ausgabe mai 15

 Inhalt Suzanne Liebermann, Foto Hans‐Dieter Elbracht, Den Frieden leben Kulturinfos Rezension zu „Aphrodite. Apfelkitsche“ Neu erschienen: Luftfiguren Neu erschienen: Schlafende Hunde IV Helga Schulze‐Kämper, Demokratie Günter Specht, Wutbürger Veranstaltungen Gábor Wallrabenstein, Foto Poetry‐News Gedichte von Hans‐Dieter Elbracht, Rosa Marusenko, Ralf Burnicki und Brunopolik Jürgen Zimmermann, fl’europa Textmanufaktur Andrea Gerecke, Ausgemustert Für AutorInnen: Ausschreibungen S. 1 S. 3 S. 5 S. 8 S. 9 S. 10 S. 11 S. 13 S. 16 S. 20‐21 S. 22 S. 23 S. 25 Das Letzte S. 29 Einsendeschluss für den Juni‐Rundbrief: 25. Mai Liebe Literaturinteressierte und FreundInnen des Literaturmagazins Tentakel, die Mai‐Ausgabe steckt noch in den Anfängen, die Texte sind ausgewählt, nun geht es in die Korrektur‐ und Layoutphase. Aber wer will angesichts des Früh‐
lings eilig sein, Eile gibt es in unserem Alltag ohnehin genug. Gute Literatur will Weile haben. Sie kommt wie eine Blüte stets zur rechten Zeit, nie zu spät. Vielleicht kann uns das Titelbild von Suzanne Lie‐
bermann davon erzählen. Für Literatur und andere Blüten gibt es keinen falschen Zeitpunkt, das unter‐
scheidet sie von den Gegebenheiten unseres Wirt‐
schaftslebens, das so immens wichtig genommen wird. Auch die Liebe kommt nie zur falschen Zeit, ei‐
ne der schönsten Blütenarten. Vom Frühling und von der Liebe wird in unserer Rundschau die Rede sein (siehe auch die Rezension zum Band „Aphrodi‐
te, Apfelkitsche), neben anderem. Wir hoffen wie stets, es ist in dieser Rundschau auch für Sie etwas dabei und wünschen Ihnen Ruhe und Entschleuni‐
gung. Ihre Redaktion Tentakel Wir danken allen Mitwirkenden. Alle Rechte liegen bei den AutorInnen & KünstlerInnen. Tentakel‐Rundschau Mai 2015 Redaktionsmail: [email protected] Tentakel‐Rundschau Mai 2015 3
Kulturinfos Rezension „Aphrodite, Apfelkitsche“ Liebesgedichte mit Nachschlag von Jörg Siegert Im Osnabrücker Packpapier Verlag erschie‐
nen unter anderem die „Letzten Texte“ von Ul‐
rike Meinhoff und Bakunins „Gott und Staat“, sein neuestes Heft stammt von Jörg Siegert und ist der Liebe gewidmet. Der Titel ist tref‐
fend gewählt: Liebe an der Nahtstelle zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Aphrodite ist die Göttin der Liebe, der Schön‐
heit und der sinnlichen Begierde, und „Apfelkit‐
sche“ (auch „Appelkitsche“) bezeichnet im Westfälischen die Reste eines Apfels, das nach einer Mahlzeit abgezehrte Kerngehäuse. So spielt der Titel gleich auf Ambivalenzen der Lie‐
be an, doch mit einem wohltuenden Augen‐
zwinkern, das sich durch den gesamten Band zieht, ein Wortwitz, der die Ernsthaftigkeit der Leidenschaft mit ihrer Absurdität kontrastiert. Denn tatsächlich nimmt man mit der Liebe die verschiedensten Widersprüchlichkeiten in Kauf. Sie ist, nach Euripides, „von allen Krankheiten die gesündeste“. Hannelore Schroth zufolge ist Liebe die „wunderbare Gabe, einen Menschen so zu sehen, wie er nicht ist“, und nach Curt Apfelkitsche, Foto aus http://de.wiktionary.org/wiki/Kitsche Tentakel‐Rundschau Mai 2015 4
Goetz sei sie „das charmanteste Unglück, das uns zustoßen kann“1. Der solchermaßen ‚dialek‐
tischen’ Eigenart der Liebe entspricht das Wort‐
spiel bei Siegert, wenn er in „Geht so“ schreibt: Ich ginge gern in die Tiefe / Und gehe nur in die Breite. / Ginge ich mit Dir, / Stünde ich Dir zur Seite. // Ich ginge gern an Deine Wäsche / Und gehe nur an der Leine ... (S. 29). Oder in „Fall‐
