vlbs-aktuell Organ des Verbandes der Lehrerinnen und Lehrer an berufsbildenden Schulen (vlbs) im DBB Jahrgang 37 Mai 2015 Nr. 5 Berufsbildungsbericht 2015 Berufseinstieg die betriebliche Ausbildung gefördert werden, u.a. mit einem Coaching für kleinere Betriebe, das diese im Umgang mit leistungsschwächeren Bewerbern schulen soll. Bis 2018 sollen damit 500.000 junge Leute erreicht werden. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) fordert, die Berufsorientierung an den Schulen vor dem Einstieg in die Ausbildung zu stärken, damit die Jugendlichen keine falschen Erwartungen an den künftigen Beruf haben. Zudem sollten kleine Betriebe bei der Ausbildung durch erprobte Programme wie die Initiative VerA („Initiative zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen“) oder QuABB („Qualifizierte berufspädagogische Ausbildungsbegleitung in Berufsschule und Betrieb“) und die neue AsA („Assistierte Ausbildung“) unterstützt werden. (hk) Der Bericht zeigt, dass das duale System der beruflichen Bildung in Deutschland nach wie vor die wesentliche Säule für die Deckung des künftigen Fachkräftebedarfs der Wirtschaft und für über 500.000 junge Menschen der Einstieg in eine qualifizierte berufliche Tätigkeit ist. Aber es stimmt auch, dass es immer weniger Lehrlinge gibt. 2014 wurden 518.400 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen, das sind 7.500 Verträge weniger als im Vorjahr. Die Hälfte der Schulabgänger mit Abitur entscheidet sich dazu, ein Studium aufzunehmen. Es gab im Vorjahr ca. 37.100 unbesetzte Ausbildungsstellen. Diese Stellen finden sich vor allem im Einzelhandel, in Restaurants und Hotels, in Bäckereien und Fleischereien, aber auch in Friseurgeschäften. Auf der anderen Seite gibt es immer noch unversorgte Schulabgänger, laut Berufsbildungsbericht waren es ca. 20.900. Häufig stimmt die Passung zwischen den Ansprüchen der Betriebe und denen der Schulabgänger nicht. Vor allem Hauptschülerinnen und -schüler haben bei vielen Ausbildungsberufen kaum Aussichten auf eine Stelle. Zudem bilden immer weniger Betriebe aus, gegenwärtig sind es noch 20,7 %. Das ist der niedrigste Wert seit 15 Jahren. Bei denen, die eine Ausbildung beginnen, brechen 25 % ab. Davon wechselt allerdings mehr als die Hälfte „nur“ den Betrieb und führt die Lehre fort. Die Zahl der „echten“ Abbrecher liegt bei ca. 12 %. Ende 2014 hatte die Bundesregierung mit Ländern, Wirtschaft, Gewerkschaften und Bundesagentur für Arbeit die „Allianz für Aus- und Weiterbildung 2015-2018“ gegründet, um zu verdeutlichen, wie wichtig die duale Berufsbildung für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist. Jetzt soll mit einem 1,3 Milliarden Euro umfassenden Programm für den dbb Erfolg bei den Tarifverhandlungen Ergebnisse werden auf die Beamtinnen und Beamten übertragen (hk) Der Landesvorsitzende des vlbs Rheinland-Pfalz, Ulrich Brenken, gratulierte Lilli Lenz, Landeschefin des dbb, zu den „wichtigen Erfolgen“, die während der Osterferien erreicht wurden. Es sei dem dbb unter Führung von Lilli Lenz gelungen, den „Deckel“ auf der 5 x 1 %-Regelung zu lüften und zu erreichen, dass das Tarifergebnis bei den Angestellten zeitnah auf die Beamtinnen und Beamten in Rheinland-Pfalz übertragen wird. „Für das dazu über Jahre – gerade auch von Dir persönlich – eingebrachte Engagement und die Beharrlichkeit des dbb, die zu diesem wichtigen Erfolg geführt hat, möchte ich ausdrücklich DANKE sagen.