vlbs-aktuell - vlbs Rheinland

vlbs-aktuell
Organ des Verbandes der Lehrerinnen und Lehrer
an berufsbildenden Schulen (vlbs) im DBB
Jahrgang 37
Mai 2015
Nr. 5
Berufsbildungsbericht 2015
Berufseinstieg die betriebliche Ausbildung gefördert werden, u.a. mit einem
Coaching für kleinere Betriebe, das
diese im Umgang mit leistungsschwächeren Bewerbern schulen soll. Bis
2018 sollen damit 500.000 junge Leute
erreicht werden.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) fordert, die Berufsorientierung an den Schulen vor
dem Einstieg in die Ausbildung zu
stärken, damit die Jugendlichen keine
falschen Erwartungen an den künftigen
Beruf haben.
Zudem sollten kleine Betriebe bei der
Ausbildung durch erprobte Programme
wie die Initiative VerA („Initiative zur
Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen“) oder QuABB („Qualifizierte
berufspädagogische Ausbildungsbegleitung in Berufsschule und Betrieb“)
und die neue AsA („Assistierte Ausbildung“) unterstützt werden.
(hk) Der Bericht zeigt, dass das duale System der beruflichen Bildung in
Deutschland nach wie vor die wesentliche Säule für die Deckung des
künftigen Fachkräftebedarfs der
Wirtschaft und für über 500.000
junge Menschen der Einstieg in eine
qualifizierte berufliche Tätigkeit ist.
Aber es stimmt auch, dass es immer
weniger Lehrlinge gibt.
2014 wurden 518.400 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen, das sind
7.500 Verträge weniger als im Vorjahr. Die Hälfte der Schulabgänger mit
Abitur entscheidet sich dazu, ein Studium aufzunehmen. Es gab im Vorjahr
ca. 37.100 unbesetzte Ausbildungsstellen. Diese Stellen finden sich vor allem
im Einzelhandel, in Restaurants und
Hotels, in Bäckereien und Fleischereien, aber auch in Friseurgeschäften.
Auf der anderen Seite gibt es immer
noch unversorgte Schulabgänger,
laut Berufsbildungsbericht waren es
ca. 20.900. Häufig stimmt die Passung
zwischen den Ansprüchen der Betriebe und denen der Schulabgänger
nicht. Vor allem Hauptschülerinnen
und -schüler haben bei vielen Ausbildungsberufen kaum Aussichten auf
eine Stelle. Zudem bilden immer
weniger Betriebe aus, gegenwärtig
sind es noch 20,7 %. Das ist der
niedrigste Wert seit 15 Jahren.
Bei denen, die eine Ausbildung beginnen, brechen 25 % ab. Davon
wechselt allerdings mehr als die
Hälfte „nur“ den Betrieb und führt
die Lehre fort. Die Zahl der „echten“
Abbrecher liegt bei ca. 12 %.
Ende 2014 hatte die Bundesregierung mit Ländern, Wirtschaft, Gewerkschaften und Bundesagentur für
Arbeit die „Allianz für Aus- und
Weiterbildung 2015-2018“ gegründet, um zu verdeutlichen, wie wichtig die duale Berufsbildung für den
Wirtschaftsstandort Deutschland ist.
Jetzt soll mit einem 1,3 Milliarden
Euro umfassenden Programm für den
dbb Erfolg bei den Tarifverhandlungen
Ergebnisse werden auf die Beamtinnen und Beamten übertragen
(hk) Der Landesvorsitzende des vlbs Rheinland-Pfalz, Ulrich Brenken, gratulierte Lilli Lenz, Landeschefin des dbb, zu den „wichtigen Erfolgen“, die während der Osterferien erreicht wurden. Es sei dem dbb unter Führung von Lilli
Lenz gelungen, den „Deckel“ auf der 5 x 1 %-Regelung zu lüften und zu erreichen, dass das Tarifergebnis bei den Angestellten zeitnah auf die Beamtinnen
und Beamten in Rheinland-Pfalz übertragen wird.
„Für das dazu über Jahre – gerade auch von Dir persönlich – eingebrachte Engagement und die Beharrlichkeit des dbb, die zu diesem wichtigen Erfolg geführt
hat, möchte ich ausdrücklich DANKE sagen.“, so Ulrich Brenken in einem Anschreiben an Lilli Lenz.
