die familiären Konflikte doch stärker sind als die Teamfähigkeit und neue Lösungen werden gesucht. Konflikte können aber auch reinigen, offen für Zugeständnisse und neue Ideen machen. Wenn dieser Punkt erreicht ist, funktioniert in Kombination mit einem großen Maß an Wertschätzung auch die generationenübergreifende Zusammenarbeit. Blut ist dicker als Wasser Die eigenen Nachfahren auf Augenhöhe als gleichwertige Partner zu akzeptieren, sei einer der wichtigsten Faktoren, damit eine Unternehmensübergabe funktionieren kann, sagen Berater. Die größere Flexibilität gegenüber Lebens- und Arbeitsmodellen hingegen © Weingut Geiszler sicherzustellen, dass die älteren Mitarbeiter effizient und gerne arbeiten. Es regelt auch das Miteinander von Jung und Alt und in diesem Bereich fungieren Familienunternehmen als Vorzeigebeispiele. Drei Generationen Geiszler arbeiten im Heurigenbetrieb in Wiener Neudorf Was ist Generationenmanagement? Betriebliches Generationenmanagement soll Menschen motivieren, möglichst lange und aktiv im Beruf bzw. im Unternehmen zu bleiben. Es erkennt soziale und körperliche Beeinträchtigungen frühzeitig und sucht sie zu vermeiden, es sucht Lösungen für eine Wiedereingliederung in das Arbeitsleben nach längerer Krankheit und nutzt die Stärken und Potenziale der verschiedenen Generationen ganz gezielt. Junge sollen von den Erfahrungen, dem Wissen und den Kompetenzen der Alten profitieren – und umgekehrt. Generationenmanagement fördert die Zusammenarbeit unterschiedlicher Generationen, setzt sich bewusst mit den unterschiedlichen Bedürfnissen auseinander und passt sie an, sodass ein optimaler Rahmen für eine harmonische Zusammenarbeit geschaffen wird. Oftmals ist auch von Demografie- oder Altersmanagement die Rede, doch diese Begriffe greifen zu kurz: Es geht nicht um die Alten alleine, sondern um eine optimale Gestaltung der Zusammenarbeit jüngerer und älterer Arbeitnehmer. Zahlenspiele Im letzten Jahrhundert hat sich die Lebenserwartung in Österreich fast verdoppelt. Im Zeitraum 1899/1902 lag die Lebenserwartung von Männern bei der Geburt bei nur 40,6 Jahren, jene von Frauen bei 43,4 Jahren. Im Jahr 2012 betrug die Lebenserwartung von Männern in Österreich bei der Geburt bereits 78,3 Jahre, bei den Frauen 83,3 Jahre. 2013 übten in Österreich nur sechs von zehn Personen (63,7 %) im Alter von 55 bis 59 Jahren einen Beruf aus; nur ein Viertel (23,0 %) der 60- bis 64-Jährigen war berufstätig. In der Altersgruppe 55 bis 64 waren 2013 europaweit in Schweden am meisten Menschen berufstätig (73,6 %). Deutschland (63,5 %), Estland (62,6 %), Dänemark (61,7 %), die Niederlande (60,1 %), das Vereinigte Königreich (59,8 %) und Finnland (58,5 %) folgen dahinter. Österreich lag mit 44,9 % unter dem EU-Schnitt (50,3 %) und befand sich bei diesem EU-Ranking an 16. Stelle. Das Schlusslicht bildeten Slowenien (33,5 %), Griechenland (35,6 %) und Malta (35,9 %). Quelle: Statistik Austria ALLE!ACHTUNG! 4/2015 11 © Weingut Geiszler AUVA coverstory „Ein Familien betrieb ist wie ein eigenes Kind, das man wachsen und gedeihen sehen will.“ Seniorchef Robert Geiszler, Weingut Geiszler macht es für die junge Generation einfacher. Große Vertrautheit und ein besonders starkes Wir-Gefühl wirken sich offensichtlich auch auf die Produktivität aus. Nicht nur in Österreich laut KMU Forschung Austria, sondern auch in Deutschland erwirtschaften familiengeführte Unternehmen im Schnitt eine höhere Rendite, fand das Institut der deutschen Wirtschaft heraus. DI Dieter und Ing. Wolfgang Nemetz, Geschäftsführer der Gießerei Johann Nemetz & Co in Wiener Neustadt (NÖ), leiten das Unternehmen in fünfter Generation. Vor 114 Jahren war deren Ururgroßvater Gießermeister in der Wiener Neustädter Lokomotivfabrik und arbeitete mit drei Generationen gemeinsam im Unternehmen. „Auch in der Arbeiterschaft gibt es zum Teil mehrere gleichzeitig für Nemetzguss werkende Generationen“, ergänzt Dieter Nemetz – ein anschaulicher Beleg der Forschungserkenntnis, dass die Mitarbeiterfluktuation in Familienunternehmen geringer ist. Nachteile sieht Nemetz übrigens keine an der familiären Zusammenarbeit, aber „Respekt voreinander ist Grundwert“. Die ältere Generation bringt „Problemlösungskompetenz, Ruhe und unaufgeregte Konzentration auf das Wesentliche“ ein, erzählt Nemetz. „Insbesondere Technikern, ob Arbeiter oder Akademiker, verleiht jahrelanges Arbeiten und Problemlösen unerreichbare und wertvolle Qualität. Heut- zutage bleibt dies oft vom Management unerkannt, weil diese Leute mitunter für technisch unbelecktes Führungspersonal unbequem ehrlich sind.“ Nemetz wollte eigentlich Astronaut werden ... „Nachdem daraus nicht so recht etwas werden wollte, hab ich umgesattelt, nicht ganz zufällig auf Metal lurgie. Ich habe es nie bereut“, gesteht der Firmenchef schmunzelnd. Dass Familienunternehmen statistisch gesehen erfolgreicher sind als andere, wundert den Techniker nicht. Das läge vermutlich daran, „dass wir uns mit unserer Belegschaft und unserem – technischen – Produkt identifizieren. Wir müssen längerfristiger als Banker und ‚Frühstücksdirektoren‘ denken. Chef spielen wollen alle, Chef ‚sein‘ keiner. Dazu gehört mehr, als sich bunte PowerPoint-Präsentationen anzuschauen und Leute zu feuern, wenn es nicht läuft.“ Für Inhaber von Familienbetrieben ist der Betrieb eben so etwas wie eine erweiterte Familie – mit allem Drum und Dran: Produkte, Mitarbeiter, Standort, Subunternehmer und einiges mehr. Nemetz hat wertvolle Tipps für alle, die darüber nachdenken, in das familieneigene Unternehmen einzusteigen: „Erkenne und nutze die Stärken der Älteren. Ändere Abläufe – vor allem technische – vorsichtig und mit Bedacht. Nicht alles, was einem keiner erklären kann, weil es ‚schon immer so war‘ ist Mist – wiewohl nicht alles, was neu glänzt, Gold ist.