Die Baumräuber - Demo - DDR

Impressum
Wolf Spillner
Die Baumräuber
Warum muss ich ein Held sein?
ISBN 978-3-95655-336-3 (E-Book)
Die Druckausgabe erschien erstmals 1982 bei
Der Kinderbuchverlag Berlin
Umschlaggestaltung: Ernst Franta
© 2015 EDITION digital®
Pekrul & Sohn GbR
Godern
Alte Dorfstraße 2 b
19065 Pinnow
Tel.: 03860-505 788
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.ddrautoren.de
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Die Baumräuber
Vor Zeiten lebten ein Mann und eine Frau am Rande eines
wilden, tiefen Waldes. Dort hatten sie ein Sonnenblumenfeld
und einen kleinen Acker. Darauf wuchs das Korn für ihr Brot,
und um ihre Hütte liefen elf goldfarbene Hühner und ein Hahn.
Der Mann war ziemlich klein. Seine Frau hingegen war groß
und dick. Der kleine Mann liebte seine Frau sehr. Sie konnte
so gut kochen und braten. Deshalb war er ein Jäger
geworden. Er besaß eine lange Flinte und war im weiten Land
als trefflicher Schütze berühmt. Weder vor Wölfen noch vor
Bären, die in dem tiefen Walde hausten, fürchtete er sich. Die
Fleischtöpfe in seiner Hütte wurden nie leer, und seine große
Frau konnte dicker und dicker werden. Am liebsten kochte sie
Suppen. Sie verstand sich auf Hirschsuppe und Rehsuppe, auf
Auerhuhnsuppe und auf Waldschnepfensuppe. Sie hätte gern
einmal Löwensuppe gekocht. Aber Löwen gab es in ihrem
Walde nicht.
Eines Tages bereitete die Frau eine Suppe aus Bärentatzen.
Sie füllte die Essschüsseln bis zum Rand. „Das ist eine gute
Suppe“, sagte sie zu ihrem Mann. „Sie macht stark und mutig!
Mit Bärentatzensuppe im Bauch könntest du gar die Räuber
besiegen, dann wärest du ein richtiger Held!“
Der kleine Jäger schüttelte den Kopf. Er sah bekümmert in
seinen Napf mit Bärentatzensuppe. „Es reicht mir, mit Wölfen
und Bären zu kämpfen. Das ist schwer genug! Warum muss
ich ein Held sein? Genügt es nicht, dass ich ein Jäger bin und
wir satt zu essen haben?“
„Nein“, sagte seine große Frau, „das genügt mir nicht!“
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Da sagte der Jäger nichts mehr und aß seine Suppe. Aber er
dachte bei sich, dass er niemals die Räuber treffen wollte. Sie
hausten auf den Bäumen im Wald wie wilde Tiere. Von den
Ästen stürzten sie sich auf Postkutschen und Lastfuhrwerke,
um sie zu plündern. Sie wuschen sich nie, und ihre Haare
wucherten lang und zottig unter spitzen Hüten hervor. Die
waren einmal grün gewesen. Nur der Hut des
Räuberhauptmanns nicht. Der war rot. Aber nach den Jahren
unter Sonne, Wind und Regen war da kaum noch ein
Unterschied, und alle Räuber glichen mit ihren Hüten großen
Stinkpilzen. Sie sahen fürchterlich aus. Wenn sie johlend von
den Bäumen sprangen, rannten die Pferdelenker und die
Reisenden schreiend davon und aus dem Wald heraus. In
Dörfern und Städten meldeten sie bleich und schlotternd vor
Angst die schrecklichsten Dinge über die Baumräuber, und
Furcht verbreitete sich im Lande. So brauchten die Räuber
niemals zu kämpfen. Ihre Pistolen waren längst verrostet, und
die Säbel, mit denen sie fuchtelten, die waren stumpf. Aber
das wusste niemand. Und keinem war bekannt, wo die Räuber
hausten.
