lesen - Israelitische Religionsgemeinschaft Baden

Ausgabe Nr. 47
April 2015
MITTEILUNGSBLATT
des Oberrates der Israeliten Badens und seiner Gemeinden
seit 1809
Pessach 5775
April 2015
Inhalt | Impressum
Vorstand
............................................................................................................................................................................................................
3
.......................................................................................................................
4-5
Jugendreferat...............................................................................................................................................................................................
6-10
Familienreferat ..........................................................................................................................................................................................
11-14
Emmendingen
............................................................................................................................................................................................
15-17
.............................................................................................................................................................................................................
18-20
Landesrabbiner Moshe Flomenmann
Freiburg
Heidelberg
......................................................................................................................................................................................................
..............................................................................................................................................................................................
24-26
...................................................................................................................................................................................................
27-29
................................................................................................................................................................................................................
30-32
Konstanz IKG
Konstanz JG
Lörrach
21-23
Mannheim
.......................................................................................................................................................................................................
33-34
Pforzheim
........................................................................................................................................................................................................
35-36
..............................................................................................................................................................................................................
37-39
Rottweil
Impressum
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
mit Nachrichten aus den Gemeinden der IRG Baden K.d.ö.R.
Ausgabe April 2015
Es wird darauf hingewiesen, dass die veröffentlichten Artikel ausschließlich die Meinungen der Verfasser wiedergeben und dass
die Gemeinden für ihre Beitrage inhaltlich und redaktionell selbst
verantwortlich sind.
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Rückseiten-Bilder: Gregor Zielke
Bestimmte Rechte vorbehalten.
Redaktion:
IRG Baden K.d.ö.R.
Koordination / Abwicklung:
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Gestaltung / Layout:
Currydesign | Uwe Moeller | www.currydesign.de
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
VORSTAND
VORSTAND
Liebe Mitglieder der IRG Baden,
liebe Leser unseres Mitteilungsblattes,
Neben den Finanzen wurden auch die
satzungsrechtlichen Grundlagen in den
Blick genommen und die Vereinheitlichung der wichtigen Regelungen angestoßen. In den Gemeinden werden
die Satzungen nun nach und nach an
Bei uns in Baden hat das Bedrohungs- die Regelungen der Satzung der IRG
gefühl der jüdischen Menschen zuge- Baden angepasst.
nommen. Die Sicherheitsmaßnahmen
und –einrichtungen der jüdischen Ge- Wenn die Rückstände vollständig aufmeindegebäude werden überprüft, wo gearbeitet, die Hausaufgaben gemacht
nötig wird der Schutz nachgebessert. sind, können wir den Blick wieder verstärkt nach vorn richten.
Positiv entwickelt sich weiter die JuJuBa-Jugendarbeit, die die Jugendarbeit Nach der – wichtigen – Form stehen
der örtlichen Gemeinden sinnvoll er- dann wieder stärker die Inhalte im Vorgänzt und viel Zuspruch durch die jun- dergrund. Das religiöse Leben in Baden wird weitere Akzente erfahren. Die
gen Gemeindemitglieder erfährt.
gesellschaftliche Integrationsaufgabe
In den vergangenen Monaten bearbei- der Gemeinden wandelt sich auch vor
teten wir die aus der Zeit der externen dem Hintergrund der eingangs erwähnVerwaltung verbliebenen Aufgaben. Mit ten Ereignisse und des verstärken Zudem Kultusministerium konnten die zugs von Flüchtlingen. Neue HerausMitgliederzahlen der IRG Baden weit- forderungen sind die weitere bedarfsgehend geklärt werden. Letzte Feinab- gerechte Betreuung unserer Mitgliestimmungen sind noch vorzunehmen, der: Kindergärten, Schulen, Bibliotheaber es zeichnet sich deutlich ein ge- ken, Seniorenresidenzen und Plegeeinmeinsamer Weg für die Zukunft ab. richtungen sind denkbar. Der Jugend
Auch das Rechnungswesen und die Fi- ist die Erinnerungskultur in zeitgemänanzen der IRG Baden und ihrer Ge- ßen Formen nahezubringen, auf diese
meinden sind ein gutes Stück voran- Zielgruppe zugeschnittene eigene Vergekommen. Die Wirtschaftsprüfungs- anstaltungen in Baden oder in Gurs
gesellschaft Ebner Stolz hat in den letz- könnten hier helfen. Der interreligiöse
ten Wochen in einer Followup-Prüfung und interkulturelle Dialog, im Religionsdie Umsetzung ihrer Handlungsemp- unterricht, in der Schule aber auch dafehlungen für ein transparentes und rüber hinaus wird immer wichtiger –
wirtschaftliches Handeln überprüft und gerade in Zeiten, in denen islamfeinddabei festgestellt, dass gute Fortschrit- lichen Vorkommnissen die Stirn zu biete erzielt wurden und die IRG Baden ten ist. Da ist es eine große Genugtuund ihre Gemeinden den Weg der Pro- ung, dass unsere Gemeinden landesfessionalisierung dieser Handlungsfel- weit den Weg des Austauschs mit christder aktiv vorantreiben und verbessern. lichen und muslimischen Gruppen bereits seit langem gehen und vielfältige
Wir danken allen Gemeinden, ihren Vor- Kooperationen bestehen.
ständen und Mitarbeitern für ihren großen Einsatz in dieser Sache.
die Welt um uns herum ist weiterhin in
Unordnung, im Winter mussten wir weitere furchtbare Anschläge in Europa
und der Welt erleben, tausende Menschen haben mit Pegida demonstriert.
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
Vorstandsvorsitzender Rami Suliman
Wir danken allen, die uns auf dem Weg,
die umfangreichen Aufgaben unserer
Religionsgemeinschaft zu erfüllen, unterstützen.
Mit dem Pessachfest feiern wir den Auszug aus Ägypten, einen Neubeginn. Ein
solcher bietet die Möglichkeit, auf neuen Pfaden neue Erfahrungen zu machen ohne die alten zu vergessen und
neue, gute Taten zu vollbringen. In diesem Sinne wünscht Ihnen allen und allen Juden in der Welt der Vorstand der
IRG Baden einen koscheren und fröhlichen Pessach.
‫שמֵח‬
ָׂ ‫חַג‬
Für den Vorstand
Rami Suliman
Vorsitzender
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Grußwort
Landesrabbiner Moshe Flomenmann
GRUSSWORT
Die Erlösung von der über 200 Jahre langen Sklaverei in Ägypten wurde zu einem der zentralen Punkte der gesamten jüdischen Geschichte. Das Leiden der Juden unter dem Joch des
Pharao, die Mission, die Gott Moshe und Aaron auferlegt hat,
die Zehn Plagen und letztendlich die Befreiung des jüdischen
Volkes – all die Ereignisse von vor über 3300 Jahren, formten
das nationale Bewusstsein der Juden und legten den Grundstein für unser Dasein als freies Volk.
Auf den Lektionen, die wir den Erfahrungen der ägyptischen
Sklaverei und der wundersamen Befreiung entnehmen konnten, basieren die wichtigsten Prinzipien jüdischer Religionslehre und Ethik.
Das Pessachfest ist voller Symbole. Der traditionelle Pessachseder ist kein gewöhnliches Festmahl, sondern die Rückkehr und der Kontakt zu den Seiten der uralten jüdischen
Geschichte und des Schicksals.
Wir essen „Matzen“, die uns an das
„Brot der Armut“, das unsere Vorfahren als Sklaven in Ägypten gegessen haben, sowie an den Teig
der keine Zeit zum säuern hatte,
als die Juden in ihrer Eile Ägypten
verlassen haben, erinnern sollen.
Beim füllen von vier Kelchen mit
Traubenwein für Pessach erinnern
wir uns an die vier Versprechen,
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Foto: Juri Junkov
Sehr geehrte Mitglieder der jüdischen Gemeinden Badens,
Sehr geehrte Damen und Herren,
die G-tt dem Volk Israel gab: „will euch ausführen von euren Lasten in Ägypten...“; „will euch erlösen...“; „will euch
erretten...“; „will euch annehmen zum Volk...“ (Shmot, 6:6,7).
Der „Maror“ erinnert uns an das bittere Los der Juden in
Ägypten. Der „Charosset“ symbolisiert den Lehm aus dem
jüdische Sklaven Ziegelsteine für Pharao hergestellt haben.
Pessach, das Fest unserer Freiheit, das Frühlingsfest, steht
bevor. Ich wünsche jedem, dass er dieses Fest voller Feierlichkeit zelebriert, den Traditionen treu bleibt und alle Probleme und Hindernisse in seinem Leben überwindet. Mögen
Liebe, Verständnis, Frieden und Freude ihren Weg in jedes Haus finden.
Möge der Segen des Allmächtigen
euch stets bei euren guten Vorhaben
begleiten!
Chag Pessach
Kasher Wesameach
Rabbiner
Moshe Flomenmann
Landesrabbiner Badens
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
Ereignisse & Ausblick
Landesrabbiner Moshe Flomenmann
EREIGNISSE & AUSBLICK 2015
Jahr 2014
Arbeitsplan des
Landesrabbiners für
14. Sept. Europäischer Tag jüdi- 08. Dez. Vortrag über Judentum in
Zukunftsprojekte 2015
scher Kultur Lörrach.
Vortrag „Frauen im Judentum“.
der Volkshochschule Rottweil.
(Änderungen vorbehalten)
12./13. Dez. Schabbat in Konstanz.
22. Sept. Treffen mit Rav Posen
30./31. Jan. Mannheim
(Mikwa-Experte): Projektie- 21. Dez. Öffentliches Kerzenanzünrung der Mikwa in Rottweil.
den zu Chanukka in Lörrach. 20./21. Feb. Freiburg
05. Okt. Oberratssitzung in Karlsruhe.
Jahr 2015
20./21. März Baden-Baden
01./02. Mai Heidelberg
06. Okt. Neujahrsempfang der 27. Jan. Gebet vor dem Mahnmal
IRGW in Stuttgart.
am Landtag Baden-Württem- 05./06. Juni Karlsruhe
berg in Stuttgart. Gedenken
03./04. Juli Emmendingen
12. Okt. Vortrag in Heidelberg zum
an die Opfer der NS-Zeit.
Thema „Antisemitismus“. Organisiert von der evangeli- 30./31 Jan. Schabbat in Mann- 09./10. Okt. Rottweil
schen Kirche in Baden.
heim.
06./07. Nov. Pforzheim
24./25. Okt. Schabbat in Emmen- 01. Feb. Tu BiSchwat in Pforzheim.
18./19. Dez. Konstanz
dingen.
04. Feb. Tu BiSchwat-Seder in Lörrach.
03. Nov. Rabbinerordination in Würzburg.
09. Feb. Teilnahme an der Kommis05. Nov. Steinsetzung in Karlsruhe
sion (Staatsvertrag Gurs) im
- jüdischer Friedhof. EinweiStaatsministerium Stuttgart.
hung von Grabstein. Anschließend Vortrag zum Thema
Vortragsangebote
„Träume im Judentum“.
Sehr geehrte Damen und Herren,
07./08. Nov. Schabbat in PforzDer Landesrabbiner bietet Ihnen eiheim.
ne Reihe von Vorträgen (ru./dt.) zu
folgenden Themen an:
09. Nov. Gedenktag in Lörrach in Geplante Veranstaltungen
Zusammenarbeit mit Keren 2015
1)
Welterschaffung
Hayesod.
Am 25. März und vor Rosch Hascha- 2)
Übertritt zum Judentum
19. Nov. Gebetsweg in Lörrach.
na kommen alle Rabbiner aus BaGebet
den zusammen, um Zukunftspläne 3)
28./29. Nov. Schabbat in Bad Kis- zu besprechen.
4)
Schicksal und freier Wille
singen für Nordbaden
Es sind drei Seminare mit dem ZenAntisemitismus
30. Nov. Ratsversammlung des Zen- tralrat geplant - „Jewish Life Leader“. 5)
tralrates in Frankfurt.
Es wird jeweils ein Seminar vor
Träume im Judentum
Pessach, vor Rosch Haschana und 6)
07. Dez. Oberratssitzung in Karls- vor Chanukka bei uns in Baden statt7)
Maschiach
ruhe.
finden.
Ein Shabbaton für die Jugendlichen. und viele weitere Themen.
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
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JUGENDREFERAT DER IRG BADEN
JUGENDREFERAT
Große Erfolge bei der Jewrovision
Bei der diesjährigen Jewrovision hat die IRG
Baden einen starken Eindruck hinterlassen.
Unsere Jugendorganisation JuJuBa ist mit
zwei Teams an den Start gegangen und hat
unglaublicher Weise beide Preise des Wettbewerbs gewinnen können. Mannheim feat.
JuJuBa konnte den Gesamtsieg holen. Die
Sänger, Rapper und Tänzer aus Mannheim,
Karlsruhe Pforzheim und Rottweil wurden
souverän mit 104 von 108 möglichen Punkten (Maximalpunktzahl) Erster.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Jewrovision siegte damit eine kleinere Gemein-
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de bei diesem Wettbewerb. Der Auftritt Freiburg und Emmendingen feat. JuJuba belegte den 6. Platz, der Act mit Teilnehmern aus
unseren Gemeinden Freiburg, Emmendingen, Baden-Baden und Heidelberg ließ damit sogar Gemeinden wie Hamburg, Düsseldorf oder Dortmund hinter sich.
Freiburg und Emmendingen feat. JuJuBa
holten sich mit ihrem sehr berührenden Video hochverdient den Videopreis. Unter
www.jewrovision.de und auf YOUTUBE unter dem Stichwort Jewrovision sind die Auftritte und Videos zu sehen.
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
JUGENDREFERAT DER IRG BADEN
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
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JUGENDREFERAT DER IRG BADEN
JuJuBa-Studienfahrt nach Prag 2014
In den Herbstferien 2014 fand die JuJuBaStudienfahrt nach Tschechien statt. In Prag
und Umgebung wurde den Jugendlichen
die Geschichte der mittel- und osteuropäischen Juden vermittelt, nachdem wir im
Vorjahr in Amsterdam Einblicke ins sephardische Judentum gewonnen hatten.
Die inhaltlichen Schwerpunkte des Programmes lagen im Besuch der jüdischen Sehenswürdigkeiten der Stadt Prag, des Konzentrationslagers Theresienstadt und der Geschichte der Juden in Böhmen. Am Abend
des Ankunftstags erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmern als Vorbereitung eine Einführung zum Holocaust in Form eines audiovisuellen Vortrags, um ihnen die
geschichtliche Einordnung zu ermöglichen.
Der erste Tag war geprägt vom Besuch des
Konzentrationslagers Theresienstadt. Nach
Führungen in zwei Gruppen wurde eine Gedenkzeremonie auf dem jüdischen Friedhof abgehalten. Die Schicksale von badi-
schen Inhaftierten wurden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern verlesen und
jeweils eine Kerze gezündet, anschließend
wurde gemeinsam mit El Male Rachamim
und Kaddisch gedacht.