Bei der Einkommensrunde 2015 gelang es dem dbb, dass die Eingruppierung
der angestellten Lehrkräfte endlich auch bundesweit per Tarifvertrag geregelt
wird. Damit werde der jahrelange Missstand beseitigt, dass die Arbeitgeber die
Bezahlung der Lehrkräfte einseitig durch Richtlinien festlegen konnten, teilte
der dbb in einer Pressemeldung mit. Die konkrete Eingruppierung wird künftig
von den jeweiligen Ländern von der Besoldungsgruppe abgeleitet, die für vergleichbare verbeamtete Kolleginnen und Kollegen gilt.
Der DIHK fordert auch den Erhalt von
Berufsschulstandorten. Die berufliche
Bildung verliere an Attraktivität, wenn
den Jugendlichen zu lange Schulwege
zugemutet würden. Ergänzend und
alternativ könnten virtuelle Lernkonzepte entwickelt werden.
In dieser Ausgabe:
Berufsbildungsbericht 2015
Titelseite und Seite 24
dbb Erfolg bei den Tarifverhandlungen
Titelseite
Jahresgespräch des vlbs mit Bildungsministerin Vera Reiß Seite 24 bis 26
BV Südwestpfalz und Vorderpfalz:
Informationsveranstaltung zum Thema
Beihilfe
Beschränkung der Beihilfefähigkeit für
bestimmte Medizinprodukte Seite 26
IN KÜRZE
Seite 27
Landesverdienstmedaille für
Gerda Gauer
Seite 27 und 28
OV Worms: Neuwahl des Vorstandes
OV Koblenz: neuer Vorstand gewählt
Seite 28
24
vlbs-aktuell
Der aktuelle Berufsbildungsbericht
enthält unter anderem: eine Ausbildungsbilanz des Jahres 2014, Informationen zum Ausbildungsmarkt, zu
Struktur und Entwicklung der Berufsausbildung, zu Maßnahmen zur Verbesserung von Berufsorientierung und
Übergangssystem, zur Förderung von
Durchlässigkeit, zur beruflichen Weiterbildung, zu Weiterentwicklung
und Zukunftsorientierung des Berufsbildungssystems und zur internationalen Zusammenarbeit in der Berufsbildungspolitik. Wie immer wurde
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vom Bundesinstitut für Berufsbildung
(BIBB) ergänzend ein Datenreport zum
Berufsbildungsbericht 2015 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erstellt. Den kompletten Bildungsbericht kann man http://
vlbs.org/18 herunterladen.
Jahresgespräch des vlbs mit Bildungsministerin Vera Reiß
(Andreas Hoffmann) Inklusion und
Integration waren die Schwerpunkte
des ersten vlbs-Gespräches mit Vera
Reiß in ihrem neuen Amt als Bildungsministerin und dem Abteilungsleiter BBS, Walter Wahl.
Ulrich Brenken ging zunächst auf die
aktuelle Unterrichtsversorgung ein.
Positiv sei der Rückgang des Unterrichtsausfalls gegenüber dem vorangegangenen Schuljahr um 1 % auf aktuell 4,5 % zu sehen. Somit gehe es entlang der Klemm-Studie von 2012 allen
Schularten besser.
Zu beklagen sei jedoch, dass der Unterrichtsausfall am Beginn der KlemmStudie mit 6 % an BBS doppelt so
hoch war wie die 3 % an allgemein
bildenden Schulen. Mittlerweile ist er
mit 4,5 % zu 1,6 % fast dreimal so
hoch.
Die Verbesserung von 6 % auf 4,5 %
bedeutet an BBS etwa 75 VZ-Stellen.
Ulrich Brenken kritisierte dabei, dass
diese verbesserte Unterrichtsversorgung in weiten Teilen durch den demografischen Schülerrückgang und
nicht maßgeblich durch eine Erhöhung
von Planstellen entstanden ist. Zudem
mussten weite Teile davon durch die
BBS vor Ort selbst erwirtschaftet werden, wie man am Beispiel der HBF
sieht. Dort wurde die Klassenzahl seit
2012 um über 7 % fast 5-mal so stark
gesenkt, wie es der Rückgang der
Schülerzahl um nur 1,5 % allenfalls
nahegelegt hätte. Dies wurde durch
eine erzwungene Erhöhung der Klassenfrequenz um 6,4 % auf aktuell fast
25 Schülerinnen und Schüler als MITTELwert im Land erkauft. Daraus
ergibt s ich, dass hier gut 30 VZ-Stellen
von den BBS selbst erwirtschaftet
werden mussten. Das sind etwa 40 %
der o.a. 75 VZ-Stellen, was die stolzen
Positivmeldungen der Politik zur Verbesserung des BBS-Unterrichtsausfalls
seit 2011 deutlich relativiert.
