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D 8512
51. Jahrgang
nr. 16
Montag, 27. April 2015
Na
Panzer im Gefecht
Bei der Übung „Dynamic Response“ trainieren
tschechische, österreichische und deutsche Soldaten
gemeinsam den scharfen Schuss. Seite 8
Foto: Jörg Koch
Die Bundeswehr im Internet
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Marine bereit für Hilfe im Mittelmeer
Einsatzgruppenversorger „Berlin“ und eine Fregatte sollen bei Flüchtlingskatastrophe helfen.
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Berlin. Deutschland plant, zwei
Schiffe der Marine ins Mittelmeer zu entsenden, um gemeinsam mit den EU-Mitgliedstaaten
der Flüchtlingskatastrophe zu
begegnen.
„Es geht jetzt vor allem darum,
dass wir sehr schnell Menschen,
die in Not sind, helfen“, sagte
Verteidigungsministerin Ursula
von der Leyen am vergangenen
Freitag. Nach Angaben des
Ministeriums könnten zwei
Schiffe innerhalb von zwölf bis
14 Tagen das Mittelmeer erreichen. Geprüft wird, ob Schiffe
des Einsatzausbildungsverbands
der Marine dafür in Frage kommen, konkret geht es um den Einsatzgruppenversorger „Berlin“
und eine Fregatte. Die Schiffe
Foto: Bundeswehr/Bergold
www.bmvg.de
Derzeit im Golf von Aden: Der „Einsatzgruppenversorger“ Berlin.
sind derzeit im Golf von Aden
vor der Ostküste Afrikas unterwegs – etwa 4600 Kilometer vom
Mittelmeer entfernt.
Der Einsatzgruppenversorger
ist unter anderem mit einer großen und umfassend ausgestatteten Sanitätsstation ausgerüstet.
In Verbindung mit den Aufklärungsfähigkeiten einer Fregatte
ergänzen sich beide Schiffe für
die Aufgaben im Mittelmeer
besonders gut.
Die gezielte Hilfeleistung im
Mittelmeer basiert auf Artikel 98
des ­Seerechtsübereinkommens
der Vereinten Nationen. Es verpflichtet den Kapitän eines jeden
Schiffes, jeder Person, die auf
See in Lebensgefahr angetroffen
wird, möglichst schnell zu Hilfe
zu eilen.
Angesichts des immer größeren
Ausmaßes der Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer einigten
sich die EU-Regierungschefs
vergangene Woche darauf, die
EU-Einsätze „Triton“ vor Italien
und „Poseidon“ vor Griechenland
zu stärken und die Finanzmittel
mindestens zu verdreifachen.
Dadurch sollen die Möglichkeiten der Seenotrettung durch die
Grenzschutzbehörde Frontex verstärkt werden. In diesem Zusammenhang sagte Deutschland zu,
zwei Schiffe zu entsenden. (eb)
2
aktuell Intern
27. April 2015
Foto: Bundeswehr
Bild der Woche
Ihre Väter verloren ihr Leben im Einsatz: Auf Einladung von Hertha BSC haben vier Kinder von gefallenen Bundeswehrsoldaten den 29. Spieltag der 1. Fußballbundesliga
auf besondere Art erlebt. Maskottchen „Herthino“ begrüßte die jungen Besucher, anschließend begleiteten sie die Hertha-Profis vor der Partie gegen Köln aufs Spielfeld.
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ZItAt
Editorial
„Unseren afghanischen Helfern gegenüber haben
wir eine moralische Fürsorgepflicht.“
Die Bundeswehr bietet vielfältigste berufliche Möglichkeiten
mit unterschiedlichsten Werdegängen. Auch ich durfte das
erfahren. Klassisch begonnen als
Seefahrer habe ich danach ein
Karriereberatungsbüro ­geleitet.
Seit Anfang des Monats bin ich
als Redakteurin in der Redaktion der Bundeswehr tätig. Ein
abwechslungsreicher Weg, der
mir die Möglichkeit bot – und
noch bietet –, über meinen maritimen Horizont hinaus zu blicken.
Aufträge, Übungen, Einsätze
– an Land, in der Luft, auf See.
Die wenigsten Soldaten haben
die Gelegenheit, die Arbeit anderer Truppengattungen oder sogar
Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche kennenzulernen.
Genauso verhält es sich, wenn
es in den Einsatz geht – welche
Aufträge haben die anderen?
Das ist das Thema, mit dem wir
uns als Redakteure im Ressort
Einsatz täglich beschäftigen.
Wir bekommen die Möglichkeit,
weltweit Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln, darüber
crossmedial zu berichten und
den Lesern somit Einblicke in
die verschiedensten Tätigkeiten
und Aufträge zu geben.
Wie wichtig die Sanitätsausbildung auch für bereits
kampferprobte Soldaten wie die
Der scheidene Wehrbeauftrage des Bundestags, Hellmut Königshaus (FDP), während seiner letzten Rede im Parlament am vergangenen Donnerstag.
KALenderBLAtt
Vor 40 Jahren: Am 30. April 1975 endet der Vietnamkrieg für die
Vereinigten Staaten mir der ersten militärischen Niederlage ihrer Geschichte. Am 30. April besetzten nordvietnamesische Truppen Saigon.
Zehn Jahre zuvor hatten die ersten US-Truppen das Land erreicht.
Vor 55 Jahren: Am 1. Mai 1960 wird im sowjetischen Luftraum
ein US-Aufklärungsflugzeug vom Typ U-2 abgeschossen. Der Pilot
überlebt den Absturz, wird verhaftet und zwei Jahre später im Tausch
gegen einen sowjetischen Agenten freigelassen.
Vor 70 Jahren: Am 29. April 1945 treffen Funktionäre der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) unter der Führung von Walter
Ulbricht in Berlin ein. Die Gruppe war in Moskau ausgebildet worden,
um in der künftigen sowjetischen Besatzungszone administrative und
politische Aufgaben zu übernehmen.
Vor 150 Jahren: Am 27. April 1865 wird in Ludwigshafen die BASF
– die Badische Anilin- und Sodafabrik – von Friedrich Engelhorn
gegründet. Im Laufe der folgenden 30 Jahre wird Deutschland zum
größten europäischen Chemieproduzenten.
Vor 215 Jahren: Am 2. Mai 1800 gelingt es den britischen Chemikern
William Nicholson und Anthony Carlisle, Wasser durch Stromspannung in seine Grundbestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zu
zerlegen. Das als „Elektrolyse“ bekannte Verfahren ist bis heute eine
grundlegende Methode der chemischen Forschung.
(eb)
Peschmerga im Irak ist, erläutern wir auf Seite 5 dieser Ausgabe. Außerdem geht es um einen
lebensrettenden technischen Fortschritt: Neue Störsender sind
in der Lage, Funksignale ganz
gezielt zu unterbrechen und das
Auslösen eines Sprengkörpers
per Funkverbindung zu verhindern.
Darüber hinaus hat aktuell
für diese Ausgabe den Kommandierenden General des
Deutsch-Niederländischen
­
Korps getroffen. Im Interview
mit aktuell spricht Generalleutnant Volker Halbauer über die
NATO Response Force und
das Ziel, ein Hauptquartier zu
formen, das einsatzbereit ist
und militärische Operationen
führen kann (Seite 6/7).
Victoria Kietzmann
Redakteurin Einsatz
27. April 2015 Ministerium / Hintergrund Und jetzt?
aktuell 3
Ein Gast aus
Down Under
Foto: Bundeswehr
Foto: Bundeswehr/Grauwinkel
G36 auf dem Prüfstand – Ministerium sucht
„mit Hochdruck“ nach einer Lösung.
In seiner jetzigen Form nicht zuverlässig: Das G 36 trifft nicht präzise, wenn es erhitzt ist. Im Gefecht kann das zur Gefahr werden.
Berlin. Als Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
den Verteidigungsausschuss am
vergangenen Mittwoch wieder
verlässt, spricht sie Klartext.
Drei Stunden lang hat sie sich
den Fragen der Bundestagsabgeordneten gestellt. Thema: Der
Bericht zu Präzisionsproblemen,
die Fachleute beim Standardgewehr der Bundeswehr festgestellt
haben. Die Analyse wurde in
Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Ernst-Mach-Institut in
Freiburg (EMI), der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen
und Munition (WTD 91) sowie
dem Wehrwissenschaftlichen
Institut für Werk- und Betriebsstoffe und dem Bundesrechnungshof erstellt.
Im Anschluss an die Sitzung
im Ausschuss tritt die Ministerin
vor die Mikrofone der wartenden
Journalisten und sagt: „Das G36
hat so, wie es heute konstruiert
ist, keine Zukunft in der Bundeswehr.“
Und jetzt? Es werde mit Hochdruck daran gearbeitet, eine
Lösung für die Soldaten zu finden, sagt von der Leyen. Es gehe
jetzt darum, Prioritäten zu setzen
und zu bestimmen, für welche
Einsatzgebiete, für welche Aufträge und für welche Soldaten
– beispielsweise die Spezialkräfte
– umgehend Ersatz gebraucht
wird. Von der Leyen: „Bei einigen Soldaten werden wir sofort
ersetzen müssen.“
Mängel waren seit
2010 bekannt
Experten des Bundesamts für
Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr
prüfen seit vergangener Woche,
welche Waffe alternativ zügig zur
Verfügung gestellt werden kann.
Mit einem neuen Gewehr auf die
Schnelle ist es allein nicht getan
– auch eine gründliche Ausbildung an der neuen Waffe muss
gewährleistet werden.
September 2013 die Regierungskommission „Deutscher Corporate Governance Kodex“.
Der Abgeordente Jan van Aken
(Die Linke) sagte, im Ausschuss
sei klar geworden, dass das heutige G 36 den Lieferbedingungen
aus dem Jahr 1996 voll entspreche.
Ein Anspruch auf Schadensersatz
sei damit hinfällig.
Die gesamte Bundeswehr mit
neuen Gewehren auszustatten,
wird nach Angaben der Ministerin „nicht binnen Jahresfrist“
möglich sein. Ob das G 36 komplett ersetzt werden muss, oder
der Bundeswehr in einer überarbeiteten Form doch erhalten
bleiben könnte, ließ die Ministerin offen.
Inzwischen steht fest, dass die
Berichte über die Mängel des
G 36 dem Ministerium bereits
im Jahr 2010 vorlagen. Der verteidigunspolitische Sprecher der
SPD, Rainer Arnold, sagte nach
dem Ausschuss: „ Wir müssen
über die Vergangenheit sprechen.
Wer ist der Verantwortliche für
die Mängel im Prozess?“
Das Ministerium hat bereits
die „Organisationsstudie G 36“
in Auftrag gegeben. Als unabhängiger Sachverständiger wird
Klaus-Peter Müller die Prozessabläufe bei der Beschaffung,
Prüfung und Nutzung des G 36
analysieren. Müller leitete bis
Ausschuss hat
weitere Fragen
Der G 36-Abschlussbericht
werfe neue Fragen auf, sagte die
Abgeordnete Agnjeska Brugger
(Bündnis 90 / Die Grünen). Der
Ausschuss hat weitere Unterlagen vom Ministerium eingefordert.
