V o r t r a g & D i sk u ss i o n Sozialistische HochschulZeitung 6/15 #87 . Sozi a li st i sche Gruppe (SG) . Hochschu lgruppe Er l angen/Nür nberg w w w . s o z i a l i s t i s c h e g r u p p e . d e . sg @ s o z i a l i s t i s c h e g r u p p e . d e Was der elektronische „Gehaltsvergleich“ der IG-Metall wieder einmal beweist: Der Arbeiter ist ein viel, viel kleinerer Kapitalist Die IGM bietet auf ihrer Homepage unter der Rubrik „Service“ ihren Mitgliedern an, einen „Gehaltsvergleich“ zu machen: das eigene BruttoMonatseinkommen eingeben, einen der bestbezahlten Vorstandschefs auswählen und auf „Berechnen!“ klicken. Dann ergibt sich zum Beispiel „Mein Stundenlohn 19,70 EUR, Stundenlohn von Martin Winterkorn 6089,50 EUR“ und: „Um das Jahreseinkommen von 12 710 000 Euro zu erreichen, müsste ich so lange arbeiten: 305 Jahre, 6 Monate, 1 Woche, 6 Tage.“ An der Gegenüberstellung ist außer den korrekt ausgerechneten Zahlen 19,70 und 6089,50 nichts richtig. Nur wenn man beide Einkommen als etwas prinzipiell Vergleichbares, als Lohn für eine Stunde Arbeit auffasst, kann man sich wundern bzw. darüber aufregen, wie der Arbeiter Winterkorn in einer Stunde denn 300-mal so viel arbeiten, leisten, erzeugen soll wie der Durchschnittsmensch. Dabei zeigt schon der enorme Größenunterschied der Geldbeträge, dass es sich um ganz verschiedene Arten von Einkommen handelt. Der Stundenlohn des Arbeiters entgilt ihm nicht, was er erzeugt; er wird bezahlt für eine Arbeit, die sich für die Firma und ihre Aktionäre lohnt, nicht für den Arbeiter. Winterkorn dagegen wird gar nicht für Arbeit und ihre Dauer bezahlt, sondern dafür, dass er im Konzern das Kommando im Sinn der Rendite der Aktionäre ausübt und die dafür nötige Leistung aus den Beschäftigten herausholt. Er arbeitet nicht für fremden Gewinn, sondern wird an dem Gewinn beteiligt, für den er andere arbeiten lässt. Die IGM handelt in ihrem „Gehaltsvergleich“ also vom Klassengegensatz von Kapital und Arbeit – und das könnte sie auch wissen, schließlich vereinbart sie die Löhne ihrer Mitglieder mit Winterkorn und seinen Leuten ebenso, wie sie im Aufsichtsrat die Entgeltregelungen für die Spitzenmanager mitträgt; sie kennt also die Kriterien der jeweiligen „Entgeltfindung“. Ein Missverhältnis in der Bezahlung von Arbeit liegt da nicht vor. Und kein VW-Arbeiter braucht sich darüber zu wundern, dass er in einem ganzen Arbeitsleben nicht annähernd auf die Geldsumme kommt, die Winterkorn in einem Jahr verdient. Wenn die IGM aber nun per Gehaltsvergleich der Empörung über „Exzesse bei der Manager-Bezahlung“ Futter gibt, dann ehrt sie die Ausbeutung der Arbeitskräfte durch ihre kapitalistischen Anwender als persönliche Leistung der Arbeiter, die eigentlich mehr Bezahlung verdient hätte, und sie ehrt zugleich die berufsmäßige Ausübung der Ausbeuterrolle als ganz normale, nützliche und nötige – nur eben überbezahlte Arbeit. ● Frauen in die Aufsichtsräte – Manuela Schwesig gendert den Kapitalismus: Die Klassengesellschaft wird weiblicher Die Verabschiedung des Gesetzes zur Frauenquote durch Bundestag und Bundesrat im März erklären seine Macher zu einer Sternstunde der Frauenemanzipation. Gefeiert wird das „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst“ als eine „Initialzündung für mehr Gleichberechtigung“, die „einen Kulturwandel in Deutschland“ einleitet (Staatssekretär Kelber). Die Familienministerin spricht sogar von einem „historischen Schritt“, dem als „nächster Schritt zur Gleichberechtigung“ der „Gesetzentwurf für mehr Lohngerechtigkeit zwischen Männern und Frauen“ (Tagesschau, 27.03.2015) folgen soll. Über diesen „größten Beitrag zur Gleichberechtigung seit Einführung des Frauenwahlrechts“ (Maas, SPD) können sich demnächst also ca. 250 handgezählte Spitzenfrauen freuen: Ab dem 1. Januar 2016 müssen in rund 108 börsennotierten Unternehmen Frauen bei der Besetzung von Aufsichtsratsposten zu 30 % berücksichtigt werden – sonst bleibt die Stelle unbesetzt –, und „3500 weitere Firmen müssen sich ab 2015 zumindest verbindliche Ziele für die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen setzen“ (Manager-Magazin, 6.3.). Die politischen Gestalter der sozialen Verhältnisse legen offenbar großen Wert auf Frauen in der Spitze von