Was hast du gegen meinen Sohn? Ich sitze auf meiner Bierzeltgarnitur-Trainerbank, schaue dem Spiel meiner Mannschaft zu. Es läuft gut, wir führen 4:0, ich brauche kaum etwas zu sagen – herrlich, so ein sonniger Fußballnachmittag! Auf der anderen Seite sitzen zahllose Eltern und weitere Kinder (ja, auch Hunde), feuern ihr Team an. Ach, was für eine schöne Atmosphäre, zu mindestens in unserer Elternecke. Bei den gegnerischen Eltern kippt die Stimmung leicht, einige Eltern sehen die Felle ihrer Lieblinge davon schwimmen. Auch mein ehrenamtlicher Trainerkollege, etwas 55 Jahre jung und ein Routinier in Sachen Jugendarbeit, wirkt etwas hektisch und angespannt. So kenne ich ihn gar nicht, denn Sieg oder Niederlage sind ihm nicht so wichtig, was ist bloß los? Und da sehe ich den Grund aller Gründe: Ein Vorbildvater hat sich auf der anderen Seite von der Bank erhoben, fuchtelt mit den Armen herum, redet auf die anderen Eltern ein. Ein paar Wortfetzen schallen herüber: „Dem werde ich mal die Meinung sagen ….!“ „So geht es nicht weiter …“ „Das lasse ich mir nicht gefallen …“ Dem nicht genug, nun macht sich der Vater aller Väter auf, kurvt um das eine Tor herum, stiefelt halb über das Feld, baut sich vor dem anderen Trainer auf und lässt seinen Emotionen lauthals freien Lauf: Vater: „Was hast du eigentlich gegen meinen Sohn ChristopherCedric (ein sehr beliebter Name bei Trainern und Lehrern)?“ Trainer: „Warum sollte ich etwas gegen ihn haben? Vater: „Sein Kumpel Kevin (auch ein sehr beliebter Name bei Trainern und Lehrern) hat bisher 30 Minuten gespielt, mein Sohn nur 20 Minuten!“ Trainer: „Hast du die Zeit bei den anderen Spielern auch gestoppt?“ Vater (Blutdruck 240 zu 160, roter Kopf): „Was interessieren mich die anderen Kinder?“ Trainer: „Genau die Antwort habe ich erwartet.“ Vater (Blutdruck immer noch 240 zu 160, roter Kopf): „Was soll das heißen?“ Trainer: „Hör zu: Wir spielen 2-mal 20 Minuten, ich habe 12 Kinder, die alle spielen wollen, da muss jeder mal runter. Und dein Sohn hat sicherlich viel mehr gespielt als andere Kinder.“ Vater: „Das ist ja wohl auch klar, er ist ja auch der beste Spieler in dieser Trümmertruppe!“ Trainer: Keine Antwort. Vater: „Ich werde mich beim Verein (wer in Gottes Namen ist eigentlich der Verein?) über dich beschweren, da muss sich etwas ändern!“ Trainer:. „Das können wir sofort ändern, gern kannst du die Mannschaft als Trainer übernehmen, dich gleich hier hinstellen, ich gehe dann auf die andere Seite.“ Vater: „Für so etwas habe ich keine Zeit, das sollen andere machen. Und außerdem zahle ich ja wohl Vereinsbeitrag.“ Ende.
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