B 4683 F 64. Jahrgang April / Mai 2015 www.heimatverein-adlergebirge.de Nr. 2 Lichtenau Lichtenau liegt noch im breiten Tal der Stillen Adler. Bedeutung erlangte das Dorf durch die Bahnlinien. Hier teilt sich die von Prag kommende Strecke in einen nach Mittelwalde – Breslau führenden und einen über Hannsdorf nach Troppau einerseits und Olmütz – Prerau – Wien andererseits führenden Strang. Im Jahre 1569 erstmals erwähnt, 826 Einwohner und 213 Häuser. Im Jahre 1886 Volksschule gebaut und 1890 die Kirche mit Friedhof. Vorschau Heimattreffen und andere Termine 2015 Monatlich 20. bis 22.03. 13. bis 17.04. 17. bis 19.04. 20. bis 24.04. 02. bis 03.05. 23. bis 24.05. 06.06. 20. bis 21.06. 27. bis 28.06. 20. bis 26.07. 26. bis 30.10. 01. bis 06.11. Friesetaler Treffen in Fulda Kontakt: Dr. H. Schreiber, Tel. (0661) 63 56 3; Anni Strehl, Tel. (0661) 60 34 61 26. Heimattreffen der Adlergebirgler in Speicherz/Rhön im Gasthof „Zum Biber“ (früheres Rokitnitzer Schülertreffen), Kontakt: Günther Wytopil, Tel. (06163) 48 27, Horst Wanitschke, Tel. (06204) 74 825; Manfred Rolletschek, Tel. (038855) 51 26 8. 1. Archivwoche in Waldkraiburg Kontakt: Karl Mück, Tel. (03441) 53 30 45, Email: [email protected] Jahreshauptversammlung Verein der Adlergebirgler in Waldkraiburg, Haus Sudetenland, Kontakt: Karl Mück, Tel. (03441) 53 30 45 2. Archivwoche in Waldkraiburg Batzdorfer Heimattreffen in Ledgen Kontakt: Rudolf Weiß, Tel. (02566) 42 98; Günter Hirschberg, Tel. (02547) 264 Sudetendeutscher Tag in Augsburg Kronacher Heimattreffen im „Försterhof“, Kronach, Kontakt: Margit Tempel-Flechtner Tel. (09261) 962364, Internet: www.foersterhof-kronach.de 66. Grulicher Treffen in Gaukönigshofen, Hotel „Zehnter“ Kontakt: Traudl Hentschel, Tel. (0271) 87 37 4; Erhard Katzer, Tel. (03448) 70 15 12 Kronstädter Kirchweih Kontakt: Inge Kreusel, Tel. (0961) 24132, Informationszentrum Orlické Záhor˘í [email protected] Tel. +420 725 081 136 – Jana Matyášová Annawoche in Rokitnitz Kontakt: Günther Wytopil, Tel. (06163) 48 27; Horst Wanitschke, Tel. (06204) 74 825 3. Archivwoche in Waldkraiburg 4. Archivwoche in Waldkraiburg Liebe Landsleute, teilt mir bitte die entsprechenden Termine insbesondere die von Heimattreffen, sobald diese feststehen, mit. Um rechtzeitig planen zu können, dafür sind sicher viele Heimatfreunde dankbar. Günther Wytopil Am Niehlrain 11, 64747 Breuberg Tel. (06163) 48 27, email: [email protected] 66 Ernennungsurkunde überreicht Im Rahmen der Jahrestagung des Sudetendeutschen Heimatrates vom 24. bis 25. Oktober 2014 in Augsburg verabschiedete und dankte der Vorsitzende des Heimatrates, Lm. Franz Longin, Lm. Horst Schindler, der leider nicht vor Ort sein konnte, für seine Tätigkeit als Landschaftsbetreuer der Heimatlandschaft Adlergebirge. Günther Wytopil erhielt als Nachfolger die Ernennungsurkunde zum Landschaftsbetreuer vom Vorsitzenden überreicht. Mitte: F. Longin, links: G. Wytopil rechts: Lm. Friedrich Eigel, Kreisbetreuer von Zwittau im Schönhengstgau Dr. Herbert Schreiber – Heimatkreisbetreuer des Friesetales – zum 90. Geburtstag Unser Heimatfreund Dr. Herbert Schreiber erblickte das Licht der Welt am 18. Mai 1925 in Schönau. Dort konnte der Jubilar eine glückliche Kindheit und Jugendzeit verbringen. Nach der Schulzeit in Schönau und Rothwasser besuchte er das Gymnasium in Hohenstadt. Als junger Mann wurde der Geburtstagsjubilar in die Wehrmacht eingezogen und lernte die Härten des Krieges kennen. Seine Familie ereilte auch das Schicksal der Vertreibung und kam mit vielen Friesetaler Schicksalsgefährten nach Fulda, um dort einen neuen Anfang zu inden. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft schloss unser Landsmann sein Studium für das Höhere Lehramt in Frankfurt und Mainz, der Promotion zum Dr. phil., ab und unterrichtete dann an den Gymnasien in Frankfurt und Hadamar. Bereits in den 60er Jahren baute er als „Mann der ersten Stunde“ einen schulpsychologischen Dienst für Gymnasien auf. Lange Jahre wirkte er in Fulda am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium und wurde 1964 als erster in das verantwortungsvolle Amt des Schulpsychologen berufen. In den einschlägigen Fachzeitschriften indet man eine Vielzahl von Beiträgen von ihm. Als Psychologieoberrat wechselte unser Landsmann in den wohlverdienten Ruhestand. Dr. Schreiber ist mit seiner Ehefrau Gudrun verheiratet, die ebenfalls am Freiherr-vomStein-Gymnasium unterrichtete. Ein Sohn und eine Tochter gingen aus der Ehe hervor. Unser Geburtstagsjubilar übt eine Vielzahl von Ehrenämtern aus, die viel Zeit in Anspruch nehmen. So bekleidet er das Amt des 67 Heimatkreisbetreuers vom Friesetal seit 1987 und gehört seit 1988 als Nachfolger unseres Ehrenvorsitzenden Ernst J. Hermann der Bundesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft an, in der er in den letzten Jahren die Sitzungsperioden jeweils als Alterspräsident eröffnete, und ist seit 1991 Kulturreferent des Vereins der Adlergebirgler. Sein umfassendes Wissen über die alte Heimat vermittelt unser Heimatfreund regelmäßig durch Berichte in dem Jahrbuch „Trostbärnla“ und in unserem Heimatblatt „Mei Heemt“. Für seine erworbenen Verdienste für unsere Heimatgemeinschaft und für die sudetendeutsche Volksgruppe wurde Lm. Dr. Schreiber vom Verein der Adlergebirgler mit dem Ehrenbrief und der Goldenen Ehrennadel sowie von der Sudetendeutschen Landsmannschaft mit dem Großen Ehrenzeichen der SL ausgezeichnet. Unter dem Titel „Die grafschaftlich-schlesischen Siedlungsgemeinschaft“ legte unser Lm. Dr. Herbert Schreiber im Jahre 1997 eine über 400-seitige Dokumentation zur politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung des Adlergebirges, der Grafschaft Glatz, des Grulicher Ländchens und der mährisch-schlesischen Grenzgebiete vor. In einer Würdigung der Dokumentation schrieb Lmn. Frau Ratjen in „Mei Heemt“ 1995, Seite 114: „Das Werk beginnt mit der Besiedelung des Landes, führt den Leser durch die wechselvolle Geschichte und erklärt historische Zusammenhänge sowie politische Strömungen. Dr. Schreiber lässt auch einen tschechischen Chronisten zu Wort kommen, weil man Geschichte nicht nur aus einem Blickwinkel betrachten sollte. Die Dokumentation könnte einen wesentlichen Beitrag zur sachlichen Aufarbeitung der deutschtschechischen Geschichte leisten, wenn es einmal zu den oft zitierten Historikergesprächen kommt. Aber vor allem soll das Buch unseren Nachkommen ein Bild von der Heimat ihrer Eltern vermitteln und wir danken Dr. Schreiber, dass er diese große Arbeit bewältigt hat.“ Auch nach 20 Jahren gibt es dieser Würdigung nichts hinzufügen. Lieber Lm. Dr. Herbert Schreiber, wir gratulieren Ihnen nicht nur persönlich sondern auch im Namen der ganzen Heimatgemeinschaft auf das Herzlichste zu Ihrem besonderen Geburtstagsjubiläum. Wir danken Ihnen herzlichst für Ihr vielfältiges Wirken für unsere Heimat und wünschen Ihnen für die kommenden Jahre Gesundheit und vor allen Dingen Gottes reichen Segen. Karl Mück Obmann des Vereins der Adlergebirgler Günther Wytopil Landschaftsbetreuer der Heimatlandschaft Adlergebirge Norberta Steingruber 80 Jahre Am 20.2.2015 konnte unsere dienstälteste aktive Trachtenträgerin ihren 80. Geburtstag feiern. In Sattel im Adlergebirge geboren, gehört sie zu den ersten Trachtlern, die sich gleich zu Beginn der nun 28jährigen Trachtentradition eine Tracht zugelegt hat. Liebe Nora, die Trachtenträger und die Heimatgemeinschaft der Adlergebirgler wünschen Dir auch weiterhin alles Gute, möglichst stabile Gesundheit und viel Spaß bei allem, was Du anpackst. Dorothea Faust Trachtenbeauftragte 68 Norberta Steingruber mit ihrem Ehemann Herbert, aufgenommen von M. Gischler, in München im Kuppelsaal der Staatskanzlei, Sept. 2014 Franz Bachmann zum 85. Geburtstag Lm. Franz Bachmann – bis zur Vertreibung in Rokitnitz, Nr. 8 – nun in Vechta wohnend, kann am 7. Mai 2015 seinen 85. Geburtstag begehen. Seit vielen Jahrzehnten ist unser Geburtstagsjubilar für unsere Heimatgemeinschaft aktiv und übte viele Funktionen aus. So war er Mitglied des damaligen Kreisrates des Oberen Adlergebirges, von 1966 bis 1985 Gemeindebetreuer von Rokitnitz, von 1987 bis 2008 Heimatkreisbetreuer des Heimatkreises Oberes Adlergebirge. Das Amt des Nachrichtensammlers für Rokitnitz und seine Dorfnachbarn übt unser Heimatfreund bereits über 30 Jahre aus! Für seine langjährigen Verdienste für den Verein der Adlergebirgler und für die Heimatlandschaft Adlergebirge wurde Franz Bachmann 1983 mit der Goldenen Ehrennadel des Vereins, 1995 mit dem Ehrenbrief der Heimatlandschaft und 2008 dem Großen Ehrenzeichen der Sudetendeutschen Landsmannschaft ausgezeichnet. Lieber Franz, für Dein vielfältiges Wirken für unsere Heimatgemeinschaft sind wir Dir zu großem Dank verplichtet. Zum Deinem Geburtstagsjubiläum gratulieren wir Dir herzlichst und wünschen Dir in heimatlicher Verbundenheit für Deine weiteren Lebensjahre Gesundheit und Gottes Segen. Franz Bachmann mit der Urkunde und der Ehrennadel der Sudetendeutschen Landsmannschaft Karl Mück Obmann des Vereins der Adlergebirgler Günther Wytopil Landschaftsbetreuer der Heimatlandschaft Adlergebirge Zur Erinnerung an unseren Heimatpfarrer Richard Motz, der vor 100 Jahren geboren wurde Richard Motz erblickte am 11. Februar 1915 in Zohsee, Kreis Landskron, das Licht der Welt. Er besuchte das Realgymnasium in Landskron. Nach der Matura entschloss er sich zum Studium der Theologie in Königgrätz. Am 29. Juni 1939 emping er in Leitmeritz die Priesterweihe. Seine erste Anstellung führte ihn als Kaplan nach Trautenau, seine zweite führte ihn 1943 als Nachfolger von Kaplan Ernst Richter nach Grulich. Dieser hatte sich als Priester laisieren lassen. Der Jahrgang 1934 hatte noch bei Kaplan Ernst Richter die erste heilige Kommunion gefeiert. Ernst Richter iel 1944 als Soldat in Frankreich. Kaplan Richard Motz betreute zudem noch die Pfarrgemeinde Ullersdorf als Filialkirche von Grulich. Wie alle anderen Grulicher erlitt er das Schicksal der Vertreibung. In der Diözese Würzburg war Richard Motz zunächst Kaplan im Dekanat Miltenberg, später dann bis 1959 als Diasporaseelsorger in Königshofen. Anschließend wurde er an einer Realschule in Würzburg Religionslehrer und übernahm die Hausseelsorge in einem Seniorenheim. 69 Schon als Junge hatte der lugsportbegeisterte Pfarrer aus Holz Flugzeuge gebastelt. In Würzburg schloss er sich dem Flugsportclub an. Schon früh hatte sich Richard Motz auch für die Heimatvertriebenen engagiert. 1984 weihte er unter Beteiligung vieler Landsleute die Muttergottesberg-Gedenktafel im Mirakelgang auf dem Käppele ein. Unzählige Male hatte er für uns Landsleute die Eucharistiefeier zelebriert. Am Allerseelentag 1955 ist er von uns gegangen. Er wurde auf dem Hauptfriedhof in Würzburg beerdigt. Die Schwestern, die er religiös betreut hatte, plegen sein Grab. Wir gedenken seiner im 20. Todesjahr in Dankbarkeit. R. Hübner Richard Motz beim Heimattreffen im Juni 1995. Seine letzten Worte: „Auf Wiedersehen bis zum nächsten Mal.