Industrie Energie Hightech, GreenTech, Gute Arbeit Zukunftsperspektiven des Maschinen- und Anlagenbaus Inhalt Vorwort...................................................................................................................................................... 2 Der deutsche Maschinen- und AnlagenbaU Bedeutung und Erfolgskriterien der Branche........................................................................... 4 Impulsgeber IG Metall Die Branchenarbeit im Maschinen- und Anlagenbau sowie in seinen Teilbranchen....... 9 HerausforderunG Demografischer Wandel und Fachkräftebedarf..................................................................... 14 HerausforderunG Globalisierung verlangt größere Innovationsfähigkeit....................................................... 18 HerausforderunG HighTech versus mittleres Technologiesegment...................................................................22 Herausforderung GreenTech: Die Chancen des Marktes nutzen........................................................................ 25 Herausforderung Fabrik der Zukunft: Gestaltungsspielräume kreativ füllen............................................... 28 Ausblick Für eine pro-aktive Industriepolitik im Maschinen- und Anlagenbau..........................30 IG Metall Fünf Anforderungen, um den Maschinen- und Anlagenbau zukunftsfest zu machen.........31 Vorwort Der Maschinenbau in Deutschland ist nicht nur für die Volkswirtschaft eine Schlüsselindustrie, er ist es auch für die IG Metall. Kaum eine andere Branche hat sich in den letzten Jahren so robust gezeigt. Die Beschäftigtenmarke von einer Million wurde im Laufe des Jahres 2014 dauerhaft übersprungen. In keiner anderen Branche der Metall- und Elektroindustrie arbeiten so viele Menschen. Der Maschinenbau steht auch im internationalen Vergleich sehr gut da. Die gute Kooperation von Betriebsräten und Geschäftsleitungen hat ihren Anteil an dieser Erfolgsstory. Trotz dieses positiven Befundes: Ein differenzierter Blick auf die Branche und ihre Zukunftsperspektiven zeigt einige Schwachstellen. Die bundesweite Beschäftigtenbefragung der IG Metall hat auf diese Defizite nachdrücklich aufmerksam gemacht. An dieser Befragung haben sich fast neunzigtausend Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Maschinen- und Anlagenbaus beteiligt. Wir haben sie um ihre Einschätzung der Branche gebeten. Ihre Sicht ist in den hier vorliegenden Report eingegangen. Die Stärken dieses Industriezweigs sind bekannt: die Innovationskraft, die Hochqualitätsproduktion, die gute Ausbildung der Beschäftigten – um nur einige zu nennen. Zu den Defiziten zählt der demografische Status quo. Es gibt in der Branche kaum ein Unternehmen, das die Überalterung seiner Belegschaft tatkräftig angeht. Damit verbunden fehlt zumeist eine Zukunftsplanung bezüglich der benötigten Fachkräfte. Als weitere Schwachstellen identifiziert die Beschäftigtenbefragung das hohe Maß an Arbeitsverdichtung. Fort- und Weiterbildung sind defizitär, und die Ausbildungsplätze reichen nicht aus. Ein Blick auf wirtschaftliche Daten zeigt einen weiteren kritischen Punkt: das mangelhafte Partizipieren an den Chancen grüner Technologien. Noch vor wenigen Jahren als großer Wachstumsmarkt angepriesen, ist das reale Wachstum von 2 GreenTech in der Branche zu gering. Zwar ist der deutsche Maschinenbau mit seinen energieeffizienten Anlagen weltweit führend. Aber die sich aus den Großprojekten des industriellen Strukturwandels, der Energiewende und der nachhaltigen Mobilität ergebenden neuen Beschäftigungsfelder werden noch unzureichend erschlossen. Die Betriebsräte des Maschinen- und Anlagenbaus sind gegenwärtig damit konfrontiert, dass sich ihre Geschäftsleitungen mehr und mehr dem sogenannten mittleren Marktsegment zuwenden und eine HighTech-Strategie weniger stark verfolgen. Die aufstrebenden Schwellenländer – vor allem China – würden einen solchen Strategiewechsel notwendig machen, so die Begründung. Die IG Metall sieht demgegenüber gerade im Massengeschäft die Notwendigkeit, das mittlere Marktsegment zu bedienen. Aber der deutsche Maschinen- und Anlagenbau darf deshalb die Innovationsführerschaft nicht aus der Hand geben. Die negativen Folgen einer vernachlässigten Hochtechnologie und einer Konzentration auf das mittlere Segment wären für die hiesigen Produktions- und Entwicklungsstandorte gravierend. Im Mittelsegment greifen chinesische Unternehmen jetzt schon verstärkt an. Das Risiko ist zu groß, dass der deutsche Maschinenbau in dieser Konkurrenz verliert. Der Maschinenbau muss in seinen Teilbranchen weltweit die Technologieführerschaft behaupten, und dies muss auch in Zukunft die Strategie der Branche bleiben! Um die Zukunft nicht zu verspielen, ist es jetzt geboten, die aufgeführten Schwächen abzustellen und die Stärken weiter auszubauen. Damit ist die Branche gefordert, in ihr eigentliches Potenzial, die Beschäftigten, zu investieren. Das bedeutet: mehr Aus- und Weiterbildung zu fördern und eine vorausschauende Personalpolitik zu betreiben. Nur so lassen sich die Innovationskraft und Innovationsführerschaft Bildnachweis: Winergy des Maschinenbaus erhalten. Die IG Metall und ihre Betriebsräte werden den Unternehmen, die sich dieser Aufgabe stellen, kooperative Partner sein. Von der Politik erwarten wir eine vorausschauende Industriepolitik, die die Umbrüche in der Branche aktiv begleitet. Denn der Strukturwandel kennt nicht nur Gewinner. So baden die Energieanlagenbauer und ihre Zulieferer eine unentschlossene Politik aus, die die Frage nicht beantwortet, welcher konventionelle Energieträger künftig noch gebraucht wird. Investitionen liegen auf Eis; mit Kurzarbeit und Qualifizierungsmaßnahmen versucht man, über die Runden zu kommen. Entlassungen größeren Stils sind nicht auszuschließen. schätzungen wollen wir mit den Vertreterinnen und Vertretern der Arbeitgeber, dem VDMA, und der Politik diskutieren. Unser gemeinsames Interesse muss es sein, dass der Maschinen- und Anlagenbau mit motivierten Beschäftigten eine sichere Zukunft hat. Der vorliegende Report basiert auf einer vom Stuttgarter IMU-Institut geleisteten Literaturstudie über die Lage, Entwicklung und Perspektive der Branche. Sie ist im Auftrag der IG Metall und der Hans Böckler-Stiftung entstanden. Dem Institut und der Stiftung ist an dieser Stelle herzlich zu danken. Der begonnene Branchendialog des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und der direkte Erfahrungsaustausch mit den Betriebsräten sind Schritte in die richtige Richtung. Aber es bedarf mehr: Gefordert sind staatliche Investitions- und Innovationsinitiativen. Der Strukturwandel muss zum Aufbau von Beschäftigung führen. Er darf nicht den Abbau von Arbeitsplätzen zur Folge haben. Mit diesem Branchenreport liefert die IG Metall Denkanstöße und bezieht Position. Unsere Ein- Wolfgang Lemb Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall 3 Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau Bedeutung und Erfolgskriterien der Branche Bildnachweis: Siemens Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau blickt auf eine Erfolgsstory zurück. Er ist vielseitig, innovativ, umsatzstark und beschäftigungsintensiv. Als besonders wichtige Erfolgsfaktoren haben sich die hohe Qualifikation der Beschäftigten, eine stark verankerte Tarifbindung sowie die gesetzliche Mitbestimmung erwiesen. Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau ist mittlerweile die Industriebranche mit der höchsten Beschäftigtenzahl in Deutschland. Mit ihren über eine Million Beschäftigten liegt sie noch vor der Automobil- und der Elektroindustrie (siehe Grafiken 1 und 2). Die Branche ist ein wichtiges Glied in vielen industriellen Wertschöpfungsketten. Ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) liegen mit an der Spitze der Industrien (siehe Grafik 3, Seite 6). Auch der Umsatz des Maschinenbaus ist beeindruckend: Die Beschäftigten erwirtschafteten im Jahr 2013 in den über 6 000 Betrieben der Branche fast 223 Milliarden Euro, davon den größten Teil außerhalb Deutschlands. Die Branche ist stark exportorientiert (siehe Grafik 4, Seite 6). 4 Überdies ist der Maschinen- und Anlagenbau sehr vielfältig. Zu den Teilbranchen zählen unter anderem die Antriebstechnik, die Bau-/Baustoff-, Druck-, Holzbearbeitungs-, Land-, Textil- und Verpackungsmaschinen; dazu kommen die Aufzugs- und die Armaturenindustrie; die Kraftwerkstechnik, Robotik und Automation; der Werkzeugmaschinenbau und die Windenergie. Die Situation in den einzelnen Branchen ist zudem sehr unterschiedlich: Während zum Beispiel die Kunststoff- und Textilmaschinen-Hersteller die Weltmarktführerschaft behaupten, ist die Lage bei den Druck- und Papiermaschinen weiterhin desolat. Die Digitalisierung und die Krise auf dem Zeitungsmarkt drücken massiv auf das Geschäft und haben zu einem großen Arbeitsplatzabbau geführt. Die Situation der Energieanlagenbauer und der Windkraftindustrie wiederum hängt von politischen Entscheidungen rund um die Energiewende ab. Die jüngste Geschichte der Branche ist eine Erfolgsstory: Von den insgesamt 31 Teilbranchen, die der VDMA ausweist, kann der deutsche Maschinen- und Anlagenbau die Weltmarktführerschaft in 16 Sektoren für sich beanspruchen. Technologisch weltweit die Nr. 2 ist die Branche in fünf, die Nr. 3 in vier weiteren Sektoren. In seiner Eigenschaft als Technologieführer ist der Maschinenbau darüber hinaus Schrittmacher für die Innovationskraft vieler anderer Branchen, beispielsweise der auf energieeffiziente Lösungen setzenden Verpackungsindustrie. Vor allem in den Bundesländern Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen und bezogen auf die Teilbranche Werkzeugmaschinen gibt es eine starke Konzentration von Maschinen- und Anlagenbauern – mit einer ausgeprägten Zuliefererstruktur, zuarbeitenden Ingenieursbüros, Forschungsgesellschaften und Hochschulen. In Baden-Württemberg und Bayern, in Hessen, Niedersachen, Sachsen und im Saarland ist die Branche vor allem für die Autoindustrie tätig. An der Küste und in Ostdeutschland arbeitet sie vielfach als Zulieferer für Windkraft und Solar. Zahlreiche Stärken des Maschinenbaus Die Stärken des deutschen Maschinenbaus liegen in zahlreichen Faktoren begründet. An vorderster Stelle ist die hohe Qualifikation der Beschäftigten zu nennen (siehe Grafik 5, Seite 8). Diese sorgt für die Innovationskraft der Branche. Mit qualifizierten Belegschaften lassen sich Neuerungen schnell an den Markt bringen und damit Wettbewerbsvorteile erzielen. Die hohe Mitarbeiterbindung stützt diesen Erfolgsfaktor. Dass die Internationalisierung und das Exportgeschäft weit fortgeschritten sind und die Unternehmen ein breites Produktportfolio bieten, trägt zum weltweiten Erfolg der Branche ebenfalls wesentlich bei. Sie profitiert als Exporteur von den aufstrebenden Schwellenländern, versorgt sie mit modernster Technik – und dies sowohl als Einzel- Grafik 1 Beschäftigte im Verarbeitenden Gewerbe: Deutschland, Jahre, Maschinenbau 987 402 2008 937 119 928 140 2009 2010 967 366 999 513 1 004 253 2011 2012 2013 Quelle: Statistisches Bundesamt, November 2014 Grafik 2 Maschinenbau – groSSe beschäftigungspolitische BedeutuNG September 2014 1 045 000 Maschinenbau 839 000 840 000 Automobilindustrie Elektroindustrie Quelle: VDMA Bildnachweis: Bosch 5 Grafik 3 Innovationsintensität nach Branchen im Jahr 2012 Innovationsausgaben in Prozent des Umsatzes Fahrzeugbau Elektroindustrie Chemie/Pharma technische/FuE-Dienstleistungen EDV/Kommunikation Maschinenbau 3,3 Möbel/Spielw./Medizint./Reparatur 3,3 Textil/Bekleidung/Leder 2,6 Gummi-/Kunststoffverarbeitung 2,6 Glas/Keramik/Steinwaren 2,3 Transportgewerbe/Post 2,2 Metallerzugung/-bearbeitung 2,1 Mediendienstleistungen 1,5 Holz/Papier 1,4 Nahrungsmittel/Getränke/Tabak 1,2 Unternehmensberatung/Werbung 0,8 Wasser/Entsorgung 0,6 Unternehmensdienste 0,6 Energie/Bergbau/Mineralöl 0,5 