„Wir kämpfen für unsere Schule“ 1 von 3 http://www.e-pages.dk/olpe/3563/article/266429/6/2/render/?reader_t... Mit Plakaten und Schildern setzten gestern die Demonstranten ein Fanal für den Erhalt des Grundschul-Teilstandortes Ottfingen. Fast 200 Bürger folgten dem Aufruf zu der Kundgebung. Fotos: hobö „Wir kämpfen für unsere Schule“ Wenden Annähernd 200 Bürger demonstrierten friedlich für Erhalt der Grundschule in Ottfingen In der anschließenden Sitzung des Wendener Gemeinderats bezog Bürgermeister Brüser deutlich Stellung. hobö ■ Deutete der Aufruf zur gestrigen Demonstration noch auf eine sehr aufgeheizte Stimmung hin, so verlief die Kundgebung selbst sachlich und friedlich. Annähernd 200 Bürger – vorwiegend aus Ottfingen – warben auf diesem Weg eindringlich für den Erhalt des Grundschul-Teilstandortes Ottfingen und verzichteten auf die „Abteilung Attacke“, die im Vorfeld im Grundschulverbund „Wendener Land“ und im politischen Raum für reichlich Unruhe gesorgt hatte. Befürchtungen aber, die Demonstration könnte die gestrige Sitzung des Gemeinderats mit überbordenden Emotionen stören, erwiesen sich als unbegründet. Gleichwohl kritisierte Bürgermeister Peter Brüser in einer längeren Stellungnahme in sehr deutlicher Form „unsachliche, ungerechte und kontraproduktive Veröffentlichungen und Unterstellungen“ im Vorfeld der gestrigen Kundgebung. Wie mehrfach berichtet, hatten die Ottfinger Kommunalpolitiker einen parteiübergreifenden Antrag an die Gemeinde gestellt, eine Ganztagsbetreuung in der Grundschule in Ottfingen einzurichten. Diese fehlt dort bekanntlich. Ein Umstand, der als „Wettbewerbsnachteil“ gegenüber der Stammschule des Grundschulverbunds in Wenden und dem weiteren Teilstandort in Rothemühle angesehen wird, wo jeweils ein Offener Ganztag angeboten wird. Nachdem die Schulkonferenz des Grundschulverbunds einen entsprechenden Antrag aus der Elternschaft des Ottfinger Teilstandorts mit 10:2-Stimmen abgelehnt hatte (die SZ berichtete), erhitzten sich die Gemüter zusehends. Was auch zu Fehlinformationen führte. So wurde gemutmaßt, der Rat würde gestern über die Bildung von Eingangsklassen befinden oder gar die Schließung der Grundschule in Ottfingen anvisieren. Stattdessen stand gestern lediglich die Beratung über den Antrag auf Einrichtung einer Ganztagsbetreuung auf der Tagesordnung (vergl. gesonderten Bericht). Dies war offenbar in den Tagen vor der Demonstration dann doch ausgiebig in Ottfingen kommuniziert worden. Jedenfalls fehlte von erhitzten Gemütern jede Spur. „Wir wollen mit der Demonstration und mit vollen Rängen im Ratssaal dokumentieren, dass wir hinter unserer Schule stehen“, erklärte Kunibert Kinkel. Der ehemalige ehrenamtliche Bürgermeister der Gemeine Wenden trat gestern als 30.04.2015 08:29 „Wir kämpfen für unsere Schule“ 2 von 3 http://www.e-pages.dk/olpe/3563/article/266429/6/2/render/?reader_t... „Versammlungsleiter“ der Demonstration und Ansprechpartner für die Polizei auf. Denn Peter Solbach, der die Demo angemeldet hatte, befindet sich im Urlaub. Kinkel war daher gebeten worden, einzuspringen. Eine Rede gab es vor dem Rathaus nicht. Stattdessen skandierten einige Teilnehmer: „Wir kämpfen für unser Grundschule.