Soldaten müssten sich in jeder
Lage auf ihre Waffe verlassen
können, sagte der CDU-Abgeordnete Henning Otte. „Es war
gut, dass die Ministerin dieses
unabhängige Gutachten in Auftrag gegeben hat.“
(vmd)
Blitzbesuch in Washington
Washington. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
ist zu politischen Gesprächen in
die USA gereist.
In Washington traf sie den
neuen amerikanischen Verteidigungsminister Ashton Carter, um
sich über das weitere Vorgehen in
Afghanistan sowie die Bekämpfung der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) und die Umsetzung der NATO-Beschlüsse von
Wales auszutauschen. Bei dem
Treffen im September hatten die
Nato-Mitglieder unter anderem
vereinbart, die Verteidigungsausgaben binnen eines Jahrzehnts
auf zwei Prozent der Wirtschaftsleistung zu erhöhen.
Die Ministerin betonte die
engen Beziehungen zwischen
den USA und Deutschland und
die sehr gute Zusammenarbeit
Foto: dpa/pa
Ursula von der Leyen zu Gast beim neuen US-Verteidigungsminister Ashton B. Carter.
Ankunft in Washington: Ursula von der Leyen und Ashton Carter.
bei der Bewältigung der zahlreichen sicherheitspolitischen
Herausforderungen. Die USA
und Deutschland seien vertraute
und „unverbrüchliche Partner“.
Die Ministerin: „Wir arbeiten
gemeinsam an Lösungen für zahlreiche Konfliktherde dieser Welt
und stehen Seite an Seite in den
Einsätzen.“ Es sei unzweifelhaft,
dass die bisherigen Erfolge der
internationalen Allianz gegen den
IS-Terror zu einem guten Stück
dem beherzten Engagement der
Vereinigten Staaten von Amerika
zu verdanken seien. Zur Situation in Afghanistan sagte von der
Leyen: „Ich bin unseren amerikanischen Freunden insbesondere dankbar, dass die USA in
Afghanistan ihre Truppenstärke
von 9800 Soldaten bis Ende 2015
beschlossen haben.Das gibt auch
der Bundeswehr die notwendige
Planungssicherheit.“ Hintergrund: Ursprünglich war geplant,
dass 5000 US-Soldaten am
Hindukusch bleiben. Im März
kündigte die US-Regierung an,
bis Jahresende deutlich mehr
Soldaten im Land zu belassen.
Carter ist seit Februar USVerteidigungsminister.
(eb)
Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat
ihren australischen Amtskollegen Kevin Andrews im Bendlerblock empfangen. Die Minister
tauschten sich bei dem Treffen
in der vergangenen Woche über
die deutsch-australischen Beziehungen aus. In Afghanistan, im
Nordirak und im Südsudan hat
sich eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen den deutschen
und australischen Streitkräften
entwickelt. Mit Blick auf politische Ziele und das gemeinsame
demokratische Grundverständnis
ist Australien für die Bundesrepublik der entscheidende Wertepartner in der Indo-Pazifischen
Region.
(stö)
UNO will mehr
Unterstützung
new York. Die Vereinten
Nationen (UNO) wünschen
sich von Deutschland mehr
Unterstützung bei Friedensmissionen. Das haben Vertreter des UNO-Sekretariats
gegenüber Mitgliedern des
­Verteidigungsausschusses
des Deutschen Bundestages
geäußert. Eine Delegation
des Ausschusses war Mitte
April in die Vereinigten
Staaten gereist. Die Bundestagsabgeordneten trafen unter
anderem Mitglieder des USRepräsentantenhauses und
des Senats und tauschten sich
mit Vertretern des German
Marschall Funds und des
Atlantic Council aus. Außerdem besuchten sie die Zentrale
der Vereinten Nationen. „In
den Gesprächen, die wir dort
geführt haben, ist sehr deutlich geworden, dass sich Verantwortliche im UNO-Sekretariat von Deutschland einen
größeren Beitrag zu den UNOMissionen wünschen“, sagte
der Vorsitzende des Ausschusses, Hans-Peter Bartels (SPD).
Dabei ginge es um sogenannte
„Enabler“-Fähigkeiten – also
Führungsunterstützung durch
deutsche Soldaten, logistische
Fähigkeiten wie Lufttransport
oder medizinische Versorgung. „Das sind Fähigkeiten,
die die größeren Truppensteller für die UNO-Missionen
wie zum Beispiel Bangladesh
so nicht einbringen können“,
sagte Bartels.
4
aktuell Politik / Hintergrund
Die Afghanistan-Bilanz
Russland rüstet
in Ukraine auf
Washington. Die USA werfen
Russland eine erneute Aufrüstung
an der Grenze zur Ukraine vor.
Russland habe weitere Luftabwehrsysteme und Soldaten in
Bereitschaft gebracht, sagte eine
Sprecherin des US-Außenministeriums am vergangenen Mittwoch. Die russische Armee habe
„zusätzliche Luftabwehrsysteme
im Osten der Ukraine stationiert
und einige davon näher an die
Frontlinien gebracht“. Russland
sei außerdem dabei, weitere Soldaten an die Grenze zur Ukraine
zu entsenden. Daraus ergebe sich
die „größte Truppenpräsenz seit
Oktober 2014“.
(eb)
27. April 2015
Bundestagsabgeordnete fordern in einer Großen Anfrage Auskunft über den Isaf-Einsatz.
Foto: imago (2)
Jemen: Neuer
UNO-Beauftragter
Wie steht es um Afghanistan? 132 500 deutsche Soldaten waren dort im Einsatz (l.). 3,3 Millionen Mädchen gingen 2014 zur Schule( r.).
Die afghanischen Sicherheitskräfte – Polizei und Streitkräfte
– umfassen derzeit 350 000
Männer und Frauen. Sie zahlen im Kampf gegen Aufständische und Kriminalität einen
hohen Blutzoll. Im ersten Halbjahr 2014 sind etwa 1500 Angehörige der afghanischen Polizei
gefallen.
Wirtschaft
Afghanistan ist ein Agrarland: Knapp 60 Prozent aller
Beschäftigten arbeiten in der
Landwirtschaft. Ihr geschätztes Pro-Kopf-Einkommen stieg
von 441 US-Dollar im Jahr 2007
auf 961 US-Dollar im Jahr 2012.
In Industrie und Bergbau sind
12,5 Prozent der Erwerbstätigen
beschäftigt. 24,6 Prozent arbeiten im Dienstleistungssektor, 3,9
Prozent der Arbeitnehmer in der
öffentlichen Verwaltung. Gemes-
Lebensbedingungen
Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt in Afghanistan aktuell 60 Jahre und ist
seit Beginn des internationalen
Engagements im Land deutlich
gestiegen – 2010 lag die Erwar-
sen am Bruttoinlandsprodukt pro
Kopf stieg die Wirtschaftsleistung von 2001 bis 2013 von 115
auf 678 US-Dollar.
Sicherheitslage
„Bei landesweiter Betrachtung ist unverändert festzustellen, dass der Großteil der afghanischen Bevölkerung in Regionen
mit einer mindestens ausreichend kontrollierbaren Sicherheitslage lebt“, formuliert die
Bundesregierung in ihrer Antwort. Rund 500 Quadratkilometer im Land sind weiterhin mit
Minen oder Kampfmittelrückständen belastet.
Drogenanbau
Das Land ist mehr als 652 000
Quadratkilometer groß. Experten
schätzen, dass auf rund 209 000
Hektar Schlafmohn als Grundstoff für Opium angebaut wird.
Das entspricht 0,55 Prozent der
landwirtschaftlichen Flächen.
„Am Hindukusch – und weiter?“
Berlin. Was ist das Fazit aus dem Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr? Mit dieser
Frage beschäftigen sich 20 Autoren – vom
Stabsfeldwebel bis zum ISAF-Regionalkommandeur, vom Theologen bis zum Journalisten, vom Mediziner bis zum Mitarbeiter
einer Nicht-Regierungsorganisation – in einer
neuen Publikation der Bundeszentrale für
politische Bildung. „Am Hindukusch – und
weiter?“ heißt das Werk, das Generalleutnant a. D. Rainer Glatz gemeinsam mit dem
Terrorismusforscher Rolf Tophoven herausgegeben hat. „Ziel war, sich ganz anders mit
dem Thema auseinanderzusetzen, als das bisher geschehen ist. Einsätze sind mehrschichtig zu betrachten – es geht um mehr als allein
die militärische Dimension“, sagt Glatz. Mitgewirkt hat unter anderem Oberstleutnant
Hans Christoph Grohmann. In seinem Beitrag „Führen im Einsatz und im Gefecht“
berichtet Grohmann,
wie er im Jahr 2009
Am Hindukusch – und weiter?
mit seinen Soldaten in
einen Hinterhalt gerät.
Sein Fazit: „Wer unter
allen Umständen Verluste vermeiden will,
zaudert und verpasst den richtigen Moment
der Entscheidung. Letztlich setzt er seine
Soldatinnen und Soldaten dadurch höheren
Risiken aus.“
Der Fernsehjournalist Uli Gack reiste
immer wieder nach Afghanistan. In seinem
Beitrag „Nach Kunduz kommt man nur zum
Rainer L. Glatz / Rolf Tophoven (Hrsg.)
Die Bundeswehr im Auslandseinsatz:
Erfahrungen, Bilanzen, Ausblicke
Foto: bpb
new York. Die UNO-Abrüstungsbeauftragte Angela Kane
(Foto) beklagt fehlendes Engagement zur Abrüstung. Es gebe
„einen Stillstand auf dem Weg
zu einer atomwaffenfreien Welt“,
die Atomwaffen-Staaten hielten
sich nicht an die Abmachung.
Der Atomwaffensperrvertrag trat
1970 in Kraft. In dem Abkommen
verzichten die Unterzeichnerstaaten ohne Atomwaffen auf nukleare Rüstung. Die Atommächte
USA, Frankreich, Großbritannien,
Russland und China verpflichteten sich im Gegenzug zu Abrüstungsbemühungen.
(eb)
Rund 8,41 Milliarden Euro
hat der ISAF-Einsatz der Bundeswehr bis zum 30. Juni 2014
gekostet. Besser gesagt: In dieser Höhe hat er „einsatzbedingte
Zusatzausgaben“ im Verteidigungshaushalt verursacht. Hinzu
kamen knapp 290 Millionen Euro
für Infrastrukturmaßnahmen der
NATO. Rechnerisch waren mehr
als 132 500 Bundeswehrsoldaten
Sicherheitskräfte
Am Hindukusch – und weiter?
Foto: imago
UNO: Abrüstung
kommt nicht voran
Einsatz
tung bei nur 50 Jahren. Inzwischen haben 57 Prozent der
Bevölkerung Zugang zu medizinischer Versorgung. 2002 waren
es lediglich neun Prozent. Rund
8,2 Millionen afghanische Kinder
– davon 3,3 Millionen Mädchen
– gingen 2014 zur Schule. Das
entspricht einer Quote von circa
40 Prozent. Bis zur nächsten
Wasserquelle müssen Afghanen
durchschnittlich einen Weg von
sechs Minuten laufen.
