weitere infos - Schleswig-Holsteinisches Landestheater und

AMERIKANISCHES
6. Sinfoniekonzert des Schleswig-Holsteinischen Sinfonieorchesters
in Zusammenarbeit mit dem Sønderjyllands Symfonieorkester
Dirigent: Andreas Delfs
25.03.2015, Flensburg, 19.30 Uhr, Deutsches Haus
27.03.2015, Sønderborg, 20.00 Uhr, Alsion
Morton Gould: American Salute (1943)
When Johnny comes marching home again
Hurrah! Hurrah!
We‘ll give him a hearty welcome then
Hurrah! Hurrah!
The men will cheer and the boys will shout
The ladies they will all turn out
And we‘ll all feel gay
When Johnny comes marching home.
Mit einem fulminanten „American Salute“ beginnt das gemeinsame Konzert des Schleswig-Holsteinischen Sinfonieorchesters und des Sønderjyllands Symfonieorkester wahrlich vaterlandsverbunden. Der US-amerikanische
Komponist Morton Gould verarbeitete 1943 darin den patriotischen Bürgerkriegs-Song „When Johnny Comes
Marching Home Again“ – und traf damit in Zeiten des Zweiten Weltkriegs genau den Nerv der amerikanischen
Gesellschaft. Bescheiden schrieb Gould später selbst über sein Werk: „Mir lag an einer schlichten und direkten
Übertragung dieser zentralen Melodie in die Sprache des Orchesters. Ich denke, es erübrigt sich, die Behandlung
des Orchesters oder die Form des Werkes zu besprechen, da dieses wirklich für sich selbst spricht.“ Tatsächlich
bezeugt gerade die variierende Verarbeitung des Lieds Goulds feines Gespür für den Geschmack der breiten Masse
einerseits und die gekonnte Handhabung eines großen Orchesterapparats andererseits. Denn wie viele seiner
amerikanischen Zeitgenossen wusste Morton Gould die verschiedensten Stile zu vereinen. Mühelos gehen in seinem
Œuvre Jazz, Klassik, Gospel, Folk und Pop Hand in Hand, sind Witz und Patriotismus keine Widersprüche mehr.
Kurzinfo – Morton Gould
10. Dezember 1913 – 21. Februar 1996 • hinterließ ein umfangreiches Werk, das
sich vom Ballett über Broadway-Stücke und klassische Orchestermusik bis hin zum
Film und Fernsehen erstreckt • komponierte sein erstes Stück „Just Six“ im Alter
von sechs Jahren • studierte Klavier und Komposition am Institute of Musical Arts
und an der New York University • arbeitet zunächst als Pianist, Arrangeur und
Dirigent im Radio und wurde so zu einer amerikanischen Berühmtheit • leitete als
Dirigent alle großen US-amerikanischen Orchester sowie Ensembles in Kanada,
Mexiko, Europa, Japan und Australien
Weiterführende Informationen: Buchempfehlung „American Salute“ von Peter Goodman
http://www.classical.net/music/books/reviews/1574670557a.php
Hörbeispiel: U.S. Air Force Band
https://youtu.be/8eQh_yCqEWY
Samuel Barber: Sinfonie Nr. 1, op. 9 (1936)
Im Gegensatz zu Goulds patriotischem „American Salute“ entstand Samuel Barbers erste Sinfonie in „good old
Europe“. Barber – vor allem bekannt durch sein populäres Adagio for Strings“ – komponierte die deutlich an
europäische Vorbilder erinnernde Sinfonie 1935 und 1936 noch während seiner Studienaufenthalte in Rom.
Das übliche viersätzige Schema der klassischen Sinfonie verschmilzt Barber darin zu einem einzigen Satz,
der wie in einem Brennglas die Formabschnitte des Kopfsatzes, Scherzos, langsamen Satzes und des Finales
konzentriert. So lässt sich der erste Teil Allegro ma non troppo als Sonatensatz mit Introduktion, Exposition
und Durchführung interpretieren. Insbesondere das erste der dort vorgestellten drei Themen erhält mit seinem
mächtigen Oktavaufschwung im Laufe der Sinfonie geradezu leitmotivische Funktion: Nach seiner ersten vollmundigen Darbietung im Blech, wird es zum motivischen Grundgerüst des zweiten Abschnitts, der als Allegro
molto die Position des farbig-mediterranen Scherzos einnimmt. Als langsamer Satz folgt das Andante tranquillo,
in dem die Solo-Oboe das melancholische zweite Thema aufgreift. Ein großes Crescendo leitet endlich das Con
moto-Finale ein – eine kurze Passacaglia mit strahlender Coda, die alle musikalischen Figuren rekapituliert und
die Sinfonie im heroischen Gestus der Spätromantik beschließt.