Konzernen. Dass die dort bislang unterrepräsentiert sind, finden die Gesetzgeber ungerecht, handelt es sich doch bei diesen Jobs um die mit den größten Machtbefugnissen und der höchsten Bezahlung. Dabei spielt das, was die neuen Frauen da im Dienste des großen Kapitals künftig machen sollen, jenseits der abstrakten Bestimmung, sie sollten eben vermehrt „führen“, keine Rolle. → Flüchtlinge ... vom Kapitalismus als Überbevölkerung beurteilt, von den europäischen Staaten als humanitäres Problem genommen und als Last definiert Donnerstag, 25. Juni 2015, 20:15 Uhr, Südpunkt, Raum E 17, Pillenreuther Str. 147, Nürnberg Debattiert wird so: •• Manche werfen der EU vor, sie kümmere sich zu wenig um die Rettung der Flüchtlinge; andere schlagen als beste Verhinderung für das Massensterben vor, sie erst gar nicht an Bord von Schiffen zu lassen. •• Manche fordern zum Jagen von Schlepperbanden auf; andere erinnern daran, dass Flüchtlingsretter mal als Helden gefeiert wurden. •• Manche verurteilen die EU für ihre menschenfeindliche Abschottungspolitik und fordern offene Grenzen; andere befürchten, die Aufnahme aller Elenden dieser Welt könnte die hiesigen Gemeinwesen sprengen. •• Manche sehen in der puren Masse an Flüchtlingen einen Missbrauch des Asylrechts und verlangen dessen Verschärfung; andere fordern eine geregelte Einwanderung. •• Manche setzen sich in ihren Gemeinden für eine Unterbringung der Flüchtlinge ein; andere sammeln Unterschriften gegen Asylantenheime. Wenn mit wohlmeinenden bis giftigen Vorschlägen der Umgang mit den Flüchtlingen problematisiert wird, sind all die Fragen ausgeblendet, die zum Kern der Sache führen: Worin besteht überhaupt das Problem, wenn Leute ihren lokalen Bedrohungen entfliehen und in die Zentren der Weltwirtschaft einwandern? Warum stellen wagemutige junge Leute, die für ihre Flucht gewaltige Kosten und Gefahren auf sich nehmen, eigentlich eine Last für die Zielländer dar? Und überhaupt: Wenn das Überleben dieser Leute davon abhängt, dass Politiker sie aus purer Menschlichkeit aus dem Wasser fischen lassen, was sagt das über den politökonomischen Zustand dieser Welt? Antworten hierauf wird der Vortrag geben. Argumente gegen das Da f ü r s e i n Zeitschrift GegenStandpunkt www.gegenstandpunkt.com Vortragsmitschnitte als Audio und Video www.argudiss.de video.sozialistischegruppe.de Kritik der bürgerlichen Wissenschaften www.wissenschaftskritik.de Lesekreise zu Karl Marx’ „Das Kapital“ www.kapital-lesen.com → „Frauen in Aufsichtsräte“ 1. Zwei Prachtexemplare „weiblicher Führungsstärke“ machen aber bereits vor, was in Zukunft für immer mehr Quotenfrauen möglich sein soll. Die Firma Siemens setzt große Hoffnungen in eine Janina Kugel, die Anfang des Jahres als Personalvorstand „eine Schlüsselposition im Konzern übernimmt“ und für 341 000 Mitarbeiter „zuständig ist“. Sie wird also zum Nutzen der SiemensAktionäre Entscheidungen fällen über die Arbeit, die andere Leute zu machen haben; sie wird diese kontrollieren und ihnen sagen, für welches Geld was zu tun ist; und sie wird aus ihnen mit Hilfe vieler Untergebener beiderlei Geschlechts die Arbeit herausholen, die die Siemens-Eigentümer noch reicher macht, und, wo dies nicht der Fall ist, solche Arbeit abschaffen. Deshalb hat sie in ihrer Funktion „als neue Arbeitsdirektorin“ unter anderem die Aufgabe, „in Deutschland 3300 und weltweit 7800 Stellen zu streichen“ (FAZ, 4.4.). Das soll man einfach super finden. Jetzt nicht direkt die Entlassungen, obwohl die schon irgendwie – leider natürlich – nötig sein werden; aber dass eine Frau sich dieser „konfliktreichen Aufgabe“ stellt, das soll einen schon begeistern: „Es ist eine atemberaubende Karriere für die resolute gebürtige Stuttgarterin. … Dabei übernimmt die Mutter von Zwillingen als neue Arbeitsdirektorin eine alles andere als leichte Aufgabe. … Die Strukturen sind noch immer starr, zudem sollen Tausende Stellen gestrichen werden, viele Mitarbeiter müssen sich intern auf neue Jobs einstellen. Das birgt viel Potential für Konflikte. … Kugels Vorgänger sind alle gescheitert.