“, so Ulrich Brenken in einem Anschreiben an Lilli Lenz. Bei der Einkommensrunde 2015 gelang es dem dbb, dass die Eingruppierung der angestellten Lehrkräfte endlich auch bundesweit per Tarifvertrag geregelt wird. Damit werde der jahrelange Missstand beseitigt, dass die Arbeitgeber die Bezahlung der Lehrkräfte einseitig durch Richtlinien festlegen konnten, teilte der dbb in einer Pressemeldung mit. Die konkrete Eingruppierung wird künftig von den jeweiligen Ländern von der Besoldungsgruppe abgeleitet, die für vergleichbare verbeamtete Kolleginnen und Kollegen gilt. Der DIHK fordert auch den Erhalt von Berufsschulstandorten. Die berufliche Bildung verliere an Attraktivität, wenn den Jugendlichen zu lange Schulwege zugemutet würden. Ergänzend und alternativ könnten virtuelle Lernkonzepte entwickelt werden. In dieser Ausgabe: Berufsbildungsbericht 2015 Titelseite und Seite 24 dbb Erfolg bei den Tarifverhandlungen Titelseite Jahresgespräch des vlbs mit Bildungsministerin Vera Reiß Seite 24 bis 26 BV Südwestpfalz und Vorderpfalz: Informationsveranstaltung zum Thema Beihilfe Beschränkung der Beihilfefähigkeit für bestimmte Medizinprodukte Seite 26 IN KÜRZE Seite 27 Landesverdienstmedaille für Gerda Gauer Seite 27 und 28 OV Worms: Neuwahl des Vorstandes OV Koblenz: neuer Vorstand gewählt Seite 28 24 vlbs-aktuell Der aktuelle Berufsbildungsbericht enthält unter anderem: eine Ausbildungsbilanz des Jahres 2014, Informationen zum Ausbildungsmarkt, zu Struktur und Entwicklung der Berufsausbildung, zu Maßnahmen zur Verbesserung von Berufsorientierung und Übergangssystem, zur Förderung von Durchlässigkeit, zur beruflichen Weiterbildung, zu Weiterentwicklung und Zukunftsorientierung des Berufsbildungssystems und zur internationalen Zusammenarbeit in der Berufsbildungspolitik. Wie immer wurde 5-2015 vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) ergänzend ein Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2015 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erstellt. Den kompletten Bildungsbericht kann man http:// vlbs.org/18 herunterladen. Jahresgespräch des vlbs mit Bildungsministerin Vera Reiß (Andreas Hoffmann) Inklusion und Integration waren die Schwerpunkte des ersten vlbs-Gespräches mit Vera Reiß in ihrem neuen Amt als Bildungsministerin und dem Abteilungsleiter BBS, Walter Wahl. Ulrich Brenken ging zunächst auf die aktuelle Unterrichtsversorgung ein. Positiv sei der Rückgang des Unterrichtsausfalls gegenüber dem vorangegangenen Schuljahr um 1 % auf aktuell 4,5 % zu sehen. Somit gehe es entlang der Klemm-Studie von 2012 allen Schularten besser. Zu beklagen sei jedoch, dass der Unterrichtsausfall am Beginn der KlemmStudie mit 6 % an BBS doppelt so hoch war wie die 3 % an allgemein bildenden Schulen. Mittlerweile ist er mit 4,5 % zu 1,6 % fast dreimal so hoch. Die Verbesserung von 6 % auf 4,5 % bedeutet an BBS etwa 75 VZ-Stellen. Ulrich Brenken kritisierte dabei, dass diese verbesserte Unterrichtsversorgung in weiten Teilen durch den demografischen Schülerrückgang und nicht maßgeblich durch eine Erhöhung von Planstellen entstanden ist. Zudem mussten weite Teile davon durch die BBS vor Ort selbst erwirtschaftet werden, wie man am Beispiel der HBF sieht. Dort wurde die Klassenzahl seit 2012 um über 7 % fast 5-mal so stark gesenkt, wie es der Rückgang der Schülerzahl um nur 1,5 % allenfalls nahegelegt hätte. Dies wurde durch eine erzwungene Erhöhung der Klassenfrequenz um 6,4 % auf aktuell fast 25 Schülerinnen und Schüler als MITTELwert im Land erkauft. Daraus ergibt s ich, dass hier gut 30 VZ-Stellen von den BBS selbst erwirtschaftet werden mussten. Das sind etwa 40 % der o.a. 75 VZ-Stellen, was die stolzen Positivmeldungen der Politik zur Verbesserung des BBS-Unterrichtsausfalls seit 2011 deutlich relativiert. Bildungsministerin Vera Reiß hob hervor, dass mit einer Unterrichtsver- sorgung von 95,5 % der beste