Bildungsministerin Vera Reiß hob
hervor, dass mit einer Unterrichtsver-
sorgung von 95,5 % der beste Wert
seit Jahrzehnten erreicht werden
konnte, dies nicht zuletzt, weil 50
zusätzliche Stellen für die berufsbildenden Schulen zur Verfügung gestellt wurden. Allerdings, so konstatierte die Bildungsministerin, sei es
nach wie vor problematisch, geeignete Lehrkräfte, vor allem für Mangelfächer wie Mathematik, Metalltechnik, technische Informatik und Gesundheit / Pflege, zu finden.
Gerade an dieser Stelle, so Willi
Detemple, träfen die gravierenden
Negativ-Auswirkungen durch die
Einführung der Erfahrungsstufen bei
beamteten Lehrkräften auf das Unverständnis des vlbs.
So erleiden beispielsweise Kolleginnen und Kollegen, die durch Versetzung aus anderen Bundesländern
nach Rheinland-Pfalz kommen, insbesondere im BBS-Bereich gravierende finanzielle Nachteile im Umfang von bis zu mehreren hundert
Euro je Monat. Die Bildungsministerin sichert zu, dass bis zum Einstellungstermin am 01.05.2015 eine
Lösung gefunden wird, um die Einstufung in Erfahrungsstufen so
durchzuführen, dass die für den Unterricht in beruflichen Fächern wichtigen Vorerfahrungen entsprechend
berücksichtigt werden.
Auch durch die beabsichtigte künftige Anwendung des § 16 TV-L im
Beschäftigtenbereich dürften sich bei
der Stufenfestsetzung finanzielle
Verschlechterungen ergeben. Es wird
zudem erforderlich sein, dass förderliche Zeiten, die sich auf eine höhere
Einstufung auswirken könnten,
schon vor der Einstellung sicher
ermittelt werden, da eine spätere
Anerkennung nach Vorgabe des Finanzministeriums nicht mehr möglich ist.
In Bezug auf die HBF-Reform betonte die Ministerin, dass die Stellungnahmen u.a. des vlbs die Rücknahme
des Verordnungsentwurfs durch das
Ministerium bewirkt haben. Es wird
jetzt eine Arbeitsgruppe unter Einbezug der Stufenvertretungen installiert,
die sich neu mit der HBF-Thematik
auseinandersetzt. Ulrich Brenken
dankte der Ministerin an dieser Stelle
für die konstruktive Zusammenarbeit.
Mareike Schumacher berichtete von
der Herausforderung bei der Inklusion
von Schülern mit Asperger-Syndrom
in ihren Unterricht. Auch ein Schüler
mit nur 3 % Sehfähigkeit hat eine HBF
bei Mareike Schumacher besucht. Um
ihm eine Teilnahme am Unterricht zu
ermöglichen, hat sie ihm u.a. notwendige Texte auf Band gesprochen, die er
dann im Unterricht abhören konnte,
mündliche Prüfungen organisiert und
Arbeitsblätter umstrukturiert. Letztendlich betrug ihr wöchentlicher
Mehraufwand an Unterrichtsvorbereitung für diesen Schüler mitunter bis zu
vier Stunden.
„Ich habe mich als Lehrerin mit dieser
Einzelfallinklusion weitestgehend
allein gelassen gefühlt“, lautete ihr
Resümee.
Harry Wunschel bekräftigte an dieser
Stelle, dass Lehrkräfte im Bereich
Inklusion und Integration an ihre
Grenzen kommen.
Gerade im Bereich der Inklusion im
BVJ sind die Unterstützung durch
sonderpädagogische Fachkräfte während des Unterrichts und eine Betreuung auch außerhalb des Unterrichts
zwingend erforderlich. Gerne wird an
dieser Stelle der Chancencharakter der
sogenannten Experimentierklausel für
die Inklusion an BBS im neuen Schulgesetz angesprochen. Den BBS wird
freie Hand gelassen, um Erfahrungen
zu sammeln. Notwendig wäre hier eine
stärkere Beteiligung der BBS an den in
der Klemm-Studie von 2012 ausgewiesenen zusätzlichen 200 Stellen für
die Inklusion auf dann 800 Stellen.
Aktuell sind 750 Stellen für schulische
Inklusion besetzt. Davon werden vo-
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raussichtlich aber lediglich acht Stellen, also ca. 1 %, an die BBS vergeben,
obwohl an BBS über 20 % aller Schülerinnen und Schüler lernen. Beraterinnen und Berater für Inklusion sind
momentan noch wenig über das BBSSystem informiert und scheuen sich
deshalb oftmals, zur Beratung an eine
BBS zu kommen.
