7. symphoniekonzert Do 21. und Fr 22. Mai 2015 | Congress Innsbruck | 20 Uhr | Einführung 19.15 Uhr www.landestheater.at | telefon +43.512.52074.4 programm Zu den werken Giedrė Šlekytė Dirigentin | Augustin Hadelich Violine Fremde und heimische Töne LUCIANO BERIO (1925-2003) Quattro versioni originali della „Ritirata Notturna di Madrid“ di L. Boccherini Eine „Englische“ Symphonie im typisch böhmischen Tonfall, das Violinkonzert eines Wiener Klassikers mit einkomponierter Janitscharenmusik und ein Avantgarde-Komponist, der die spanisch inspirierte Musik eines italienischen Frühklassikers instrumentiert: Stets beschäftigten sich Komponisten gerne mit den Stilen anderer Länder und Epochen - und umgekehrt schätzt auch das Publikum zumeist ein Quäntchen Exotik, der der vertrauten musikalischen Umgebung erst die richtige Spannung gibt. WOLFGANG A. MOZART (1756-1791) Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 A-Dur KV 219 I Allegro aperto II Adagio III Rondeau pause ANTONÍN DVOŘÁK (1841-1904) Symphonie Nr. 8 G-Dur op. 88 („Die Englische“) I Allegro con brio II Adagio III Allegretto grazioso IV Allegro ma non troppo herausgeber Tiroler Landestheater & Orchester GmbH Innsbruck Rennweg 2, A-6020 Innsbruck Tel. +43.512.52074 | [email protected] | www.landestheater.at klangmotiv CDS Schrott Künstlerfotos Aleksey Vylegzhanin (Portrait Šlekytė), Rosalie O‘Connor (Portrait Hadelich) Grafik www.bit-pool.com Druck www.tiroler-repro-druck.co.at Luciano Berio, Spross einer jahrhundertealten italienischen Musiker-Dynastie, entwickelte – geführt von seiner Lust an Grenzüberschreitung und stilistischer Vielfalt – eine ganz persönlichen Klangsprache, die sich wenig um den Stilpurismus manches Nachkriegs-Avantgardisten scherte. Obwohl auch er Werke schuf, die als Meilensteine der Neuen Musik gelten, führte ihn sein Interesse für verschiedenste musikalische Sprachen, ja für Sprache überhaupt, zu einem zitatenreichen Collagen-Stil. So wendete er sich immer wieder Werken aus der Musikgeschichte zu, die er in verschiedenem Maß überarbeitete, vom fast originalgetreuen Arrangement bis zur Verfremdung und Überschichtung des Originals mit Versatzstücken aus eigener oder fremder Feder. Als er 1975 den Auftrag der Mailänder Scala zu einem kurzen orchestralen Eröffnungsstück erhielt, wählte er ein Stück des italienischen Frühklassikers Luigi Boccherini als Grundlage. Boccherini, von dem man heute fast nur noch das schier unvermeidliche Menuett kennt, schrieb tatsächlich Hunderte von Kompositionen, vor allem für Streicher-Kammermusik. Zeitgleich mit Joseph Haydn entwickelte er die Gattung des Streichquartetts; und ähnlich wie jener verbrachte er einen Großteil seines Lebens am Hofe eines adeligen Dienstherren in tiefster Provinz, im spanischen Ávila. Gleichwohl waren seine Werke in Europa sehr gefragt. Eines der populärsten war die 1780 entstandene Musica notturna delle strade di Madrid (Nachtmusik in den Straßen von Madrid), ein Streichquintett, in dem lautmalerisch die Klänge der Hauptstadt eingefangen sind. Der letzte Satz, la ritirata, stellt in Variationen die Rückkehr der Nachtwache dar und wurde so populär, dass Boccherini es insgesamt viermal für verschiedene Besetzungen herausgab. Dieses Stück also wählte Berio für seine Bearbeitung, in der die Musik weitgehend eins zu eins auf großes Orchester übertragen ist. Dabei kopierte Berio die vier originalen Versionen des Variationensatzes übereinander, instrumentierte ihn neu und – so erklärte Berio, „am Schluss habe ich noch ein paar saftige harmonische Konflikte zugespitzt.