aktuell Nr. 18 vom 11.05.2015 ( PDF , 8,0 MB)

D 8512
51. Jahrgang
NachrichteN
Politik
Eng verbunden
Reinhold Rogge, Präsident der
Deutsch-Israelischen Gesellschaft, im Interview über eine
besondere Freundschaft. Seite 4
Nr. 18
Montag, 11. Mai 2015
Mission im Mittelmeer
5000 Flüchtlinge hat die italienische Marine gerettet – innerhalb weniger Tage.
Fregatte „Hessen“ und Einsatzgruppenversorger „Berlin“ sind ebenfalls vor Ort. Seite 5
Streitkräfte
Sehr speziell
Soldaten des Spezialpionierbataillons 164 aus Husum bauen
auf dem Truppenübungsplatz ein
Pipelinesystem.
Seiten 6/7
iNNere führuNg
Besser führen
2000 Spitzenführungskräfte
der Bundeswehr erhalten ein
Coaching am Zentrum Innere
Führung.
Seite 11
Foto: dpa/pa
Video der Woche
Kampf gegen Ebola: Helfer geehrt
Das Video „Restau-
Mehr als 200 Soldaten haben freiwillig in Liberia unterstützt. Ministerin: „Ich war überwältigt“.
Berlin. Sie sahen die Not in
Liberia – und gingen freiwillig,
um zu helfen. Für diese Bereitschaft hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
jetzt rund 200 am Ebola-Einsatz beteiligte Helfer der Bundeswehr geehrt.
In ihrer Ansprache zitierte
die Ministerin aus dem Eid des
Hippokrates: „,In alle Häuser, in
die ich komme, werde ich zum
Nutzen der Kranken hineingehen.‘ Sie haben es getan, sie sind
in das Haus Westafrika gegangen.“ Dafür sei sie den Helfern
als Ministerin und als Ärztin von
rator im MHM“ unter
www.youtube.com/bundeswehr.
[email protected]
Foto: Wilke/RedBW
Blick hinter die Kulissen des
Militärhistorischen Museums
der Bundeswehr (MHM) in
Dresden. Ein Raketenjagdpanzer „Jaguar 1“ wird aufgearbeitet und soll einen Platz in der
Außenanlage bekommen. Parallel läuft in der Textil-Restauration die Arbeit auf Hochtouren.
Es steht eine neue Ausstellung an.
Dazu müssen noch Exponate wie
etwa Uniformen aus dem Deutschen Reich vorbereitet werden.
In der Papier-Restauration wird
ein wachsames Auge auf Schriftgüter geworfen.
(eb)
„Ebola muss aufhören“: Straßenschild in Monrovia.
Herzen dankbar. „Ich habe nicht
vergessen, wie überwältigt ich
war, als ich den Freiwilligenaufruf gestartet habe und sich
so viele gemeldet haben.“
Das Bundeswehrkontingent
hatte vorwiegend beim Betrieb
einer Luftbrücke sowie einer
medizinischen Behandlungseinrichtung als Teil der „United
Nations Mission for Ebola Emergency Response“ (UNMEER)
mitgewirkt. Von Oktober vergangenen Jahres bis März transportierten zwei Transportflugzeuge
C-160 „Transall“ auf 345 Flügen
mehr als 800 Tonnen Hilfsgüter.
Gemeinsam mit Angehörigen des
Deutschen Roten Kreuzes übernahmen Freiwillige der Bundeswehr in Monrovia, der Hauptstadt
Liberias, eine Behandlungseinrichtung. Dort wurden mehr als
500 hochinfektiöse Patienten
behandelt. Die deutschen Soldaten haben das Land inzwischen
wieder verlassen.
(bj)
2
aktuell Intern
11. Mai 2015
Foto: dpa/pa
Bild der Woche
70 Jahre nach den Schrecken: Außenminister Frank-Walter Steinmeier legt zur Erinnerung an die Schlacht von Stalingrad auf dem Mamajew-Hügel bei Wolgograd in Russland einen Kranz nieder. Gemeinsam mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow gedachte er vergangene Woche dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
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ZItAt
E
„Wir müssen mit bis zu 400 000 Flüchtlingen
rechnen.“
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller über die prognostizierte
Zahl der Asylanträge in Deutschland in diesem Jahr. Bislang ging die
Bundesregierung von 300 000 Flüchtlingen für das laufende Jahr aus.
KALenderBLAtt
Vor 50 Jahren: Am 13. Mai 1965 endet die „Spiegel“-Affäre.
Ein Gericht entscheidet, es sei nicht nachweisbar, dass der Chefredakteur und Herausgeber des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“,
Rudolf Augstein, wissentlich Staatsgeheimnisse verriet, als er 1962
über die Wehrkraft der Bundeswehr berichtete.
Vor 60 Jahren: Am 14. Mai 1955 wird in Polens Hauptstadt der
„Warschauer Pakt“ geschlossen. Albanien, Bulgarien, Ungarn, die
Deutschen Demokratischen Republik, Polen, Rumänien, die Sowjetunion und die Tschechoslowakei unterzeichnen den „Vertrag über
Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand“.
Vor 125 Jahren: Am 17. Mai 1890 erscheint in den USA das erste
Comic-Heft. Das Blatt trägt den Namen „Comic Cut“ und wird rasch
mit einer Auflage von 300 000 Exemplaren zum Vorbild für eine
ganze Sparte von Comic-Heften.
Vor 155 Jahren: Am 11. Mai 1860 landet der italienische Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi mit rund 1000 Freiwilligen an der
Westküste Siziliens, um den Aufstand gegen die spanischen Bourbonenkönige zu unterstützen.
Vor 205 Jahren: Am 13. Mai 1710 wird die Berliner Charité gegründet. König Friedrich I. von Preußen lässt die Krankenanstalt bauen.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt sich die Charité zum
wissenschaftlichen Zentrum der deutschen Medizin.
hängig von allen Offenlegungen
der vergangenen Wochen ist zu
hoffen, dass über mögliche Alternativen schnell entschieden werden kann. Denn das interessiert
die Soldaten vorrangig.
In eigener Sache hat sich aktuell seit Beginn des Jahres einem
leichten Facelifting unterzogen. Von vielen Seiten haben
wir dafür positive Rückmeldungen erfahren. Stillstand ist Rückschritt, und in diesem Sinne wollen wir aktuell als Printmedium
weiterentwickeln und für unsere
Leser so attraktiv wie möglich
gestalten. So warten wir in dieser
Woche erstmals mit einer eigenen Seite für das Ressort Soziales und Personal auf. Wir freuen
uns auf Feedback: [email protected].
Torsten Sandfuchs-Hartwig
Leitender Redakteur
11. Mai 2015 Ministerium / Hintergrund Jahresbericht: Königshaus bei der Vorstellung im Januar 2015.
Berlin. Die deutschen Militärattachés haben sich auf der
54. Zentralkonferenz in Berlin
über ihre Arbeit im Ausland ausgetauscht. Neben den Auswirkungen des Ukraine-Konflikts
auf die deutsche Sicherheitspolitik sprachen sie unter anderem
über die Spannungen im Südchinesischen Meer und die Entwicklung am Horn von Afrika. Außerdem trafen die rund 200 Attachés
Staatssekretär Ralf Brauksiepe
und den Leiter der Abteilung
Strategie und Einsatz, Generalleutnant Markus Kneip. (stö)
Auf dem Weg nach Afghanistan: Mit US-Botschafter Philip Murphy.
Sportlich im Feldlager: Königshaus liebt den Kickerkasten.
Berlin. 14 afghanische Studentinnen der Universität Balkh in
Mazar-e Sharif haben Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen im Bendlerblock getroffen (Foto). Die 14 jungen Frauen
waren einer Einladung der Ministerin gefolgt, die sie im Dezember in Afghanistan ausgesprochen hatte. Für eine Woche sind
sie in Deutschland. Die jungen
Frauen stammen aus liberalen
Familien, die auch ihren Töchtern und nicht nur den Söhnen
eine gute Ausbildung ermöglichen wollen. Im Jahr 2014 übertraf die Zahl der immatrikulierten
Frauen an der Rechts- und Scharia-Fakultät der Universität Balkh
erstmals die der Männer. (dk)
Foto: Wilke/RedBW
G 36: 1850 Seiten Akten offengelegt
Berlin. In Zusammenhang mit
den Präzisionsproblemen beim
Gewehr G 36 hat sich Verteidigungsminsterin Ursula von der
Leyen erneut den Fragen des Verteidigungsausschusses gestellt.
Das Ministerium hatte den Bundestagsabgeordneten im Vorfeld der Sitzung am vergangenen
Mittwoch umfangreiches Aktenmaterial zur Verfügung gestellt –
insgesamt 1850 Seiten.
Die Mitglieder des Ausschusses möchten geklärt haben,
Foto: imago
Ministerin beantwortet den Mitgliedern des Verteidigungsausschusses eneut ihre Fragen.
warum das G 36 nach dem ersten Bekanntwerden der Probleme
nicht umgehend auf den Prüfstand gestellt wurde.
Zu Medienberichten, im Ministerium habe es im Jahr 2013
Unterstützung gegeben für eine
Initiative der G 36-Herstellerfirma Heckler & Koch, den Militärischen Abschirmdienst (MAD)
einzuschalten, um gegen Behördenmitarbeiter zu ermitteln, die
vertrauliche Dokumente an Journalisten gegeben haben sollen,
sagte die Ministerin: „Es ist völlig inakzeptabel, dass sich der
damalige Abteilungsleiter Rüstung mit einem Brief an den
MAD diese Initiative zu eigen
gemacht hat. Völlig zu Recht
hat der MAD-Präsident dieses
absurde Ansinnen abgelehnt.“
Der Vorgang müsse weiter aufgearbeitet werden. Von der Leyen:
„Wenn weitere strukturelle und
personelle Konsequenzen notwendig sind, werden diese
gezogen.
(vmd)
Pressearbeit der Bundeswehr soll besser, schneller, effizienter werden
Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von
der Leyen hat bei der Tagung der Leiter
der Informationsarbeit eine kontinuierliche
Professionalisierung der internen Pressearbeit gefordert.
