Artikel - OZ - Klinikum Südstadt

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Hansestadt Rostock
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Ein Vormittag bei
der Rostocker Tafel
Sechsmal wöchentlich holen Mitarbeiter der Tafel
Lebensmittelspenden ab.
Der Bedarf steigt. Seite 13
Seit 22 Jahren ist der krebserregende Baustoff verboten – in Rostock lauert er noch immer in vielen Gebäuden.
Rostock – Die Hansestadt Rostock
kämpft auch 25 Jahre nach der
Wende gegen die Folgen der Altlast Asbest. Die Onkologie der Südstadtklinik erwartet in den kommenden zwei Jahren einen Anstieg
an Asbest-Erkrankten. Betroffen
seien vor allem Ältere, die in der
DDR-Zeit in der Schiffbau- oder
Baubranche mit dem krebserregenden Stoff gearbeitet haben. Viele
Gebäude der Stadt sind nach wie
vor asbestbelastet. Der Kommunale Eigenbetrieb Objektbewirtschaftung (KOE), der die stadteigenen
Gebäude betreut, und der Vermieter Wiro sehen aber kein akutes Problem.
„2017 erwarten wir den Höhepunkt der Asbest-Erkrankungen,
die bösartig enden“, sagt Dr. Beate
Krammer-Steiner, Leiterin des Onkologischen Zentrums in Rostock.
Bis die Krankheit ausbreche, würden etwa 20 bis 30 Jahre vergehen.
Besonders Berufsgruppen, die bis
zum Verwendungsverbot 1993 täglich mit dem zerfaserten Material
ungeschützt arbeiten mussten, seien betroffen. Auf den Werften diente Asbest unter anderem als Isolationsmaterial. Wegen seiner feuerfesten Eigenschaft war es auch in
der Berufsbekleidung üblich. Beate Krammer-Steiner und Sven Förster, Oberarzt der Thoraxchirurgie,
sind sicher, dass nicht wenige in
Rostock zu DDR-Zeiten mit Asbest
in Berührung gekommen sind. „Es
sind winzige Nadeln, die durch das
Einatmen in die Lunge gelangen
und dort eine chronische Entzündung verursachen können“, sagt
die Ärztin.
Betroffene würden vor allem
über Luftnot klagen. Bewegungen
werden zunehmend anstrengender, die Leistungsfähigkeit nehme
stark ab. „Wer diese Symptome bei
GUTEN TAG,
LIEBE LESER
Mathias Otto
[email protected]
Ein Spaten
für die Ewigkeit
n Rostock wird ständig gebuddelt. Es dürften unzählige Spaten gewesen sein, die seit der
Wende für Spatenstiche im Einsatz
gewesen waren. Ein einzelner hätte mit Sicherheit nach wenigen Jahren den Geist aufgegeben. Anders
sieht es in Bentwisch aus. Hier
schwelgten die Offiziellen beim traditionellen Akt in Erinnerungen an
vergangene Projekte. Für den Spatenstich für das neue Gemeindehaus holte Bürgermeisterin Susanne Strübing ein scheinbar fabrikneues Modell hervor. Weit gefehlt.
Mindestens 22 Jahre hat es schon
auf dem Buckel. Zu erkennen an einer Gravur auf dem glänzenden
Blatt. Das Datum „17.August
1993“ stand darauf geschrieben –
der Spatenstich für das Hanse-Center. Bauplaner, Einwohner und Bürgermeisterin kamen ins Gespräch.
„Weißt du noch?“, „Kannst du dich
noch daran erinnern?“ Das neue
Gemeindehaus schien plötzlich
weit entfernt. Mit Sicherheit wird
das aktuelle Datum auf dem Spaten hinzugefügt. Und beim nächsten Projekt in vielleicht 20 Jahren
drehen sich die Gedanken nur
um den Spatenstich im Jahr 2015.
I
Die gebürtige Rostockerin Janina Pein
wohnt seit 33 Jahren fast ausschließlich in der Hansestadt. „Drei Jahre
war ich in Kiel zur
Lehre“, erzählt sie.
Doch Familie, Freunde und das Umfeld haben sie wieder zurück nach
Rostock gelockt. Janina Pein arbeitet
als Kellnerin. „Gerade bin ich aber in
der Elternzeit“, sagt sie. Mit ihrem
Partner ist sie seit etwa zwei Jahren liiert. Auch eine Hochzeit soll bald folgen. Ihre Freizeit verbringt sie am
liebsten mit Freunden am Meer oder
in der Innenstadt.
Foto: Nele Reiber
sich erkennt und früher viel mit
dem Stoff gearbeitet hat, sollte
über den Hausarzt einen Lungenarzt aufsuchen“, rät die Ärztin. Sie
glaubt, dass viele auch aus anderen Berufen seit Jahren unter
Asbestose leiden, ohne es zu wissen. Die Krankheit sei gut behandelbar. Ist die Lungenerkrankung
weit fortgeschritten, könne die Asbestose bösartig umschlagen und
zu Lungenfellkrebs führen. Zurzeit
betreut die Onkologie etwa 15 dieser Krebspatienten.