Finanzdienstleistungen Großhandel 0,2 10,2 8,7 6,9 6,7 6,6 5,3 Quelle: ZEW maschinen-Hersteller als auch als Anbieter von Komplettlösungen und -systemen. Dazu kommt ein umfassendes Serviceangebot. Der deutsche Maschinenbau ist deshalb so erfolgreich, weil er nicht nur Anlagen verkauft, sondern einen Mix aus Maschine, Wartung und Service bietet. Grafik 4 Umsatzentwicklung im deutschen Maschinenbau zwischen 2005 und 2013, in Milliarden Euro Auslandsumsatz mit dem sonstigen Ausland 54,2 36,2 62,7 40,6 71,3 Auslandsumsatz in der Eurozone 77,3 60,6 46,9 70,9 78,3 84,7 2005 2006 2007 2008 83,2 89,0 90,2 41,5 41,5 40,9 70,6 48,5 64,6 Inlandsumsatz 35,7 37,3 65,6 68,6 78,3 81,1 80,3 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: Statistisches Bundesamt 6 Damit sie der steigenden Nachfrage nach kundenspezifischen Lösungen kostengünstig gerecht werden können, haben die Champions der Branche ihre „Baukastenkompetenz“ hoch entwickelt. Identische Bauteile sorgen dafür, dass bei hoher Variantenvielfalt die Kosten nicht davon laufen. Standardisiert und zugleich modularisiert zu produzieren, ist eine weitere, schwer zu kopierende Stärke der Spitzenunternehmen des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus. In mehreren deutschen Regionen arbeiten Maschinenbauer und ihre Zulieferer in langjährig gewachsenen Wertschöpfungsketten zusammen. Diese Industriecluster mit ihrem Netzwerk an zuarbeitenden Universitäten, Ingenieurbüros und Forschungsgesellschaften sind ein großer Vorteil. Sie fördern die gute Ertragskraft der Unternehmen. Und sie sind auch für die Klein- und Mittelbetriebe der Branche ein Garant für eine hohe Innovationsfähigkeit. Die Branche ist in großen Teilen mittelständisch geprägt; viele Betriebe sind eigentümergeführt. Sie sind zumeist standortgebunden und von den Kapitalmärkten relativ unabhängig. Erfolg durch Tarifverträge und Mitbestimmung Eine hohe Eigenkapitalquote und ein langfristiger Planungshorizont, durchdachte Produktionskonzepte und die Fähigkeit, auf rasch sich ändernde Märkte zu reagieren, sind weitere Faktoren, die den weltweiten Erfolg des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus begründen. Die Erfolgsgeschichte des Maschinen- und Anlagenbaus hat aber noch einen weiteren Grund: das Tarifvertragssystem. Belegschaften, deren Arbeitsleistung ordentlich honoriert wird, liefern in der Regel hochwertige Produkte ab. Der IG Metall-Tarifvertrag, an dem sich letztlich auch zahlreiche nicht-tarifgebundene Betriebe orientieren, regelt nicht nur die Entgelte. Er garantiert Urlaubstage und Qualifizierungsansprüche. Zudem ermöglicht er ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben mit Hilfe von Altersteilzeitregelungen. Der Flächentarifvertrag sorgt dafür, dass die Arbeitsbedingungen im Maschinenund Anlagenbau für die gesuchten Fachkräfte attraktiv bleiben. Wo nach Tarif bezahlt wird und es einen Betriebsrat gibt, ist die Kündigungsrate von Beschäftigten – laut einer Studie des Landes Brandenburg („Gemeinsam für gute Arbeit“) – um 30 Prozent niedriger. Der Tarifvertrag ist somit ein Erfolgsfaktor ersten Grades. Beteiligung und Mitsprache auf allen Ebenen des Betriebs Dazu kommt die betriebliche Mitbestimmung per Betriebsrat und Aufsichtsrat. Betriebsräte sorgen dafür, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an der Gestaltung der Arbeit und der Produkte beteiligt werden. Als Beteiligte bringen sie ihre Ideen ein. Die eingebundenen Betriebsräte helfen mit, Arbeitsprozesse permanent zu verbessern und neue Produktideen zu realisieren. Wo es betriebliche Mitbestimmung gibt, liegen die Ausgaben für die Ausbildung über dem Durchschnitt. Betriebsräte sorgen zudem für ein stabiles Betriebsklima und damit für geringere Fluktuation. Viele ausländische Beobachter sehen in der deutschen Mitbestimmung einen gewichtigen Grund für den anhaltenden Erfolg der hiesigen Industrien – und dies zu Recht. Gerade der Grafik 5 Anteile der einzelnen Beschäftigungsgruppen im deutschen Maschinen- und Anlagenbau im ersten Halbjahr 2013 Beschäftigte insgesamt 1 069 274 qualifizierte Tätigkeit mit Berufsausbildung Auszubildende 5% 68 % qualifizierte Tätigkeit mit Hochschulabschluss 9% 17 % einfache Tätigkeit tätige Inhaber, Vorstände, Geschäftsführe 9% Quelle: IAB Maschinenbau ist auf die Kreativität und das Fachwissen seiner Belegschaften angewiesen. Ihnen Mitsprache und Beteiligung zu bieten, befördert auch künftig den wirtschaftlichen Erfolg der Branche. Beteiligung und Mitbestimmung erweisen sich als Standortvorteile ersten Ranges. Bildnachweis: Fotolia 7 Gottfried Weippert Betriebsratsvorsitzender bei Koenig & Bauer, Würzburg Was uns besonders umtreibt, sind Innovationen » Die Gesamtsituation in unserer Sparte, dem Druckmaschinenbau, ist seit Jahren alles andere als erfreulich. Die Märkte sind auf der ganzen Welt eingebrochen. Das Marktvolumen hat gewaltig an Substanz verloren. Dafür ist ein ganzer Blumenstrauß von Ursachen verantwortlich. Die Digitalisierung spielt dabei eine Rolle. Die Investitionsausfälle infolge der Finanzkrise in Europa und die politische Instabilität in vielen Ländern haben der Branche ebenfalls zugesetzt. Sie ist extrem exportorientiert und liefert in die ganze Welt. Überdies hat sich aufgrund der Finanzkrise bei vielen unserer Kunden die starke Abhängigkeit von den Banken negativ bemerkbar gemacht. Das gilt insbesondere für kleine oder mittelständische Druckereien. Man kann den Druckmaschinenbauern nicht vorwerfen, dass sie angesichts der Probleme zu lange die Augen verschlossen hielten. Wir bei Koenig & Bauer sind schon seit Jahren dabei, uns in neuen Märkten zu orientieren. Dies führte allerdings dazu, dass wir seit vielen Jahren Zukäufe – etwa im Bereich Kennzeichnungstechnik oder jüngst Verpackungsdruck – hatten und gleichzeitig immer wieder mit Entlassungswellen in unseren Kerngeschäften konfrontiert waren. Wir haben zwar versucht, über Ergänzungstarifverträge den Abbau von Arbeitsplätzen einzudämmen. Auch setzen wir alles daran, 8 dass sich betroffene Beschäftigte für neue Jobs qualifizieren können. Zudem achten wir darauf, dass extern vergebene Tätigkeiten baldmöglichst wieder zurück in die Produktion verlagert werden. Allerdings konnten wir nicht verhindern, dass die Belegschaft unterm Strich von über 8 000 auf zukünftig unter 6 000 schrumpfen wird. Unser aktuelles Thema heißt „bedrucktes Medium“ – egal ob Papier, Glas, Blech oder sonstige Verpackung. Wir sind in allen Druckverfahren – bis hin zum Digitaldruck – unterwegs. Wir agieren in einem völlig anderen Geflecht als unsere Wettbewerber. Das hat uns auch geholfen, die Einbrüche des Bogen- und Rollendruckmaschinenmarktes finanziell aus eigener Kraft etwas besser zu verkraften. Was uns Betriebsräte gegenwärtig besonders umtreibt, sind Innovationen. Wir haben unglaublich viele und hohe Qualifikationen im Unternehmen. Wir bauen große Maschinen und Anlagen mit den Qualitätsansprüchen eines Uhrmachers. Dieses Potenzial wollen wir nutzen und weiterentwickeln. Wir möchten zudem künftig verstärkt Dienstleistungen anbieten – und zwar über alle Industriebranchen hinweg. Dazu wollen wir unser fachliches Know-how – von der Projektierung über die Konstruktion, das Engineering, die Produktion mit Qualitätssicherung in den unterschiedlichsten Spezifikationen bis hin zur Verzollung und Logistik von sensiblen Gütern – stärker vermarkten. Um diese Veränderungsprozesse im Interesse der Beschäftigten begleiten und mitgestalten zu können, brauchen wir den Erfahrungsaustausch mit Betriebsräten in der Druckmaschinenbranche, aber auch darüber hinaus. Deshalb ist uns wichtig, dass die IG Metall uns dabei unterstützt – nicht nur im Rahmen einer regelmäßigen Branchenkoordination, sondern auch mit Hilfe des neu gegründeten Expertenteams Maschinenbau. « Impulsgeber IG Metall Die Branchenarbeit im Maschinen- und Anlagenbau sowie in seinen Teilbranchen Bildnachweis: PantherMedia Die IG Metall unterstützt die Betriebsräte und gewerkschaftliche Vertrauensleute in der Branche mit einem umfangreichen und kompetenten Informations- und Beratungsangebot. Sie fördert ihre Zusammenarbeit auf betrieblicher und überbetrieblicher, nationaler und internationaler Ebene, um die Branche profiliert mitzugestalten. Zukunftsfelder identifizieren, Innovationen einfordern, die sowohl die Produkte als auch die Produktionsweise betreffen: Das kennzeichnet die Branchenarbeit der IG Metall. In zahlreichen Teilbranchen sind Vorstand und Bezirke aktiv – von der Aufzugsindustrie, den Bau- und Baustoffmaschinen, den Druckmaschinen, dem Energieanlagenbau, den Holzbearbeitungsmaschinen, der Landtechnik, der Textilmaschinenindustrie, den Industriearmaturen bis zu den Werkzeugmaschinen und der Windenergie. In der (Teil-)Branchenarbeit sind die Betriebsräte der großen und mittelständischen Unternehmen sowie aus vielen Zulieferfirmen vertreten. Sie treffen sich zweimal im Jahr, tauschen Informa- tionen aus, formulieren gemeinsame Positionen, definieren Haltelinien und sichern damit den Tarifvertrag. Je nach Teilbranche arbeiten bis zu 50 Betriebsräte in den Branchennetzwerken der IG Metall mit. Das Ziel ist in allen Teilbranchen das gleiche: die Arbeits- und Entgeltbedingungen der Mitglieder zu verbessern, Beschäftigung zu sichern und neue Jobs aufzubauen. Neben Existenz sichernden Einkommen und Guter Arbeit geht es auch um die Perspektiven industrieller Entwicklung. Fragen des ökologischen Umbaus, der Auswirkung der internationalen Arbeitsteilung auf Standorte und Beschäftigung sowie neue technologische Entwicklungstrends haben ebenfalls eine hohe Bedeutung. 9 Informatiosarbeit und Erfahrungsaustausch Auf den Branchentagungen kommen alle Aspekte auf den Tisch, die die Arbeit der Betriebsräte betreffen. Dazu gehören aktuelle politische Entscheidungen der Bun desregierung und der EU-Kommission – zum Beispiel Fragen der Energiewende und der Elektromobilität, aber auch solche, die steuerliche und beihilferechtliche Regelungen betreffen; Fragen, die sich aus der Globalisierung des Maschinenbaus ergeben – wie zum Beispiel zum Kauf deutscher Unternehmen durch chinesische Staatsfonds, zu neuen Wettbewerbern, zu Überkapazitäten; gewerkschafts- und betriebspolitische The men der IG Metall – wie Leiharbeit und Werkverträge, ganzheitlicher Arbeits- und Gesundheitsschutz, Arbeitsplatzgestaltung, Ausbildung und Übernahme, demografischer Wandel, Ausbau der Tarifbindung. Die kontinuierliche Zusammenarbeit ist auch der Grund dafür, dass es den Betriebsräten immer wieder gelingt, zu vielen Themen und in zahlrei- chen Situationen gemeinsame Positionen und solidarische Strategien zu erarbeiten. Hierzu einige Beispiele: die Solidaritätserklärung der IG Metall-Branchentagung der Bau- und Baustoffmaschinenindustrie zum Arbeitskampf bei Atlas (siehe Kasten unten), die Grundsätze der Branche Landtechnik zur Leiharbeit (siehe Kasten Seite 11), die Beschäftigtenumfrage der IG Metall im Bereich erneuerbare Energien (siehe Kasten Seite 12), COPERNICUS – das Kompetenz- und Betei ligungsnetzwerk von Arbeitnehmervertretungen für den beschäftigungsorientierten Strukturwandel in der europäischen Bau- und Baustoffmaschinenindustrie (siehe Kasten Seite 12), Ziel der IG Metall in dem strategisch wichtigen Maschinen- und Anlagenbau ist es, mehr Durchsetzungskraft zu entwickeln, also organisationspolitisch deutlich zuzulegen. Ein zentrales Anliegen ihrer Branchenarbeit ist es, den Zusammenhang von tarif- und organisationspolitischen Erfolgen immer wieder herauszustellen. Gute Beispiele ei- Bau- und Baustoffmaschinenindustrie: Solidaritätserklärung zum Arbeitskampf bei der Altas GmbH Betriebsräte der Bau- und Baustoffmaschinenindustrie erklärten sich anlässlich einer Branchentagung der IG Metall vom 25. bis 27. Oktober 2010 in Wilhelmshaven solidarisch mit den streikenden Kollegeninnen und Kollegen der Atlas GmbH in Ganderkesee, Delmenhorst und Vechta. Das in die Insolvenz geratene Unternehmen hatte gedroht, einzelne Standorte zu schließen und Teile der Produktion ins Ausland zu verlagern sowie den Streik durch Ersatzarbeitskräfte zu unterlaufen. Die Tagungsteilnehmer vertraten zu diesem Zeitpunkt rund 50 Prozent der Beschäftigten in dem Industriezweig Bau- und Baustoffmaschinenindustrie, die rund 50 000 Beschäftigte umfasst. In ihrer Solidaritätserklärung fordern sie unter anderem 10 en Abschluss eines Tarifvertrags mit der d IG Metall; die Wahrung der Mitbestimmungsrech te nach dem Betriebsverfassungsgesetz durch den Eigentümer; die sofortige Anerkennung des legitimierten Betriebsrats, Wirtschaftsausschusses und der IG Metall als zuständige Gesprächsund Verhandlungspartner durch die neuen Eigentümer der Atlas GmbH sowie umfassende Informationen über die Unter nehmensziele und Unternehmensstrategie. In ihrem Schreiben fordern sie auch den Arbeitgeberverband VDMA und die Politik auf, in diesen überregional bedeutenden Konflikt einzugreifen und das Management von Atlas sowie den Eigentümer zum Einlenken zu bewegen. Landtechnik: Grundsätze der Branche zur Leiharbeit Betriebsräte der Branche Landtechnik verabschiedeten auf einer Branchenkonferenz der IG Metall am 9. November 2010 in Marktobersdorf gemeinsame Grundsätze zur Leiharbeit. Sie einigten sich darauf, „dass der Einsatz der Leiharbeit auf ein Minimum reduziert werden muss und nicht zu einem Verdrängungswettbewerb in den Betrieben der Branche führen beziehungsweise sozialversicherungspflichtige Vollzeitstellen in Frage stellen darf!