Rainer L. Glatz / Rolf Tophoven (Hrsg.)
new York. Der mauretanische
Diplomat Ismail Ould Cheikh
Ahmed wird neuer Sondergesandter für den Jemen. Das teilte
UNO-Generalsekretär Ban Ki
Moon mit. Cheikh Ahmed soll den
Posten von Dschamal Benomar
übernehmen und die Friedensgespräche voranbringen. Benomar
war zurückgetreten, nachdem die
Golfstaaten ihm die Unterstützung
verweigert hatten. Die von SaudiArabien geführte Militärallianz
kündigte vergangene Woche an,
ihre Luftangriffe (Foto) gegen
Huthi-Rebellen im Jemen beenden zu wollen.
(eb)
Berlin. Eine Bilanz des Afghanistan-Einsatzes haben Abgeordnete des Bundestages in einer
Großen Anfrage gefordert – und
mehr als 180 Fragen zum ISAFEinsatz, zur Anti-Terror-Operation Enduring Freedom aber auch
zu den Lebensbedingungen der
afghanischen Bevölkerung eingereicht. Auf rund 100 Seiten hat die
Regierung Stellung genommen.
aktuell fasst die wichtigsten Fakten zusammen:
von Dezember 2001 bis Juni
2014 bei ISAF eingesetzt, gut
30 000 von ihnen mehrfach – im
Durchschnitt dreimal. 55 Bundeswehrsoldaten ließen in Afghanistan ihr Leben. Davon fielen 35
durch Feindeinwirkung.
Band 1584
Foto: imago
von Frank Bötel
Sterben“ schreibt er über „Jahre der Frustration“ und einen „Vorrat an Glück“. Ebenfalls
unter den Autoren: Die Entwicklungshelferin Suzana Lipovac. In „Zwei Welten – ein
Ziel?“ beschreibt sie ihre Erfahrungen in der
zivilmilitärischen Zusammenarbeit. Sie sagt:
„Der Afghanistan-Einsatz hat allen deutschen Akteuren vieles gelehrt.“ Wichtig sei
eine Auswertung – und Fehler einzuräumen.
Eine Kooperation aller diplomatischen, entwicklungspolitischen, zivilgesellschaftlichen,
­
polizeilichen und militärischen Akteure sei
notwendig. „Hier besteht das größte Defizit“,
schreibt Lipovac.
(vmd)
Am Hindukusch – und weiter? ist über die
Internetseite der Bundeszentrale für politische Bildung www.bpb.de erhältlich.
27. April 2015 Einsatz / Bundeswehr Erste Hilfe für die Front
aktuell 5
Hubschrauber
wieder im Einsatz
Ausbildung im Irak: Peschmerga in Ersthelferausbildung, um im Ernstfall Leben retten zu können.
von Jürgen Bredtmann
Erbil. Was ist eine der größten
Gefahren für im Gefecht verwundete Soldaten? Ein zu hoher Blutverlust. Bisher gab es auf der Brigadeebene bei den Peschmerga
im Irak nur einen Arzt. Ein im
Kampf gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) verwundeter Soldat wurde schlicht
in ein Auto gelegt und möglichst
schnell in das nächste Krankenhaus gebracht. In der Ausbildung
im Kampf gegen IS lernen die
Peschmerga jetzt, wie sie mit
Erster Hilfe Leben retten können.
Stoppen der Blutung, abbinden,
stabilisieren, informieren, transportieren. All das bilden die internationalen Soldaten im Kurdistan
Training Coordination Center
(KTCC) im Zuge der Bataillonsausbildung aus. An der Koalition
sind Großbritannien, Italien,
die Niederlande, Norwegen,
Deutschland und die USA beteiligt. Mit der Ersthelferausbildung
steigen die Überlebenschancen
der Kurden an der Front erheblich.
Theorie zeigt
Möglichkeiten auf
„Ist ein Peschmerga verwundet worden, muss er erst einmal
in Sicherheit gebracht werden,
also weg vom Feindfeuer“, erläutert Major Robert P. Er ist deutscher Ausbildungsleiter für den
Bataillonsstab. „Und dann müssen Sie als nächstes die Blutung
stoppen“, ergänzt Oberstabsarzt
Stephanie T. Sie hat die Ausbildung des kurdischen Sanitätszuges übernommen. Die beiden
deutschen Offiziere führen die
Ausbildung gemeinsam durch.
Die während der Lehrvorführung
geschilderten Situationen decken
sich mit den Erfahrungen der kurdischen Kämpfer: Feuer, Verletzte, Deckung. Dann in Sicherheit bringen, Blutung stoppen,
Information an den Chef, hin zum
Sammelpunkt, weitere Versorgung, ­Krankenhaus.
Gute Ausbildung,
richtige Ausstattung
„Wir verschaffen mit dieser
Ausbildung den Peschmerga
neue Möglichkeiten in der Versorgung ihrer verwundeten Sol-
Hohe Motivation und
Lernwilligkeit
„Unsere Trainer sind alle sehr
beeindruckt von den Fortschritten,
die alle Peschmerga hier während
der Ausbildung machen“, sagte
der niederländische Oberstleutnant H. zu den Angehörigen des
kurdischen Bataillonsstabes.
Er ist der Chef des Stabes vom
KTCC. Die kurdische Regionalregierung ist zufrieden und von
den Fortschritten der Peschmerga
überzeugt. Man weiß aber auch,
dass der Kampf gegen IS noch
lange dauern kann. Fundierte
Erste Hilfe erhöht die Chancen
der Peschmerga-Kämpfer, zu
überleben.
Für den Einsatz: Mit Störsendern gezielt gegen Sprengfallen
Störsignale gesendet, die exakt auf das
feindliche Frequenzband zugeschnitten
sind. Damit würde die Funkverbindung
zwischen Attentäter und Bombe unterbrochen, noch bevor es zur tödlichen Explosion
kommt. Die Reaktionszeit liege bei deutlich
unter einer Millisekunde.
Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr
hat für mehrere Millionen Euro den Auftrag
zur Lieferung von Störsendern erteilt. Sie sollen in geschützte Fahrzeuge der Bundeswehr
eingebaut werden. So könnte das Schutzsystem beispielsweise im Allschutz-TransportFahrzeug vom Typ Dingo installiert werden,
das in Afghanistan eingesetzt wird.
Nach ersten Angaben soll Airbus insgesamt 36 Sender liefern.
(vie)
Grafik: Nothing/RedBw
Koblenz. Die Bundeswehr soll eines der
weltweit modernsten Schutzsysteme gegen
Bomben erhalten, die durch Funksignale ausgelöst werden. Die Airbus-Rüstungssparte
hat eine Technologie entwickelt, die nicht
mehr das Funk-Umfeld stört, sondern in der
Lage ist, den einen gefährlichen Anruf sehr
wahrscheinlich herauszufiltern.
Versteckte Autobomben oder Sprengfallen
gehören in Krisenregionen wie etwa den Einsatzgebieten der Bundeswehr zu den größten
Bedrohungen für Militärfahrzeuge oder den
Transport geschützter Personen. Die Bomben
werden häufig mit einem Handy-Anruf oder
einem Funksignal ausgelöst. Um sich vor
der tödlichen Bedrohung zu schützen, wurde
bislang vereinzelt mit starken Störsendern
das Funk-Umfeld von Militärfahrzeugen
lahmgelegt. Dies hatte allerdings einen gravierenden Nachteil: Je nach Frequenz war
damit auch der eigene Funk unterbrochen.
Nach Angaben von Airbus Defence and
Space identifiziert das System die Funksignale, mit denen Straßenbomben gezündet
werden sollen. In Echtzeit werden dann
im Einsatz: der störsender identifiziert und blockiert die gegnerischen Frequenzen und
verhindert die zündung der sprengfalle, ohne das gesamte Funkumfeld zu stören.
Foto: Bundeswehr/Hauser
daten“, sagt der Major. Er erklärt
der Bataillonsführung ausführlich, wie die Versorgung
des Verwundeten über Sammelpunkte und rechtzeitige
Information organisiert werden kann. „Zu wissen, es kümmern sich Profis um mich, wenn
ich das brauche, steigert wesentlich die Moral der Truppe“, gibt
der erfahrene Ausbilder den
Peschmerga noch mit auf den
Weg.
Zeit ist ein wesentlicher
Faktor. Je schneller qualifizierte
sanitätsdienstliche Versorgung
möglich ist, desto größer sind
die Überlebenschancen. „Wenn
der jetzt ausgebildete Zug mit
den richtigen Materialien ausgerüstet wird, dann ist eine
gute Versorgung möglich“, ist
Oberstabsarzt T. überzeugt.
dschibuti. Zwei Marinehubschrauber des Typs „Sea Lynx“
sind Anfang April in Djibouti
eingetroffen. In einem Transportflugzeug des Typs „Antonow
124“ flogen die beiden Hubschrauber in das Einsatzgebiet.
Beide „Sea Lynx“, sowie das
dazu gehörige 18-köpfige Team
verstärken nun das Einsatzkontingent „Atalanta“ und die Besatzung der Fregatte „Bayern“. Ausgerüstet mit einer Vorrichtung zum
Abseilen kann das Übersetzen der
Boardingteams jetzt wieder sehr
viel schneller erfolgen.
(eb)
Gemeinsame
Pionierarbeit in Mali
Foto: Bundeswehr/PAO EUTM Mali
Foto: Bundeswehr
Sanitätsausbildung ist fester Bestandteil in der Weiterbildung der Peschmerga im Irak.
segou. Deutsche Pioniere aus
Minden bilden seit Ende März
somalische Streitkräfte im
Umgang mit einer aus Pontons
bestehenden „Hohlplattenfähre“
aus. Die neunwöchige Ausbildung beinhaltet sechs Teilbereiche, vom Aufbau über die
Nutzung bis hin zur Instandsetzung. Der Niger, der stellenweise
mehr als drei Kilometer breit ist,
bildet für die Einheimischen das
größte Hindernis. Bisher stellenweise kaum überwindbar, lernen
die knapp 60 malischen Soldaten
nun mit einfachen Mitteln den
Fluss zu überqueren. Unabhängig von weit entfernten Brücken
oder dem Wasserstand des Flusses.
(eb)
Verstärkung bei
Atalanta
dschibuti. Seit Anfang April
verstärken Teile des Einsatz- und
Ausbildungsverbandes die Operation „Atalanta“. Über einen Zeitraum von drei Wochen werden
an Bord der Fregatte „Hessen“
und des Einsatzgruppenversorgers „Berlin“ auch Offizieranwärter der Crew VII / 2014 ausgebildet. Das Einsatzkontingent
von „Atalanta“ besteht nun aus
drei Schiffen unterschiedlicher
Klassen sowie einem Seefernaufklärer und kann somit ein noch
breiteres Auftragsspektrum abdecken.
(eb)
6
aktuell Bundeswehr
aktuell „Alles muss abgebildet werden“
7
NATO Response Force
(Immediate Response Force)
Generalleutnant Volker Halbauer führt das I. Deutsch-Niederländische Korps. Im Interview erklärt er das Besondere dieses Großverbands und was den Auftrag NRF ausmacht.
Anzahl gesamt:
Es ist das erste Mal, dass Sie im
Inland einen binationalen Großverband führen. Was ist anders
als in rein nationaler Funktion?
