10 Tierhaltung Landpost 13/2015 Viele kleine Milchportionen für die Kälber Milch ist das wichtigste Futtermittel in den ersten Lebenswochen Trinken nur mit Berechtigung D as wichtigste Futtermittel des Kalbes in den ersten Lebenswochen ist die Milch, entweder als Vollmilchtränke oder als Milchaustauscher. Diese Phase im Leben des jungen Rindes ist zwar nur von kurzer Dauer, aber von entscheidender Bedeutung für das weitere Leben. So sollte ein Kälberleben beginnen: Eine konsequente und ausreichende Biestmilchversorgung innerhalb der ersten drei Lebensstunden ist die Vorraussetzung für einen guten Start ins Leben. Die Biestmilch (mindestens vier Liter) wird entweder abgemolken und dem Kalb per Nuckelflasche verabreicht oder aber das Kalb trinkt selber beim Muttertier. Nach beziehungsweise noch während der Biestmilchphase kommen die Kälber meistens zuerst in die Einzelbox. In dieser ersten Lebenswoche in Einzelhaltung lernen die Kälber das sichere Saugen am Nuckel. Etwa ein oder zwei Wochen später geht es dann in eine Gruppenbucht. In der Gruppenhaltung besteht die Wahl zwischen Eimertränke und Tränkeautomat, um die Kälber ausreichend zu versorgen. Da die gesamte Tränkezeit zwischen acht bis zehn Wochen umfassen sollte, ist die Eimertränke mit viel körperlichem Einsatz verbunden. In dieser Zeit werden gut und gerne 35 kg Milchaustau- zusehendes und zu bedienendes Menü zur Kalibrierung, so dass mit Hilfe einer Haushaltswaage und Messbecher ein sehr einfacher Vergleich zwischen Ist und Soll möglich ist. Die ganze Region rund um den Tränkenippel muss man häufig reinigen, am besten einmal am Tag, denn daran nuckelt jedes Kalb herum und überträgt sonst Krankheiten. Fotos: Engels scher beziehungsweise mehr als 400 l Milch pro Kalb vertränkt. Mindestens zweimal täglich muss die Milch zu den Kälberbuchten getragen beziehungsweise mit einem Milchwagen transportiert werden. Außerdem müssen die Temperatur sowie die Dosierung des Milchpulvers stimmen. Dieser Aufwand macht Sinn unter dem Stichwort metabolische Programmierung: eine frühe intensive Fütterung der Kälber in den ersten Lebenswochen wirkt sich später positiv auf die Milchleistungen aus. Als zeit- und kräftesparendere Alternative zur Eimertränke bietet sich der Tränkeautomat an. Der Tränkeautomat ist seit vielen Jahren in der Praxis im Es gibt Systeme, die Kälber ab dem zweiten Lebenstag automatisch tränken. Einsatz. Die Unterstützung der Technik bietet neben arbeitswirtschaftlichen Erleichterungen die Möglichkeit, ernährungsphysiologisch vorteilhaft kleine Milchportionen über den Tag verteilt anzubieten, sowie eine gleichbleibende Versorgung der Kälber nach Tränkeplan. Denn ein Kalb an der Mutter trinkt auch mehrmals am Tag in kleineren Portionen. Normalerweise überwiegt bei Tränkeautomaten der Einsatz von Milchaustauschern (MAT). Wenn Vollmilch vertränkt wird, ist ein zusätzlicher Vorratsbehälter für die Milch erforderlich. Tränkeautomaten eignen sich besonders gut für die Gruppenhaltung. Die Tierbeobachtung fällt mit dem Automaten allerdings nicht weg, im Gegenteil. Dadurch, dass man die Tiere nicht mehr selbst tränkt, muss man das einzelne Tier viel genauer im Auge behalten. Geht es ihm gut, sieht es matt aus, trinkt es genug? Dieses Beobachten wird mit den tierindividuellen Daten aus dem Automaten unterstützt. Wie jede Technik muss auch der Tränkeautomat regelmäßig gewartet werden. Milchpulverauswurf sowie Wassermenge und -temperatur sind regelmäßig zu kontrollieren. Die meisten Automaten haben ein leicht ein- Seit einiger Zeit ist die vollautomatische Fütterung der Kälber am Tränkeautomaten bereits ab dem zweiten