Nach der Rückfahrt nach Prag hatte die
Gruppe Freizeit bis zum Abendessen, die
zur Besichtigung der Prager Burg, zur Abendplanung oder anderweitig touristisch genutzt wurde. Das gemeinsame Abendprogramm bestand aus einer Bootstour auf
der Moldau.
Der zweite Tag wurde hauptsächlich in der
ehemaligen Judenstadt Prags, Josefov, verbracht. Zum Morgengebet wurde der Minjan in der Hoch-Synagoge besucht. Anschließend konnten die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer in Kleingruppen das jüdische Viertel erkunden. Dabei wurden ihnen
an den wichtigsten Stationen in eigens vorbereiteten Führungen die Hintergrundinformationen vermittelt.
Nach dem Mittagessen in der Jüdischen Gemeinde erläuterte Harry Farkas in der HochSynagoge die neuere Geschichte der Jüdischen Gemeinde Prag. Danach konnten die
Stationen, die am Vormittag noch nicht besucht worden waren, nachgeholt werden.
Vor dem Abendessen war die Gruppe eingeladen, am Maariw-Gebet in der AltneuSynagoge teilzunehmen. Als gemeinsamer
Abschluss stand Lasertag als Gruppenaktivität auf dem Abendprogramm.
Nach der Abreise von Prag ging es zunächst
nach Pilsen. Dort wurden die Große Synagoge, die zweitgrößte Europas, sowie die alte Synagoge Pilsens mit ihrem Denkmal für
die ermordeten Gemeindemitglieder besichtigt. Als letzter Programmpunkt wurde in Pilsen die Urquell-Brauerei besichtigt, und anschließend die Heimfahrt angetreten.
Neue Madrichim
Wir gratulieren herzlich unseren frisch aus- Teamwork an. In den Workshops konnten
gebildeten Madrichim: Der neue Jahrgang sie die Vorbereitung und Durchführung von
absolvierte erfolgreich die Praktikantense- Angeboten für Jugendliche erlernen.
minare der ZWST!
Mit ihrer Motivation und Begeisterung bilDabei eigneten sie sich im vergangenen den sie eine wichtige Grundlage in der zuJahr neben theoretischen Grundlagen viel künftigen Jugendbetreuung in den Gemeinpraktisches Wissen in der jüdischen Jugend- den und auch auf Freizeiten.
arbeit in den Bereichen Pädagogik und
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Liebe Anna, Alexandra, Olga, lieber Aaron,
Alon, Ari, Boris, Jonathan und Marat, vielen
Dank für euer Engagement, wir sind sehr
stolz auf Euch!
Susanne, Anna und David
Erziehungsreferat und Jugendreferat
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
JUGENDREFERAT DER IRG BADEN
Tu Bischwat in Pforzheim
Bereits zum sechsten Mal lud die Jüdische
Gemeinde Pforzheim die Kinder und Jugendlichen aus Baden ein, Tu Bischwat gemeinsam in der Gemeinde Pforzheim zu feiern.
Über 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer
kamen mit zwei Bussen aus Nord- und Südbaden und nutzten die Gelegenheit, um einen lehrreichen und ausgelassenen JuJuBa-Projekttag miteinander zu verbringen.
Herr Landesrabbiner Flomenmann und Rabbiner Bar-Lev aus Pforzheim hießen die Gäste willkommen und erklärten der Runde die
Bedeutung von Tu Bischwat. Anschließend
wurde das weitere Programm an den neu
ausgebildeten Jahrgang der JuJuBa-Madrichim übergeben, sie hatten abwechslungsreiche Aktivitäten vorbereitet. Das gegenseitige Kennenlernen stand zunächst im
Vordergrund, bevor thematisch in das Neujahrsfest der Bäume eingestiegen wurde.
Alles drehte sich nun um die Natur, die
Früchte und um den verantwortungsvollen
Umgang mit der Umwelt.
sammeln. Nach der spannenden Verkündung des Gewinnerteams kamen wieder
alle zusammen für den Tu Bischwat-Seder.
Zu Beginn der Mittagspause gab es einen
besonders schönen Moment, ein JuJuBaMinjan kam gemeinsam mit Rabbiner BarLev für das Mincha-Gebet zusammen. Beim
Mittagessen bewiesen dann die Gastgeber
ihr gastronomisches Können, indem alle
Gäste in kürzester Zeit mit dem leckeren
Essen versorgt waren.
Rabbiner Bar-Lev leitete den Seder, erklärte die Brachot über die verschiedenen Früchte, und was das Symbol der vier Gläser unterschiedlichen Weins mit dem Leben der
Bäume zu tun hat. Mit dem gemeinsamen
Essen der Früchte und Kuchen klang dann
der lebhafte Tag zu Tu Bischwat aus, und
die Heimfahrt wurde angetreten.
Danach ging es kreativ weiter im Tagespro- Ganz herzlichen Dank an die Gemeinde
gramm. Alle Kinder und Jugendlichen durf- Pforzheim, wo sich die Teilnehmerinnen und
ten sich mit einem farbigen Fingerabdruck Teilnehmer wie zuhause fühlen konnten, beauf dem Topf eines Orangenbaums verewi- sonders an Orna Suliman, Familie Soleiman
gen. Beim nachfolgenden Spiel- und Spaß- und Eva Jager, an den Oberrat und die Geprogramm konnten sie dann an vielen ver- meinden für die Unterstützung und die Teilschiedenen Stationen ihr Geschick bewei- nahme!
sen, um Punkte für ihr jeweiliges Team zu
Fahrt nach Polen zum 70.jährigen Gedenktag zur Befreiung des Vernichtungslagers
Auschwitz-Birkenau
Für mich begann die Reise mit dem Zug;
von Rottweil über Stuttgart nach Frankfurt.
Der Flug Frankfurt-Krakau dauert 01:30
Stunden. In Krakau ist es kälter als in Rottweil. Überall Schnee.
Am ersten Tag, dem 26.01.2015, besuchten wir das jüdische Viertel von Krakau, Kazimierz; jüdische Geschäfte, Synagogen
usw. Manche Strassen machten den Ein-
druck eines Schtetls. Am Abend hat man
uns auf Auschwitz-Birkenau vorbereitet. Wir
haben koscher gegessen und waren Gruppierungen aus unterschiedlichen Nationen.
Juden aus Ungarn, Deutschland und der
Slowakei. Bevor ich schlafen ging war ich
sehr nervös- ich wusste, dass Politiker, V.I.P`s
und, vor allem, Zeitzeugen anwesend sein
werden.
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
Am Morgen des 27.01.2015 sind wir zum
Ziel der Studienfahrt gefahren; zum Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Die
Fahrt dauerte ca. 45 Minuten. Umso näher
wir Auschwitz-Birkenau kamen, desto mehr
Polizei wurde sichtbar. Ich hatte dabei ein
angenehmes Gefühl von Sicherheit; vor allem seit den abscheulichen Anschlägen in
Paris. Alles wurde umgeleitet; auch wir
mussten Umwege fahren. Ich fand es nicht
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JUGENDREFERAT DER IRG BADEN
tionen jüdische Einrichtungen Angegriffen,
geschändet und beschädigt. Durch islamische Anschläge muss die Sicherheitslage
von jüdischen Einrichtungen und jüdischem
Leben erneut verstärkt werden. Doch es
gibt für Juden einen Fels in der Brandung:
Eretz Israel! Baruch HaSchem, gibt es Israel. Es soll uns auf ewig erhalten bleiben, für
alle Juden auf der Welt!
schlimm- Hauptsache wir waren sicher!
Kaum sind wir in der idyllischen Stadt Oswiecim angekommen, waren Schornsteine
sichtbar- das Vernichtungslager Birkenau!
Kamen wir Auschwitz-Birkenau näher, sah
ich die Stacheldrahtzäune, die Wachtürme
und die Baracken. Hier hat man also Verwandte von mir ermordet. Hier hat man
über eine Million Juden, Antifaschisten, Priester, Sinti und Roma etc. ermordet. Ich konnte es gar nicht glauben, oder wie ein Zeitzeuge gesagt hat: „Wir waren auf das
Schlimmste gefasst, nicht jedoch auf das
Unvorstellbare!“
Nach erneuten, präzisen Kontrollen, gelangten wir in das Zelt, in welchem die Veranstaltungen stattfanden- über zwei Stunden
zu früh. Ich versuchte das Gelände so gut
zu erkunden, wie es ging. Jedoch waren überall polnische und israelische Sicherheitsleute und ich konnte mich kaum frei bewegen.
Ich konnte es verstehen- die Massnahmen
geschahen zu unserem Wohle/ zu unserer
Sicherheit. Das Zelt füllte sich jede Minute.
Politiker, V.I.P`s, verschiedene Vertreter von
Vereinen, Freiwillige, Soldaten, Sicherheitsleute und die Zeitzeugen. Es war sehr aufregend! 30 Minuten vor Veranstaltungsbeginn. Ich gehe ein letztes Mal (ungefähr zum
zwölften Mal) aus dem Zelt (was immer sehr
kompliziert war- Karte zeigen, sagen zu wem
man gehört und ggf. noch Ausweis zeigen…)
und sehe einen Staatsvertreter nach dem
anderen sein Auto verlassen. Der Präsident
von Weissrussland, Herr Lukaschenko, zeigte sich, beispielsweise, sehr humorvoll, indem mit einem breiten Grinsen ausgestiegen ist und seinen Bodyguards auf den Rücken klopfte.
Als die Veranstaltung mit einer Ansprache
des polnischen Präsidenten begann, zog
10
ich mein Headseat auf- ich verstehe ja kein
Polnisch. Es wurde auf Englisch übersetzt.
Als Übersetzungsmöglichkeiten gab es also Polnisch und Englisch. Habe ich meinen
Blick nach rechts gewandt, so sah ich eine
sehr beleidigte und vor sich hin fluchende
französische Delegation. Der Grund: Sie
mussten sich die ganze Veranstaltung also auf Englisch anhören. Mich hat dies nicht
gestört. Was mich gestört hat, ist, dass die
Veranstaltung für aktuelle politische Zwecke missbraucht wurde. So sagte der polnische Präsident: „ Auschwitz-Birkenau wurde von der 10. Ukrainischen Brigade befreit!“. Das mag sein, jedoch ist es ein Unding, die Rote Armee nicht explizit zu erwähnen- Auschwitz-Birkenau wurde unter
der Heerführung der roten Armee befreit.
Die ersten beiden Zeitzeugen sprachen
sehr gefasst und ruhig über ihre Erlebnisse in Auschwitz-Birkenau. Ich musste mehrmals das Headseat absetzen, da ich von
der Ruhe der Berichterstatter so fasziniert
war. Die grauenvollsten Erlebnisse, in harmonischstem Tonfall. Sich von Verwandten
und Freunden mit einem Wink verabschiedet und nie wieder gesehen! Schlimmste
Krankheiten ausgehalten, um nicht im Krematorium zu landen! Der dritte Überlebende war wiederum sehr emotional und musste, wie viele Beteiligte an der Veranstaltung, mit den Tränen kämpfen, als er die
kommende Generation gewarnt hat. So etwas dürfe nie wieder passieren!
Als letztes sprach noch der president of the
jewish community of New York. Seine Rede empfand ich als äusserst gelungen, da
er auf die aktuelle Situation in der jüdischen
Welt hinwies. Juden verlassen Frankreich,
wegen dem wachsenden, islamisch motivierten, Antisemitismus. Im Sommer wurden bei propalästinensischen Demonstra-
Uns war anschliessend erlaubt durch das
death gate zu gehen und an der „Judenrampe“, dem grauenvollen Ort, an welchem
mit einer Handbewegung über Leben und
Tod entschieden wurde, eine Kerze, zum
Gedenken zu hinterlassen. Es war ein Fussmarsch von zwanzig Minuten. Ich war sehr
warm angezogen und ich habe trotzdem
gefroren. Da konnte ich die unmenschlichen Bedingungen körperlich nachvollziehen; ein Häftling hatte gerade mal einen
Lumpen an- keine Socken, keine Schuhe,
keine Unterwäsche, keine Jacke, keine Handschuhe. Nur diesen Lumpen. Ich jedoch hatte diesen Luxus und ich habe mich um meine starke Kälteempfindlichkeit sehr geschämt.
Am nächsten Tag, schauten wir uns Krakau
an- eine sehr hübsche Stadt! Wir besuchten das Schindler-Museum. Es war eine sehr
interessante und aufschlussreiche Stunde
in diesem Museum. Am Abend sind wir zurück nach Deutschland geflogen.
Die Reise war sehr aufschlussreich und ich
bin mit vielen reichen Erfahrungen zurückgekommen. Ich bin sehr froh, dass ich die
Chance hatte nach Polen zu fliegen und
dass ich die Möglichkeit hatte Krakau und
Umgebung und Auschwitz-Birkenau zu sehen! Es ist wichtig, dass auch jede kommende Generation diese Möglichkeit bekommt! Ich habe gelernt mich dafür einzusetzen, dass man die Schoa nie vergisst,
dass man die Erinnerung daran, so schrecklich sie auch sein mag, aufrecht erhält und
dass eine Studienfahrt immer aufschlussreich und sehr wichtig ist! Bücher kann man
lesen, Geschichten kann man hören, jedoch
ist es unverzichtbar eine Erfahrung selbst
zu machen, um ein Ereignis besser verstehen zu können.
Jean-Louis Rachamim Forrer
IKG Rottweil-Villingen Schwenningen
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
FAMILIENREFERAT
FAMILIENREFERAT
Fotoimpressionen aus dem Familienreferat unter der
Leitung von Herrn Elik Roitstein.
Bildungsreise nach Berlin vom 24.-27.08.14.
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
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FAMILIENREFERAT
Treffen „60+...“ in Freiburg am 07.09.14.
Treffen „60+...“ zum Thema „Rosch-ha-Schana“ in Baden-Baden am 21.09.14.
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Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
FAMILIENREFERAT
Schachmeisterschaft der IRG Baden in Karlsruhe am 02.11.14
Bildungsfreizeit für Senioren in Bad Kissingen vom 17.11.- 01.12.14
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
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FAMILIENREFERAT
Tanzseminar „Israelische Tänze“ in Heidelberg am 07.12.14
Festival „Baden sucht den Superstar“ in Freiburg am 28.12.14
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Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
Emmendingen
GEMEINDEBERICHTE
GEMEINDE EMMENDINGEN
Europäischer Tag der jüdischen Kultur: Sonne, Lachen, Dialoge
Der Europäische Tag der Jüdischen Kultur,
der am 14. September dieses Jahres zum
15ten Mal in Emmendingen zelebriert wurde, war dieses Mal besonders gelungen, da
wieder eine hervorragende Einstimmigkeit
zwischen den Gästen und den Organisatoren aus der Jüdischen Gemeinde und dem
Verein für Jüdische Geschichte und Kultur
herrschte. Das allen nahegehende Thema
„Jiddische Mamme “, ein vielfältiges und interessantes Programm, der Enthusiasmus
und die gute Laune, das leckere Essen und
das perfekte Wetter – all das zusammen
verhalf dem Fest zu großem Erfolg.