Ein Augenmerk richtete Harry Wunschel auf das erfolgreiche Inklusionsmodell an der BBS EHS in Trier. Hier
werden seit über zehn Jahren erfolgreich G-Schülerinnen und -Schüler in
BVJ-Klassen inkludiert. Werden z.B.
vier geistig behinderte Schülerinnen
und Schüler aufgenommen, wird die
Klassenmesszahl um vier reduziert.
Eine Förderschullehrkraft unterrichtet
zusätzlich mit zehn Wochenstunden
und es wurde eine volle Stelle für eine
sonderpädagogische Fachkraft geschaffen.
Am Jahresgespräch des vlbs mit Bildungsministerin Vera Reiß (Mitte) nahmen Walter Wahl, der
Abteilungsleiter BBS (3.v.l.), und vom vlbs Rheinland-Pfalz (v.l.n.r.) Harry Wunschel, Markus
Penner, Ulrich Brenken, Mareike Schumacher sowie Willi Detemple teil.
dienstes insgesamt läge also eine
Chance hinsichtlich eines Kompetenzerwerbs zur Inklusion und Integration.
Hier handelt es sich allerdings um ein
positives Modell, das offensichtlich
kein Modell sein darf, denn an anderen
Schulen, z.B. an der BBS Kirn, läuft es
längst nicht so gut.
Vera Reiß erläuterte, dass im Bereich
der allgemeinbildenden Schulen die
Zahl der Schwerpunktschulen weiter
ausgebaut würden. Außerdem werden
erstmals Förderschulen zu Förder- und
Beratungszentren weiterentwickelt. In
der Fläche kann man ein funktionierendes System nur über die Einführung
funktionierender Strukturen installieren.
Die Ministerin freute sich, mitteilen
zu können, dass am 1. März zum
ersten Mal 10 Millionen Euro für
den Ausbau der Inklusion an die
Kommunen gehen. Die Zahlung
basiert auf einer Vereinbarung zwischen Landesregierung und kommunalen Spitzenverbänden. Mit dieser
Vereinbarung soll die Inklusion im
Schulbereich weiter vorangetrieben
werden. Diese zusätzliche finanzielle Landesleistung ist ein Teil der
durch die BAföG-Neuregelung frei
werdenden Bundesmittel von rund
35 Millionen Euro.
„Wir brauchen im BVJ ein zu den allgemein bildenden Schulen gleichwertiges Modell“, so die Ministerin. Die
Vorgaben sollten hier 20 zusätzliche
Lehrerwochenstunden / Klasse bei
maximal vier G-Schülern sein.
Es sei notwendig, geordnete Rahmenbedingungen zu installieren, die schon
in der Lehrerausbildung beginnen.
Deshalb werden Referendarinnen und
Referendaren bereits Module zum Thema Inklusion angeboten und für amtierende Lehrkräfte werden zukünftig
vermehrt Weiterbildungsmöglichkeiten
geschaffen werden.
Ulrich Brenken begrüßte die finanzielle Unterstützung, forderte an dieser
Stelle aber auch, dass die berufsbildenden Schulen bei der Verteilung
der Gelder durch die Kommunen
genauso mit einbezogen werden wie
die Schwerpunktschulen. „Wir wollen tun können, was wir an Aufgaben
haben“, so Ulrich Brenken, „dafür
benötigen wir aber Unterstützung
von außen“.
Ulrich Brenken ergänzte hierzu, dass
im Zuge der Verkürzung des Vorbereitungsdienstes von 24 auf 18 Monate
allein zeitlich ein Teil dieser Ausbildung unter den Tisch fällt. In einer
entsprechenden Erhöhung der Anteile
oder Verlängerung des Vorbereitungs-
Markus Penner problematisierte die
Integration von Schülerinnen und
Schülern ohne Deutschkenntnisse in
den Arbeitsmarkt. Den betroffenen
Kolleginnen und Kollegen an den
berufsbildenden Schulen fehlen Hilfestellungen, diese Klientel kompetenzorientiert in den Unterricht einzubinden und zu fördern.
Dabei geht es nicht nur um die Förderung der Sprachkompetenz, son-
dern auch um das Verstehen der unterschiedlichen Kulturen, die im Unterricht aufeinandertreffen. Einerseits
sollte den Schülerinnen und Schülern
die deutsche Kultur näher gebracht
werden, andererseits müssen die Kolleginnen und Kollegen Kenntnisse von
den unterschiedlichen Kulturen der
Schülerinnen und Schülern erwerben.
Nur so können Ressentiments abgebaut werden. Zudem benötigen besonders die Schülerinnen und Schüler, die
aus ihren Heimatländern geflohen
sind, eine psychologische Betreuung,
um ihre Erlebnisse verarbeiten zu können.
