© Jasminko Ibrakovic - Fotolia.com Fitness Fitness Trends 2015: Eine Prognose Ganzheitlich. Zeitarm. Auf den Punkt. Der renommierte Personal Trainer Daniel Philipp und sein Team wagen für F&G eine Vorausschau auf die FitnessTrends im kommenden Jahr. Sie haben vier Trends ausgemacht, die sich bei Fitness-Sportlern nachhaltig etablieren könnten. Viele der neuen Fitness-Angebote richten sich über die neuen Medien direkt an die Fitnesskunden. Wo liegen die Vor- und auch Nachteile dieser neuen Varianten, Fitness zu leben? Und wie können Trainer und Studios diese Trends in ihre Arbeit einbinden? s ist immer wichtig, die aktuellen Trends in der Branche im Blick zu haben, um nicht hinterherzuhinken. Aber, um vorauszusehen, an welchen Trends man in naher Zukunft nicht mehr vorbeikommt, braucht man als Trainer ein gutes Auge: Was wollen die Kunden, was brauchen Sie und welches neue Angebot passt und könnte das bestehende Portfolio ergänzen? Wie lassen sich diese Trends möglichst effektiv in das eigene Angebot einbauen? E 90 Auch Fitness-Sportler spüren den Faktor Zeit Das Leben im 21. Jahrhundert wird immer schneller. Nicht nur im privaten und beruflichen Leben zeichnet sich das Bild von kurzen Treffen, schnellen Entscheidungen und dem Streben nach ganzheitlichem Fortschritt: Die Zeit sitzt selbst Fitness-Fans im Nacken. Aus dieser Zeitnot entwickeln sich Trends hin zu Intervalltraining, das es trotzdem in sich haben muss. Viele nehmen sich dafür Unterstützung: den Personal Trainer, den Trainer im Studio, aber auch eines der vielen Online- oder Social-Media-Angebote. Welche dieser Hilfestellungen tatsächlich hilfreich sind, welche weniger, und worauf man trotz Zeitknappheit unbedingt achten muss, um ein Training effektiv und gesund zu gestalten, beschäftigt zurzeit insbesondere die Personal Training-Branche. Um sich optimal auf seine Kunden einstellen zu können, sollte man wissen, welche Gruppen eigentlich diese Apps und Programme nutzen. Diese Kunden haben keine bis geringe Motivationsprobleme, wollen den finanziellen Aufwand so gering wie möglich halten und um keinen Preis ihre Flexibilität einschränken. Allgemein nutzen eher jüngere Kunden Portale und Apps und vor allem wettbewerbsorientierte Kunden, die sich gerne mit anderen messen. Geeignet sind diese Apps und Portale grundsätzlich nur für Kunden, die keine Kontrolle durch einen Profi brauchen, d.h. sie müssen sehr gut selbstständig trainieren können und Erfahrung haben. Trifft das auf einen Kunden nicht zu, ist der Personal Trainer umso gefragter. Fitness & Gesundheit 7-2014 Fitness Trend 1 Online Fitness-Portale mit Videoanleitung (z.B. gymondo.de, newmoove.com, youfit.de) + flexibel (zeitlich und örtlich) + kostengünstig (zw. 5-9€/Monat je nach Vertragsdauer) + vertraglich relativ flexibel (Varianten bei Vertragsdauer möglich) + verschiedene Trainingsziele: Abnehmen, Cardio, Muskelaufbau etc. + Übungen sehr anschaulich durch Videos – wenig Abwechslung (kaum neue Übungen) – nicht individuell, sondern wie Gruppentraining – Verletzungen werden nicht berücksichtigt (Risikofaktor) – keine Korrektur bei der Durchführung (Verletzungsrisiko) – Programmvorgaben (Intervalle, Dauer – was ist bei Aussetzen?) © Kirill Kedrinski - Fotolia.com © AntonioDiaz - Fotolia.com – „die besten Trainer Deutschlands“ -> Qualifikationen undurchsichtig TIPP: für gesunde Menschen (ohne Verletzungen) empfehlenswert, neue Übungen vom Profi korrigieren lassen Trend 2 Schnellabnehm-Programme (z.B. 10 Weeks Body Change v. D! Soost, my-miracle.de, slimcoach.de) + örtlich flexibel + kostengünstig: Jahresmitgliedschaft 99€ (Videos zugänglich) + Programm von Spezialisten (ganzheitliches Denken: Schlaf, Ernährung, Bewegung, Psyche, etc.) TIPPs für Personal Trainer Der aktuelle Trend zur Dokumentation und Auswertung des Trainings und der Trainingserfolge der Kunden erfordert vom Trainer, alle Fitness-Aktivitäten zu überwachen und zu optimieren. Wenn Kunden Apps, Online-Portale oder andere Programme nutzen, lassen Sie als Trainer sich nicht ausschließen, im Gegenteil: Mischen Sie sich ein und nutzen Sie die Methoden der Anbieter für Ihr Programm. 