Schon um 9 Uhr morgens wurde vor dem
Gemeindehaus fleißig gearbeitet: das Zelt,
die Tische und die Bänke wurden aufgestellt, das Buffet mit Kuchen und Getränken gefüllt, von denen es dieses Mal so viele gab, dass sie alle gar nicht auf den Tischen Platz fanden und teilweise im Büro
gelagert werden mussten.
Am Vormittag war das Buffet zwar noch
menschenleer, dafür gab es im Saal des
Museums gar nicht mehr genug Stühle für
alle Gäste, die den Vortag des Rabbis der
Gemeinde Yaakov Yosef Yudkowsky, für den
der Tag der Jüdischen Kultur so etwas wie
ein Debut in Emmendingen wurde: Er nahm
zum ersten Mal an einem derartig wichtigen Event in der Stadt teil. Im Übrigen trifft
es nicht ganz zu, das Treffen des Rabbis mit
den Zuhörern als Vortrag zu bezeichnen.
Es war eher ein leichtes, ungezwungenes,
direktes und humorvolles Gespräch über
die Rolle der Frau im Judentum. Die fast
zweistündige Diskussion wurde von vielen
Fragen und viel Lachen begleitet. Sogar
wenn ihm das passende deutsche Wort fehlte, führte der Rabbi ein kleines Spektakel
auf, indem er ein paar Phrasen auf Hebräisch mit Monika Miklis wechselte, um das
richtige Wort zu finden, womit er das Publikum noch mehr begeisterte.
sie mit nach Hause zu nehmen. Auch zu den
Führungen durch das Jüdische Museum von
Carola Grasse und Noemi Wertheimer und
zum Vortrag von Monika Miklis „Das Bild der
jiddischen Mamme im modernen Film“ kamen die Gäste mit in Folie eingewickelten
Kuchen, und das war sehr passend – denn
diese Kuchen wurden von unseren talentierten „jiddischen Mammen“ gebacken.
Monika’s Vortrag war zeitgleich mit der
zweiten Führung von Rabbi Yossi durch die
Synagoge, und wir sorgten uns, dass es
nicht genug Zuhörer geben würde – unsere Befürchtungen waren umsonst, denn beide Säle waren voll!
Gegen 18 Uhr, nach dem abschließenden
Vortrag von Frau Dr. Hellerich „Die Enkelinnen – junge jüdische Autorinnen in Deutschland“, standen an unseren Tischen immer
noch recht viele Gäste. Während sie sich
an den letzten Kuchen labten, ließen sich
die Gäste alles, was sie an dem Tag gehört
hatten alles, was sie an dem Tag gehört
hatten durch den Kopf gehen, stellten Fragen an die Gemeindemitglieder und den
Des Weiteren waren die zwei Führungen, die Rabbi und tauschten Meinungen aus. Das
Rabbi Yossi um 14 und 16 Uhr durch die Sy- Tagesprogramm endete mit dem Film „Yentl“
nagoge anbot, ein genau so großer Erfolg: im Kino „CineMaja“ und einer Diskussion,
beide Male war der Saal voll, die Atmosphä- die von Rabbi Yudkowsky und Monika Miklis
re locker und das Publikum interessiert.
geleitet wurde. Währenddessen räumten
unsere Mitarbeiter und Freiwilligen den Platz
Währenddessen bekam auch unser Buffet vor unserem Gemeindehaus auf. Ihr Arbeitsmit jeder Stunde mehr Aufmerksamkeit: Die tag betrug ungefähr 19 Stunden! Doch da
Gäste kauften die wie immer verführerisch alles so gut gelungen war, fühlte kaum jeleckeren und originellen Kuchen, sowohl um mand seine Müdigkeit!
M. Agranovskaya
sie an den Tischen zu essen, als auch um
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
15
Emmendingen
GEMEINDEBERICHTE
Die Europareise der jüdischen Gemeinde: Drei Länder an einem Tag
An nur einem Tag haben es die Teilnehmer Dorf im Alpenland, in dem noch keiner un- nyl-Platten gewidmet ist. Diese Geschichdes Ausflugs am 19. Oktober 2014 ge- serer Teilnehmer vorher gewesen war. Die te umfasst 100 Jahre, und beginnt zu dem
schafft, den Rhein-Wasserfall in der Schweiz jüdische Gemeinde von Hohenems wurde Zeitpunkt, als des Hannovers Jude Emil Berzu sehen, entlang des Ufers des Bodensees im Jahr 1617 gegründet und bestand bis liner im Jahr 1887 in der USA das Patentin Konstanz zu spazieren, und das jüdische 1940, als die letzten im Dorf gebliebenen recht für das Grammophon erhielt.
Viertel Hohenems am Fuß der Alpen zu be- Juden nach Teresienstadt deportiert wursuchen. Bei Sonnenaufgang waren wir schon den. Allerdings war die blühende Gemein- Teil der Ausstellung sind alte Grammophoaufgebrochen und bewunderten die Land- de, die zur Mitte des 19. Jahrhunderts über ne, Platten in bunten Umschlägen, Plakaschaften des herbstlichen Schwarzwaldes, 500 Mitglieder zählte, zu dieser Zeit schon te und Anzeigen, Presseartikel, Archivfotos
während Claudia, unsere Reiseführerin, wie längst verschwunden: Nachdem die Juden und natürlich hunderte Aufnahmen jüdiüblich ein Quiz in unserem Bus veranstal- im Jahr 1867 die gleichen Rechte wie Ös- scher Musik aus der ganzen Welt: Synagotete. Als wir in der Schweiz ankamen, hat- terreicher erhielten, verließen viele Hohe- gengesänge, Volkslieder auf Jiddisch, Broadten wir von ihr schon sehr viel über das nems auf der Suche nach einem besseren way-Musicals, Melodien aus jüdischen TheLand und natürlich über den Rhein-Wasser- Leben, und im Jahr 1938 lebten nur noch aterstücken, israelische Musik und Werke
fall erfahren. Zu dieser frühen Stunde wa- 18 Juden im Dorf. An das vergangene Reich- jüdischer Komponisten, unter anderem vom
ren die Aussichtsplattformen noch recht tum des jüdischen Hohenems erinnert das berühmte Sohn der Stadt Hohenems, dem
menschenleer, und die in Nebel gehüllten vollständig erhaltene jüdische Viertel, mit Kantor und Komponist Salomon Sulzer. JeKaskaden sahen besonders romantisch aus. eindrucksvollen Villen, die hervorragend der Besucher konnte eine Melodie nach seimit den steilen Abhängen der Umgebung nem Geschmack auswählen und sie über
Am Bodensee erwartete uns die wärmende harmonieren. In einer solchen Villa, dem Kopfhörer anhören. Nach dem Besuch des
Herbstsonne – das perfekte Wetter um die ehemaligen Wohnsitz der Familie Rosenthal, Museums und der Ausstellung spazierten
Häfen von Konstanz zu besichtigen und durch befindet sich nun ein jüdisches Museum, wir durch das jüdische Viertel von Hohedie Straßen mit ihren märchenhaft bunten dessen Ausstellungsstücke von der jüdi- nems, besichtigten die gut erhaltenen VilHäusern und Brunnen zu schlendern.
schen Geschichte in dieser Ecke Österreichs len, die Synagoge (nun der „Solomon-Sulerzählen. Genau am Tag unseres Ausflugs zer-Saal“) und die Mikwe.
Claudia hat uns mit der Geschichte der Stadt eröffnete im Museum eine einzigartige Ausvertraut gemacht, erzählte uns vom tragi- stellung namens „Jukebox. Jewkbox!“, die Die Heimreise nach Emmendingen dauerschen Schicksal des tschechischen Refor- In Zusammenarbeit mit dem jüdischen Mu- te über 3 Stunden, und der Ausflug endemers und Denkers Jan Hus, der im Jahr 1415 seum in München organisiert wurde und te spät abends, jedoch beschwerte sich keiin Konstanz bei lebendigem Leibe verbrannt der Geschichte der jüdischen Musik auf Vi- ner der Reisenden verschiedenen Alters
wurde. Einem weiteren tragischen Kapitel
über Müdigkeit – der Tag war einfach zu inder Geschichte der Stadt mahnt der schwarteressant und ausgefüllt. Im Bus waren ausze Obelisk aus Granit, in den die Namen der
schließlich Worte der Dankbarkeit an die
Opfer des Holocaust eingemeißelt sind – die
Organisatoren der Reise, der Reiseführerin
ehemaligen jüdischen Bürger von Konstanz.
und an alle disziplinierten und belastbaren
Touristen zu hören, als wir zum wiederholten Mal an diesem Tag eine Staatsgrenze
Der mitreißendste Teil unseres Ausflugs war
überquerten.
unser Besuch in Hohenems, einem kleine
M.A.
16
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
Emmendingen
GEMEINDEBERICHTE
Jugendzentrum Mischpacha feiert 10jähriges Bestehen
Der 26. Oktober 2014 war unser Tag! Nach
monatelanger Arbeit war es soweit, Mischpacha öffnete ihre Pforten für andere jüdische Jugendzentren. Kurz nach der Ankunft
in der Synagoge liefen wir alle zusammen
in die Partylocation, die wir dafür angemietet hatten. Die Geburtstagsparty verlief wie
geplant gut. Nach der offiziellen Eröffnung
wurde der Falafel-Cocktailstand gestürmt,
hier geht unser Dank an Ma’or Schatz. Das
Highlight der Party war unsere Mischpacha
Torte, hier bedanken wir uns bei Martina
Zaitzeva. Nach fünf Stunden, satt und müde vom langen Tanzen, machten sich alle
50 Jugendlichen auf den Weg zurück in die
Synagoge zum Schlafen. Am nächsten Morgen in neuer Frische begann unsere Fahrt
nach Prag.
Das ganze Jugendzentrum Mischpacha
möchte sich von ganzem Herzen beim Vorstand sowie bei allen Helfern für die Hilfe
und die Unterstützung bedanken.
Viktoria Maryanovska
Mitzvah Day 5775 im Jugendzentrum Mischpacha
Für die Kinder und Jugendlichen war von
Anfang an klar, dass wir uns beim Thema
Umwelt und Natur am Mitzvah Day 2014
um Tiere kümmern wollten. Doch nach Absagen von Tierpark, Zoo und Tierheim schien
unser Vorhaben zu gefährden. Zum Glück
sprang der Kinderabenteuerhof aus Freiburg mit einer wichtigen Aufgabe für uns
ein: der Stall für die Schafe des Hofs sollte
dringend für den kommenden Winter ausgemistet werden. So machten wir uns mit
dem Jugendzentrum EKEW aus Freiburg auf
den Weg.
Als unsere Gruppe am Sonntagvormittag
auf dem Kinderabenteuerhof ankam, war
der Himmel blau, aber der Regen hatte die Nach zwei Stunden fleißiger Arbeit hatten
Wiesen aufgeweicht. Die nächste Heraus- wir einiges geschafft, und wir verabschieforderung also: Der Anhänger des Traktors deten uns von den Tieren des Abenteuersteckte im Matsch fest. Mit dem Anhänger hofs. Wir fuhren zusammen ins Jugendzensollte der Mist aus dem Schafstall wegge- trum Ekew, belohnten uns mit einem gebracht werden – den brauchten wir unbe- meinsamen Mittagessen und schauten uns
dingt. Mit vereinten Kräften schafften wir zufrieden die Fotos unseres Mitzvah Days
es, ihn freizukriegen und schoben ihn in 2014 an.
Richtung Schafwiese. Dann ging die eigentliche Arbeit los: die Gruppe wurde aufge- Ein herzliches Dankeschön an Joachim vom
teilt und während einige im Stall mit Heu- Kinderabenteuerhof Freiburg e.V. , an das
gabeln die Schubkarren füllten, fuhren die Jugendzentrum Ekew und natürlich an die
anderen den Hang hinunter. Dort entluden 17 fleißigen Helfer!
sie die Schubkarren auf den Anhänger. Zu
Viktoria Maryanovska & Ekew
zweit ging das Schieben am besten, und
so langsam füllte sich der Anhänger…
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
17
Freiburg
GEMEINDEBERICHTE
GEMEINDE FREIBURG
Konzert der vier Kantoren
Worten seines verstorbenen Bruders. Eine
kurze Einspielung einer Tonaufnahme mit
einem Liedbeitrag von Joseph Hayoun erinnerte nochmals an die schöne Stimme
des toten Kantors.
Als am 27. April 2014 der Kantor der Freiburger Israelitischen Gemeinde Joseph Hayoun unerwartet an den Folgen eines Unfalls
verstarb, war der Schock und die Trauer bei
den Mitgliedern und Freunden der Gemeinde groß. Denn Joseph Hayoun war nicht nur
ein begabter Sänger und Interpret synagogaler Musik mit einer wunderbaren Stimme, sondern jederzeit auch ein liebenswerter und fröhlicher Mensch. Sein Tod hat viele betroffen gemacht.
Zum ehrenden Andenken an ihren im Frühjahr verstorbenen Kantor veranstaltete die
Israelitische Gemeinde Freiburg auf Initiative ihrer Vorstandsvorsitzenden Irina Katz
am Montag, den 22. Dezember 2014 im Synagogenraum der Gemeinde ein Konzert mit
vier Kantoren, drei Brüder und ein Neffe des
Verstorbenen, die Mitglieder der in Frankreich sehr bekannten Familie Hayoun sind.
Neben der Begrüßung des äußerst zahlreich erschienenen Publikums konnte Irina
Katz auch die Mutter des verstorbenen Joseph Hayoun, seinen jüngsten Sohn, den
Vater seiner verstorbenen Frau und deren
Schwester herzlich willkommen heißen. Im
Anschluss hieran stellte Irina Katz die Sänger einzeln vor: die Brüder Alcan Hayoun,
der in Israel lebt und in Israel und Frankreich als Kantor tätig ist, Aron, erster Kantor an der Grande Synagogue de la Victoire
in Paris, und Moshe Hayoun, derzeit Kantor in Mannheim. Als vierter Sänger wirkte
Elkana Hayoun mit, Neffe von Joseph Hayoun und seit einiger Zeit Kantor der Jüdischen Gemeinde Freiburg. Nachdem kurz
zuvor Élie Hayoun, Rabbiner im elsässischen Mulhouse und ebenfalls ein Bruder
des Verstorbenen, die letzte Kerze an der
Chanukkia entzündet hatte, gedachte Alcan Hayoun mit kurzen, aber berührenden
In dem folgenden Konzert begeisterten die
Sänger einzeln in Solobeiträgen und auch
in variierenden Zusammensetzungen ihre
Zuhörerinnen und Zuhörer mit ihren ungewöhnlichen und ausdrucksstarken Stimmen. Deshalb galt den Vortragenden zum
Ende ein herzlicher und dankbarer Applaus
des Publikums. Zum Abschied überreichte
die Vorstandsvorsitzende den Sängern jeweils ein Blumenpräsent, vergaß aber auch
nicht, den begleitenden Musikern, der Pianistin Noémi und dem Geiger Daniel, beide aus Straßburg und dem Pianisten Doron
herzlich zu danken.