Dieses multinationale Hauptquartier in Münster hat eine
besondere Qualität, so wie man
es als militärischer Vorgesetzter
nicht oft findet. Die deutsch-niederländische Kooperation, die
hier sichtbar und erlebbar wird,
ist außerordentlich. Und das verbunden mit einem homogenen,
gut unterstützenden multinationalen Team dahinter, mittlerweile mit insgesamt 13 Nationen. Es macht große Freude, hier
in Münster in diesem Korpsstab
zu dienen.
Vor dieser Funktion haben sie
ein Jahr die KFOR-Truppen
geführt, einen Großverband
aus annähernd 30 Nationen.
Welche Erfahrungen konnten
Sie im Einsatz sammeln und was
konnten Sie in Münster unterbringen?
Also zunächst erzeugt ein Einsatz wie KFOR jeden Tag ganz
reale Ansprüche und Situationen,
auf die man sich einstellen muss
und wo es gilt, taktisch-operative
Ziele umzusetzen.
Anfang des Jahres: Generalleutnant Halbauer (linkes Foto l.) übernimmt für das Korps den Auftrag der NATO Response Force. Eindrücke von der Vorbereitung der Truppen auf die Zertifizierung im vergangenen Jahr (M., r.).
KFOR war zu einem sehr
großen Anteil ein stark durch
politische Elemente beeinflusster Einsatz, die das Tagesgeschäft
dann auch dominiert haben.
Ich habe bei KFOR schätzen
gelernt, was es ausmacht, eine
vielfältige multinationale Organisation verfügbar zu haben
– mit allen Herausforderungen,
vor allem aber mit allen Vorteilen, die solch eine Struktur bietet.
Das setzt sich jetzt in ähnlicher
Form in Münster fort. Das Tagesgeschäft ist natürlich anders, die
taktisch-operative Zielsetzung
hat eine genauso reale Dimension und die Professionalität, die
ich hier erlebe, ist beeindruckend.
Was ist das besondere an diesem Stab?
Der Korps-Stab besteht aus
mehr als 400 Soldaten und Soldatinnen sowie zivilen Mitarbeitern, 80 Prozent Deutsche und
Niederländer, jeweils etwa zur
Hälfte. Die verbleibenden 20
Prozent werden von den anderen
11 Nationen gestellt. Zwei Nationen haben „nur“ einen Offizier
abgestellt, aber nicht die Anzahl
der Personen, sondern die Qualität zählt. Die Art und Weise, wie
sich die Menschen mit ihren einzelnen Qualitäten zu einem harmonischen Ganzen zusammenfinden, das ist das Besondere.
Das Korps verfolgt schon sehr
lange das Projekt „Common
Effort“, also den sogenannten
Comprehensive Approach – Vernetzter Ansatz. Was beinhaltet
dieses Projekt und was ist hier
in der folgenden Zeit geplant?
Der Comprehensive Approach
ist sozusagen Teil unserer Gene.
Was meine ich damit? Wir versuchen in allem, was wir tun – in
unseren täglichen friedensmäßigen Routineabläufen, in der Vorbereitung von Übungen oder in
der Vorbereitung auf NRF – die
Erkenntnis aus den Einsätzen,
dass der vernetzte Ansatz unbe-
dingt notwendig ist, umzusetzen
und zu leben.
„Common Effort“ setzen wir
auch in diesem Jahr fort, im Mai
in Berlin. Derzeit konzipieren
wir sozusagen Common Effort
2.0. Das heißt, wir lassen neue
Erkenntnisse in die Übungen
einfließen. Dazu entwickeln wir
einen Mechanismus, der es weiteren nicht militärisch geprägten
Organisationen ermöglicht, an
den Übungen mit Gewinn teilzunehmen.
Zusätzlich ist es unsere
Absicht, das bestehende gute
Netzwerk im Rahmen einer
gemeinsamen Grundsatzerklärung zu formalisieren, was wohl
sicher ein außergewöhnlicher
Schritt ist und eine positive Entwicklung des Gesamtprojektes
auf eine neue Ebene bedeutet.
Das Korps ist nach 2005 und
2008 zum dritten Mal in der Verpflichtung, als NATO Response
Force zum Einsatz zu kommen.
Welche Aufgaben verbergen sic
konkret hinter diesem Auftrag?
Die NRF hat insgesamt eine
Größenordnung von rund 13000
Soldaten, aufgeteilt in Land-,
Luft-, See- und auch Spezialkräfte. Wir in Münster führen
den Landstreitkräfte-Anteil dieser Gesamt-NRF-Organisation
und wir sind darauf eingestellt,
und überprüft, dass wir in einem
Zeitraum von wenigen Tagen bis
zu 30 Tagen die volle Einsatzbereitschaft herstellen können.
Der Auftrag der NRF ist durchaus vielfältig. Und man kann
nicht voraussagen, welche Leistung in einem Einsatzfall konkret
abverlangt wird. Wir leisten mit
der NRF sichtbar den Beitrag,
den wir in der Nato brauchen, um
sicherzustellen, dass Abschreckung und am Ende, wenn erforderlich, auch bündnisgemeinsame Verteidigung tatsächlich
funktionieren kann. Das tun wir
gemeinsam mit unseren Partnern, und das tun wir in einer
großen Bandbreite: von der Wahrung territorialer Integrität, über
Demonstration von Stärke, über
friedensunterstützende Opera-
tionen, in Katastrophenhilfe, über
den Schutz kritischer Infrastrukturen bis hin auch zu umfassenden Gefechtseinsätzen. Alles ist
denkbar und alles muss abgebildet werden können.
Wie haben Sie sich mit Ihren
Frauen und Männern auf diesen Einsatz vorbereitet?
Wir haben uns sehr intensiv
darauf vorbereitet – ein Jahr lang
mit drei großen Übungen im vergangenen Jahr. Einmal haben wir
dabei die sogenannte „Schnelle
Eingreifbrigade“, die zu den
Landstreitkräften gehört, in einer
umfassenden Übung in Deutschland und in den Niederlanden auf
ihre Einsatzbereitschaft überprüft
Oranje in Münster
Münster. Was typisch deutsch
sei? Josephine van den Berg überlegt kurz und lächelt. Zur Begrüßung die Hand geben, das sei in
ihrer Heimat nicht so üblich. Van
den Berg ist Major der Nederlandse
Krijgsmacht – der niederländischen Streitkräfte. Aber mit einem
besonderen Dienstort. Denn die
34-Jährige ist seit Anfang des
Jahres beim 1. Deutsch-Niederländischen Korps in Münster stationiert, in der Presseabteilung. Und
das als studierte Psychologin. „Das
ist nicht unvorteilhaft“, sagt van
den Berg. Bekanntermaßen sollte in einem solchen Studiengang viel Wert auf Kommunikation
gelegt werden.
Münster ist bereits van den Bergs zweiter deutscher Standort. Vor wenigen Jahren war sie für längere Zeit bei einem niederländischen Verband in
Seedorf stationiert. Von daher ist ihr die deutsche
Kultur sehr vertraut und sie hat auch ein wenig
Gefallen an diesen Strukturen gefunden. „Vieles ist geregelt und es gibt klare Vorgaben“, sagt
van den Berg und nickt ihrem deutschen Kameraden zu, der das Public Affairs Office, das Pressebüro, betritt. Oberstabsfeldwebel Uwe Lieske
gibt das Gesagte direkt zurück: Klare Vorgaben
habe es bei den holländischen Kameraden zur
Fußball-Weltmeisterschaft gegeben, denn da sei der
Fernsehraum klar eingefärbt
gewesen, und zwar in Orange,
sagt Lieske augenzwinkernd.
Doch er kann das großartige Arbeitsklima nur bestätigen. Die Hierarchie bei den
Niederländern sei etwas flacher. „Es geht weniger um
den Dienstgrad, sondern um
die Fähigkeit des Einzelnen“,
so der 49-Jährige. Die Kombination sei gut, man müsse halt
Kompromisse machen. „Bei
uns geht es ein wenig lockerer
und informeller zu“, ergänzt
van den Berg. Daher sei Toleranz wichtig und vor
allem, dass sich beide annähern. Auch hier kommt
der Soldatin zugute, dass sie lange als Psychologin
gearbeitet hat. Sie mag den deutschen Bäcker, Lieske
findet einiges am niederländischen Essen gewöhnungsbedürftig. Als großer Fisch-Fan weiß er den
frischen Matjes zu schätzen, der im holländischen
übrigens Hering genannt wird. „Bratwurst, Schnitzel und Grünkohl“, van den Berg gerät ein wenig
ins Schwärmen. Ja, darauf können sich beide einträchtig einigen.
Und wenn es um Esskulturen geht, kann Lieske
einiges vorweisen. Schließlich war der gebürtige Düsseldorfer lange in den USA stationiert.
Zunächst beim Heereshauptverbindungsstab in
Fort Monroe, Virginia, später wechselte er als AusFoto: DEU/NDL Korps
Seit mehr als einem Jahr führen Sie das 1. Deutsch-Niederländische Korps. Wie fällt Ihr
Zwischenfazit aus?
Mit Neugier und Respekt vor
der Aufgabe hat es begonnen.
Beobachten und lernen, wo die
besonderen Anforderungen liegen, war Teil dieser Phase.
Schnell wurde klar, dass viele
von uns den Auftrag als Land
Component Command (LCC)
der NRF irgendwie unterschätzt
hatten. Die Lage begann sich zu
ändern. Es galt, gemeinsam Einiges aufzuholen, um unser Ziel
zu erreichen: Ein Hauptquartier
zu formen, das einsatzbereit ist,
um militärische Operationen zu
führen. Und das Ganze schnell,
in einem vernetzten Ansatz und
mit der notwendigen Entschlossenheit. Wir haben dieses Ziel
mit einer ausgesprochen guten
Zertifizierung erreicht. Gleichzeitig wurde mit der Stand-ByPhase aber auch klar: Dies war
erst der Anfang!
Foto: DEU/NDL Korps (3)
Münster. Seit Anfang des Jahres steht das I. Deutsch-Niederländische Korps für ein Jahr als
NATO Response Force (NRF)
in der Verantwortung. Mit
aktuell sprach der Kommandiere
­General, Generalleutnant ­Volker
Halbauer, über diesen besonderen Auftrag und seine bisherige
Zeit im Korpsstab.
bilder an die Sergeants Major Academy im texanischen Fort Bliss. Soldatsein, das ist im Hause
Lieske bereits der zweiten Generation vererbt.
Seine Tochter ist Leutnant bei der Fernmeldetruppe.
Für den Oberstabsfeldwebel war 2011 der Wechsel
nach Deutschland zurück in eine NATO-Dienststelle kein Problem. „Ich habe mich hier sofort
sehr heimisch gefühlt“, sagt er.
Auch van den Berg unterstreicht dies. Zwar
fehle ihr hin und wieder die Familie, doch sind
es bis in ihren Wohnort nahe Arnheim nur rund
200 Kilometer. Zu viel, um täglich zu fahren, aber
der Gedanke, eben mal heim zu können, reiche
aus. Übrigens ist die Niederländerin schwanger.
Wenn die Uniform nicht mehr passt, darf sie in
ziviler Kleidung zum Dienst gehen. Die niederländischen Streitkräfte haben auch Regeln rund
um die Schwangerschaft. Diese unterscheiden
sich ein wenig vom deutschen System. Nach der
Geburt hat ein Elternteil die Möglichkeit, für bis
zu drei Monate vom Dienst freigestellt zu werden, um sich um das Baby kümmern zu können.