sucht, eine Fallstudie“ (S. 30 f.), wo er mit Re‐
dewendungen spielt: (....) fall ich Dir auf fall ich Dir auf die Nerven fall ich Dir zu Füßen fall ich Dir zur Last bin ich gefallen (das könnt Dir gefallen) bin ich hinfällig (...) 1
Zitate aus Ernst G. Tange, Der boshafte Zitatenschatz, Frankf./Main
2001 (Eichborn); entsprechend der Reihenfolge S. 323, 327, 323
fällst du mir in die Arme fällst Du mir in den Rücken fällst Du ein Urteil das mich fällt wie ein Baum fällt ein Wort womöglich ein abfälliges (...) fall ich vom Fleisch fall ich vom Glauben fall ich aus allen Wolken fall ich ins Leere fall ich auf die Nase ich bin wie befallen ich bin dir verfallen ich bin am Verfallen ich bin am Zerfallen der Rest von mir wird rechtmäßig dir zufallen Tentakel‐Rundschau Mai 2015 5
Die schönste Zeit für Liebesausflüge scheint der Frühling zu sein, auf englisch „spring“, auch dies ein Anlass für Wortlust à la Siegert, der fragt: „Und wer soll springen? Und wohin? ... In die Luft? / In die Tiefe? / Beim Frühlingsputz verglü‐
ckend?“ (S. 32). Nun, das wäre tatsächlich mal eine originelle Hochzeitsanzeige: ‚Das Paar war gleich bei der ersten Begegnung am Taxistand verglückt’. Die Sprache Siegerts ist auch ein we‐
nig Ringelnatz, klar und einfach genug, aber nicht harmlos, seine begrifflichen Spiele und Haarspaltereien dröseln das Ereignis der Liebe auf bis hin zum verderblichen Kern, der „Apfel‐
kitsche“, wo es ans Eingemachte geht: „Wir rü‐
cken uns / auf die Pelle, / nagen an den Zipfeln. / Frönen der Fleischeslust. / Du wendest eine / Salamitaktik an. / Mir ist alles Wurst“ (S. 43). Auf dem Gebiet der Poesie ist solche Literatur wie ein Schlager, der sein Thema zur Satire macht, fast schon Poetry‐Slam, hervorragend geeignet für Lesungen. Auch das Gedicht „Lust‐
raum“ (S. 43): Tentakel‐Rundschau Mai 2015 6
Ich fliege auf Dich. Der Motor rotiert. Das Triebwerk ist ausgefahren. Dein Radar hat mich längst erfasst. Deine Positionslichter strahlen mich an. Meine Schnauze senkt sich zur Piste. Wirst Du mir Landeerlaubnis erteilen? Ein Schelm, wer hier an Bauchlandung denkt. Am Ende der Liebe, will sagen auf Seite 77, ist auch das Ende vom Liebesleid angesagt, die Ap‐
felkitsche als „letzter Gedanke“: Für Dich ist hier nur noch ein letzter Gedanke: Es gibt auf den nachfolgenden Seiten noch eini‐
ge Textzugaben, im Nachschlag ein wenig Ruhe fürs abklingende Herz. Siegerts Band ist ein schönes Beispiel für eine Steigerung ins Thema. Es gelingt ihm, mit Sprachspiel und Wortwitz das Wolkentheater der Leidenschaften nah her‐
an zu holen und die Erfahrungen, die eigentlich jede/r macht, poetisch‐menschlich einzufangen, andererseits sie auf angenehme Weise zu brüs‐
kieren. „Aphrodite. Apfelkitsche“ ist ein Band der Spaß macht, weil er zur Selbstironie auffor‐
dert. Ralf Burnicki Buchinfo: Jörg Siegert, Aphrodite, Apfelkitsche. Packpa‐
pier‐Verlag, Osnabrück 2015, 90 Seiten, Preis: 5 Euro + Porto. Bestelltelefon beim Packpa‐
pierverlag 05402‐7373, Fax 05402‐643358, Bestellmail [email protected] Geh! Danke! Tentakel‐Rundschau Mai 2015 7