Wert seit Jahrzehnten erreicht werden konnte, dies nicht zuletzt, weil 50 zusätzliche Stellen für die berufsbildenden Schulen zur Verfügung gestellt wurden. Allerdings, so konstatierte die Bildungsministerin, sei es nach wie vor problematisch, geeignete Lehrkräfte, vor allem für Mangelfächer wie Mathematik, Metalltechnik, technische Informatik und Gesundheit / Pflege, zu finden. Gerade an dieser Stelle, so Willi Detemple, träfen die gravierenden Negativ-Auswirkungen durch die Einführung der Erfahrungsstufen bei beamteten Lehrkräften auf das Unverständnis des vlbs. So erleiden beispielsweise Kolleginnen und Kollegen, die durch Versetzung aus anderen Bundesländern nach Rheinland-Pfalz kommen, insbesondere im BBS-Bereich gravierende finanzielle Nachteile im Umfang von bis zu mehreren hundert Euro je Monat. Die Bildungsministerin sichert zu, dass bis zum Einstellungstermin am 01.05.2015 eine Lösung gefunden wird, um die Einstufung in Erfahrungsstufen so durchzuführen, dass die für den Unterricht in beruflichen Fächern wichtigen Vorerfahrungen entsprechend berücksichtigt werden. Auch durch die beabsichtigte künftige Anwendung des § 16 TV-L im Beschäftigtenbereich dürften sich bei der Stufenfestsetzung finanzielle Verschlechterungen ergeben. Es wird zudem erforderlich sein, dass förderliche Zeiten, die sich auf eine höhere Einstufung auswirken könnten, schon vor der Einstellung sicher ermittelt werden, da eine spätere Anerkennung nach Vorgabe des Finanzministeriums nicht mehr möglich ist. In Bezug auf die HBF-Reform betonte die Ministerin, dass die Stellungnahmen u.a. des vlbs die Rücknahme des Verordnungsentwurfs durch das Ministerium bewirkt haben. Es wird jetzt eine Arbeitsgruppe unter Einbezug der Stufenvertretungen installiert, die sich neu mit der HBF-Thematik auseinandersetzt. Ulrich Brenken dankte der Ministerin an dieser Stelle für die konstruktive Zusammenarbeit. Mareike Schumacher berichtete von der Herausforderung bei der Inklusion von Schülern mit Asperger-Syndrom in ihren Unterricht. Auch ein Schüler mit nur 3 % Sehfähigkeit hat eine HBF bei Mareike Schumacher besucht. Um ihm eine Teilnahme am Unterricht zu ermöglichen, hat sie ihm u.a. notwendige Texte auf Band gesprochen, die er dann im Unterricht abhören konnte, mündliche Prüfungen organisiert und Arbeitsblätter umstrukturiert. Letztendlich betrug ihr wöchentlicher Mehraufwand an Unterrichtsvorbereitung für diesen Schüler mitunter bis zu vier Stunden. „Ich habe mich als Lehrerin mit dieser Einzelfallinklusion weitestgehend allein gelassen gefühlt“, lautete ihr Resümee. Harry Wunschel bekräftigte an dieser Stelle, dass Lehrkräfte im Bereich Inklusion und Integration an ihre Grenzen kommen. Gerade im Bereich der Inklusion im BVJ sind die Unterstützung durch sonderpädagogische Fachkräfte während des Unterrichts und eine Betreuung auch außerhalb des Unterrichts zwingend erforderlich. Gerne wird an dieser Stelle der Chancencharakter der sogenannten Experimentierklausel für die Inklusion an BBS im neuen Schulgesetz angesprochen. Den BBS wird freie Hand gelassen, um Erfahrungen zu sammeln. Notwendig wäre hier eine stärkere Beteiligung der BBS an den in der Klemm-Studie von 2012 ausgewiesenen zusätzlichen 200 Stellen für die Inklusion auf dann 800 Stellen. Aktuell sind 750 Stellen für schulische Inklusion besetzt. Davon werden vo- 5-2015 vlbs-aktuell 25 raussichtlich aber lediglich acht Stellen, also ca. 1 %, an die BBS vergeben, obwohl an BBS über 20 % aller Schülerinnen und Schüler lernen. Beraterinnen und Berater für Inklusion sind momentan noch wenig über das BBSSystem informiert und scheuen sich deshalb oftmals, zur Beratung an