Test & Technik Netzwerkspieler A Kind of Majik Der Linn Majik DS war ein puristischer, herausragend klingender Netzwerkspieler; sein Nachfolger ist eine Revolution. Seine Rechenpower nutzt er nicht nur zum HiRes-Streamen, sondern auch für eine ausgeklügelte Raumkorrektur. D ass sich die Schotten von Linn in die Weltliga der innovativsten High-End-Firmen aufgeschwungen haben, wusste man spätestens seit den verlustfrei zeitkorrigierten Voll digitalketten wie der Akubarik Exakt (vgl. stereoplay 8/14). Besonders begeisterte sich die Redaktion bei dieser Komplett anlage für die interne Raum- 50 05/15 stereoplay.de korrektur, die ganz ohne Messmikrofon oder komplexe Einmessprozeduren die gröbsten Auswirkungen von Bass resonanzen, wandnaher Positionierung oder suboptimaler Raumakustik erstaunlich gut digital wegregelte. Der einzige Pferdefuß: Die Kette ist mit 30.500 Euro alles andere als preiswert, und das vollkommen geschlossene System der Digitalübertragung bietet für Besitzer herkömmlicher Passivboxen und Amps recht wenig Anwendungsspielraum. Von dieser Alles-oder-nichtsPhilosophie wenden sich die Schotten nun ab und verkündeten unlängst die Sensation: Die verbesserte Version ihrer Raumkorrektur hört auf den Namen SPACE und ist nunmehr in allen Linn-Streamern fest eingebaut. So orderte die Redaktion gleich das Einstiegsmodell, den künftig mit nur noch 2000 Euro preiswerten Majik DS. Gute Gene Dessen Äußeres kündet nicht von einer Revolution – im Gegenteil. Optisch und haptisch hat sich am Gehäuse gegenüber der Urversion von 2008 nicht viel geändert. Auch bei der fein säuberlich bestückten Platine mit dem abgesetzten, getrennt gekapselten Netzteil wurden nur Details verbessert, wie das genauere Clocking und dadurch reduzierter Jitter. Der hochwertige D/A-Wandlerchip von Wolfson wandelt klaglos alle PCM-HiRes-Formate bis 24 / 192, egal ob das Dateiformat FLAC, WAV, AIFF oder Apple Lossless heißt. Lediglich der DSD-Welt verschließt er sich, das würde auch weder zur Philosophie von Firmengründer Ivor Tiefenbrun noch zu den Möglichkeiten des hochwertigen DACs passen. Die Umwandlung in die analoge Welt geschieht im Majik DS mit be- sonders sanft ausgelegten Tiefpassfiltern. Die beeinflussen den Frequenzgang im Hörbereich zwar nicht wahrnehmbar, halten aber Ringing, Phasendrehungen und andere Auswirkungen auf den Zeitbereich deutlich geringer als bei steilflankigen Filtern. Von den Chips kommt im Majik DS V2 nur einer zum Zuge, denn im Gegensatz zu den größeren Brüdern besitzt der Magiker nur asymmetrische Analogausgänge per Cinch. Dafür aber gleich zwei Paar, die sich mit der Config-Software wahlweise für geregelte oder ungeregelte Pegel konfigurieren lassen. So kann er wahlweise in einer normalen Anlage mit Vollverstärker oder Vorverstärker als reine Quelle fungieren oder in einer puristischen Nur- Streaming-Kette direkt an den Endstufen/Aktivboxen. Apropos Aktivboxen: Die zweite Revolution findet sich auf der Rückseite, nämlich die ExaktLink-Digitalausgänge. Somit kann der kleine Streamer – oder sein um eine A/D-Wandler- und Vorverstärkersektion erweiterter Bruder Majik DSM für 2940 Euro – die DSP-Aktivweiche ExaktBox (siehe stereoplay 3/15) ansteuern und als Quelle