“ (SZ, 27.1.) Offenbar hielten es Frauenfreunde für einen echten Fortschritt der Gleichberechtigung, wenn nunmehr Frau Kugel bei der rentabilitätsorientierten Um- und Wegorganisation tausender Arbeitsplätze erfolgreicher wäre als ihre männlichen Vorgänger. Soll man sich wirklich vorstellen, dass der Verlust des Einkommens durch Entlassung einen Betroffenen weniger hart ankommt, wenn die Entscheidung gegen seine Lebensverhältnisse durch eine zweifache Mutter getroffen wurde? Die Frage ist unpassend, weil es hier entschieden um die exemplarische Erfolgsgeschichte einer Frau an den Schalthebeln des unternehmerischen Privateigentums gehen soll, weswegen an dieser Stelle nicht interessant ist, dass die weibliche Führungskraft massenhaft anderen Leuten das Leben schwer macht, sondern an sich selbst hohe Ansprüche stellt: einer Frau, die, „ganz Familienmensch“, in all ihrer Weiblichkeit auch für die notwendigen Härten globaler Unternehmerverantwortung einsteht und dafür unsere Sympathie verdient. Und darüber hinaus unsere Bewunderung, wenn sie das, was sie mit der ihr ausgelieferten Belegschaft vorhat, ganz munter als Betätigung ihrer persönlichen Neigung zum Aufräumen ankündigt: Die „Konflikte“, die sie zu Lasten der Belegschaft anzetteln will, schrecken sie nämlich nicht, hatte sie doch „immer mit Veränderungen zu tun, meist mit Situationen, in denen Dinge umgekrempelt werden müssen“ (Human Resources Manager, 5.12.14). Solche Frauen braucht das Land – nicht immer solche, die dauernd ihre Wohnung umräumen, sondern solche wie die Kugel, die als Frau führt und von Berufs wegen die Existenzen tausender Siemens-Beschäftigter „umkrempelt“ – und nebenher noch ihre Zwillinge und ein „kleines Familienunternehmen managt“! * Während Kugel bereit ist, ein Kommando in der wirklichen Arbeitswelt einer globalen Firma zu übernehmen, spielt eine andere Vorzeigefrau, Christine Lagarde, Chefin des IWF, ihre Rolle auf dem Feld der internationalisierten finanzpolitischen Herrschaft der den IWF beherrschenden Weltmächte. Ihr erweist die SZ unter der Rubrik „Finanzfrauen“ die nächste Reverenz. Als „Schlüsselfigur“ des „internationalen Finanzparketts“ hat sie es auch „ganz nach oben“ geschafft und bewiesen, dass Frauen sich auch als Führungsfiguren in der internationalen Finanzwelt bewähren können. Sie mischt nicht nur wie Kugel eine Weltfirma, sondern ganze Länder auf. In der Welt der Nationalbanken und ihrer Staatsschulden ist sie als Charaktermaske des imperialistisch verwalteten Reichtums und dabei ganz „bewusst“ als „Frau“ zu Hause: „Lagarde ist sehr bewusst Frau. Sie äußert sich schon mal scharf gegen Sexismus, hält die Beteiligung von Frauen für einen Schlüssel zu Wachstum und Wohlstand … In Krisenzeiten seien Frauen die besseren Führungskräfte, sagte Lagarde einmal …“ (SZ, 28.2./1.3.15) Was sie da in ihrer „Führungsposition“ zu tun hat, ist zwar hier nicht von Belang, jeder Interessierte kann es aber den Nachrichten entnehmen: Mit ihrem Währungsfonds teilt sie Staaten Kredit zu, anderen, die die vorgegebenen Konditionen nicht einhalten, verweigert sie ihn. So entscheidet sie mit über Wohl und Wehe von Nationen, deren kapitalistisches Lebensmittel der Kredit ist, und die ihn durch die Zurichtung ihrer Völker nach den Renditeanforderungen der Gläubiger als ihr Lebensgesetz anzuerkennen haben. Dass das gerade die verarmten Massen Griechenlands empfindlich zu spüren bekommen, nimmt kein Freund der Gleichberechtigung einer Frau wie Lagarde übel. Sie tut, was getan werden muss, und sie tut es als Frau, die sich jeder erforderlichen Härte fähig zeigt; die damit ihre Qualifikation beweist, und der man – schließlich soll sie ja als Ausbund femininer Führungsstärke gefeiert werden – dann auch noch unbesehen den dummen Spruch abnimmt, dass die Abwicklung der Einkommensquellen eines ganzen Volkes durch eine weibliche „Führungskraft“ mindestens genauso gut, ja eher besser, bewerkstelligt werden kann als durch eine männliche… 2. Die eine Führungsfigur setzt mit viel Laune zum „Konflikt“ bei Siemens rentablere Arbeit und weniger Arbeitsplätze durch, die andere kujoniert über den IWF ganze Staaten. Die „Führungspositionen“ dieser mustergültigen Flintenweiber des Kapitalismus zeugen von dem Gegensatz, in dem ihre Tätigkeit zur Mehrheit der Frauen und Männer steht, seien sie Angehörige eines Betriebes oder eines zinspflichtigen Staatsvolkes. Das soll aber mitten im rasanten Fortschritt