D 8512 51. Jahrgang NachrichteN Politik Eng verbunden Reinhold Rogge, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, im Interview über eine besondere Freundschaft. Seite 4 Nr. 18 Montag, 11. Mai 2015 Mission im Mittelmeer 5000 Flüchtlinge hat die italienische Marine gerettet – innerhalb weniger Tage. Fregatte „Hessen“ und Einsatzgruppenversorger „Berlin“ sind ebenfalls vor Ort. Seite 5 Streitkräfte Sehr speziell Soldaten des Spezialpionierbataillons 164 aus Husum bauen auf dem Truppenübungsplatz ein Pipelinesystem. Seiten 6/7 iNNere führuNg Besser führen 2000 Spitzenführungskräfte der Bundeswehr erhalten ein Coaching am Zentrum Innere Führung. Seite 11 Foto: dpa/pa Video der Woche Kampf gegen Ebola: Helfer geehrt Das Video „Restau- Mehr als 200 Soldaten haben freiwillig in Liberia unterstützt. Ministerin: „Ich war überwältigt“. Berlin. Sie sahen die Not in Liberia – und gingen freiwillig, um zu helfen. Für diese Bereitschaft hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen jetzt rund 200 am Ebola-Einsatz beteiligte Helfer der Bundeswehr geehrt. In ihrer Ansprache zitierte die Ministerin aus dem Eid des Hippokrates: „,In alle Häuser, in die ich komme, werde ich zum Nutzen der Kranken hineingehen.‘ Sie haben es getan, sie sind in das Haus Westafrika gegangen.“ Dafür sei sie den Helfern als Ministerin und als Ärztin von rator im MHM“ unter www.youtube.com/bundeswehr. [email protected] Foto: Wilke/RedBW Blick hinter die Kulissen des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr (MHM) in Dresden. Ein Raketenjagdpanzer „Jaguar 1“ wird aufgearbeitet und soll einen Platz in der Außenanlage bekommen. Parallel läuft in der Textil-Restauration die Arbeit auf Hochtouren. Es steht eine neue Ausstellung an. Dazu müssen noch Exponate wie etwa Uniformen aus dem Deutschen Reich vorbereitet werden. In der Papier-Restauration wird ein wachsames Auge auf Schriftgüter geworfen. (eb) „Ebola muss aufhören“: Straßenschild in Monrovia. Herzen dankbar. „Ich habe nicht vergessen, wie überwältigt ich war, als ich den Freiwilligenaufruf gestartet habe und sich so viele gemeldet haben.“ Das Bundeswehrkontingent hatte vorwiegend beim Betrieb einer Luftbrücke sowie einer medizinischen Behandlungseinrichtung als Teil der „United Nations Mission for Ebola Emergency Response“ (UNMEER) mitgewirkt. Von Oktober vergangenen Jahres bis März transportierten zwei Transportflugzeuge C-160 „Transall“ auf 345 Flügen mehr als 800 Tonnen Hilfsgüter. Gemeinsam mit Angehörigen des Deutschen Roten Kreuzes übernahmen Freiwillige der Bundeswehr in Monrovia, der Hauptstadt Liberias, eine Behandlungseinrichtung. Dort wurden mehr als 500 hochinfektiöse Patienten behandelt. Die deutschen Soldaten haben das Land inzwischen wieder verlassen. (bj) 2 aktuell Intern 11. Mai 2015 Foto: dpa/pa Bild der Woche 70 Jahre nach den Schrecken: Außenminister Frank-Walter Steinmeier legt zur Erinnerung an die Schlacht von Stalingrad auf dem Mamajew-Hügel bei Wolgograd in Russland einen Kranz nieder. Gemeinsam mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow gedachte er vergangene Woche dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Impressum Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Redaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: [email protected] Leitender Redakteur ( -2420): Oberstleutnant Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh) Vertreter und Politik ( -2421) Vivien-Marie Bettex (vmd) Streitkräfte/Einsatz: Fregattenkapitän Peter Vossieg (pev -2820), Major Peter Mielewczyk (pm), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie), Jörg Fleischer (jf -2860), Major Anika Wenzel (akw), Hauptmann Patricia Franke (pfr) Sport/Vermischtes/Militärgeschichte: Björn Lenz (ble -2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie), Christiane Tiemann (tie -2850), Oberleutnant Jennifer Fiebig-Schulze (jfs), Ulrike Jenssen (uje) Mediendesign: Eva Pfaender (epf, - 2423) aktuell als E-Paper und im pdf-Format: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: Fachinformationsstelle (FISt)/Bibl. ZInfoA Prötzeler Chaussee 20, 15344 Strausberg Telefon: (030) 886 228 - 2670 E-Mail: RedaktionBwMediendisposition@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. ZItAt E „Wir müssen mit bis zu 400 000 Flüchtlingen rechnen.“ Bundesentwicklungsminister Gerd Müller über die prognostizierte Zahl der Asylanträge in Deutschland in diesem Jahr. Bislang ging die Bundesregierung von 300 000 Flüchtlingen für das laufende Jahr aus. KALenderBLAtt Vor 50 Jahren: Am 13. Mai 1965 endet die „Spiegel“-Affäre. Ein Gericht entscheidet, es sei nicht nachweisbar, dass der Chefredakteur und Herausgeber des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“, Rudolf Augstein, wissentlich Staatsgeheimnisse verriet, als er 1962 über die Wehrkraft der Bundeswehr berichtete. Vor 60 Jahren: Am 14. Mai 1955 wird in Polens Hauptstadt der „Warschauer Pakt“ geschlossen. Albanien, Bulgarien, Ungarn, die Deutschen Demokratischen Republik, Polen, Rumänien, die Sowjetunion und die Tschechoslowakei unterzeichnen den „Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand“. Vor 125 Jahren: Am 17. Mai 1890 erscheint in den USA das erste Comic-Heft. Das Blatt trägt den Namen „Comic Cut“ und wird rasch mit einer Auflage von 300 000 Exemplaren zum Vorbild für eine ganze Sparte von Comic-Heften. Vor 155 Jahren: Am 11. Mai 1860 landet der italienische Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi mit rund 1000 Freiwilligen an der Westküste Siziliens, um den Aufstand gegen die spanischen Bourbonenkönige zu unterstützen. Vor 205 Jahren: Am 13. Mai 1710 wird die Berliner Charité gegründet. König Friedrich I. von Preußen lässt die Krankenanstalt bauen. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt sich die Charité zum wissenschaftlichen Zentrum der deutschen Medizin. hängig von allen Offenlegungen der vergangenen Wochen ist zu hoffen, dass über mögliche Alternativen schnell entschieden werden kann. Denn das interessiert die Soldaten vorrangig. In eigener Sache hat sich aktuell seit Beginn des Jahres einem leichten Facelifting unterzogen. Von vielen Seiten haben wir dafür positive Rückmeldungen erfahren. Stillstand ist Rückschritt, und in diesem Sinne wollen wir aktuell als Printmedium weiterentwickeln und für unsere Leser so attraktiv wie möglich gestalten. So warten wir in dieser Woche erstmals mit einer eigenen Seite für das Ressort Soziales und Personal auf. Wir freuen uns auf Feedback: [email protected]. Torsten Sandfuchs-Hartwig Leitender Redakteur 11. Mai 2015 Ministerium / Hintergrund Jahresbericht: Königshaus bei der Vorstellung im Januar 2015. Berlin. Die deutschen Militärattachés haben sich auf der 54. Zentralkonferenz in Berlin über ihre Arbeit im Ausland ausgetauscht. Neben den Auswirkungen des Ukraine-Konflikts auf die deutsche Sicherheitspolitik sprachen sie unter anderem über die Spannungen im Südchinesischen Meer und die Entwicklung am Horn von Afrika. Außerdem trafen die rund 200 Attachés Staatssekretär Ralf Brauksiepe und den Leiter der Abteilung Strategie und Einsatz, Generalleutnant Markus Kneip. (stö) Auf dem Weg nach Afghanistan: Mit US-Botschafter Philip Murphy. Sportlich im Feldlager: Königshaus liebt den Kickerkasten. Berlin. 14 afghanische Studentinnen der Universität Balkh in Mazar-e Sharif haben Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Bendlerblock getroffen (Foto). Die 14 jungen Frauen waren einer Einladung der Ministerin gefolgt, die sie im Dezember in Afghanistan ausgesprochen hatte. Für eine Woche sind sie in Deutschland. Die jungen Frauen stammen aus liberalen Familien, die auch ihren Töchtern und nicht nur den Söhnen eine gute Ausbildung ermöglichen wollen. Im Jahr 2014 übertraf die Zahl der immatrikulierten Frauen an der Rechts- und Scharia-Fakultät der Universität Balkh erstmals die der Männer. (dk) Foto: Wilke/RedBW G 36: 1850 Seiten Akten offengelegt Berlin. In Zusammenhang mit den Präzisionsproblemen beim Gewehr G 36 hat sich Verteidigungsminsterin Ursula von der Leyen erneut den Fragen des Verteidigungsausschusses gestellt. Das Ministerium hatte den Bundestagsabgeordneten im Vorfeld der Sitzung am vergangenen Mittwoch umfangreiches Aktenmaterial zur Verfügung gestellt – insgesamt 1850 Seiten. Die Mitglieder des Ausschusses möchten geklärt haben, Foto: imago Ministerin beantwortet den Mitgliedern des Verteidigungsausschusses eneut ihre Fragen. warum das G 36 nach dem ersten Bekanntwerden der Probleme nicht umgehend auf den Prüfstand gestellt wurde. Zu Medienberichten, im Ministerium habe es im Jahr 2013 Unterstützung gegeben für eine Initiative der G 36-Herstellerfirma Heckler & Koch, den Militärischen Abschirmdienst (MAD) einzuschalten, um gegen Behördenmitarbeiter zu ermitteln, die vertrauliche Dokumente an Journalisten gegeben haben sollen, sagte die Ministerin: „Es ist völlig inakzeptabel, dass sich der damalige Abteilungsleiter Rüstung mit einem Brief an den MAD diese Initiative zu eigen gemacht hat. Völlig zu Recht hat der MAD-Präsident dieses absurde Ansinnen abgelehnt.