In einem Podiumsgespräch mit mehr als
100 Informationsarbeitern und Presseoffizieren zog die Ministerin ein positives Fazit
und betonte, dass bei der internen Pressearbeit im zurückliegenden Jahr ein deut-
licher Lerneffekt bemerkbar geworden sei.
Die Pressearbeit müsse dennoch schneller und effizienter werden, sagte die Ministerin mit Blick auf neue Herausforderungen
wie zum Beispiel den sozialen Netzwerken.
„Wir sind oft noch die Reagierenden“, sagte
von der Leyen.
Die Ministerin ging auch auf die Auswirkungen der EU-Arbeitszeitrichtlinie für die
Streitkräfte – und damit in der Informations-
arbeit – ein. In Zukunft gebe es ein begrenztes Arbeitszeitbudget. Um den Auftrag erfüllen zu können, müsse effizient gearbeitet
werden. Es sei zu prüfen, ob Personal aufgestockt wird. Die „bevorstehende Rumpelstrecke“ müsse auch in der Infoarbeit für die
Truppe ehrlich kommuniziert werden. (mat)
Mehr Informationen zur Tagung auf www.
bmvg.de.
UNMIL: Bundestag
muss entscheiden
Berlin. Der Bundestag muss über
die deutsche Beteiligung an der
UNO-Mission UNMIL (Foto) in
Liberia entscheiden. Die Bundesregierung hatte die Zustimmung im vereinfachten Verfahren beantragt, die Fraktion Die
Linke hingegen beantragte die
konstitutive Befassung des Bundestags. Die Abstimmung soll
nun am 21. oder 22. Mai stattfinden. Insgesamt sollen bis zu
fünf bewaffnete deutsche Soldaten nach Liberia gehen. Derzeit sind rund 4400 Soldaten an
der Mission beteiligt.
(vmd)
Foto: imago
Foto: pa/Kumm
Afghaninnen
besuchen Ministerin
Foto: Wilke/RedBW
Berlin. Hellmut Königshaus
muss aufräumen, und es fällt ihm
nicht leicht. „Hinter jeder Akte,
die hier liegt, stehen persönliche Schicksale, das schmeißt
man nicht einfach weg“, sagt
der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags. Fünf Jahre
hat Königshaus das Amt inne
gehabt. Am 19. Mai wird seine
Amtszeit nun zu Ende gehen –
der 64-jährige einstige FDPAbgeordnete räumt das Berliner
Büro.
Sein dringlichstes Ziel hat er
erreicht. Die Ausstattung der
Soldaten im Einsatz hat sich verbessert – nicht auf einen Schlag,
aber schrittweise im Laufe der
Jahre. „Wie die Soldaten zum
Schluss ausgerüstet waren,
das war top. Eine beglückende
Erfahrung“, sagt Königshaus.
Und: „Wenn wir Kritik geübt
haben, hat sich im Nachhinein
immer herausgestellt, dass sie
berechtigt war.“
Was der Afghanistan-Einsatz
für deutsche Soldaten bedeutet, wird dem Wehrbeauftragten Königshaus zu Beginn seiner
Foto: dpa/pa
Ende der Amtszeit: Hellmut Königshaus
hört als Wehrbeauftragter auf.
Amtszeit drastisch vor Augen
geführt. Innerhalb eines Jahres
fallen sieben deutsche Soldaten.
Der Anschlag im OP North am
18. Februar 2011, bei dem drei
deutsche Soldaten ihr Leben verlieren, wird zur prägenden Erinnerung. „Ich kannte die Soldaten. Ich hatte ihre Gesichter vor
Augen, als ich die Liste mit den
Namen der Toten und Verwundeten las. Das hat mich einfach
mitgenommen“, sagt Königshaus
heute.
Seine drängensten Forderungen für die Zukunft: Das Ende
der andauernden Pendelei, die
ein Großteil der Soldaten auf
sich nimmt. „Sie stellt eine
enorme Belastung für Partnerschaften dar, die in vielen Fällen zu Trennungen führt“, sagt
Königshaus. Außerdem: Die
bessere Versorgung von Hinterbliebenen. Königshaus: „Hier
beginnt die Aufgabe des neuen
Wehrbeauftragten.“
Der Abgeordnete Hans-Peter
Bartels wird das Amt übernehmen. Königshaus wurde für die
Kommission zur Untersuchung
des Sturmgewehrs G 36 berufen.
Die Arbeit geht weiter.
3
Attachés beraten
sich in Berlin
Der
Kümmerer
von Vivien-Marie Bettex
aktuell 4
aktuell Politik / Hintergrund
11. Mai 2015
„Ein einzigartiges Verhältnis“
Dunford soll
Dempsey ablösen
Foto: imago
Jemen bittet UNO
um Bodentruppen
riad. Angesichts der eskalierenden Gewalt im Jemen hat
die Regierung die internationale
Gemeinschaft um den Einsatz
von Bodentruppen gebeten. „Wir
rufen die internationale Gemeinschaft auf, mit Bodentruppen
einzugreifen, um den Jemen zu
retten“, heißt es in einem Brief
an den UN-Sicherheitsrat. Die
Huthi-Rebellen (Foto) nähmen
„alles ins Visier, was sich in der
Stadt Aden bewegt“. Internationale Menschenrechtsorganisationen werden in dem Schreiben
aufgerufen, „diese barbarischen
Rechtsverstöße gegen eine wehrlose Bevölkerung zu dokumentieren“.
(eb)
Nato verlegt
Befehlszentrale
neapel. Für ein Manöver im
Juni verlegt die Nato eine ihrer
Befehlszentralen nach Rumänien.
Das Allied Joint Force Command in Neapel (JFC Naples)
wird für die zwölftägige Übung
in der rumänsichen Ortschaft
Cincu stationiert. Das habe der
JFC-Kommandeur, US-Admiral
­
Mark Ferguson, vergangene
Woche mitgeteilt, berichtet die
US-Streitkräftezeitung „Stars and
Stripes“. An dem Manöver werden Nato-Soldaten aus 21 Mitgliedstaaten teilnehmen.
(eb)
Vom Wehrbeauftragten des
Deutschen Bundestages zum
Präsidenten der DIG. Wie kam
das?
Ich engagiere mich seit 1970 in
der deutsch-israelischen Arbeit
und bin als 15-Jähriger zum ersten Mal nach Israel gereist. Auch
während meiner verschiedenen
politischen Aufgaben hatte ich
stets unser Verhältnis zu Israel
im Auge.
Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Deutschland und
Israel?
Ich meine, es ist nicht nur ein
besonderes, sondern ein einzigartiges Verhältnis. Ohne den
Holocaust würde es den Staat
Israel in dieser Form gar nicht
geben. Dieses Alleinstellungsmerkmal ist der Grund für die
Einzigartigkeit und macht sich an
vielen Dingen bemerkbar. Zum
Beispiel daran, dass die Parteien
im deutschen Parlament das einzigartige Verhältnis mit Israel
nicht in Frage stellen.
Was bedeutet das 50-jährige
Jubiläum der Aufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen für die Arbeit der DIG?
Das Jubiläum ist nicht nur auf
den 12. Mai und den Besuch des
israelischen Staatspräsidenten
fixiert. Das ganze Jahr ist voller
Veranstaltungen. Besonders hinweisen möchte ich auf ein Projekt
Foto: DIG
Washington. US-Präsident
Barack Obama hat den Kommandeur der Marineinfanteristen,
General Joseph F. Dunford (Foto),
als neuen Generalstabschef nominiert. Sollte der Senat der Nominierung zustimmen, löst Dunford
General Martin Dempsey als
ranghöchsten Soldaten der Vereinigten Staaten ab. Dunford
dient seit mehr als 35 Jahren bei
den US-Marineinfanteristen. Von
Februar 2013 bis August 2014
befehligte er die Nato-Truppen
in Afghanistan. Als Generalstabschef steigt Dunford zu
einem der wichtigsten Berater
des US-Präsidenten auf.
(eb)
Berlin. Seit vier Jahren ist der
einstige Wehrbeauftragte des
Bundestages, Reinhold Robbe,
Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG). Im
aktuell-Interview spricht er über
die emotionale Bindung zwischen der Bundeswehr und den
israelischen Streitkräften.
Er will die Menschen miteinander verbinden: Reinhold Robbe (2. v. r.) mit jungen israelischen Soldaten.
in Israel zur Restaurierung des
Welterbes „White City“. Das sind
etwa 4000 Häuser in Tel Aviv –
Bauhaus-Architektur. Sie bilden
den historischen Kern der Stadt.
Ich bin sehr froh, dass dieses symbolträchtige Projekt von der Bundesregierung unterstützt wird.
Ein Grund zur Freude also.
Wird das in beiden Ländern
gleich gesehen?
Hier klafft einiges auseinander.
In Umfragen zeigt sich, dass in
Israel rund 70 Prozent der Menschen eine überaus positive Einstellung zu Deutschland und den
Deutschen haben. Bei uns ist es
fast umgekehrt: Eine wissenschaftliche Umfrage belegt, dass
gegenüber Israel als Staat eine
große Skepsis in unserer Gesellschaft vorhanden ist und dass es
immer noch einen Bodensatz an
Antisemitismus gibt. Über dieses
Problem brauchen wir einen offenen Diskurs. 70 Jahre nach der
Befreiung von Auschwitz darf
es so etwas nicht mehr geben.
Kommt da nicht der Jugendarbeit eine große Bedeutung zu?
Das Thema Jugendaustausch
steht bei uns ganz oben auf der
Agenda. Jährlich gehen rund
1000 bis 1200 junge Frauen und
Männer nach Israel, um dort
zum Beispiel ein freiwilliges
soziales Jahr, ein Volontariat
oder ein Praktikum abzuleisten. Die meisten kommen geradezu verwandelt zurück. Sie
berichten, dass sie herzlich aufgenommen und nicht wegen der
Vergangenheit kritisiert wurden,
sondern neue Freundschaften
geschlossen haben. Besonders
berührt sie, dass auch HolocaustÜberlebende sie heute mit offenen Armen empfangen.
Die Bundeskanzlerin hat erklärt,
die Sicherheit Israels sei Staatsräson für Deutschland. Was
meinen Sie dazu?
Sie hat sich mit dieser klaren
Aussage in Israel viele Freunde
geschaffen. Für uns in Deutschland darf so ein Satz meines
Erachtens aber nicht ohne Folgen bleiben. Den wenigsten bei
uns ist klar, wie intensiv auch
die militärischen Beziehungen
zwischen beiden Ländern sind.
