vlbs-aktuell Organ des Verbandes der Lehrerinnen und Lehrer an berufsbildenden Schulen (vlbs) im DBB Jahrgang 38 Dezember 2016 Nr. 12 Der vlbs fordert im Gespräch mit der Bildungsministerin mehr „Bildungsgerechtigkeit“ für BBS (Andreas Hoffmann) Direkt im Anschluss an den Berufsschultag traf sich der vlbs zum Gespräch mit der Bildungsministerin, Dr. Stefanie Hubig, und dem Abteilungsleiter BBS, Walter Wahl. Neben der Sicherung der Attraktivität der dualen Ausbildung und dem wichtigen Leitthema „Bildungsgerechtigkeit“, das sich die Bildungsministerin auf die Fahnen geschrieben hat, bildete der geplante Abbau von 310 Stellen im Schulbereich einen Schwerpunkt des Gesprächs. Harry Wunschel, neuer vlbs-Landesvorsitzender, betrachtete es als eine Frage der „Bildungs“-Gerechtigkeit, die berufsbildenden Schulen, wenn überhaupt, allenfalls nur entsprechend ihrem Anteil an den gesamten Lehrkräftestellen aller Schularten an dem geplanten Abbau von insgesamt 310 Stellen zu beteiligen. Dies würde die Einsparungen in den BBS auf weniger als 50 Stellen begrenzen. Laut Aussage des Bildungsministeriums soll die Reduzierung durch strukturelle Eingriffe in die HBF-Bildungsgänge erreicht werden. An dem Gespräch nahmen von Seiten des Ministeriums die Bildungsministerin, Dr. Stefanie Hubig (3.v.r.), und der Abteilungsleiter Berufsbildende Schulen, Walter Wahl (3.v.l.), sowie von Seiten des vlbs-Landesvorstandes (v.l.n.r.) Willi Detemple (stellv. Landesvorsitzender), Hildegard Küper (stellv. Landesvorsitzende), Markus Penner (Schriftleiter vlbs-aktuell), Harry Wunschel (Landesvorsitzender) und Andrea Wagner (Beisitzerin) teil. Harry Wunschel äußerte die Befürchtung, dass – wie bei früher geplanten und nur auf massiven Druck wieder zurückgezogenen Vorschlägen – etwa 20 bis 40 % der über 9.300 HBFSchülerinnen und -Schüler verloren gehen könnten. beruflichen Weiterqualifizierung und zusätzlich die Option, die Fachhochschulreife zu erreichen. Harry Wunschel sieht die Gefahr, dass die Stelleneinsparung bei anderen Schulen schwieriger umzusetzen ist Dabei bietet die HBF für Jugendliche, die mit mittlerer Reife keinen Ausbildungsplatz finden, nach wie vor eine wichtige Möglichkeit der In dieser Ausgabe: Schulungs- und Bildungsveranstaltung für Wahlvorstände zu den Personalratswahlen im Mai 2017 (Andreas Hoffmann) Wie vor den vergangenen Personalratswahlen wird der vlbs die Mitglieder der örtlichen Wahlvorstände auch dieses Mal zu einer eintägigen Fortbildungsveranstaltung zur Vorbereitung und Durchführung der Personalratswahlen vom 15. bis 19.05.2017 einladen. Neben Referentinnen und Referenten aus HPR und BPR werden die Landeswahlleiter, Willi Adam (HPR) und Simon Lauterbach (BPR), zu Terminen und Formalien informieren. Um lange Anfahrtswege zu ersparen, bieten wir Ihnen einen Veranstaltungstermin in Kaiserslautern (Montag, 06.02.2017) und einen Termin in Koblenz (Donnerstag, 09.02.2017) an. Bitte merken Sie sich diese Termine vor. Der vlbs fordert im Gespräch mit der Bildungsministerin mehr „Bildungsgerechtigkeit“ für BBS Titelseite bis Seite 49 Schulungs- und Bildungsveranstaltung für Wahlvorstände zu den Personalratswahlen im Mai 2017 Titelseite Der vlbs im Gespräch mit Vertreterinnen der CDU-Landtagsfraktion Seite 49 bis 51 IN KÜRZE Symposium „Frühkindliche Bildung“ der FDP Seite 51 Informationen aus der Vorderpfalz Richtigstellung OV Eisenberg und Rockenhausen fusionieren Weihnachtsgruß Seite 52 48 und deshalb die BBS stärker vom Stellenabbau betroffen sein wird. Bildungsministerin Dr. Hubig hält eine Vorabfestlegung über eine Gleichverteilung des Stellenabbaus zwischen den verschiedenen Schularten nicht für zielführend. Vielmehr soll die HBF entsprechend dem