D 8512 51. Jahrgang nr. 16 Montag, 27. April 2015 Na Panzer im Gefecht Bei der Übung „Dynamic Response“ trainieren tschechische, österreichische und deutsche Soldaten gemeinsam den scharfen Schuss. Seite 8 Foto: Jörg Koch Die Bundeswehr im Internet www.bundeswehr.de www.wirdienendeutschland.de Marine bereit für Hilfe im Mittelmeer Einsatzgruppenversorger „Berlin“ und eine Fregatte sollen bei Flüchtlingskatastrophe helfen. www.youtube.com/bundeswehr www.facebook.com/bundeswehr www.twitter.com/bundeswehrInfo www.flickr.com/photos/ augustinfotos www.instagram.com/bundeswehr Berlin. Deutschland plant, zwei Schiffe der Marine ins Mittelmeer zu entsenden, um gemeinsam mit den EU-Mitgliedstaaten der Flüchtlingskatastrophe zu begegnen. „Es geht jetzt vor allem darum, dass wir sehr schnell Menschen, die in Not sind, helfen“, sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am vergangenen Freitag. Nach Angaben des Ministeriums könnten zwei Schiffe innerhalb von zwölf bis 14 Tagen das Mittelmeer erreichen. Geprüft wird, ob Schiffe des Einsatzausbildungsverbands der Marine dafür in Frage kommen, konkret geht es um den Einsatzgruppenversorger „Berlin“ und eine Fregatte. Die Schiffe Foto: Bundeswehr/Bergold www.bmvg.de Derzeit im Golf von Aden: Der „Einsatzgruppenversorger“ Berlin. sind derzeit im Golf von Aden vor der Ostküste Afrikas unterwegs – etwa 4600 Kilometer vom Mittelmeer entfernt. Der Einsatzgruppenversorger ist unter anderem mit einer großen und umfassend ausgestatteten Sanitätsstation ausgerüstet. In Verbindung mit den Aufklärungsfähigkeiten einer Fregatte ergänzen sich beide Schiffe für die Aufgaben im Mittelmeer besonders gut. Die gezielte Hilfeleistung im Mittelmeer basiert auf Artikel 98 des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen. Es verpflichtet den Kapitän eines jeden Schiffes, jeder Person, die auf See in Lebensgefahr angetroffen wird, möglichst schnell zu Hilfe zu eilen. Angesichts des immer größeren Ausmaßes der Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer einigten sich die EU-Regierungschefs vergangene Woche darauf, die EU-Einsätze „Triton“ vor Italien und „Poseidon“ vor Griechenland zu stärken und die Finanzmittel mindestens zu verdreifachen. Dadurch sollen die Möglichkeiten der Seenotrettung durch die Grenzschutzbehörde Frontex verstärkt werden. In diesem Zusammenhang sagte Deutschland zu, zwei Schiffe zu entsenden. (eb) 2 aktuell Intern 27. April 2015 Foto: Bundeswehr Bild der Woche Ihre Väter verloren ihr Leben im Einsatz: Auf Einladung von Hertha BSC haben vier Kinder von gefallenen Bundeswehrsoldaten den 29. Spieltag der 1. Fußballbundesliga auf besondere Art erlebt. Maskottchen „Herthino“ begrüßte die jungen Besucher, anschließend begleiteten sie die Hertha-Profis vor der Partie gegen Köln aufs Spielfeld. Impressum Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Redaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: [email protected] Leitender Redakteur ( -2420): Oberstleutnant Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh) Vertreter und Politik ( -2421) N.N. Streitkräfte/Einsatz: Fregattenkapitän Peter Vossieg (pev -2820), Major Peter Mielewczyk (pm), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie), Jörg Fleischer (jf -2860), Major Anika Wenzel (akw), Hauptmann Patricia Franke (pfr) Sport/Vermischtes/Militärgeschichte: Björn Lenz (ble -2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie), Christiane Tiemann (tie -2850), Oberleutnant Jennifer Fiebig-Schulze (jfs), Ulrike Jenssen (uje) Mediendesign: Eva Pfaender (epf, - 2423) aktuell als E-Paper und im pdf-Format: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: Fachinformationsstelle (FISt)/Bibl. ZInfoA Prötzeler Chaussee 20, 15344 Strausberg Telefon: (030) 886 228 - 2670 E-Mail: RedaktionBwMediendisposition@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. ZItAt Editorial „Unseren afghanischen Helfern gegenüber haben wir eine moralische Fürsorgepflicht.“ Die Bundeswehr bietet vielfältigste berufliche Möglichkeiten mit unterschiedlichsten Werdegängen. Auch ich durfte das erfahren. Klassisch begonnen als Seefahrer habe ich danach ein Karriereberatungsbüro geleitet. Seit Anfang des Monats bin ich als Redakteurin in der Redaktion der Bundeswehr tätig. Ein abwechslungsreicher Weg, der mir die Möglichkeit bot – und noch bietet –, über meinen maritimen Horizont hinaus zu blicken. Aufträge, Übungen, Einsätze – an Land, in der Luft, auf See. Die wenigsten Soldaten haben die Gelegenheit, die Arbeit anderer Truppengattungen oder sogar Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche kennenzulernen. Genauso verhält es sich, wenn es in den Einsatz geht – welche Aufträge haben die anderen? Das ist das Thema, mit dem wir uns als Redakteure im Ressort Einsatz täglich beschäftigen. Wir bekommen die Möglichkeit, weltweit Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln, darüber crossmedial zu berichten und den Lesern somit Einblicke in die verschiedensten Tätigkeiten und Aufträge zu geben. Wie wichtig die Sanitätsausbildung auch für bereits kampferprobte Soldaten wie die Der scheidene Wehrbeauftrage des Bundestags, Hellmut Königshaus (FDP), während seiner letzten Rede im Parlament am vergangenen Donnerstag. KALenderBLAtt Vor 40 Jahren: Am 30. April 1975 endet der Vietnamkrieg für die Vereinigten Staaten mir der ersten militärischen Niederlage ihrer Geschichte. Am 30. April besetzten nordvietnamesische Truppen Saigon. Zehn Jahre zuvor hatten die ersten US-Truppen das Land erreicht. Vor 55 Jahren: Am 1. Mai 1960 wird im sowjetischen Luftraum ein US-Aufklärungsflugzeug vom Typ U-2 abgeschossen. Der Pilot überlebt den Absturz, wird verhaftet und zwei Jahre später im Tausch gegen einen sowjetischen Agenten freigelassen. Vor 70 Jahren: Am 29. April 1945 treffen Funktionäre der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) unter der Führung von Walter Ulbricht in Berlin ein. Die Gruppe war in Moskau ausgebildet worden, um in der künftigen sowjetischen Besatzungszone administrative und politische Aufgaben zu übernehmen. Vor 150 Jahren: Am 27. April 1865 wird in Ludwigshafen die BASF – die Badische Anilin- und Sodafabrik – von Friedrich Engelhorn gegründet. Im Laufe der folgenden 30 Jahre wird Deutschland zum größten europäischen Chemieproduzenten. Vor 215 Jahren: Am 2. Mai 1800 gelingt es den britischen Chemikern William Nicholson und Anthony Carlisle, Wasser durch Stromspannung in seine Grundbestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zu zerlegen. Das als „Elektrolyse“ bekannte Verfahren ist bis heute eine grundlegende Methode der chemischen Forschung. (eb) Peschmerga im Irak ist, erläutern wir auf Seite 5 dieser Ausgabe. Außerdem geht es um einen lebensrettenden technischen Fortschritt: Neue Störsender sind in der Lage, Funksignale ganz gezielt zu unterbrechen und das Auslösen eines Sprengkörpers per Funkverbindung zu verhindern. Darüber hinaus hat aktuell für diese Ausgabe den Kommandierenden General des Deutsch-Niederländischen Korps getroffen. Im Interview mit aktuell spricht Generalleutnant Volker Halbauer über die NATO Response Force und das Ziel, ein Hauptquartier zu formen, das einsatzbereit ist und militärische Operationen führen kann (Seite 6/7). Victoria Kietzmann Redakteurin Einsatz 27. April 2015 Ministerium / Hintergrund Und jetzt? aktuell 3 Ein Gast aus Down Under Foto: Bundeswehr Foto: Bundeswehr/Grauwinkel G36 auf dem Prüfstand – Ministerium sucht „mit Hochdruck“ nach einer Lösung. In seiner jetzigen Form nicht zuverlässig: Das G 36 trifft nicht präzise, wenn es erhitzt ist. Im Gefecht kann das zur Gefahr werden. Berlin. Als Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen den Verteidigungsausschuss am vergangenen Mittwoch wieder verlässt, spricht sie Klartext. Drei Stunden lang hat sie sich den Fragen der Bundestagsabgeordneten gestellt. Thema: Der Bericht zu Präzisionsproblemen, die Fachleute beim Standardgewehr der Bundeswehr festgestellt haben. Die Analyse wurde in Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Ernst-Mach-Institut in Freiburg (EMI), der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Munition (WTD 91) sowie dem Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk- und Betriebsstoffe und dem Bundesrechnungshof erstellt. Im Anschluss an die Sitzung im Ausschuss tritt die Ministerin vor die Mikrofone der wartenden Journalisten und sagt: „Das G36 hat so, wie es heute konstruiert ist, keine Zukunft in der Bundeswehr.“ Und jetzt? Es werde mit Hochdruck daran gearbeitet, eine Lösung für die Soldaten zu finden, sagt von der Leyen. Es gehe jetzt darum, Prioritäten zu setzen und zu bestimmen, für welche Einsatzgebiete, für welche Aufträge und für welche Soldaten – beispielsweise die Spezialkräfte – umgehend Ersatz gebraucht wird. Von der Leyen: „Bei einigen Soldaten werden wir sofort ersetzen müssen.