Jan von Holleben/Jane Baer-Krause: Wie heißt dein Gott eigentlich mit Nachnamen? Egal zu welchem Thema der Wiener Erzbischof Kardinal Schönborn auf seiner Facebook-Seite Stellung nimmt, mit erschreckender Regelmäßigkeit wird ihm in den Kommentaren dazu vorgeworfen, er würde „Muslime, die das Kreuz verachten und hassen, willkommen und unterstützen“, und überhaupt, „nur ein Freimaurer kann so etwas tun“. Die meist unter vollem Namen veröffentlichten Postings zeigen deutlich, wie für Rassimus und Ressentiments Religion (oder ein Zerrbild davon) als bequemer Vorwand genommen wird. So beängstigend solche in Zeiten der so genannten „Flüchtlingskrise“ sehr häufig getätigten Aussagen sein mögen, eines ist klar – um anderen Religionen mit Respekt und Wertschätzung begegnen zu können, braucht es zunächst einmal Informationen. Die Journalistin Jane Baer-Krause hat mit der Homepage religionen-entdecken.de ein Projekt gestartet, um Kindern solches grundlegende Wissen zu vermitteln – noch vor dem Startschuss 2013 wurde es bereits mit dem SUMA-Award für zukunftsweisende Projekte im Internet ausgezeichnet. In Zusammenarbeit mit dem Fotografen Jan von Holleben legt sie nun sozusagen das Buch zur Website vor und beantwortet Kinderfragen zu den fünf Weltreligionen. Während ja oft gerne über die anderen, aber kaum mit ihnen gesprochen wird, ist hier der Umstand besonders erfreulich, dass auch Expert_innen aus den Religionen selbst konsultiert wurden. Die Fülle der behandelten Themen wird in fünf Kapitel, deren Überschriften jeweils in einer anderen Schriftfarbe gesetzt sind, gegliedert: „Eine Welt und viele Religionen“, „Gott und die Weltseele“, „Den Glauben leben“, „Besondere Orte und Menschen“ und natürlich „Mit dem Tod ist nicht alles vorbei.“ Die Bandbreite der Fragen reicht von ganz konkreten (Muss man in der Moschee etwas Besonderes anziehen? Warum war der Buddha so dick?) bis hin zu sehr spezifischen Fragen von religiöser Praxis und Theorie (Was unterscheidet das Meditieren vom Beten? Wer hat sich das Universum ausgedacht?) Die Position, die dabei eingenommen wird, ist sehr neutral, aber trotzdem getragen von Wertschätzung für jene, die sich den fünf dargestellten Religionen zugehörig fühlen. Die Fotografien unterstreichen und vertiefen die angerissenen Fragen auf erfrischend unpathetische Weise: Kinder verschiedenster Ethnien werden im Gespräch, beim Nachdenken und Lesen gezeigt, religiöse Symbole nur sehr zurückgenommen eingesetzt. Von Hollebens sehr spezifische Art, Kinder vor verschiedensten Hintergründen und mit unterschiedlichen Requisiten zu inszenieren, eröffnet auch im thematischen Kontext dieses Buches interessante Blickwinkel. Sowohl für Kinder, deren Interesse an anderen Religionen bei der Kommunionvorbereitung oder im Religionsunterricht bereits geweckt wurde, als auch für Einsteiger_innen in die Thematik eine ansprechend gestaltete und gut zugängliche Fundgrube – voller Respekt für alle, die glauben, aber auch die, die nicht glauben: „Einen Sinn oder eine Aufgabe braucht jeder, um glücklich und zufrieden leben zu können. Ob Religion dabei eine Rolle spielt, muss jeder selbst für sich entscheiden.“ Kathrin Wexberg
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