der Gleichberechtigung per Quotengesetz keine Rolle spielen. Da will der Begeisterung für diesen „Kulturwandel“ in Aufsichtsräten und anderswo eben einmal etwas anderes wichtig sein: Sie pocht an so einem gesetzlichen Feiertag der Frauenrechte darauf, die soziale Identität des Menschen läge noch allemal in seinem Geschlecht, und bläst den kleinen Unterschied zu so respektabler Größe auf, dass der Herrschaftscharakter der Führungsaufgaben in dieser Gesellschaft dahinter glatt verschwinden soll. Dass es für Führungsaufgaben Geführte braucht, versteht sich von selbst. Die Diskriminierung der sozialen Klassen durch ihre Verteilung auf die Hierarchie der Berufe und der mehr oder minder auskömmlichen Einkommen geht denn auch völlig in Ordnung, wenn endlich die Geschlechterdiskriminierung überwunden ist, die Kommandohöhen der politischen und ökonomi- schen Herrschaft auch für Frauen erreichbar sind und wirklich nur mehr die Leistung im Dienst an fremdem Eigentum über gesellschaftlichen Rang und Teilhabe am Reichtum entscheidet. * Die Ankündigung, dass der gesetzlichen Verpflichtung von Aktiengesellschaften, in ihren Aufsichtsräten demnächst auch eine Frauenquote zu erfüllen, „als nächster Schritt“ und wie im selben Geiste die „Lohnangleichung von Männern und Frauen“ folgen soll, die außerhalb von Aufsichtsräten arbeiten, ist für Schwesig und Nahles dann eine ihrer leichtesten Übungen. Nach dem großartigen Erfolg in Sachen Geschlechtergleichstellung in den Führungsetagen, wo Herrschaft und Ausbeutung in den Betrieben organisiert werden, versprechen die zuständigen Ministerinnen – so als wäre es ungefähr dasselbe – den Fortschritt demnächst gleich auch noch auf die uralte Praxis des Kapitals zu erstrecken, das weibliche Geschlecht als Konkurrenznachteil zu betrachten und so für die Einsparung von Löhnen bei den Objekten von Herrschaft und Ausbeutung auszunutzen – um das genauso uralte Ideal vom „gleichen Lohn für gleiche Arbeit“ zum tausendsten ● Mal aufzuwärmen. Aus: GegenStandpunkt 2-15, siehe Kasten! p o l i t i s c h e v i e r t e l j a h r e sZ e i tschrift i n h a lt d e r n u mm e r 2 -15 Wie Europa vorankommt... Die frühere Vorstellung, mit der Währungsunion würde quasi sachzwangmäßig und ohne dauernde Widerstände dank der Einsicht in den allseitigen nationalen Nutzen auch die politische Union vorankommen, hat sich gründlich blamiert. Europa kommt ganz anders voran als damals vorstellig gemacht. Statt einem ‚gemeinsamen Zusammenwachsen‘ findet über Euro-Krise und Ukraine-Krieg ein Kampf um die Unterordnung der Mitgliedsländer unter ihre Gemeinschaftsinstitutionen und unter die Nationen statt, die deren Inhalt und Programm bestimmen. Wenn in diesem Kampf die Androhung des Ausschlusses aus dem Euro-Verbund bzw. die Sorge vor dessen Zerstörung ihre Wirkung entfaltet, dann ist die Union vom nationalen Mittel zu einer Existenzbedingung geworden. Die EU-Staatengemeinschaft lebt nicht mehr vom Versprechen allseitigen nationalen Nutzens, sondern davon, dass man ihr nicht mehr schadlos auskommt – die harten Konsequenzen der eingegangenen Abhängigkeiten werden vom Hauptgewinner der Krisenkonkurrenz vorbuchstabiert. Damit müssen die anderen Nationen im Euro fertig werden. Die Antworten Frankreichs auf Krise und Krieg in Europa: Frankreich kämpft gegen seinen ‚Niedergang‘ – und stärkt so Merkels Europa Das krisen- und konkurrenzgeschädigte Frankreich konkurriert und kooperiert – mangels Alternative – nach den von Berlin durchgesetzten Richtlinien mit Deutschland um die Rolle einer Mit-Führungsnation bei der Durchsetzung eines verbindlichen Euro-Regimes. Und es konkurriert und kooperiert mit Berlin auch hinsichtlich einer europäischen Antwort auf die ‚Herausforderung‘, „Der Frevel von Mossul“ (SZ): Ein Lehrstück über Kultur und Gewalt Wie sich der islamistische Krieg gegen die Kultur die Antwort der abendländischen Kultur des Krieges verdient Ende Februar lassen sich IS-Milizionäre dabei filmen, wie sie im Museum von Mossul im Irak antike Statuen vom Sockel stürzen, die Bruchstücke mit Vorschlaghämmern und Schlagbohrmaschinen zertrümmern, unter „Allahu akbar“-Rufen den Koran rezitieren und ihre Vorfahren von den alten Sumerern bis zu den Assyrern verdammen, weil sie „Götzen