1. Bevorzugen Sie in Ihrem Trainingsprogramm funktionelles Training, also nutzen Sie so wenig Hilfsmittel wie nötig, um örtlich flexibel zu sein. So kann der Kunde auch im Alltag zuhause und im Urlaub selbstständig trainieren. 2. Legen Sie gemeinsam mit dem Kunden messbare und realistische Ziele fest. Dazu ist eine Datenerfassung der aktuellen körperlichen Verfassung sinnvoll. Diese Daten werden regelmäßig beobachtet. So können Etappenerfolge den Kunden zusätzlich motivieren. Wer auf Technik steht, freut sich auch, die Ergebnisse per SMS oder E-Mail zu erhalten. 3. Nutzen Sie die Medien der Fitness-Portale, z.B. gute Erklärungsvideos, die Sie sich gemeinsam mit dem Kunden anschauen können. Wenn Sie eine neue Übung planen, schicken Sie Ihrem Kunden im Vorfeld bereits einen Videolink, um ihn für das Training anzuspornen. 4. Einen Ernährungsplan sollte man unbedingt gemeinsam erstellen, damit man auf Vorlieben, Allergien etc. eingehen kann. Allgemeine Ernährungspläne sind nur für wenige Menschen gesund und ausgewogen. Fitness & Gesundheit 7-2014 +– viele Vorgaben (wann darf gewogen werden, Cheat Day) –> Selbstdisziplin erforderlich – Kosten: 79 € / 12 Wochen (30 Tage Geldzurückgarantie bei Unzufriedenheit) – zeitlich unflexibel: 12 Wochen Beschränkung -> 1-wöchiges Intervall festgelegt (jede Woche werden neue Videos freigeschaltet, z.B. D! Soost beim Kochen oder Trainieren einer Gruppe) – Ernährungsumstellung kann nicht kontrolliert werden – nicht individuell, sondern wie Gruppentraining – Verletzungen werden nicht berücksichtigt (Risikofaktor) – keine Korrektur bei der Durchführung (Verletzungsrisiko) TIPP: für einmal viel Gewicht abnehmen sinnvoll, langfristig individuelles Programm mit Kontrolle (durch den Trainer bzw. Ernährungsberater) Trend 3 Fitness Apps für unterwegs (z.B. Freeletics, Runtastic, MiCoach) + örtlich flexibel (indoor / outdoor) + Vollversion kostengünstig: ca. 10€ / Monat + kostenlose Version bietet Workouts und einzelne Übungen inkl. Erklärungsvideos + Training fast ausschließlich ohne Geräte / Hilfsmittel möglich + individuell: entweder selbstständig (kostenlose Version), oder vorgegeben vom Trainer (Vollversion) + Erklärungsvideos sehr anschaulich + Vergleich mit anderen motiviert + eigener Fortschritt wird gemessen - + 15 Wochen Vertragsbindung - + Ernährungsguide (15 Wochen Plan) unflexibel - Verletzungen werden nicht berücksichtigt (Risikofaktor) TIPP: Übungsvideos nutzen, Freeletics Übungen individualisieren (Einschränkungen, Krankheit), Ernährungsplan anpassen, Klienten vor dem Training Trainingsablauf zeigen, evtl. Freeletics Workouts machen, Leistung messen / Etappenziele, Challenges (z.B. 200 Burpees: Wer ist schneller?) 91 Fitness 5. Fördern Sie eine gesunde Grenzüberschreitung bei den Übungen, damit der Kunde die Fortschritte körperlich spürt und Veränderung erlebt. Dadurch wird er angespornt, auch in Zukunft sein Bestes zu geben und dran zu bleiben. 6. Machen Sie hin und wieder Challenges mit dem Kunden. Beispiele: 200 Burpees, wer ist schneller? Wer schafft in fünf Minuten (mit Pausen) mehr Liegestützen? 