“ Der Vorgang müsse weiter aufgearbeitet werden. Von der Leyen: „Wenn weitere strukturelle und personelle Konsequenzen notwendig sind, werden diese gezogen. (vmd) Pressearbeit der Bundeswehr soll besser, schneller, effizienter werden Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat bei der Tagung der Leiter der Informationsarbeit eine kontinuierliche Professionalisierung der internen Pressearbeit gefordert. In einem Podiumsgespräch mit mehr als 100 Informationsarbeitern und Presseoffizieren zog die Ministerin ein positives Fazit und betonte, dass bei der internen Pressearbeit im zurückliegenden Jahr ein deut- licher Lerneffekt bemerkbar geworden sei. Die Pressearbeit müsse dennoch schneller und effizienter werden, sagte die Ministerin mit Blick auf neue Herausforderungen wie zum Beispiel den sozialen Netzwerken. „Wir sind oft noch die Reagierenden“, sagte von der Leyen. Die Ministerin ging auch auf die Auswirkungen der EU-Arbeitszeitrichtlinie für die Streitkräfte – und damit in der Informations- arbeit – ein. In Zukunft gebe es ein begrenztes Arbeitszeitbudget. Um den Auftrag erfüllen zu können, müsse effizient gearbeitet werden. Es sei zu prüfen, ob Personal aufgestockt wird. Die „bevorstehende Rumpelstrecke“ müsse auch in der Infoarbeit für die Truppe ehrlich kommuniziert werden. (mat) Mehr Informationen zur Tagung auf www. bmvg.de. UNMIL: Bundestag muss entscheiden Berlin. Der Bundestag muss über die deutsche Beteiligung an der UNO-Mission UNMIL (Foto) in Liberia entscheiden. Die Bundesregierung hatte die Zustimmung im vereinfachten Verfahren beantragt, die Fraktion Die Linke hingegen beantragte die konstitutive Befassung des Bundestags. Die Abstimmung soll nun am 21. oder 22. Mai stattfinden. Insgesamt sollen bis zu fünf bewaffnete deutsche Soldaten nach Liberia gehen. Derzeit sind rund 4400 Soldaten an der Mission beteiligt. (vmd) Foto: imago Foto: pa/Kumm Afghaninnen besuchen Ministerin Foto: Wilke/RedBW Berlin. Hellmut Königshaus muss aufräumen, und es fällt ihm nicht leicht. „Hinter jeder Akte, die hier liegt, stehen persönliche Schicksale, das schmeißt man nicht einfach weg“, sagt der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags. Fünf Jahre hat Königshaus das Amt inne gehabt. Am 19. Mai wird seine Amtszeit nun zu Ende gehen – der 64-jährige einstige FDPAbgeordnete räumt das Berliner Büro. Sein dringlichstes Ziel hat er erreicht. Die Ausstattung der Soldaten im Einsatz hat sich verbessert – nicht auf einen Schlag, aber schrittweise im Laufe der Jahre. „Wie die Soldaten zum Schluss ausgerüstet waren, das war top. Eine beglückende Erfahrung“, sagt Königshaus. Und: „Wenn wir Kritik geübt haben, hat sich im Nachhinein immer herausgestellt, dass sie berechtigt war.“ Was der Afghanistan-Einsatz für deutsche Soldaten bedeutet, wird dem Wehrbeauftragten Königshaus zu Beginn seiner Foto: dpa/pa Ende der Amtszeit: Hellmut Königshaus hört als Wehrbeauftragter auf. Amtszeit drastisch vor Augen geführt. Innerhalb eines Jahres fallen sieben deutsche Soldaten. Der Anschlag im OP North am 18. Februar 2011, bei dem drei deutsche Soldaten ihr Leben verlieren, wird zur prägenden Erinnerung. „Ich kannte die Soldaten. Ich hatte ihre Gesichter vor Augen, als ich die Liste mit den Namen der Toten und Verwundeten las. Das hat mich einfach mitgenommen“, sagt Königshaus heute. Seine drängensten Forderungen für die Zukunft: Das Ende der andauernden Pendelei, die ein Großteil der Soldaten auf sich nimmt. „Sie stellt eine enorme Belastung für Partnerschaften dar, die in vielen Fällen zu Trennungen führt“, sagt Königshaus. Außerdem: Die bessere Versorgung von Hinterbliebenen. Königshaus: „Hier beginnt die Aufgabe des neuen Wehrbeauftragten.“ Der Abgeordnete Hans-Peter Bartels wird das Amt übernehmen. Königshaus wurde für die Kommission zur Untersuchung des Sturmgewehrs G 36 berufen. Die Arbeit geht weiter. 3 Attachés beraten sich in Berlin Der Kümmerer von Vivien-Marie Bettex aktuell 4 aktuell Politik / Hintergrund 11. Mai 2015 „Ein einzigartiges Verhältnis“ Dunford soll Dempsey ablösen Foto: imago Jemen bittet UNO um Bodentruppen riad. Angesichts der eskalierenden Gewalt im Jemen hat die Regierung die internationale Gemeinschaft um den Einsatz von Bodentruppen gebeten. „Wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, mit Bodentruppen einzugreifen, um den Jemen zu retten“, heißt es in einem Brief an den UN-Sicherheitsrat. Die Huthi-Rebellen (Foto) nähmen „alles ins Visier, was sich in der Stadt Aden bewegt“. Internationale Menschenrechtsorganisationen werden in dem Schreiben aufgerufen, „diese barbarischen Rechtsverstöße gegen eine wehrlose Bevölkerung zu dokumentieren“. (eb) Nato verlegt Befehlszentrale neapel. Für ein Manöver im Juni verlegt die Nato eine ihrer Befehlszentralen nach Rumänien. Das Allied Joint Force Command in Neapel (JFC Naples) wird für die zwölftägige Übung in der rumänsichen Ortschaft Cincu stationiert. Das habe der JFC-Kommandeur, US-Admiral Mark Ferguson, vergangene Woche mitgeteilt, berichtet die US-Streitkräftezeitung „Stars and Stripes“. An dem Manöver werden Nato-Soldaten aus 21 Mitgliedstaaten teilnehmen. (eb) Vom Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages zum Präsidenten der DIG. Wie kam das? Ich engagiere mich seit 1970 in der deutsch-israelischen Arbeit und bin als 15-Jähriger zum ersten Mal nach Israel gereist. Auch während meiner verschiedenen politischen Aufgaben hatte ich stets unser Verhältnis zu Israel im Auge. Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Deutschland und Israel? Ich meine, es ist nicht nur ein besonderes, sondern ein einzigartiges Verhältnis. Ohne den Holocaust würde es den Staat Israel in dieser Form gar nicht geben. Dieses Alleinstellungsmerkmal ist der Grund für die Einzigartigkeit und macht sich an vielen Dingen bemerkbar. Zum Beispiel daran, dass die Parteien im deutschen Parlament das einzigartige Verhältnis mit Israel nicht in Frage stellen. Was bedeutet das 50-jährige Jubiläum der Aufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen für die Arbeit der DIG? Das Jubiläum ist nicht nur auf den 12. Mai und den Besuch des israelischen Staatspräsidenten fixiert. Das ganze Jahr ist voller Veranstaltungen. Besonders hinweisen möchte ich auf ein Projekt Foto: DIG Washington. US-Präsident Barack Obama hat den Kommandeur der Marineinfanteristen, General Joseph F. Dunford (Foto), als neuen Generalstabschef nominiert. Sollte der Senat der Nominierung zustimmen, löst Dunford General Martin Dempsey als ranghöchsten Soldaten der Vereinigten Staaten ab. Dunford dient seit mehr als 35 Jahren bei den US-Marineinfanteristen. Von Februar 2013 bis August 2014 befehligte er die Nato-Truppen in Afghanistan. Als Generalstabschef steigt Dunford zu einem der wichtigsten Berater des US-Präsidenten auf. (eb) Berlin. Seit vier Jahren ist der einstige Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG). Im aktuell-Interview spricht er über die emotionale Bindung zwischen der Bundeswehr und den israelischen Streitkräften. Er will die Menschen miteinander verbinden: Reinhold Robbe (2. v. r.) mit jungen israelischen Soldaten. in Israel zur Restaurierung des Welterbes „White City“. Das sind etwa 4000 Häuser in Tel Aviv – Bauhaus-Architektur. Sie bilden den historischen Kern der Stadt. Ich bin sehr froh, dass dieses symbolträchtige Projekt von der Bundesregierung unterstützt wird. Ein Grund zur Freude also. Wird das in beiden Ländern gleich gesehen? Hier klafft einiges auseinander. In Umfragen zeigt sich, dass in Israel rund 70 Prozent der Menschen eine überaus positive Einstellung zu Deutschland und den Deutschen haben. Bei uns ist es fast umgekehrt: Eine wissenschaftliche Umfrage belegt, dass gegenüber Israel als Staat eine große Skepsis in unserer Gesellschaft vorhanden ist und dass es immer noch einen Bodensatz an Antisemitismus gibt. Über dieses Problem brauchen wir einen offenen Diskurs. 