“ Einflussfaktoren auf längere Verweildauer im Erwerbsleben 45,9 Persönlicher Gesundheitszustand Höheres Gehalt oder Einkommen 27,4 63,8 45,2 32,7 Höhere Pension 71,5 47,5 30,1 (57,4) 30,2 28,4 Gesundheitsschonendere Arbeitsbedingungen 8,5 (32,9) Andere berufliche Tätigkeit 12,3 Bessere Informationen über die Folgen eines späteren Pensionsantritts 17,8 (46,5) 20,3 8,9 (x) 10,7 11,1 Besseres Arbeitsklima Bessere Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten 4,1 0 (43,4) 25,5 Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Flexiblere Arbeitszeiten 68,5 51,1 Vorhandensein eines Arbeitsplatzes (x) 8,6 (x) 10 Erwerbstätige 12 4/2015 www.alle-achtung.at 64,3 20 30 40 Früher Erwerbstätige (inkl. Arbeitslose) 50 60 Darunter: Arbeitslose 70 80 Prozent wicklungen zulassen und sehen, wie sie funktionieren, dann sind das gemeinsame Erfolge, die uns weiterbringen“, sagt Geiszler. Der langjährige Winzer ist überzeugt, dass man neue Ideen für Veränderungen von Jüngeren zulassen sollte. Erfahrung und Geduld seien wohl eher die Stärken der Älteren, die dabei helfen,Abenteuer kalkulierbar zu machen. Doch nur die Kombination aus beidem macht Familienbetriebe so erfolgreich. © nemetzguss Klassiker: Landwirtschaft und Gastronomie Familienbetriebe sind in jeder Branche zu finden, besonders häufig gibt es sie in der Landwirtschaft oder der Gastronomie. Beides in einem vereint das Weingut Geiszler in Wiener Neudorf (NÖ). Derzeit arbeiten drei Generationen im Betrieb, der auf die Urgroßeltern des derzeitigen Inhabers Robert Geiszler zurückgeht. „Meine Mutter führte die Landwirtschaft ihrer Großeltern weiter, betrieb jedoch schon einen reinen Weinbaubetrieb mit nur etwa zwei Hektar Größe“, erzählt Geiszler. Der Sohn übernahm den Betrieb, doch das geschah nicht als logische Konsequenz, denn damals war die Landwirtschaft zu klein, um alle zu ernähren. Robert Geiszler, der als gelernter Maschinenbauer in einem entsprechenden Unternehmen angestellt war, engagierte sich immer mehr und erfolgreicher für den Weinbau. Schließlich waren die Landwirtschaft und der Heurigenbetrieb zu groß und er widmete sich Vollzeit dem elterlichen Betrieb. Derzeit bewirtschaftet die Familie etwa acht Hektar in Wiener Neudorf, Mödling und Guntramsdorf bis Pfaffstätten. Die Familie – das sind Robert Geiszler und seine Frau, die auch Mittelschulpädagogin ist, seine Schwester, seine Eltern, seine Schwiegermutter, seine Tochter und sein Sohn und dessen zukünftige Frau – ebenfalls Pädagogin. Jeder bringt seine eigenen Fähigkeiten in den Betrieb ein, zum Beispiel Vater und Sohn im Weingarten, alle gemeinsam beim Heurigen. Weinbauer zu werden geschah für Robert Geiszler nicht automatisch, sein Sohn Stephan entschied sich jedoch ganz bewusst dafür und absolvierte die Weinbauschule in Eisenstadt. Heute gilt der Betrieb als solides, gut funktionierendes Unternehmen, in dem drei Generationen Seite an Seite und auch für Gäste spürbar in Harmonie arbeiten. Was sie zusammenhält, beschreibt Geiszler als „ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Die Jungen profitieren von der Präsenz der Älteren und umgekehrt und wir alle wissen das zu schätzen.“ Beim besten Willen findet der Winzer keine Nachteile – er sieht eine klassische Win-winSituation und Sohn Stephan pflichtet ihm bei. Der „Trick“ dabei: „Wir lernen und profitieren voneinander. Mein Sohn bringt neue Ideen und Projekte ein, ich die Routine,Wissen, Sicherheit und Erfahrung. Gemeinsam geben wir den Ideen eine Chance und lenken sie in die richtige Richtung“, erzählt Geiszler. Der gegenseitige Respekt und die Zusammenarbeit auf Augenhöhe lassen dabei Freiräume zu und nutzen gleichzeitig solide Erfahrung. Voraussetzung für ein funktionierendes Generationenmanagement sei in jedem Fall Zusammenhalt. „Veränderungen brauchen Mut und erste Erfolge beflügeln. Wenn wir im Familienbetrieb, der wie ein eigenes Kind für uns ist, Ent- Dieter und Wolfgang Nemetz vor dem Schmelzofen Demografie im Wandel Familienbetriebe funktionieren, wenn die gegenseitige Wertschätzung und die Offenheit für Entwicklungen stimmen. Was früher selbstverständlich war, nämlich die Integration der Älteren und der Jüngeren in einem Betrieb, gewinnt eine neue Qualität, die viele erkannt haben. Und sie weist in die richtige Richtung, denn die demografischen Entwicklungen zwingen uns zum Umdenken. Nicht eine möglichst frühe Pension mit süßem Nichtstun ist angesagt, sondern die Arbeitnehmer möglichst lange im Erwerbsleben zu halten – und wenn möglich guten Mutes, denn nur wer gerne arbeitet, bringt entsprechende Leistungen. Je älter Arbeitnehmer werden, desto eher gilt es, sich über das Miteinander von Jung und Alt Gedanken zu machen. In Holland, wo seit jeher auf höchst eigenwillige, innovative Projekte gebaut wird, setzt man auf ein Miteinander von Anfang an. Der Umgang alter wie junger Kollegen miteinander verliert an Verkrampftheit, wenn die Betroffenen ihn als selbstverständlich betrachten. So ist es wohl einzuordnen, dass im holländischen Deventer eine Initiative von sich reden macht, bei der Studenten kostenlos in Senioren-Pflegeheimen wohnen. Im Gegenzug kümmern sie sich 30 Stunden pro Monat um die alten Menschen, helfen beim Kochen, organisieren Veranstaltungen und unterstützen beim Einkaufen und bei der Computerarbeit. Vor allem aber leisten sie den Senioren Gesellschaft. Sie ersetzen keine Pflegekräfte, aber sie sind eine große Hilfe. Das zukunftsweisende Modell von sechs Studenten und 160 Senioren unter einem Dach trägt zweifelsohne dazu bei, dass die gegenseitige Wertschätzung gefördert wird – ein Pluspunkt, der ein Leben lang nicht mehr verlorengeht. Für junge Menschen wäre diese Form des Generationenmanagements sicherlich auch im Berufsleben wegweisend. n „Nicht alles, was einem keiner erklären kann, weil es ‚schon immer so war‘ ist Mist – wiewohl nicht alles, was neu glänzt, aus Gold ist.“ DI Dieter Nemetz, Nemetzguss, Wiener Neustadt ALLE!ACHTUNG! 