Die Räuber lebten im dichtesten Wald, noch hinter dem Moor
und dem Sumpf, in einem uralten Eichenbaum.
Meist schliefen sie in seinen Zweigen. Sie hatten sich Nester
gebaut, ließen sich vom Wind schaukeln und erfreuten sich am
Sonnenschein. Nur bei Sturm oder Regen und Kälte
verkrochen sie sich in dem hohlen Eichenstamm. Der war so
groß wie ein kleines Haus. Sechs Räuber wohnten im
Eichenbaum und ein Räuberhauptmann. Sie waren allesamt
sehr faul. Der Räuberhauptmann war der Faulste. Er konnte
noch länger schlafen als die anderen Räuber. Schlafen war
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ihre größte Lust, denn dann konnten sie träumen. Meist von
gutem Essen, von leckeren Braten und Kuchen. Der
Räuberhauptmann sah in seinem Lieblingstraum einen riesigen
Zimmetpudding, der noch viel größer als sein Pilzhut war.
Davon erzählte er oft und gern. Aber die Räuber hatten auch
andere Träume, über die sie nicht sprachen. Der eine
hantierte im Schlaf mit Hobel und Säge, um Tische und Stühle
zu bauen. Ein anderer ruderte im Traum mit seinem
Fischerboot und warf das Netz aus, und ein dritter führte hinter
zwei kräftigen Pferden den Pflug über seinen Acker. In ihren
Träumen lebten alle sieben Räuber als redliche, fleißige
Menschen. Doch wenn sie erwachten, dann blinzelten sie sich
schlaftrunken an, wippten in ihren Nestern, gähnten schrecklich
und drückten sich ihre stinkenden Pilzhüte noch fester auf die
zotteligen Haare. Sie hatten geschworen: Niemals im Leben
nimmt ein Baumräuber seinen Hut ab! Ein Baumräuber ohne
Hut wird verstoßen aus der Räuberschar! Und daran hielten
sie sich.
Je länger die Räuber ihre stinkenden Hüte trugen, desto
weniger konnten sie nachdenken. Sie träumten immer
seltener. Es schien, als sei unter den Hüten auch ihr Verstand
zugewachsen. Sie lagen in ihren Nestern, streckten Arme und
Beine von sich und schliefen. Nur wenn ihr Hunger zu arg
wurde, machten sie einen Überfall. Auf den gestohlenen
Pferden ritten sie zum Eichbaum zurück, und der
Räuberhauptmann befahl, die Pferde zu schlachten. Er
fürchtete, das Wiehern der Pferde könne ihr Versteck
verraten. Jahrelang aßen die Baumräuber Pferdefleisch.
Das alles wusste der kleine Jäger nicht. Er aß
Bärentatzensuppe, die ihn stark und mutig machen sollte.
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Nachdenklich wischte er den Rest der Suppe mit einem
Brotstück aus der Schüssel. Nein, er wollte kein Held sein, der
die Räuber besiegte. Aber er mochte auch nicht mit seiner
Frau streiten. Er nahm die Flinte vom Haken, das Pulverhorn
dazu und den Beutel mit den Flintenkugeln.
„Wohin gehst du“, fragte seine große Frau.
„Ach“, sagte der kleine Jäger, „ganz in der Nähe habe ich ein
Wildschwein gespürt, das will ich verfolgen.“
Die Frau leckte sich die Lippen: „Wir hatten schon lange keine
Schweineklopse mehr!“
„Grabe nur schon Knoblauch aus dem Feld“, meinte der kleine
Jäger. „Mit Knoblauch schmecken die Klopse am besten.“
Damit ging er aus der Hütte.