An weiteren Gelegenheiten, die Räume im
Korpsstab in „oranje“ zu tauchen, wird es nicht
mangeln. Vielleicht kommt es bei der FußballEuropameisterschaft zum Traumfinale. Sowohl
Jogis Jungs als auch die Elftal von Coach Guus
Hiddink arbeiten derzeit daran. Und egal, wie ein
solches Spiel ausgeht, Josephine van den Berg und
Uwe Lieske werden auch weiterhin friedlich miteinander Schnitzel und Fingerfood essen. (tsh)
und zertifiziert. Dann wurden wir
im September in einer Übung in
Deutschland und in Norwegen
überprüft und zertifiziert. Das ist
am Ende, wenn ich das für mich
persönlich betrachte, so etwas,
wie wieder in der Schule zu sein,
eine Arbeit zu schreiben und ein
Ergebnis abzuliefern. Das haben
wir sehr erfolgreich gemeistert.
Zusätzlich haben wir auch bei
der Überprüfung unseres vorgesetzten Hauptquartiers in Neapel
unterstützt.
Das Ziel ist erreicht: Wir haben
ein Hauptquartier, dass für alle
möglichen Entscheidungen der
Nato und unserer jeweiligen
Nationen in der Lage ist, militärische Operationen erfolgreich
zu führen.
Die NATO-Verteidigungsminister haben im Februar die vorläufige Schnelle Eingreiftruppe
gebilligt. Wie wirkt sich das auf
den Einsatz des Korps aus?
Als Teil dieser NRF werden
wir auch an der Umsetzung der
politischen Vorgaben, die im
Nachgang zum Wales Gipfel
im vergangenen September und
durch die NATO Verteidigungsminister im Februar entschieden
worden sind, unterstützen. Das
Konzept der so genannten „sehr
schnellen Eingreiftruppe“, der
VJTF, ist ein Element davon.
Unter der Führung des
NATO-Oberbefehlshabers in
Europa (SACEUR) haben wir
den Testbetrieb einer Interim
VJTF begonnen. Auch Deutschland beteiligt sich mit für die
NRF bereitgestellten Kräften sehr
umfangreich an diesem Prozess.
In einer ersten Alert Exercise im
April haben wir die Alarmierung
einer solchen Truppe unter Rückgriff auf die bestehenden NRF
Kräfte und Verfahren erprobt.
Im Juni wird eine Deployment
Exercise nach Polen folgen.
Die Fragen stellte
Torsten Sandfuchs-Hartwig.
13000 Soldaten
Deutsche Beteiligung:
Heer
1200 Soldaten
Deutscher Anteil I. Deutsch-Niederländisches Korps mit:
- Stabs-/Unterstützungsbataillon
- Führungsunstertützungsbataillon
- Mechanisiertes Infanterie Bataillon
- weitere Führungs- und Unterstützungselemente
Luftwaffe
430 Soldaten
- 1 Modul Air and Missile Defence (3 Staffeln Patriot)
- 1 A-310 Multi Role Transport Tanker
- 2 „Transall“ C-160
Marine
466 Soldaten
- 1 Fregatte
- 1 Minenabwehreinheit
- 1 Tanker und 1 Flottendienstboot (1. Halbjahr)*
- 1 Maritime Patrol Aircraft und 1 Uboot (2. Halbjahr)*
Sanitätsdienst
570 Soldaten
- 4 Sanitätsstaffeln Einsatz (Role 1)
- 1 Sanitätskompanie Einsatz (als Nationale Unterstützungskräfte)
Streitkräftebasis
1288 Soldaten
- Combined Joint-Chemical, Biological, Radiological, Nuclear Defence-Task Force
unter Deutscher Führung
- weitere Führungs- und Unterstützungselemente
aktuell bundeswehr
Feuer frei!
Unterstützung aus
einer Hand
euskirchen. In dieser Woche
wird die Multinational Geospatial
Support Group in Dienst gestellt.
Die neue Unterstützungsgruppe
ist dem Zentrum für Geoin­
formationswesen der Bundes­
wehr unterstellt und unterstützt
NATO und EU in militärischen
Einsätzen,
­
der Krisenfallplanung
­
und bei Übungen. Geoinforma­
tionen unterschiedlicher Streit­
kräfte der NATO und EU werden
aufgearbeitet und vereinheitlicht.
Anschließend stellt die neue
Dienststelle die Daten wieder
zur Verfügung. Auf diese Weise
kann die internationale Truppe im
Einsatz auf einheitliches Karten­
material zurückgreifen.
(mg)
Foto: Hannemann/RedBw
„Puma“ erhält
Genehmigung
Munster. Das Bundesamt für
Ausrüstung, Informationstech­
nik und Nutzung der Bundeswehr
hat kürzlich die Nutzungsgeneh­
migung für den Schützenpanzer
„Puma“ erteilt. In Zukunft wer­
den die Panzergrenadiere im Aus­
bildungszentrum Munster in der
neu aufgestellten Einführungsor­
ganisation an ihrem neuen Fahr­
zeug ausgebildet. Mit zunächst
sieben „Puma“ werden dort bis
Ende des Jahres die künftigen
Ausbilder geschult. Die dreimo­
natige Schulung der Panzergrena­
diere soll 2016 beginnen. (ble)
Bw Classix
Filmbeiträge aus sechs Jahr­
zehnten Bundeswehr – das
sind die Bw Classix. Mal infor­
mativ, mal humorvoll berich­
ten sie von den damaligen
politischen und gesellschaft­
lichen Verhältnissen.
Dieser Beitrag zeigt den
Dienst der Flugbereitschaft
in den 1970iger Jahren. Alle
Maschinen werden – damals
wie heute – von der Luftwaffe
betrieben. Zwischen den Kon­
tinenten unterwegs müssen
Routen geplant und Frachtgüter
transportiert werden – damals
wie heute. Die Maschine mit
dem Rufzeichen „German
Airforce 1001“ ist diesmal nach
Washington unterwegs.
27. April 2015
Bei der Übung „Dynamic Response“
üben Tschechen, Österreicher und
Deutsche gemeinsam.
von Patricia Franke
Allentsteig. Es ist sechs Uhr
morgens. Die Sonne geht gerade
auf. Vögel zwitschern. Die Idylle
im österreichischen Allentsteig
wird plötzlich durch ein dump­
fes Grollen unterbrochen. Aus
der Ferne werden die Silhouet­
ten von zwei Panzerspähwagen
„Fennek“ sichtbar. Nach einem
kurzen Beobachtungshalt gehen
sie unter gegenseitiger Sicherung
in einer Baumgruppe in Stellung.
Spähtruppführer Hauptfeldwebel
Andreas Kelzenberg lässt das Vor­
gelände mit der Granatmaschinen­
waffe abschwenken. Die Aufgabe
seines Trupps ist es, feindliche
Aufklärung zu erkennen, ohne
selbst gesehen zu werden.
Übung mit
1400 Soldaten
Der Aufklärungstrupp gehört
zur Panzergrenadierbrigade 21.
Zwei Wochen lang üben die
Augustdorfer unter der österrei­
chischen Führung der 3. Panzer­
grenadierbrigade gemeinsam mit
der 7. Mechanisierten Brigade
aus Tschechien den Kampf der
verbundenen Waffen. „Wir sind
bei dieser Übung vertreten mit
Panzertruppe, Panzergrenadier­
truppe, Pionieren und Aufklä­
rern. Das gefällt uns gut, weil wir
so das Zusammenwirken intern
und gleichzeitig mit den Öster­
reichern zusammen üben kön­
nen“, erklärt Brigadegeneral Kai
Rohschneider, Kommandeur der
Panzerbrigade 21.
Insgesamt sind 1400 Soldaten
auf dem niederösterreichischen
Truppenübungsplatz. „Das Sze­
nario ist so aufgebaut, dass
vorne eingesetzte, verhältnis­
mäßig leichte Teile den Gegnern
nichts mehr entgegenzusetzen
haben und unsere Bataillons­
kampfgruppe hier zunächst den
Feind verzögern soll, um in wei­
terer Folge Raum in Besitz zu
nehmen und den Gegenangriff
Foto (3): Jörg Koch
8
Feuerkraft: Deutsche und österreichische Kampfpanzer „Leopard“ beim Gegenangriff.
sicherzustellen“, erklärt Briga­
dier Bruno Hofbauer, Brigade­
kommandant der österreichischen
Panzergrenadierbrigade.
­
Es ist 9:30 Uhr. Hauptfeld­
webel Kelzenberg hat feindli­
che Kräfte aus Osten aufgeklärt.
Der Spähtrupp eröffnet das Feuer.
Für die multinationale Kampf­
gruppe beginnt nun der Verzö­
gerungskampf – über 21 Kilome­
ter. Tschechische Schützenpanzer
BVP­2 nehmen den Gegner unter
Beschuss, um den eigenen Kräf­
ten das Ausweichen auf die erste
Verzögerungslinie zu ermögli­
chen. Mit österreichischer Unter­
stützung aus der Luft, dem soge­
nannten „Close Combat Attack“
mit dem Hubschrauber „Agusta
Bell“ OH­58 „Kiowa“ und „Close
Air Support“ durch das Flugzeug
„Pilatus“ PC 7 kann die Batail­
lonskampfgruppe ausweichen.
Ziel des Verzögerungskampfes
ist es, den Vormarsch des Geg­
ners so lange wie möglich zu
erschweren. Dabei nutzen die
eigenen Kräfte bewusst Wald­
schneisen.Nachdem alle Gefechts­
fahrzeuge den Weg passiert haben,
gibt es plötzlich mehrere Explo­
sionen hintereinander, 15 Bäume
fallen auf den Weg. Die öster­
reichischen Pioniere haben mit
60 Kilogramm Sprengstoff eine
Baumsperre gelegt. Ein Hindernis
für den Feind, der sich nun einen
neuen Marschweg suchen muss.
Derweil treffen die gepanzerten
Fahrzeuge auf den Ottensteiner
Stausee. Das Durchfahren ist
unmöglich. Eine 25­Tonnen
Fähre bringt sie so schnell wie
möglich auf die andere Seite. Die
Infanteristen werden mit Sturm­
booten befördert.
Vorbereitung zum
Gegenangriff
Zur gleichen Zeit im rückwär­
tigen Raum: Soldaten des Pan­
zerbataillons 203 aus August­
dorf und des Panzerbataillons 33
aus Zwölfaxing bereiten sich auf
den anspruchsvollen Einsatz vor.
Hauptfeldwebel Björn Zimmer ist
mit seinem Panzerzug einer öster­
reichischen Kompanie unterstellt.
Das Gelände ist für die deutschen
Panzer „Leopard“ 2A6 und die
österreichischen „Leopard“
2A4 und „Ulan“ fordernd. „Wir
haben hier wirklich sehr schweres
Gelände, was durchschnitten ist
durch viele sumpfige Abschnitte,
viele Wälle und Gräben, wo ich
nicht viel Geschwindigkeit auf­
nehmen kann“, so Zimmer. Der
Platz sei zudem sehr staubig. Die
massive Staubentwicklung wäh­
rend des Fahrens erschwere den
Zusammenhalt des Zuges, erklärt
der 35­Jährige.
