Die TTIP-Lüge – Die Gefahren des Handelsabkommens für die

PRESSEAUSSENDUNG
Stattegg 06.03.2015
Die TTIP-Lüge – Die Gefahren des
Handelsabkommens für die Gemeinden!
TTIP, das „Frei“handelsabkommen mit den USA, ist in aller Munde. Es ist im wahrsten Sinne
des Wortes eine Geheimsache. Hinter verschlossenen Türen treffen sich Frauen und Männer,
um im Geheimen etwas zu verhandeln, worüber die Öffentlichkeit im Unklaren gehalten wird.
Demokratische Institutionen sind nicht an den Verhandlungen beteiligt, müssen sich mühevoll
Informationen beschaffen und können nur indirekt Einfluss auf die Verhandlungen nehmen.
Wer genau hinsieht, wird feststellen, dass dieses Abkommen mit Handel nicht viel zu tun hat.
Zu einem großen Teil geht es um die Schaffung eines Rechtskonstrukts, das die Interessen
von Konzernen stark begünstigt. Maßnahmen, wie die umstrittenen Sonderklagsrechte für
Konzerne, sind ein Angriff auf die Demokratie, da sie die politische Gestaltungsfreiheit im
Interesse der BürgerInnen stark einschränken.
Bisher wurde wenig darüber gesprochen, welche Auswirkungen TTIP für die steirischen
Gemeinden hat. Diese sind beträchtlich!
Gerade ein Land wie Österreich, welches über vielfältige öffentliche Dienstleistungen verfügt,
die vorrangig in kommunaler Verwaltung stehen, wäre ein primäres Ziel für Investoren. Zum
einen könnte durch das Abkommen das Selbstgestaltungsrecht der Gemeinden in diesen
Bereichen unter Beschuss geraten. Zum anderen könnten Gemeinden durch die
Sonderklagsrechte für Konzerne mit hohen Schadensersatzansprüchen konfrontiert sein.
Beispiele in den USA, aber auch in Frankreich, Spanien, Deutschland und Italien zeigen, wie
anfällig Kommunen gegenüber den Interessen von Großkonzernen sind.
Wasser in Gefahr!
Bereits seit einigen Jahren ist die kommunale Wasserversorgung in der Schusslinie. In
Deutschland konnte 2013 in letzter Sekunde ein Gesetz abgewendet werden, welches private
Konzerne bei der Auftragsvergabe stark begünstigt hätte.1
1
FAZ, 29.03.2013 http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/privatisierung-von-trinkwasser-die-neue-sorge-umdas-leitungswasser-12132299.html
In Frankreich und Spanien sieht man bereits die Auswirkungen der privatisierten
Wasserwirtschaft. Schlechte Wasserqualität, steigende Preise und mangelnde Transparenz
stehen dort in vielen Gemeinden auf der Tagesordnung.2
Mit TTIP steht nun wieder die drohende Wasserprivatisierung auf der Agenda. Gemeinden
müssten Wasserversorgung ausschreiben. Wassergenossenschaften könnten sich dann zwar
bewerben, hätten wahrscheinlich aber das Nachsehen gegenüber Großkonzernen, die
vermeintlich günstigere Angebote legen würden. Das betrifft hunderte steirische Gemeinden.3
Landwirtschaft im Visier der Agrarkonzerne:
Auch der Agrarsektor ist massiv betroffen. Gemeinden haben es schwer sich gegen die
Interessen von Konzernen bei Flächenwidmung und Bauprojekten durchzusetzen. Alles was
einem Konzern mehr Kosten verursacht – und diverse Umweltauflagen oder Bauvorschriften
etc, tun das immer – kann in Zukunft mit TTIP bei Änderung dieser als Profitverlust
eingeklagt werden.
Die begrenzten finanziellen Möglichkeiten einer Gemeinde bieten nur wenig Chance sich
gegenüber einem Großkonzern rechtlich zu wehren, der noch dazu das geschriebene Gesetz
auf seiner Seite hat.
Die Gemeinden Semriach und Stattegg wendeten erst im letzten Jahr ein massives
Bergbauprojekt am Schifterkogel ab. Das war letztendlich eine einstimmige Entscheidung
beider Gemeinden, dass sie keinen Bergbau in ihrem Entwicklungskonzept wollen. Solche
Entscheidungen können jedoch problemlos in Zukunft von Projektbetreibern angefochten
werden. Die Gemeinden würden somit jegliches demokratisches Gestaltungsrecht verlieren.
Alles nur Panikmache?
Befürworter des TTIP wollen dies alles als reine Panikmache abtun, doch die Auswirkungen
sind bereits jetzt sichtbar. In Deutschland klagt ein Energiekonzern gegen den Ausstieg der
Atomkraft, das Verbot der umstrittenen Frackingmethode in Frankreich wird bereits massiv
von US Öl-Konzernen angegriffen und Gentechnikkonzerne klagen gegen das Anbauverbot
von Genpflanzen.
TTIP wird die Position dieser Konzerne rechtlich stärken. Nationale Gerichte sind nicht mehr
zuständig, die Entscheidung wird von privaten Schiedsgerichten gefällt werden. Wer darin
keine Gefahr für die Demokratie sieht, ist auf beiden Augen blind.
TTIP-Lüge – Gefahren des Handelsabkommens für Gemeinden!
19. März, 19 Uhr, Lässerhof, Stattegg
Vortrag und Publikumsdiskussion mit Nationalratsabgeordneten Werner Kogler und
Gemeinderat Stefan Rothbart
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3
Die Zeit, 14.02. 2013 http://www.zeit.de/2013/08/Analyse-Wasser
http://fm4.orf.at/stories/1740838/