Neu erschienen: Urte Skaliks Luftfiguren Gedichte und Miniaturen „Du stellst Bilder vor meine Augen, denen ich immer weiter folge“ sagte eine Hörerin. Urte Skaliks malt in den „Luftfiguren“, Gedichten und sprachlichen Miniaturen, lebhafte Szenen vom Navigieren am Rande des Glücks, immer wiederkehrende Bilder vom Laufe des Lebens jener menschlichen „Figuren in der Luft“: Bilder von Glück und Unordnung, vom Zugehören oder Fernesein in der Nähe, vom Verstehen und Abwehren in Zeichen und Worten, in Kinder‐, Dorf‐ und großen Welten, Bilder vom Klagen und Anrufen, von der Natur und den wechselnden Perspektiven. Es sind Gedichte, die immer verständlich sind, oft doppelbödig, mit einem Augenzwinkern, kritisch, engagiert, sehr knapp, auch mal komplexer, ganz verschieden rhythmisch gestaltet, lyrisch oder nüchtern, selten gereimt. Urte Skaliks, in Schlesien geboren, lebt in Ostwestfalen‐Lippe, wo sie bis 1999 als Hochschullehrerin für Psychologie tä‐
tig war. Sie hat unter dem Pseudonym des Namens ihrer Urgroßmutter Gedichte, Märchen und Kurzkrimis, Miniatur‐ und Kurzgeschichten geschrie‐
ben und seit 2000 im Internet, in Litera‐
turzeitschriften und in Anthologien veröffentlicht. Ihre beiden erzählenden Bücher erschienen 2011:„Der Lächler und andere Verdächtige. Kurze Geschichten“ bei Tredition und 2013: „Himbeerbonbon. Erzählungen“ bei Shaker Media. Buchinfo: Urte Skaliks, Luftfiguren, 104 Seiten, 10,90 Euro, ISBN 978‐3‐95631‐259‐5 bestellbar bei Shaker Media, Postfach 10 18 18, 52018 Aachen. Mail: info@shaker‐media.de Tel. 02407 / 95 96‐40 Tentakel‐Rundschau Mai 2015 8
Neu und gar nicht verschlafen: SCHLAFENDE HUNDE IV erschienen in Berlin Politische Lyrik der Gegenwart Î
herausgegeben von Thomas Bachmann 240 Seiten ISBN 978‐3‐945187‐21‐0 14,99 € bestellbar hier: http://www.edition‐ost.de/programm‐
2/titel/1839‐schlafende‐hunde‐iv.html
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Wutbürger eingekleidet vom führenden Demoausstatter ‐ Günter Specht ‐ Das internationale Kunstprojekt aus Gütersloh „Spechtart“ lädt ein zu einer Reise für die Augen. Besuchen Sie die SPECHTART‐BÜHNE! hier klicken http://www.spechtart.de/buehne_0.1.html
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ÜBRIGENS Neues aus dem (Bielefelder) Westen und andere Themen auf www.golbblog.de
Die Krimis von Jörg Ro‐
senstengel gibt es jetzt auch als E‐Books für 5,99 Euro. Hier die Links (einfach ankli‐
cken): Nach Asche schmeckt die Nacht und Wir waren die Gu‐
ten
Internetmagazin zu Kunst und Kultur
von Gábor Wallrabenstein Aktuelle Rezension zu Thilo Bode „TTIP‐Die Freihandelslüge“ siehe http://www.golbblog.de/?p=6438
WEIRD: AUSGABE NR. 90 APRIL 2015 ONLINE MIT EINEM L‐BEACH #6 INTERVIEW SPECIAL MIT JENNIFER ROSTOCK, BETTY, TUBBE, CATHY DEBUONO UND KARIN PARK, INFOS ZUM INTERNATIONALEN FRAUENFILMFESTIVAL DORTMUND/KÖLN, EINER LESBENFESTIVALÜBERSICHT 2015, NEUEN CDS, FILMEN UND BÜCHERN, DER NEUEN WEBSERIE DYKE CENTRAL U.V.M. Tentakel‐Rundschau Mai 2015 SIEHE WWW.WEIRD‐BIELEFELD.DE
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Veranstaltungshinweise
Erinnerung In Herford Dienstag, 05. Mai, 19.30 Uhr Die Zeit vergeht … Ein kurzweiliger Vorleseabend mit Michael Helm, Wein und kulinarischen Kleinigkeiten Infos http://www.michael‐helm.de/literatur‐live/
Um Voranmeldung wird gebeten! Das M‐Team, Waltgeristr. 69a, Herford Eintritt 25,‐ € (incl. Wein und kulinarischen Kleinig‐
keiten), Voranmeldung Tel.: 05221 ‐ 29 72 10 http://www.michael‐helm.de
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steht sich als „Forum kritischer und unterhaltender An‐