Deutschland trägt zur Sicherheit
Israels bei. Das ging lange Zeit
an der Öffentlichkeit vorbei. In
den letzten Jahren wurde es viel
transparenter. Ich nenne nur die
Lieferung von U-Booten.
Wie sehen Sie das Verhältnis
der Bundeswehr zu den israelischen Streitkräften?
In allen Teilstreitkräften
gibt es eine intensive Zusammenarbeit. Viele Offiziere der
Bundeswehr haben israelische
Übungen besucht und dort tiefe
Freundschaften geschlossen.
Vor allem haben sie die Erfahrung gemacht, dass die Israelis sie als „Staatsbürger in Uniform“ positiv aufnehmen und
anerkennen. Es gibt eine starke
emotionale Verbindung zwischen der israelischen Armee
und der Bundeswehr. Ich finde,
wir sollten damit in der deutschen Öffentlichkeit viel offensiver umgehen. Denn auch das
gehört zur deutsch-israelischen
Erfolgsgeschichte.
Die Fragen stellte Burghard
Lindhorst.
Die Taliban sprechen – inoffiziell
Vertreter der afghanischen Regierung und Taliban treffen sich in Katar – Offensive geht weiter.
K
Foto: imago
Foto: imago
50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen – DIG-Präsident Reinhold Robbe im Interview.
Kampf gegen die Taliban: Afghanische Soldaten auf Patrouille.
waren sich die Teilnehmer laut
„Pugwash“-Mitteilung in Hinblick auf die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Das Modell
des IS entspreche nicht der afghanischen Kultur und Tradition.
Die afghanische Nachrichten­
agentur
PAN berichtete, TalibanVertreter hätten in Katar betont,
sie stünden dem Thema Frauenrechte aufgeschlossen
­
gegenüber
­
und seien unter anderem nicht
gegen die Partizipation von
Frauen in der Politik.
Gleichzeitig setzten die Taliban
in der vergangenen Woche ihre
Frühlingsoffensive fort. Die im
April ausgebrochenen Kämpfe
zwischen Taliban und afghanischer Armee sind die ersten größeren militärischen Konflikte im
Norden des Landes seit dem Ende
der ISAF-Mission.
Berichten der Deutschen Welle
zufolge sind im Bereich Kunduz
Tausende Menschen auf der
Flucht. Die Dorfbewohner in den
umkämpften Bezirken wurden
aufgefordert, ihre Häuser zu
­verlassen.
(vmd)
11. Mai 2015 Einsatz / Bundeswehr Seenotrettung
im Mittelmeer
aktuell Foto: Köhler/Bundeswehr
Ortsschild für
Afghanistan
we
hr
schen den libyschen und italieni- sicherung von in Seenot befindschen Hoheitsgewässern.
lichen Personen besetzt.
Nach gerade mal 24 Stunden
Neben zusätzlichen Lebensmitim Seegebiet: Ein Notruf
teln und Wasservorräten
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erreicht die deutschen
nahmen die BesatzuLIE
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Besatzungen, die
gen Hilfsgüter wie
„Hessen“ nimmt
Decken, KleiTürkei
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In einem Holzsowie zehn weiboot warten 250
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Rettung. Sie werden
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an Bord genommen und
Bord. Außerdem kamen
Grafik: N
versorgt.
für die Marine sonst ungewöhnliche Güter wie Windeln
Vom Spezialpersonal und Babynahrung an Bord. So
ausgerüstet kann die „Berlin“ bis
bis zur Windel
zu 250 Personen zusätzlich aufUrsprünglich als Teil des Ein- nehmen und maximal zwei Tage
satz- und Ausbildungsverbands versorgen, die „Hessen“ bis zu
der Marine eingeplant haben die 100 Personen
„Hessen“ und die „Berlin“ den
Während des Transits in das
Verband Anfang Mai in Richtung Seegebiet zwischen Italien
Mittelmeer verlassen. In Souda und Libyen haben die insgeauf Kreta hat es einen Personal- samt 416 Soldaten sich auf die
wechsel gegeben. Freie Kapazi- Rettung Schiffbrüchiger vorbetäten wurden mit Personal für die reitet. Sie nutzten die ruhige See,
Aufnahme, Betreuung und Ab- um unterschiedliche Szenarien
der Rettung und Aufnahme von
einer großen Anzahl Menschen
zu üben – mit Speedbooten und
Rettungsinseln (Foto).
Sanitäranlagen auf
dem Flugdeck
Der begrenzte an Bord zur Verfügung stehende Raum wurde
vorbereitet, um dort Hilfsbedürftige betreuen zu können. Die
Flugdecks wurden mit Sanitäranlagen und einer großen Plane als
Sonnenschutz ausgestattet.
Der Einsatz erfolgt in enger
Koordination mit der italienischen Küstenwache. Rechtliche Grundlage ist der Artikel
98 des internationalen UN-Seerechtsabkommens. Die Schiffe
sind unabhängig von den Missionen der europäischen Grenzagentur Frontex.
(eb)
Der Redaktionsschluss für diese
aktuell-Ausgabe war der 8. Mai
2015. Weitere Informationen und
Videos zum Thema unter www.
bundeswehr.de
Ohne Strom ist alles nichts
Prizren. Ohne sie gehen die
Lichter aus, bleibt das Wasser
kalt, keine Klimaanlage funktioniert. Das Team des Technischen Gebäude Managements
(TGM) sorgt unter der Leitung
von Feldwebel Markus I. dafür,
dass die Elektro-, Klima-, Lüftungs- und Heizungstechnik reibungslos arbeitet.
Zuverlässig werden die vielen technischen Anlagen des Einsatzlazaretts, der Apotheke, der
Pflegestation sowie die dazugehörigen Unterkunftsgebäude versorgt. Zum Team gehören auch
drei kosovarische Mitarbeiter.
Sie planen, steuern und überwachen die Abläufe und Verfahren
in der Einrichtung. „Meine Spezialisten und ich sind immer in
der Nähe. Bei technischen Pro-
Foto: Koch/Bundeswehr
Die Gebäudemanager in Prizren – Herrscher über Ampere und Kilowatt.
Überprüft: Das Notstromaggregat muss in wenigen Sekunden auf
einen Stromausfall reagieren und stellt die Stromversorgung sicher.
blemen können wir sofort eingreifen“, sagt Markus I.
Tief im Innern des Einsatzlazaretts sind 17 Anlagen versteckt,
die laufen müssen. Wenn es zu
einer Stromunterbrechung oder
-schwankung kommt, gibt es ein
240 Kilowatt starkes Stromaggregat, das nach maximal zwölf
Sekunden die Versorgung über-
nimmt. 110 Batterien mit jeweils
800 Ampere stellen in der Übergangszeit die Stromversorgung
sicher.
Im Winter heizen, im Sommer kühlen. Das Einsatzlazarett
hält in seinem Bauch ein Tank
mit 53 000 Litern Heizdiesel versteckt. „Es gibt zwei Heizkessel,
die in Schichten arbeiten“, erläutert Feldwebel Markus I. „Etwa
500 Liter Heizdiesel werden pro
Tag verbraucht.“ Strom und warmes Wasser müssten immer fließen, so der Feldwebel.
Die Spezialisten des TGM
sind unauffällige Helfer, die oft
im Hintergrund bleiben. Doch
ihr Engagement trägt zur guten
medizinischen Versorgung der
deutschen Soldaten im Kosovo
bei.
(koch)
Berlin. Das Feldjägerregiment 1
hat ein Ortsschild „Berlin“ von
Christian Hanke, Bürgermeister
des Bezirks Berlin-Mitte, erhalten. Das Schild wurde Ende April
in der Julius-Leber-Kaserne übergeben und soll im Einsatzfeldlager in Afghanistan aufgestellt
werden. Brigadegeneral Michael
Matz, General Standortaufgaben
Berlin, und der Kommandeur des
Feldjägerregiments 1, Oberstleutnant Uwe Staab, nahmen das
Schild entgegen. Hanke übergab das Schild als Zeichen der
Verbundenheit.
(eb)
Schülergruppe
besucht Feldlager
Prizren. Eine Gruppe von 36
Schülern aus Baden-Württemberg und Pristina hat das
40. Deutsche Einsatzkontingent KFOR besucht. Der Kontingentführer, Oberst Matthias
Bogusch, betonte Ende April,
es seien Projekte wie dieses, die
die Zukunft des Kosovo positiv
beeinflussen könnten. Schulen
aus Baden-Württemberg arbeiten während des Jahres online
mit Schulen im Kosovo zusammen. Zum Schuljahresende findet
ein Schüleraustausch statt. (eb)
Ausbildung
im Libanon
Foto: Wolf/Bundeswehr
Foto: Gottschalk/Bundeswehr
Einheiten der Deutschen Marine
nehmen Schiffbrüchige auf.
S
5
Jounieh. Als Teil der deutschlibanesischen Ausbildungskooperation ist die Verantwortung über
zwei Elektronikwerkstätten und
eine dazugehörigen Lehrwerkstatt übertragen worden. Ziel ist
es, die technischen Fähigkeiten
der libanesischen Marine weiter
zu entwicklen und zu verbessern.
Die Übergabe fand Ende April
in der Marineschule nördlich
von Beirut statt. Neben Korvettenkapitän Sven Schneider, Verbindungsoffizier der deutschen
Marine, nahmen auch Flottillenadmiral Nazih Jbaily, Inspekteur
der libanesischen Marine, sowie
Christian Clages, der deutsche
Botschafter im Libanon, an der
Veranstaltung teil.
(eb)
6
aktuell Bundeswehr
aktuell 7
Ganz spezielle Pioniere
Fotos (8): Hannemann/RedBw
Soldaten des Spezialpionierbataillons 164 aus Husum üben auf dem Truppenübungsplatz in Putlos. Unter realistischen Bedingungen trainieren sie im Ausbildungs- und Übungszentrum der Spezialpioniere Feldlagerbetrieb und Pipelinebau.