Hinter dem Sumpf fand der Jäger die Wildschweinspur im
schwarzen Waldboden. Er folgte ihr langsam, prüfte die
umgeknickten Gräser und Halme, und an der Größe der Spur
erkannte er, dass ein besonders starkes Wildschwein vor ihm
gelaufen war. Er dachte daran, wie sehr sich seine dicke Frau
freuen würde, wenn sie die Klopse aus dem
Wildschweinfleisch braten konnte, fein gewürzt mit Thymian
und Majoran und frischem Knoblauch aus dem Feld. So geriet
er tiefer und tiefer und tiefer in den Wald hinein. Noch nie war
er so weit vorgedrungen. Sehr dicht und finster wurde es.
Doch dann schimmerte hinter den hohen Stämmen helles Licht.
Der Jäger blieb stehen. Von dieser Lichtung kam ein lautes
Rasseln, Schnarchen und Blasen. Er meinte eine ganze Rotte
von Wildschweinen zu vernehmen und lud seine Flinte mit
Pulver und einer guten Kugel. Vorsichtig schlich er im Schutz
der Büsche und Bäume weiter voran.
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Jedoch, auf der Lichtung war nicht ein einziges Wildschwein.
Vielmehr stand dort ein Leiterwagen. Er war mit Fässern
beladen. Ein Fass hatte ein Loch, und Wein lief heraus, so rot
wie Blut. Um den Wagen herum lagen sechs Räuber. Sie
reckten ihre Bäuche aus dem Gras und schnarchten. Jeder
hatte seinen Pilzhut fest auf dem Kopf. Der Räuberhauptmann
stöhnte und schmatzte. Auf seiner Nase sonnte sich eine fette
blaue Fliege.
Ehe sich der kleine Jäger recht besinnen konnte, schrie es
gellend über ihm: „ Alarm — Alarm — Alarm, Zeter und
Mordio, Alarm!“ Das war der siebente, der Jungräuber. Er
durfte keinen Wein trinken wie die anderen Räuber. Er war
schon als Kind in die Bande aufgenommen worden und musste
immer Wache halten.
Der Jäger erschrak bis ins Mark. Seine Haare sträubten sich
vor Entsetzen. Er riss sein Gewehr hoch und schoss in die
Zweige. Dann rannte er Hals über Kopf davon.
*** Ende der Demo-Version, siehe auch
http://www.ddrautoren.de/Spillner/Baumraeuber/baumraeuber.h
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Wolf Spillner
Geboren 1936 in Herzberg am Harz, ist ein deutscher Autor
und Fotograf
Aus seinem Geburtsort zog seine Mutter mit ihm in ein
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winziges Holzhaus am Rande der Lüneburger Heide, als er 13
Jahre alt war. Mit 16 Jahren wurde er Waise. In Mainz war er
mehrere Jahre Volontär einer naturwissenschaftlichen
Jugendzeitschrift. Als die Wiederbewaffnung der
Bundesrepublik Deutschland akut wurde, übersiedelte er 1955
in die DDR. Er war in Schwerin etliche Jahre als freier
Bildreporter tätig. Auch wurde er für acht Jahre
Betonfacharbeiter und nutzte seine Freizeit, um Material für
seine ersten Bücher zu erarbeiten. Ab 1967 freiberuflich als
Autor und Fotograf tätig. Er wohnte zwei Dutzend Jahre in
einem 17–Seelen-Dorf zwischen Wismar und Schwerin in der
Naturlandschaft Mecklenburgs am Dambecker See. Heute lebt
Wolf Spillner in Ludwigslust.
Spillner arbeitete zunächst als Journalist. Später betrieb er
ornithologische Studien und galt als einer der profiliertesten
Naturfotografen der DDR. Dabei widmete er sich
insbesondere der Beobachtung des Sozialverhaltens
koloniebrütender Vögel. Beeinflusst von Werner Lindemann
wurde er Mitte der 1970er Jahre zum Autor von Kinder- und
Jugendbüchern, von denen einige auch verfilmt wurden. Sein
bekanntestes Buch Taube Klara wurde in 8 Sprachen
übersetzt und 1991 mit dem Deutschen
Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Seit einigen Jahren hat
er sich der digitalen Fotografie zugewandt, sowie per Fahrrad
und Kajak Nordamerika, Nordskandinavien, Neuseeland und
Jakutien bereist.