“ Osterbotschaft unseres Visitators Monsignore Dieter Olbrich Liebe Mit-Christinnen, liebe Mit-Christen, am Ende des Markusevangeliums steht die Botschaft des Engels am Grab: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte (Mk 16,6). Der offene Schluss, das leere Grab bei Markus, fordert den Leser auf, sich zu entscheiden, wie er es mit der Botschaft der Auferstehung hält. Zunächst ist das Evangelium, die Frohe Botschaft, das, was Jesus verkündet. Dann ist das Evangelium Jesus selbst. Der Verkünder des Reiches Gottes wird zum Verkündigten. Nur bei Markus wird der Text selbst Evangelium genannt. Von daher ist es Bezeichnung der literarischen Gattung geworden. Als solche entwickelt sie eine Biograie Jesu, die jedoch keine Biograie des historischen Jesus ist, sondern im Licht von Ostern eine Interpretation des vorösterlichen Jesus leistet. 70 Der offene Schluss bei Markus indet seine Antwort im ersten, programmatischen Satz des Evangeliums. Ihm korrespondiert das Bekenntnis des römischen Soldaten. Ausgerechnet der Heide formuliert den Satz, und das noch dazu unter dem Eindruck des Kreuzes: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn (Mk 15,39). Die Evangelien berichten von Jesus, dem Christus. Betont wird besonders: Ihr braucht keine Angst zu haben – ich bin bei Euch alle Tage bis zum Ende der Welt. Ihr braucht keine Angst zu haben – ich habe für Euch eine Heimat beim Vater bereitet. Ihr braucht keine Angst zu haben – wir alle sind berufen zur Auferstehung. In diesem Sinne Ihnen allen gesegnete und frohe Ostern. Ihr Dieter Olbrich Visitator Schöne Ostern und frohe Festage wünschen allen Landsleuten aus dem Oberen Adlergebirge, dem Grulicher Ländchen und dem Friesetal verbunden mit herzlichen Grüßen Vereinsleitung und Geschäftsführung des Vereins der Adlergebirgler. Eim Friehjohr Husch, husch! Eim Geäste, of dr lofticha Mäste aschmotzniches Päärla, zwee muntere Stäärla. Die senga on notschkrn: Dos Friehjohr is doo! Die Wasserla lissa, die Graasla die spriessa on zengstrem werds grien gor prächtich on schien. On schüchtern hebts Käppla ei der Wiese ’s Märzagläckla. Dos Friehjohr is doo! Die Kender eim Freia tanza Renglreia on juchza on sprenga on lärma on senga. On hell aus dar Brost erklengts mit vuller Lost: Dos Friehjohr is doo! 71 Zum Muttertag Seit Jahrzehnten wird am zweiten Sonntag im Mai in Deutschland der Mütter besonders gedacht. Auf manchen Kalendern wird er gar nicht mehr erwähnt, er droht dadurch in Vergessenheit zu geraten. Dafür werden immer mehr politische Gedenktage eingeführt. Wir wollen aber unsere gewohnten Feiertage beibehalten und dazu gehört ganz besonders auch der Muttertag. Viele von uns können die Mutter nur noch am Friedhof besuchen, aber auch da kann man eine Blume mitnehmen. Es geht noch weiter mit den Feiertagen Am 24./25. Mai folgt Pingsten, da ist wie immer der Sudetendeutsche Tag, diesmal in Augsburg. Mit dem Titel „Menschenrecnte ohne Grenzen“. Wer einen Auslug machen möchte, wir sind alle herzlich eingeladen, es lohnt sich, denn es wird allerhand geboten. Am 23./24. Sudetendeutscher Tag in Augsburg. Außerdem muss ich noch eine Unterlassung meinerseits richtig stellen. Ein Lm. aus dem Erzgebirge Herr Karl Bartl, seine Frau ist aus Plasnitz und sie beziehen unseren Heimatboten. In Nr. 1, Seite 40, ist das Lied „Om schiensta is halt of der Ufabank“ zu lesen, leider ohne Verfasser. Das möchte ich hiermit nachhohlen, das Lied stammt von dem bekannten Dichter Anton Günter aus dem Erzgebirge. Er war und ist nicht nur im Sudetenland sondern auch in Schlesien durch seine Mundart bekannt. Deshalb muss ich im Heimatboten immer etwas so ähnliches bringen, damit sie nicht in Vergessenheit gerät. Wir müssen in der Übung bleiben. Mit freundliche Grüßen an Herrn und Frau Bartl und an alle Leser von „Mei Heemt“ mit der Bitte, mich weiterhin mit Beiträgen oder auch Kritik zu unterstützen und für unseren Heimatboten zu werben und von jüngeren Beziehern oder Lesern sollten wir auch die Geburtstage mit einbeziehen. Wer das wünscht, meldet sich beim Gemeindebetreuer. Wir nehmen Euch gern in unseren Verein auf. Mit heimatlichen Grüßen Gottfried Schwarzer 70 Jahre: Rudolf Grulich Von 1982 bis 1985 leitete der Kirchenhistoriker die Pressearbeit der Zentrale von „Kirche in Not“ in Königstein im Taunus. Bis heute ist er Berater des Hilfswerks. Rudolf Grulich wurde am 16. April 1944 im mährischen Runarz geboren. 1946 wurde die Familie aus der Heimat vertrieben. Das Schicksal seiner Heimat hat Rudolf Grulich geprägt und seine wissenschaftliche Arbeit beeinlusst. Nach dem Studium der Katholischen Theologie und der slawischen Sprachen in König72 stein, Augsburg und Zagreb war er für die Akademie für Politik und Zeitgeschehen der Hanns-Seidel-Stiftung in München tätig sowie wissenschaftlicher Assistent an den theologischen Fakultäten der Universitäten Bochum und Regensburg. Professor Grulich ist seit 1988 auch Direktor des heute im hessischen Nidda ansässigen „Instituts für Kirchengeschichte von BöhmenMähren-Schlesien“. Als Honorarprofessor lehrt er seit 1990 Mittlere und Neuere Kirchenge- Unsere Mutter Sie hütet uns vom ersten Schrei bis in die späten Jahre. Sie ist in Freud und Leid dabei, bis grau sind ihre Haare. Und was wir auch im Leben sind, der Mutter bleiben wir: ihr Kind. Sie leitet unsern ersten Schritt, erfüllt die ersten Bitten. Sie fühlt, was unser Herz erlitt und hat es selbst erlitten. Kein Mühen iele ihr zu schwer, wenn es zu unserm Glücke wär. Wenn eine Treu unwandelbar hier habt ihr sie gefunden. Wo Menschenliebe selbstlos war sie ist’s zu allen Stunden. Drum ehret sie in Stadt und Land: Sie ist des Herrgotts rechte Hand. Frieda Walter 73 Ein Gruß dem Muttergottesberg Du Wallfahrerstätte im Grulicher Land wir grüßen dich, Licht auf der Höhe und deine Umgebung – die Dörfer, den Wald und auch deine Stadt in der Nähe. Wie zogen die Pilger einst zahlreich zu dir Maria, die Mutter, zu loben das Herz im Vertrauen, im Fürbittgebet zum Herrn aller Dinge