merkungen“. Dementsprechend finden die LeserInnen in PhoBi auch Satire und Polemik. Kontakt und Bestellungen: PhoBi‐Redaktion, Guldeinstr. 48, 80339 München Tentakel‐Rundschau Mai 2015 13
In Bünde (Kreis Herford) Samstag, 09. Mai OWL‐AutorInnen lesen in der Villa Kunterbunt Der Stoff, aus dem die Freiheit ist... Poetische Patchwork‐Lesung mit Poetry‐Slam, Lyrik und Anarcho‐Poetry. Es lesen die Jugend‐Schreibt‐Preisträgerin Christine Zeides (Bünde/Berlin), der Poetry‐
Slammer Marc‐Philipp Längert (Bünde), der Ly‐
riker Ralf Burnicki (Herford), die Poetry‐
Slammerin, Dichterin und Herausgeberin im „chili‐Verlag“ Franziska Röchter (Verl) und die Bielefelder Autorin Helga Schulze‐Kämper. Die Jungautorin Christine Zeides, die derzeit in Berlin studiert, war unter anderem zu hören auf der Literaturbühne des NRW‐Tages in Bielefeld 2014. Ihre Texte spiegeln einen scharfen Blick auf die kleinen Details der großen Erfahrungen, zeichnen Leidenschaften nach oder philosophi‐
Ò
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sche Gedanken, bringen die Dinge auf den Punkt. Der Poetry‐Slammer Marc‐Philipp Län‐
gert erstaunt durch seine rasante Vortragswei‐
se, in denen er die Gegenstände des Alltags un‐
ter die Lupe nimmt, mal hart, mal frech, doch nie ohne Humor. Der Lyriker Ralf Burnicki, von der Neuen Gesellschaft für Literatur (NGL Ber‐
lin) zum „Erben Orwells“ ausgelobt, war bun‐
desweit auf vielen Bühnen zu Gast. Über seine gesellschaftskritische „Anarcho‐Poetry“ schrieb die „Junge Welt“, sie sei „eine intelligente Ver‐
knüpfung von sprachlicher Virtuosität mit politi‐
schem Inhalt“. Politische Gedichte schreibt auch die überre‐
gional bekannte Poetry‐Slammerin Franziska Röchter, Preisträgerin des Literaturwettbe‐
werbs „Hochstadter Stier“ und die Garantie Ostwestfalen‐Lippes, nicht in Langeweile zu ver‐
sinken. Ihr lebendiger Vortragsstil zieht die Zu‐
hörerInnen in den Bann, wenn sie mit einem Augenzwinkern aufzeigt, dass der Alltag kein Honigschlecken ist. Politisch geht es auch bei der Dichterin Helga Schulze‐Kämper zu, deren klare und zugleich sensible Sprache Ungerech‐
tigkeiten und Unterdrückung aufs Korn nimmt. Musikalisch begleitet wird die Lesung vom Zei‐
des‐Längert‐Duo an der Gitarre. Dem Titel der Lesung gemäß wird sich jede/r AutorIn unter anderem dem Thema „Freiheit“ stellen. Wäh‐
rend der Lesung erhält das Publikum die Gele‐
genheit, einen eigenen literarischen Text zu produzieren im Rahmen so genannter „Blind‐
dichtung“. Die ZuhörerInnen erwartet ein bild‐
reiches Potpourri aus dem alltäglichen Leben gegriffen, Leidenschaftliches, Krasses und Nachdenkliches. Samstag, 09. Mai, Beginn: 19.30 Uhr Villa Kunterbunt, Brunnenallee 1, 32257 Bünde ‐ Eintritt frei – (Eine kleine Spende für die Jugendarbeit des Jugend‐
zentrums ist gerne gesehen) Tentakel‐Rundschau Mai 2015 15
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In Bielefeld Samstag, 9. Mai Das Theaterlabor präsentiert Frühlings Erwachen – Ein Fest für die Sinne ab 15:00 Uhr im TOR 6 Theaterhaus Hermann‐
Kleinewächter‐Str. 4, 33602 Bielefeld Tentakel‐Rundschau Mai 2015 17
Fortsetzung „Frühlingserwachen“ Der Eintritt zu den Nachmittagsangeboten des Tags der offenen Tür ist frei, für die Gala‐
Veranstaltung können Tickets an den bekannten Vorverkaufsstellen erworben werden. Der Preis beträgt 34 €, mit Ermäßigung 24 € (zzgl. Gebühren), wofür neben der Veranstaltung selbst auch ein Buffet geboten wird. Tentakel‐Rundschau Mai 2015 18