Bibliographie:
Claas und die Wunderblume. Kinderbuchverlag, Berlin 1989
Das Vogeljahr der Küste. Deutscher Landwirtschaftsverlag,
9
Berlin 1973
Der Alte vom Hammer. Kinderbuchverlag, Berlin 1986
Der Bachstelzenorden. Kinderbuchverlag, Berlin 1979
Der Luftballon und die Warzenkröte. Kinderbuchverlag,
Berlin 1979
Der Riese vom Storvalen. Kinderbuchverlag, Berlin 1983
Der Seeadler. Hinstorff Verlag, Rostock 1993
Der Wald der großen Vögel. Deutscher
Landwirtschaftsverlag, Berlin 1969
Der Wald der kleinen Vögel. Deutscher
Landwirtschaftsverlag, Berlin 1976.
Die Baumräuber. Kinderbuchverlag, Berlin 1982
Die Graugans. Kinderbuchverlag, Berlin 1990
Die Hexe mit der Mundharmonika und andere
Geschichten. Kinderbuchverlag, Berlin 1983
Die Vogelinsel. Kinderbuchverlag, Berlin 1976
Durch Urwald und Dünensand. Kinderbuchverlag, Berlin
1984
Feldornithologie. Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin
1990
Ferne nahe Welt. Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin
1981
Gänse überm Reiherberg. Kinderbuchverlag, Berlin 1977
Im Walde wohnt der schwarze Storch. Kinderbuchverlag,
10
Berlin 1988
Land unter dem Wind. Deutscher Landwirtschaftsverlag,
Berlin 1971
Lieber weißer Vogel. LeiV, Leipzig 1996
Natur-Ansichten oder die Macht der Kamille. Demmler
Verlag, Schwerin 1996
Schätze der Heimat. Kinderbuchverlag, Berlin 1986
Schmetterlinge. Kinderbuchverlag, Berlin 1989
Seeadler - gestern und heute. Hoyer Verlag, Galenbeck
2004
Staatenbildende Insekten. Kinderbuchverlag, Berlin 1981
Taube Klara oder Zufälle gibt es nicht. Kinderbuchverlag,
Berlin 1987
Wasseramsel. Kinderbuchverlag, Berlin 1984
Wildgänse überm Moor. Boje-Verlag, Stuttgart 1981
Zwischen Alpen und Eismeer. Kinderbuchverlag, Berlin 1987
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E-Books von Wolf Spillner
Der Alte vom Hammer. Eine Bilderbuchgeschichte aus
den Bergen der Schweiz
Corinna wird von ihren Mitschülern aus der 3. Klasse beneidet.
Ihr Vater ist Wildhüter und nimmt sie oft mit in die Berge. Die
Sennen haben gesehen, dass der alte Steinbock lahmt? Wird
es so schlimm sein, dass ihn der Wildhüter erschießen muss,
weil er mit seiner Verletzung nicht überleben kann? Corinna
darf den Vater bei der gefährlichen und anstrengenden Suche
nach dem Alten begleiten und bangt um sein Leben. Wolf
Spillner bereicherte diese schöne Geschichte mit wunderbaren
Fotos.
Der Bachstelzenorden
Gäbe es ihn, Hannes hätte ihn verdient: den
Bachstelzenorden. Und nicht nur, weil er Stapellauf,
Auszeichnung und Fernsehkamera davonlief, um ein
Bachstelzennest zu retten. - Eines Tages hält Gustav seine
Lok vorschriftswidrig an. Seltsam, denkt er, dass die Vögel
nicht nach der Seite davonfliegen, sondern immer gegen die
fahrende Lok prallen und sterben. Und er beschließt, der
Sache auf den Grund zu gehen.