angebetet und mehr als nur einen Gott verehrt“ hätten (zitiert nach SZ, 28.2.2015). Ganz offensichtlich messen die IS-Soldaten den Relikten der Vergangenheit die Bedeutung einer ganz falschen nationalen Kultur zu, die ihrer monotheistischen Sittlichkeit, die sie zur Räson ihres neuen Kalifat-Staates zu machen gedenken, entschieden widerspricht. Mit dem Eifer von Staatsgründern räumen sie auch die kulturellen Prunkstücke der alten irakischen Staatlichkeit dedie der Ukraine-Krieg für den europäischen Weg der ‚Osterweiterung‘ bedeutet, der im Fall Ukraine in eine offene Gewaltaffäre gemündet ist. Den militärischen Einspruch Russlands gegen das Ausgreifen der EU will Paris nicht hinnehmen, aber auch nicht mit einer Strategie der militärischen Drohung und Eskalation unter Führung der USA beantworten – ein imperialistisches Drangsal, das Frankreich im Ringen um strategische Führung in Europa schon wieder zur Zusammenarbeit mit Deutschland nötigt. An Griechenland wird ein Exempel statuiert Die griechische Linksregierung arbeitet sich daran ab, mit ihrem bankrotten Staat den harten Konsequenzen eines Euro-Regimes auszukommen, ohne aus dem gemeinsamen Geldverbund auszuscheiden, zu dem Athen keine national brauchbare Alternative sieht. Vergeblich, dank einer deutschen Regierung, die Griechenland vor die Alternative stellt: Euro-Kredit nur gegen ein rigoroses auswärtiges Kommando über den Staatshaushalt, also Geld gegen Souveränitätsverzicht oder bankrott. Damit ist nicht nur Griechenland gemeint: Mit Griechenland als Exempel wollen Schäuble & Co Euro-Europa insgesamt auf die Erfordernisse eines weltweit geschäftsfähigen Euro, auf ein dementsprechend rigoroses nationales Haushaltsregime festlegen. Das Ende von South Stream: Das ‚gemeinsame Haus‘ von Kohl und Gorbatschow wird entmietet Bulgarien und sein Energiesektor – die marktwirtschaftliche Karriere zum failed state in der EU ansonsten: Der Kopf als Revenuequelle: Die Widersprüche des geistigen Eigentums Das ‚geistige Eigentum‘ ist als internationaler politischer Streitgegenstand öffentliches Thema geworden. Der Umkreis strittiger Ansprüche reicht monstrativ ab und verbreiten ihre Tat publikumswirksam als Video übers Internet. Die christlich-abendländische Öffentlichkeit ist sich angesichts der Vorfälle in Mossul in einem sofort einig: Mit der Zerschlagung der antiken Steinfiguren ist viel mehr kaputtgegangen als ein paar steinerne Zeugen vergangener Herrschaften. Sie nimmt den Kulturkampf, den sie in den Zerstörungen ausmacht, nicht minder ernst als der IS: Die Verwüstung der Denkmäler ist ein Anschlag auf ‚uns‘, auf alles Gute, was wir repräsentieren und wofür wir einstehen. In diesem Sinne wird einhellig eine Art höherer Schadensbilanz erstellt, aus der sich ergeben soll, warum und inwiefern es ein Frevel allergrößten Kalibers ist, wenn altertümliche Steinfiguren mit der Spitzhacke geschleift werden: – Das Verbrechen des IS besteht erstens im Diebstahl an der Identität des irakischen Volkes: „Naheliegender (als die zerstörten Figuren auf dem Kunstmarkt zu Geld zu machen; d.V.) ist, dass der Kalif den Irakern mit seiner Zerstörungsorgie vom Eigentumsschutz künstlerischer Machwerke bis zum Respekt vor dem Eigentumsrecht an naturwissenschaftlichen Entdeckungen und technologischen Erfindungen – Urheberrechte, Patente, Marken –, das alles will als immaterielles Eigentum geschützt und respektiert sein. Anlass für den GEGENSTANDPUNKT, die Widersprüche des geistigen Eigentums zum Thema zu machen und den Gehalt des Streits um das ‚geistige Eigentum‘ kritisch zu würdigen. Außerdem wie immer: Chronik – kein Kommentar! U.a. mit: •• Ein Flüchtlingsproblem gelöst: Kosovaren zurück in den Kosovo •• Neues aus der deutschen Willkommenskultur: Die Wanderarbeiter aus Osteuropa – der willkommene Bodensatz des deutschen Proletariats •• Streiks bei der Post: Die Post AG macht die Sozialpartnerschaft kaputt – ver.di kämpft um deren Rehabilitation •• Germanwings-Flug 9525: Vom guten nationalen Sinn einer Katastrophe •• Deutschland erinnert die Türkei an ihr Massaker an den Armeniern: Zeit für das V-Wort GegenStandpunkt 2-15 0941-5831 132 Seiten € 15.– Als Ebook oder im Buchhandel erhältlich: Erlangen: Ex Libris, Bismarckstr. 