“ Unter anderem verständigten sie sich darauf, die EU-Richtlinie zur Leiharbeit auf betrieblicher Ebene umzusetzen; Leiharbeit nicht zu einem Instrument zum Abbau von Stammbelegschaften werden zu lassen; ner erfolgreichen Mitgliederentwicklung weiterzugeben, ist ein immer wiederkehrender zentraler Punkt auf den Tagungen. Im Kern geht es bei der Branchenarbeit der IG Metall im Maschinenbau auch darum, ein Netzwerk auf- und auszubauen, um mit gesellschaftlich relevanten Interessenverbänden stärker zusammenzuarbeiten. Auf den Branchentagungen gelingt es häufig, gemeinsame Stellungnahmen von unterschiedlichen Branchenakteuren zu aktuellen politischen Themen auf den Weg zu bringen und an die politischen Entscheidungsträger zu adressieren. Europäische Vernetzung der Branchenarbeit inen dauerhaften strategischen Einsatz e von Leiharbeit nicht zu dulden; Leiharbeit zu befristen und auf ein Minimum zu reduzieren; den Grundsatz „gleiches Geld für gleiche Arbeit“ sowohl für Stamm- als auch Leiharbeiter gelten zu lassen; eine nachhaltige Beschäftigungspolitik möglichst ohne Leiharbeit in den Unternehmen anzustreben; sich dafür einzusetzen, dass die gleiche Bezahlung und Behandlung von Leiharbeitern gesetzlich beziehungsweise tarifvertraglich festgeschrieben und Leiharbeit entsprechend diesen Grundsätzen fair gestaltet und praktiziert wird. und Meinungsaustausch. Ziel ist es, den international agierenden Konzernen eine starke Interessenvertretung der Beschäftigten im Rahmen von IndustriAll Europe und IndustriAll global gegenüberzustellen. Die IG Metall-Vorstandsverwaltung unterstützt die Branchenarbeit mit Analysen über die wirtschaftliche Entwicklung des Maschinenbaus. Sie informiert über Trends in Forschung und Entwicklung sowie über politische und gesetzliche Rahmenbedingungen auf nationaler und internationaler Ebene. Sie hilft damit den Akteuren vor Ort, den strukturellen Wandel der Branche und der einzelnen Standorte mitzugestalten, um Beschäftigung zu erhalten und auszubauen. Bildnachweis: PantherMedia An der großen Anzahl der europäischen Betriebsratsgremien – rund 320 Eurobetriebsräte (EBR) im Organisationsbereich der IG Metall – lässt sich ermessen, wie weit der Prozess der Globalisierung und Internationalisierung hier bereits fortgeschritten ist. Auch die Branchenarbeit der IG Metall ist europäisch vernetzt. Regelmäßige Treffen von Gewerkschaftern und Vertretern europäischer Betriebsräte im Bereich Maschinenbau gewährleisten den Informations- 11 Erneuerbare Energien: IG Metall-Umfrage belegt Defizite Die IG Metall unterstützt den nachhaltigen Umbau der Energiegewinnung. Sie ist allerdings davon überzeugt, dass die Energiewende nur dann gelingen kann, wenn die Arbeit, die die Beschäftigten im Bereich der erneuerbaren Energien leisten, auch Nachhaltig Gute Arbeit ist. – aber auch sozial? Arbeitsbedingungen und Einkommen Aus diesem Grund hat sie zwischen in den Erneuerbaren Energien 2011 und 2013 mehrere Umfragen zu den Arbeitsbedingungen und Einkommen in dieser Branche durchgeführt. Die gewonnenen Ergebnisse geben zu denken: niedrige Entgelte, regelmäßige Mehrarbeit, ungleiche Behandlung der Beschäftigten in vielen Betrieben in Sachen Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie eine verbreitete Benachteiligung von Frauen. Die meisten Kolleginnen und Kollegen können sich nicht vorstellen, ihre Arbeit bis zum Rentenalter auszuüben. Außerdem sind viele von ihnen unzufrieden mit dem Entgelt. Gemessen an ihrem Lebensstandard, haben sie das Gefühl, dass das Einkommen nicht in gleichem Maße mitwächst. Besonders die Beschäftigten in der Solarbranche finden ihr Einkommen unangemessen. Weniger als die Hälfte der Befragten in diesem Bereich ist daher unzufrieden mit ihrem Entgelt. In der Windbranche sehen die Ergebnisse etwas besser aus. Auffällig ist aber auch hier, dass sich insbesondere die höher qualifizierten Beschäftigten aus den F&E-Bereichen unzureichend bezahlt fühlen. Damit laufe die Branche der erneuerbaren Energien Gefahr, so die Schlussfolgerung aus den Umfragen, dass sie „im Kampf um die besten Köpfe“ den Anschluss verliert und ihr Innovationspotenzial nicht ausschöpfen kann. Europäische Bau- und Baustoffmaschinenindustrie: Projekt Copernicus Die europäische Bau- und Baustoffmaschinenindustrie zählt zum Kernbereich des europäischen Maschinenbaus. Die Finanzkrise hat jedoch tiefe Spuren in der Branche hinterlassen. Allein zwischen 2008 und 2009 gab es einen Produktionsrückgang von 40 Prozent. Angesichts der zunehmenden Internationalisierung der Branche tun sich die nationalen Gewerkschaften zunehmend schwer, Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen in diesem Bereich zu sichern und mitzugestalten. Hinzu kommt, dass die meisten Hersteller von Bauund Baustoffmaschinen kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) sind mit teilweise schwach ausgeprägten Mitbestimmungsstrukturen. Unter dem Dach des Europäischen Metallgewerkschaftsbundes (EMB) gelang es 2010, ein „Kompetenz- und Beteiligungsnetzwerk von Arbeitnehmervertretungen für den be- 12 schäftigungsorientierten Strukturwandel in der europäischen Bau- und Baustoffmaschinenindustrie“ – mit der Kurzbezeichnung COPERNICUS – einzurichten. Es unterstützt den länder- und betriebsübergreifenden Erfahrungsaustausch unter den beteiligten Mitgliedsgewerkschaften und hilft ihnen, gewerkschaftliche und betriebliche Interessenvertretungsstrukturen in diesem Sektor vor Ort auf- und auszubauen. Zugleich bildete COPERNICUS eine Plattform, um gemeinsame Positionen zur betrieblichen Krisenbewältigung mit dem Ziel zu erarbeiten, Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen zu sichern. An dem Branchennetzwerk Bau- und Baustoffmaschinenindustrie sowie an den Projektveranstaltungen haben in den letzten Jahren rund 110 Akteure aus mehr als sieben EU-Mitgliedstaaten teilgenommen. Nicht nur über ihre etablierten Strukturen, sondern insbesondere auch mit Hilfe des 2014 gegründeten Expertenteams Maschinenbau will die IG Metall ihre Kompetenz für die Branche stärken, um die Interessen der Beschäftigten im Bereich des Maschinenbaus gegenüber der Politik und im Dialog mit den Fachverbänden noch wirkungsvoller zu vertreten. Es soll mit dazu beitragen, gewerkschaftliche Positionen zu erarbeiten, Branchentrends zu identifizieren und Strategien der Beschäftigungssicherung abzuleiten. Das Expertenteam setzt sich aus Betriebsräten strategischer Konzerne sowie aus Branchen- und Unternehmensbeauftragten der IG Metall zu- Hardy Müller Betriebsratsvorsitzender Werkzeugmaschinenfabrik Waldrich, Coburg Wir denken viel über neue Produkte und Märkte nach » So langsam geraten wir in eine schwierige Situation. Als Werkzeugmaschinenhersteller im Bereich Sondermaschinenbau produzieren wir große – oder besser – riesengroße Fräsund Drehmaschinen. Dafür müssen wir weit vorplanen. Unser Problem ist aber, dass aktuell sehr viele Projekte bei den Kunden auf Eis liegen. Bei der Energieerzeugung hat die Politik keine eindeutige Zukunftsentscheidung getroffen. Niemand weiß deshalb, wie es beispielswiese im Kraftwerksbau oder bei der Windenergie, die wir unter anderem beliefern, weitergeht. Außerdem haben wir Kunden, die von der Problematik des Ukraine-Russland-Konflikts betroffen sind. Speziell dort ist es zurzeit sehr schwierig, bestehende Verträge einzuhalten oder gar neue abzuschließen. sammen und soll den Austausch über teilbranchenübergreifende Themen festigen. Den Betriebsräten kommt im Expertenteam eine entscheidende Rolle zu. Sie sind die Fachleute für die betriebliche Praxis. Sie wissen, wo und in welchem Maße sich betriebliche Veränderungen negativ auf die Arbeitsbedingungen in der Branche auswirken können. Gemeinsam mit den im Expertenteam engagierten Betriebsräten will die IG Metall die heutigen und künftigen Arbeitsplätze im Maschinenbau sichern und gute Arbeitsbedingungen voranbringen. Die Arbeit des Teams soll die Sichtbarkeit der IG Metall in der Branche, gegenüber der Politik und den Verbänden erhöhen. Aufgrund dieser Rahmenbedingungen haben wir schon seit einiger Zeit eine Auftragsflaute. Bisher konnten wir diese in Teilbereichen mit Arbeitszeitkonten und Kurzarbeit überbrücken. Aber allmählich stellt sich immer drängender die Frage: Was wird aus den fast 800 qualifizierten und hochqualifizierten Kolleginnen und Kollegen hier am Standort? Wie können sie zukünftig beschäftigt werden? Bei uns wird vor diesem Hintergrund viel über neue Produkte nachgedacht und auch investiert. Neue Kundenkreise erschließen ist ein weiteres Thema, das uns beschäftigt. Aber in unserer Branche kann man neue Produkte und entsprechende Märkte nicht aus dem Ärmel schütteln. Das braucht seine Zeit. Und natürlich brauchen wir letztlich Kunden, die einen Bedarf an unseren Produkten haben. Aber diese erwarten vor Investitionen klare Aussagen insbesondere zur zukünftigen Energiepolitik. Wir Betriebsräte stehen daher zurzeit mit dem Rücken zur Wand. Alle Hoffnungen und Erwartungen richten sich auf die Politik. Hier müssen klare Entscheidungen und Aussagen für die Zukunft getroffen werden. Von der IG Metall erwarten wir, dass sie uns auf dieser Ebene unterstützt. Gerade auch von dem neuen Expertenteam Maschinenbau versprechen wir uns viele neue Impulse für unsere Arbeit. « 13 Herausforderung Demografischer Wandel und Fachkräftebedarf Bildnachweis: Fotolia Ein Schwachpunkt des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus liegt in dem wachsenden Altersdurchschnitt der Belegschaften. Bisher kümmern sich die Unternehmen noch zu wenig um den demografischen Wandel und um spezielle Maßnahmen, die älteren Beschäftigten zugute kommen. Damit gefährden sie tendenziell die Innovationsfähigkeit der Branche. Der Blick auf die Erfolgsfaktoren der Branche allein ergibt kein vollständiges Bild von der aktuellen Lage des Maschinenbaus. Denn die Branche sieht sich durch eine Vielzahl von Problemen herausgefordert. Da sind in erster Linie der demografische Wandel und die Anforderungen an Facharbeit und Qualifizierung zu nennen. Wenn die Branche ihre Stärken bewahren will, muss sie Zukunftsvorsorge betreiben. Fachkräfte gewährleisten die Innovationen des Maschinenbaus. Sie zu gewinnen und zu halten setzt allerdings voraus, dass die Unternehmen ihnen gute Arbeitsbedingungen und berufliche Entwicklungschancen bieten. Dass hier vieles im Argen liegt, hat die Beschäftigtenbefragung der IG Metall an den Tag ge- 14 bracht. Fast 90 000 Beschäftigte des Maschinenbaus haben sich daran beteiligt. Keine Branchenbefragung kann ein größeres Maß an Repräsentativität für sich in Anspruch nehmen. Ein zentrales Ergebnis der Befragung: Der Altersdurchschnitt in der Branche ist zu hoch. Er wird wohl in Kürze bei über 50 Jahren liegen. Auf die Frage „Wie gut ist Ihr Betrieb auf älter werdende Belegschaften vorbereitet?