“ Mängel waren seit 2010 bekannt Experten des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr prüfen seit vergangener Woche, welche Waffe alternativ zügig zur Verfügung gestellt werden kann. Mit einem neuen Gewehr auf die Schnelle ist es allein nicht getan – auch eine gründliche Ausbildung an der neuen Waffe muss gewährleistet werden. September 2013 die Regierungskommission „Deutscher Corporate Governance Kodex“. Der Abgeordente Jan van Aken (Die Linke) sagte, im Ausschuss sei klar geworden, dass das heutige G 36 den Lieferbedingungen aus dem Jahr 1996 voll entspreche. Ein Anspruch auf Schadensersatz sei damit hinfällig. Die gesamte Bundeswehr mit neuen Gewehren auszustatten, wird nach Angaben der Ministerin „nicht binnen Jahresfrist“ möglich sein. Ob das G 36 komplett ersetzt werden muss, oder der Bundeswehr in einer überarbeiteten Form doch erhalten bleiben könnte, ließ die Ministerin offen. Inzwischen steht fest, dass die Berichte über die Mängel des G 36 dem Ministerium bereits im Jahr 2010 vorlagen. Der verteidigunspolitische Sprecher der SPD, Rainer Arnold, sagte nach dem Ausschuss: „ Wir müssen über die Vergangenheit sprechen. Wer ist der Verantwortliche für die Mängel im Prozess?“ Das Ministerium hat bereits die „Organisationsstudie G 36“ in Auftrag gegeben. Als unabhängiger Sachverständiger wird Klaus-Peter Müller die Prozessabläufe bei der Beschaffung, Prüfung und Nutzung des G 36 analysieren. Müller leitete bis Ausschuss hat weitere Fragen Der G 36-Abschlussbericht werfe neue Fragen auf, sagte die Abgeordnete Agnjeska Brugger (Bündnis 90 / Die Grünen). Der Ausschuss hat weitere Unterlagen vom Ministerium eingefordert. Soldaten müssten sich in jeder Lage auf ihre Waffe verlassen können, sagte der CDU-Abgeordnete Henning Otte. „Es war gut, dass die Ministerin dieses unabhängige Gutachten in Auftrag gegeben hat.“ (vmd) Blitzbesuch in Washington Washington. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ist zu politischen Gesprächen in die USA gereist. In Washington traf sie den neuen amerikanischen Verteidigungsminister Ashton Carter, um sich über das weitere Vorgehen in Afghanistan sowie die Bekämpfung der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) und die Umsetzung der NATO-Beschlüsse von Wales auszutauschen. Bei dem Treffen im September hatten die Nato-Mitglieder unter anderem vereinbart, die Verteidigungsausgaben binnen eines Jahrzehnts auf zwei Prozent der Wirtschaftsleistung zu erhöhen. Die Ministerin betonte die engen Beziehungen zwischen den USA und Deutschland und die sehr gute Zusammenarbeit Foto: dpa/pa Ursula von der Leyen zu Gast beim neuen US-Verteidigungsminister Ashton B. Carter. Ankunft in Washington: Ursula von der Leyen und Ashton Carter. bei der Bewältigung der zahlreichen sicherheitspolitischen Herausforderungen. Die USA und Deutschland seien vertraute und „unverbrüchliche Partner“. Die Ministerin: „Wir arbeiten gemeinsam an Lösungen für zahlreiche Konfliktherde dieser Welt und stehen Seite an Seite in den Einsätzen.“ Es sei unzweifelhaft, dass die bisherigen Erfolge der internationalen Allianz gegen den IS-Terror zu einem guten Stück dem beherzten Engagement der Vereinigten Staaten von Amerika zu verdanken seien. Zur Situation in Afghanistan sagte von der Leyen: „Ich bin unseren amerikanischen Freunden insbesondere dankbar, dass die USA in Afghanistan ihre Truppenstärke von 9800 Soldaten bis Ende 2015 beschlossen haben.Das gibt auch der Bundeswehr die notwendige Planungssicherheit.“ Hintergrund: Ursprünglich war geplant, dass 5000 US-Soldaten am Hindukusch bleiben. Im März kündigte die US-Regierung an, bis Jahresende deutlich mehr Soldaten im Land zu belassen. Carter ist seit Februar USVerteidigungsminister. (eb) Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat ihren australischen Amtskollegen Kevin Andrews im Bendlerblock empfangen. Die Minister tauschten sich bei dem Treffen in der vergangenen Woche über die deutsch-australischen Beziehungen aus. In Afghanistan, im Nordirak und im Südsudan hat sich eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen den deutschen und australischen Streitkräften entwickelt. Mit Blick auf politische Ziele und das gemeinsame demokratische Grundverständnis ist Australien für die Bundesrepublik der entscheidende Wertepartner in der Indo-Pazifischen Region. (stö) UNO will mehr Unterstützung new York. Die Vereinten Nationen (UNO) wünschen sich von Deutschland mehr Unterstützung bei Friedensmissionen. Das haben Vertreter des UNO-Sekretariats gegenüber Mitgliedern des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages geäußert. Eine Delegation des Ausschusses war Mitte April in die Vereinigten Staaten gereist. Die Bundestagsabgeordneten trafen unter anderem Mitglieder des USRepräsentantenhauses und des Senats und tauschten sich mit Vertretern des German Marschall Funds und des Atlantic Council aus. Außerdem besuchten sie die Zentrale der Vereinten Nationen. „In den Gesprächen, die wir dort geführt haben, ist sehr deutlich geworden, dass sich Verantwortliche im UNO-Sekretariat von Deutschland einen größeren Beitrag zu den UNOMissionen wünschen“, sagte der Vorsitzende des Ausschusses, Hans-Peter Bartels (SPD). Dabei ginge es um sogenannte „Enabler“-Fähigkeiten – also Führungsunterstützung durch deutsche Soldaten, logistische Fähigkeiten wie Lufttransport oder medizinische Versorgung. „Das sind Fähigkeiten, die die größeren Truppensteller für die UNO-Missionen wie zum Beispiel Bangladesh so nicht einbringen können“, sagte Bartels. 4 aktuell Politik / Hintergrund Die Afghanistan-Bilanz Russland rüstet in Ukraine auf Washington. Die USA werfen Russland eine erneute Aufrüstung an der Grenze zur Ukraine vor. Russland habe weitere Luftabwehrsysteme und Soldaten in Bereitschaft gebracht, sagte eine Sprecherin des US-Außenministeriums am vergangenen Mittwoch. Die russische Armee habe „zusätzliche Luftabwehrsysteme im Osten der Ukraine stationiert und einige davon näher an die Frontlinien gebracht“. Russland sei außerdem dabei, weitere Soldaten an die Grenze zur Ukraine zu entsenden. Daraus ergebe sich die „größte Truppenpräsenz seit Oktober 2014“. (eb) 27. April 2015 Bundestagsabgeordnete fordern in einer Großen Anfrage Auskunft über den Isaf-Einsatz. Foto: imago (2) Jemen: Neuer UNO-Beauftragter Wie steht es um Afghanistan? 132 500 deutsche Soldaten waren dort im Einsatz (l.). 3,3 Millionen Mädchen gingen 2014 zur Schule( r.). Die afghanischen Sicherheitskräfte – Polizei und Streitkräfte – umfassen derzeit 350 000 Männer und Frauen. Sie zahlen im Kampf gegen Aufständische und Kriminalität einen hohen Blutzoll. Im ersten Halbjahr 2014 sind etwa 1500 Angehörige der afghanischen Polizei gefallen. Wirtschaft Afghanistan ist ein Agrarland: Knapp 60 Prozent aller Beschäftigten arbeiten in der Landwirtschaft. Ihr geschätztes Pro-Kopf-Einkommen stieg von 441 US-Dollar im Jahr 2007 auf 961 US-Dollar im Jahr 2012. In Industrie und Bergbau sind 12,5 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt. 24,6 Prozent arbeiten im Dienstleistungssektor, 3,9 Prozent der Arbeitnehmer in der öffentlichen Verwaltung. Gemes- Lebensbedingungen Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt in Afghanistan aktuell 60 Jahre und ist seit Beginn des internationalen Engagements im Land deutlich gestiegen – 2010 lag die Erwar- sen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf stieg die Wirtschaftsleistung von 2001 bis 2013 von 115 auf 678 US-Dollar. Sicherheitslage „Bei landesweiter Betrachtung ist unverändert festzustellen, dass der Großteil der afghanischen Bevölkerung in Regionen mit einer mindestens ausreichend kontrollierbaren Sicherheitslage lebt“, formuliert die Bundesregierung in ihrer Antwort. Rund 500 Quadratkilometer im Land sind weiterhin mit Minen oder Kampfmittelrückständen belastet. Drogenanbau Das Land ist mehr als 652 000 Quadratkilometer groß. Experten schätzen, dass auf rund 209 000 Hektar Schlafmohn als Grundstoff für Opium angebaut wird. Das entspricht 0,55 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen. „Am Hindukusch – und weiter?“ Berlin. Was ist das Fazit aus dem Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr? Mit dieser Frage beschäftigen sich 20 Autoren – vom Stabsfeldwebel bis zum ISAF-Regionalkommandeur, vom Theologen bis zum Journalisten, vom Mediziner bis zum Mitarbeiter einer Nicht-Regierungsorganisation – in einer neuen Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung. „Am Hindukusch – und weiter?“ heißt das Werk, das Generalleutnant a. D. Rainer Glatz gemeinsam mit dem Terrorismusforscher Rolf Tophoven herausgegeben hat. „Ziel war, sich ganz anders mit dem Thema auseinanderzusetzen, als das bisher geschehen ist. Einsätze sind mehrschichtig zu betrachten – es geht um mehr als allein die militärische Dimension“, sagt Glatz. Mitgewirkt hat unter anderem Oberstleutnant Hans Christoph Grohmann. In seinem Beitrag „Führen im Einsatz und im Gefecht“ berichtet Grohmann, wie er im Jahr 2009 Am Hindukusch – und weiter? mit seinen Soldaten in einen Hinterhalt gerät. Sein Fazit: „Wer unter allen Umständen Verluste vermeiden will, zaudert und verpasst den richtigen Moment der Entscheidung. Letztlich setzt er seine Soldatinnen und Soldaten dadurch höheren Risiken aus.