70 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz darf es so etwas nicht mehr geben. Kommt da nicht der Jugendarbeit eine große Bedeutung zu? Das Thema Jugendaustausch steht bei uns ganz oben auf der Agenda. Jährlich gehen rund 1000 bis 1200 junge Frauen und Männer nach Israel, um dort zum Beispiel ein freiwilliges soziales Jahr, ein Volontariat oder ein Praktikum abzuleisten. Die meisten kommen geradezu verwandelt zurück. Sie berichten, dass sie herzlich aufgenommen und nicht wegen der Vergangenheit kritisiert wurden, sondern neue Freundschaften geschlossen haben. Besonders berührt sie, dass auch HolocaustÜberlebende sie heute mit offenen Armen empfangen. Die Bundeskanzlerin hat erklärt, die Sicherheit Israels sei Staatsräson für Deutschland. Was meinen Sie dazu? Sie hat sich mit dieser klaren Aussage in Israel viele Freunde geschaffen. Für uns in Deutschland darf so ein Satz meines Erachtens aber nicht ohne Folgen bleiben. Den wenigsten bei uns ist klar, wie intensiv auch die militärischen Beziehungen zwischen beiden Ländern sind. Deutschland trägt zur Sicherheit Israels bei. Das ging lange Zeit an der Öffentlichkeit vorbei. In den letzten Jahren wurde es viel transparenter. Ich nenne nur die Lieferung von U-Booten. Wie sehen Sie das Verhältnis der Bundeswehr zu den israelischen Streitkräften? In allen Teilstreitkräften gibt es eine intensive Zusammenarbeit. Viele Offiziere der Bundeswehr haben israelische Übungen besucht und dort tiefe Freundschaften geschlossen. Vor allem haben sie die Erfahrung gemacht, dass die Israelis sie als „Staatsbürger in Uniform“ positiv aufnehmen und anerkennen. Es gibt eine starke emotionale Verbindung zwischen der israelischen Armee und der Bundeswehr. Ich finde, wir sollten damit in der deutschen Öffentlichkeit viel offensiver umgehen. Denn auch das gehört zur deutsch-israelischen Erfolgsgeschichte. Die Fragen stellte Burghard Lindhorst. Die Taliban sprechen – inoffiziell Vertreter der afghanischen Regierung und Taliban treffen sich in Katar – Offensive geht weiter. K Foto: imago Foto: imago 50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen – DIG-Präsident Reinhold Robbe im Interview. Kampf gegen die Taliban: Afghanische Soldaten auf Patrouille. waren sich die Teilnehmer laut „Pugwash“-Mitteilung in Hinblick auf die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Das Modell des IS entspreche nicht der afghanischen Kultur und Tradition. Die afghanische Nachrichten agentur PAN berichtete, TalibanVertreter hätten in Katar betont, sie stünden dem Thema Frauenrechte aufgeschlossen gegenüber und seien unter anderem nicht gegen die Partizipation von Frauen in der Politik. Gleichzeitig setzten die Taliban in der vergangenen Woche ihre Frühlingsoffensive fort. Die im April ausgebrochenen Kämpfe zwischen Taliban und afghanischer Armee sind die ersten größeren militärischen Konflikte im Norden des Landes seit dem Ende der ISAF-Mission. Berichten der Deutschen Welle zufolge sind im Bereich Kunduz Tausende Menschen auf der Flucht. Die Dorfbewohner in den umkämpften Bezirken wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. (vmd) 11. Mai 2015 Einsatz / Bundeswehr Seenotrettung im Mittelmeer aktuell Foto: Köhler/Bundeswehr Ortsschild für Afghanistan we hr schen den libyschen und italieni- sicherung von in Seenot befindschen Hoheitsgewässern. lichen Personen besetzt. Nach gerade mal 24 Stunden Neben zusätzlichen Lebensmitim Seegebiet: Ein Notruf teln und Wasservorräten ITA erreicht die deutschen nahmen die BesatzuLIE N Besatzungen, die gen Hilfsgüter wie „Hessen“ nimmt Decken, KleiTürkei Kurs auf die dung, MediSouda durchgegekamente und MITTELMEER bene Position. Tune Hygieneartikel sie n In einem Holzsowie zehn weiboot warten 250 tere RettungsinÄgypten LIBYEN Menschen auf ihre seln und 450 RetAlgerien es Rettung. Sie werden tungswesten an d un g/ B othin an Bord genommen und Bord. Außerdem kamen Grafik: N versorgt. für die Marine sonst ungewöhnliche Güter wie Windeln Vom Spezialpersonal und Babynahrung an Bord. So ausgerüstet kann die „Berlin“ bis bis zur Windel zu 250 Personen zusätzlich aufUrsprünglich als Teil des Ein- nehmen und maximal zwei Tage satz- und Ausbildungsverbands versorgen, die „Hessen“ bis zu der Marine eingeplant haben die 100 Personen „Hessen“ und die „Berlin“ den Während des Transits in das Verband Anfang Mai in Richtung Seegebiet zwischen Italien Mittelmeer verlassen. In Souda und Libyen haben die insgeauf Kreta hat es einen Personal- samt 416 Soldaten sich auf die wechsel gegeben. Freie Kapazi- Rettung Schiffbrüchiger vorbetäten wurden mit Personal für die reitet. Sie nutzten die ruhige See, Aufnahme, Betreuung und Ab- um unterschiedliche Szenarien der Rettung und Aufnahme von einer großen Anzahl Menschen zu üben – mit Speedbooten und Rettungsinseln (Foto). Sanitäranlagen auf dem Flugdeck Der begrenzte an Bord zur Verfügung stehende Raum wurde vorbereitet, um dort Hilfsbedürftige betreuen zu können. Die Flugdecks wurden mit Sanitäranlagen und einer großen Plane als Sonnenschutz ausgestattet. Der Einsatz erfolgt in enger Koordination mit der italienischen Küstenwache. Rechtliche Grundlage ist der Artikel 98 des internationalen UN-Seerechtsabkommens. Die Schiffe sind unabhängig von den Missionen der europäischen Grenzagentur Frontex. (eb) Der Redaktionsschluss für diese aktuell-Ausgabe war der 8. Mai 2015. Weitere Informationen und Videos zum Thema unter www. bundeswehr.de Ohne Strom ist alles nichts Prizren. Ohne sie gehen die Lichter aus, bleibt das Wasser kalt, keine Klimaanlage funktioniert. Das Team des Technischen Gebäude Managements (TGM) sorgt unter der Leitung von Feldwebel Markus I. dafür, dass die Elektro-, Klima-, Lüftungs- und Heizungstechnik reibungslos arbeitet. Zuverlässig werden die vielen technischen Anlagen des Einsatzlazaretts, der Apotheke, der Pflegestation sowie die dazugehörigen Unterkunftsgebäude versorgt. Zum Team gehören auch drei kosovarische Mitarbeiter. Sie planen, steuern und überwachen die Abläufe und Verfahren in der Einrichtung. „Meine Spezialisten und ich sind immer in der Nähe. Bei technischen Pro- Foto: Koch/Bundeswehr Die Gebäudemanager in Prizren – Herrscher über Ampere und Kilowatt. Überprüft: Das Notstromaggregat muss in wenigen Sekunden auf einen Stromausfall reagieren und stellt die Stromversorgung sicher. blemen können wir sofort eingreifen“, sagt Markus I. Tief im Innern des Einsatzlazaretts sind 17 Anlagen versteckt, die laufen müssen. Wenn es zu einer Stromunterbrechung oder -schwankung kommt, gibt es ein 240 Kilowatt starkes Stromaggregat, das nach maximal zwölf Sekunden die Versorgung über- nimmt. 110 Batterien mit jeweils 800 Ampere stellen in der Übergangszeit die Stromversorgung sicher. Im Winter heizen, im Sommer kühlen. Das Einsatzlazarett hält in seinem Bauch ein Tank mit 53 000 Litern Heizdiesel versteckt. „Es gibt zwei Heizkessel, die in Schichten arbeiten“, erläutert Feldwebel Markus I. „Etwa 500 Liter Heizdiesel werden pro Tag verbraucht.