erhoben. Dann folgte ein Abbruch im Wandel der Zeit du wurdest ein Ort der Bedrängnis ja Menschen und Geist in Verfolgung und Not durchlebten dein Haus als Gefängnis. Doch bist du – Gott Dank! – der Bedrückung befreit hast Freunde und Helfer gefunden die liebenden Herzens sich selbstlos bemüh‘n daß Leute und Land nun gesunden Daß wieder der Pilger die Höhe erreicht Vergebung und Eintracht obwalten und Menschen und Völker, erneuert im Geist gemeinsam die Zukunft gestalten. W. Dittrich, „ein WÖLLSDORFER“ 75 haus. Die ersten Tage konnte sie nicht sprechen, das hatte sich gebessert, nach einigen Tagen konnte man sich wieder gut unterhalten, auch wenn es sie müde machte. Sie war gut bei Sinnen und hat vernünftig gesprochen, es war eine angenehme und wei- se Frau, dies erwähnte auch der Pfarrer bei der Abschiedsmesse. Sie werden wir nicht vergessen. Gott gebe ihr die ewige Ruhe. Helmut Schramme Zum 70. Jahresgedenktag der blutigen Greueltaten in Neudorf/Adlergebirge am 26. Mai 1945 sandte Lm. Franz Howard aus Herrnfeld, nunmehr in Wiehl wohnend, zur Veröffentlichung in Mei Heemt den nachstehenden Beitrag: An diesem denkwürdigen Tag, also am 26. Mai 1945 wurden zehn unschuldige männliche Personen unter unvorstellbaren grausamen Qualen mit nicht menschlichen zu erdenkenden Foltermethoden ermordet. In dem mehrstündigen blutigen Massaker wurden die Männer durch die zugefügten schweren Verletzungen und schrecklichen Qualen endlich durch den herbeigeführten Tod von ihrem Leiden erlöst. Die damals schrecklichen Geschehnisse geben nun Anlass auch noch nach 70 Jahren der Ermordeten zu erinnern. Wir gedenken in Ehrfurcht und respektvoller Achtung dieser Toten, verbeugen unsern Körper in tiefer Demut und senken unser Haupt, verweilen in Trauer und Gedanken, was an diesem Tag geschehen ist, und welches schmerzvolle Leiden diese Personen ertragen mussten. Uns, den noch lebenden Zeitgenossen und Heimatbewohnern aus dem Adlergebirge ist es eine Verplichtung mit Moral und einem menschlichen Mitgefühl dieser ermordeten Personen immer wieder zu erinnern und ein dauerndes Gedenken zu bewahren und ehrendes Andenken zu behalten: „Ein Mensch ist erst dann wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt und sich an ihn erinnert.“ 76 Als bleibende Erkenntnis bleibt bestehen: Dieses blutige Massaker am 26. Mai 1945 von Neudorf hat Spuren hinterlassen, die in ihrer Wirkung ein Vergessen unmöglich machen. Am Nachmittag des gleichen Tages sind dann auf Befehl und unter Zwang und Aufsicht der Mordbande durch Dorfbewohner, die durch die schrecklichen Foltermethoden entstellten Mordopfer, die deshalb kaum noch untereinander zu erkennen, zu unterscheiden gewesen sind, in menschenunwürdiger Weise in ein angelegtes Massengrab mit geringer Grabtiefe beigesetzt (verscharrt) worden. Das Massengrab beindet sich gegenüber der Folterstätte (Volksschule Neudorf) auf der anderen Straßenseite liegenden Wiesengartengelände. Gott gebe Euch durch seine Gnade die ewige Ruhe und schlafet in Frieden sanft in der Heimaterde. Ihr werdet nicht vergessen und bewahren Euch ein ehrendes Gedenken. Die Toten vom 26. Mai 1945 in Neudorf: Böhm, August geb. 11.09.1905 Jung, Josef geb. 27.04.1896 Langer, Franz – erhängt geb. 1927 Paul, Richard – erhängt geb. 02.11.1884 Schweda, Josef geb. 12.10.1889 Schlagner, Franz – erhängt geb. 02.02.1892 Tobitschke, Alfred geb. 1910 Wimmer, Josef geb. 04.01.1888 Wimmer, Fritz geb. 17.04.1902 Zerbs, Alfred – erhängt geb. 31.05.1914 Das Tribunal: Josef Hybl, Kommandant der Partisanenbrigade Brodecký und Stellvertreter vom obersten Partisanenchef Jan Pdacnik (Václavik). Leutnant Spina Partisan Jelinek, Kosteletz Beisitzer Josef Moravek und Wenzel Pacha beide aus Neudorf. Die rabiatesten Partisanengruppen im Adlergebirge waren Alfa 1 unter Alfons Klobizek „Tankoceta“, die interne Bezeichnung für eine besonders sadistisch handelnde Gruppe von etwa zehn Partisanen. Wahre Henkersknechte unter Josef Hybl „Cervene Eso“ ähnlich der „Tankoceta“ war diese 2. Gruppe. Sie alle waren Teil der Partisanendivision Václavik. Bildmitte Partisanenführer Jan Hybl (Broedecky) und Mitglieder der Tankoceda (Spezialeinheit der Partisanen). Man sieht die Blume welken und die Blätter fallen, aber man sieht auch Früchte reifen und neue Knospen keimen. Das Leben gehört den Lebendigen an, und wer lebt, muß auf Wechsel gefaßt sein. Johann Wolfgang von Goethe 77 Partisanenparade in Königgrätz 16.9.1945. Parade in Königgrätz am 16.9.1945, li. Minister Nosek, re.Jan Pdacnik (Vaclavik) Chef der Partisanen. 78 Heimatkreisbetreuer Oberes Adlergebirge: Manfred Rolletschek Salzstr. 14, 19249 Lübtheen, Tel. (03 88 55) 5 12 68 Nachrichtensammler: Franz Bachmann, Dohlenstraße 21, 49377 Vechta, Tel. (0 44 41) 69 26 E-Mail: [email protected] Helga Venohr, Röwitz, Köckter Straße 10, 38486 Klötze, Tel. (03 90 08) 4 00 Margit Anspann Rothenstädter Str. 4, 92694 Etzenricht, Tel. (0961) 44768, E-Mail: [email protected] ROKITNITZ UND SEINE DORFNACHBARN Vorankündigung Annawoche 2015 Die Annawoche 2015 in Rokitnitz indet vom 20. bis 26.7.2015 statt. Bitte schon einmal vormerken. Folgende Termine stehen bereits fest: Mittwoch, 22.07.: Ganztagesauslug in das Braunauer Ländchen unter Führung von Jan Moravek. Donnerstag, 23.07., 18:00 Uhr: Heimatabend in der neuen Rokitnitzer Schule. Samstag, 25.07., 10:00 Uhr: Deutsche Heilige Messe in der Pfarrkirche. Weitere Gottesdienste werden in der Annakapelle in Rokitnitz und in der Kapelle in Liebental stattinden, Termine sind noch nicht bekannt, ebenso der Termin für das Klassikkonzert „Töne ohne Grenzen“ (Dienstag oder Mittwoch). Auskünfte erteilen gerne und Günther Wytopil, Tel. (06163) 48 27 Horst Wanitschke, Tel. (06204) 74 82 5. 