Vorbereitung auf die Schweißarbeiten: Oberstabsgefreiter Christian Lütje entfernt die Ummantelung vom Rohr (links), danach wird es von Kerosin und Schmutz ­gereinigt
(Mitte). Schweißer Oberstabsgefreiter Michael Volk (l.) erklärt Stabsunteroffizier Christian Lange die einzelnen S chritte (rechts).
von Anika Wenzel
Putlos. Am Horizont ist die
Ostsee zu sehen. Unter traumhaft blauem Himmel erstreckt
sich das hügelige Gelände davor.
Durchzogen von kleinen Teichen
und grasenden Schafherden
wirkt die Szenerie wie ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer
und Naturliebhaber. Was hier
geschieht, hat aber nichts mit
Erholung und Urlaub zu tun.
Das 1250 Hektar große
Gelände des Truppenübungsplatzes in Putlos an der
schleswig-holsteinischen
­
Ostseeküste bietet der Truppe nicht
nur Schießbahnen. Unter realistischen Bedingungen trainieren
Soldaten im Ausbildungs- und
Übungszentrum der Spezialpioniere Feldlagerbetrieb und
Pipelinebau.
Das Spezialpionierbataillon 164 aus dem
zwei Fahrtstunden
­entfernten
Husum ist regelmäßig hier, um
seine Soldaten in diesen hochspezialisierten Themenbereichen auszubilden und in Übung
zu halten.
Pipelines führen
Kerosin
Die Soldaten der 8. Kompanie,
der sogenannten Pipelinepionierkompanie, üben den Aufbau
und den Betrieb von Feldtanklagern und Pipelineanlagen. Dazu
gehört auch die Ausbildung auf
der Schadensbeseitigungsanlage. Das Besondere daran ist,
dass noch am Morgen Kerosin
durch die Rohre floss. „Unsere
Ausbildungseinrichtung ist weltweit einzigartig. Nur hier ist es
möglich, an Pipelinesystemen
zu arbeiten, die auch tatsächlich Kraftstoff führen“, erläutert
Oberstabsfeldwebel Thomas Giebat vom Ausbildungszentrum.
Die Schadstelle liegt in einer
befestigten Baugrube, über die
ein Zelt aufgebaut wurde. „So
klinisch stellt sich zwar niemals
ein echter Schaden dar, aber hier
geht es erst einmal darum, die
Abläufe zu üben.
Mit diesem Aufbau können wir
das wetter-
unabhängig gewährleisten“,
erklärt Giebat.
Genauigkeit bei der
Vorbereitung
In der Grube wird die gummiartige Ummantelung vom
eigentlichen Rohr entfernt und
der hydraulische Rohrschneider,
Orbitalschneider genannt, trennt
das defekte Stück Rohr heraus. Ein zweiter Trupp schneidet das Ersatzrohr auf die richtige Länge. Ein Schweißer
des Ausbildungszentrums übernimmt dann
das Kommando.
Oberstabsgefreiter Michael Volk
weist die Soldaten
ein und kontrolliert die Vorarbeit. Alles
Reparatur: Die Stabsunteroffiziere Christopher Mumm und Alexander Stang (v.l.n.r.) arbeiten am Warmlufterzeuger „WLE 60“.
muss stimmen: Der Abstand
zwischen dem Originalrohr und
dem eingefügten Passstück, die
Schnittflächen, die Abdichtung
der Rohre. „Mein Name steht
anschließend in den Unterlagen.
Ich trage die Verantwortung
dafür, dass alles ordnungsgemäß
läuft,“ erklärt er seine Genauigkeit bei der Vorbereitung. Nachdem die Schnittkanten noch einmal abgeschliffen sind und das
Passstück mit Klemmen an der
richtigen Position gehalten wird,
geht es ganz schnell. Mit seinem
Elektrodenhandschweißgerät
verbindet er die Rohrteile miteinander. Nachdem er zwei weitere
Schweißlagen ergänzt hat, ist die
Pipeline wieder einsatzbereit.
Zugführer Oberleutnant
Tobias Mayer ist zufrieden mit
dem Ergebnis. „Die Vorbereitungen durch meine Soldaten
waren in Ordnung. Jetzt wissen
sie, worauf sie besonders achten müssen, damit der Schweißer arbeiten kann. Beim nächsten
Mal machen sie es noch besser,“
resümiert er.
Beim Schweißen ist Konzentration gefragt: Oberstabsgefreiter Michael Volk bei Schweißarbeiten an der Pipeline (links). Für ihre Arbeiten benötigen die Pioniere jede ­Menge
spezielle Ausrüstung (Mitte). Oberstabsfeldwebel Thomas Griebat ist der Leiter der Ausbildungsanlage der Spezialpioniere in Putlos und schildert den Ablauf.
Ein Feldlager wird
komplett aufgebaut
Neben den Pipelinepionieren
sind die 3. und die 4. Kompanie in Putlos. Die Feldlagerbetriebskompanien aus Husum
sind auf der Schießbahn zwei.
Hier hat das Ausbildungszentrum
ein komplettes Feldlager aufgebaut. Der Bereich erinnert
an das Feldlager Prizren und
das Camp Marmal in Mazar-e
Sharif. Die beiden Kompanien
üben hier den Feldlagerbetrieb
und helfen dem Zentrum beim
Auf- und Ausbau des Lagers. Die
4. Kompanie baut ein Küchenzelt auf, in dem in den nächsten Monaten die komplette Ausstattung für eine Feldlagerküche ihren Platz finden soll. Auf
diese Weise wird das Lager
durch die übenden Spezialpioniere immer mehr erweitert.
Das so entstandene Areal kann
durch andere Truppenteile, die zu
Übungen nach Putlos kommen,
genutzt werden. Für den Feldlagerbetrieb sind dann ebenfalls
die Spezialpioniere zuständig.
Die Soldaten der 3. Kompanie
nutzen die Zeit, um die technischen Geräte im „Feldlager“ zu
warten. Warmlufterzeuger, Stromaggregate und Klimaanlagen
werden zerlegt und gereinigt.
Stabsunteroffizier ­Christopher
Mumm steht vor einem Warmlufterzeuger, der 60 Kilowatt
Leistung hat und dazu dient, ein
300-Mann-Zelt zu beheizen: „In
Deutschland sind diese Geräte
sehr zuverlässig. In Afghanistan
haben sich die Filter wegen dem
Staub sehr schnell zugesetzt“,
sagt er, während er die Dichtungen und Filter auswechselt.
„Wir kommen selten dazu, diese
Arbeiten zu üben. Hier gibt es
immer Geräte, die ihre Frist brauchen. So helfen wir dem Ausbildungszentrum und bleiben selbst
in Übung“, erklärt er.
In einem eingezäunten Teil
des Lagers brummen lautstark Aggregate. „Hier stehen
drei aneinander geschaltete 400
Kilowatt-Stromerzeuger und ein
Hauptverteiler. Allein zwischen
den drei Containern und dem Verteiler haben wir 2,7 Kilometer
Kabel verlegt,“ fasst Stabsunteroffizier Marcel Nickel einige Fakten zusammen. „Diese Stromerzeuger werden von einem zwölf
Zylinder-Diesel mit zwei Abgasturboladern betrieben. Der verbraucht bei Volllast bis zu 120
Liter Diesel in der Stunde.“ Auch
diese Großgeräte müssen regelmäßig gewartet werden. Sie liefern den Strom für das Feldlager
Putlos, in dem der ein oder andere
Wohncontainer sogar Meerblick
bieten kann.
Das Lager wird
stetig erweitert
In den nächsten Monaten wird
das Lager noch Wasser- und
Abwasseranschlüsse bekommen.
Das werden auch wieder Spezialpioniere erledigen, die dies sonst
nur im Einsatz machen können.
Die Pipelinepioniere sind fertig
und packen ihre Ausrüstung
zusammen. In den nächsten beiden
Tagen wird ihre Arbeit überprüft.
Eine Hochdruckprobe soll beweisen, dass die geschweißten Stellen dem Druck standhalten. Wenn
alles klappt, kommen die Soldaten pünktlich zurück an den
Standort und ins Wochenende.
Die Feldlagerbetriebskompanien
­
bleiben noch eine weitere Woche
in Putlos und bauen das Feldlager aus. Alle kommen auf jeden
Fall zurück an diese einmalige
Ausbildungseinrichtung, die so
vielseitige Möglichkeiten bietet auf dem Gebiet der Spezialpioniere.
Den Beitrag „Spezialpioniere“ finden Sie
unter www.youtube.
com/­bundeswehr.
Teamwork: Die Pioniere der 4. Kompanie des Spezialpionierbataillons aus Husum beim Aufbau eines Küchenzeltes auf dem Truppenübungsplatz in Putlos.
8
aktuell bundeswehr
11. Mai 2015
Talente sollen sich entfalten
Hamburgs Senator
Neumann befördert
hamburg. Der Senator für Inneres
und Sport der Freien und Hanse­
stadt Hamburg, Michael Neumann,
ist am vergangenen Montag
zum Oberstleutnant der Reserve
ernannt worden. Der Präsident
der Helmut­Schmidt­Universität
­
Wilfried Seidel überreichte dem
Innensenator die Ernennungsur­
kunde. Neumann bedankte sich.
„Ich war lange Berufssoldat. Die
Entscheidung für den Beruf ist
damals eine ganz bewusste gewe­
sen. Ich habe eine sehr emotionale
Bindung zur Bundeswehr.“ (eb)
Aktion Unvergessen
spendet 27 500 Euro
eltville. Ein Scheck der Aktion
„Unvergessen“ von Radio Ander­
nach in Höhe von 27 500 Euro
wurde kürzlich am Kloster Eber­
bach von Stabsfeldwebel Thomas
Duecker an Beate Jung, Schirm­
herrin der „Aktion Sorgenkinder
Bundeswehrfamilien“, überge­
ben. Die Spende kommt versehr­
ten Soldaten aus dem ISAF­Ein­
satz und deren Familien zu Gute.
Die Aktion begann Heiligabend
vergangenen Jahres unter Schirm­
herrschaft von Brigadegeneral
Harald Gante in der Einsatzre­
daktion von Radio Andernach.(cl)
Zum 60-Jährigen ist
Mitreden erwünscht
berlin. Der 60. Geburtstag der
Bundeswehr am 12. November
wirft bereits jetzt seine Schatten
voraus. Seit dem 5. Mai werden
auf einer Sonderseite im Inter­
net Geschichten und Berichte aus
sechs Jahrzehnten Bundeswehr­
historie präsentiert. Dargestellt
im Blogformat wird in den nächs­
ten Monaten ein Blick in die Ver­
gangenheit der deutschen Streit­
kräfte geworfen. Mitreden und
Kommentieren sind ausdrück­
lich erwünscht.