Lebenstag möglich. Förster Technik hat mit CalfRail eine technische Lösung geschaffen, die Kälber schon in Einzelhaltung tierindividuell, in kleinen frisch zubereiteten Portionen automatisch zu füttern. Die Firma Urban etwa bietet seit Herbst 2014 das System Kälbermama Lifestart an. Jedes Kalb wird im Tränkeautomaten einprogrammiert, so kann man genau sehen, wie oft das Kalb am Automaten war und wieviel es abgeholt hat. An den Tränkeautomaten gehen die Kälber nach kurzer Anlernphase ohne Probleme. Wichtig ist, dass die Tränkestelle für die Kälber leicht einsehbar und zu begehen ist und dass es zu keinen Engpässen davor kommt. Ein Kalb erhält zum Beispiel alle zwei Stunden eine Trinkberechtigung, der Automat liest dies auf dem Transponder aus. Das Display des Automaten ist direkt im Stall am Automaten, so dass man die betreffenden Kälber dabei gleich ansehen kann. Je nach Alter erhalten die Kälber eine bestimmte Tränkemenge pro Mahlzeit. Zum Abtränken wird diese dann wieder reduziert. Jedes Kalb hat eine individuelle Trinkgeschwindigkeit. Der Kälbertränkeautomat erfasst diese Merkmale der einzelnen Kälber sowie auch die Restmilchmenge, wenn ein Kalb mal nicht alles aufgetrunken hat. So kann man schnell reagieren, wenn ein Kalb nicht so viel trinkt oder der Automat gibt dann Alarm. Durch den beheizten Mixbehälter ist sichergestellt, dass die Restmilch warm bleibt, so dass das nächste Kalb ebenfalls warme und nicht abgekühlte Milch bekommt. Diese Funktionen sind praktisch, denn häufig kündigen sich durch Trinkunlust schwerere Krankheiten an. So kann man das jeweilige Kalb genauer Tierhaltung Landpost 13/2015 ansehen und gegebenenfalls schon frühzeitig reagieren. Hygiene ist das A und O Das Management des Tränkeautomaten ist sehr wichtig. Es ist sehr auf hygienische Bedingungen zu achten. Das Gerät reinigt sich einmal täglich selbst, die Reinigung erfolgt idealerweise nachts, das dauert etwa eine halbe Stunde. Dabei spült es die Saugschläuche und den Mixbecher sauer und alkalisch. Überhaupt ist die Hygiene ganz wichtig, denn sonst ist der Infektionsdruck am Tränkeautomat zu hoch. Die Tränkenippel sollten regelmäßig gereinigt werden, sofern dies das Gerät nicht bereits selbst tut. Nippel mit Rissen und porösen Stellen sollten sofort ausgetauscht werden, denn daran können sich Keime festsetzen. Auch die ganze Region rund um den Tränkenippel muss man häufig reinigen, am besten einmal am Tag, denn daran nuckelt jedes Kalb herum. Sollte einmal eine Krankheit ausbrechen, haben es durch einen verschmutzten Tränkenippel schnell alle Kälber der Gruppe. Praktisch ist ein Waschbecken beim Automaten mit allem Reinigungszubehör, damit die Reinigung unkompliziert erfolgen kann. Erkranken die Kälber doch mal, etwa an Kälbergrippe, ist auch für diesen Fall der Tränkeautomat praktisch. Mit dem dazu passenden Medikamentendosierer können einzelne erkrankte Kälber die Medikamente über die Tränke verabreicht bekommen, und zwar mehrmals am Tag, was für den therapeutischen Wirkspiegel sehr gut ist. Die Tränkeportion wird immer frisch angemischt, und wenn Medikamente enthalten sind, bekommt sie nur das betreffende Kalb. Die Medikamentenportion wird in der ersten von zwei Milchgaben herausgegeben, so dass keine Medikamentenreste an das nächstes Kalb gehen. Zudem sollte der Stall mindestens einmal im Jahr komplett gereinigt und desinfiziert werden. Denn die kontinuierliche Belegung eines Stalles mit Kälbern unterschiedlichen Alters und damit unterschiedlicher Immunitätslage führt zu einer gesteigerten Ansteckungsge- fahr durch Erreger. Ideal wäre eine Rein-Raus-Belegung, was aber in der Praxis