“ Der Fernsehjournalist Uli Gack reiste immer wieder nach Afghanistan. In seinem Beitrag „Nach Kunduz kommt man nur zum Rainer L. Glatz / Rolf Tophoven (Hrsg.) Die Bundeswehr im Auslandseinsatz: Erfahrungen, Bilanzen, Ausblicke Foto: bpb new York. Die UNO-Abrüstungsbeauftragte Angela Kane (Foto) beklagt fehlendes Engagement zur Abrüstung. Es gebe „einen Stillstand auf dem Weg zu einer atomwaffenfreien Welt“, die Atomwaffen-Staaten hielten sich nicht an die Abmachung. Der Atomwaffensperrvertrag trat 1970 in Kraft. In dem Abkommen verzichten die Unterzeichnerstaaten ohne Atomwaffen auf nukleare Rüstung. Die Atommächte USA, Frankreich, Großbritannien, Russland und China verpflichteten sich im Gegenzug zu Abrüstungsbemühungen. (eb) Rund 8,41 Milliarden Euro hat der ISAF-Einsatz der Bundeswehr bis zum 30. Juni 2014 gekostet. Besser gesagt: In dieser Höhe hat er „einsatzbedingte Zusatzausgaben“ im Verteidigungshaushalt verursacht. Hinzu kamen knapp 290 Millionen Euro für Infrastrukturmaßnahmen der NATO. Rechnerisch waren mehr als 132 500 Bundeswehrsoldaten Sicherheitskräfte Am Hindukusch – und weiter? Foto: imago UNO: Abrüstung kommt nicht voran Einsatz tung bei nur 50 Jahren. Inzwischen haben 57 Prozent der Bevölkerung Zugang zu medizinischer Versorgung. 2002 waren es lediglich neun Prozent. Rund 8,2 Millionen afghanische Kinder – davon 3,3 Millionen Mädchen – gingen 2014 zur Schule. Das entspricht einer Quote von circa 40 Prozent. Bis zur nächsten Wasserquelle müssen Afghanen durchschnittlich einen Weg von sechs Minuten laufen. Rainer L. Glatz / Rolf Tophoven (Hrsg.) new York. Der mauretanische Diplomat Ismail Ould Cheikh Ahmed wird neuer Sondergesandter für den Jemen. Das teilte UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon mit. Cheikh Ahmed soll den Posten von Dschamal Benomar übernehmen und die Friedensgespräche voranbringen. Benomar war zurückgetreten, nachdem die Golfstaaten ihm die Unterstützung verweigert hatten. Die von SaudiArabien geführte Militärallianz kündigte vergangene Woche an, ihre Luftangriffe (Foto) gegen Huthi-Rebellen im Jemen beenden zu wollen. (eb) Berlin. Eine Bilanz des Afghanistan-Einsatzes haben Abgeordnete des Bundestages in einer Großen Anfrage gefordert – und mehr als 180 Fragen zum ISAFEinsatz, zur Anti-Terror-Operation Enduring Freedom aber auch zu den Lebensbedingungen der afghanischen Bevölkerung eingereicht. Auf rund 100 Seiten hat die Regierung Stellung genommen. aktuell fasst die wichtigsten Fakten zusammen: von Dezember 2001 bis Juni 2014 bei ISAF eingesetzt, gut 30 000 von ihnen mehrfach – im Durchschnitt dreimal. 55 Bundeswehrsoldaten ließen in Afghanistan ihr Leben. Davon fielen 35 durch Feindeinwirkung. Band 1584 Foto: imago von Frank Bötel Sterben“ schreibt er über „Jahre der Frustration“ und einen „Vorrat an Glück“. Ebenfalls unter den Autoren: Die Entwicklungshelferin Suzana Lipovac. In „Zwei Welten – ein Ziel?“ beschreibt sie ihre Erfahrungen in der zivilmilitärischen Zusammenarbeit. Sie sagt: „Der Afghanistan-Einsatz hat allen deutschen Akteuren vieles gelehrt.“ Wichtig sei eine Auswertung – und Fehler einzuräumen. Eine Kooperation aller diplomatischen, entwicklungspolitischen, zivilgesellschaftlichen, polizeilichen und militärischen Akteure sei notwendig. „Hier besteht das größte Defizit“, schreibt Lipovac. (vmd) Am Hindukusch – und weiter? ist über die Internetseite der Bundeszentrale für politische Bildung www.bpb.de erhältlich. 27. April 2015 Einsatz / Bundeswehr Erste Hilfe für die Front aktuell 5 Hubschrauber wieder im Einsatz Ausbildung im Irak: Peschmerga in Ersthelferausbildung, um im Ernstfall Leben retten zu können. von Jürgen Bredtmann Erbil. Was ist eine der größten Gefahren für im Gefecht verwundete Soldaten? Ein zu hoher Blutverlust. Bisher gab es auf der Brigadeebene bei den Peschmerga im Irak nur einen Arzt. Ein im Kampf gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) verwundeter Soldat wurde schlicht in ein Auto gelegt und möglichst schnell in das nächste Krankenhaus gebracht. In der Ausbildung im Kampf gegen IS lernen die Peschmerga jetzt, wie sie mit Erster Hilfe Leben retten können. Stoppen der Blutung, abbinden, stabilisieren, informieren, transportieren. All das bilden die internationalen Soldaten im Kurdistan Training Coordination Center (KTCC) im Zuge der Bataillonsausbildung aus. An der Koalition sind Großbritannien, Italien, die Niederlande, Norwegen, Deutschland und die USA beteiligt. Mit der Ersthelferausbildung steigen die Überlebenschancen der Kurden an der Front erheblich. Theorie zeigt Möglichkeiten auf „Ist ein Peschmerga verwundet worden, muss er erst einmal in Sicherheit gebracht werden, also weg vom Feindfeuer“, erläutert Major Robert P. Er ist deutscher Ausbildungsleiter für den Bataillonsstab. „Und dann müssen Sie als nächstes die Blutung stoppen“, ergänzt Oberstabsarzt Stephanie T. Sie hat die Ausbildung des kurdischen Sanitätszuges übernommen. Die beiden deutschen Offiziere führen die Ausbildung gemeinsam durch. Die während der Lehrvorführung geschilderten Situationen decken sich mit den Erfahrungen der kurdischen Kämpfer: Feuer, Verletzte, Deckung. Dann in Sicherheit bringen, Blutung stoppen, Information an den Chef, hin zum Sammelpunkt, weitere Versorgung, Krankenhaus. Gute Ausbildung, richtige Ausstattung „Wir verschaffen mit dieser Ausbildung den Peschmerga neue Möglichkeiten in der Versorgung ihrer verwundeten Sol- Hohe Motivation und Lernwilligkeit „Unsere Trainer sind alle sehr beeindruckt von den Fortschritten, die alle Peschmerga hier während der Ausbildung machen“, sagte der niederländische Oberstleutnant H. zu den Angehörigen des kurdischen Bataillonsstabes. Er ist der Chef des Stabes vom KTCC. Die kurdische Regionalregierung ist zufrieden und von den Fortschritten der Peschmerga überzeugt. Man weiß aber auch, dass der Kampf gegen IS noch lange dauern kann. Fundierte Erste Hilfe erhöht die Chancen der Peschmerga-Kämpfer, zu überleben. Für den Einsatz: Mit Störsendern gezielt gegen Sprengfallen Störsignale gesendet, die exakt auf das feindliche Frequenzband zugeschnitten sind. Damit würde die Funkverbindung zwischen Attentäter und Bombe unterbrochen, noch bevor es zur tödlichen Explosion kommt. Die Reaktionszeit liege bei deutlich unter einer Millisekunde. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr hat für mehrere Millionen Euro den Auftrag zur Lieferung von Störsendern erteilt. Sie sollen in geschützte Fahrzeuge der Bundeswehr eingebaut werden. So könnte das Schutzsystem beispielsweise im Allschutz-TransportFahrzeug vom Typ Dingo installiert werden, das in Afghanistan eingesetzt wird. Nach ersten Angaben soll Airbus insgesamt 36 Sender liefern. (vie) Grafik: Nothing/RedBw Koblenz. Die Bundeswehr soll eines der weltweit modernsten Schutzsysteme gegen Bomben erhalten, die durch Funksignale ausgelöst werden. Die Airbus-Rüstungssparte hat eine Technologie entwickelt, die nicht mehr das Funk-Umfeld stört, sondern in der Lage ist, den einen gefährlichen Anruf sehr wahrscheinlich herauszufiltern. Versteckte Autobomben oder Sprengfallen gehören in Krisenregionen wie etwa den Einsatzgebieten der Bundeswehr zu den größten Bedrohungen für Militärfahrzeuge oder den Transport geschützter Personen. Die Bomben werden häufig mit einem Handy-Anruf oder einem Funksignal ausgelöst. Um sich vor der tödlichen Bedrohung zu schützen, wurde bislang vereinzelt mit starken Störsendern das Funk-Umfeld von Militärfahrzeugen lahmgelegt. Dies hatte allerdings einen gravierenden Nachteil: Je nach Frequenz war damit auch der eigene Funk unterbrochen. Nach Angaben von Airbus Defence and Space identifiziert das System die Funksignale, mit denen Straßenbomben gezündet werden sollen. In Echtzeit werden dann im Einsatz: der störsender identifiziert und blockiert die gegnerischen Frequenzen und verhindert die zündung der sprengfalle, ohne das gesamte Funkumfeld zu stören. Foto: Bundeswehr/Hauser daten“, sagt der Major. Er erklärt der Bataillonsführung ausführlich, wie die Versorgung des Verwundeten über Sammelpunkte und rechtzeitige Information organisiert werden kann. „Zu wissen, es kümmern sich Profis um mich, wenn ich das brauche, steigert wesentlich die Moral der Truppe“, gibt der erfahrene Ausbilder den Peschmerga noch mit auf den Weg. Zeit ist ein wesentlicher Faktor. Je schneller qualifizierte sanitätsdienstliche Versorgung möglich ist, desto größer sind die Überlebenschancen. „Wenn der jetzt ausgebildete Zug mit den richtigen Materialien ausgerüstet wird, dann ist eine gute Versorgung möglich“, ist Oberstabsarzt T. überzeugt. dschibuti. Zwei Marinehubschrauber des Typs „Sea Lynx“ sind Anfang April in Djibouti eingetroffen. In einem Transportflugzeug des Typs „Antonow 124“ flogen die beiden Hubschrauber in das Einsatzgebiet. Beide „Sea Lynx“, sowie das dazu gehörige 18-köpfige Team verstärken nun das Einsatzkontingent „Atalanta“ und die Besatzung der Fregatte „Bayern“. Ausgerüstet mit einer Vorrichtung zum Abseilen kann das Übersetzen der Boardingteams jetzt wieder sehr viel schneller erfolgen. (eb) Gemeinsame Pionierarbeit in Mali Foto: Bundeswehr/PAO EUTM Mali Foto: Bundeswehr Sanitätsausbildung ist fester Bestandteil in der Weiterbildung der Peschmerga im Irak. segou. Deutsche Pioniere aus Minden bilden seit Ende März somalische Streitkräfte im Umgang mit einer aus Pontons bestehenden „Hohlplattenfähre“ aus. Die neunwöchige Ausbildung beinhaltet sechs Teilbereiche, vom Aufbau über die Nutzung bis hin zur Instandsetzung. Der Niger, der stellenweise mehr als drei Kilometer breit ist, bildet für die Einheimischen das größte Hindernis. Bisher