Kurzinfo – Samuel Barber
9. März 1910 – 23. Januar 1981 • einer der talentiertesten amerikanischen
Komponisten des 20. Jahrhunderts • bevorzugte traditionelle Formen und
Harmonien und komponierte überwiegend im neo-romantischen Stil • begann
im Alter von 7 Jahren zu komponieren • studierte am Curtis Institute of Music
in Philadelphia • komponierte 1936 sein Quartett in B-Dur, dessen bekannten
zweiten Satz er für Streichorchester als „Adagio for Strings“ arrangierte • 1966
wurde die neue Metropolitan Opera mit Barbers Oper „Antonius und Cleopatra“
eingeweiht
Weiterführende Informationen: Website zum Leben und Wirken Samuel Barbers
http://www.samuelbarber.fr/english.html#
Hörbeispiel: Milwaukee Symphony Orchestra unter Andreas Delfs
https://youtu.be/6Dq68SSfy5Y
Leonard Bernstein: Ouvertüre aus der Operette „Candide“ (1956)
„Candide, das Musical der Herren Voltaire und Bernstein, ist das einzige seiner Art, dessen genaue Inhaltsangabe –
rasch vorgetragen – ebenso lange dauert wie das Musical selbst. […] Candide liebt Cunigunde, und wir begleiten das
Paar – meist getrennt – auf einer Art Abenteuerurlaub, wobei die sympathischen Liebesleute sich nichts entgehen
lassen, was den zeitgemäßen Tourismus so kurzweilig gestaltet.“
So spöttelte schon Loriot in seinem Kleinen Opernführer über das ausufernde Libretto der 1956 vollendeten komischen Oper Leonard Bernsteins. Tatsächlich nahm sich Bernstein mit Voltaires satirischem Gesellschaftsroman
„Candide oder Der Optimismus“ keine leichte Kost zur Vorlage: Verfasst im Jahre 1759 inmitten des Siebenjährigen
Kriegs wandte sich Voltaire darin spitzzüngig gegen die von Gottfried Wilhelm Leibniz 1710 postulierte These,
dass Gott die „vollkommenste aller Welten“ geschaffen hätte. Doch statt der besten aller Welten begegnen dem
unbedarften Romanhelden Candide auf seiner Irrfahrt durch die Welt Machtgier, Krieg, Naturkatastrophen,
Folter und Sklaverei. Voltaires Skandalwerk wurde damals umgehend auf den Index gesetzt und verbrannt. Auch
Bernsteins Operette, die mit Candides unerschütterlichem Glauben an das Gute den amerikanischen „Schöne-WeltOptimismus“ der Fünfziger Jahre aufs Korn nahm, war nur wenig Erfolg beschieden. Nur die spritzige Ouvertüre
konnte sich rasch und dauerhaft im Konzertleben durchsetzen. Munter tummeln sich darin die markantesten
Themen des Bühnenwerks und wirbeln in wechselnden Orchesterfarben mit Witz und Tempo durcheinander – eine
Liebeserklärung an die europäische Musik, wie Bernstein es selbst formulierte.
Kurzinfo – Leonard Bernstein
25. August 1918 – 14. Oktober 1990 • einer der erfolgreichsten Komponisten und
Dirigenten Amerikas • komponierte sowohl U- als auch E-Musik: Bernsteins Werk reicht
von der Sinfonik über Musicals wie „West Side Story“ bis hin zur Kammermusik • kam als
Sohn russisch-jüdischer Einwanderer erst mit 10 Jahren mit klassischer Musik in Berührung • lernte gegen den Widerstand seines Vaters Klavier und begann 1935 sein Studium
an der Harvard University • dort lernte er Aaron Copland und Dimitri Mitropoulus
kennen, die ihm wichtige künstlerische Impulse gaben • 1943 internationaler Durchbruch als Dirigent als er beim Konzert der New Yorker Philharmoniker für den erkrankten
Bruno Walter einsprang • 1957-69 Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker
Weiterführende Informationen: Werkbeschreibung auf der offiziellen Bernstein-Website
http://www.leonardbernstein.com/candide.htm
Hörbeispiel: London Symphony Orchestra unter Leonard Bernstein
https://youtu.be/6ZPF5mPIpXU
Aaron Copland: Our Town (1940)
Fast könnte man meinen, Thornton Wilder hätte sich Leibniz’ „vollkommenste aller Welten“ zum Vorbild genommen
als er 1938 in seinem Theaterstück „Our Town“ die fiktive amerikanische Kleinstadt Grover’s Corners in New
Hampshire entwarf. Man kennt sich, ist immer freundlich, man heiratet, bekommt Kinder und täglich kommt der
Milchmann. In einer kritischen Rückschau blickt Wilder in seinem Erfolgsstück auf den amerikanischen Traum
vom „simple life“ und den verschlafenen Kleinstadt-Alltag um die Jahrhundertwende zurück. Als „Our Town“
1940 verfilmt wurde, wurde Aaron Copland mit der Komposition der Filmmusik beauftragt. Copland zählte zu
diesem Zeitpunkt bereits zur Riege der bedeutendsten US-amerikanischen Komponisten und hatte sich kurz
zuvor mit der Musik zur Filmadaption von John Steinbecks „Von Mäusen und Menschen“ auch im Filmgeschäft
einen Namen gemacht. „Meine Aufgabe war es nun“, so Copland, „musikalisch die Atmosphäre einer typischen
Stadt in New Hampshire zu erschaffen. Es lag in der Natur der Sache, dass das Tempo so ruhig wie möglich sein
musste. Ich versuchte mich an sauberen und klaren Klängen und verwendete geradlinige Harmonien und Rhythmen,
um die heitere Gelassenheit und die Geborgenheit dieser Geschichte zu transportieren.“ Noch im gleichen Jahr
arrangierte Copland aus der Film-Partitur eine kurze Orchestersuite, die er im Übrigen seinem engen Freund
Leonard Bernstein widmete.