Die Verwendung von Asbest ist
in Deutschland seit 1993 verboten.
Dennoch gehen Experten davon
aus, dass 90 Prozent des Schadstoffes immer noch in den Gebäuden
existieren. „Vor allem in nicht-vollsanierten Häusern“, sagt Gero Lehwald, Chef einer Firma, die sich auf
die Beseitigung von Schadstoffen
spezialisiert hat und in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg,
Berlin, Niedersachsen und Hamburg tätig ist. „Im Außenbereich ist
Asbest dann gefährlich, wenn er
witterungsbedingt zerfasert und
die Struktur sich auflöst“, so Lehwald. Auf jeder Baustelle, zu der
seine zehn Mitarbeiter gerufen
würden, sei die Beseitigung von Asbest ein Thema. Er schätzt, dass etwa 25 aller Aufträge darauf beruhen. Die weit verbreiteten Well-Asbestzementdächer gebe es noch
vor allem in der Landwirtschaft, in
Gartenkolonien oder auf Garagendächern. Doch es gebe keine Sanierungs-Pflicht. Es sei denn, ein Dritter fühle sich gestört und meldet
dies beim Landesamt für Gesundheit und Soziales.
Asbest ist auch als Zusatzstoff in
Spachtelmasse und im Kleber verwendet worden. „Das sind zwar
nur Kleinstmengen, aber auch von
ihnen geht eine Gefahr aus, wenn
sie nicht vernünftig verarbeitet wurden“, sagt Lehwald. Zumindest
12°
13°
Min.
vormittags:
stark bewölkt
Max.
nachmittags:
wolkig
NIEDERSCHLAGSRISIKO
40%
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30 km/h
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Regenschauer
15°
Onkologie-Ärztin Beate KrammerSteiner befürchtet viele AsbestoseFoto: Ove Arscholl
Fälle in Rostock.
Verwaltungsbeamte der Hansestadt müssen sich keine Sorgen machen. Alle Verwaltungsstandorte
seien „ertüchtigt“, von Asbest befreit, sagt Nico Seefeld vom Kommunalen Eigenbetrieb Objektbewirtschaftung (KOE).
Der KOE ist auch für die öffentlichen Schulen zuständig. Da nicht
alle saniert seien, so Seefeldt, könne nicht pauschalisiert werden, ob
es in den Gebäuden noch Asbest
gebe. „Unserer Erfahrung nach ist
das aber nicht der Fall.“
Für den Bestand des größten Rostocker Wohnungsunternehmens
Wiro gilt: Seit den großen Sanierungen von 1992 bis 2004 seien die
Wohnungen asbestfrei, teilt Sprecherin Dagmar Horning mit. In der
Vergangenheit habe das Unternehmen in der Südstadt alte Heizungen fachgerecht entsorgen lassen,
mit Asbest gedämmte Giebel sowie belasteter Fugenkitt in den
Wohnungen der Stadtteile Südstadt, Evershagen und Lütten Klein
seien ebenfalls demontiert beziehungsweise entfernt worden, so
die Wiro-Sprecherin.
Verein für Asbest-Erkrankte gegründet
Mit Schutzmaske und -anzug entsorgen Männer der Schwaaner Firma
Lehwald die Asbestplatten. An vielen Gebäuden, die noch nicht kernsaFoto: Renate Peter
niert sind, finden sich Spuren dieses Baustoffs.
Die Verwendung von Asbest ist seit 1993 verboten
20
bis 30 Jahre dauert es, bis
Asbestose ausbrechen kann. Ein
Symptom ist Luftnot schon bei kleinen
Anstrengungen. Asbestose betrifft
Menschen, die jahrzehntelang mit den
Fasern in Berührung gekommen sind.
Seit 1936 ist Asbestose als Berufskrankheit anerkannt. Seit 1993 ist die Ver-
wendung in Deutschland verboten, seit
2005 in der gesamten EU.
2017
rechnen Experten mit
dem Höhepunkt an bösartig verlaufenden Asbestose-Erkrankungen. Patienten leiden dann an Lungenfellkrebs.
Die erste Selbsthilfegruppe des Landes will Betroffene unterstützen.
Rostock – Asbestopfer unterstützen
und Gleichgesinnte zusammenbringen: Das ist das Ziel des landesweit ersten Vereins „Asbestose
Selbsthilfegruppe“. Im Rathaus hat
der Bundesverband gestern die
Landesgruppe ins Leben gerufen.