“ antworten 48 Prozent der Befragten mit „schlecht“ oder „gar nicht“. Die Frage „Können Sie Ihre Arbeit bis zum Rentenalter über 65 Jahre ausüben?“ verneinen 43 Prozent von ihnen. „Haben Sie den Eindruck, dass Sie in den letzten Jahren immer mehr Arbeit in der gleichen Zeit bewältigen müssen?“ – Diese Frage bejahen 79 Prozent. Donald Magdanz Betriebsratsvorsitzender Vestas Narcelles, Lübeck Wir brauchen eine Strategie gegen Unterforderung » Unsere große Herausforderung im Moment ist, dass viele unserer Kolleginnen und Kollegen mit ihrer Arbeit unzufrieden sind. Sie ist ihnen zu wenig abwechslungsreich. Und sie haben das Gefühl, sich darin beruflich nicht ausreichend weiterentwickeln zu können. Deshalb haben wir inzwischen eine Rotation eingeführt, so dass die Tätigkeiten in der Produktion wechseln. Wir haben 2012 einen neuen Standort im Industriegebiet Skandinavienkai bezogen. Dort wurde – quasi auf der grünen Wiese – eine neue Generatorenfabrik mit neuester Technik und modernsten Steuerungsmethoden nach dem Lean-Prinzip aufgebaut. Auch das Produkt hat sich verändert. Die Generatoren sind qualitativ hochwertig und kommen auf dem Markt gut an. Bei diesem neuen Modell läuft der Rotor ohne Spulen. Dadurch muss kein Kupfer mehr von Hand eingelegt werden. Das hat dazu geführt, dass praktisch die Hälfte der Arbeitsplätze in der Rotorenherstellung entfiel. Viele der betroffenen Beschäftigten konnten wir aber durch einen neu gegründeten Reparaturshop auf dem alten Gelände auffangen. An dem neuen Standort arbeiten unter anderem Elektromaschinenbauer, also gut qualifizierte Fachkräfte. Anders als vorher beklagen sich aber viele jetzt, dass die Arbeit wenig vielfältig ist. Die Maschinen laufen größtenteils voll automatisch, die Kollegen müssen sie im Wesentlichen „nur“ überwachen. Das ist hochkonzentrierte Arbeit, aber sie bietet ihnen – auch wegen der vorgegebene Standards und der Schichtarbeit – wenig Spielraum für Kreativität und persönliche Entscheidungen. Viele Beschäftigte befürchten, dass sie sich zu einseitig ausrichten, wenn sie das länger machen. Sie vermuten, dass sie kaum mehr eine Chance auf dem Arbeitsmarkt hätten, wenn sie beruflich wechselten oder ihren Job bei uns verlören. Diese Unzufriedenheit macht sich mittlerweile auch in hohen Abwesenheitszeiten bemerkbar. Deshalb will der Betriebsrat das Thema jetzt verstärkt angehen. Einen ersten Schritt haben wir bereits unternommen. Wir haben uns an die Task-Force „Krisenintervention“ des IG Metall Vorstands gewandt und gemeinsam mit einer Unternehmensberatung eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt. Diese wurde sogar von der Geschäftsführung unterstützt. Das Ergebnis bestätigte unsere Beobachtungen, dass viele Kollegen sich unterfordert und beruflich eingeengt fühlen. Wir haben dies mit der Geschäftsführung diskutiert und gemeinsam mit den Beratern Gegenmaßnahmen entwickelt. Unter anderem haben wir nun ein Cross-Training eingeführt. Dabei lernen die Kollegen verschiedene Arbeitsstationen kennen und qualifizieren sich dafür, an mehreren Arbeitsplätzen eingesetzt zu werden. Wer nicht will, muss dieses Angebot nicht annehmen. Es gibt ein Trainig Developement Records (TD), in dem eingetragen wird, wer welche Qualifikationen mitbringt, welche Stationen er durchlaufen und welche neuen Fertigkeiten er erlernt hat. Bei vielen kommt das gut an. Sie fühlen sich stärker in ihrer Arbeit wertgeschätzt und unentbehrlicher. Und sie verbessern ihre beruflichen Chancen ja auch tatsächlich. Beim Thema „Krankenstand“ sind wir ebenfalls weitergekommen. Wir haben einen Gesundheitszirkel gegründet, um Ideen zu entwickeln, wie man die Leute stärker motivieren kann. Damit werden wir es nicht von heute auf morgen schaffen, die Unzufriedenheit aus dem Betrieb zu schaffen. Aber man kommt ins Gespräch, nimmt sich gegenseitig ernst und kann so gemeinsam die Dinge voranbringen. « 15 Grafik 6 fordert, den Wissenstransfer von Alt zu Jung zu organisieren und Qualifizierungsbedarfsanalysen zu erstellen. Um die Arbeitsbelastungen abzufedern, ist es zwingend erforderlich, jeden Arbeitsplatz und die jeweilige Arbeitsumgebung ergonomisch zu gestalten. 96 Prozent der Befragten sehen dies so. Anteil der Betriebe, die in 2013 und 2014 mindestens ein Personalproblem erwarten in Prozent 45 Gesamtwirtschaft 54 M+E insgesamt M+E-Hauptbranchen 78 Automobilindustrie 67 Maschinenbau 56 H. v. DV-Geräten etc. 55 H. v. elektrischen Ausrüstungen 53 H. v. Metallerzeugnissen Quelle: IAB Betriebspanel Grafik 7 MaSnahmen für ältere Mitarbeiter im Vergleich zum Anteil der ausbildenden Betriebe in Prozent 18 Gesamtwirtschaft 31 21 M+E insgesamt 46 M+E-Hauptbranchen 48 Automobilindustrie 34 Maschinenbau 29 H. v. elektrischen Ausrüstungen H. v. Metallerzeugnissen 15 Maßnahmen für ältere Mitarbeiter 65 51 44 46 Anteil der ausbildenden Betriebe Quelle: IAB Betriebspanel Was bedeuten diese Zahlen, wenn man sie mit dem Erfolgsfaktor des Maschinenbaus, der Qualitätsarbeit, in Verbindung setzt? Sie unterstreichen die Notwendigkeit, dass die Unternehmen mehr in das eigentliche Potenzial – die Beschäftigten – investieren und den Altersdurchschnitt durch eine langfristige Personal- und Nachwuchsplanung senken müssen. Die Betriebe sind ge- 16 Kaum Massnahmen zum demografischen Wandel Laut IAB Betriebspanel erwarten aktuell zwei Drittel der Maschinenbauunternehmen akute personelle Engpässe (siehe Grafik 6). Ein Drittel hat bislang Maßnahmen ergriffen, die älteren Beschäftigten zugute kommen (siehe Grafik 7). Nur 16 Prozent bieten betriebliche Weiterbildungsaktivitäten an; bescheidene 17 Prozent ermöglichen die Arbeit in altersgemischten Gruppen (siehe Schaubild 1, Seite 17). Die Beschäftigten des Maschinenbaus wissen, wo man ansetzen muss, um etwas zu verbessern: Die Möglichkeit, die Arbeitszeit im Alter schrittweise abzusenken, halten laut IG Metall-Beschäftigtenumfrage 87 Prozent für „sehr wichtig“ oder „wichtig“. Für mehr Mitsprachemöglichkeiten (etwa bei der Aufgaben- und Arbeitsgestaltung) sprechen sich 85 Prozent der Befragten aus. Und die Arbeitsmenge und das Arbeitstempo selbst einzuteilen, wünschen sich 90 Prozent von ihnen. Maßnahmen, um den Leistungsdruck zu mindern und eine ausgewogene Work-Life-Balance zu ermöglichen, sind qualitätssichernd und zukunftsvorsorgend. Das gleiche gilt für Investitionen in die betriebliche Fort- und Weiterbildung. Sie sind als integraler Teil einer vorausschauenden Unternehmenspolitik zu begreifen. Es ist ebenfalls erforderlich, die vorhandenen Qualifizierungstarifverträge viel stärker zu nutzen. Wie aber sieht die Gegenwart des Maschinenbaus aus? Der Aussage „Bei dem Arbeitsdruck bleibt keine Zeit für Weiterbildung“ stimmen 45 Prozent der von der IG Metall befragten Kolleginnen und Kollegen zu. Und nur sieben Prozent der Befragten sind der Meinung „Der Betrieb bietet mir ausreichend Möglichkeiten zur Weiterbildung an.“ Neben der Tarifautonomie und der Mitbestimmung ist die duale Berufsausbildung eine wichtige Voraussetzung für Innovationen und Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg der Branche. Der steigende Fachkräftebedarf unterstreicht die zentrale Bedeutung des dualen Ausbildungssystems. Tatsache ist aber, dass die Ausbildungszahlen trotz einer robusten Konjunktur und einer steigenden Zahl von Schulabgängern auf einem historischen Tiefstand verweilen. Die IG Metall fordert daher die Arbeitgeber des Maschinen- und Anlagenbaus auf, ihre Ausbildungsaktivitäten dringend zu verstärken. Schaubild 1: Anteil der Betriebe mit Massnahmen für ältere Mitarbeiter 2011 Basis: alle Betriebe mit älteren (über 50-jährigen) Mitarbeitern, Mehrfachnennungen möglich in Prozent darunter sind folgende Maßnahmen am häufigsten vertreten: Maßnahmen haben … Prozent der Betriebe Einbeziehung Älterer in die betrieblichen Weiterbildungsaktivitäten Metallerzeugung/ -bearbeitung 53 H. v. Metallerzeugnissen Altersteilzeit altersgemischte Besetzung von Arbeitsgruppen 29 38 22 15 7 5 6 Herstellung von DV-Geräten etc. 21 14 8 9 H. v. elektrischen Ausrüstungen 29 17 15 17 Maschinenbau 34 16 16 17 Automobilindustrie 48 21 35 23 sonstiger Fahrzeugbau 31 15 15 17 Herstellung von sonstigen Waren 8 5 3 2 Reparatur und Installation von Maschinen 17 7 4 6 Metall- und Elektroindustrie 21 10 9 9 Gesamtwirtschaft 18 9 8 6 17 Herausforderung Globalisierung verlangt größere Innovationsfähigkeit Bildnachweis: Bosch Deutschland mit seiner marktführenden Position in vielen Maschinenbausparten bekommt zunehmend Konkurrenz auf dem Weltmarkt. Für die Unternehmen gilt, dass diese sich den neuen Herausforderungen der Globalisierung noch stärker als bisher stellen und ihre Innovationsfähigkeit weiterentwickeln müssen, indem sie die Beschäftigten in die Veränderungsprozesse umfassend einbeziehen. Auf der ökonomischen Weltbühne werden die Karten für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau seit einiger Zeit neu gemischt. Die zunehmende internationale Arbeitsteilung verschiebt die Marktanteile weg von Europa hin zu den Wachstumsmärkten in Asien und Amerika. Treiber dieser globalen wirtschaftlichen Dynamik sind die meisten Schwellenländer, die einen hohen Nachholbedarf an industriellen Produkten und Maschinen haben. Vor allem Chinas globale Bedeutung wächst. Nicht nur, dass die Volksrepublik in wenigen Jahren zum wichtigsten Markt für den deutschen Maschinenbau herangewachsen ist, China hat auch als Importland Boden gut gemacht (Grafiken 8 und 9, Seite 19). 18 Der Wettbewerbsdruck im gesamten Bereich des Maschinenbaus nimmt international massiv zu. Das lässt sich an folgenden Punkten festmachen: Viele Staaten wie China oder die USA setzen auf sogenannte Local-Content-Auflagen. Damit zwingen sie ausländische Maschinenbauer, in ihren Ländern lokale Fertigungsstätten aufzubauen, was deutsche Betriebe gegenwärtig tun. Neben der reinen Wertschöpfung werden so immer häufiger auch Forschung und Entwicklung verlagert. Nur dadurch könne eine adäquate Anpassung der Produkte an regionale Anforderungen erfolgen, lautet die Argumentation der Unternehmen. Nach den Erfahrungen und der Erkenntnis aus der letzten Weltwirtschaftskrise, wie wichtig industrielle Kerne für eine Volkswirtschaft sind, haben viele Länder angefangen, einen eigenen Maschinenbau aufzubauen. So hat die chinesische Regierung beispielsweise mit ihrem elften Fünfjahresplan den Teilbranchen des Maschinenbaus – wie Werkzeugmaschinen, Bau- und Bergbaumaschinen, Textilmaschinen und Windkraft – eine hohe strategische Bedeutung zugesprochen und unterstützt sie ganz gezielt mit einer staatlichen Industriepolitik. Folglich wachsen neue Wettbewerber auf dem Weltmarkt heran, die den etablierten deutschen Maschinenbau in seinen angestammten Märkten angreifen. Der Markteintritt von „Low-Cost-Spielern“ mit steigender Qualität verschärft den Wettbewerb zusätzlich. Dafür sprechen unter anderem Übernahmen und Beteiligungsinvestitionen chinesischer Maschinenbauer in Deutschland – wie zum Beispiel Kion Group, Putzmeister, Schwing, Waldrich Coburg. Diese zielen vor allem darauf, Technologien, Wissen und Marken zu erwerben, um den chinesischen Investoren beziehungsweise Käufern Zugang zu entwickelten Märkten zu verschaffen. Überdies legt die chinesische Regierung explizit für verschiedene wichtige Zielländer – wie beispielsweise Deutschland – Schwerpunktbranchen fest, in denen Unternehmen erworben werden sollen. Dies