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„Wir kämpfen für unsere Schule“
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Mit Plakaten und Schildern setzten gestern die Demonstranten ein Fanal für den Erhalt des
Grundschul-Teilstandortes Ottfingen. Fast 200 Bürger folgten dem Aufruf zu der Kundgebung.
Fotos: hobö
„Wir kämpfen für unsere Schule“
Wenden Annähernd 200 Bürger demonstrierten friedlich für
Erhalt der Grundschule in Ottfingen
In der anschließenden Sitzung des Wendener Gemeinderats bezog Bürgermeister
Brüser deutlich Stellung.
hobö ■ Deutete der Aufruf zur gestrigen Demonstration noch auf eine sehr aufgeheizte Stimmung
hin, so verlief die Kundgebung selbst sachlich und friedlich. Annähernd 200 Bürger – vorwiegend aus
Ottfingen – warben auf diesem Weg eindringlich für den Erhalt des Grundschul-Teilstandortes
Ottfingen und verzichteten auf die „Abteilung Attacke“, die im Vorfeld im Grundschulverbund
„Wendener Land“ und im politischen Raum für reichlich Unruhe gesorgt hatte. Befürchtungen aber,
die Demonstration könnte die gestrige Sitzung des Gemeinderats mit überbordenden Emotionen
stören, erwiesen sich als unbegründet.
Gleichwohl kritisierte Bürgermeister Peter Brüser in einer längeren Stellungnahme in sehr deutlicher
Form „unsachliche, ungerechte und kontraproduktive Veröffentlichungen und Unterstellungen“ im
Vorfeld der gestrigen Kundgebung.
Wie mehrfach berichtet, hatten die Ottfinger Kommunalpolitiker einen parteiübergreifenden Antrag an
die Gemeinde gestellt, eine Ganztagsbetreuung in der Grundschule in Ottfingen einzurichten. Diese
fehlt dort bekanntlich. Ein Umstand, der als „Wettbewerbsnachteil“ gegenüber der Stammschule des
Grundschulverbunds in Wenden und dem weiteren Teilstandort in Rothemühle angesehen wird, wo
jeweils ein Offener Ganztag angeboten wird.
Nachdem die Schulkonferenz des Grundschulverbunds einen entsprechenden Antrag aus der
Elternschaft des Ottfinger Teilstandorts mit 10:2-Stimmen abgelehnt hatte (die SZ berichtete),
erhitzten sich die Gemüter zusehends. Was auch zu Fehlinformationen führte. So wurde gemutmaßt,
der Rat würde gestern über die Bildung von Eingangsklassen befinden oder gar die Schließung der
Grundschule in Ottfingen anvisieren. Stattdessen stand gestern lediglich die Beratung über den Antrag
auf Einrichtung einer Ganztagsbetreuung auf der Tagesordnung (vergl. gesonderten Bericht).
Dies war offenbar in den Tagen vor der Demonstration dann doch ausgiebig in Ottfingen kommuniziert
worden. Jedenfalls fehlte von erhitzten Gemütern jede Spur. „Wir wollen mit der Demonstration und
mit vollen Rängen im Ratssaal dokumentieren, dass wir hinter unserer Schule stehen“, erklärte
Kunibert Kinkel. Der ehemalige ehrenamtliche Bürgermeister der Gemeine Wenden trat gestern als
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„Versammlungsleiter“ der Demonstration und Ansprechpartner für die Polizei auf. Denn Peter
Solbach, der die Demo angemeldet hatte, befindet sich im Urlaub. Kinkel war daher gebeten worden,
einzuspringen.
Eine Rede gab es vor dem Rathaus nicht. Stattdessen skandierten einige Teilnehmer: „Wir kämpfen
für unser Grundschule.“ Überdies wurden Plakate und Transparente emporgehalten mit Aufschriften
wie „Chancengleichheit für alle Standorte – Ganztag nach Ottfingen“, „Ich will in einem lebendigen
Dorf alt werden“ oder „Ottfingen ohne Schule = Ottfingen ohne Zukunft“.
