Pressemitteilung zur KAB-Veranstaltung in Neuwied-Engers am 1.6.2015 zum Thema: „Krieg im Namen Gottes“ - Gewalt- und Friedenspotenzial in den Religionen Mehr als vierzig Frauen und Männer konnte der Vorsitzende des Ortsverbandes der Katholischen ArbeitnehmerBewegung EngersMülhofen, Günther Salz, zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung über die Frage „Krieg im Namen Gottes?“ begrüßen. Referent des Abends war Pfarrer Johannes Stein, der seit vielen Jahren im christlich-islamischen Dialog engagiert und zur Zeit Bundespräses der Katholischen Arbeit-nehmer-Bewegung Deutschlands ist. Die Frage nach dem Gewalt- und dem Friedenspotenzial der drei so genannten abrahamitischen Religionen, dem Judentum, dem Christentum und dem Islam, bearbeitete Pfr. Stein mit Hilfe eines analytischen und historischen Spannungsbogens, der von den Gründerzeiten der drei Religionen bis heute reichte. Zunächst klärte er, was eine Religion ausmacht: Nämlich eine Gemeinschaft von Glaubenden, die sich in ihrer Haltung und ihren Verhaltensweisen an einem Gott orientieren, sich zu ihm bekennen und ihn auf eine bestimmte Weise verehren. Gemeinsam sei den drei abrahamitischen Religionen, dass sie an einen einzigen Gott glauben. Sie bildeten jedoch unterschiedlich akzentuierte Leitbilder aus: das Judentum die Gerechtigkeit, das Christentum die Liebe und der Islam die Barmherzigkeit. Darüber hinaus beurteilten sie die Person Jesu bezüglich seiner Gottes-Eigenschaft unterschiedlich. Bei allem müsse man bedenken, so Pfr. Stein, dass alle Religions- beziehungsweise Gottes-Begriffe historisch und gesellschaftlich vermittelt seien und im Kontext aufeinander folgender Geschichtsepochen immer wieder Neuinterpretationen unterworfen wurden. Auch die Verehrung eines einzigen Gottes habe sich erst im Laufe einiger Jahrhunderte vor der Geburt Jesu entwickelt. Insbesondere dann, wenn Machthaber begännen um Macht und Einfluss, um Rohstoffe und Land usw. zu ringen, hätten Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen, im wesentlichen beginnend mit den Kreuzzügen bis zu den heutigen Konflikten im Nahen Osten, stattgefunden. Letztere könne man als Spätfolgen des europäischen Imperialismus verstehen. In diesem Zusammenhang sieht Stein die Unterstützung des fundamentalistisch-wahhabitischen Saudi-Arabiens durch den Westens als ein historisches Fehlverhalten an. Heute führe vornehmlich der Hunger der westlichen Mächte und Ökonomien nach dem Rohstoff Öl und ihre Zusammenarbeit mit wechselnden autoritären Regimen zu gewaltförmigen Konflikten, wobei alle Religionen in der Gefahr stünden, für politische oder ökonomische Interessen missbraucht zu werden. In der anschließenden Diskussion ging es insbesondere um die unterschiedlichen Gottes- und Jesus-Begriffe der drei Religionen, ihre Vereinbarkeit mit der menschlichen Vernunft beziehungsweise der Logik, ihre Bekenntnis- und Erkenntnisquellen, um den Begriff des „Heiligen Krieges“ und die Frage, was in der heutigen Situation zu tun sei. Letztere beantwortete Pfr. Stein u.a. damit, dass die Religionsgemeinschaften weniger das Trennende, als das Gemeinsame betonen und den Weg der Gerechtigkeit suchen sollten. Sie sollten sich dafür einzusetzen, dass jeder zu seinem Recht kommt und Ausbeutung und Unterdrückung (u.a. der Frauen) abgeschafft sowie der Drang nach „Immer mehr“ überwunden werde. Ganz praktisch forderte Pfr. Stein, den privaten Konsum - insbesondere ölhaltiger oder -verbrauchender Produkte zu reduzieren und z.B. öfter auf das Auto zu verzichten - vor allem aber, die Kinder zu lehren, Frieden, statt Krieg zu spielen. ------------------- Unser Vorstandsmitglied Helmut Gelhardt hat mit Bezug auf die o.g. Passage, wonach die Religionsgemeinschaften das Gemeinsame, statt des Trennenden betonen sollten, die folgende Anmerkung beigesteuert, die wir den Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten möchten: In Mt 7,21 sagt Jesus: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern, die den Willen tun meines Vaters im Himmel.“ Man kann dieses Zitat Jesu für die Gegenwart auch so interpretieren: Nicht diejenigen, die ihren jeweiligen Glauben, ihre jeweilige Religion und Theologie als den einzig richtigen, ausschließlichen Weg zur Heilung und Rettung der Welt als tauglich ansehen - gelangen zu Gott, sondern diejenigen Menschen, die den 'Willen des Vaters' tun. Den 'Willen des Vaters' können alle Menschen tun, die 'Guten Willens' sind - Juden, Christen, Muslime, Gläubige, Humanisten, Atheisten! Dies ist das entscheidende VERBINDENDE, welches das TRENNENDE zum Wohl der Menschheit überwindet. Das Judentum hat dafür den Begriff des „Tikkun olam“ - Heilung der Welt -. Mit diesem Begriff benennt die jüdische Überlieferung den Erlösungsprozess, in dem der Mensch durch sein ethisches Handeln eine aktive Rolle zum Wohle ALLER spielt. Also - 'Menschen des Guten Willens aller Länder vereinigt Euch!' Neuwied-Engers Günther Salz 8.6.2015 (Der Vorstand der KAB Engers-Mülhofen mit dem Referenten Johannes Stein)
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