79 Am 4. Oktober, dem Namensfeste Sr. Majestät des Kaisers, wurden die Schulkinder zum Gottesdienste in die Pfarrkirche nach Deschnei geführt, nachdem ihnen zuvor in einer Ansprache die Bedeutung des Tages klargelegt worden war. Am 4. Oktober wurde der äußere Anstrich der Schule fertig gestellt, nachdem zuvor das Lehrzimmer und das Vorhaus ausgemalt worden war. In den Ferien wurde im zweiten Wohnzimmer des Schulleiters ein neuer Kachelofen gesetzt. (104 K) Über Ansuchen des Schulleiters bewilligte der Deutsche Schulverein in Wien eine Spende von 40 K als Beitrag zur Deckung der Reparaturauslagen. Mit Erlaß des k.k. B.S.R. vom 25.9.1913, Zk, 2/B.1313 au 1913m B,S,R, Z; 53780 wird der Religionsunterricht vom Schulleiter Franz Rösner subsidiär erteilt. Am 17. Oktober wurden die Kinder in einer Ansprache auf die Bedeutung der Völkerschlacht bei Leipzig aufmerksam gemacht. Am 18. Oktober wurden die Kinder zur hl. Beicht und Kommunion in die Pfarrkirche nach Dobrzan geführt. Am 19. November als am Namensfeste weil. Ihrer Majestät der Kaiserin beteiligte sich nur der Schulleiter am Gottesdienste in der Pfarrkirche in Deschney. Die Kinder waren wegen der äußert ungünstigen Witterung nicht erschienen. Am 2. Dezember anläßlich des Regierungsjubiläums Sr. Majestät des Kaisers beteiligte sich der Schulleiter mit den Kindern der oberen Altersstufe am Festgottesdienste in der Pfarrkirche in Deschney. Den Schülern war seitens des Schulleiters tags zuvor die Bedeutung des Tages und die Regierung Sr. Majestät klar gelegt worden. Am 23. Dezember nehmen die Kinder der oberen Altersstufe an dem Leichenbegängnisse des verstorbenen Pfarrers Johann Gottstein in Schediwy teil. Am 7. Jänner wurde die Suppenanstalt eröffnet. Am 14. Jänner fand die Weihnachtsbescherung statt und es wurden alle Kinder mit Stoffen und Lernmitteln beteilt. Zur Bescherung liefen an Spenden ein vom Deutschen Schulverein Wien 40 K, Bund der Deutschen in Böh- men 23 K, Bezirksverband in Wien Ware im Wert von 25 K, Bund der Deutschen Ostböhmens 50 K. Außerdem spendeten unsere Fabrikbesitzer Beiträge in Geld oder Ware. Am 7. März wurde die Suppenanstalt geschlossen. Es wurden an 25 Tagen durchschnittlich an 48 Kinder 1156 Portionen verteilt. Eine Portion wurde mit 9 h berechnet. Zu dieser Wohlfahrtseinrichtung spendeten: 35 K k.k. Bezirkshauptmannschaft Neustadt, 30 K Deutscher Schulverein in Wien, 20 K Bund der Deutschen in Böhmen, 18 K 80 h Sammlung durch die Gemeinde. Am 16.3. lief für die Suppenanstalt noch eine Spende von 15 K von der Landeskommission für Kinderschutz u. Jugendfürsorge ein. Dieser Betrag wurde für nächstes Jahr aufbewahrt. Am 27. Mai wurden die Kinder zur österlichen Beicht und Kommunion in die Pfarrkirche nach Dobrzan geführt. Am 22. Juni fand unter dem Vorsitze des Herrn Vikars Josef Domasinsky aus Dobruschka die Religionsprüfung im Lehrzimmer statt. Der Prüfung wohnten der Herr Gemeindevorsteher und Ortsschulrats- und Gemeindeausschußmitgieder von Plassnitz bei. Am 24. Juni wurde die Impfung und Wiederimpfung durch den Herrn Distriktsarzt Dr. Elbogen in Gießhübel vorgenommen. Am 28. Juni wurde das allerhöchste Kaiserhaus und österreichs Völker abermals von einem schweren Schicksalsschlage heimgesucht. Unsere Thronfolger Seine kaiserliche Hoheit Erzherzog Franz Ferdinand besuchte mit seiner Gemahlin der Frau Herzogin von Hohenberg nach beendeten Manövern in Bosnien die Landeshauptstadt Sarajevo. Hier ielen beide Hoheiten einem Attentat zum Opfer. Groß ist die Trauer im ganzen Reich. Alles blickt teilnehmend auf den greisen Monarchen, der in seinem Alter noch so Schweres erleben muß. Am 4. Juli wurde die hiesige Schule durch den Herrn k.k. Bezirksschulinspektor Franz Kempf inspiziert. Am 6. Juli fand für den verstorbenen Thronfolger und seine Gemahlin in der Pfarrkirche in Sattel ein Trauergottesdienst statt, dem der Lehrkörper und sämtliche Schulkinder beiwohnten. In der Schule wurde den Kindern 97 „kleinen“ Friedhof mit den noch brauchbaren Grabsteinen und Gedenktafeln sowie einem neuem Herrgott für das vorhandene Steinkreuz. Dank unserer eifrigen Grulicher Helfer ist eine schöne Anlage entstanden. Für die Kirche ist nach wie vor die Stadtverwaltung zuständig. Leider sieht man an unserer ehemals schönen Kirche in Oberlipka, was passiert, wenn sich aber Niemand wirklich um die Kirchen kümmert und so auch nicht regelmäßig gelüftet wird. Sie wäre durchaus in einem guten Zustand erhalten geblieben. Bis zum Jahre 2000 hat sich der Grulicher Pfarrer immer sehr gekümmert. Bis dahin war auch die Orgel noch voll funktionsfähig. Aber seitdem ist alles dem Verfall ausgeliefert. Genauso ergeht es den Kirchen in Rothloß und in Herrnsdorf, auch dort fällt bereits der Putz von den Wänden. (Fortsetzung folgt) Gottfried Schwarzer Und so von außen mit den restlichen Grabsteinen und dem parkähnlichen Friedhof So sah die Kirche bei einer hl. Messe mit Pater Blaha 1986 noch aus. 111 Heimatkreisbetreuer: Dr. Herbert Schreiber, Von-Tresckow-Straße 11, 36037 Fulda, Tel. (06 61) 6 35 63 Schönau. Im Mitteldorf liegen die Kirche und das Erbgericht, der Geburts- und Heimatort von Dr. Schreiber Schönau: Das Erbgericht hatte sein Privilegium 1567 von Bohunka von Lomnitz zu Schildberg bekommen. Es war frei, konnte sich Handwerker halten (Schmied und Fleischhacker) sowie auch Bier ausschenken. Es reichte aus Gut 1 Scheffel Waldhafen, zwei Waldhühner und zwei Umfallhühner abzugeben. 