1 Auf rund 13 000 Quadratmetern wurden Betondecken im Kreishaus Unna mit Deckenputz aus Zement auf Streckmetall brandschutztechnisch ertüchtigt. nische Ertüchtigung mit mindestens 2,5 Zentimeter Zementdeckenputz (Mörtelgruppe P III) erforderlich. Der PPP-Pilot Für rund 20 Millionen Euro saniert der Kreis Unna (Nordrhein-Westfalen) zurzeit sein Kreishaus und verfügt damit bald über das deutschlandweit erste privat finanzierte Verwaltungsgebäude. Im Zuge der Sanierung wurden rund 13000 Quadratmeter Bestandsdecken aus Beton mit Zementputz auf Streckmetall brandschutztechnisch ertüchtigt. Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen: Angesichts knapper Kassen müssen Kreise und Kommunen neue Wege gehen, um ihre Infrastruktur zu sichern und auszubauen. Die Finanzierung über private Investoren ist längst kein Tabu mehr. Public Private Partnership (PPP) heißt dieses Modell, bei der die öffentliche Hand Verantwortlichkeiten auf den privaten Sektor verlagert. Mehr Effizienz und Kosteneinsparungen verspricht das für die öffentliche Hand. Ein Pilotprojekt wird derzeit im nordrhein-westfälischen Unna realisiert: Das Kreishaus Unna wird vom Baukonzern Bilfinger Berger saniert, erweitert und zusammen mit zwei 4 Gedübelt und verrödelt: Rund 150 000 Dübel im Streckmetall garantieren die Statik. 18 a u s b a u + fa s s a d e 04 | 2 0 0 6 weiteren Amtsgebäuden in den folgenden 25 Jahren betrieben. Das Investitionsvolumen beträgt knapp 20 Millionen Euro, finanziert über die KfW Ipex-Bank. Das Darlehen wird allein aus dem monatlichen Nutzungsentgelt bedient, das der Kreis an die Projekt- und Betriebsgesellschaft Kreishaus Unna mbH (PKBU) bezahlt, an der Bilfinger Berger zu 90 Prozent und der Kreis Unna zu zehn Prozent beteiligt sind. Der Kreis muss allerdings nur dann in voller Höhe bezahlen, wenn genau definierte Leistungsmaßstäbe erreicht werden. Nur das Auslastungsrisiko verbleibt also bei der öffentlichen Hand. Rund sechs Prozent soll dieses Modell günstiger sein, als wenn der Landkreis Unna die Vergabe konventionell realisiert hätte. Auf konventionellem Weg wäre die Sanierung und Erweiterung für den Kreis kaum bis gar nicht machbar gewesen. Denn das von 1960 bis 63 errichtete Kreishaus musste nach über 40 Jahren nicht nur den inzwischen veränderten Anforderungen an die Nutzung angepasst werden, sondern wies auch erhebliche bauund sicherheitstechnische Mängel auf. Außerdem stellte sich erst beim Entkernen heraus, das weite Teile des Komplexes PCB-belastet waren. Ein weiteres Problem: Die Betonüberdeckung der Rohdecken war zu gering und machte eine brandschutztech- Drahtputzdecke nach DIN 4121 Den Auftrag über den Deckenputz vom 2. bis 7. OG erhielt der Stuckateurbetrieb Albuschkat aus Iserlohn. Im Zuge der Betonsanierung wurden durch einen Malerbetrieb große Löcher geschlossen und die Fläche aufgrund der PCB-Belastung des Betons mit Epoxidharz und Latexfarbe versiegelt. »Damit war die Decke als Putzgrund natürlich ungeeignet«, erläutert Geschäftsführer Dirk Albuschkat. Das Auftragen des Deckenputzes musste daher komplett auf Rippenstreckmetall erfolgen. »Anforderungen an die Optik waren nicht zu erfüllen, da bereits feststand, dass in späteren Ausbauphasen abgehängte Decken installiert