„Spielend“ Gewicht verlieren mit modernen Medien

Ernährung, Bewegung und Selbstbewusstsein für übergewichtige Kinder
„Spielend“ Gewicht verlieren mit modernen Medien
Berlin, März 2015 – Hierzulande gelten 15 Prozent der Kinder zwischen
drei und 17 Jahren als zu dick, 800 000 von ihnen gar als fettleibig.
Forscher der Universität Tübingen haben nun ein digitales, interaktives
Lernspiel entwickelt, um Kindern mehr Wissen über Ernährung zu
vermitteln, ihr Gewicht zu reduzieren und gleichzeitig den Umgang mit
Stress und Mobbing zu meistern. Wie neue Medien bei der Vorbeugung
und Behandlung von Übergewicht helfen können, diskutieren Experten
auf der Pressekonferenz anlässlich des Deutschen Kongresses für
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie vor, die am 26. März 2015
in Berlin stattfindet.
Übergewichtigen Kindern fehlt es neben ausreichender Bewegung meist auch
an Wissen über eine ausgewogene Ernährung. „Kinder, die bereits im
Grundschulalter übergewichtig sind, leiden darüber hinaus oft unter weiteren
psychosozialen Beschwerden wie Stress, Ausgrenzung und Stigmatisierung“,
sagt Professor Dr. med. Stephan Zipfel, Kongresspräsident des PsychosomatikKongresses. Die Frage, wie man Kinder in dieser Situation helfen kann, steht
im Zentrum eines Forschungsprojekts der Abteilung für Psychosomatische
Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Tübingen, die Zipfel
leitet. Im Rahmen des Projekts haben die Forscher ein Computerspiel
entwickelt, dass die Bewegung fördert, Wissen über Ernährung vermittelt und
gleichzeitig den Umgang mit Stress und Stigmatisierung Übergewichtiger
thematisiert.
„Bereits Grundschüler nutzen regelmäßig das Internet und verbringen viel Zeit
am Computer. Daher ist es sinnvoll, hier anzusetzen und Kinder über dieses für
sie zentrale Medium anzusprechen“, erklärt Zipfel.
Im Computerspiel bewegen sich die Kinder durch eine dreidimensionale,
mittelalterliche Welt. Sensoren erfassen die Bewegung des Spielers und
ermöglichen so das Vorankommen im Spiel. Gefordert sind Bewegung und
Koordination. „Das stärkt die Körperwahrnehmung der Kinder und motiviert
zur körperlichen Aktivität“, sagt Zipfel. Integriert sind außerdem Spiele zur
Ernährung, die Kenntnisse über ausgewogene Mahlzeiten vermitteln und die
Kinder animieren, das eigene Essverhalten zu überprüfen und zu korrigieren;
beispielsweise packt der Spieler am Anfang der Reise durch die digitale Welt
seinen Rucksack mit Proviant. Auch die Eltern werden über ein Online-Portal
mit einbezogen und sollen helfen, im Spiel erlerntes im Alltag umzusetzen.
„Unser Anliegen ist es, den Kindern neben altersgerecht aufbereiteten
Informationen zu Ernährung und Bewegung auch den Umgang mit Stress und
psychosozialem Druck zu erleichtern“, so Zipfel. So sollen etwa
Entspannungsübungen die Kinder davor bewahren, aus Frust über ihr
Übergewicht noch mehr zu essen. Erste Testläufe mit einer Grundschulklasse
in Tübingen sind bereits erfolgreich verlaufen, weitere Studien werden nun
folgen.
Auch mit Gewichtsproblemen – jedoch am anderen Ende der Skala – haben
magersüchtige Mädchen zu kämpfen, deren Behandlung mit modernen Medien
Zipfels Tübinger Forschungsteam derzeit in einem weiteren Projekt untersucht.
Um die Rückfallgefahr bereits erfolgreich an einem Essstörungszentrum
behandelter Magersüchtiger auch im häuslichen Umfeld zu reduzieren,
erproben Psychotherapeuten derzeit Behandlungsgespräche am Bildschirm.
Diese erfordern keine weiten Anfahrten ans Zentrum und ermöglichen eine
therapeutische Begleitung und Überleitung im Alltag. Wie neue Medien
künftig die Behandlung psychischer Erkrankungen unterstützen und verbessern
können, ist auch Thema der Pressekonferenz anlässlich des Deutschen
Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, die am 26.
März 2015 in Berlin stattfindet
Bei Abdruck Beleg erbeten.
Terminhinweise:
Pressekonferenz anlässlich des
Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Termin: Donnerstag, 26. März 2015, 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr
Ort: Senatssaal des Henry-Ford-Baus der Freien Universität Berlin
Dialog-Forum: Medizinische Forschung und der Patient im 21. Jahrhundert
Termin: 26. März 2015, 13.30 bis 15 Uhr
Ort: Henry-Ford-Bau, Hörsaal A
Moderation: W. Bartens (Süddeutsche Zeitung)
Teilnehmer: P. Henningsen, H.-J. Heinze, W.-D. Ludwig, G. Wess, J. Windeler
Symposium: Adipositas im Dialog
Termin: Freitag, 27. März 2015, 13.30 Uhr bis 15.00 Uhr
Ort: Hörsaal B des Henry-Ford-Baus der Freien Universität Berlin
Ascona Lecture: Peter Bieri (alias Pascal Mercier): Selbsterkenntnis durch Erzählen
Termin: 27. März 2015, 18.00 bis 19.00 Uhr
Ort: Henry-Ford-Bau, Audimax
Ihr Kontakt für Rückfragen:
Deutscher Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Pressestelle
Janina Wetzstein und Kerstin Ullrich
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-457
Fax: 0711 8931-167
[email protected]
www.deutscher-psychosomatik-kongress.de