stellenweise kaum überwindbar, lernen die knapp 60 malischen Soldaten nun mit einfachen Mitteln den Fluss zu überqueren. Unabhängig von weit entfernten Brücken oder dem Wasserstand des Flusses. (eb) Verstärkung bei Atalanta dschibuti. Seit Anfang April verstärken Teile des Einsatz- und Ausbildungsverbandes die Operation „Atalanta“. Über einen Zeitraum von drei Wochen werden an Bord der Fregatte „Hessen“ und des Einsatzgruppenversorgers „Berlin“ auch Offizieranwärter der Crew VII / 2014 ausgebildet. Das Einsatzkontingent von „Atalanta“ besteht nun aus drei Schiffen unterschiedlicher Klassen sowie einem Seefernaufklärer und kann somit ein noch breiteres Auftragsspektrum abdecken. (eb) 6 aktuell Bundeswehr aktuell „Alles muss abgebildet werden“ 7 NATO Response Force (Immediate Response Force) Generalleutnant Volker Halbauer führt das I. Deutsch-Niederländische Korps. Im Interview erklärt er das Besondere dieses Großverbands und was den Auftrag NRF ausmacht. Anzahl gesamt: Es ist das erste Mal, dass Sie im Inland einen binationalen Großverband führen. Was ist anders als in rein nationaler Funktion? Dieses multinationale Hauptquartier in Münster hat eine besondere Qualität, so wie man es als militärischer Vorgesetzter nicht oft findet. Die deutsch-niederländische Kooperation, die hier sichtbar und erlebbar wird, ist außerordentlich. Und das verbunden mit einem homogenen, gut unterstützenden multinationalen Team dahinter, mittlerweile mit insgesamt 13 Nationen. Es macht große Freude, hier in Münster in diesem Korpsstab zu dienen. Vor dieser Funktion haben sie ein Jahr die KFOR-Truppen geführt, einen Großverband aus annähernd 30 Nationen. Welche Erfahrungen konnten Sie im Einsatz sammeln und was konnten Sie in Münster unterbringen? Also zunächst erzeugt ein Einsatz wie KFOR jeden Tag ganz reale Ansprüche und Situationen, auf die man sich einstellen muss und wo es gilt, taktisch-operative Ziele umzusetzen. Anfang des Jahres: Generalleutnant Halbauer (linkes Foto l.) übernimmt für das Korps den Auftrag der NATO Response Force. Eindrücke von der Vorbereitung der Truppen auf die Zertifizierung im vergangenen Jahr (M., r.). KFOR war zu einem sehr großen Anteil ein stark durch politische Elemente beeinflusster Einsatz, die das Tagesgeschäft dann auch dominiert haben. Ich habe bei KFOR schätzen gelernt, was es ausmacht, eine vielfältige multinationale Organisation verfügbar zu haben – mit allen Herausforderungen, vor allem aber mit allen Vorteilen, die solch eine Struktur bietet. Das setzt sich jetzt in ähnlicher Form in Münster fort. Das Tagesgeschäft ist natürlich anders, die taktisch-operative Zielsetzung hat eine genauso reale Dimension und die Professionalität, die ich hier erlebe, ist beeindruckend. Was ist das besondere an diesem Stab? Der Korps-Stab besteht aus mehr als 400 Soldaten und Soldatinnen sowie zivilen Mitarbeitern, 80 Prozent Deutsche und Niederländer, jeweils etwa zur Hälfte. Die verbleibenden 20 Prozent werden von den anderen 11 Nationen gestellt. Zwei Nationen haben „nur“ einen Offizier abgestellt, aber nicht die Anzahl der Personen, sondern die Qualität zählt. Die Art und Weise, wie sich die Menschen mit ihren einzelnen Qualitäten zu einem harmonischen Ganzen zusammenfinden, das ist das Besondere. Das Korps verfolgt schon sehr lange das Projekt „Common Effort“, also den sogenannten Comprehensive Approach – Vernetzter Ansatz. Was beinhaltet dieses Projekt und was ist hier in der folgenden Zeit geplant? Der Comprehensive Approach ist sozusagen Teil unserer Gene. Was meine ich damit? Wir versuchen in allem, was wir tun – in unseren täglichen friedensmäßigen Routineabläufen, in der Vorbereitung von Übungen oder in der Vorbereitung auf NRF – die Erkenntnis aus den Einsätzen, dass der vernetzte Ansatz unbe- dingt notwendig ist, umzusetzen und zu leben. „Common Effort“ setzen wir auch in diesem Jahr fort, im Mai in Berlin. Derzeit konzipieren wir sozusagen Common Effort 2.0. Das heißt, wir lassen neue Erkenntnisse in die Übungen einfließen. Dazu entwickeln wir einen Mechanismus, der es weiteren nicht militärisch geprägten Organisationen ermöglicht, an den Übungen mit Gewinn teilzunehmen. Zusätzlich ist es unsere Absicht, das bestehende gute Netzwerk im Rahmen einer gemeinsamen Grundsatzerklärung zu formalisieren, was wohl sicher ein außergewöhnlicher Schritt ist und eine positive Entwicklung des Gesamtprojektes auf eine neue Ebene bedeutet. Das Korps ist nach 2005 und 2008 zum dritten Mal in der Verpflichtung, als NATO Response Force zum Einsatz zu kommen. Welche Aufgaben verbergen sic konkret hinter diesem Auftrag? Die NRF hat insgesamt eine Größenordnung von rund 13000 Soldaten, aufgeteilt in Land-, Luft-, See- und auch Spezialkräfte. Wir in Münster führen den Landstreitkräfte-Anteil dieser Gesamt-NRF-Organisation und wir sind darauf eingestellt, und überprüft, dass wir in einem Zeitraum von wenigen Tagen bis zu 30 Tagen die volle Einsatzbereitschaft herstellen können. Der Auftrag der NRF ist durchaus vielfältig. Und man kann nicht voraussagen, welche Leistung in einem Einsatzfall konkret abverlangt wird. Wir leisten mit der NRF sichtbar den Beitrag, den wir in der Nato brauchen, um sicherzustellen, dass Abschreckung und am Ende, wenn erforderlich, auch bündnisgemeinsame Verteidigung tatsächlich funktionieren kann. Das tun wir gemeinsam mit unseren Partnern, und das tun wir in einer großen Bandbreite: von der Wahrung territorialer Integrität, über Demonstration von Stärke, über friedensunterstützende Opera- tionen, in Katastrophenhilfe, über den Schutz kritischer Infrastrukturen bis hin auch zu umfassenden Gefechtseinsätzen. Alles ist denkbar und alles muss abgebildet werden können. Wie haben Sie sich mit Ihren Frauen und Männern auf diesen Einsatz vorbereitet? Wir haben uns sehr intensiv darauf vorbereitet – ein Jahr lang mit drei großen Übungen im vergangenen Jahr. Einmal haben wir dabei die sogenannte „Schnelle Eingreifbrigade“, die zu den Landstreitkräften gehört, in einer umfassenden Übung in Deutschland und in den Niederlanden auf ihre Einsatzbereitschaft überprüft Oranje in Münster Münster. Was typisch deutsch sei? Josephine van den Berg überlegt kurz und lächelt. Zur Begrüßung die Hand geben, das sei in ihrer Heimat nicht so üblich. Van den Berg ist Major der Nederlandse Krijgsmacht – der niederländischen Streitkräfte. Aber mit einem besonderen Dienstort. Denn die 34-Jährige ist seit Anfang des Jahres beim 1. Deutsch-Niederländischen Korps in Münster stationiert, in der Presseabteilung. Und das als studierte Psychologin. „Das ist nicht unvorteilhaft“, sagt van den Berg. Bekanntermaßen sollte in einem solchen Studiengang viel Wert auf Kommunikation gelegt werden. Münster ist bereits van den Bergs zweiter deutscher Standort. Vor wenigen Jahren war sie für längere Zeit bei einem niederländischen Verband in Seedorf stationiert. Von daher ist ihr die deutsche Kultur sehr vertraut und sie hat auch ein wenig Gefallen an diesen Strukturen gefunden. „Vieles ist geregelt und es gibt klare Vorgaben“, sagt van den Berg und nickt ihrem deutschen Kameraden zu, der das Public Affairs Office, das Pressebüro, betritt. Oberstabsfeldwebel Uwe Lieske gibt das Gesagte direkt zurück: Klare Vorgaben habe es bei den holländischen Kameraden zur Fußball-Weltmeisterschaft gegeben, denn da sei der Fernsehraum klar eingefärbt gewesen, und zwar in Orange, sagt Lieske augenzwinkernd. Doch er kann das großartige Arbeitsklima nur bestätigen. Die Hierarchie bei den Niederländern sei etwas flacher. „Es geht weniger um den Dienstgrad, sondern um die Fähigkeit des Einzelnen“, so der 49-Jährige. Die Kombination sei gut, man müsse halt Kompromisse machen. „Bei uns geht es ein wenig lockerer und informeller zu“, ergänzt van den Berg. Daher sei Toleranz wichtig und vor allem, dass sich beide annähern. Auch hier kommt der Soldatin zugute, dass sie lange als Psychologin gearbeitet hat. Sie mag den deutschen Bäcker, Lieske findet einiges am niederländischen Essen gewöhnungsbedürftig. Als großer Fisch-Fan weiß er den frischen Matjes zu schätzen, der im holländischen übrigens Hering genannt wird. „Bratwurst, Schnitzel und Grünkohl“, van den Berg gerät ein wenig ins Schwärmen. Ja, darauf können sich beide einträchtig einigen. Und wenn es um Esskulturen geht, kann Lieske einiges vorweisen. Schließlich war der gebürtige Düsseldorfer lange in den USA stationiert. Zunächst beim Heereshauptverbindungsstab in Fort Monroe, Virginia, später wechselte er als AusFoto: DEU/NDL Korps Seit mehr als einem Jahr führen Sie das 1. Deutsch-Niederländische Korps. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus? Mit Neugier und Respekt vor der Aufgabe hat es begonnen. Beobachten und lernen, wo die besonderen Anforderungen liegen, war Teil dieser Phase. Schnell wurde klar, dass viele von uns den Auftrag als Land Component Command (LCC) der NRF irgendwie unterschätzt hatten. Die Lage begann sich zu ändern. Es galt, gemeinsam Einiges aufzuholen, um unser Ziel zu erreichen: Ein Hauptquartier zu formen, das einsatzbereit ist, um militärische Operationen zu führen. Und das Ganze schnell, in einem vernetzten Ansatz und mit der notwendigen Entschlossenheit. Wir haben dieses Ziel mit einer ausgesprochen guten Zertifizierung erreicht. Gleichzeitig wurde mit der Stand-ByPhase aber auch klar: Dies war erst der Anfang! Foto: DEU/NDL Korps (3) Münster. Seit Anfang des Jahres steht das I. Deutsch-Niederländische Korps für ein Jahr als NATO Response Force (NRF) in der Verantwortung. Mit aktuell sprach der Kommandiere General, Generalleutnant Volker Halbauer, über diesen besonderen Auftrag und seine bisherige Zeit im Korpsstab. bilder an die Sergeants Major Academy im texanischen Fort Bliss. Soldatsein, das ist im Hause Lieske bereits der zweiten Generation vererbt. Seine Tochter ist Leutnant bei der Fernmeldetruppe. Für den Oberstabsfeldwebel war 2011 der Wechsel nach Deutschland zurück in eine NATO-Dienststelle kein Problem. „Ich habe mich hier sofort sehr heimisch gefühlt“, sagt er. Auch van den Berg unterstreicht dies. Zwar fehle ihr hin und wieder die Familie, doch sind es bis in ihren Wohnort nahe Arnheim nur rund 200 Kilometer. Zu viel, um täglich zu fahren, aber der Gedanke, eben mal heim zu können, reiche aus. Übrigens ist die Niederländerin schwanger. Wenn die Uniform nicht mehr passt, darf sie in ziviler Kleidung zum Dienst gehen. Die niederländischen Streitkräfte haben auch Regeln rund um die Schwangerschaft. Diese unterscheiden sich ein wenig vom deutschen System. Nach der Geburt hat ein Elternteil die Möglichkeit, für bis zu drei Monate vom Dienst freigestellt zu werden, um sich um das Baby kümmern zu können. An weiteren Gelegenheiten, die Räume im Korpsstab in „oranje“ zu tauchen, wird es nicht mangeln. Vielleicht kommt es bei der FußballEuropameisterschaft zum Traumfinale. Sowohl Jogis Jungs als auch die Elftal von Coach Guus Hiddink arbeiten derzeit daran. Und egal, wie ein solches Spiel ausgeht, Josephine van den Berg und Uwe Lieske werden auch weiterhin friedlich miteinander Schnitzel und Fingerfood essen. (tsh) und zertifiziert. Dann wurden wir im September in einer Übung in Deutschland und in Norwegen überprüft und zertifiziert. Das ist am Ende, wenn ich das für mich persönlich betrachte, so etwas, wie wieder in der Schule zu sein, eine Arbeit zu schreiben und ein Ergebnis abzuliefern. Das haben wir sehr erfolgreich gemeistert. Zusätzlich haben wir auch bei der Überprüfung unseres vorgesetzten Hauptquartiers in Neapel unterstützt. Das Ziel ist erreicht: Wir haben ein Hauptquartier, dass für alle möglichen Entscheidungen der Nato und unserer jeweiligen Nationen in der Lage ist, militärische Operationen erfolgreich zu führen. Die NATO-Verteidigungsminister haben im Februar die vorläufige Schnelle Eingreiftruppe gebilligt. Wie wirkt sich das auf den Einsatz des Korps aus? Als Teil dieser NRF werden wir auch an der Umsetzung der politischen Vorgaben, die im Nachgang zum Wales Gipfel im vergangenen September und durch die NATO Verteidigungsminister im Februar entschieden worden sind, unterstützen. Das Konzept der so genannten „sehr schnellen Eingreiftruppe“, der VJTF, ist ein Element davon. Unter der Führung des NATO-Oberbefehlshabers in Europa (SACEUR) haben wir den Testbetrieb einer Interim VJTF begonnen. Auch Deutschland beteiligt sich mit für die NRF bereitgestellten Kräften sehr umfangreich an diesem Prozess. In einer ersten Alert Exercise im April haben wir die Alarmierung einer solchen Truppe unter Rückgriff auf die bestehenden NRF Kräfte und Verfahren erprobt. Im Juni wird eine Deployment Exercise nach Polen folgen. Die Fragen stellte Torsten Sandfuchs-Hartwig. 13000 Soldaten Deutsche Beteiligung: Heer 1200 Soldaten Deutscher Anteil I. Deutsch-Niederländisches Korps mit: - Stabs-/Unterstützungsbataillon - Führungsunstertützungsbataillon - Mechanisiertes Infanterie Bataillon - weitere Führungs- und Unterstützungselemente Luftwaffe 430 Soldaten - 1 Modul Air and Missile Defence (3 Staffeln Patriot) - 1 A-310 Multi Role Transport Tanker - 2 „Transall“ C-160 Marine 466 Soldaten - 1 Fregatte - 1 Minenabwehreinheit - 1 Tanker und 1 Flottendienstboot (1. Halbjahr)* - 1 Maritime Patrol Aircraft und 1 Uboot (2. Halbjahr)* Sanitätsdienst 570 Soldaten - 4 Sanitätsstaffeln Einsatz (Role 1) - 1 Sanitätskompanie Einsatz (als Nationale Unterstützungskräfte) Streitkräftebasis 1288 Soldaten - Combined Joint-Chemical, Biological, Radiological, Nuclear Defence-Task Force unter Deutscher Führung - weitere Führungs- und Unterstützungselemente aktuell bundeswehr Feuer frei! Unterstützung aus einer Hand euskirchen. In dieser Woche wird die Multinational Geospatial Support Group in Dienst gestellt. Die neue Unterstützungsgruppe ist dem Zentrum für Geoin formationswesen der Bundes wehr unterstellt und unterstützt NATO und EU in militärischen Einsätzen, der Krisenfallplanung und bei Übungen. Geoinforma tionen unterschiedlicher Streit kräfte der NATO und EU werden aufgearbeitet und vereinheitlicht. Anschließend stellt die neue Dienststelle die Daten wieder zur Verfügung. Auf diese Weise kann die internationale Truppe im Einsatz auf einheitliches Karten material zurückgreifen. (mg) Foto: Hannemann/RedBw „Puma“ erhält Genehmigung Munster. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstech nik und Nutzung der Bundeswehr hat kürzlich die Nutzungsgeneh migung für den Schützenpanzer „Puma“ erteilt. In Zukunft wer den die Panzergrenadiere im Aus bildungszentrum Munster in der neu aufgestellten Einführungsor ganisation an ihrem neuen Fahr zeug ausgebildet. Mit zunächst sieben „Puma“ werden dort bis Ende des Jahres die künftigen Ausbilder geschult. Die dreimo natige Schulung der Panzergrena diere soll 2016 beginnen. (ble) Bw Classix Filmbeiträge aus sechs Jahr zehnten Bundeswehr – das sind die Bw Classix. Mal infor mativ, mal humorvoll berich ten sie von den damaligen politischen und gesellschaft lichen Verhältnissen. Dieser Beitrag zeigt den Dienst der Flugbereitschaft in den 1970iger Jahren. Alle Maschinen werden – damals wie heute – von der Luftwaffe betrieben. Zwischen den Kon tinenten unterwegs müssen Routen geplant und Frachtgüter transportiert werden – damals wie heute. Die Maschine mit dem Rufzeichen „German Airforce 1001“ ist diesmal nach Washington unterwegs. 27. April 2015 Bei der Übung „Dynamic Response“ üben Tschechen, Österreicher und Deutsche gemeinsam. von Patricia Franke Allentsteig. Es ist sechs Uhr morgens. Die Sonne geht gerade auf. Vögel zwitschern. Die Idylle im österreichischen Allentsteig wird plötzlich durch ein dump fes Grollen unterbrochen. Aus der Ferne werden die Silhouet ten von zwei Panzerspähwagen „Fennek“ sichtbar. Nach einem kurzen Beobachtungshalt gehen sie unter gegenseitiger Sicherung in einer Baumgruppe in Stellung. Spähtruppführer Hauptfeldwebel Andreas Kelzenberg lässt das Vor gelände mit der Granatmaschinen waffe abschwenken. Die Aufgabe seines Trupps ist es, feindliche Aufklärung zu erkennen, ohne selbst gesehen zu werden. Übung mit 1400 Soldaten Der Aufklärungstrupp gehört zur Panzergrenadierbrigade 21. Zwei Wochen lang üben die Augustdorfer unter der österrei chischen Führung der 3. Panzer grenadierbrigade gemeinsam mit der 7. Mechanisierten Brigade aus Tschechien den Kampf der verbundenen Waffen. „Wir sind bei dieser Übung vertreten mit Panzertruppe, Panzergrenadier truppe, Pionieren und Aufklä rern. Das gefällt uns gut, weil wir so das Zusammenwirken intern und gleichzeitig mit den Öster reichern zusammen üben kön nen“, erklärt Brigadegeneral Kai Rohschneider, Kommandeur der Panzerbrigade 21. Insgesamt sind 1400 Soldaten auf dem niederösterreichischen Truppenübungsplatz. „Das Sze nario ist so aufgebaut, dass vorne eingesetzte, verhältnis mäßig leichte Teile den Gegnern nichts mehr entgegenzusetzen haben und unsere Bataillons kampfgruppe hier zunächst den Feind verzögern soll, um in wei terer Folge Raum in Besitz zu nehmen und den Gegenangriff Foto (3): Jörg Koch 8 Feuerkraft: Deutsche und österreichische Kampfpanzer „Leopard“ beim Gegenangriff. sicherzustellen“, erklärt Briga dier Bruno Hofbauer, Brigade kommandant der österreichischen Panzergrenadierbrigade. Es ist 9:30 Uhr. Hauptfeld webel Kelzenberg hat feindli che Kräfte aus Osten aufgeklärt. Der Spähtrupp eröffnet das Feuer. Für die multinationale Kampf gruppe beginnt nun der Verzö gerungskampf – über 21 Kilome ter. Tschechische Schützenpanzer BVP2 nehmen den Gegner unter Beschuss, um den eigenen Kräf ten das Ausweichen auf die erste Verzögerungslinie zu ermögli chen. Mit österreichischer Unter stützung aus der Luft, dem soge nannten „Close Combat Attack“ mit dem Hubschrauber „Agusta Bell“ OH58 „Kiowa“ und „Close Air Support“ durch das Flugzeug „Pilatus“ PC 7 kann die Batail lonskampfgruppe ausweichen. Ziel des Verzögerungskampfes ist es, den Vormarsch des Geg ners so lange wie möglich zu erschweren. Dabei nutzen die eigenen Kräfte bewusst Wald schneisen.Nachdem alle Gefechts fahrzeuge den Weg passiert haben, gibt es plötzlich mehrere Explo sionen hintereinander, 15 Bäume fallen auf den Weg. Die öster reichischen Pioniere haben mit 60 Kilogramm Sprengstoff eine Baumsperre gelegt. Ein Hindernis für den Feind, der sich nun einen neuen Marschweg suchen muss. Derweil treffen die gepanzerten Fahrzeuge auf den Ottensteiner Stausee. Das Durchfahren ist unmöglich. Eine 25Tonnen Fähre bringt sie so schnell wie möglich auf die andere Seite. Die Infanteristen werden mit Sturm booten befördert. Vorbereitung zum