112 Um 1620 war hier Georg Schwarzer Erbrichter. Als Geschworene werden genannt: Georg Effenberger, Martin Klenner und Peter Dimt. 1653 ist Georg Diemeth Richter, Kieslich, Oehl, Ludwig und Patzeold sind Geschworene. Für 1671 ist Michael Demut und für 1749 Elias Böhm als Erbrichter bezeugt. Wenn mer Sunntichs ei de Kerche gien Wenn mer Sunntichs ei de Kerche gien, ’s woar imma asu, bleib mer erscht amol am Kratscham schtien, ’ s woar imma asu, do loahn ma moancha guda Truppe ei onse Kehle nonderhuppa, denn mer sein jo Kerrgotts Kinderla, ’s woar imma asu. Schimpft uns glei der Pfarrer tichtig aus, ’s woar imma asu schlaf‘n mersch doch eim Omte wieder aus, der liebe Gott macht alles gleiche, er nimmt uns doch eis Himmelreiche. Wenn de Orgel ‚s letzte Steckla spielt, ’s woar imma asu, alt und jung sich wieder durstig fühlt, ’s woar imma asu , zum Kratscham lenk‘n ma unsern Schriet, der Pfarrer da kimt bale miet. Wenn ‚s uff heemzu och recht wacklich gieht, s woar imma asu, wiß mersch doch noch, wo der Kratscham stieht, dahem empingt uns die Kalliene mit eener saurich süßa Miene. Na, ihr seid mer schiene Kinderla. 113 - in Gaststätten auch Deutsch auf Speisekarten. Erstaunlich ist auch, dass man sich, wie kürzlich im ZDF berichtet, auf einstige Massaker an Deutschen besinnt. Aber gab es 1945 nur dieses e i n z i g e Vergehen? Sind die Verursacher wirklich alle schon tot? Das wohl großartigste Beispiel von Erneuerung ist die fast zum dritten Male reparierte und nun wieder aufgebaute Kirche von Bärnwald („Maria Himmelfahrt“), wo sich alljährlich wieder viele Menschen versammeln, wie wir es am 14.8.1946 im Lager in Nieder-Lipka taten. So bleibt uns doch Hoffnung und Zuversicht, dass nachfolgende Generationen endlich in Frieden über Jahrzehnte hinweg leben wollen und können. Was ist uns also nach 69 Jahren geblieben? Niemand von uns strebt nach Feldern, Wäldern, Häusern - also nach materiellen Dingen, denn wir haben in unermüdlicher Arbeit uns das geschaffen, was wir inzwischen längst Heimat, die neue Heimat, nennen und wo Kinder, Enkel, sogar schon Urenkel daheim sind Da es kaum noch Lebende aus der alten Heimat gibt, ist es auch mit unserer Mundart („Pauersch“) so wie beispielsweise mit dem Latein: Eine tote Sprache. Eine Sprache lebt nur so lange, wie sie von Menschen gesprochen wird. (Ähnlich ist es im Alpenlande z.B. auch mit dem Ladinisch, das sich neben Rhätoromanisch und ltalienisch kaum noch behaupten kann.) Und wie ist es - weil man davon doch recht oft in „Mei Heemt“ liest - mit der Tracht? Im Spreewald oder im Sorbischen wird die dortige Tracht noch zu besonderen Höhepunkten getragen. Gäbe es für uns Adlergebirgler solche? Wo? Wann? Was bleibt uns noch nach 69 Jahren? Der christliche Glaube unserer Eltern und Vorfahren! Bei der großen Sorge um das „tägliche Brot“ nach unserer Vertreibung, ist leider auch davon sehr, sehr viel verloren gegangen. Dabei meine ich nicht das Verschmelzen zwischen Katholiken und Protestanten - schließlich sind wir doch alle Christen. Schmerzhaft ist nur das, was sich in Fortsetzung der Glaubens-Gegnerschaft während des sogen. „Dritten Reiches „ bei nicht wenigen Vertriebenen verfestigt hatte und durch das bisschen Religionsunterricht nicht fortgeführt werden konnte. Nach 1939 schrieben die Nazi-Christen auf Fragebögen. „ Gottgläubig“. Und heute? Man spricht recht oft vom „christlichen Abendlande“ - aber ist es dies wirklich? W i r können nur unseren Kindern, Enkeln und Urenkeln möglichst viel Erinnernswertes zeigen, also die alte Heimat besuchen, an Ort und Stelle erzählen, sowie neue Beziehungen zu knüpfen versuchen, so lange es uns noch möglich ist. So bewahren wir Schätze, die wir einst verloren haben, für die Zukunft. Friedrich Zwerschke aus Kronstadt im Adlerg. 119 Altvaterland Frauen, die die Welt bewegten 2015 jährt sich zum 300. Mal der Geburtstag von Dorothea Erxleben, geb. Leporin,: sie war die erste promovierte Ärztin in Deutschland. Ihr Vater, Arzt und anerkannter Wissenschaftler in Quedlinburg, ließ ihr stets die gleiche Erziehung zukommen wie ihrem Bruder und legte damit den Grundstock für ein späteres Studium. Er selbst führte sie in die Naturwissenschaften sowie in Theorie und Praxis der Medizin ein. Ihr Wunsch, zusammen mit ihrem Bruder in Halle an der Saale Medizin zu studieren, ging zunächst nicht in Erfüllung, da man sie als Frau dort ablehnte. Die Familie wandte sich daraufhin 1741 an König Friedrich II. von Preußen. Der hatte im Jahr zuvor erst den Thron bestiegen, und verbuchte gerade die ersten militärischen Erfolge im ersten schlesischen Krieg gegen Maria Theresia. Er war offensichtlich bester Laune, als er der jungen Frau auf ihr Bitten antwortete: „Da dergleichen Exempel by dem weiblichen Geschlecht insonderheit in Deutschland etwas rar sind und demnach dieser casus demselben nicht zu geringer Ehre gereichen würde, woll er mit dem größten Vergnügen alles Mögliche zum glücklichen Fortgange der Candidatin beitragen.“ Im selben Jahr 1741 heiratete Dorothea den verwitweten Pastor Hans Christian Erxleben und hatte sich in der Folge um dessen Kinder aus erster Ehe sowie um die vier gemeinsamen zu kümmern. Trotzdem absolvierte sie das Studium in Halle und praktizierte als Ärztin. Auf den Druck der anderen Quedlinburger Ärzte hin reichte sie schließlich 1754 ihre Dissertation ein, bestand mit großem Erfolg das Promotionsexamen und hielt dann als erste Frau in Deutschland ihr Doktordiplom in Händen. Leider erkrankte sie wenige Jahre später selbst unheilbar an Krebs und starb 1762. „Vorbeugen ist besser als heilen“ - wer kennt nicht diesen Ausspruch? Aber von wem stammt er? Nicht von Alexander Fleming, dem Entdecker des Penicillins, nicht von Sebastian Kneipp, und schon gar nicht vom omnipräsenten Eckart von Hirschhausen. Nein, er stammt 120 von einer Frau, ebenfalls einer