Text: Roswitha Strüber
Fotos: Michael Kimerling
Kulturelle Vielfalt in der Synagoge
Europäischer Tag der Jüdischen Kultur in der Israelitischen Gemeinde Freiburg
Ein hochklassiges Konzert zu Beginn und
ein nicht weniger begeisternder Auftritt einer Kantorin als Abschluss waren die Eckpfeiler des diesjährigen Aktionstages der
Jüdischen Kultur, den die Israelitische Gemeinde Freiburg für Sonntag. den 14. September vorbereitet hatte. Bereits zum 15.
Mal wurde dieser Tag, der jährlich im September stattfindet, von zahlreichen jüdischen Gemeinden und Institutionen in
Deutschland und im europäischen Ausland
18
durchgeführt. So auch von der Freiburger
Israelitischen Gemeinde, die für ein vielfältiges und abwechslungsreiches Programm
gesorgt hatte. Am Eröffnungsabend überbrachte Stadtrat Nikolaus von Gayling die
Grüße der Stadt Freiburg den Anwesenden.
Als Auftakt- und Vorabendveranstaltung
hatte der Vorstand mit seiner Vorsitzenden
Irina Katz für Sonnabend, den 13. September ein Konzert mit der israelischen SänMitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
Freiburg
GEMEINDEBERICHTE
rerinnen und Zuhörer beeindrucken konnte, öffnete Michael Kimerling die Thoranische und lud die Besucher ein, die Schriftrollen aus der Nähe zu betrachten. Nach
sorgfältiger Enthüllung einer der kostbaren
Rollen sang der Kantor für die Anwesenden
den Schrifttext der vergangenen Woche vor
und machte so ein wenig von der Spiritualität des jüdischen Gottesdienstes erlebbar.
gerin Einat Betzalel organisiert. In Israel in
einem Kibbuz geboren und an der Rimon
School for Jazz and Contemporary Music in
Tel Aviv ausgebildet zählt Einat Betzalel zu
den erfolgreichsten Künstlerinnen Israels.
Heute lebt sie in Basel. Mit ihrem Partner
Hakim Boukhit, einem weltbekannten Gitarristen und Produzenten, nahm sie die
Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine musikalische Reise durch Israel. In ihrem weitgespannten Repertoire an jüdischen Volksliedern und Gebeten standen die Themen
von Toleranz und Freiheit im Mittelpunkt.
Fasziniert von ihrer großartigen und ausdrucksstarken Stimme spendete das Publikum viel Beifall und Anerkennung.
In Vertretung der Vorstandsvorsitzenden
Irina Katz, die an diesem Wochenende leider verhindert war, eröffnete Michael Kimerling, Mitglied des Gemeindevorstandes,
am Sonntagmorgen den Aktionstag. Er begrüßte im Synagogenraum die Anwesenden und insbesondere Herrn Stadtrat Prof.
Dr. Lothar Schuchmann als Vertreter des
Freiburger Gemeinderats. Er bat eine Mitarbeiterin, in die einzelnen Veranstaltungen des Tages einzuführen und die Struktur der Freiburger Gemeinde und ihre zahlreichen Aufgabenfelder vorzustellen. Nachdem der neue Kantor der Gemeinde Elkana Hayoun verschiedene Lieder und liturgische Gesänge vorgetragen hatte und mit
seiner charaktervollen Stimme die Zuhö-
Am späten Vormittag lud Ruben Frankenstein, Universitätsdozent für hebräische
Sprache und Literatur, zu einer Führung
durch die Altstadt ein, die den noch verbliebenen Spuren eines koscheren Freiburgs
nachging. Entsprechend lautetet auch das
Motto „Henny Schmuckler oder das koschere Freiburg damals und heute“.
nen Teilnehmerinnen und Teilnehmern in der
Rolle einer jungen verheirateten jüdischen
Frau im Jahre 1940. Es ist der 22. Oktober
und sie hat wie viele andere Freiburger Juden von den NS-Organen den Befehl bekommen, sich zu einer bestimmten Zeit an einer festgelegten Sammelstelle einzufinden.
Mit wenigen Habseligkeiten ist sie gerade
auf dem Weg dorthin, wo der Abtransport
ins Konzentrationslager Gurs erfolgen wird.
Auf ihrem Gang durch die Stadt kommen
der jungen Frau viele Erinnerungen ins Gedächtnis, die sie den Teilnehmern in zum Teil
berührenden Szenen mitteilt. Es sind Gedanken an Ereignisse in den vergangenen
Monaten und Jahren, in denen die Willkürherrschaft der Nazis immer bedrohlicher
wurde, es sind aber auch historische Geschehnisse aus der Stadtgeschichte seit dem
Mittelalter, die für die jüdischen Bewohner
von existentieller Bedeutung waren. Kurz
vor Erreichen der Sammelstelle verabschiedet sich die junge Frau von jedem einzelnen
persönlich und lässt eine emotional tief bewegte Teilnehmergruppe zurück.
Auf seinem Gang informierte Ruben Frankenstein recht anschaulich über die strengen jüdischen Speisevorschriften und die
gastronomischen Möglichkeiten, die jüdische Menschen vom 19. Jahrhundert an in
Freiburg vorgefunden haben. Eine besondere Rolle spielte dabei der Hotel- und Re- Am Nachmittag hatten die Besucherinnen
staurantbetrieb von Henny Schmuckler in und Besucher Gelegenheit, an der Ausstelder Erbprinzenstraße, einer der ersten in lungseröffnung der Bilder und Buchillustrader Stadt. Charmanterweise beließ es Ru- tionen des Buches „Zimmer frei im Haus der
ben Frankenstein nicht bei seinen theore- Tiere“ von Leah Goldberg mit den Künstletischen Ausführungen. An einem ruhigen rinnen Myriam Halberstam und Nancy Cote
Platz in einem Innenhof waren Schabbat- teilzunehmen. Im Anschluss hieran veranbrot und dazu koscherer Wein gerichtet, stalteten Myriam Halberstam, in Berlin leworan sich die freudig überraschten Teil- bende amerikanische Journalistin und Kinnehmer stärken konnten.
derbuchautorin, und Nancy Cote, ebenfalls
aus den USA stammende KinderbuchillustBei einer weiteren Führung am frühen Nach- ratorin, im Gemeindezentrum einen Zeimittag wurden die Anwesenden auf eine chenworkshop für Kinder. Mit großer BegeisZeitreise mitgenommen. Zu diesem Veran- terung folgten die teilnehmenden Mädchen
staltungsteil konnte der Bürgermeister von und Jungen den zunächst vorgelesenen BuchFreiburg, Ulrich von Kirchbach, begrüßt wer- geschichten und zeichneten später mit Unden. Im Rahmen einer Schauspielführung terstützung der beiden Künstlerinnen verbegegnete die Freiburger Darstellerin Nata- schiedene Szenen und Figuren aus den Erlia Herrera-Szanto den zahlreich erschiene- zählungen nach. Stolz und zufrieden durf-
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
19
Freiburg
GEMEINDEBERICHTE
ten alle Kinder ihre selbstgefertigten kleinen Kunstwerke nach Hause tragen.
Zum Abschluss des Kulturtages gastierte
Sofia Falkovitch im großen Gertrud-Luckner-Saal des Gemeindezentrums. Ausgebildet als Mezzosopranistin besuchte sie
das Abraham Geiger Institut in Potsdam
und schloss dort als erste Frau in Deutschland den Kantorenstudiengang erfolgreich
ab. Aus ihrem weit gespannten Repertoire
präsentierte die Künstlerin neben Gesangsstücken aus klassischer und moderner Musik vor allem liturgische Lieder aus der Sy-
nagoge, deren variationsreiche Interpretationen die Zuhörerinnen und Zuhörer immer wieder faszinierten. Mit großem Applaus wurden Sofia Falkovitch und ihre Begleiterin am Flügel Lidia Kalendareva vom
begeisterten Publikum verabschiedet.
Text und Fotografien Roswitha Strüber
gestaltete, erinnerte an den Ursprung des
Festes und verband damit seinen Wunsch
und seine Hoffnung, dass das Licht der Chanukkia, das in den folgenden Tagen durch
die Fenster der Synagoge auch in die Öffentlichkeit strahlt, von den Menschen als
Symbol für Versöhnung und Frieden verstanden wird.
Mit dem großen Chanukka-Ball am Dienstag, den 23. Dezember ging das diesjährige Lichterfest zu Ende. Der Vorstand der
Gemeinde hatte zu diesem Anlass Roman
Kuperschmidt mit seiner Klezmer-Band aus
Frankfurt eingeladen, die mit ihren musikalischen Interpretationen das zahlreiche
Publikum ein ums andere Mal begeisterte.
Durch den Abend führte Elik Roitstein, Familienreferent der IRG Baden. Vladislav Belinskiy als Solosänger und Leonid Vainshtein an der E-Gitarre, die verschiedentlich
mitwirkten, wurden mehrfach mit einem
Sonderapplaus bedacht
Chanukka 2014
Fröhlich und festlich gestimmt beging die
jüdische Gemeinde Freiburg am Dienstagabend die Eröffnung der achttägigen Chanukka-Feier vom 16. - 24. Dezember 2014.
An diesem Abend –Erew Chanukka-, dem
Vorabend des Festes, begrüßte die Vorstandvorsitzende Irina Katz die anwesenden Gemeindemitglieder und zahlreichen
Gäste zum traditionellen Anzünden der ersten Kerze am Chanukka-Leuchter. Diesen
zeremoniellen Akt übernahm Münsterpfarrer Wolfgang Gaber, der als Ehrengast eingeladen war und sichtlich beeindruckt den
schönen Brauch vollzog. In seinem Grußwort verwies er deshalb unter anderem
auch auf die gute und bewährte Nachbarschaft beider Gemeinden und betonte den
gemeinsamen Boden christlichen und jüdischen Glaubens. Der neue Gemeinderabbiner Mark Pavlovsky, der ebenso wie Kantor Elkana Hayoun erstmals die Feier mit-
20
Wenige Tage später, am Sonntag, den 21.
Dezember, trafen sich die Kinder der Gemeinde mit ihren Eltern im Gemeindezentrum, um ihr eigenes Chanukka-Fest zu feiern. Während die jüngeren Kinder sich zunächst an einem Chanukka-Workshop mit
Bastelarbeiten und Spielen beteiligen konnten, folgte von 15 Uhr an im Verlauf des
Nachmittags ein Konzert der Kinder und Jugendlichen, bei dem die jungen Akteure ihre vielfältigen Talente in den Musik- und Tanzbeiträgen unter Beweis stellen konnten.
Zum Abschluss bedankte sich Irina Katz bei
allen, die in der Freiburger Gemeinde zu einem erlebnisreichen Chanukka-Fest 2014
beigetragen hatten, sehr herzlich.
Text: Roswitha Strüber, Fotografien:
Michael Kimerling, Roswitha Strüber
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
Heidelberg
GEMEINDEBERICHTE
GEMEINDE HEIDELBERG
Wir wünschen allen Mitgliedern der Badischen Gemeinden und ihren Familien ein koscheres Pessachfest!
Vorstand und Rabbiner der JKG
CHAMEZ-VERKAUF: Über das Rabbinat (Tel.: 0152-33582245) oder direkt über
die Website der Orthodoxen Rabbinerkonfrenz Deutschland (www.ordonline.
de). Denken Sie rechtzeitig vor Pessach an den Verkauf!
FEIERTAGE UND G-TTESDIENSTE:
Freitag, 10. April/21. Nissan:
Freitag, 3. April/14. Nissan:
7. Tag Pessach, 6. Tag Omer
Erew Pessach, Fasten der
G-ttesdienst: 9.30 Uhr
Erstgeborenen
Chamez zu essen ist erlaubt bis 11.18 Uhr. Lichterzünden: vor 19.39 Uhr
G-ttesdienst: 20 Uhr
Chamez-Verbrennen bis 12.23 Uhr
Lichterzünden: 19.28 Uhr
G-ttesdienst: 19.00 Uhr, im Anschluss GE- Samstag, 11. April/22. Nissan:
MEINDE-SEDER
Schabbat/8. Tag Pessach,
7. Tag Omer
Samstag, 4. April/15. Nissan:
G-ttesdienst 9.30 Uhr (im Anschluss Kid1. Tag Pessach
dusch), Mincha 14.00 Uhr
G-ttesdienste: 9.30 (im Anschluss Kiddusch, Schabbatausgang und Ausgang von Pessach:
21.01 Uhr
und Mincha/Maariw 19.00 Uhr
Lichterzünden: nach 20.49 Uhr
2. Seder zu Hause, Beginn der Omer-Zählung
Sonntag, 5. April/16. Nissan:
2. Tag Pessach, 1. Tag Omer
G-ttesdienst: 9.30 Uhr (im Anschluss Kiddusch), Mincha 14.00 Uhr
Ausgang: 20.50 Uhr
Chol Hamoed (Zwischenfeiertage) und hintere Feiertage:
Montag, 6. April/17. Nissan:
1. Tag Chol Hamoed, 2. Tag Omer
Dienstag, 7. April/18. Nissan:
2. Tag Chol Hamoed, 3. Tag Omer
Mittwoch, 8. April/19. Nissan:
3. Tag Chol Hamoed, 4. Tag Omer
Donnerstag, 9. April/20. Nissan:
4. Tag Chol Hamoed, 5. Tag Omer,
Erew Jom Tow, Lichterzünden: 19.37 Uhr
G-ttesdienst: 20.00 Uhr
Wir sind mit Dir, Israel
Wir alle wissen bestens Bescheid über den
Zustand im Nahen Osten, über die Angriffe der Hamas auf Israel und die zunehmende Welle des Antisemitismus in Europa. Aufgrund dieser Geschehnisse sind in verschiedenen Städten Deutschlands Kundgebungen durchgeführt worden, um den Staat Israel in seinem Kampf gegen den Terrorismus zu unterstützen. Das Ganze stand unter dem Motto „Steh auf! Nie wieder Judenhass!“. Mitglieder unserer Gemeinde nahmen ebenfalls an diesen bedeutenden Aktionen teil.