9 Fürth: Edelmann, Fürther Freiheit 2A Nürnberg: Bahnhofsbuchhandel / Rüssel, Löwenberger Str. 10 / Jakob, Hefnerspl. 8 / Frenkel, Fürther Str. 9 Im Lesesaal der Universitätsbibliothek: H40/Z pol 16. www.gegenstandpunkt.com die Identität stehlen will. Wenn die vorislamische Vergangenheit des Zweistromlandes als von Gott verworfen dargestellt wird, bleibt den Nachfahren der Mesopotamier als Heimat nur das Kalifat.“ (SZ, 28.2.) Da kennen sich die Vertreter westlicher Leitkultur aus: Erst klaut der Kalif den Irakern ihre kulturelle Identität, und dann setzt er sich und seine islamistische Ideologie bruchlos an die frei gewordene Leerstelle, damit ihm dann die Heimatverbundenheit, also die Loyalität der Iraker, einfach in den Schoß fällt. Ein interessantes Menschenbild, das die Feingeister von der SZ da von den Irakern entwerfen. Wenn ein Museum kaputt ist, dann ist auch dem irakischen Volk sein ganzes Weiß-warum-und-wohin, seine „Identität“ eben, sein ganzer Lebenssinn verloren gegangen. Weil die Iraker in diesen Kriegszeiten und überhaupt aber nichts dringlicher brauchen als eine verbindliche Sinnstiftung für ihre völkische Gemeinschaft, klammern sie sich, weil sie sonst nichts haben, ersatzweise vielleicht sogar an die ganz anders gestrickte Ideologie des IS-Kalifats ... Wer so manipulativ denkt, der nimmt offenbar den verlogenen Schein der nationalen Sinnstiftung, den die staatlich-pompöse Ausstellung nationaler Kulturgüter erzeugen soll, bitter ernst. Liebhaber der Kultur wollen an den Blödsinn glauben, dass sich Menschen ihre „Identität“ als Völker und Nationen in einer gemeinsamen kulturellen Vergangenheit von Bildern, Literatur oder eben hier von 3000 Jahre alten Steinfiguren bilden, als höhere und ganz zweckfreie Gemeinschaften. Und diese echte „Identität“ macht der IS eben kaputt und nutzt den Schaden für sich unbillig aus. – Beim Missbrauch identitätsstiftender Kultur fürs irakische Volk bleibt es zweitens aber nicht. Eine Woche später fällt der SZ-Redaktion eine noch schlimmere Folge des Verlusts der kulturellen Vergangenheit ein: „Natürlich ist es wichtiger, Leben zu retten als Tempel und Statuen. Doch wer den Menschen nur die Existenz lässt, aber ihnen ihre Vergangenheit nimmt, der degradiert sie, der tötet langsam – so wie es der IS im Irak tut.“ (SZ, 6.3.) Eine interessante Abwägung, die der Autor da zwischen Leben und Tempeln trifft: Erst erklärt er die Rettung von Menschenleben zur Hauptsache – was ja selber schon eine reichlich verfremdete positive Deutung des Kriegs gegen den IS ist –, um in der zweiten Hälfte schnurstracks die Zerstörung der Kulturdenkmäler dann „doch“ mit dem Angriff auf das Leben der Menschen im Irak gleichzusetzen. Ein „degradiertes“ Leben in bloßer ‚nackter‘ Existenz, also ohne den Sinn, der sich einstellt, wenn man so auf seine 3000 Jahre lange kulturelle Geschichte zurückschaut, das kommt den Kulturmenschen von der SZ letztlich wie ein in die Länge gezogener Totschlag vor, quasi Völkermord auf Raten – auch so kann man auf einen Kriegsschauplatz blicken und einem Eingriffstitel schon ein wenig näher kommen, als wenn es nur um „Tempel und Statuen“ ginge ... – Drittens aber und vor allem richtet sich das Abbruchwerk des IS, dieser „Frevel von Mossul“, so gesehen gegen noch viel mehr: : „Ihre (der Altertümer, d.V.) Vernichtung bezeugt, dass der Hass des IS nicht den einzelnen Widerständigen in der Region gilt, sondern der Menschheit überhaupt. Wenn diese Altertümer zerstört werden, sind wir alle gemeint.“ (Zeit, 5.3.) Einzelne militärische Widerständler beseitigen, um eine Region zu erobern, ist auch nicht schön, wäre aber irgendwie nach den Maßstäben der Kriegführung noch verstehbar. Unschuldige antike Denkmäler aber so zu zerstören, dass → D i sk u ss i o n sv e r a n s ta lt u n g i n E r l a n g e n Das Menschenrecht – Heiligenschein der Staatsgewalt Wenn Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken, afghanische Hochzeitsgesellschaften von Militärdrohnen getötet oder Dissidenten in Gefängnisse weggesperrt werden, dann prangern kritische Zeitgenossen Menschenrechtsverletzungen an. Ausgerechnet dem staatlichen Gewaltapparat, der über das Leben von Leuten entscheidet, werfen sie vor, er verstoße gegen Normen, denen er doch eigentlich zu