(tfk)
Mürwik. „Rahmenbedingun­
gen schaffen, damit sich Talente
entfalten können.“ Das ist einer
der Grundsätze des Schulkom­
mandeurs der Marineschule
­Mürwik, Flottillenadmiral
Carsten Stawitzki. Die Ausbil­
dung der Offizieranwärter und
Offiziere erlebt dort einen sicht­
baren Wandel. Stawitzki äußert
sich zu den Neuerungen in der
Ausbildung.
Seit zwei Jahren gibt es den Aus­
bildungsmast an der Marine­
schule. Welche Neuerungen
sind damit verbunden?
Erst einmal ist der Übungsmast
als solches neu – ihn gab es bisher
nicht. Der Mast ist darüber hin­
aus ein Spiegelbild der Sicher­
heitstechnik, die wir an Bord
der „Gorch Fock“ in der Take­
lage eingeführt haben. Dies geht
von Sicherungsmaßnahmen beim
Umstieg auf die Saling­Plattfor­
men bis zu den Sorgleinen an den
Rahen. Aber auch das persönliche
Sicherungsgeschirr wurde wei­
terentwickelt. Die Soldaten sind
dadurch bei fast allen Tätigkeiten
in der Takelage gesichert. Diese
Technik bedarf aber einer gründ­
lichen Vorausbildung, weil vor
allem Bewegungsabläufe trainiert
und verinnerlicht werden müssen.
Wie wirkt sich das alles auf die
Ausbildung aus und wie bewährt
sich die neue Ausbildungs­
struktur?
In den ersten Ausbildungs­
abschnitten wird zunächst die
körperliche Fitness der Offizier­
anwärter festgestellt und auf die­
ser Lagefeststellung systematisch
und teilweise auch individuell
abgestimmt und angeleitet gestei­
gert. Das umfasst im Kern ein
100 Stunden­Sportprogramm.
Foto: Peter Straub
Foto: Schröder/Bundeswehr
Flottillenadmiral Stawitzki zu den Neuerungen in der Ausbildung an der Marineschule Mürwik.
Schulkommandeur: Flottillenadmiral Carsten Stawitzki steht auf
dem Ausbildungsmast der Marineschule Mürwik.
Kraft und Ausdauer sollen in
dieser Phase deutlich verbessert
werden. Zusätzlich soll intensives
Üben am Mast die Koordina­
tion der Bewegungen und den
Umgang mit dem Sicherungsge­
schirr trainieren. Höhepunkt ist
eine einwöchige Ausbildung am
Mast, die erfolgreich absolviert
werden muss. Das zusammen
hat sich bisher sehr gut bewährt,
und erleichtert den Start auf der
„Gorch Fock“.
Wie haben Sie Ihre Zeit auf der
„Gorch Fock“ in Erinnerung
und wie wurden Sie damals
vorbereitet? Ist denn diese Zeit
auf einem Rahsegler noch zeit­
gemäß?
Ich wollte unbedingt auf die­
ses Schiff, das war Teil meiner
Motivation für die Berufswahl
zum Marineoffizier. Die Arbeit
in der Takelage und das Leben an
Bord faszinieren mich bis heute.
Wir wurden damals nur an Bord,
zuerst im Hafen und dann auf
See, ausgebildet. Marine funk­
tioniert nur im Team. Um diese
Zusammenarbeit und das Zusam­
menleben auf engem Raum ken­
nenzulernen und zu begreifen, ist
ein solches Ausbildungsschiff für
uns genau der richtige Ort. Außer­
dem kommen die jungen Soldaten
an Bord mit den Naturgewalten
Wogen und Wetter in Berührung
und bekommen ein Gefühl dafür,
was Seefahrt bedeutet.
terschaften“ unter
www.youtube.com/­
bundeswehr.
Die Fragen stellte Peter Straub.
Inspekteur des Heeres enthüllt Gedenktafeln in der Von­Hardenberg­Kaserne in Strausberg.
S
Foto: Bundeswehr (3)
bw ClAssix
Das Video „Boxmeis­
Welche Rolle spielt die Marine­
schule, das „Rote Schloss am
Meer“, im Bewusstsein der
Offizieranwärter und Offiziere
der Marine?
Die Marineschule hat für uns
eine ganz eigene Bedeutung. Sie
symbolisiert in ganz besonderer
Weise unser Selbstverständnis.
Dadurch, dass jeder Offizier die
Schule durchläuft, vermittelt dies
allen das Gefühl, Teil eines gro­
ßen Ganzen zu sein.
Ehrung für herausragende Soldaten
www.60jahrebundeswehr.de
1977: CISM-Boxmeisterschaften
im ägyptischen Kairo. Bundes­
wehrsoldaten waren dabei.
Die Auftrags­ und Einsatzreali­
täten auch für Marineoffiziere
werden zunehmend komplexer.
Wie trägt man dem schon in der
Ausbildung Rechnung?
Der militärische Führer ist
Teamplayer und Teamleader
zugleich. Unser Ziel ist es, Marine­
offiziere so auszubilden, dass sie
in allen Lagen handlungsfähig
sind. Gerade auch in Szenarien,
die nur bedingt vorhersehbar
sind. Dazu ist es erforderlich,
dass sie den militärischen Füh­
rungsprozess in ihrem Denken
und Handeln verinnerlicht haben
und sich damit auch Handlungs­
freiräume schaffen. In unseren
speziellen Ausbildungsmodulen
„MipoS“ (Menschenführung in
praxisorientierten Situationen)
und „FütiS“ (Führungstraining
in See) bringen wir die Offizie­
ranwärter und die jungen Offi­
ziere so oft wie möglich in Füh­
rungssituationen, in denen der
Führungs prozess geübt und
bewertet wird. Dadurch erhält
jeder einen eigenen Erfahrungs­
schatz und Sicherheit bei der
Bewältigung von Führungsauf­
gaben. Bildlich gesprochen, einen
Werkzeugkasten zur Lösung
­unterschiedlichster Aufträge.
Prominent platziert: Die Tafeln sind im Foyer des Kommandos Heer
in der Von-Hardenberg-Kaserne in Strausberg zu sehen.
mandobehörde des Deutschen
Heeres“, sagte Kasdorf in sei­
ner Ansprache.
Auf einer Gedenktafel wird
den im Dienst ums Leben
gekommenen Heeressoldaten
gedacht. Eine zweite Tafel erin­
nert an Feldwebel Erich Boldt,
der als erfahrener Sprengmeis­
ter am 16. November 1961 mit
zwei Soldaten auf dem Truppen­
übungsplatz Putlos (Schleswig­
Holstein) ein Gewöhnungs­
sprengen durchführte. Als eine
bereits gezündete Ladung in den
Deckungsgraben zurückrollte,
warf sich Boldt darauf. Sie deto­
nierte und verletzte ihn tödlich.
Die beiden ihm zur Ausbildung
anvertrauten Soldaten blieben,
bis auf leichte Verbrennungen,
unversehrt.
Die dritte Tafel würdigt die
Heeressoldaten, die bisher mit
dem Ehrenkreuz der Bundes­
wehr für Tapferkeit (Foto)
­ausgezeichnet wurden.
Bei der Enthüllung waren auch
elf Träger dieser hohen Auszeich­
nung anwesend.
(eb)
11. Mai 2015 Sport Licht und Schatten in Souzhou
Bei der Tischtennis-WM glänzen die deutschen Doppel-Teams – die Einzelspieler enttäuschen.
von Dietmar Kramer
Suzhou. Mit gemischten Gefühlen sind die Tischtennis-Asse der
Bundeswehr von der Weltmeisterschaft im chinesischen Suzhou
heimgekehrt. Überwiegend
zufriedenstellenden ­Ergebnissen
des Quartetts um Obergefreiter
Petrissa Solja standen für die Kollegen der ebenfalls medaillenlos
gebliebenen Stars Timo Boll und
Dimitrij Ovtcharov vereinzelt
auch Rückschläge gegenüber.
Squash-Männer
holen EM-Bronze
Squash. Stabsunteroffizier
(FA) Raphael Kandra hat bei
den Mannschaftseuropameisterschaften im Squash Anfang Mai
die Bronzemedaille gewonnen.
Im dänischen Herning setzte
er sich im Spiel um Platz drei
gegen Schottland gemeinsam mit
Simon Rösner, Rudi Rohrmüller
und Jens Schoor mit 3:1 durch.
Das Herrenteam verteidigte
damit seinen dritten Platz aus
dem Vorjahr. Europameister
wurde überraschend die Mannschaft aus Frankreich, die im
Finale die favorisierten Engländer bezwang.
(sr)
Judoka überzeugen
in Kroatien
Kämpferisch: Solja und Mengel scheitern erst im Viertelfinale an den übermächtigen Asiaten.
Darüber hinaus entsprachen im Damen-Doppel die
Achtelfinal-Einzüge von Solja
(mit Nina Mittelham) und der
ebenfalls neu zusammengestellten Kombination aus Unteroffizier (FA) Sabine Winter und
Kristin Silbereisen den Erwartungen. In den Einzel-Wettbewerben hingegen kam spätestens
in Runde zwei das Aus. Winter
blieb auch damit im Rahmen
ihrer Möglichkeiten, Silbereisen
stand durch ein unglückliches
Los schon im ersten Durchgang
gegen die spätere chinesische
Medaillengewinnerin Mu Zi auf
verlorenem Posten. Solja und
Mengel werteten das frühe Ende
ihrer Hoffnungen in der Runde
der letzten 64 jedoch als Enttäuschung.
Mengel ärgerte sich sehr über
die 1:4-Niederlage im deutschen
Duell mit dem späteren Überraschungs-Viertelfinalisten
Patrick Franziska aus Düsseldorf. „Wir kennen uns in- und
auswendig, aber ich bin nie zu
meinem Spiel gekommen“, so
der ehemalige deutsche Meister
niedergeschlagen.