eine BBS zu kommen. Ein Augenmerk richtete Harry Wunschel auf das erfolgreiche Inklusionsmodell an der BBS EHS in Trier. Hier werden seit über zehn Jahren erfolgreich G-Schülerinnen und -Schüler in BVJ-Klassen inkludiert. Werden z.B. vier geistig behinderte Schülerinnen und Schüler aufgenommen, wird die Klassenmesszahl um vier reduziert. Eine Förderschullehrkraft unterrichtet zusätzlich mit zehn Wochenstunden und es wurde eine volle Stelle für eine sonderpädagogische Fachkraft geschaffen. Am Jahresgespräch des vlbs mit Bildungsministerin Vera Reiß (Mitte) nahmen Walter Wahl, der Abteilungsleiter BBS (3.v.l.), und vom vlbs Rheinland-Pfalz (v.l.n.r.) Harry Wunschel, Markus Penner, Ulrich Brenken, Mareike Schumacher sowie Willi Detemple teil. dienstes insgesamt läge also eine Chance hinsichtlich eines Kompetenzerwerbs zur Inklusion und Integration. Hier handelt es sich allerdings um ein positives Modell, das offensichtlich kein Modell sein darf, denn an anderen Schulen, z.B. an der BBS Kirn, läuft es längst nicht so gut. Vera Reiß erläuterte, dass im Bereich der allgemeinbildenden Schulen die Zahl der Schwerpunktschulen weiter ausgebaut würden. Außerdem werden erstmals Förderschulen zu Förder- und Beratungszentren weiterentwickelt. In der Fläche kann man ein funktionierendes System nur über die Einführung funktionierender Strukturen installieren. Die Ministerin freute sich, mitteilen zu können, dass am 1. März zum ersten Mal 10 Millionen Euro für den Ausbau der Inklusion an die Kommunen gehen. Die Zahlung basiert auf einer Vereinbarung zwischen Landesregierung und kommunalen Spitzenverbänden. Mit dieser Vereinbarung soll die Inklusion im Schulbereich weiter vorangetrieben werden. Diese zusätzliche finanzielle Landesleistung ist ein Teil der durch die BAföG-Neuregelung frei werdenden Bundesmittel von rund 35 Millionen Euro. „Wir brauchen im BVJ ein zu den allgemein bildenden Schulen gleichwertiges Modell“, so die Ministerin. Die Vorgaben sollten hier 20 zusätzliche Lehrerwochenstunden / Klasse bei maximal vier G-Schülern sein. Es sei notwendig, geordnete Rahmenbedingungen zu installieren, die schon in der Lehrerausbildung beginnen. Deshalb werden Referendarinnen und Referendaren bereits Module zum Thema Inklusion angeboten und für amtierende Lehrkräfte werden zukünftig vermehrt Weiterbildungsmöglichkeiten geschaffen werden. Ulrich Brenken begrüßte die finanzielle Unterstützung, forderte an dieser Stelle aber auch, dass die berufsbildenden Schulen bei der Verteilung der Gelder durch die Kommunen genauso mit einbezogen werden wie die Schwerpunktschulen. „Wir wollen tun können, was wir an Aufgaben haben“, so Ulrich Brenken, „dafür benötigen wir aber Unterstützung von außen“. Ulrich Brenken ergänzte hierzu, dass im Zuge der Verkürzung des Vorbereitungsdienstes von 24 auf 18 Monate allein zeitlich ein Teil dieser Ausbildung unter den Tisch fällt. In einer entsprechenden Erhöhung der Anteile oder Verlängerung des Vorbereitungs- Markus Penner problematisierte die Integration von Schülerinnen und Schülern ohne Deutschkenntnisse in den Arbeitsmarkt. Den betroffenen Kolleginnen und Kollegen an den berufsbildenden Schulen fehlen Hilfestellungen, diese Klientel kompetenzorientiert in den Unterricht einzubinden und zu fördern. Dabei geht es nicht nur um die Förderung der Sprachkompetenz, son- dern auch um das Verstehen der unterschiedlichen Kulturen, die im Unterricht aufeinandertreffen. Einerseits sollte den Schülerinnen und Schülern die deutsche Kultur näher gebracht werden, andererseits müssen die Kolleginnen und Kollegen Kenntnisse von den unterschiedlichen Kulturen der Schülerinnen und Schülern