Wolf Spillner hatte als Junge den großen Wunsch, einen Hund
zu besitzen. Der erfüllte sich schließlich, doch was dann
geschah, ist ihm auch heute noch Anlass, in seinen
Geschichten von Menschen und Tieren zu erzählen, von keinen
besonderen Menschen und keinen exotischen Tieren, sondern
solchen, denen man überall begegnen kann, schaut man nur
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richtig hin.
Der Riese vom Storvalen. Eine Bilderbuchgeschichte aus
Härjedalen
Björn-Eyvind lebt mit seinen Eltern einsam in den Bergen. Er
hat einen weiten Weg zur Schule, im Winter auf Skiern, im
Sommer mit dem Fahrrad. Aber er ist schon groß, er geht
schon in die 2. Klasse. Viele Tiere kann er auf dem Schulweg
beobachten: Rentiere, balzende Auerhähne, die drolligen
Brushähne. Gern besucht er seinen Freund Rune Axelson.
Rune ist ein Bauer und hat vor sein Anglerhaus ein Schwein
abgelegt, als Winterfutter für den Adler. Doch plötzlich kommt
ein Riese den Berg hinab. Björn-Eyvind läuft und läuft, bis ihm
die Beine versagen.
Die Baumräuber
Ein Jäger wohnte mit seiner Frau allein am Waldrand. Er war
sehr mutig und schoss Bären, Wölfe und Wildschweine. Nur
vor den Räubern, die mitten im Walde in einem riesengroßen
Baum hausten, hatte er wie alle anderen große Angst.
Doch eines Tages verfolgte er ein besonders großes
Wildschwein und gelangte dabei zum Lager der Räuber. Zum
Glück waren diese betrunken und schliefen ihren Rausch aus.
Nur der kleine Jäger, der noch ein Kind war und keinen Alkohol
trinken durfte, wachte und schlug Alarm. Vor Schreck gab der
Jäger einen Schuss ab, der den Hut des kleinen Räubers traf.
Kein Räuber durfte seinen Hut abnehmen und das schon seit
vielen Jahren. Ihr könnt euch denken, dass die Räuber weder
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Seife noch Kamm kannten. Aber nun gab es zwei Löcher in
dem Hut des kleinen Räubers, durch die die Meise zu ihren
Jungen fliegen konnte, die auf dem Kopf des kleinen Räubers
ein Nest besaßen.
Die Hexe mit der Mundharmonika
Die Begegnung mit der Natur ist wie der Kontakt mit einem
Menschen. Man muss hinsehen, zuhören und sich einstellen
können, darf nehmen, aber auch geben und muss sich, wenn
nötig, einsetzen, dann kann im Miteinander Liebe und
Freundschaft wachsen. Dass dieses Einanderverstehen nicht
immer leicht ist, erfährt Kerstin. „Du bist ein Sprüchemacher“,
ruft sie ihrem Vater zu, der seinen Worten unerwartete Taten
folgen lässt. Der alte Mann erfährt, dass seine Gemeinschaft
mit den Vögeln ihm nicht allein gehören darf. Mit den Vögeln
und den Jungen wird er reicher, die Gemeinschaft schöner.
Wolf Spillners Sorge gilt in den neun Geschichten den
alltäglichen Begegnungen, in denen sich die Haltung der
Menschen zeigt.
