Isoliert, unkommunikativ oder gereizt – laut einer aktuellen Studie

Onlinespiele und Sex-Portale
Neue Studie: Zu viel Internet macht Jugendliche einsam
Berlin, März 2015 – Isoliert, unkommunikativ oder gereizt – laut einer
aktuellen Studie der Klinik für Psychosomatische Medizin der
Universitätsmedizin Mainz beeinflusst intensiver Konsum von
Onlinespielen und -sexangeboten die Bindungsfähigkeit von Jugendlichen.
Sind sie über sechs Stunden täglich online, egal ob über Mobiltelefon oder
Computer, fällt es Jugendlichen schwerer, Beziehungen zu Gleichaltrigen
aufzubauen. Die detaillierten Ergebnisse der Studie stellen Experten auf
der Pressekonferenz anlässlich des Deutschen Kongresses für
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie vor, die am 26. März in
Berlin stattfindet.
Allein im abgedunkelten Zimmer, Tag und Nacht vor dem Computer, keine
Freunde in der wirklichen Welt – viele Eltern machen sich Sorgen, dass ihr
Kind in einem Teufelskreis aus Internetsucht und Einsamkeit landet. Gehen
echte Beziehungen zwischen sozialen Netzwerken wie Facebook und
Onlinespielen wie World of Warcraft verloren, wo doch der Aufbau von
Freundschaften zu den wichtigsten Entwicklungsaufgaben des Jugendalters
gehört? Dieser Frage ist jüngst ein Forscherteam um Professor Dr. med.
Manfred Beutel, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin der
Universitätsmedizin Mainz mit einer Befragung von rund 2400 Jugendlichen
zwischen 12 und 18 Jahren in Rheinland-Pfalz nachgegangen.
Eines der zentralen Ergebnisse lautet: „Jugendliche, die häufig Angebote von
Onlinespielen und –Sexportalen nutzen, haben eine schlechtere Bindung zu
ihren Freunden. Das heißt, sie kommunizieren weniger, vertrauen ihren
Freunden nicht so sehr und fühlen sich von anderen stärker entfremdet. All
diese Faktoren begünstigen letztlich die soziale Ausgrenzung“, sagt Professor
Beutel. Digitale soziale Netzwerke seien hingegen förderlich für die Beziehung
und Bindung zu Gleichaltrigen. Allerdings könnten sie zu einem suchtartigen
Gebrauch führen, welcher wiederrum die Bindung zu Gleichaltrigen negativ
beeinflusst.
3,4 Prozent der befragten Jugendlichen nutzen das Internet suchtartig. Das
bedeutet: Sie sind mehr als sechs Stunden täglich online, haben keine Kontrolle
mehr über Onlinezeiten, geben ihre Interessen auf und erleiden schädliche
persönliche, familiäre oder schulische Konsequenzen aufgrund der vielen Zeit
vor dem Computer oder am Handy. 13,8 Prozent zeigen zwar keinen
suchtartigen, aber dennoch einen exzessiven und „ausufernden“ Gebrauch.
Mädchen und Jungen sind davon gleichermaßen betroffen.
Im Hinblick darauf, mit welchen Inhalten sie sich online beschäftigen,
unterschieden sich Mädchen und Jungen allerdings: Mädchen nutzen das
Internet häufiger für den sozialen Austausch, zur Recherche und zum OnlineShopping, Jungen verbringen mehr Zeit mit Onlinespielen. Professor Beutel,
der in seiner Klinik in der Ambulanz für Spielsucht auch betroffene
Jugendliche und Eltern behandelt, stellt zudem fest: „Sozial unsichere oder
gehemmte Jugendliche wenden sich eher Online-Aktivitäten zu, die weniger
Kontakt und Austausch erfordern.“ Seine Empfehlung lautet deswegen: „Eltern
und Lehrern haben die Aufgabe, Jugendliche sowohl in der Entwicklung ihrer
Mediennutzung zu begleiten als auch ihren sozialen Umgang zu beachten.“
Weitere Ergebnisse der Studie und Konsequenzen für die Praxis stellt Professor
Beutel auf der Pressekonferenz anlässlich des Deutschen Kongresses für
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am 26. März 2015 in Berlin
vor.
Terminhinweise:
Pressekonferenz anlässlich des
Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Termin: Donnerstag, 26. März 2015, 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr
Ort: Senatssaal des Henry-Ford-Baus der Freien Universität Berlin
Cybersexsucht bei Männern und Frauen im Vergleich
Vortrag: M. Bradt
Symposium: Verhaltenssucht
Termin: 27. März2015, 13.30 bis 15.00 Uhr
Ort: HS 106, Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin
Carus Lecture
Peter Sloterdijk: Das Ende des alt-europäischen Dualismus: Die Sezession der Seele vom
Körper und ihre Rückkehr zu ihr.
Termin: 25. März 2015, 18.30 bis 19:30 Uhr
Ort Audimax des Henry-Ford-Baus der Freien Universität Berlin
Ascona Lecture
Peter Bieri (alias Pascal Mercier): Selbsterkenntnis durch Erzählen.
Termin: 27. März 2015, 18.00 bis 19.00 Uhr
Ort Audimax des Henry-Ford-Baus der Freien Universität Berlin
Ihr Kontakt für Rückfragen:
Deutscher Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Pressestelle
Janina Wetzstein und Kerstin Ullrich
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-457
Fax: 0711 8931-167
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