4/2015 13 AUVA thema Wen Altershenimic h an Pension d bin, um und ho ffe, d enke, denke ic im gleic hmit meinen Freuass ic h noc h so h ans d ie Sau r en Heim sitzen nd innen, d ie ho gesund , au ff das lässtszulassen. Vorauimsg Aufenth a ltsraenutlic h sic h finan esetzt nat m ziell ermö ür lic h, glic hen. Wenn es bei mi r soweit ist, wi rd es sicher nur mehr eine Einheitspe nsion geben, ob ich mi r dann noch Re isen oder andere größer e Ausgaben leist en kann, ist die Frage. Ich hoffe, ich verdiene während des Be rufslebens so viel Geld, dass ich mir ei n Haus am Me er kaufen kann und dort die Pension ge nieße. Zukunftsszenario 2040 Allein leben, viel reisen oder selbst kleine Aufwendungen vom Mund absparen – eine aktuelle Umfrage zeigt, wie sich Herr und Frau Österreicher ihr Leben in 25 Jahren vorstellen. quantitativer und qualitativer Methoden im Auftrag der österreichischen Immobilienrendite AG. Im Rahmen der repräsentativen Studie „Zukunftsszenario 2040“ wurden Österreicher im Alter von 18 bis 50 Jahren befragt. Pessimismus dominiert Wenig optimistisch blicken die meisten Österreicher in die Zukunft: 61 Prozent beschreiben ihre Stimmung in Bezug darauf durchaus als besorgt und Frauen ie werden wir leben, sehen ihre Zukunft weniger rosig wohnen und arbeiten? als Männer: 66 Prozent der weibWas kommt in lichen Bevölkerung zeigen sich 25 Jahren auf uns zu? Ein sor- im Gegensatz zu nur 55 Prozent genfreies Leben in Pension oder der männlichen Bevölkerung arbeiten bis zum letzten Atemzug? besorgt. Besonders desillusioniert Diese und andere Fragestellungen sind die jungen Österreicher in Bezug auf das Stimmungsbild in der Altersgruppe zwischen im Land und die Erwartungen 18 und 29 Jahren – immerhin der Bevölkerung an die Zukunft 69 Prozent sehen den nächsten erhob Meinungsraum mittelsJahren düster entgegen. W 14 4/2015 www.alle-achtung.at „In unserem Beruf beschäftigen wir uns vor allem mit den Themen Leben, Wohnen und Vorsorgen. Wir entwickeln ständig neue Ideen und Lösungsansätze für unsere Kunden. Die Bedürfnisse, Sorgen und Wünsche unserer Kunden zu kennen ist für uns essentiell“, beschreibt Mathias Mühlhofer, Vorstand der Immobilienrendite AG den Ausgangspunkt für die aktuelle Umfrage. Markus Kitz-Augenhammer, Vorstand der Immobilienrendite AG, ergänzt: „Mit dieser Studie wagen wir erstmals einen detaillierten Blick in die Zukunft: Was erwartet uns alle in 25 Jahren in Bezug auf unser Leben, unsere Wohn- und Arbeitssituation. Und natürlich: Wie wird es um unsere Finanzen bestellt sein?“ Der Traum vom Haus am Meer Ein Drittel der Österreicher hat Angst, in 25 Jahren in Armut und leben, r i w e i W en arbeit en ohn und w n werde © Petar Chernaev (2), Todor Tsvetkov, Robert Churchill - iStockphoto oll e ich , man s k n e d ll re e n Ge icht bis zur n e g in D e n tzt sich schö , sondern je n re a p fs u a wie Pension eiß ja nicht, w n a M . n e ma n genieß n geht - ob n a d m e in e es ge sund ist. mit massiven Einschränkungen in der Pension leben zu müssen. Positiv sehen die Befragten hingegen ihre private Zukunft: 78 Prozent denken, sie werden mit einem Partner zusammenleben. Nur 16 Prozent glauben, dass sie allein leben werden und nur ein Prozent nimmt an, später in einer Wohngemeinschaft zu leben. Fragt man die Österreicher nach den Freizeitaktivitäten, denen sie in ihrer Pension nachgehen wollen, steht das Reisen eindeutig an erster Stelle: 35 Prozent nennen dies spontan. An zweiter Stelle: die Themen Partner und Familie. Für diese wollen die Befragten künftig Zeit haben. Elf Prozent wollen einfach ihren Hobbies nachgehen, zehn Prozent ihre Zeit im Garten verbringen und neun Prozent lesen. Überraschend: Nur drei Prozent der Österreicher würden in ihrer Pension kulturelle Veranstaltungen besuchen oder in Restaurants essen gehen. Aktuell wohnen 43 Prozent der Befragten zur Miete, 40 Prozent im Eigentum. Zumindest in Bezug auf die zukünftige Wohnsituation geben sich die Österreicher optimistisch: In 25 Jahren wollen 64 Prozent im Eigentum leben – nur mehr 31 Prozent zur Miete. Mehr als die Hälfte wünscht sich ein Leben am Land, 37 Prozent in der Stadt. Immerhin noch sechs Prozent träumen vom Auswandern und einem Leben im Haus am Meer. Lebenslanges Lernen 74 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass im Jahr 2040 hauptsächlich Dienstleistungen auf dem Arbeitsmarkt gefragt sein werden. In der Altersgruppe der 40- bis 50-Jährigen glaubt zudem kaum mehr jemand an einen „sicheren“ Arbeitsplatz. Pessimismus ist angesagt und ohne Flexibilität wird es künftig nicht mehr gehen, ist der einhellige Tenor. Um den Arbeitsplatz nicht zu verlieren, glauben 85 Prozent, laufend Umschulungen und Zusatzausbildungen machen zu müssen, auch noch kurz vor der Pension. Je jünger die Befragten, umso häufiger diese Ehrlich gesagt komm t bei mir die Angst hoch. Eine „s chöne“ Pension wird es nicht spielen, An gst habe ich davor, meine Fixkosten nic ht decken zu können , geschweige denn, mi r etwas leisten zu können. Und auch nic ht mehr körperlich in der Lage zu sein, um durch Arbeit das Einkommen aufz ubessern. Einschätzung. Häufige Arbeitsplatzwechsel werden der Normalfall sein. Davon sind 82 Prozent der Österreicher überzeugt. 78 Prozent glauben, dass es unmöglich ist, ab dem 50. Lebensjahr einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Geldsegen und Vorsorge Sollte Herr und Frau Österreicher unerwarteter Geldsegen treffen, würden etwa ein Drittel mit diesem Geld reisen, ein weiteres Drittel in eine Immobilie investieren und 27 Prozent das Geld anlegen oder sparen. Nur jeweils neun Prozent würden damit Kredite oder Schulden abbezahlen oder ein neues Auto kaufen, denn auch in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen sind bereits beachtliche 23 Prozent verschuldet. Einfluss auf die Höhe der Verschuldung haben sowohl Bildungsgrad als auch Familienstand. Die häufigsten Verschuldungsgründe sind Haus- bzw. Wohnungskauf, Hausbau oder -sanierung. Bei Jüngeren sind es vorwiegend Autos oder andere Anschaffungen. n Reisen steht in der Pension an oberster Stelle der Ziele, doch: Werden wir uns das noch leisten können? ALLE!ACHTUNG! 4/2015 15 AUVA Porträ t Topfit mit Köpfchen „Cobra, übernehmen Sie!