Wenig später formieren sich
deutsche, österreichische und
tschechische Einheiten zum
Gegenangriff. Die österreichische
Artillerie unterstützt gleichzeitig
mit der Panzerhaubitze M109.
Kurz darauf nimmt eine
Minensperre den Kampfpanzern
den Angriffsschwung. Sie kön­
nen nicht weiter vorrücken. Jetzt
kommt der Minenräumpanzer
„Keiler“ zum Einsatz, um eine
sichere Schneise durch das Minen­
feld anzulegen. Die Kampfpanzer
können weiter vorrücken.
Südlich davon gehen die tsche­
chischen Schützenpanzer auf brei­
ter Front gegen den Feind vor.
Langsam, aber ständig mit der
Bordkanone schießend, arbeiten
sie sich den Gegenhang hinauf,
bis sie ihr vorgesehenes Angriffs­
ziel am Waldrand erreicht haben.
Gemeinsam wurde die kom­
plexe Gefechtssituation bewäl­
tigt. Übungsende.
Ein solches Szenario ist selbst
für die einsatzerfahrenen Tsche­
chen nicht alltäglich. Sie stellen
in Allentsteig eine Panzerkompa­
nie mit den Panzern T72 M4 und
BVP­2. Oberst Josef Kopecky,
Kommandeur der 7. Mechanisier­
ten Brigade, hält solche multinati­
onalen Übungen für unabdingbar.
„Das Wichtigste sind die Solda­
ten. Wenn sie gut trainiert und
erfahren sind und verstehen was
ihr Auftrag und die Herausfor­
derungen sind, dann funktioniert
das auch“, erklärt er. Nach zwei
Wochen gemeinsamen Gefechts­
dienst in Niederösterreich haben
die beteiligten Soldaten enorm
viel an Erfahrung gewonnen.
Den Beitrag „Dyna­
mic Response “ finden
Sie unter www.youtube.
com/bundeswehr.
Der Beitrag „German
Airforce One“ unter
www.youtube.com/
bundeswehr.
Luftunterstützung: Close Combat Attack ermöglicht Ausweichen.
Sprengung: Die Pioniere legen eine Baumsperre an.
27. April 2015 innere Führung / Militärgeschichte aktuell 9
Dönitz‘ kurze Nachfolge
Nach dem Selbstmord von Adolf Hitler wird Großadmiral Karl Dönitz Reichspräsident.
G
aber sie hätte auch sehr viel härter
ausfallen können. Denn sehr viel
später erst bezeugten mehrere
U-Bootkommandanten schriftlich, dass sie den Befehl zur Vernichtung von Besatzungen versenkter Handelsschiffe erhalten
hatten und überzeugt waren, dass
dies nicht ohne Dönitz‘ Wissen
geschehen sein konnte.
Foto: dpa/pa
Letzte Ruhe ohne
großes Aufsehen
Als neues Staatsoberhaupt: Großadmiral Karl Dönitz (Mitte) in Flensburg im Mai 1945.
Dönitz das Kriegsende dann doch
schnell herbeiführen wollte: im
Vollzug von Hitlers ihm noch
vom 22. April zuletzt bekannten
Willen oder aus eigener Erkenntnis. Anders gefragt: Ob er sich,
wenngleich erst nach dessen Tod,
von Hitler befreit hatte oder ihm
bis zuletzt gehorsam war, ist nicht
zu klären.
Ähnlich unklar sind die Beweggründe Hitlers, Dönitz zu seinem Nachfolger als Präsidenten
zu ernennen. Allerdings konnte
Hitler angesichts einer Vielzahl
von Belegen überzeugt sein, in
Dönitz, seit dem 30. Januar 1943
Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, einen überzeugten Nationalsozialisten zu seinem Nachfolger ernannt zu haben. Dönitz
gab Hitler durch überoptimistische Stellungnahmen immer wieder neuen Mut. In einer Vielzahl
von „Sonderlagen“ schwor er die
Kriegsmarine noch bis Mitte
April 1945 auf „Durchhalten bis
zum Endsieg“ ein. Dafür lobte
ihn der Leiter der Reichskanzlei,
Martin Bormann, weshalb angenommen werden darf, dass auch
Hitler davon wusste. Noch Ende
April 1945 beispielsweise veranlasste Dönitz die Entsendung von
Offizieranwärtern der Marine zur
Verteidigung der Reichskanzlei,
also Adolf Hitlers, nach Berlin.
Festhalten bis zum
letzten Tag
Seine Unerbittlichkeit bezeugte
Dönitz auch noch nach dem
Tod seines „Führers“: Als nach
Eintritt der Kapitulation im
Nordraum am 5. Mai 1945 um
8.00 Uhr der Kommandant des
Dönitz-Befehlszuges seine Soldaten in die nahen Heimatorte
entließ, wurde er auf Befehl des
Großadmirals standrechtlich
erschossen. In diesem Ungeist
ließen andere Offiziere einfache
Matrosen noch nach der Gesamtkapitulation am 8. Mai 1945 hinrichten.
Die Dankbarkeit der geschätzten zwei Millionen Flüchtlinge,
die durch Schiffe der Kriegs- und
Handelsmarine aus den deutschen Ostgebieten nach Westen
transportiert wurden, gebührte
weniger Dönitz, der bis zuletzt
an den Endsieg glaubte, als
vielmehr den Besatzungen dieser Schiffe. Manche Schiffe wie
etwa die „Wilhelm Gustloff“ sollten in erster Linie U-Bootbesatzungen zur weiteren Ausbildung
für den „neuen U-Bootkrieg“
nach Westen bringen, wobei sie
Flüchtlinge nur mitnahmen.
Im „Nürnberger Prozess“
wurde Dönitz wegen „Verbrechen gegen den Frieden und
zwar durch Planung, Vorbereitung, Entfesselung und Führung von Angriffskriegen“ sowie
Kriegsverbrechen zu zehn Jahren
Gefängnishaft verurteilt. Sie
wurde bis zur letzten Minute vollzogen. Sein Verteidiger bezeichnete diese Strafe zwar als „Mindeststrafe für nicht schuldig“,
Nach der Entlassung am
1. Oktober 1956 aus dem
Vier-Mächte-Gefängnis in
Berlin-Spandau lebte Dönitz in
Aumühle bei Hamburg, schrieb
Bücher, stand Historikern Rede
und Antwort. Ungeachtet der
Verehrung durch Einzelne blieb
die Bundesmarine auf Distanz.
Karl Dönitz starb am 24. Dezember 1980. Schon lange vorher
war entschieden worden, dass
seine Beisetzung ohne Beteiligung der Bundeswehr stattfinden würde. Darin waren sich
alle Verteidigungsminister einig.
Aktiven Soldaten war die Teilnahme an der Beisetzung am
6. Januar 1981 in Uniform verboten worden, wofür Verteidigungsminister Hans Apel sowohl
gelobt als auch scharf kritisiert
wurde.
Unbestritten aber war immer:
Karl Dönitz, der nach Erich
Raeder der zweite Großadmiral Adolf Hitlers gewesen war,
konnte niemals Vorbild für die
Soldaten der Bundesmarine sein.
Autor: Fregattenkapitän a.D.
Dr. Dieter Hartwig ist Militärhistoriker.
Vor 125 Jahren Tag der Arbeit eingeführt
Auslöser war die Chicagoer Haymarket Rebellion 1886 als dramatischer Höhepunkt der Arbeiterbewegung in den USA.
G
Konkret ging es damals
um die Durchsetzung des
8-Stunden-Tages. Eine Streikbewegung hatte die Industriezentren der USA ergriffen. Von
den bis zu 500 000 im Ausstand
befindlichen Arbeitern ging
allein in Chicago ein knappes
Fünftel auf die Straße. Zentraler Kundgebungsort war hier
der Haymarket. Die ChicagoerArbeiterzeitung unter Leitung
des anarchistisch orientierten
Deutschamerikaners August
Spies bildete dafür das publizistische Forum. Zu den führenden Persönlichkeiten mit deutschamerikanischem Hintergrund
zählten George Engel, Adolph
Fischer, Louis Lingg, Oscar
Neebe und Michael Schwab.
Doch der am 3. Mai von der
Polizei blutig niedergeschlagene Protest mit sechs getöteten
Arbeitern und zahlreichen Verletzten bildete alles andere als
eine Angelegenheit einer spezifischen Einwanderergruppe mit
Integrationsschwierigkeiten.
Am 4. Mai eskalierte die Lage:
Eine in die Menge geworfene
Bombe explodierte. Mehrere
Menschen, darunter auch Polizisten, kamen ums Leben. Nun
schlug die Staatsmacht geballt
zu. Die acht Organisatoren des
Streiks wurden sogleich inhaftiert. Der Prozess bildete alles
andere als ein Ruhmesblatt in
der US-amerikanischen Justiz-
geschichte und erregte sogleich
als Form eklatanter Klassenjustiz weltweites Aufsehen. International führten die Ereignisse
zum 1. Mai als weltweit begangenen „Tag der Arbeit“, dessen
Bedeutung in einer globalisierten Arbeitswelt alles andere als
überholt ist.
In Deutschland ist der 1. Mai
seit 1933 gesetzlicher Feiertag.
Er blieb nach 1945 in beiden
deutschen Staaten bestehen. In
der DDR diente er der Selbstvergewisserung der SED, immer
im Sinne der „Werktätigen“ zu
handeln. Im westlichen Teil
Deutschlands erfuhr der 1. Mai
zunehmend eine Quasi-Entpolitisierung.
Rückblende: Im Kaiserreich
war der 1. Mai kein öffentlicher
Feiertag, sondern der Hochtag der
Arbeiterschaft. November 1918
stürzte in Deutschland die Monarchie. SPD, Linksliberale und Zentrum - die Parteien der „Weimarer
Koalition“ - versäumten es gleich
zu Beginn der Weimarer Republik, den 1. Mai zu einem gesetzlichen Feiertag auszurufen. Somit
hatten die Nazis ab 1933 ein leichteres Spiel bei der Arbeiterschaft.
1889 hatte der erstmals in Paris
tagende „International Socialist
Congress“ beschlossen, den 1. Mai
fortan als internationalen Tag der
Arbeiterklasse zu begehen. Die
deutsche Sozialdemokratie war
das stärkste Kontingent. (pp)
aktuell sport
Ruderer glänzen im
Kleinboot
rudern. Bei den Deutschen
Kleinboot-Meisterschaften im
Rudern in Brandenburg an der
Havel haben Sportsoldaten der
Bundeswehr zahlreiche Erfolge
eingefahren. In der wichtigsten
Disziplin, dem Zweier ohne
Steuermann,
­
­triumphierten
Stabsunteroffizier (FA) Richard
Schmidt und Stabsunteroffizier
(FA) Felix Drahotta. Unteroffizier
(FA) Anton Braun wurde mit
seinem Trainingspartner Kristof
Wilke Dritter. Im Einer sicherten
sich Unteroffizier (FA) Stephan
Krüger Gold und Hauptgefreiter
Philipp Wende Bronze. Den
Meistertitel im LeichtgewichtsZweier ohne Steuermann holten
sich Obergefreiter Jonathan Koch
und Hauptgefreiter Lars Wichert.
Bei den Frauen gewann Obermaat (BA) Michaela Schmidt
den Meistertitel im Zweier ohne
Steuermann zusammen mit Sonja
Schütte.