Kritik am
Turnierverlauf
Anders als Mengel haderte
„Vielspielerin“ Solja nach dem
3:4 gegen die deutlich schwächer
eingeschätzte Polin Katarzyna
Grzybowska auch mit der Ansetzung des Matches nur wenige
Minuten nach dem vorherigen
Erfolg im Mixed-Achtelfinale:
„Ich weiß nicht, wer solche Zeitpläne macht. Ich bin nach dem
Mixed von Box zu Box gerannt
und musste auch noch das Trikot
wechseln. Das kann man nicht
gerade optimale Vorbereitung
nennen.“
Nach der vorläufig verpassten
Möglichkeit zum Sprung in die
Top 20 der Weltrangliste übte
Solja, die erst vor wenigen
Wochen zwei deutsche Meistertitel gewonnen hatte, allerdings
auch Selbstkritik: „Ich habe
nicht gut und viel zu passiv
gespielt. Es ist so schade, dass
ich ausgerechnet bei der Weltmeisterschaft mein Niveau nicht
abrufen konnte, obwohl ich vorher so gut gespielt habe“, bedauerte die zweimalige Europameisterin.
Kanuten machen Hoffnung auf mehr
Bei der Europameisterschaft in Tschechien sorgen die deutschen Paddler für elf Medaillen.
Racice. Die Kanuten der Bundeswehr haben bei der Europameisterschaft im tschechischen
Racice überzeugt. Die drei angetretenen Sportsoldaten holten insgesamt einen kompletten Medaillensatz.
Am meisten Grund zur
Freude hatte Hauptgefreiter
Tom Liebscher (Foto). Der
21-Jährige errang mit Oberfeldwebel Ronald Rauhe, die Goldmedaille im Zweier-Kajak über
200 Meter. Erst nach dem Fotofinish standen die beiden als Sieger hauchdünn vor ihren Konkurrenten aus Serbien fest. „Wir
waren uns erst auch nicht sicher,
was es geworden ist. Mit Platz
zwei wären wir schon
zufrieden gewesen“, sagte Rauhe
kurz nach dem
9
Rennen. Als ihnen dann die frohe
Botschaft übermittelt wurde, war
die Freude umso größer.
Liebscher sorgte zudem für
weiteren Medaillenglanz. Im
Finale des 500 Meter Einzelwettbewerbs musste er
sich nur dem amtierenden Weltmeister
Rene Holten Poulsen
aus Dänemark
geschlagen
geben
und
paddelte sich so zum Vizeeuropameister. Stabsunteroffizier
(FA)
­
Ronald
to
Fo
Verch
komplettierte die
Medaillenausbeute aus Sicht der
Bundeswehr mit
Bronze im
Zweier-Canadier über
1000 Meter.
Mit insgesamt sieben
Titeln und elf
­M e d a i l l e n
leisteten
a
a/p
p
:d
die deutschen Kanuten
bei der Europameisterschaft eindrucksvolle
Wiedergutmachung
für das dürftige Ab schneiden
bei der WM
im vergangenen Jahr. Chefbundestrainer
­Reiner Kießler
­
zog
denn auch ein positives Fazit: „Wir wollten hier schauen,
wo wir zum
­frühen Saisonzeitpunkt stehen. Das Ergebnis ist überaus
erfolgreich“, so
­Kießler. (sr)
Foto: dpa/pa
Für das beste Ergebnis der
Soldaten an der Platte sorgten
Solja und Stabsunteroffizier (FA)
Steffen Mengel im gemischten
Doppel: Bei seinem Debüt als
Paar kam das Duo auf Anhieb ins
Viertelfinale und damit in unmittelbare Nähe der Medaillen. Im
Spiel um einen Podiumsplatz
scheiterten die beiden allerdings
gegen die späteren Titelgewinner
Xu Xin/Yang Haeun (China/Südkorea) trotz einer ansprechenden
Vorstellung letztlich klar.
„Es ist schade. Wenn man einer
Medaille so nahe ist, möchte man
die natürlich auch gewinnen“,
trauerte Solja der verpassten
Chance etwas nach. Die 21-Jährige erkannte jedoch die Überlegenheit der Kontrahenten
besonders durch den Weltranglistenzweiten Xu an: „Wahnsinn,
wie variabel er spielt. Manche
Schläge habe ich vorher noch nie
gesehen“, staunte Solja.
Foto: imago
Verpasste Chance im
Mixed-Doppel
aktuell Judo. Die Judoka der Bundeswehr haben beim Grand
Prix in Zagreb für Schlagzeilen
gesorgt. Stabsunteroffizier (FA)
Dimitri Peters (Foto links) gewann
in der Klasse bis 100 Kilogramm die Goldmedaille. Der
31-jährige Olympiadritte von
London setzte sich im Finale
gegen Michael Korrel aus den
Niederlanden nach nur 45 Sekunden mit Hebeltechnik durch. Für
eine große Überraschung sorgte
Obergefreiter Aaron Amadeo
Hildebrand. In der Klasse bis
90 Kilogramm musste er sich
nur dem Ungarn Krisztian Toth
geschlagen geben. Die Silbermedaille ist sein bislang größter
Erfolg. Bei den Frauen durfte sich
Stabsgefreiter Jasmin Külbs über
Bronze in der Gewichtsklasse bis
78 Kilogramm freuen.
(sr)
Fechter auf dem
Weg nach Rio
Fechten. Beim Weltcup der
Degenfechter in Paris Anfang
Mai hat das deutsche Herrenteam
die Silbermedaille gewonnen.
Das Quartett aus Oberfeldwebel
Christoph Kneip, Stabsunteroffizier (FA) Niklas Multerer, Stabsunteroffizier (FA) Stefan Rein
und Jörg Fiedler unterlag
im Finale dem amtierenden
Weltmeister Frankreich. Im zeitgleich ausgetragenen Weltcup der
Säbelfechter erkämpften Stabsunteroffizier (FA) Benedikt Wagner
und Stabsgefreiter Matyas Szabo
ebenfalls im Team Bronze. Die
Erfolge sind ein wichtiger Schritt
in Richtung der Qualifikation für
Olympia.
(sr)
aktuell innere führung
11. Mai 2015
Modell, zeitlos!
Panzermann durch und durch
Das ZInFü begeht im kommen­
den Jahr seinen 60. Geburtstag.
Wie bewerten Sie die Entwick­
lung des Zentrums?
Von Grund auf positiv. Das
Entscheidende ist jedoch nicht
die neue Struktur, sondern dass
wir heute andere Schwerpunkte
setzen. Dazu mussten wir auch
unser Rollenverständnis anpassen. Es geht uns nicht mehr so
sehr darum, Interessantes am
Zentrum anbieten zu können,
sondern mit unseren Aktivitäten,
Angeboten und Produkten etwas
bewegen zu wollen. Etwas, das
mit Blick auf die Lage in der
Truppe gebraucht wird und bei
der Beseitigung von Problemen
oder Defiziten hilft. Das ist uns
wichtig. Ein breiter Mix an Angeboten, der von Wissensvermittlung über Handlungs- und
Argumentationstraining bis zur
Führungsbegleitung reicht.
„Führungskultur und
soldatisches Selbstverständnis, angepasst an
das 21. Jahrhundert“
Beispielhaft für diesen Paradigmenwechsel stehen Angebote
und Aktivitäten wie Coaching
oder Aktionsprogramme. Wir
wollen dort wirksam sein, wo
Führungsbeziehungen tatsächlich
ablaufen. Wo sich das menschliche Miteinander in seinem ureigenen Bereich abspielt. Und eben
nicht nur in der Künstlichkeit
eines Lehrsaals. Ansonsten sind
unsere Themenfelder die gleichen geblieben: Führungskultur
und soldatisches Selbstverständnis, angepasst an die Spannungsfelder des 21. Jahrhunderts.
Vergrößert sich damit auch das
Angebot für zivile Mitarbeiter?
Wir waren nie exklusiv nur für
das militärische Personal da, auch
wenn der Fokus nach wie
vor bei den Soldaten
liegt. So bieten wir
das Spitzenkräftecoaching für die
gesamte Bundeswehr an.
Seit der Neu­
ausrichtung ist
der Beauftragte
für Erziehung und
Ausbildung beim General­
inspekteur der Bundeswehr
(BEA) gleichzeitig Stellvertre­
tender Kommandeur des Zent­
rums. Welche Vorteile ergeben
sich dadurch?
In seiner Funktion ist er unverändert der Beauftragte für Erziehung und Ausbildung beim
Generalinspekteur – mit direktem
Vortragsrecht. Bei den grundsätzlichen Aufgaben hat sich
also nichts verändert. Der Vorteil, der entstanden ist, liegt vor
allem im direkten Zusammenwirken mit dem neu geschaffenen Bereich „Innere und soziale
Lage“. Hier beschäftigen wir uns
mit Stimmungsbildern innerhalb
der Streitkräfte. Und dort ist der
BEA ein ganz wichtiger, aktiver
Sensor. Denn er hat Zugang zur
gesamten Bundeswehr. Nicht
zuletzt mit seiner Hilfe kann ein
filigraneres Bild der inneren Lage
in den Streitkräften gezeichnet
werden.
Die Innere Führung ist die „Fir­
menphilosophie“ der Bundes­
wehr. Wie modern ist das Modell
in der heutigen Zeit?
Ich tue mich schwer mit der
Aussage, dass etwas modern sein
muss, damit es uns gut erscheint.
Eine Führungsphilosophie, wie
die Innere Führung ist sicherlich etwas, was
verstanden werden
muss. Dazu muss sie
aber nicht nach der jeweiligen Mode oder rein traditionell gelesen werden. Ansonsten
wären wir gezwungen, bei jeder
gesellschaftlichen Veränderung
unser Wertegerüst in Frage zu
stellen.