Auftrag der Expertenkommission weiterentwickelt werden. Insbesondere soll die Vielzahl der Fachrichtungen reduziert werden. Die pädagogische Qualität oder die bestehende Unterrichtsversorgung bleiben durch die Stelleneinsparungen unangetastet. Dr. Hubig betonte aber, dass der Stellenabbau an den berufsbildenden Schulen ausschließlich durch strukturelle Veränderungen erzielt werden solle. „Wir wollen keine massiven Eingriffe und keinen Kahlschlag“, sagte die Ministerin. Der gesamte Abbau von 310 Stellen im Schulbereich erfolgt über einen Zeitraum von fünf Jahren bis 2021. Nach ersten Überlegungen wird es strukturelle Veränderungen und dadurch Einsparungen im Bereich von Grundschulen, RS+ und den HBF geben, die nicht zuletzt der Entwicklung der Schülerzahlen Rechnung tragen müssen. Darüber hinaus werden auch beim PL und bei Kooperationen von Oberstufen Effekte zu erzielen sein. Willi Detemple, der stellvertretende vlbs-Landesvorsitzende, wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass gegenwärtig mehr als die Hälfte der Planstellen an berufsbildenden Schulen mit Lehrkräften mit zwei allgemein bildenden Fächern besetzt würden. Dringend benötigte Lehrkräfte mit beruflichen Fächern würden sich nur in sehr begrenztem Umfang um Planstellen bemühen. Diese gegenwärtig nicht zu besetzenden Stellen könnten im Zuge des Stellenabbaus durch das Bildungsministerium wieder zurückgenommen werden. Die Ministerin versicherte, dass die Unterrichtsversorgung nicht in Zusammenhang mit dem Stellenabbau stehe. Planstellen würden nicht gestrichen, nur weil keine Besetzung mit passenden Fächern erfolgen könne. Es müssen, so die Ministerin, stattdessen Ideen zur Gewinnung von benötigten Fachkräften entwickelt werden. vlbs-aktuell Willi Detemple schlug hierzu vor, bei geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern deren Berufserfahrung großzügig bei der Festsetzung der Erfahrungsstufen im Rahmen der Besoldung einfließen zu lassen. Die Festsetzung der Erfahrungsstufen sei in den letzten Jahren sehr restriktiv gehandhabt worden, hier könnte nachgesteuert werden, so Willi Detemple. Dr. Hubig verwies darauf, dass über eine attraktivere Bezahlung von Lehrkräften mit Mangelfächern diskutiert werde könnte, um so für die rheinland-pfälzischen berufsbildenden Schulen dringend benötigte Lehrerinnen und Lehrer zu gewinnen. Sie sehe aber zurzeit wenig Chancen für die Umsetzung. Hinsichtlich der Anerkennung von beruflichen Vorzeiten und der Neueinstufung von Lehrkräften aus anderen Bundesländern sei die Bildungsministerin derzeit im Gespräch mit der ADD. Harry Wunschel verdeutlichte, dass auch die Studienmöglichkeiten für das Lehramt an berufsbildenden Schulen entsprechend dem „Koblenzer Modell“ auf den Standort Trier ausgeweitet werden sollten. Damit könnten zusätzliche Lehrkräfte in beruflichen Mangelfächern gewonnen werden. Dr. Hubig sicherte ein Gespräch mit der Hochschule Trier zu diesem Thema zu. Zur Sicherung der Attraktivität der dualen Ausbildung hob Willi Detemple die wesentliche Bedeutung des Modellversuchs BS 20 (Berufsschule 2020) hervor. Es verstärke sich bei ihm allerdings mehr und mehr der Eindruck, dass das Potenzial dieses Schulversuchs nicht erkannt werde. Der Abteilungsleiter Berufsbildende Schulen, Walter Wahl, siedelte die Bedeutung des Modellversuchs BS 20 als sehr hoch an. Es bestehe eine enge Kooperation mit den Kammern und Betrieben und die Pilotschulen zeigen bei unterschiedlichen Ansätzen bisher keine maßgeblichen Probleme auf. Fast 11 % der Berufsschulklassen haben weniger als elf Schülerinnen und Schüler. In über 1.000 Berufsschulklassen liegen die Maßzahlen 12-2016 unter 16 Schülerinnen und Schülern. Die Landesregierung könne das