(sr)
27. April 2015
Training, Training, Training
Petrissa Solja bereitet sich mit abertausenden Schlägen auf die Tischtennis-WM in China vor.
von Dieter Kramer
Düsseldorf. Unaufhörlich fliegen die kleinen Tischtennisbälle
über das Netz. Klack, klack,
klack – buchstäblich im Sekundentakt, beinahe millimetergenau
und mitunter über 100 Stundenkilometer schnell serviert Wan
Guohui robotergleich die Plastikkugeln immer wieder diagonal über die Platte auf die gleiche
Stelle des Tisches. Auf der anderen Seite bemüht sich Gefreiter
Petrissa Solja (Sportfördergruppe
Köln, Foto), die Vorlagen des
Bundestrainer-Assistenten mit
Präzision und der immer gleichen
Schlagtechnik die Tischkante
entlang in die äußere Ecke zu
platzieren. Bevor die
21-Jährige zu den
Schlägen
und bringt sich danach wieder
in die optimale Schlagposition.
Hin, zurück, hin, zurück, immer
wieder.
Gut 30 Minuten geht das so in
der Trainingshalle des Deutschen
Tischtennis-Zentrums in Düsseldorf. Als die Einheit zur Vorbereitung auf die Individual-WM
(Einzel und Doppel) im chinesischen Suzhou (26. April bis
3. Mai) endet, liegen hinter Wan
fast 2 000 Bälle in der Box verteilt. Solja rinnt der Schweiß von
der Stirn, was nicht überrascht:
Das Balleimer-Training gehört zu
den Elementen mit der höchsten
Intensität und
Komplexität
in der Tischtennis-Trainingslehre.
Gewichtheben. Hauptfeldwebel Almir Velagic hat bei
der Europameisterschaft im
Gewichtheben eine Medaille
knapp verpasst. Im Superschwergewicht brachte der
33-Jährige im Reißen und Stoßen insgesamt 418 Kilogramm
zur Hochstrecke und belegte
damit den vierten Platz. Bundestrainer Oliver Caruso sprach im
Anschluss von einer „Riesenleistung“. Für die einzige deutsche
Medaille im georgischen Tiflis
sorgte die ehemalige Sportsoldatin Julia Schwarzbach. In
der Klasse bis 53 Kilogramm
sicherte sie sich Silber.
(sr)
Schützen mit gutem
Saisonstart
sportschießen. Unteroffizier
(FA) Oliver Geis hat beim Weltcupauftakt der Sportschützen im
südkoreanischen Changwon die
Silbermedaille gewonnen. Im
Finale mit der Schnellfeuerpistole auf der 25 Meter-Distanz
erzielte der amtierende Vizeweltmeister 27 von 30 möglichen Treffern. Er musste sich
damit nur dem Franzosen Jean
Quiquampoix geschlagen geben,
der mit 29 Treffern einen neuen
Junioren-Finalweltrekord aufstellte.
(sr)
ansetzt, kehrt
die Europameisterin im Doppel mit
kurzen, schnellen
Sidesteps zunächst
wieder in die
Ausgangsstellung in der
Tischmitte
zurück
Bremen nach Erfolgen gleich
gegen ein Duo aus der Weltmeister-Schmiede China und
sogar eine Top-10-Gegnerin
kletterte der Publikumsliebling
vom deutschen Meister ttc eastside Berlin in der Weltrangliste
um fast 20 Plätze auf Position 22.
„Bei der WM“, sagt Solja sichtlich selbstbewusst, „bei der WM
möchte ich den Schritt in die Top
20 schaffen.“
Anders als die deutschen Stars
Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov
setzt sich Solja in China (noch)
keine Medaillen zum Ziel. Doch
aus dem Sportsoldaten-Quartett bei der WM, das Unteroffizier Sabine Winter (Sportfördergruppe Köln) und Oberfeldwebel
Kristin (Sportfördergruppe Köln)
sowie Stabsunteroffizier Steffen
Mengel (Sportfördergruppe
Mainz) komplettieren, hat die
dreifache Europameisterin voraussichtlich die besten Perspektiven: „Wir sind auf einem guten
Weg. 2016 bei Olympia in Rio
wollen wir Teams aus Asien
angreifen.“ Bis dahin fliegen
Solja beim Balleimer-Training
sicher noch zig-tausende Plastikkugeln um die Ohren.
Foto: imago
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Velagic überzeugt
ohne Medaille
„Es ist wirklich hart, aber wir
mögen das Balleimer-Training
sehr, weil dadurch die Automatisierung aller Abläufe von der
Beinarbeit bis hin zum idealen
Schlag geschult wird“, beschreibt
Petrissa Solja den Wert der nur
auf den ersten Blick monotonen
Übung. Die Bundestrainer Jie
Schöpp (Damen) und Jörg Roßkopf (Herren) schwören wie die
meisten ihrer Kollegen darauf,
weil dabei Konzentration und
Kondition gleichermaßen gefördert werden.
Balleimer-Training hat Petrissa Solja schon unzählige Male
absolviert. Auch dadurch
blickt die Pfälzerin auf
eine glänzende Entwicklung zurück: Nach
ersten Seriensiegen vor
fast schon zehn Jahren
bei deutschen und europäischen Schüler- und
Jugend-Meisterschaften
und dem Länderspiel-Debüt
klopft die Linkshänderin mittlerweile an der Tür zur Weltspitze an. Durch ihren
Finaleinzug bei den
German Open vor
Monatsfrist in
Erfolgsserie beim Säbelfechten
Anna Limbach und Matyas Szabo siegen bei Deutschen Meisterschaften.
Koblenz. Sportsoldaten der
Bundeswehr können sich bei den
Deutschen Meisterschaften 2015
in Koblenz über gute Leistungen
im Säbelfechten freuen. So haben
Gefreiter Anna Limbach und
Stabsgefreiter Matyas Szabo für
einen Dormagener Doppelsieg
gesorgt. Die Schwester von Weltmeister Nicolas Limbach feierte
bei den Damen ihren ersten nationalen Titelgewinn: Bei den Deutschen Meisterschaften setzte sie
sich im Finale gegen die Lokalmatadorin Alexandra Bujdoso
15:13 durch. Einen weiteren ersten Platz belegte Limbach darüber hinaus bei den Deutschen
Mannschaftsmeisterschaften.
Szabo verteidigte erfolgreich
den Titel aus dem Vorjahr bei
den Herren: Er bezwang Björn
Hübner (Tauberbischofsheim)
klar mit 15:9. Bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften belegte Szabo überdies
zusammen mit dem Hauptgefreiten Richard Hübers den
dritten Platz bei den Herren,
während der erste Platz von
Unteroffizier (FA) Maximilian
Kindler errungen wurde. Bei den
Damen ging der zweite Platz der
Mannschaftsmeisterschaft an
Obergefreiter Anne-Sophie
­
Kindler.
Limbach, 1989 geboren,
kann bereits auf diverse Siege
zurückblicken. Sie gewann mit
der Mannschaft die deutschen
Fechtmeisterschaften 2006,
2008, 2009, 2011 und 2014.
Bei den Junioren-Europameisterschaften holte sie 2008 in
Prag Bronze.
Foto: imago
10 Strahlende Siegerin beim Säbel­fechten in Koblenz: Gefreiter
Anna Limbach.
Der 1991 geborene Sportsoldat Matyas Szabo hat ebenfalls
schon zahlreiche Titel erfochten: Unter anderem gewann er
2008 bei den Deutschen Meisterschaften mit der Mannschaft.
Zwei Jahre später war er der
Sieger bei den Junioren-Weltmeisterschaften am Toten Meer
sowohl im Einzel als auch mit der
Mannschaft. 2013 gewann er das
Worldcupturnier in Chicago im
Einzel sowie zum dritten Mal die
Deutschen Meisterschaften mit
der Mannschaft. Ein Jahr später
wurde er Deutscher Meister im
Einzel und mit der Mannschaft.
In Kasan errang die Mannschaft
mit Nicolas Limbach statt mit
Richard Hübers die Weltmeisterschaft.
(vie)
27. April 2015 Vermischtes Soldatin für einen Tag
aktuell 11
The Avengers:
Age of Ultron
Beim Girls‘ Day lernen junge Mädchen den Beruf „Soldatin“ aus neuen Perspektiven kennen.
Freyung. „Panzer marsch!“ Nina
Scheibenzuber sitzt in Uniform
auf dem Spähwagen „Fennek“.
Soeben hat die 16-Jährige dem
Fahrer den Befehl erteilt loszufahren. Mit einem lauten Knattern setzt sich das Fahrzeug in
Bewegung und beschleunigt auf
etwa 40 Stundenkilometer. Nach
hundert Metern ertönt ein weiterer Befehl: „Panzer halt!“ Die
Räder blockieren. Scheibenzuber
hält sich mit aller Kraft an der
Kommandantenluke fest. Innerhalb kürzester Zeit kommt der
„Fennek“ zum Stehen.
Vorurteile und Scheu
abbauen
Das Kommandieren des Radpanzers durch einen Parcours ist
das Highlight des diesjährigen
Girls‘ Day beim Aufklärungsbataillon 8 im niederbayrischen
Freyung. 86 junge Mädchen aus
der Region haben hier die Gelegenheit, sich über die Berufsmöglichkeiten für Frauen bei der
Bundeswehr zu informieren. Eine
davon ist Nina Scheibenzuber.
Die Fahrt mit dem „Fennek“
hat sie beeindruckt. „Der fährt
schon ziemlich schnell und das
plötzliche Abbremsen ist sehr
hart“, stellt die Realschülerin aus
Freyung fest. „Man spürt, dass
man da oben eine große Verantwortung hat, weil sich der Fahrer komplett auf einen verlassen
muss.“
Teamwork und Kameradschaft
sind nur zwei Vorzüge der Bundeswehr, die die Schülerinnen
beim Girls‘ Day erfahren sollen.
Foto (2): Christian Haasz
von Stefan Rentzsch
Soldatenberuf zum Anfassen: Nina Scheibenzuber erlebt den Girls‘ Day beim Aufklärungsbataillon 8.
„Es geht uns hier auch darum,
die Mädchen aktiv zu fordern.
Das praktische Erleben soll im
Vordergrund stehen“, beschreibt
Oberfeldwebel Christian Schuster
die Idee hinter der Veranstaltung.
Der 27-jährige Projektoffizier hat
gemeinsam mit seinen Kameraden dafür gesorgt, dass den jungen Frauen an diesem Tag einiges
geboten wird. „Wir hoffen so,
die ‚erste Scheu‘ oder möglicherweise bestehende Vorurteile
gegenüber dem Berufsbild der
Soldatin abzubauen.“
Dass das Konzept aufgeht, zeigt
sich spätestens beim Orientierungslauf. In kleinen Gruppen
müssen die Schülerinnen versteckte Checkpoints erreichen.
Nina Scheibenzuber hat sichtlich
Spaß daran. Schnell übernimmt
sie die Führung der Gruppe.
Zunächst heißt es: Auftrag entgegennehmen. Die vier Mädchen machen sich daran, einen
per NATO-Alphabet codierten
Funkspruch zu entschlüsseln.
Dann geht es los. Die Schüle-
rinnen sprinten von Station zu
Station quer über das Kasernengelände.