“ – dieser Satz gilt wie kein anderer als erste Assoziation, wenn es um Österreichs Einsatzkommando Cobra geht. Alle!Achtung! hat sich ein Bild davon gemacht, wie wohlüberlegt, bestens trainiert und risikobewusst die Spezialeinheit handelt – und war beeindruckt. V ermummte Männer, die bis an die Zähne bewaffnet sind und vor nichts Angst haben – wie unvollständig und falsch ein Bild doch sein kann, das wir von einem Beruf haben! Selten dringen Informationen aus dem Kreis des Einsatzkommandos Cobra an die Öffentlichkeit und wenn, dann sind sie wohlplatziert.Tatsächlich möchten sich die Cobra-Mitarbeiter nicht als Eliteeinheit nach gängigen TV-Klischees bezeichnet wissen, sondern eher als „Zugriffsvermeidungseinheit“, die Zwangsmaßnahmen nur im unbedingt notwendigen Ausmaß setzt. Wie Polizisten ein Teil davon werden und was sie dabei alles über sich selbst und andere lernen, erzählen Christoph Scherz, Ausbildungsverantwortlicher, und Detlef Polay, Verantwortlicher für Öffentlichkeitsarbeit, beide selbstverständlich selbst einsatzerprobt und -bereit. Steigender Bedarf Die „Cobra“ – eigentlich EKO Cobra/Direktion für Spezialeinheiten – besteht aus drei Bereichen: dem Einsatzkommando Cobra, der Observation und dem Entschärfungsdienst. Die Cobra rückt also nicht nur für Antiterroreinsätze wie Geiselnahmen, Terroranschläge oder Amokläufe aus, sondern das Einsatzspektrum ist durchaus breit: Unterstützung der Polizei- und Kriminalpolizeikollegen bei erhöhter Gefährdungslage, wenn also Waffen im Spiel sind, Zugriffe bei organisierter Kriminalität, aber auch Personenschutz, Flugsi- 16 4/2015 www.alle-achtung.at Berufsbilder menschenBilder cherungen, Observation und Entschärfungsdienst zählen dazu. Im Schnitt kommen so 27 Anforderungen pro Tag zusammen – für insgesamt etwa 680 Mitarbeiter der Direktion für Spezialeinheiten (DSE), die sich an acht Standorten bundesweit befinden. 430 bis 440 Mitarbeiter umfasst der Teilbereich EKO Cobra. Das Hauptquartier der Cobra befindet sich in der Ausbildungs- und Einsatzzentrale in Wiener Neustadt. „In der letzten Zeit sind Anforderungen für Personenschutz stark gestiegen, gut 15 Prozent zusätzlich entfallen auf diesen Präventionsbereich“, erzählt Scherz. „Besonders aktive Minister, die selbst viel reisen, aber auch hochrangigen Besuch bekommen, erfordern beispielsweise auch mehr Personenschutz.“ Die Zahl der operativen Cobra-Einsätze – das sind jene, die nicht Observation, Personenschutz, Flugsicherung oder Entschärfungsdienst umfassen – blieb hingegen annähernd gleich, nämlich bei etwa 700 bis 900 Fällen pro Jahr. Frauen bei der Cobra Im Gegensatz zum überwiegenden Teil der Einsatzkommandos in anderen europäischen Ländern sind in Österreich Frauen zugelassen. Sie müssen sich jedoch denselben Einsatz- und Ausrüstungskriterien stellen wie Männer, da auch das Risiko keinen Unterschied macht. Im operativen Bereich gibt es derzeit nur zwei Cobra-Mitarbeiterinnen. Während in der Exekutive 15 Prozent Frauen arbeiten, ist bei der Cobra gerade einmal ein Prozent der Bewerber weiblich. „Eine der wichtigsten Eigenschaften ist (Selbst-) Disziplin, um für andere einschätzbar und verlässlich zu sein.“ Christoph Scherz, Ausbildung/ Einsatz fotos © EKO Cobra/DSE BBl Cobra-Beamte im Einsatz per Hubschrauber des Innenministeriums Fitness als Eckpfeiler Gefahren ausgesetzt zu sein und mit ihnen taktisch klug umzugehen, im Idealfall ohne Gefährdung anderer, ist der Arbeitsalltag der Cobra. Dafür kann freilich nicht jeder geeignet sein. Um die physische und psychische Fitness auf größtmöglichem Niveau zu halten, durchlaufen Cobra-Bewerber ein hochselektives Auswahlverfahren und Training. Nach mindestens zwei Jahren Berufserfahrung als Polizisten können sich Interessenten bei einem österreichweiten Auswahlverfahren bewerben. Etwa ein Drittel schafft diese Hürde, die körperliche Fitness und Schießen, psychologische Tests sowie medizinische Untersuchungen und ein umfassendes Hearing umfasst, muss sich dann aber zudem einer sechsmonatigen Grundausbildung stellen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt steht das Thema Risikoprävention im Zentrum. Die Cobra-Ausbildung baut auf drei Säulen auf: der körperlichen Fitness inklusive Seiltechnik und Nahkampf, dem Schießen und der Einsatztaktik. „Der Dienst bei unserer Einheit ist freiwillig, ein Ausstieg ist jederzeit möglich“, sagt Scherz. Was im privaten Bereich passiert, kann schon mal die Psyche beeinflussen und so dazu führen, dass jemand den Dienst in der Einheit quittiert. Im Einsatz muss sich jeder auf jeden verlassen können, 100 Prozent Leistung in physischer und psychischer Hinsicht muss grundsätzlich selbstverständlich sein – immerhin geht es unter Umständen um sehr viel. Risikoprävention allgegenwärtig „Natürlich kommt es immer wieder einmal zu Dienstunfällen, der weitaus größte Teil davon passiert allerdings im Training“, erklärt Polay. Was angesichts der herausfordernden Aufgaben auch kein Wunder ist, immerhin gehen Cobra-Mitarbeiter häufig an ihre Grenzen. „Risiko stellt naturgemäß einen ständigen Begleiter dar, doch es muss immer bewältigbar bleiben, wenn auch auf höherem Niveau. Daher ist laufendes Training unerlässlich“, ergänzt Scherz. Risiko wird kalkulierbar gemacht, indem die physischen Voraussetzungen auf ein Maximalmaß Panic Zone gebracht werden. Weitaus bedeutsamer als erwartet Risk Zone Im Normalfall befinden wir uns in einer sicheren „Home Zone“. Gehen wir Risiken ein, begeben wir uns in die „Risk Zone“. Die „Panic Zone“ sollte nie betreten werden, auch nicht von Cobra-Teams. Cobra-Teams verlagern die Grenzen der inneren Zonen aber gezielt und achtsam weiter nach außen, kommen also mit mehr Risiko zurecht als wir und stoßen erst spät an die Grenze zur „Panic Zone“. Home Zone werden die psychischen Bedingungen eingeschätzt. „Vertrauen ist enorm wichtig – zu den Kollegen und zum Material. Wenn wir uns in der höchsten Risikostufe bewegen, kommt nach uns keiner mehr. Wir sind die letzte Risikoinstanz, wenn es hart auf hart kommt“, beschreibt Scherz die Grenzen der Einsatztruppe. Um Spaß am Risiko geht es dabei nie, sondern immer um die weitgehende