Unsere Vertreter waren in Berlin, Frankfurt
am Main und Stuttgart und haben uns ihre
eigenen Eindrücke von den Veranstaltungen und deren Wichtigkeit vermittelt. Folgendes sagte uns Bella Kantorovich: „Berlin empfing uns mit sonnigem Wetter und
wir haben an einer gut organisierten De-
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
monstration teilgenommen, an der Tausende beteiligt waren. Unsere Delegation war
zwar nicht zahlreich vertreten, doch dass
wir aus Heidelberg waren, hat man sofort
an dem großen Plakat, das wir über unseren Köpfen hielten, erkannt. So gut wie alle prominenten Staatsvertreter und Führungskräfte verschiedener Religionen waren am Brandenburger Tor anzutreffen. In
jeder Ansprache ging es um Respekt unserer Religion gegenüber, das Recht des Staates Israel auf seine Daseinsberechtigung
und um die vollständige Ablehnung des Judenhasses. Die Kundgebung schloss mit einer Ansprache der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel“.
Grigori Leibenzon berichtet: „Auf dem Hauptplatz in Stuttgart versammelte sich eine
geringe Anzahl von Gemeindemitgliedern
aus dem Raum Württemberg und Einwohnern der Stadt. Um die Ordnung zu wahren, wurden berittene Polizeikräften hinzugezogen. Diese stellten sich zwischen die
pro-israelischen Demonstranten und die
aggressiv gestimmten, sehr lautstarken Palästinenser, um Letztere von Provokationen
und Ausübung ihrer Aggressionen abzuhalten. Folgender Vorfall hat mich wirklich erstaunt: Eine Dame legte ein Laken auf dem
Asphalt aus und fing an, anti-israelische
Botschaften darauf zu kritzeln, doch viele
Leute gingen demonstrativ über dieses
„Meisterwerk“ drüber und putzten sich darauf ihre Schuhe ab“.
Frankfurt am Main bot uns einen komplett
anderen Anblick: Ruhe und Ordnung, ein
loyales Verhalten der Palästinenser gegenüber dem Staat Israel, die ein Plakat mit
der Aufschrift „Gazastreifen ohne Hamas“
hochhielten.
21
Heidelberg
GEMEINDEBERICHTE
Von mir selbst aus als Delegationsleiter und
im Namen des Gemeindevorstandes möchte ich allen Teilnehmern dieser Veranstaltungen für ihre Aktivitäten danken, sowie
auch für ihre Aufopferungsbereitschaft, wie
man wohl sagen könnte. Alleine schon die
lange Reise, vor allem nach Berlin, war anstrengend genug. In diesem Sinne ein großes Dankeschön an Sie!
B. Lysyi
Übersetzung: Michael Wenz
Brief von dem Generalkonsul des Staates Israel für Süddeutschland
Sehr geehrter Herr Dr. Galperin, Sehr geehrter Herr Gemeinderabbiner Pawelczyk –
Kissin,
der Generalkonsul des Staates Israel für
Süddeutschland hat sich sehr über Ihr Sch-
reiben und Ihre Neujahrswünsche gefreut.
Für Ihr besonderes Zeichen der Solidarität
bzw. der Spendenaktion welche zwei Krankenhäuser in Israel unterstützt möchten
wir uns ganz herzlich bedanken. Die Unterstützung aus der Diaspora ist für Israel unverzichtbar. Ihre Handlung stärkt
Israel den Rücken und
kann insbesondere in diesem Bereich sehr weiterhelfen.
Beste Grüße, Tobias
Schnabel
Büroleiter & Referent
für Gemeindeangelegenheiten
Europäischer Tag der Jüdischen Kultur in Heidelberg
Am 14.09.2014 öffnete die Jüdische Kultusgemeinde Heidelberg ihre Türen für die interessierten Besucher im Rahmen des „Europäischen Tages der Jüdischen Kultur“. Der
alljährliche „Europäische Tag der Jüdischen
Kultur“ findet in diesem Jahr bereits zum
15. Mal statt, mittlerweile beteiligen sich
jüdische und nichtjüdische Organisationen
in fast 30 europäischen Ländern daran. Unsere Gemeinde nahm zum ersten Mal an
diesem Aktionstag teil. Der Veranstalter
des Aktionstages, die „Europäische Verei-
nigung für die Bewahrung und Förderung
von Kultur und Erbe des Judentums“, wählte dieses Jahr das Leitthema „Frauen im Judentum“ aus. Zu diesem Thema präsentierte unsere Gemeinde zwei Ausstellungen – eine von Irina Kissin konzipierte historische Ausstellung über bekannte jüdische Frauen, die in Heidelberg studiert und
gelebt haben, und eine Fotoausstellung mit
Porträts von Frauen aus der Gemeinde, die
Ella Kehrer aus ihren Fotoarbeiten zusammenstellte. Das interessierte Publikum konn-
te sich nach einer Führung durch die Ausstellungen einer Synagogenbesichtigung
mit Erklärungen unseres Rabbiners anschließen. Am Abend erwartete die Besucher ein
Klezmerkonzert mit dem Heidelberger Klezmer Quartett, dem die Tanz- und Gesangsauftritte unseres Jugendzentrums eine zusätzliche wunderschöne Note verliehen.
Insgesamt empfing die Gemeinde über 100
Gäste nicht nur aus der Umgebung, sondern sogar aus dem Elsass.
Irina Kissin
Die Geschichte auf der Bühne und auf der Leinwand
An Chanukka wird in den meisten jüdischen
Gemeinden traditionellerweise die Geschichte des Feiertags vom Jugendzentrum der
Gemeinde vorgespielt, ob in einem Theaterstück, einem Puppentheater oder auf eine andere Weise. Was unsere Kinder dieses Mal auf die Beine gestellt haben, erzählt uns Anna Schwarzmann, Madricha
des Jugendzentrums „Simcha“ der JKG Heidelberg, die zusammen mit den Kindern eine neue Darstellungsform auf die Bühne
22
gebracht hat, im Interview mit einem Reporter der Zeitschrift „Schalom Heidelberg“.
Wie kamst du auf die Idee, dieses Jahr eine Diashow vorzubereiten?
Auf unserer Bühne haben wir schon Purim
unter Wasser und im Wunderland gespielt
und Chanukka in der Neuzeit, wo anstatt
eines Krieges der böse König Antiochus mit
einem Traktor überfahren wurde und das
neue Öl für die goldene Menora per Han-
dyanruf bestellt wurde. Dieses Jahr wollten
wir unseren Zuschauern etwas ganz Neues bieten. Daher kam die Idee, die Chanukka-Geschichte auf eine besonders moderne Weise zu präsentieren – in einer Diashow. Ich habe ein Drehbuch geschrieben
mit einem Text über einen Jungen, der sehr
gerne Sevivon (so heißt der Chanukka-Kreisel) spielt und nicht versteht, warum plötzlich diese Hellenisten aufgetaucht sind und
alles verändern wollen...
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
Heidelberg
Wie waren die Proben während der Vorbereitung der Diashow?
Dieses Jahr hatten wir sehr wenig Zeit für die
Vorbereitungen zur Feier. Wir hatten nur vier
Proben, bei denen wir nicht nur die Aufnahmen für die Diashow machen, sondern auch
zwei Tänze lernen mussten. Bei der Feier wurde der Text zur Diashow von Gideon Ballhorn
vorgelesen, einem Kind aus unserem Jugendzentrum. Ich danke den Kindern für ihre fleißige und erfolgreiche Mitarbeit!
Gab es Schwierigkeiten bei der Vorbereitung? Welche Rolle spielen die Eltern der
Kinder im Jugendzentrum?
Manchmal müssen wir unsere Proben verkürzen oder ganz ausfallen lassen, da der große Saal, in dem wir unsere Auftritte vorbereiten, wegen anderer Veranstaltungen der
Gemeinde belegt ist. Aber ich bin den Eltern
GEMEINDEBERICHTE
der Kinder sehr dankbar dafür, dass sie sich
stets kooperativ zeigen und jederzeit bereit
sind, die Kinder ins Jugendzentrum zu bringen. Damit erleichtern sie unsere Vorbereitungen für die nächste Veranstaltung enorm,
denn es ist sehr schwierig zu proben, wenn
auch nur ein einziges Kind fehlt.
Gibt es einen Leader unter den Kindern?
Alle Kinder sind sehr aktiv. Sie machen bei
allen unseren Aktivitäten eifrig mit und haben immer Spaß. Die Kinder verbringen ihre gemeinsame Zeit sehr freundschaftlich,
sowohl im Jugendzentrum, als auch in den
Zügen bei unseren Ausflügen. Sie haben
sich alle sehr gut miteinander angefreundet und treffen sich seit einiger Zeit nicht
mehr nur im Jugendzentrum, sondern auch
in ihrer Freizeit. So ist bei den Kindern ein
kleiner jüdischer Freundeskreis entstanden,
was ich als ein sehr schönes und wichtiges
Ergebnis unserer Sonntagstreffen sehe.
Wie fühlst du dich jetzt nach der Feier?
Ich freue mich sehr für unsere Kinder und
bin allen meinen Kollegen und den Mitarbeitern der Gemeinde sehr dankbar für ihre Unterstützung bei der Vorbereitung und
Ausrichtung der Feier. Nach der Feier habe
ich viele positive Rückmeldungen bezüglich der Diashow und des Tanzauftritts der
Kinder erhalten, was natürlich sehr angenehm ist und mich sehr gefreut hat. Das
zeigt mir, dass die Kinder sich nicht umsonst so viel Mühe bei der Vorbereitung der
Diashow und den Tanzproben gegeben haben. Aber die Hauptsache ist, dass unsere
Kinder sehr viel Spaß hatten und sie auf ihre Leistung stolz sein können!!
Das Interview mit Anna Schwarzmann führte B. Lysyy
Balsam für die Seele
So und nicht anders kann man die erste Zu- sucher die Möglichkeit, am Festtisch Platz
sammenkunft des Seniorenclubs unserer zu nehmen und sich in einem warmherziGemeinde im neuen Kalenderjahr nennen. gen und freundschaftlichen Umfeld miteinFür das Jahr 2015 sind schon viele verschie- ander zu unterhalten. Wir hoffen, dass auch
dene und interessante Veranstaltungen ge- die nächste „Sitzung“ des Seniorenclubs
plant, aber ein guter Startschuss, wie all- den Mitgliedern unserer Gemeinde und deseits bekannt, ist der Schlüssel zum Erfolg. ren Gästen Freude bereiten wird.
Boris Lysyi
Und jener war wahrlich ein Paukenschlag.
Unsere lieben Bekannten und großartigen
Musiker- die Sängerin Raissa Czepczerenko Im Anschluss an diesen kleinen Bericht
und ihr Ehemann, der Dirigent Alexander möchten wir einen Brief zeigen, den wir
Serebrianik, haben uns mit einem herrlichen nach diesem Fest für die Sinne aus MannKonzert beschenkt. Opernarien, Romanzen heim erhalten haben:
und Lieder verschiedener Künstler, die auf
höchst professionellem Level vorgespielt „Sehr geehrte Mitglieder der Jüdischen Gewurden, eroberten im Sturm die Herzen der meinde Heidelberg! Wir möchten Ihnen aus
Zuschauer. Zu der „Saison-Eröffnung“ ha- tiefstem Herzen für den freundlichen und
ben wir auch unsere Nachbarn eingeladen, warmherzigen Empfang am gestrigen TaMitglieder der Jüdischen Gemeinde Mann- ge (11.01.2015) danken. Sie haben eine
heim. Zusätzlich zum Konzert hatten die Be- wundervolle, innige, herzliche und heimi-
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
sche Atmosphäre geschaffen. Die großartigen Artisten Raissa Czepczerenko und ihr
Ehemann Alexander Serebrianik haben ihre Darbietung auf höchst professionellem
Niveau absolviert. Außerdem war es schön
anzusehen, dass es keine Abgrenzung zwischen der Bühne und dem Saal gab. Wir
haben uns alle als eine einzige, große Familie gefühlt. Die Artisten und die Zuschauer, die Vorstandsmitglieder zweier Gemeinden, alles schmolz zu einer Einheit zusammen. Der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Heidelbergs und letztlich auch die Artisten haben an diesem Abend wahrlich ihr
Organisationstalent unter Beweis gestellt!
Wir sind sehr froh darüber, dass wir solch
großartige Nachbarn haben, es wäre schön,
wenn man sich öfter treffen könnte, denn
derartiges Aufeinandertreffen rufen stets
Emotionen hervor, die jeder von uns braucht.
Wir hoffen, dass in naher Zukunft auch wir
Sie zu uns nach Mannheim einladen können, um ein weiteres Mal Zeit zusammen
zu verbringen und uns guten Herzens miteinander auszutauschen.
Allen ein riesengroßes Dankeschön!
Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Mannheim: Sophia Engelhard, 2. Vorsitzende der
JGM, Club Shalom und dessen Leiterin Rayisa Khersonska“
Übersetzung: Michael Wenz
23
Konstanz IKG
GEMEINDEBERICHTE
GEMEINDE KONSTANZ IKG
IKG Konstanz hat einen neuen Rabbiner
Konstanz ist eine der schönsten Städte in
ganz Deutschland. Nicht nur die Stadt, sondern auch die Gemeinde. Die Israelitische
Kultusgemeinde Konstanz ist farbig, fast
wie ein Mosaik, durch alle Mitglieder und
Bewohner der Stadt Konstanz und ihrer Umgebung. Über Konstanz habe ich vor Jahren gehört, als ich noch in Frankfurt am
Main gewohnt habe. Dort war ich zustän-
‫בס‘‘ד‬
dig als Haupt-Maschgiach (jüdische Speisen- und Küchenaufsicht) in der jüdische Gemeinde sowie auch Vorbeter in der
Baumweg Synagoge (die erste
Frankfurter Synagoge nach dem
Krieg).Als Mitglied der Chewra
Kadischa habe ich aktiv an den
Beerdigungen teilgenommen.
feierten gemeinsam einen sehr schönen
Schabbat und konnten bereits viele zukünftige Ideen besprechen. In der kommenden
Woche haben wir die Chanukkafeste mit
den Gemeindemitgliedern sowie auch einen schönen Abend mit den jüdischen Studenten in Konstanz, die mittlerweile sehr
aktiv an den G“ttesdiensten teilnehmen,
gefeiert.
Aber trotzdem habe ich Konstanz bis zu den letzten Hohen
Feiertagen noch nicht besucht,
dann wurde ich als Kantor tätig
für die gesamten Monat Tischrej, inklusive Rosch HaSchana,
Jom Kippur, Sukkot und Simchat
Tora. Die Gemeinde hat mir mit
den Leuten, die ein warmes Herz
für alles was das Judentum betrifft sehr gut gefallen, und es
war mir eine Ehre, als Rabbiner
für die IKG Konstanz tätig zu
werden.