Unter Zeitdruck müssen sie
sich auch per Kompass orientieren. Für Nina Scheibenhuber
kein Problem. Die Schülerin hat
das Prinzip schnell verinnerlicht
und treibt ihre Gruppe an: „Los,
noch fünf Minuten. Das schaffen wir!“ Auf dem Weg zum
Ziel müssen die Mädchen noch
in einen getarnten Unterschlupf
kriechen. Am Ende sind sie ziemlich außer Puste. „Das war schon
anstrengend. Trotz des kühlen
Regens sind wir schnell warm
geworden“, versichern sie stolz.
Heeresaufklärung im
Nachtsicht-Parcours
Natürlich erleben die Schülerinnen auch, was Heeresaufklärung bedeutet. Dazu sind in der
Kaserne verschiedenes Großund Kleingerät sowie Waffen
und Ausrüstungsgegenstände
ausgestellt. Fast alle zeigen sich
interessiert und löchern die anwesenden Soldaten mit Fragen. Eine
völlig neue Erfahrung für die
meisten ist der „Lucie-Parcours“.
Hier gilt es, in einem abgedunkelten Raum mit Hilfe des Nachtsichtgeräts Lucie knifflige Aufgaben zu lösen. Alles schimmert in
eigenartigen Grüntönen. Vorsichtig versuchen die Schülerinnen,
auf eine kleine Leiter zu steigen
oder Puzzleteile in einer Sandgrube zu suchen und zusammenzusetzen.
Am Ende des Tages zieht
Christian Schuster ein durchweg positives Fazit. „Trotz des
schlechten Wetters waren alle
motiviert“, so der Oberfeldwebel.
Und auch Nina Scheibenzuber,
die inzwischen Tarnschminke
ins Gesicht aufgetragen hat, ist
begeistert. „Ich habe heute einiges gelernt und einen neuen
Beruf entdeckt, den ich mir gut
vorstellen kann“, meint die Oberbayerin. „Auf jeden Fall passt die
Uniform wie angegossen“, fügt
sie augenzwinkernd an.
Mit Brahms nach Transsilvanien
cD. „Brahms – The
Hungarian ­Connection“
ist bereits Andreas
Ottensamers zweites
Album. Der 26-jährige
Soloklarinettist der
Berliner Philharmoniker nimmt den Hörer
diesmal mit zu seinen
ungarischen Wurzeln.
Im Mittelpunkt steht
Johannes Brahms, der
nüchterne Norddeutsche mit der Begeisterung für ungarische Volksmusik.
Der Auftakt der Zusammenstellung ist mit
Brahms Klarinettenquintett (Op. 115) klassisch gehalten. Dieses Spätwerk ist seit seiner Uraufführung 1891 eines der beliebtesten des Komponisten. Ottensamer und sein
Ensemble hauchen dem kompositorisch dichten Stück Leben ein. Ihnen gelingt damit zu
Beginn eine großartige Würdigung, gilt das
Werk doch als schöpferisches
Resümee des großen Musikers.
Zugleich klingen erste „ungarische Momente“ an.
Das Intime der Kammermusik tritt dann in den Hintergrund. Die übrigen Stücke
sind vom Ensemblemitglied
und Cellisten Stephan Koncz
neu arrangiert worden. Den
Übergang in die Puszta vollziehen zwei zusammengefügte
Walzer. Anfangs noch schwermütig und
wunderbar melodisch gleitet die Musik sanft
ins Volksliedhafte ab.
Die beiden nächsten Stücke stammen aus
Brahms‘ berühmten Ungarischen Tänzen,
deren Grundlage die Sammlung traditioneller Volksliedmelodien ist. Fast schon spitzbübisch wandert die Klarinette durch den
Tanz Nr. 7. Erst nachdenklich, doch dann
mit feurigem Elan schließt der Tanz Nr. 1
an. Es ist eine erweiterte, um Improvisationen ergänzte Fassung – der letzte Brahms
des Albums.
Zwei kurze Kompositionen des Ungarn Leó
Weiner folgen nun: „Der traurige Hirt“ lässt
die Klarinette melancholisch sinnieren. Im
Gegensatz dazu lädt der „Székler Tanz“ zur
ausgelassenen und beschwingten Dorffeier ein.
Das Album endet mit einer Kombination teils
exotisch anmutender, traditioneller Tänze aus
Transsylvanien. Im schwungvollen Finale des
Arrangements kann Ottensamer seine ungarische Seite leidenschaftlich ausleben.
„The Hungarian Connection“ ist dramaturgisch klug aufgebaut und voll künstlerisch
gleißendem Esprit – ein faszinierender Ausflug in die ungarische Seelenwelt.
(am)
Andreas Ottensamer: Brahms – The Hungarian Connection, Deutsche Grammophon,
Audio-CD, Veröffentlichung: März 2015,
Euro 18,99
Kino. Die Avengers sind zurück.
Mussten sich die Helden aus den
Marvelcomics in den letzten drei
Jahren allein auf der Leinwand
durchschlagen, folgt nun die Fortsetzung des Superheldenteams. In
„The Avengers: Age of Ultron“
treten Iron Man, Captain America,
Thor, Hulk, Black Widow und
Hawkeye gegen den Superroboter
Ultron an. Zunächst im Kampf
gegen die Verbrecherorganisation
Hydra ausgezogen, sehen sich die
Helden kurz darauf dem hausgemachten Problem Ultron gegenüber. Aus einem fehlgeschlagenen Friedensprogramm Iron Mans
entstanden, setzt der mechanische
Superschurke fortan alles daran,
die Menschheit auszurotten. Dabei
wird er tatkräftig von den Zwillingen Pietro und Wanda, alias
Quicksilver und Scarlet Witch,
unterstützt. Während Quicksilver
die Superhelden mit seiner extremen Schnelligkeit herausfordert,
gelingt es Wanda Witch, mit ihren
mentalen Fähigkeiten das Heldensextett vor eine echte Zerreißprobe
zu stellen.
Im zweiten Teil der Avengers
greift Regisseur Joss Whedon auf
die bewährten Mittel von Action
und Wortwitz zurück. Epische
Kampfszenen werden immer wieder durch einen gelungenen Lacher
aufgelockert, sodass sie trotz ihrer
enormen Länge unterhaltsam bleiben. Mit einer packenden Story
und gelungenen Specialeffects
wird die bunte Heldentruppe rund
um die Welt geschickt und vor reizvollen Kulissen von New York
bis Johannesburg in Szene gesetzt.
In den weniger actiongeladenen
Sequenzen wird ein Einblick in die
Gefühlswelt der einzelnen Charaktere gewährt. Durch Rückblenden
und Dialoge offenbart sich, wie es
im Inneren der Helden aussieht
und wie sie die Last ihrer Vergangenheit noch heute spüren. Daraus
entspinnen sich Handlungsstränge,
die dem Film zusätzliche Dramatik verleihen, ohne dabei die vordergründige Action zu schmälern.
Eine weitere gelungene Comicverfilmung der Marvel Studios, die
140 Minuten beste Unterhaltung
verspricht.
(tfk)
Kinostart: 23. April
aktuell Ausgewählte
­
Medienbeiträge
29. April, 19:00 Uhr, Br:
„Das Kreuz mit dem Frieden: Die
Kirchen und die Kriegseinsätze“
Filmautorin Jutta Neupert
fragt nach: Wie kann Frieden
geschaffen werden? Divergente
Einschätzungen gaben unter
anderem Erzbischof Ludwig
Schick aus Bamberg, der die UN
in der Pflicht sieht und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm,
der den Krieg in Syrien, genau
wie die 17-jährige Jesidin Narcis,
hautnah erlebte. Militärseelsorger
Jens Hauschild berichtet, wie ihn
seine zwei Einsätze in Afghanistan veränderten. Eine Dokumentation über Menschen, die
Zeugen des Krieges wurden und
deren Weltbild sich angesichts
erlebter Kriegsgewalt wandelte.
vermischtes
Eventmanagerin für Soldaten
Oberfeldwebel Stefanie W. dient im Betreuungsbüro im Camp Marmal in Afghanistan.
Welche Redewendung gebrauchen Sie zu häufig?
Wahres Können benötigt keinerlei Anstrengung.
Was treibt Sie an?
Egal, ob im Betreuungsbüro oder in der Personalbearbeitung:
Das Lächeln im Gesicht des Anderen, wenn man ihm eine Freude
machen konnte.
wissen unser Angebot sehr zu
schätzen“, freut sich Oberfeldwebel W., die anstrebt, Berufssoldatin zu werden. Es ist ihr erster Auslandseinsatz. Nach rund
der Hälfte der Zeit schwärmt sie
von der Erfahrung: „Die Internationalität hier im Lager ist etwas
ganz Besonderes. Im Moment
versuche ich, etwas Dari zu
lernen, um auch besser mit den
‚helfenden Händen‘ zusammenarbeiten zu können.“
Für den Ostermarkt war es
dem Betreuungsbüro gelungen,
zahlreiche Soldaten anderer
Nationen zu gewinnen: „Es
gab belgische Waffeln, ungarische Gulaschsuppe, lettischen
Balzams und natürlich deutsche
Bratwurst.“
(uje)
Der Beitrag „Smut auf
der Gorch Fock “ unter
www.youtube.com/­
bundeswehr.
015
Was ist Ihr höchstes Gut?
Meine Familie und Freiheit.
M
Youtube-video der Woche:
Ein ungewöhnlicher Dienstposten an einem ungewöhnlichen
Dienstort. Für einen Koch,
den sogenannten Smut, in der
Kombüse des Segelschulschiffes
Gorch Fock ist das Alltag. Vorratshaltung, Koordinierung und
Zubereitung des Essens für 300
Mann ist bei schwerem Seegang
eine Herausforderung.
(eb)
16/2
27. April 2015
Foto: Twardy/RedBw
12 Welche Eigenschaft schätzen Sie an anderen am meisten?
Ehrlichkeit.
Was wäre Ihre berufliche Alternative gewesen?
Psychologin oder Kindergärtnerin.
Wo möchten Sie am liebsten leben?
Als geborene Thüringerin natürlich in Thüringen! Da gibt es alles:
Berge, Wiesen, Seen und Täler.
Was ist Ihre größte Errungenschaft?
Ein Ford Mustang, der derzeit noch in meiner Garage zu Hause
steht. Ich habe ihn nach einer Trennung gekauft und möchte ihn
nach meiner Rückkehr aus dem Einsatz restaurieren.
Wie können Sie am besten entspannen?
Bei guter Musik, Wein und Kerzenschein.
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?
Zu Schokolade. Eine Packung liegt immer auch neben meinem
Bett.
Was ist Ihr Lebensmotto?
„Es kann sich alles zum Guten wenden.“ Als Symbol für dieses
Sprichwort habe ich mir einen Phönix auf den Rücken tätowieren
lassen.
SUDOKU
Vi
el G
Senden Sie die vier Lösungszahlen,
lück
die sich aus den farbigen Feldern
!
ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
“Sudoku 16/2015” und Ihrer Postanschrift an:
[email protected]
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Der Gewinn:
Eine Outdoor-Kaffeepresse
Lösung der Ausgabe 14/2015:
7581
Gewonnen hat:
Bernhard Bichler
Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.
Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.