Pionierin der Medizin: Elizabeth Blackwell, geb. 1821 bei Bristol /England, gest. 1910 in Kilmun /Schottland: sie ging in die Geschichte ein als erste Ärztin Amerikas. Als sie elf Jahre alt war, wurde die Zuckerfabrik ihres Vaters durch ein Feuer zerstört, und die Familie wanderte nach Nordamerika zu einem Neuanfang aus. Aus Überzeugung setzte sich die Familie vor Ort für die Abschaffung der Sklaverei ein. Wenige Jahre später starb der Vater, und langsam reifte in Elizabeth der Wunsch, mehr mit ihrem Leben anzufangen als nur zu sticken und zu musizieren, wie es damals für junge Damen schicklich war: sie entschied sich, Medizin zu studieren. Ein kühner Wunsch in einer damals reinen Männerdomäne, wie ihr von allen Seiten deutlich gemacht wurde: man hielt Frauen für weder intellektuell noch emotional den Anforderungen des Arztberufs gewachsen. Sie erarbeitete sich unbeirrt als Lehrerin das nötige Geld für das Studium, wurde aber von unzähligen Colleges abgewiesen. Erst 1847 wurde sie am Geneva College im Staat New York zugelassen - der Dekan hatte die Entscheidung den bis dahin nur männlichen Studenten überlassen, die einstimmig dafür stimmten. Zwei Jahre später schloss sie das Studium als Jahrgangsbeste ab. Was für ein Meilenstein in der Emanzipation! Da sie jedoch als Frau keine Anstellung fand, reiste sie zunächst zurück in ihre Heimat England, wo sie mit der gleichaltrigen Florence Nightingale zusammentraf. Diese war in der Krankenplege ähnlich engagiert wie Elizabeth in der Medizin. In Paris, wo ihrer Schwester lebte, erwarb Elizabeth an der „Maternite“ ein Diplom in Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Kurz darauf traf sie ein schwerer gesundheitlicher Schlag: sie bekam eine schlimme Infektion am Auge. Antibiotika waren damals noch nicht entdeckt, es waren ja noch nicht einmal die Verursacher, nämlich die Bakterien bekannt! In der Hoffnung auf Besserung reiste sie im Frühjahr 1850 nach wochenlanger schwerer Krankheit nach Freiwaldau-Gräfenberg, weil der Ruf des dort so erfolgreich wirkenden „Wasserdoktors“ Vinzenz Prießnitz bis nach Paris geeilt war. Die Reise v.a. mit der Bahn dauerte damals fünf Tage! Sie traf in Freiwaldau mit Prießnitz zusammen, der bereit war, ihre Behandlung zu übernehmen, und sie übersiedelte auf den Gräfenberg. Ihr schlechter Allgemeinzustand besserte sich zunächst erheblich durch die Wasseranwendungen, gesunde Nahrung und die viele Bewegung an der frischen Luft. Leider ereilte sie aber doch eine weitere Krise am Auge, sie musste die Kur aufgeben, und das Auge war verloren. Sie entschloss sich, nach Amerika zurückzukehren und eine eigene Praxis zu eröffnen, was sie nur mit inanzieller Hilfe von Freunden umsetzten konnte. Nach großen Anfangsschwierigkeiten gelang es ihr, sich langsam, aber stetig Anerkennung zu erwerben. Zusätzlich betrieb sie mit Hilfe von treuen Unterstützern eine Armenpraxis. 1857 konnte sie zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Emily, die ihrem Vorbild als Medizinerin gefolgt war, das erste Frauen- und Kinderkrankenhaus, das von Frauen geleitet wurde, eröffnen. Später wurde daran ein medizinisches Kolleg angegliedert, wodurch Frauen die Ausbildung zur Ärztin erleichtert werden sollte. Vor allem Elizabeth war für ihre Unterweisung zuständig. Sie propagierte dort wie auch in zahlreichen Vorträgen in der öffentlichkeit die Grundlagen der Hygiene, wie gründliches Händewaschen, Reinigen benutzter Instrumente mit heißem Wasser oder Karbol, wurde dafür aber meist nur verlacht. Elizabeth beharrte jedoch unverdrossen auf ihren Ansichten, bildete auch Schwestern, die im amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) eingesetzt wurden, dahingehend aus. Damals war es üblich, benutzte medizinische Instrumente vor der Verwendung am nächsten Patienten nur an der meist blutverkrusteten Schürze abzuwischen. Man konnte sich einfach nicht vor- stellen, dass ein für das Auge unsichtbares Etwas Krankheiten übertragen sollte (Bsp. Kindbettieber). Erst Ende der 1870er Jahre verschafften Wissenschaftler wie Robert Koch und Louis Pasteur mit der Theorie und ersten Beweisen für die Krankheitsverbreitung durch Keime sich und damit auch Elizabeth Gehör. Da die Medien damals längst nicht so schnell und weit verbreitet wie heute waren, setzten sich auch diese neuen Erkenntnisse nur sehr, sehr langsam durch - vor allem in den Köpfen der Menschen! Außerdem propagierte Elizabeth zeitlebens, wie wichtig - gerade für Kinder -Sauberkeit, frische Luft und gute Ernährung sind - in den Armenvierteln New Yorks geradezu revolutionär! Ihre eigenen Erfahrungen in Gräfenberg trugen wohl zu diesen Überzeugungen bei und mündeten in dem Motto „Vorbeugen ist besser als heilen“. Immer wieder nahm Elizabeth die beschwerliche Reise in ihre Heimat England auf sich, um auch dort für Frauen den mühsamen Weg in die medizinischen Berufe gegen viele Widerstände zu bereiten. 1871 gründete sie die „National Health Society“, den Vorläufer des heutigen britischen Gesundheitssystems. Elizabeth und Emily Blackwell setzten sich unermüdlich bis an ihr Lebensende (beide starben hochbetagt 1910) in zahlreichen Veröffentlichungen und Reisen für die Verbesserung der hygienischen Verhältnisse und den Aufbau eines allgemeinen Gesundheitssystems ein. Wo ständen wir Frauen heute, wo die gesamte Medizin ohne mutige Pionierinnen wie diese Frauen! HKW Karin Weber Quellen beim Verfasser Zum Weiterlesen sei Interessierten die spannende Biograie der E. Blackwell „Lady Doctor“ von Dorothy C. Wilson (in deutscher Sprache) empfohlen. 