In der Zwischenzeit habe ich mit einigen
Rabbinern und jüdischen Organisationen
Kontakt aufgenommen, um gemeinsam interessante Programme für die Gemeinde zu
entwickeln. Kurz vor Tu biSchwat haben wir
die Bikur Cholim gemacht und unsere Kranken besucht. Am Tu biSchwat haben wir mit
der Gemeinde zusammen ein traditionelles
Seder mit Obst und Wein gefeiert.
Im November habe ich Konstanz nochmals
besucht und die Gebete für die Erinnerung
an die Zerstörung der Synagogen am 9. November in Randegg und in Konstanz gehalten. Seit Ende letztes Jahres bin ich ein Konstanzer geworden und habe schon sehr viel
erlebt. Gleich am ersten Schabbat hatten
wir unseren Landesrabbinner Mosche Flomenman als Gast bei uns in der Synagoge,
Es steht geschrieben in Sprüche der Väter
(2,20) „der Tag ist kurz, es gibt viel Arbeit“.
Genau deshalb gibt es keine Zeit nach hinten zu schauen, sondern nur nach vorne.
Beesrat HaSchem werden wir in der näheren Zukunft einige Programme für alle unsere Mitglieder - Senioren, Kinder und Studenten einrichten - und alles zu machen,
um die Zukunft für unsere nächsten Generationen zu sichern, weil „ Sag nicht wenn
du Zeit haben wirst, wirst du das tun, weil
vielleicht wirst du keine Zeit haben“ (Sprüche der Väter 2,5).
Proekt „Anavadim-Jüdischer Kulturweg Baden“
Menschen vereinsamen oft, weil sie anstatt Brücken Mauern bauen.
Stanislaw Jerzy Lec
Wir versuchen schon seit 15 Jahren, in unserer Gemeinde, das Projekt „Jüdischer Kulturweg Baden“, durchzuführend die Exkursionen, die Seminare und die Maßnahmen zu verwirklichen. Unsere zwei letzten Exkursionen (nach Hohenems (Österreich) und Stuttgart)
haben wir im Sinne dieses Projektes veranstaltet.
[email protected]
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Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
Konstanz IKG
ISRAELITISCHE
KULTUSGEMEINDE
KONSTANZ
Obere Laube 48
78462 Konstanz
G‘ttesdienstzeiten
Jeden Schabbat G’ttesdienst.
Freitagabend um 19.30 Uhr:
Kabbalat Schabbat
Samstagmorgen um 9.30 Uhr:
Schacharit le-Schabbat und Mussaf
Die G’‘ttesdienste werden geleitet von
Rabbiner Avigdor Stern und finden alle
in der Oberen Laube 48 statt
GEMEINDEBERICHTE
Pessach 5775
‫חספ ה‘‘עשת‬
Freitag, 03. April
Taanit Bechorot Maariw Erew
1. Pessach/ Erew Schabbat
Samstag, 04. April
Schacharit 1. Pessach/ Schabbat
9.30 Uhr
Samstag, 04. April
Maariw Erew 2. Pessach
19.30 Uhr
Sonntag, 05. April
Schacharit 2. Pessach
9.30 Uhr
Donnerstag, 09. April Maariw Erew 7. Pessach
19.30 Uhr
(anschl. Seder)
19.30 Uhr
Freitag , 10. April
Schacharit 7. Pessach
9.30 Uhr
Freitag, 10. April
Maariw Erew 8. Pessach/Erew Schabbat
19.30 Uhr
Samstag, 11. April
Schacharit 8. Pessach/Schabbat
9.30 Uhr (Jiskor
ca.10.30 Uhr)
Schawuot 5775
‫ה‘‘עשת תועובש‬
Samstag, 23. Mai
Maariw Erew 1. Schawuot
19.30 Uhr
Sonntag, 24. Mai
Schacharit 1. Schawuot
9.30 Uhr
Sonntag, 24. Mai
Maariw Erew 2. Schawuot
19.30 Uhr
Montag, 25. Mai
Schacharit 2. Schawuot
9.30 Uhr (Jiskor
ca.10.30 Uhr)
Bar Mizwa Nadav ben Gabriel Albilia
Der Sabbat nach dem 13. Geburtstag eines
Jungen ist der Tag, an dem die Bar Mizwa Feier stattfindet. Nach monatelangen Vorbereitungen nimmt Nadav beim Synagogengottesdienst erstmals den Platz des „amtlichen“ Lesers ein und darf aus der Tora vorlesen. Die Barmizwa die Segenssprüche
über die Tora spricht, selbst einen Abschnitt
aus der Tora vorliest und auch die Haftara
vorträgt, wozu er vorher weder verpflichtet,
noch berechtigt war. Hierzulande ist es üblich, dass der Rabbiner eine Ansprache an
den Knaben hält und dass der Tag mit der
Familie und dem Freundeskreis feierlich begangen wird. Während des ganzen
G“ttesdienstes muss er das Gelernte unter
Beweis stellen und somit seinen Antritt als
erwachsener Jude vollziehen. Doch danach
wird gemütlich und im Kreise der ganzen
Familie und Gemeinde ausgiebig gefeiert.
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
Dazu gehören unzählige Glückwünsche für
den Heranwachsenden und auch Geschenke. Wir haben noch eine kleine Rede von Bar
Mizwa gehört, in der er auf den in der Synagoge gelesenen Toraabschnitt eingegangen ist. Er spricht eine weitere Segensformel, woraufhin sein Vater - Gabriel Albilia die vorgeschriebenen Worte anstimmt: Dank
sei dem, der mich von der Verantwortung
für dieses Kind befreit hat! Mazl Tov!
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Konstanz IKG
GEMEINDEBERICHTE
50 Jahre Israelitische Kultusgemeinde 1964-2014“ :
Buch von Erhard Roy Wiehn erschienen
Vortrag am Europäischen Tag der jüdischen Kultur 2014 gab den Anstoß
Auch der jüngste „Europäische Tag der jüdischen Kultur“ am 14. September 2014 in
Konstanz, den die Israelitische Kultusgemeinde erneut ausrichtete, stieß bei der
Bevölkerung wieder auf große Resonanz.
Angeboten wurden jeweils zwei Besichtigungen der Synagoge und der Mikwah mit
Gabriel Albilia, dem 2. Vorsitzenden der
IKG, und Rabbiner Nachum Kabalkin, der
Dr.-Erich-Bloch-und-Lebenheim-Bibliothek
mit Bibliotheksleiter Thomas Uhrmann und
eine Führung über den jüdischen Friedhof
mit Felix Spektor. Doch bevor dieses umfangreiche Programm den Besuchern ausführliche Informationen über jüdische Religion, Tradition und Bräuche bot, gab es
erst einmal etwas zu feiern!
Festvortrag von Prof. Dr. Erhard Roy
Wiehn
2014 konnte die Israelitische Kultusgemeinde Konstanz auf 50 Jahre ihres Bestehens
zurückblicken. Dieses Jubiläum wurde anlässlich des Europäischen
Tags der jüdischen Kultur in einer
Feierstunde, bei der ein Festvortrag des Konstanzer Soziologieprofessors Erhard Roy Wiehn (siehe
Foto) im Mittelpunkt stand, gewürdigt. Prof. (em.) Dr. Drs. h.c. Wiehn,
M. A., der die Konstanzer Gemeinde seit ihren Anfängen kennt, war
unter anderem von 1974–2002 Professor im Fachbereich Geschichte
und Soziologie an der Universität
Besuch des israelischen Generalkonsuls
Erhard Roy Wiehn: Jüdisches Leben und Leiden in Konstanz – 50 Jahre Israelitische Kultusgemeinde 1964-2014
Hartung-Gorre Verlag, Konstanz 2014
ISBN 978-3-86628-515-3
Info: Thomas Uhrmann, Tel: 07531/884176,
[email protected]
Reise nach Stuttgart
Herrn Dr. Dan Shaham am Dienstag
den 2.September 2014 in Konstanz
Wir waren sehr überrascht und erfreut, als
bei uns Mitte August 2014 eine E-Mail vom
israelischen Generalkonsulat in München
eintraf, in welcher Generalkonsul Dr. Shaham seinen Besuch der Israelitischen Kultusgemeinde Konstanz und ein Treffen mit
dem Vorsitzenden Herrn Peter Stiefel ankündigte. Der Wunsch des Konsulates war
den Besuch im kleinsten Rahmen zu gestalten. Die Sicherheitsvorkehrungen waren sehr umfangreich und das Treffen fand
in unseren Büroräumen in der Obere Laube 48 statt.
Konstanz. In dieser Zeit brachte er auch die
Partnerschaft zwischen den Universitäten
Konstanz und Tel Aviv auf den Weg, war Mitbegründer der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bodensee und 1974–1992 ihr Vorsitzender. Er ist Mitglied der Gesellschaft für
Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Konstanz, der „Stolperstein-Initiative“ und in
Kreuzlingen Co-Präsident der dortigen Jüdischen Gemeinde. International hohes Ansehen erwarb sich Erhard Roy Wiehn auch mit
seiner „Edition Schoáh & Judaica“, in der
zahlreiche Schriften zur Holocaust-Forschung
und Zeitzeugendokumente erscheinen.
Thomas Uhrmann,
Leiter der Dr.-Erich-Bloch-undLebenheim-Bibliothek der Israelitischen Kultusgemeinde Konstanz
als unser Vorsitzender Peter Stiefel erfuhr,
dass Dr. Shaham zuvor als Botschafter in
Simbabwe tätig war. Somit waren wir fast
wie Mischpoche. Dr. Shaham wurde umfangreich über das Gemeindeleben informiert und hat uns seine Unterstützung in
Belangen der Gemeinde zugesichert. Sein
großer Wunsch zum Abschied war, dass er
zum Spatenstich für den Synagogenneubau eingeladen wird. Diesen Wunsch werden wir selbstverständlich erfüllen !
Peter Stiefel
Das Gespräch verlief sehr freundschaftlich
und vertrauensvoll. Große Freude und nahezu Heimatgefühle kamen zusätzlich auf,
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Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
Konstanz JG
GEMEINDEBERICHTE
GEMEINDE KONSTANZ-JG
Konstanz ist Bunt!
Frau Joneck sprach vor 2000 Konstanzern
Liebe Konstanzerin und Konstanzer,
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Liebe Vertretrinnen und Vertreter von
Konstanz ist bunt!
Die Morde in Frankreich haben sich tief eingeprägt. Die Zahl der Toten und die Brutalität des Vorgehens machen betroffen und
wütend. Sie haben uns hier alle solidarisch
zusammengeführt. Wir setzen auch hier in
Konstanz ein wehrhaftes Zeichen gegen
den menschenverachteten Terror, für die
Freiheit uns friedlich begegnen zu können.
Die jüdische Gemeinschaft ist ganz besonders betroffen.Die Islamisten wollen die
freiheitlichen westlichen Demokratien treffen UND sie wollen die Juden vernichten.
Es wurden Karikaturisten ermordet, weil
sie für die Meinungs- und Pressefreiheit eintreten und weil sie menschenverachtenden Extremismus mit Humor entlarven.
Es wurden Polizisten ermordet.
Und es wurden Juden ermordet - weil sie
Juden waren.
Für uns Juden ist diese Bedrohung leider
schon seit Langem sehr real. Ich erinnere
nur an den Anschlag 2012 auf die jüdische
Schule in Toulouse. An den Anschlag auf
das jüdische Museum im vergangenen Jahr
in Brüssel. Und ich erinnere an die judenfeindlichen Hassparolen bei den Anti-Israel-Demonstrationen im Sommer.
Besonderen Respekt bekunden wir Lassana Bathily: Ein Moslem aus Mali, der trotz
Lebensgefahr in dem koscheren Supermarkt
bei Paris mehreren jüdischen Kunden das
Leben gerettet hat.
Wir dürfen die Augen nicht verschließen:
Gerade im Islam wird die Radikalisierung
immer ausgeprägter. In Asien, in Afrika, im
Nahen Osten verbreiten fanatische Islamisten Angst und Schrecken und morden erbarmungslos.
Vorrangig die Muslime selbst sind aufgerufen dagegen vorzugehen, die muslimischen
Würdenträger, Staatschefs und Imame sollten ihren Einfluss nutzen, um mäßigend zu
wirken und der radikalisierten Auslegung
des Korans entgegentreten.
Die grosse Mehrzahl der Muslime in Deutschland sind ein friedliebender Teil der Zivilgesellschaft.
Die muslimische Gemeinschaft ist jedoch
gefordert die Radikalisierung in Ihren Reihen zu bekämpfen und wir sind gefordert,
sie dabei zu unterstützen.
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
Sie, die Konstanz Bürgerinnen und Bürger
und und eine breite Koalition aus Parteien,
Verbänden, Religionsgemeinschaften und
gesellschaftlichen Gruppierungen, wir stehen hier gemeinsam:
Denn unsere Freiheit, und unsere Demokratie wollen wir verteidigen!
Es freut mich, dass ich gebeten wurde, als
Vertreterin der jüdischen Gemeinschaft hier
zu Ihnen allen zu sprechen, und es ist ein
gutes Gefühl, dass dies 70 Jahre und 1 Tag
nach der Befreiung von Auschwitz an prominenter Stelle so selbstverständlich möglich ist.
Konstanz zeigt sich heute bunt und gerade auch die Kriegsflüchtlinge aus aller Welt,
die es hierher verschlagen hat, sollen sich
angenommen fühlen. Zivilcourage ist ein
nicht zu überschätzendes Gut und deswegen zeigen wir hier alle Flagge, wir werden
uns nicht einschüchtern lassen.
Wir verteidigen unsere freiheitlichen Grundrechte. Wir lassen nicht zu, dass Menschen
aufgrund ihrer Religion, ihrer Hautfarbe
oder ihrer Herkunft diskriminiert, bedroht
oder gar umgebracht werden!
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
Minia Joneck
27
GEMEINDEBERICHTE
Konstanz JG
Die Jüdische Gemeinde Konstanz
feiert Chanukka
„Die öffentliche Chanukka-Feier der Jüdischen Gemeinde Konstanz im WolkensteinSaal ist auf großes Interesse gestoßen. Das
Mechaje Ensemble Basel unterhielt musikalisch. Kantorin Leah Frey-Rabine zündete die Kerzen und der Chor sang mit allen
Anwesenden traditionelle Chanukka-Lieder.
Minia Joneck, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, begrüßte die Besucher.“
Quelle: Südkurier vom 27.12.2014
Besucher
Unten: Kerzen anzünden durch die Kantorin
Leah Frey-Rabine
Unten: Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Konstanz
Frau Joneck eröffnet die Feier
Unten: Das Mechaje Ensemble Basel
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Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
Konstanz JG
GEMEINDEBERICHTE
Frau Joneck im Interview in Südkurier 17.01.2015
Minia Joneck, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Konstanz, sieht keine erhöhte Gefahrenlage für Juden in
der Region
Frau Joneck, Bundeskanzlerin Merkel betonte, dass es zwei große Übel zu bekämpfen gilt, den Islamismus und den Antisemitismus. Wie schätzen Sie die Lage für Juden in Deutschland ein?