nicht auf Dauer leisten. Erklärtes Ziel sei es, die Berufe in der ländlichen Region zu erhalten, deshalb könne die Lösung nur in einer verantwortungsvollen Organisation liegen. Hierbei spiele BS 20 eine maßgebliche Rolle, so Walter Wahl. Als weiteres Problem führte Willi Detemple die andauernde Abordnung von Lehrkräften der BBS an die FOS ins Feld. Das Ministerium wolle die berufsbildenden Schulen nach eigener Aussage nicht benachteiligen. Trotzdem müssten BBS-Schulleitungen Kolleginnen und Kollegen an die FOS abordnen und damit Unterrichtsausfall an der eigenen Schule in Kauf nehmen. Harry Wunschel machte darauf aufmerksam, dass in Rheinland-Pfalz in über 300 Berufen ausgebildet wird. Um dem dualen System und der Umsetzung der Lehrpläne für die einzelnen Ausbildungsberufe gerecht zu werden, müsse akzeptiert werden, dass es trotz der Umsetzung der Ideen aus dem Modellversuch BS 20 auch in Zukunft kleinere Berufsschulklassen mit einstelligen Schülerzahlen geben werde. Deswegen, so Walter Wahl, sollten vor allem größere Betriebe umdenken und dazu bereit sein, nicht mehr das ganze Spektrum möglicher Ausbildungsberufe anzubieten. Die andere Wahrheit sei, so Harry Wunschel, dass Rheinland-Pfalz hinsichtlich der zur Verfügung gestellten Ausbildungsplätze im Ranking der Bundesländer nur auf Platz 14 stehe. In diesem Zusammenhang schlug die Bildungsministerin vor, das Modell „Keiner ohne Abschluss“ (KoA) unter Einbeziehung der BVJ-Klassen an den BBS zu erweitern, um mehr junge Menschen in Ausbildung zu bringen. Harry Wunschel betonte, dass es derzeit für das BVJ im Gegensatz zu KoA keine Auswahlmöglichkeit von Schülerinnen und Schülern gebe und deshalb der Bildungsabschluss Berufsreife immer schwerer zu erreichen sei. Der Abteilungsleiter BBS war jedoch der Auffassung, dass die BVJ-Problematik auch an Schulstandorten, die nicht am Projekt „Keiner ohne Abschluss“ teilnehmen, die gleiche wäre wie an Standorten, die das Projekt umsetzen. 12-2016 vlbs-aktuell Davon abgesehen forderte die stellvertretende vlbs-Landesvorsitzende, Hildegard Küper, dass Lehrkräften im BVJ mehr Unterstützung im Unterricht z.B. durch sozialpädagogische Betreuung der Schülerinnen und Schüler sowie eine Absenkung der Klassenmesszahlen gewährt wird. Dem vlbs geht es laut Harry Wunschel um die Stärkung der Berufsschule, die viele Schülerinnen und Schüler verloren hat. Er legte damit den Finger in die „offene Wunde“. Es gebe immer mehr Oberstufenangebote an allgemein bildenden Schulen, die das Erreichen der Hochschulreife auch ohne berufliches Fundament ermöglichen und sowohl der Berufsschule wie auch der Wirtschaft ihre Klientel entziehen, so Harry Wunschel. Hinsichtlich der Entwicklung und des Unterstützungsbedarfs im BVJ-S er- wartet die Bildungsministerin keine erneute Flüchtlingswelle wie im vergangenen Jahr. Doch es bestehe weiterhin großer Förderbedarf für die Vermittlung der deutschen Sprache in der dualen Ausbildung, denn viele neu zugewanderte junge Menschen haben noch nicht die notwendige Sprachkompetenz erlangt. Nach den Sprachniveaustufen des gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens bezeichnet das Referenzniveau B1 eine selbstständige Sprachanwendung, in der (einfache) Unterhaltungen verstanden werden können. Deshalb sei mindestens B1 für eine sinnvolle Ausbildung vor dem Hintergrund zu leistender Abschlussprüfungen notwendig, so Harry Wunschel. 