erwerben. Nur so können Ressentiments abgebaut werden. Zudem benötigen besonders die Schülerinnen und Schüler, die aus ihren Heimatländern geflohen sind, eine psychologische Betreuung, um ihre Erlebnisse verarbeiten zu können. Dieses Thema ist der Ministerin bewusst. „Es wird zukünftig generell für alle Schularten Deutsch-Intensivkurse für Migranten geben“, konstatierte Vera Reiß. Willi Detemple klärte darüber auf, dass im BBS-Bereich eine erste befristete Einstellung für Sprachförderunterricht erfolgte. Er kritisierte aber, dass diese Einstellung außertariflich vorgenommen wurde. „Hieran wird mit Hochdruck gearbeitet“, so Vera Reiß. Hinsichtlich der Eingruppierungsproblematik haben MBWWK und ADD die gleiche Haltung. Lehrkräfte, die Sprachförderunterricht erteilen, werden in einem Korridor von EG 8 bis EG 12 eingestellt. Die Vertragsmittel zur Einrichtung von Deutsch-Intensivkursen werden von derzeit 1,6 Mio. um 1 Mio. auf 2,6 Mio. aufgestockt. So können mehr Intensivmaßnahmen bei Bedarf schnell und unbürokratisch im laufenden Schuljahr eingerichtet werden. 26 vlbs-aktuell Mit Blick auf die BBS laufen momentan vorbereitende Abstimmungen mit dem Finanzministerium, weil die finanziellen Mittel für Sprachförderung an den Schulen zwar abhängig vom Bedarf, aber unabhängig von der Schulart aufgestockt werden müssen. Die berufsbildenden Schulen gehen pragmatisch mit der Situation um und dies wird vom MBWWK unterstützt. Ulrich Brenken wies auf die exponentiell zunehmende Zahl der Zuwanderer in anderen Bundesländern wie BadenWürttemberg hin und fragte die Ministerin nach ihrer Einschätzung für Rheinland-Pfalz. Vera Reiß bezog sich in ihrer Antwort auf den „Königssteiner Schlüssel“, nach dem 4,8 % der Flüchtlinge und Asylbewerber, die in der Bundesrepublik ankommen, in Rheinland-Pfalz aufgenommen werden. Für das aktuelle Jahr rechnet man für Rheinland-Pfalz mit einer Zuwanderung von 15.000 bis 20.000 Fremdsprachlern. Junge Migranten, die an allgemein oder berufsbildenden Schulen unterrichtet werden, haben aber nicht nur sprachliche und kulturelle Hürden zu überwinden, sondern sind unter Umständen noch zusätzlich durch Traumata belastet. Spätestens dann ist die Lehrkraft überfordert. Der schulpsychologische Dienst des PL bietet dazu Unterstützung an, ergänzte die Ministerin. Harry Wunschel forderte hier zusätzliche sozialpädagogische Betreuung der jungen Menschen durch außerschulische Institutionen. Generell sei die Situation vor Ort für die finanzielle Mittelzuwendung maßgeblich, so Vera Reiß. Geplante Maßnahmen wie die Einrichtung von Deutschintensivkursen müssen auf die jeweilige Region zugeschnitten werden. Die Zuständigkeit liegt hier u.a. beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Ulrich Brenken wies abschließend auf die Verbesserung der Abläufe bei künftigen BBS-Strukturreformen hin. Die Kolleginnen und Kollegen an den BBS im Bereich MainzBingen-Ingelheim-Alzey wurden ca. vier Jahre auch auf Nachfrage im Unklaren gelassen, wohin die Reise geht. Das hat zu vermeidbaren Diskussionen geführt. Die Demografie wird zukünftig häufiger Umgestaltungen erfordern. Hier fordern die Verbände und Personalräte eine transparentere Kommunikation und effektivere Sacharbeit mit ADD und Ministerium. Es 5-2015 müssen systematische Strukturen entwickelt werden, die auch Kolleginnen und Kollegen vor Ort wertschätzend einbeziehen. Denn für die Kolleginnen und Kollegen geht es nicht nur um Abordnung und Versetzung, sondern auch um die Umstrukturierung an der eigenen Schule bzw. einer für sie fremden Schule, von der natürlich auch ihre Schülerinnen und Schüler betroffen sind. Positive Wege zur Weiterentwicklung wurden hier schon übereinstimmend aufgezeigt, z.B. im Papier des Landesausschusses für Berufsbildung (2012), im 12-PunktePapier der BBS-Expertengruppe unter Leitung des Ministeriums (2014) und in der Fachkräftestrategie des Landes für 2015. „Der demografische Wandel wird uns in Zukunft große Aufgaben zumuten“, so Ulrich Brenken. Und Willi Detemple stellte fest: „Dort, wo rechtzeitig mit Referenten offen gesprochen werden konnte, konnte man auch Wege finden.