genügen hätte. Damit ersparen sie sich jeden Blick auf die staatlichen Interessen, die Leute zu Opfern machen, weil sie durch sie als Überbevölkerung, „Kollateralschäden“ oder als Staatsfeinde definiert sind und entsprechend behandelt werden; und auf die politische Ordnung, aus der diese Interessen erwachsen und deren Organisation staatliche Aufgabe ist. Stattdessen haben Leute, die im Namen der Menschenrechte kritisieren, als Grund für die angeprangerten Brutalitäten die Abwesenheit einer rechtlichen Schranke ausgemacht. Dass Politiker zur Legitimierung ihrer Taten oft auf die geltende Rechtslage verweisen können, die sie geschaffen haben, lässt Menschenrechtsgruppen kalt. Sie haben eine höhere Art von Recht im Auge: das aus der Natur des Menschen entspringende Recht auf Respekt durch die staatliche Obrigkeit. Wofür sie sich da einsetzen, ist der Sache nach eine Paradoxie: ein Recht nicht durch, sondern gegen den Staat; ein Regelwerk, das nicht wie sonst üblich die Bürger, sondern die Staatsmacht zu Wohlverhalten verpflichtet; eine Verpflichtung eines Subjekts, das selbst gar keiner Gewalt unterliegt, die es verpflichten könnte. Grund genug, einmal Abstand davon zu nehmen, sich damit zu befassen, ob und inwieweit die Menschenrechte eingehalten werden, und stattdessen einmal zu fragen, was das eigentlich für eine Sache ist, das Menschenrecht, und es selbst zum Gegenstand der Kritik zu machen. Montag, 22. Juni, 19:15 Uhr, Sprecherrat (1. OG), Turnstr. 7, Erlangen gleich der ganzen „Menschheit“ das Hören und Sehen vergeht, da hakt es bei „uns“ endgültig aus. Wer so etwas tut, grenzt sich selbst aus eben dieser „Menschheit überhaupt“ aus, weil er sich frevelhaft an ihren Symbolen vergreift. Offenbar machen es westliche Demokraten einfach nicht mehr unter den allerhöchsten Titeln, wenn es um den IS geht. So ist auch der islamistische Denkmalsturz auf der Höhe angesiedelt, wo ihn die Fachleute für Kultur und Kunst angemessen verortet haben wollen. Damit ziehen sie den denkbar dicksten moralischen Trennungsstrich zwischen den kultur-, also wertelosen Barbaren des IS einerseits und uns allen andererseits als Vertreter und Hüter der menschlichen Zivilisation. In diesem Geist präparieren die Kulturkenner dann die eigentliche Bedeutung der musealen Trümmer als „Menschheitserbe“ heraus, das nun ein für alle Mal „pulverisiert“ ist. Die Interpreten von Zeit und SZ finden ohne Probleme auch an mesopotamischen Artefakten aus dunklen Vorzeiten die idealistischen Weihen für ihre Welt als Inbegriff des Menschlichen, um den Islamismus ins wertemäßige Abseits des Unmenschlichen zu stellen: „Die Altertümer, die nichts Spezifisches darstellen, symbolisieren die Menschheit schlechthin. Sie sprechen davon, dass zu anderen Zeiten die Menschen anders lebten, anders glaubten, und also auch an jedem anderen Ort anders leben und glauben können. Sie bezeugen, dass die Menschheit viele Möglichkeiten hat und keineswegs naturbestimmt und glaubensnotwendig nach der Lebensform des Islamismus strebt.“ (Zeit, 5.3.) Wer sowas an einem zerstörten geflügelten Stier aus dem Nergal-Tor entdeckt, ist über nüchterne Fragen der Archäologie, etwa zu wessen Lobpreis ein Steinmetz die Figur aus einem mesopotamischen Felsen herausgehauen hat, natürlich weit hinaus. Der europäische Kunstkenner legt in das Kunstwerk verständig hinein, was es ihm dann sagt, und betreibt ganz weltoffen kulturelle Traditionspflege: Die zerstörten Altertümer stellen erstens nichts Bestimmtes dar, weshalb sie zweitens so gut wie alles symbolisieren, nämlich die Menschheit schlechthin. Drittens leitet dieser dialektische Gedanke zur Frage über, als was die Steinplastiken die Menschheit repräsentieren – sie sprechen als Kronzeugen davon, dass die Menschheit, in Gestalt von ‚uns‘ als ihren wahren Repräsentanten, im Respekt vor dem AndersseinKönnen Toleranz übt, dass die Altertümer also von einem ‚unserer‘ Höchstwerte künden – und den will der IS kaputt machen. Womit man wieder beim IS und seinem Programm angelangt wäre. Ja, genau das will der IS, wenn er alte Steinfiguren zertrümmern lässt – mit Füßen auf „unseren Höchstwerten“ herumtrampeln. So nehmen beide Seiten also diese Figuren auf lächerliche Weise fürchterlich ernst. Der entscheidende Unterschied liegt aber gar nicht bloß in der politischen Absicht, die damit verbunden ist: muslimisch begründete sittliche Gemeinschaft auf der einen Seite, westlich demokratisch-freiheitliche Marktwirtschaft auf der anderen. Wenn die westlichen Freunde antiker Kulturdenkmäler folgenden Schluss ziehen: „Mit der Zerstörung einzigartiger Kulturgüter im Irak fordert der IS die Weltgemeinschaft heraus ... die Mossuler Zerstörungsorgie könnte einen Prozess befördern, an dessen Ende eine internationale Koalition härter gegen den IS vorgeht als bisher.