Durch Urwald und Dünensand. Aus Naturschutzgebieten
und Nationalparks der CSSR, der Volksrepublik Polen und
der DDR
Für dieses Buch ist Wolf Spillner fast dreißigtausend Kilometer
gefahren und viele Hundert Kilometer gewandert und
geklettert. Bekannte und unbekannte Pflanzen und Tiere in
geschützten Landschaften wollte er beobachten und
fotografieren, um darüber berichten zu können. So kam er in
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verschiedene Naturschutzgebiete und Nationalparks in der
Volksrepublik Polen, in der CSSR und in der DDR. Von den
Seen der wilden Gänse und seltenen Schwarzhalstaucher
seines mecklenburgischen Dorfes, über die im Frühjahr und
Herbst die Seeadler fliegen, ist er zu den scheuen Wisenten
gefahren und vor ihnen davongerannt. Durch glutheißen Sand
der Wanderdünen an der Ostsee ist er gestapft und durch den
Sommerschnee der Hohen Tatra, dort, wo die
Karpatengämsen leben. In den regennassen Waldbergen der
Bieszczady hat er den Schwarzstorch auf seinem Nest
gesehen und die seltene, kleine Orchidee Korallenwurz auf der
Insel Rügen. Unter der Tarnkappe seines Versteckzeltes hat
er mit Notizbuch und Kamera auf Bäumen und im Sumpf,
zwischen Felsgeröll und im Schnee gesessen, um die scheuen
Tiere zu belauschen und Bilder von ihrem Leben für dieses
Buch zu sammeln. Das war nicht immer leicht. Aber es war
immer schön, denn viele freundliche Menschen, die sich in den
Reservaten und Nationalparks um den Schutz der Natur
sorgen, haben ihm sehr geholfen. Nur so konnte dieses Buch
im Laufe einiger Jahre entstehen. Spillner hat viel von der
Schönheit der Natur gesehen und doch nur einen Teil vom
Reichtum unseres blauen Planeten.
Gänse überm Reiherberg
„Was ist das schon, so’n Hund, gar nichts ist das. Der rennt dir
bloß hinterher, weil er Kohldampf hat und Fleisch haben will.
Gar nichts ist das! ... Eine Wildgans ziehe ich mir auf, dass
ihr’s wißt. Und die wird zahm und fliegen. Hinter mir her. Die
kommt sogar wieder, im nächsten Jahr wieder, verlasst euch
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drauf! Und nicht weil sie Kohldampf hat.“
Knuppe lässt diese Idee nicht los, eine Idee, für die er nur bei
wenigen Verständnis findet. Er lebt in einem Dorf am See, und
dieser See ist einer der selten gewordenen Brutplätze der
Graugänse. Aber bis alle im Dorf das begriffen haben, gibt es
Streit zwischen den LPG-Bauern und den Naturschützern, bei
den Jägern und Anglern, Krach mit Freund Kalle und —
tatsächlich Ohrfeigen vom Vater.
Im Walde wohnt der schwarze Storch
Anna kennt sich im Wald aus, denn ihr Vater ist Förster. Ihr
Vater hat sie oft auf seine Jagdkanzel in der Nähe des
Weihers mitgenommen. Dorthin kommen die Wildschweine.
Als sie ihrem vater die vergessenen Kiefernpflanzen
nachbringen will, steigt sie noch schnell neugierig auf die
Kanzel hinauf. Plötzlich entdeckt sie ein großes Nest auf einem
Baum. Da ist ja auch ein großer Vogel, der rasch davonfliegt.
Es ist ein Märchenvogel. „Gibt es Störche, die schwarz sind,
oder bunt und mit roter Brille um die Augen?“, fragt sie
aufgeregt ihren Vater? Niemand außer den Eltern darf von
ihrem großen Geheimnis wissen. Noch nie haben die seltenen
Schwarzstörche in ihrem Wald gebrütet und sie sollen doch im
nächsten Jahr wiederkommen. Wunderbare Fotos von Wolf
Spillner ergänzen die schöne Geschichte für Kinder ab 4
Jahre.
Schätze der Heimat
Große und kleine Naturschutzgebiete – von der Kreideküste
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der Insel Rügen bis zu den Höhen des Thüringer Waldes, von
den Wiesensteppen im Odertal bis zum Lindenwald in der
Altmark – sind die Schatzkammern unserer Heimat. Sie
bewahren den Reichtum der Natur. Aus der Fülle von über
siebenhundert Reservaten stellt Wolf Spillner jeweils ein
Naturschutzgebiet aus jedem Bezirk der DDR in anschaulichen
Texten und beeindruckenden Farbfotos vor.