49 Walter Wahl schlug vor, die neu zugewanderten jungen Menschen in den jeweiligen Schulformen einzuschulen und einen schulübergreifenden Sprachförderunterricht besuchen zu lassen. Im europäischen Referenzrahmen sei zwar das Referenzniveau B1 für die Berufsausbildung vorgeschrieben, das hindere einen Gastronomen aber nicht daran, jemanden mit erheblichen Sprachproblemen auszubilden. Momentan bespreche man mit den Kammern einen zweiten Berufsschultag für Förderbedürftige. Das könne aber nur in Kooperation mit Betrieben und Kammern funktionieren, so Walter Wahl. Harry Wunschel bedankte sich bei der Bildungsministerin und dem Abteilungsleiter BBS für das offene und konstruktive Gespräch in angenehmer Atmosphäre. Die berufsbildende Schule stellt sich den aktuellen Herausforderungen – der vlbs im Gespräch mit Vertreterinnen der CDU-Landtagsfraktion (Andreas Hoffmann) Ende Juni sprach der vlbs mit den bildungspolitischen Vertreterinnen der CDU, Anke Beilstein und Marion Schneid, über die dringenden Themen Nachwuchsgewinnung an BBS, Berufsorientierung für Jugendliche, Flüchtlingsproblematik, generalisierte Pflegeausbildung sowie Benachteiligungen bei den Schulleitungsanrechungen an BBS. „Die berufsbildenden Schulen erhalten gegenwärtig ausreichend Stellen, aber passende Bewerbungen fehlen“, argumentierte Heidi Bonni. Seit einiger Zeit ist festzustellen, dass der Anteil der Bewerberinnen und Bewerber mit erster Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien sehr hoch ist. Die Ursache für diese Entwicklung liegt insbesondere in den begrenzten Zugangsmöglichkeiten zum Vorbereitungsdienst im Gymnasialbereich. Deshalb ist es nicht überraschend, dass von den 78 Lehramtsanwärterinnen und -anwärtern, die zum 01.05.2016 eingestellt wurden, nur 31 über einen Studienabschluss für den BBS-Bereich verfügen, so Heidi Bonni. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gespräches (v.l.n.r.): Andreas Hoffmann (Beisitzer im vlbs-Landesvorstand), Harry Wunschel (seit 01.10.2016 vlbs-Landesvorsitzender), Ulrich Brenken (bis 01.10.2016 vlbs-Landesvorsitzender), Anke Beilstein (bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion), Gereon Geissler (wissenschaftlicher Mitarbeiter der CDU), Marion Schneid (CDU-Landtagsabgeordnete) und Heidi Bonni (bis 01.10.2016 stellv. vlbs-Vorsitzende). Bildungsforscher Prof. Klaus Klemm hat 2012, im Auftrag der damaligen Bildungsministerin Doris Ahnen, die 5-jährige Entwicklung des Lehrkräftebedarfs in Rheinland-Pfalz untersucht und gefolgert, dass neben den allgemein bildenden Schulen (ABS) auch die berufsbildenden Schulen mit der Halbierung des Unterrichts- ausfalls von 6 % auf 3 % eine nie dagewesene Versorgung erreichen können. Ulrich Brenken verdeutlichte den politisch gewollten Konstruktionsfehler dieser Entwicklung, weil die BBS gegenüber den ABS trotz der prognostizierten Halbierung immer noch rechne- 50 risch den doppelten Unterrichtsausfall haben. So bilden die Gymnasien mehr als die doppelte Anzahl der Referendarinnen und Referendare aus, haben aber einen geringeren Lehrkräftebedarf als die BBS. Diese Lehrerkräfte stehen, so Ulrich Brenken, dann vor den Türen der BBS. Darüber hinaus besuchen viele UniAbsolventinnen und -Absolventen mit allgemein bildenden Fächern direkt BBS-Studienseminare. Die neue Landesregierung strebt laut aktuellem Koalitionsvertrag eine 100%ige Unterrichtsversorgung an, so Harry Wunschel. Nach wie vor fehlt es seiner Ansicht nach allerdings an geeigneten Maßnahmen, um die Unterrichtsversorgung auch in den Mangelfächern sicherzustellen. Andreas Hoffmann berichtete, dass geeignete Lehrkräfte mit Mangelfächern aus anderen Bundesländern Rheinland-Pfalz meiden, da ihre Erfahrungsstufen hier nicht anerkannt werden. Daraus folgend kann die Bezahlung gegenüber anderen Bundesländern mehrere hundert Euro je Monat geringer sein, was Rheinland-Pfalz unattraktiv macht. Ebenfalls darf es nicht sein, dass am Bedarf vorbei eingestellt wird, nur weil jetzt die Stellen zur Verfügung stehen. Heidi Bonni