betrifft auch den Maschinenbau. Grafik 8 Die zehn gröSSten Ausfuhrländer Deutschlands 2013 in Milliarden Euro und Veränderung zum Vorjahr -2,1 Volksrepublik China -2,4 USA 8,1 0,8 Vereinigtes Königreich 7,7 0,4 Österreich 7,1 -0,9 Italien Niederlande 11,6 -3,7 6,3 -3,7 BRIC-Staaten Rangfolge 2013: 1China 4Russland 18Brasilien 19Indien 6,1 1,7 Polen in Milliarden Euro 5,4 Veränderung zum Vor- 3,6 4,8 Schweiz jahr in Prozent Quelle: Statistisches Bundesamt Grafik 9 Die zehn gröSSten Einfuhrländer Deutschlands 2013 in Milliarden Euro und Veränderung zum Vorjahr -3,4 6,1 -13,0 Verstärkter Wettbewerbsdruck durch Schwellenländer Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann Deutschland seine marktführende Position in vielen Maschinenbausparten an China verlieren wird. Gerade das mittlere Markt- und Technologiesegment wächst gegenwärtig stark und wird künftig eine dominante Rolle einnehmen (vgl. dazu die Ausführungen Seite 22 ff). Die aufstrebenden Länder wollen nicht mehr Handlanger von ausländischen Firmen und Billigproduzenten auf dem Weltmarkt des Maschinenbaus sein, sondern mit eigenständigen konkurrenzfähigen Unternehmen und mit hochwertigen Produkten aufwarten. Sie setzen massiv auf F&E- und Bildungsinvestitionen. Damit 14,6 -0,3 Frankreich Russische Föderation 16,5 -3,5 -7,0 2,1 6,1 Volksrepublik China 4,9 Japan 4,9 Schweiz 4,6 4,4 1,5 5,4 0,2 4,2 -5,7 in Milliarden Euro Veränderung zum Vor- Frankreich USA -3,6 BRIC-Staaten Rangfolge 2013: 2China 23Brasilien 24Indien 36Russland Italien Tschechische Republik (ab 1993) Niederlande 2,9 2,6 Österreich 2,1 Polen jahr in Prozent Quelle: Statistisches Bundesamt 19 verfolgen sie eine Highroad-Strategie, die den „alteingesessenen“ Industrieländern ihre Dominanz auf den Märkten für höherwertige Produkte streitig machen soll. Die Bedeutung von Innovation und Forschung nimmt weltweit weiter zu. Regina Schacht stellv. Betriebsratsvorsitzende Sempell GmbH, Korschenbroich Fehlende Standards führen zu Arbeitsverdichtung »Als Zulieferer für den Kraftwerksbau sind wir in Deutschland stark von der Energiewende betroffen. Das Geschäft in Deutschland ist praktisch weggefallen. Jetzt holen wir uns die Aufträge aus dem Ausland, wo immer noch genügend Kraftwerke gebaut werden. Insofern ist die Situation bei uns nicht kritisch. Problematisch ist jedoch, dass es keine einheitlichen europäischen Standards beim Kraftwerksbau gibt. Die Franzosen, die Deutschen: Alle haben ihre eigenen Standards. Lediglich in den USA gibt es einheitliche Normen (ASME). Aber gerade davon wollen sich die für uns interessanten aufstrebenden Länder wie China und Indien nicht abhängig machen. Daher schafft sich fast jede Nation ihr eigenes Regelwerk. Vielfach greifen sie sich weltweit Teile aus anderen Regelwerken heraus und bauen diese in ihre eigenen Standards ein. Wir müssen aber nicht nur die Spezifikationen der Endkunden – also etwa den Kraftwerkbetreiber in China – im Blick haben, sondern auch die Vorgaben unserer direkten Auftraggeber, die für China die Kraftwerke bauen – gleich ob Franzosen, Russen oder Araber. Für unsere Beschäftigten heißt das: Bei jedem Auftrag müssen andere Spezifikationen berücksichtigt werden. Gleicher Kunde, gleiche 20 Globale Wachstumschancen für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau werden heute auch vom Risiko der Wertschöpfungserosion in Deutschland begleitet. In den Betrieben stehen nicht nur die beiden Kernfunktionen – Montage Spezifikation – das war einmal. Zwar kann auf einen Stamm von Dokumenten zurückgegriffen werden, doch müssen diese immer wieder neu zusammengestellt und ergänzt werden. Selbst die Produktion wird immer bürokratischer, da auch hier immer mehr Nachweise erbracht werden müssen, sowohl eigene als auch vom Zulieferer. Bei den durchzuführenden Prüfungen gibt es kaum einheitliche Abläufe, weil ja jeder Kunde unterschiedliche Anforderungen stellt. Und nicht immer sind diese Prüfungen sinnvoll. Dies alles führt zu einer steigenden Verdichtung der Arbeit und zu wachsendem Stress und Frust unter den Beschäftigten. Sie übernehmen Arbeiten, die eigentlich der Kunde im Vorfeld hätte erledigen müssen. Sie müssen immer mehr kontrollieren, ohne die entsprechende Zeit dafür zur Verfügung gestellt zu bekommen. Im Gegenteil: Die vom Kunden gewünschten Liefertermine werden sogar immer kürzer, obwohl oft noch gar nicht absehbar ist, welcher Zeitaufwand erforderlich ist, um alle Spezifikationen im einzelnen auszumachen und zu erfüllen. Die Arbeit verlangt enorm viel theoretisches Wissen. Aber es gelingt kaum noch, unsere Leute ständig über Neuerungen auf dem Laufenden zu halten und zu qualifizieren. Auch dafür gibt es keine Zeit. Selbst die Führungskräfte sind so mit Problemlösungen beschäftigt, dass sie kein Ohr mehr für die Mitarbeiter haben. Natürlich wären einheitliche europäische Standards beim Kraftwerksbau hilfreich. Aber darauf können wir noch lange warten. Deshalb hat sich unser Betriebsrat vorgenommen, diese ständige Überforderung der Beschäftigten verstärkt anzugehen – gemeinsam mit der IG Metall.« Bildnachweis: Fotolia und Fertigung – auf dem Prüfstand, sondern es werden Aktivitäten entlang der gesamten Wertschöpfungskette (Forschung und Entwicklung, Konstruktion, Beschaffung, Service und administrative Funktionen) verlagert. Damit sinkt die Wertschöpfungsquote in Deutschland, und die Wertschöpfungsketten werden brüchiger. Die Standortkonkurrenz innerhalb von Unternehmen und Betrieben nimmt zu. Auch in den nächsten Jahren ist von einer starken regionalen Gewichtsverschiebung – besonders in Richtung China – auszugehen. Die Antwort der Unternehmen auf ihre strukturellen Probleme sind in der Regel Ausweichstrategien, die sich in Lohndruck auf die Beschäftigten oder in Verlagerungen widerspiegeln. Antworten im Sinne einer innovativen Umstrukturierung auf betrieblicher Ebene fehlen. Die deutschen Standorte haben sich auf ihre Kernkompetenzen zurückgezogen. Ihr Wertschöpfungsan- teil konzentriert sich verstärkt auf komplexere Montagetätigkeiten beziehungsweise auf Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, die weniger beschäftigungsintensiv sind. Um auch weiterhin eine bedeutende Rolle auf dem Weltmarkt spielen zu können, muss sich der Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland den Herausforderungen rund um den Megatrend „Globalisierung“ stellen. Nach wie vor sind Innovationen und technologische Leistungsfähigkeit sehr wichtige Erfolgsfaktoren für die Maschinenbauer Deutschlands. In dieser neuen Konstellation wird für sie ausschlaggebend sein, ob sie ihre Innovationsfähigkeit weiterentwickeln können. Eine wichtige Frage dabei lautet: Wie ist das Wissen der Beschäftigten und wie sind die betrieblichen Mitbestimmungsstrukturen zu nutzen? Denn davon hängen sichere Beschäftigung und eine steigende betriebliche Innovationsfähigkeit entscheidend ab. 21 Herausforderung HighTech versus mittleres Technologiesegment Bildnachweis: KUKA Einzelne Schwellenländer machen dem deutschen Maschinen- und Anlagenbau gerade im Mittelsegment seine oft erstrangige Position auf dem Weltmarkt streitig. Daraus zu schlussfolgern, dass er sich auf dieses Segment konzentrieren und HighTech vernachlässigen solle, wäre fatal. Für die IG Metall gilt auch für diese Branche: „besser statt billiger“. Die Märkte des Maschinenbaus verschieben sich gegenwärtig rasant – weg von den etablierten Industrie- und hin zu den wachsenden Schwellenländern. Konzentrierten sich vor zehn Jahren noch drei Viertel des Weltmarktes auf die Triade Europa, Nordamerika und Japan, werden inzwischen Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika für die Umsätze des Maschinenbaus immer bedeutsamer. Aus diesen sogenannten BRIC-Staaten ragt China mit Abstand heraus. Die Sogwirkung des Landes als größter Maschinenbauproduzent der Welt ist enorm; die deutschen Stammwerke und Kompetenzzentren bekommen den Druck zu spüren. In China und in den anderen Schwellenländern wächst das preislich und technologisch im mittleren Bereich angesiedelte Marktsegment am 22 stärksten (Grafik 10, Seite 23). Auch dies setzt die deutschen, auf HighTech spezialisierten Unternehmen unter Druck. Mit dem Argument, dass das Mittelsegment kostengetrieben sei, stellt manches Management die heimischen Standorte in Frage. Einschlägige Consultants wie Roland Berger und Mc Kinsey raten dazu. Das Geschäftsmodell, spezialisierte HighEnd-Märkte mit der Exzellenz der heimischen Wertschöpfung zu bedienen, führe zu einer Nischenexistenz und sei ein auslaufendes Modell. Wie sieht dies die IG Metall? Können wir unsere „besser statt billiger“-Strategie über Bord werfen? Zunächst einmal: Das Denken in den Kategorien von entweder/oder führt in der Regel dazu, die Dinge zu sehr zu vereinfachen. Ein Volumenhersteller des Maschinenbaus muss beides können: HighTech- und MidEnd-Produkte. Die IG Metall spricht sich dafür aus, nicht von der bisherigen Exzellenzstrategie abzurücken. Denn was heute als Mittelsegment gilt, war gestern ein HighTech-Produkt, das nach unten nivelliert wurde. Und was heute mittleres Preisund Technologieniveau ist, wird in naher Zukunft LowEnd-Niveau sein. Der technologische Fortschritt bleibt nicht stehen, er geht immer weiter. Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau muss technologisch weiterhin an der Spitze marschieren, sonst wird er abgehängt. Für manchen Spezialmaschinenhersteller wird es allerdings auch künftig vernünftig sein, sich auf seine Nische zu fokussieren. Technologischen Vorsprung aufrecht erhalten Richtig ist: Deutsche Maschinenbau-Unternehmen vernachlässigen oft das volumenstarke mittlere Marktsegment. Der geringere Gewinn pro Maschine ist dafür ursächlich. Gleichzeitig breiten sich chinesische Unternehmen im Massenmarkt aus und erzielen dort durch ihre großen Verkaufsmengen hohe Gewinne. Diese wiederum investieren sie in eigene F&E-Aktivitäten oder in den Kauf internationaler Premiumanbieter. Es wird daher für deutsche Maschinen- und Anlagenbauer mitunter schwieriger, den technologischen Vorsprung aufrecht zu erhalten. Vor diesem Hintergrund wird sich das von umsichtigen Beratern empfohlene duale Geschäftsmodell als das richtige erweisen. Die Erfolg ver- Grafik 10 MAschinenbau-Gesamtmarkt China: Pyramide wird zum Diamanten in Prozent Total 100 Total 100 24,2 34,3 41,5 Heute Premiumsegment 29,1 +4,9 +6,0 Mittleres Marktsegment 40,3 -10,9 LowEndSegment 30,6 In 3-5 Jahren Quelle: Institut für Mittelstandsforschung, Albeck, Woywode 2014 sprechende Geschäftsstrategie ist demnach: auf der Basis qualifizierter Facharbeit, hohem F&E-Einsatz und heimischer Wertschöpfungskette weiterhin Premium-Anlagen produzieren und diese Anlagen mit einer durchdachten modularen Bauweise für die Volumenmärkte und die Erfordernisse des mittleren Segments „downgraden“. Diese Strategie bietet beides: kundenspezifische Lösungen bis zur Einzelfertigung mit einem umfassenden Service im oberen Preissegment und funktionale Produkte zu günstigeren Preise (sogenannter value for money). Auf dem gegenwärtig anziehenden US-Markt hat sich dieses Vorgehen bereits bewährt. Das propagierte Abrücken von permanenten Innovationen und der falsche Gegensatz von kundenspezifischer Lösung und dem Bedienen von Volumenmärkten führen in die Irre. Bildnachweis: Siemens 23 Hayo Raich Konzern-Betriebsratsvorsitzender Dürr AG, Bietigheim-Bissingen Energieeffizienz ist bei uns ein grosses Thema » Von einer Krise im Maschinenbau ist bei uns nichts zu spüren. Unsere Werke wissen momentan gar nicht, wohin mit der Arbeit und haben eine Spitzenauslastung – sei es in der Lackiertechnik, der Umwelttechnik oder in den Bereichen Auswucht-, Prüf-, Befüll- und Reinigungstechnik. Im Anlagenbau haben wir den Vorteil, nicht direkt von den Schwankungen in anderen Branchen, etwa der Automobilproduktion, abhängig zu sein. Wir liefern Investitionsgüter, und deren Anschaffung wird