Vermeidung bzw. Beherrschung desselben. „Daher wird jeder Schritt geplant. Und ein wenig Glück gehört natürlich auch dazu – nicht umsonst heißt es, das Glück bevorzugt den, der vorbereitet ist“, sagt Scherz. Das Modell der drei persönlichen Zonen – Home Zone, Risk Zone, Panic Zone (siehe Grafik) – veranschaulicht, wo die Unterschiede zwischen Durchschnittsbürgern und Cobra-Teams liegen: Wir verlassen unsere Home Zone meist freiwillig und erreichen die Panic Zone im Idealfall nie. Cobra-Teams arbeiten laufend daran, sowohl die Grenzen der Home Zone als auch jene der Risk Zone nach außen zu erweitern. Nur so können sie im Risikofall richtig reagieren, denn das bewältigbare Risiko ist deutlich höher als im Normalfall. Belastbarkeit in jeder Hinsicht Wichtige Voraussetzungen für den Job sind Disziplin, Teamfähigkeit, körperliche und geistige Fitness, Kommunikationsfreude, konstruktives Engagement, Flexibilität und Fingerspitzengefühl. Gute Umgangsformen sind in Jobs, in denen man nicht anonym arbeitet wie als Personenschützer, unerlässlich.Verschlossene Menschen werden hier wohl nicht glücklich werden, denn die Bereitschaft zu Selbstkritik und Persönlichkeitsentwicklung ist immer gefordert. Engagiert werden Cobra-Mitarbeiter zu drei Viertel für operative Einsätze und zu einem Viertel für Stabsstellen wie Ausbildung, Administration und Ähnliches, wobei auch diese Mitarbeiter Einsatzfunktionen haben. „Zu alt ist man für die Cobra eigentlich nicht – wir schätzen Erfahrung sehr“, ergänzt Polay. „Man muss diesen Job natürlich gerne machen und sich auch quälen können. Für Einzelkämpfer und Selbstdarsteller ist hier aber kein Platz“, sagt Scherz abschließend. In Sachen Risiko und vor allem Risikoprävention können viele von CobraMitarbeitern lernen. Nicht der Schritt über die letzte Grenze in die „Panic Zone“ macht den Mutigen aus, sondern die Akzeptanz dieser Grenze und die Fähigkeit, durch achtsame, wohlüberlegte Erprobung der individuellen Limits die persönliche Komfortzone zu erweitern. n ALLE!ACHTUNG! 4/2015 17 AUVA ALLE!ACHTUNG! GRATULIERT Mit dem Fahrrad von Baust Das Bauunternehmen Erdbau Josef Rass aus St. Johann in Tirol wurde für Bemühungen um die Gesundheitsförderung seiner Mitarbeiter von der AUVA Landesstelle Salzburg mit dem ALLE!ACHTUNG!-Award ausgezeichnet. D ie Firma Erdbewegung und Schneeräumung Rass wird 1969 von Anton Rass als Einmannbetrieb mit einem gebrauchten Baggerlader gegründet, damals im Nebenerwerb zu seiner Landwirtschaft. Um die steigende Nachfrage und die wachsende Zahl der Aufträge abdecken zu können, stellt Anton Rass in den darauffolgenden Jahren vier Mitarbeiter ein. 1989, also exakt 20 Jahre nach der Gründung, übergibt er einen gut etablierten, florierenden Betrieb an seinen Sohn Josef Rass. Heute arbeiten neben drei langjährigen Mitarbeitern auch drei Brüder in dem inzwischen in „Erdbau Josef Rass“ umbenannten Familienbetrieb: neben dem Inhaber – und laut Eigendefinition „Baggerführer mit Herzblut“ – Josef Rass auch dessen Brüder Johannes Rass als Mechaniker und Konrad Rass als Disponent und Geschäftsführer. „Unser Geschäftsziel ist es nicht, die größtmögliche Menge, den größtmöglichen Umsatz zu erzielen, sondern unseren Kunden höchste Qualität anzubieten“, umschreibt Josef Rass das Unternehmensmotto „Erdbau Rass – first class“. „Deshalb sind wir auch nach 40-jähriger Firmentradition noch immer ein Kleinbetrieb mit sechs Mitarbeitern. Das Geheimnis unseres Erfolges, davon bin ich überzeugt, ist optimale Kompetenzverteilung und die außergewöhnliche Harmonie zwischen uns drei Brüdern.“ Im Sommer werden Aufträge für Bauunternehmen und private Kunden erfüllt, im Winter steht die Schneeräumung im Vordergrund. In dem innovativen Betrieb steht also eindeutig Qualität vor Quantität, was sich auf die Qualität der Mitarbeiter ebenso bezieht wie auf die des technischen Equipments. „Neben dem Geschick unseres Personals braucht es dazu auch qualitativ hochwertige Maschinen mit moderner Ausrüstung“, erzählt Konrad Rass. „Inzwischen sind bereits drei von vier Baggern mit sogenannten Tiltrotatoren ausgestattet. Damit kann der Baggerlöffel nicht nur, wie heute üblich, geschwenkt, sondern auch um 360 Grad gedreht werden.“ Diese technischen Besonderheiten unterstützen die Baggerführer beim Bau von Steinmauern, die eine Spezialität der Firma Erdbau Josef Rass darstellen.Aufgrund der oft gebirgigen Lage wird viel im Böschungsbau gearbeitet. © Erdbau Josef Rass (Fahr-)Radbagger Nicht nur für seine Kunden, auch in Sachen Gesundheit für die eigenen Mitarbeiter beschreitet „Erdbau Josef Rass“ immer wieder innovative Wege. Im Mittelpunkt steht dabei oft das Fahrrad. Bereits 2006 erhielt die Firma im Rahmen des Wettbewerbes „bike2business“ die von Lebensministerium und WKO verliehene Auszeichnung „Fahrradfreundlichster Betrieb Österreichs in der Kategorie Originalität“. 2012, 2013 und 2014 siegte man jeweils beim Fahrradwettbewerb Tirol in der Kategorie „Kleine Betriebe“ wegen der hohen Mitarbeiterbeteiligung und den vielen zurückgelegten Fahrradkilometern. Im Schnitt radelte jeder Teilnehmer zwischen 1.100 und 1.300 km pro Jahr, der Chef sogar 3.000 km. Um die Fahrradleidenschaft noch zu fördern und das Fahrradfahren noch besser in den Arbeitsalltag zu integrieren, hat der Mechaniker der Firma, Johannes Rass, eine Speziallösung für die Montage der Fahrradträger auf den Baggern gefunden. Johannes Rass ist es, der tech- „In dieser Firma macht Bewegung Freude und trägt außerdem zur Gesunderhaltung bei. Ich versuche, als Vorbild die Mitarbeiter zum Mitmachen zu motivieren, obgleich man niemandem – und gäbe es noch so gute Gründe – Sport als Mittel für eine gute Lebensqualität aufzwingen kann.