Schmetterlinge
Schmetterlinge sind für uns meist nur die bunten
Tagpfauenaugen, die gelben Zitronenfalter, die hellen
Weißlinge oder andere farbschöne Tagfalter im Sonnenschein.
Flattert uns jedoch ein kleines, unscheinbar braungraues Tier
im Haus oder gar aus dem Kleiderschrank entgegen, dann
heißt es meist entsetzt: Das ist eine Motte! Eine Motte aber
will schon nicht mehr so recht in unsere Bildvorstellung von
Schmetterlingen passen. Noch weniger wollen wir an Falter
glauben, wenn sich am Abend oder in der Nacht dick bepelzte
und behaarte Fluginsekten vor der Fensterscheibe
versammeln oder burrend und schwirrend im hellen Licht um
die Straßenlaternen kreisen. Doch viele dieser seltsam
anmutenden fliegenden »Geister der Nacht« gehören auch in
die große Ordnung der Schmetterlinge. Wir brauchen nur
genau zu beobachten, dann merken wir bald, dass sie
gemeinsame Merkmale haben, die sie deutlich von anderen
Insekten unterscheiden.
Die zweitgrößte Ordnung des Tierreiches bilden die
Schmetterlinge mit schätzungsweise 150 000 Arten. Wie viele
es wirklich sind, wissen nicht einmal die Fachleute ganz genau,
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denn noch werden ständig neue Arten entdeckt. In dieser
nahezu unüberschaubaren Fülle gibt es Riesen mit einer
Flügelspannweite von 30 Zentimetern, wie die
südamerikanische Graue Rieseneule. Sie ähnelt im Flug einer
Fledermaus. Winzlinge, zum Beispiel unsere heimischen
Zwergmotten, dagegen breiten ihre feinen Flügel nur ein paar
Millimeter weit aus.
Wir kennen aber auch flügellose Schmetterlinge,
beispielsweise die Weibchen der Sackspinner und des
Frostspanners. Andererseits gibt es Wanderfalter mit
erstaunlichen Flugleistungen. Der Monarch, ein Tagfalter des
amerikanischen Kontinents, fliegt im Herbst wie ein Zugvogel
von Kanada bis nach Mexiko. Hervorragende Flieger sind auch
die Schmetterlinge aus der Familie der Schwärmer. Schmale
Flügel tragen ihre dicken, spindelförmigen Leiber schneller
durch die Nacht, als Autos innerhalb von Ortschaften fahren
dürfen! Sie erreichen Fluggeschwindigkeiten von mehr als 50
Kilometern in der Stunde. Der Totenkopfschwärmer wandert
vom Mittelmeergebiet bis nach England.
Falter leben rund um die Erde bis zu den arktischen und
antarktischen Regionen. Die meisten Arten sind in den Tropen
und in den Subtropen zu Hause. Dort gibt es die schönsten
und größten Schmetterlinge. Aber auch in Mitteleuropa sind
mehr als 3 000 verschiedene Falterarten anzutreffen. Manche
können mit ihren Verwandten aus den warmen Ländern an
Schönheit wetteifern, wie Schillerfalter, Bären und
Ordensbänder. Es wäre jedoch falsch, Schmetterlinge allein
nach ihrer Schönheit zu beurteilen. Viel interessanter ist ihr
Leben. Davon will dieses Buch einiges berichten.
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Staatenbildende Insekten
Diese kleine Insektenkunde erzählt vom Jahresstaat der
Wespen und Hummeln, berichtet über die soziale
Gemeinschaft eines Bienenvolkes, das in einem Dauerstaat
lebt, und hilft auch, das scheinbar heillose Durcheinander eines
Ameisenhügels zu verstehen. Die mannigfaltige und in der
Natur nicht in allen Einzelheiten beobachtbare Lebensweise
der staatenbildenden Insekten wird eindrucksvoll und leicht
verständlich in Wort und Bild dargestellt.