langfristig geplant. Auch die Entwicklung in China ist gut. Wir haben bei der Lackiertechnik die Technologieführerschaft. Genauso sieht es in unseren anderen Produktbereichen aus. Momentan bauen wir in China ein weiteres Kompetenzzentrum auf. Unsere Kernkompetenzen im Anlagenund Roboterbau halten wir aber in Deutschland. Dieses Know-how lässt sich auch nicht in zwei, drei Jahren nach China übermitteln. Unsere Lackierstraßen sind viel zu komplex. Dazu braucht es mindestens zehn Jahre Erfahrung – und die haben unsere Leute. Viele sind schon Jahrzehnte dabei. Aber wir dürfen uns nicht ausruhen. Das weiß auch das Management. Wir haben ein neues 24 Forschungszentrum aufgebaut und investieren pro Jahr über 40 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung, um unsere Technologien weiterzuentwickeln. „Energieeffizienz“ ist ein großes Thema für uns, denn der Lackierprozess ist der energieintensivste Arbeitsschritt beim Bau eines Autos. In den Strategiemeetings des Unternehmens reden wir Betriebsräte entscheidend mit. Dabei profitieren wir auch von dem hochkarätigen Expertenwissen im Aufsichtsrat. Parallel zu den Aktivitäten mit Marktwirkung kümmern wir uns als Betriebsräte sehr stark um die Gesundheit der Beschäftigten. Denn trotz der hohen Auslastung und des zunehmenden zeitlichen Drucks müssen die Leute auch mal durchatmen können. Deshalb arbeiten wir an einer neuen Regelung zur flexiblen Arbeitszeit und an attraktiven Gesundheitsangeboten für die Beschäftigten im Rahmen eines Sozialbudgets. Beides soll zukünftig auch für die Beschäftigten der Carl Schenck AG und der Homag Group AG gelten, die mit zum Konzern gehören. Die Integration des Holzmaschinenbauers Homag, der erst vor einigen Wochen erworben wurde, ist für uns eine große Herausforderung, die wir aber gerne annehmen. Auch das Thema „demografischer Wandel“ steht bei uns ganz oben auf der Tagesordnung. Dabei geht es uns speziell um den Wissenstransfer. Wir wollen das Experten-Know-how im Konzern mit Hilfe einer Wissensdatenbank verbreitern – und damit weiterhin attraktiv für junge Fachkräfte sein, die schnell Verantwortung übernehmen und mitentscheiden wollen. « Herausforderung GreenTech – die Chancen des Marktes nutzen Bildnachweis: Fotolia Die Energiewende und die Elektromobilität sind von den Maschinenbauern bisher noch nicht richtig als Zukunftsmärkte wahrgenommen worden. Ursächlich dafür ist allerdings nicht allein die zögerliche Politik, die keine Planungssicherheit garantieren kann. Zumeist mangelt es auch den Unternehmen an Investitionen in neue Geschäftsfelder in diesen Bereichen. Noch vor wenigen Jahren haben die gleichen Consultants, die heute das Mittelsegment zum „neuen Mekka“ erklären und die großen Investitionen nur noch in den Schwellenländern getätigt sehen wollen, die GreenTech-Märkte als „Umsatzbringer“ für den deutschen Maschinenbau gefeiert. Tatsächlich hat sich das globale Marktvolumen für Umwelttechnik und Ressourceneffizienz rasant entwickelt (siehe Grafik 11, Seite 26). Die Euphorie hat jedoch in Deutschland mittlerweile nachgelassen. Zu viele Unternehmen der Branche halten sich mit entsprechenden Investitionen zurück. Zwar spielt der deutsche Maschinen- und Anlagenbau bei Effizienzlösungen weltweit in der ersten Liga, aber die Energiewende und die Elektromobilität finden mit zu geringer Beteiligung der Branche statt. Dabei sollten die Großprojekte des industriellen Umbaus doch einmal Wasser auf die Mühlen der Maschinenbauer sein. Diese Investitionszurückhaltung erklärt sich zum Teil aus einer fehlenden Planungssicherheit, für die die Politik verantwortlich ist. Dies gilt insbesondere für die energieerzeugenden Unternehmen. Der Investitionsstau löst sich nicht auf, solange unklar ist, welcher konventionelle Energieträger die Versorgungssicherheit in der Übergangsphase zur vollzogenen Energiewende gewährleisten soll. Eine verantwortungsvolle Industriepolitik muss den Energieerzeugern die Sicherheit geben, wohin die Reise geht. Erst dann werden die Investitionen in neue Anlagen getätigt und wird die Sicherheit der Arbeitsplätze 25 Grafik 11 „GreenTech made in Germany 4.0“ Globales Volumen der Leitmärkte der Umwelttechnik und Ressourceneffizienz 2013 (in Milliarden Euro) Gesamtvolumen 2013 = 2 536 825 505 422 367 315 102 Energieeffizienz Nachhaltige Wasserwirtschaft Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung Rohstoff- und Materialeffizienz Nachhaltige Mobilität Kreislaufwirtschaft Quelle: Roland Berger gewährleistet sein. Die IG Metall und ihre Betriebsräte werden fortfahren, die Politik an ihre Verantwortung zu erinnern. Nicht auf allen GreenTech-Feldern hapert es glücklicherweise. So liegt der deutsche Maschinenbau beim Export energieeffizienter Anlagen weltweit an der Spitze und trägt damit dazu bei, dass die globalen Klimaziele erreicht werden. Hier zahlt sich aus, dass immer mehr Kunden Grafik 12 GreenTech-Industrie ist wichtiger Wirtschaftsfaktor Entwicklung des globalen Marktvolumens für Umwelttechnik und Ressourceneffizienz 2013 bis 2025 (in Milliarden Euro) 5 385 170 Kreislaufwirtschaft 944 Nachhaltige Mobilität 934 Rohstoff- und Materialeffizienz 2 536 102 315 990 Umweltfreundliche Erzeugung, Speicherung und Verteilung von Energie 367 982 Nachhaltige Wasserwirtschaft 1 365 Energieeffizienz 6,5 % 422 505 825 2013 2025 26 Quelle: Roland Berger neben dem Anschaffungspreis auch sämtliche über die gesamte Maschinenlaufzeit anfallenden Kosten – also die Lebenszykluskosten – berücksichtigen. Auch bei der Windkraft und den Produktionsanlagen für Photovoltaik hat GreenTech für neues Geschäft gesorgt. Dagegen setzen die Maschinenbaufirmen auf den Zukunftsfeldern Elektromobilität und Energiewende eine oft vorhandene, gute technologische Position zu selten in Markterfolge um. Die Unternehmen tragen selbst Verantwortung Dafür die Politik alleine verantwortlich zu machen, wäre unredlich. Die Unternehmen tragen ebenfalls dafür Verantwortung. Beispiel Elektromobilität: Im Jahr 2020 soll eine Million Elektrofahrzeuge unterwegs sein und – so die Anforderung der IG Metall – in Deutschland produziert werden. Für die Teilbranchen Antriebstechnik und Werkzeugmaschinenbau ergeben sich somit neue Geschäftsfelder. Aber die gemeinsam mit der Automobilindustrie getätigten Investitionen in die Antriebs- und Batterietechnik, Steuerungsanlagen und neuen Fertigungsstraßen verharren auf zu bescheidenem Niveau. Beispiel Energiewende: Man spricht von einem Investitionsvolumen von mehr als 1 000 Milliarden Euro für die nächsten 20 Jahre. Das macht weitere große Investitionen in die Grafik 13 „GreenTech made in Germany 4.0“ Beschäftigte in der Umwelttechnik und Ressourceneffizienz in Deutschland 2013 510 000 Gesamtzahl Beschäftigte 2013 = 1,5 Millionen 390 000 230 000 210 000 100 000 60 000 Energieeffizienz Umweltfreundliche Nachhaltige Energien und Wasserwirtschaft Energiespeicherung Nachhaltige Mobilität Rohstoff- und Materialeffizienz Kreislaufwirtschaft Quelle: Roland Berger erneuerbaren Energien notwendig, aber genauso Konversionsprogramme für die weltweite Modernisierung des Kraftwerksparks. Beispiel Wasserwirtschaft: Eine Milliarde Menschen leidet unter Wasserknappheit, fast drei Milliarden sind nicht an die Abwasserversorgung angeschlossen. Statt sich auf ein auslaufendes Geschäftsmodell zu fixieren (Stichwort: Ausstieg aus der Atomenergie), sollte die hiesige Industriearmaturen-Branche Lösungen für eine nachhaltige Wasserwirtschaft anbieten. Von GreenTech gebotene Chancen stärker nutzen Das potenzielle Marktvolumen von GreenTech ist nach wie vor enorm. Umwelttechnik „Made in Germany“ ist weltweit gefragt. Das Bundesumweltministerium hat eine globale Wachstumsprognose erstellt. Danach erwartet das Ministerium bis 2025 einen weltweiten Umsatz von 5 385 Milliarden Euro (siehe Grafik 12). Aktuell liegt der Anteil des Maschinenbaus bei 15 Prozent. Solche Erwartungen erfüllen sich nicht von selbst. Der Trend zu grünen Technologien ist kein Selbstläufer. Die IG Metall fordert die jetzt anstehenden Investitionen energisch ein. Es bedarf allerdings zusätzlich einer pro-aktiven Industriepolitik für den Maschinenbau, die für die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen sorgt, private und öffentliche Investitionen sowie diese Leitmärkte und -technologien fördert. Nach einer Studie des Bundesumweltministeriums waren in den GreenTech-Leitmärkten 2013 schon 1,5 Millionen Menschen beschäftigt (siehe Grafik 13). Bis 2018 erwarten die Unternehmen ein durchschnittliches Beschäftigungswachstum von jährlich sieben Prozent. Treiber mit 9,6 Prozent ist der Leitmarkt „Nachhaltige Mobilität“. An diesem Beschäftigungspotenzial muss der deutsche Maschinen- und Anlagenbau im großen Stil partizipieren. Die von GreenTech gebotenen Chancen für Wachstum und Beschäftigung müssen stärker genutzt werden. Der Maschinen- und Anlagenbau muss noch mehr produktseitige Lösungen anbieten, die das Potential der Leichtbauweise ausreizen und den Kriterien Energie-, Rohstoffund Materialeffizienz genügen. Auf dem Feld der regenerativen Energien und der Energiespeicherung sind neue Märkte zu erschließen. Das gleiche gilt für den Umbau des Verkehrs in Richtung einer nachhaltigen Mobilität. Die IG Metall sieht die Chance, dass mit GreenTech neue Wertschöpfungsketten entstehen und damit neue Beschäftigungsfelder, die auch dem Kriterium Guter Arbeit gerecht werden. Auch für die GreenTech-Märkte gilt: Ernst zu nehmende Konkurrenten innerhalb und außerhalb Europas wachsen heran. Der deutsche Maschinenbau hat keinerlei Grund, seine Zurückhaltung bei Investitionen in umweltfreundliche Produkte und Anlagen beizubehalten. 27 Herausforderung Fabrik der Zukunft: Gestaltungsspielräume kreativ füllen Bildnachweis: PantherMedia Die Produktionstechnik des Maschinen- und Anlagenbaus steht vor einem Umbruch. Die fortschreitende Digitalisierung der Produktion, das Internet der Dinge und neue Steuerungsprozesse verändern nicht nur die Herstellung, sondern auch Arbeitsabläufe und damit die Anforderungen an menschliche Arbeit. Die Chance besteht darin, die gegebenen Spielräume zu nutzen und qualifizierte Arbeit auszuweiten. Zukunftsweisende Trends sind kein Selbstläufer, sondern erfordern Weichenstellungen in der Gegenwart. Um die Qualitäts- und Produktivitätsvorteile des hiesigen Industriestandorts zu erhalten, ist das Potenzial neuer, zukunftsträchtiger Technologien zu nutzen. Die Produktionstechnik des Maschinenbaus steht vor einem Umbruch. Das Internet der Dinge zieht in die Fabriken und ihre Lagersysteme ein. Die einzelnen Komponenten des Produktionsprozesses werden sich – mittels Informationstechnik – künftig gegenseitig steuern; das Werkstück wird an die Werkzeugmaschine weitergeben, wie es bearbeitet werden soll. Die Roboter und Fördersysteme „lesen“ die spezi- 28 fischen Anforderungen eines Auftrags und rüsten entsprechend um. „Lernende Maschinen“ erkennen ihren Verschleiß und melden selbstständig ihren Reparatur- und Wartungsbedarf. Die physische Welt der Produktion und die digitale Welt des Internets werden interagieren. Auf Kundenwünsche und rasch sich wandelnde Märkte zu reagieren – schon jetzt eine Stärke der Branche –, wird in noch kürzerer Zeit möglich sein. Auch Kleinserien (bis zur Losgröße eins) werden sich künftig kostengünstig fertigen lassen. Die Anforderungen an menschliche Arbeit werden sich grundlegend wandeln. Regulierende Tätigkeiten – Steuerung, Programmierung, Stör- und Fehlerbeseitigung – gewinnen an Bedeutung. Der Softwareanteil an den Fertigungsprozessen wird wachsen, die IT-Kenntnisse der Maschinenbauer werden damit Schritt halten müssen. Der Abbau einfacher, manueller Tätigkeiten wird fortschreiten. Die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen: Lebendige Arbeit kann zum Rädchen in dieser Fabrik der Zukunft werden, digital gesteuert von einer kontrollierenden Technik wie ein Werkstück. In