“ Josef Rass, Erdbauunternehmer Das Fahrrad ist immer mit dabei. So können die Baggerfahrer nach einem Baustellenwechsel gesund und umweltbewusst wieder an den Ausgangspunkt zurückradeln. elle zu Baustelle Radfahren als Jungbrunnen Dr. Heinz Fuchsig, Arbeitsmediziner, AUVA Landesstelle Salzburg, Außenstelle Innsbruck: © AUVA © W. Hölbling Bauarbeiter sind den ganzen Tag auf den Beinen und haben wenig Lust, nach oft überlangen Tagen noch laufen zu gehen. Radfahren ist für die Männer ein wahrer Jungbrunnen. Ein Lawinenverbauer mit Knieproblemen, dem ich dazu geraten hatte, hat mir nach einem halben Jahr gesagt, er fühle sich um mindestens fünf Jahre jünger. Gesunde Knie sind für Bauarbeiter doppelt wichtig: Wenn diese schmerzen, wird noch mehr mit dem Kreuz gebeugt! Radfahren ist auch ein gutes Mittel zum Abbau der allgegenwärtigen Stressfolgen am Bau. Die Firma Rass hat gezeigt, dass bei Vorbildhandeln und Erleichtern – gemäß dem Motto „Make the healthy choice the easy choice – nach und nach sogar absolute Bewegungsmuffel angesteckt werden. Gerade in diesen Branchen zählt die Peer Group, nach dem Motto: Was andere können, kann ich auch!“ Der ALLE!ACHTUNG!-Award für den Familienbetrieb „Erdbau Josef Rass“ (v.l.n.r.): Konrad Rass, Geschäftsführer; Josef Reiter, AUVAsicher; Christian Grander, Baggerführer; Kammerrat Werner Gohm, Obmann-Stellvertreter der AUVA; Johannes Rass, Mechaniker; Josef Rass, Eigentümer, und Ing. Martin Schretthauser, AUVA Landesstelle Salzburg nische Sonderwünsche der Kunden und der Baggerführer aufgreift, Lösungen findet und in die Tat umsetzt. So kann der Baggerführer bei einem Baustellenwechsel mit seinem auf dem Bagger mitgenommenen Fahrrad zum Ausgangspunkt zurückradeln, außerdem wird die Strecke vom Wohnort zur Baustelle meistens mit dem Fahrrad zurückgelegt. Der Chef ist dabei das größteVorbild und Motivator für seine Mitarbeiter. Neben dem Gesundheitsaspekt punktet die originelle Initiative auch im ökologischen Sinn. „Wir legen großen Wert auf Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit“, bestätigt Konrad Rass. „Wir versuchen tagtäglich, aus einem an sich relativ umweltbelastenden Geschäft das ökologisch Beste zu machen.“ Davon zeugt unter anderem auch eine Foto voltaikanlage Alle!Achtung! Mit diesem Award holt die AUVA Persönlichkeiten, Unternehmen oder Schulen vor den Vorhang, die besondere Akzente auf dem Gebiet der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz setzen. Bewerben auch Sie sich unter [email protected] am Werkstättendach. Seit zwei Jahren wird damit der Energiebedarf im Werkstätten- und Bürobetrieb abgedeckt. Die Fassade der Werkstätte und die Bürowände sind mit Lehm verputzt. Gesundheit Aber nochmals zurück zur Gesundheitsförderung. In der Wintersaison treffen sich vier der sechs Mitarbeiter wöchentlich für zwei Stunden in der Turnhalle zum Ausgleichsturnen mit Rückengymnastik. Die Fahrt zur Turnhalle erfolgt – wenig überraschend –, wann immer möglich mit dem Fahrrad, falls notwendig mit Spikes ausgestattet. Neben dem Fahrrad spielt auch der Volleyballsport bei „Erdbau Josef Rass“ eine wesentliche Rolle. Josef Rass, selbst ein begeisterter Volleyballspieler, plante, baute und finanzierte auf eigene Kosten das Großprojekt JoeRassic Beach Arena am Badesee in Going am Wilden Kaiser mit vier Beachvolleyballplätzen. Er unterstrich damit nicht nur die Firmenkompetenz im Beachanlagenbau, sondern will die Jugend der Region mit diesem kostenlosen Freizeitangebot zum Spaß am Sport animieren. n ALLE!ACHTUNG! 4/2015 19 AUVA goldene securitas Vision „Zero“ Die Salzburg Fuelling GmbH ist aktueller Preisträger der Goldenen Securitas in der Kategorie „Sicher und gesund arbeiten“. Die Jury zeigte sich vom niederschwelligen SGM in Verbindung mit einem „Beinahe-Vorfalls-Meldesystem“ beeindruckt. 20 4/2015 www.alle-achtung.at zeugen über die Straße. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden 9.230 Flugzeuge mit insgesamt 31 Millionen Litern Kerosin betankt sowie 3.040 Maschinen mit 273.000 Liter AVGAS. Die stärksten Umsatztage am Salzburger Flughafen sind die Samstage im Winter, erzählt Irnberger. „Zusammen mit Innsbruck und Genf ist Salzburg das Hauptziel der Skiurlauber. An einem Samstag in der Hauptsaison landen und starten bis zu 110 Maschinen. Acht von den neun Mitarbeitern sind dann vor Ort.“ Das Hantieren mit den explosiven Treibstoffen erfordert größtes Verantwortungsbewusstsein und höchste Sicherheit. „Regelmäßige Checks und Überprüfungen aller Arbeitsschritte sowie strenge Qualitätskontrollen gehören zur täglichen Routine“, sagt Irnberger. „Jeder muss genau wissen, was er zu tun hat und was er nicht tun darf, um kritische Vorfälle zu vermeiden und Umweltbelastungen, etwa durch auslaufende Treibstoffe, zu verhindern.“ Beinahe-Vorfall-Meldesystem Die Goldene Securitas erhielt SFC in erster Linie für ihr vorbildhaftes Beinahe-Vorfall-Meldesystem. Dabei geht es laut Irnberger um „das Erkennen, Eingestehen, Erfassen, Analysieren und Auswerten von kritischen Arbeitssituationen. Das können kritische Verkehrssituationen mit den Tankfahrzeugen ebenso sein wie technische Defekte, etwa undichte Kupp- lungen bei den Tankvorrichtungen, aber auch Stolperfallen im Lager oder ein gefährliches Verhalten von Mitarbeitern.“ Zum Einsatz kommt ein ASAInstrument (ASA steht für Arbeit sicher ausführen). Jede erkannte unsichere Situation wird in einem ASA-Protokoll festgehalten, jedes Fehlverhalten eines Mitarbeiters mit diesem diskutiert und entsprechende Gegenstrategien werden vereinbart. Auch diese Gespräche und die getroffenenVereinbarungen werden – in anonymisierter Form – genau dokumentiert und in die konzernweite Vorfall-Datenbank aufgenommen. „Der Mehrwert unseres Systems liegt auch darin“, erklärt Irnberger, „dass mögliche Gefahrenpotenziale nicht nur im kleinen informellen Kreis untereinander besprochen werden, sondern diese auch den weit entfernten Kollegen in strukturierter Form kommuniziert werden.