7. Sie sollten unbedingt die Benutzung von Apps und Portalen überwachen und begleiten, nutzen Sie die Vorteile und gleichen Sie die Nachteile mit Ihrem Know-How aus. Trend 4 Crossfit – Potenzial oder Verletzungsrisiko? Ein weiterer Fitness-Trend ist 2014 aus den USA nach Europa geschwappt: Crossfit. Crossfit ist eine Mischung aus Gewichtheben, Turnen und Leichtathletik, somit eher nicht für den klassischen Sportanfänger geeignet. Beim Crossfit gibt es sogenannte WOD (Workouts of the Day) die ständig variieren, allerdings gibt es kein Individualtraining. Dazu gibt es dann festgelegte WOD-Termine, wie z.B. ein Kurs im Fitnessstudio. I.d.R. ist man wegen der Übungen an ein Fitnessstudio oder eine Sporthalle gebunden, sodass Verträge/Vereinbarungen über eine gewisse Laufzeit festgesetzt werden. Wie jeder Trend hat auch Crossfit seine Vor- und Nachteile. Hanna Umfahrer Hanna Umfahrer ist zuständig für den Bereich PR & Kommunikation bei Daniel Philipp Personal Training in Düsseldorf. „Fitness-Trends sind eine spannende Sache!“, findet sie. Sie selbst nutzt Freeletics unterstützend für ihr Fitness Boxen-Training. Anwendung im Studio Wann kann man speziell im Fitnessstudio diese Tipps anwenden? Um als Personal Trainer im Fitnessstudio die aktuellen Fitness-Trends miteinzubeziehen, kann man zum Beispiel Trainingspläne erstellen, wie sie in Online-Portalen angeboten werden. Für die Übungen kann man die Apps als Hilfsmittel benutzen. Man braucht ca. 3 m2 Platz, um 95 % der Übungen in Apps durchführen zu können. In jedem Fitnessstudio sollte das möglich sein. Die Schnellabnehm-Programme kann man durch Übungen ergänzen, die auf das Fitnessstudio abgestimmt sind. Oder man absolviert die vorgegebenen Übungen in verschiedenen Varianten an Geräten im Fitnessstudio. Apps für Jogging und andere FitnessTrainings kann man durch Laufen auf dem Laufband oder andere cardiolastige Trainingsgeräte (Rudermaschine, Stepper etc.) vielseitig erweitern. Trends sind auch eine Chance Wenn man es richtig anstellt, schätzen Ihre Kunden Sie durch diese Hilfsmittel noch mehr als vorher, weil Sie sie vor Verletzungen und falscher Ernährung bewahren. Neben der fachlichen Kompetenz der Trainer sind vor allem Flexibilität und Kreativität gefragt. Man kann die Apps und Online-Portale als Anlass sehen, seine Trainingsmethoden immer wieder aktuell zu halten und zu optimieren. Schließlich gibt es immer wieder Neues zu entdecken in der Fitness-Welt. << Hanna Umfahrer & Daniel Philipp Fitness-Programme (z.B. Crossfit, Zumba, Bokwa) + viele Eigenkörper-Übungen (gelenkschonend) -> funktionelles Training + Gruppe von max. 10 Pers. und 2 Trainern (Kontrolle und Korrektur) Daniel Philipp Der ehemalige Leichtathletik-Hochleistungssportler Daniel Philipp, 26, ist seit 2011 als selbstständiger Personal Trainer aktiv und hat mittlerweile ein 6-köpfiges Trainer-Team zusammengestellt. Sein Unternehmen ist auf Personal Training und Gesundheitsmanagement in Betrieben spezialisiert. In Düsseldorf und Umgebung bietet das Team vielseitige und flexible Trainings an. „Es ist immer wichtig, die aktuellen Trends in der Branche im Blick zu haben, um nicht hinterherzuhinken.“, sagt er. www.daniel-philipp.com + abwechslungsreich + Übungen werden erst am Trainingstag bekannt gegeben > zusätzlicher Anreiz aufs Training + Beweglichkeit wird trainiert + viele Ganzkörperübungen -> Stabilisation + Kraftübungen können so kombiniert werden, dass trotzdem viele Kalorien verbrannt werden + Teamgeist durch Gruppendynamik + Fitness wird gesteigert © AntonioDiaz - Fotolia.com + jeder kann CrossFit machen -> Workouts können skaliert werden – teilweise komplexe Bewegungsabläufe – bei schlechtem Trainer oder schlecht abegestimmtem WOD gefährlich und/oder schlecht für Gelenke – kein enormer optischer Muskelaufbau wie im Fitnessstudio – feste Kurszeiten (unflexibel) 92 Fitness & Gesundheit 7-2014
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