“ Strom und warmes Wasser müssten immer fließen, so der Feldwebel. Die Spezialisten des TGM sind unauffällige Helfer, die oft im Hintergrund bleiben. Doch ihr Engagement trägt zur guten medizinischen Versorgung der deutschen Soldaten im Kosovo bei. (koch) Berlin. Das Feldjägerregiment 1 hat ein Ortsschild „Berlin“ von Christian Hanke, Bürgermeister des Bezirks Berlin-Mitte, erhalten. Das Schild wurde Ende April in der Julius-Leber-Kaserne übergeben und soll im Einsatzfeldlager in Afghanistan aufgestellt werden. Brigadegeneral Michael Matz, General Standortaufgaben Berlin, und der Kommandeur des Feldjägerregiments 1, Oberstleutnant Uwe Staab, nahmen das Schild entgegen. Hanke übergab das Schild als Zeichen der Verbundenheit. (eb) Schülergruppe besucht Feldlager Prizren. Eine Gruppe von 36 Schülern aus Baden-Württemberg und Pristina hat das 40. Deutsche Einsatzkontingent KFOR besucht. Der Kontingentführer, Oberst Matthias Bogusch, betonte Ende April, es seien Projekte wie dieses, die die Zukunft des Kosovo positiv beeinflussen könnten. Schulen aus Baden-Württemberg arbeiten während des Jahres online mit Schulen im Kosovo zusammen. Zum Schuljahresende findet ein Schüleraustausch statt. (eb) Ausbildung im Libanon Foto: Wolf/Bundeswehr Foto: Gottschalk/Bundeswehr Einheiten der Deutschen Marine nehmen Schiffbrüchige auf. S 5 Jounieh. Als Teil der deutschlibanesischen Ausbildungskooperation ist die Verantwortung über zwei Elektronikwerkstätten und eine dazugehörigen Lehrwerkstatt übertragen worden. Ziel ist es, die technischen Fähigkeiten der libanesischen Marine weiter zu entwicklen und zu verbessern. Die Übergabe fand Ende April in der Marineschule nördlich von Beirut statt. Neben Korvettenkapitän Sven Schneider, Verbindungsoffizier der deutschen Marine, nahmen auch Flottillenadmiral Nazih Jbaily, Inspekteur der libanesischen Marine, sowie Christian Clages, der deutsche Botschafter im Libanon, an der Veranstaltung teil. (eb) 6 aktuell Bundeswehr aktuell 7 Ganz spezielle Pioniere Fotos (8): Hannemann/RedBw Soldaten des Spezialpionierbataillons 164 aus Husum üben auf dem Truppenübungsplatz in Putlos. Unter realistischen Bedingungen trainieren sie im Ausbildungs- und Übungszentrum der Spezialpioniere Feldlagerbetrieb und Pipelinebau. Vorbereitung auf die Schweißarbeiten: Oberstabsgefreiter Christian Lütje entfernt die Ummantelung vom Rohr (links), danach wird es von Kerosin und Schmutz gereinigt (Mitte). Schweißer Oberstabsgefreiter Michael Volk (l.) erklärt Stabsunteroffizier Christian Lange die einzelnen S chritte (rechts). von Anika Wenzel Putlos. Am Horizont ist die Ostsee zu sehen. Unter traumhaft blauem Himmel erstreckt sich das hügelige Gelände davor. Durchzogen von kleinen Teichen und grasenden Schafherden wirkt die Szenerie wie ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer und Naturliebhaber. Was hier geschieht, hat aber nichts mit Erholung und Urlaub zu tun. Das 1250 Hektar große Gelände des Truppenübungsplatzes in Putlos an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste bietet der Truppe nicht nur Schießbahnen. Unter realistischen Bedingungen trainieren Soldaten im Ausbildungs- und Übungszentrum der Spezialpioniere Feldlagerbetrieb und Pipelinebau. Das Spezialpionierbataillon 164 aus dem zwei Fahrtstunden entfernten Husum ist regelmäßig hier, um seine Soldaten in diesen hochspezialisierten Themenbereichen auszubilden und in Übung zu halten. Pipelines führen Kerosin Die Soldaten der 8. Kompanie, der sogenannten Pipelinepionierkompanie, üben den Aufbau und den Betrieb von Feldtanklagern und Pipelineanlagen. Dazu gehört auch die Ausbildung auf der Schadensbeseitigungsanlage. Das Besondere daran ist, dass noch am Morgen Kerosin durch die Rohre floss. „Unsere Ausbildungseinrichtung ist weltweit einzigartig. Nur hier ist es möglich, an Pipelinesystemen zu arbeiten, die auch tatsächlich Kraftstoff führen“, erläutert Oberstabsfeldwebel Thomas Giebat vom Ausbildungszentrum. Die Schadstelle liegt in einer befestigten Baugrube, über die ein Zelt aufgebaut wurde. „So klinisch stellt sich zwar niemals ein echter Schaden dar, aber hier geht es erst einmal darum, die Abläufe zu üben. Mit diesem Aufbau können wir das wetter- unabhängig gewährleisten“, erklärt Giebat. Genauigkeit bei der Vorbereitung In der Grube wird die gummiartige Ummantelung vom eigentlichen Rohr entfernt und der hydraulische Rohrschneider, Orbitalschneider genannt, trennt das defekte Stück Rohr heraus. Ein zweiter Trupp schneidet das Ersatzrohr auf die richtige Länge. Ein Schweißer des Ausbildungszentrums übernimmt dann das Kommando. Oberstabsgefreiter Michael Volk weist die Soldaten ein und kontrolliert die Vorarbeit. Alles Reparatur: Die Stabsunteroffiziere Christopher Mumm und Alexander Stang (v.l.n.r.) arbeiten am Warmlufterzeuger „WLE 60“. muss stimmen: Der Abstand zwischen dem Originalrohr und dem eingefügten Passstück, die Schnittflächen, die Abdichtung der Rohre. „Mein Name steht anschließend in den Unterlagen. Ich trage die Verantwortung dafür, dass alles ordnungsgemäß läuft,“ erklärt er seine Genauigkeit bei der Vorbereitung. Nachdem die Schnittkanten noch einmal abgeschliffen sind und das Passstück mit Klemmen an der richtigen Position gehalten wird, geht es ganz schnell. Mit seinem Elektrodenhandschweißgerät verbindet er die Rohrteile miteinander. Nachdem er zwei weitere Schweißlagen ergänzt hat, ist die Pipeline wieder einsatzbereit. Zugführer Oberleutnant Tobias Mayer ist zufrieden mit dem Ergebnis. „Die Vorbereitungen durch meine Soldaten waren in Ordnung. Jetzt wissen sie, worauf sie besonders achten müssen, damit der Schweißer arbeiten kann. Beim nächsten Mal machen sie es noch besser,“ resümiert er. Beim Schweißen ist Konzentration gefragt: Oberstabsgefreiter Michael Volk bei Schweißarbeiten an der Pipeline (links). Für ihre Arbeiten benötigen die Pioniere jede Menge spezielle Ausrüstung (Mitte). Oberstabsfeldwebel Thomas Griebat ist der Leiter der Ausbildungsanlage der Spezialpioniere in Putlos und schildert den Ablauf. Ein Feldlager wird komplett aufgebaut Neben den Pipelinepionieren sind die 3. und die 4. Kompanie in Putlos. Die Feldlagerbetriebskompanien aus Husum sind auf der Schießbahn zwei. Hier hat das Ausbildungszentrum ein komplettes Feldlager aufgebaut. Der Bereich erinnert an das Feldlager Prizren und das Camp Marmal in Mazar-e Sharif. Die beiden Kompanien üben hier den Feldlagerbetrieb und helfen dem Zentrum beim Auf- und Ausbau des Lagers. Die 4. Kompanie baut ein Küchenzelt auf, in dem in den nächsten Monaten die komplette Ausstattung für eine Feldlagerküche ihren Platz finden soll. Auf diese Weise wird das Lager durch die übenden Spezialpioniere immer mehr erweitert. Das so entstandene Areal kann durch andere Truppenteile, die zu Übungen nach Putlos kommen, genutzt werden. Für den Feldlagerbetrieb sind dann ebenfalls die Spezialpioniere zuständig. Die Soldaten der 3. Kompanie nutzen die Zeit, um die technischen Geräte im „Feldlager“ zu warten. Warmlufterzeuger, Stromaggregate und Klimaanlagen werden zerlegt und gereinigt. Stabsunteroffizier Christopher Mumm steht vor einem Warmlufterzeuger, der 60 Kilowatt Leistung hat und dazu dient, ein 300-Mann-Zelt zu beheizen: „In Deutschland sind diese Geräte sehr zuverlässig. In Afghanistan haben sich die Filter wegen dem Staub sehr schnell zugesetzt“, sagt er, während er die Dichtungen und Filter auswechselt. „Wir kommen selten dazu, diese Arbeiten zu üben. Hier gibt es immer Geräte, die ihre Frist brauchen. So helfen wir dem Ausbildungszentrum und bleiben selbst in Übung“, erklärt er. In einem eingezäunten Teil des Lagers brummen lautstark Aggregate. „Hier stehen drei aneinander geschaltete 400 Kilowatt-Stromerzeuger und ein Hauptverteiler. Allein zwischen den drei Containern und dem Verteiler haben wir 2,7 Kilometer Kabel verlegt,“ fasst Stabsunteroffizier Marcel Nickel einige Fakten zusammen. „Diese Stromerzeuger werden von einem zwölf Zylinder-Diesel mit zwei Abgasturboladern betrieben. Der verbraucht bei Volllast bis zu 120 Liter Diesel in der Stunde.“ Auch diese Großgeräte müssen regelmäßig gewartet werden. Sie liefern den Strom für das Feldlager Putlos, in dem der ein oder andere Wohncontainer sogar Meerblick bieten kann. Das Lager wird stetig erweitert In den nächsten Monaten wird das Lager noch Wasser- und Abwasseranschlüsse bekommen. Das werden auch wieder Spezialpioniere erledigen, die dies sonst nur im Einsatz machen können. Die Pipelinepioniere sind fertig und packen ihre Ausrüstung zusammen. In den nächsten beiden Tagen wird ihre Arbeit überprüft. Eine Hochdruckprobe soll beweisen, dass die geschweißten Stellen dem Druck standhalten. Wenn alles klappt, kommen die Soldaten pünktlich zurück an den Standort und ins Wochenende. Die Feldlagerbetriebskompanien bleiben noch eine weitere Woche in Putlos und bauen das Feldlager aus. Alle kommen auf jeden Fall zurück an diese einmalige Ausbildungseinrichtung, die so vielseitige Möglichkeiten bietet auf dem Gebiet der Spezialpioniere. Den Beitrag „Spezialpioniere“ finden Sie unter www.youtube. com/bundeswehr. Teamwork: Die Pioniere der 4. Kompanie des Spezialpionierbataillons aus Husum beim Aufbau eines Küchenzeltes auf dem Truppenübungsplatz in Putlos. 8 aktuell bundeswehr 11. Mai 2015 Talente sollen sich entfalten Hamburgs Senator Neumann befördert hamburg. Der Senator für Inneres und Sport der Freien und Hanse stadt Hamburg, Michael Neumann, ist am vergangenen Montag zum Oberstleutnant der Reserve ernannt worden. Der Präsident der HelmutSchmidtUniversität Wilfried Seidel überreichte dem Innensenator die Ernennungsur kunde. Neumann bedankte sich. „Ich war lange Berufssoldat. Die Entscheidung für den Beruf ist damals eine ganz bewusste gewe sen. Ich habe eine sehr emotionale Bindung zur Bundeswehr.