Innere Führung wird dadurch
bestimmt, dass ich die Gedanken
dahinter begreife. Das geht nur,
wenn ich Innere Führung im soldatischen Alltag erlebe. Tugenden wie Kameradschaft, Tapferkeit oder Moral müssen erlebt
werden, damit sie bei jedem Einzelnen Wirkung erzielen. Das
braucht nicht immer aufpolierte,
moderne Begriffe. Wir müssen
diese Tugenden erleben und vorleben. Für mich zeigt die Diskussion, die zurzeit von einigen
jungen Offizieren initiiert worden ist, dass es hier bisgilt als Vater der inneren führung: generalleutnant Wolf
graf von Baudissin.
weilen etwas
an Orientierung
fehlt. Das heißt,
e
wir
haben ein Leites w
nd
/Bu
r
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bild,
es
gelingt uns
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Foto: Mu
aber nicht, seine Bedeutung genügend verständlich und
erlebbar zu machen. Daran müssen wir arbeiten.
hr
Koblenz. Generalmajor Jürgen
Weigt ist seit mehr als zwei Jahren Kommandeur des Zentrums
Innere Führung (ZInFü). Die
Dienststelle, die seit ihrer Aufstellung 1956 untrennbar mit dem
Leitbild vom Staatsbürger in Uniform verbunden ist, hat mit der
Neuausrichtung der Bundeswehr
umfangreiche ­Veränderungen
erfahren. Das Zentrum mit rund
150 militärischen und zivilen
Mitarbeitern hat sein Aufgabenund Leistungsspektrum deutlich
erweitert.
Generalmajor Jürgen Weigt über die Innere Führung.
Foto: Bundeswehr
Jürgen Weigt (r.) tritt 1977 beim Panzerbatillon
144 in Koblenz in die Bundeswehr ein. Nach
Offizierausbildung und Studium wird der Diplom-Pädagoge zunächst Zugführer, später Kompaniechef. Ab 1990 durchläuft Weigt die Generalstabsdienstausbildung und wird anschließend
Referent im Führungsstab des Heeres im Verteidigungsministerium (BMVg) in Bonn. Nach seiner
Zeit als Abteilungsleiter in der Panzerbrigade 34 übernimmt der gebürtige Rheinländer 1996 das Panzerbatillon 203 in
Hemer. Es folgen Stationen als Referent im BMVg, bevor Weigt
als Abteilungsleiter Personal ins Kölner Heeeresamt geht. Weitere Verwendungen folgen als Kommandeur der Panzerbrigade
21 in Augustdorf sowie der Offizierschule des Heeres in Dresden,
bevor er 2013 ans Zentrum Innere Führung wechselt. 1995, 2008
und 2010 nimmt Weigt an Auslandseinsätzen bei UNPROFOR
auf dem Balkan und ISAF in Afghanistan teil.
(eb)
Wesentliches Element der Bun­
deswehr ist das Führen mit Auf­
trag. Soldaten, aber auch zivile
Mitarbeiter, beklagen jedoch
immer mehr Kontrolle und Mik­
romanagement. Wie steht das
Zentrum dazu und wie kann dem
begegnet werden?
Das ist sicher eine allseits
bekannte Störgröße, benannt
durch Soldaten aller Dienstgrade.
Ich erlebe das in gleicher Weise.
Und es wirkt sich negativ auf die
Führungskultur und letztlich auch
Attraktivität der Bundeswehr aus.
Was kann man speziell dagegen tun? Ich glaube nicht, dass
man das wirksam mit Bürokratie
bekämpfen kann. Reduzierung
von bürokratischem Aufwand
halte ich für legitim, das allein
wird jedoch nicht ausreichen.
Verantwortung unterer Führungsebenen stärken, Beteiligung statt
Betroffenheit, Vertrauen zulassen
sind für mich Schlagwörter einer
wirksameren Strategie.
Im Auslandseinsatz gelingt
u ns das übrigens sehr gut.
Warum sollten diese Erfahrungen kein probates Mittel für
den Routinedienstbetrieb sein?
Das wird jedoch ein langer,
schwerer Weg, weil wir uns in
Sachen Bürokratisierung bereits
in einem fortgeschrittenen Stadium befinden.
Ich bin im Übrigen auch ein
Kind dieser Bürokratie. Niemand kann sich außerhalb der
Umstände stellen. Aber ich kann
ein weiteres Voranschreiten dieser Tendenzen in meinem Verantwortungsbereich verhindern.
Wie bewährt sich die Innere
Führung in den Einsätzen?
Innere Führung findet dort
statt, wo man sie lässt. Das heißt,
es hängt von jedem einzelnen ab,
wie viel Innere Führung, wie viel
„Führen mit Auftrag“ stattfindet.
Auch im Einsatz gibt es dafür
keinen Automatismus. Dort
„Menschenführung ist
mehr als ein Prozess.
Menschenführung findet
ausschließlich zwischen
Menschen statt.“
sind aber die Umstände so komplex, dass man schnell realisiert:
Menschenführung ist mehr als
ein Prozess. Menschenführung
findet ausschließlich zwischen
Menschen statt. Menschenführung setzt Vertrauen voraus – in
sich und andere. Damit ist Vertrauen zentrales Element unserer
Führungskultur. Der Erwerb und
Erhalt von Vertrauen ist etwas, an
dem wir ständig arbeiten müssen.
Auseinandersetzung mit Ver­
wundung, Tod und Trauer sind
Themen, die mehr und mehr im
Schwerpunkt liegen. Wie ist das
Zentrum hier aufgestellt?
Die psychosoziale Notfallversorgung ist ein wesentliches thematisches Element am Zentrum.
Wir bieten in diesem Bereich
Weiterbildung für drei wichtige
Personengruppen an. Etwa für
die Moderatoren – das militärische Fachpersonal, das für die
Gestaltung von Seminaren der
Einsatznachbereitung Verantwortung trägt. Oder die sogenannten
Peers – Helfer, die sich im Stressmanagement nach traumatischen
Erlebnissen auskennen und hier
unterstützen. Die dritte Gruppe
sind die Lotsen, die nach einem
Einsatz bei einer physischen oder
psychischen Schädigung helfen,
dass der Betroffene wieder in
das normale Leben, auch in den
dienstlichen Alltag, eingegliedert
werden kann. Vor kurzem haben
wir die sogenannte Lotsenleitstelle eingerichtet. Damit können
wir Lotsen dienststellenübergreifend vermitteln. Die Rückmeldung zu allen Angeboten ist
durchweg positiv.
Was macht Generalmajor Weigt
in seiner Freizeit?
Ich verbringe die Zeit mit
der Familie. Wir haben Pferde
und einen Hund. Und ich treibe
noch viel Sport – Laufen, Reiten,
Krafttraining und Gymnastik.
Das alles so regelmäßig, dass mir
die Leutnantsjacke noch passt.
Seit langem widmet aktuell der
Inneren Führung eine feste
Rubrik in der Zeitung. Welche
zentrale Botschaft möchten Sie
an die Leser richten?
In den vergangenen Jahren
haben wir uns medial viel mit
Struktur und Organisation,
befasst. Das ist alles wichtig.
Aber es lässt etwas entscheidendes außer Acht: Das „Hauptwaffensystem“ in einer Armee
ist und bleibt der Mensch. Ich
kann ihm das Beste an Ausrüstung und Ausbildung zukommen
lassen. Dann bleibt aber immer
noch die Frage offen, ob er motiviert ist und versteht, was und
wofür er all das tut. Deswegen
haben wir die Innere Führung.
Der Umgang mit den Menschen
muss immer unser Hauptanliegen
bleiben – bei aller Prozessorientierung. Hier gilt es, Bewusstsein
zu schaffen. Dazu muss vor allem
miteinander gesprochen werden.
Überall und jeden Tag.
Die Fragen stellte
Torsten Sandfuchs-Hartwig.
Das vollständige Interview auf
www.bundeswehr.de.
Foto: Faller/Bundeswehr
10 Am Trainingsboard: Aneignen von interkultureller Kompetenz.
11. Mai 2015 Soziales / Personal
aktuell 11
Führen mit Feedback
Foto (2): Hannemann/RedBW
Ein neutraler Blick von außen soll die Managementleistung an der Spitze optimieren.
von Angelika Finkenwirth
Berlin. Sollten sich Spitzenführungskräfte coachen lassen?
Oberst Hermann Meyer vom Zentrum Innere Führung beantwortet
dies mit einem Beispiel: „Seit 40
Jahren habe ich meinen Führerschein und halte mich im Straßenverkehr für sehr erfahren. Wenn
ich aber mit einem befreundeten
Fahrlehrer unterwegs bin, muss
ich mir Anmerkungen wie „Ah,
so sieht also dein Sicherheitsabstand aus“ gefallen lassen.“
Seit Jahren beraten Meyer und
sein Team militärische Führungskräfte, nun bieten sie im Rahmen
der Agenda Attraktivität Coachings für die 2000 Spitzenführungskräfte an. Bei einer
Kick-Off-Veranstaltung am vergangenen Donnerstag im Aus-
wärtigen Amt präsentierten sie
das Konzept. „Gute Führung
heißt, das eigene Verhalten zu
reflektieren und sich weiterzubilden“, sagte Staatssekretär Gerd
Hoofe zur Begrüßung. Und wer
könnte dazu besser beitragen als
das eigene Arbeitsumfeld?
gestellte sowie Vorgesetzte –
die 44 Fragen etwa zum Führungsstil, der Teamorientierung
und dem Belastungsmanagement der Führungskraft beantworten. Anonym. Der Teilnehmer seinerseits füllt auch einen
Bogen aus. Die Coaches brin-
Er betont, dass es dabei
keine Lösungsvorgaben gibt:
„Es ist eine Beratung ohne
Ratschlag.“ Ein neutraler Blick
von außen, der Schwachstellen
aufzeigen kann.
Nach einem halben Jahr
werden die Mitarbeiter wieder
„Gute Führung heißt, das eigene Verhalten zu reflektieren und sich weiterzubilden.“
Viele Coaches nutzen dazu
einen Bildvergleich: Eine
Katze sitzt vor einem Spiegel
und sieht darin einen Löwen.
Meyer und sein Team arbeiten daher mit Feedbackfragebögen. Diejenigen, die sich
coachen lassen wollen, benennen acht Personen aus ihrem
Umfeld – Mitarbeiter, Gleich-
gen dann die Selbst- und Fremdwahrnehmung zusammen. „Mit
diesem Erkenntnisstand kann
bereits Schluss sein, die Spitzenführungskraft kann an sich
arbeiten. Sie kann sich aber
auch für weitere Maßnahmen
entscheiden, wie ein Intensivtraining oder ein zweitägiges
Kompaktseminar“, so Meyer.
befragt und resümiert, ob und
was sich geändert hat. „Skeptikern kann ich nur sagen: Habt
keine Angst, es kann nur Vorteile bringen. Alles bleibt anonym, nichts dringt nach außen,
auch nicht an die Dienstaufsicht“, wirbt Meyer.