Ich denke, das muss man differenziert sehen. Die aktuelle Lage im Landkreis Konstanz erleben wir als nicht sehr bedrohlich.
Einerseits fühlt man sich hier in der Region sicher, andererseits muss man sich vorsehen, da Attentäter völlig irrational auftreten und man nie sicher sein kann, wo
der nächste Anschlag stattfinden kann. Beängstigend finde ich es auch, dass in Deutschland wieder Sätze zu hören sind, mit denen Juden verunglimpft werden, wie zum
Beispiel: „Jude, Jude feiges Schwein, komm
heraus und kämpf allein“.
andere Problemlagen bedroht fühlen. Ich
fühle mich von Pegida nicht besonders betroffen. Dass der Islam eben auch gefährliche Seiten hat, kann man jedoch auch
nicht ignorieren.
Viele Juden verlassen Frankreich. Ganz im
Gegensatz zu Deutschland. Woran liegt
das?
Die französischen Juden fühlen sich akut
gefährdet. Außerdem gibt es viele französische Juden, die aus Algerien und Marokko nach Frankreich gezogen sind und daher die gleiche Sprache sprechen wie die
dort wohnenden Muslime. Sie erleben die
Konfrontation direkter. Wenn dann ein Attentat gegen Juden in unmittelbarer Nähe
stattfindet, ist es verständlich, dass man
sich persönlich gefährdet sieht. Die jüdische Gemeinde Konstanz trifft sich ja, aus
Mangel an eigenen Gemeinderäumen, immer wieder an unterschiedlichen Orten, die
in der Öffentlichkeit nicht publiziert werden. Das gibt mir eigentlich ein ganz gutes
Gefühl. Aber auch sonst erleben wir uns
nicht als gefährdet und ich kenne persönlich niemand der aus Sicherheitsgründen
aus Deutschland auswandern möchte.
Fragen: David Bäuerle
Die Jüdische Gemeinde Konstanz ist der 25te
Mitglied der Union der Progressiven Juden!
Was sagen Sie zur Aussage von Israels Ministerpräsident Netanjahu, der Juden zu
verstärkter Auswanderung nach Israel aufrief?
Israel ist als Heimstatt für die Juden gegründet worden. Die Gründerväter erhofften
sich die Einwanderung möglichst vieler Juden aus aller Welt. Zudem ist Israel nach
der Schoah für uns Juden von eminent hoher Bedeutung, denn dort sind wir immer
willkommen. Es erschien mir daher selbstverständlich, dass Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die französischen Juden
einlud nach Israel einzuwandern.
Welche Rolle spielen die aktuellen PegidaDemonstrationen für die jüdischen Gemeinden?
Ich denke, wir nehmen das nicht so stark
wahr. Man muss auch sehen, worum es sich
bei den Demonstranten handelt. Dort demonstrieren mehrheitlich Islam-Gegner, die
Deutschland durch Islamisten gefährdet sehen. Aber auch Menschen, die sich durch
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
29
Lörrach
GEMEINDEBERICHTE
GEMEINDE LÖRRACH
„Spreche wenig, tue viel“
Liebe Mitglieder der IKG Lörrach,
im Namen unseres Vorstands wünsche ich
euch allen zu Pessach, Gesundheit, Freude
und das wichtigste für uns , Israel und die
ganze Welt, Frieden.
Am 5. März 1995 haben wir im Burghof Museum Lörrach eine neue jüdische Gemeinde gegründet. In diesem Jahre, am 8. März,
werden wir im Burghof Museum unser 20
jähriges Jubiläum feiern. Leider können viele Mitglieder das Fest nicht mehr miterleben: Luisa und Nicolai Zernov (selig), Dina
Nudelmann (selig), Arthur Schneider (selig), Alla Monosva (selig) Fima Gilberg (se-
lig). Die Menschen waren sehr aktiv und
haben nach altem jüdischen Sprichwort gelebt: „Spreche wenig, tue viel“.
In diesem Jahr, werden wir ein Begegnungscafe und für die Kinder bis 3 Jahre, eine
Krippe eröffnen.
In der Tat, hat die Lörracher Gemeinde durch
Präsenz und vielfältige Arbeit seinen Platz
gefunden.
Auch die ältere Generation, die die Katastrophe des 2. Weltkrieges überlebt hat, wird
nicht vergessen. Besonders diese Menschen
brauchen nun unsere Hilfe und Aufmerksamkeit. Der Vorstand des Oberrats unterstützt unsere Träume um die älteren Menschen in Lörrach mit einer Seniorenresidenz
zu unterstützen. Nun gibt es in Lörrach die
Möglichkeit den Traum zu verwirklichen.
Einen großen Beitrag zum gegenseitigen
Verständnis in unserer multikulturellen Gesellschaft leisten die Synagogen -Führungen von Rabbiner Flomenmann und Rachel
Scheinker.
Chag sameach wünscht euch allen die 1. Vorsitzende Hanna Scheinker
Rosch ha-Schana
Mit über 100 Gemeindemitgliedern und
Freunden der israelitischen Kultusgemeinde Lörrach wurde auch dieses Jahr Rosch
ha-Schana und damit der Jahresanfang des
Jahres 5775 festlich gefeiert. Nach dem Gebet und der Durchführung des Seders am
ersten Tag ging es am zweiten an das nicht
weit gelegene Flussufer, an dem das Taschlichgebet gesprochen und symbolisch die
Sünden des Jahres im Fluss versenkt wur-
30
Sukkot
den. Landesrabbiner Moshe Flomenmann
betonte die Wichtigkeit der Feiertage für
die Rückkehr zu G`tt, indem man diese Zeit
dazu nutzte auch über eigene Verfehlungen nachzudenken und sich an die uns übertragene Mission zu erinnern. Im Anschluss
lud er die Interessenten zu einem gemeinsamen Unterricht über die jüdischen Traditionen und Religion zu sich nach Hause ein.
Yael Sinitsyn
Für das Sukkot-Fest wurde auf dem Dach
der Synagoge wie jedes Jahr eine Sukkah
gebaut, die von den Kindern vielseitig dekoriert wurde. In Erinnerung an den Auszug aus Ägypten versammelte man sich in
der Sukkah um mit einem Lulaw zu danken.
Besonders die Anwesenheit der Kinder sorgte dabei für eine fröhliche und lokere Atmosphere.
Yael Sinitsyna
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
Lörrach
GEMEINDEBERICHTE
Chanukka
Der „leckere“ Feiertag „Tu-bi-Schwat“
Jedes Jahr, am 15. Tag des Monats Schwat,
feiern die Juden der ganzen Welt Tu-biSchwatfest - das neue Jahr der Bäume.
Ja, das müssen Sie sich mal vorstellen, es
gibt ein neues Jahr für die Bäume, genauso wie es das für die Menschen gibt. Es gibt
einen Brauch, an diesem Tag ein besonderes Festmahl zu sich zu nehmen - den Seder Tu-bi-Schwat. Dabei isst man verschiedene Früchte mit welchen Eretz Israel bekannt ist.
Es gibt 7 Pflanzenarten, die man an Tu-biSchwat essen soll: Weizen, Gersten, Granatapfel, Trauben, Datteln, Feigen und Oliven. Solch ein Festmahl fand auch in unserer Gemeinde statt.
Zuerst erzählte der Landesrabbiner von Baden, Herr Moshe Flomenmann, über die Geschichte und die Bräuche des Feiertags und
führte anschließend den Seder durch, bei
dem man die traditionellen Früchte in einer bestimmten Reihenfolge probieren konn-
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
te. Das Wetter an diesem Tag, dem 4. Februar, war leider kalt und bewölkt, aber im
Kiddusch-Saal war es schön warm und gemütlich. Lustige jüdische Musik sorgte für
eine tolle Stimmung und rundete die Feier
ab. Deswegen war es bei uns ein interessanter, schöner und sehr „leckerer“ Tu-biSchwat-Feiertag.
Evgeniya Fuks
31
Lörrach
GEMEINDEBERICHTE
Konzert
Sonntagsschule
Es ist bereits zu einer Tradition geworden,
dass im Februar Boris Chnaider (Pianist aus
Basel) mit einem Konzert zu uns kommt.
Und jedes Mal bringt er jemanden Neues,
jemand Besonderen, mit.
Diesmal waren da:
Muriel Fankhauser - Sopran
Maximilian Schneider - Klarinette
Boris Chnaider - Klavier
In der Gemeinde findet im Rahmen der
Sonntagsschule Unterricht mit Kindern zwischen 3 und 12 Jahren statt. Rabbiner Flomenmann macht sie mit der Geschichte
und Tradition des jüdischen Volkes sowie
mit den Bräuchen der jew. Feiertage vertraut. Außerdem helfen die Kinder Feste zu
organisieren und nehmen später zusammen mit ihren Eltern an diesen teil.
Rabbiner Flomenmann ein Gottesdienst
durchgeführt. Anschließend gab es Religionsunterricht sowie eine Mahlzeit, bei der
Kinder zusammen mit ihren Eltern Früchte,
die von symbolischer Bedeutung für das
Fest sind, probieren durften. Zu Chanukka
und Tu Bi Schwat haben die Kinder entsprechende Bilder gemalt und eine Begrüßung
für die Gäste am Chanukkafest vorbereitet.
Wir durften die Musik von Robert Schumann,
Franz Schubert, Francis Poulenc und Edvard Grieg genießen.
Die Zuhörer schätzten Boris Chnaiders leidenschaftliches, herzlich warmes und durchdringendes Spiel sowie den makellosen, emotionalen Auftritt von Maximilian Schneider.
Wir hörten die wunderbare Stimme von Mariel Fankhauser.
Das Publikum bedankte sich bei den Interpreten mit lautstarkem Beifall, Blumen, den
besten Wünschen und der Vorfreude auf
neue Konzerte.
Anna Schneider
So haben die Kinder, beispielsweise zusammen mit den Eltern und den Madrichim die
Sukka mit Früchten, Girlanden und Lichtern
geschmückt. Die Sukka wurde sehr schön.
Später wurde dort unter der Leitung von
Außerdem lernen die Kinder in der Sonntagsschule die russische Sprache. Traditionell gehen Eltern zusammen mit ihren Kindern im
Frühling für einen Tag nach Europa-Park.
Liliya Slavutska
sikalischer Begleitung durch schöne jüdische Lieder und Musik viel angenehmer ist.
Jüdische Tänze sind sehr melodisch und
enthalten Motive aus dem jüdischen Leben.
Besonders ergreifend und aufregend sind
Lieder im Stil der Klezmermusik.
kürzlich verstorbene Arthur Schneider mit
uns sein Talent sowie seine wunderschönen Lieder. Zusammen mit Ihm schenkten
uns Anna Matzkina und Claudia Kaplun viel
Vergnügen und Freude. Sie taten und tun
dies nicht nur bei uns sondern auch in anderen Gemeinden und wärmen die Seelen
aller Anwesenden durch die von ihnen kreierte Stimmung einer alten jüdischen Kleinstadt.
Tanzgruppe „Simcha“
Alle Tanzen!
Jahrelang gab es in der Gemeinde die Jugendtanzgruppe „Simcha“, die sehr erfolgreich war und an allen Festveranstaltungen
der Gemeinde, sowie an verschiedenen
Festivals in Deutschland teilgenommen hat.
Die Kinder sind älter geworden und zogen
weg, doch das Interesse an jüdischen und
israelischen Tänzen blieb bei den älteren
Gemeindemitgliedern erhalten. Nun erteilt
Liliya Slavutska regelmäßig Tanzunterricht
für Erwachsene. Die Gruppenmitglieder
kommen mit Vergnügen zu Proben und versuchen den sonderbaren Charakter jüdischer Tänze wahrzunehmen. Jüdische Musik, Lieder, Tänze und Literatur sind ein integraler Teil unserer jahrtausendealten Kultur. Sie helfen uns mehr über unsere uralte Geschichte und Tradition zu erfahren und
unsere Wurzeln zu entdecken. Außerdem
ist es wichtig, dass man sich mit zunehmendem Alter mehr bewegt, was bei mu-
32
Diese Lieder sind kleine Geschichten jüdischer Ortschaften, Geschichten eines kleinen Volkes, welches Verfolgungen, Beraubungen und Vernichtungen
trotz allem überstehen konnte. Daher werden wir singen,
tanzen und trotz aller Hindernisse feiern.
Für uns gehören der Erhalt
und die Weitergabe von Liedern jüdischer Städte zu unseren wichtigsten Aufgaben.
Viele Jahre teilte der leider
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
Mannheim
GEMEINDEBERICHTE
GEMEINDE MANNHEIM
Seniorentheater
Das Leben im Club „Schalom“ ist, wie immer, sehr aktiv. Jeder gibt etwas für den
Club und bringt einen Teil von seine eigene Seele mit ein.
Dieses Mal hat Herr Hunin die Idee, dass Der Mittwoch, 29 Oktober 2014, im Club
wir ein Programm mit Jüdischen Liedern „Schalom“ war schöne Veranstaltung, wie
und Witzen organisieren. Die Gemeinde- man an den Fotos sehen kann.
mitglieder haben die Idee unterstützt und
eine gute Schauspieler Gruppe gesammelt.
Ein Stern wird 70
Ohne Ihn gäbe es unser Gemeindezentrum nicht, es ist sein Baby – Georges Stern.
Am Freitag, 7.11., ehrten wir ihn zu seinem
70. Geburtstag mit einem Oneg Shabbath.
Der große Saal war voll. Es kamen viele Gemeindemitglieder und Freunde von Herrn
Stern aus Stuttgart, Frankfurt und natürlich Mannheim. In einer lockeren Atmosphäre, mit Gesangsbeiträgen von Oberkantor
Raffele Polani sowie unserem Chasan Moshe Hayoun wurde es ein später Abend. Mit
unserem Geschenk haben wir Herrn Stern
eine Überraschung und große Freude gemacht – wir schenkten ihm zwei Stolpersteine für seine Eltern, die beide aus Mannheim stammten.
(smd)
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
33
Mannheim
GEMEINDEBERICHTE
Deutsch - Konversationskurs mal anders
Am Mittwoch, 22. Oktober 2014, sind die
Teilnehmer aller Konversationskurse in den
Landtag nach Stuttgart gefahren. Zur Einstimmung gab es eine kleine Stadtführung
von einem russisch sprechenden Studenten. Nach dem Mittagessen ging es dann
in den Landtag. Um zu erfahren, wie Demokratie funktioniert, haben wir eine Landtagssitzung „gespielt“. Unsere 2.Vorsitzende, Frau Engelhardt, hat alles ins Russische
übersetzt, so dass jeder bei der Führung
und dem Rollenspiel mitkommen konnte.