“ (eb) Aktion Unvergessen spendet 27 500 Euro eltville. Ein Scheck der Aktion „Unvergessen“ von Radio Ander nach in Höhe von 27 500 Euro wurde kürzlich am Kloster Eber bach von Stabsfeldwebel Thomas Duecker an Beate Jung, Schirm herrin der „Aktion Sorgenkinder Bundeswehrfamilien“, überge ben. Die Spende kommt versehr ten Soldaten aus dem ISAFEin satz und deren Familien zu Gute. Die Aktion begann Heiligabend vergangenen Jahres unter Schirm herrschaft von Brigadegeneral Harald Gante in der Einsatzre daktion von Radio Andernach.(cl) Zum 60-Jährigen ist Mitreden erwünscht berlin. Der 60. Geburtstag der Bundeswehr am 12. November wirft bereits jetzt seine Schatten voraus. Seit dem 5. Mai werden auf einer Sonderseite im Inter net Geschichten und Berichte aus sechs Jahrzehnten Bundeswehr historie präsentiert. Dargestellt im Blogformat wird in den nächs ten Monaten ein Blick in die Ver gangenheit der deutschen Streit kräfte geworfen. Mitreden und Kommentieren sind ausdrück lich erwünscht. (tfk) Mürwik. „Rahmenbedingun gen schaffen, damit sich Talente entfalten können.“ Das ist einer der Grundsätze des Schulkom mandeurs der Marineschule Mürwik, Flottillenadmiral Carsten Stawitzki. Die Ausbil dung der Offizieranwärter und Offiziere erlebt dort einen sicht baren Wandel. Stawitzki äußert sich zu den Neuerungen in der Ausbildung. Seit zwei Jahren gibt es den Aus bildungsmast an der Marine schule. Welche Neuerungen sind damit verbunden? Erst einmal ist der Übungsmast als solches neu – ihn gab es bisher nicht. Der Mast ist darüber hin aus ein Spiegelbild der Sicher heitstechnik, die wir an Bord der „Gorch Fock“ in der Take lage eingeführt haben. Dies geht von Sicherungsmaßnahmen beim Umstieg auf die SalingPlattfor men bis zu den Sorgleinen an den Rahen. Aber auch das persönliche Sicherungsgeschirr wurde wei terentwickelt. Die Soldaten sind dadurch bei fast allen Tätigkeiten in der Takelage gesichert. Diese Technik bedarf aber einer gründ lichen Vorausbildung, weil vor allem Bewegungsabläufe trainiert und verinnerlicht werden müssen. Wie wirkt sich das alles auf die Ausbildung aus und wie bewährt sich die neue Ausbildungs struktur? In den ersten Ausbildungs abschnitten wird zunächst die körperliche Fitness der Offizier anwärter festgestellt und auf die ser Lagefeststellung systematisch und teilweise auch individuell abgestimmt und angeleitet gestei gert. Das umfasst im Kern ein 100 StundenSportprogramm. Foto: Peter Straub Foto: Schröder/Bundeswehr Flottillenadmiral Stawitzki zu den Neuerungen in der Ausbildung an der Marineschule Mürwik. Schulkommandeur: Flottillenadmiral Carsten Stawitzki steht auf dem Ausbildungsmast der Marineschule Mürwik. Kraft und Ausdauer sollen in dieser Phase deutlich verbessert werden. Zusätzlich soll intensives Üben am Mast die Koordina tion der Bewegungen und den Umgang mit dem Sicherungsge schirr trainieren. Höhepunkt ist eine einwöchige Ausbildung am Mast, die erfolgreich absolviert werden muss. Das zusammen hat sich bisher sehr gut bewährt, und erleichtert den Start auf der „Gorch Fock“. Wie haben Sie Ihre Zeit auf der „Gorch Fock“ in Erinnerung und wie wurden Sie damals vorbereitet? Ist denn diese Zeit auf einem Rahsegler noch zeit gemäß? Ich wollte unbedingt auf die ses Schiff, das war Teil meiner Motivation für die Berufswahl zum Marineoffizier. Die Arbeit in der Takelage und das Leben an Bord faszinieren mich bis heute. Wir wurden damals nur an Bord, zuerst im Hafen und dann auf See, ausgebildet. Marine funk tioniert nur im Team. Um diese Zusammenarbeit und das Zusam menleben auf engem Raum ken nenzulernen und zu begreifen, ist ein solches Ausbildungsschiff für uns genau der richtige Ort. Außer dem kommen die jungen Soldaten an Bord mit den Naturgewalten Wogen und Wetter in Berührung und bekommen ein Gefühl dafür, was Seefahrt bedeutet. terschaften“ unter www.youtube.com/ bundeswehr. Die Fragen stellte Peter Straub. Inspekteur des Heeres enthüllt Gedenktafeln in der VonHardenbergKaserne in Strausberg. S Foto: Bundeswehr (3) bw ClAssix Das Video „Boxmeis Welche Rolle spielt die Marine schule, das „Rote Schloss am Meer“, im Bewusstsein der Offizieranwärter und Offiziere der Marine? Die Marineschule hat für uns eine ganz eigene Bedeutung. Sie symbolisiert in ganz besonderer Weise unser Selbstverständnis. Dadurch, dass jeder Offizier die Schule durchläuft, vermittelt dies allen das Gefühl, Teil eines gro ßen Ganzen zu sein. Ehrung für herausragende Soldaten www.60jahrebundeswehr.de 1977: CISM-Boxmeisterschaften im ägyptischen Kairo. Bundes wehrsoldaten waren dabei. Die Auftrags und Einsatzreali täten auch für Marineoffiziere werden zunehmend komplexer. Wie trägt man dem schon in der Ausbildung Rechnung? Der militärische Führer ist Teamplayer und Teamleader zugleich. Unser Ziel ist es, Marine offiziere so auszubilden, dass sie in allen Lagen handlungsfähig sind. Gerade auch in Szenarien, die nur bedingt vorhersehbar sind. Dazu ist es erforderlich, dass sie den militärischen Füh rungsprozess in ihrem Denken und Handeln verinnerlicht haben und sich damit auch Handlungs freiräume schaffen. In unseren speziellen Ausbildungsmodulen „MipoS“ (Menschenführung in praxisorientierten Situationen) und „FütiS“ (Führungstraining in See) bringen wir die Offizie ranwärter und die jungen Offi ziere so oft wie möglich in Füh rungssituationen, in denen der Führungs prozess geübt und bewertet wird. Dadurch erhält jeder einen eigenen Erfahrungs schatz und Sicherheit bei der Bewältigung von Führungsauf gaben. Bildlich gesprochen, einen Werkzeugkasten zur Lösung unterschiedlichster Aufträge. Prominent platziert: Die Tafeln sind im Foyer des Kommandos Heer in der Von-Hardenberg-Kaserne in Strausberg zu sehen. mandobehörde des Deutschen Heeres“, sagte Kasdorf in sei ner Ansprache. Auf einer Gedenktafel wird den im Dienst ums Leben gekommenen Heeressoldaten gedacht. Eine zweite Tafel erin nert an Feldwebel Erich Boldt, der als erfahrener Sprengmeis ter am 16. November 1961 mit zwei Soldaten auf dem Truppen übungsplatz Putlos (Schleswig Holstein) ein Gewöhnungs sprengen durchführte. Als eine bereits gezündete Ladung in den Deckungsgraben zurückrollte, warf sich Boldt darauf. Sie deto nierte und verletzte ihn tödlich. Die beiden ihm zur Ausbildung anvertrauten Soldaten blieben, bis auf leichte Verbrennungen, unversehrt. Die dritte Tafel würdigt die Heeressoldaten, die bisher mit dem Ehrenkreuz der Bundes wehr für Tapferkeit (Foto) ausgezeichnet wurden. Bei der Enthüllung waren auch elf Träger dieser hohen Auszeich nung anwesend. (eb) 11. Mai 2015 Sport Licht und Schatten in Souzhou Bei der Tischtennis-WM glänzen die deutschen Doppel-Teams – die Einzelspieler enttäuschen. von Dietmar Kramer Suzhou. Mit gemischten Gefühlen sind die Tischtennis-Asse der Bundeswehr von der Weltmeisterschaft im chinesischen Suzhou heimgekehrt. Überwiegend zufriedenstellenden Ergebnissen des Quartetts um Obergefreiter Petrissa Solja standen für die Kollegen der ebenfalls medaillenlos gebliebenen Stars Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov vereinzelt auch Rückschläge gegenüber. Squash-Männer holen EM-Bronze Squash. Stabsunteroffizier (FA) Raphael Kandra hat bei den Mannschaftseuropameisterschaften im Squash Anfang Mai die Bronzemedaille gewonnen. Im dänischen Herning setzte er sich im Spiel um Platz drei gegen Schottland gemeinsam mit Simon Rösner, Rudi Rohrmüller und Jens Schoor mit 3:1 durch. Das Herrenteam verteidigte damit seinen dritten Platz aus dem Vorjahr. Europameister wurde überraschend die Mannschaft aus Frankreich, die im Finale die favorisierten Engländer bezwang. (sr) Judoka überzeugen in Kroatien Kämpferisch: Solja und Mengel scheitern erst im Viertelfinale an den übermächtigen Asiaten. Darüber hinaus entsprachen im Damen-Doppel die Achtelfinal-Einzüge von Solja (mit Nina Mittelham) und der ebenfalls neu zusammengestellten Kombination aus Unteroffizier (FA) Sabine Winter und Kristin Silbereisen den Erwartungen. In den Einzel-Wettbewerben hingegen kam spätestens in Runde zwei das Aus. Winter blieb auch damit im Rahmen ihrer Möglichkeiten, Silbereisen stand durch ein unglückliches Los schon im ersten Durchgang gegen die spätere chinesische Medaillengewinnerin Mu Zi auf verlorenem Posten. Solja und Mengel werteten das frühe Ende ihrer Hoffnungen in der Runde der letzten 64 jedoch als Enttäuschung. Mengel ärgerte sich sehr über die 1:4-Niederlage im deutschen Duell mit dem späteren Überraschungs-Viertelfinalisten Patrick Franziska aus Düsseldorf. „Wir kennen uns in- und auswendig, aber ich bin nie zu meinem Spiel gekommen“, so der ehemalige deutsche Meister niedergeschlagen. Kritik am Turnierverlauf Anders als Mengel haderte „Vielspielerin“ Solja nach dem 3:4 gegen die deutlich schwächer eingeschätzte Polin Katarzyna Grzybowska auch mit der Ansetzung des Matches nur wenige Minuten nach dem vorherigen Erfolg im Mixed-Achtelfinale: „Ich weiß nicht, wer solche Zeitpläne macht. Ich bin nach dem Mixed von Box zu Box gerannt und musste auch noch das Trikot wechseln. Das kann man nicht gerade optimale Vorbereitung nennen.