“ Überdies wurden Plakate und Transparente emporgehalten mit Aufschriften wie „Chancengleichheit für alle Standorte – Ganztag nach Ottfingen“, „Ich will in einem lebendigen Dorf alt werden“ oder „Ottfingen ohne Schule = Ottfingen ohne Zukunft“. Nach der Demonstration vor dem Rathaus gingen viele der Teilnehmer auch in den Ratssaal, wo die April-Sitzung des Gemeinderats anstand. Der Andrang war so groß, dass sämtliche Plätze auf der Zuhörergalerie besetzt waren und per Lautsprecher die Sitzung ins Foyer übertragen wurde. Ein Interesse, das der Rat nur alle Jubeljahre erlebt – zuletzt Mitte der 1990er-Jahre, als Hünsborner Bürger gegen die Errichtung von Mobilfunk-Sendemasten demonstrierten. Bevor das Gremium in die Debatte einstieg, ergriff Bürgermeister Peter Brüser das Wort zu „grundsätzlichen Anmerkungen“. Heute gehe es weder um die Schulschließung noch die Bildung von Eingangsklassen. Und die generelle Problematik und Diskussion über womöglich drohende Standortschließungen sei ausschließlich der demografischen Entwicklung geschuldet, nicht dem eigenen Antrieb der Gemeinde. Aus wirtschaftlichen Gründen sehe er auch keinen Handlungsbedarf, so Brüser. Er habe vollstes Verständnis dafür, dass sich der Ort für den Erhalt des Grundschulstandorts einsetze. Dies, betonte der Bürgermeister, sollte aber „sachlich, gerecht und die Persönlichkeit Dritter beachtend geschehen“. In dem öffentlichen Aufruf zur Demonstration sei aber mehrfach gegen diese Prinzipien verstoßen worden. In diesem Aufruf, der als E-Mail von Peter Solbach aus Ottfingen an viele Adressaten versandt worden war und sich auf einer eigens eingerichteten Facebook-Seite wiederfindet, sei von dem Recht der Kinder auf eine optimale schulische Ausbildung keine Rede. Dafür aber vom Verlust der Zukunftsfähigkeit Ottfingens und der Niedergang der Immobilienwerte. In der Gemeinde Wenden gebe es eine Reihe von Ortschaften, die in der Vergangenheit von Schulschließungen betroffen gewesen seien, „Sind Orte wie Altenhof, Schönau oder Hillmicke nicht zukunftsfähig?“, fragte Bürgermeister Brüser. Oder seien die Immobilien dort weniger wert als in den Orten mit Schulstandort? Für die Gemeinde stehe ein optimales Schulangebot und das Wohl aller Kinder im Vordergrund. Wenn die gesetzlichen und demografischen Rahmenbedingungen sowie pädagogische Zielsetzungen es erforderlich machten, einen Grundschul-Standort aufzugeben, habe die Gemeinde „die Wahl zwischen Pest und Cholera“, erklärte Brüser. Insofern sei der Arbeitskreis „Primar“ um seine Aufgabe, einen tragfähigen Vorschlag für die Zukunft der Grundschulen in der Gemeinde Wenden zu erarbeiten, nicht zu beneiden. In der gesamten Debatte um den Grundschulverbund „Wendener Land“, fügte Bürgermeister Brüser hinzu, „ist mir wichtig und liegt mir besonders am Herzen, dass Vorwürfe und Unterstellungen gegen die Schulleitung unterlassen werden. Sie sind unsachlich und ungerecht.“ In Nordrhein-Westfalen seien 704 Rektor- und 1079 Konrektorenstellen an Schulen unbesetzt. „Vor diesem Hintergrund wünsche ich mir möglichst viele karriereorientierte Lehrer, die Verantwortung übernehmen“, bezog Peter Brüser Stellung zu einer Formulierung in dem Demonstrationsaufruf, in der der Vorwurf formuliert ist, die Lehrer stünden „unter dem Einfluss der ach so erfolgreichen und karriereorientierten Schulleiterin Britta Halbe“. Der Grundschulverbund sei eine der größten Schulen in der Region. Die Bezahlung für die Rektorstelle entspreche der eines Oberstudienrats, also der von einem Fünftel der Gymnasiallehrer. Brüser: „Um unter diesen Bedingungen nach einer Leitung zu streben, dazu gehört eine gehörige Portion Idealismus – sonst macht das keiner.“ Am Ende der Beratungen dankte Brüser dann den 30.04.2015 08:29 „Wir kämpfen für unsere Schule“ 3 von 3 http://www.e-pages.dk/olpe/3563/article/266429/6/2/render/?reader_t... vielen Zuhörern „für das disziplinierte Verhalten“. 30.04.2015 08:29
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