“ Die Bildungsministerin nahm den Appell mit und sicherte für zukünftige Reformen intensive Kommunikation zu. Ulrich Brenken bedankte sich bei der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin für das offene und konstruktive Gespräch. BV Südwestpfalz und Vorderpfalz: Informationsveranstaltung zum Thema Beihilfe (Ulrich Vogt) Die Bezirksverbände Südwestpfalz und Vorderpfalz luden Frau Kadir (l.) und Herrn Mader (r., Referatsleiter) von der Beihilfestelle Koblenz an die BBSSpeyer ein. Die Referenten informierten fundiert und interessant zum Thema Beihilfe etwa 20 Kolleginnen und Kollegen. Beschränkung der Beihilfefähigkeit für bestimmte Medizinprodukte (hk) Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat am 26. März 2015 (AZ: 5 C 8.14) entschieden, dass Beihilfeverordnungen (hier: Berlin) die Beihilfefähigkeit für bestimmte Medizinprodukte (hier: Hyaluronsäurepräparate) grundsätzlich ausschließt und nur ausnahmsweise in Einzelfällen gewährt. Geklagt hatten zwei beihilfeberechtigte Beamte, denen ein Präparat zur Behandlung eines Knorpelschadens bzw. einer Kniegelenksarthrose verschrieben worden war und denen die Beihilfestelle die Erstattung verweigert hatte. Die Klagen hatten zunächst in der zweiten Instanz Erfolg, wurden jetzt aber vom Bundesverwaltungsgericht ablehnend beschieden. Der Verweis der ablehnenden Beihilfestelle auf die Regelung im Recht der gesetzlichen Krankenkassen sei sowohl „mit den spezifischen Anforderungen des Rechtsstaats- und Demokratieprinzips, mit der verfassungsrechtlichen Fürsorgepflicht und dem Bestimmtheitsgebot vereinbar“. Großes Interesse zeigte das Publikum bei den Themen Wahlleistungsvereinbarungen, Krankenhaus- und Kuraufenthalte sowie dem Abrechnen von bestimmten Arzneimitteln und Massageanwendungen. Generell empfiehlt es sich, die dazu vorhandenen Merkblätter der Beihilfe zu lesen, die im Internet heruntergeladen werden können (https://www.lffrlp.de/fachliche-themen/beihilfe/). Als Tipp wurde genannt, dass es zur Geburt eines Kindes von der Beihilfestelle einmalig auf Antrag eine Säuglingspauschale gibt. Diese wird bisher oft nicht abgerufen. Ferner sollte man sich bei Auslandsaufenthalten, möglichst auch im EUAusland, mit einer Auslandskrankenversicherung zusätzlich absichern. Die Vorsitzenden der beiden Bezirksverbände, Oliver Schmidt und Ulrich Vogt, bedankten sich für die interessanten, umfangreichen Informationen. 5-2015 vlbs-aktuell 27 IN KÜRZE Landesverdienstmedaille für Gerda Gauer Ausbildung oder Studium – was ist besser? „Wer im späteren Berufsleben wirklich Karriere machen möchte, sollte sich im Klaren darüber sein, dass ein Bachelor-Studium ohnehin nicht mehr ausreicht, da muss schon ein Master-Abschluss her. Im Vergleich zum Bachelor bevorzugen viele Unternehmen heute sogar schon die duale Berufsausbildung, da diese die Theorie in der Schule eng mit vielen Praxisphasen verbindet. Damit entsteht automatisch in der Praxis anwendbares Wissen.