In Bielefeld Sonntag, 10. Mai bis Sonntag, 24. Mai Ausstellung von Karsten Habighorst: Die Zweige schweigen im Fall Leinwände, Zeichnungen, Gedichte Zur Eröffnung am Sonntag, 10. Mai um 11.30 Uhr liest Ulrich Wiedermann neue Gedichte von Karsten Habighorst zu seinen Bildern. Ort: BBK‐Galerie, Ravensberger Spinnerei (4. OG), Ravensberger Park 1, 33607 Bielefeld http://www.karsten‐habighorst.de/
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Hans‐Dieter Elbracht frühlingsnähe die nacht steht ungeduldig der tag drängelt der frühling schiebt wärme ins land durch grauendes nachtschwarz pfeilen kraniche durchtrennen die luft mit ihrem gesang aus neugierigen knospen fallen farben und tränken die welt in ein buntes gewand P O E T R Y ‐ N E W S Rosa Marusenko Impression Rosa Marusenko erträumt von uns gejagt vom Wind, fliehen die Wolken in den Frühling und werden bunter, erträumt von uns. Die Straßen, geputzt längs der Bäume und der Fahnen. Der grauhaarige Gott pflückt die roten Kirschen am Himmel. Auf den Asphalt legt sich der Schatten des Menschen. Ihm werden ein paar Groschen zugeworfen, in den leeren Hut, aus voller Wolke.
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Ralf Burnicki Versprochene Himmel Über Politik heißt es, sie hätte der Zukunft ein Stück Himmel gegeben, doch es kommt die Zeit, in denen das Licht zurückgespult wird und die Luft zu dünn ist für große Versprechen. Die Produktion bleibt auf der Strecke, der Kreisverkehr der Einsamkeiten nimmt zu und die Besorgungslisten des Verstandes werden länger. Am Ende bleibt die Erinnerungskultur der Trinksprüche, der Saisonbetrieb der Bekenntnisse, die Eintagsfliege einer Umarmung und ein Mittag, der im Park die Schattensplitter zusammenfegt. Es gibt einen neuen Eintrag in dem Blog: brunopolik (http://brunopolik.blog.de/) In Zukunft fragen ob langen Frage schließlich war meine Liste aufgeführt das Fleisch haben wurde Hans‐Dieter Elbracht auch Rückstellungen gesprochen frieden im land über die über es herrscht die auch haben Schrei frieden im land Rückstellungen aufgeführt sagt man Liste gesprochen doch frieden herrscht nicht langen Blut wurde Schmerz das so ruhig... Jetzt den ganzen Eintrag lesen: http://brunopolik.blog.de/2015/04/23/zukunft‐
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fragen‐20250971/
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Andrea Gerecke Ausgemustert Fröhlich legte sich Erwin in die Kurve. Das schien wieder mal ein wunderbarer Tag zu sein. Vorhin hatten sie noch an einer Boutique gehalten und seitdem standen auf der Rückbank diese großen, schicken Tüten. Gernot, der Fahrer summte seine James‐Bond‐
Lieblingsmelodie „Goldfinger“ vor sich hin. Ab morgen würde alles anders werden, dachte er bei sich und grinste breit. Endlich hatte es mit dem Aufstieg in der Firma geklappt. Zum Ersten des neuen Monats durfte er sich Pressechef nennen. Sein Vorgänger war heute in den Ruhestand ver‐
abschiedet worden. Gernot summte lauthals und ziemlich falsch, als er den Wagen auf dem Hof ne‐
ben der Garage parkte. „Tja, mein Lieber“, tät‐
schelte er die wohlig‐warme Motorhaube, „das wars dann wohl. Du passt nun einfach nicht mehr zu mir. Morgen holt dich der Gebrauchtwagen‐