“ (SZ, 28.2.), dann wird daran eine qualitative Differenz in der Moral beider Seiten deutlich. Für die Islamisten geht es tatsächlich darum, eine von Gott abgeleitete Moral inklusive aller darin begründeten Scheußlichkeiten gegen die ihr unterworfenen Menschen praktisch wahr zu machen. Für den Westen ist die in Stein gemeißelte Toleranz nicht mehr und nicht weniger als ein – nicht nur – für schöngeistige Intellektuelle zurechtgestrickter Ehrentitel für eine militärische Aufräumaktion im Nahen Osten, deren Zielsetzung ganz bestimmt ● nicht vom Feuilleton diktiert wird. Aus: GegenStandpunkt 2-15, siehe Innenteil! Tunesien: Unser Strandhotel im Visier des Terrors „Terror erschüttert das Urlaubsland Tunesien“, meldet die Süddeutsche Zeitung Mitte März, und mit der Schlagzeile über dem Bericht vom Anschlag einer islamischen Gruppe auf das BardoMuseum in Tunis steht schon fest, wie deutsche Journalisten auf Tunesien blicken. Die Rede vom „Urlaubsland“ geht ganz unbefangen von einer feststehenden, diesem Staat samt seinem beweglichen und unbeweglichen Inventar zugewiesenen Rolle aus. Benannt wird mit diesem Namen die Funktion, der Tunesien in der eingerichteten politökonomischen Hierarchie der Staatenwelt praktisch unterworfen ist, und zusammen mit der auch der Blickwinkel, unter dem es die hiesige Öffentlichkeit über das Land und seine Probleme aufzuklären gilt: Was da vom Terror „erschüttert“ wird, ist eine mit billigem Dienstpersonal ausgestattete, klimatisch und territorial begünstigte Anlagesphäre für die nationale und internationale Hotelindustrie. In der Rede vom Urlaubsland Tunesien steckt darüber hinaus eine klare Besitzanzeige: Denn das Land ist abhängig vom Geld der Kapitalbesitzer, die dort unten investieren, sowie von denen, die in den Heimatländern des Kapitals einen Lohn beziehen und sich deshalb Urlaubsreisen dorthin leisten können. Also ist Tunesien unser Urlaubsland – und aus der Perspektive dieses Fürworts kommt die Betroffenheit, die aus den Zeilen der SZ spricht, wenn sie vom Ausmaß des Schreckens berichtet, den militante Gruppen mit ihrem Angriff auf diese Idylle verbreiten, und man erfahren darf, was genau da kaputtgeht und wer da inwiefern bedroht ist: „Ein Attentat auf Urlauber in einem Land, das vom Tourismus lebt … ist eine unbeschreibliche Katastrophe... und zwar für ganz Tunesien“ (SZ 20.3.15). Wenn das Land unsere Sicherheit nicht mehr zu garantieren vermag, können wir auch nicht mehr nach Tunesien kommen, was zeigt, dass man dem Land nichts Schlimmeres antun kann, als ihm die Subsumtion unter seine Funktion für den Weltmarkt zu rauben. Ohne uns als zahlende Kundschaft ist es vorbei mit der Schönheit, ein Urlaubsland zu sein: „Der Terror hinterlässt ein Land, das den Absturz fürchtet“ (SZ 20.3.). Noch schlimmer freilich ist, dass es sich in Wahrheit genau so verhält, wie es sich dem bornierten Blick der Journalisten darstellt: Tunesien ist entweder Urlaubsland oder gar nichts. ● D i sk u ss i o n sv e r a n s ta lt u n g in nürnberg Die Sozialistische Gruppe (SG) bietet alle zwei Wochen dienstags in der Desi die Möglichkeit zur Diskussion von Thesen zur Kritik am demokratischen Staat, seiner kapitalistischen Wirtschaft, dem Imperialismus, der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Werte. Aktuell: Neues aus der europäischen Völkerfamilie: An Griechenland wird ein Exempel statuiert Dienstag, 30. Juni 2015, 20:15 Uhr, Stadtteilzentrum Desi, Brückenstr. 23, Nbg Sozialistische Gruppe (SG) Hochschulgruppe Erlangen/Nürnberg — c/o Studierendenvertretung Turnstr. 7, Erlangen. [email protected] — EiS; ViSdP: W. Schweikert c/o Turnstr. 7, Erlangen
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