“, weiß Elke Kurschus, Inhaberin des Beratungsunternehmens Perspektive2030. Unter www.perspektive 2030.de/uebersicht.html stehen weitere Informationen im Internet. (Ulrich Brenken) Am 26. März erfuhr Gerda Gauer – langjährige Leiterin der BBS Donnersbergkreis (Rockenhausen und Eisenberg) und Vorsitzende des vlbs Fachauschusses Hauswirtschaft und Sozialwesen – eine besondere Ehrung: Für ihren jahrzehntelang unermüdlichen Einsatz im Bereich der beruflichen Bildung hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer ihr die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz verliehen. Schüler bewerten ihren Unterricht mit dem Smartphone. Bildungs- und Spieleforscher der Leuphana Universität Lüneburg haben im Rahmen des Innovations-Inkubators eine Anwendung entwickelt, die eine Bewertung des Unterrichts in Echtzeit ermöglicht, z.B. Einschätzungen des Klassenklimas, der Arbeitstechniken, der Unterrichtsinhalte oder der Leistungsbewertung. Dabei greift die neue App auf vorgegebene, von Experten entwickelte Fragebögen zurück. Derzeit wird die Feedback-Anwendung an drei Pilotschulen in Niedersachsen, Hessen und Berlin getestet. Die ersten Reaktionen sind positiv. (Quelle: TeacherNews, 13.03.2015) Zahl der Schüler im Schuljahr 2014/15 um 0,7 % gesunken. Rund 11,0 Millionen Schülerinnen und Schüler werden im Schuljahr 2014/15 an allgemein bildenden und beruflichen Schulen in Deutschland unterrichtet. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Angaben weiter mitteilt, entspricht dies einem leichten Rückgang von 0,7 % im Vergleich zum vorhergehenden Schuljahr, was den rückläufigen Trend seit dem Schuljahr 2000/01 fortsetzt. An den beruflichen Schulen werden 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2014/15 unterrichtet und damit 0,9 % weniger als 2013/14. Die Schülerzahl lag im früheren Bundesgebiet um 0,8 % unter dem Stand des Vorjahres, in den neuen Bundesländern (einschließlich Berlin) ging sie um 1,4 % zurück. (Quelle: TeacherNews, 13.03.2015) „Gerda Gauer hat ihren Beruf als Berufung gelebt. Als ehemalige Lehrerin der beruflichen Bildung kennt sie die Sorgen von Jugendlichen, den richtigen Berufsweg zu wählen; aber auch die der Betriebe, geeignete Fachkräfte zu finden. Mit viel Herzblut setzte Gerda Gauer an dieser zentralen Stelle an, zeigte Jugendlichen Chancen auf und implementierte gute Konzepte der Berufsorientierung und Fachkräftesicherung“, würdigte Bildungsstaatssekretär Hans Beckmann ihre Verdienste während einer Feierstunde im Ministerium. Gerda Gauer ist eng mit dem Donnersbergkreis verbunden. Nach ihrem Studium trat sie 1973 in den Schuldienst an der BBS Rockenhausen ein. Bis zu ihrer Pensionierung blieb sie dieser Schule, deren Leitung sie 1993 übernahm, treu. Mit hoher Fachkompetenz und klaren Zielen vor Augen hat sie die berufsbildende Schule Donnersbergkreis mit zwei Standorten geleitet, zusammengeführt sowie zukunftsweisend weiterentwickelt. Für die Belange ihrer Kolleginnen und Kollegen setzte sich Gerda Gauer im Landes- sowie Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an berufsbildenden Schulen ein. Bereits seit 1973 ist Gerda Gauer Mitglied im vlbs. Sie hat von 1990 bis 2001 den vlbs-Fachausschuss Hauswirtschaft und Sozialwesen geführt und dabei initiative Veranstaltungen für Berufsschultage ebenso organisiert wie zahlreiche Fortund Weiterbildungen – u.a. in der Datenverarbeitung. Als Vertreterin des Landes Rheinland-Pfalz nahm sie an zahlreichen Veranstaltungen des BLBS teil. Bildungsstaatssekretär Hans Beckmann (l.) verlieh Gerda Gauer (r.) im Namen von Ministerpräsidentin Malu Dreyer die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz für ihren jahrzehntelang unermüdlichen Einsatz im Bereich Bildung. Ihren Beruf lebt Gerda Gauer bis heute und so ist es nicht verwunderlich, dass sie sich auch im Ruhestand weiterhin für das Thema berufliche Bildung engagiert – auch in