“ Das verwen- © SFC D ie AFS Firmengruppe – Aviation Fuel Service GmbH – mit Sitz in Hamburg ist der größte deutsche Flugzeugbetanker. Als Partner aller wichtigen internationalen Flughäfen in Deutschland betreut die AFS unter anderem Frankfurt, Berlin, Köln, Düsseldorf, Nürnberg und Dresden. Die Salzburg Fuelling GmbH (SFC) ist die erste Auslandstochter der AFS-Gruppe im Bereich der Flugzeugbetankung und seit Anfang 2010 am Salzburger Airport W. A. Mozart für die Betankung sämtlicher Flugzeuge, die den Salzburger Airport anfliegen, die Lagerung des Treibstoffs und den Betrieb der Betankungsfahrzeuge zuständig. Die Gesellschafter sind zu gleichen Teilen Shell Austria GmbH, OMV Refining & Marketing GmbH und BP Europe SE. Station Manager Walter Irnberger ist in Salzburg für aktuell neun Mitarbeiter verantwortlich. Der SFCFuhrpark umfasst sechs Jet A-l Tankfahrzeuge mit einem Fassungsvermögen zwischen 28.000 und 45.000 Liter des Turbinentreibstoffes Kerosin sowie zwei Fahrzeuge für Flugbenzin, dem sogenannten AVGAS, mit dem vor allem kleinere (private) Flugzeuge betankt werden. Am Firmengelände direkt am Flughafen befindet sich zudem ein Kerosinlager mit einer Kapazität von einer Million Liter. Der benötigte Kraftstoff kommt aus drei Raffinerien aus Schwechat und dem nahen Bayern in eigens plombierten Tankfahr- Stolper fallen oder technische Defekte werden in ein Melde system gespeist Das Hantieren mit den explosiven Treibstoffen erfordert von allen Mitarbeitern größtes Verantwortungsbewusstsein und höchste Sicherheit Nachgefragt bei … Dr. Werner Hahn, Sicherheitsfachkraft AUVAsicher, Präventionszentrum Landes stelle Salzburg: dete ASA-Instrument sei dabei aber keineswegs nur eine Einbahnstraße. „ASA geht auch in die andere Richtung: Dokumentiert werden ebenso Lob und Dank an die Mitarbeiter bei besonders engagiertem und vorbildhaftem Sicherheitsverhalten. In diesen Fällen werden sehr wohl die Namen der Mitarbeiter mit protokolliert.“ An die zentrale Vorfall-Datenbank sind sämtliche Flughäfen angeschlossen. Die Daten werden hier zusammengeführt, analysiert und ausgewertet, die Ergebnisse wieder an die einzelnen Standorte zurückgespielt. Etwa die „UnfallfreieTage“-Statistik. „Wir sind zwar erst seit 2010 integriert“, erzählt Irn- © SFC © AUVA „In meiner Tätigkeit als Sicherheitsfachkraft zählt die Verleihung der Goldenen Securitas an die von mir betreute Firma zu den wesentlichen Erfolgen. Mit der Auszeichnung wurden das ganzheitliche Bemühen und das große Engagement in der Prävention von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten dieses Unternehmens zu Recht honoriert. Nicht zuletzt aufgrund des hohen Gefahrenpotenzials ihrer Tätigkeiten wie der Flugzeugbetankung und der Lagerung von Flugkraftstoff am Salzburger Flughafen befand sich die Firma bereits auf einem sehr hohen technischen Sicherheitsstandard, als ich 2010 begonnen habe, das Unternehmen zu betreuen. Mit der Firma arbeite ich auf einer sehr partnerschaftlichen Basis, die sich durch eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit auszeichnet. Auf beeindruckende Weise ist das Unternehmen aus eigenem Antrieb bestrebt, diesen Standard immer weiter voranzutreiben. Ich sehe mich in diesem Prozess als stetige Unterstützung und Motivation der Geschäftsführung, des Stationsleiters und der Mitarbeiter. Nicht zuletzt durch das mit der Goldenen Securitas prämierte Beinahe-Unfall-Erfassungssystem besteht somit ein Arbeitsumfeld, in dem in einem hohen Maße auf Sicherheit und Gesundheit präventiv geachtet wird, auf das letztendlich alle Beteiligten stolz sein können!“ SFC Station Manager Walter Irnberger (ganz links) und ein Teil seines Salzburger Teams bei der firmeninternen Verleihung des Goldenen Safety Award 2013 berger. „Seither hatten wir hier aber noch keinen personenbezogenen Unfall. Unsere Unfallfrei-Statistik steht derzeit bei 1.853 Tagen.“ Vorbildfunktion und gute Ausbildung Die Firmenzentrale in Hamburg hat für all ihre Standorte die „Vision Zero“ formuliert. Im Unternehmensleitbild ist dazu zu lesen: „Sicherheit ist keine Ermessenssache, sondern Teil der Firmenkultur. Jeder, der bei uns arbeitet, hat sich dem unterzuordnen.“ Für Station Manager Irnberger ist der Flughafen Salzburg dieser Vision schon sehr nahe gekommen. Wichtige Faktoren eines erfolgreichen SGM-Systems (Sicherheitsund Gesundheitsmanagement) seien dabei eine gute Ausbildung sowie die Vorbildfunktion der Führungskräfte. „Das Sicherheitsbewusstsein wird von der Geschäftsführung getragen und von dort hinunterprojiziert auf alle Ebenen.“ In jedem internen Meeting, in jeder Ausgabe der Mitarbeiterzeitung sei dies ein ganz zentrales Thema, erläutert Irnberger. Immer wieder werde darauf hingewiesen, wie wichtig das Thema „nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere Kunden und Gesellschafter ist“. Hinzu kommt ein konsequentes Ausbildungsprogramm. Jeder einzelne Mitarbeiter ist demnach auf- gefordert, ein intensives Schulungsprogramm jährlich zu durchlaufen. Die wesentlichen und gefahrvollsten Tätigkeiten, zum Beispiel der Einsatz von Hebebühnen oder das Befüllen eines Tankwagens, werden dabei immer wieder neu aufgefrischt und geübt. Ergänzt wird das fixe Schulungsprogramm durch unterschiedliche Initiativen und Angebote – im Vorjahr etwa LKW-Schleuderkurse und kostenlose PKW-Fahrsicherheitstrainings für alle Mitarbeiter, um sie zu einer sicheren, defensiven Fahrweise zu motivieren. Unternehmensweit läuft jedes Jahr zudem ein interner Wettbewerb zwischen den einzelnen Standorten, der sogenannte Safety Award. In die Wertung fließen bestimmte Sicherheitskennzahlen ein, unter anderem die Anzahl der Krankenstandstage, Personenschäden, Sachschäden oder eben die Anzahl der ASA. Aus der Summe dieser Daten ergibt sich eine Gesamtpunktezahl, die über die „Farbe“ des verliehenen Awards entscheidet. Nach dem Gold-Award 2013 konnten sich die Salzburger Mitarbeiter 2014 zumindest wieder über einen Silber-Award freuen. Von der AUVA gab es für die vorbildhaften Leistungen des Managements und der Mitarbeiter in der Kategorie „Sicher und gesund arbeiten“ dafür aber die „Goldene Securitas“. n ALLE!ACHTUNG! 