Cicero, der große Held Siziliens - Julius-Echter

La Republica Roma
Auge um Auge, Zahn um Zahn
Der Verres Prozess beginnt
Rom. Der Verres-Prozess ging
gestern in die zweite Runde. Cicero,
ein „homo novus“ berichtet seit
gestern morgen 9 Uhr über die
Raubzüge im Haus von Heius,
einem Freund von Verres, der das
am besten ausgestattete Haus in
Messana besitzt. Offenbar hat
Verres dort 4 Statuen von extrem
hohem kulturellen Wert gestohlen.
Allerdings sagte Cicero schon zu
Beginn, dass dies nur ein Beispiel
für die gnadenlose Ausbeutung der
Provinz Sizilien durch Verres sei.
Für Cicero ist es eine besondere
Herausforderung, diesen Prozess
zu führen, da er sich gegen
Hortensius, den ersten Redner
Roms, und weitere erfahrene
Anwälte behaupten muss. Bisher
verläuft die Verhandlung sehr gut,
da die Verteidiger angesichts der
erdrückenden
Beweislast
nicht
wirklich etwas
entgegensetzten
können. Der „homo novus“ benutzt
außerdem eine sehr stilistisch
ausgefeilte
Sprache,
die
zur
Betonung der Grausamkeit des
Verbrechens
beiträgt.
Die
Bewohner Siziliens, unsere älteste
Provinz, haben Cicero mit der
Anklage beauftragt da sie ihn als
Quästor ihrer Insel sehr zu schätzen
gelernt haben. Im Verlauf des
Prozesses setzte er die Ausbeutung
sogar
mit
Kleptomanie
in
Verbindung, da Verres anscheinend
nicht einmal vor Heiligtümern halt
gemacht hat, was auch der
Diebstahl der geweihten Statuen in
Heius Kapelle bestätigt.
Sein Haus war wie eine Art Sehenswürdigkeit
oder Museum in Messana, das jetzt ohne seine
Kunstwerke nicht mehr sehenswert ist.
Hier ein exklusives Interview mit Cicero nach
seinem ersten Prozesstag, in dem er seinen
Eindruck der Verhandlung bis jetzt schildert:
Reporter: Sind sie siegessicher?
Cicero: Angesichts der bisherigen Erfolge sieht
es nach einem klaren Sieg aus, wenn die
Korruption nicht weiter an Einfluss gewinnt.
Reporter: Sie beschuldigen also Verres auch der
Bestechung?
Cicero: Es gibt eindeutige Hinweise darauf, dass Verres
nicht nur Kunstgegenstände geraubt hat, aber das ist ein
anderes Thema.
Reporter: Was ist ihre Meinung zu Hortensius?
Cicero: Ich sehe ihn als sehr guten Anwalt, der allerdings
aus den falschen Antrieben handelt.
Reporter: Was sind denn ihre Motive, diesen Prozess zu
führen?
Cicero: Die
Bewohner Siziliens
haben
Gerechtigkeit und
eine
Entschädigung für
den Raub ihrer
gesamten
Kulturguts
verdient.
Reporter: Es gab
Gerüchte, dass sie
alles
nur
zur
Steigerung ihres
politischen
Ansehens
machen.
Was
sagen sie dazu?
Cicero:
Solche
Unterstellungen
muss ich mir nicht
bieten lassen, aber
wenn sie wollen,
können sie gerne
alle
meine
Beweise
nachprüfen.
Jetzt stellt sich nur
noch die Frage, ob
es
Cicero
tatsächlich
schaffen sollte sich
gegen die Verres
Clique
durchzusetzen und
eine angemessene
Entschädigung zu
erreichen.
Nur diese Bona
Fortuna ließ er
zurück. Warum
wohl?
Diese Cupidostatue ist
spätklassisch und von
Praxiteles aus Mamor
gehauen
Der von Myron aus
Bronze gegossene
Herkules war ebenfalls ein
Kunstwerk aus Heius‘
Haus und stammt aus der
Hochklassik
Die aus Erz bestehenden
Kanephoren ,die zwei sehr
schöne Jungfrauen
abbilden, tragen mit
erhobenen Händen
Opfergaben und sind von
Polyklet.
BILD Zeitung
Cicero, der große Held Siziliens!
– Der Verres-Skandal!
Sizilien. Ein Szenario wie in einem Spielfilm, doch es ist grausame Wirklichkeit! Der
Statthalter C.Verres beutet eine ganze Insel aus! Skrupellos und ohne Respekt
schlägt der Kunstkenner zu und stiehlt alles, was teuer und wertvoll aussieht; nicht
einmal vor seinen Freunden macht er Halt! C.Heius, ein ehemaliger Freund von
Verres, packt aus:
Reporter: C.Heius, sie kennen den Angeklagten schon länger, was könnten seine
Beweggründe für seine Verbrechen sein?
C.Heius: Früher habe ich ihn als sehr guten Freund angesehen, doch heute weiß ich, dass
man ihm nicht trauen kann. Diesen Sinneswandel kann ich mir nicht erklären, er
ist ein wahnsinniger Hocharistokrat, der glaubt, sich alles erlauben zu dürfen!
Reporter: Was meinen sie damit, „sich alles erlauben zu dürfen“?
C.Heius: Verres ist ein hoch angesehener Kunstkenner und noch dazu Statthalter Siziliens.
Er sieht es als sein Recht, die römische Provinz Sizilien auszubeuten.
Reporter: Gibt es für ihn überhaupt Grenzen?