“ Nach der vorläufig verpassten Möglichkeit zum Sprung in die Top 20 der Weltrangliste übte Solja, die erst vor wenigen Wochen zwei deutsche Meistertitel gewonnen hatte, allerdings auch Selbstkritik: „Ich habe nicht gut und viel zu passiv gespielt. Es ist so schade, dass ich ausgerechnet bei der Weltmeisterschaft mein Niveau nicht abrufen konnte, obwohl ich vorher so gut gespielt habe“, bedauerte die zweimalige Europameisterin. Kanuten machen Hoffnung auf mehr Bei der Europameisterschaft in Tschechien sorgen die deutschen Paddler für elf Medaillen. Racice. Die Kanuten der Bundeswehr haben bei der Europameisterschaft im tschechischen Racice überzeugt. Die drei angetretenen Sportsoldaten holten insgesamt einen kompletten Medaillensatz. Am meisten Grund zur Freude hatte Hauptgefreiter Tom Liebscher (Foto). Der 21-Jährige errang mit Oberfeldwebel Ronald Rauhe, die Goldmedaille im Zweier-Kajak über 200 Meter. Erst nach dem Fotofinish standen die beiden als Sieger hauchdünn vor ihren Konkurrenten aus Serbien fest. „Wir waren uns erst auch nicht sicher, was es geworden ist. Mit Platz zwei wären wir schon zufrieden gewesen“, sagte Rauhe kurz nach dem 9 Rennen. Als ihnen dann die frohe Botschaft übermittelt wurde, war die Freude umso größer. Liebscher sorgte zudem für weiteren Medaillenglanz. Im Finale des 500 Meter Einzelwettbewerbs musste er sich nur dem amtierenden Weltmeister Rene Holten Poulsen aus Dänemark geschlagen geben und paddelte sich so zum Vizeeuropameister. Stabsunteroffizier (FA) Ronald to Fo Verch komplettierte die Medaillenausbeute aus Sicht der Bundeswehr mit Bronze im Zweier-Canadier über 1000 Meter. Mit insgesamt sieben Titeln und elf M e d a i l l e n leisteten a a/p p :d die deutschen Kanuten bei der Europameisterschaft eindrucksvolle Wiedergutmachung für das dürftige Ab schneiden bei der WM im vergangenen Jahr. Chefbundestrainer Reiner Kießler zog denn auch ein positives Fazit: „Wir wollten hier schauen, wo wir zum frühen Saisonzeitpunkt stehen. Das Ergebnis ist überaus erfolgreich“, so Kießler. (sr) Foto: dpa/pa Für das beste Ergebnis der Soldaten an der Platte sorgten Solja und Stabsunteroffizier (FA) Steffen Mengel im gemischten Doppel: Bei seinem Debüt als Paar kam das Duo auf Anhieb ins Viertelfinale und damit in unmittelbare Nähe der Medaillen. Im Spiel um einen Podiumsplatz scheiterten die beiden allerdings gegen die späteren Titelgewinner Xu Xin/Yang Haeun (China/Südkorea) trotz einer ansprechenden Vorstellung letztlich klar. „Es ist schade. Wenn man einer Medaille so nahe ist, möchte man die natürlich auch gewinnen“, trauerte Solja der verpassten Chance etwas nach. Die 21-Jährige erkannte jedoch die Überlegenheit der Kontrahenten besonders durch den Weltranglistenzweiten Xu an: „Wahnsinn, wie variabel er spielt. Manche Schläge habe ich vorher noch nie gesehen“, staunte Solja. Foto: imago Verpasste Chance im Mixed-Doppel aktuell Judo. Die Judoka der Bundeswehr haben beim Grand Prix in Zagreb für Schlagzeilen gesorgt. Stabsunteroffizier (FA) Dimitri Peters (Foto links) gewann in der Klasse bis 100 Kilogramm die Goldmedaille. Der 31-jährige Olympiadritte von London setzte sich im Finale gegen Michael Korrel aus den Niederlanden nach nur 45 Sekunden mit Hebeltechnik durch. Für eine große Überraschung sorgte Obergefreiter Aaron Amadeo Hildebrand. In der Klasse bis 90 Kilogramm musste er sich nur dem Ungarn Krisztian Toth geschlagen geben. Die Silbermedaille ist sein bislang größter Erfolg. Bei den Frauen durfte sich Stabsgefreiter Jasmin Külbs über Bronze in der Gewichtsklasse bis 78 Kilogramm freuen. (sr) Fechter auf dem Weg nach Rio Fechten. Beim Weltcup der Degenfechter in Paris Anfang Mai hat das deutsche Herrenteam die Silbermedaille gewonnen. Das Quartett aus Oberfeldwebel Christoph Kneip, Stabsunteroffizier (FA) Niklas Multerer, Stabsunteroffizier (FA) Stefan Rein und Jörg Fiedler unterlag im Finale dem amtierenden Weltmeister Frankreich. Im zeitgleich ausgetragenen Weltcup der Säbelfechter erkämpften Stabsunteroffizier (FA) Benedikt Wagner und Stabsgefreiter Matyas Szabo ebenfalls im Team Bronze. Die Erfolge sind ein wichtiger Schritt in Richtung der Qualifikation für Olympia. (sr) aktuell innere führung 11. Mai 2015 Modell, zeitlos! Panzermann durch und durch Das ZInFü begeht im kommen den Jahr seinen 60. Geburtstag. Wie bewerten Sie die Entwick lung des Zentrums? Von Grund auf positiv. Das Entscheidende ist jedoch nicht die neue Struktur, sondern dass wir heute andere Schwerpunkte setzen. Dazu mussten wir auch unser Rollenverständnis anpassen. Es geht uns nicht mehr so sehr darum, Interessantes am Zentrum anbieten zu können, sondern mit unseren Aktivitäten, Angeboten und Produkten etwas bewegen zu wollen. Etwas, das mit Blick auf die Lage in der Truppe gebraucht wird und bei der Beseitigung von Problemen oder Defiziten hilft. Das ist uns wichtig. Ein breiter Mix an Angeboten, der von Wissensvermittlung über Handlungs- und Argumentationstraining bis zur Führungsbegleitung reicht. „Führungskultur und soldatisches Selbstverständnis, angepasst an das 21. Jahrhundert“ Beispielhaft für diesen Paradigmenwechsel stehen Angebote und Aktivitäten wie Coaching oder Aktionsprogramme. Wir wollen dort wirksam sein, wo Führungsbeziehungen tatsächlich ablaufen. Wo sich das menschliche Miteinander in seinem ureigenen Bereich abspielt. Und eben nicht nur in der Künstlichkeit eines Lehrsaals. Ansonsten sind unsere Themenfelder die gleichen geblieben: Führungskultur und soldatisches Selbstverständnis, angepasst an die Spannungsfelder des 21. Jahrhunderts. Vergrößert sich damit auch das Angebot für zivile Mitarbeiter? Wir waren nie exklusiv nur für das militärische Personal da, auch wenn der Fokus nach wie vor bei den Soldaten liegt. So bieten wir das Spitzenkräftecoaching für die gesamte Bundeswehr an. Seit der Neu ausrichtung ist der Beauftragte für Erziehung und Ausbildung beim General inspekteur der Bundeswehr (BEA) gleichzeitig Stellvertre tender Kommandeur des Zent rums. Welche Vorteile ergeben sich dadurch? In seiner Funktion ist er unverändert der Beauftragte für Erziehung und Ausbildung beim Generalinspekteur – mit direktem Vortragsrecht. Bei den grundsätzlichen Aufgaben hat sich also nichts verändert. Der Vorteil, der entstanden ist, liegt vor allem im direkten Zusammenwirken mit dem neu geschaffenen Bereich „Innere und soziale Lage“. Hier beschäftigen wir uns mit Stimmungsbildern innerhalb der Streitkräfte. Und dort ist der BEA ein ganz wichtiger, aktiver Sensor. Denn er hat Zugang zur gesamten Bundeswehr. Nicht zuletzt mit seiner Hilfe kann ein filigraneres Bild der inneren Lage in den Streitkräften gezeichnet werden. Die Innere Führung ist die „Fir menphilosophie“ der Bundes wehr. Wie modern ist das Modell in der heutigen Zeit? Ich tue mich schwer mit der Aussage, dass etwas modern sein muss, damit es uns gut erscheint. Eine Führungsphilosophie, wie die Innere Führung ist sicherlich etwas, was verstanden werden muss. Dazu muss sie aber nicht nach der jeweiligen Mode oder rein traditionell gelesen werden. Ansonsten wären wir gezwungen, bei jeder gesellschaftlichen Veränderung unser Wertegerüst in Frage zu stellen. Innere Führung wird dadurch bestimmt, dass ich die Gedanken dahinter begreife. Das geht nur, wenn ich Innere Führung im soldatischen Alltag erlebe. Tugenden wie Kameradschaft, Tapferkeit oder Moral müssen erlebt werden, damit sie bei jedem Einzelnen Wirkung erzielen. Das braucht nicht immer aufpolierte, moderne Begriffe. Wir müssen