121 Richard von Weizsäcker und Václav Havel, mehr als nur Amtskollegen Ich erinnerte mich dieser Tage an jenen Sonntag, als die Nachricht vom Ableben des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker kam. Beide, Havel und von Weizsäcker, gehörten für mich immer irgendwie zusammen. Der 2. Januar 1990, an dem sie sich in München erstmals als Staatsoberhäupter trafen, war auch für mich ein besonderer Tag gewesen. Es war mein erster Arbeitstag in der außenpolitischen Redaktion des Radios. Da zu diesem Zeitpunkt aber bereits feststand, dass ich im Sommer 1990 als Korrespondent nach Prag gehen sollte, wurde ich gleich mit der Berichterstattung über den Havel-Besuch in den damals noch beiden deutschen Staaten beauftragt. Ich habe zwar Havel nur in Ost-Berlin begleitet, aber dennoch später auch über seinen Aufenthalt in München berichtet. Dass es zu dieser Begegnung in München kam, hatte nicht nur symbolische Bedeutung. Immerhin war München die Stadt des schändlichen Abkommens, das die Tschechoslowakei Hitler auslieferte. Zudem ist München die Hauptstadt des Freistaates Bayern, in dem die meisten der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus der Tschechoslowakei kollektiv vertriebenen Sudetendeutschen leben. Nein, der Aufenthalt Havels da hatte auch einen ganz profan praktischen Grund: von Weizsäcker machte seinerzeit Urlaub in Bayern. Bis nach München war es für ihn nur ein kurzer Weg. Bei seinem Gespräch mit von Weizsäcker lud Havel den Bundespräsidenten zu einem raschen Gegenbesuch nach Prag ein. Als Ter- 122 min schlug er den 15. März vor. Ein Termin ganz nach dem Geschmack des tschechoslowakischen und später tschechischen Präsidenten, der immer Freude an Symbolen hatte. Man erinnere sich: es war ebenfalls ein 15. März, der des Jahres 1939, als die Nationalsozialisten ihre Schritte auf die Prager Burg lenkten. Von Weizsäcker verstand die symbolischen Gedanken Havels sofort und zögerte keine Sekunde, diesen Termin zu bestätigen. Havel erinnerte in seiner Ansprache daran, dass vor 51 Jahren ein „Wahnsinniger“ als „Feind in die Burg eingedrungen“ war. Mit von Weizsäcker komme auf Einladung „ein Freund“. Nicht alle Tschechen haben damals Havels Haltung gegenüber Deutschland verstanden. 40 Jahre hatte man ihnen eingetrichtert, dass die Deutschen - die aus dem Westen - alles „Revanchisten“ seien. Die „Sudetjaken“ seien letztlich nur dahin gekommen, wohin sie immer gewollt hatten - „Heim ins Reich“. Das mit dem „Freund“ nahmen beide Staatsmänner auch wörtlich. Ihre späteren Begegnungen, bei denen ich häuig als Berichterstatter dabei sein durfte, waren immer von großer Herzlichkeit geprägt. Mehr noch: Havel hat von Weizsäcker als eine Art Mentor verstanden, der ihm „beigebracht“ habe, „wie man einen Staat lenkt“. Nebenbei bemerkt: Havel erzählte bei einem Telefonat von Weizsäcker ganz beiläuig, dass er sich schrecklich inmitten der Möbel seines kommunistischen Vorgängers Husak fühle. Und von Weizsäcker? Der schickte ein paar ordentliche Möbel auf die Prager Burg. HANS-JöRG SCHMIDT Mutter, ich vergeß es nicht! Hab kurz etwas nachgedacht und ein wahr Gedicht gemacht. – Nimmermüde schafftest du, früh vom Morgen ohne Ruh, bis spät in die Nacht hinein. Jeder Tag bracht viel Dir ein. – Ordnung liebtest Du im Haus. Aller Unrat mußt´ hinaus. Jede Scheibe war schön blank, die der Fenster, und am Schrank. Jeder Winkel ward gescheuert, wo es fehlte, – schnell erneuert. – Wohl und heimisch war mirs dort im Elternhaus, dem schönsten Ort. – Durchs Gebet gestärkt mit Kraft wurde alles link geschafft. Nur durch Fleiß – es war nicht leicht, hast Du vieles schnell erreicht. – Und die nimmermüden Hände schaffen freudig – bis ans Ende, bis im Tod das Auge bricht, – Mutter, das vergeß ich nicht! – Bist Du, Mutter, jetzt auch alt, gekrümmt schon etwas die Gestalt, und das Haar, ists auch gebleicht, und ist schon der Gang nicht leicht, sind auch Falten im Gesicht, – dies zu ehr`n ist Kindesplicht. Immer wars Dein einzig Denken, was nur ging, dem Kind zu schenken. Plegtest sorgsam es und hegtest`s, Glauben in das Herz ihm legtest. Lehrtest es die Hände falten, Gebete viel dem Kinde galten. – Wuchs zur Freud` und Sorg` heran, wurde Jüngling, – zuletzt Mann. – Weil Du Mutterlieb` vermißt, doppelt stets Dein Kind genießt. Dankbar dieser Sohn nun spricht: Mutter, das vergeß ich nicht! Gedichtet im Osten am 7.11.1943 von Deinem dankbaren Sohne Heinrich. † (Ende des Krieges gefallen) 123 Raum für Adressenaufkleber Absender: Verein der Adlergebirgler e. V., Schichtstraße 2, 84478 Waldkraiburg Vergänglichkeit Frieda Walter Hörst du, wie die Lerche steigt auf der Silbertöne Leiter? Immer höher, immer weiter, bis sie fällt und schweigt. Oder wie der rote Mohn leuchtet zwischen goldnen Ähren. Ach, nicht lange wird es währen, dann treibt er im Wind davon. Wo zwei Herzen treu vereint, wird es ebenso geschehen: einer scheidet und muß gehen und der andre weint. Einmal endet jedes Glück, sinkt die Schönheit in den Schatten. Selig sind, die Freude hatten an dem frohen Augenblick. „Mei Heemt“ ISSN 1433-8815. – MEI HEEMT erscheint sechsmal im Jahr. Herausgeber: Verein der Adlergebirgler e. V., Frau Elisabeth Pischel, Geschäftsstelle Schichtstr. 2, 84478 Waldkraiburg. Tel. u. Fax (0 86 38) 6 74 65, E-mail: [email protected] Nachdruck nur mit unserer Genehmigung. Bezugspreis € 9,00 vierteljährlich. Bankverbindungen: Kreissparkasse Mühldorf a. Inn, IBAN: DE50711510200000103457; BIC: BYLADEM1MDF Zweigstelle 84478 Waldkraiburg, Konto-Nr.: 103 457 (BLZ 711 510 20) oder Postbank München, 149 888-802 (BLZ 700 100 80). Schriftleitung: Gottfried Schwarzer, Roisdorferstraße 28, 50389 Wesseling, Tel. und Fax (0 22 36) 4 82 17 Druck: Erhardi Druck GmbH. 124
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