stellte die wesentliche Frage, wie eine Berufsausbildung für junge Menschen attraktiv gemacht werden könne. „Auch die guten Leute müssen in die berufliche Ausbildung und nicht nur die, die anderweitig keine Möglichkeiten haben“, sagte Heidi Bonni. Die Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung ist auch für die neue Landesregierung von zentraler Bedeutung. Deshalb muss an den allgemein bildenden Schulen viel mehr in Richtung Berufsorientierung getan werden. So bekräftigte Anke Beilstein, Landtagsabgeordnete und bildungspolitische Sprecherin der CDU, dass für ihre Fraktion berufsbildende Schulen „Aufsteigerschulen“ sind, die Aufstieg durch Bildung ermöglichen. Die BBS bieten laut Anke Beilstein aufgrund ihrer unterschiedlichen Schulformen ein sehr chancenreiches Angebot. Die allgemein bildenden Schulen, wie das traditionelle Gymnasium, sind einfacher strukturiert und vlbs-aktuell daher leichter zu verstehen. Ihr ist es deshalb ein Anliegen, noch mehr aufklärend aktiv zu werden. Marion Schneid wies darauf hin, dass der Berufsorientierungstag an allgemein bildenden Schulen nicht die einzige Werbe- und Aufklärungsmaßnahme bleiben könne. Viele junge Menschen scheitern ihrer Auffassung nach im Studium und beginnen dann erst eine Lehre. Das sei ihrer Meinung nach der falsche Weg zur Fachkräftesicherung. Auch sollte es noch mehr Ausbildungsmessen geben, auf der sich Ausbildungsbetriebe vorstellen und Kontakt mit Schülerinnen und Schülern knüpfen können. Weiterhin sollten in noch größerem Umfang verpflichtende Praktika angeboten werden, damit handwerkliche Fähigkeiten erkannt und gefördert werden können. Unsere Fraktion will dieses Thema verstärkt in den Vordergrund bringen und wird hierzu ein Positionspapier erarbeiten, versprach die CDU-Abgeordnete. Anke Beilstein berichtete in diesem Zusammenhang von einem positiven Beispiel aus dem Landkreis Cochem: „Wir machen eine Ausbildungsmesse, auf der sich Dutzende von Betrieben mit ihren Auszubildenden vorstellen und Eltern lassen sich mit ihren Kindern darüber beraten, welche Betriebe es im Landkreis gibt.“ Eine der zentralen politischen Herausforderungen, so Anke Beilstein, wird in den kommenden Jahren die Flüchtlingsintegration sein, denn viele junge Flüchtlinge verfügen weder über eine geeignete Qualifikation noch über ausreichend Deutschkenntnisse. Harry Wunschel wies deshalb auf die Notwendigkeit eines rechtssicheren Unterrichtskonzeptes hin, bezweifelte aber, dass die vom Bildungsministerium bis Ende des Schuljahres angekündigte Handreichung einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der gegenwärtigen Situation leisten könne. Innerhalb von sieben Monaten verdreifachte sich die entsprechende Schülerzahl auf über 1.600. Davon wurden Mitte April 2016 über 1.200 Schülerinnen und Schüler in den Kursen des neuen BVJ-Sprache (BVJ-S) unterrichtet. Die durch- 12-2016 schnittliche Klassengröße liege bei über 19 Schülerinnen und Schülern und das bei schwieriger Klientel. Die Zeit des Improvisierens müsse vorbei sein, aber gegenwärtig fehle ein verbindliches Konzept, so Harry Wunschel. Auf Nachfrage von Marion Schneid, ob es von Seiten des Ministeriums ein Signal zur Aufstockung der Schulsozialarbeiter gebe, erwiderte Ulrich Brenken, dass z.B. bei der Sekundarstufe I in Mainz pro etwa 700 Schülerinnen und Schülern eine Vollzeitstelle vorgesehen sei, an BBS aber erst bei einer mehrfach höheren Schülerzahl eine Vollzeitstelle im Bereich der Schulsozialarbeit gewährt würde. „Wenn wir mit der beruflichen Bildung ernst machen und aus dem BVJ-S nicht nur eine ‚Verwahranstalt‘ machen wollen, brauchen wir strukturelle Verbesserungen. Mittlerweile hat sich auch das Klima in den Klassen verschärft. Deutlich häufiger tritt Aggressivität von Schülerinnen und Schülern auf“, so Ulrich Brenken. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) haben sich auf die Eckpfeiler einer Pflegeausbildungsreform verständigt, worin Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege ab 2016 zu einem einheitlichen Pflegeberuf verschmelzen sollen. Die Berufsbezeichnung heißt dann Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann. Vor diesem Hintergrund stellte Ulrich Brenken die Frage, wie die Umsetzung in Rheinland-Pfalz erfolgen solle. Die Fachschulen für Altenpflege und Altenpflegehilfe sind seit Jahren ins BBS-System integriert und sollten es weiterhin bleiben. Marion Schneid konstatierte, dass viele Pflegefachkräfte keine generalisierte Pflegeausbildung wollen. Wenn drei Berufe zukünftig in einer Ausbildung vermittelt werden, bleibt zwangsläufig Fachwissen auf der Strecke. Anke Beilstein ergänzte, dass sie keinen Grund sehe, so etwas Sinnvolles und Bewährtes zu zerstören. Der „praktische Pfad“ der zukünftigen Umsetzung sei allerdings noch nicht festgelegt. Heidi Bonni sagte, es wäre ein dramatischer Rückschritt, die Integration der Pflegefachschulen in den BBS zurückzudrängen. Deshalb müsse zum Qualitätserhalt die Verantwortung für die 12-2016 IN KÜRZE (MP) Lange Zeit war die duale Berufsausbildung eine Domäne von Schülerinnen und Schülern, die eine Hauptschule abgeschlossen hatten. Dies hat sich mittlerweile geändert. 2016 registrierte die Bundesagentur für Arbeit erstmals in ihrer Geschichte mehr Ausbildungsstellenbewerber mit Studienberechtigung als mit Hauptschulabschluss. Bereits 2015 schlossen die Betriebe mehr Ausbildungsverträge mit Studienberechtigten als mit Hauptschülern ab. Dies belegt eine neue Analyse des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Steigende Anteile von Studienberechtigten unter den Auszubildenden sind in allen Zuständigkeitsbereichen der dualen Berufsausbildung zu finden. Verfügte beispielsweise 2010 im Handwerk noch mehr als jede zweite Person mit neuem Ausbildungsvertrag über einen Hauptschulabschluss, lag 2015 der Anteil von Auszubildenden mit mittlerem Abschluss oder mit einer Studienberechtigung bereits über 50 % und somit um fast zehn Prozentpunkte über dem Anteil der Personen mit Hauptschulabschluss. Im öffentlichen Dienst trug ein kräftiger Anstieg des Studienberechtigtenanteils um fast zehn Prozentpunkte dazu bei, dass Studienberechtigte unter den Personen mit neuem Ausbildungsvertrag inzwischen die absolute Mehrheit stellen. Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung, 46/2016, 09.11.2016 Die Ansprüche an die Lehrerausbildung und den Lehrerberuf sind gestiegen. Dies betonte der Vorsitzende des Wissenschaftsrates. Er stellte die Erfolge der von Bund und Ländern initiierten „Qualitätsoffensive Lehrerausbildung“ vor, die 2014 ins Leben gerufen wurde. Der Bund fördert die Qualitätsoffensive mit insgesamt 500 Millionen Euro bis 2023. Es soll der gesamte Prozess der Lehrerbildung vom Studium über die berufliche Einstiegsphase wie auch in der Weiterbildung inhaltlich und strukturell begleitet und verbessert werden. Ziel ist die höhere Vergleichbarkeit von lehramtsbezogenen Studien- und Lehramtsabschlüssen. Die Inhalte der Ausbildung sollen stärker aufeinander abgestimmt und die Zusammenarbeit von Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Erziehungswissenschaft verbessert werden. Zudem soll die Mobilität der Lehrer in und zwischen den Bundesländern erhöht werden. Quelle: Pressemeldung Deutscher Bundestag vom 10.11.2016 vlbs-aktuell 51 Altenpflegeausbildung weiterhin beim Bildungsministerium verbleiben. Eine Ausbildung der Pflegeberufe im dualen Ausbildungssystem