für eine volldigital-verlustfreie Digitalkette dienen. In der Praxis Die Installation der hauseigenen Player-Software namens Kinsky (für Android und iOS) funktionierte ebenso schnell und reibungslos wie die der Konfigurations-Software Config, wahl- weise für Windows, Mac OS oder Linux erhältlich. Sind Laptop und der Majik im selben WLAN angemeldet, kann man sofort auf das Gerät zugreifen und Ausgänge, Räume und Anlagenkonfiguration setzen. Neu ist die Auswahl des verwendeten Lautsprechers: Sie dient der Genauigkeit bei der Berechnung der Raumeinflüsse im Normalbetrieb oder der genauen Emulation der Frequenzweiche beim Betrieb mit der ExaktBox. Bisher dominieren bekannte Lautsprechermodelle von den britischen Inseln, namentlich von B&W, KEF und Monitor Audio, aber weitere Modelle sind in Planung. Anschließend geht es um die Definition des Hörraums, wobei insbesondere dessen Maße 05/15 stereoplay.de 51 Test & Technik Netzwerkspieler Reiner Streamer: Die Rückseite des Majik DS V2 sieht gewohnt übersichtlich aus und bietet keine zusätzlichen Eingänge. Neu sind die zentralen ExaktLink-Buchsen, die digitale Aktivboxen wie die Akubarik Exakt oder die digitalen Aktivweichen ExaktBox verlustfrei ansteuern. und die Beschaffenheit der Wände (Beton/Mauer oder Leichtbau) entscheidenden Einfluss auf die Akustik im Bass haben (siehe Kasten unten). Anschließend lässt sich noch eine zweite, akustisch suboptimale, aber optisch gewollte Boxenposition definieren, etwa wenn die Ehefrau auf einer Platzierung der Lautsprecher in der Ecke oder an der Wand besteht. Im stereoplay-Hörraum ging es dann sofort in die erste Hörtest-Runde. Die lieferte bei Joni Mitchells „Both Sides Now“ wunderbaren Reichtum der Klangfarben, höchste Transpa- renz und eine perfekte Räumlichkeit, sodass die Hörer kaum glauben konnten, hier einem lediglich 2000 Euro preiswerten Streamer zu lauschen. Allerdings standen mit der vollauto- Mehr Space: So funktioniert die Raumkorrektur in allen Linn-Streamern Die gesamte Flotte der Linn-Streamer, vom Sneaky DS bis zum Streamer-Preamp Klimax DSM (unten links), wurde jüngst durch Nachfolger ersetzt und hört künftig auf den Zusatz „V2“ und auf die neue Version der Linn-eigenen Software Config (Screenshots rechts) mit der Raumkorrektur namens SPACE. Der Benutzer (oder sein freundlicher Händler) kann durch Eingabe der Raumparameter und Positionierung von Boxen und Hörplatz eine theoretische Korrekturkurve mit mehreren vollparametrischen Filtern berechnen, die insbesondere Raummoden und Bassreflexionen durch die Wände erstaunlich genau wegregelt. Auch eine nachträgliche manuelle Korrektur ist möglich: Im stereoplay-Hörraum mussten etwa die Notch-Filter bei 46 und 70 Hz deutlich reduziert werden, weil diese Moden bereits durch passive Plattenabsorber bedämpft werden. Alle Streamer und Pre-Streamer verfügen künftig über ExaktLink-Ausgänge und lassen sich durch eine Linn-Digitalaktivbox oder die aktive Frequenzweiche ExaktBox zu einer Vollaktivkette ausbauen. In diesem Fall stellt die Vorauswahl des Lautsprechers (neben Linns eigenen Modellen gibt es viele, etwa von B&W, Monitor Audio, KEF und Co.) der ExaktBox eine komplette digitale, Zeit korrigierende und verlustfreie Emulation der dann zu überbrückenden Passivweiche zur Verfügung. Im ersten Schritt wird die eingesetzte Box ausgewählt; neben Linn-Modellen gibt es auch diverse bevorzugt englische Modelle. Die Raumdimensionen, Beschaffenheit der Wände und die Position von Speaker und Hörer müssen genau angegeben werden. Die optimierte Basskorrekturkurve lässt sich Filter für Filter einzeln manuell verändern, falls das Programm zu stark eingreift. 