Gemeinsame Presseerklärung der ASF und Schwusos - SPD-NET-SH

Arbeitsgemeinschaft Lesben und Schwule in der SPD
(AG Schwusos SH)
Landesverband Schleswig-Holstein
Landesvorsitzender Gerrit Köhler
[email protected]
www.spd-sh-net.de/schwusos/
c/o SPD Schleswig-Holstein
Kleiner Kuhberg 28-30
24103 Kiel
Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen
Landesverband Schleswig-Holstein
Landesvorsitzende Sabine Gilleßen
[email protected]
mobil 0160-4427360
c/o SPD Schleswig-Holstein
Kleiner Kuhberg 28-30
24103 Kiel
Kiel, am 22. März 2015
Zur aktuellen Berichterstattung bezüglich der Entscheidung zum Hissen der Regenbogenfahne in Bad Segeberg
anlässlich des internationalen Tages gegen Homo- und Transphobie am 17. Mai 2015, erklären Sabine Gilleßen,
Landesvorsitzende der AG Sozialdemokratische Frauen in der SPD Schleswig-Holstein und Gerrit Köhler,
Landesvorsitzender der AG Lesben und Schwule in der SPD Schleswig-Holstein:
Rückschritt oder Unwissen?
Die Äußerungen des Bad Segeberger Bürgermeisters Dieter Schönfeld haben in der vergangenen Woche für
Verwirrung und Unverständnis gesorgt. Offensichtlich fehlt es dem Verwaltungschef in dieser Frage nicht nur
an Feingefühl, sondern auch an Hintergrundwissen.
Das Hissen der Regenbogenflagge am 17. Mai ist mittlerweile weltweit ein deutliches Zeichen gegen die immer
noch verbreitete Diskriminierung einer Lebenswirklichkeit, die auch heute noch geprägt ist von Ausgrenzung,
Ungleichbehandlung und – wie dieses Beispiel überdeutlich zeigt – von Vorurteilen und Unwissenheit!
Gerrit Köhler dazu: „Die „bunten Fähnchen“ sind eben kein Werbesymbol für einen „coolen, zeitgemäßen und
bunten Lebensstil“, sondern zeigen symbolisch die Realität auf, in der Lesben, Schwule, Bi, Trans- und
Intersexuelle Menschen im Jahre 2015 leben.“
Der Gedenktag geht auf einen Beschluss der Generalversammlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
zurück. Diese hatte am 17. Mai 1990 beschlossen, Homosexualität von der Liste der Krankheiten zu streichen.
Der 17. Mai wird seit 2005 als internationaler Tag gegen Homophobie begangen.
In vielen Teilen der Welt wird die Tatsache die eigene Sexualität zu leben mit Gefängnis, Folter oder gar dem Tod
bestraft. Alleine diese Umstände sollten das Hissen der Regenbogenfahne, die symbolisch für Toleranz,
Akzeptanz und Vielfalt steht, aus unserer Sicht schon rechtfertigen, handelt es sich hier doch um einen
internationalen Gedenktag.
In Deutschland müssen Lesben, Schwule, Bi, Trans- oder Intersexuelle Menschen zwar keine strafrechtliche
Verfolgung mehr befürchten, erfahren in ihrem Alltag jedoch auch heute noch allzu oft Ausgrenzung,
Beschimpfungen oder gar körperliche Anfeindungen bis hin zu gezielten brutalen Übergriffen.
Bis zum heutigen Tag gibt es kein beliebteres Schimpfwort auf unseren Schulhöfen als die „schwule Sau“,
transsexuelle Personen werden bei Auswahlverfahren im Rahmen der Bewerbungen um einen Arbeitsplatz
offen oder indirekt benachteiligt und haben nicht selten das Nachsehen gegenüber heterosexuellen
Mitbewerberinnen. Im professionellen Sport ist es für viele immer noch undenkbar zu ihrer sexuellen
Orientierung zu stehen und tut es doch einmal jemand, ist dies nicht etwa eine Randnotiz wert, sondern
beherrscht das mediale Interesse über Wochen und gilt hierzulande als Sensation.
Millionen homosexueller Menschen warten auch im Jahre 2015 noch auf die vollständige rechtliche
Gleichstellung ihrer Lebensformen mit der Ehe. „Mittlerweile ist Deutschland eines der wenigen Länder in
Europa, in der immer noch durch ein geringwertigeres Rechtsinstitut, genannt „Verpartnerung“ diskriminiert
wird. Auch eine Adoption ist nicht möglich. Das ist ein Unding in einer modernen aufgeklärten Gesellschaft,“
so Sabine Gilleßen, deren eigene Eheschließung in Brüssel hier nur auf dem Level der Partnerschaft anerkannt
wird.
Menschen dürfen nicht selten aufgrund ihrer Sexualität nicht in Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft
arbeiten oder laufen Gefahr, gekündigt zu werden.
Und auch heute darf kein Mann, der eine geschlechtliche Beziehung zu einem anderen Mann unterhält in
Deutschland mit seiner Blutspende Leben retten.
All diese und noch ungezählte weitere Tatsachen sollte man bei der Beurteilung der eigentlichen Bedeutung
dieses Tages beachten, bevor, wie in der aktuellen Diskussion vielfach geschehen, Vergleiche zum
internationalen Jogginghosentag oder dem Tag des Haustieres bemüht werden.
Wir freuen uns sehr, dass die SPD Fraktion in Bad Segeberg diese Bedeutung offenbar erkannt hat und unserer
Idee gefolgt ist. Am 17. Mai sollte von möglichst allen Rat- und Kreishäusern des Landes ein sichtbares Zeichen
ausgehen. Bad Segeberg sollte sich daran beteiligen wie andere Gemeinden es ganz selbstverständlich tun.
Das Hissen der Regenbogenfahne ist ein Zeichen für Vielfalt, das von vielen Menschen wahrgenommen werden
wird und deutlich macht, dass Ausgrenzung und Intoleranz in unserem Land keinen Platz hat.
Ein gutes und wichtiges Zeichen für Bad Segeberg, den Kreis und für Schleswig-Holstein.
Bad Segeberg wird, da sind wir uns sicher, in bester Gesellschaft sein, denn nach und nach beteiligen sich
weitere Städte, Gemeinden und Landkreise an unserem Aufruf und werden die Regenbogenflagge an diesem
international bedeutsamen Gedenktag hissen.
Die AG Schwusos SH und die ASF SH freuen sich über diese Entwicklung vor unseren Haustüren und danken
allen Unterstützerinnen und Unterstützern im Kampf für Vielfalt und Akzeptanz.
Gerrit Köhler
Landesvorsitzender
AG Lesben und Schwule
in der SPD Schleswig-Holstein
(Schwusos SH)
[email protected]
Sabine Gillesen
Landesvorsitzende
AG Sozialdemokratische Frauen
in der SPD Schleswig-Holstein
(ASF SH)
[email protected]