“ Genau 200 Jahre vor Berios Arrangement und wenige Jahre vor dem Original entstanden in Salzburg fünf Violinkonzerte, geschrieben von einem gerade erwachsen werdenden Wunderkind. Als Sohn eines Geigers war Wolfgang Amadeus Mozart von klein auf mit der Violine vertraut und beherrschte diese auf ähnlichem Niveau wie das Klavier. Der Salzburger Fürsterzbischof Colloredo hatte ihn 1772 zum besoldeten Konzertmeister der Salzburger Hofkapelle gemacht und schuf damit die Voraussetzung für die Blütezeit von Mozarts Geigenkarriere. Zahlreiche Violinsoli komponierte Mozart in dieser Zeit in Serenaden und Divertimenti hinein, und auch die fünf Violinkonzerte entstanden zwischen 1773 und 1775. Seinen Konzert-Stil entwickelte Mozart auf der Basis der italienischen Solokonzertform im Stile Tartinis. An die Stelle der barocken Ritornellform trat die modernere Sonatenhauptsatzform, statt dem blockweisen Wechsel zwischen Solo- und Orchesterpassagen erfand er immer neue Dialogformen zwischen Soloinstrument und Orchester, die demonstrieren, wo Mozarts eigentliche musikalische Heimat war: in der Oper. Besonders im letzten, dem Violinkonzert A-Dur KV 219, zeigt Mozart bereits viel von seinem Gespür für Dramatisches. Schon der erste Einsatz des Soloinstruments ist Theater pur: anstatt auf die erwartungsfrohe Spannung der festlich-schwungvollen Einleitung einzugehen, beginnt die Solovioline zunächst scheinbar völlig entrückt mit einigen zeitlos-innigen Adagiotakten, die in solchem Kontrast zu allem, was man erwarten würde, stehen, dass es einem geradezu den Atem raubt. Kontrastreich ist auch die Gegenüberstellung des von Seufzerfiguren bestimmten langsamen Satzes mit dem zunächst völlig unbeschwert daherkommenden Schluss-Menuett. Urplötzlich verwandelt sich die Szenerie in einen wilden, barbarisch anmutenden Marsch voll schräger Harmonien und rauher Akzente. „Coll’arco al roverscio“ – mit der Rückseite des Bogens, sollen Celli und Bässe auf die Saiten klopfen und so die Schlaginstrumente türkischer Janitscharenkapellen nachahmen. Deren Musik, Inbegriff eines wilden, ungezähmten Exotismus, war im damaligen Österreich sehr beliebt, und das Violinkonzert in A-Dur ist sicher eines der schönsten Beispiele dafür, wie Komponisten diesen Stil imitierten, um ihrer eigenen Musik eine interessante Würze zu verleihen. Gute hundert Jahre später geht es nicht mehr darum, der Kunstmusik mit dem exotischen Touch ferner Volksmusik einen wohligen Nervenkitzel zu verpassen, nun ist man auf der Suche nach den eigenen Wurzeln. Auf den Spuren von Franz Liszt bemühen sich nun viele Länder um die Etablierung einer eigenen Nationalmusik mit Elementen aus heimischer Folklore, als Symbol eines neuen nationalen Selbstbewusstseins. In Böhmen übernimmt nach Bedřich Smetana Antonín Dvořák die Rolle eines tschechischen Nationalkomponisten. 1889, zur Zeit der Entstehung der 8. Symphonie in G-Dur op. 88, befindet sich Dvořák auf dem Gipfel seiner Popularität und beginnt nun langsam, sich vom Einfluss seines Freundes und Förderers Johannes Brahms zu lösen. Seine Achte, ein Meisterwerk, das zu unrecht meist im Schatten der populären Neunten Symphonie steht, verstand Dvořák selbst als Wendepunkt seines Schaffens. „Ganz individuelle, in neuer Weise ausgearbeitete Gedanken“ habe er in seiner Symphonie verarbeitet, schrieb er. Im Gegensatz aber zur Neunten, deren Beiname „Aus der Neuen Welt“ verrät, dass hier amerikanische Melodien verarbeitet sind, ist die Achte in ihrem musikalischen Gehalt kein bisschen „englisch“. Diesen Beinamen erhielt sie, weil Dvořák sie, als er 1891 die Ehrendoktorwürde der Universität Cambridge erhielt, als Arbeitsprobe anbot. Als er darüber hinaus die Partitur nicht von seinem bisherigen Verleger Simrock, mit der er sich überworfen hatte, sondern vom englischen Verlag Novello drucken ließ, stand der Beiname der Symphonie fest. Musikalisch aber ist und bleibt sie eines der schönsten und gelungensten Beispiele aus Dvořáks tschechisch-folkloristisch geprägter Schaffensphase. Inspiriert von dem unbeschwerten Leben auf seinem Sommersitz in Vysoká u Příbrami ist sie eine Art tschechische Pastorale, gespickt mit Überraschungen und melodischem Einfallsreichtum. Überraschend ist schon der Beginn in g-Moll, der gleich den für Dvořák typischen bittersüßen Tonfall durch schnellen Wechsel zwischen Dur und Moll einführt. Die meiste Individualität erlaubt sich Dvořák aber wohl im langsamen Satz, der den Charakter einer frei komponierten Rhapsodie annimmt. Der dritte Satz voll böhmischer Melodienseligkeit ist kein Scherzo, sondern ein Walzer, zu dem – so vermutet man – Tschaikowski Pate stand, dessen Bekanntschaft