Gegenangriff Zur gleichen Zeit im rückwär tigen Raum: Soldaten des Pan zerbataillons 203 aus August dorf und des Panzerbataillons 33 aus Zwölfaxing bereiten sich auf den anspruchsvollen Einsatz vor. Hauptfeldwebel Björn Zimmer ist mit seinem Panzerzug einer öster reichischen Kompanie unterstellt. Das Gelände ist für die deutschen Panzer „Leopard“ 2A6 und die österreichischen „Leopard“ 2A4 und „Ulan“ fordernd. „Wir haben hier wirklich sehr schweres Gelände, was durchschnitten ist durch viele sumpfige Abschnitte, viele Wälle und Gräben, wo ich nicht viel Geschwindigkeit auf nehmen kann“, so Zimmer. Der Platz sei zudem sehr staubig. Die massive Staubentwicklung wäh rend des Fahrens erschwere den Zusammenhalt des Zuges, erklärt der 35Jährige. Wenig später formieren sich deutsche, österreichische und tschechische Einheiten zum Gegenangriff. Die österreichische Artillerie unterstützt gleichzeitig mit der Panzerhaubitze M109. Kurz darauf nimmt eine Minensperre den Kampfpanzern den Angriffsschwung. Sie kön nen nicht weiter vorrücken. Jetzt kommt der Minenräumpanzer „Keiler“ zum Einsatz, um eine sichere Schneise durch das Minen feld anzulegen. Die Kampfpanzer können weiter vorrücken. Südlich davon gehen die tsche chischen Schützenpanzer auf brei ter Front gegen den Feind vor. Langsam, aber ständig mit der Bordkanone schießend, arbeiten sie sich den Gegenhang hinauf, bis sie ihr vorgesehenes Angriffs ziel am Waldrand erreicht haben. Gemeinsam wurde die kom plexe Gefechtssituation bewäl tigt. Übungsende. Ein solches Szenario ist selbst für die einsatzerfahrenen Tsche chen nicht alltäglich. Sie stellen in Allentsteig eine Panzerkompa nie mit den Panzern T72 M4 und BVP2. Oberst Josef Kopecky, Kommandeur der 7. Mechanisier ten Brigade, hält solche multinati onalen Übungen für unabdingbar. „Das Wichtigste sind die Solda ten. Wenn sie gut trainiert und erfahren sind und verstehen was ihr Auftrag und die Herausfor derungen sind, dann funktioniert das auch“, erklärt er. Nach zwei Wochen gemeinsamen Gefechts dienst in Niederösterreich haben die beteiligten Soldaten enorm viel an Erfahrung gewonnen. Den Beitrag „Dyna mic Response “ finden Sie unter www.youtube. com/bundeswehr. Der Beitrag „German Airforce One“ unter www.youtube.com/ bundeswehr. Luftunterstützung: Close Combat Attack ermöglicht Ausweichen. Sprengung: Die Pioniere legen eine Baumsperre an. 27. April 2015 innere Führung / Militärgeschichte aktuell 9 Dönitz‘ kurze Nachfolge Nach dem Selbstmord von Adolf Hitler wird Großadmiral Karl Dönitz Reichspräsident. G aber sie hätte auch sehr viel härter ausfallen können. Denn sehr viel später erst bezeugten mehrere U-Bootkommandanten schriftlich, dass sie den Befehl zur Vernichtung von Besatzungen versenkter Handelsschiffe erhalten hatten und überzeugt waren, dass dies nicht ohne Dönitz‘ Wissen geschehen sein konnte. Foto: dpa/pa Letzte Ruhe ohne großes Aufsehen Als neues Staatsoberhaupt: Großadmiral Karl Dönitz (Mitte) in Flensburg im Mai 1945. Dönitz das Kriegsende dann doch schnell herbeiführen wollte: im Vollzug von Hitlers ihm noch vom 22. April zuletzt bekannten Willen oder aus eigener Erkenntnis. Anders gefragt: Ob er sich, wenngleich erst nach dessen Tod, von Hitler befreit hatte oder ihm bis zuletzt gehorsam war, ist nicht zu klären. Ähnlich unklar sind die Beweggründe Hitlers, Dönitz zu seinem Nachfolger als Präsidenten zu ernennen. Allerdings konnte Hitler angesichts einer Vielzahl von Belegen überzeugt sein, in Dönitz, seit dem 30. Januar 1943 Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, einen überzeugten Nationalsozialisten zu seinem Nachfolger ernannt zu haben. Dönitz gab Hitler durch überoptimistische Stellungnahmen immer wieder neuen Mut. In einer Vielzahl von „Sonderlagen“ schwor er die Kriegsmarine noch bis Mitte April 1945 auf „Durchhalten bis zum Endsieg“ ein. Dafür lobte ihn der Leiter der Reichskanzlei, Martin Bormann, weshalb angenommen werden darf, dass auch Hitler davon wusste. Noch Ende April 1945 beispielsweise veranlasste Dönitz die Entsendung von Offizieranwärtern der Marine zur Verteidigung der Reichskanzlei, also Adolf Hitlers, nach Berlin. Festhalten bis zum letzten Tag Seine Unerbittlichkeit bezeugte Dönitz auch noch nach dem Tod seines „Führers“: Als nach Eintritt der Kapitulation im Nordraum am 5. Mai 1945 um 8.00 Uhr der Kommandant des Dönitz-Befehlszuges seine Soldaten in die nahen Heimatorte entließ, wurde er auf Befehl des Großadmirals standrechtlich erschossen. In diesem Ungeist ließen andere Offiziere einfache Matrosen noch nach der Gesamtkapitulation am 8. Mai 1945 hinrichten. Die Dankbarkeit der geschätzten zwei Millionen Flüchtlinge, die durch Schiffe der Kriegs- und Handelsmarine aus den deutschen Ostgebieten nach Westen transportiert wurden, gebührte weniger Dönitz, der bis zuletzt an den Endsieg glaubte, als vielmehr den Besatzungen dieser Schiffe. Manche Schiffe wie etwa die „Wilhelm Gustloff“ sollten in erster Linie U-Bootbesatzungen zur weiteren Ausbildung für den „neuen U-Bootkrieg“ nach Westen bringen, wobei sie Flüchtlinge nur mitnahmen. Im „Nürnberger Prozess“ wurde Dönitz wegen „Verbrechen gegen den Frieden und zwar durch Planung, Vorbereitung, Entfesselung und Führung von Angriffskriegen“ sowie Kriegsverbrechen zu zehn Jahren Gefängnishaft verurteilt. Sie wurde bis zur letzten Minute vollzogen. Sein Verteidiger bezeichnete diese Strafe zwar als „Mindeststrafe für nicht schuldig“, Nach der Entlassung am 1. Oktober 1956 aus dem Vier-Mächte-Gefängnis in Berlin-Spandau lebte Dönitz in Aumühle bei Hamburg, schrieb Bücher, stand Historikern Rede und Antwort. Ungeachtet der Verehrung durch Einzelne blieb die Bundesmarine auf Distanz. Karl Dönitz starb am 24. Dezember 1980. Schon lange vorher war entschieden worden, dass seine Beisetzung ohne Beteiligung der Bundeswehr stattfinden würde. Darin waren sich alle Verteidigungsminister einig. Aktiven Soldaten war die Teilnahme an der Beisetzung am 6. Januar 1981 in Uniform verboten worden, wofür Verteidigungsminister Hans Apel sowohl gelobt als auch scharf kritisiert wurde. Unbestritten aber war immer: Karl Dönitz, der nach Erich Raeder der zweite Großadmiral Adolf Hitlers gewesen war, konnte niemals Vorbild für die Soldaten der Bundesmarine sein. Autor: Fregattenkapitän a.D. Dr. Dieter Hartwig ist Militärhistoriker. Vor 125 Jahren Tag der Arbeit eingeführt Auslöser war die Chicagoer Haymarket Rebellion 1886 als dramatischer Höhepunkt der Arbeiterbewegung in den USA. G Konkret ging es damals um die Durchsetzung des 8-Stunden-Tages. Eine Streikbewegung hatte die Industriezentren der USA ergriffen. Von den bis zu 500 000 im Ausstand befindlichen Arbeitern ging allein in Chicago ein knappes Fünftel auf die Straße. Zentraler Kundgebungsort war hier der Haymarket. Die ChicagoerArbeiterzeitung unter Leitung des anarchistisch orientierten Deutschamerikaners August Spies bildete dafür das publizistische Forum. Zu den führenden Persönlichkeiten mit deutschamerikanischem Hintergrund zählten George Engel, Adolph Fischer, Louis Lingg, Oscar Neebe und Michael Schwab. Doch der am 3. Mai von der Polizei blutig niedergeschlagene Protest mit sechs getöteten Arbeitern und zahlreichen Verletzten bildete alles andere als eine Angelegenheit einer spezifischen Einwanderergruppe mit Integrationsschwierigkeiten. Am 4. Mai eskalierte die Lage: Eine in die Menge geworfene Bombe explodierte. Mehrere Menschen, darunter auch Polizisten, kamen ums Leben. Nun schlug die Staatsmacht geballt zu. Die acht Organisatoren des Streiks wurden sogleich inhaftiert. Der Prozess bildete alles andere als ein Ruhmesblatt in der US-amerikanischen Justiz- geschichte und erregte sogleich als Form eklatanter Klassenjustiz weltweites Aufsehen. International führten die Ereignisse zum 1. Mai als weltweit begangenen „Tag der Arbeit“, dessen Bedeutung in einer globalisierten Arbeitswelt alles andere als überholt ist. In Deutschland ist der 1. Mai seit 1933 gesetzlicher Feiertag. Er blieb nach 1945 in beiden deutschen Staaten bestehen. In der DDR diente er der Selbstvergewisserung der SED, immer im Sinne der „Werktätigen“ zu handeln. Im westlichen Teil Deutschlands erfuhr der 1. Mai zunehmend eine Quasi-Entpolitisierung. Rückblende: Im Kaiserreich war der 1. Mai kein öffentlicher Feiertag, sondern der Hochtag der Arbeiterschaft. November 1918 stürzte in Deutschland die Monarchie. SPD, Linksliberale und Zentrum - die Parteien der „Weimarer Koalition“ - versäumten es gleich zu Beginn der Weimarer Republik, den 1. Mai zu einem gesetzlichen Feiertag auszurufen. Somit hatten die Nazis ab 1933 ein leichteres Spiel bei der Arbeiterschaft. 