Taube Klara
So kannte Hannes seine Mutter noch nicht: Opas
Lieblingstaube Klara hing tot in ihrer Hand. Sicher, resolut war
Mutter schon immer, der Kapitän zu Hause, obwohl doch
Vater auf großen Schiffen zur See fuhr. Aber Mutter war auch
verständnisvoll, lieb und vor allem: hilfsbereit. Nicht einen
Augenblick hatte sie gezögert, mit dem Schlitten in der
Weihnachtsnacht durch Kälte und Schnee zu ziehen, um den
hilflosen Nachbarn Pinkau zu holen, dem andere die Hilfe
verweigerten. Doch Klara töten? Omas einzige Gefährtin nach
Opas Tod? Gewiss, Mutter hatte sich vor ihr geekelt, vor dem
Taubendreck in der Küche, sie fürchtete um Omas Gesundheit
und würde Oma am liebsten mit nach Berlin nehmen. - Zwei
Weihnachtstage zu Besuch am Jammerfeld - Hannes wird sie
nie vergessen.
Das Buch erschien 1987 bei: Der Kinderbuchverlag Berlin. Es
wurde in acht Sprachen übersetzt und 1991 mit dem
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Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.
Wasseramsel
Wasseramsel — das ist nicht nur der Name des seltenen
Vogels, den Winfried und Ulla entdecken, der unter Wasser
laufen kann und angeblich die Fischbrut aus dem Forellenteich
frisst. Winfried nennt auch Ulla so, seit er sie zum ersten Mal
sah, als sie im angestauten Waldbach badete. Zwischen
beiden entsteht eine große Liebe, obwohl Winfried bisher nur
Freude an schnellen Motorrädern fand und seine Mutter ihn
noch zu jung für „Mädchengeschichten“ hält. Und dann hängt
Ullas Bild auf der Ausstellung zum Heimatfest, es zeigt das
schöne Tulbachtal im Landschaftsschutzgebiet, bevor dort
Winfrieds Vater ein Haus baute und einen Forellenteich
anlegte. Eines Tages ist Winfried fort, das Haus seiner Eltern
verwaist, kein Zeichen, kein Brief gibt Ulla Nachricht.
Zwischen Alpen und Eismeer
Seit jenem regennassen Herbsttag, an dem ich als 13-Jähriger
die Lachmöwe in den Harzbergen fand, wollte ich wissen, wie
Vögel und andere Tiere in ihrer Umwelt leben. Dazu nutzte ich
immer wieder meine Freizeit. Um ihnen nahe zu sein, verbarg
ich mich unter der Tarnkappe eines Versteckzeltes auf
Bäumen und im Sumpf. Mit dem Auge der Kamera habe ich
über viele Jahre versucht, ihr Verhalten in fotografischen
Bildern auch für andere sichtbar zu machen. Manchmal ist es
gelungen. Dafür bin ich gewandert, geklettert und weit
gefahren, habe geschwitzt und sehr viel mehr noch gefroren.
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In den Stunden der Beobachtungen, die zu Wochen, Monaten
und Jahren wurden, fand ich ein paar Körnchen an neuem
Wissen. So führte die kindliche Neugier und die Freude an
eigenen Entdeckungen von der toten Lachmöwe am Hang auf
manchem Umweg zu meinem ersten Buch vom »Wald der
großen Vögel«. Darin beschrieb ich, was mir nach dreijähriger
Beobachtung bei Graureihern, Mäusebussard und Habicht
aufgefallen war. Andere Bücher folgten, und den Büchern
folgten Einladungen, auch in anderen Ländern Tiere zu
beobachten und zu fotografieren. Auge in Auge mit den frei
lebenden Tieren zu sein, von denen manche bedroht und
gefährdet sind, wurde so zu einem Teil meiner Arbeit. Und
schließlich kam ich zu jenen Vögeln im hohen Norden, von
denen ich als Junge geträumt hatte. Ich traf auch andere
Tiere, von denen ich damals noch nichts wusste. Von diesen
Begegnungen will ich hier berichten.
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Die Baumräuber
Wolf Spillner
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