C.Heius: Nein, er schreckt nicht einmal vor Heiligtümern zurück. Er hat sogar wertvolle und
heilige Statuen aus meiner Kapelle geklaut! Deswegen haben wir uns Hilfe von
Cicero geholt, um den Prozess gegen Verres mit seinem Anwalt Hortensius
zu führen!
Zur Person Cicero: Der „homo novus“ Marcus Tullius Cicero
wurde 106 v.Chr. in Arpinum geboren. Nach seinem Studium
durchlief er die Ämterlaufbahn und wurde mit 31 Quästor von
Sizilien. Er vertritt die Bevölkerung Siziliens im Fall Verres und
muss sich gegen den 1. Redner Roms, Hortensius, durchsetzen.
Die bevorstehende Rede könnte für seine künftige Laufbahn
entscheidend sein.
Marcus Tullius Cicero
Reporter: Ich danke Ihnen für dieses aufschlussreiche Interview! Viel Erfolg im weiteren
Prozess.
C.Heius: Ich habe Ihnen für die Aufdeckung dieses Skandals zu danken. Ich hoffe, Verres
muss für den Schaden aufkommen.
Lesen sie die neuesten Informationen zum Fall Verres in der nächsten Ausgabe.
Carolin und Lea
Bote von Messina
6. August 70 v. Chr.
„Dem Verbrechen den Kampf ansagen“
Prozess wegen Erpressung gegen C. Verres in Sizilien eröffnet
Wir alle kennen ihn – Marcus Tullius Cicero, der vor fünf Jahren hier in Sizilien
Quästor war. Gestern, am 5. August, hat er im Auftrag aller Einwohner Siziliens
gegen C. Verres Anklage wegen Erpressung erhoben. Ob er den Prozess gewinnen
wird, scheint unklar, denn sein Gegner hat die aktuell besten und bekanntesten
Verteidiger engagiert.
INFO
Gaius Verres
- geboren 115 v. Chr. Aus der römischen Aristokratie
- 83 v. Chr. Helfer des Diktators Sulla
- 79 v. Chr. Proquästor in Kikilien
- 73 -71 v. Chr. Statthalter von Sizilien
Eine der Kanephorenstatuen aus dem
Besitz von C. Heius
C. Verres hat während seiner Statthalterschaft seit 73
unzählige sizilianische Dörfer, Städte und sogar Tempel ihrer
Kunstschätze und Wertgegenstände beraubt. So beispielsweise wurden vier teure heilige Statuen aus der Kapelle des
Heius aus Messina entwendet. Insgesamt beläuft sich der
durch Verres verursachte Schaden auf etwa 28 Millionen
Euro, der vollständig von den Sizilianern zurückgefordert
wird.
Unser Redaktionsteam war live vor Ort im
Repetundengericht und hat die Reden
Ciceros und der Verteidiger hautnah
miterleben können. Diese erweckten den
Eindruck, dass Cicero den erprobten
Rednern, die ihm gegenüber standen,
sowohl im Inhalt als auch in der rhetorischen Ausgestaltung überlegen war.
Jedoch ist dieser Umstand nebensächlich,
da sich der Prozess vielleicht mehr über
die politische und finanzielle Bedeutung
der beteiligten Parteien als über deren
Redefähigkeiten entscheiden wird.
Eindrücke unseres Zeichners aus dem
Repetundengerichtshof
Andreas Zöller, Paul Kampfmann
M. T. Cicero dominiert den Kleptomanen G. Verres:
Hobby oder krankhafter Wahnsinn?
Nach dem Raubzug von Verres war ganz Sizilien geplündert, egal ob privates oder
öffentliches Eigentum: Verres hat alles mitgenommen was nicht niet- und nagelfest
war. Die Bewohner Siziliens sind entsetzt und sogar die ehemaligen Freunde und
Bekannten von ihm hätten es nie für möglich gehalten, dass er zu einer solchen Tat
fähig ist. Kurz vorher war er in den Jahren 73-71 v. Chr. Statthalter von Sizilien und
hatte sich das Vertrauen aller Bürger erarbeitet. Wobei er angeblich auch in dieser Zeit
schon verbrecherisch gehandelt und zum Beispiel Steuern unterschlagen hatte. War
der Raubzug nun aus Habgier oder ist tatsächlich die Krankheit Kleptomanie dafür
verantwortlich? Denn sein Handeln könnte man auf diese Krankheit zurückführen.
Marcus Tullius Cicero
Am 5. August 70 v. Chr. fand der
Prozess gegen Verres am
Repetundengerichtshof statt. Die
Sizilianer klagten ihn wegen
Erpressung und Korruption an
und baten Cicero um Hilfe.
Verres dagegen nahm sich
Hortensius, den damals 1.
Redner Roms, zur Unterstützung.
Cicero hatte zwar noch keinen
großen Rang als Redner, jedoch
stieg nach dem erfolgreichen
Prozess sein Ansehen erheblich:
Er wurde zum 1. Redner Roms
und verdrängte damit Hortensius
von seinem Platz.
Gaius Verres
Da Verres aber den Prozess
unterbrach indem er mit seinem
gesamten Vermögen ins Exil floh,
konnte Cicero nicht alle seine
gesammelten Beweise darlegen
und seine vorbereiteten Reden
halten. Deshalb schrieb er diese
in 5 Büchern zusammen und
veröffentlichte sie.
Die Entschädigung für die
Sizilianer fiel aber leider nicht
wie erwartet aus: Sie bekamen
nur 3 Millionen Sesterzen, das
geraubte Gut hatte aber einen
Wert von über 40 Millionen
Sesterzen.
Ann-Kathrin Habl, Marc Mißback, 10c