1889 hatte der erstmals in Paris tagende „International Socialist Congress“ beschlossen, den 1. Mai fortan als internationalen Tag der Arbeiterklasse zu begehen. Die deutsche Sozialdemokratie war das stärkste Kontingent. (pp) aktuell sport Ruderer glänzen im Kleinboot rudern. Bei den Deutschen Kleinboot-Meisterschaften im Rudern in Brandenburg an der Havel haben Sportsoldaten der Bundeswehr zahlreiche Erfolge eingefahren. In der wichtigsten Disziplin, dem Zweier ohne Steuermann, triumphierten Stabsunteroffizier (FA) Richard Schmidt und Stabsunteroffizier (FA) Felix Drahotta. Unteroffizier (FA) Anton Braun wurde mit seinem Trainingspartner Kristof Wilke Dritter. Im Einer sicherten sich Unteroffizier (FA) Stephan Krüger Gold und Hauptgefreiter Philipp Wende Bronze. Den Meistertitel im LeichtgewichtsZweier ohne Steuermann holten sich Obergefreiter Jonathan Koch und Hauptgefreiter Lars Wichert. Bei den Frauen gewann Obermaat (BA) Michaela Schmidt den Meistertitel im Zweier ohne Steuermann zusammen mit Sonja Schütte. (sr) 27. April 2015 Training, Training, Training Petrissa Solja bereitet sich mit abertausenden Schlägen auf die Tischtennis-WM in China vor. von Dieter Kramer Düsseldorf. Unaufhörlich fliegen die kleinen Tischtennisbälle über das Netz. Klack, klack, klack – buchstäblich im Sekundentakt, beinahe millimetergenau und mitunter über 100 Stundenkilometer schnell serviert Wan Guohui robotergleich die Plastikkugeln immer wieder diagonal über die Platte auf die gleiche Stelle des Tisches. Auf der anderen Seite bemüht sich Gefreiter Petrissa Solja (Sportfördergruppe Köln, Foto), die Vorlagen des Bundestrainer-Assistenten mit Präzision und der immer gleichen Schlagtechnik die Tischkante entlang in die äußere Ecke zu platzieren. Bevor die 21-Jährige zu den Schlägen und bringt sich danach wieder in die optimale Schlagposition. Hin, zurück, hin, zurück, immer wieder. Gut 30 Minuten geht das so in der Trainingshalle des Deutschen Tischtennis-Zentrums in Düsseldorf. Als die Einheit zur Vorbereitung auf die Individual-WM (Einzel und Doppel) im chinesischen Suzhou (26. April bis 3. Mai) endet, liegen hinter Wan fast 2 000 Bälle in der Box verteilt. Solja rinnt der Schweiß von der Stirn, was nicht überrascht: Das Balleimer-Training gehört zu den Elementen mit der höchsten Intensität und Komplexität in der Tischtennis-Trainingslehre. Gewichtheben. Hauptfeldwebel Almir Velagic hat bei der Europameisterschaft im Gewichtheben eine Medaille knapp verpasst. Im Superschwergewicht brachte der 33-Jährige im Reißen und Stoßen insgesamt 418 Kilogramm zur Hochstrecke und belegte damit den vierten Platz. Bundestrainer Oliver Caruso sprach im Anschluss von einer „Riesenleistung“. Für die einzige deutsche Medaille im georgischen Tiflis sorgte die ehemalige Sportsoldatin Julia Schwarzbach. In der Klasse bis 53 Kilogramm sicherte sie sich Silber. (sr) Schützen mit gutem Saisonstart sportschießen. Unteroffizier (FA) Oliver Geis hat beim Weltcupauftakt der Sportschützen im südkoreanischen Changwon die Silbermedaille gewonnen. Im Finale mit der Schnellfeuerpistole auf der 25 Meter-Distanz erzielte der amtierende Vizeweltmeister 27 von 30 möglichen Treffern. Er musste sich damit nur dem Franzosen Jean Quiquampoix geschlagen geben, der mit 29 Treffern einen neuen Junioren-Finalweltrekord aufstellte. (sr) ansetzt, kehrt die Europameisterin im Doppel mit kurzen, schnellen Sidesteps zunächst wieder in die Ausgangsstellung in der Tischmitte zurück Bremen nach Erfolgen gleich gegen ein Duo aus der Weltmeister-Schmiede China und sogar eine Top-10-Gegnerin kletterte der Publikumsliebling vom deutschen Meister ttc eastside Berlin in der Weltrangliste um fast 20 Plätze auf Position 22. „Bei der WM“, sagt Solja sichtlich selbstbewusst, „bei der WM möchte ich den Schritt in die Top 20 schaffen.“ Anders als die deutschen Stars Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov setzt sich Solja in China (noch) keine Medaillen zum Ziel. Doch aus dem Sportsoldaten-Quartett bei der WM, das Unteroffizier Sabine Winter (Sportfördergruppe Köln) und Oberfeldwebel Kristin (Sportfördergruppe Köln) sowie Stabsunteroffizier Steffen Mengel (Sportfördergruppe Mainz) komplettieren, hat die dreifache Europameisterin voraussichtlich die besten Perspektiven: „Wir sind auf einem guten Weg. 2016 bei Olympia in Rio wollen wir Teams aus Asien angreifen.“ Bis dahin fliegen Solja beim Balleimer-Training sicher noch zig-tausende Plastikkugeln um die Ohren. Foto: imago Foto: imago Velagic überzeugt ohne Medaille „Es ist wirklich hart, aber wir mögen das Balleimer-Training sehr, weil dadurch die Automatisierung aller Abläufe von der Beinarbeit bis hin zum idealen Schlag geschult wird“, beschreibt Petrissa Solja den Wert der nur auf den ersten Blick monotonen Übung. Die Bundestrainer Jie Schöpp (Damen) und Jörg Roßkopf (Herren) schwören wie die meisten ihrer Kollegen darauf, weil dabei Konzentration und Kondition gleichermaßen gefördert werden. Balleimer-Training hat Petrissa Solja schon unzählige Male absolviert. Auch dadurch blickt die Pfälzerin auf eine glänzende Entwicklung zurück: Nach ersten Seriensiegen vor fast schon zehn Jahren bei deutschen und europäischen Schüler- und Jugend-Meisterschaften und dem Länderspiel-Debüt klopft die Linkshänderin mittlerweile an der Tür zur Weltspitze an. Durch ihren Finaleinzug bei den German Open vor Monatsfrist in Erfolgsserie beim Säbelfechten Anna Limbach und Matyas Szabo siegen bei Deutschen Meisterschaften. Koblenz. Sportsoldaten der Bundeswehr können sich bei den Deutschen Meisterschaften 2015 in Koblenz über gute Leistungen im Säbelfechten freuen. So haben Gefreiter Anna Limbach und Stabsgefreiter Matyas Szabo für einen Dormagener Doppelsieg gesorgt. Die Schwester von Weltmeister Nicolas Limbach feierte bei den Damen ihren ersten nationalen Titelgewinn: Bei den Deutschen Meisterschaften setzte sie sich im Finale gegen die Lokalmatadorin Alexandra Bujdoso 15:13 durch. Einen weiteren ersten Platz belegte Limbach darüber hinaus bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften. Szabo verteidigte erfolgreich den Titel aus dem Vorjahr bei den Herren: Er bezwang Björn Hübner (Tauberbischofsheim) klar mit 15:9. Bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften belegte Szabo überdies zusammen mit dem Hauptgefreiten Richard Hübers den dritten Platz bei den Herren, während der erste Platz von Unteroffizier (FA) Maximilian Kindler errungen wurde. Bei den Damen ging der zweite Platz der Mannschaftsmeisterschaft an Obergefreiter Anne-Sophie Kindler. Limbach, 1989 geboren, kann bereits auf diverse Siege zurückblicken. Sie gewann mit der Mannschaft die deutschen Fechtmeisterschaften 2006, 2008, 2009, 2011 und 2014. Bei den Junioren-Europameisterschaften holte sie 2008 in Prag Bronze. Foto: imago 10 Strahlende Siegerin beim Säbelfechten in Koblenz: Gefreiter Anna Limbach. Der 1991 geborene Sportsoldat Matyas Szabo hat ebenfalls schon zahlreiche Titel erfochten: Unter anderem gewann er 2008 bei den Deutschen Meisterschaften mit der Mannschaft. Zwei Jahre später war er der Sieger bei den Junioren-Weltmeisterschaften am Toten Meer sowohl im Einzel als auch mit der Mannschaft. 2013 gewann er das Worldcupturnier in Chicago im Einzel sowie zum dritten Mal die Deutschen Meisterschaften mit der Mannschaft. Ein Jahr später wurde er Deutscher Meister im Einzel und mit der Mannschaft. In Kasan errang die Mannschaft mit Nicolas Limbach statt mit Richard Hübers die Weltmeisterschaft. (vie) 27. April 2015 Vermischtes Soldatin für einen Tag aktuell 11 The Avengers: Age of Ultron Beim Girls‘ Day lernen junge Mädchen den Beruf „Soldatin“ aus neuen Perspektiven kennen. Freyung. „Panzer marsch!“ Nina Scheibenzuber sitzt in Uniform auf dem Spähwagen „Fennek“. Soeben hat die 16-Jährige dem Fahrer den Befehl erteilt loszufahren. Mit einem lauten Knattern setzt sich das Fahrzeug in Bewegung und beschleunigt auf etwa 40 Stundenkilometer. Nach hundert Metern ertönt ein weiterer Befehl: „Panzer halt!“ Die Räder blockieren. Scheibenzuber hält sich mit aller Kraft an der Kommandantenluke fest. Innerhalb kürzester Zeit kommt der „Fennek“ zum Stehen. Vorurteile und Scheu abbauen Das Kommandieren des Radpanzers durch einen Parcours ist das Highlight des diesjährigen Girls‘ Day beim Aufklärungsbataillon 8 im niederbayrischen Freyung. 86 junge Mädchen aus der Region haben hier die Gelegenheit, sich über die Berufsmöglichkeiten für Frauen bei der Bundeswehr zu informieren. Eine davon ist Nina Scheibenzuber. Die Fahrt mit dem „Fennek“ hat sie beeindruckt. „Der fährt schon ziemlich schnell und das plötzliche Abbremsen ist sehr hart“, stellt die Realschülerin aus Freyung fest. „Man spürt, dass man da oben eine große Verantwortung hat, weil sich der Fahrer komplett auf einen verlassen muss.“ Teamwork und Kameradschaft sind nur zwei Vorzüge der Bundeswehr, die die Schülerinnen beim Girls‘ Day erfahren sollen. Foto (2): Christian Haasz von Stefan Rentzsch Soldatenberuf zum Anfassen: Nina Scheibenzuber erlebt den Girls‘ Day beim Aufklärungsbataillon 8. „Es geht uns hier auch darum, die Mädchen aktiv zu fordern. Das praktische Erleben soll im Vordergrund stehen“, beschreibt Oberfeldwebel Christian Schuster die Idee hinter der Veranstaltung. Der 27-jährige Projektoffizier hat gemeinsam mit seinen Kameraden dafür gesorgt, dass den jungen Frauen an diesem Tag einiges geboten wird. „Wir hoffen so, die ‚erste Scheu‘ oder möglicherweise bestehende Vorurteile gegenüber dem Berufsbild der Soldatin abzubauen.