werden sollten. Unsere Aufgabe war es, auf rund 13 000 Quadratmeter eine homogene, geschlossene Deckenuntersicht herzustellen«, schildert Bruno Mylius, Bauleiter der Firma 5 Das Kreishaus Unna ist das erste privat finanzierte öffentliche Verwaltungsgebäude. Für rund 20 Millionen Euro wird es saniert und erweitert. (Fotos 1, 2, 4, 5: Albuschkat) Brandschutz im Bestand 2 An das optische Erscheinungsbild der Putzfläche waren keine besonderen Anforderungen gestellt. Hier ging es allein um den Brandschutz. Albuschkat. Verteilt über 20 Wochen hatte er zwischen zehn und 15 Mann im Kreishaus im Einsatz. Effektiv benötigten sie rund eine halbe Woche pro Etage. Der Auftrag des Deckenputzes als Drahtputzdecke erfolgte nach DIN 4121. Darin ist eine Deckenstärke einschließlich des eingebetteten Putzträgers zwischen 25 und 50 mm gefordert. Vor allem die maximale Schichtdicke einzuhalten, erwies sich an manchen Stellen als schwierig, wies doch die Rohdecke große Unebenheiten auf. Bis zu 4 Zentimeter mussten an einigen Stellen mit dem Putz ausgeglichen werden. 15 bis 20 Dübel mit Brandschutzzulassung mussten die Putzer setzen, um die Statik der Drahtputzdecke zu gewährleisten. Rund 150 000 Dübel kamen so zusammen, über 1400 Bohrer wurden verschlissen. »Das war im Vorfeld natürlich schwer zu kalkulieren«, räumt Dirk Albuschkat ein. Zusätzlich zur Verdübelung wurde das Streckmetall außerdem noch verrödelt. Wie gelang es der Firma Albuschkat, diesen Großauftrag an Land zu ziehen? Nach Angaben des Kreises Unna wurden rund 80 Prozent der Sanierungsarbeiten an Handwerksbetriebe aus der Region vergeben. Was Dirk Albuschkat neben der räumlichen Nähe seiner Firma zum Kreis Unna half, waren die bestehenden Kontakte zum Generalunternehmen. »Wir arbeiten häufiger mit Bilfinger Berger zusammen. Die Tür geöffnet haben uns die Innenputzarbeiten in der Düsseldorfer Metro«, berichtet Albuschkat. »Ein Projekt von der Größenordnung des Kreishauses Unna EXTRA 3 Lagen mit der Abwicklung voll im Plan: Geschäftsführer Dirk Albuschkat (li.) und Bauleiter Bruno Mylius. (Foto: Gabriel) versuchen wir mindestens einmal pro Jahr an Land zu ziehen«, erläutert Dirk Albuschkat. Voll im Plan Inzwischen sind die Deckenputzarbeiten längst abgeschlossen und der Ausbau läuft auf Hochtouren. Die Arbeiten liegen voll im Plan. Zur offiziellen Übergabe des Kreishauses am 25. August hat sich Bundesfinanzminister Peer Steinbrück, ehemals Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, angekündigt. Nach Angaben des Landkreises sollen die Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen aber deutlich vorher abgeschlossen sein. Oberbauleiter Marc Siepmann (Kreis Unna) ist zuversichtlich: »Bilfinger Berger wird das Gebäude einige Wochen vor dem vereinbarten Termin Ende Juli übergeben, damit Zeit für einen Testbetrieb bleibt.« as @ www.kreis-unna.de (Kreishaus/Bauen/ Kreishaussanierung) Kurz-Info Kreishaus Unna Aufgabe: Komplettsanierung; hier: brandschutztechnische Ertüchtigung der Betondecken mit Drahtputzdecke nach DIN 4121 (Zementputz, Mörtelgruppe PIII, auf Streckmetall Ausführung: Stuckgeschäft Albuschkat GmbH, 58638 Iserlohn a u s b a u + fa s s a d e 04 | 2 0 0 6 19
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