52 05/15 stereoplay.de ERWARTEN SIE MEHR! Linn Majik DS V2 2400 Euro (Herstellerangabe) Vertrieb: Linn Deutschland Telefon: 040 / 890 66 00 www.linn.co.uk Auslandsvertretungen siehe Internet Maße: B: 38 x H: 8 x T: 36 cm Gewicht: 4,2 kg Messwerte Frequenzgänge Im Hörbereich neutral und breitbandig, aber sanft abfallende Filter Klirrspektrum Gewohnt sauber die Platine. Zentral der silberne und weit weg von der Analogsektion (unten). matisch generierten SPACE-Korrektur auch bei Queens „A Kind of magix“ ein schlankes Stimmvolumen und ein wenig durchsetzungskräftiger Bass auf der verbliebenen Wunschliste. Kein Manko des Linn indes oder eine Ungenauigkeit der Einmessung, sondern schlicht der Tatsache geschuldet, dass die Software und die im stereoplay-Hörraum vorhandenen Bassabsorber sozusagen für eine doppelte Korrektur und entsprechend dünnes Fundament sorgten. Korrigierte man die entsprechend gesetzten Filter manuell von -15 auf -5 dB (bzw. von -12 auf -4), ging auch klangfarblich die Sonne auf. Wagners „Der smyphonische Ring“ (Duisburger Philharmoniker, FLAC 192/24) tönte wunderbar vollmundig, fein aufgelöst und in allen Dynamiklagen und Tonhöhen genauestens schattiert. Dabei verlor der Linn keineswegs den Überblick über den musikalischen Fluss und fesselte die Redakteure in Verbindung mit der Kudos X3 (die auch in der Linn-Datenbank erfasst ist) für eine entspannte, stundenlange Hörsession. Dass er auch aus FLACs in CD-Auflösung klanglich das Allerbeste herausholt, bewies er anschließend bei stereoplays Remixes der Yello-Tracks: Feinperlig und energetisch, doch nie nervig gab er die Elektro-Klassiker wieder, selbst mit der nur spärlich eingesetzten Raumkorrektur klang die Kudos gleich mehrere Stufen spritziger. Ein echtes Highlight! Malte Ruhnke ■ Geringer Klirrpegel mit vorbildlich dominantem k2, etwas k3, kaum höherwertige Komponenten Jitterspektrum FIDELITY No. 19 ab 10.4.2015 im Handel! Sehr geringer Jitter (165ps) mit unauffälliger Spektralverteilung Rauschabstand (A-bew.) Ausgangswiderstand 103 dB 300 Ω Verbrauch Standby/Betr. 11,2/13 W Bewertung Klang (24/192 / 24/96, 16/44,1) 67/66/65 0 10 203040506070 Messwerte9 ■■■■■■■■■■ Praxis8 ■■■■■■■■■■ Wertigkeit8 ■■■■■■■■■■ In HiRes wie CD-Qualität sehr fein aufgelöst und neutral klingender Netzwerk-Streamer, der durch seine eingebaute Raumkorrektur für alle Hörer mit suboptimaler Boxenplatzierung zum Geheimtipp wird! stereoplay Testurteil Klang Ansolute Spitzenklasse 67 Punkte Gesamturteil überragend facebook.com/FIDELITY.Magazin Bild: © fotomek – Fotolia.com Prozessor, das Netzteil (oben) ist komplett gekapselt 6 x im Jahr. Im Handel, im Abo und als Download! 92 Punkte Preis/Leistungüberragend Das Magazin für HiFi‚ High End und Musik.
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