Dieses Thema ist der Ministerin bewusst. „Es wird zukünftig generell für
alle Schularten Deutsch-Intensivkurse
für Migranten geben“, konstatierte
Vera Reiß.
Willi Detemple klärte darüber auf,
dass im BBS-Bereich eine erste befristete Einstellung für Sprachförderunterricht erfolgte. Er kritisierte aber, dass
diese Einstellung außertariflich vorgenommen wurde.
„Hieran wird mit Hochdruck gearbeitet“, so Vera Reiß. Hinsichtlich der
Eingruppierungsproblematik haben
MBWWK und ADD die gleiche Haltung. Lehrkräfte, die Sprachförderunterricht erteilen, werden in einem Korridor von EG 8 bis EG 12 eingestellt.
Die Vertragsmittel zur Einrichtung
von Deutsch-Intensivkursen werden
von derzeit 1,6 Mio. um 1 Mio. auf 2,6
Mio. aufgestockt. So können mehr
Intensivmaßnahmen bei Bedarf schnell
und unbürokratisch im laufenden
Schuljahr eingerichtet werden.
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Mit Blick auf die BBS laufen momentan vorbereitende Abstimmungen mit
dem Finanzministerium, weil die finanziellen Mittel für Sprachförderung
an den Schulen zwar abhängig vom
Bedarf, aber unabhängig von der
Schulart aufgestockt werden müssen.
Die berufsbildenden Schulen gehen
pragmatisch mit der Situation um und
dies wird vom MBWWK unterstützt.
Ulrich Brenken wies auf die exponentiell zunehmende Zahl der Zuwanderer
in anderen Bundesländern wie BadenWürttemberg hin und fragte die Ministerin nach ihrer Einschätzung für
Rheinland-Pfalz.
Vera Reiß bezog sich in ihrer Antwort
auf den „Königssteiner Schlüssel“,
nach dem 4,8 % der Flüchtlinge und
Asylbewerber, die in der Bundesrepublik ankommen, in Rheinland-Pfalz
aufgenommen werden.
Für das aktuelle Jahr rechnet man für
Rheinland-Pfalz mit einer Zuwanderung von 15.000 bis 20.000 Fremdsprachlern. Junge Migranten, die an
allgemein oder berufsbildenden Schulen unterrichtet werden, haben aber
nicht nur sprachliche und kulturelle
Hürden zu überwinden, sondern sind
unter Umständen noch zusätzlich
durch Traumata belastet. Spätestens
dann ist die Lehrkraft überfordert. Der
schulpsychologische Dienst des PL
bietet dazu Unterstützung an, ergänzte die Ministerin.
Harry Wunschel forderte hier zusätzliche sozialpädagogische Betreuung
der jungen Menschen durch außerschulische Institutionen.
Generell sei die Situation vor Ort für
die finanzielle Mittelzuwendung
maßgeblich, so Vera Reiß.
Geplante Maßnahmen wie die Einrichtung von Deutschintensivkursen
müssen auf die jeweilige Region
zugeschnitten werden. Die Zuständigkeit liegt hier u.a. beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
Ulrich Brenken wies abschließend
auf die Verbesserung der Abläufe bei
künftigen BBS-Strukturreformen
hin. Die Kolleginnen und Kollegen
an den BBS im Bereich MainzBingen-Ingelheim-Alzey wurden ca.
vier Jahre auch auf Nachfrage im
Unklaren gelassen, wohin die Reise
geht. Das hat zu vermeidbaren Diskussionen geführt. Die Demografie
wird zukünftig häufiger Umgestaltungen erfordern.
Hier fordern die Verbände und Personalräte eine transparentere Kommunikation und effektivere Sacharbeit mit ADD und Ministerium. Es
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müssen systematische Strukturen entwickelt werden, die auch Kolleginnen
und Kollegen vor Ort wertschätzend
einbeziehen. Denn für die Kolleginnen
und Kollegen geht es nicht nur um
Abordnung und Versetzung, sondern
auch um die Umstrukturierung an der
eigenen Schule bzw. einer für sie
fremden Schule, von der natürlich
auch ihre Schülerinnen und Schüler
betroffen sind. Positive Wege zur
Weiterentwicklung wurden hier schon
übereinstimmend aufgezeigt, z.B. im
Papier des Landesausschusses für Berufsbildung (2012), im 12-PunktePapier der BBS-Expertengruppe unter
Leitung des Ministeriums (2014) und
in der Fachkräftestrategie des Landes
für 2015.