nur schwer umzusetzen ist. In Stresssituationen werden Hormone gebildet und ausgeschüttet, die die Immunabwehr schwächen. Das kann beim Transport, beim Umstallen und bei Gruppenzusammenstellungen passieren. Auch das Abdrängen jüngerer Tiere von der Tränke- oder Futterstation durch größere Kälber löst Stress aus. Da die Gruppenzusammensetzung wesentlich von der Anzahl der Abkalbungen, dem Abkalberhythmus und letztendlich von der Buchtengröße abhängt, sollten diese Faktoren bereits bei der Planung von Kälberhaltungen berücksichtigt werden. Mehr als maximal 15 Tiere sollten nicht in einer Tränkegruppe sein und der Altersunterschied der Kälber einer Gruppe möglichst gering sein. Zu große Gruppen sind schlechter zu überwachen, es herrscht mehr Unruhe. Dabei ist Ruhe im Stall das wichtigste überhaupt. Zudem begünstigen hohe Luftfeuchtigkeit in Kombination mit erhöhter Schadgaskonzentration sowie eine permanente Belegung des Stalles Infektionen. Anfangsfehler vermeiden Wer neu mit einem Tränkeautomaten startet, sollte einige „Anfängerfehler“ vermeiden: Oft sind die Tränkeautomaten anfangs falsch programmiert. Die Kälber erhalten dann ihre Milch in zu wenigen Portionen, dann haben sie zwischendurch Hunger und ihr Saugbedürfnis nicht befriedigt, so dass sie brüllen und sich gegenseitig besaugen. Besser sind mehrere kleine Portionen, das ist auch viel tiergerechter. Schwankender Wasserdruck in der Leitung kann auch zum Problem werden. Dann kommt es zum Auswurf unregelmäßiger Wassermengen und damit schwankender Milchkonzentration. Im schlimmsten Fall schaltet sich der Automat aus. Für so einen Fall sollte man immer ausreichend Tröge mit einbauen, um im Notfall per Hand tränken zu können. Mit dem Einbau eines einfachen Druckregelventils kommt so etwas in Ordnung. Einmal im Monat 11 Der Tränkeautomat ermöglicht die metabolische Programmierung: Eine frühe intensive Fütterung der Kälber in den ersten Lebenswochen wirkt sich später positiv auf die Milchleistungen aus. sind zudem Wartungsarbeiten fällig, die auch in der Software angezeigt werden. Dann muss die Wiegeeinrichtung kalibriert werden, damit die Menge Milchpulver zu Wasser und die Portionsmengen stimmen. Dies sollte man nicht vernachlässigen, damit der Automat fehlerfrei läuft. Praktiker empfehlen, den Kälbern von Anfang an zusätzlich zum Milchaustauscher auch Wasser, Kälbermüsli oder Kälberheu und auch schon Kraftfutter anzubieten. Am Ende der Tränkephase kann auch schon die Mischration aus dem großen Stall in die Heuration gegeben werden, damit die Kälber sich an die Futterbedingungen gewöhnen können. Die Umstellung in den großen Laufstall, die ja immer mit Stress verbunden ist, fällt mit so einem fließenden und langsamen Übergang leichter. Vorteile des Tränkeautomaten: portionierte Tränkeaufnahme arbeitswirtschaftliche Vorteile (flexible Arbeitszeit, kein Milchtransportieren mehr) Gruppenhaltung mit bis zu 25 Tieren pro Nuckel möglich Einige Systeme sind schon ab dem zweiten Lebenstag einsetzbar Moderne Automaten können bis zu 100 Kälber versorgen Abtränken leichter durch begrenztes Milchangebot Folgende Fehler bitte vermeiden: Dauerbelegung der Automatenställe Unzureichende Wartung und Kalibrierung Rechnerdaten nur unzureichend zur Tierkontrolle nutzen Mangelnde Hygiene rund um die Tränkeeinheit Poröse Nuckel zu selten austauschen — Keimgefahr! Zu wenig Tränkeportionen, dadurch Saugreflex der Kälber, Besaugen sich gegenseitig. Dr. Heike Engels KÄLBERMAMA LIFESTART VON ANFANG AN richtig füttern! mehr auf www.urbanonline.de )77(581*6ˎ TECHNIK speziell für Kälber
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