könne hier eine Lösung darstellen. berufsbildenden Schulen „leisten“, aber nicht angerechnet bekommen, und das trifft im Tagesgeschäft nicht nur die Studiendirektorinnen und Studiendirektoren, so Ulrich Brenken. Wenn wir die Schulleitungsanrechnungsstunden an berufsbildenden Schulen betrachten, kommen wir nicht umhin, so Ulrich Brenken, einen Blick auf die allgemein bildenden Schulen zu werfen. Seit Jahren steigt diese extreme Belastung immer weiter an. So stellte der Rechnungshof vor etwa 20 Jahren bereits fest, dass Abteilungsleiterinnen und -leiter an berufsbildenden Schulen im Mittel fünf Unterrichtswochenstunden für ihre Funktionstätigkeit erhalten, aber real 17 Wochenstunden darin arbeiten. Hier muss unbedingt Abhilfe geschaffen werden. Denn die Größenordnungen stimmen nicht mehr. Zwar hätten die berufsbildenden Schulen als Oberstufenbzw. Sekundar-II-Schulart 2011 knapp 250 Wochenstunden an Schulleitungsanrechnungsstunden zusätzlich bekommen. Setze man aber die Maßstäbe der ABS in deren Sekundar-II-Bereich an, „hinken“ die BBS mit etwa 2.400 Anrechnungsstunden hinterher. Das seien 2 % BBS-Unterrichtsausfall bzw. 100 Vollzeitstellen, die die Harry Wunschel verwies zudem auf die niedrigen Bewerberzahlen für A15Stellen, was eine geringe Attraktivität der Randbedingungen für diese Führungsaufgaben zeigt. Ulrich Brenken bedankte sich bei den CDU-Vertreterinnen für die sachorientierte, kompetente und freundliche Gesprächsatmosphäre. Kostenneutral lässt sich Qualität nicht umsetzen; Symposium „Frühkindliche Bildung“ der FDP (HK) „Kostenneutral lässt sich Qualität nicht umsetzen“, sagte Helga Lerch, bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, bei dem Symposium über frühkindliche Bildung, zu dem sie Ende Oktober eingeladen hatte. Die Landtagsabgeordnete führte aus, dass nun, nachdem das Angebot an Betreuung für Kinder quantitativ ausgeweitet worden sei, die Zeit für eine qualitative Verbesserung z.B. bei der musikalischen Früherziehung gekommen sei. Dies müsse sich auch in der Ausbildung des Personals niederschlagen, so Helga Lerch. Hildegard Küper, stellvertretende Landesvorsitzende des vlbs, fragte nach, wie weit die Überlegungen zur Ausbildung des Personals für die Kindertagesstätten zwischen Inklusion und Akademisierung gediehen seien. Hier gebe es bisher nur „Vorüberlegungen“, so die Bildungsministerin, Dr. Stefanie Hubig, die bei dem Symposium zu dem Thema „Frühe Bildung weiterentwickeln und finanziell sichern“ sprach. Dabei verwies Helga Lerch MdL (l.) und Dr. Stefanie Hubig auf dem Symposium der FPD. sie auf die Erfolge in Rheinland-Pfalz bei der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf die Betreuung ab dem vollendeten 2. Lebensjahr und auf die bevorstehende Novellierung des Kindertagesstättengesetzes. „Wir brauchen multiprofessionelle Teams“, sagte Professor Schneider von der Hochschule Koblenz, Leiter des Instituts für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit RheinlandPfalz (IBEB). Neben Akademiker/innen würden weiterhin die Fachkräfte gebraucht, die an den Fachschulen ausgebildet werden. 52 vlbs-aktuell 12-2016 Informationen aus der Vorderpfalz (Ulrich Vogt) Am 16.09.2016 traf sich der BV Vorderpfalz an der BBS Neustadt. Wie immer tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bezüglich Informationen aus dem BPR, dem LV, aber auch bezüglich der Belange in den OVs aus. Großen Gesprächsraum nahm der Berufsschultag in Mainz ein. Es wurde eine Fortbildungsveranstaltung bezüglich Beamtenbesoldung gewünscht und die Regularien zu den ÖPR-Freistellungsstunden wurden erfragt. In neuer Funktion waren Markus Zöller und Pascal Fries dabei. Markus Zöller ist neuer Ortsverbandsvorsitzen- der in