„Der demografische Wandel wird uns
in Zukunft große Aufgaben zumuten“,
so Ulrich Brenken. Und Willi Detemple stellte fest: „Dort, wo rechtzeitig mit
Referenten offen gesprochen werden
konnte, konnte man auch Wege finden.“ Die Bildungsministerin nahm
den Appell mit und sicherte für zukünftige Reformen intensive Kommunikation zu.
Ulrich Brenken bedankte sich bei der
rheinland-pfälzischen Bildungsministerin für das offene und konstruktive
Gespräch.
BV Südwestpfalz und Vorderpfalz: Informationsveranstaltung zum Thema Beihilfe
(Ulrich Vogt) Die Bezirksverbände
Südwestpfalz und Vorderpfalz
luden Frau Kadir (l.) und Herrn
Mader (r., Referatsleiter) von der
Beihilfestelle Koblenz an die BBSSpeyer ein.
Die Referenten informierten fundiert
und interessant zum Thema Beihilfe
etwa 20 Kolleginnen und Kollegen.
Beschränkung der Beihilfefähigkeit
für bestimmte Medizinprodukte
(hk) Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat am 26. März 2015 (AZ: 5 C
8.14) entschieden, dass Beihilfeverordnungen (hier: Berlin) die Beihilfefähigkeit
für bestimmte Medizinprodukte (hier: Hyaluronsäurepräparate) grundsätzlich
ausschließt und nur ausnahmsweise in Einzelfällen gewährt.
Geklagt hatten zwei beihilfeberechtigte Beamte, denen ein Präparat zur Behandlung eines Knorpelschadens bzw. einer Kniegelenksarthrose verschrieben worden
war und denen die Beihilfestelle die Erstattung verweigert hatte. Die Klagen hatten zunächst in der zweiten Instanz Erfolg, wurden jetzt aber vom Bundesverwaltungsgericht ablehnend beschieden. Der Verweis der ablehnenden Beihilfestelle
auf die Regelung im Recht der gesetzlichen Krankenkassen sei sowohl „mit den
spezifischen Anforderungen des Rechtsstaats- und Demokratieprinzips, mit der
verfassungsrechtlichen Fürsorgepflicht und dem Bestimmtheitsgebot vereinbar“.
Großes Interesse zeigte das Publikum
bei den Themen Wahlleistungsvereinbarungen, Krankenhaus- und Kuraufenthalte sowie dem Abrechnen von
bestimmten Arzneimitteln und Massageanwendungen.
Generell empfiehlt es sich, die dazu
vorhandenen Merkblätter der Beihilfe
zu lesen, die im Internet heruntergeladen werden können (https://www.lffrlp.de/fachliche-themen/beihilfe/).
Als Tipp wurde genannt, dass es zur
Geburt eines Kindes von der Beihilfestelle einmalig auf Antrag eine Säuglingspauschale gibt. Diese wird bisher
oft nicht abgerufen.
Ferner sollte man sich bei Auslandsaufenthalten, möglichst auch im EUAusland, mit einer Auslandskrankenversicherung zusätzlich absichern.
Die Vorsitzenden der beiden Bezirksverbände, Oliver Schmidt und Ulrich
Vogt, bedankten sich für die interessanten, umfangreichen Informationen.
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IN KÜRZE
Landesverdienstmedaille für Gerda Gauer
Ausbildung oder Studium – was ist
besser? „Wer im späteren Berufsleben
wirklich Karriere machen möchte,
sollte sich im Klaren darüber sein, dass
ein Bachelor-Studium ohnehin nicht
mehr ausreicht, da muss schon ein
Master-Abschluss her. Im Vergleich
zum Bachelor bevorzugen viele Unternehmen heute sogar schon die duale
Berufsausbildung, da diese die Theorie
in der Schule eng mit vielen Praxisphasen verbindet. Damit entsteht automatisch in der Praxis anwendbares
Wissen.“, weiß Elke Kurschus, Inhaberin des Beratungsunternehmens Perspektive2030. Unter www.perspektive
2030.de/uebersicht.html stehen weitere
Informationen im Internet.
(Ulrich Brenken) Am 26. März
erfuhr Gerda Gauer – langjährige
Leiterin der BBS Donnersbergkreis (Rockenhausen und Eisenberg) und Vorsitzende des vlbs
Fachauschusses Hauswirtschaft
und Sozialwesen – eine besondere
Ehrung: Für ihren jahrzehntelang
unermüdlichen Einsatz im Bereich
der beruflichen Bildung hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer ihr die
Verdienstmedaille des Landes
Rheinland-Pfalz verliehen.