Nach der Demonstration vor dem Rathaus gingen viele der Teilnehmer auch in den Ratssaal, wo die
April-Sitzung des Gemeinderats anstand. Der Andrang war so groß, dass sämtliche Plätze auf der
Zuhörergalerie besetzt waren und per Lautsprecher die Sitzung ins Foyer übertragen wurde. Ein
Interesse, das der Rat nur alle Jubeljahre erlebt – zuletzt Mitte der 1990er-Jahre, als Hünsborner
Bürger gegen die Errichtung von Mobilfunk-Sendemasten demonstrierten.
Bevor das Gremium in die Debatte einstieg, ergriff Bürgermeister Peter Brüser das Wort zu
„grundsätzlichen Anmerkungen“. Heute gehe es weder um die Schulschließung noch die Bildung von
Eingangsklassen. Und die generelle Problematik und Diskussion über womöglich drohende
Standortschließungen sei ausschließlich der demografischen Entwicklung geschuldet, nicht dem
eigenen Antrieb der Gemeinde. Aus wirtschaftlichen Gründen sehe er auch keinen Handlungsbedarf,
so Brüser.
Er habe vollstes Verständnis dafür, dass sich der Ort für den Erhalt des Grundschulstandorts einsetze.
Dies, betonte der Bürgermeister, sollte aber „sachlich, gerecht und die Persönlichkeit Dritter
beachtend geschehen“. In dem öffentlichen Aufruf zur Demonstration sei aber mehrfach gegen diese
Prinzipien verstoßen worden. In diesem Aufruf, der als E-Mail von Peter Solbach aus Ottfingen an
viele Adressaten versandt worden war und sich auf einer eigens eingerichteten Facebook-Seite
wiederfindet, sei von dem Recht der Kinder auf eine optimale schulische Ausbildung keine Rede.
Dafür aber vom Verlust der Zukunftsfähigkeit Ottfingens und der Niedergang der Immobilienwerte.
In der Gemeinde Wenden gebe es eine Reihe von Ortschaften, die in der Vergangenheit von
Schulschließungen betroffen gewesen seien, „Sind Orte wie Altenhof, Schönau oder Hillmicke nicht
zukunftsfähig?“, fragte Bürgermeister Brüser. Oder seien die Immobilien dort weniger wert als in den
Orten mit Schulstandort?
Für die Gemeinde stehe ein optimales Schulangebot und das Wohl aller Kinder im Vordergrund. Wenn
die gesetzlichen und demografischen Rahmenbedingungen sowie pädagogische Zielsetzungen es
erforderlich machten, einen Grundschul-Standort aufzugeben, habe die Gemeinde „die Wahl zwischen
Pest und Cholera“, erklärte Brüser. Insofern sei der Arbeitskreis „Primar“ um seine Aufgabe, einen
tragfähigen Vorschlag für die Zukunft der Grundschulen in der Gemeinde Wenden zu erarbeiten, nicht
zu beneiden.
In der gesamten Debatte um den Grundschulverbund „Wendener Land“, fügte Bürgermeister Brüser
hinzu, „ist mir wichtig und liegt mir besonders am Herzen, dass Vorwürfe und Unterstellungen gegen
die Schulleitung unterlassen werden. Sie sind unsachlich und ungerecht.“
In Nordrhein-Westfalen seien 704 Rektor- und 1079 Konrektorenstellen an Schulen unbesetzt. „Vor
diesem Hintergrund wünsche ich mir möglichst viele karriereorientierte Lehrer, die Verantwortung
übernehmen“, bezog Peter Brüser Stellung zu einer Formulierung in dem Demonstrationsaufruf, in der
der Vorwurf formuliert ist, die Lehrer stünden „unter dem Einfluss der ach so erfolgreichen und
karriereorientierten Schulleiterin Britta Halbe“.
Der Grundschulverbund sei eine der größten Schulen in der Region. Die Bezahlung für die
Rektorstelle entspreche der eines Oberstudienrats, also der von einem Fünftel der Gymnasiallehrer.
Brüser: „Um unter diesen Bedingungen nach einer Leitung zu streben, dazu gehört eine gehörige
Portion Idealismus – sonst macht das keiner.“ Am Ende der Beratungen dankte Brüser dann den
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vielen Zuhörern „für das disziplinierte Verhalten“.
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