4/2015 21 AUVA Kinder & Jugendliche Die AUVA, das Bundesministerium für Bildung und Frauen, die HTLs Imst und Villach und das Schulzentrum HTL HAK Ungargasse erweitern die Maschinensicherheits-Checklisten für berufsbildende Schulen. D © AUVA/Gryc Checklisten Maschinen sicherheit V 2.0 Schulen könInteressierte pe, die ausap M e es di n ne n schulischen de r fü h lic schließ t ist, unter ier ip nz Einsatz ko ulmedien ch t/s www.auva.a en. ell online best Checklisten anpassen Besonders benutzerfreundlich erweist sich der CMS Assistent. Diese Software, die sich auf der beiliegenden DVD befindet, bietet die Möglichkeit, sämtliche Checklisten mit den eigenen Schuldaten wie etwa Standort, Schulkennzahl, Anlagennummer usw. zentral zu verknüpfen. Damit können Schulen anwenderfreundlich sämtliche Checklisten an die Schulgegebenheiten anpassen und schulintern verwalten. Möglich gemacht hat diese Software ein Entwicklerteam rund um den HTL-Lehrer Ing.Thomas Gürth am Schulzentrum HTL HAK Ungargasse. Wer mit den Schülern in den Werkstätten die wesentlichsten Piktogramme aus dem Bereich Sicherheitszeichen thematisieren will, kann ein passendes A2-Plakat dazu verwenden. Speziell für den Einsatz in Werkstätten wurde ein wischfestes Material verwendet, um die Langlebigkeit sicherzustellen. Wie bereits bei der Erstauflage wurde auch dieVersion 2 der Mappe im Rahmen von vier bundesweiten Fachtagungen gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Frauen den Direktoren und Werkstättenleitern aller HTLs der Fachbereiche Bau, Holz und Metall vorgestellt. © AUVA/Gryc er fachpraktische Unterricht und damit das Arbeiten in den Werkstätten stellt eine zentrale Ausbildungssäule von Schülern an HTLs dar. Seit dem Schuljahr 2012/13 bietet die AUVA für die Fachbereiche Holz, Metall und Bau die Mappe „Checklisten Maschinensicherheit“ den HTLs österreichweit als Arbeitsunterlage für den fachtheoretischen und den fachpraktischen Unterricht an. Während viele HTLs schon intensiv mit dieser Mappe arbeiten, erweiterte die Autorengruppe die Unterlage um einige Neuerungen. So finden sich nunmehr in der mit dem Schuljahr 2014/15 neu aufgelegten Unterlage auch handgeführte Maschinen oder etwa Auskünfte über Neuerungen aus relevanten Normen. 22 4/2015 www.alle-achtung.at Dipl.-Päd. Ing. Thomas Gürth (Schulzentrum HTL HAK Ungargasse), DI Georg Effenberger (Leiter AUVA Prävention) und Schüler Clemens Schönach der HTL HAK Ungargasse SERIE: SpORT-Tipps 124 Muskeln im Teamwork S SPORT-TIPP Wenn Profis gemeinsam mit Anfängern unterwegs sein können, Frauen mit Männern, Junge mit Alten – dann wird Golf gespielt. Gesund ist es für alle gleichermaßen. G olf ist eine der traditionsreichsten Sportarten weltweit. Trotzdem ist aus dem einst elitären Freizeitvergnügen der oberen Zehn- tausend längst ein Breitensport ge worden. Heute gibt es weltweit jedenfalls mehr als 70 Millionen organisierte Golfspieler, allein die Hälfte davon in den USA. Schottland gilt als das Mut- 2015 terland des Golfsports. Hier wurde 1735 mit der Royal Burgess Golf Society der erste Golfclub gegründet. In Österreich dauerte es bis 1901, bis die ersten Pioniere im Golfclub Wien-Krieau k. u. k. Prater abschlagen durften. Aktuell hat sich Österreich für die Austragung des Ryder Cups be worben. Sollte die Bewerbung erfolgreich sein, würde der prestigeträchtige und traditionsreiche Vergleichskampf zwischen den besten europäischen und US-amerikanischen Golfprofis 2020 im Fontana Golfclub südlich von Wien stattfinden. Das wäre eine Sensation – und die einmalige Chance, den Sport noch viel populärer zu machen. n Kreislauftraining Auf einer Runde sind Golfspieler – zumindest jene, die auf ein Elektro-Golf Car verzichten – acht bis neun Kilometer bei eher niedriger, konstanter Herz-Kreislaufbelastung unterwegs. Damit ist der Sport auch für Menschen mit Bluthochdruck durchaus geeignet. Muskeltraining Bei einem korrekten Abschlag spannen sich 124 von insgesamt 434 Muskeln an, ein Training von Kopf bis Fuß. Chronische Beschwerden durch fehlerhafte Technik Akute Verletzungen durch Überbelastungen Besonders für Anfänger ist das Erler nen der richtigen Technik essenziell. Gefährdet sind hier Rücken, Schultern und Ellenbogen. Besondere Vorsicht ist bei bestehenden Beschwer den in der Lendenwirbel säule geboten. Schlechte körperliche Fitness und Ermüdung der Muskulatur sind die Hauptursachen für Verletzungen. © snaptitude - Fotolia Koordinations training Golf fördert aufgrund der komplexen Bewegungsmuster die koordinativ-motorischen Fähigkeiten. Das hält vor allem ältere Menschen länger fit. Im Behindertensport wird Golf sogar als Therapie eingesetzt. Gesundheitliche Aspekte Risikofaktoren Mentales Training/ Stressabbau Übertriebener Ehrgeiz Zu viel Ehrgeiz macht krank – das gilt auch beim Golf. Regenerationspausen sowie konsequentes Auf- und Abwärmtraining beugen Verletzungen vor. Mentale Stärke ist für einen Golfer ungemein wichtig. Jeder Schlag ist ein gutes Training für die Psyche. Wer Golf schon mal probiert hat, weiß ein Lied davon zu singen. „Sport ist Mord“, meinte einst Winston Churchill – und lag damit bekanntlich völlig falsch. Sport, im richtigen Maß und mit verantwortungsvollem Risikobewusstsein betrieben, ist nicht nur ein wahrer Jungbrunnen, sondern auch ein nahezu unverzichtbarer Faktor einer wirkungsvollen Gesundheitsvorsorge. Und ein Vergnügen ist er obendrein. Daher wollen wir in unserer neuen Serie verschiedene Sportarten vorstellen – immer mit Schwerpunkt auf ihre gesundheitlichen Aspekte und Risikofaktoren. Fühlen Sie sich motiviert, das eine oder andere davon selbst auszuprobieren oder sich wieder einmal zu überwinden! Sie werden es nicht bereuen. Hey, was geht ab? Bezahlte Anzeige Die Finger, wennst nicht aufpasst! Hände gut, alles gut! Handverletzungen sind die häufigste Folge von Unfällen – fast jeder zweite Arbeitsunfall betrifft die Hand. Dabei könnten viele von ihnen vermieden werden! Es gibt viele Möglichkeiten, das Unfallrisiko zu senken: Die Einhaltung der erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen sowie höchste Konzentration bei jedem Handgriff stehen dabei an erster Stelle! Eine Initiative der AUVA für mehr Sicherheit und Gesundheit. www.händegut-allesgut.at
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