“ Dass das Konzept aufgeht, zeigt sich spätestens beim Orientierungslauf. In kleinen Gruppen müssen die Schülerinnen versteckte Checkpoints erreichen. Nina Scheibenzuber hat sichtlich Spaß daran. Schnell übernimmt sie die Führung der Gruppe. Zunächst heißt es: Auftrag entgegennehmen. Die vier Mädchen machen sich daran, einen per NATO-Alphabet codierten Funkspruch zu entschlüsseln. Dann geht es los. Die Schüle- rinnen sprinten von Station zu Station quer über das Kasernengelände. Unter Zeitdruck müssen sie sich auch per Kompass orientieren. Für Nina Scheibenhuber kein Problem. Die Schülerin hat das Prinzip schnell verinnerlicht und treibt ihre Gruppe an: „Los, noch fünf Minuten. Das schaffen wir!“ Auf dem Weg zum Ziel müssen die Mädchen noch in einen getarnten Unterschlupf kriechen. Am Ende sind sie ziemlich außer Puste. „Das war schon anstrengend. Trotz des kühlen Regens sind wir schnell warm geworden“, versichern sie stolz. Heeresaufklärung im Nachtsicht-Parcours Natürlich erleben die Schülerinnen auch, was Heeresaufklärung bedeutet. Dazu sind in der Kaserne verschiedenes Großund Kleingerät sowie Waffen und Ausrüstungsgegenstände ausgestellt. Fast alle zeigen sich interessiert und löchern die anwesenden Soldaten mit Fragen. Eine völlig neue Erfahrung für die meisten ist der „Lucie-Parcours“. Hier gilt es, in einem abgedunkelten Raum mit Hilfe des Nachtsichtgeräts Lucie knifflige Aufgaben zu lösen. Alles schimmert in eigenartigen Grüntönen. Vorsichtig versuchen die Schülerinnen, auf eine kleine Leiter zu steigen oder Puzzleteile in einer Sandgrube zu suchen und zusammenzusetzen. Am Ende des Tages zieht Christian Schuster ein durchweg positives Fazit. „Trotz des schlechten Wetters waren alle motiviert“, so der Oberfeldwebel. Und auch Nina Scheibenzuber, die inzwischen Tarnschminke ins Gesicht aufgetragen hat, ist begeistert. „Ich habe heute einiges gelernt und einen neuen Beruf entdeckt, den ich mir gut vorstellen kann“, meint die Oberbayerin. „Auf jeden Fall passt die Uniform wie angegossen“, fügt sie augenzwinkernd an. Mit Brahms nach Transsilvanien cD. „Brahms – The Hungarian Connection“ ist bereits Andreas Ottensamers zweites Album. Der 26-jährige Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker nimmt den Hörer diesmal mit zu seinen ungarischen Wurzeln. Im Mittelpunkt steht Johannes Brahms, der nüchterne Norddeutsche mit der Begeisterung für ungarische Volksmusik. Der Auftakt der Zusammenstellung ist mit Brahms Klarinettenquintett (Op. 115) klassisch gehalten. Dieses Spätwerk ist seit seiner Uraufführung 1891 eines der beliebtesten des Komponisten. Ottensamer und sein Ensemble hauchen dem kompositorisch dichten Stück Leben ein. Ihnen gelingt damit zu Beginn eine großartige Würdigung, gilt das Werk doch als schöpferisches Resümee des großen Musikers. Zugleich klingen erste „ungarische Momente“ an. Das Intime der Kammermusik tritt dann in den Hintergrund. Die übrigen Stücke sind vom Ensemblemitglied und Cellisten Stephan Koncz neu arrangiert worden. Den Übergang in die Puszta vollziehen zwei zusammengefügte Walzer. Anfangs noch schwermütig und wunderbar melodisch gleitet die Musik sanft ins Volksliedhafte ab. Die beiden nächsten Stücke stammen aus Brahms‘ berühmten Ungarischen Tänzen, deren Grundlage die Sammlung traditioneller Volksliedmelodien ist. Fast schon spitzbübisch wandert die Klarinette durch den Tanz Nr. 7. Erst nachdenklich, doch dann mit feurigem Elan schließt der Tanz Nr. 1 an. Es ist eine erweiterte, um Improvisationen ergänzte Fassung – der letzte Brahms des Albums. Zwei kurze Kompositionen des Ungarn Leó Weiner folgen nun: „Der traurige Hirt“ lässt die Klarinette melancholisch sinnieren. Im Gegensatz dazu lädt der „Székler Tanz“ zur ausgelassenen und beschwingten Dorffeier ein. Das Album endet mit einer Kombination teils exotisch anmutender, traditioneller Tänze aus Transsylvanien. Im schwungvollen Finale des Arrangements kann Ottensamer seine ungarische Seite leidenschaftlich ausleben. „The Hungarian Connection“ ist dramaturgisch klug aufgebaut und voll künstlerisch gleißendem Esprit – ein faszinierender Ausflug in die ungarische Seelenwelt. (am) Andreas Ottensamer: Brahms – The Hungarian Connection, Deutsche Grammophon, Audio-CD, Veröffentlichung: März 2015, Euro 18,99 Kino. Die Avengers sind zurück. Mussten sich die Helden aus den Marvelcomics in den letzten drei Jahren allein auf der Leinwand durchschlagen, folgt nun die Fortsetzung des Superheldenteams. In „The Avengers: Age of Ultron“ treten Iron Man, Captain America, Thor, Hulk, Black Widow und Hawkeye gegen den Superroboter Ultron an. Zunächst im Kampf gegen die Verbrecherorganisation Hydra ausgezogen, sehen sich die Helden kurz darauf dem hausgemachten Problem Ultron gegenüber. Aus einem fehlgeschlagenen Friedensprogramm Iron Mans entstanden, setzt der mechanische Superschurke fortan alles daran, die Menschheit auszurotten. Dabei wird er tatkräftig von den Zwillingen Pietro und Wanda, alias Quicksilver und Scarlet Witch, unterstützt. Während Quicksilver die Superhelden mit seiner extremen Schnelligkeit herausfordert, gelingt es Wanda Witch, mit ihren mentalen Fähigkeiten das Heldensextett vor eine echte Zerreißprobe zu stellen. Im zweiten Teil der Avengers greift Regisseur Joss Whedon auf die bewährten Mittel von Action und Wortwitz zurück. Epische Kampfszenen werden immer wieder durch einen gelungenen Lacher aufgelockert, sodass sie trotz ihrer enormen Länge unterhaltsam bleiben. Mit einer packenden Story und gelungenen Specialeffects wird die bunte Heldentruppe rund um die Welt geschickt und vor reizvollen Kulissen von New York bis Johannesburg in Szene gesetzt. In den weniger actiongeladenen Sequenzen wird ein Einblick in die Gefühlswelt der einzelnen Charaktere gewährt. Durch Rückblenden und Dialoge offenbart sich, wie es im Inneren der Helden aussieht und wie sie die Last ihrer Vergangenheit noch heute spüren. Daraus entspinnen sich Handlungsstränge, die dem Film zusätzliche Dramatik verleihen, ohne dabei die vordergründige Action zu schmälern. Eine weitere gelungene Comicverfilmung der Marvel Studios, die 140 Minuten beste Unterhaltung verspricht. (tfk) Kinostart: 23. April aktuell Ausgewählte Medienbeiträge 29. April, 19:00 Uhr, Br: „Das Kreuz mit dem Frieden: Die Kirchen und die Kriegseinsätze“ Filmautorin Jutta Neupert fragt nach: Wie kann Frieden geschaffen werden? Divergente Einschätzungen gaben unter anderem Erzbischof Ludwig Schick aus Bamberg, der die UN in der Pflicht sieht und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der den Krieg in Syrien, genau wie die 17-jährige Jesidin Narcis, hautnah erlebte. Militärseelsorger Jens Hauschild berichtet, wie ihn seine zwei Einsätze in Afghanistan veränderten. Eine Dokumentation über Menschen, die Zeugen des Krieges wurden und deren Weltbild sich angesichts erlebter Kriegsgewalt wandelte. vermischtes Eventmanagerin für Soldaten Oberfeldwebel Stefanie W. dient im Betreuungsbüro im Camp Marmal in Afghanistan. Welche Redewendung gebrauchen Sie zu häufig? Wahres Können benötigt keinerlei Anstrengung. Was treibt Sie an? Egal, ob im Betreuungsbüro oder in der Personalbearbeitung: Das Lächeln im Gesicht des Anderen, wenn man ihm eine Freude machen konnte. wissen unser Angebot sehr zu schätzen“, freut sich Oberfeldwebel W., die anstrebt, Berufssoldatin zu werden. Es ist ihr erster Auslandseinsatz. Nach rund der Hälfte der Zeit schwärmt sie von der Erfahrung: „Die Internationalität hier im Lager ist etwas ganz Besonderes. Im Moment versuche ich, etwas Dari zu lernen, um auch besser mit den ‚helfenden Händen‘ zusammenarbeiten zu können.“ Für den Ostermarkt war es dem Betreuungsbüro gelungen, zahlreiche Soldaten anderer Nationen zu gewinnen: „Es gab belgische Waffeln, ungarische Gulaschsuppe, lettischen Balzams und natürlich deutsche Bratwurst.“ (uje) Der Beitrag „Smut auf der Gorch Fock “ unter www.youtube.com/ bundeswehr. 015 Was ist Ihr höchstes Gut? Meine Familie und Freiheit. M Youtube-video der Woche: Ein ungewöhnlicher Dienstposten an einem ungewöhnlichen Dienstort. Für einen Koch, den sogenannten Smut, in der Kombüse des Segelschulschiffes Gorch Fock ist das Alltag. Vorratshaltung, Koordinierung und Zubereitung des Essens für 300 Mann ist bei schwerem Seegang eine Herausforderung. (eb) 16/2 27. April 2015 Foto: Twardy/RedBw 12 Welche Eigenschaft schätzen Sie an anderen am meisten? Ehrlichkeit. Was wäre Ihre berufliche Alternative gewesen? Psychologin oder Kindergärtnerin. Wo möchten Sie am liebsten leben? Als geborene Thüringerin natürlich in Thüringen! Da gibt es alles: Berge, Wiesen, Seen und Täler. Was ist Ihre größte Errungenschaft? Ein Ford Mustang, der derzeit noch in meiner Garage zu Hause steht. Ich habe ihn nach einer Trennung gekauft und möchte ihn nach meiner Rückkehr aus dem Einsatz restaurieren. Wie können Sie am besten entspannen? Bei guter Musik, Wein und Kerzenschein. Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen? Zu Schokolade. Eine Packung liegt immer auch neben meinem Bett. Was ist Ihr Lebensmotto? „Es kann sich alles zum Guten wenden.“ Als Symbol für dieses Sprichwort habe ich mir einen Phönix auf den Rücken tätowieren lassen. SUDOKU Vi el G Senden Sie die vier Lösungszahlen, lück die sich aus den farbigen Feldern ! ergeben, per E-Mail mit dem Betreff “Sudoku 16/2015” und Ihrer Postanschrift an: [email protected] Einsendeschluss: Sonntag dieser Woche Der Gewinn: Eine Outdoor-Kaffeepresse Lösung der Ausgabe 14/2015: 7581 Gewonnen hat: Bernhard Bichler Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
© Copyright 2024 ExpyDoc