diesem Szenario lenken die IT-Systeme die mit Informationen unterversorgten Beschäftigten. Die Tätigkeiten werden weiter standardisiert und die Anforderungen gehen noch mehr zurück. Arbeit wird nur noch als Störfaktor angesehen. Das wäre die Automatisierungsvariante. Neue Gestaltungsspielräume für die Beschäftigten schaffen Aber das Internet der Dinge gibt diese Variante nicht zwangsläufig vor. Durch eine entsprechende Arbeitsgestaltung, Assistenz-Technologien und ein offenes IT-System können ebenso gut Gestaltungsspielräume für Beschäftigte entstehen. Bedienungsfreundliche, dezentrale Schnittstellen ermöglichen selbstverantwortliches Arbeiten, sodass der Mensch die Entscheidungen trifft. Die Fabrik der Zukunft ist dann die Domäne der Fachkräfte. Die Tätigkeit von Mechatronikern, Elektronikern und IT-Technikern wird interessanter werden, ihre Diagnose- und Problemlösungskompetenz ist gefragt. Eine lernförderliche Arbeitsorganisation und permanente Weiterqualifizierung sind für diese Assistenzvariante kennzeichnend. Die Chancen dafür sind gegeben. Wie kaum ein anderes Land ist Deutschland als weltweit führender Fabrikausrüster in der Lage, die Potenziale dieser neuen Form der Industrialisierung zu erschließen. Die Digitalisierung in Verbindung mit weiteren neuen Technologien, dem Leichtbau, dem 3 D-Druck, wird die Stärke des deutschen Maschinenbaus stützen, sowohl standardisierte Produkte für das Mengengeschäft als auch kundenspezifische, individuelle Lösungen effizient anzubieten. Mit dem 3 D-Druck, der früher ausschließlich für das sogenannte Rapid Prototyping eingesetzt wurde, lassen sich mittlerweile neben komplexen individuellen Bauteilen auch Serienprodukte fertigen. Wenn der deutsche Maschinen- und Anlagenbau den Sprung in die Fabrik der Zukunft meistern will, ist er – aus Sicht der IG Metall – unter mehreren Aspekten herausgefordert. Zuallererst muss er jetzt dafür Sorge tragen, dass die künftig benötigten Fachkräfte auch zur Verfügung stehen. Notwendig ist, in die innerbetriebliche Aus- und Weiterbildung zu investieren und sich um einen ausgewogenen Mix aus Hochschulabsolventen und dual Ausgebildeten zu kümmern. Seine Ingenieure brauchen mehr IT-Kompetenzen, seine Facharbeiter mehr IT-Grundlagenwissen. An der Schnittstelle von Hard- und Software angesiedelt, ist die Branche – insbesondere die Klein- und Mittelbetriebe – zudem auf strategische Partnerschaften mit Software-Häusern angewiesen. Und sie braucht, um die Digitalisierung zu realisieren, die Zusammenarbeit mit Automatisierungsspezialisten. Der Maschinen- und Anlagenbau muss federführend bleiben Neue Geschäftsmodelle sind also verlangt, in denen die Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus nicht Juniorpartner, sondern federführend sind. Diese Geschäftsmodelle müssen auf neue Entwicklungen reagieren. Wenn Google Robotikfirmen aufkauft und mit ihnen ein gemeinsames Betriebssystem entwickelt, besteht die Gefahr, dass die Hardware austauschbar wird und sich die Entmaterialisierung der Wertschöpfung beschleunigt. Dies könnte zu einer Kommoditisierung, d.h. zu einer Austauschbarkeit der Technologie führen. In der Konsequenz wäre dies ein Angriff von Google, Apple usw. auf den Maschinenbau – und damit ein völlig neuartiger Wettbewerb. Dieser verlangt eine Gegenstrategie. Nicht die Software darf die entscheidende Rolle spielen, sondern das Produkt, die Maschine. 29 Ausblick Für eine pro-aktive Industriepolitik im Maschinen- und Anlagenbau Bildnachweis: PantherMedia Die neuen Rahmenbedingungen infolge des verschärften internationalen Wettbewerbs verlangen eine pro-aktive Industriepolitik, die die Innovationsfähigkeit des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus unterstützt. Sie sollte unter anderem Beschäftigung und Gute Arbeit fördern, die deutschen Technologie- und Produktionsstandorte stärken und die Chancen des demografischen Wandels sowie des ökologischen Umbaus stärker nutzen. Die Herausforderungen, vor denen der deutsche Maschinenbau steht, lassen sich ohne eine Industriepolitik, die den Strukturwandel begleitet, nicht bewältigen. Wollen die deutschen Unternehmen in diesem Bereich gegen die Konkurrenten aus China, aber auch gegen die neuen US-amerikanischen Geschäftsmodelle bestehen, wird sich Deutschland eine industriepolitische Abstinenz nicht leisten können. Der chinesische Staat lässt den strategischen Branchen des Maschinenbaus die nötige Unterstützung zukommen, in der Absicht, die globale Marktführerschaft erst in den Volumen- und dann auch in den HighTech-Segmenten zu erreichen. Ein gezielter Ausbau der Exportaktivitäten 30 ist im Rahmen der nächsten fünf Jahre geplant. Die US-amerikanischen Unternehmen sehen aufgrund ihrer IT-Kompetenz und der wachsenden Verschmelzung von Internet und Maschinenbau ihre Zeit wieder gekommen. Diesem globalen Wettbewerbsdruck nur mit Messeauftritten im In- und Ausland zu begegnen, reicht nicht aus. Den Maschinenbau zwingen sogenannte LocalContent-Vorschriften dazu, vor Ort zu produzieren, sofern er auf den Märkten der BRIC-Staaten präsent sein will. Solche Regelungen gelten aber nicht nur in Schwellenländern, sondern auch in hochentwickelten Volkswirtschaften (wie unter anderem in den USA). Damit stellt sich die Standortfrage: Wo wird produziert und entwickelt? Die IG Metall Fünf Anforderungen, um den Maschinen- und Anlagenbau zukunftsfest zu machen Wir wollen, dass der Maschinen- und Anlagenbau seine HighTech-Strategie beibehält und auf der Basis qualifizierter Facharbeit, hohem Forschungs- und Entwicklungseinsatz und der heimischen Wertschöpfungskette weiterhin Premiumanlagen produziert. Wenn von dieser Strategie abgerückt würde, hätte dies gravierende negative Beschäftigungseffekte zur Folge. Wir wollen, dass der Maschinen- und Anlagenbau die von GreenTech gebotenen Chancen für Wachstum und Beschäftigung stärker als bisher nutzt und sich vor allem auf dem Feld der regenerativen Energien und der nachhaltigen Mobilität weitere neue Märkte erschließt. Wir wollen, dass der Maschinen- und Anlagenbau den Altersdurchschnitt in der Branche durch eine langfristige Personal- und Nachwuchsplanung senkt und verstärkt in Aus- und Weiterbildung investiert, um so auf die demo- grafische Herausforderung angemessen reagieren zu können. Wir wollen, dass der Maschinen- und Anlagenbau die Herausforderung der digitalisierten Wirtschaft meistert, indem er auf selbstverantwortliches Arbeiten, eine lernförderliche Arbeitsorganisation und dezentrale Assistenzsysteme setzt. Er muss mit Software- und Automatisierungsspezialisten zusammenarbeiten und dabei die Dominanz der Hardware über die Software sicherstellen. Wir wollen, dass der Maschinen- und Anlagenbau durch eine aktive Industriepolitik unterstützt wird, die mit Investitions- und Innovationsinitiativen den Produktions- und Technologiestandort Deutschland stärkt. Industriepolitik muss die Umbrüche in der Branche moderieren und mögliche beschäftigungspolitische Härten mit Hilfe eines Frühwarnsystems erkennen und abfedern. Bildnachweis: PantherMedia 31 Bruno Markel Betriebsratsvorsitzender Alstom Boiler Deutschland GmbH, Stuttgart Die Politische Rahmenbedingungen mitgestalten »Bei uns in der Kraftwerksbranche läuft das Geschäft antizyklisch. Wenn die Wirtschaft lahmt, haben wir meistens noch volle Auftragsbücher. Und umgekehrt: Zieht die Ökonomie wieder an, müssen wir uns um neue Aufträge kümmern. Dann stehen wir Betriebsräte vor der Aufgabe, die Arbeitgeber zu überzeugen, die Beschäftigten so lange zu halten bis der nächste Aufschwung kommt. Das ist nicht immer leicht. Wir müssen daher stets vorausdenken, die politischen und wirtschaftlichen Zeichen deuten und weitsichtig handeln. Zurzeit laufen wir noch mit einer guten Auslastung. Aber ab Mitte nächsten Jahres, wenn keine neuen Projekte kommen, wird sich das spürbar ändern. Darauf stellen wir uns schon heute ein. Bisher haben uns aufgrund des hohen Auftragsbestands weder die Bankenkrise noch die Folgen der damit verbundenen internationalen Wirtschaftskrise sehr beunruhigt. Aber inzwischen machen wir uns erhebliche Sorgen. Wir sind stark von politischen Rahmenbedingungen abhängig. Und das bringt immer größere Risiken mit sich. In Deutschland, davon gehen wir aus, werden in den nächsten Jahren keine neuen Kohlekraftwerke benötigt. Also müssen wir uns verstärkt um Kraftwerksneubauten in anderen Ländern und Kontinenten kümmern und uns den Umbauten (Retrofit) des bestehenden Kraftwerkparks in Deutschland zuwenden. Der Weltenergiemarkt basiert ja noch immer zu 60 Prozent auf Kohle. Wir haben es jedoch zunehmend mit unsicheren Staaten zu tun. Auch 32 dort wird die Finanzierung von Großprojekten immer schwieriger. Darin liegt für uns ein großes Problem. Zwischen der Planung bis zur schlüsselfertigen Übergabe eines Kraftwerks liegen rund fünf bis sieben Jahre. Wir werden jedoch bereits im Vorfeld aktiv, lange bevor die Finanzierung eines Kraftwerks steht. Umfangreiche Planungsprozesse, das Bereitstellen der Infrastruktur, die Auswahl der verschiedenen Materialien, Aggregate, Maschinen, Fertigungswerkstätten im In- und Ausland, das Prüfen von deren Bestellungen, die ganze Koordinierung – dies alles spielt sich im Vorfeld ab. Man muss sich das so vorstellen: Für ein Kraftwerk werden allein bis zu 2 000 Kilometer Rohr von unterschiedlicher Qualität und verschiedenem Durchmesser verbaut; hunderte Tonnen Stahlbau für Stützen, Bühnen usw. Das ganze Material und die dazugehörige Logistik muss rechtzeitig ausgewählt, bestellt und geliefert werden. Ebenso müssen die richtigen Leute zur richtigen Zeit am richtigen Ort für die komplexen Aufgaben eingeplant werden. Dabei ist es nicht so, dass wir einfach auf qualifizierte Fachkräfte vom Markt zurückgreifen können. Kollegen und Kolleginnen, die in Verfahrenstechnik und Großanlagenbau kompetent sind, gibt es nur wenige. Daher müssen wir unsere Spezialisten selbst heranziehen. Neue Ingenieure beispielsweise benötigen bei uns in der Regel eine drei- bis fünfjährige Berufserfahrung, um solche komplexen Großanlagen abwickeln zu können. Die derzeit – bedingt durch den angestrebten Wechsel zum Strom aus erneuerbaren Energien – instabilen politischen Rahmenbedingungen in Deutschland haben einen negativen Einfluss auf unser Neubaugeschäft. Unsere Zukunft in Deutschland sehen wir daher im Retrofit von deutschen Kraftwerken. Das heißt: Ältere Kraftwerke müssen an die Rahmenbedingungen der Energiewende angepasst werden. Denn diese wird nicht von heute auf morgen ohne Kohle-, Gas- und Ölkraftwerke auskommen. Die bestehenden Anlagen werden aber in Zukunft nicht mehr ständig Grundlast fahren, sondern sie müssen flexibler werden. Dazu bieten wir einen Retrofit an: Die Kessel und deren Feuerungen in den Kraftwerken sowie Turbinen und deren Umweltanlagen (Filter, usw.), die zwischen zehn und dreißig Jahre alt sind, müssen so umgebaut werden, dass sie den neuesten Umweltbestimmungen entsprechen. Darüber hinaus müssen sie künftig fähig sein, Lastwechsel in kurzen Zeitspannen zu ermöglichen, also schnell runter und wieder rauf zu fahren – je nachdem, wie viel Ökostrom zur Verfügung steht und bevorzugt in das Netz eingespeist wird. Bei dieser Technologie sind wir Marktführer. Das würde uns Vollbeschäftigung über das Jahr 2020 hinaus garantieren. Aber alles ist zurzeit in der Schwebe. Erst im Oktober 2016 wird das Strommarkt-Design der Bundesregie- Auswirkungen der Local-Content-Vorschriften auf die hiesigen Wertschöpfungsketten sind massiv (Vgl. Seiten 18 ff). Unter diesen neuen Rahmenbedingungen ist die Branche auf eine pro-aktive Industriepolitik angewiesen, um ihre Innovationsfähigkeit weiterzuentwickeln. Dies hat mittlerweile auch das Bundeswirtschaftsministerium erkannt. Es hat seine Industriepolitik neu ausgerichtet und umfassende Dialogprozesse in strategisch wichtigen Branchen gestartet. Am Branchendialog „Maschinen- und Anlagenbau“ wird sich die IG Metall mit ihren Betriebsräten aktiv beteiligen. Für die IG Metall ist dabei besonders wichtig, dass die neue Industriepolitik den Maschinenund Anlagenbau in seiner gesamten Breite sichert. Sie fordert daher eine staatliche Investitions- und Innovationsoffensive. Eine solche Industriepolitik muss sich zum Ziel setzen, Beschäftigung und Gute Arbeit im Maschinenbau zu fördern. Sie muss einen konsequenten Bruch mit der Politik der Vergangenheit vollziehen. Sie kann nicht weiterhin unter dem Schlag- rung abgeschlossen sein. Bis dahin müssen wir durchhalten. Die Geschäftsleitung rechnet die Beschäftigung bereits auf der Basis des Grundsatzes „Umsatz pro Kopf“ hoch und will nahezu die Hälfte der Belegschaft entlassen. Wir Betriebsräte tun zurzeit alles, um diese schwierige Zeit der Ungewissheit zu überbrücken und die Leute an Bord zu halten. Aktuell verhandeln wir mit dem Arbeitgeber über sozialverträglichen Abbau, über Kurzarbeit, flexible Arbeitszeitkonzepte und Langzeitkonten mit entsprechenden Rücksicherungen. Desweiteren sind wir auch auf politischer Ebene, aktiv – bis hin zum IG Metall Vorstand in Frankfurt. Ein positives Signal der Bundesregierung: Das würde die derzeitige Situation der Kraftwerksbetreiber sowie deren Kraftwerksbauer beziehungsweise -hersteller bedeutend entschärfen.