Schüler bewerten ihren Unterricht
mit dem Smartphone. Bildungs- und
Spieleforscher der Leuphana Universität Lüneburg haben im Rahmen des
Innovations-Inkubators eine Anwendung entwickelt, die eine Bewertung
des Unterrichts in Echtzeit ermöglicht,
z.B. Einschätzungen des Klassenklimas, der Arbeitstechniken, der Unterrichtsinhalte oder der Leistungsbewertung. Dabei greift die neue App auf
vorgegebene, von Experten entwickelte Fragebögen zurück. Derzeit wird die
Feedback-Anwendung an drei Pilotschulen in Niedersachsen, Hessen und
Berlin getestet. Die ersten Reaktionen
sind positiv.
(Quelle: TeacherNews, 13.03.2015)
Zahl der Schüler im Schuljahr
2014/15 um 0,7 % gesunken. Rund
11,0 Millionen Schülerinnen und
Schüler werden im Schuljahr 2014/15
an allgemein bildenden und beruflichen Schulen in Deutschland unterrichtet. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Angaben weiter mitteilt, entspricht dies
einem leichten Rückgang von 0,7 %
im Vergleich zum vorhergehenden
Schuljahr, was den rückläufigen Trend
seit dem Schuljahr 2000/01 fortsetzt.
An den beruflichen Schulen werden
2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2014/15 unterrichtet
und damit 0,9 % weniger als 2013/14.
Die Schülerzahl lag im früheren Bundesgebiet um 0,8 % unter dem Stand
des Vorjahres, in den neuen Bundesländern (einschließlich Berlin) ging sie
um 1,4 % zurück.
(Quelle: TeacherNews, 13.03.2015)
„Gerda Gauer hat ihren Beruf als
Berufung gelebt. Als ehemalige Lehrerin der beruflichen Bildung kennt
sie die Sorgen von Jugendlichen, den
richtigen Berufsweg zu wählen; aber
auch die der Betriebe, geeignete
Fachkräfte zu finden. Mit viel Herzblut setzte Gerda Gauer an dieser
zentralen Stelle an, zeigte Jugendlichen Chancen auf und implementierte gute Konzepte der Berufsorientierung und Fachkräftesicherung“, würdigte Bildungsstaatssekretär Hans
Beckmann ihre Verdienste während
einer Feierstunde im Ministerium.
Gerda Gauer ist eng mit dem Donnersbergkreis verbunden. Nach ihrem Studium trat sie 1973 in den
Schuldienst an der BBS Rockenhausen ein. Bis zu ihrer Pensionierung blieb sie dieser Schule, deren
Leitung sie 1993 übernahm, treu.
Mit hoher Fachkompetenz und klaren Zielen vor Augen hat sie die
berufsbildende Schule Donnersbergkreis mit zwei Standorten geleitet,
zusammengeführt sowie zukunftsweisend weiterentwickelt. Für die
Belange ihrer Kolleginnen und Kollegen setzte sich Gerda Gauer im
Landes- sowie Bundesverband der
Lehrerinnen und Lehrer an berufsbildenden Schulen ein.
Bereits seit 1973 ist Gerda Gauer
Mitglied im vlbs. Sie hat von 1990
bis 2001 den vlbs-Fachausschuss
Hauswirtschaft und Sozialwesen
geführt und dabei initiative Veranstaltungen für Berufsschultage ebenso organisiert wie zahlreiche Fortund Weiterbildungen – u.a. in der
Datenverarbeitung.
Als Vertreterin des Landes Rheinland-Pfalz nahm sie an zahlreichen
Veranstaltungen des BLBS teil.
Bildungsstaatssekretär Hans Beckmann (l.)
verlieh Gerda Gauer (r.) im Namen von Ministerpräsidentin Malu Dreyer die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz für
ihren jahrzehntelang unermüdlichen Einsatz
im Bereich Bildung.
Ihren Beruf lebt Gerda Gauer bis heute
und so ist es nicht verwunderlich, dass
sie sich auch im Ruhestand weiterhin
für das Thema berufliche Bildung engagiert – auch in kirchlicher Arbeit
und in der Erwachsenenbildung.
Mit der Initiative „Job aktiv“ legte
das Wirtschaftsforum Donnersberger
Land vor über zehn Jahren den Grundstein für ein Netzwerk für Unternehmen und Schulen. Als ehrenamtliche
„Job-aktiv-Managerin“ organisiert die
pensionierte Schulleiterin unter anderem regelmäßig Besuche für Jugendliche in den verschiedenen Unternehmen in der Region, um sie für die Berufe zu interessieren und zu sensibilisieren.
Dieses Angebot nutzen jährlich ca.
300 bis 400 Schülerinnen und Schüler.