händler ab.“ Erwin gefror das Motorenöl in den Leitungen. Er hatte sich wohl verhört. Seine rundlichen Kotflü‐
gel zitterten leise, als er seine Vergangenheit mit Gernot Revue passieren ließ, der beladen mit sei‐
nen wertvollen Tüten das Haus betrat. Der kleine Citroën schluchzte und ein paar Tränen spritzten aus der Düse für den Fensterreiniger. In Kürze hätten sie ihren gemeinsamen 30. gefeiert. Als Abiturient war die Ente Erwin das erste und bis heute einzige Auto von Gernot gewesen. Wie oft hatte der Mann liebevoll an dem Fahrzeug ge‐
schraubt und gebastelt. Die vielen Roststellen, die er ausgebessert und die Teile, die er ersetzt hatte. Dafür entlohnte ihn Erwin mit zumeist absoluter Zuverlässigkeit bei allen Touren – ob nun durch die Stadt im eisigen Winter oder zu irgendeinem internationalen Ententreffen. Zigtausende Kilome‐
ter standen auf seinem Tacho. Beide waren inzwi‐
schen eben älter und verbrauchter. Gernot gingen schließlich auch die Haare aus und er hatte einen ziemlich dicken Bauch. Kein abfälliger Kommentar kam dazu von Erwin. „Ich fahre gegen den nächs‐
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ten Brückenpfeiler“, nahm sich die betagte Ente todtraurig vor. Am nächsten Morgen fuhr Gernot indes mit ei‐
nem Taxi zum Dienst. Erwin heulte auf seinem Parkplatz zum Gottterbarmen und ließ seinen Wassertank auslaufen. Nicht einmal mehr in die Garage hatte er gestern gedurft. Diese Beziehung war also tatsächlich zu Ende. Stunden später in einer sternenlosen Dunkelheit kehrte Gernot zurück, aber womit um alles in der Welt?! Mit einem funkelniegelnagelneuen BMW. Eitel glänzte der Wagen mit seinem tiefschwarzen Lack, als Gernot vor der Einfahrt zur Garage park‐
te. Der Mann ließ den Motor laufen und warf sei‐
ner alten Ente zu: „Tja, Erwin, ist dein Nachfolger nicht todschick. Heißt übrigens Ben.“ Gernot trug jetzt statt der Jeans und des üblichen Rollkragen‐
pullovers Anzug und Krawatte zum weißen Hemd. Er ging in die Garage, um etwas mehr Platz für den Neuen zu schaffen. wie ich ein James‐Bond‐Auto?“ Der BMW‐Motor brummte hochnäsig‐bestätigend. „Wenn ich dir einen guten Rat geben darf“, fuhr Erwin fort, „dann demonstrierst du deinem Herrn unbedingt schon mal deine Schnelligkeit. Er liebt ein rasantes Tempo.“ Bens Scheinwerfer blinkten abfällig, so als wäre das absolut selbstverständlich. Er setzte sich abrupt in Bewegung, um zu beweisen, wie schnell er von Null auf Hundert sein konnte. Ger‐
not hatte sich am Ende der Garage erhoben und starrte dem Fahrzeug mit vor Schreck geweiteten Augen entgegen. Der Schrei voller Angst und Schmerz blieb ihm im Hals stecken, als er an die Wand gequetscht wurde. Erwin schluckte ein letztes Mal: „Tut mir leid, alter Junge. So weit hätte es nicht kommen müssen.“ Erwin nahm seinen ganzen Mut zusammen und sprach den piekfeinen Nachbarn an: „Bist du auch Tentakel‐Rundschau Mai 2015 24
Literaturausschreibungen Im Folgenden: Weiterleitung einiger Literatur‐Ausschreibungen aus www.autorenwelt.de (ehemals uschtrin.de) durch Redaktion Tentakel an unsere AutorInnen. Wir danken Sandra Uschtrin (Initiatorin der Autorenwelt) für diese Infos. Weitere Infos zum Literaturbetrieb, Ausschreibungen, An‐
thologiethemen usw. unter www.autorenwelt.de. Keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit. WETTBEWERBE http://www.autorenwelt.de/verzeichnis/foerderungen/new‐german‐fiction = NEW GERMAN FICTION Tentakel‐Rundschau Mai 2015 25