Es war ein sehr informativer und interessanter Tag und wir haben das Abenteuer
„Stuttgart mit dem Bus“ mit viel Humor getragen. Die Hinfahrt dauerte knapp 1 ½
Stunden, die Rückfahrt 3 ½ Stunden.!
Ein Besuch des Landtags ist immer zu empfehlen.
(smd)
Tradition
Am 22.11. haben wir unsere Hawdala-Tradition wieder aufgenommen. Die Stimmung
war so gut, die Leute wollten gar nicht mehr
heim. Nach der Hawdala-Zeremonie und
einem Imbiß sangen Sara Baijtel und Chasan
Moshe Hayoun ein Potpourri jiddischer und
israelischer Lieder.
34
Die Chanukkafeier war wie immer gelungen. Jede Jugendgruppe führte ihrem Alter
entsprechend ein Stück oder einen Tanz auf.
Der Saal war voll und die Kinder freuten
sich auf die Chanukkageschenke, die von
Jasmin Fritsch und Genia Studniberg ausgewählt worden waren.
(smd)
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
Pforzheim
GEMEINDEBERICHTE
GEMEINDE PFORZHEIM
Konzert mit Sandra Kreisler „Schum Davar“
Am 12. Oktober 2014 kamen die Konzert- Khoryshman (Akkordeon, Cajon) aus der
besucher in der Jüdischen Gemeinde Pforz- Ukraine sorgten mit russischen Liedern für
heim in den Genuss jüdischer Lieder und Humor und pure Lebensfreude. Das ProChansons von Sandra Kreisler und Band. gramm beinhaltete traditionelle, aber auch
Die temperamentvolle Sängerin mit Rasta- aktuelle jüdische
locken und Frack ist die Tochter des be- Lieder und Chanrühmten Georg Kreisler und macht ihm sons. Tragische
gleich zu Beginn mit dem energiegelade- und traurige Monen Lied „Der Beschluss“ alle Ehre. Ihr Pro- mente berührten
gramm „Schum Davar“, was so viel wie das Publikum mit
„Keine Sache“ bedeutet, war thematisch „Alten und neue
aufgeteilt in zwei große Blöcke: Der erste Tränen“. Auch für
Teil war der Vergangenheit gewidmet und kritische Töne ist
jüdischen Begriffen und Eigenarten. Im an diesem Abend
zweiten Teil öffnete Kreisler den Blick auf Raum. In ihrem
die Gegenwart und Zukunft und machte ih- Lied „Überwachrer Heimat Israel eine besondere Liebeser- te Welt“ warnt
klärung. Dabei verteilte sie Postkarten mit Kreisler „Pass auf,
der Aufschrift „Ein ganz normales Land. dass die Kamera
Aber nur fast“. Ihre Musiker Gennadij De- dich nicht sieht!“.
satnik (Geige, Bratsche, Gitarre) Valeriy Den Schlussse-
gen übernimmt die Sängerin auch von
ihrem Vater: „Wir werden Geschichte neu
schreiben und selbst sein.“
Text und Foto: Christiane Fock
Vortrag von Rabbiner Dr. David Bollag
Der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Pforzheim freute sich sehr, den renommierten
Rabbiner und Wissenschaftler Dr. David Bollag zu einem Vortrag am 27. Oktober 2014
begrüßen zu dürfen. Bollag referierte über
das Thema „Das Judentum und die anderen Religionen“, oder spezifischer über Universalistischen Partikularismus und Partikularistischen Universalismus.
den rund 130 Gästen waren auch Vertreter
anderer Religionsgemeinschaften, wie der
Fatih Moschee Pforzheim und der türkische
Religionsattaché Mehmet Tekin. Zentrale
In seinem Vortrag betonte Bollag das Verbindende zwischen den Religionen. Dabei
berührte er vertiefend die Bereiche „Schma“
und Segenssprüche, Logik und Dialektik sowie spezielle Fragen der religiösen Praxis.
Er plädierte dafür, dass ein Dialog zwischen
Judentum, Christentum und Islam unbedingt notwendig sei, wenn auch angesichts
der aktuellen Lage überall auf der Welt, alles andere als einfach umsetzbar. Unter
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
These des stark theologisch geprägten Vortrags war, dass das Judentum sich vom universalen Gedanken hin zu einem partikularen entwickelt. Am Ende sei es wichtig,
wieder zu einem Universalismus zurückzufinden, der ein friedliches Miteinander der
verschiedenen Religionen meint und ermöglicht. Dr. David Bollag lebt, lehrt und
arbeitet in Luzern, Zürich und Jerusalem.
Bollag ist im inter-religiösen Dialog engagiert. In der Schweiz ist er jüdischer Co-Präsident der Jüdisch/Römisch-katholischen
Gesprächskommission und gehört der Evangelisch-Jüdischen Gesprächskommission
an. In Israel ist er Mitglied der Mount Zion
Foundation und der Israeli-Palestinian Dialogue-Group der Interfaith Encounter Association.
Text: Christiane Fock
Foto: Dr. David Bollag
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Pforzheim
GEMEINDEBERICHTE
Chanukka-Gemeindefeier am 21. Dezember 2014
Die Jüdische Gemeinde Pforzheim feierte
am 21. Dezember 2014 ihre Chanukka-Gemeindefeier mit einem festlichen Programm
und zahlreichen Gästen aus der Stadtverwaltung Pforzheim und Vertretern anderer
Religionsgemeinschaften. Besonders groß
war die Freude über die Zusage von Ober-
bürgermeister Gert mit den besten Wünschen für ein friedliHager. Vorstands- ches und gesegnetes kommendes Jahr. Im
vorsitzender Rami Anschluss durften die Vertreter der andeSuliman ging in sei- ren Kirchen jeweils eine Kerze an der Menem Grußwort auf nora anzünden und persönliche Worte an
die Tradition der die Gäste richten. Für eine besonders feiLichterfeste in je- erliche Stimmung sorgten die zwei Interder Religion ein: Er pretationen des berühmten Liedes „Hallehoffe, dass die Zeit lujah“ von Leonard Cohen, die Musiker Ram
unserer Lichterfes- Hadari gemeinsam mit dem Chor vortrug.
te als eine Zeit der Dann waren die Kinder und Jugendlichen
Ruhe und Besin- der Gemeinde an der Reihe. Sie führten ein
nung, aber auch Theaterstück auf zu den Hintergründen des
als eine Zeit der Er- Chanukkafestes, das unter der Leitung von
mutigung, erlebt Jugendreferentin Anna Nedlin entstand. Dawerden könne. Ermutigung dafür, dass wie- bei hatten Alle große Freude. Zum Abschluss
der mehr Toleranz und Frieden zwischen der Gemeindefeier gab es bei Gebäck und
den Religionsgemeinschaften auf der Welt warmen Getränken die Möglichkeit, sich
herrscht. Foto: Chanukka2014 Nach einem auszutauschen und die Kinder bekamen
Grußwort von Rabbiner Bar-Lev, begrüßte sogar noch Kreisel und bunte LeuchtbänOberbürgermeister Gert Hager die Gemein- der als kleines Geschenk.
Foto und Text: Christiane Fock
demitglieder und Gäste und verband dies
Kabarett-Abend mit „Schwarz.Rot.Koscher“
Alexej Boris strapazierte mit der Untersuchung von Vorurteilen und gängigen Klischees zum Judentum am 08. Februar 2015
in der Jüdischen Gemeinde Pforzheim alle
Lachmuskeln. Der Schauspieler verband in
seinem Soloprogramm dabei Altbekanntes,
wie deutsches Gedichtgut, mit für Nichtjuden völlig Fremdem. „Krach im Hause Gott”
ist ausverkauft und Gottvater (alias A. Boris) kommt kaum zu Wort. Dafür kommt er
wieder. Aber alttestamentarisch. Also alleine. Und redet Tacheles. Tacheles? War das
nicht etwas Jüdisches? Ja, denn: Alexej Boris ist Schwarz.Rot.Koscher. Der Schauspieler kennt sich zwischen den Kulturen bestens aus. Er ist Deutscher, ein Russe und
ein Jude. Foto: AlexejBoris_08022015 Das
Soloprogramm steht ganz in der Tradition
des Typenkabaretts: Da gibt es die nervige, überkorrekte Tante Marina, den nobelpreisverdächtigen Cousin Max, den weisen
Großonkel Boris und Cousin Victor, einen
Proleten, der zu Höherem berufen ist. Von
einer Minute zur anderen schlüpfte Alexej
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Boris in eine neue Figur und sorgte damit
für kurzweilige, unterhaltsame Momente.
Für die rund 110 Gäste am Kabarett-Abend,
zu denen auch Viele nicht zur Gemeinde
gehörten, war es ein sehr humorvoller Abend,
der mit Sicherheit im Gedächtnis bleiben
wird, und bei dem man auch noch was lernen konnte. Denn im Judentum ist ja „alles
gaaanz einfach!“.
Text und Foto: Christiane Fock
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
Rottweil
GEMEINDEBERICHTE
GEMEINDE ROTTWEIL
5775 – Ein Jahr voller Hoffnung und Freude für unsere Gemeinde
Die Feiertage zu Rosch–ha–Schana wurden
von der ganzen Gemeinde mit viel Energie
und Tatkraft mitgetragen und so zu einem
wunderschönen und verbindenden Gemeinschaftserlebnis. Simchat Tora wurde zu einem unvergesslichen Höhepunkt und entwickelte sich zu einem ganz besonderen
Ereignis für all unsere Gemeindemitglieder,
insbesondere für die zahlreich gekommenen Kinder.
Etwas ganz besonderes war unsere Upsherin – Feier (wie sie auf Jiddisch heißt) für
Leib Svobodin und seine ganze Familie. Zu
diesem Anlass werden einem kleinen Jungen an seinem 3. Geburtstag zum ersten
Mal die Haare geschnitten. Dieser Brauch
ist vom Orlah - Gebot abgeleitet. Es dürfen
zum Beispiel auch 3 Jahre lang die Früchte
eines jungen Baumes nicht geerntet werden. Da die Tora Menschen mit Bäumen auf
den Feldern (5.Buch Moses 20,19) vergleicht,
sollen Kinder erst einmal wie junge Pflanzen eine gewisse Reife erlangen, bevor sie
sich in eine Welt der Tora und der Mizwot
einfinden.
Im Oktober konnten wir auf unsere bewährte und erfolgreiche Zusammenarbeit mit
der ZWST zurückgreifen und einen Seniorentreff organisieren, der zu einem sehr
großen Erfolg wurde. So fertigten die Teilnehmer beispielsweise die vier Buchstaben
für den an Chanukka von den Kindern verwendeten “Dreidl” (jiddisch: “Trendl”). Dies
ist ein Kreisel mit vier Seiten, auf denen
die hebräischen Buchstaben “Nun” / “Gimel” / “He” und “Schin” abgebildet sind.
Diese stehen für “Nes Gadol Haja Scham”
- was im Hebräischen soviel bedeutet wie:
“Ein großes Wunder ist dort geschehen”. Alle Teilnehmer äußerten den Wunsch, diese
Veranstaltung baldmöglichst zu wiederholen. An dieser Stelle nochmals herzlichen
Dank an das Team der ZWST!
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
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GEMEINDEBERICHTE
Rottweil
Ende Oktober fand im vollbesetzten Saal
der VHS in Rottweil ein sehr gelungenes
Konzert mit der Klezmer Tunes - Band aus
Köln statt. Dieser Auftritt wurde durch das
Kulturprogramm des Zentralrates ermöglicht. Das Konzert erwies sich als ein großer Erfolg, dank der hervorragenden Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt
Rottweil. Allen Beteiligten ebenfalls nochmal vielen Dank!
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Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
Rottweil
GEMEINDEBERICHTE
Die Begeisterung und das Interesse, ein
Teil von unserer Chanukka - Feier zu sein,
war dieses Jahr so groß, dass wir diesmal
leider nicht allen einen Platz anbieten konnten, es musste einigen Menschen leider eine Absage erteilt werden, weil die jüdische
Gemeinde RW/VS Gefahr lief, an Chanukka komplett überfüllt zu sein. Insgesamt
fanden in unseren Räumen über 125 Besucher Platz, auch der Architekt unserer Sy-
nagoge, Herr Thiel war zu Gast und hat sich
sehr amüsiert bei der ganzen Feier. Wir alle sind sehr stolz auf unsere Kinder, die zu
diesem Anlass ihre großen Talente unter
Beweis stellen konnten und euphorisch von
den Besuchern unseres Festes bejubelt wurden. Unser Chor unter der Leitung von Irina Balabir stellte ein weiteres Mal seine
Klasse und sein Können zur Schau und beeindruckte jeden Einzelnen.
Unsere Sonntagsschule wächst zu unser aller Zufriedenheit mit großen Schritten. Unseren Kindern, Eltern und Lehrern sei für
diesen Erfolg sehr herzlich gedankt. Als
kleines Dankeschön seitens der Gemeinde
besuchten die Kinder der Sonntagsschule
mit ihren Eltern die Eisbahn in Villingen Schwenningen und genossen dort eine schöne Zeit beim Schlittschuhlaufen. 15 unserer Kinder proben seit Wochen jeden Sonntag für das Purimspiel. Für Ihr Engagement
und auch für die Unterstützung ihrer Eltern
möchten wir uns an dieser Stelle ausdrücklich bedanken. Es ist schon aus zeitlichen
Gründen nicht selbstverständlich, sein Kind
jeden Sonntag in die Gemeinde zu bringen
und nach den Proben wieder abzuholen.
Außerdem fahren vier unserer Mädchen jeden Sonntag nach Mannheim, um dort für
den Auftritt bei der Jewrovision zu trainieren. Wir wünschen gutes Gelingen und viel
Erfolg!
Abschließend möchten wir uns beim Oberrat, insbesondere beim Vorsitzenden Rami
Suliman, für seine große Unterstützung bei
der Realisierung unseres großen Traumes,
einer eigenen Synagoge, herzlichst bedan-
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
ken. Es ist nunmehr kein Traum, sondern
es wird in großen Schritten sichtbare Realität. Allen Beteiligten dafür herzlichen Dank!
Chag Pesach kascher ve sameach! Ein koscheres und frohes Pessach-Fest!
Хаг Песах кашер ве самеах! Веселого и
кашерного праздника Песах Вам и Вашим
семьям! И чтобы мы все удостоились
настоящей свободы!
‫!חמשו רשכ חספ גח‬
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Unter dem Motto „Make a difference“ fand die Jewrovision 2015 am 21. Februar in Köln statt. An
dem größten jüdischen Musikwettbewerb nahmen insgesamt etwa 350 Kinder und Jugendliche
aus 15 Jugendzentren von Gemeinden aus ganz Deutschland teil. Der Wanderpokal ging dieses
Mal an Or Chadasch feat. Jujuba, ein Projekt der Jüdischen Gemeinde Mannheim und IRG Baden.