Eine ihrer jüngsten Aktivitäten ist die
„Karrieremesse: Pflege und Gesundheit“, die auf großes Interesse stößt.
Von Ausbildung und Studium über
Weiterbildung bis hin zu konkreten
Arbeitsplatzangeboten präsentieren
sich hier die regionalen Akteure rund
um Gesundheits- und Pflegeberufe.
Des Weiteren hob Staatssekretär Beckmann in seiner Laudatio den unschätzbaren Wert von Frau Gauers Engagement für die Berufsorientierung junger
Menschen in dieser entscheidenden
und nicht immer einfachen Lebens-
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phase, in der sie die berufsbildende
Schule besuchen, hervor.
„Umso wichtiger ist es, dass es Menschen wie Sie gibt, die Brücken zwischen den Schulen und der Berufswelt
bauen“, unterstrich Hans Beckmann.
Ganz besonders setze sich Gerda Gauer
für das bundesweite Projekt „Berufswahlsiegel“ ein, mit dem sie weit über
die rheinland-pfälzischen Grenzen
hinaus bekannt ist. Das von der Bun(Stefan Krob) Der Ortsverband
Worms hat auf seiner Jahresversammlung am 13.03.2015 einen
neuen Vorstand gewählt.
desarbeitsgemeinschaft SchuleWirtschaft koordinierte Siegel zeichnet
Schulen aus, die mit ihren Konzepten die Schülerinnen und Schüler in
vorbildlicher Weise auf die richtige
Entscheidung bei der Berufswahl
vorbereiten. Durch ihren Einsatz
konnten in der Vergangenheit fast
alle Realschulen plus im Donnersbergkreis zertifiziert werden.
„Was Sie anpacken, führen Sie zum
Erfolg, und zwar mit Herz und
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Hand. Ich freue mich, heute Ihren
Einsatz für unsere Gesellschaft mit
der Landesverdienstmedaille würdigen zu können“, hielt Hans Beckmann
fest.
Auch der vlbs gratuliert und dankt
Gerda Gauer für ihr jahrzehntelanges
Engagement, mit dem sie – stets mit
hoher Fachkompetenz und großer
menschlicher Nähe – ihren Kolleginnen und Kollegen bis in die Gegenwart angenehm spürbar begegnet.
Neuwahlen im OV Worms
Stefan Krob, der als 1. Vorsitzender
des Ortsverbandes Worms in seinem
Amt bestätigt wurde, dankte Josef Dirb
für die lange ehrenamtliche Tätigkeit
für den vlbs. Josef Dirb hatte 22 Jahre
lang (!) das Amt des Kassenführers
inne.
Die Mitglieder des Vorstandes im
Ortsverband Worms sind:
 1. Vorsitzender: Stefan Krob
 2. Vorsitzender: Erich Peetz




(kandidierte zum letzten Mal)
Schriftführer: Hartwig Marculescu
Kassenführer: Markus Blauth
1. Kassenprüfer: Jürgen Graf
2. Kassenprüfer: Andreas Neu
(auch neu gewählt).
Nach der Wahl des Vorstands des OV Worms (v.l.n.r.): Erich Peetz, Josef Dirb, Stefan Krob,
Markus Blauth, Christoph Ringhoffer (Landesgeschäftsführer vlbs) und Hartwig Marculescu.
OV Koblenz wählte neuen Vorstand
vlbs-aktuell
Herausgeber: Verband der Lehrerinnen und
Lehrer an berufsbildenden Schulen RheinlandPfalz (vlbs) im DBB, Adam-Karrillon-Str. 62,
55118 Mainz, Telefon 06131-612450, Fax
06131 / 616705. Webseite: www.vlbs.org
Vorsitzender: Ulrich Brenken, Rheingauer
Straße 8, 55122 Mainz, Telefon 06131-41818,
Fax 06131 / 41817, [email protected].
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Nachdruck ist nur mit Zustimmung der Redaktion und mit Quellenangabe zulässig. – Für unverlangt e ingesandte Manuskripte besteht keine
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(Andreas Degen) Der Ortsverband Koblenz hat einen neuen Vorstand gewählt (v.l.n.r): Andreas
Degen, stellvertrender Vorsitzender CBS, Karim Haddada, 1.Beisitzer JWS, Daniela Assheuer,
Kassiererin JWS, Irmgard Holbach, Schriftführerin CBS, und Stephan Brück, OV-Vorsitzender
JWS. Es fehlt: Siegfried Reisinger, 2.Beisitzer JWS.
Druck: johnen-druck, In der Bornwiese, 54470
Bernkastel-Kues.
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