Prosa (unveröffentlicht); Dotierung: 500 Euro (gesamt) mit Abdruck in der Literaturzeitschrift Edit; einsen‐
den bis zum 31. Mai 2015. Aus der Ausschreibung: »Wir suchen außergewöhnliche Prosatexte, die über den deutschen Sprachraum hinaus für ein internationales Publikum interessant sein könnten. Teilnahmeberechtigt sind alle, die bisher keine eigenständige Buchveröffentlichung haben.« http://www.autorenwelt.de/verzeichnis/foerderungen/schreibende‐traveller‐1‐michael‐müller‐
reisereportagen‐wettbewerb = Schreibende Traveller ‐ 1. Michael Müller‐Reisereportagen‐Wettbewerb Reisereportagen, journalistische Reiseliteratur von »schreibenden Travellern bis einschließlich 35 Jahren«; Dotierung: 1. Platz: 3.000 Euro, 2. Platz: 1.500 Euro, 3. Platz: 750 Euro plus Option auf einen Buchvertrag; einsenden bis zum 31. August 2015. http://www.autorenwelt.de/verzeichnis/foerderungen/dirty‐writing‐erotischer‐schreibwettbewerb = Dirty Writing ‐ Erotischer Schreibwettbewerb Erotische Shortstorys; Dotierung: 1. Preis: Reise + Eintritt für 2 Personen zur erotischen Show Love Bites. Dort Verleihung eines Überraschungspreises. 2. Preis: Beckenbodentrainingsset, gestiftet von Frau Blum, Boutique Erotique aus Stuttgart. 3. Preis: CrashPad, Film von Shine Louise Houston. Einsenden bis zum 15. Juli 2015. Aus der Ausschreibung: »Schreiben Sie die Buchstaben des Alphabets, sammeln Sie zu jedem Buchstaben Stichwörter, die Sie mit Erotik, Liebe, Verführung und Lust verbinden – fertig ist ein Abecedarium. Wählen Sie drei Wörter aus dem Abecedarium aus, verwenden Sie diese sinnvoll in einer Sze‐
ne/Glosse/Kurzgeschichte.« Tentakel‐Rundschau Mai 2015 26
http://www.autorenwelt.de/verzeichnis/foerderungen/friedrich‐glauser‐preis‐sparte‐kurzkrimi = Friedrich‐Glauser‐Preis Sparte Kurzkrimi Kurzkrimis (veröffentlicht); Dotierung: 1.000 Euro; einsenden bis zum 30. November 2015 http://www.autorenwelt.de/verzeichnis/foerderungen/nordhessischer‐literaturpreis‐holzhäuser‐
heckethaler = Nordhessischer Literaturpreis »Holzhäuser Heckethaler« Heitere Geschichten; 3 Altersgruppen: 14‐30 Jahre, 31‐50 Jahre, 51 plus; Dotierung: je Altersgruppe 800 Eu‐
ro, und zwar 1. Preis 500 Euro, 2. Preis 300 Euro; einsenden bis zum 15. August 2015. http://www.autorenwelt.de/verzeichnis/foerderungen/utopia‐teufelsmoor = Utopia Teufelsmoor Geschichten zum Thema »Wie sieht die Teufelsmoorregion im Jahr 2045 aus?«; Dotierung: 1. Preis 500 Eu‐
ro, 2. Preis 250 Euro; einsenden bis zum 30. Juni 2015 [Infos zum Teufelsmoor: http://www.washausen.de/fischerhude/deutsch/teufelsmoor.htm] http://www.autorenwelt.de/verzeichnis/foerderungen/2‐kulturwettbewerb‐„woezer‐see“ = 2. Kulturwettbewerb „Woezer See“ Kurzkrimis zum Thema »Blut ist dicker als (See‐)Wasser ‐ Verbrechen am Woezer See«; Dotierung: 1. Preis 250 Euro, 2. Preis 200 Euro, 3. Preis 150 Euro; einsenden bis zum 20. Juli 2015 [Infos zum Woezer See: http://woezersee.de] Tentakel‐Rundschau Mai 2015 27
Anzeige Die Zeitschrift für AutorInnen: http://www.autorenwelt.de/magazin/aktuelles‐heft
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Das Letzte Frühling das ist jene
herrliche Zeit, in der wir
alle ins Freie eilen, um
endlich etwas frischen
Benzindunst zu atmen.
- Carlo Manzoni -
Zitiert nach E. Tange Der boshafte Zitatenschatz Frankf./M. 2001 (Eichborn) S. 172 Tentakel‐Rundschau Mai 2015 29