kirchlicher Arbeit und in der Erwachsenenbildung. Mit der Initiative „Job aktiv“ legte das Wirtschaftsforum Donnersberger Land vor über zehn Jahren den Grundstein für ein Netzwerk für Unternehmen und Schulen. Als ehrenamtliche „Job-aktiv-Managerin“ organisiert die pensionierte Schulleiterin unter anderem regelmäßig Besuche für Jugendliche in den verschiedenen Unternehmen in der Region, um sie für die Berufe zu interessieren und zu sensibilisieren. Dieses Angebot nutzen jährlich ca. 300 bis 400 Schülerinnen und Schüler. Eine ihrer jüngsten Aktivitäten ist die „Karrieremesse: Pflege und Gesundheit“, die auf großes Interesse stößt. Von Ausbildung und Studium über Weiterbildung bis hin zu konkreten Arbeitsplatzangeboten präsentieren sich hier die regionalen Akteure rund um Gesundheits- und Pflegeberufe. Des Weiteren hob Staatssekretär Beckmann in seiner Laudatio den unschätzbaren Wert von Frau Gauers Engagement für die Berufsorientierung junger Menschen in dieser entscheidenden und nicht immer einfachen Lebens- 28 vlbs-aktuell phase, in der sie die berufsbildende Schule besuchen, hervor. „Umso wichtiger ist es, dass es Menschen wie Sie gibt, die Brücken zwischen den Schulen und der Berufswelt bauen“, unterstrich Hans Beckmann. Ganz besonders setze sich Gerda Gauer für das bundesweite Projekt „Berufswahlsiegel“ ein, mit dem sie weit über die rheinland-pfälzischen Grenzen hinaus bekannt ist. Das von der Bun(Stefan Krob) Der Ortsverband Worms hat auf seiner Jahresversammlung am 13.03.2015 einen neuen Vorstand gewählt. desarbeitsgemeinschaft SchuleWirtschaft koordinierte Siegel zeichnet Schulen aus, die mit ihren Konzepten die Schülerinnen und Schüler in vorbildlicher Weise auf die richtige Entscheidung bei der Berufswahl vorbereiten. Durch ihren Einsatz konnten in der Vergangenheit fast alle Realschulen plus im Donnersbergkreis zertifiziert werden. „Was Sie anpacken, führen Sie zum Erfolg, und zwar mit Herz und 5-2015 Hand. Ich freue mich, heute Ihren Einsatz für unsere Gesellschaft mit der Landesverdienstmedaille würdigen zu können“, hielt Hans Beckmann fest. Auch der vlbs gratuliert und dankt Gerda Gauer für ihr jahrzehntelanges Engagement, mit dem sie – stets mit hoher Fachkompetenz und großer menschlicher Nähe – ihren Kolleginnen und Kollegen bis in die Gegenwart angenehm spürbar begegnet. Neuwahlen im OV Worms Stefan Krob, der als 1. Vorsitzender des Ortsverbandes Worms in seinem Amt bestätigt wurde, dankte Josef Dirb für die lange ehrenamtliche Tätigkeit für den vlbs. Josef Dirb hatte 22 Jahre lang (!) das Amt des Kassenführers inne. Die Mitglieder des Vorstandes im Ortsverband Worms sind: 1. Vorsitzender: Stefan Krob 2. Vorsitzender: Erich Peetz (kandidierte zum letzten Mal) Schriftführer: Hartwig Marculescu Kassenführer: Markus Blauth 1. Kassenprüfer: Jürgen Graf 2. Kassenprüfer: Andreas Neu (auch neu gewählt). Nach der Wahl des Vorstands des OV Worms (v.l.n.r.): Erich Peetz, Josef Dirb, Stefan Krob, Markus Blauth, Christoph Ringhoffer (Landesgeschäftsführer vlbs) und Hartwig Marculescu. OV Koblenz wählte neuen Vorstand vlbs-aktuell Herausgeber: Verband der Lehrerinnen und Lehrer an berufsbildenden Schulen RheinlandPfalz (vlbs) im DBB, Adam-Karrillon-Str. 62, 55118 Mainz, Telefon 06131-612450, Fax 06131 / 616705. Webseite: www.vlbs.org Vorsitzender: Ulrich Brenken, Rheingauer Straße 8, 55122 Mainz, Telefon 06131-41818, Fax 06131 / 41817, [email protected]. Schriftleitung und Layout: Hildegard Küper, Albertstraße 27, 67655 Kaiserslautern, Telefon 0631 / 8905 9925, Hildegard.Kueper @vlbs.org. Redaktionsschluss ist am 15. eines jeden Monats. 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