diese Tugenden erleben und vorleben. Für mich zeigt die Diskussion, die zurzeit von einigen jungen Offizieren initiiert worden ist, dass es hier bisgilt als Vater der inneren führung: generalleutnant Wolf graf von Baudissin. weilen etwas an Orientierung fehlt. Das heißt, e wir haben ein Leites w nd /Bu r e bild, es gelingt uns k n Foto: Mu aber nicht, seine Bedeutung genügend verständlich und erlebbar zu machen. Daran müssen wir arbeiten. hr Koblenz. Generalmajor Jürgen Weigt ist seit mehr als zwei Jahren Kommandeur des Zentrums Innere Führung (ZInFü). Die Dienststelle, die seit ihrer Aufstellung 1956 untrennbar mit dem Leitbild vom Staatsbürger in Uniform verbunden ist, hat mit der Neuausrichtung der Bundeswehr umfangreiche Veränderungen erfahren. Das Zentrum mit rund 150 militärischen und zivilen Mitarbeitern hat sein Aufgabenund Leistungsspektrum deutlich erweitert. Generalmajor Jürgen Weigt über die Innere Führung. Foto: Bundeswehr Jürgen Weigt (r.) tritt 1977 beim Panzerbatillon 144 in Koblenz in die Bundeswehr ein. Nach Offizierausbildung und Studium wird der Diplom-Pädagoge zunächst Zugführer, später Kompaniechef. Ab 1990 durchläuft Weigt die Generalstabsdienstausbildung und wird anschließend Referent im Führungsstab des Heeres im Verteidigungsministerium (BMVg) in Bonn. Nach seiner Zeit als Abteilungsleiter in der Panzerbrigade 34 übernimmt der gebürtige Rheinländer 1996 das Panzerbatillon 203 in Hemer. Es folgen Stationen als Referent im BMVg, bevor Weigt als Abteilungsleiter Personal ins Kölner Heeeresamt geht. Weitere Verwendungen folgen als Kommandeur der Panzerbrigade 21 in Augustdorf sowie der Offizierschule des Heeres in Dresden, bevor er 2013 ans Zentrum Innere Führung wechselt. 1995, 2008 und 2010 nimmt Weigt an Auslandseinsätzen bei UNPROFOR auf dem Balkan und ISAF in Afghanistan teil. (eb) Wesentliches Element der Bun deswehr ist das Führen mit Auf trag. Soldaten, aber auch zivile Mitarbeiter, beklagen jedoch immer mehr Kontrolle und Mik romanagement. Wie steht das Zentrum dazu und wie kann dem begegnet werden? Das ist sicher eine allseits bekannte Störgröße, benannt durch Soldaten aller Dienstgrade. Ich erlebe das in gleicher Weise. Und es wirkt sich negativ auf die Führungskultur und letztlich auch Attraktivität der Bundeswehr aus. Was kann man speziell dagegen tun? Ich glaube nicht, dass man das wirksam mit Bürokratie bekämpfen kann. Reduzierung von bürokratischem Aufwand halte ich für legitim, das allein wird jedoch nicht ausreichen. Verantwortung unterer Führungsebenen stärken, Beteiligung statt Betroffenheit, Vertrauen zulassen sind für mich Schlagwörter einer wirksameren Strategie. Im Auslandseinsatz gelingt u ns das übrigens sehr gut. Warum sollten diese Erfahrungen kein probates Mittel für den Routinedienstbetrieb sein? Das wird jedoch ein langer, schwerer Weg, weil wir uns in Sachen Bürokratisierung bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befinden. Ich bin im Übrigen auch ein Kind dieser Bürokratie. Niemand kann sich außerhalb der Umstände stellen. Aber ich kann ein weiteres Voranschreiten dieser Tendenzen in meinem Verantwortungsbereich verhindern. Wie bewährt sich die Innere Führung in den Einsätzen? Innere Führung findet dort statt, wo man sie lässt. Das heißt, es hängt von jedem einzelnen ab, wie viel Innere Führung, wie viel „Führen mit Auftrag“ stattfindet. Auch im Einsatz gibt es dafür keinen Automatismus. Dort „Menschenführung ist mehr als ein Prozess. Menschenführung findet ausschließlich zwischen Menschen statt.“ sind aber die Umstände so komplex, dass man schnell realisiert: Menschenführung ist mehr als ein Prozess. Menschenführung findet ausschließlich zwischen Menschen statt. Menschenführung setzt Vertrauen voraus – in sich und andere. Damit ist Vertrauen zentrales Element unserer Führungskultur. Der Erwerb und Erhalt von Vertrauen ist etwas, an dem wir ständig arbeiten müssen. Auseinandersetzung mit Ver wundung, Tod und Trauer sind Themen, die mehr und mehr im Schwerpunkt liegen. Wie ist das Zentrum hier aufgestellt? Die psychosoziale Notfallversorgung ist ein wesentliches thematisches Element am Zentrum. Wir bieten in diesem Bereich Weiterbildung für drei wichtige Personengruppen an. Etwa für die Moderatoren – das militärische Fachpersonal, das für die Gestaltung von Seminaren der Einsatznachbereitung Verantwortung trägt. Oder die sogenannten Peers – Helfer, die sich im Stressmanagement nach traumatischen Erlebnissen auskennen und hier unterstützen. Die dritte Gruppe sind die Lotsen, die nach einem Einsatz bei einer physischen oder psychischen Schädigung helfen, dass der Betroffene wieder in das normale Leben, auch in den dienstlichen Alltag, eingegliedert werden kann. Vor kurzem haben wir die sogenannte Lotsenleitstelle eingerichtet. Damit können wir Lotsen dienststellenübergreifend vermitteln. Die Rückmeldung zu allen Angeboten ist durchweg positiv. Was macht Generalmajor Weigt in seiner Freizeit? Ich verbringe die Zeit mit der Familie. Wir haben Pferde und einen Hund. Und ich treibe noch viel Sport – Laufen, Reiten, Krafttraining und Gymnastik. Das alles so regelmäßig, dass mir die Leutnantsjacke noch passt. Seit langem widmet aktuell der Inneren Führung eine feste Rubrik in der Zeitung. Welche zentrale Botschaft möchten Sie an die Leser richten? In den vergangenen Jahren haben wir uns medial viel mit Struktur und Organisation, befasst. Das ist alles wichtig. Aber es lässt etwas entscheidendes außer Acht: Das „Hauptwaffensystem“ in einer Armee ist und bleibt der Mensch. Ich kann ihm das Beste an Ausrüstung und Ausbildung zukommen lassen. Dann bleibt aber immer noch die Frage offen, ob er motiviert ist und versteht, was und wofür er all das tut. Deswegen haben wir die Innere Führung. Der Umgang mit den Menschen muss immer unser Hauptanliegen bleiben – bei aller Prozessorientierung. Hier gilt es, Bewusstsein zu schaffen. Dazu muss vor allem miteinander gesprochen werden. Überall und jeden Tag. Die Fragen stellte Torsten Sandfuchs-Hartwig. Das vollständige Interview auf www.bundeswehr.de. Foto: Faller/Bundeswehr 10 Am Trainingsboard: Aneignen von interkultureller Kompetenz. 11. Mai 2015 Soziales / Personal aktuell 11 Führen mit Feedback Foto (2): Hannemann/RedBW Ein neutraler Blick von außen soll die Managementleistung an der Spitze optimieren. von Angelika Finkenwirth Berlin. Sollten sich Spitzenführungskräfte coachen lassen? Oberst Hermann Meyer vom Zentrum Innere Führung beantwortet dies mit einem Beispiel: „Seit 40 Jahren habe ich meinen Führerschein und halte mich im Straßenverkehr für sehr erfahren. Wenn ich aber mit einem befreundeten Fahrlehrer unterwegs bin, muss ich mir Anmerkungen wie „Ah, so sieht also dein Sicherheitsabstand aus“ gefallen lassen.“ Seit Jahren beraten Meyer und sein Team militärische Führungskräfte, nun bieten sie im Rahmen der Agenda Attraktivität Coachings für die 2000 Spitzenführungskräfte an. Bei einer Kick-Off-Veranstaltung am vergangenen Donnerstag im Aus- wärtigen Amt präsentierten sie das Konzept. „Gute Führung heißt, das eigene Verhalten zu reflektieren und sich weiterzubilden“, sagte Staatssekretär Gerd Hoofe zur Begrüßung. Und wer könnte dazu besser beitragen als das eigene Arbeitsumfeld? gestellte sowie Vorgesetzte – die 44 Fragen etwa zum Führungsstil, der Teamorientierung und dem Belastungsmanagement der Führungskraft beantworten. Anonym. Der Teilnehmer seinerseits füllt auch einen Bogen aus. Die Coaches brin- Er betont, dass es dabei keine Lösungsvorgaben gibt: „Es ist eine Beratung ohne Ratschlag.“ Ein neutraler Blick von außen, der Schwachstellen aufzeigen kann. Nach einem halben Jahr werden die Mitarbeiter wieder „Gute Führung heißt, das eigene Verhalten zu reflektieren und sich weiterzubilden.“ Viele Coaches nutzen dazu einen Bildvergleich: Eine Katze sitzt vor einem Spiegel und sieht darin einen Löwen. Meyer und sein Team arbeiten daher mit Feedbackfragebögen. Diejenigen, die sich coachen lassen wollen, benennen acht Personen aus ihrem Umfeld – Mitarbeiter, Gleich- gen dann die Selbst- und Fremdwahrnehmung zusammen. „Mit diesem Erkenntnisstand kann bereits Schluss sein, die Spitzenführungskraft kann an sich arbeiten. Sie kann sich aber auch für weitere Maßnahmen entscheiden, wie ein Intensivtraining oder ein zweitägiges Kompaktseminar“, so Meyer. befragt und resümiert, ob und was sich geändert hat. „Skeptikern kann ich nur sagen: Habt keine Angst, es kann nur Vorteile bringen. Alles bleibt anonym, nichts dringt nach außen, auch nicht an die Dienstaufsicht“, wirbt Meyer. Brigadegeneral Friedhelm Tränapp ist einer der ersten, der sich coachen lassen will. „Führungssituationen ändern sich. Es ist nicht so, dass man das einmal lernt und dann Schluss wäre.