« wort „Flexibilität“ unsichere Arbeitsverhältnisse und schlechte Arbeitsbedingungen möglich machen. Den Beschäftigten immer mehr Leistung abzuverlangen und sie dem freien Spiel des Marktes zu überlassen: Das ist kontraproduktiv. Dieser Weg gefährdet die Innovationsfähigkeit der einzelnen Betriebe und der gesamten Branche. Ohne motivierte Beschäftigte wird sich der noch vorhandene Innovationsvorsprung des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus auf Dauer nicht halten lassen. Technologie- und Produktionsstandorte in Deutschland zu stärken. Es reicht nicht aus, in Deutschland nur zu forschen. Die neuen Produkte und Verfahren des Maschinen- und Anlagenbaus müssen auch hierzulande produziert und angewandt werden. Investitionen in Zukunftstechnologien sind das eine; darüber hinaus muss Deutschland auch als globaler Player und als Referenzmarkt agieren. Der Industriestandort darf sich nicht zum reinen Technologiestandort entwickeln. Bei der generellen Frage der Standardisierung von neuen Produkten und Verfahren muss die Bundes- 33 Bildnachweis: Siemens regierung ihr Gewicht in Europa einbringen. Sie muss dafür sorgen, dass hier weltweite Maßstäbe gesetzt werden (siehe als Beispiel: den Stecker für das Elektroauto ). Nur so lässt sich aus neuen Produkten und Märkten weiterhin industrielle Wertschöpfung und damit Beschäftigung generieren. die Chancen, die im ökologischen Umbau der Industrien liegen, zu nutzen. Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau hat – wie beschrieben – gute Chancen, um die weltweiten ökologischen Herausforderungen mit innovativen Produkten zu meistern. Die IG Metall ist sich der großen Beschäftigungspotenziale bewusst, die die neuen grünen Märkte bieten. Dieser „Green New Deal“ wird aber nur gelingen, wenn er nicht nur grüne, sondern auch gute Jobs mit sich bringt. Bei den erneuerbaren Energien wurde dieser Zusammenhang lange Jahre sträflich vernachlässigt. den demografischen Wandel heute zu steuern. Das Potenzial an jungen Fachkräften wird in Zukunft abnehmen, die Belegschaften werden immer älter. Vor diesem Hintergrund muss die Politik Bildungsbedarfsanalysen erstellen. Die Unternehmen sind gefordert, darauf aufbauende Maßnahmen der Personalentwicklung zu betreiben. Dazu gehört unter anderem, mehr 34 in die Aus- und Weiterbildung zu investieren. Der technologische Wandel verlangt, dass Ausbildungs- und Berufsbilder ständig dem jeweiligen Bedarf angepasst werden. Der Erfolg des Maschinen- und Anlagenbaus basiert auf technologisch hervorragenden Produkten, die qualifizierte Beschäftigte entwickeln und produzieren. Dieses Know-how ist langfristig zu bewahren, beispielsweise durch den Wissenstransfer von der älteren zur jüngeren Generation. Dazu zählt auch eine Innovationskultur, die den demografischen Veränderungen gerecht wird. Sie muss einen Beitrag dazu leisten, dass ältere Fachkräfte und vor allem Frauen besser berufliche Chancen haben. den Strukturwandel vorausschauend zu moderieren. Eine Industriepolitik für den Maschinen- und Anlagenbau muss ein Frühwarnsystem installieren, damit die Branche rechtzeitig auf den strukturellen und technologischen Wandel reagieren kann. Ein solches System dient dazu, beschäftigungspolitische Härten abzufedern. Dass das freie Spiel der Kräfte schon alles zum Guten wendet, darauf vertrauen nur noch ganz unbelehrbare Marktliberale. Fest steht vielmehr: Ohne eine gezielte Industriepolitik wird ein umfassender Strukturwandel nicht gelingen. Industrie Energie Publikationen Der Newsletter Industrie Energie erscheint einmal im Quartal. Industrie Energie Industrie Energie Indust ri NEWSLETTER DER Newsletter der IG Metall für eINe NachhaltIGe INdustrIe-, struktur- uNd eNerGIepolItIk Europäische Industriepolitik: Klare Strategie gefordert Seite 2 Bosch SE Arnstadt: Photovoltaikstandort gesichert Seite 3 Neue Branchenreports und Veranstaltungen der IG Metall Seite 4 1 2014 IG mETALL pOsITIOnIERT sIch zuR EnERGIEwEnDE Umbau vorantreiben Die anstehende Energiewende ist ein komplexes industrie- und klimapolitisches Vorhaben. Sie muss ökologisch und beschäftigungspolitisch ein Erfolg werden. Tausende von Arbeitsplätzen in Deutschland hängen davon ab. Die IG Metall fordert daher den intensiven Dialog zwischen Wirtschaft, Politik und Gewerkschaften. Sie selbst will sich verstärkt in die Debatte einmischen, um einerseits Beschäftigung zu sichern und um andererseits den wirtschaftlichen Umbau mit intelligenten, innovativen und nachhaltigen Konzepten voranzutreiben. Nicht nur in Berlin, auch in Europa. Energie- und Industriepolitik gehören für die IG Metall zusammen. Die Energiewende braucht die Industrie, die mit innovativen Produkten und neuen Technologien die notwendigen Impulse für ihr Gelingen geben kann. Wir haben einen grundlegenden Umbau unserer energetischen Basis vor uns. Diesen Umbau allein den Unternehmen zu überlassen, geht aus unserer Sicht nicht. Daher bedarf es einer zukunftsorientierten, aktiven und nachhaltigen Industriepolitik – sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. In der EU werden 2014 wichtige Rahmenbedingungen in der künftigen Energiepolitik gesetzt. Verhandelt werden zurzeit das Energie- und Klimapaket der EU bis 2030, das Beihilfeverfahren von Wettbewerbskommissar Almunia über Industrieausnahmen im deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und der Entwurf der Kommission zu Leitlinien für Beihilfen für Energie und Umwelt. Zu diesen Punkten hat sich die IG Metall in verschiedenen Positionspapieren geäußert, um sie in die Konsultationen mit Kommissionsvertretern einzubringen. Ihre Ansichten hat sie auch bei einem „energiepolitischen Frühstück“ am 29. Januar 2014 in Brüssel gegenüber EU-Abgeordneten und dem Kabinettschef des EU-Kommissars für Energiepolitik, Günther Oettinger, vertreten. Von einem Aufbruch zu einer europäischen Energiewende ist im Moment wenig zu spüren. Aus Europa kommt kein Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall Rückenwind. Deshalb hat die IG Metall deutlich gemacht, wie wichtig ihr auch in Zukunft ambitionierte Ziele auf europäischer Ebene sind. Die IG Metall sieht die von der EU-Kommission im Januar in ihrem „Weißbuch zur Klima- und Energiepolitik bis 2030“ vorgestellten Ziele kritisch, als zu wenig ambitioniert und verbindlich. Sie befürchtet, dass diese – wie in den vergangenen Jahren – nur geringe Anreize in den einzelnen Mitgliedsländern auslösen könnten, um stärker in nachhaltige Technologien zu investieren. Aus ihrer Sicht reichen sie auch nicht aus, um den europäischen Emissionshandel wieder funktionsfähig zu machen, der gegenwärtig ➤ 1 EDITORIAL IG METALL FÜR Interview mit Carlos Romero (MCA-UGT): Industrie reaktiv ieren Seite 2 EINE NACHHALT IGE INDUSTRIE-, Arbeitsbedingungen und Einkommen in den Erneuerbaren Energien Seite 3 EEG-REFORM UND ENERGIE WENDE STRUKTUR- UND ENERGIEPOLITI Neue Länderstudie „Indien“ und Broschüre „Indus triepolitik“ Seite IG Metall formulie rt Leitlinien 4 2 2014 K Newslet ter der IG Meta IG Metall gründet Expertentea Maschin enbau m Indust rIepol ItIk ll für eIN Seite 2 e Ener gie e Nach haltIGe Spitzenges bei Viessmapräch IG Metall/ BDH nn BMWi ric htet INdustr Ie-, stru ktur- uN d eNer GIepolIt Start des Ik Seite 3 IG Broschüre Metall-Projekts „Zu „ABC der kun Energiepoli ft Ost“ tik“ Seit e4 3 Es war kein einfach es Unterfangen , aber die intens Erneuerbaren-Energ 2014 iven Diskussionen ien-Gesetzes (EEG) über die Reform entwurf ist eine haben sich gelohn des EEG-REFORM gute Grundlage. t. Der jetzt vorlieg Wichtige Anlieg = WICHTIGER den. Verbesserte ende GesetzDas Bun SCHRITT en der IG Metall Mengenziele Wolfgang Lemb des sind aufgenomme beim Ausbau rechtskonforme sprach in seiner neuen Ind wirtschaftsmin der Windenergie n wor- tung Ausge Bewerder EEG-Reform isterium ustriep ebenso, wie eine schafft einen sinnvo staltung der Ausnahmen für von einem insges olitik form – die öko (BMWi) europa- richtig energieintensive llen Kompromiss amt hat ulie nom en Schritt in den rt. Diese Industrien. Das ische, öko , mit dem vor allem erbaren Energi land ein letzten EEG verläss soll kün en und einer Begren zwischen der Finanzierung logisch wieder erfolgre Mo liche Rahmenbedin des Ausbaus der ftig dre e und zung des Kosten iches Ind dies erre i Dimens naten Konture Erneu- stellt gungen hergeanstiegs beim ustrieland soziale – mit icht wer n einer ionen der werden. Denno Strom. einand den. ch sind aus bleibt. 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Ferner sind die Schmi ite land zu und Vie eden bisher nicht an der aus Sicht der Gewerkschaften zu versichern lfalt en Stä Liste der stromi in die . Hierbe rke ntensi i n (hohes gilt es, niveau, ven Branchen stehen ist: Das ist die Aufgabe dieses aufgenommen worde ind Qualifik n, die eine Entlast In der Koa ationsmungskult ustrielle Clu Newsletters. ung bei litionsv ster, Mit der EEG-Umlage ur usw ereinba und CDU beantragen könne bestim .) anz tiven zum rung zwi wurde n. Auch hier muss nach Erhalt und usetzen und schen SPD nicht nur wichtig Ansicht der IG VERLÄSSLICH InitiaDie IG Metall hat nach dem letzten GeAusbau der indu ster Metall nachE RAHMENBED die Ind Wissen gebessert werden striellen ustrie als INGUNGEN schaft schäftigun Faktor für Wac Mit Blick auf . 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Die IG Metall jedenfalls setzt auf beides: Markt und staatliche Politik. sich neu au s Bestellungen über: [email protected] In der Broschürenreihe Industrie Energie erschienen bisher: Industrie Energie Industrie Energie IndustrIepolItIk heute ABC der energiewende regIonale BeIspIele der Ig metall Produktnummer: 29049-49844 Produktnummer: 29329-50464 Bestellungen im Intra-/Internet der IG Metall über die jeweilige Produktnummer oder über: [email protected] Impressum Herausgeber: IG Metall Vorstand, VB 04, 60329 Frankfurt/Main Verantwortlich: Wolfgang Lemb Redaktion: Dr. Astrid Ziegler, Peter Kern, Sascha Treml, Angelika Thomas Ressort Industrie-, Struktur- und Energiepolitik, in Zusammenarbeit mit Jürgen Dispan, IMU-Institut Stuttgart Textbearbeitung, Satz und Layout: Agentur WAHLE & WOLF, 56479 Elsoff Druckerei: Henrich Druck + Medien, Schwanheimer Straße 110, 60528 Frankfurt am Main Titelbild: Fotolia, PantherMedia, Siemens Bestellung im Intra-/Extranet der IG Metall über Produktnummer 30769-53324 Kontakt und Bestellung für Nichtmitglieder: [email protected] Erste Auflage: Dezember 2014 klimaneutral natureOffice.com | DE-654-039333 gedruckt Industrie Energie
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