Brigadegeneral Friedhelm
Tränapp ist einer der ersten, der
sich coachen lassen will. „Führungssituationen ändern sich.
Es ist nicht so, dass man das
einmal lernt und dann Schluss
wäre.“ Dass seine Mitarbeiter
ihn bewerten sollen, ist für ihn
in Ordnung. „Dadurch, dass das
Feedback anonym ist, ist es ehrlich“, hofft er.
Auch der Militärgeistliche
Wolfgang Schilk möchte die
Möglichkeit nutzen. „Wenn
man in Führungsverantwortung
steht, fragt man sich ständig, ob
man es auch richtig macht“, sagt
er. Er erhoffe sich, vor allem
eine Antwort darauf zu bekommen, ob er Entscheidungen richtig kommuniziere.
In diesem Jahr können sich
250 Spitzenführungskräfte
coachen lassen. In den folgenden Jahren jeweils 500.
Begegnung auf Augenhöhe
Oberst Hermann Meyer coacht Spitzenführungskräfte der Bundeswehr und setzt auf Perspektivenwechsel.
Berlin. Das Menschliche ist Oberst Hermann
Meyer (Foto l.) besonders wichtig: „Die wertvollste Voraussetzung
für ein gutes Arbeitsverhältnis ist das Begegnen
auf Augenhöhe. Nur so
kann ein menschen- und
vertrauenbasiertes Führen gelingen“, sagt er.
Seit einem Jahr begleitet der gebürtige Franke
am Zentrum Innere Führung in Koblenz militärische und zivile Führungskräfte, dabei liegt
der Schwerpunkt insbesondere auf dem Teamcoaching und der Beratung in Konfliktsituationen.
„Gerade wenn junge Menschen
das erste Mal im Auslandseinsatz sind, kommt es zu schwierigen Situationen, auf die der Vorgesetzte vorbereitet sein muss:
Die Soldatinnen und Soldaten
werden permanent gefordert,
sind weit weg von ihren Familien, leben auf engstem Raum mit
anderen zusammen und haben
wenig Privatsphäre. Dazu kommt
dann noch die jeweilige Bedro-
Was ist ihr höchstes Gut?
Ich bin Christ. Das Vertrauen auf Gottes Nähe ist mir sehr wichtig
und trägt mich.
Was ist Ihre größte Errungenschaft?
Wenn ich das als „Geschenk“ interpretieren darf: meine Frau und
meine drei Söhne.
Wie können Sie am besten entspannen?
Beim Bergwandern mit Freunden oder Lesen.
Was treibt Sie an?
Das Wissen von gegenseitigem Vertrauen in meinem Team.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an anderen Menschen am
meisten?
Offenheit und Beharrlichkeit in der Zielführung.
Was mögen Sie an sich selbst nicht?
Gelegentliche Ungeduld und Impulsivität.
hungslage und die Erlebnisse in
Gefechten“, erklärt Meyer, der
selbst schon an fünf Auslandseinsätzen teilgenommen hat.
Für ihn ist das Vertrauen im
Team essentiell. Er selbst vertraut zudem auf Gott und zieht
daraus auch Grundsätzliches für
seine Coachings. Das Wohlwollen anderen Menschen gegenüber etwa – Meyer geht es um
ein gutes Miteinander, insbesondere auch bei seinen Coachings.
„Wir wollen den Spitzenkräften
das Führen nicht neu beibringen –
das können sie bereits. Es geht
darum, das komplette Repertoire
zur Anwendung zu bringen und
die eigene Führungskompetenz
zu fördern“, erklärt der 57-Jährige. So, wie es in der Wirtschaft
auch üblich ist. „Häufig reicht es
schon, die Perspektive zu wechseln, um den Führenden zu zeigen, wie sie wahrgenommen werden“, so Meyer.
(fin)
Welches Lied singen oder hören Sie gern?
Annie’s Song von John Denver.
Was wäre für Sie das größte Unglück?
Ein Kind zu verlieren.
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?
Wenn jemand aufrichtig um Verzeihung bittet.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Gemäß dem 37. Psalm, Vers 5: Vertrau dich dem Herrn an – er wird
es richtig machen.
aktuell VErmischtes
Wenn Zeus gewählt wird
Netzgemeinschaft
sucht Europa
Berlin. Mehr Redner, mehr Teilnehmer, mehr Sessions. Auf der
re:publica 2015 war wieder alles
etwas größer als im Vorjahr. So
auch das diesjährige Motto von
Europas größter Internetkonferenz: „Finding Europe“. Nichts
weniger als das machten sich die
Organisatoren zur Aufgabe.
Drei Tage lang wurde dazu in
Vorträgen und Podiumsdiskussionen die Frage nach der digitalen Gesellschaft auf dem alten
Kontinent erörtert.
800 Redner aus 45 Ländern und
über 6000 Teilnehmer erlebten
dabei, dass auch 2015 Internetsicherheit, Netzneutralität sowie
die Zukunft von Medienformaten
die inhaltlich bestimmenden Themen waren. Im gewohnten Veranstaltungsambiente der Station
in Berlin-Kreuzberg trafen sich
Vor- und Querdenker des Netzes
aus den Bereichen Politik, Kultur, Gesellschaft, Wissenschaft
und Technik, um sich einmal im
Real-Life auszutauschen und inspirieren zu lassen.
Das Themenspektrum reichte
von Netzpolitik, Netzsicherheit,
technische Innovation bis hin zu
Kultur und Medien, Bildung und
Musik. Das Highlight war in diesem Jahr der Vortrag des Astronauten Alexander Gerst, der sehr
lebhaft und sympathisch von seinem Einsatz auf der Raumstation ISS und seinem Spacewalk
berichtete.
(ks)
015
18/2
11. Mai 2015
Weltweit einzigartig: Berliner Philharmoniker wählen ihren neuen Chef.
von Andreas Müller
Berlin. Im Klassik-Olymp ist nur
wenig Platz. Götter kommen und
gehen, nicht aber die Berliner und
die Wiener Philharmoniker. Seit
vielen Jahrzehnten gehören die
beiden Orchester zur Weltspitze.
Doch es gibt einen gravierenden
Unterschied zwischen ihnen: An
der Donau gibt es keinen Chefdirigenten, an der Spree schon.
Hier herrscht ein demokratisch
gewählter Zeus auf dem begehrtesten Posten der Klassik-Welt.
Foto: Imago
12 Der Dirigent muss
noch zustimmen
Am heutigen Montag schließen sich die Türen hinter den
124 Musikern der Berliner Philharmoniker. Die Mobiltelefone
sind ausgeschaltet, ein Anwalt
ist anwesend. Vatikanische
Zustände in Berlin – Verschwiegenheit ist oberstes Gebot. „Wir
vertrauen den Kollegen. Niemand wird durch unüberlegtes
Handeln das gute Verhältnis mit
uns freundschaftlich verbundenen Dirigenten trüben wollen“,
betont Orchestervorstand Peter
Riegelbauer.
Was nun stattfindet, ist einzigartig: Die „Orchesterrepublik“
wählt. 107 Männer und 17 Frauen,
cd
geben ihre Stimme ab. Die Wahl
ist geheim, ausgezählt wird vor
Ort. Bringt der erste Wahlgang kein eindeutiges Ergebnis,
wird erneut abgestimmt. Erhält
ein Dirigent schließlich eine
klare Mehrheit, greift der Orchestervorstand sofort zum Telefon,
denn der Gewählte muss die Entscheidung noch annehmen.
Anschließend verkündet der
Orchestervorstand, wer ab der
Spielzeit 2018 neuer Chefdirigent sein wird.
Dass er das Amt auf Lebzeit
bekleiden wird, wie die Vorgänger Wilhelm Furtwängler und
Herbert von Karajan, ist eher
unwahrscheinlich. Deren Nachfolger, Claudio Abbado und
Simon Rattle, beendeten ihre
Amtszeit mit Vertragsende.
Jeder Maestro kann
es schaffen
Für die Philharmoniker ist die
Wahl besonders brisant, da manche Kenner bereits den Verlust
des charakteristischen dunklen
Klangs beklagen. Handwerklich
zwar perfekt, aber letztlich wie so
viele andere Orchester zu klingen,
kann sich ein Klangkörper im
Klassik-Olymp nicht leisten. Der
Neue an der Spitze muss also am
Profil arbeiten und ein Medienprofi sein.
Es wird nach drei Anwärtergruppen unterschieden. Es gibt
die alte Garde der Maestri mit
Daniel Barenboim (72, Staatskapelle Berlin), Mariss Jansons
(72, Symphonieorchester des
Bayrischen Rundfunks) und
Riccardo Muti (73, Chicago Symphony Orchestra). Ihnen stehen
die aufstrebenden Jungen gegenüber, Gustavo Dudamel (34, Los
Angeles Philharmonic Orchestra), Andis Nelsons (36, Boston Symphony Orchestra) und
Yannick Nézet-Séguin (40, Philadelphia Orchestra). Manche Kritiker erwarten eine Art Interimschef aus der alten Garde, bis einer
der jungen Kollegen im richtigen Alter ist. Auf dem Gipfel
ihres Schaffens und ebenfalls
aussichtsreiche Kandidaten sind
Riccardo Chailly (62, Gewandhausorchester Leipzig) und der
einzige Berliner in der engeren
Auswahl: Christian Thielemann
(56, Staatskapelle Dresden).
Jeden Maestro kann es treffen.
Und so ist die Wahl nicht nur ein
weltweit singuläres Ereignis. Sie
krönt den primus inter pares, den
Ersten unter allen Dirigenten. Die
Klassik-Welt hält den Atem an
und schaut gebannt nach Berlin,
wo Zeus gewählt wird.
SUDOKU
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el G
Senden Sie die vier Lösungszahlen,
lück
die sich aus den farbigen Feldern
!
ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
“Sudoku 18/2015” und Ihrer Postanschrift an:
[email protected]
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Der Gewinn:
Eine Outdoor-Kaffeepresse
Lösung der Ausgabe 16/2015:
1693
Gewonnen hat:
Paul Steinert
Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.
Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.