Der Vorsitzende ist Karl-Ernst Eppler. „Es gibt Tausende, die in den
Werften jahrelang mit Asbest gearbeitet haben und jetzt eine Asbestose haben“, sagt Eppler. Viele würden nun unter den Folgen wie
Atemnot leiden. Er selbst arnoch viel höher“, sagt er.
beitete als SchiffsbetriebsinDer Verein wolle Betroffegenieur in Rostock und war
nen bei der schwierigen
nach der Wende der AmtsNachweisführung helfen.
leiter für Hafenwirtschaft in
Die Mitglieder können Exder Stadtverwaltung.
perten zu Rate ziehen, auch
Auch Sönke Bock von der
was unabhängige GutachIG Metall Küste bestätigt:
ten betreffe. Bei Interesse
„Die Zahlen an Menschen Karl-Ernst
können sich Betroffene bei
mit Asbestose sind an den Eppler
Karl-Ernst Eppler melden,
Werften-Standorten deutper E-Mail: karl-ernst-epplich höher als in anderen Gebieten. [email protected] oder per Telefon:
Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich 038207/706 92
kas
Citylauf: Die neue Strecke wird vermessen
Die Veranstalter freuen sich über steigendes Interesse. Anmeldungen sind jetzt auch bei der OZ möglich.
LOKALES WETTER
Donnerstag,
23. April 2015
Asbest: Ärzte warnen vor Krankheitswelle
Von Katarina Sass
GESICHT
DER HANSESTADT
11
Stadtmitte – Mehr als drei Wochen
bevor die ersten Läufer auf der neuen Strecke des Rostocker Citylaufs
am 17. Mai starten, laufen die Vorbereitungen für Roman Klawun
von der Agentur Pro Event auf
Hochtouren. Das neue Streckenkonzept stellt die Veranstalter vor
eine Mammutaufgabe, sorgt aber
auch für eine große Anmeldewelle.
„Seit der Ankündigung, dass für
die beiden langen Strecken eine
Fünf-Kilometer-Runde zur Verfügung steht, sind die Voranmeldungen für den 21,1-Kilometer- und
den 10-Kilometer-Lauf sprunghaft
angestiegen“, freut sich Klawun.
Die neue Fünf-Kilometer-Strecke
entlang der Steintorkreuzung, Rosa-Luxemburg-Straße, Bahnhofsvorplatz, Goethestraße und Am Vögenteich wurde gestern von Klawun und seinen Kollegen sorgfältig ausgemessen. Fast 100 Helfer
werden die Strecke am 17. Mai sichern, damit die Halbmarathon-
und 10-Kilometerläufer ihren Weg
ins Ziel finden. Aber auch auf der
altbekannten Drei-Kilometer-Strecke kann beim 23. Rostocker Citylauf wieder gestartet werden: über
drei und sechs Kilometer.
„Die Unterstützung durch Stadt,
Polizei und Rettungskräfte war bisher immer ganz großartig“, erzählt
Klawun. Angesichts des enormen
Aufwandes in diesem Jahr sei aber
eine verstärkte Streckensicherung
Roman Klawun (l.) und Mirko Schmidt von Pro Event vermessen die
Fünf-Kilometer-Runde an der Rosa-Luxemburg-Straße. Foto: Ove Arscholl
nötig. „Wir vertrauen darauf, dass
die Stadt uns dabei wieder unter
die Arme greifen wird.“
Für einen extra Kick werden
während des Wettlaufs die Schüler
des Innerstädtischen Gymnasiums
sorgen. Sie wollen die Läufer direkt „vor ihrer Haustür“ kräftig anfeuern. Autofahrer hingegen sollten um den Streckenbereich vor allem zwischen 10 und 14 Uhr einen
großen Bogen machen. „Der gesamte öffentliche Verkehr in diesem Bereich wird komplett umgeleitet“, kündigt Roman Klawun an.
Nur die Straßenbahnen würden
durchgängig fahren.
Wer sich seine Startnummer für
den 17. Mai noch nicht gesichert
hat, kann dies ab sofort auch bei
der OSTSEE-ZEITUNG im Servicecenter, Richard-Wagner-Straße 1a,
tun. Wer eine OZ-Abo-Karte vorzeigt, zahlt sogar nur die Hälfte der
Startgebühren.
e www.rostocker-citylauf.de
Polizei stellt
zwei Schleuser
im Seehafen
Seehafen – Dienstagabend gegen
21.30 Uhr sind durch die Bundespolizeiinspektion Rostock zwei mutmaßliche Schleuser festgenommen worden. Bei einer Autokontrolle kurz
vor der Ausreise konnten sich der
schwedische Fahrer (32) und sein
Beifahrer (35) ausweisen, eine vierköpfige Familie aus Syrien – ebenfalls im Auto – allerdings nicht. Erste
Ermittlungen ergaben, dass die Familie über die Türkei, Serbien, Ungarn, Österreich nach Deutschland
geschleust wurde, so die Polizei.
Drei Tage dauerte die Reise. Für die
vermeintlichen Schleusungen nach
Skandinavien habe die Familie einen hohen vierstelligen Betrag zahlen müssen. Gegen die beiden
Schweden wird nun wegen Verdachts der Schleusung ermittelt.
Die Familie wurde in die zentrale
Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Horst/Nostorf gebracht.