Kurzinfo – Aaron Copland
14. November 1900 – 2. Dezember 1990 • gehört zu den wichtigsten Vertretern
der amerikanischen Moderne • wandte sich nach experimentellen Frühwerken dem
tonalen Komponieren zu • studierte ab 1921 am Amerikanischen Konservatorium
in Fontainebleau, wo auch Nadja Boulanger unterrichtete • unterrichtet 1935
erstmals in Harvard • ausgezeichnet mit dem Pulitzer Preis für Musik, einem Oscar
und der Presidential Medal of Freedom • bekannte Werke: „Fanfare for the
Common Man“, „Appalachian Spring“, „Rodeo“ sowie einige Filmmusiken und
Orchesterwerke
Weiterführende Informationen:
Programmbeitrag von Michael Steinberg für San Francisco Symphony
http://www.sfsymphony.org/Watch-Listen-Learn/Read-Program-Notes/Program-Notes/COPLAND-Our-Town,Music-from-the-Film-Score.aspx
30-minütiges Interview mit Aaron Copland in „Day and Night“
https://youtu.be/JnWNjd00_ek
Hörbeispiel: https://youtu.be/cqnR9Qi2fRI
John Williams: E.T. – Adventures on Earth (1982)
Nicht von dieser Welt ist hingegen die Geschichte von E.T. dem Außerirdischen.
Steven Spielbergs „extraterrestrischer“ Science-Fiction-Film über die ungewöhnliche Freundschaft des sympathischen Aliens E.T. mit dem zehnjährigen
Elliott begeisterte seit seiner Veröffentlichung 1982 Millionen von Zuschauer
weltweit und wurde mit vier Oscars ausgezeichnet, u.a. für die beste Filmmusik,
die von keinem Geringeren als John Williams stammt. Seit mehr als 50 Jahren
ist Williams inzwischen im Film-Geschäft, schrieb die Musik zu über hundert
Filmen und wurde dafür insgesamt 49 Mal für den Oscar nominiert – fünf Mal
durfte er ihn mit nach Hause nehmen. Kein anderer Komponist war an mehr
Blockbustern beteiligt: Ob Indiana Jones, Schindlers Liste, Jurassic Park, Der
weiße Hai, Star Wars oder Harry Potter – all diesen Kinohits gab John Williams die passende musikalische Untermalung. Mit „E.T. – Adventures on Earth“ beschreibt Williams zunächst die Verfolgungsjagd am Ende des SpielbergFilms, die darin gipfelt, dass E.T. vor den Augen seiner Häscher auf einem Fahrrad gen Himmel entschwindet: Als er
schließlich Reisegeschwindigkeit erreicht und zum Flug über den Mond ansetzt, erklingt E.T.’s Thema. Die folgende
Musik begleitet den emotionalen Abschied E.T.’s von seinen Erden-Freunden, bis der Außerirdische begleitet von
Pauken und Blechfanfaren sein Raumschiff besteigt und zurück nach Hause fliegt.