“ Dass seine Mitarbeiter ihn bewerten sollen, ist für ihn in Ordnung. „Dadurch, dass das Feedback anonym ist, ist es ehrlich“, hofft er. Auch der Militärgeistliche Wolfgang Schilk möchte die Möglichkeit nutzen. „Wenn man in Führungsverantwortung steht, fragt man sich ständig, ob man es auch richtig macht“, sagt er. Er erhoffe sich, vor allem eine Antwort darauf zu bekommen, ob er Entscheidungen richtig kommuniziere. In diesem Jahr können sich 250 Spitzenführungskräfte coachen lassen. In den folgenden Jahren jeweils 500. Begegnung auf Augenhöhe Oberst Hermann Meyer coacht Spitzenführungskräfte der Bundeswehr und setzt auf Perspektivenwechsel. Berlin. Das Menschliche ist Oberst Hermann Meyer (Foto l.) besonders wichtig: „Die wertvollste Voraussetzung für ein gutes Arbeitsverhältnis ist das Begegnen auf Augenhöhe. Nur so kann ein menschen- und vertrauenbasiertes Führen gelingen“, sagt er. Seit einem Jahr begleitet der gebürtige Franke am Zentrum Innere Führung in Koblenz militärische und zivile Führungskräfte, dabei liegt der Schwerpunkt insbesondere auf dem Teamcoaching und der Beratung in Konfliktsituationen. „Gerade wenn junge Menschen das erste Mal im Auslandseinsatz sind, kommt es zu schwierigen Situationen, auf die der Vorgesetzte vorbereitet sein muss: Die Soldatinnen und Soldaten werden permanent gefordert, sind weit weg von ihren Familien, leben auf engstem Raum mit anderen zusammen und haben wenig Privatsphäre. Dazu kommt dann noch die jeweilige Bedro- Was ist ihr höchstes Gut? Ich bin Christ. Das Vertrauen auf Gottes Nähe ist mir sehr wichtig und trägt mich. Was ist Ihre größte Errungenschaft? Wenn ich das als „Geschenk“ interpretieren darf: meine Frau und meine drei Söhne. Wie können Sie am besten entspannen? Beim Bergwandern mit Freunden oder Lesen. Was treibt Sie an? Das Wissen von gegenseitigem Vertrauen in meinem Team. Welche Eigenschaften schätzen Sie an anderen Menschen am meisten? Offenheit und Beharrlichkeit in der Zielführung. Was mögen Sie an sich selbst nicht? Gelegentliche Ungeduld und Impulsivität. hungslage und die Erlebnisse in Gefechten“, erklärt Meyer, der selbst schon an fünf Auslandseinsätzen teilgenommen hat. Für ihn ist das Vertrauen im Team essentiell. Er selbst vertraut zudem auf Gott und zieht daraus auch Grundsätzliches für seine Coachings. Das Wohlwollen anderen Menschen gegenüber etwa – Meyer geht es um ein gutes Miteinander, insbesondere auch bei seinen Coachings. „Wir wollen den Spitzenkräften das Führen nicht neu beibringen – das können sie bereits. Es geht darum, das komplette Repertoire zur Anwendung zu bringen und die eigene Führungskompetenz zu fördern“, erklärt der 57-Jährige. So, wie es in der Wirtschaft auch üblich ist. „Häufig reicht es schon, die Perspektive zu wechseln, um den Führenden zu zeigen, wie sie wahrgenommen werden“, so Meyer. (fin) Welches Lied singen oder hören Sie gern? Annie’s Song von John Denver. Was wäre für Sie das größte Unglück? Ein Kind zu verlieren. Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen? Wenn jemand aufrichtig um Verzeihung bittet. Wie lautet Ihr Lebensmotto? Gemäß dem 37. Psalm, Vers 5: Vertrau dich dem Herrn an – er wird es richtig machen. aktuell VErmischtes Wenn Zeus gewählt wird Netzgemeinschaft sucht Europa Berlin. Mehr Redner, mehr Teilnehmer, mehr Sessions. Auf der re:publica 2015 war wieder alles etwas größer als im Vorjahr. So auch das diesjährige Motto von Europas größter Internetkonferenz: „Finding Europe“. Nichts weniger als das machten sich die Organisatoren zur Aufgabe. Drei Tage lang wurde dazu in Vorträgen und Podiumsdiskussionen die Frage nach der digitalen Gesellschaft auf dem alten Kontinent erörtert. 800 Redner aus 45 Ländern und über 6000 Teilnehmer erlebten dabei, dass auch 2015 Internetsicherheit, Netzneutralität sowie die Zukunft von Medienformaten die inhaltlich bestimmenden Themen waren. Im gewohnten Veranstaltungsambiente der Station in Berlin-Kreuzberg trafen sich Vor- und Querdenker des Netzes aus den Bereichen Politik, Kultur, Gesellschaft, Wissenschaft und Technik, um sich einmal im Real-Life auszutauschen und inspirieren zu lassen. Das Themenspektrum reichte von Netzpolitik, Netzsicherheit, technische Innovation bis hin zu Kultur und Medien, Bildung und Musik. Das Highlight war in diesem Jahr der Vortrag des Astronauten Alexander Gerst, der sehr lebhaft und sympathisch von seinem Einsatz auf der Raumstation ISS und seinem Spacewalk berichtete. (ks) 015 18/2 11. Mai 2015 Weltweit einzigartig: Berliner Philharmoniker wählen ihren neuen Chef. von Andreas Müller Berlin. Im Klassik-Olymp ist nur wenig Platz. Götter kommen und gehen, nicht aber die Berliner und die Wiener Philharmoniker. Seit vielen Jahrzehnten gehören die beiden Orchester zur Weltspitze. Doch es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen ihnen: An der Donau gibt es keinen Chefdirigenten, an der Spree schon. Hier herrscht ein demokratisch gewählter Zeus auf dem begehrtesten Posten der Klassik-Welt. Foto: Imago 12 Der Dirigent muss noch zustimmen Am heutigen Montag schließen sich die Türen hinter den 124 Musikern der Berliner Philharmoniker. Die Mobiltelefone sind ausgeschaltet, ein Anwalt ist anwesend. Vatikanische Zustände in Berlin – Verschwiegenheit ist oberstes Gebot. „Wir vertrauen den Kollegen. Niemand wird durch unüberlegtes Handeln das gute Verhältnis mit uns freundschaftlich verbundenen Dirigenten trüben wollen“, betont Orchestervorstand Peter Riegelbauer. Was nun stattfindet, ist einzigartig: Die „Orchesterrepublik“ wählt. 107 Männer und 17 Frauen, cd geben ihre Stimme ab. Die Wahl ist geheim, ausgezählt wird vor Ort. Bringt der erste Wahlgang kein eindeutiges Ergebnis, wird erneut abgestimmt. Erhält ein Dirigent schließlich eine klare Mehrheit, greift der Orchestervorstand sofort zum Telefon, denn der Gewählte muss die Entscheidung noch annehmen. Anschließend verkündet der Orchestervorstand, wer ab der Spielzeit 2018 neuer Chefdirigent sein wird. Dass er das Amt auf Lebzeit bekleiden wird, wie die Vorgänger Wilhelm Furtwängler und Herbert von Karajan, ist eher unwahrscheinlich. Deren Nachfolger, Claudio Abbado und Simon Rattle, beendeten ihre Amtszeit mit Vertragsende. Jeder Maestro kann es schaffen Für die Philharmoniker ist die Wahl besonders brisant, da manche Kenner bereits den Verlust des charakteristischen dunklen Klangs beklagen. Handwerklich zwar perfekt, aber letztlich wie so viele andere Orchester zu klingen, kann sich ein Klangkörper im Klassik-Olymp nicht leisten. Der Neue an der Spitze muss also am Profil arbeiten und ein Medienprofi sein. Es wird nach drei Anwärtergruppen unterschieden. Es gibt die alte Garde der Maestri mit Daniel Barenboim (72, Staatskapelle Berlin), Mariss Jansons (72, Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks) und Riccardo Muti (73, Chicago Symphony Orchestra). Ihnen stehen die aufstrebenden Jungen gegenüber, Gustavo Dudamel (34, Los Angeles Philharmonic Orchestra), Andis Nelsons (36, Boston Symphony Orchestra) und Yannick Nézet-Séguin (40, Philadelphia Orchestra). Manche Kritiker erwarten eine Art Interimschef aus der alten Garde, bis einer der jungen Kollegen im richtigen Alter ist. Auf dem Gipfel ihres Schaffens und ebenfalls aussichtsreiche Kandidaten sind Riccardo Chailly (62, Gewandhausorchester Leipzig) und der einzige Berliner in der engeren Auswahl: Christian Thielemann (56, Staatskapelle Dresden). Jeden Maestro kann es treffen. Und so ist die Wahl nicht nur ein weltweit singuläres Ereignis. Sie krönt den primus inter pares, den Ersten unter allen Dirigenten. Die Klassik-Welt hält den Atem an und schaut gebannt nach Berlin, wo Zeus gewählt wird. SUDOKU Vi el G Senden Sie die vier Lösungszahlen, lück die sich aus den farbigen Feldern ! ergeben, per E-Mail mit dem Betreff “Sudoku 18/2015” und Ihrer Postanschrift an: [email protected] Einsendeschluss: Sonntag dieser Woche Der Gewinn: Eine Outdoor-Kaffeepresse Lösung der Ausgabe 16/2015: 1693 Gewonnen hat: Paul Steinert Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
© Copyright 2024 ExpyDoc