Germersheim / Wörth. Seit 2004 ist der gelernte Energieanlagenelektroniker an seiner Schule Lehrer für Fachpraxis in Elektrotechnik und im vlbs aktiv. Sein Vorgänger, Ingolf Käsmeier, hatte den OV elf Jahren lang erfolgreich geleitet und ist noch immer stellvertretender BV-Vorsitzender. Dank an dieser Stelle für seine langjährige, zuverlässige ehrenamtliche Tätigkeit! Pascal Fries löste Wolfgang Weis nach 21 Jahren als Ortsverbandsvorsitzender an der BBS Neustadt ab. Danke, Wolfgang, für Dein langjähriges, erfolgreiches Wirken! OV Eisenberg und Rockenhausen fusionieren bände im vlbs vertreten. In den 70er Jahren gab es noch die BBS-Standorte EisenbergGrünstadt und Kirchheimbolanden. Durch Schwerpunktbildungen und eine veränderte Schullandschaft kam es dann in den 90er Jahren zu veränderten Schulstandorten. Hieraus ging die BBS Donners(v.l.n.r.:) Markus Brunnet (Kassenführer), Markus Zimbergkreis hervor. Die alten mermann (1. Vorsitzender), Michael Herrgen (2. Vorsitvlbs-Verbände blieben jedoch. zender) und Andrea Maupai (Schriftführerin) Nun sind die Kolleginnen und (Markus Zimmermann) In ihrer Kollegen auch in einem Ortsverband Sitzung am 13.09.2016 beschlossen vereint. Die beiden ehemaligen Vordie Mitglieder der Ortsverbände sitzenden bilden nun zusammen mit Eisenberg und Rockenhausen einzwei weiteren Mitgliedern den neuen stimmig, dass sie sich zum OrtsverVorstand. band Donnersbergkreis zusammenIm Rahmen der Fusionsveranstaltung schließen. wurden die Mitglieder des ehemaliDie BBS Donnersbergkreis, zu der die gen OV Eisenberg Wilfried Berauer, Standorte Alsenz, Eisenberg und RoBernd Kiefer und Rainer Schiffke für ckenhausen gehören, wurde schon seit ihre über 40-jährige Treue zum Verlanger Zeit durch die beiden Ortsverband geehrt. vlbs-aktuell wünscht den vlbs-Mitgliedern und allen unseren Leserinnen und Lesern fröhliche Weihnachtsfeiertage und alles Gute für das Jahr 2017! Die Vorsitzenden Markus Zöller (r.) vom OV Germersheim / Wörth und Pascal Fries vom OV Neustadt. Pascal Fries absolvierte sein Referendariat im Berufsbildungszentrum Homburg und wechselte dann an die BBS Neustadt. Als Maschinenbauingenieur der Hochschule Saarbrücken mit Erfahrung bei „Thyssen Krupp Fördertechnik“ ist er als Physik- und Metalltechniklehrer ein Gewinn für den berufsbildenden Bereich. Richtigstellung (MP) In der letzten Ausgabe von vlbsaktuell passten der Text und das Bild des neuen Ausschussvorsitzenden „Fachlehrer“ nicht zusammen. Nun das richtige Bild zum Text: Neuer Vorsitzender des Ausschusses „Fachlehrer“ wurde Thomas Port vom OV Prüm. Er ist Nachfolger von Michael Zimmermann vom OV Bad Kreuznach. vlbs-aktuell Herausgeber: Verband der Lehrerinnen und Lehrer an berufsbildenden Schulen RheinlandPfalz (vlbs) im DBB, Adam-Karrillon-Str. 62, 55118 Mainz, Telefon 06131-612450, Fax 06131-616705. Webseite: www.vlbs.org Vorsitzender: Harry Wunschel, Etiennestraße 9, 67657 Kaiserslautern, Telefon + Fax 0631-97993, [email protected]. Schriftleitung und Layout: Markus Penner, Römerstraße 10, 55411 Bingen, Telefon 06721-400834, Markus.Penner @vlbs.org. Redaktionsschluss ist am 15. eines jeden Monats. Die Beiträge, die mit dem Namen des Verfassers gezeichnet sind, stellen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion dar. Alle Beiträge werden nach bestem Wissen, aber ohne Gewähr veröffentlicht. – Nachdruck ist nur mit Zustimmung der Redaktion und mit Quellenangabe zulässig. – Für unverlangt eingesandte Manuskripte besteht keine Gewähr. Druck: johnen-druck, In der Bornwiese, 54470 Bernkastel-Kues. vlbs-aktuell erscheint einmal im Monat. Der Verkaufspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten.
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