Kurzinfo – John Williams
geboren am 8. Februar 1932 in New York • einer der erfolgreichsten FilmmusikKomponisten weltweit • wuchs als Sohn eines Orchestermusikers mit klassischer
Musik auf • studierte Komposition an der University of California und Klavier an der
Juilliard School in New York • feierte 1972 seinen Durchbruch mit der Musik zum
Katastrophenfilm „The Poseidon Adventure“ • seit 1974 Zusammenarbeit mit Steven
Spielberg, der Williams auch an Regisseur George Lucas weitervermittelte • von
1980 – 1993 Dirigent des Boston Pops Orchestra • komponierte neben zahlreichen
Filmmusiken zwei Sinfonien, ein Musical, mehrere Solokonzerte und diverse kürzere
Orchesterwerke
Weiterführende Informationen: John Williams über die Entstehung der Filmmusik zu „E.T.“
https://youtu.be/Hh4zxv7gYkY
Hörbeispiel: John Williams dirigiert „E.T. – Adventures on Earth”
https://youtu.be/f2c3zsrRs1Y
John Adams: Short Ride in a Fast Machine, Fanfare für Orchester (1986)
Das Gefühl des Abhebens stellt sich auch bei John Adams rasantem „Short Ride in a Fast Machine“ ein. Angeblich
inspiriert durch eine Spritztour im Lamborghini seines Schwagers bemerkte Adams zu seiner Komposition: „Wissen
Sie, wie es ist, wenn Sie zu einer Fahrt in einem tollen Sportwagen eingeladen werden und sich dann wünschen, Sie
hätten es nicht getan?“ Tatsächlich beschleunigt die imposante Fanfare für Orchester den musikalischen Puls sofort
von Null auf Hundert. Mit seiner steten Betonung des Taktschlags, der Repetition von reduzierten rhythmischen und
melodischen Elementen und der bewussten Hervorhebung des orchestralen Gleichklangs ist das knapp fünfminütige
Werk ein geradezu archetypisches Meisterstück der „Minimal Music“. Und doch gelingt es Adam mit diesen wenigen
Mitteln eine explosive Mischung aus Energie, Geschwindigkeit, Rausch und Erregung herzustellen – eben eine Fahrt
auf der Überholspur.
Kurzinfo – John Adams
geboren am 15. Februar 1947 in Worcester, Massachusetts • gehört gemeinsam
mit Steve Reich, Philip Glass und Terry Riley zu den bekanntesten Vertretern der
Minimal Music • lernte Klarinette bei seinem Vater und begann mit 10 Jahren zu
komponieren • studierte Dirigieren am Dartmouth College und Komposition an
der Harvard University bei Leon Kirchner • ging 1972 nach Kalifornien, wo er
10 Jahre lang am San Francisco Conservatory of Music unterrichtete • von
1982 – 1985 Composer-in-Residence beim San Francisco Symphony Orchestra
Weiterführende Informationen: John Adams spricht über „Short Ride in a Fast Machine“
http://youtu.be/jdz5QOaqpbk
Hörbeispiel: BBC Symphony Orchestra unter Marin Alsop
https://youtu.be/5LoUm_r7It8
Andreas Delfs wurde in Flensburg geboren und erlernte schon als
Kind das Klavierspiel und die Grundlagen der Musiktheorie. Bereits
im Alter von 17 Jahren war er dem Flensburger Stadttheater als
Komponist und Dirigent verbunden. Seine professionelle Ausbildung
begann er in Hamburg, wo er als jüngster Musikalischer Leiter in
die Geschichte des Hamburgischen Universitätsorchesters einging
und eine musikalische Assistenz an der Hamburgischen Staatsoper
übernahm. In New York komplettierte er seine Studien an der renommierten Juilliard School und trat nach seinem Abschluss zunächst
die Stellung des Musikdirektors an der Oper Bern an. In den Jahren
1986 bis 1995 leitete er das Orchestre Suisse de Jeunes und wurde
anschließend zum Generalmusikdirektor des Niedersächsischen
Staatstheaters Hannover berufen. Ab 2001 übernahm er in Amerika
die Position des Musikdirektors beim St. Paul Chamber Orchestra und
wurde 2009 nach mehrjährigem Engagement als Musikdirektor zum
Ehrendirigent des Milwaukee Symphony Orchestra ernannt. Zudem
ist Andreas Delfs gefragter Gastdirigent in Europa und Übersee, wo er u.a. mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester
Berlin, dem Beethoven Orchester Bonn, der Deutschen Kammerphilharmonie, dem hr-Sinfonieorchester,
Tonhalle-Orchester Zürich, Tonkünstler-Orchester Wien, der Niederländischen Philharmonie, dem National
Symphony Orchestra Washington, Philadelphia Orchestra, San Francisco Symphony, Sydney Symphony Orchestra
sowie dem Hong Kong Philharmonic Orchestra zusammenarbeite. Auch im Bereich des Musiktheaters erhielt
Delfs internationale Anerkennung. So dirigierte er nicht nur am Staatstheater Stuttgart, der Königlichen Oper
Stockholm und New York City Opera, sondern leitete auch die Schweizer Premiere von György Ligetis „Le Grand
Macabre“ in Bern.