Dvořák gerade gemacht hatte. Das farbig instrumentierte Finale ist eine Kombination von Variationen- und Sonatensatz und endet in einer temperament- und effektvollen Stretta. Kerstin Siepmann Giedrė Šlekytė Dirigentin Giedrė Šlekytė wurde 1989 in Litauen geboren und begann ihre Musikausbildung in Vilnius. Sie studierte Dirigieren in Graz, Leipzig und Zürich und besuchte Meisterkurse u.a. bei Bernard Haitink, Colin Metters und Mario Venzago. Schon als Studentin arbeitete sie u.a. mit der Musikalischen Komödie Leipzig und den Symphonieorchestern des MDR, in Jena, Winterthur und Hamburg. Gasteinladungen führten sie u.a. zum St. Christopher Chamber Orchestra in Litauen und dem Göttinger Symphonieorchester, wo sie zukünftig wieder dirigieren wird, außerdem nach Südkorea, nach Linz, Mainz, Bern und Darmstadt. Geplant sind überdies Konzerte in Winterthur, Essen, mit dem Tonkünstlerorchester Niederösterreich und an den Opern in Basel und Leipzig. 2013 wurde Giedrė Šlekytė beim Internationalen Dirigierwettbewerb Solon Michaelides in Zypern mit dem 2. Preis ausgezeichnet und gewann 2006 den 1. Preis bei dem Nationalen Wettbewerb für Gesang in Litauen. Seit 2013 ist sie Stipendiatin des DIRIGENTENFORUMs des Deutschen Musikrates und wurde 2015 für den Young Conductors Award der Salzburger Festspiele nominiert. Augustin Hadelich Violine In Amerika hat Augustin Hadelich mit nahezu jedem größeren Orchester konzertiert, die berühmten Big Five eingeschlossen. Mit seiner stupenden Technik, seinen poetisch-feinsinnigen Interpretationen und wundervollem Klang hat er sich international als einer der bedeutendsten Geiger seiner Generation etabliert. Höhepunkte dieser Saison sind Debütkonzerte mit dem Minnesota Orchestra, dem Danish National Symphony und dem London Philharmonic Orchestra. Beim Netherlands Philharmonic Orchestra ist er Artist in Residence. Augustin Hadelich wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien bedacht. Im März 2014 erschien beim Label Avie seine erste große Orchesteraufnahme mit Violinkonzerten von Sibelius und Thomas Adès. Regelmäßig gibt er Recitals in den großen Konzertsälen und ist als begeisterter Kammermusiker oft Gast bei großen internationalen Festivals. Er wurde 1984 als Sohn deutscher Eltern in Italien geboren und studierte an der Juilliard School New York. Er spielt die „Ex-Kiesewetter” Stradivari, einer Leihgabe von Clement und Karen Arrison durch die Stradivari Society in Chicago. vorschau Klangstunde: Die Trompete - JTSOI Samstag, 30. Mai 2015 | 11 und 15 Uhr | Probebühne im TLT Mitmach-Konzerte für Erwachsene mit ihren 1- bis 3-jährigen Kindern Thomas Marksteiner Trompete | Serena Stella Klavier | Tanja Schwarz-Heinrich Leitung Tiroler Landestheater – GroSSes Haus Samstag, 6. Juni 2015 | 19 Uhr | Premiere Pique Dame Oper von Pjotr I. Tschaikowski 6. Sonntagsmatinee Sonntag, 7. Juni 2015 | 11 Uhr | Landeskonservatorium | Eintritt frei(willige Spenden)! Süden JOAQUIN TURINA Klavierquartett a-Moll op. 67 GABRIEL FAURÉ Klavierquartett Nr. 1 c-Moll op. 15 Familienkonzert 2: Das Geheimnis der goldenen Feder - JTSOI Sonntag, 14. Juni 2015 | 16 Uhr | Großer Stadtsaal Tiroler Symphonieorchester Innsbruck Seokwon Hong Dirigent | Christian Schruff Konzept & Moderation IGOR STRAWINSKI Der Feuervogel 8. Symphoniekonzert Donnerstag, 18. und Freitag, 19. Juni 2015 | 20 Uhr | Congress Innsbruck – Saal Tirol Vorkonzert um 19.30 Uhr mit der Jugendphilharmonie der Musikschule Innsbruck | Konzerteinführung um 19.15 Uhr im Foyer Tiroler Symphonieorchester Innsbruck Francesco Angelico Dirigent | Martin Helmchen Klavier RICHARD WAGNER Siegfried-Idyll WOLFGANG A. MOZART Konzert für Klavier und Orchester Nr. 16 D-Dur KV 451 WOLFGANG A. MOZART Ballettmusik aus „Idomeneo“ RICHARD STRAUSS Suite (1945) aus „Der Rosenkavalier“ op. 59 Open Air Samstag, 27. Juni | 20.30 Uhr | Innenhof der Hofburg | Eintritt frei Tiroler Symphonieorchester Innsbruck 8 symphoniekonzerte im abo ab 174 € ÖFFNUNGSZEITEN ABO-BÜRO: Werktags Mo-Fr 8.30-16.00 Uhr | Tel. +43.512.52074.134 | [email protected]
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